Anata no Monogatari von Bartman (Kapitel 12 wird bearbeiten!) ================================================================================ Kapitel 1: Eine Nacht ohne Mond ------------------------------- Eine Nacht ohne Mond birgt viele gefahren, so auch diese. Die Sterne sieht man nicht, denn durch das grelle Licht der Stadt hängt ein giftiger Ton am Himmel und auch die Bäume tragen zu der bedrängenden Stimmung bei. Es scheint als würden sie flüstern und doch versteht man kein Wort. Charly: Gedankenverloren stand ich auf dem größten Hochhaus der Stadt, starrte stur geradeaus. Schon seit einigen Stunden war ich hier, hatte mich bisher noch keinen Millimeter bewegt. Inzwischen war die Sonne untergegangen, der tieforange Ton am Horizont hatte sich in den Fenstern der Hochhäuser widergespiegelt wie ein Inferno aus Flammen. Unter mir waren eine Menge Leute unterwegs. Sie alle wirkten beschäftigt und hektisch, sahen sich nicht einmal an. Sogar die, die sich versehentlich anrempelten ignorierten sich. Diese Menschen waren wirklich merkwürdige Wesen, ich kannte kein anderes Volk, das einen so schlechten Zusammenhang hatte. Sie waren alle so auf sich selbst fixiert, dass sie ihre eigene Stärke gar nicht sehen konnten. In jedem Menschen steckte diese gewisse Magie, eine Kraft, die sie für sich nutzen könnten, wenn sie sich nur selbst finden könnten. Nicht umsonst war die Erde von den anderen Welten abgeschnitten worden! Es war erstaunlich schwer gewesen, diese Welt zu betreten, mein Brustkorb tat auch jetzt, Stunden später, noch weh. Normalerweise regenerierte ich mich selbst schnell, aber diese Schutzbarriere um die Erde herum war von einem so mächtigen Wesen errichtet worden, dass sie fast unüberwindlich war. Jemand von der Erde, der seine Kräfte zufällig entdeckt hatte könnte sie unmöglich durchbrechen. Was genau ich hier wollte wusste ich nicht. Hier würde ich sicher nichts über meine Vergangenheit herausfinden können, die Menschen waren zu schwach und diese nutzlose Rasse sollte daran Schuld sein, dass ich so anders war? Niemals! Aber die Barriere war, wenn meine Berechnungen korrekt waren, genau an dem Tag meiner Geburt errichtet worden. Irgendetwas musste das doch mit mir zu tun haben. Melodie: Etwas war da. Es war nur kurz zu vernehmen, aber es war da. Melodie hastete auf der suche nach was Essbarem durch die Stadt und für einen zu kurzen Augenblick konnte sie es spüren. Es veränderte die Stadt und machte sie Fremd. Die Stadt war anders als die Slums. So voller Stolz und Erhabenheit aber auch einsam. Melodie wusste was Einsamkeit wirklich bedeutete und hier vernahm sie diese Einsamkeit jeden Tag auf´s neue. Ihr Weg führte an einem Hochhaus vorbei, an welchem sie kurz inne hielt. "Was ist nur heute los?", seufzte sie und lief weiter. Das ungute und auch merkwürdige Gefühl blieb jedoch noch eine weile. Charly: Mit einem leisen Seufzen auf meinen Lippen schloss ich meine Augen ganz langsam, atmete diese schwere, giftig wirkende Luft tief ein und machte zwei Schritte nach hinten. Meine Fersen überschritten den äußersten Rand des Daches und jetzt konnte ich den Abstand fühlen. Wie weit oben ich gerade war, wie der eisige Wind, der für diese Jahreszeit nicht typisch war, an meinen Klamotten und meinen langen Haaren riss und mich immer weiter auf den Abgrund zu. Mein Herz schlug so schnell wie lange nicht, es kribbelte bis in meine Fingerspitzen. Als ich das nächste Mal Luft holte hörte ich auf, mich gegen den Wind zu wehren und merkte, wie sich mein Körper gemächlich nach hinten verlagerte. In der nächsten Sekunde ließ ich ganz locker, verlor mein Gleichgewicht und fiel. Der Wind riss so stark an mir, dass mir meine Haare immer wieder ins Gesicht peitschten, als ich meine Augen öffnete erkannte ich, wie mich der Wind leicht nach rechts zog. Das Hochhaus bestand fast nur aus Fenstern, durch die Dunkelheit waren sie zu schwachen Spiegeln geworden und ich hatte genau drei Sekunden, um mich selbst zu betrachten. Meine pechschwarzen, schulterlangen Haare fielen normalerweise wie flüssige Seide, in dieser Sekunde flatterten sie durch den Fall jedoch wild herum, verdeckte mein bleiches Gesicht fast vollständig. Meine Gesichtszüge waren für eine Frau ungewöhnlich scharf, meine Wangenknochen traten markant hervor und wurden nur noch von meiner süßen Stubsnase unterstrichen. Meine braunen Augen waren so hell, dass sie sogar in der Finsternis golden strahlten und waren von dichten, dunklen Wimpern umgeben wie von einem Fächer. Bevor ich mir jedoch meinen Körper genauer ansehen konnte, den ich in einer schlichten, schwarzen Kutte verhüllt hatte, war ich wenige Meter vom Bürgersteig entfernt. Entspannt drehte ich mich im Flug, zog dabei meine Beine an und als meine Füße voraus sahen streckte ich sie wieder, bereit meinen Sturz wieder abzufangen. Angeblich waren Dämonen nichts weiteres als gefallene Engel, das würden meine Fähigkeit so große Sprünge wegzustecken erklären, aber es war blödsinniger Aberglaube. Fast in der selben Sekunde, in der ich hart auf dem Boden aufschlug spürte ich eine Art… Aura. Mein Körper spannte sich so schnell an, dass der Beton um mich herum bei der Wucht des Aufpralls leicht aufsprang. Irgendjemand oder etwas war hier. Etwas, das stärker war als ein normaler Mensch! Die ungläubigen und fassungslosen Blicke um mich herum ignorierte ich einfach. Melodie: Ein lauter Knall raunte durch die Luft. Dieser Knall war nahe, viel zu nahe. Er war sogar so nah, dass Melodie sich umdrehte, um so einer erschreckten Menschenmenge entgegen zu blicken. Die sonst so beschäftigten Leute drängelten sich zu dem Geschehen. Plötzlich kümmerten sie sich nicht mehr um sich selber. Und so wie die Menschen sich um einen guten Platz bemühten, so kam Melodie ein Lied in den Sinn, welches sie einst durch ein offenes Küchenfenster gehört hatte: "Ich bin ein Gaffer, denn am gaffen find´ ich volles Gefallen. Ich bin ein Gaffer, ja das ist das schönste Hobby von allen." Sogleich wie sie diese Worte gedacht hatte meldete sich auch ihr Magen zum Refrain. Es blieb keine Zeit mehr zum stehen bleiben und nachdenken, denn bald schon war es dunkel und unmöglich noch was vernünftiges zwischen die Zähne zu bekommen. So hielt sie sich nicht weiter mit der Menge auf und eilte weiter. Charly: Es standen so viele Menschen um mich herum, starrten mich aus kalten, leeren Augen sensationsgierig an und ich spürte deutlich, wie sich ein ungutes Gefühl in meinem Bauch breit machte, aber diese Vorahnung schob ich erst einmal beiseite. Viel interessanter war die Tatsache, dass sich die Aura langsam von mir entfernte. Es war mehr ein Hauch, diese Aura war so schwach, als wäre sie gerade kurz davor zu erlöschen. Wie eine kleine Glut, die darum kämpfte wieder zur Flamme zu werden und dabei immer schwächer wurde. Ein paar Sekunden war das Wesen nicht mehr zu spüren, wie hatte sie nur so schnell verschwinden können? Mit zusammengezogenen Augenbrauen starrte ich in die Richtung, in der ich den Menschen vermutete. Das hieß, eigentlich hatte ich ja die Vermutung, dass es sich um keinen Menschen handelte. Kein einziger Mensch konnte diesen Duft verströmen! Es roch exotisch, nach etwas, das ich noch nie zuvor wahrgenommen hatte. Es war kein Wesen, das ich kannte. Kapitel 2: Brötchen, Sterne und... ---------------------------------- Melodie: In den Slums war es nicht nur dunkel, sondern richtig finster. Und wenn man unvorsichtig wurde, so konnten die Slums einem Alles nehmen. Mit Alles war nicht nur Geld, Essen oder Kleidung gemeint, sondern auch Hoffnung, Träume und sogar die Menschlichkeit. Wer hier überleben will braucht seine eigene Strategie. So etwas wie einen Masterplan, der einem eine Lebens-Nische frei hielt. Melodie´s Nische war eine kleine Gruppe von Kindern, die wie sie ausgesetzt wurden. Sie versuchte Essen für diese zu finden, manchmal auch Medizin. Dazu bediente sie sich zwar des Fünf-Finger-Rabattes, sie stahl also, aber niemand würde es ihr umsonst geben. Einige konnten dabei sogar richtig pervers werden. Dieses mal hatte sie nicht genug zu Essen. Es hatte gerade so gereicht, um die Kinder satt zu bekommen aber Melodie aß an diesem Abend wieder einmal nichts. Ihr Magen knurrte immer wilder, fast schon wie eine Bestie, aber sie wollte es den Kindern nicht zeigen. Immerhin war sie für die Kinder wie eine Kerze in der Dunkelheit. "Esst ruhig, ich habe in der Stadt schon was genascht.", sagte sie zu einem kleinem Mädchen, welches kaum 6 Jahre zählte. Das Mädchen ging wieder und aß weiter. In dem schwachem Licht konnte man sogar einige Tränen auf den Wangen des Mädchen sehen. Sie war froh, im Moment. Wie sie da saßen, dachte Melodie noch einmal über die Menschenmenge nach. "Da muss was komisches passiert sein! Wäre es ein Autounfall gewesen, dann wären nie so viele Menschen dahin gegangen. Vielleicht ein Selbstmörder oder ein Geisteskranker." Charly: Langsam straffte ich meinen Rücken, konzentrierte mich noch etwas stärker auf die vergangene Aura. Manchmal hatte ich eine Art Spürsinn für die Aura eines Wesens, als würde ich einem Dunst folgen, der in der Luft hing. Wortlos, ohne die umstehenden Menschen auch nur eines einzigen Blickes würdigend ging ich in die Richtung, in der ich das unbekannte Wesen erwartete. Vielleicht konnte es mir eine Antwort geben. Vielleicht wusste es auch, warum diese Welt so abgeschnitten von allem war. Seit ich hier angekommen war suchte ich schon nach einem Punkt, an dem ich ansetzen konnte. Normalerweise gab es in jeder Welt eine einzige Wahrheit, die jeder kannte und nach der jeder lebte. Aber diese verblendeten Menschen kannten es selbst nicht. Sie hatten sich eine Welt aus Unwissenheit geschaffen und versuchten entweder, alles durch ihre so genannte „Wissenschaft“ zu ergründen oder nahmen es als „Religion“ einfach hin und verwehrten sich so allen Änderungen. Aber mit ihrer Wissenschaft stellten sie nur die Tatsachen fest, die für einen wissenden längst klar wären. Und mit der Religion verschlossen sie sich nur vor allem. Aber dieses Wesen war stark, es MUSSTE einfach einer der wissenden sein! Je länger ich der immer schwächer werdenden Spur folgte, desto schäbiger wurde die Gegend, das Elend hier war förmlich zu spüren. Es war wie ein fieser Geruch, die Trauer und die Verzweiflung drangen durch meine Haut, durchzogen meinen ganzen Körper und ließen mich schlucken. Hier sollte einer der Wissenden sein? Das konnte ich gar nicht ganz glauben. Aber ich kam immer und immer näher, viel Raum blieb nicht. Dann endlich erkannte ich das andere Wesen. Ein Mensch, das konnte ich auf den ersten Blick sehen, eine junge Frau. Ihren Magen konnte ich bis hierher knurren hören, langsam verschränkte ich die Arme vor der Brust. Sie war hübsch, anders konnte ich es nicht sagen, auch wenn sie etwas heruntergekommen wirkte. Hungrig, müde und irgendwie hoffnungslos. Aber der Blick, den sie auf ein kleines Mädchen in ihrer Nähe warf ging mir durch und durch. Dämonen hatten eigentlich kein Mitleid. Aber dieser Anblick tat mir so weh, dass ich mich wegdrehte. Ich hatte eine Menge Geld, einer der Vorteile, wenn man schwache Wesen komplett lenken konnte. Ein paar Straßen weiter gab es eine kleine Bäckerei, heruntergekommen wie alles in der Gegend, aber es erfüllte seinen Zweck. „Hier.“, brummte ich mit einem leisen Knurren in der Stimme. Mit den Worten warf ich der jungen Frau eine große Tüte mit Brötchen auf den Schoß, sah sie dabei nicht mal an. Mein Blick galt einzig und allein dem kleinen, schlafenden Mädchen Melodie: Etwas Undefiniertes landete auf Melodie´s Schoß. Und kaum dass es da lag, stellte sie sich auf einen Kampf ein. Die Dunkelheit war wie verflogen und die kalte Luft gab ihr sogar noch einen kräftigen Schubs. Ihr Schwert war, leicht zu greifen, an ihrem Rücken fest gebunden und auch ihre Hand war dort hingeschnellt. Mittlerweile stand sie und das Etwas fiel knisternd zu Boden. Erst dann sah sie, um was es sich handelte. Es war eine Tüte vom Bäcker, welcher sich am Anfang der Slums aufhielt "Pan´s Bäckereich". Die Angst um die Kinder blieb, jedoch wandte sie sich nun zu der Tüte und sah nach was in dieser drinnen war. Ein belegtes Brötchen lächelte sie scheinbar an und Melodie meinte eine Stimme davon ausgehend zu hören: "Iss, iss, wir haben nur auf dich gewartet!" Die Person, welche sich noch immer hinter den Schatten aufhielt hatte Melodie nur flüchtig beachtet, schien aber nicht mehr in ihre Richtung zu schauen und so nahm Melodie das Brötchen und biss hinein. Wohltuend und ungewohnt lecker schluckte sie das erste Stück runter, dann noch eins und noch eins und schon war das Brötchen leer. Melodie konnte sich die Freude nicht mehr verkneifen und fing lauthals an zu lachen. Aus vollstem Herzen und auch ohne einen weiteren Belang, aber aufhören konnte sie auch nicht. Charly: Ein lautes Lachen riss mich aus meinen düsteren Gedanken, erschrocken zuckte ich zusammen und wirbelte augenblicklich in die Richtung herum, aus der das Geräusch gekommen war. Die unbekannte Frau kniete wieder auf dem dreckigen Boden, neben ihr lag ein ungefähr 60 Zentimeter langes Schwert, das erstaunlich edel aussah für diese Gegend, fast schon ehrwürdig. Aber das Schwert war erst einmal unwichtig, meine Augen glitten wieder zu der Unbekannten. So schnell wie sie hatte ich noch nie Jemanden essen sehen, bei dem Anblick musste ich einfach lächeln. Um mich herum waren einige Kinder, mit sehr schwachen Energieleveln. "Den Kindern geht es nicht gut.", stellte ich fest. Das hatte ich eigentlich mehr zu mir selbst gesagt, als zu ihr. Melodie: "Den Kindern geht es nicht gut.", flüsterte es durch das Lachen hindurch. Es war leise, aber dennoch laut genug dass Melodie es vernehmen konnte. Sie verstummte und in ihrem Gesicht trat die Sorge, welche sie fast vergessen hatte. "Und wenn ein geliebter Mensch reist in die Ferne, so sieht er Welten, sieht die Sterne. Er lebt dort und sieht dir zu und lernt dich zu trösten, den der Stern bist auch bald du. So weine nicht um den verstorbenen.", sagte sie zu der fremden Gestalt gewandt, "Manchmal sterben sie. Aber wir haben keine Zeit zu Trauern. Und die Kinder klammer sich einfach an der Hoffnung, dass es ihnen bald besser geht. Der Tag an dem sie lernen, dass dies nie der Fall sein wird, ist einer der schlimmsten Momente überhaupt." Melodie ging der Gestalt entgegen, um sie genauer betrachten zu können. Die schwarzen Haare waren wie Seide und rahmten ihr Gesicht. Es war eine gepflegte Erscheinung, welche sich wahrscheinlich nur versehentlich hierher verirrt hatte. Aber Mitleid braucht man nicht in den Slums. "Hast du schon mal den Willen von einem Menschen brechen sehen? Wenn einem alle Träume auf einmal zerschlagen werden?", die Stille wurde beengend also sprach Melodie weiter, "Noch sind die Kinder jung. Sie erzählen von der Zukunft und Träumen. Aber einige werden die Zukunft nicht erleben und diejenigen, die es doch schaffen müssen lernen mit dem Jetzt zu leben." Kapitel 3: ... der Tod ---------------------- Charly: Ich konnte es einfach nicht verhindern, diese düstere Aura, die mein Gegenüber einhüllte und ihre harten Worte brachten mich zum Lächeln. Mein Grinsen entblößte meine weißen, ebenmäßigen Zähne und ich sah sie durch die Dunkelheit eindringlich an. Dieser Mensch war auf jeden Fall ein Wissender. Aber nicht einer von denen, die das Gesamtbild sehen konnten. Aber sie verstand das Elend, die Verzweiflung und auch den Zorn. Die Unbekannte kämpfte jeden Tag, um ihr eigenes Leben und um das Leben der kleinen Kinder. Ob sie mir wohl Antworten geben könnte? Ob ihr überhaupt klar war, wie besonders sie war, in einer Welt voller Ignoranten? Vermutlich nicht. Auch sie war eine Gefangene, gefangen in der Dunkelheit der Anderen. „Diese Kinder halten dich nur auf.“, stellte ich eiskalt fest. Ich wusste genau, dass sie das wütend machen würde, aber es war für mich die einzige Möglichkeit ihr volles Potenzial zu sehen. Nur eine starke Emotion wie Wut oder Verzweiflung konnte ihre Kraft hervorholen. Verzweiflung war hier überall, aber es war wohl nicht genug. Ich musste sie reizen und wenn mir das ihren Hass bescherte, dann war es das wert. Melodie: "Du verstehst es nicht! Nein, du willst es nicht verstehen! Du kommst ja aus deiner ach so tollen Stadt! Ich war auch mal einer von ihnen!", rief Melodie und wies mit einer Geste auf die schlafenden Kinder. Ihre Stimme bebte und wurde hastig. Es blieb keine Pause, die sie lies: "Und ich sagte zwar, dass einige von ihnen sterben, aber das heißt nicht, dass ich sie nicht liebe und vermisse! Hier leben sie wenigstens und freuen sich. In der Stadt würden sie nur zur Schule gehen und irgendwann zu Roboter werden!" Melodie hielt inne. Ihre Gedanken überschlugen sich und wurden zu einem großen Knoten in ihrem Hals. Die blauen Augen wurden glasig und füllten sich mit Tränen. Doch wusste Melodie nicht ob es Tränen der Wut oder des Entsetzens waren. Aber wie sollte ein Städter auch ein Wort von dem verstehen. Sie waren Roboter, welche erst in den Kindergarten, dann in die Schule und dann zur Arbeit gehen. Aber hier lebten die Kinder und wurden zu Erwachsenen, welche wussten was "Leben" hieß. Der immer währende Kampf hatte seine Spuren auf Melodie hinterlassen. Ihre Art zu denken war anders als die der Städter und im Gegensatz zu den Städtern brauchte sie kein Geld um glücklich zu sein. Ihr größtes Glück war das lachen der Kinder. "Komm mit, ich zeig dir mal was.", sagte sie nur noch und verstummte komplett. Melodie ging, ohne zu sehen ob die Fremde ihr folgte. Es dauerte ein wenig bis sie dann aber auch ihre Schritte vernahm. Melodie wusste aber das ein Lächeln auf dem Gesicht lag. Nach einer Weile erreichten sie einen großen, dunklen Platz, welcher eine trostlose Aura versprühte. Melodie gab zu verstehen, dass die fremde Person zu warten habe und die Frau blieb stehen. Jedoch ging Melodie noch bis zur Mitte des Platzes, bis sie sich hinhockte. Das Schwert legte sie neben sich. Die Sterne lagen wie ein Schleier in der Luft. Die kalte Luft wurde hier noch kälter als zuvor. "Erde mein oh schenke Kraft, Himmel mein oh Gedanken du gibst, Wasser mein bist der Lebenssaft, Feuer mein Leidenschaft du bist" Mit diesen Worten nahm Melodie einen kleinen Haufen Erde und formte einen Ball daraus. Diesen warf sie dann soweit es ging in das Sternenmeer. Kurz darauf erstrahlte eine Sternschnuppe kaum länger als ein Augenzwinkern. "Die Kinder leben dort weiter! Aber ihre Körper liegen direkt unter dir und unter mir. Wichtig ist aber, dass man nie vergisst!", rief Melodie noch immer von der Mitte des Platzes aus. "Wenn du vergisst, dann stirbt etwas!" Kapitel 4: Die Wutprobe ----------------------- Charly: Etwas atemlos sah ich mich auf dem Platz um, spürte ein deutliches Kribbeln, das sich von meinen Zehen langsam ausbreitete, bis es schließlich meinen gesamten Körper ausfüllte. Der Mondschein tauchte alles in ein scharfes, weißes Licht und ließ mein Gegenüber noch blasser aussehen als sie sowieso schon war. Ich konnte die Wut regelrecht durch ihren Körper pulsieren sehen, es war wie ein rasendes Gift, das sich überall in ihr auszubreiten schien. Ihre Kraft wuchs, wie ein Nebel umfing er sie, ließ sie etwas strahlen. Ein menschliches Auge könnte das nicht sehen, aber es blendete mich fast. Sie war jedoch nicht so stark, wie ich es vermutet hatte. Vielleicht war sie einfach noch nicht wütend genug... "Blödsinn!" , stellte ich kühl fest. Dabei verschränkte ich meine Arme vor der Brust, kniff die Augen zusammen und starrte direkt in ihre. Die Tränen ließen sie wie Spiegel erscheinen, ich konnte alles in ihnen sehen, mich selbst und den Mond. Das Licht erreichte mich nicht, obwohl ich mitten auf dem Platz stand, ich sah aus wie ein Schatten, meine weißen Zähne blitzten gefährlich und meine grünen Augen sahen aus wie zwei bedrohliche Lampen. Mein Gegenüber schnappte hart nach Luft, es war nicht schwer zu sehen, dass sie allmälich ihre Beherrschung verlor. Aber es reichte einfach nicht, ich musste sie weiter reizen. "Sie sterben, weil sie schwach sind! Du kannst nichts für sie tun und das weißt du auch. Aber du klammerst dich wie eine Ertrinkende daran, dass du ihnen helfen könntest. Dabei machst du es nur schlimmer. Der Tod hängt hier in der Luft, ich kann ihn richtig schmecken und danach kommt nichts, worauf sie sich freuen könnten. Sie werden nicht zu Sternen! Sie zerfallen und werden zu dem Dreck, der sie auch zu Lebzeiten waren!", flüsterte ich mit schneidender Stimme. Einen langen Moment schien sie erstarrt, ihr Mund leicht geöffnet. Man könnte fast meinen, dass die Zeit stehen geblieben war, wenn der beißende Wind nicht weiter an meinen Klamotten zerren würde. Der gruselige Klang, der hier überall zu vernhemen war wurde etwas lauter und jetzt war mir auch klar, dass es der Wind war, der durch die Ruinen der Häuser hier pfiff. Es klang wie das Heulen von Cerberus, wenn er nach einer Seele lechzte, aber das ignorierte ich erstmal. Dann kam endlich wieder Bewegung in das ganze. In einem wütenden Schrei griff mein Gegenüber hinter sich, ihre Aura loderte auf wie eine Flamme, die man mit Benzin übergossen hatte und tauchte alles in ein strahlendes, goldenes Licht. Für den Bruchteil einer Sekunde blendete sie mich damit, ich sah nicht, wie sie auf mich zustürzte und schloss die Augen, um mich auf ihre Aura konzentrieren zu können. Ich musste sie nicht sehen, um zu wissen was geschah. Ich machte einen Schritt zurück, direkt in die Schatten hinein und betrat somit das Reich der Schatten. Eine Gabe, die ich schon seit meiner Geburt besaß und die ich von keinem anderen Wesen kannte. Ich betrat einen Schatten, glitt hinüber in eine andere, leere und völlig schwarze Welt und konnte sie innerhalb eines Sekundenbruchteils wieder in einem anderen Schatten verlassen. Ich kam hinter ihr aus einem Schatten heraus, packte sie grob unter den Achseln und riss ihr beide Arme auf den Rücken, während ich sie mühelos zu Boden warf. Fest drückte ich mit dem Ellenbogen gegen ihre Schultern, drückte sie so unbarmherzig zu Boden. Ihr seltenes Schwert fiel irgendwo zu Boden, aber das war egal. "Was bist du?!", flüsterte ich ihr eindringlich ins Ohr. Melodie: Der schmerz pochte durch Melodie´s Gedanken. Nur Dreck hatte sie gesagt. Waren die Kinder wirklich zum sterben verdammt? Und war ich auch nur eine hilflose Seele, die nach dem licht zu greifen versuchte? "NEIN", schrie sie und beantwortete ihre Gedanken. Das Schwert legte sich wie von selbst in Melodie´s Hand und auch ihre Beine gehorchten ihr nicht mehr. Die sonst so erdrückende Ruhe verwandelte sich binnen von Sekunden in ein tosendes Meer aus aus Wut. Melodie merkte nicht wie schnell sie auf ihr Gegenüber zu eilte doch sie merkte, wie dieses verschwand. Sie blinzelte um zu sehen, ob es nur eine Täuschung war, aber das war es nicht, denn schon im nächsten Moment rissen zwei Hände sie zu Boden. So hockte sie da und spürte die wie ihre Arme hinter ihrem Rücken gehalten wurden. Ihr Schwert war nicht mehr in ihrer Hand und die kalte Luft wurde durch das pulsieren ihres Körpers unterdrückt. "Was bist du?!", zischte es an ihrem Ohr vorbei. "Was ich bin?", fing sie an. Ihre Gedanken fasten sich sofort in Worte und füllten den Platz. "Was ich bin? Wenn es nach dir geht bin ich Dreck, ein schmutziges Elend! Du hast hier nichts verloren! Du fragst mich was ich bin, dann lass mich auch fragen was du bist!" Mit diesen Worten fing Melodie an zu kämpfen. Sie versuchte sich aus ihrer Lage zu befreien, was aber mehr wie sinnloses Zappeln wirkte. Ihre Arme fingen an zu schmerzen und ein Ellenbogen bohrte sich in ihre Schulter. Doch es schien Wirkung zu zeigen, denn die Frau hatte merklich Probleme, Melodie in Zaum zu halten. Mit schreien bestärkte sie ihre wüsten Bewegungen. Der drang nach Freiheit war noch nie so stark in ihr gewesen wie jetzt. Freiheit, welche sie in den Slums jeden Tag spüren konnte, aber nie hatte. Diese Freiheit war anders. Sie war wie eine Bestie, die in ihr tobte. Diese Bestie wollte raus und wollte zeigen was sie konnte. Melodie kannte dieses Gefühl. Einfach nur Leben und dies auch zu spüren. Das zappeln wurde mit jeder Sekunde stärker und schon bald fiel es der Fremden sichtlich schwer Melodie noch weiter am Boden zu halten. Von einem auf den nächsten Moment standen sich die ungleichen Frauen gegenüber. Sie glichen mehr einem Bild als das man sie für real halten konnte. Die Wut war aus Melodie´s Augen verschwunden und wich einer Trance. Ein grinsen war auf ihrem Gesicht und ihr Körper strahlte etwas unvorstellbar Erhabenes aus. Die Fremde schien genau darauf gewartet zu haben, denn ihr grinsen wurde immer breiter. Charly: Zufrieden lächelnd straffte ich meinen Rücken etwas, fuhr mir durch die Haare und richtete so meine Frisur wieder. Sie war kein Mensch. Sie konnte kein Mensch sein, ich konnte eine Aura bei ihr spüren, die mich vor Aufregung erzittern ließ. Der Platz war in ein helles Licht getaucht, so golden wie ein Bernstein, den man in die Sonne hielt und genauso satt. Ihr Licht traf unvermittelt auf meine Dunkelheit, die Schatten in mir waren immer da und schützten mich auch jetzt, wie ein Schleier. Die Kraft meines Gegenübers war genauso schnell verschwunden, wie sie aufgetaucht war, aber ich wusste, dass sie es jetzt gespürt hatte. Die junge Frau wusste endlich, dass sie anders war. Sie hatte es gemerkt! Endlich. Vielleicht würde sie verstehen. Vielleicht... könnte dieses mal ich jemandem helfen. Vielleicht hatte ich bei ihr die Chance, eine verirrte Seele auf den richtigen Weg zu führen und sie zu ihrem Schicksal zu bringen. "Netter Trick. Ich bin dran!", flüsterte ich mit einem tiefen, kehligen Knurren. Ich straffte den Rücken, schloss ganz kurz meine Augen und konzentrierte mich. Ich musste der Macht in mir nachgeben, ohne mich loszulösen, sonst würde ich die Kontrolle verlieren. Meine Handflächen nach vorne richtend streckte ich meine Arme aus, sodass sie parallel zu meinem Körper nach unten hingen und spannte mich stark an. Die Schatten schossen aus meinem Körper heraus, tanzten um mich herum und wurden langsam zu pechschwarzen Flammen, die um mich herum waberten und alles aufheizte. Es war kalt hier gewesen und das Höllenfeuer, das ich jetzt nutzte um ihr zumindest einen Teil meiner Kraft zu demonstrieren, machte alles fast unerträglich heiß. Mein schwarzer Umhang fing an den Rändern Feuer, aber das war egal. Schließlich entspannte ich mich wieder, von einer Sekunde auf die andere verschwand das Feuer und die Schatten und alles war wieder genauso wie vorher. "Ich erzähle dir, was du wissen willst, wenn du mir eine Frage beantwortest. Was bist du?", wollte ich jetzt eindringlich wissen. Kapitel 5: Was bist du? ----------------------- Melodie: Das Schauspiel hielt nicht lange an, welches sich Melodie gerade bot. Und wieder die Frage:"Was bist du?" "Ich bin Melodie. Ich lebe seid ich denken kann in den Slums und habe keine Eltern. Was soll ich deiner Meinung nach sein?", fragte Melodie. Die Frau antwortete nicht. Und so fragte Melodie noch einmal: "Was soll ich deiner Meinung nach sein? Ich bin ein Mensch aus Fleisch und Blut. Da schau!" Sie zeigte eine alte Wunde an ihrem Arm, welche sich bestimmt zu einer Narbe weiter entwickeln würde. Melodie hatte zwar gemerkt, dass sie anders war, aber nie war ihr das so deutlich wie jetzt. Es war merkwürdig, dass Menschen einfach so verschwinden un dann hinter einem auftauchen. Genauso seltsam war es auch, dass Melodie kein Mensch sein sollte. Aber sie wollte es nicht begreifen. Charly: Entnervt verdrehte ich meine Augen, fuhr mir erneut durch die Haare, dieses Mal jedoch eher um meine Gedanken etwas zu ordnen. Melodie also. Ein erstaunlich sanfter Name für jemanden aus so einer Gegend. Jedes Wesen, das in so einer Umgebung groß wurde hatte normalerweise nur einen Spitznamen, etwas das ihn beschrieb und dieser rote Faden zog sich durch alle Welten, in denen ich bisher gewesen war. Aber sie fiel komplett aus diesem Raster. "Du bist keine Hilfe.", stellte ich schließlich seufzend fest. Vielleicht war sie wirklich nur ein Mensch. Die Menschen waren die Rasse schlechthin, die sich am meisten entwickelt hatte und das in einer sehr kurzen Zeit. Alle anderen Wesen hatten ihre perfekte Balance von Anfang an und mussten sich nicht ändern, vielleicht war sie einfach eine höhere Stufe Mensch und die anderen Menschen würden ihr noch folgen. Aber das erklärt nichts von dem, was ich bisher hier gesehen hatte. Es war fast, als würde über der ganzen Welt ein Fluch liegen, als wäre die Macht in jedem Menschen gebannt worden, um einen Ausbruch zu verhindern. Aber wer nur hätte das tun können? Und warum? Solange ich das nicht herausgefunden hatte konnte ich diese Welt nicht verlassen. Der junge Mensch vor mir würde mir wohl helfen müssen, wenn sie schon so eine große Ausnahme bot. "Geh zurück zu den Kleinen. Ich muss... ein paar Dinge klären. Ich bin wieder hier, sobald die Sonne aufgeht.", brummte ich etwas abgelenkt. Melodie: "Warte!", rief Melodie noch, als sich die Fremde umdrehte und ging. Sie schien es nicht mehr zu hören und wurde schließlich von der Dunkelheit verschlungen. Mit einem leisen flüstern fügte Melodie noch hinzu:"Wobei bin ich keine Hilfe?" Dies hatte sie aber mehr zu sich selber gesagt. Auf einmal viel ihr ein, dass die Kleinen ja noch alleine waren und sie eilte auch von dem seltsamen Ereignis weg. Etwas muss passiert sein, denn Melodie die fühlte sich müde und schwach. Die kinder hatten nichts mitbekommen und schliefen seelenruhig weiter. Und auch Melodie legte sich für einen Moment neben die kleinen Körper. Schlafen konnte sie nicht, denn sie musste auf die Kinder aufpassen, aber sie konnte ein wenig entspannen. Schon bald war sie sogar in einen unruhigen Dämmerschlaf versunken. Am Morgen wurde sie von einem der Kinder geweckt. Es war ein kleiner Junge, der nicht mehr sprechen konnte. Warum er nicht mehr sprach wusste Melodie nicht. Ob er es wirklich nicht konnte oder ob er es nicht wollte, aber es war egal. Hier war er ein aufgeweckter Junge, der gerne mit den anderen Spielte. Er wies auf die Fremde, welche am Abend des Vortages schon einmal da gewesen war. Melodie richtete sich auf und sprach schroff :"Ich hoffe du hast was Essbares bei dir, denn ansonsten bin ich dir nicht wohlgesonnen!" Die Fremde verdrehte die Augen und holte eine Tüte unter ihrem Umhang hervor. Es waren Brötchen, wie schon am Abend zuvor von "Pan´s Bäckerei". Die Tüte flog in hohem Bogen zu Melodie, welche sie dann aufhob um hinein zu schauen. Zufrieden warf sie die Tüte dann zu den Kindern. "Jeder bekommt eine Hälfte",sagte sie dann noch als Anhang, bevor sie sich wieder der Fremden widmete. "Wobei kann ich dir nicht helfen?", fragte Melodie immer noch mit einem schroffen Unterton in der Stimme. Die Fremde sah Melodie wiederwillig an, als wäre es unumgänglich mit ihr zu sprechen. Das verstand Melodie jedoch nicht. Wenn sie nicht mit jemandem reden wollte, dann ging sie schon gar nicht zu diesem Jemand. Wieso also war die Fremde zurück gekehrt? Und vor alledem, was suchte eine so wunderschöne, gepflegte Dame an einem Ort, der genau das gegenteil war? Diese Fragen quälten Melodie und so beschloss sie, nicht weiter darüber nach zu denken. Kapitel 6: Fragen über Fragen ----------------------------- Charly: Die Augen der jungen Frau waren direkt auf mich gerichtet, aber mein Blick galt einem kleinen Jungen, der vor ein paar Minuten in mich hineingerannt war und mich mit seinen großen Augen angestarrt hatte. Blaue, tiefe und strahlende Augen, ganz anders als die anderen Kinder. Und bei meinem Blick hatte er strahlend gelächelt, bei seinem Blick wurde mir ganz warm. Ich konnte verstehen, warum diese Melodie so auf die Kinder aufpasste. Die junge Frau sah heute noch etwas müder aus als gestern, fast so als hätte sie seit Tagen nicht geschlafen. "Nicht hier. Gibt es hier einen Ort, an dem wir allein sein können?", antwortete ich etwas abweisend. Dabei verschränkte ich meine Arme vor der Brust, machte einen unruhigen Schritt zurück. Ich hatte die Nacht über nichts herausgefunden, kein ungewöhnlicher Ort. Ich war mir sicher, dass es irgendwo eine Quelle geben musste, der Ursprung von allem. Normalerweise konnte mein Geist sie ertasten, aber der Bann musste viel mächtiger sein, als ich es gedacht hatte. Aber durch diese Information war ich zumindest einen kleinen Schritt weiter, ich wusste jetzt, dass das Wesen, welches den Bannkreis aufrecht hielt hier sein musste. Aus einer großen Distanz war so eine Magie nicht möglich. Melodie war ohne ein Wort zu sagen an mir vorbei ins Freie getreten und ging mit festem Schritt voran. Ebenso stumm, mit einem letzten Blick auf die Kinder, die noch immer aßen. Heute hatte ich nicht viel mitgebracht, eigentlich nur um die starrsinnige und stolze Frau etwas milde zu stimmen. Aber jetzt, wo ich sah wie glücklich es die Kleinen machte nahm ich mir vor das nächste mal etwas mehr und auch etwas leckerere Dinge mitzubringen. Über etwas Süßes würden sie sich sicherlich freuen. An einer der Ruinen machte Melodie halt, sah kurz nach oben und dann mich wieder an. "Hoffentlich kannst du mithalten.", meinte sie mit einem breiten Grinsen auf den Lippen. Dann machte sie sich an den Aufstieg, sie kletterte an der leicht unebenen Wand in einer Geschwindigkeit nach oben, als würde sie eine Treppe nach oben laufen. "Mithalten...", brummte ich belustigt. Dann betrat ich auch schon die Schattenwelt, blieb zwei Sekunden darin und konzentrierte mich etwas stärker. An unbekannte Orte zu reisen konnte gefährlich sein, wenn ich nicht aufpasste, aber das war mir gerade egal. Ich würde mich doch nicht von einem einfachen Menschen abhängen lassen! Oben angekommen hatte ich gerade noch Zeit, mich an den äußersten Rand des Dachs zu setzen, dann tauchte Melodie auch schon neben mir auf. Erst hatte sie noch triumphierend gelächelt, dann aber entdeckte sie mich und ihre Gesichtszüge entgleisten. "Wer kann hier nicht mithalten?", neckte ich sie breit grinsend. Zornig sah sie mich an, biss sich fest auf die Unterlippe und verschränkte dann die Arme vor der Brust. "Wie hast du das gemacht?", zischte sie argwöhnisch. Melancholisch lächelnd legte ich den Kopf schief, bedeutete ihr mit einer sanften Handbewegung sich neben mich zu setzen. "Ich bin kein Mensch, falls dir das noch nicht aufgefallen ist.", erklärte ich schulterzuckend. Gedankenverloren kam sie auf mich zu, ließ mich keine Sekunde aus den Augen. Sie misstraute mir, ich war mir nicht ganz sicher, ob das so gut für mich war. "Du hast also gemogelt.", stellte sie nüchtern fest. Diese Worte brachten mich zum Lachen, amüsiert schmunzelnd sah ich ihr wieder in die Augen. "Kann man so sagen, ja. Also, ich hatte versprochen, dir auf alle Fragen zu antworten. Was willst du wissen?", ermunterte ich sie freundlich. Melodie: Den kleinen Wettkampf hatte die Fremde zwar gewonnen, wenn auch mit einem Trick, aber die Fragen musste sie Melodie beantworten. Egal welche Frage es wird, Melodie würde ohne Antworten nicht gehen wollen. "Von hier oben kann ich die Kleinen noch sehen. Die älteren können sich zwar schon wehren, aber gegen einen echten Gegner sind sie nicht gewappnet." Melodie schaute auf die Kinder. Es waren nicht viele, zwei Mädchen und drei Jungen und alle schienen in etwa das gleiche Alter zu haben. Noch vor wenigen Minuten hatte Melodie noch Angst, sie würden heute nichts zu Essen bekommen, doch diese Angst wurde ihr genommen. Von der Fremden, die jeden Moment seltsamer zu werden schien. "Was meintest du damit, als du fragtest, was ich bin? Und wieso kommst du hierher? Die Slums sind nicht dein Heim und die wenigsten kommen hierher, wenn sie nicht müssen. Außerdem sagtest du. ich könne dir nicht helfen?" Melodie´s Blick ruhte weiter auf den Kinder, die nun zusammen spielten. Der raue Unterton war verschwunden. Die Fremde folgte ihrem Blick und schwieg noch eine Weile. Und obwohl die Fremde unwahrscheinlich Schroff wirkte, veränderte sie sich immer wieder beim Anblick der Kinder. Sie wurde sanfter und noch schöner als sie so schon war. Charly: "Gegen wen sollen sie sich wehren? Wer kann ihnen denn hier gefährlich werden?", wollte ich überrascht wissen. Eine Welt voller Menschen, die alle nichts drauf hatten, wer sollte den Kindern da gefährlich werden? Fast im selben Moment fiel mir wieder ein, wie grausam diese Menschen sein konnten. Vor allem gestern Nacht hatte ich die Dämonen in ihnen gesehen, vor denen eine ganze Hölle Angst haben würde. Wenn sie ihre Kraft entdecken und sie nutzen würden, dann würden sie einen Krieg anzetteln. Einen Krieg gegen jede Welt, die da draußen war. Langsam konnte ich verstehen, warum sie gebannt wurden. Aber manche von ihnen, wie diese Kinder, verdienten dieses Schicksal nicht. Sie waren rein, so rein wie ein Wesen nur sein konnte. Genauso wie die junge Frau neben mir, die mir auf meine Frage keine Antwort gönnte. Sie sah mich nur an und wartete darauf, dass ich ihr Rede und Antwort stehen würde. "Du stellst die falschen Fragen - die völlig Falschen!", stellte ich entspannt fest, "Wenn du nicht die richtigen stellen kannst wirst du keine Antwort bekommen, die dir weiterhilft." Verdattert erwiderte sie meinen Blick, belustigt sah ich dabei zu wie ihr Kopf langsam zur Seite glitt und sie mich jetzt leicht schief ansah. "Du Lügnerin! Du hast gesagt, du würdest mir auf alles antworten!", fuhr sie mich aufbrausend an. Bei ihren Worten brannte Zorn in mir hoch, so scharf und heiß wie ein Inferno. Für den Bruchteil einer Sekunde hatte ich mich nicht unter Kontrolle, spürte wie dieses Ding in mir die Überhand gewann. "Du nennst mich einen Lügner?!", rief ich aufbrausend. Meine Stimme war verzerrt, laut und dröhnend, als würden tausend Stimmen aus mir sprechen. Fast in der selben Sekunde war es wieder vorbei, etwas schwerer atmend sank ich in mir zusammen, schloss meine Augen. "Ich lüge niemals! Merk dir das. Ich habe versprochen zu antworten und das WAR eine Antwort. Du stellst nur die falschen Fragen!", stellte ich kalt fest. Ich wusste nicht, wie ich aussah, wenn ich die Kontrolle verlor, ein Dämon hatte mal erwähnt dass ich meine Gestalt dabei änderte, aber ich wusste nicht genau wie. Die junge Kämpferin wirkte etwas erschrocken, aber nicht so weit, dass ich mir Sorgen machen müsste. "Ich will nicht von ganz vorne anfangen, die Zeit habe ich nicht! Also stell die richtigen Fragen. Das einzige, das ich dir sicher sagen kann, ist dass du anders bist. Du bist ein Mensch, da bin ich mir jetzt sicher, du bist nur nicht wie die Anderen. Warum du keine Hilfe bist kann ich dir erst dann sagen, wenn du genug verstehst!", erklärte ich leise knurrend. Melodie: Melodie war erschrocken von dem Anblick, der sich ihr bot. Für einen kurzen Augenblick veränderte sich die Frau. Die Haut würde fast schon weis und die Augen wurden rot. Dennoch hatte Melodie zugehört. Die richtigen Fragen sollte sie stellen, aber was waren die richtigen Fragen? Also entschied sich Melodie für einfache Fragen. "Für´s erste wäre ich froh, wenn du mir deinen Namen nennst und mir sagst, was du hier suchst. Außerdem würde mich mal interessieren, was du bist." Die Fremde schaute auf und Blickte in den Himmel. Dabei fing sie an zu erzählen:"Mein Name ist Charly. Mittlerweile weist du ja, dass ich kein Mensch bin. Ich bin ein Halbdämon. Und nur damit du nicht noch mehr unnötiges Fragst, ja, es gibt mehrere von uns und auch noch andere Wesen, von denen ihr Menschen nichts wisst. Was ich hier suche sind Antworten." Nun war Melodie völlig verdattert. Sie sprach mit einem Halbdämon und zwar einem Echten. Eigentlich dachte Melodie immer, dass Dämonen schreckliche, finstere Namen haben so wie `Darquis` oder `Sorrow`, aber dies ist vielleicht doch nur ein Ammenmärchen. Und immerhin wusste Melodie jetzt, wie sie die Fremde anspreche konnte. "Charly", flüsterte Melodie, also würde ihr das helfen, den Namen zu behalten. Und wie sie den Namen aussprach drehte sich Charly auch schon um. "Genau, Charly. Wenn dir der Name nicht passt, dann ist das dein Problem.", erwiderte der Halbdämon leicht genervt. Kapitel 7: Small Talk --------------------- Charly: "Ich hätte nicht gedacht, dass ein Dämon so einen banalen Namen haben würden - vor allem einen männlichen!", stellte Melodie schulterzuckend fest. Kurz verengte ich meine Augen zu schmalen Schlitzen, leckte mir verärgert über die Lippen und legte meinen Kopf in den Nacken, um mir den Himmel ansehen zu können. Nerviger, kindischer Mensch! Und sie stellte noch immer die falschen Fragen. Immerhin nahm sie die Tatsache, einem Dämonen gegenüber zu stehen sehr gefasst auf. "Dämonen tragen keine Namen! Den Namen gab mir ein Wesen, das mir sehr wichtig war.", entgegnete ich widerwillig. Warum ich das sagte, wusste ich nicht genau. Vermutlich, weil ich es einfach nicht ertrug dass sie über den Namen urteilte, den Shantée mir gegeben hatte. Auf den jungen Manticore ließ ich einfach nichts kommen, er war mein einziger Freund gewesen. Ich würde niemandem erlauben, auch nur über ihn zu sprechen! "Wenn man es genau nimmt, dann bin ich eine Suchende. Ich bereise alle Welten, auf der Suche nach der einen Wahrheit. Deshalb bin ich hier. Der Zeitpunkt, an dem diese Welt von den anderen getrennt wurden passt genau mit dem überein, das ich suche.", redete ich leise seufzend weiter. Wenn ich ihre Hilfe wollte, dann müsste ich wohl oder übel ehrlich zu ihr sein - zumindest vorerst. Nachdenklich biss Melodie auf ihrer Lippe herum, ich sah dabei zu wie ihre Finger automatisch zu dem langen Schwert auf ihrem Rücken glitten und etwas an dem Griff herumspielte. Sie war nervös und griff deshalb zu dem einzigen Gegenstand, der ihr Sicherheit gab. "Wonach suchst du?", fragte sie neugierig. "Das geht dich nichts an!", knurrte ich sofort. Erschrocken zuckte Melodie zusammen, bei dem Umschwung meiner Stimmlage hatten sich ihre Finger reflexartig um den Schwertgriff geschlossen, bereit zum Angriff. Ich würde zwar sicher keine Probleme haben, ihr auszuweichen oder einen Angriff abzuwehren, aber eine Verletzung war nicht zu unterschätzen. Bisher hatte es noch niemand geschafft mich auch nur zu berühren und deshalb konnte ich auch nicht sagen, was ich dann tun würde. "Irgendwo auf dieser Welt muss es eine Quelle geben. Jede Welt verfügt über einen eigenen... wie nenne ich das jetzt... Magiefluss würde ich sagen. Es ist der Ursprung aller Kraft und ist mit den anderen Welten verbunden. Zerstört man den richtigen ist das Gleichgewicht aller dahin. Wenn ich diesen Ort finde, dann kann ich vielleicht herausfinden, wer die Macht gebannt hat und vor allem warum. Dafür brauche ich deine Hilfe. Du bist hier zuhause, du kennst dich doch sicher aus. Ich MUSS diesen Ort finden, verstehst du? Ich muss es einfach schaffen!", flüsterte ich leise. Dabei war mein Blick stur auf eine Wolke gerichtet, die bewegungslos über uns hing. Melodie: Sie suchte also einen Ort. Charly war sehr bedacht mit ihren Worten, so als könnte sie zu viel erzählen. Vor alledem wollte sie aber nicht zu viel unnützes Erzählen. Melodie war dies schon damals aufgefallen, jedoch hatte sie dort nur einen Moment mit ihr geredet, nun aber redeten sie schon eine Weile miteinander. "Die eine Wahrheit sagst du?", fing Melodie an, "Und ein Magiefluss? Ich glaub das wird mir alles ein wenig zu bunt. Ich meine, du tauchst einfach so hier auf und sagst ich bin nicht wie die anderen. Dann outest du dich als, naja, Halbdämon und dann erzählst du mir, es gibt noch mehr Welten." Der Schwertgriff fühlte sich so ungewohnt gut an und schenkte Melodie zudem noch eine gewisse Sicherheit. "Sag, bin ich denn in der Lage, diesen Ort zu erkenne oder führe ich dich sinnlos in der Gegend rum, wenn ich dir helfe?", wollte Melodie es nun wissen. Charly wollte gerade zur Antwort ansetzen, doch Melodie brach diese mit einem Wink ab. Unten bei den Kindern war jemand aufgetaucht. Es war ein Mann, der mager und schwächlich war. Er ging langsam und als hätte er schmerzen. Als die Kinder ihn erblickten, fingen sie an sich zu verstecken. Der Mann bemerkte nichts von alledem und ging weiter. Melodie war deutlich angespannter als zuvor und hatte sich darauf vorbereitet, sofort zu den Kindern zu laufen. Die Spannung hielt auch noch an, als der Mann schon nicht mehr zu sehen war. Mit einem leisem "tschuldigung" machte sie Charly klar, dass nun alles wieder in Ordnung sei und dass sie wieder zuhörte. Charly schaute noch eine Weile zu den Kindern. "Weist du, damals hat man uns eine Legende erzählt." , flüsterte Melodie dann, "Wenn du suchst den Ort des Lichts Geh hinfort, geh in´s Nichts. Wo das Nichts liegt weist du dann, wenn du´s spürst und es erfühlen kannst. Mit Augen, Hand oder Verstand findest du nur leeres Land, mit Herz, Kraft und Teufels Kind du findest ihn geschwind." "Derjenige, der das erzählt hat, meinte dies in einer Ruine gelesen zu haben. Er meinte das sie am Ende der Slums liegen würde. Aber leider hat er es nie geschafft, in diese Ruine rein zu gehen, weil ein Tor davor war. Ich ging dann zum Ende der Slums aber eine Ruine habe ich da nie gefunden." Charly wurde neugierig und machte Melodie deutlich, dass sie weiter erzählen sollte. So tat sie dieses auch: "Naja, ich habe ihm erzählt, da sei keine Ruine. Er wurde total wütend und schrie `Wie kannst du es wagen, mich als Lügner dar zustellen!` Dann verschwand er." Melodie stoppte und wurde traurig. "Alle, die von der Ruine erzählten sind einfach verschwunden. Dazu gehörte auch mein bester Freund. Wir hatte uns noch gestritten, weil er mir von der Ruine erzählt hatte. Er wollte es mir beweisen und brachte mir dann mein Schwert mit." Nun fing Melodie an zu weinen. Ihre Stimme stockte und wurde zu einem schluchzen. Melodie wusste nicht genau, warum sie davon erzählte. Ihr Freund, Whisper nannte er sich, war nie wieder aufgetaucht. Und obwohl Melodie die kompletten Slums abgesucht hatte, hatte sie ihn nie gefunden. "Es ist nur eine Legende, und diejenigen, die versuchen in die Ruinen zu gehen werden von ihr verschlungen.", wisperte sie nur noch. Charly: Einen langen Moment schaffte ich es, das Lachen zurückzuhalten, es kämpfte sich langsam meine Kehle nach oben und wollte mit aller Kraft aus mir heraus. Nach ein paar Sekunden, die mir vorkamen wie endlose Minuten, brach es schließlich aus mir heraus, so laut und schallend dass Melodie neben mir zusammenzuckte und auch die Kinder auf dem Platz unter uns in Deckung gingen. Es dauerte etwas, bis ich mich wieder im Griff hatte, richtete mit einer eleganten Geste meine Frisur und kicherte noch leise vor mich hin. "Kind des Teufels.", wiederholte ich belustigt. So ein Ausdruck konnte auch nur von einem Menschen kommen. Melodie sah mich vorwurfsvoll an, verschränkte langsam die Arme vor der Brust und schürzte wütend die Lippen. Kein Wunder, immerhin schüttete sie mir hier ihr Herz aus und ich hatte nichts Besseres zu tun als zu lachen. Nicht, dass ich sie auslachte, es war einfach dieser Ausdruck, der mich amüsierte. "Es gibt keinen Teufel. Und auch keinen Gott. Da ist kein... höheres Wesen, das alle Fäden in der Hand hält. Jeder ist für sich selbst verantwortlich, diese Vorstellung finde ich wirklich sehr unpassend.", erklärte ich schulterzuckend, als sich auch nach einigen Sekunden ihr Gesichtsausdruck nicht änderte. Stumm nickte sie, sagte aber auch weiterhin kein Wort und schien darauf zu warten, dass ich weiter reden würde. Als ob es nur von mir abhängen würde, was als nächstes passierte. Dabei war es doch ihre Welt. Wenn sie glaubte, dass es hier war, dann würde ich mich nicht dagegen streben. Außerdem klang es wirklich interessant, ein Ort der nicht immer zu sehen war und Menschen verschlang - klang auf jeden Fall sehr vielversprechend. Wenn die Menschen die Quelle so einfach finden könnten, dann wäre sie vermutlich längst zerstört. "Und was soll es dann deiner Meinung nach heißen?", erwiderte Melodie leise seufzend. Seit sie ihren Freund erwähnt hatte wirkte sie geknickt und irgendwie erschöpft, ich hatte beinahe Mitleid mit ihr. Die Quelle an sich war ein neutraler Ort, der eher Kraft spendete als sie zu nehmen, warum also immer wieder Menschen verschwanden könnte ich ihr nicht erklären, das musste in irgendeinem Zusammenhang zum Bann stehen. Aber darauf spielte sie gerade nicht an. "Es wurde von einem Menschen geschrieben und wenn der, der es dir erzählt hat es lesen konnte kann das noch gar nicht so lange her sein. Ihr Menschen seit ein sehr - merkwürdiges Volk, wenn ich es mal so sagen darf. Eure Sprache ändert sich ständig, das ist sehr lästig. Demnach bleiben uns nur zwei Möglichkeiten: Entweder ein Mensch hat an diesem Ort einen Dämon gesehen und ihn für den Teufel gehalten oder er spielt auf das Böse in jedem von euch an. Aber das finde ich nicht sehr wahrscheinlich, wenn ich ehrlich bin.", brummte ich gedankenverloren. Umsichtig ließ ich mich zurücksinken, bis ich mit dem Rücken im Staub lag und direkt in den Himmel sehen konnte. Die Erde gefiel mir nicht, es war ein sehr schmutziger Ort. Die Luft machte es mir schwer zu atmen und ich hatte das Gefühl, als würde ich immer schwächer werden, je länger ich hier war. "Bring mich hin. Ich will es mir selbst ansehen.", bat ich schließlich mit fester Stimme. Dabei richtete ich mich wieder auf. Kapitel 8: Der Weg ist (NICHT!) das Ziel ---------------------------------------- Melodie: Melodie´s Laune hielt sich in Grenzen. Es war nicht gerade taktvoll gewesen, über die Geschichte zu lachen. Auch wenn es keine Teufel oder Götter gab, so war Whisper real gewesen und er war tatsächlich verschwunden. Melodie nahm ihr Schwert und machte sich auf den Abstieg gefasst. Es war egal, ob Charly ihren Hokuspokus benutzte oder nicht, Hauptsache sie konnten schnell zu der Ruine. "Es ist Mittag und die Slums sind groß.", stellte Melodie fest, "Ich muss noch Vorbereitungen treffen, bevor wir los gehen können. Die Kinder müssen eingewiesen werden." Charly vernahm die Worte und wie auf ein Zeichen ging sie für eine Weile fort. Während dessen erklärte Melodie den älteren Kinder, wo sie Essen finden und wann sie spätestens wieder in ihrem Versteck sein sollten. Die Jüngeren bekamen erklärt, dass sie sich versteckt halten sollen und dass Melodie nicht lange weg sein würde. Es war schon später Nachmittag, als Charly wiederkam. In ihrer Hand hatte sie genug Essen für die Kleinen. Sie gab die Tüte dem stummen Jungen und lächelte ihn an. Er drehte sich um und hielt die Tüte über seinen Kopf. Danach räumte er sie in eine Höhle, die er sich aus alten Brettern und Papierfetzen gebaut hatte. Mit einem vielsagendem Blick schaute Melodie nochmal jedem Kind genau in die Augen, bevor sie sich zu Charly hin drehte. Angst, Kummer und Sorge waren von den kristal-blauen Augen abzulesen. "Ich bin soweit!", klärte sie Charly auf und wusste dabei, dass der Abschied vielleicht für immer sein konnte. Die Kinder ahnte nichts von der bevorstehenden Reise und winkten ihr, so wie sie es immer taten, bevor Melodie in die Stadt ging. Charly flüsterte noch eiskalt:"Du lässt sie alleine, obwohl du das Risiko kennst? Heul dich aber nachher nicht bei mir aus!" Nach diesen Worten gingen sie los. Es dauerte nicht lange, da hatten sie das Versteck auch schon hinter sich gelassen und vor ihnen erstreckte sich eine alte, zerstörte Stadt. Die Jahre hatten an ihr genagt und auch Korruption und Kriege hatten die Mauern zum zerfall gezwungen. Es sah aus, als wäre die Menschheit völlig ausgestorben, wären da nicht die Gestalten, die sich hier herumtrieben. "Hier lebt das Gesindel der Stadt", sagte Melodie forsch. Er blick war zielgerichtet und streng. "Mit Gesindel meine ich mich, aber auch die Banditen, Drogensüchtigen und die Verstoßenen." Charly blieb ruhig und hörte zu. Sie war falsch in diesem Bild. Sie war sauber und hatte heile Kleidung. Ihre Haare sahen gepflegt aus und ihre Bewegungen waren voller Anmut. Schon bald würde es deswegen Ärger geben, dessen war sich Melodie sicher. Die Männer in den Slums nahmen sich was sie wollten und Charly war wie ein Diamant-Schädel auf einem Platin-Tablett. "Die Ruinen sind am Ende der `Hauptstraße`. Wir brauchen zu Fuß einen halben Tag, bis wir da sind.", erklärte Melodie weiterhin mit schroffer Stimme. Charly: Entnervt mit den Augen rollend trat ich neben die junge Frau, griff vorsichtig nach ihrer Hand und trat dann in einen Schatten. Es war nicht leicht, mit Begleitung in die Schattenwelt zu reisen, es verbrauchte viel Kraft und ich fühlte mich auch so schon sehr schwach, aber ich würde sicher keinen halben Tag mit Laufen verschwenden. Erst recht nicht hier, an einem Ort an den ich nicht passte. Ich hatte Blicke auf mir spüren können, die mir einen eisigen Schauer über den Rücken gejagt hatten, die düstere Vorahnung erfüllte mich noch immer und beschleunigte meinen Herzschlag. Dass Melodie auf einmal so unfreundlich war verstand ich nicht. Ich hatte ihr nichts getan und plötzlich bluffte sie mich nur noch an. Immerhin hatte ich ihr auf alles geantwortet, ich hatte einen Schutzkreis über die Kinder gelegt, damit ihnen niemand zu nahe kam. Gut, das hatte ich der jungen Frau nicht erzählt, ich hatte mich auch so schon genug eingemischt, das brauchte sie nicht auch noch zu wissen. Dennoch benahm sie sich verdammt kindisch! Einen Moment hatte ich mich meinen Gedanken hingegeben, mich nicht weiter bewegt und so waren wir lange Zeit in der Schattenwelt geblieben. Melodie war unruhig geworden, versuchte sich von mir los zu reißen und ich sah, wie sie ihren Mund zu einem Schrei aufriss, aber hier gab es keine Laute. Alles war einfach nur Schwarz, die Dunkelheit verschluckte jedes Lebewesen, das sich zu lange dorthin verirrte. Wenn sie sich tatsächlich von mir losreißen würde wäre sie verloren, dann könnte nicht einmal ich ihr wieder heraushelfen. Dann war sie für immer dazu verdammt, in der Schattenwelt umher zu irren! Hastig machte ich einen weiteren Schritt, trat aus der Schattenwelt und zog meine Begleiterin hinter mir her. Das Licht auf der Erde blendete mich sofort, ich kniff meine Augen zusammen und hob schützend meine Hand vor die Augen. Dabei ließ ich Melodie los, die laut keuchend und hustend neben mir zusammenbrach. Ich wollte ihr zu Hilfe kommen, sie wieder aufrichten, aber da fiel mir auf, wo ich uns hingeführt hatte. Ein heruntergekommenes Haus, schmutzig und mit einer Aura der Gefahr, bei der ich fröstelte. In einer Ecke saßen zwei Männer, dreckverschmiert und mit blutigen Klamotten. Auf dem Boden lagen große, scharfe Messer, ebenfalls mit verkrustetem Blut darauf. Die beiden starrten uns völlig fassungslos an, ihre Münder standen offen und entblößten ihre schwarzen, gammeligen Zähne. Es stank nach Verwesung und Tod, das Blut schien überall zu sein. Schützend stellte ich mich vor Melodie, die noch immer röchelnd am Boden kniete, ihre Klamotten verschmierten das Blut auf dem Holzboden immmer weiter und sie sah aus als würde sie gleich ausrutschen. Die Männer trugen schwere Waffen bei sich, ich würde Melodie in ihrer Verfassung nicht schützen können, ohne selbst unverletzt davon zu kommen. Jetzt kam es darauf an, dass ich meine volle, dämonische Erscheinung präsentierte, ich musste sie zu Tode erschrecken. Fest spannte ich meinen Körper an, fletschte die Zähne und nahm meine gesamte Kraft zusammen. Die Macht bündelte ich hinter meiner Brust, spannte mich immer weiter an und ließ meinem Wesen freien Lauf. Pechschwarze Flügel brachen aus meinem Rücken hervor, meine Zähne wurden länger und meine Sichtweise änderte sich. Es war, als würde alles um mich herum schwarz werden, dunkle Flammen loderten um meinen Körper herum und auch meine Fingernägel wurden immer länger. In einem schmutzigen Fenster konnte ich mich selbst sehen, wie meine Augen so schwarz wurden wie die Flügel und ich etwas größer wurden. "Verschwindet!", fauchte ich mit meiner dämonischen Stimme und leckte bedrohlich die Zähne. Melodie: Die Benommenheit zerrte an Melodie. Nur mit mühe schaffte sie es zu atmen. Sie wusste, dass dieser düstere Ort schon längst verlassen war, aber ihr Körper begriff es noch nicht. Die Übelkeit lies Melodie Sterne sehen und sie würde dem Brechreiz nicht mehr länger zurückhalten können. Währen dessen war Charly aus ihrem Umfeld verschwunden. Aus der ferne, die Melodie nicht einschätzen konnte, hörte sie ein schreckliches, fauchendes "Verschwindet!". Wer damit gemeint war wusste sie jedoch nicht. Erst nach einer Weile beruhigte sich ihr Körper und sie schaffte es, sich um zu sehen. "W-wo... sind... wir?", stammelte sie kaum hörbar. Doch Charlys Antwort kam prompt: "Geht es wieder? Wir sind in einem altem Haus, irgendwo in den Slums." "Ich hoffe nicht, dass das dein oder mein Blut ist.", erwiderte Melodie nun etwas klarer und nicht mehr so schwach. Melodie sah bedacht an sich runter, um sicher zu gehen, dass das Blut auf ihrer Kleidung nicht von ihr war. Länger wollte sie aber auch nicht bleibe, nur damit sie herausfinden könnte wem das Blut gehört. "Gehen wir! Und diesmal wirklich gehen!", sagte sie noch, wobei es mehr wie ein `Bitte lass mich zur ruhe kommen` klang. So kam es, dass Charly sich doch für die längere Variante des Gehens entscheiden musste. Vor dem Haus bemerkte Melodie, dass die beiden eine gute Strecke gespart hatten. "Wir, wir sind fast da! Nur noch bis hinter den kleinen Hügel!", schrie Melodie fast schon. Charly störte sich nicht an der Reaktion und ging mit einem Grinsen voran: "Na, dann mal los!" Die meisten Gefahren befanden sich in der Slum-Stadt, welche nun hinter ihnen lag. So machte es Melodie auch nichts aus, ein wenig mit einem Papierball zu jonglieren. Mit der Zeit nahm sie sich noch einen und noch einen. Charly folgte dem geschehen, als hätte sie noch nie jemanden jonglieren sehen. Kapitel 9: "ERZAEL!" -------------------- Charly: Meine innere Anspannung schwand mit jeder Sekunde, die ich der blutverschmierten Frau zusah, legte langsam meinen Kopf schief und konnte das Grinsen nicht mehr unterdrücken. So viel wie mit der Jüngeren hatte ich schon seit hundert Jahren nicht mehr gelacht, meine Gesichtsmuskeln fühlten sich ganz merkwürdig an. Aber es tat gut. Entweder war es Melodie egal, oder sie hatte gar nicht erst bemerkt, dass ich für einen kurzen Moment meine wahre Gestalt angenommen hatte. Das war mir allerdings beides recht, solange sie mich nicht zu der Ruine geführt hatte brauchte ich sie noch, danach konnte sie von mir aus verschwinden. Bis dahin musste ich aufpassen, dass ich sie nicht mit irgendetwas verschreckte. Entspannt sank ich gegen eine der Hauswände hinter mir, meine Augen ruhten völlig entspannt auf der Blauäugigen. Elegant strich ich mir eine ins Gesicht hängende Strähne hinter mein Ohr, vergaß für einen kurzen Augenblick die ganzen Sorgen meines Daseins. "Warum bist du zusammengebrochen? Ich hätte Hilfe brauchen können.", brummte ich nach einigen Minuten des Schweigens. Bei meinen Worten fielen einige der Bälle zu Boden, verblüfft erwiderte sie meinen Blick und legte langsam ihren Kopf schief. Dabei hob sie die Kugeln wieder auf, sah mich vorwurfsvoll an, als ob ich Schuld daran wäre. "Was stimmt denn nicht mit dir? Ich wäre fast drauf gegangen und du fragst was los war? Was soll das denn?!", zischte sie zornig. Grummelnd fuhr ich mir wieder durch die Haare, verdrehte meine Augen. "Seid ihr Menschen schwach.", stellte ich genervt fest, "Du solltest das Blut abwaschen, bevor wir weiter gehen! Wir sollten uns beeilen." Melodie: Melodie folgte der Aufforderung zwar und wusch sich das Blut ein wenig ab, aber sie meckerte dabei auch:"Du vergisst den feinen Unterschied, du machst dieses `Huhu, ich bin hier und jetzt bin ich da`öfters als ich, wenn nicht sogar jeden Tag. Wir Menschen bevorzugen unsere Füße oder in der Stadt bedient man sich eines Autos. Und es mag zwar sein, dass wir deutlich schwächer sind als Dämonen, sorry, Halbdämonen, aber anscheinend seid auch ihr mal ohne uns aufgeschmissen." Mittlerweile waren sie dem Hügel näher gekommen. Melodie meckerte noch immer vor sich hin, aber Charly konzentrierte sich auf das, was hinter dem Hügel lag. "Ich glaub, ich weis was mit Teufels Kind gemeint war!", unterbrach sie Melodie. Melodie schaute auf und konnte ihren eigenen Augen nicht Trauen. Dort, wo vorher nur leere Wüstenei war, dort stand ein hünenhaftes Gemäuer. Es sah aus, als wäre es durch die Jahrhunderte hinweg gebaut worden. An der einen Säule konnte man noch die Gotik aus machen, doch die Mauer dahinter war definitiv aus der Moderne und eine andere Wand stammte scheinbar aus der Renaissance. Das Land auf dem die beiden Suchenden standen hatte sich verändert. Der Himmel bekam eine lila Stich, der Melodie erschaudern lies. "Ein Bannkreis!"erklärte Charly völlig fasziniert von seiner Stärke. "Ein Mensch alleine kann hier nicht durch. Dein Märchenerzähler hatte anscheinend einige Quellen." Wortkarg wie immer erklärte Charly nicht weiter. Sie folgte mit der Hand einer unsichtbaren Linie. Ihre Anmut wurde durch Zweifel verzerrt. Charly, welche sonst so mächtig war, konnte die Barriere nicht ohne fremde Hilfe durchbrechen. Charly: Auf dem steinigen Boden unter uns waren alte, menschliche Runen eingemeißelt, bildeten eine kaum sichtbare Linie. Von den uralten Schriftzeichen ging ein seltsames, übermenschliches Licht aus, das bis in die Atmosphäre zu reichen schien. Wortlos hob ich meine Hand an, wollte damit eine Luftlinie über die Runen ziehen, aber der Bannkreis war wie ein brennendes Feuer, es versengte meine Fingerspitzen und schickte einen scharfen Schmerz durch meinen Körper. Den Schmerz ließ ich mir nicht anmerken, mein Gesicht war völlig unbewegt während ich immer weiter um die Runen streichelte. Wortlos ging ich in die Hocke, biss mir kaum merklich auf die Unterlippe und atmete tief durch. Errichtet von einem Menschen, aber nicht so wie ich vermutet hatte, um die Menschen in ihrer Welt zu halten - vielmehr um andere Wesen draußen zu halten. Ich war ein Idiot. Das hätte ich auch gleich ahnen können. "Ein Kind des Teufels. Diese verfluchten Engel...", flüsterte ich voll unterdrücktem Hass. Bei dem Gedanken schlug mein Herz schmerzhaft fest gegen meinen Brustkorb, die alte Narbe, die sich quer über meinen ganzen Rücken zog, fing sofort wieder an zu schmerzen wie am ersten Tag. "Erzael.", fauchte ich mit vor Hass und Wut dämonischer Stimme. Wenn ich so zornig wurde fing ich an, das "R" zu rollen und Buchstaben wie ein "Z" ganz lang zu ziehen, sodass es richtig bedrohlich klang. "Erzael!", wiederholte ich knurrend. Meine Hand lag inzwischen direkt auf einem der Runen, die Zeichen brannten sich langsam in meine Handfläche ein und ein feiner Rauchfaden stieg von dort in die Luft. "ERZAEL!", rief ich mit dröhnender Stimme. Sie hallte an den Wänden wider, brachte den Boden unter uns und die Wände der Ruinen zum Wackeln, mein Körper zitterte so sehr, dass ich fast umfiel. Der Todesbote. Mein Verfolger, meine Nemesis. Das Einzige Wesen, das es geschafft hatte mich zu verletzen und dann auch noch lebend davon zu kommen. Shantées Mörder. "W-wer?", stammelte Melodie hinter mir erschrocken. Tief durchatmend zog ich meine Hand zurück, kehrte meine Handfläche nach oben und starrte darauf, bis die eingebrannte Rune wieder schwächer wurde und schließlich ganz verschwand. "Der Führer einer Engels-Armee. Das ist noch nicht einmal im Ansatz so ungefährlich wie es für dich vielleicht klingt. In eurem Volk sind Engel gute Wesen, die die Menschen schützen und das Himmelreich bewachen. Aber sie sind gefährlich. Sie haben ihre eigene Welt zerstört, keiner weiß wieso und seitdem nisten sie sich auf fremden Welten ein, bis diese ebenfalls zerstört sind. Ihr Menschen habt ihnen vor Tausenden von Jahren geholfen meine Welt anzugreifen. Ihr wolltet sie übernehmen. Aber ihr seid gescheitert und es wurde wieder ruhig. Bis die Erde plötzlich aus dem Weltenfluss verschwand. Lange dachten alle, die Erde wäre ebenfalls zerstört. Ich hätte es wissen müssen! ER war hier! Ich kann den Kreis nicht durchbrechen. Du musst ihn für mich zerstören.", flüsterte ich abgelenkt. Melodie: Worte konnten große Macht in sich tragen. Beim Mobbing zum Beispiel kann man eine Person total vernichten, obwohl es doch nur Worte sind. Genauso wirkten diese Worte auch auf Melodie. "Ich soll den Kreis zerstören?" Melodie war sich sicher, dass es Charlys ernst war, doch konnte sie es nicht ganz glauben. Charly flüsterte nun nicht mehr:"Du musst ihn zerstören!" Egal wer dieser Erzael war, er spielte eine nicht gerade kleine Rolle im leben von Charly. Wut konnte die Personen verändern und sie zu schreckliche Monster machen. Melodie war nicht klar, was Wut aus einem Halbdämon machen konnte. Aus diesem Grund zog Melodie es vor, auf Charly zu hören und ihrem Fast-Befehl folge zu leisten. Nur gab es ein Problem. Sie hatte noch nie zuvor einen Bannkreis zerstört und wusste deshalb nicht, wie so etwas funktionierte. "Okay, brauche ich einen Zauberspruch oder sowas?", Unentschlossenheit schwang in ihrer Stimme mit. Charly packte das Schwert von Melodie und zog es raus. Danach drückte sie den Schwertgriff in Melodie´s Hand und fing an zu schreien. "Du hast ein Schwert, also benutze es auch! Da sind Runen," ,Charly deutete auf den Boden vor ihr," da musst du hinschlagen!" Der Griff pulsierte in Melodie´s Hand. Er wurde warm, fast so als wäre das Schwert lebendig. Es hob sich wie von selbst über den Kopf des Mädchens. Sie stoppte, starrte auf einige Symbole am Boden und holte tief Luft. Egal was jetzt passiert, dachte sie, und egal was ich jetzt sehen werde, es wird mein Leben komplett verändern. Mit diesen Gedanken schnellte das Schwert nach unten. Die Klinge jaulte kurz auf, als sie die Steine berührte. Wie ein Stromschlag zuckte es durch Melodie´s Körper hindurch, bevor sie nach hinten gestoßen wurde. Wankend fand sie ihr Gleichgewicht wieder. Ihre Hände pulsierten nun viel stärker und das Schwert wurde unerträglich heiß. Hilfesuchend drehte sie sich zu Charly, welche sehr zufrieden drein blickte. Es dauerte nicht lange, da hörte das glühen an Melodie´s Händen auch schon wieder auf. Mehr als ein leises "Wow!" brachte Melodie nicht hervor. Kapitel 10: First Blood ----------------------- Charly: Kraftlos stand Melodie ein paar Schritte hinter mir, das Schwert fest mit beiden Händen umklammert und am ganzen Körper zitternd. Ein kleiner Teil von mir wollte auf sie zugehen, sie stützen und ihr helfen, aber ich durfte mich jetzt nicht von so einer unnützen Emotion wie Mitleid ablenken lassen. Melodie war stark genug, das hatte sie bereits mehrfach bewiesen und ich war mir ganz sicher, dass es sie wütend machen würde, wenn ich sie ständig wie ein rohes Ei behandelte. Die Jüngere hatte in ihrem kurzen Leben sicherlich genug gesehen und erlebt um mit so etwas fertig zu werden. "Gut gemacht.", brummte ich angespannt. Das freche Schmunzeln auf meinen Lippen wischte ich mit einer groben Handbewegung weg, richtete meine Augen stattdessen auf das immer schwächer werdende Kraftfeld. Es pulsierte, war mal ganz schwach und dann wieder voll da, aber es würde nicht ganz verschwinden. Melodie hatte zwar einen Volltreffer gelandet, aber es nur um einen winzigen Spalt geöffnet. Kein Wunder, sie hatte nur ein Schwert, so viel Schaden konnte sie gar nicht anrichten. Aber es genügte, sie kam auch durch die Barriere und ich passte durch diesen schmalen Pfad. Ich durfte nur nicht die äußeren Ränder berühren! "Komm.", befahl ich leise. Wenn er hier war, dann irgendwo innerhalb dieses prunkvollen Gebäudes. Wer baute nur noch immer daran? Es sah so zusammengewürfelt aus und dennoch in sich stimmig, als würde sogar die Architektur einem undurchsichtigen, höheren Zweck dienen. Ich wartete nicht darauf, dass sich der junge Mensch wieder gefangen hatte sondern ging einfach weiter, biss mir fest auf die Lippen um auch ja nicht loszuschreien, wenn ich die Barriere berührte. Immer wieder streifte ich mit dem Becken oder den Händen über die machtvollen Runen, konnte dabei zuhören wie sie meine Haut verbrannten. Melodie folgte mir, hielt dabei einen gewissen Abstand, der mir nicht entging. Ich hätte sie vielleicht nicht so anfahren sollen... Zornig den Kopf schüttelnd verdrängte ich den Gedanken wieder, kniff meine Augen zu. "Reiß dich zusammen!", ermahnte ich mich leise. Langsam wurde meine Sorge um den Menschen lächerlich! Wenn sie nicht damit klar kam sollte sie verschwinden! So einfach war das doch. Melodie: Der Weg, dem Charly zu folgen versuchte, war nun auch für Melodie spürbar. Einige male schmerzte es an ihrem Arm.. Charly war schon ein gutes Stück voraus gegangen. Sie flüsterte etwas, doch Melodie verstand es nicht. Sie wird es wiederholen, wenn es wichtig ist, dachte Melodie. Es dauerte nicht lange und der Schmerz hörte auf. Die Luft veränderte sich zu einer stickigen Säule und dann war der Bannkreis durchbrochen. "Wir sollten uns erst einmal hier Umschauen, bevor wir rein gehen!", stellte Charly fest. Und kamu, dass sie dies sagte ging sie nach rechts weg. Melodie hatte keine Lust ihr zu folgen und ging in genau die andere Richtung. "Wenn was ist schreie ich!", sagte Melodie noch, aber Charly hörte schon nicht mehr zu. Der Boden war uneben und ab und an fanden sich Reste von anderen Gemäuern. Es war anders hier. Nicht nur die Luft oder der Boden, sondern auch die Stimmung. Es war bedrückend. "Whisper, wenn du hier bist, dann finde ich dich!", flüsterte Melodie, um sich Mut zu machen, während sie vorsichtig an dem Gebäude lang ging. Angst hatte sie schon ein wenig. Melodie war vorsichtig, es könnte jederzeit etwas passieren. Sie wählte jeden Schritt mit bedacht. Das rauschen des Windes wurde an manchen Stellen zu einem leisem Pfeifen und trug zu der beängstigen Stimmung bei. Dann sah sie es, eine Inschrift, die jemand in die Wand des Gebäudes geschlagen hatte. Melodie hörte auf Vorsichtig zu sein und ging nun schneller. Ihr Herz raste. "Bitte lass es die Legende sein!", flüsterte sie. Doch was da stand, war nicht die Inschrift aus der Legende. Jemand hatte hastig versucht eine Nachricht zu hinterlassen. An einigen Stellen konnte man die Linien nur noch vermuten. "Nicht allein!" konnte man jedoch noch gut lesen. Die Person, die dies geschrieben hatte, hatte keine Zeit gehabt und ungewollt erfuhr Melodie, was diese Worte meinten. Ein dumpfer Schmerz machte sich an ihrem Hinterkopf bemerkbar. Melodie wusste, es würde noch ein schlag folgen. Gerade noch rechtzeitig duckte sie sich und sah etwas auf die Wand eindreschen. Ein lauter Schrei entfuhr dem Wesen, zum dem der Arm gehörte. Als Melodie sich umdrehte schaute sie etwas undefinierbarem in die Augen. Es war groß, blutverschmiert und ähnelte einem Wolf. Es gab nur einen beträchtlichen Unterschied, dieser Wolf konnte auf zwei Beinen stehen und hatte eine Statur wie Hulk. Der nächste Fausthieb lies auch nicht lange auf sich warten. Mit einem Satz sprang Melodie zur Seite und schaffte es, von der Wand weg zu kommen. So hatte sie mehr platz und konnte besser ausweichen. "Scheiße!", rief sie und umklammerte ihr Schwert. Dem nächstem Hieb konnte sie nur mit mühen ausweichen. Sie rollte sich neben das Monster und schlug mit ihrem Schwert auf seinen Oberarm. Es drehte sich um und knurrte beängstigend. Eine Wunde war kaum zusehen, wenn es hoch kam war es eine Schramme. Das Wesen war langsamer, wenn es gerade geschlagen hatte. Dies versuchte sich Melodie zur Waffe zu machen. Sie wartete auf den nächsten Schlag, wich aus und verpasste ihm eine weitere Schramme. Sie wiederholte ihre Taktik noch ein paar mal, bevor sie sich erschöpft hinhockte. "Mist,", keuchte sie, "wenn das so weiter geht, dann killt er mich!" Das Wesen lies sich nicht ablenken und fuhr mit seinen Angriffen weiter fort. Ich muss stechen, dachte Melodie, so könnte ich mich dann mit dem ganzen Körper in ihn reindrücken. So bereitet sie sich auf den nächsten Angriff vor. Sie hielt das Schwert nun auf den Gegner zeigend und den Griff auf Ohr-Höhe. Die Sekunden fühlten sich an wie Stunden, bis der nächste Schlag folgte. Melodie machte einen Schritt zur Seite, stieß sich dann mit ihrem Fuß nach vorne ab. Mit einem Schrei verstärkte sie die Wucht ihres Schwertes, dass sich tatsächlich in das Wesen bohrte. Es jaulte auf. Melodie nutze die Gelegenheit und zog das Schwert wieder aus der Bestie heraus. Das Wesen strauchelte ein wenig, bevor es sich wieder zu Melodie drehte. Noch wütender als zuvor kam es auf sie zu gerannt. Melodie hielt das Schwert wieder auf das Wesen gerichtet und wusste, dass dies der letzte Hieb wird. Blind vor Wut rannte das Wesen in das Schwert rein und riss Melodie mit sich. Doch dann kippte das Wesen um. Der Atem wurde ruhiger, bis es schließlich nicht mehr atmete. Melodie lag neben ihm am Boden und spürte noch immer die Wucht, mit der das Wesen sie mitgerissen hatte. Adrenalin vermengte sich mit Aufregung. "Charly,!", schrie sie keuchen und nach Luft ringend. Als diese dann neben Melodie erschien. " Ich sagte ja, ich schreie, wenn was ist. Kannst du mir sagen, in was für einem Ding da mein Schwert gerade steckt?" Das Schwert steckte im Auge des Monstrums und Charly versuchte zu erkennen, um was es sich handelte. Melodie erholte sie erstaunlich schnell und machte sich an die Arbeit, ihr Schwert wieder aus dem Wesen zu ziehen. Charly: Der erstickte Schrei riss mich aus meinen düsteren Gedanken, zurück in die kalte und scheinbar luftlose Wirklichkeit. Das Atmen fiel mir hier noch viel schwerer als noch außerhalb der Barriere, als würde diese die gesamte Umwelt vergiften und ich fühlte mich schwach. Aber Melodies Stimme hatte einen so alarmierenden Klang, dass ich plötzlich neben ihr stand. Die Tonlage des Menschen hatte meinen Schritt beschleunigt, meine Sorge um sie war groß genug um tatsächlich die Kräfte in meinem Unterbewustsein zu entfesseln. Mit einem schnellen, geübten Blick überflog ich die Situation. Melodie, die mit einigen Kratzern auf Gesicht und Armen am Boden lag, neben sich ein großes, schmutziges Wesen unter dem sich langsam eine Blutlache bildete und Melodies wertvolles Schwert, das in seinem Auge steckte. Für einen Augenblick war ich zu geschockt um etwas sagen zu können, mein Blick war stur auf ihre Verletzungen gerichtet und ich spürte Wut in mir hochkochen. Was hatte sie sich auch von mir entfernen müssen?! Diese verdammte Göre! Ich hätte sie beschützen können! Aber den Gedanken verwarf ich schnell wieder, widmete mich jetzt dem Wesen neben der jungen Frau. "Glückwunsch. Du hast das Haustier umgebracht.", stellte ich nüchtern fest. Dabei warf ich ihr einen vorwurfsvollen Blick zu und kreuselte genervt die Lippen. "Das Haustier?!", fragte Melodie ungläubig. Ihre Augen wurden größer und sie saß mit einem Ruck wieder aufrecht, was sie jedoch zu bereuchen schien, denn sie sank mit einem gequälten Seufzen zurück. Schmerz zeigte sich auf ihrem Gesicht und wenn ich es mit meinem Geist richtig ertastete hatte sie sich eine ihrer Rippen gebrochen. "Damit hast du den Besitzer sicher wütend gemacht.", brummte ich kalt. Das Wesen sah einem Fabelwesen, von dem man sich in der Hölle erzählte sehr ähnlich und wenn man den Geschichten glauben durfte, dann tauchten sie auch nur in der Menschenwelt auf - Als Beschützer und Wachhund. Wenn ich mich nur daran erinnern könnte, wie die Menschen sie nannten, dann könnte ich auch auf Melodies Frage antworten. Aber es war mir in diesem Moment zu unwichtig, um mir darüber den Kopf zu zerbrechen. Wichtig war nur, dass es sich bei dem Wesen um einen Menschen gehandelt haben müsste, was erklären würde, warum ständig Menschen in der Ruine verschwanden. Sie blieben einfach da. "Werwolf!", rief ich triumphieriend auf, als es mir wieder in den Sinn kam. Erschrocken zuckte Melodie zusammen, keuchte wieder schmerzerfüllt auf. Irgendwie schaffte sie es, sich wieder aufzurichten und mich anzusehen, so wie ihre Wangenknochen hervortraten biss sie wohl ihre Zähne zusammen. "Werwolf? Du meinst, das war ein MENSCH?", wisperte sie erschrocken. Der Schock ließ sie ihre Schmerzen vergessen und sie wollte auf das Wesen zukrabbeln, ihr ganzer Körper zitterte wie verrückt. Erst jetzt fiel mir wieder ein, dass sie auch jemanden vermisste. Vielleicht... hatte Melodie gerade ihren Freund getötet. Stumm bedeutete ich ihr, wegzubleiben, konnte ein leises Seufzen nicht unterdrücken. Ich hoffte wirklich für die junge Frau, dass dies nicht ihr Freund gewesen war! Mit einem schnellen, kraftvollen Ruck zog ich das Schwert aus dem leblosen Körper und warf es direkt vor Melodie, damit sie endlich stehen blieb. Mit einem erneuten Seufzer ging ich in die Hocke, atmete so tief ein, wie ich nur konnte und schloss meine Augen. Magie zu nutzen war nicht gerade meine Stärke und dieser Ort besaß keinen Funken Magie. Irgendjemand hatte ihn ausgesaugt oder tat es noch, deshalb fühlte ich mich auch so schwach. Dennoch musste ich das jetzt tun, Melodie brauchte die Gewissheit. Ich konnte verstehen, wie sie sich fühlte, als ich Shantée verloren hatte war ein kleiner Teil von mir gestorben. Langsam breitete ich meine Hände über dem Wesen aus, leckte mir vor Aufregung und Konzentration kurz über die Lippen, spannte mich sogar etwas an. Für einen Moment kam mir wieder in den Sinn, was Melodie vorhin sagte. "Zauberspruch.", schnaubte ich verächtlich. Natürlich so leise, dass sie mich nicht verstehen konnte und lächelte dabei zynisch. Ahnungsloser Mensch... "Zeig deine Gestalt!", befahl ich dem toten Wesen mit fester Stimme. Für zwei Sekunden schossen Blitze aus meinen Fingerspitzen, verbanden unsere beiden Körper. Schmerz schoss durch meinen Kopf, bei der Verbindung nahm ich kurz seine letzten Augenblicke in mich auf und spürte alles. Es war, als hätte Melodie ihr Schwert nun in meinen Kopf gestoßen, der Schmerz warf mich um und raubte mir die Sicht. Als ich wieder richtig zu mir kam stand Melodie über dem Menschen, schweigend und mit leerem Gesicht. Es war eine blonde, hagere Frau und obwohl ihr Anblick Melodie traurig machte, es war nicht ihr Freund. Ihre Erleichterung ließ sie sich jedoch nicht anmerken, als wäre es falsch. "Wusste sie, was sie tut?", fragte sie mich mit erstickter Stimme. Verblüfft zog ich meine rechte Augenbraue nach oben, legte langsam meinen Kopf schief. Dann stand ich wieder auf, klopfte mir langsam den Staub von meinen Klamotten und räusperte mich etwas. Mein Hals brannte, als hätte ich laut geschrien und vielleicht hatte ich das auch, als mich der Schmerz überrollt hatte. "Wusstest du denn, was du tust?", erwiderte ich gleichgültig. Anschließend wandte ich den Blick von dem bizarren Anblick ab, sah stattdessen auf einen kleinen, etwas verdeckt liegenden Eingang. Es sah mehr aus wie eine Niesche, aber der modrig riechende Luftzug der daraus kam war bis zu mir spürbar und ließ mich frösteln. Ein ungutes Gefühl überkam mich und jetzt erschauderte ich wirklich. Wer auch immer hier war, inzwischen wusste er, dass wir da waren. Und ich konnte mir nicht vorstellen, dass er Eindringlinge dulden würde... Kapitel 11: Knietief in der Sche.... ------------------------------------ Melodie Melodie wusste nicht, was sie tat. Sie hatte sich verteidigen wollen, das war alles. Aber war das eine Entschuldigung, die erklärte, warum Melodie einen Menschen getötet hat? Das Schwert war schmutzig und es war Menschenblut an ihm. Melodie kniete sich neben den Leichnam der Frau und strich ihre Haare zurück. Dann rollte sie die Frau auf den Rücken und faltete ihre dürren Hände. "Was machst du da?" zischte Charly mit dem Blick auf eine kleine Nische gewandt. "Ich habe sie getötet. Ich möchte sie nicht einfach zurücklassen ohne dass ich mich entschuldigt habe!", die Worte wahren wie eine Bitte. "Wir können sie ja später Beerdigen, wenn dir das lieb ist,"sprach Charly ," aber jetzt müssen wir schnell hier weg und in Bewegung bleiben." Langsam erhob sich Melodie und schaute zu Charly. Mit einem leichten Nicken machte sie dem Dämon klar, dass sie recht hatte. Der Kampf hatte bestimmt noch mehr Gegner angelockt und auf die Eindringlinge aufmerksam gemacht. Die Nische war schmal gewesen, aber dennoch passten sie beide hindurch. Die Dunkelheit, die dahinter lag saugte alles Licht auf. Trostlos und Zeitlos, diese Worte verloren hier ihre Bedeutung. Ein dumpfes Echo untermalte die Schritte, die Melodie und Charly machten. "Wo sind wir?" flüsterte Melodie, als wäre sie nur ein niederes Lebewesen, welches kein recht zu sprechen hatte. Diese Fragen hatte sie nicht ohne Grund gestellt. Das Atmen, das Laufen, ja sogar das Stehen war hier anders. Es war als würden sie schweben. Der Boden wahr nicht präsent und Charly erwiderte die Frage promt. "Der Bannkreis war nicht nur zum Schutz da, ich hätte es wissen müssen!", mahnte sie sich selber. "Er hat sich ein Reich geschaffen, in dem Menschen nichts verloren haben! Wir sind zwischen den Welten!" Melodie legte ihren Kopf schief. Die Aufforderung mehr zu erklären war so deutlich, dass Charly leicht genervt wirkte. "Ihr Menschen seid wie, wie, ach was soll´s! Also ich reise durch verschiedene Welten. Andere Wesen können das auch, so wie Engel zum Beispiel. Nun liegen diese Welten nicht direkt nebeneinander. Es gibt eine Zone zwischen den Welten. Diese Zone ist die besagte Finsternis. Aber sie heißt nicht so, weil es da dunkel ist, sondern weil sich darin alles verlieren kann." "So wie man in den Slums seine Menschlichkeit verlieren kann?", flüsterte Melodie durch das eben Gehörte. "Viel schlimmer! Es gibt Wesen, die sich darin verloren haben. Sie haben ihren Körper verloren und irren als ruhelose Seelen durch diese Finsternis. Sie nutzen jede Gelegenheit, wieder einen Körper zu bekommen, deswegen ist es dort sehr gefährlich. Einige Menschen haben es damals geschafft, künstliche Körper zu schaffen und eine solche Seele aus der Finsternis in den Körper transferieren zu lassen. Das entstandenen Wesen nennt man Homunkulus." Endlich wieder etwas, was Melodie kannte. Die Finsternis machte Melodie Angst. Und in einer solchen waren sie also. Das hieß auch, dass es diese Homunkuli hier gab. Vorsichtig lauschte sie in die Leere, ob sie ein anderes Wesen hören konnte. Dem war nicht so Charly "Komm schon! Ich hab keine Lust, jetzt auf einen Homunkulus zu treffen - Außerdem bin ich mir nicht sicher, ob sein Schöpfer nicht hier irgendwo ist. DANN haben wir wirklich ein Problem.", wisperte ich abgelenkt. Mein ganzer Körper zitterte und ich biss mir so fest auf meine Unterlippe, dass ein kleiner Blutstrom über mein Kinn lief. Den Schmerz bemerkte ich auch nicht, erst als Melodie das Blut mit der flachen Haut abwischte. Ihre Augen funkelten merkwürdig, als sie mich ansah, dann drehte sie den Kopf weg und wandte sich wieder ab. Vor uns war ein großer, dunkler und endlos langer Gang, der Wind fegte hindurch und wirbelte den Staub auf, der mir in die Augen getrieben wurde und sie brennen ließ. "Warum kann ich dann hier atmen, wenn das die selbe Zwischenwelt ist, in der wir vorhin schon einmal waren?", fragte Melodie ebenfalls angespannt. Ihre Augen wanderten überall hin, in jede noch so kleine Niesche und Ecke, verfolgte jede Unebenheit und Kratzer auf der Oberfläche. "Weil das nicht die selbe Welt ist. Wir waren vorhin in der Schattenwelt, eine eigene Existenz, die niemand außer mir betreten kann - zumindest weiß ich von keinem Wesen, das diese Fähigkeit hätte. Das ist die große Frage, auf die ich eine Antwort suche.", erklärte ich widerwillig. Es war nicht gerade typisch für mich, solch private Dinge auszuplaudern, aber wenn sie mich so direkt fragte konnte ich sie nicht anlügen. Ich hatte noch nie gelogen und Melodie war niemand, der es akzeptieren würde, wenn ich der Frage einfach auswich. Sie setzte zu einer weiteren Frage an, schwieg dann jedoch wieder und starrte erneut in den Gang vor uns, ihre Hand glitt wieder zu ihrem Schwert. Der Wind hatte sich verändert, ein schwacher, modriger Duft strömte damit auf uns zu und der Luftzug wurde schwächer. "Feuer!", befahl ich mit einem Knurren in der Stimme. Dabei riss ich einfach meine Hand nach vorne und ein etwa Faustgroßer Feuerball schoss durch den Gang. Alles wurde in ein organges, flackerndes Licht getaucht und da sah ich ihn. Den großen, bedrohlichen Schatten am Ende des Gangs, vermutlich 30 Meter von uns entfernt, mit leeren und pechschwarzen Augen, die alles Licht verschluckten wie ein schwarzes Loch. Vor ihm standen mindestens 10 von den Kreaturen, die Melodie angegriffen hatten. "LAUF!", flüsterte ich atemlos. Melodie Im selben Moment, wie Charly die Feuerkugel abschoss, wünschten sich die Gefährtin, sie hätte es nicht getan. Aus dem flüstern wurde ein hektisches Schreien. "LAUF!" schrie Chraly. Leise, vorsichtig tapsten sie Rückwärts, mit der Hoffnung, der Feind würde es nicht bemerken. Darauf folgten immer schnellere Schritte und schließlich rannten sie. Das trampeln des Feindes übertönte die Schritte. In der Dunkelheit war es schwer auszumachen, wo sich die Nische befand. Fast schon Blind tastete sich Melodie an der Wand lang. Wie weit war der Gegner noch entfernt, fragte sie sich, während sie langsam panisch wurde. Sie musste nicht lange warten, um die Antwort zu bekommen. "SCHEISSE!", schrie Charly unweit von Melodie entfernt. Ein weiterer Feuerball erleuchtete die Wand, doch die Nische war nirgends zu sehen. Aber direkt hinter ihr konnte Melodie die Fratze eines Werwolfs erkennen. "HINTER DIR!", schrie Melodie nun deutlich mit Panik in ihrer Stimme. Ihr Schwert glitt wie von selbst in ihre Hand und schon folgte der Schlag an Charly vorbei mitten in das Gesicht der Bestie. Doch schon im selben Moment, in dem der Werwolf aufheulte, verkrampfte Charly. Was ist, wenn das Whisper ist, dachte sie. "Melodie wir müssen laufen! Es sind zu viele.", kam es aus der Dunkelheit, "Zudem ist sehr wahrscheinlich dein Freund unter ihnen!" Charly´s Stimme entfernte sich. Mit aller Macht folgte Melodie ihr. Sie wusste weder wo sich die Werwölfe befanden, noch wo sich Charly aufhielt. "Pass auf den Homunkulus auf!" Die Panik machte Melodie immer unruhiger, "Homunkulus? Wo bist du Charly, antworte!" Charly schrie noch einmal auf, es folgte eine Folge von Wolfsgeheul. Dort war sie. Mitten im Nichts und suchte einen Halbdämon, der gerade Werwölfe tötete. Ihr Verstand spielte ihr einen Streich, denn normalerweise würde sie einfach weiter rennen. Diesmal wollte sie aber nicht. Sie wollte kämpfen und Charly helfen. Wieder ertönte Wolfsgeheul, diesmal viel dichter an Melodie dran. Ihr Puls raste. Doch sie hob dennoch ihr Schwert und lies es in die Dunkelheit schnellen. Es traf auf einen Werwolf, welcher sofort aufschrie. Melodie, tu es nicht, ermahnte sie sich selber. Doch auf den ersten schlag folgte ein zweiter und ein dritter. Danach steckte sie das Schwert weg und packte mit ihrer Hand in die Leere. Ein Frauenarm war zu spüren, sie riss ihn mit sich und lief gemeinsam mit der Frau in die Dunkelheit. "Der Homunkulus lässt dich verzweifeln! Du musst versuchen du zu bleiben!", erklärte Charly. Charly Die Angst und das Adrenalin jagten durch meinen Körper, versuchten mich zu lähmen. Die Dunkelheit war überall, es ging alles so schnell, dass ich gar nicht mehr laufen wollte. Hätte Melodie mich nicht mit sich gezogen wäre ich starr geblieben und hätte mich widerstandslos von den Bestien zerreißen lassen. Erst die panische Stimme von Melodie ließ mich aus meiner Trance erwachen, mein gesamter Körper fühlte sich taub und kalt an. Das Blut eines der Wesen klebte an meiner Haut, mein Gesicht war voll davon und Melodies Hand rutschte von meinem Arm ab, da auch er benetzt war von der warmen Flüssigkeit. Meine Kräfte schwanden mit jeder Sekunde, machten meiner wachsenden Verzweiflung Platz. Was war hier nur los? Wieso nur konnte ich hier nicht atmen? Ohne Vorwarnung knickte mein linkes Bein weg, mit einem leisen, erstickten Schrei verlor ich mein Gleichgewicht und stürtzte hart zu Boden. Ich hörte Melodie, die meinen Namen in die Finsternis schrie und das laute, triumphierende Heulen eines der Werwölfe, so nah bei mir dass ich den fauligen Atem riechen konnte. Der Geruch war so abstoßend, dass ich würgen musste, mich beinahe übergab. Kraftlos rollte ich mich auf den Rücken, in die Richtung in die ich die Bestie vermutete und schloss langsam die Augen. "Mach die Augen zu!", befahl ich Melodie mit lauter, dröhnender Stimme. In meiner linken Hosentasche befand sich eine Lichtbombe, eine zugegeben etwas kindische aber dennoch wirkungsvolle Spielerei eines Succubus, den ich vor Jahren getroffen hatte. Er baute solche Dinge, weil er sich strikt weigerte einem anderen Wesen körperlichen Schaden zuzufügen. Schützend hob ich meinen Arm vors Gesicht und warf die kleine schwarze Kugel in die Luft. Trotz der geschlossenen Augenlider und meiner Handfläche, mit der ich die Augen zusätzlich bedeckte konnte ich das gleißende Licht sehen, es brannte regelrecht auf meinen Netzhäuten und auch unsere Verfolger jaulten erschrocken auf. "Feuer!", flüsterte ich eindringlich, als die Dunkelheit wieder zurückkam und öffnete blinzelnd die Augen. Mein Sichtfeld wurde von hartnäckigen Lichtkugeln eingeschränkt, die ich auch mit ständigem Blinzeln nicht wegbekam. Auf meiner Handfläche tanzte ein kleiner Feuerball den ich nutzte wie eine Fackel, um wenigstens ein kleines bisschen sehen zu können. Unsere Verfolger waren nicht weit entfernt, ein paar Meter vor mir standen fünf davon herum und bedeckten mit ihren Krallen die Augen. Ich hatte es geschafft, sie zu blenden, bei ihrem Geruchssinn würde sie das zwar nicht lange aufhalten, aber so hatten wir immerhin ein paar Sekunden gewonnen. Die Flamme in meinen Händen zeigte deutlich, wie es mir gerade ging, sie flackerte gefährlich als würde sie gleich ausgehen. Selbst für diesen simplen Trick, der sonst wie Atem für mich war, schien zu viel zu sein, ich schaffte es kaum ihn aufrecht zu erhalten. "Kannst du aufstehen?", fragte Melodie neben mir angespannt. Ihr Blick war starr auf die Wesen vor uns gerichtet, auch ihre Augen waren voller Verzweiflung und Angst. Bei dem Anblick wurde mir klar, dass ich jetzt nicht schwach sein durfte. Ich war Schuld, dass sie hier war, es war allein meine Schuld, sollte sie sterben. Hier und jetzt hatten wir nur uns und wenn einer von uns beiden jetzt schlapp machte waren wir auch beide verloren. "Ich... kann sie aufhalten. Aber... das kostet meine ganze Kraft! Ich weiß nicht, ob ich danach noch stehen kann.", flüsterte ich entschlossen. Sofort kniete sich Melodie neben mich, umschloss mit festem Griff meinen Oberarm. "Nein! Dann laufen wir lieber weg!", erwiderte sie hitzig. Mit einem sanften Lächeln auf den Lippen schüttelte ich meinen Kopf, entspannte mich wieder etwas, wobei die Flamme wieder ausging. "Es geht nicht anders. Oder willst du vielleicht noch deinen Freund töten? Ich kann sie einsperren, eine Art geistiges Gefängnis. Das funktioniert aber nur bei so instinktiven Kreaturen, den Humunkulus kann ich nicht aufhalten. Du musst ihn töten. Ich versuche dir zu helfen, aber... ich bin jetzt schon zu schwach dazu. Irgendetwas hier saugt mir die Kraft aus, ich weiß auch nicht wie lange ich diese Wesen bannen kann.", wisperte ich mit brüchiger Stimme. Mein Atmen war inzwischen keuchend, ich musste nach Luft schnappen wie eine Ertrinkende. "Die Luft... sie ist giftig...", flüsterte Melodie erzitternd. Aber ihr schien es nichts auszumachen, das Einzige das ihr wirklich zu schaffen machte war die Angst. Hilfesuchend streckte ich den Arm nach ihr aus, ließ mir von ihr langsam aufhelfen und stützte mich etwas auf die Jüngere. "Danke. Jetzt-", fing ich leise an. Fast in der selben Sekunde wurde mein Körper starr, ich spürte eine Anwesenheit, bei der sich meine Eingeweide zusammenzogen und meine Kraft praktisch auf Null sank. Da stand es schon vor uns, ein kleines, dürres Wesen, das leicht gebückt dastand, keinen halben Meter von mir weg. Melodie schrie leise auf, schaffte es einen Satz nach hinten zu machen und so ein paar Meter zwischen sich und dem Humunkulus zu bekommen. Aber ich starrte ihm direkt in seine Augen. Sie sahen aus wie zwei Stückchen Kohle, waren direkt auf mich gerichtet. Eine Aura aus Hass und Wut umgab das Wesen, es war so stark, dass ich in seinem Magiefeld gefangen wurde. Von alleine würde ich wohl nicht stehen, ich war starr in meiner Position gefangen und musste hilflos dabei zu sehen, wie es sich schlurfend in Bewegung setzte. Merkwürdigerweise war ich wie leer. In mir war keine Angst mehr, keine Panik oder Verzweiflung. Es war, als würde ich mir von außen zusehen, als wäre ich ein stiller Beobachter. Seine Hand hob sich langsam, als er direkt vor mir stand, Melodie rief wieder meinen Namen, als könnte sie mich damit wieder in Bewegung bringen. Ihre Stimme durchschnitt die Stille, aber der Humunkulus beachtete sie nicht. Dann berührte sein Daumen meine Stirn, die Berührung war sanft, fast schon zärtlich. In der selben Sekunde wurde mein Kopf zurückgeschleudert. Es war nur eine federleichte Berührung gewesen und trotzdem fühlte es sich an. als würde er mit etwas in Lichtgeschwindigkeit durch meinen gesamten Schädel stoßen. Noch bevor mein Körper den Boden berührt hatte, hatte ich das Bewusstsein verloren und alles wurde schwarz... Kapitel 12: Fight ! ------------------- Melodie Machtvoll wirkte das kleine, nahezu unauffällige Wesen nicht, aber es hatte gerade Charly mit nur einem Finger mehrere Meter weg geschleudert. Wie sollte Melodie also gegen so einen Gegner kämpfen. Der Homunkulus bemerkte Melodie nicht und widmete sich weiter Charly zu. Sie lag bewusstlos am Boden und hatte anscheinend auch die nächste Zeit nicht vor gehabt, wach zu werden. Die Dunkelheit wurde wieder präsenter und verschlag die Silhouette des Homunkulus. "Böse, böse nicht für kleine Pfoten, Schlagen,beißen, kratzen, töten das ist hier verboten! Und wer nicht hören will muss fühlen!" Der Wahnsinn hatte Melodie ein atemberaubendes Gefühl von Stärke gegeben. Euphorisch stellte sie sich dem Homunkulus in den Weg. Ihr Schwert ruhte in seiner Scheide und es sollte eine pause bekommen, so entschied zumindest Melodie. Der Homunkulus ging weiter und war bereit Melodie weg zu stoßen. Sein Ziel war klar, denn so wie in der Erzählung ´Pinocchio´ wollte auch er ein echter Mensch werden. In diesem Fall bediente er sich jedoch dem Mächtigerem Körper und dass war ohne Zweifel der Halbdämon gewesen. Melodie packte die Hand der kleinen Kreatur und versuchte diese über ihre Schulter zu schleudern. Erstaunlicher Weise glückte der Versuch und das Wesen flog schmerzvoll auf dem Boden auf. Und obwohl Melodie es nicht sehen konnte, wusste sie, es würde noch eine Weile liegen bleiben. Melodie nutzte die Chance und rannte zu Charly. "Du bist mir ja eine, sagst ich soll einen Homunkulus töte, obwohl ich keine Ahnung habe wie.", lachte Melodie ,"Und dann sagst du ich soll ich selber bleiben, weil er einen verzweifeln lässt, dabei bist doch du gerade das Opfer." Melodie setzte sich neben den bewusstlosen Körper und griff in eine Tasche von Charly. Sie griff nach der letzten Lichtbombe und lächelte noch mehr. "Das ist mein einziger Schlag, dann sollte ich mit dir verschwinden." Der Homunkulus hatte sich erholt und kam auf die Beiden zu, ein leichtes taps, taps, taps war aus seiner Richtung zu vernehmen. So konnte Melodie wenigstens erahnen, von wo er kam, jedoch nicht wie schwer sie ihn verletzt hatte. Die Bombe war nicht groß, sodass Melodie sie mit einer Hand aktivieren konnte. Dann warf sie diese in die Richtung des Homunkulus und schloss die Augen. Ihr Puls war ruhig und sie zählte langsam bis drei. Sie öffnete die Augen und konnte wenigstens Umrisse erkennen. Die Bombe hatte den ganzen Raum ausgeleuchtet und brannte noch immer in den Augen der Monster, doch Melodie konnte durch das schmerzende Licht noch etwas ausmachen. Es war eine riesige Tür, die direkt vor ihnen lag. Würde sie diese erreiche, bevor der Homunkulus sie Angriff, dann wären sie gerettet. Sie stellte sich hin und hievte Charly auf ihren Rücken. Die gute Laune gab ihr Kraft, weiter zu gehen. Aus dem Gehen wurde ein Laufen und daraus wurde dann ein Rennen. Sie rannte, weil es der erste und letzte Versuch war und diesen durfte sie nichr vermasseln. Sobald die Lichtbobme nicht mehr genug leuchtete, würde sie die Orientierung verlieren. Es war nicht weit gewesen, aber Melodie kam es vor, als würden sie auf der Stelle laufen. Dem war nicht so und sie erreichte nach einer guten Ladung Adrenalin die Tür. Mit einem lauten Quietschen öffnete sie diese um einen kleinen Spalt, welcher jedoch groß genug war, dass sie sich mit Charly durch zwängen konnte. Vor Erleichterung seufzend schloss sie die Tür und lehnte sowohl sich als auch Charly dagegen. "Geschafft, alter Charly, du kannst wieder aufstehen!", lachte sie los. Charly aber rührte sich nicht. Melodie beugte sich über ihren Mund, um zu hören ob sie noch atmete. Leise hauchte etwas an ihr Ohr: "Ein Glück, du lebst noch. Dieser Real-Life-Golom hat dir echt zugesetzt." Sprach sie weiter, mit der Hoffnung bald schon eine Antwort zu bekommen. Weiter gehen wollte sie ohne Charly nicht und so musste sie unweigerlich darauf warten, dass sie irgendwann wach wird. "Ach ja,", erklärte sie noch zu der Bewusstlosen ," Ich habe ihn nicht getötet. Ich wusste nicht wie." Danach schloss auch sie die Augen für einen Moment. Charly Eine sanfte, ruhige Stimme drang durch die Dunkelheit, träge und schwer als müssten sich die Worte durch Honig kämpfen. Mein ganzes Bewusstsein schien Kopf zu stehen, ich fühlte mich als wäre ich ins Wasser gefallen und von einem Strudel in die Tiefe gerissen. Ich konnte nicht atmen, mich nicht bewegen und alles wirbelte durcheinander, sodass ich unmöglich sagen konnte, wo oben und wo unten war. Was war nur passiert? Die Stimme redete immer weiter, leise und flüsternd als fürchte sie entdeckt zu werden und trotzdem war der Klang heiter. Dieser Tonfall wollte einfach nicht zu dem beklemmenden Gefühl in mir passen, die Angst die so tief saß dass ich schon dachte daran zu ersticken. Nur ganz langsam kamen meine Erinnerungen zurück, bruchstückhaft als wären meine Gedanken ein löchriger Teppich, in dem man einige Stellen ausgelassen hatte. Mit aller Kraft schaffte ich es schließlich, meine Augen einen Spalt weit zu öffnen und das nur, um von einer totalen Dunkelheit empfangen zu werden. Direkt neben mir konnte ich einen weiteren Körper spüren, der eine nahezu tröstliche Wärme ausstrahlte. Die Stimme neben mir war von einer Frau, der Klang, den ich in meiner Ohnmacht als heiter eingeschätzt hatte, klang jetzt erschreckend wirr und machte die Situation noch absurder. "Wer... bist du?", fragte ich in die Dunkelheit. Reden schmerzte mich, ich hatte mich sehr anstrengen müssen um die Worte über meine Lippen zu bringen. Endlich stoppte der Redefluss der Unbekannten, ich schien sie mit meinen Worten sehr verwirrt zu haben. "Wer ich bin?", wiederholte sie verdattert. Ein paar Sekunden schwieg sie wieder, in der Dunkelheit konnte ich sehen, wie ihre Zähne aufblitzten, als würde sie sich auf die Unterlippe beißen. "Ich bin´s doch, Melodie...", flüsterte sie leise. Einen kurzen Augenblick lang glaubte ich, eine Erinnerung zu fassen zu bekommen, aber sie war so schnell wieder weg, wie sie gekommen war. Wer war Melodie? Irgendwie hatte ich das Gefühl, als müsste ich es wissen, als sollte ich sie kennen und auch erkennen. Aber mein Kopf war wie leer gefegt, ich wusste nicht, wer hier bei mir in der Finsternis war. "Tut... mir Leid. Ich... ich weiß nicht wer du bist.", stotterte ich verunsichert. Erst jetzt spürte ich den drückenden Schmerz hinter meiner Stirn, der meine Gedanken lähmte und den Rest meines Körpers betäubte. Aber ich ließ ihr gar nicht erst die Gelegenheit, zu antworten sondern stellte schon die nächste Frage: "Wo sind wir?", Mit zitternden Fingern zog ich einen kleinen, münzgroßen Gegenstand aus meiner Hosentasche und drückte darauf. Sofort breitete sich von dort ein weiches, weißes Licht aus, das den ganzen Raum erhellte. Wir waren in einer großen Halle, mein kleiner Lichtstein war zu schwach um jeden Winkel auszuleuchten und so blieben weiter entfernte Ecken schwarz. Aber jetzt konnte ich mir zumindest ansehen, wer bei mir war. Eine zweifellos hübsche, wenn auch etwas heruntergekommene Frau sah mich aus besorgt glitzernden Augen an, hatte sich sogar etwas über mich gebeugt. Ihr gesamter Körper war mit verkustetem Blut überzogen, von ihren Haaren fielen ein paar Tropfen auf den Steinboden, einen Moment lang wollte ich sie fragen, ob sie verletzt war. Dann fiel mein Blick auf den Schwertgriff, der hinter ihrem Rücken hervorblitzte. An das Schwert konnte ich mich erinnern! Sie hatte mir also das Leben gerettet. "Homunkulus...", flüsterte ich nachdenklich. Was das hässliche kleine Wesen wohl mit mir gemacht hatte... Es hatte mich nur kurz berührt und jetzt hatte ich plötzlich Erinnerungslücken. Das war doch verrückt! Oder war ich es, die ihren Verstand verlor? "Was... ist passiert?", fragte ich schließlich mit belegter Stimme. Melodie hatte umsichtig abgewartet, bis ich meine Gedanken soweit hatte ordnen können und wollte sich mit dem Handrücken das Blut von ihrer linken Wange wischen. Aber auch ihre Hand war damit befleckt und so machte es die Bewegung eigentlich nur schlimmer anstatt besser. "Ich hab es nicht geschafft, ihn zu töten. Ich weiß nicht wie. Warum verlangst du so etwas von mir?", brummte sie verstimmt. Verwirrt erwiderte ich ihren Blick, sah ihr tief in die Augen, als könnte ich darin die Wahrheit suchen. Ich würde doch niemals von einem Menschen verlangen, einen Homunkulus zu töten! Menschen waren zu schwach! Andererseits... ich glaubte mich verschwommen daran zu erinnern wie sie einen der Werwölfe getötet hatte, ohne meine Hilfe. Vielleicht hatte ich das wirklich von ihr verlangt. "Er... steckt in einem Körper. Das ist nicht seine ursprüngliche Gestalt. Hast du ihn gesehen? Sein Körper zerfällt, er braucht einen neuen, er giert danach und würde alles dafür tun. Aber solange er in diesem... Körper ist kannst du ihn töten.", erklärte ich tief durchatmend. "Genauso wie die Werwölfe?", erkundigte sich die Frau, die sich selbst Melodie nannte nachdenklich. Diese Ignoranz machte mich fast wütend, entnervt schloss ich meine Augen und stieß die Luft, die ich noch in meinen Lungen hatte, zischend aus. "Nein! Ein Homunkulus ist ein Geist! Du musst seinen Körper... zerfetzen! Es darf nichts von ihm übrig bleiben! Und dann musst du aufpassen. Er wird versuchen, in einen Körper in der Nähe zu fahren. Ganz egal, wie schwach dieser ist. Ein geschützter Geist kann sich dagegen wehren und dann wird der Homunkulus dahin zurückgeschickt, wo er herkommt. Er kann sich in der normalen Welt nicht ohne einen Körper existieren.", brummte ich ungeduldig. Diese Wesen waren doch eine Erfindung der Menschen, warum musste ich es ihr dann erklären? Kein Sinn für die Geschichte... Der Körper des jungen Menschen neben mir fing an, bedenklich zu zittern, aus den Augenwinkeln hatte ich das mitbekommen und wandte ihr jetzt verblüfft das Gesicht zu. Stumme Tränen rannen über ihre Wangen, bahnten sich einen Weg durch das getrocknete Blut und ließ es langsam verschwinden. Und endlich bemerkte ich, was ich die ganze Zeit schon hätte sehen müssen. Der Mensch war komplett fertig mit ihren Nerven. Diese giftige Umgebung hatte sie in den Wahnsinn getrieben... Wir beide waren zu schwach, um auch nur den Hauch einer Chance gegen den Homunkulus zu haben! Ich rein körperlich und sie seelisch. "Wärst du bereit, deine Kräfte mit mir zu teilen?", erkundigte ich mich mit leiser Stimme. Wenn ich ihr etwas von meiner geistigen Stärke abgeben konnte und sie mir ihre Kraft lieh, dann hätten wir eine Chance. Dann konnte ich mich wieder bewegen und sie klar denken. Allerdings widerstrebte mir die Art und Weise, mit der diese Übertragung funktionierte. "Was? Kräfte teilen? Du meinst... ich würde einen Teil deiner Kräfte bekommen? Macht dich das nicht zu schwach?", wollte sie neugierig wissen. "Nein. Es ist nicht so, dass ich sie verliere. Du bekommst sie einfach nur dazu. Die Kraft wird bleiben, du wirst also etwas mächtiger werden. Vielleicht... kannst du die Magie dann für dich selbst nutzen, das kann ich nicht sagen. Es wird dich auch nicht für immer schwächen, wenn du mir etwas von deiner Kraft abgibst. Es ist nur ein... etwas ungewöhnliches Ritual nötig. Ich weiß, dass es für euch Menschen nicht sonderlich - normal ist.", versuchte ich zu erklären. Es war kompliziert, etwas so Elementares in Worte zu fassen. Es war ja nicht so, als wäre das Ritual ungewöhnlich. Aber hier, in der Welt der Menschen... Da war es wohl so etwas wie eine Sünde. Jetzt richtig neugierig geworden blinzelte Melodie, setzte sich etwas auf und kam mir so noch etwas näher, ihre Augen waren starr auf meine gerichtet. "Wie? Wie kann ich meine Kraft mit dir teilen?", wollte sie mit sich überschlagender Stimme wissen. Bei diesem intensiven Blick spürte ich, wie Hitze in meine Wangen schoss und sah hastig weg. Irritierend, dieses Wesen! "Mit... einem Kuss...", brummte ich widerwillig. Beim Reden wurde ich noch etwas roter geworden und sah starr geradeaus, damit ich ihrem Blick nicht begegnen konnte. Melodie Melodie lachte leise:"Wow Charly, du hast einen Spaßvogel verschluckt. Ich dich küssen? Tut mir leid aber mein erster Kuss gehört jemand anderem." Beleidigt starrte Charly an Melodie vorbei und sie wollte auch ihren Ärger über diese Worte nicht zeigen. Was hatte sie auch erwartet, dass Melodie den Kuss vielleicht Spannend fand? Oder ihn sogar erwiderte? Es war nur ein Ritual und nicht mehr und zudem hätte dieses Ritual sie aus dieser Situation retten können. "Tut mir Leid, Charly. Ich komme nun einmal aus den Slums. Ich habe dort leben gelernt und das ein Kuss jemanden in tierische Schwierigkeiten bringen konnte." Sagte Melodie nun mit einer weniger heiteren, fast schon sanften Stimme. "Wir sind nicht in den Slums und der Kuss könnte uns retten.", patzte Charly zurück. Melodie beugte sich näher an Charly´s Gesicht ran. Sie errötete und wollte nicht, dass Charly dies mitbekam. Melodie´s Puls stieg wieder an, diesmal war es als hätte sie einen Marathon gelaufen und obwohl sie ausgeruht war, konnte sie kaum Atmen. "Mach schnell!", japste sie. Charly legte ihre Hände an die warmen Wangen ihrer Gefährtin und führte sie bis sich ihre Lippen berührten. Es wurde ganz plötzlich warm um sie, ein zucken ging durch Melodie. Sie fühlte sich mit jeder Sekunde, die sie an Charly´s Lippen klebte besser. Melodie wollte die Stärke spüren, wollte nicht mehr loslassen und vor alledem wollte sie diesen Kuss noch intensiver Empfinden. Hätte Charly sie nicht zurück in die Wirklichkeit geholt, dann hätte Melodie bestimmt etwas unanständiges getan. "Verdammt, was war das?", fragte sie etwas atemlos. "Das was du gefühlt hast war meine Stärke und ich muss sagen, du bist kein normaler Mensch. Aber immerhin kann ich mich wieder an einiges Erinnern. Die Kinder und du und der Werwolf, alles wieder da.", Charlys Stimme verfinsterte sich, "Dieser Homunkulus wird den morgigen Tag nicht mehr erleben, stimmst du mir zu?" Nickend öffnete Melodie die Tür, an der sie bis eben noch gelehnt hatten. Der Lichstein leuchtete ohne rast weiter und erlaubte den beiden einen kleinen Blick in die Halle. Es waren nicht viele Werwölfe in ihrer nähe, jedoch genug um dem Raum eine beklemmende Stimmung zu geben. Viel wichtiger war aber der Homunkulus, er stand zwischen den Werwölfen, fast schon absurd unauffällig. Denn schnapp ich mir, dachte Melodie sich und zückte ihr Schwert. Sie spürte eine enorme Sicherheit in dem, was sie tat. Doch Charly gab ihr zu bedeuten, dass es noch nicht der richtige Moment sei. Mit einem ihrer Tricks hatte sie den Wölfen schaden zugefügt. Sie konnten sich nicht mehr bewegen und krümmten sich voller schmerz. "Jetzt! Ich halte die Wölfe zurück!", schrie Charly. Ihre Stimme war angestrengt und ihre Konzentration lag auf den Wölfen. Es musste das Gefängnis sein, von dem Charly schon vorher gesprochen hatte. Nun stürzte Melodie nach vorne. Ihr Ziel stand weiterhin zwischen den Wölfen. Klein, makaber aber immer noch mächtig. Das Schwert hob sich und schwang mit in einer klaren Linie auf das kleine Wesen zu. Dieses fing sofort an zu schreien und etwas, was wie Schatten aussah, kam aus einer Wunde auf seiner Schulter. Die Schatten kräuselten sich wie Schlangen auf Medusa´s Kopf. Kapitel 13: ------------ Charly "Schlag zu!", rief ich so laut ich konnte. Melodie stand plötzlich still, als sie das Wesen vor sich zum ersten Mal getroffen hatte und starrte jetzt die Schatten vor sich an. Sogar ihr Mund stand vor Fassungslosigkeit etwas offen und mit jeder Sekunde, die verstrich, ließ sie ihr Schwert etwas mehr sinken. Wenn sie jetzt nicht angreifen würde wäre ihre Seele für immer verloren! "Melodie!", schrie ich ihren Namen. Aber auch das ließ sie völlig kalt, es sah fast so aus als hätte sie der Homunkulus einfach versteinert. In meiner Verzweiflung bekam die gedankliche Barriere, mit denen ich die Werwölfe in Schach zu halten versuchte ab und als ich das bemerkte war es schon fast zu spät. Die Bestien waren Melodie zugewandt, starrten sie aus wilden Augen an und spannten ihre Körper an, bereit sie anzugreifen. Mit einem weiteren, lauten Schrei tat ich das einzige, das mir noch übrig blieb. Ich warf den Lichtstein in meiner Hand nach dem jungen Menschen, so fest ich konnte und schuf sofort wieder das Gefängnis für die Werwölfe. Ich durfte mich dabei nicht bewegen, sonst würde es aufhören zu wirken. Der Lichtstein traf auf Melodies Hinterkopf, die junge Frau wurde etwas nach vorne geschleudert und erwachte endlich aus ihrer Starre. "Töte ihn!", schrie ich mit vor Zorn unmenschlicher Stimme. Ihre ganze Körperhalterung änderte sich, der kleine Mensch atmete tief durch und machte instinktiv etwas, für das manche Wesen Jahre der Übung brauchten. Sie ließ die Magie in ihr Schwert fahren und verstärkte ihre eigenen Muskeln mit dem Teil meiner Kraft, den ich ihr geliehen hatte. Ihre Bewegungen waren so schnell, dass ich sie eher erahnen musste als sie zu sehen, ich erkannte wie das Wesen förmlich in der Luft zerfetzt wurde, es wirkte eigentlich mehr so als würde es sich in Schatten auflösen. Dann war Melodie auch schon neben mir, grob stieß sie mit dem linken Arm gegen meine Schulter und schleuderte mich so unsanft zurück. Die schwere Türe fiel laut knallend zu, dann war auch schon alles wieder still. Mühsam rappelte ich mich wieder auf, Melodie hatte so viel Kraft in den Schlag gegen meine Schulter aufgebracht, dass ich mir sicher war jetzt eine gebrochene Rippe zu haben und da war mir gerade auch ziemlich egal, ob sie das absichtlich getan hatte oder ob sie die Kraft einfach unterschätzte. Ich wollte die junge Frau gerade anschnautzen, da erlosch ihre Aura, so schnell wie sie aufgelodert war und Melodie sank mit einem leisen, erstaunten "Oh" auf die Knie. Mehr nicht, nur ein kleiner, winziger Laut der Überraschung. Ich hatte völlig vergessen, was passierte wenn man seinem Körper eine so starke Belastung zumutete, das war der einzige Vorteil an Jahren der Übung. Man trainierte nicht nur die Fähigkeit, sondern auch den Körper, der dann auch damit klar kam. Melodie hingegen hatte sich selbst schlicht überlastet. "Ganz ruhig. Das wird schon.", brummte ich abwesend. Ich hatte versucht, meine Stimme tröstlich klingen zu lassen, aber wie immer damit versagt. Sie war nicht ernsthaft verletzt und wenn sie sich ein paar Minuten zum Erholen gönnte würde es ihr gleich besser gehen. "Bleib erstmal sitzen, verschnauf kurz. Ich sehe mich kurz um, hier muss irgendwo der Ursprung des Siegels sein. Wenn ich das zerstöre ist alles wieder in Ordnung, dann verwandeln sich die zotteligen Dinger da draußen zurück und keiner will uns mehr was. Wenn irgendwas ist, versteck dich! Dein Körper hält einen weiteren Schub nicht stand, verstehst du? Ruf mich, aber mach NICHTS Dummes.", brummte ich leicht angespannt. An einer der Wände hing eine Fackel, die ich jetzt mit einer sanften Handbewegung entzündete, damit sie nicht in der Dunkelheit zurück blieb und ging dann vor ihr in die Hocke. Es war beeindruckend gewesen, wie schnell sie das drauf gehabt hatte, aber ich konnte jetzt schon sagen, dass sie dabei wohl größtenteils bleiben würde. Physische Magie. "Das war beeindruckend gerade.", machte ich ihr ein leises Kompliment, "Nicht jeder kann das sofort." Tief durchatmend schloss ich meine Augen, sah für den Bruchteil einer Sekunde sah ich wieder, wie sie den Homunkulus förmlich zerrissen hatte. Ohne ihre Hilfe hätte ich es vielleicht nicht so weit geschafft... Dass meine Stirn langsam gegen ihre gesunken war, war mir gar nicht aufgefallen. "Danke.", flüsterte ich ehrlich. Ruckartig stand ich wieder auf, stieß die Luft zischend aus, die ich gerade noch angehalten hatte und straffte anschließend meinen Rücken. ich musste in die Dunkelheit gehen und hatte meinen letzten Lichtstein dafür verschwendet, Melodie aus ihrer Starre zu reißen. Aber die Magie für eine Flamme verschwenden wollte ich auch nicht. Mit klopfendem Herzen ging ich los, auf eine Ecke zu, in der ich einen Ausgang erwartete. Melodie Die Dunkelheit schloss einen perfekten Kreis um Melodie. Nach wenigen Schritten war Charly von ihr verschlungen worden. Und so perfekt der Kreis auch war, so verschwommen war alles, was hinter ihm lag. Ein großes Nichts wahr in ihrem Kopf. Charly hatte etwas zu ihr gesagt, bevor sie den Kreis verlassen hatte, aber die Worte prallten dumpf an ihrem Ohr ab. Melodie´s Körper schrie vor Erschöpfung. Was also war passiert, dass sie sich kaum noch bewegen konnte? Melodie wusste es nicht. Sie wusste nur noch, dass sie Angst hatte, Angst vor der Dunkelheit um sie herum, Angst vor den Geräusche in dieser Dunkelheit und auch Angst um ihre Freundin Charly. "Komm zurück!", wisperte sie vor sich hin. Tränen kullerten ihre Wangen entlang und ihr Gesicht wurde warm. "Dunkelheit mein alter Freund, aus Kindertagen mir bekannt. Verschlingst die Seelen schlitz auf die Kehlen, auf dass man nicht mehr schreien mag. So trostlos der Slum macht jeden Tag." Ein Lied ging ihr durch den Kopf. Whisper hatte es immer mit ihr gesungen, wenn sie Traurig war, sie fühlte sich besser und gewann neuen Mut. Aber diesmal war etwas anders. Melodie war in einer Halle voller blutrünstiger Monster und sie konnte sich nicht bewegen. Sie war alleine und hatte alles, was sie liebte hinter dieser Dunkelheit gelassen. Irgendwo war ein brüllen zu hören und aus der anderen Richtung ein kreischen. Nicht mehr lange und die Dunkelheit würde sich nehmen, was sie begehrte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)