Aus einem Tagebuch von Erenya (~~~ Sommerwichtelgeschichte für Peacer~~~) ================================================================================ Kapitel 3: Bitte unterstütz uns ------------------------------- Es war Sonntag, der 24. Januar und Minako erwachte früh am Morgen in ihrem Bett. Ihr Blick fiel sofort auf ihren Kalender, auf dem der 31. Des Monats rot eingekreist war. Es machte ihr bewusst, wie schnell und unaufhörlich der Tag des Versprechens sich näherte. ‘Was mache ich heute?’ Minako fragte sich, was sie an ihrem freien tag tun sollte. Alleine sein wollte sie eigentlich nicht, doch ihre Freunde und Teamkollegen hatten alle ihre eigenen Probleme und Pläne. ‘Vielleicht sollte ich Shinjiro-senpais Zimmer putzen…’ Seufzend dachte die Brünette an das Teammitglied, dass nicht sehr lange in ihrer Gruppe gewesen war. Doch die Zeit hatte gereicht, um ihn kennenzulernen. Umso größer war die Trauer, als er ins Koma gefallen war. ‘Immerhin lebt er noch. Er kann jederzeit wieder aufwachen.’ Es waren Gedanken, die sie immer motivierten und sie aufbauten. Immerhin konnte Shinjiro jederzeit erwachen. Er sollte dann, wenn er zurück ins Wohnheim kam, ein sauberes Zimmer vorfinden. Verstohlen sah sich Minako in der zweiten Etage um, als sie bewaffnet mit einem Wassereimer und Schrubber vor Shinjiros Zimmer stand. Es war den Mädchen eigentlich verboten die Jungszimmer zu betreten, doch daran hielt sich selten jemand. Allerdings hatte sie als Anführerin auch so etwas wie eine Vorbildsfunktion. Deswegen wollte sie sicher gehen, dass niemand sie sah. Erst als sie sicher war, dass niemand sie hörte oder auch nur sehen konnte, öffnete sie die Tür, die seltsamerweise nicht abgeschlossen war. Die Tür war noch nicht einmal richtig offen, da sah sie auch schon die Kiste, die auf dem Schreibtisch stand. Nichts hatte sich seit ihrem letzten Besuch verändert. Alles war genauso leer, wie bei ihrem aller ersten Besuch. Sie hatte das Zimmer damals nur betreten können, weil sie den Außenseiter fast schon dazu gezwungen hatte, es ihr zu zeigen. “… Also? Bist du jetzt glücklich? Du schubst mich immer die ganze Zeit herum. Du ignorierst einfach was ich will, was?” Leicht schmunzelte Minako als sie sich an diesen Abend erinnerte. Er hatte versucht ihr Angst zu machen, doch dabei war er gescheitert, ebenso wie bei dem Versuch sich von jedem zu isolieren. “Das ist deine Schuld, weißt du? Ich bin so verwirrt. Du bist alles, woran ich Tag und Nacht denken kann.” Shinjiro hatte einsehen müssen, dass er sich selbst versuchte hatte etwas vorzumachen. Und sie war irgendwie schuld daran, dass er das erkannt hatte. “Verdammt, so sollte das nicht sein…” Seufzend stellte Minako den Eimer ab und schloss die Tür fast vollständig. ‘Sollte es etwa so sein?’ Sie wusste noch immer nicht, was Shinjiros letzte Worte genau bedeuten sollten, doch auf eine gewisse Weise hatte sein Verlust, den er so bewusst gewählt hatte, das Team gestärkt. Langsam ging Minako auf die Kiste mit Shinjiros Hab und Gut zu. Mantel, Mütze, Waffe… Es war alles drin und wie sonst auch, griff Minako in die Kiste und zog den alten rotbräunlichen Mantel aus diesem raus und drückte ihn sich sanft ins Gesicht. Er roch immer noch nach ihm, und das, obwohl er den Mantel schon lange nicht mehr getragen hatte. Wie sonst auch hatte sich Minako auf den Stuhl gesetzt und umklammerte fest den Mantel. Sie dachte an ihren Teamkollegen und stellte sich vor, wie er in dem weißen Krankenhausbett lag und an den Maschinen hing, die im Takt des Lebens piepten. Nicht einmal im Kopf ertrug sie dieses Bild. Deswegen war sie noch nie bei ihm Krankenhaus gewesen. Mehr vergrub sie ihre Finge in den alten Stoff. Sie war die Einzige im Team, die Shinjiro noch nie besucht hatte. Sie konnte es einfach nicht, denn in all der Zeit war soviel passiert und sie hatte das Gefühl, Shinjiro mit Ryoji betrogen zu haben. Dabei war sie es doch gewesen, die ihm ihre Liebe gestanden hatte. Sie war so glücklich darüber gewesen, dass er diese Gefühle auf seine Weise erwidern konnte. Tränen rannen über Minakos Wangen, als sie sich an die zärtlichen Berührungen und Küsse Shinjiros erinnerte. Selbst jetzt fühlten sie sich so real an. Es war fast so, als berührte er gerade jetzt ihre Schulter. Vielleicht suchte sein Geist sie heim und wollte ihr mit dieser Berührung größere Schuldgefühle machen. “Du bist es also!” Minako zuckte zusammen, als sie Akihikos Stimme von der Tür hörte. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass jemand sie hier finden würde, denn niemand traute es sich, dieses Zimmer zu betreten. Niemand, außer ihr und Akihiko, der immerhin Shinjiros bester Freund war. “Ich habe mich schon die ganze Zeit gefragt, wer Shinjis Zimmer in Stand hält. Eigentlich hätte ich es mir denken können.” Akihiko schien nicht überrascht zu sein, als er Minako sah, im Gegenteil, ein Lächeln auf seinen Lippen verriet ihr, dass er es schon längst gewusst hatte. Sie konnte ihm diesbezüglich einfach nichts vormachen. “Du bist die Einzige von uns, die Shinji kein einziges Mal im Krankenhaus besucht hat. Dabei würde er sich sicher darüber freuen, wenn du kämst.” Langsam kam der Boxer näher auf Minako zu, die betreten auf Shinjiros Mantel sah. Jeder wusste, dass sie ein tiefes emotionales Band mit Ryoji hegte. Und Akihiko war der Einzige, der wahrscheinlich ahnte, wie sie für seinen besten Freund empfand. Sie konnte es also verstehen, wenn er ihre Gründe falsch verstand. Sanft legte Akihiko seine Hand auf Minakos Schulter und lächelte diese zärtlich an. Verwundert darüber sah die Brünette ihn an. Diese Freundlichkeit verwirrte sie, denn sie selbst hatte das Gefühl, dass sie das nicht verdient hatte. “Komm mit. Wir gehen ihn gemeinsam besuchen.” Minakos Augen weiteten sich. Sie wusste nicht, was sie dazu sagen sollte, aber eines war sicher, sie konnte Akihikos Bitte nicht ablehnen. Vielleicht war es auch gut so, dass sie endlich Mal Shinjiro besuchte. Anders als es sich Minako all die Monate vorgespielt hatte, hing Shinjiro nicht an einem Beatmungsgerät oder Herzmonitor. Am Anfang war das vielleicht der Fall gewesen, doch sein Körper hatte sich gut genug von seinen Verletzungen erholt, so dass er nur noch an dem Tropf hing. “Es sieht aus, als würde er nur schlafen, nicht wahr?” Minako nickte stumm. Er schien wirklich zu schlafen und wirkte so friedlich, dass sie sich fragte, wovon er wohl träumte. “Schau mal, Shinji. Wie versprochen habe ich Minako mitgebracht” Lächelnd ging Akihiko zu dem Tisch für die Besucher und nahm einen Stuhl, den er auf die rechte Seite des Krankenbettes stellte. Unschlüssig blieb Minako an der Tür stehen und sah zu dem Schlafenden, der auf die Worte Akihikos nicht reagierte. “Setz dich doch.” Die Brünette konnte nicht anders als Akihikos Aufforderung Folge zu leisten und ging zu dem Stuhl, der schon auf der linken Seite des Bettes bereit stand. “Eigentlich sollte es andersrum sein. Ich sollte diejenige sein, die dich hier herschleifen muss.” Leise seufzte Minako und setzte sich, denn immerhin war sie bisher die Einzige gewesen, die es sich nicht gewagt hatte, ihren Teamkollegen zu besuchen. “Aber nun… Shinjiro sagte mir, dass er sich keine Sorgen um dich macht, weil wir bei dir sind. Und nun müsste er sich Sorgen machen, weil ich…” Sie konnte die Worte nicht aussprechen und sah einfach auf Shinjiro. “Du machst dir zu viele Gedanken. Das mit Ryoji würde er dir nicht böse nehmen. Weißt du noch, was seine letzten Worte an dich waren?” Stumm nickte Minako. Nur zu gut waren ihr noch diese Worte in Erinnerung geblieben. “Weine nicht… Minako…”, wisperte sie leise, seine Worte wiederholend. Akihiko nickte, denn scheinbar war er der Einzige, der neben ihr diese Worte gehört hatte. “Bis zum Schluss wollte er, dass du lächelst. Ryoji hat dich zum Lächeln gebracht und dich die Tränen vergessen lassen.” Minako war erstaunt, wie sicher sich Akihiko bei diesen Worten war, doch gleichzeitig verwunderte es sie nicht. Er kannte Shinjiro schon länger und vor allem besser. Und noch viel mehr zeigte er ihr nur, wie Recht der Komatöse mit seiner Beschreibung von Akihiko hatte. “Er hatte Recht. Du bist dumm, ehrlich, stolz, nett… und eine Heulsuse.” Einen kurzen Moment war Akihiko sprachlos, doch schließlich lächelte er und schüttelte den Kopf. “Er ist keinen deut besser. Nun ja, ich geh mir was zu trinken holen.” Obwohl sie noch nicht solange im Zimmer waren, erhob sich Akihiko und verließ den Raum, als wollte er den beiden Zeit für sich allein geben. Schweigend saß Minako auf ihrem Platz und sah Shinjiro an. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte, und ob es ihn überhaupt erreichen würde. Doch irgendwas musste sie sagen. “Also… Naja…” Sie seufzte, denn sie wusste nicht wirklich, was sie sagen sollte. “Tut mir leid, dass ich erst jetzt komme. Ich habe es nicht übers Herz gebracht, dich hier liegen zu sehen und mir eingestehen zu müssen, dass ich den Menschen betrogen habe, der mir am nächsten steht. Verzeih mir bitte…” Es war ein Anfang den Minako gemacht hatte. Ein aufrichtiger Anfang, doch wieder fehlten ihr die Worte. “In einer Woche treffen wir auf Nyx. Angeblich kann sie nicht besiegt werden, aber wir wollen es versuchen. Keiner von uns will etwas bereuen, weil wir es vielleicht nicht versucht haben. Den leichten Weg zu gehen wäre sicher nicht in deinem Sinn gewesen.” Vorsichtig nahm Minako die Hand des Schlafenden. Sie hatte eine Bitte an ihn und auch wenn sie wusste, dass es dreist war ihn zu fragen, wollte sie es tun. “Ich werde mein Bestes geben und auf Akihiko und die anderen aufpassen. Bitte… Shinjiro… steh mir mit deiner Kraft bei. Ohne euch, ohne dich, werde ich es nicht schaffen.” Es war ihre größte Sorge, die sie hatte. Obwohl die anderen ihr beistanden, trug sie deren Sicherheit auf ihren Schultern. Sie wollte jeden beschützen, doch war ihr im Klaren, dass ihre Kraft dafür nicht ausreichen würde. Sie hielt vorsichtig Shinjiros Hand und sah ihn an. Sie wusste, dass er im Koma lag und ihr wohl auch nicht antworten würde, doch hoffte sie, dass er auf ihre Worte reagieren würde. “Du bedeutest wirklich eine ganze Menge Arbeit, weißt du das…? … Ich werde mich klar und deutlich ausdrücken…” Verwirrt sah sich Minako im Krankenzimmer um. Sie hatte Shinjiros Stimme klar und deutlich hören können. Es war so, als hätte er ihr etwas versucht zu sagen. Und als sie auf ihre Hand sah, die seine hielt, erkannte sie, wie seine die ihrige umgriff. Lächelnd sah sie den Schlafenden an, denn sie hatte verstanden, was er sagen wollte. “Vielen Dank, Shinjiro.” Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)