sneschínka von Darkness-Phoenix (Schneeflocke IvanXGilbert) ================================================================================ Kapitel 5: Mauerfall -------------------- Vorwort Die Bürger der DDR leiden immer mehr und wollen nicht mehr dort leben. Wir schreiben das Jahr 1989. In der Nacht vom 9. auf den 10. November wird die Berliner Mauer geöffnet. Familien, die seit über 28 Jahren voneinander getrennt wurden, konnten sich endlich wieder sehen und ihre Liebsten in die Arme schließen. Geschichte Gilbert konnte fühlen wie seine Bürger immer unzufriedener wurden. Sie wollten den Kommunismus und Russland nicht mehr, doch er selbst konnte nichts dagegen tun und er fühlte sich immer hilfloser. Ivan ließ ihn mit der Politik nicht mehr in Kontakt kommen und so hatte er auch keine Ahnung was die anderen Ländern so taten. Das Einzige, was er bemerkte war, dass es Spannungen mit Amerika gab, da Ivan öfters mal seinen Namen verärgert brummte. Ansonsten blieb er aber alles andere betreffend unwissend. Bis zum 9. September 1989. Ivan war bereits den ganzen Tag nicht mehr bei ihm gewesen und er hatte sich bereits so seine Gedanken gemacht ob irgendetwas passiert wäre, denn normalerweise erzählte er ihm immer, wenn er wieder nach Hause nach Moskau ging. Dieses Mal allerdings war er klammheimlich verschwunden und er fühlte sich seltsam dabei. Aber das war nicht das einzige, was ihn störte. Als er draußen herum lief, merkte er außerdem wie aufgeregt plötzlich alle Menschen waren, aber er sah dafür überhaupt keinen Grund. Sicher bekam er sehr wenig mit von seinem Land, weil Russland ihn so abschottete, aber so aufgeregt wie sie alle waren, musste irgendetwas Weltbewegendes passiert sein. Da alle Leute in eine bestimmte Richtung liefen, war es das einfachste ihnen einfach zu folgen um heraus zu finden was genau hier los war. Erst dachte er, dass sie alle zur Stadtmitte gingen, doch als sie alle noch weiter gingen war er verwirrt. Es sah fast so aus, als ob sie alle zur Mauer laufen würden. Konnte das sein? Je weiter er ging desto mehr wurde klar, dass sie tatsächlich zur Mauer eilten und irgendwann stand auch Gilbert direkt vor ihr mit offenen Toren. Er konnte es nicht fassen. Sie war offen! Die Mauer war offen! Wie hatte er so etwas nicht mitbekommen können? Hatte Ivan ihn so sehr von allen abschirmen können? So schnell er konnte lief er hin in den Westen. So lange hatte er ihn schon nicht mehr gesehen. Es kam ihm beinahe fremd vor. „Gilbert!“, hörte er plötzlich eine doch bekannte Stimme rufen und er sah sich suchend nach dieser Stimme um bis sein Blick auf einen jungen Mann mit blonden Haaren fiel. „Ludwig!“, rief Gilbert seinem Bruder zu und rannte ihm in die Arme. Es fühlte sich so gut an endlich wieder mit seinem Bruder vereint zu sein. Deutschland war endlich wieder vereinigt. Es fühlte sich für Gilbert so gut an endlich wieder richtig zu Hause zu sein. Sicher war er vorher auch schon „Zuhause“ gewesen, aber nur mit Ludwig fühlte er sich wirklich wie Zuhause. In der ersten Zeit war alles in Ordnung. Sie hatten so viel auf zu holen, dass Gilbert gar nicht mehr an Ivan denken musste, aber irgendwann war bei den Beiden der Redefluss versiegt und seine Gedanken fingen an zu schweifen. Von da an fingen auch die Albträume an. Fast jede Nacht wachte er schweißgebadet auf und zitterte dabei wie Espenlaub. Er versuchte sein bestes alles vor seinem Bruder geheim zu halten, aber die schlaflosen Nächte gingen nicht spurlos an dem Preußen vorbei. „Bruder? Geht es dir wirklich gut? Ich weiß, dass du mir das jedes Mal wieder versicherst, aber du siehst einfach nicht danach aus“, meinte sein Bruder eines Tages besorgt und hoffte inständig darauf von Gilbert eine genügende Antwort zu erhalten. „Keine Angst! Es geht mir gut Westen. Ich brauch nur ein bisschen Zeit um alles zu verarbeiten. Das ist alles“, war Gilberts Antwort darauf, doch Ludwig glaubte ihm nicht so recht. „Ich geh ein wenig spazieren um meinen Kopf zu leeren. Sag Feli er soll mit dem Essen nicht warten nur wegen mir“, fügte er noch hinzu und ging nach draußen. Die frische Luft tat ihm tatsächlich gut, auch wenn dies gar nicht sein eigentlicher Grund war um nach draußen zu gehen. In erster Linie wollte er einfach nur den Fragen ausweichen, die langsam immer einengender wurden. Wohin er genau ging, war ihm selbst nicht genau bewusst bis er vor dem Gebäude stand, in dem ihn Russland so lange hatte gefangen gehalten. Er wusste nicht einmal genau warum er wieder hier war. Seine Füße schienen ihn einfach hier her getragen zu haben. Vorsichtig öffnete er die große Tür und trat hinein. Hier hatte er so lange gelitten und jegliche Tortur erfahren müssen. Also warum fühlte es sich so vertraut und warm an hier zu stehen, obwohl er keine einzige gute Erinnerung mit diesem Ort teilte? Gilbert fand keine Antwort hierauf und ging vorsichtig weiter. Plötzlich ertönte ein Klick-Geräusch, das er nur zu gut kannte. Eine Waffe wurde entsichert. „Ich hätte nicht gedacht, dass du tatsächlich von allein jemals wieder hier her kommen würdest, mói królik1“, hörte ich die bekannte Stimme aus seinen Albträumen hinter ihm ertönen. „War nicht unbedingt meine Absicht gewesen“, erwiderte Gilbert fast gleichgültig und er wunderte sich woher plötzlich diese Ruhe kam, nun dass er ihm so nah war. „Es war auf jeden Fall dumm von dir nach all der Zeit wieder hier her zu kommen. Du ─“, doch plötzlich brach der Russe in seinen Worten ab und Gilbert hörte wie die Waffe zu Boden fiel. Verwirrt drehte der Albino sich um und sah wie Ivan sich die Seite hielt und langsam zu Boden sank. Gilbert hatte keine Ahnung was passiert war, aber das herausfließende Blut aus der riesigen Wunde, sagte ihm, dass der Russe im Moment wirklich keine Gefahr für ihn darstellte. „Was ist passiert?“, fragte er dann doch nach einer Weile, obwohl sein Kopf ihm eher sagte, dass er so schnell wie möglich weg rennen sollte. „Nichts für dich von Bedeutung. Sagen wir einfach mal, dass der kalte Krieg hinter den Kulissen nicht nur ein Aufrüsten ist“, meinte er daraufhin nur und Gilbert konnte sich mit diesen Informationen schon einiges vorstellen. Immerhin konnte man ein Land auf viele Arten leiden lassen. Vorsichtig ging Gilbert näher an den Russen heran und beugte sich zu ihm herunter. Ivan sah ihn verwirrt an und verstand nicht warum der andere nicht gleich weg lief. „Tut es sehr weh?“ Gilbert wusste nicht genau warum er sich plötzlich so sehr für die Gesundheit des anderes interessierte. Eigentlich sollte er nach allem was passiert war, eigentlich noch fester in die Wunde hinein treten. „Seit wann interessiert es dich denn wie es mir geht? Solltest du mich nicht eigentlich hassen?“ „Eigentlich schon…“ Gilbert wusste selbst nicht so genau warum er das tat. Vielleicht war es die lange Zeit, die er mit ihm hatte verbringen müssen oder die intimen Momente, die er ihm aufgezwängt hatte, aber er konnte ihn nicht so einfach hier lassen. „Lass mich dich einfach mitnehmen und verarzten ja?“, vorsichtig nahm er Ivans Hand von der Wunde und sah sie sich erst einmal genauer an. Es sah auf den ersten Blick schlimmer aus als es eigentlich war und war sicher leicht zu behandeln. „Warum Gilbert? Warum machst du das? Nach all dem müsstest du mich hassen. Ich habe dir so viel Schlimmes angetan.“ Ivan verstand nicht wie er so handeln konnte. Es machte einfach keinen Sinn. „Weißt du ich habe immer noch Albträume. Von dem dunklen Keller. Aber nur von dem dunklen Keller. Das war für mich die schlimmste Zeit, aber sobald ich raus durfte, war es rückblickend vielleicht gar nicht mal ganz so schlimm.“ Gilbert konnte selber kaum fassen wie er gerade dachte, aber sein Gefühl sagte ihm einfach, dass er so handeln musste. „Du hast mich von allem abgeschottet um mich für dich allein zu haben. Du musst mich wirklich sehr lieben.“ Ivan sah ihn erstaunt an. Solche Gedankengänge hatte er von dem Preußen nicht erwartet. „Ja, ich habe dich immer geliebt. Vielleicht drücke ich das sehr seltsam aus, aber so bin ich nun einmal.“ Gilbert half dem Russen zurück hoch auf seine Füße und stützte ihn dann. „Lass uns erst einmal gehen und deine Wunde versorgen“, meinte er und ging dann vorsichtig los. „Und dann?“, fragte Ivan verwirrt. „Was willst du dann mit mir machen?“ „Ich weiß nicht“, begann Gilbert und sah hinauf in den Himmel als sie die Türschwelle wieder überschritten hatten. „Vielleicht können wir ja einfach noch einmal von vorne anfangen.“ Und zum ersten Mal seit einer Ewigkeit lächelte Gilbert wieder von ganzen Herzen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)