Zuckerschnecke von Niekas ================================================================================ Kapitel 5: Gruselgeschichten über Meerschweinchen, oder: Randale! ----------------------------------------------------------------- Tür zu kleinen, flauschigen Säugetieren und großen, gefährlichen Reptilien „...diese Tiere sind ebenfalls gefährlich!“ „Aber sie sehen doch sehr niedlich aus“, wagte Lili zu sagen und betrachtete die drei Meerschweinchen, die in ihrem Käfig saßen und einträchtig an einem Salatblatt mümmelten. „An sich schon“, sagte Basch ernst. „Aber wehe, wenn ein Fremder zu dir kommt und behauptet, er habe ein paar sehr niedliche Tiere zu Hause! Du darfst auf gar keinen Fall mit ihm gehen!“ „Das weiß ich doch, Bruderherz. Ich würde niemals auf diesen alten Trick hereinfallen.“ „Was sind die zwei denn für Vögel?“, fragte Matt belustigt. Matthew antwortete nicht, sondern nutzte die Tatsache, dass Basch und Lili ihn noch nicht bemerkt hatten, um sich gründlich umzusehen. Die beiden standen vor den Käfigen mit Kleintieren, und Basch war ganz in seinem Element dabei, Ermahnungen und Ratschläge zu verteilen. Lili hielt eine Taschenlampe, allerdings eine recht große. Die Meerschweinchen waren niedlich, dachte Matthew, weiß und flauschig. Ein wenig erinnerten sie ihn an Kumajirou. Ob es hier wohl auch Eisbären gab? „Sicher nicht. Die Viecher sind doch viel zu groß.“ „Kumadoki nicht“, murmelte Matthew. „Du brauchst eigentlich gar nicht mit mir zu sprechen. Ich weiß sowieso, was du denkst.“ „Aber das ist mir unangenehm! Kannst du das nicht verstehen?“ „Hey“, sagte Matt plötzlich. „Du könntest ruhig mal ein wenig Rücksicht darauf nehmen, dass...“ „Verdammt, sieh gefälligst nach vorne! Siehst du das?“ Verwirrt betrachtete Matthew Basch, der immer noch über die Gefährlichkeit der Meerschweinchen referierte, und Lili, die ihm gehorsam zuhörte. „Was denn?“ „Das große Terrarium rechts von ihnen!“ An dieser Stelle grenzten offenbar die Abteilung mit den Säugetieren und die mit den Reptilien aneinander. Direkt hinter Basch befand sich ein großes Terrarium, in das ein hoher Kratzbaum für Katzen hinein gestürzt war und das Glas zerschlagen hatte (wie in aller Welt hatte sich das zugetragen?). Durch das Loch erhob sich der Kopf einer bräunlichen Schlange, die aussah, als würde sie sich von dem Schock über die Zerstörung ihres Heimes gerade erst erholen. Sie züngelte in die Luft und beäugte unbemerkt Baschs Rücken. „Basch!“, rief Matthew, bemerkte aber, dass seine Stimme viel zu leise war. Weder Basch noch Lili sahen auf. Die Schlange sah sich um, reckte sich nach vorn und ließ sich langsam aus ihrem Gefängnis gleiten. „Was zum Teufel soll das?!“ Matthew riss die Augen auf. Vor sich sah er seine Hände, die den Hockeyschläger umklammerten – ja, tatsächlich seine Hände. Die Taschenlampe dagegen rollte auf dem Boden herum, wann hatte er sie fallen gelassen? Am vorderen Teil des Schlägers klebte irgendetwas Weißes. Hinter dem Glas des Terrariums rechts von sich erkannte er die Schlange, die verdattert und verdreht wirkte. Sie rappelte sich gerade auf und schlängelte sich in eine Höhle hinter einem großen Stein. Aus irgendeinem Grund hatte Matthew das Gefühl, in seinem Gedächtnis klaffe eine Lücke von mehreren Sekunden. „Genau richtig geraten, Kleiner.“ „Ich verlange eine Erklärung!“ Matthew fuhr zusammen, als Basch sich sich wütend vor ihm aufbaute und die Hände in die Hüften stemmte. Lili stand hinter ihm und verfolgte die Geschehnisse mit großen Augen. „Ich... i-ich weiß nicht“, stotterte Matthew. „Was ist denn passiert?“ „Was passiert ist? Du bist gerade wie ein Irrer mit diesem Hockeyschläger auf uns zugerannt, hast gebrüllt und dann dieser Schlange derart eins übergezogen, dass sie gegen die Wand geflogen ist! Das ist doch Tierquälerei! Was zum Teufel sollte das?“ „Es tut mir Leid“, flüsterte Matthew und zog den Hockeyschläger an sich. „Es... kommt nicht wieder vor...“ Hastig bückte er sich und hob er die Taschenlampe auf. Dann wandte er Basch, der ihm wütend nachsah, und Lili, die eher verstört wirkte, den Rücken zu und ging. Seine Knie zitterten. Matt sagte kein Wort, bevor sie um eine Ecke bogen und außer Sicht waren. „Was sollte das?“, heulte Matthew auf. „Was hast du gemacht?“ „Hey, tut mir ja Leid. Aber es war ein Notfall.“ „Wieso Notfall? Du hättest... du hättest einfach rufen können! Basch hätte sich selbst zu helfen gewusst! Es gab wirklich keinen Grund, so auf das arme Tier loszugehen!“ „Ich habe mir Sorgen um ihn gemacht“, erwiderte Matt eingeschnappt. „Er ist doch so ein verfluchter Pazifist, der niemandem ein Haar krümmen kann. Und seine sogenannte Schwester hätte ihm ja auch nicht geholfen... so ein kleines Biest, wie sie ist.“ „Biest?“, wiederholte Matthew fassungslos. „Klar! Weißt du, was sie gesagt hat, als der Vorschlag kam, den Weihnachtsmann zur Strecke zu bringen? Sie hat gesagt, sie könnte den alten Mann sowieso nicht leiden, und wollte unbedingt mitmachen! Ihr Bruder konnte sie nur mit Mühe davon abhalten. Ich sagte ja, verdammter Pazifist.“ „Ich weiß ja nicht, von wem du redest, aber Basch und Lili sind es nicht!“ „Ihre Namen kann ich mir nicht merken“, gab Matt zu. „Ich kann mir kaum Namen merken.“ Matthew lachte zittrig. „Aber meinen?“ „Klar, den schon. Du bist was Besonderes.“ „Vielleicht wäre es mir lieber, wenn ich das nicht wäre“, murmelte Matthew und ließ den Kopf hängen. „Ich will nach Hause.“ „Hey! Kinn hoch, Brust raus und bereit machen für eine spontane Planänderung. Ich glaube, die Spur von Alfred und diesem Ding haben wir verloren. Die Sache mit dem Terrarium ging sicher auf das Konto von unserem Randalierer, aber davon abgesehen habe ich keine Zerstörungen mehr bemerkt, und du auch nicht. Wir machen jetzt also dasselbe wie unsere Katzenfreunde und versuchen, erst einmal hier heraus zu kommen, bevor wir ebenfalls von Schlangen angefallen werden. Danach sehen wir weiter.“ „Also gut. Aber tu das nie wieder! Ich meine, einfach so die Kontrolle zu übernehmen... sonst...“ „...sonst was?“, fragte Matt ehrlich interessiert. Matthew seufzte leise. „Sonst werde ich noch komplett verrückt.“ „Keine Sorge. Ich verspreche hoch und heilig, es nie wieder zu tun... außer, um dir den Arsch zu retten.“ „Das ist alles, was ich verlangen kann, oder?“ „Ganz genau.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)