Weihnachtszauber von Finvara ================================================================================ Kapitel 1: Weihnachtszauber --------------------------- Weihnachten. Es war Weihnachten. Und wieder stand Hannah Abbott am Grab ihrer Eltern. Sie hatte sich vorgenommen, dieses Jahr endlich mit Neville zu feiern. Schließlich fragte dieser schon seit Jahren, ob sie nicht ihn und Großmutter Augusta besuchen wollte. Als die Einladung kam, hatte sie zugesagt. Sie war voller Stolz gewesen, dass sie es geschafft hatte. Sie hatte sich gefreut auf gemütliche Weihnachten mit einem Baum, Musik und viel Gelächter. Doch am Abend vor heilig Abend hatte sie Neville eine Eule geschickt, mit der fadenscheinigen Ausrede es sei was wichtiges dazwischen gekommen. Sie wusste nicht, ob Neville es ihr glaubte. Aber es war ihr egal. Einzig wichtig war, das sie Weihnachten mit ihrer Familie verbrachte. Sie hatte das eingeschneite Grab freigeschaufelt. Auf dem weißen, schlichten Stein standen nur die Namen ihrer Eltern. Linda und Michael Abbott. Sie hatte kein Datum drunter gesetzt, weil niemand das genaue Datum wusste. Sie mussten schon länger in ihrem Kinderzimmer gelegen haben. Linda war schwanger gewesen. Hannah liefen Tränen über die kalten, roten Wangen. Sie schluchzte und drückte die sorgsam eingepackten Geschenke für ihre Eltern und ihr Geschwister an ihre Brust. Jedes Jahr brachte sie ihnen Geschenke. Sie fühlte sich besser, wenn sie ihnen etwas mitbrachte. Es gab ihr das Gefühl nicht ganz untätig zu sein. Es half ihr, sie nicht zu vergessen. Sie hatte sich mit ihren Eltern gestritten, als sie heilig Abend das letzte Mal zusammen verbracht hatten. Hannah wollte lieber Justin besuchen, doch sie durfte nicht. Weihnachten war das Familienfest. Sie war bockig gewesen und hatte sich drei Tage nicht blicken lassen. Sie war schließlich kein kleines Kind und konnte selbst entscheiden, was sie wollte! Am Ende war ihr schlechtes Gewissen unerträglich groß und sie feierten zusammen, allerdings drei Tage später. Es war wunderschön. Sie sangen, lachte, spielten. All das schreckliche, was schon draußen geschah, war für diese Paar Stunden nicht mehr wesentlich. Deshalb wollte Hannah das nächste Weihnachten unvergesslich machen. Doch dazu kam es nie. Ihre Eltern wurden getötet. Weihnachten schaffte sie es, dem Todesser zu verzeihen. Denn wer wusste, ob er es nicht tat um die eigene Familie zu retten? Sie hockte sich vor das Grab und legte die Geschenke auf die kalte Erde. Ein Buch für Michael, einen Schal für Linda und ein Bauklötze für ihr Geschwisterchen. Traurig sah sie auf die Geschenke und ein kalter Schauer lief ihr über den Rücken. Sie hatten früher immer ein Lied gesungen, doch sie kannte nur noch ein Zeile, welche sie nun leise, mit zittriger Stimme sang: „ Oh that this evening can be a holy nightLet's cozy on up by the fireplace and dim those Christmas lights“, immer und immer wieder sang sie diese Zeile. Sie verlor das Zeitgefühl und durchlebte all die wunderschönen Weihnachtsfeste noch einmal. Wie sehr wünschte sie sich in diese unbeschwerte Zeit zurück. „ So please just fall in love with me, this ChristmasThere's nothing else that you will need, this Christmas Won't be wrapped under a tree, I want something that lasts forever, so kiss me on this cold December night, beendete eine dunkle, männliche Stimme ihre zittrig zuende gesungene Liedzeile. Jemand legte ihr einen Umhang um die Schultern. Als Hannah den Kopf drehte, sah sie Neville, der sich neben sie gehockt hatte und drei Kerzen auf das Grab stellte. Sie lächelte unter Tränen. „Neville, wieso? Woher?“, fragte sie leise. „Weil ich dich kenne, Hannah.“, schweigend blieben sie an dem Grab in dieser kalten Dezembernacht stehen und sahen zu, wie der Kerzen herunter brannten. Als die letzte Flamme erloschen war, brach Neville das Schweigen: „Komm, Omi und meine Eltern warten im St. Mungo auf dich. Sie sind schließlich auch deine Familie.“ Hannah blickte auf das Grab. Sie war noch nicht bereit, glaubte sie. Neville griff ihre Hand und wollte sie wegziehen. Doch sie konnte noch nicht gehen. Sie wollte noch nicht gehen. Dies war ihre Familie! Niemand konnte heute ohne seine Familie sein. so kiss me on this cold December night hörte sie Michaelund Linda die aus der Küche wirbelte und ihren geliebten Mann auf die Lippen küsste. Hannah hatte sich immer gewünscht, dass jemand das für sie sang, den sie küssen konnte. Jetzt hatte sie diesen Jemand. Mit Tränen in den Augen schmiss sie sich in Nevilles Arme und küsste ihn auf die Lippen. Er erwiderte den warmen, liebevollen, nach Weihnachtszauber schmeckenden Kuss. „Lass uns zu unserer Familie gehen, Neville.“   Just fall in love with me, this Christmas There's nothing else that we will need, this Christmas Won't be wrapped under a tree, I want something that lasts forever, cos I don't wanna be alone tonight   Auf der geschlossenen Station herrschte trotz der späten Stunde immer noch gute Laune und viel Lärm. Als die beiden verspäteten Personen den Raum betraten, wurden sie herzlich von Augusta umarmt. „Schön, dass du endlich mal ein Weihnachten mit uns verbringen kannst, Herzchen“. Hannah lächelte fröhlich Augusta zu, obwohl ihre Augen immer noch rot vom Weinen waren. „Danke, ich freue mich auch!“ Sie sah sich um. Im Raum stand ein großer, geschmückter Baum, überall hingen Mistelzweige und künstlicher Schnee fiel von der Decke. Hannah erkannte Gilderoy Lockhardt, einen ihrer früheren Lehrer wieder, der mit einer Dame eine Schneeballschlacht veranstaltete. Drei Kinder bauten einen Schneemann. Sie alle lachten und wirkten glücklich. Als wüssten sie gar nichts von ihrem eigenem Unglück. Bei dem Anblick der Kinder, obwohl Hannah nicht wusste, welches Leiden sie hier her gebracht hatte, zog sich ihr Herz zusammen. Noch immer sah man überall die Folgen des Krieges. Doch Neville ließ ihr keine Zeit nachdenklich zu werden, sondern zog sie durch den Raum. Während Augusta bei den Kindern blieb, sah Hannah sich zwei Menschen gegenüber, die sich Fotos ansahen, von Neville und immer wieder auf ihn zeigten. Sie sahen stolz und glücklich aus. Doch was auffiel, war dass es nur Babyfotos waren. „Hannah, das ist meine Mutter, Alice und mein Vater Frank. Mama, Papa“, er zog ihre Aufmerksamkeit auf sich. „Ja, Neville?“, fragte Frank, während Alice entrückt lächelte. „Das ist Hannah Abbott, meine Freundin.“ „Oh“, machte Alice, „das ist aber schön, dass unser kleiner Junge eine Freundin gefunden hat. Nur warum haben wir keine Bilder von ihr?“ Wortlos setzte sich Hannah zwischen die beiden . Neville blieb stehen. Es musste ihn virl überwindung gekostet haben, sie hier herzubringen. „Ich hab ihn erst später kennen gelernt, Mrs. Longbottom, in der Schule.“ „Hast du ein Foto von dir?“, fragte Alice. „Nein, aber wenn sie wollen, bringe ich Ihnen eins mit, wenn ich das nächste Mal komme.“ „Gerne. Aber es erstaunt mich, dass mein kleiner Junge eine so große Freundin hat, nicht war Frank?“ „Ja, Alice du hast recht.“ Hannah griff nach Nevilles Hand. Nicht nur er verbrachte schwere Weihnachten. Aber gemeinsam würde es schöne Weihnachten werden. Neville setzte sich ihr gegenüber und gemeinsam lauschten sie den Erinnerungen von Alice und Frank. Es war eine traurige, schöne, schmerzhafte, verzauberte Weihnachtsnacht. Am frühen morgen, als die fröhliche Pflegerin sie nach Hause schickte, schenkte Alice jedem von ihnen einen wunderschönen aus Bonbonpapier gefalteten Stern. Und Celestina Warbeck sang:   When the world is ever changing Like a candle in the dark There's a source of inspiration in the air Let the magic dry your tears and heal your heart wonderful dream of love and peace for everyone Of living our lives in perfect harmony A wonderful dream of joy and fun for everyone To celebrate a life where all are free   Hannah fühlte ganz deutlich, wie ihre Familie bei ihr war und sie nie verlassen würde. Selbst wenn sie Weihnachten nicht an dem Grab verbrachte, sondern ein fröhliches Fest verbrachte. Etwas anderes hätten ihre Eltern nie gewollt. Sie wollten nur, dass ihre lebendige Tochter glücklich war an Weihnachten, dem Fest der Familie. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)