Turks lieben kompliziert von Mad_Hatter_Jin ================================================================================ Kapitel 6: Eingeständnis ------------------------ Tseng stand vor seinem Fenster und schaute mal wieder auf die belebte Stadt hinab. Er dachte über den neuen Auftrag nach. Der Gedanke, dass Elena eine Woche nicht da sein würde beunruhigte ihn auf eine Art und Weise die ihm nicht gefiel. Seit er mitten in der Nacht aufgewacht war, hatte er viel über die kleine Blondine nachgedacht. Dabei war er zu Erkenntnissen gekommen, die ihm ganz und gar nicht gefielen. Nur mit wem sollte er darüber sprechen, wenn nicht mit ihr selbst? Kurz blitzte ein Bild vor ihm auf. Tseng schüttelte den Kopf. Mit ihm hätte er sicher darüber sprechen können, aber das ging nun mal nicht mehr. Er war der einzige Mensch gewesen, den er als Freund betrachtet hatte und er hatte ihn verraten. Mehr als einmal sogar. Tseng schloss kurz die Augen. Nein, er durfte nicht darüber nachdenken. Es klopfte an der Tür. Zaghaft und sanft.  „Herein.“ Er musste sich nicht umdrehen, um zu sehen, wer eingetreten war.         „Du wolltest mit mir sprechen“, sagte Elena leise. „Ja, ich wollte mit dir über Anna sprechen und den Auftrag“, erwiderte er und drehte sich endlich von dem Stadtbild ab. Er setzte sich und deutete auf den Stuhl vor seinem Schreibtisch. Sichtlich nervös ließ sie sich auf den Platz gleiten. Er konnte es ihr nicht übelnehmen: Immerhin war er ja selbst schuld an ihrer Nervosität. Tseng nahm sich vor, sie in Zukunft nicht mehr so sehr zu ignorieren, wie in den letzten paar Monaten. Die Blondine sah ihn allerdings recht aufmerksam an, etwas was er auf Grund ihrer Ruhelosigkeit nicht erwartet hatte. Während er Elena die Daten von Anna vermittelte und noch einmal die Fakten für den Auftrag durchging, musterte Tseng die junge Frau genau. Elena war eigentlich ein sehr hübsches Mädchen. Ihre blonden Haare, welche sie in dem letzten halben Jahr wachsen lassen hatte, fielen ihr mittlerweile in weichen Locken auf die Schultern. Dadurch wirkte sie femininer und nicht mehr ganz so erwachsen. Die braunen Augen, welchen er nie lange standhalten konnte, wirkten warm und friedlich. Doch Tseng kannte, genau wie bei Reno, auch bei ihr die andere Seite. Aber selbst in ihrem Killerblick lag noch ein Hauch Zärtlichkeit. Sie wirkte stets unschuldig und freundlich. Tseng ermahnte sich selbst dazu in Gedanke nicht zu weit abzudriften. Sonst würde Elena vermutlich noch etwas merken. Elena hörte Tseng weniger zu, sondern lauschte lieber seiner Stimme. Nichtsdestoweniger wusste sie anschließend trotzdem alles Relevante über die Mission und Anna.  Tseng beendete seinen Vortrag und nahm wahr, dass Elena offenbar keine Fragen mehr hatte. Dies schätzte er an Elena sehr. Man musste ihr nicht alles doppelt erklären. Allerdings bedeutete das auch, dass sie bereits gehen würde, etwas was ihm missfiel.  „Hast du noch Fragen?“  „Nein“, beantwortete sie ruhig.  „Du lügst“, entgegnete er schlicht. Ihre Gesichtszüge entglitten ihr einen Moment, dann senkte sie den Blick. Fieberhaft schien Elena zu überlegen, wie sie aus der Situation wieder rauskommen sollte. Obwohl sie genau wusste, dass er nicht zulassen würde, dass sie das Büro verließ, ohne das er erklärt bekam, warum sie log. Tseng hasste es, wenn seine Mitmenschen logen. Vor allem, wenn diese genau wussten, dass er es merken würde.  „Wie lange gibst du Anna?“, fragte Elena schließlich zaghaft. „Interessante Frage. Eventuell vier Monate, vielleicht auch etwas länger. Wieso fragst du?“, erkundigte er sich etwas überrascht. „Dein Gespür für so etwas ist untrüglich, deshalb“, war die schlichte Antwort und er ahnte, dass mehr dahinter steckte. Doch er wusste auch, dass Elena kaum darüber sprechen würde.  „Ziemlich fade Antwort, findest du nicht?“ Sie zuckte mit den Schultern.  „Vielleicht, vielleicht auch nicht. Warum hast…“, begann sie, unterbrach sich aber, als es klopfte. Tseng schaute sie noch einen Augenblick an, dann wand er seine Aufmerksamkeit der Tür zu. Elena sah wie ein blonder, junger Mann mit makoblauen Augen eintrat. „Du kannst gehen, Elena. Bitte melde dich, wie abgesprochen, täglich bei mir“, sagte Tseng ruhig und Elena stand auf. Einen Moment lang sahen sich die beiden in die Augen. Dann drehte sich Elena um und verließ den Raum. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)