Mein Held von --kiba-- ================================================================================ Kapitel 15: 15. Kapitel ----------------------- Das Leben kann so schön sein. Die Sonne steht hoch am Himmel, wirft ihre hellen Strahlen auf mich herab und wärmt meine Haut. Der Wind weht lau durch meine Haare und verteilt den Duft des Kaffees in der Luft der mir angenehm in die Nase steigt. Es ist früher Nachmittag, ich sitze auf meinem Balkon und wenn ich die ganzen Probleme verdränge die mein Gemüt belasten, könnte man fast von Harmonie sprechen. Bis vor einer halben Stunde habe ich noch geschlafen, selbst für meine Verhältnisse ist das lang. Aber im Schlaf kann man nicht nachdenken, vielleicht war das der Grund, den mein Körper hatte um nicht aufzuwachen. Jetzt sitze ich hier und beobachte zwei Vögel, die sich seit einigen Minuten jagen. Ob sie auch so etwas wie spielen kennen? Fangen, Verstecken. Spiele aus der Kindheit eben. Für einen Moment schleicht sich ein Lächeln auf meine Lippen während meine Augen den zwei kleinen Punkten am Himmel hinterhersehen. Als sie meinen Blickwinkel verlassen senke ich den Kopf und sehe neben mir auf den leeren Stuhl. Es könnte so schön sein. Wenn Leon neben mir säße nach einer gemeinsamen Nacht und einem wahrscheinlich wunderbaren Abend und mit mir den ersten Kaffee des Tages trinken würde. Oder Tobi und ich uns nach einer durch zechten Nacht ein letztes Bier auf dem Balkon genehmigen bevor wir uns zusammen ins Bett werfen und bis Abends schlafen. Und wenn wir aufwachen wird zum Frühstück eine große Pizza bestellt die wir auf der Couch zusammen vertilgen und dabei die grandiose Nacht Revue passieren lassen und gleichzeitig die nächste planen. Ich ziehe die Brauen zusammen und seufze leise. Nüchtern betrachtet habe ich viele Fehler gemacht. Sehr viele. Und jetzt muss ich zusehen, dass ich jeden einzelnen wieder geradebiege. Ich muss das Chaos hinter mir aufräumen und versuchen zu retten, was zu retten ist. Zuerst hat mein bester Freund eine Entschuldigung verdient. Ob er mit Leon in der Kiste war oder nicht, es hätte mich nicht stören dürfen. Ich habe ihm quasi meine Erlaubnis gegeben und kann ihm nicht vorwerfen, meine Gefühle nicht erkannt zu haben. Das geht auf mein Konto. Woher sollte er auch wissen, wie stark ich für Leon empfinde? Das wusste ja nicht einmal ich zu dem Zeitpunkt. Und das mit Leon, das werde ich beenden wenn man das so überhaupt sagen kann. Ich will mich wegen eines Mannes nicht dermaßen verändern, dass ich jedem vor den Kopf stoße und selbst meinen besten Freund dazu bringe mir eine zu pfeffern. Das ist inakzeptabel. Ich mag mich selbst gerade nicht und das will und muss ich ändern. Ich hoffe nur, dass Tobi mit mir sprechen wird. Dass er mir eine Chance gibt mich zu erklären weshalb die Situation so eskaliert ist. Doch jetzt möchte ich nur meinen Kaffee trinken und mir einen Moment der Ruhe gönnen. Über das Gespräch kann ich mir auch in einer Stunde Gedanken machen wenn ich auf dem Weg zu ihm bin. Eine ganze Stunde ist es nicht geworden. Nach einer zweiten Tasse Kaffee, einer heißen Dusche und einem missglücktem Versuch etwas zu essen, bin ich schon nach vierzig Minuten unten auf der Straße und gehe den mir sehr gut bekannten Weg zu Tobis Wohnung. Ob er zuhause ist weiß ich nicht. Und schreiben wollte ich ihm nicht. Zu Fuß dauert es nur zwanzig Minuten von meiner zu seiner Wohnung, mit dem Bus sind es zwei Stationen. Aber den nehme ich für diese kleine Strecke nie und Bewegung habe ich gerade sehr nötig. Es zeigt mir, dass zumindest mein Körper noch funktioniert, wenn mein Kopf schon nicht mitmachen will. Viel zu schnell vergeht die Zeit und plötzlich stehe ich an der Haustür, vor der ich so viel Angst habe. Weil ich nicht weiß, was mich hinter ihr erwartet. Wie immer ist sie nur angelehnt und für mich kein Hindernis ins Haus zu gelangen. Ich gehe in den ersten Stock und steure Tobis Wohnungstür an, doch ich klingle nicht. Innerhalb von Sekunden schlägt mir das Herz bis zum Hals und mein Magen zieht sich zusammen. Was, wenn er nicht reden will? Wenn er meinen Anblick nicht mal ertragen kann? Wenn ich ihn zu sehr getroffen habe? Für mich steht so viel auf dem Spiel, dass ich mir das nicht mal vorstellen kann. Aber es muss sich etwas ändern und dafür bin ich hier. Ich muss endlich Verantwortung übernehmen. Zwar entschlossen, aber längst nicht überzeugt betätige ich die Klingel und schließe kurz die Augen. Atmen Joshua.. Die Tür wird in dem Moment geöffnet, als ich die Augen wieder öffne und Tobi direkt gegenüberstehe. Ich bin wie versteinert. Er scheint erst überrascht zu sein mich zu sehen. Dann verändern sich seine Gesichtszüge und ich erkenne, dass er sauer wird. Ohne ein Wort dreht er sich um und geht zurück in seine Wohnung. Dass er die Tür offen lässt bedeutet wohl, dass ich rein darf. Zögernd betrete ich die Wohnung und schließe fast lautlos die Tür. Im Wohnzimmer angekommen bleibe ich noch im Türrahmen stehen und beobachte Tobi, der am Fenster steht und heraus starrt. Er würdigt mich keines Blickes. Und das tut mehr weh als tausend Worte. Ich glaube, so schlimm stand es noch nie um uns. Unsicher, was ich jetzt tun soll, trete ich von einem Fuß auf den anderen und nehme den Blick von ihm. Stattdessen starre ich auf den Boden vor mir. Die Stille macht mich fertig. „Tobi, ich..“ fange ich leise an und werde augenblicklich unterbrochen. „Nein Josh, du sagst jetzt nichts.“ faucht Tobi und dreht sich endlich zu mir um. Vielleicht geht es ihm wie mir und er musste erst die richtigen Worte finden. Wütend funkeln mich seine Augen an. Ich fühle mich sehr klein. „Bevor wir das klären will ich mich für die Ohrfeige entschuldigen. Allerdings ist das auch das einzige, was ich bereue.“ zischt er mir entgegen. Für eine Entschuldigung klingt das zwar nicht gerade nett und glaubwürdig aber das behalte ich für mich. Ich kann es ja verstehen. Immerhin hat er die Courage Fehler einzugestehen und nicht wie ich einfach zu übergehen. Durch den scharfen Ton habe ich unbewusst meine Schultern hochgezogen und meine Hände zu Fäusten geballt. Ich bin verkrampft und angespannt. Nachdem niemand von uns die nächste Minute etwas sagt, schnaubt Tobi und verschränkt die Arme vor der Brust. „Ich kann das alles echt nicht glauben Josh..ich mein, wie lange kennen wir uns?“ fragt er fassungslos und kommt einen Schritt auf mich zu. Ich bin immer noch nicht in der Lage mich zu rühren. „Seit wann hältst du mich für so ein Arschloch?“ Aggressiv klingt er nicht mehr, dafür jetzt enttäuscht. Dieser Ton trifft mich mehr als der davor. Ich schüttle den Kopf. Ich halte ihn nicht für ein Arschloch oder ähnliches. Er war immer schon das Wichtigste in meinem Leben. Der Mensch, der für mich da war und mich in allem unterstützt hat. Sei es in der Liebe, dem Job oder was es auch gibt. Tobi war mein Fels. Mein Kopfschütteln reicht ihm anscheinend nicht denn er kommt wieder zwei Schritte auf mich zu und steht nun direkt vor mir. Seine Hände greifen nach meinen Armen die immer noch kerzengerade an meinem Körper herunter hängen. „Was nein? Du weißt nicht mehr, seit wann ich ein Arschloch bin?“ fragt er als ob er die Antwort schon kennt und spricht weiter. „..hör endlich auf das alles in dich rein zu fressen und sprich mit mir! Damit hattest du doch sonst auch nie Probleme.“ er schüttelt mich leicht und bringt mich dazu aufzusehen. In seine grünen Augen, die mich traurig mustern und langsam verschwimmen durch die Tränen, die sich in meinen sammeln. „..da wusste ich aber auch noch, dass ich dich habe..“ sage ich kaum hörbar und presse meine Lippen aufeinander die zu zittern beginnen. Tobi ist zum greifen nah und fühlt sich doch so weit weg an. Etwas fehlt in mir. Seine Finger krallen sich in meine Arme und ziehen mich etwas zu sich heran. „Aber ich bin doch hier Josh. Ich bin hier und will dir helfen. Warum machst du es dir immer nur so schwer?“ fragt Tobi und nimmt mich endlich in den Arm. Dicke Tränen laufen über meine Wangen und versiegen in seinem Shirt. Womit habe ich nur so einen Freund verdient? Der, obwohl ihm wehgetan wurde, anderen helfen will und sie tröstet. Der bedingungslos für mich da ist, wie bescheuert ich mich auch aufführe. Meine Augen schließen sich wie von allein als seine Wärme mich erreicht und ich ein wenig entspanne. Unfähig mich zu bewegen verharre ich so einen langen Moment und lege erst später langsam meine Arme um Tobis Taille. Er erwidert meine Umarmung indem er mich fester an sich drückt. „Tu mir das nie wieder an..“ flüstert er und küsst mein Ohr. Er muss sich genauso beschissen gefühlt haben wie ich. Nickend streichle ich über seinen Rücken. „Es tut mir Leid..“ sind die einzigen Worte, die ich von meiner einstudierten Entschuldigung herausbekomme. Dabei habe ich mir die Sätze genau zurechtgelegt und immer wieder vor mich her gesagt in Gedanken. Mein Ohr wird ein zweites Mal geküsst bevor sich Tobi ganz von mir löst und mich zur Couch zieht auf der wir Platz nehmen. Traurig lächelnd streichelt er mir über meinen Oberschenkel. „Können wir jetzt bitte reden?“ bittet er und erhält wieder nur ein Nicken von mir. Seine Züge entspannen sich etwas. „Gut, dann mache ich es dir leicht und fange an.“ sagt er aufmunternd lächelnd und sucht mit seiner Hand nach meiner die er zärtlich drückt. Ich habe diesen Menschen nicht verdient. So viel Liebe in einer Person findet man nur einmal im Leben. „Ich weiß, dass du gestern mit Leon geschlafen hast und auf einmal weg warst. Und ich denke, dass ich daran Schuld bin.“ sagt er und tatsächlich reagiere ich darauf und sehe ihn verwundert an. „Da Leon keine Nachricht auf dem AB hatte, geh ich davon aus, dass du sie gehört hast. Naja, und gelöscht..“ Woher Tobi das alles weiß ist mir Rätsel bis es klick macht und ich verstehe. Die Beiden waren gestern zusammen im Club, da muss Leon ihn aufgeklärt haben. Laut der Nachricht wollten sie sich ja gestern treffen. Ich nicke. „Okay. Vielleicht hätte ich das auch in den falschen Hals bekommen an deiner Stelle..aber was ich dir übel nehme ist, dass du nicht zu mir gekommen bist.“ er löst seine Hand von meiner und streichelt mir über die Wange. Dabei beugt er sich etwas vor zu mir und sieht mir in die Augen. „..Josh, ich würde dir so was doch nie antun..warum bist du nicht zu mir gekommen und hast mich gefragt was war? Ich hätte dir alles erklären können.“ flehend und verzweifelnd verengen sich seine Augen. Ich habe ihn mit meinem Verhalten sehr verletzt und das tut mir unendlich Leid. Das war nie meine Absicht. Und um das endlich auch mal laut zu sagen atme ich tief durch und räuspre mich. „Ich konnte nicht..“ beginne ich und frage mich, weshalb ich so müde klinge. Vielleicht vom vielen Heulen oder Nachdenken. „..ich hatte Angst vor der Antwort. Und ich war sauer. Aber nicht direkt auf dich..jedenfalls später nicht mehr.“ sage ich leise und verfluche mein Hirn. Zuhause hat sich das doch so gut angehört was ich mir zurecht gelegt habe. Ein tiefer Atemzug holt mich etwas runter und beruhigt. „Ich habe deine Nachricht gehört und da ist irgendwas in mir durchgebrannt.“ ich schüttle den Kopf über mich selbst. „ich war so glücklich und auf einmal war da gar nichts mehr.“ Meine Stimme festigt sich. „Du weißt, dass ich nicht einer bin, der stundenlang über seine Gefühle reden kann. So bin ich einfach nicht. Ich dachte, du hast das irgendwie mitbekommen, dass Leon..mehr für mich ist.“ Ich zucke mit den Schultern weil ich nicht weiß, wie ich das ausdrücken soll ohne mich als Softie zu outen. Ergeben lasse ich die Schultern hängen. „Es ist alles meine Schuld.“ gestehe ich und werde immer müder. „Ja, das ist es.“ stimmt Tobi zu und lächelt dennoch. „Du hast immer eine große Klappe aber wenn es darum geht..“ er pikst mir in die Brust, genau dorthin wo mein Herz sitzt. „..dann bist du ein naiver Trottel.“ er zwinkert mir zu um seinen Worten das Gemeine zu nehmen. „Das war damals bei Jonathan schon so und das wird sich wohl nie ändern. Aber das ist okay. Ich kenne dich, und ich weiß, was in dir vorgeht.“ warm tupft er mir einen Kuss auf die Nasenspitze, sieht mir dabei in die Augen und bleibt so nah vor meinem Gesicht stehen. „Aber Leon weiß das nicht. Und das solltest du ihm erklären.“ sagt Tobi ernster und setzt sich wieder aufrecht hin. Ja, Leon kennt mich nicht so gut. Er weiß nicht wie ich mit Gefühlen umgehe und kann nur das beurteilen, was ich tue und sage. Und das war in den letzten Wochen entweder ziemlich widersprüchlich oder gemein. „Aber vorher werde ich dir erklären, warum ich überhaupt bei Leon angerufen habe.“ Ich horche auf. Endlich erfahre ich den Ursprung dieses Desasters. Tobi atmet tief ein. Für ihn ist das wohl auch nicht leicht. „Ich dachte, ich fühl dem guten Leon ein bisschen auf den Zahn um herauszufinden was er eigentlich will. Von dir und so..“ er wedelt mit einer Hand in der Luft herum. „..naja, das ist halt etwas aus dem Ruder gelaufen und ich hab mich blamiert..und das war mir so peinlich, dass ich nicht wollte, dass du das erfährst.“ Tobis Wangen bekommen eine niedliche Röte. „Was hast du gemacht?“ frage ich forschend und sogar ein wenig amüsiert. Er zögert und senkt den Kopf. „Als Leon mit Kaffee aus der Küche zurück kam saß ich nackt auf seiner Couch.“ antwortet er und mir fallen fast die Augen aus dem Kopf. Mein Mund steht offen und ich starre meinen besten Freund ungläubig an. „Bitte was?!“ frage ich schockiert nach und kann ihm ansehen, wie sehr er sich dafür schämt. „Mann, ich wollte doch nur sehen, ob er darauf anspringt! Dann hätte ich gleich gewusst, dass er mit dir nichts ernstes will!“ wehrt er sich und verstummt als ich plötzlich anfange laut zu lachen. Ich kann mich gar nicht mehr beruhigen, als ich mir vorstelle wie Leon den nackten Tobi auf seiner Couch vorfindet. Wie kommt man auf so eine Scheiße? Tobi zieht einen Schmollmund und findet es scheinbar gar nicht so witzig. „Hör auf zu lachen Josh, das war mega peinlich!“ zetert er und schubst mich leicht nach hinten. Ich gebe mir große Mühe wieder einigermaßen normal zu atmen und wische mir ein Tränchen aus dem Auge. „Und das ist alles?“ frage ich nach und kann nicht glauben, dass ich wegen so einer Aktion so vieles aufs Spiel gesetzt habe. Trotzig zieht Tobi die Schultern hoch und verschränkt seine Arme. „Ich finde, dass das völlig reicht. Ich wollte im Erdboden versinken als er mir meine Sachen gegeben hat und mich bat, sie wieder anzuziehen.“ Der arme Tobi. So eine Reaktion hat er bestimmt noch nie im Leben erhalten. Die meisten sind immer sehr dankbar für jedes Kleidungsstück, das nicht seinen Körper bedeckt. „Was ich vielleicht noch sagen muss..“ redet er weiter und wird etwas kleinlauter. „..ich hab ihn geküsst.“ Gut, das hätte er früher sagen können, denn dann hätte ich nicht mehr so gelacht. Danach ist mir auf einmal nicht mehr. Und so schaue ich ihn auch an. Abwehrend hebt er die Hände. „Nein, nicht wie du denkst. Da war nichts! Er hat nicht mal mitgemacht oder so. Er hat sich geschmeichelt gefühlt, aber mir klar gemacht, dass er das nicht will. Wir haben nur noch eine Weile geredet. Dann bin ich nach Hause gefahren.“ schließt er seinen Report und sieht abwartend zu mir. „Kommt da noch was?“ frage ich und freue mich lieber nicht zu früh. Er schüttelt den Kopf. „Gut. Dann möchte ich ab jetzt nie wieder darüber reden. Ich will nur, dass alles wie früher ist..“ bitte ich und werde bejahend von zwei Armen begrüßt die sich um mich schließen. Lächelnd gehe ich auf die Umarmung ein und wiege meinen besten Freund mit mir zusammen. „Ich liebe dich Hasi..“ flüstert Tobi und quietscht ausgelassen als ich es mit einem leisen „ich dich auch Großer..“ erwidre. Ich habe meinen besten Freund wieder. Meine bessere Hälfte, meinen Komplizen und Berater in allen Lebenslagen. Meinen Tobi. Als wir uns nach schier endloser Zeit voneinander lösen sehen wir beide glücklich aus. Erleichtert, diesen Sturm überstanden zu haben und bereit der Sonne entgegenzutreten. Ich lächle auch noch als Tobi das Wohnzimmer verlässt und kurz darauf mit zwei Bierflaschen zurückkommt. Dankbar nehme ich eine entgegen und lasse die kühle Flüssigkeit meine Kehle herunterlaufen. Das tut gut. „Und was wird jetzt aus Leon?“ fragt Tobi und unterbricht so die stille Harmonie. Mein Lächeln wird traurig als ich mich selbst sprechen höre. „Nichts. Ich werde ihn nicht mehr sehen.“ antworte ich und spüre wie die wenigen Worte mein Herz spalten. Fassungslos sieht mich Tobi an. „Aber wir haben doch alles geklärt.“ entgegnet er, doch ich schüttle den Kopf. „Tobi, du siehst doch, was das alles aus mir macht. Und ich will das nicht. Es ist das beste, wenn ich ihn abhake.“ Das ist, auch wenn es weh tut, die Wahrheit. Aus mir ist ein totaler Volltrottel geworden, der sich mit seinem besten Freund streitet und sich nicht mehr unter Kontrolle hat. Niemand ist es wert, das alles auf sich zu nehmen. Davon bin ich überzeugt. „Dann machst du Schluss?“ fragt er enttäuscht. Ich nicke. „Wir waren ja nie wirklich zusammen.“ antworte ich. „Sehr schade Josh..“ kommentiert er. „Rufst du ihn an und sagst es ihm oder gehst du zu ihm?“ „Ich mache gar nichts. Sehen will ich ihn nicht und seine Nummer habe ich nicht.“ gestehe ich und finde mich damit ab feige zu wirken. „Du hast nicht mal seine Nummer?“ fragt Tobi leicht entsetzt und schüttelt den Kopf. Nein, ich habe nicht mal seine Nummer. Weil ich Leon nur gezeigt hätte, dass ich Interesse habe wenn ich danach frage. Und weil ich mich dann meinen Gefühlen hätte stellen müssen. „Das ist aber feige..meinst du nicht, du bist es ihm schuldig?“ Tobi scheint von meinem Verhalten enttäuscht zu sein. Schon wieder. Da kommt mir seine Nachricht in den Sinn. „Du hast doch seine Nummer.“ fällt mir ein. So kann ich Tobi beruhigen, mein schlechtes Gewissen erleichtern und Leon könnte mit mir abschließen. Ich könnte ihm am Telefon erklären, dass ich für mich beschlossen habe, die Beziehung zu ihm zu beenden und auch keinen weiteren Kontakt wünsche. Dann könnten wir beide es als großen Fehler verbuchen und unser gewohntes Leben leben. Doch da habe ich mich zu früh gefreut. „Ich habe seine Nummer nicht mehr.“ antwortet Tobi und rennt damit meinen Plan über den Haufen. „Ich hatte nur seine Visitenkarte und die habe ich gestern vor dem Sevens entsorgt als ich.. naja, sauer war.“ ein entschuldigendes Lächeln liegt auf seinen Lippen. Mist. Zerknirscht überlege ich weiter, komme aber nicht weit mit meinen Gedanken. „Ich finde es nur fair, wenn du zu ihm fährst..du bist doch keine zwölf mehr Josh..regle das wie ein Mann.“ fordert er mich auf und überzeugt mich. Ergeben zucke ich mit den Schultern. „Schon gut, ich fahr ja hin..aber heute nicht mehr. Ich hab gleich eine Schicht im Club.“ „Dann morgen?“ hakt er nach und bekommt einen genervten Blick von mir zugeworfen. „Ja, morgen..“ murre ich und nehme noch einen Schluck aus der Bierflasche. Zufrieden hopst Tobi einmal auf der Couch auf und ab. „Und danach komm ich zu dir. Dann kannst du mir erzählen wie es gelaufen ist und ich werde dich mit Eis und Liebesfilmen trösten.“ Ganz ernst kann ich ihn nicht nehmen, so wie er grinst. Ich verdrehe die Augen. „Wenn du meinst, dass mir das helfen wird..“ stöhne ich genervt. „Klar, immerhin kenne ich dich besser als du dich selber..“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)