der Kampf einer Fürstin von XdramaX (Sesshoumaru xx ??) ================================================================================ Kapitel 1: 01. Kapitel ---------------------- Nachdenklich ließ Sesshoumaru seinen Blick über die unendlichen Bäume unter sich gleiten. Es Knackte und raschelte überall in dem Wald am Fuße der Klippe. Nicht nur Dämonen, auch Tiere waren unterwegs, irgendwo weiter westlich war ein Soldatenlager aufgeschlagen, und weiter hinten am Horizont konnte er die Rauchschwaden eines Dorfes erkennen, das in der Abenddämmerung von Gesetzeslosen überfallen worden war. Lange schon war er nicht mehr hier gewesen in den alten Ländereien seines Vaters. Denn obwohl der große Inu no Taishou vor einem Jahr verstorben war, blieb es ihm bisher verwehrt zurück zu kehren. Doch nun waren die fünfzehn Jahre beendet, die er alleine hatte durch das Land streifen müssen, getrennt von seinem eigenen Clan. Die Zeit war gekommen zurück zu kehren und den Thron der westlichen Dämonen zu besteigen. Fünfzehn Jahre Abgeschiedenheit von zu Hause, Ritual unter den großen Prinzen ihrer Rasse und er war ein Mann, dem Tradition, Pflichtbewusstsein und Ehre keine Fremdworte waren. Fünfzehn Jahre, das war die Zeit die benötigt wurde, da die zukünftige Fürstin heran wuchs und heiratsfähig wurde. Er reckte den Kopf zum Mond und atmete tief durch. Selbst die heimatliche Luft konnte ihm nicht die Laune versüßen angesichts dieses letzten Brauches, den jeder Fürst der Dämonen über sich ergehen lassen musste. Es war eine Demonstration von Macht und Erniedrigung der Menschen, wenn der Fürst sich die ihm versprochene menschliche Prinzessin aus der Burg holte, um sie zu heiraten. Sie wurde für ihn heran gezüchtet wie Vieh. Mit Hilfe einer dämonischen Amme angepasst an das lange Leben ihres zukünftigen Ehemannes und die Notwendigkeit einen reinrassigen Thronerben zu zeugen wurde sie quasi aus ihrer eigenen Welt heraus gerissen und schwebten in einem nicht enden wollenden Strom des Nichts. Dazu gehören tat sie nirgendwo. Durch ihr langes Leben war sie unter den Menschen nicht willkommen, und durch ihre Unwürdigkeit als unsterblicher Mensch bei den Dämonen nichts mehr wert, die trotz allem ihr Blut nicht für würdig empfanden um einen Erben zu gebären, auch wenn sie es konnte. Aber wollte er überhaupt schon an so etwas wie Nachwuchs denken? Nein, lieber nicht. Es knackte hinter Sesshoumaru im Dickicht. Fluchend und keuchend stolperte ein Froschdämon aus den Büschen und warf sich vor ihm in den Staub. „Meister Sesshoumaru“, begann er zu quaken. Hochtrabend, eigentlich eher weniger interessiert sah er zu der grünen Gestalt hinab. „Ich habe die Information die ihr wolltet.“ Diese Auskunft war es schon mal nicht, die er überbringen sollte, immerhin war ihm das auch selbst klar gewesen. Er hatte dem Gnom nicht ohne Grund gesagt er sollte erst wieder kommen, wenn er alles erfahren hatte, was er wissen wollte. Doch Sesshoumaru sagte nichts, schwieg nur weiter und strafte ihn mit einem ungeduldigen Blick. „Wie es der Zufall so will sind in dem Gebiet, das Eurem verehrten Herrn Vater gehörte, noch genau acht menschliche Fürsten an der Macht. Und nur einer davon hat eine Tochter im Alter von fünfzehn Jahren.“ Er sprach nicht weiter, hielt sich nur selbst vermutlich für ganz schlau. Doch das reichte Sesshoumaru nicht. „War das etwa alles, was du zu berichten hast, Jaken?“ Geschockt wirbelte die Kröte herum ehe ihm einfiel, was er vergessen hatte. „Nein, Meister, verzeiht meine Unachtsamkeit. Es ist der Clan Minamoto. Einer der Prinzen, im Rang General, hat dort unten im Wald mit seinen Soldaten die Zelte aufgeschlagen.“ Mit dieser Anzahl an Informationen war auch der zukünftige Fürst zufrieden und wandte sich wieder dem Wald zu. „Was habt ihr jetzt vor, Herr?“, fragte Jaken weiter und sah ihn mit riesigen Glubschaugen an. So genau wusste Sesshoumaru das eigentlich auch noch nicht. Er konnte nach Hause ziehen, oder er konnte seine neuen Ländereien begutachten. Einige Tage hatte er immer noch Zeit, bis er in seine eigene Festung musste, und absolut nichts zu tun. Ein Brüllen zerriss die Stille der Nacht. Desinteressiert wanderte Sesshoumarus Blick zu dem Soldatenlager im Westen. Jaken begann zu lachen. „Was sagt man dazu. Menschen töten Menschen, so wird der Abend doch noch spannend.“ Schreie drangen zu ihnen hinüber und hallten von der Klippe zurück. Es waren die Räuber aus dem Dorf, die auf ihrem Weg auf die Soldaten getroffen waren. Interessiert, denn es war eine willkommene Abwechslung, hob Sesshoumaru lautlos vom Boden ab und glitt durch die nächtliche Herbstluft, hoch über den Bäumen in die Richtung des Nachtlagers der Soldaten. „Meister, so wartet doch!“, keifte Jaken schockiert und lief aufgescheucht wie ein Huhn im Kreis, ehe er auf die Idee kam sich an der enormen Fellboa Sesshoumarus fest zu krallen. Die Geräusche wurden lauter. Verängstigt wiehernde Pferde mischten sich mit ein, etwas zerbrach, dann ging Sesshoumaru auch schon hinunter, brach durch die obersten Blätter und kam schließlich auf einem Ast zu stehen. Gelangweilt betrachtete er das Schauspiel und war gleichzeitig angewidert von der Schwäche der Soldaten, die bereits verletzt oder Tod am Boden lagen. Jaken hingegen, der sich nur noch an dem Kleidungsstück seines Meisters festhalten konnte um nicht vom Baum zu fallen begann zu fluchen wie ein Ruhrspatz. Mit einem Geräusch, das mehr einem Grunzen glich als allem anderen drehte sich einer der Banditen um und entdeckte den jungen Prinzen in der Baumkrone. „Hey!“, brüllte er zu ihm hoch. „Bist du zu feige oder was?“ Sesshoumaru rührte sich nicht, sah ihn einfach nur herablassend an. „Wie kannst du es wagen und elender Menschenwurm?“, giftete Jaken runter und wedelte mit dem Kopfstab in seiner Faust herum. Der Mann begann zu lachen. Im folgend die anderen Wegelager um ihn herum. Scheinbar hatten sie keine Angst vor Dämonen, dem konnte geholfen werden. So dachte sich zumindest Sesshoumaru, als er einen Arm ausstreckte. Mit dem nächsten Schwung seiner Klauen schlug eine energiegeladene Peitsche auf sie nieder. Schreiend versuchten sie sich in Sicherheit zu bringen, doch eine Chance hatten sie nicht. Das Sesshoumaru dabei die letzten Überlebenden der Soldaten auch noch meuchelte war ihm so ziemlich egal. Das letzte Geräusch das übrig blieb war das schnauben eines aufgebrachten Pferdes, das es nicht geschafft hatte sich los zu reißen. Sesshoumaru betrachtete sein Werk. Das war doch wirklich eine willkommene Abwechslung gewesen. Wann würde er schon in nächster Zeit die Gelegenheit bekommen sich so gehen zu lassen? Sein Blick blieb auf dem Gaul hängen, der gesattelt war und vermutlich seinen Reiter verloren hatte, der sich auf ihm retten wollte. Er gehörte dem General zu seinen Füßen, dem Bruder des Menschenweibes, das er ehelichen sollte. Langsam ließ er sich zu Boden gleiten, auf die Leiche des jungen Mannes zu. Schon traurig, wenn eine ganze Gruppe ausgebildeter, schwer bewaffneter Soldaten nicht gegen einige kleine Banditen ankamen. Er wollte sich lieber gar nicht erst die Frage stellen, was sie so hatte ablenken können. Hinter ihm fluchte Jaken, der mit dem Kopf gegen den Ast schlug auf dem er gerade noch gestanden hatte, doch das beachtete Sesshoumaru nicht weiter. Er landete neben dem jungen Anführer und drehte ihn mit der Fußspitze auf den Rücken. Genau in dem Moment kam ihm die Idee, wie er sich die Zeit vertreiben konnte ehe er zurück in die Festung musste. Gelassen hockte er sich neben dem Menschen nieder und zog ihm den Helm vom Kopf. Oh ja, so konnte er sich die Langeweile vertreiben und seine zukünftige Frau in Augenschein nehmen, um zu entscheiden, ob man sie nicht lieber töten sollte, als zu heiraten. ** „Ein Grausames Schicksal, doch ich bin voller Mut und Zuversicht für die Zukunft, da wenigstens du diesen Angriff überstanden hast, mein Sohn.“, erklärte der alte Fürst und erhob sein Sakeschälchen auf das Wohl seines zurück gekehrten Kindes. Wenn er gewusst hätte, dass er nur dem Zauber eines Dämonen erlegen war und der Junge, den er bei sich wähnte eigentlich tot im Wald lag, dann müsste er wohl entweder Seppuku begehen oder Sesshoumaru töten. Was auch immer, sein Tod wäre vorbestimmt. Sesshoumaru, der der anwesenden Familie und ihren Wachen das Bild eines gepflegten, jungen Mannes mit Haarknoten in den Kopf setzte nahm schweigend ein Stück Fisch und würgte es herunter. Diese Familie war so reich, dass er eigentlich erwartet hatte einen der besten Köche Japans hier anzufinden, doch dem war wohl nicht so. Was soll‘s, er wollte eh nicht allzu lange hier bleiben. Zumindest nur so lange bis er eine Entscheidung getroffen hatte, was Ima anging, die Tochter des Hauses. An seinem Schälchen vorbei schielte er auffällig unauffällig zu der jungen Frau. Sie war ganz ansehnlich, soviel stand schon mal fest. Ein Punkt für sie, denn für repräsentative Zwecken war sie wohl ganz gut und am Hof der Dämonen würde das das Einzige sein, was sie zu tun hatte. Ein weiterer Bonuspunkt: sie benahm sich sehr vorbildlich. Wusste, dass sie still zu sein hatte und suchte keinen Augenkontakt mit den Männern um sie herum. „Die Zeiten werden unruhiger.“, erklärte der Dämon schließlich, um sich nicht mit zu viel Schweigsamkeit zu verraten. „Das ist ein wahres Wort, mein Sohn.“, sein „Vater“ – wäre dieser Mann das wirklich gewesen hätte sich Sesshoumaru vermutlich eigenhändig zur Strecke gebracht – nickte. „Umso glücklicher bin ich nun endlich einen geeigneten Mann für unsere geliebte Tochter gefunden zu haben.“ Natürlich war er glücklich darüber. Bei den Dämonen wäre sie sicher. Zumindest solange, wie sie ihnen Respekt zollte. Doch sofort verebbte dieser Respekt, den sie bis eben an den Tag gelegt hatte. „Wann wird die Überführung stattfinden?“, fragte Sesshoumaru. Kaum dass er geendet hatte und der Fürst zu sprechen beginnen wollte wandte sich Ima ihrer Mutter zu. Sie flüsterte nur, doch dank seiner guten Ohren verstand er genau was sie wollte: In ihr Gemach, um schlafen zu gehen. Keine große Sache, doch sie hatte nicht zu reden so lange zwei Männer mit einander sprachen. Sie hatte zu warten bis ihr Vater sie von sich aus entließ oder das Gespräch verebbte. Umso schlimmer, dass dieses Verhalten scheinbar vollkommen normal für diese Familie war. Liebevoll lächeln gestattete ihre Mutter ihr zu gehen wohin sie wollte. Unfassbar. Lief das hier so? War das die Erziehung der Menschen? Sesshoumaru beschloss dem auf den Grund zu gehen. Er würde „seine Schwester“ aufsuchen und sie einem Test unterziehen. Bestand sie durfte sie weiter leben. Wenn nicht... „Du bist sicher auch müde, mein Sohn.“, holte ihn die Stimme der Fürstin wieder ins Diesseits zurück. Sesshoumaru sah sie schweigend an. Wurde verlangt, dass er was sagte? Scheinbar, denn die zwei Elternteile sahen ihn abwartend an. „Verzeihung, ich war mit meinen Gedanken woanders.“, versuchte er sich schnell heraus zu reden. „Verständlich. Solch ein Überfall ist nie leicht, egal wie oft man schon eine Schlacht gesehen hat.“, bestätigte der Mann und winkte zwei Diener heran, die hastig abräumten. „Wir reden morgen weiter, mein Sohn. Bitte ruhe dich gebührend aus.“ Sesshoumaru neigte kurz, wohl erzogen wie er war, sein Haupt und stand dann auf. Eine wache öffnete, ohne ihn anzusehen, ihm sofort die Schiebetür und entließ ihn in die überraschend geschäftige Nacht der Festung. Er sah hinüber zu dem großen Tor, das scheinbar gegen eventuelle Angriffe gestärkt wurde und versuchte mit Hilfe seines Geruchsinns zu ergründen in welche Richtung er musste um zu den fürstlichen Gemächern zu gelangen. Unverkennbar stieg ihm der Geruch des Mannes in die Nase in dessen Rolle er geschlüpft war. Etwa in die gleiche Richtung, doch weiter abseits konnte er die Prinzessin Ima ausmachen. Eben zu dieser würde er gehen, doch vorerst, um den Schein zu wahren, auf zu seinem eigenen Zimmer. Ohne weitere Zeit zu verlieren schlug er den rechten Weg ein und verließ so den Hof. Je weiter er kam, desto weniger Diener und wachen kamen ihm entgegen. Als er um das Hauptgebäude herum war teilten sich die Spuren der Gerüche. Der Prinz müsste nach links abbiegen, doch für Prinzessin Ima ging es weiter. Er sah sich um, folgte dann schnell der Spur der Prinzessin. Festen Schrittes flog er regelrecht über die Planken der Holzterrasse, bis es hinter ihm knackte. Sofort blieb er stehen und fuhr herum, bereit notfalls zu töten. Doch es war keine Wache, die ihm gefolgt war. Es war eine junge Frau, die aus einem angrenzenden Flur heraus trat. Zufall? Nein, das glaubte er weniger. „Takeru“, freute sie sich, schloss leise die Tür hinter sich und machte einige Schritte auf ihn zu. Ihr lächeln war beinahe so schön wie der Vollmond. Da sieh mal einer an, wie es aussah hatte der Prinz des Hauses eine Beziehung zu einer Bediensteten. Seine Frau konnte es nicht sein. Soweit Sesshoumaru wusste war er nicht verheiratet. Gut, er würde sich nicht verraten in dem er irgendetwas Falsches tun würde. Die Frau hob die Arme und schlag sie ihm um den Hals. Als sie sich auf die Zehenspitzen reckte um ihm einen Kuss zu geben zwang sich Sesshoumaru angewidert eine Hand auf ihren Rücken zu legen. „Ich bin froh, dass du wieder da bist.“ „Es ist schön wieder daheim zu sein.“, bestätigte er. Augenscheinlich wartete das Mädchen auf noch mehr als nur diesen einen Satz, denn sie blickte ihn aus riesigen hellbraunen Augen an, ohne ihr Lächeln zu verlieren. Doch was sollte Sesshoumaru noch sagen? Er wusste gar nicht wer dieses Mädchen war. Irritiert, aber immer noch lächelnd legte sie ihren Kopf auf die Seite. „Du bist so ruhig?“ „Ich habe nichts zu erzählen.“, rechtfertigte sich der Dämon schnell. Ihr Lächeln verschwand und sie hob wieder den Kopf in die Senkrechte. Prüfend sah sie ihm in die Augen. „Was suchst du dann in diesem Teil der Festung?“, fragte sie. „Ich gehe wohin ich will.“, erklärte er stur. Warum sollte er auch einer Dienerin Rechtfertigung schulden? Sie kniff die Augen zusammen. Hatte er etwas Falsches gesagt? Er war immerhin ein Mann von hohem Rang, selbst in der Rolle in der er gerade steckte stand es ihr nicht zu so mit ihm umzugehen. Er nahm eine kleine Bewegung war. Ihre Hand raffte den Saum ihres Yukata leicht, dann fuhr sie plötzlich herum und rannte los, in die Richtung aus der er kam. „Wachen?“, schrie sie hysterisch. „Wachen! Zu Hilfe!“ Das war ihr Todesurteil. Sie schrie auf, als sie beinahe wieder in die Person hinein gerannt wäre, die sich für ihren Bruder ausgab. Schockiert sah sie ihn an, vorsichtig lief sie einige Schritte Rückwärts. „Wachen?“, versuchte sie noch einmal zu Brüllen, doch mehr wie ein kleines Quietschen kam dabei nicht heraus. Nein, ein einfaches Menschenweib würde ihm nicht dazwischen funken. Tonlos Schrie sie auf, als seine Hand vor schnellte und sich um ihren Hals schloss. Sie schnappte nach Luft und griff an seine Hand. Das Schlagen von Füßen auf dem Gang ließ Sesshoumaru über seine Schulter sehen. Sie waren noch weiter weg, doch sie kamen bereits in seine Richtung. Schnell riss er die Schiebetür neben sich auf. Ein einfaches kleines Kämmerchen öffnete sich vor ihm. Er schob das Mädchen hinein und schlug dann die Tür wieder hinter sich zu. Draußen rannten die Wachen vorbei. Das Mädchen in seiner Hand begann stumm zu weinen in ihrem Kampf um Luft, doch das merkte er erst, als ihre Tränen über seine Hand liefen. Irgendwo weiter hinten im Gebäude wurde eine Tür aufgerissen. „Sie ist nicht da!“, hörte er die Stimme eines Soldaten. „Durchsucht die ganze Umgebung!“ So wichtig konnte doch keine Dienerin sein, dass die wachen solch einen Aufstand wegen ihr machten. Egal, sie hatte ihn enttarnt, das musste er unterbinden. Er warf seine Scheinidentität von sich. Geschockt schnappte sie hektisch nach Luft. Er hob eine Klaue um zuzustoßen, da quietschte sie erneut auf. „Nein! Nein, bitte!“, hechelte sie. „Da, ich habe was gehört!“, hörte Sesshoumaru eine erneute Stimme. Er knurrte unzufrieden, dann zog er das Mädchen dichter zu sich. „Wenn du es wagst mich zu verraten, Weib, dann bist du tot!“ Im selben Moment, da die Tür aufgerissen wurde, war er auch schon wieder verschwunden. Nach Atem ringend und hechelnd fiel das Mädchen einfach zu Boden und griff sich an den Hals. „Prinzessin Chizu!“, rief der Soldat, der sie gefunden hatte schockiert und hockte sich neben sie, um ihr auf zu helfen. „Oh mein Gott!“, stieß er zusammen mit einem unschönen Fluch aus als er die roten, gequetschten Stellen an ihrem Hals sah. „Das muss ein Dämon gewesen sein!“, schlussfolgerte ein weiterer Soldat. Endlich erreichte auch der Fürst das Spektakel. Er sah zu seiner Tochter hinunter, die immer nur hustete in ihrem Kampf um Sauerstoff. „Ich will, dass überall in jedem Winkel die wachen verstärkt werden! Kontrolliert besonders die Tore und lasst die Mönche kommen! Ich will nicht einen Dämonen in meinem Haus!“ Die Soldaten rannten los, dafür übernahm er die Position neben seiner Tochter um ihr beim Aufstehen zu helfen, ehe zwei Dienerinnen – die gewissermaßen zu spät kamen – diesen Job übernahmen. „Was war es für einer, mein Kind?“ Sie zwang sich wieder den Kopf zu heben und entdeckte im nächsten Moment ihren falschen Bruder im Eingang. Mit verschränkten Armen sah er sie finster an. „Ich weiß nicht!“, brachte sie schnell, fast zu schnell, heraus. „Ich konnte ihn nicht sehen. Nur hören...“ Ihre Zofen schob sie an Sesshoumaru vorbei und wieder zurück in die Richtung aus der sie vorhin noch vor dem Dämon geflüchtet war. „Wir müssen die Zahl deiner Leibwächter erhöhen. Gerade jetzt wo deine Schwester verheiratet wird ist es viel zu gefährlich für dich.“ Chizu verstand nicht wirklich was das mit ihrer Schwester zu tun hatte. Als Tochter einer einfachen Kurtisane war sie nicht die Art von Frau, die für reiche Männer von Interesse war. „Ich kümmere mich darum, Vater.“ Chizu dachte ihr kehle schnürte sich wieder zu. „Ich danke dir, mein Sohn.“, vor dem Fürsten wurde die Tür zu ihren Gemächern aufgeschoben. Die Dienerinnen schoben Chizu weiter nach hinten in den Raum hinein und auf ein Bett, verdeckt von einem Bambusvorhang. „Richtet Takeru eine Schlafstätte im Nebenraum ein und lasst die Tür geöffnet. Ich will keine weiteren Überraschungsbesuche!“, befahl der Fürst streng. Eine der Dienerinnen, die Chizu zur Ruhe gebettet hatte verneigte sich schnell und verschwand, während sich die andere noch um das Wohlergehen ihrer Herrin kümmerte. Als eben letztere mit dem Fürsten zusammen das Zimmer verließ und die Prinzessin mit Sesshoumaru alleine ließ sprang sie förmlich in eine sitzende Position und starrte den Dämon durch den Blickschutz an. „Was wollt Ihr von mir?“, fragte sie mit bebender Stimme aus Angst und Wut. „Aufpassen, dass du mir kein Ärger bereitest, Prinzessin.“, gab er wie eine Selbstverständlichkeit, doch mit viel Spott, zu. Kapitel 2: 02. Kapitel ---------------------- Chizu atmete tief durch und schloss die Augen. Das erste Mal seit Stunden fühlte sie sich sicher und das trotz der anhaltenden Anwesenheit des Dämons. Sie wusste, dass keiner von ihnen eine Chance gegen ihn hatte, auch nicht, wenn sie zahlenmäßig überlegen waren, aber die Anwesenheit der drei Dienerinnen um sie herum gab ihr trotzdem ein trügerisches Gefühl der Sicherheit. Doch sie wusste auch, dass dies nicht lange anhalten würde. In Gestalt ihres Bruders saß er hinter dem Bambusvorhang, der ihre Schlafräume voneinander trennte, und wartete darauf, dass er zu ihr hinüber gelassen wurde. Ganz autormatisch waren die Frauen davon ausgegangen, dass Takeru und Chizu zusammen frühstücken würden, so wie sie es früher schon taten. Sie konnten ja nicht ahnen, dass der Mann, den sie zu ihr lassen würden, nicht ihr Bruder war. Chizu öffnete wieder die Augen und neigte den Kopf, damit ihre Dienerin ihre langen schwarzen Haare zu einer kunstvollen Frisur auftürmen konnte. Essen wurde vor ihr auf dem Tisch aufgetragen, Tee eingegossen, dann richtete die Dienerin noch einmal den Kragen ihres Kimonos und erhob sich. Sie verbeugte sich und lief zusammen mit einer weiteren zu dem Blickschutz hinüber um ihn beiseite zu ziehen und ihren „Bruder“ herein zu bitten. Er zögerte eine Sekunde, eher aus Anstand, als aus Unsicherheit. Hinter ihm schloss sich der Vorhang wieder und zusammen mit Schmutzwäsche und leeren Krügen verschwanden sie schnell wieder. Und schon war die wieder da: die Einsamkeit in Gesellschaft eines Dämons, der sie alle zum Narren hielt. Doch warum? Das war ihr Schleierhaft. Sie zweifelte nicht eine Sekunde daran, dass nur das Auftauchen der Soldaten ihn daran gehindert hatte sie zu töten. Und nun konnte er es nicht mehr, weil seine Maskerade als Takeru auffliegen würde, wenn er sich ihrer entledigte. Doch warum sollte einer wie er darauf erpicht sein, dass seine Tarnung nicht aufflog? Er musste etwas vorhaben, nur was? Und noch wichtiger: Was war mit Takeru passiert? Vermutlich hatte er... „Das habe ich nicht nötig.“, sagte er plötzlich. Verblüfft sah Chizu auf. „Wie bitte?“ Er sah sie nur herablassend an und hob seinen Becher Tee an den Mund. Chizu versuchte etwas in den tief schwarzen Augen ihres Bruders zu erkennen, doch sie musste sich eingestehen, dass sie darin nichts fand. Nicht einmal die unendliche Liebe, die sie früher in ihnen sah. Dieser Umstand machte ihr nur noch deutlicher, wer, oder besser WAS dort vor ihr saß. Sie schluckte vor ihren nächsten Worten. „Legt diese Maske ab, Dämon.“, forderte sie weniger barsch, als sie es beabsichtigt hatte. „Ich weiß, dass Ihr nicht der seid, für den Ihr Euch ausgebt und es ist eine Beleidigung ...“, weiter kam sie nicht, die Stimme versagte ihr. Regelrecht beißend sahen diese finsteren Augen auf sie hinab. Vielleicht war sie noch in Sicherheit, aber das musste nicht so bleiben, spätestens wenn er hatte, was er wollte, dann konnte er sie umbringen und die Entscheidung um ihren Tod, so war sie sich sicher, hing einzig und allein an ihrem Verhalten. „Wie kannst du es wagen?“, kreischte eine schrille Stimme zu ihrer rechten los. Überrascht riss sie den Kopf herum und sah sich einem kleinen Gnom gegenüber. „Wie kannst du es wagen, elendes Menschenweib, solch eine Respektlosigkeit gegenüber dem großen Daiyoukai Sesshoumaru an den Tag zu legen?“ Chizu blieb sichtlich ruhig. Irgendwie hatte sie vor dieser widerlichen Kreatur nicht sonderlich Angst. Eher verstören tat sie die Offenbarung einen dämonischen Fürsten vor sich sitzen zu haben. Doch sie ließ sich nach Möglichkeit nichts anmerken, auch wenn sie wusste, dass dieser Mann ihre Furcht regelrecht riechen konnte. Sie wand sich wieder von dieser kleinen Gestalt ab und sah sich nun dem zunehmenden Mond auf der Stirn dieses sogenannten Sesshoumarus entgegen. Er sah sie nicht an, sondern nur durch sie hindurch. Die Erinnerung an die vergangene Nacht holte sie beinahe sofort wieder ein und jagte ihr einen Schauer über den Rücken. „Da Ihr mich nicht getötet habt, Sesshoumaru-sama, gehe ich davon aus, dass Ihr ein anderes Ziel verfolgt.“ Sein Blick schien sich zu verfestigen und sah sie nun wieder direkt an. Doch er schwieg weiterhin. „Was nicht ist kann ja noch werden!“, quakte der Kröterich neben ihr, doch sie überhörte es einfach. „Was wollt Ihr hier?“, fragte sie unbeirrt weiter. Irgendwo im Hintergrund regte sich das grüne Schreckgespenst weiter auf. Doch von Sesshoumaru kam immer noch kein Wort. Er betrachtete das Mädchen vor ihm genau, studierte ihren Kopf beinahe noch intensiver wie die Kampfstrategien seines Vaters. Sie hatte Angst, wie sollte es auch anders sein, doch durch ihre Körpersprache konnte sie das alles sehr gut übertuschen. Sie war nicht das, was man im Allgemeinen von einer Prinzessin erwartete. Sie zeigte keine Schwäche, auch wenn sie da war, sie hielt seinem Blick stand – was sich für eine Frau alles andere als schickte – und vor allem redete sie einfach weiter, ohne sich über mögliche Konsequenzen Gedanken zu machen. Es schien nicht so als könnte sie einen Beschützer brauchen, so wie die anderen Frauen dieser harten Zeit, die sich bereitwillig der harten Führung eines Mannes unterwarfen. „Wenn es einfach nur darum gehen würde mich und meine Familie auszulöschen, dann wären wir schon lange Geschichte, nicht wahr?“, sprach sie weiter. Er sah es in ihren Augen, dass sie die Antwort bereits kannte. Er war in der Tat nicht hier um den Clan von der Landkarte zu tilgen. Und dieses Wissen gab ihr vermutlich die meiste Kraft. Sie war schlau. Sie analysierte anstatt sich ihren Gefühlen und niederen Trieben hinzugeben, wie es die meisten Menschen in seiner Gegenwart wohl getan hätten. Sie dachte mehr wie ein Dämon. „Schweig endlich, Weib!“, schrie Jaken an seiner Seite aufgebracht. Wenn dieses Gör seine Fürstin werden sollte, so war er sich sicher, dann würde er vermutlich einen Ehrenselbstmord begehen. „Was fällt dir eigentlich ein...“ „Ich bin wegen deiner Schwester hier.“ „Oh Gott sei Dank!“, rief Jaken aus und wäre beinahe rücklings auf den Boden gesackt als seine Knie vor Erleichterung nachgaben. Dass sein Meister ihn unterbrochen hatte interessierte ihn nicht weiter. „Das heißt Ihr wollt sie heimsuchen.“ „Nein.“ Verständnislos kniff die Prinzessin die Augenbrauen zusammen. „Was dann?“ „Sie wird die Fürstin der westlichen Dämonen!“, zeterte Jaken weiter und schwang den Stab in seiner Hand. „Und wenn sie bei uns überleben will, dann hoffe ich nur für sie, dass sie ein besseres Benehmen an den Tag legt als du!“ Chizu sah schweigend auf ihn herab. Es war nicht schwer zu erraten welche Schwester gemeint war, denn von allen, die noch im Schloss lebten, war Ima die einzige, die einem Mann versprochen war. Sesshoumaru hatte genug gehört. Er hatte ein anderes Ziel, dem er nachgehen wollte und seine Zeit war begrenzt. Doch bisher stand ihm immer nur dieses Mädchen im Weg. Wenn Sie nicht wichtig gewesen wäre für seine Tarnung, dann hätte er ihr wohl bereits etwas angetan, dessen war er sich sicher. Doch nun war Schluss damit. Er konnte sich nicht den ganzen Tag mit ihr beschäftigen. Wortlos erhob er sich. Seine Gestalt fiel wieder von ihm ab und er wurde zu dem Prinzen Takeru in dessen Rolle er geschlüpft war. Jaken beeilte sich ihm zu folgen, ebenso wie Chizu. „Verzeiht, aber geht Ihr allein dort hinaus, dann wird wohl Eure Tarnung früher oder später auffliegen.“, beeilte sie sich ihn zu warnen. Wieso, das wusste sie selbst nicht. Sie vermutete nur, dass die Enthüllung um ihn für sie alle den Tod bedeutet hätte. Und sie als einzige Eingeweihte musste damit doch diese Seelen in der Festung retten, oder? War das nicht ihre Pflicht? Unbeeindruckt drehte sich der Daiyoukai noch einmal um und betrachtete sie von Kopf bis Fuß. „Glaubst du ihr Menschen seid eine Gefahr für uns?“, meckerte Jaken los. „Sesshoumaru-sama könnte euch alle mit nur einem Streich erledigen!“ Schnell, fast so schnell, dass sie sich verraten hätte, sah sie von Jaken zu Sesshoumaru auf. Dem hingegen entging es natürlich nicht, dass ihr für den Bruchteil einer Sekunde die Gesichtszüge entglitten. Wenn er sich nicht schon vorher sicher gewesen wäre, dann war es jetzt klar: Sie hatte Angst. Höllische Angst sogar. Sie beherrschte sich in der Gegenwart eines Dämonenfürsten, sie bemühte sich keine Ängste zu zeigen und versuchte ihm keine mentale Angriffsfläche zu bieten, doch so etwas zu lernen und wirklich auszuleben sind zwei völlig unterschiedliche Dinge. Doch er musste zugeben, dass es ihn auf einer gewissen Ebene beeindruckte. Er war nun schon so viele Jahrhunderte auf der Welt, aber nie war ihm solch ein Mensch unter die Augen getreten. Dieses Verhalten war angelernt und wenn der Fürst dieses Hauses eine einfache Prinzessin so erzog, wie würde sich dann erst Ima schlagen? Er war gespannt. Doch zurück zu Chizu. Jaken hatte Recht, er würde keine Minute brauchen um die Festung in Schutt und Asche zu legen, doch das war nicht in seinem Interesse. Somit brauchte er die kleine Prinzessin. Sesshoumaru fasste nach dem Türgriff und zog das Holz dann beiseite. Stumm, sah er sie auffordernd an. Sie verstand sofort. Sie senkte leicht den Kopf und trat dann an ihm vorbei hinaus auf den Gang. Tief atmete sie durch. Die Luft war kalt an diesem Morgen und weiter oben in den Bergen hing noch der Nebel. Leichter Frost zeichnete sich auf dem Gras im Garten ab. Auf dem Teich hatte sich eine dünne Eisschicht gebildet. Sie sah über die Schulter, doch nicht direkt zu Sesshoumaru auf, als sie hinter sich das Schaben der Tür vernahm, die sich wieder schloss. Stumm trat er neben sie, verschränkte die Arme vor der Brust und ließ den Blick über die Wiese zu den anderen Gebäuden schweifen. Zu ihrer großen Erleichterung war der Kröterich nirgendwo mehr zu entdecken, doch sie war sich sicher, dass er sich einfach nur getarnt hatte auf Befehl seines Meisters. Zwei Wachen marschierten an ihnen vorbei. Sie verneigten sich kurz und gingen weiter. Chizu sah ihnen nach und dann zu Sesshoumaru, der in den tief grauen Himmel blickte. „Was wollt Ihr hier?“, fragte sie, doch wie immer bekam sie keine Antwort. Das Schöne: Sie rechnete nicht einmal mit einer – somit überraschte sie dieses Verhalten nicht – doch sie wollte den Tag auch nicht damit verbringen diesem Dämon als Dackel zu dienen. „Ich kann euch nur helfen, wenn Ihr mir sagt, was ihr wollt.“ Bei dem Wort „helfen“ wanderten Sesshoumarus Augen zu ihr. Gleichzeitig war Chizu sich sicher irgendwo Jakens Stimme zu hören die Quakte: „Einfältiges Menschenweib, wer hat behauptet der Meister bräuchte Hilfe von dir?“ Sesshoumaru musterte sie abschätzend. Im Normalfall hätte er ihre Hilfe wirklich nicht gebrauchen können, doch da sie ihn erkannt hatte war die Situation anders. Er musste sich selbst eingestehen, dass er keine Ahnung hatte, wie sich Takeru für gewöhnlich benahm und wenn das irgendjemandem auffiel, dass er so gar nicht war wie der Prinz, dann flog er auf. Nicht, dass das gefährlich für ihn wäre, es könnte nur vermutlich für unnötiges Gerede in seinem eigenen Palast sorgen und ungeahnte Probleme mit sich führen. So wandte er den Blick wieder von Chizu ab und stieg die zwei Stufen auf den Weg hinab. Zögerlich folgte sie ihm. „Ich will herausfinden, ob meine Zukünftige Frau es wert ist Fürstin über die Dämonen zu werden.“, erklärte er knapp. Nun doch überrascht und doch etwas erleichtert sah Chizu zu ihm auf. Als sie lächelte war der Fürst seiner seits verblüfft und versäumte es für einen kurzen Moment dies zu verbergen. Chizu trat wieder an ihn heran und wies mit der Handfläche nach oben in die Richtung einer kleinen Brücke über den Bach, der quer durch das Gelände floss. Sesshoumaru folgte ihr, als sie diese Richtung einschlug. „Ich dachte immer ihr Dämonen sucht euch eure Gefährten selbst aus.“ „Ich bin ein Fürst. Ich unterstehe wie ihr auch den Traditionen und eine davon ist es eine menschliche Prinzessin zur Frau zu nehmen. Damit soll Macht und Überlegenheit gegenüber euch demonstriert werden.“ „Eine eigenartige Art und Weise, wenn es nicht freiwillig von euch aus geschieht.“ Er musste sich eingestehen, dass sie damit nicht Unrecht hatte, doch diesen Triumph wollte er ihr nicht lassen. Darauf achtend, dass ihre langen, weiten Ärmel die zierlichen Hände bedeckten und so vor der Kälte schützten legte sie die Finger auf das Geländer der Brücke und lehnte sich dagegen. Schweigend betrachtete sie die Terrassengänge auf denen geschäftig Diener und Wachen ihre Runden drehten. Ihr Blick folgte einem jungen Offizier, der sich mit zwei Soldaten im Schlepptau zu den Gemächern der anderen Prinzessinnen aufmachte. Vermutlich versuchten sie noch immer ihren nächtlichen Angreifer ausfindig zu machen und die üblichen Frauen vor ihm zu schützen. „Ihr könnt unbesorgt sein, was Ima betrifft.“, erklärte sie schließlich. Aufmerksam beobachtete Sesshoumaru eine schwarze Strähne ihres Haares, das im leichten Herbstwind wehte. „Sie ist eine vollkommene Prinzessin, eine Frau von tiefster Reinheit. Sie ist der ganze Stolz unseres Vaters, und der Segen der Fürstin.“ „Du nicht.“, schlussfolgerte Sesshoumaru. Natürlich war sie das nicht, wenn er bemerkte, wie sie sich benahm. Chizu zog ihre Schultern hoch und legte den Kopf zur Seite, als sie sich zu ihm umdrehte. „Ich bin nur die Tochter einer Kurtisane. Mein Stand ist niedriger als ihrer und dementsprechend auch meine Erziehung. Sie kann wenigstens lesen und schreiben, was mir vorenthalten wurde.“ Direkt sah sie ihn an. Sesshoumaru schwieg kurz. Sorgfältig wog er seine Worte ab, entschloss sich schließlich aber doch dafür sie auszusprechen. „Dafür scheint dein Verstand scharf zu sein.“ „Das bringt mir nichts.“, sie ging an ihm vorbei und führte ihn weiter, über die Planken hinüber. „Ich bin nicht dafür bestimmt in einen hohen Stand hinein zu heiraten, wenn ich denn überhaupt einmal verlobt werde. Doch ich werde nicht die Pläne meines verehrten Herrn Vaters anzweifeln, das steht mir nicht zu.“ Dazu konnte er nichts mehr sagen. Sie tat ihm auf einer gewissen Ebene leid. Sie war scheinbar zum nichts tun verdammt, sollte einfach nur dahin vegetieren, und dank seiner Anwesenheit konnte sie nicht einmal in Ruhe den Tod ihres Bruders betrauern, der vermutlich ihr einziger Halt in dieser Welt gewesen war. Denn nur wegen ihm – so war er sich sicher – hielt sie sich zurück um keine Schwäche zu zeigen. Sie hielt auf einen kleinen Schrein zu, versteckt hinter Büschen, und blickte zwischen den dichten Zweigen eines Nadelbaumes hindurch. „Wollt Ihr das Verhalten Eurer zukünftigen Gemahlin erfahren, Sesshoumaru-sama, so kommt am besten hier her. Doch, was Ihr auch tut, Herr, nehmt keinen direkten Kontakt zu ihr auf. Ima und Takeru haben sich nie verstanden. Ihr würdet euch verraten, wenn Ihr sie aufsucht um mit ihr zu reden.“ Als ihre Augen seine suchten hob er seinen Blick von ihrem Haarschopf und sah durch die Nadeln hindurch zu einer offenen Tür. Hinter dem Bambusvorhang brannte Licht. Gedämpft vernahm er die Worte eines alten Mannes, der Ima scheinbar im Lesen unterwies. „Sie ist der ganze Stolz der Familie. Ein wacher Geist, gesellig, wunderschön. Ich wäre so gerne wie sie.“ „Vorsicht mit deinen Wünschen.“, begann Sesshoumaru. „Bisher hast du dich bedeckt behalten. Sprich in Gegenwart eines Dämonen nicht deine Wünsche aus, sonst läufst du Gefahr in einen Handel zu geraten.“ „Verzeiht, Sesshoumaru-sama“, bat sie. „Doch der einzige Dämon weit und breit seid Ihr und Ihr scheint mir weniger interessiert an meiner Person. Ich kann Euch auch nichts bieten für einen Handel, denn würdet Ihr ihn eingehen, so würde es darauf hinaus laufen, dass ihr mich ehelichen müsst anstelle von Ima.“ Sie lachte leise. Zu absurd war ihr dieser Gedanke, wenn sie auch zugeben musste, dass der Dämon vor ihr einen gewissen Reiz hatte. „Mir ist es egal, welcher Mensch es sein wird.“, verkündete er schließlich. „Ich habe nicht vor auf einer anderen Ebene eine Beziehung mit meiner Fürstin einzugehen als die der repräsentativen. Ich bin lediglich hier um zu erfahren, ob deine Schwester es wert ist meine Frau zu werden oder nicht.“ Chizu senkte den Kopf und sah dann zurück in die Richtung aus der sie gekommen waren. „Was immer euch beliebt, Herr.“, erklärte sie. „Nun, ich kann Euch versichern, dass sie Euch Ehre bringen wird. Sie ist wohlerzogen und gebildet. Niemand ist besser geeignet eine Fürstin zu werden als Ima.“ Warum kam ihm das alles nicht echt vor? Chizu drehte sich herum, streckte den Rücken durch und strich über den seidigen Stoff ihres Kimonos, dann über den Obi. Als sie die Hände ineinander verschränkte verneigte sie sich leicht. „Ich bitte Euch, mich zu entschuldigen.“ Sesshoumaru antwortete nicht darauf. Wozu auch, sie ging einfach und ihm war es gleich. ** „Ihr habt doch, was Ihr wolltet, Meister!“, jammerte Jacken leise und folgte Sesshoumaru durch einen geschützten Teil der Festung. Sie konnten von hier aus die Wachen auf den Mauern sehen, doch waren gleichzeitig vor deren Blicken geschützt. „Diese Menschen sind gut! Sie haben überall die Wachposten erhöht, eine Gruppe von einem Dutzend Soldaten zieht ihre Kreise durch das ganze Gelände... Denkt doch an Euren Vater.“ Sesshoumaru schwieg. Es missfiel ihm natürlich, dass Jacken so an seiner Kraft zweifelte, doch er musste zugeben, dass der Kröterich durchaus Recht hatte mit seinen Bedenken. „Ich gehe heute Nacht.“, versprach er schließlich. „Es ist zu gefährlich jetzt zu gehen.“ Abgesehen davon würde es an seiner Ehre kratzen, wenn man erfahren würde, dass er einem Menschenweib hinterher geschnüffelt hatte. Einer Frau, die ihn eigentlich doch gar nicht interessierte. Gedanklich verbannte er Jacken aus seinem Kopf und schlug langsam wieder die Richtung der Wohngebäude ein. Er sollte sich mal wieder bei Chizu blicken lassen, sonst fiel es womöglich doch noch auf. Als er auf dem kleinen Pfad zwischen den Büschen und Bäumen heraus trat verschwand sein Begleiter frustriert von der Bildfläche und ließ den Dämon wieder alleine. Sesshoumaru versteckte alles was in seinem Kopf herum ging und hob das Kinn. Zielstrebig flog er beinahe über die Planken des Rundganges, hin zu dem Zimmer von Chizu. Er war so mit sich selbst beschäftigt, dass er es gar nicht bemerkte, dass jemand bei ihr war, bis er plötzlich nach Betreten des Zimmers vor einem zweiten Bambusvorhang stand, und neben einem jungen Offizier, des fürstlichen Heeres. „Ah, Takeru-sama, es freut mich Euch zu sehen!“, versicherte der Mann, erhob sich schnell und verneigte sich tief. „Ich hatte noch keine Gelegenheit Euch zu begrüßen und Euch zu sagen wie erleichtert ich und meine Männer sind Euch wohlbehalten wieder innerhalb der Mauern zu wissen.“ Als er sich aufrichtete sah er ihm direkt in die Augen. Es schien Sesshoumaru, als sollte er etwas sagen, doch was nur? „Habt Dank.“, brachte er schließlich hervor. Schnell, ehe eine peinliche Stille entstehen konnte, schaltete sich Chizu ein. „Shouta-sama hat mir gerade von den Vorbereitungen für die Vermählung meiner Schwester berichtet.“ Gekonnt spielte sie ihm so den Namen zu. Er konnte es vor sich selbst nicht verbergen, wie erleichtert er darüber war. Das würde diese ganze Begegnung etwas einfacher gestalten. „Ist das so?!“, spielte er einfach in einem mehr oder weniger interessierten Ton mit und ließ sich neben Shouta auf einem Kissen sinken. „Nichts Besonderes.“, der Mann winkte ab und sah durch den Vorhang zu Chizu, die Mutterseelen alleine in dem leeren Raum saß und an einem Tee schlürfte. „Aber der Fürst hat angeordnet, dass die Übergabe in zwei Tagen stattfindet.“ „Sobald schon?!“ Shouta nickte und grinste leicht verführerisch, als der den Kopf senkte. „Und wenn das ganze vorbei ist...“, begann er und sah von Chizu zu Takeru. „Dann würde ich gerne bei unserem Fürsten um die Hand seiner schönsten Tochter anhalten.“ Sesshoumaru streckte den Rücken weiter durch. Mit einem Mal spannten sich all seine Muskeln an. Er reckte das Kinn. „Ihr habt doch nichts dagegen, oder, Takeru-sama?“, fragte Shouta und lachte leicht amüsiert. „Nein, natürlich nicht.“, versicherte Sesshoumaru schnell. Er sah zu Chizu. Sie war sichtlich gerührt, das konnte er selbst durch den dichten Vorhang erkennen. Und ihre Rührung konnte er förmlich schmecken, wie ihr all ihr Blut in den Kopf schoss. „Sie ist eine Blume unter den Prinzessinnen.“, erklärte Shouta. Das verstand Sesshoumaru wiederum nicht. Chizu war alles andere als das, was man wohlerzogen nannte. Sie sprach wenn sie konnte beinahe ununterbrochen, doch eine Frau hatte zu schweigen. Je länger er darüber nachdachte, desto sicherer wurde er sich, dass dieser Mann nur in die Familie einheiraten wollte und das nur über Chizu ging, da die Fürstin selbst nur eine Tochter, ansonsten Söhne geboren hatte. Er wollte seine Stellung im Palast festigen und dazu war ihm jedes Mittel recht. Es ging ihm weniger um Chizu als um seine Karriere. Das nagte an Sesshoumaru. Konnte er das zulassen? In einer gewissen Weise stand er doch in ihrer Schuld, oder nicht? „Meine Herrin“, richtete Shouta das Word wieder an Chizu. „Bitte verzeiht, aber ich muss euch fürs erste wieder verlassen. Doch ich bin stets in Eurer Nähe.“ Chizu neigte nur leicht den Oberkörper, als er sich erhob, sich verneigte und ging. Kaum, dass er weg war ergriff Sesshoumaru plötzlich das Wort. „Jacken“ „Ja!“, hörte Chizu die Stimme des Kröterich von irgendwo. „Folge ihm.“ „Herr?“ „Zweifelst du?“ Zeternd vor Panik, weil er seinen Meister angezweifelt hatte, entfernte sich seine Stimme. Chizu sprang förmlich auf, als nun Sesshoumaru auf ihre Seite des Vorhangs trat. „Warum soll er ihm folgen? Das ist nur Shouta.“ „Ich schulde dir etwas.“, erklärte Sesshoumaru. „Darum werde ich herausfinden, was wirklich hinter seinem Vorhaben steht.“ Chizus Kopf wurde dunkelrot, allerdings vor Zorn. Irgendwie amüsierte ihn das und er musste sich beherrschen, um nur in sich hinein zu grinsen. „Kann er sich denn nicht für mich interessieren? Ist das so abwegig?“ „Du bist eine Prinzessin. Du bist ein begehrtes Ziel um die eigene Position zu verbessern.“ „Und deswegen kann er nicht der Richtige sein? Der, der nicht nur die Prinzessin will, sondern mich?“ Sesshoumaru schwieg. „Wer soll denn bitte sonst der Richtige für mich sein, wenn nicht er?“, sie klang beinahe verzweifelt. „Wer holt mich sonst aus diesem Palast heraus? Ihr etwa, Sesshoumaru-sama?“ Kapitel 3: 03. Kapitel ---------------------- Zaghaft verneigte sie sich und zog sich rückwärts zurück. Für einige Sekunden blieb Sesshoumaru wie versteinert sitzen, dann jedoch nahm er den Becher, den die Dienerin abgestellt hatte in die Hand und führte ihn zum Mund. Warm lief der Tee seine Kehle hinunter und erinnerte ihn komischer Weise erneut an diesen Satz von Chizu. Warum nur dachte er darüber nach. Nein, er würde sie hier nicht raus holen. Das konnte er gar nicht und wollen tat er es auch nicht. Er versuchte sie nur vor einem Fehler zu bewahren, immerhin verdankte er ihr einiges, doch wenn sie nicht wollte, konnte er sie dann dazu zwingen? Er sah auf zu seinem „Vater“, dann zur Fürstin, und schließlich zu der Kurtisane, die sowohl Chizus, als auch Takerus Mutter war. Chizu saß neben ihm und stocherte mit ihren Stäbchen wahllos in der Reisschüssel herum. Ima auf ihrer anderen Seite hingegen war brav am Essen, als wäre sie ein Roboter. Chizu, wie konnte sie nur so verbohrt sein. Er wollte ihr doch nichts Böses... Sein Blick glitt von seinem, auf ihren Teller und dann hinauf zu ihrem Gesicht. Die Augen hefteten sich nachdenklich-betrübt auf ihren kleinen Hocker vor ihr, als sie ihre Stäbchen in den Mund stopfte. Leise konnte er ihre Kaumuskeln malen sehen. Dann sprangen ihre Augen auf ihn. Mit fragendem Blick zog sie sie wieder zwischen den Zähnen hervor und hielt ihm ihre Reisschüssel unter die Nase. Er spürte förmlich wie ihre Mutter zu lächeln begann. Scheinbar war das normal unter den Geschwistern, also tat er sich keinen Zwang an, fischte ein wenig reis heraus und aß ihn. Chizu lächelte und nickte leicht. Er hatte demnach das richtige getan um sich nicht zu verraten. „Takeru, Chizu, lasst solchen Unsinn. Ihr wisst, dass ich das nicht für gut befinde.“ Chizu stellte ihre Schüssel beiseite und neigte leicht den Kopf als Zeichen, dass sie es verstanden hatte. Sesshoumaru sah es als seine Pflicht an, an dieser Stelle etwas zu sagen, immerhin war er der Sohn. „Verzeiht, Vater.“, sprach er nur und tat es ihr gleich. Der Fürst nickte. „Ausgerechnet heute müsst ihr das beide machen. Gerade heute, wo ich etwas Erfreuliches zu verkünden habe!“ Nun, als „erfreulich“ hätte Sesshoumaru das ganze wohl eher nicht bezeichnet. Er sah zu seiner linken, wo Shouta saß, der sich gerade vorbeugte. „Ich danke Euch, mein Herr.“, versicherte er zum gefühlten einhundertsten Mal. Dann sah er an dem Dämon vorbei auf Chizu und lächelte zufrieden. „Ich habe dir zu danken, Shouta. Ich hatte bereits jede Hoffnung verloren was Chizus wohlergehen angeht. Doch ich bin mir sicher, dass du sehr gut für meine Tochter sorgen wirst.“ „Das werde ich, mein Herr.“ Sesshoumaru atmete einmal tief durch. Jaken hatte nichts bemerkt weshalb dieser Mann keine gute Partie für Chizu war. Er war ein hervorragender Krieger, pflichtbewusst und mutig. Und verdammt gefährdet dafür Sesshoumarus Frühstück zu werden. Er wusste nicht wieso er so empfand, er schob es einfach auf seine hündische Seite. Denn ob Dämon oder nicht, das war er doch, ein Hund, der beste Freund des Menschen. Und wäre er ein Tier, das sich sein Herrchen sucht, dann wäre Chizu seine erste Wahl. Dieser Mann stank einfach bis zum Himmel. „Übermorgen früh werden wir unsere geliebte Tochter Ima zu ihrem neuen Mann geleiten. Das Tag ihrer Hochzeit, soll auch der Tag der Hochzeit unserer Chizu sein.“ Das Lächeln gefiel ihm nicht. Das Lächeln gefiel ihm sogar ganz und gar nicht, mit dem Chizu ihren zukünftigen Mann betrachtete. War es normal, dass er regelrecht darum betete, dass Jaken doch noch etwas fand was Shouta belastet hätte? Eine Dienerin trat heran, ließ sich hinter Chizu auf die Knie sinken und flüsterte ihr etwas ins Ohr. „Eurer Bad ist soweit, Herrin“, verstand Sesshoumaru ohne Probleme und stellte seinen Becher schon einmal beiseite, denn würde Chizu folgen, soviel stand zumindest fest. Als die Frau weggetreten war erhob sich Chizu in fließender Bewegung, verneigte sich und bat darum sie zu entschuldigen. Brav folgte Takeru ihr hinaus. Schweigend, doch überaus gut gelaunt lief sie neben ihm her, hinein in den Privatbereich, dann durch den Garten zum Badehäuschen, das von mehreren Wachen auf jeder Seite umstellt war. Eine Hand grub sich in Chizus Arm. Überrascht sah sie in die honig-goldenen Augen des Dämons, der für einen kurzen Augenblick seine Tarnung ablegte. „Du solltest es nicht tun.“ „Wovon sprecht Ihr bitte?“ Er schwieg, doch eine Antwort war auch gar nicht nötig. Sie wusste auch so was er meinte. Empört atmete sie aus und schob seine Hand von ihrem Arm herunter. „Eure Fähigkeiten als Dämon in allen Ehren, Herr, aber das Thema ist vorbei. Die Entscheidung ist gefallen. In zwei Tagen werde ich Shoutas Frau werden. Und auch ihr als Dämon könnt nichts dagegen machen.“ Sie fuhr herum und marschierte weiter. Er musste erneut die Gestalt von Takeru annehmen um nicht Gefahr zu laufen von den Wachen entdeckt zu werden und folgte ihr. Er wäre beinahe mit in die Kammer gelaufen in der der dampfende Kessel auf sie wartete, hätte eine Dienerin ihn nicht schüchtern zurück gewiesen und die Tür vor der Nase zugeschlagen. Chizu ließ zu, dass ihr der Obi geöffnet wurde und die Kleidung von den Schultern gestreift, ehe sie in das warme Nass stieg. Eine Dienerin hatte sich die Ärmel hochgebunden und begann ihre Arme zu Waschen. Sesshoumaru, er hatte leicht reden. Er würde in einigen Stunden in sein eigenes Schloss zurückkehren und dort in zwei Tagen ihre Schwester in den Armen halten. Ima würde unter Dämonen leben, etwas, was vielleicht eher eine Zumutung, als eine Herausforderung war, aber trotzdem eine Gelegenheit, für die Chizu ihre Seele eingetauscht hätte. Sesshoumaru hatte recht, auch wenn sie es nie ihm gegenüber zugeben würde: Shouta wollte nicht das, was sie sich von einem Ehemann erhoffte: Bedingungslose Liebe. Shouta war eher hinter der hohen Mitgift her, die er mit ihrem Vater ausgehandelt hatte und die feste Position im Beraterstab des Fürsten. Das und nichts anderes war es, was ihn interessierte. Konnte dieser Dämon vor der Tür nicht endlich verschwinden? Konnte er sie nicht einfach in Ruhe lassen? Sie konnte es sich doch nicht leisten wählerisch zu sein. Sie hatte doch nur das eine Leben, er hingegen hatte viele Hunderte, wenn nicht gar tausende vor sich. Wie konnte er es nur wagen zu glauben, dass er auch nur etwas Mitbestimmungsrecht hatte? Wie konnte er es wagen sie so... Nein, ihr so den Kopf zu verdrehen... Dieser Mann war einfach nur grausam, ein echter Dämon eben. Sie war so sehr in ihren Gedanken versunken, dass sie es gar nicht bemerkt hatte, wie ihre Dienerin ihr die Haare wusch und zu einer festen Frisur hochsteckte, damit sie trockneten. Sie zogen sie beinahe aus dem heißen Wasser, so taub waren ihre Beine – weniger von der Hitze als von ihren Gedanken. Dann wickelten sie sie in neue Kleidung ein. Sie hing in ihrem Kopf fest. Ihre Dienerinnen waren sich inzwischen sicher, dass ein Dämon von ihr Besitz ergriffen hatte. Ein Priester war von besonderer Wichtigkeit und sollte so schnell als bald kommen. Wie richtig sie mit dieser Vermutung lagen wussten sie vermutlich selbst nicht einmal. Sie führten Chizu – jeder an einem Arm heraus – und standen mit einem mal vor Takeru, der ebenso in Gedanken versunken die Wand anstarrte. Der plötzliche Anblick dieses Wolfes im Schafspelz brachte Chizu wieder in die Gegenwart zurück. Auch er löste sich plötzlich aus seiner Starre. Reflexartig löste er eine Dienerin ab, die der Prinzessin halt bot. Das war es, was Chizu aus der Fassung brachte. Sie vergaß für einen kurzen Augenblick, dass es ein Dämon und nicht ihr Bruder war, der da vor ihr stand und ließ sich in seine Arme sinken. Überrascht sah Sesshoumaru auf ihren schwarzen, nassen Haarschopf herab und legte beide Hände auf ihre Schultern. „Takeru...“, flüsterte sie leise. Er roch das Salz, das über ihre Wangen rann. Es berührte ihn auf einer unnatürlichen Ebene. Auf einer Ebene, die er nie gedacht hatte zu spüren, so ungewohnt war es. Fest schloss er die Arme um sie und legte die Nase in ihr Haar, das ihren seltsam betörenden Geruch absonderte. Unauffällig zog er die Luft ein. Gefühle und Gedanken strömten auf ihn ein, die er nicht zuordnen konnte. Vollkommen automatisch drehte er sie sanft herum, führte sie aus dem Badehaus hinaus und den Weg hinab zu den Privatgemächern. Dicht folgen die Dienerinnen, die noch Chizus Haar bürsten und sie zum Schlafen zurecht machen würden. Plötzlich raschelte es in dem Gebüsch neben ihnen und Jaken sprang auf den Weg. Die Frauen begannen zu kreischen. „Sesshoumaru-sama!“, brüllte er vollkommen durch den Wind. Der Dämon knirschte mit den Zähnen. Wie konnte dieser Gnom es nur wagen... „Wachen, Wachen!“, quietschte eine der Frauen hinter ihnen stimmenlos, doch Jaken kümmerte sich nicht darum. „Sesshoumaru-sama...“, quiekte er noch einmal. Dieser Nichtsnutz. Dieser unfähige Kleine... „Sesshoumaru-sama, Eure Verlobte, sie... sie...“, er rang nach Luft. Chizu in seinen Armen erwachte wieder zum Leben und entzog sich ihm. Hecktisch sprang sie in das nächste Gebüsch und rannte los. „IMA!“, schrie sie in plötzlicher Panik. Sie befürchtete das Schlimmste! Ima war tot, Sesshoumaru hatte sie getötet, weil sie nicht dem entsprach, was er wollte... Sie viel. Der Länge nach landete Chizu auf der kleinen Holzbrücke im Garten über dem Bach, doch ehe sie sich aufrappeln konnte flog sie in der Luft. Dicht gedrückt an warmes, weiches Fell lag sie auf Sesshoumarus Armen, der sofort hinter ihr her gestürmt war und seinerseits in Richtung Ima lief. Sie hörte die Trommeln. Sie schlugen Alarm. Sesshoumaru war aufgeflogen. Sie wollte ihn gerade dazu auffordern zu fliehen und sie mit zu nehmen, da bemerkte sie erst, dass sie vor dem Gemach ihrer Schwester standen. Das war es, was ihn interessiert. Nicht sie, nicht ihre Zukunft, es war seine Verlobte, nach der er sehen wollte, was auch immer Jaken zu melden gehabt hatte. „Ima!“, rief sie erneut, besann sich damit auf ihre Schwester, sprang von seinen Armen und riss die Tür auf... Sie stolperte Rücklings gegen Sesshoumaru. „Nein...“, hauchte sie. „Shouta...“ Es war eine hecktische Szene in der Ima ihre bloße, weiße haut hinter ihrem Nachtgewand zu verbergen suchte. Shouta hingegen war noch angezogen. Er stopfte sich seine feucht glänzende Erektion zurück in die Hose, die er eben aus Imas Mitte gezogen hatte. Er konnte das, das war nicht das erste Mal, das war ihr klar. Seine Handgriffe waren kurz und präzise. Nichts sah man ihm noch an. „Chizu!“, begann er herrisch, doch das Mädchen kniff nur die Augen zusammen und rannte dann wieder los. Zurück zu ihrem eigenen Gemach. Er wollte ihr hinterher, doch Sesshoumaru ließ ihm keine Chance. Mit allem hatte er gerechnet, doch nicht damit, dass Shouta ein Verhältnis mit Chizus Schwester eingegangen war. Er schleuderte ihn zu Boden, hart, doch nicht lebensbedrohlich. Diesem Mann wollte er langsam das Fell über die Ohren ziehen. „Nein! Du Monster!“, hörte er eine Schrille Stimme von der Seite und gleich darauf hing Ima an seinem Arm in dem Versuch ihn von seiner Tötungswut abzuhalten. Ohne Anstrengung schüttelte er sie ab und griff nach ihrem Hals, als er sie gegen die Wandschlug und auszuholen, um dieser Verlobung ein Ende zu bereiten erreichten die Wachen das Gemach. „Halt, Dämon!“ Mit rot schimmernden Augen schoss sein Blick von Ima hinüber zur Tür. „Lass die Finger von unserer Herrin.“, es war nicht nur wie ein schlechter Witz, sondern auch sehr überraschend für Sesshoumaru Shouta wieder auf den Beinen zu sehen und an der Spitze der Wachen, das Schwert gezückt und auf ihn gerichtet. Er stand dort, als wäre auch er gerade erst eingetroffen. „Ergib dich! Deine Tarnung ist aufgeflogen!“ Sesshoumaru knurrte. Dieser elende Bastard. Er schwor sich, dass er ihn heimsuchen würde und für all das hier bestrafen würde, für Chizus Schmerzen. Und was sein Menschenweib, so würde er seine Ärzte auf sie hetzen und die Diagnose, dass sie keine Jungfrau mehr war, als Legales Mittel annehmen um sie los zu werden. Doch nun war etwas anderes wichtiger. Sie war wichtiger. Sie war verletzte. Und er hatte Angst. Mit einem letzten, finsteren Blick auf seine Verlobte ließ er Ima fallen und verschwand von einem Augenaufschlag auf den nächsten Spurlos aus dem Raum, als hätte es ihn niemals gegeben. Chizu stolperte die Stufen hinauf, lief fast gegen die Tür und lag mit einem mal an einem vollkommen ruhig schlagenden Herz, was beinahe zu paradox zu ihren Gefühlen war. Sie schrie leise vor Schmerzen in den Stoff seines Uwagis. Er drückte sie fester mit nur einem Arm und schob die Tür auf. Schnell musste er sich in dem Zimmer in Sicherheit bringen, sonst hätte er keine Zeit mehr. Hyperventilierend entzog sie sich ihm und ließ sich gleich darauf auf eines ihrer Kissen fallen um zu Atem zu kommen. Schnell schloss er dir Tür und ließ sich neben ihr auf die Knie sinken. Tief atmete sie ein. Sie war so blass, dass es ihn wunderte, dass sie nicht ohnmächtig wurde. „Hab ich das nur geträumt?“, fragte sie hoffnungsvoll. „Nein.“ Frustriert sackten ihre Schultern zusammen und sie ließ den Kopf hängen. „Was habe ich nur getan...“, flüsterte sie und legte das Gesicht in eine Hand. „Du hast nichts getan, Chizu.“ „Warum dann das alles?“ Er schwieg. Er wusste darauf auch keine Antwort. Dann wurde Chizu etwas anderes klar. „Ima! Was ist jetzt mit ihr?“ Sesshoumarus Gesicht verhärtete sich. „Ich werde meine Ärzte auf sie los lassen um zu beweisen, dass sie nicht als Jungfrau in die Ehe geht. Das wird Grunf genug sein um sie töten zu lassen oder zu entehren und damit von meinem Schloss zu verbannen. Meine Frau wird sie nicht werden.“ Chizus welt wurde immer schwerer. Langsam aber sicher verließ sie der Mut. „Herr, sie suchen nach Euch!“, quakte Jaken aus einer Ecke. „Sie suchen Euch?“, fragte Chizu geschockt. Das war wohl der Nagel in ihrem Sarg. „Deine Dienerinnen haben gesehen, dass ich als Takeru getarnt war.“, erklärte er. Sein Kopf wanderte zur Tür, Chizu folgte seinem Blick, dann wurde die Tür aufgerissen und eine Traube von wachen stolperte herein. Eifrig sahen sie sich um, nahmen alles haarklein auseinander. Doch Sesshoumaru war verschwunden... „Chizu, wo ist er?“, stolz sah Shouta auf sie hinab. Wut kroch in ihr hoch, als sie sich aufrappelte und die Zähne zusammen biss. „Wen meinst du?“ „Deinen Bruder.“ „Welchen von den vielen?“ Shouta knurrte sauer und kam einen Schritt näher. „Takeru, oder sollte ich sagen: den Dämon?“ „Ich weiß nicht wovon du redest. Ich habe Takeru nicht mehr gesehen, seit ich aus meinem Bad gestiegen bin.“ „Ich habe dich mit...“ „Das reicht!“, diese herrische Stimme kam vom Fürsten höchst selbst. Er trat an die zwei heran und zog Shouta an der Schulter zurück. „Du weißt wirklich nicht, wo er ist?“ „Nein! Und was ist überhaupt los? Warum Takeru? Warum Dämon?“ „Ich weiß genau, dass du...“ „Shouta, das reicht! Er ist offensichtlich nicht hier! Sucht bei den anderen Prinzessinnen und den Prinzen!“ Chizus Verlobter bedachte sie mit einem strengen, einschüchternden Blick und marschierte gefolgt von einigen Soldaten hinaus. „Ima, sie wurde von dem Dämon angegriffen.“ Chizu kniff die Augenbrauen zusammen. „Ja, ich weiß, dass es unvorstellbar ist bei dem Aufgebot an Wachen, doch Shouta hat ihn erwischt, als er ihr gerade die Kleidung vom Leib riss und über sie her viel.“ War das wirklich sein ernst? „Des Weiteren haben mir einige Dienerinnen berichtet, dass ein zweiter Dämon wohl Takeru aufgesucht hatte, der seinerseits nicht Takeru, sondern ein anderer Dämon ist. Sie sagten du wärst vor ihnen geflohen, Gott sei Dank konntest du dich vor ihnen retten. Doch tu mir den Gefallen und Schlage Alarm, sobald du Takeru oder sonst irgendwas Auffälliges siehst.“ Chizu schluckte, dann nickte sie schnell. Sie wusste nicht, ob das positiv war oder nicht, dass sie gerade noch einmal so davon gekommen war, doch die Geschichte, dass er Ima vergewaltigen wollte... „Braves Mädchen.“, er strich über ihre Haare und drückte ihr einen Kuss auf die Stirn. „Ich werde noch mehr Wachen vor deinem Zimmer postieren und zwei Dienerinnen schicken, die bei dir schlafen.“ Chizu nickte. Ja, Sesshoumaru war eh nicht mehr da. Er war einfach gegangen. Sie geleitete ihren Vater zur Tür und sah hinaus in die Kälte unter dem klaren Himmel, als schließlich die kleine Gruppe Soldaten einfach ihre Tür vor ihrer Nase schlossen. „Oh, Sesshoumaru-sama...“, flüsterte sie, als sie so allein in ihrem Zimmer stand. „Ich habe sie nicht angerührt.“ Erschrocken fuhr Chizu herum und blickte in wunderschöne goldene Augen. Schmerzhaft verschleierte sich ihr Blick. „Das weiß ich, Herr.“, versicherte sie. „Verzeiht, dass ich nicht auf Euch hören wollte. Ich bin Euer nicht würdig.“ Sesshoumaru schwieg. Natürlich war sie das nicht. Immerhin war sie nur ein kleiner Mensch. „Ich muss gehen, Chizu.“ Die Prinzessin schluckte. „Bitte, bitte nehmt mich mit!“, flehte sie ihn an, trat einen Schritt auf ihn zu und packte seinen Uwagi in Höhe der Brust. „Ich flehe Euch an! Lasst mich nicht hier zurück.“ Ein leises Seufzen entfuhr Sesshoumaru. „Das geht nicht.“ „Sesshoumaru-sama...“, flüsterte sie. „...bitte!“ „Chizu, das geht nicht.“, wiederholte er noch einmal, doch inzwischen gestand auch er es sich ein: sämtliche Fasern seines Körpers strebten danach sie unter den Arm zu klemmen und als Handgepäck mit zunehmen. Doch das ging nicht, er würde es nicht können, sie altern und sterben zu sehen... Geschockt riss er die Augen auf. Seine sonst so streng gehaltene Maske über den Emotionen bröckelte. Zitternd drückte sich ihre weiche Brust unter ihrer einfachen Bekleidung gegen seine. Kalt waren ihre kraftlosen Arme, die sich um seinen Hals wickelten, und salzig vor Tränen waren ihre Lippen, die sich unsicher aber fest auf seine drückten. „Was zum? Elendes Menschenweib was fällt dir ein?“, keifte Jaken los. Ihre Augen waren halbgeschlossen, doch er konnte ihre Pupillen noch genau sehen, die voller Angst auf ihn gerichtet waren. Sie schloss ergeben die Augen. Dann löste sie sich wieder. „Verzeiht, Herr...“, murmelte sie. So kalt ihre Arme auch waren, seine Schultern und sein Hals fühlten sich noch kälter an, als ihre Haut sie wieder verließ. Er konnte es nicht selbst steuern. Er wusste nur, dass er diese warme Kälte nicht verlieren wollte, schlang in dem Bruchteil einer Sekunde sie Arme um ihre Taille, verknotete sie unlösbar und holte sich den salzigen ihres Mundes zurück. Geschockt quietschte Chizu auf und verkrampfte die Arme auf seinem Brustkorb. Jaken gab nur noch ein merkwürdig geschocktes Stottern von sich. Chizu glaubte ihr Herz bliebe stehen. Als sie wieder zu Atem kam schaffte sie es wieder die Kontrolle über ihre Arme zu erlangen und legte eine Hand an seinen Hinterkopf. Sein Mund löste sich von ihr und setzte neu an, nahm ihre Unterlippe zwischen seine und saugte leicht daran. Ein leichtes keuchen kam über ihre Lippen. Es tat so gut, es war so befreiend und sie wollte mehr. Sie wollte ihn. „Meister, Meister, Sesshoumaru-sama!“, plapperte Jaken los und zog an dem Hakama seines Herrn. Knurrend vor Wut darüber, dass er ihn störte musste Sesshoumaru Chizu freigeben. „Was willst du?“ „Da kommt jemand!“ Erschrocken sah Chizu zu ihrer Tür. „Oh nein, die Dienerinnen!“, flüsterte sie. „Keine Sorge, das mach ich schon.“ Beide Dämonen verschwanden in der Dunkelheit, dann betraten die von ihrem Vater angekündigten Dienerinnen mit Matten und Schlafsachen das Gemach ihrer Herrin. Sie verneigten sich. „Wir wurden geschickt um...“, die Sprecherin brach ab. Ihr Blick wurde glasig. Synchron wandten sich die Frauen einer Wand zu, reihten sich nebeneinander an ihr auf, breiteten ihre Schlafutensilien aus und vielen gleich darauf um wie nasse Säcke, tief und fest im Land der Träume versunken. Als Chizu sich zu ihrem eigenen Bett umwandte stand er wieder direkt vor ihr. Eine Hand legte sich auf ihre Wange. Ihr Mund öffnete sich. „Küsst mich noch einmal, Herr...“, hauchte sie. Er zupfte an ihrem Kinn, wies sie so an ihren Mund noch etwas zu öffnen und fuhr dann mit der Zunge über ihre Lippen. Ein wohliger Schauer lief ihren Rücken hinab, sammelte sich zu einem verbotenen Kribbeln in der Mitte. „Meister!“, bettelte Jaken wieder los. „Verschwinde!“, knurrte er in die Ecke in der sie den Schatten des kleinen Wichts ausmachen konnte. Von einer Sekunde auf die Nächste war er verschwunden. Sesshoumaru legte eine Hand auf ihren Rücken und drückte sie an sich. Eilig führte er sie hinüber zu ihrer Schlafstätte, strich mit seiner Hand beruhigend ihre Wirbelsäule hinunter, über ihren Steiß und legte sich auf eine Seite ihres prallen Hinterteils. Sie stand mit dem Rücken zum Bett, als er mit der zweiten Hand die leichte Schleife ihres Obis löste und davon warf. Bereitwillig schlug das Gewand auf und eröffnete ihm den Blick auf zwei wohlgeformte Brüste, deren rosige Knospen ihn zum knurren brachten. Sie zog die Schultern ein, auf dass der Stoff komplett ihren Körper verließ. Sie hob die Hände, strich über seinen Hals und seinen Kiefer. Er griff nach einer ihrer Hände und legte ihn auf seinen Eigenen Gürtel. Sie zog an der Schlaufe und öffnete seinen Uwagi. Stramme Muskeln und samtiger Haut erwarteten sie. Ließen sie erneut in der Magengrube erschaudern und zwangen sie dazu die Beine zu öffnen. Sesshoumarus Grollen, tief aus seiner Kehle, sprach Bände über seine Erregung, die nun auch im Hakama nach Platz suchte. Er roch das Sekret, dass ihre Schamlippen befeuchteten und sie mehr als nur Willig machte von ihm genommen zu werden. Sie wollte von ihm genommen werden. Sie wollte, dass er ihr die Jungfräulichkeit nahm und das war alles, was ihn im Augenblick interessierte: ihr heiße Mitte. Doch er wusste genauso gut, dass er sie in Gefahr brachte, wenn er das tat. Wenn jemand Wind davon bekam, dass sie keine Jungfrau mehr war bei ihrer Vermählung, dann würde man sie entehren. Das konnte er nicht riskieren, es war Chizu... Genießerisch schloss er die Augen und legte den Kopf in den Nacken. Ihre Zunge strich wie automatisch über seinen Hals, hinab über das Schlüsselbein auf seine eigene Brustwarze. Es war ihr Reflex, sie tat das, was ihr gerade in den Sinn kam und es war genau das, was Sesshoumaru zum Zucken brachte. Sie saugte an seiner Haut und spielte neckisch mit dem kleinen Knopf auf seinem Oberkörper. Ihre Hand wanderte weiter hinab. Sie wollte ihr spüren, sie wollte alles ergründen... Sesshoumaru stoppte sie. Ängstlich sah sie auf, doch er wollte nicht, dass sie aufhörte. Er musste sie stoppen, er wusste, sollte sie in Berührung mit seiner harten Spitze kommen, dann würde er sie sich zu eigenen machen, komme was da wolle. Er sank vor ihr auf die Knie. Seine Zunge streifte ihren Bauchnabel und liebkoste ihn. Er fuhr tiefer hinab an ihr Bein, strich mit beiden Händen über die prallen Schenkel und zog sich eine der Stelzen auf die Schulter. Zwei Hände krallten sich in sein Haar, als ihre Mitte sich glitzernd vor ihm öffnete. Himmel, sie war so feucht, wie er es bei noch keiner seiner Gespielinnen erlebt hatte. Er sah die Bewegungen die sie selbst beim anspannen der Muskeln erzeugte in der Hoffnung sich so Linderung in ihrem Verlangen zu verschaffen, doch er wusste, dass nur er es konnte. Er schloss die Augen und drückte die Nase in ihren Venushügel. Hier roch sie am intensivsten. Sie roch so heiß und unschuldig, so anziehend wie es nicht einmal Dämoninnen taten. Diesen Gedanken, so schwor er sich, musste er hier nach ganz schnell verdrängen. Sie war ein Mensch. Es war eine schnelle Bewegung, da sein Kiefer hervorschoss und sein Mund sich um ihren Kitzler schloss. Er saugte an ihm, stieß ihn so schnell mit der Zunge an wie er es eben konnte, Chizu schrie auf. Er beglückwünschte sich dafür, dass er eine Barriere um das Zimmer gelegt hatte, damit niemand ihre Schreie hören konnte. Denn das wollte er. Er wollte, dass sie Laut war und ungezügelt. Er wollte die Bestätigung von ihr haben, dass er es ihr besorgte. Er wollte hören, wenn er ihr einen Orgasmus verschaffte und das würde er. Nach möglich auch zwei oder noch mehr. Chizu drückte ihre Mitte fest an seinen Mund. Sie zeigte ihm unbewusst einen Rhythmus, langsam, aber hart und bestimmt, der ihm zeigte, wie er sie auf ihrer Welle der Lust reiten sollte. Seine Zunge glitt tiefer, bis er die Quelle ihrer Feuchtigkeit fand und stieß vor. Nicht tief, er fand das Häutchen, dass sie zur Jungfrau erklärte, schnell, und strich nur ein paar Mal darüber. Zog flache, aber große Kreise in ihrem Scheideneingang. Chizus beine gaben nach. Quietschend vor Erregung und Schock, als ein kleiner, schwacher Orgasmus heran rollte sackte sie zusammen. Er fing sie auf und legte sie auf das Bett. Er spürte die zaghaften Wellen der Muskeln an seiner Zunge. Dann stöhnte sie seinen Namen. Ja, er war ihr Meister. Er war es, den sie wollte und nur er konnte sie befriedigen und lieben wie sie es verdiente. Chizu war sein eigen, sie gehörte ihm und auch wenn er darum wusste und alles in ihm schrie sie jetzt allein zu lassen, damit er nicht vollkommen ausrastete, wenn er sie zurück lies, so konnte er nicht anders. Er musste weiter machen. Er ließ von seiner kleinen Göttin ab und betrachtete ihre schimmernden Schweißperlen auf ihrer Haut. Das zerzauste Haar, das sich aus ihrer Frisur gelöst hatte klebte an ihren Schultern. Ihr bloßer Busen senkte sich immer wieder auf und nieder. So erotisch, dass er förmlich spürte, wie der Lusttropfen seiner pochenden Spitze entfuhr. Er leckte sich über die Lippen. Ihr köstlicher Geschmack war noch da. Chizu öffnete die Augen. Unbewusst fuhr sie über ihre Hüfte hinunter auf ihre Mitte und rieb kurz eigenständig ihren Kitzler. Sesshoumaru schnurrte bei diesem Anblick. Doch sie machte nicht weiter, sie richtete sich auf. Nicht fähig ihre Beine zu schließen sackte sie mit weit gespreizten Beinen auf die Knie und griff an den Mund seines Hakamas. Alles widerstrebte sich in ihm. Sie sollte es nicht tun. Er würde sie nehmen, sie umdrehen und besteigen wie ein Tier, das er nun mal war. Doch er konnte sie auch nicht aufhalten. Sie entzog ihm das Beinkleid und sah fasziniert auf seine gigantische Erektion, die da von ihm abstand. Seine prallen Hoden, die nur darauf warteten geleert zu werden, waren nicht minder attraktiv. Sesshoumaru griff nach seinem Glied und zeigte ihr wie es aussah, wenn er es auf und ab rieb. Ein weißer, verirrter Tropfen floss über die rosige Spitze. Wie in Trance schnellte Chizus Zunge hervor und leckte über seine Eichel. Ein tiefes, knurriges Stöhnen entfuhr ihm. Chizu sah an ihm hinauf. Es sah so unschuldig aus, was ihn nur noch mehr anfachte. Sie probierte es noch einmal. Sie vollführte dieselbe Bewegung um zu sehen was passierte. Scharf zog er die Luft ein und kniff die Augen zusammen. Leicht zupfte er mit einer Hand an ihrem Kinn um ihr zu zeigen, dass sie den Mund öffnen sollte. Sie tat es, legte wie von selbst die Lippen um den gesamten Umfang seines Glieds. Genießerisch schloss sie die Augen. Wie er schmeckte! Wie eine Mischung aus starken Gewürzen und Salz. Sie griff mit einer Hand nach seinem schafft, als er eine Hand in ihrem Kopf vergrub und die andere zur Faust geballt gegen die Wand stemmte. Er gab ihr vor, wie sie sich zu bewegen hatte. Er ging tief in ihren Mund, rieb sich an ihrer Wange und an ihrem Gaumen. Sie verspürte die Lust ihre Brüste zu massieren, also tat sie es. Sie knetete sie eine Weile, strich über ihre harten Nippel und kniff in sie. Die Erregung wurde wieder härter zu ertragen. Sie wollte noch einmal kommen und spürte, dass es dieses Mal schneller und intensiver wäre. Sie fuhr mit ihrer Hand von der Brust hinunter über ihren Bauch, über ihren Venushügel und legte zwei Finger um ihren Kitzler. Schnell reib sie ihn auf und ab und stöhnte mit vollem Mund auf. Was für ein Gefühl, sie war so überempfindlich, dass diese Berührung eine Mischung aus Schmerz und Lust hervorrief, die sie beinahe sofort in den Wahnsinn trieben. Er betrachtete das Schauspiel von oben. Sie war ja so wunderbar. Sie ließ sich gehen, nie hatte er eine Jungfrau so erlebt. Sie tat, was ihr Instinkt sagte und das zeigte nur wie gefügig sie ihm gegenüber war. Er wollte sie haben. Er war sich sicher, dass er das ausnutzen würde, auch wenn er nicht sollte. Kurz bevor er kam stoppte er sie plötzlich. Mit einem seltsamen, schmatzenden Geräusch hielt sie inne und sah ihn wieder an. Er löste ihren Kopf von seinem Geschlechte und zog sie hoch, drehte sie um sich herum und ließ sich auf das Bett sinken. Bereitwillig kroch sie über ihn. Sie stemmte sich vor ihn, sodass ihr Busen vor ihm stand. Bereitwillig nahm er diese Einladung an und knabberte an ihren Spitzen. Sie presste die Zähne zusammen. Alles in ihr verlangte danach ihn in sich zu spüren. Vorsichtig ließ sie die Hüfte sinken, bis seine Spitze auf ihre Mitte traf und den Punkt erreichte, an dem nur noch alles in ihr Schrie: nimm mich! Es war ihre Scheide, die sie mit Sesshoumarus Gegenstück gefunden hatte. Mit dem letzten Rest Widerstand, den er aufbringen konnte hielt er sie an ihrem Hinterteil zurück. Doch als er ihre hellbraunen Augen sah, verließ ihn auch der letzte Rest Willensstärke und er drückte sie einfach nach unten. Schnell und hart, ohne jegliche Hindernisse, drang er in sie vor. Mit einem schmerzhaft knackenden Geräusch riss ihr Jungfernhäutchen und er roch den kleinen Tropfen Blut, der nun an seinem Glied klebte. Sie zitterte am ganzen Leib. So hatte sie es sich nicht vorgestellt. Ihr erster Gedanke war, dass er zu groß war. Er strich ihr eine Strähne aus dem Gesicht hinter das Ohr und führte sie am Hinterkopf an sein Gesicht. Als er ihren Mund versiegelte krallte er eine Hand in ihr Hinterteil und schob sie langsam auf und ab. Mit jeder Bewegung wurde es einfacher. Mit jeder Bewegung wurde es schöner und schließlich war es wieder pure Lust die sie empfand und sie genoss den Druck, den seine dicke Erregung auf sie ausübte, ebenso wie den Wiederstand, den er ihren Muskeln beim Orgasmus bot und das Gefühl noch intensiver machte. Kapitel 4: 04. Kapitel ---------------------- Es war wie immer. Er wachte nicht langsam und friedlich auf, sondern plötzlich, als hätte ein Blitz in durchzuckt. Er riss im selben Moment die Augen auf und erkannte das sanfte Gold, das sich durch die Sonne im Raum verteilte. Benommen... Moment, benommen? Seit wann war er denn benommen beim Aufwachen? Erst jetzt wurde es ihm klar: obwohl er hell wach war sickerte doch noch immer die Müdigkeit durch seine Venen. So gut wie in dieser Nacht hatte er schon lange nicht mehr geschlafen und um ehrlich zu sein: solch einen Tatendrang wie er auch hatte, so wenig wollte er doch aufstehen. Nicht bei dem was er in den Armen hielt. Nicht jetzt, wo ihm endlich klar wurde, dass es keine warme Decke war, um die er sich beinahe zu schlingen versuchte. Das pechschwarze Haar von Chizu war stumpf, so zerzaust wie es um ihren Kopf herum viel. Vorsichtig, ohne sie zu wecken, strich er ihr eine Strähne von der Wange und blickte auf ihren leicht geöffneten Mund. Schlagartig war jede Szene der vergangenen Nacht wieder in seinem Kopf und die morgendliche Erektion verlangte nach Erlösung. Doch dazu hatten sie keine Zeit. Es wäre zu auffällig. Die Dienerinnen würde bald aus ihrem Schlaf erwachen und Chizu wecken wollen. So viel Zeit blieb ihnen nicht mehr um sich erneut zu lieben. Leise sah er hinüber. Eine der Frau an der Wand schnarchte doch tatsächlich. Naja, wenigstens waren sie so geistesgegenwärtig gewesen Chizu in ihr Schlafgewand zu zwängen, damit es nicht auffiel, dass sie nackt geschlafen hatte. „Sesshoumaru-sama“, murmelte eine leise Stimme unter ihm. Ohne eine zweite Aufforderung abzuwarten sah er hinunter. Mit Schlafzimmerblick sah Chizu zu ihm auf. Zufrieden lächelnd schloss sie wieder die Augen, rollte sich herum und versteckte das Gesicht in seiner Brust. Vorsichtig schlang er seinen Arm unter ihrem Ohr entlang um ihren Körper und drückte sie an sich. Als er die Nase senkte um an ihrem Haar zu riechen strich er über ihren Rücken und ihre Taille. Genüsslich sog er den Geruch ein. „Sesshoumaru-sama!“, eine ungeduldige, leicht panische Stimme störte diesen Moment. Unberührt blickte der Dämon an seinem Körper herab an das Fußende der Matte, wo Jaken stand und nervös zwischen ihm und den Dienerinnen hin und her sah. Eine der Frauen drehte sich gerade von der Seite auf den Rücken. „Sesshoumaru-sama, sie wachen auf!“ Das musste er ihm nicht sagen. Der Bann, der auf den Frauen für diese Nacht gelegen hatte war immerhin von ihm ausgegangen. Als er wieder auf Chizu hinunter sah blickte sie ihn an. Ihre Augen wirkten klarer. „Ihr müsst gehen, Herr.“, flüsterte sie leise. Schweigend betrachtete er sie. Am vergangenen Abend wäre er einfach so verschwunden, doch an diesem Morgen war alles ganz anders. Er hatte mehr für diesen Menschen übrig als er sich erlaubt hatte. Und er wusste, dass er ein schreckliches Ende finden würde, wenn sein Herz noch weiter in die Richtung seines Vaters abdriften würde. Nur was hätte er tun sollen? Dieses Mädchen hielt ihn auf ihre eigene, vollkommen unnachgiebige Art und Weise gefangen. Ihr Bewegung holte ihn aus seiner Trance zurück. Sie stemmte sich auf, drückte sich hinauf und legte eine Hand auf sein Herz. Als sie ihn küsste konnte er förmlich spüren, wie der rationale Teil seines Gehirns aussetzte. Begierig zog er ihr Bein auf seine Hüfte und drängte sie Rücklings. Ein Geräusch aus der Ecke der Dienerinnen bracht ihm gerade noch mal so die Kontrolle zurück und mit einem Schlag war er wieder verschwunden. Ohne halt fiel Chizu zurück in ihre Kissen und blieb da erst Mal regungslos liegen. Was hatte sie da nur getan? Sie bereute es nicht, doch richtig, war es auch nicht gewesen. Sie war keine Jungfrau mehr und das schlimmste: daran war ein Dämon schuld. Wenn ihr Vater das erfuhr, dann war sie verloren. Über ihren Verlobten dachte sie gar nicht erst nach. Der war ihr inzwischen mehr als nur egal. Doch was sollte sie tun? Sie wollte und konnte nicht mehr hier bleiben. Jetzt nicht mehr. Sie würde ihn noch einmal darum bitten. Er musste sie einfach mitnehmen. Zum Teufel mit Ima und zum Teufel mit der Verlobung. Sie konnte doch auch eine Dienerin in dem Schloss sein, oder nicht? Oder vielleicht wurde es ihr sogar gestattet die Kurtisane von Sesshoumaru zu sein. „Prinzessin Chizu!“, die Dienerin, die gerade aufgewacht war sprang förmlich auf die Füße. „Ihr seid bereits wach! Oh Gott, wie sehen Eure Haare aus! Verzeiht mir, Herrin, ich weiß nicht, was da über mich kam!“ Natürlich wusste sie das nicht. Keine der Frauen wusste es noch. Eine sah verwirrter aus ihrer Wäsche als die andere. „Das macht nichts.“, versicherte Chizu leicht lächelnd. Ja, es musste so doch einfach sein! Sesshoumaru würde sie mitnehmen in sein Schloss. Egal was kommen würde und egal was mit ihr geschehen würde: Sie würde an seiner Seite bleiben. „Herrin, oh nein, bitte habt einen Moment Geduld! Ich werde euch Wasser holen zum frisch machen!“ „Und einen Kamm und eine Spange.“ „Und Eure Kleidung!“ Und schon waren die Dienerinnen wie von der Tarantel gestochen aus dem Zimmer geflohen. Chizu lächelte glücklich. Sie strahlte richtig als sie sich zufrieden ausstreckte und an die Zimmerdecke sah. Sie gluckste leise. „Ich weiß genau, dass du mich beobachtest.“, zwitscherte sie fröhlich. „Nun komm schon wieder her, die sind eine Weile beschäftigt.“ Es blieb ruhig um Chizu herum. Das einzige was sie hörte, war das leise zwitschern einer Vogelschar im Garten. „Sesshoumaru-sama?“, fragte sie nun doch verwundert in die Leere hinein. Nichts regte sich. „Jaken-sama?“, der Gnom war ihre letzte Hoffnung, er war doch immer überall. Doch auch Jaken meldete sich nicht. Panisch setzte sie sich auf. „Sesshoumaru-sama!“, rief sie mit bebender Stimme. Da endlich ein Resultat, wenn auch nicht das erwünschte. Eine Wache steckte den Kopf durch die Tür herein. „Herrin, geht es Euch gut?“, rief er alarmiert und stieß die Tür weiter auf um auch seine Kammeraden herein zu lassen, als er die verschreckte Chizu auf ihrem Bett sitzen saß. „Herrin, was fehlt euch?“, fragte er. Doch sie konnte nicht antworten. Sie schien einen langen dunklen Tunnel hinab zu fallen. Kein Ende und kein Halt. Wo war er nur? Er war doch immer hin ihrer Nähe gewesen! Den ganzen letzten Tag lang und die ganzen Gottverdammten letzten zwei Nächte. Er war immer da gewesen und hat reagiert wenn sie ihn rief und nun... Es war als hätte er nie existiert! „Seht, ihre Augen!“, murmelte einer der Männer. „Der Dämon!“ „Ja, er hat es schon wieder auf sie abgesehen!“ Drei der Männer zückten ihre Waffen. Der vierte erteilte dem letzten einen Befehl: „Schickt nach dem Fürsten, Wir brauchen einen Priester! Schneller!“ ** Umringt von vier geistlichen, die einen nervtötenden Singsang anstimmten, wurde Chizu zum Einbruch der Nacht zum Abendmahl mit ihren Eltern und der Fürstin begleitet. Sesshoumaru musste sich nicht anstrengen um zu erkennen, dass ein Bannkreis um das Schloss gelegt war. Kein starker, es waren immerhin nur Menschen, die ihn gelegt hatten, aber immerhin stark genug um Chizu selbst vor ihm abzuschirmen. Es lief ihm eiskalt den Rücken hinunter, als sie in dem Gebäude verschwand und damit vermutlich für immer aus seinem Leben. „Nach der Nacht hätte ich Euch so viel Grausamkeit gegenüber dem kleinen Menschenweib nicht zugetraut, Meister.“, quakte Jaken gut gelaunt. Sesshoumaru schwieg. Grausam war er wohl gewesen, ja, aber er hatte gewusst, dass sie ihn wieder darum anflehen würde, dass er sie mit sich nahm. Und er war sich sicher, dass es dieses Mal selbst ohne ihre Frage so gehandelt hätte. Er musste gehen, ohne Verabschiedung und ohne letzten Blick auf sie. Es war schlimm genug, dass es so weit gekommen war, doch noch weiter würde er es nicht gehen lassen. Nie würde er sich einen Menschen an seine Seite stellen und dabei zusehen, wie er langsam verfiel. Aufmerksam wanderten seine Augen über den Hof zu den Ställen, wo bereits die Kutsche und die Mitgift für den morgigen Tag fertig gemacht wurden. War er egoistisch? Ein klares und bestimmtes: ja. Aber was sollte er sonst tun? Chizu, so wusste er, war drauf und dran ihm alles zu bedeuten. Das musste er unterbinden so schnell es nur ging. Ein gehässiges Lachen hinter ihm ließ Jaken herumfahren. Sesshoumaru hingegen reagierte darauf nicht. Er hatte den dritten Dämonen in ihrer Runde schon längst wahrgenommen. „Der große Sesshoumaru, Herr des Westens, verliebt sich in einen kleinen, wertlosen Menschen. Wie drollig.“ Er reagierte nicht darauf. Verlieben... Ja, so war es gewesen. Aber so sollte es nicht sein. „Wie kannst du es wagen meinem Herrn so etwas zu unterstellen!“, meckerte Jaken los. Verlieben... Er hatte es sich nicht eingestehen wollen, bis zu diesem Morgen, da er Chizu in den Armen hielt und alles so friedlich zu sein schien, so echt, vollkommen und vor allem richtig. „Als ob mein Meister auch nur irgendwas empfinden könnte für solch ein verzogenes Balg!“, giftete Jaken weiter. Erneut lachte der Fremde Dämon. „Ich scheine deinen Meister besser zu kennen als du, mein kleiner Freund.“ Diese provozierende Höflichkeit brachte Jakens Kopf beinahe zum Platzen vor Wut. „Aber vielleicht, Sesshoumaru-sama, Herr des Westens, habe ich eine Lösung für euch.“ Sesshoumaru horchte auf. Interessiert drehte er sich herum und sah auf die schwarze Kapuze des vermummten Dämonen. „Du traust dich mir einen Handel anzubieten, Dämon?“, fragte er herrisch und hob die Nase. „Ein Handel unter Dämonen?“ Sein gegenüber lachte verzückt. Augenscheinlich hatte Sesshoumaru angebissen. „Ich habe die Macht Euch Eure Gefühle für die kleine Prinzessin vergessen zu lassen. Ihr werdet keinerlei Erinnerungen mehr an sie haben.“ Sesshoumaru kniff die Augen zusammen. Chizu vergessen? Wie sollte das gehen? Ein Dämon hatte grenzenlose macht, besonders dieser vor ihm. Nicht einmal Sesshoumaru konnte einschätzen wer oder was er war. Doch ohne Zweifel besaß er große Macht. Selbst dem baldigen Fürsten lief ein Schau über den Rücken, wenn er sich auch nur bewegte. „Mein Meister brauch so etwas nicht, Dämon! Scher dich davon!“ Ohne Rücksicht auf Verluste stieg Sesshoumaru auf den Kopf des Kröterichs und brachte ihn so zu Fall. „Was willst du als Gegenleistung?“, fragte er gerade heraus. Geschockt sah Jaken auf. „Aber, aber Meister!“ Der Vermummte überlegte Theatralisch, doch Sesshoumaru konnte sich denken, dass er bereits genau wusste, was er für die Handel verlangte. „Ich will deine Frau.“ Natürlich wollte er das. So gering Menschen auch geschätzt wurden, die von einem Dämonen gesäugt wurden und dadurch selbst in ihren ersten hundert Jahren langsam zu einem Dämon wurden, sie wurden als Wertbesitz hoch angesehen. Sie konnten sich mit ihren Fähigkeiten in alle Richtungen entwickeln und bargen damit großes Potenzial an Macht. Nicht wenige von ihnen wurden aus diesem Grund gejagt und von stärkeren Dämonen gefressen. Sesshoumaru schluckte als er über das für und wider nachdachte. Er musste Chizu vergessen, so viel stand schon einmal fest. Und Ima, sie bedeutet ihm rein nichts. Sie wäre sowieso zum Tode verurteilt, wenn er sie untersuchen ließ. Was hatte er also zu verlieren? Alle Erinnerungen und sämtliche Gefühle für Chizu. Und was hatte er davon? Die Möglichkeit seinen Verstand zu behalten. „Gut, Dämon.“, erklärte er sich schließlich bereit. „Ich gehe den Handel mit dir ein. Ich werde dir meine Frau übergeben, sobald meine Ärzte offiziell bekannt gemacht haben, dass sie unehrenhaft ist und damit meiner nicht würdig.“ „Meiste!“ Die Kapuzengestalt lachte und trat einige schwebende Schritte näher. „Abgemacht, Sesshoumaru-sama. Ich befreie Euch von den entwürdigenden Gefühlen und ihr überlasst mir Eure Frau.“ Er streckte ihm eine behandschuhte Hand entgegen. Zögernd betrachtete Sesshoumaru diese, doch schließlich nahm er sie an. Nie hatte er es selbst erlebt, wenn der Zauber eines Dämonen auf einen einwirkte. Er wusste nur wie es war derjenige zu sein, der dabei zusah. Ein stechender Schmerz jagte durch seinen Kopf. Bilder von Chizu verschwammen vor seinem Gesicht. Ihre Stimme wurde immer leiser, ihr Geruch verschwand aus seiner Nase. Wie ein Pfeil sauste das Stechen hinab von seinem Stirnlappen über das Rückenmark ins sein Herz. Es schien stehen zu bleiben. Keuchend sackte er auf die Knie zusammen. Unkontrolliert weiteten sich seine Augen, wurden so tief roten, wie sie noch nie wurden, seine Haut noch weißer als sein Fell. Krampfhaft griff er an sein Herz. Warum tat es weh, als hätte er etwas Wichtiges verloren? Seine Augen brannten. Da war ein Name, ein weiblicher Name, doch er bekam ihn nicht zu fassen. Seine Innereien zogen sich zusammen und dann war es vorbei. Tief holte er Luft. Seine Augen entfärbten sich und seine Haut nahm die gesunde Dämonenblässe an. „Mein Herr! Meister!“, jammerte Jaken geschockt. Außer ihm war niemand da, obwohl Sesshoumaru sich sicher war bis gerade eben noch einen zweiten Dämonen gesehen zu haben. „Meister, Meister, was hat er Euch angetan?“ „Das weiß ich nicht.“, knurrte Sesshoumaru nur unbeherrscht und richtete sich wieder auf. Auf dem Hof liefen Wachen umher, aufgescheucht von dem dämonischen Gebrüll, das Sesshoumaru bis vor einigen Sekunden noch ausgestoßen hatte. „Eure Prinzessin wird niemals meine Frau.“, knurrte er, wandte sich dann ab und marschierte in den Wald. „Herr, was ist mit dem Mädchen?“, rief Jaken, mehr als Test, da er nicht glauben konnte, was sein Meister getan hatte. „Sie wird von den Ärzten untersucht und dann hingerichtet.“ So sollte es sein, so würde es kommen. Kapitel 5: 05. Kapitel ---------------------- „Warum tun wir das hier?“, flüsterte eine Wache der nächsten zu. „Das weiß ich nicht.“ Sie sahen dabei zu, wie Ima, gewandet in ein blütenreines Brautgewand, in ihre Kutsche stieg, dann drehten sie sich um. Versteckt in den Ställen, nur mit einigem eingeweihten Personal, verfrachteten sie eine Dienerin in eben der gleichen Bekleidung in einem zweiten Waagen. „Wir haben keinen Krieg. Es werden uns keine Soldaten auflauern, warum müssen wir dann trotzdem einen Lockvogel durch den Wald kutschieren?“ „Es gab in letzter Zeit viele Angriffe durch Dämonen. Vielleicht ist das der Grund!“ „Hey, ihr da!“, rief Shouta und stapfte auf die beiden zu. „Hört auf Volkssagen zu verbreiten und geht in Position. Ihr verlasst den Hof gleich nach Prinzessin Ima!“ „Zu Befehl, Herr!“, beeilten sie sich zu sagen und trappten auf die Kutsche zu, zu deren flanken sie Platz nahmen. Angespannt sah er ihnen nach, was weniger den Grund darin hatte, dass sie nicht ihrer Aufgabe nachgingen, als darin, dass er selbst nicht wusste was das alles zu bedeuten hatte. Die Kutsche von Prinzessin Ima setzte sich in Bewegung, doch er würdigte sie keines Blickes. Der Fürst kam auf ihn zu. „Ist sie fertig.“ „Ja, Herr.“, Shouta verneigte sich. „Wir ließen Eure Dienerin einkleiden wie Prinzessin Ima.“ „Sehr gut. Schickt diese Kutsche gen Westen auf Reisen.“ „Was?“, nun war er endgültig verwirrt. „Aber Prinzessin Ima fährt nach Süden!“ „Ja, und diese Kutsche geht nach Westen.“ Shouta versuchte in den Augen seines zukünftigen Schwiegervaters etwas abzulesen. Doch er war unergründlich. Nachfragen wollte er jedoch auch nicht, das wäre respektlos gewesen. Auch die zweite Kutsche setzte sich nun in Bewegung und verließ kurz nach der ersten das Gehöft. Tief atmete der Fürst durch und schickte ein Stoßgebet gen Himmel. „Nun zu dir, Shouta. Zieh dir etwas Festliches an, ich will eine Hochzeit feiern!“, er klopfte ihm auf die Schulter und ging. ** Zurück zu unseren zwei Soldaten vom Anfang. Durch die sperrige Kutsche kamen sie nur mühsam über die verschlungenen Pfade des Waldes voran. „Jetzt hab ich es!“, flüsterte der eine triumphierend und schloss zu dem anderen auf. „Sie ist ein Opfer für den Dämonen, der uns heimsucht!“ „Ja, das wird es vermutlich sein!“, bemerkte der andere und sah zu dem Fenster. Das arme Mädchen. Er kannte sie nicht. Sie war noch nicht sehr lange bei ihnen gewesen und vermutlich hatte sie die Sonne zum letzten Mal aufgehen sehen. „Zurück auf eure Posten!“, brüllte der Anführer von vorn auf seinem Pferd. „Jawohl!“, sofort kamen sie dieser Aufforderung nach. Als der Kommandant seinen Blick wieder gerade aus richtete zog er erschrocken an den Zügeln. Eine wunderschöne Frau gekleidet in einer edlen Rüstung blockierte den Weg. Ihr langes Silberhaar zu einem Zopf gebunden wehte, als würde sie sich bewegen. Es war grotesk, doch das lange, weiße Fell und die tiefroten Male senkrecht unter ihren Augen über den Wangen wiesen sie als das aus, was sie war: ein Dämon. Sie hob den Blick herrisch als der ganze Zug gestoppt hatte. „Ihr betretet die Privatländereien des großen Inu no Taishou!“, rief sie. „Ich weiß nicht wovon du sprichst, Dämonenweib.“, rief der Kommandant. „Für euch Menschen ist der Weg hier zu Ende. Übergebt mir die Kutsche samt Inhalt und kehrt zurück zu eurem Fürsten. Sagt ihm: Seine Schuld ist damit beglichen.“ „Nein! Wir bringen unsere Prinzessin direkt zum Fürsten.“ Verständnislos sahen sich die beiden Soldaten an. Der Dämonin entging das nicht. Es war ein stummer Befehl, der durch die Bäume strich und gleich darauf regnete es um die Kutsche herum Dämonen. Metall glitt geräuschvoll aus den Scheiden, als sie ihre Waffen zogen. „Ein letzter Versuch, Mensch: Eure Reise ist hier zu Ende. Übergebt mir die Kutsche und kehrt nach Hause zurück.“ Mit knirschenden Zähnen sah der Kommandant sich um. Verdammt, das hier kostete ihn die Ehre. Das bedeutete seinen Tod. Hinter ihm seine Soldaten waren weniger Geistesstark. Sie bissen die Zähne zusammen, verzogen das Gesicht vor graus und schließlich nahm der erste die Beine in die Hand. Schreiend lief er davon und scheuchte dabei einige Krähen in der näheren Umgebung auf. Seine Kammeraden folgten... und schließlich, gezwungener maßen, ihr Kommandant im Schweinsgalopp zu Pferde. „Holt unseren Herrn!“, befahl die Frau einem Soldaten, der im selben Moment schon verschwunden war. Sie griff nach der Scheide ihrer Waffe und gebot den anderen Soldaten, sowohl männlich als auch weiblich, die Waffen runter zu nehmen. Vorsichtig näherte sie sich der Kutsche, dann riss sie den Verschlag auf. Ein Mädchen kreischte auf und kauerte sich in der gegenüberliegenden Ecke zusammen. „Gibt es ein Problem?“, fragte eine herrische Stimme neben ihr. Die Frau drehte sich herum und verneigte sich tief. „Vermutlich nicht, mein Herr, doch da ihr wisst wie die unehrenhafte Prinzessin aussieht dachte ich mir solltet ihr gleich kommen, ehe wir eine Attrappe ins Schloss bringen.“ Sesshoumaru sah sie von oben herab an. Die Informationen waren ihm nicht genug. „Herr, die Erwähnung der Prinzessin in der Kutsche schien einige Soldaten zu verwirren. Ich fürchte, dass wir es mit einem Double zu tun haben.“ „Sesshoumarus Blick schnellte zu dem Mädchen.“ „Zeig mir ihr Gesicht!“ Die Frau verneigte sich noch einmal und war dann mit einem Satz in der Kutsche. Unsanft riss sie der Dienerin im inneren die Kapuze vom Kopf. Sesshoumaru knurrte. „Diese Wertlosen Menschen. Das ist sie nicht!“, den letzten Satz brüllte er an all seine Soldaten gerichtet. Diese knurrten ebenso auf wie er zuvor. Die Dämonin zerrte das Mädchen aus dem Verschlag und brachte sie vor Sesshoumaru auf die Knie. „Ihr seid alle nichts als Wertloser Abschaum! Ihr alle, die ihr zu diesem ehrlosen Fürsten gehört!“ Damit holte er aus und schlug ihr mit bloßer Hand den Kopf ab. Mit einem stummen Schrei im Gesicht glitt das Eiförmige Ding zu Boden. „Sie versuchen mich zum Narren zu halten!“, knurrte Sesshoumaru seine weibliche Soldatenanführerin an. „Bring sie zum Absender zurück. Mit Besten Empfehlungen meinerseits. Und wage es nicht ohne ... meine Verlobte wieder zu kommen.“ „Jawohl, mein Herr!“ Augenblicklich war Sesshoumaru wieder von der Bildfläche verschwunden. „Hier, verscharrt das arme Ding!“, rief die Dämonin und warf den Körper zwei ihrer Soldaten zu. Der Rest machte sich daran die Kutsche auf dem schmalen Weg zu wenden. Sich die Hände abklopfend wandte sie sich dem abgetrennten Schädel der jungen Dienerin zu und hockte sich daneben nieder. „Man, ich hoffe, dass sich die Laune unseres Herrn wieder legt, wenn wir ihm die Prinzessin gebracht haben.“, warf ein Soldat neben ihr ein, der den Verschlag zuschlug. „Wie wäre dir zumute, wenn du deine Verlobte mit einem anderen Mann im Bett erwischen würdest.“, sie schloss die Augen und den Kiefer der jungen Frau. „Nicht besser, denke ich.“ „Und ich denke das wird sich noch eine Weile halten.“ Die Dämonin griff in den Haarschopf und hob so die Überreste hoch. Just in dem Moment setzte sich die Kutsche wieder in die Richtung in Bewegung aus der sie gekommen war. Ohne zu zögern sprang sie auf das Dach und hockte sich darauf. Ihre Begleiter liefen neben her. ** Mit gesenktem Kopf, die Gedanken weit, weit weg von diesem Hof, drehte sich Chizu zu ihrem neuen Mann. Die letzten rituellen Worte wurden gerade gesprochen, als ein heilloser Krach auf dem Hof ausbrach. Der Priester unterbrach und sah zum Fürsten. Erst ignorierte dieser das Geschreie und Gezeter, doch dann wies er mit einer Wortlosen Geste den Mann an einzuhalten und erhob sich. Die Türen zum Hof wurden vor ihm geöffnet und schon stand er dem Kommandanten gegenüber, den er vor einigen Stunden mit dem Double losgeschickt hatte. „Was geht hier vor?“, donnerte er über den ganzen Platz. Geschockt sahen seine Männer ihn an. „Was hat das alles zu bedeuten?“ „Sie sind auf dem Weg hierher!“, erklärte ihm der Kommandant. „Wer, „Sie“?“ „Die Dämonen!“ „Was? Habt ihr ihnen das Mädchen nicht überbracht?“ Dämonen... Chizus Augen füllten sich mit Tränen. Warum hatte er sie einfach verlassen? Warum war er einfach gegangen ohne sich zu verabschieden. Ihr wurde schlecht bei dem Gedanken, dass er sie nur benutzt haben könnte. Und sie Naives Kind war auf ihn hereingefallen. Auf ihn, einen Dämon, der vermutlich so viele Jahrhunderte auf dem Buckel hatte wie sie und ihre kleinen Geschwister Jahre. „Wir gaben ihnen das Mädchen, doch als wir auf dem Rückweg rasteten waren sie uns auf den Fersen. Die kommen zurück... Sie kommen hier her!“ Verbissen sah der Fürst zu seinem Tor, dann hinter sich in den Saal in dem seine Frauen, einige höhere Soldaten, seine Beamten und seine frischvermählte Tochter saß. „Alle Männer auf ihre Posten!“, schrie er und sofort war die Hölle los. Chizus Mutter rannte zu ihrer Tochter und hockte sich neben sie. Shouta machte sich gar nicht erst die Mühe eine der beiden eines Blickes zu würdigen und hinter ihm schloss sich schließlich die Tür und schloss die Frauen in dem Saal ein. Schwer schlossen sich die Tore zur Burg. Zähne knirschend beobachtete der Fürst seine Soldaten dabei, wie sie mit Pfeil und Bogen bewaffnet Stellung bezogen. Doch helfen, tat es ihnen nicht. Man musste nicht auf der Mauer stehen um zu erfahren wann die Dämonen mit der Kutsche in Sichtweite waren. Die Wachen die nach ihnen Ausschau hielten versteinerten förmlich, als sie sie erblickten. Nach und nach wurden sie alle ruhig und lauschten. „Fürst Minamoto, öffne deine Tore, du verlogener Schweinehund!“, hörten sie eine starke, weibliche Stimme. „Hüte deine Zunge, Weib!“, brüllte der Fürst zurück, doch noch ehe er weiter reden konnte zerschellte das massive Tor in all eine Einzelteile. Zwei Soldaten, eine Frau und ein Mann, zogen gerade ihre Beine wieder ein, mit denen sie zugetreten hatten. Achtlos kickten sie sämtliche Holzsplitter beiseite, die den Pferden und den Rädern der Kutsche im Weg standen. Auf den Dach des Waagens Stand sie, die Dämonin, die ihren Fürsten beleidigt hatte. „Guten Tag, Minamoto, danke für das freundliche Empfangskomitee!“ Mit einem Wink von Shouta waren alle Bögen gespannt und auf die Dämonin gerichtet. „Was wollt ihr hier, Monster?“ „Wir bringen dir dein Falschgeld wieder!“, sie schmiss den Kopf direkt in die Arme des Fürsten. Erschrocken ließ er ihn wieder fallen und sah zu ihr auf. Unbeeindruckt sprang sie von der Kutsche. „Und ich bin hier um deine Schuld einzufordern!“ „Ich bin mir keiner Schulden bewusst!“, beeilte Minamoto sich zu sagen. „Wer gibt dir das Recht...?“ „ICH bin die Exekutive des Dämonenstammes den DU vor 16 Jahren um Hilfe gebeten hast! Deine Zeit ist abgelaufen. Heute solltest du die uns versprochene Prinzessin ausliefern und was kam?“ sie sah auf den Kopf zu Boden. „Das hast du dir zuzuschreiben, Minamoto! Aber du hast Glück. Unser Herr ist ein gütiger Herrscher. Er gibt dir noch genau eine Chance!“ Der Fürst machte einen Schritt zurück. „Gib uns die Prinzessin und wir verschonen Euch. Tust du es nicht, so werden wir Euch alle töten und auf dem brutalen Weg in Erfahrung bringen wer das Mädchen ist.“ Chizu sah zur Fürstin. Sie war gelassen, gelassener als ihre eigene Mutter, so war sie sich sicher, dass es nicht Ima sein konnte, die die Dämonen hingerichtet hatten. Doch wenn nicht Ima zu den Dämonen aufgebrochen war, wer war es dann? Die Arme ihrer Mutter um ihre Schultern schraubten sich enger. Leise begann die Frau Segnungen zu Murmeln. „Ich bin es...“, flüsterte Chizu. „Ich bin Sesshoumarus Verlobte...“ „Nein! Nein, Kind, was redest du da!“, heulte ihre Mutter panisch. „Du bist die Frau von Shouta, hörst du? Du musst keinen Dämonen heiraten.“ Chizu sah ihre Mutter an. „Sag mir die Wahrheit, bin ich die Versprochene?“ Ihre Mutter biss sich auf die Unterlippe. Chizus Herz setzte aus. Sie war die Verlobte von Sesshoumaru, dessen war sie sich jetzt sicher. Er hatte sie vollkommen umsonst verlassen, sie würde zu ihm zurückkehren. Was würde er für ein Gesicht machen... Sie würde ihn nie wieder los lassen. Leise lachte Chizu. „Danke, Mutter...“ „Was...?“, flüsterte die Frau leise entsetzt und sah in die glücklichen Tränen ihrer Tochter. „Danke, Mutter, das war das größte Geschenk, das du mir machen konntest!“, mit einem lachenden Schluchzer erhob sie sich. „Nein!“, heulte die Frau los und packte sie an den Handgelenken. „Nein Chizu! Geh nicht!“ „Danke, Mutter.“, sie gab ihr einen Kuss auf die Stirn, doch vom Gehen abhalten, das konnte sie sie nicht. Ihre Mutter schrie auf vor Schmerzen. Die Dämonin draußen horchte auf. „Na nu, sieht aus, als wäre deine Tochter klüger als du. Da tut sich was...“, in dem Moment schob Chizu die große Schiebetür auf. Kurz sondierte sie die Szenerie, dann heftete sich ihr Blick auf die Frau, die mit ihrem Vater geredet hatte. Festen Schrittes trat sie auf sie zu und zog die Kapuze vom Kopf. „Ich glaube ihr sucht mich!“, erklärte sie mit fester Stimme. „Chizu!“, brüllte Shouta. „Geh sofort wieder rein.“ Chizu ignorierte ihren Mann und beobachtete die Dämonin dabei, wie sie näher kam. „Du bist also die Prinzessin, ja?“ „Ich vermute es, ja.“ Die Dämonin begann zu grinsen. Langsam beugte sie sich zu ihr hinunter und hielt beinahe Nase an Nase zu ihr inne. „Waren deine Augen schon immer zu hell, Prinzessin?“ Chizu setzte zur Antwort an, da fuhr ihr Vater dazwischen. „Nein.“, erklärte er ergeben. „Ursprünglich waren sie schwarz wie die ihrer Mutter.“ „Ah, die Verwandlung setzt also bereits ein. Streck doch bitte deinen Arm aus, Mädchen.“ Chizu zog den Ärmel hoch und tat wie ihr befohlen. Sie vertraute der Frau. Wenn sie zu Sesshoumaru gehörte, dann konnte sie einfach nicht böse sein. Geschockt schrie sie auf. Der Schmerz fuhr ihr durch den Arm hinauf bis in den Kopf und hallte dort wieder. Sie versuchte ihre drei großen Striemen zuzudrücken, die sich quer auf ihrem Unterarm abzeichneten und mit Blut sammelten. Herrisch entzog die Dämon ihr den Arm und sah wie gebannt auf die tiefen Wunden. Sie versiegten, sie heilten und waren nicht mehr zu sehen. „Was zum...“ „Sie ist es!“, rief die Dämonin zu ihren Gefährten. Panik ergriff die Soldaten, als sich alle Dämonen zeitgleich in Bewegung setzten, doch nicht einer von ihnen machte sich zum Kampf bereit. Sie wendeten die Kutsche und öffneten die Tür. „Halt!“, rief Shouta nun endlich und hielt Chizu am Arm fest. Grob zog er sie zu sich. Die Dämonin bekam einen stechenden Blick. „Ihr Seit zu spät! Chizu gehört mir.“ „Eure jämmerlichen Menschengesetze sind in unserer Welt keinen Pfifferling wert!“, bellte sie ihn an. „Prinzessin Chizu ist eine von unserem Leib Genährte, damit muss sie sich nicht einem Gesetz in Eurer Welt beugen.“ Chizu entfernte die Hand ihres Mannes von ihrem weißen Gewand und trat einen Schritt auf die Dämonin zu. Diese legte ihr eine Hand auf den Rücken und führte sie zur Kutsche. Da plötzlich viel Chizu etwas ein. „Übrigens, Vater: Nicht Shouta hat den Dämon dabei erwischt wie er Ima vergewaltigte. Der Dämon hat ihn dabei erwischt wie er bei ihr lag. Und der Szenerie nach zu urteilen nicht das erste mal.“ „Wie bitte?“, rief der Vater endrüstet. Die Dämonin warf einen fragenden Blick auf ihre Soldaten. Doch die waren ebenso verunsichert wie sie. Ohne Furcht und Zögern, was der Anführerin zugegebener Maßen erst jetzt auffiel, stieg das Mädchen in die Kutsche und setzte sich auf das Kissen auf dem ihr Double zuvor gesessen hatte. Automatisch stieg sie hinterher und setzte sich neben sie. Der Waagen setzte sich in Bewegung noch ehe sie die Tür geschlossen hatte. Sie passierten das Tor, und die frau konnte zu ihrer großen Verwunderung beobachten, wie Chizus Gesicht mehr und mehr zu strahlen begann je weiter sie von der Burg weg waren. Sie erreichten den Waldrand und mit einem Mal atmete der kleine Mensch tief durch. Sie hatte erwartet, dass sie Angst haben würde, Anstalten machte zu fliehen... doch zugegebener Maßen hatte sie etwas gesagt, was sie noch viel mehr verwunderte. „Darf ich Euch eine Frage stellen, Dämon?“, fragte sie plötzlich vollkommen aus dem Nichts heraus. Die Kommandantin nickte. „Wie lautet Euer Name?“ Sie atmete einmal tief durch. „Ich bin Cheyenne.“ Alle anderen Informationen behielt sie erst einmal für sich. Kapitel 6: 06. Kapitel ---------------------- Sie war so nervös, als hätte sie ihn noch nie zuvor gesehen, dabei kannte sie ihn mit jeder Faser ihres Körpers... Wobei sie das ändern würde, denn das war es doch, was sie am besten von ihm kannte: seinen Körper. Und nun hatte sie Gelegenheit alle Zeit der Welt zu nutzen um alles über ihren Mann zu erfahren. Chizu griff dankbar nach der Hand von Cheyenne, die ihr aus der Kutsche half und fand sich im selben Moment einem Palast gegenüber, wie sie ihn sich nie zu träumen erhofft hatte. So viele Dämonen wuselten um sie herum und gingen ihren Aufgaben nach. Sie konnte es kaum erwarten Sesshoumaru zu sehen. Er war so einfach verschwunden ohne sich von ihr zu verabschieden, in ihrer endlosen Naivität und rosa-roten Phantasie malte sie sich aus, dass er es nur getan hatte, weil er Angst davor hatte sie zu verlassen. Er konnte sie nicht einfach mitnehmen und das war der einfachste Weg um ihrem Drängen nicht nachzugeben. Doch bald schon würde sie ganz offiziell vor ihm stehen und sie würden sich lieben... Cheyenne warf der Prinzessin einen verwirrt-peinlichen Blick zu, als deren Wangen rot anliefen und sie ihr freudiges Grinsen in ihrem Gewand zu verstecken versuchte. Sie wollte nicht wissen was passierte, wenn der Arzt ihr bescheinigte, dass sie keine Jungfrau mehr war und so ihr Todesurteil unterschrieb. Wo wir gerade vom Arzt sprachen, der kam gerade auf einen kunstvollgeschwungenen Stab gestützt die Treppe herunter. Der blinde Dämon fand seinen weg ohne Probleme zu den beiden Frauen und verneigte sich vor ihnen. Als könnte er sie genau sehen fiel sein Blick auf Chizu. Noch einmal verneigte er sich. „Willkommen im Palast des Westens.“, begrüßte er sie. „Mein Name ist Masakazu, ich bin der Leibarzt unseres Herrn Sesshoumaru-sama. Verzeiht mir, aber laut einer Anweisung meines Herrn werde ich Euch erst einiger Untersuchungen unterziehen müssen.“ Leise lachte Chizu. „Wieso? Befürchtet Ihr etwa ich wäre ansteckend?“ Der Dämon lachte leise. „Nein, natürlich nicht. Doch ich werde Euch gerne Eure Fragen beantworten, wenn ihr mir folgen wollt.“ Chizu verneigte sich als Antwort, als ihr einfiel, dass das sicher unhöflich war, war es auch schon geschehen, doch scheinbar war das Masakazu egal. Gefolgt von Cheyenne machten sich die zwei daran die Stufen wieder zu erklimmen, hinein in den Palast und dann vorbei an unzähligen Türen einen langen Gang entlang. Als er eine Tür öffnete und sie eintreten konnte sah sie zu Cheyenne, die nachdenklich zu ihren Füßen schaute. Chizu dachte nach. Wieso diese Untersuchung, dann viel es ihr wieder ein. „Ich weiß warum ich hier bin.“ „So?“, verwundert sahen die beiden sie an. „Ja. Ich schätze Sesshoumaru-sama will untersuchen lassen ob ich noch eine Jungfrau bin.“ Die zwei sahen sich an, dann wieder zu Chizu. „Ist es denn nötig Euch zu untersuchen, Prinzessin?“ Chizu schüttelte den Kopf. „Nein, ich kann Euch sagen, dass ich keine mehr bin.“ Cheyennes Körper spannte sich an. Mit dieser Information wusste sie umzugehen. Das Mädchen wurde zum Tode verurteilt. „Ihr gebt es also zu?“, fragte Masakazu. „Und Ihr wisst, was das bedeutet?“ Chizu lächelte leicht. „Ja, es bedeutet, dass Sesshoumaru sich geirrt hat.“ „Nein, Prinzessin, ganz im Gegenteil.“, schaltete sich nun Cheyenne ein. „Er hat uns bereits von dem Zwischenfall im Palast erzählt. Wir wurden angewiesen diese Schändung offiziell zu machen und Euch dann hinzurichten.“ „Was?“, geschockt sah Chizu sie an. „Sesshoumaru-sama wusste, dass ich es war? Er sprach die ganze Zeit von meiner Schwester.“ Wut kroch in ihr hoch. Wer er wusste, dass sie es war, dann war diese Nacht zwischen ihnen geplant gewesen. Er hatte Eiskalt mit ihr abgerechnet um sie nun zum Teufel zu jagen. „Dieser Mistkerl...“ „Du redest da von unserem Herrn!“, maßregelte Cheyenne sie, doch ehe sie eine Waffe zücken konnte hielt der Arzt sie auf. „Bitte, Prinzessin, sprecht weiter. Erklärt Euch.“, er roch förmlich, dass hier etwas nicht stimmte. Und das lag nicht nur daran, dass sich Sesshoumarus Geruch in dem kleinen Raum sammelte obwohl sein Herr nicht anwesend war. Chizu malte auf ihren Zähnen und ballte die Hände zu Fäusten. „Er hat mich eiskalt betrogen!“, brachte sie schließlich heraus. „Woher kennt Ihr ihn?“, fragte der Mann weiter. „Er kam vor drei Tagen in unsere Burg. Er wollte nach seiner Verlobten sehen.“ „Ihr wisst davon...“, murmelte Cheyenne. „Aber er sagte doch, dass ihn niemand entdeckt hatte.“ Chizu schnaubte verächtlich. Masakazu zog die Nase kraus. Dieser Geruch seines Herrn ging von ihr aus. Das roch er ganz deutlich, als sie herum wirbelte. Sie holte ein paar Mal zitternd Luft ehe sie wieder zu sprechen begann „Er hatte die Gestalt meines Bruders angenommen, also bin ich ihm hinterher, als er an meinem Gemach vorbei lief. Das war untypisch für meinen Bruder. Und dann hat es keine Minute gedauert da wusste ich, dass er nicht mein Bruder war. Er hat mich angegriffen, aber die Wachen waren zu schnell. Anstatt mich erneut zu töten benutzte er mich um an Informationen bezüglich meiner Schwester zu gelangen, von der er meinte, dass sie seine Verlobte war. Ich dachte mir, wenn es wirklich nur um diese Informationen ging und ich so verhindern konnte, dass er wirklich aufflog wenn er alleine im Schloss herumirrte, dann würde ich ihm helfen... das tat sich und dann... vor zwei Nächten kam Jaken auf uns zu gerannt.“ Cheyenne blickte auf. Sie kannte sogar den kleinen Gnom, den ihr Herr mit nach Hause gebracht hatte. Was war hier nur los? „Jaken hatte entdeckt, dass meine Schwester und mein Verlobter zusammen... Wir haben sie entdeckt. Wir sind zu ihrem Zimmer und haben die beiden erwischt. Sesshoumaru-sama flog auf. Da sie ihn mit mir zusammen gesehen hatten wurde ich bewacht, aber er hat sich bei mir versteckt. Die ganze Nacht...“ Das war es, wieso sie nach ihm roch! „Und am Morgen war er plötzlich verschwunden...“ Es war eine Mischung aus Wut und Frustration die sich in ihrer Stimme breit machte. Masakazu sah zu Cheyenne. „Wir werden sagen, dass sie noch Jungfrau ist.“ „Was?“, fragte sie verwirrt. „Aber sie hat doch gesagt sie ist keine mehr! Und die Geschichte...“ „Prinzessin Chizu ist keine Jungfrau mehr dank Sesshoumaru.“ „Das kann nicht sein! Sie ist ein Mensch und...“ „Nein, sie wurde von einem Dämonen gesäugt. Sie ist weder Mensch noch Dämon. Sie ist auf der Schwelle der beiden Rassen. Doch selbst wenn, auch Dämonen können sich mit Menschen verbinden und wenn du genau riechst, dann wirst du merken, dass der Geruch von Sesshoumaru-sama überall an ihr ist. Er hat sie Entjungfert.“ Cheyenne sah zu Chizu, die sie mit rot-gereizten Augen ansah, doch reine Wut ausstrahlte. „Das heißt es war Rechtmäßiger verkehr. Sie kann dafür nicht bestraft werden. Aber wieso sagte er dann...“ „Weil es Absicht war! Er wollte mich so aus dem weg schaffen. Dieser...“ „Nein, junge Herrin. Sesshoumaru-sama weiß, dass man den Geruch eines männlichen Dämonen an seiner Partnerin immer riechen kann. Es ist eine Art Markierung seines Eigentums, die nur mit sehr viel Zeit und Geduld wieder verschwindet.“ „Das heißt?“, fragte Cheyenne. „Das mit Sesshoumaru-sama etwas nicht stimmt, denn er kann sich an Chizu scheinbar nicht mehr erinnern. Ich werde Jaken aufsuchen. Diese Kröte wird sicher wissen was los ist.“ Chizu schluckte. Er erinnerte sich nicht an sie? ** Ein Diener war es, der ihm Sake nachschenkte. Sein General zu seiner Rechten lachte lautstark. Der Platz seiner Linken und der daneben waren frei. Er gehörte seiner Frau und seinem zweiten General, die für die Leibliche Sicherheit der Fürstin sorgen sollte. Er hatte hier niemandem von seinen Beobachtungen erzählt, nur seinen Generälen und seinem Arzt. Eben letzterer betrat in diesem Moment den Saal und hielt auf ihn zu. Sesshoumaru musste sich ein grinsen verkneifen. So wie Masakazu aussah würden sie noch an diesem Abend einer Hinrichtung beiwohnen. „Herr“, sprach sein Arzt ihn an. „Ich habe Eure Verlobte untersucht wie ihr es wolltet.“ „Und?“ Sein General beugte sich herüber um mithören zu können. „Wie es aussieht, Herr, habt ihr euch in Bezug auf Eure Verlobte geirrt. Die Prinzessin, die für Euch bestimmt war, ist reiner als der junge Bergbach.“ „Was?“, das konnte doch alles nicht sein! Von welcher zweiten Prinzessin sprach Masakazu da? Es gab keine zweite Prinzessin im Haus der Minamotos, da war er sich vollkommen sicher. „Das muss ein Fehler sein!“, erklärte Sesshoumaru. „Sie haben uns wieder eine falsche Prinzessin ausgeliefert.“ „Nein, Herr. Cheyenne hat sie getestet. Ihre Augen nehmen inzwischen das dämonische Gold unseres Clans an und die Fähigkeit ihrer Haut zu heilen würde jeden anwesenden hier neidisch machen.“ Sesshoumaru strich sich durch das Haar. Es war doch eigentlich eine gute Nachricht, dass seine Frau nicht Prinzessin Ima war. Doch wer war es dann und wieso bereitete ihm diese Erkenntnis so viele Sorgen? Etwas stimmte nicht. Etwas lief hier falsch. „Ich werde die Prinzessin nun hereinbitte, auf dass wir die Zeremonie durchführen können.“, erklärte der Arzt und erhob sich wieder. Sesshoumaru nickte. Hatte er nicht irgendwas vergessen? Irgendwas äußerst wichtiges, was ihn nicht gestört hätte, wenn es Ima gewesen wäre? Er sah zu Jaken, der jedoch nur perplex zwischen ihm und der Tür hin und her sehen konnte durch die Masakazu gerade verschwunden war. Nun gut, heute würde er heiraten. Das war seine Pflicht als Fürst und das war alle, was er mit seiner neuen Gemahlin teilen würde. Als Sesshoumaru sich erhob und um seinen kleinen Hocker mit dem Sake herum ging um die Stufen hinunter zu steigen betrat Masakazu wieder den Raum. In seiner Begleitung eine kleine, zierliche Frau in weiten, weißen Gewändern, die Kapuze tief ins Gesicht gezogen. Woher er jedoch wusste, dass sie zierlich war konnte er beim besten Willen nicht sagen. Was ihm mehr zu schaffen machte jedoch war der Blick von Cheyenne. Er sagte nur eins: irgendetwas stimmte hier nicht. Und genau das dachte er sich auch. Er konnte doch nicht einfach die Prinzessin übersehen haben die er heiraten sollte, oder doch? So blind konnte er doch einfach nicht sein. Konnte es vielleicht sein, dass Masakazu sich hatte in die Irre führen lassen? Vielleicht war es das, was Cheyenne ihm mit diesem Blick sagen wollte. Doch diese Hoffnung starb wieder. Wieso hatte er eigentlich gehofft, dass das ein Fehler war? Das Menschenweib an sich war ihm doch egal. Er musste nur ein einziges Mal mit ihr schlafen und das war Pflicht, eher durfte er nicht zu seinen anderen Frauen im Harem. Doch etwas lief nicht richtig. Sie trafen sich in der Mitte des Saals, wo sie, nach kurzem Zögern, sich verneigte. Ein Dämonenpriester aus dem Umland trat heran. Sesshoumaru wusste wie es ablaufen würde, er hatte es schon hunderte Male gesehen, dass zwei Dämonen sich verbanden, also hob er beide Hände mit der Handfläche nach oben. Er bot sie ihr an. Dieses mal ohne vorerst inne zu halten hob sie ihre Finger und legte sie in seine. Diese Berührung war ihm vertraut, das spürte er. Und es machte ihn wütend nicht zu wissen, was hier vor sich ging. Der Dämonenpriester stimmte einen Gesang in einer uralten Sprache an und hob die Arme. Die Prinzessin vor ihm rührte sich nicht. Irgendwie war es ihnen beiden unangenehm diese symbolische Vereinigung vor den höchsten ihres Hofstaates abzuhalten. Die eigentliche Vermählung würde in dieser Nacht zu Bett erfolgen. Doch so lautete das Protokoll. Und Sesshoumaru dankte einem imaginären Gott dafür, dass es „nur“ die Verlobungszeremonie war und nicht die in der er die Mutter seines Thronerbens markieren würde. Doch nun erst kam der für ihn interessante Moment. Mit großer Geste nahm der Priester seine Hände herunter und enthüllte wie durch Zufall das Gesicht seiner Frau. Der Kapuze folgend legte sich ihr Kopf in den Nacken und sein Blick traf ihre hell braunen Augen. Ein Bild zuckte durch seinen Kopf, doch noch ehe er es richtig erfassen konnte war es wieder weg. Nur das Resultat dieser Vision blieb ihm: er zog sie an den Händen näher. So nahe, dass ihre Ellenbogen beinahe einen spitzen Winkel angenommen hätten. Woher dieser Impuls jedoch gekommen war wusste er nicht. Fest sah sie ihn an als suchte sie etwas. Chizu konnte es nicht fassen. Das vor ihr war wirklich und wahrhaftig Sesshoumaru. Doch sein Blick war so kalt wie in den ersten Stunden ihrer Begegnung vor drei Tagen. Maskazu hatte Recht, er hatte sie einfach vergessen. Vergessen oder es war ihm egal, dass sie es war und nicht ihre Schwester. Sie wusste nicht was ihr lieber gewesen wäre, denn nichts davon gefiel ihr wirklich. Cheyenne sah zu Masakazu. Sie war sich sicher, dass er genau wusste was passierte und vor allem war sie immer noch davon überrascht wie wenig zurückhaltend das Mädchen war. Jeder Mensch den sie bisher bei solch einer Vereinigung erlebt hatte hielt den Kopf gesenkt, doch sie blickte ihrem Mann stur in die Augen und er sah zurück, als wollten sie sich einen Kampf liefern. „Achte auf Jaken.“, murmelte Masakazu. Sie folgte seinem finsteren Blick und entdeckte den Kröterich, der wie geschockt und erstarrt zugleich in einer Ecke aß und mit offenem Mund seine neue Fürstin ansah. „Sie haben wirklich gedacht es wäre Ima.“ „Das erklärt habe nicht das Vergessen von Chizu.“ „Ich kümmere mich darum.“, versicherte Cheyenne und stahl sich davon. ** Die obere Schicht ihres Mantels fiel zu Boden, kaum dass sie ihr Gemach erreicht hatte. Die nächste Schicht folgte langsam und dann stand sie nur noch in ihrem Unterkleid vor ihm. Sie hatte keine Angst vor ihm und das obwohl sie Jungfrau war, unter Menschen aufgewachsen und er ein Dämon. Sesshoumaru verstand die Welt nicht mehr. Chizu war nicht das was er erwartet hatte: so brav wie ihre Schwester, doch scheinbar ebenso ruchlos wie sie, die außerehelichen Kontakt hatte. „Sesshoumaru-sama...“, hauchte sie und kam auf ihn zu. Er reagierte nicht. Er erkannte sie wirklich nicht. Sie hatte es nicht für möglich gehalten, doch Cheyenne und Masakazu hatten wirklich Recht behalten. Er reagierte nicht auf sie. Er konnte sie doch nicht einfach vergessen haben! „Warum...?“, sie sah ihn hilfesuchend an. Wenn er das alles nur tat, weil er sich dafür schämte mit einem Menschen geschlafen zu haben, warum gab er ihr dann nicht wenigstens ein Zeichen? Sesshoumaru jedoch verstand die Frage falsch. „Weil deine Eltern einen Pakt mit meinen Eingegangen sind. Du wärst gestorben nach der Geburt, doch durch einen Dämonen konntest du weiter leben. Der Preis dafür war dich zu meiner Frau zu machen.“, er hob den Kopf. „Es demütigt deine Eltern, dass ihre Tochter einen Dämonen zum Mann hat und es ist eine Machtdemonstration für uns, weil wir dich langsam zu einen Dämonen machen werden.“ Das war nicht ihre Frage gewesen, doch es war schon mal eine kleine Erklärung wieso sie hier war. Entgegen dem, was ihr Sesshoumarus Körpersprache signalisierte trat sie noch einen Schritt heran und noch einen und legte schließlich beine Hände auf seinen Brustkorb. Sesshoumaru wollte zurückweichen und doch wieder nicht. Nicht, weil es Schwachgewesen wäre, wenn er ihr auswich, es ging mehr darum, dass sie ihn irgendwie festhielt. Er sah sie nur an, versuchte in ihren Kopf zuschauen um zu erfahren was hinter ihrem geheimnisvollen Auftauchen steckte, doch wenn er auch nur tiefer versuchte sich mit ihr zu beschäftigen bekam er Kopfschmerzen. Plötzlich wuchs sie, was ihn wieder zurück in die Gegenwart brachte. Sie kam ihm näher, als sie sich auf die Zehen stemmte und dann war er da. Der Geschmack ihrer Lippen auf seinen. Weich und warm im Gegensatz zu ihren armen, die sich kalt um seinen Hals schlossen. Es kam ihm so vertraut vor. Auch der leicht geöffnete Blick ihrer Augen, dann ließ sie von ihm ab. Und genauso schnell wie das Gefühl von Heimat da gewesen war, war es auch wieder verschwunden. Er schluckte. Dann entknotete er ihre Arme und gab sie ihr zurück. „Ich werde nicht mit dir schlafen.“ Leise murmelte sie ein unverständliches „Was?“. „Ich weiß nicht wie du es schaffst uns alle hinter das Licht zu führen, aber glaube mir, ich komme dahin. Ich werde schon herausfinden was du für ein Spiel treibst.“ Damit machte er auf dem Absatz kehrt, riss die Schiebetür ihres Gemachs auf und stapfte davon. Cheyenne, die einen zeternden, keifenden Jaken im Genick gepackt hatte ließ den Gnom vor Schreck fallen und sah ihm hinterher. „Mein Herr!“, riefen beide zeitgleich. Cheyenne blickte in das Zimmer ihrer Fürstin die sie nur wie versteinert anstarrte. „Was ist passiert?“, fragte sie sie und trat in die Tür. Chizu verstand sie nicht. Chizu verstand absolut niemanden mehr. Chizu wollte eigentlich nur noch... „Jaken-sama“, murmelte sie. „Sagt mir, was mit ihm los ist!“ „Ich?“, schnell wich der Gnom zurück und sah perplex zwischen ihr, Cheyenne und Sesshoumaru hin und her. Natürlich konnte er alles sagen, aber was würde das ändern? Sesshoumaru hatte einen Vertrag, der seine Gefühle für sie ausgelöscht hatte und die Bezahlung war seine Frau. Er tat es weil Ima als Fraß für den Dämon herhalten sollte, doch nun, da ihm bewusst wurde, dass sie einen fatalen Fehler begangen hatten, hätte er seinen Meister in einen noch größeren Abgrund gestoßen, wenn er die Lage aufgeklärt hätte. Er entschied sich zu schweigen. „Ich kenne dich gar nicht, dummes Ding!“, meckerte er los. „Sie ist deine Fürstin, du Gnom! Ich kann dich auch aus dem Schloss schmeißen lassen, wenn du kein Respekt zeigst!“, schrie Cheyenne zurück und zeigte ihm ihre geballte Faust. Das nutzte Jaken aus um schnell zu verschwinden. Cheyenne sah wieder zu Chizu. „Was ist passiert, Herrin?“ Chizu schluckte. „Er glaubt ich sei der Feind.“ Kapitel 7: 07. Kapitel ---------------------- Aufgebracht schob Sesshoumaru die Tür zum Zimmer von Masakazu auf. Unbeeindruckt nippte der an seinem Tee. „Was ist das für ein Weib, das du da angeschleppt hast?“ „Eure Frau, mein Fürst.“ „Das kann einfach nicht sein! Das ist nicht richtig!“ „Verzeiht, aber ich fürchte es ist wahr. Cheyenne hat ihr zur Probe noch im Schloss ihrer Eltern die Arme zerschunden. Sie sind schnell geheilt. Ihre Augen sind ein deutliches Zeichen dafür, dass sie mit dämonischer Milch genährt wurde.“ „Das ist ein Trick! Ein Hinterhalt eines anderen Dämon! Anders kann es einfach nicht sein!“, versuchte er ihm zu erklären. „Ich schwöre dir, Masakazu - bei meiner Ehre! – es gab keine zweite Prinzessin! Nur wesentlich jüngere, aber nicht eine im heiratsfähigen Alter! Nur eine einzige und das war Ima!“ „Verzeiht, Herr, aber was habt ihr den Tag, als ihr in dem Palast wart, alles erlebt?“ „Was? Wozu soll das gut sein?“ „Beantwortet einfach die Frage.“ Sesshoumaru wurde mit dieser unvorhergesehenen Frage der Wind aus seinen Segeln genommen. Nicht nur, weil sie ihn unvorbereitet traf, sondern auch, weil er darüber nachdachte... und je mehr er darüber nachdachte, desto mehr Lücken fand er vor. „Ich habe die Prinzessin beobachtet, ich habe mich für einen der Prinzen ausgegeben, abends mit dem Fürsten gegessen und dann habe ich Ima mit einem der Offiziere entdeckt.“ Masakazu nickte. „Schön, und weiter? Was habt ihr danach getan?“ Eben an dieser Stelle setzten seine Erinnerungen aus. „Sagt es, Herr, was habt ihr getan nachdem Ihr sie beobachtet habt. Ihr wart noch einen weiteren, ganzen Tag lang verschwunden.“ „Ich hielt mich in der Nähe auf.“ „Wozu?“ Ja, wozu war er eigentlich dageblieben? „Ich darf Euch gestehen, Herr, dass mir eure Geschichte mehr Fragen aufzwängt als die Eurer Gemahlin.“ „Was?“ „Fürstin Chizu erzählte mir, dass ihr aufgeflogen seit in jener Nacht.“, Masakazu erhob sich von seinem Tischchen und trat auf seinen Fürsten zu. „Nein, das ist nicht war ich habe...“ „Und Fürstin Chizu erzählte mir auch, dass ihr genau vor zwei Tagen die gesamte Nacht mit ihr verbrachtet.“ Sesshoumaru blieb ein Kloß im Halse stecken. „Das ist eine Lüge...“ „So? diese Lüge würde aber erklären wieso die Prinzessin keine Minute in meiner Kammer weilte, bis sämtliche Ecken und Kanten mit Eurem Geruch durchflutet waren.“ „Das heißt sie ist...“ „Sie ist keine Jungfrau mehr, doch eine ehrenhafte Fürstin! Denn ihr wart es, der ihr die Unschuld nahm!“ „Das ist das Werk eines Dämonen!“ Masakazu grinste. „Die treffendste Beschreibung dafür was ihr seid.“ „Das meine ich nicht!“, Sesshoumaru trat noch einen Schritt auf ihn zu und hob einen Finger. „Mit dieser Information hast du mir nur über genau zwei Dinge Klarheit verschafft, Masakazu.“ „Das freut mich, wenn ich Euch helfen konnte.“ „Zwei Dinge, mein Freund. Erstens: Wir haben es bei ihr mit einem gefährlichen Widersacher zu tun, und Zweitens: Wenigstens weiß ich jetzt, dass ich nicht mehr mit ihr schlafen muss um die Tradition zu erfüllen und zu meinen anderen Frauen zu dürfen.“ Masakazu kratzte sich am Ansatz der streng nach hinten gekämmten Haare, als sein Herr wieder verschwand. War das wirklich die Kernaussage, die er damit verbreiten wollte? ** Chizu hockte sich am Ufer des kleinen Sees im Palastgarten hin und strich mit dem Finger über die Wellen. „Was habt Ihr sonst noch getan um Euch die Zeit zu vertreiben?“, fragte Cheyenne, der es langsam zu langweilig wurde den ganzen Tag nur im Garten herum zu irren. „Nichts. Geschichten meines Bruders gelauscht.“ „Das ist alles?“, fragte ihre Gefährtin überrascht und dachte schnell nach. „Was ist mit jagen?“ „Jagen? Das ist eine Tätigkeit für die Männer.“, Chizu grinste amüsiert und sah der Frau dabei zu, wie sie nach weiteren Ideen forschte. „Was ist mit reiten?“ „Mein Vater meinte das schickt sich nicht für eine Frau meines Standes.“ „Oh Gott!“, langsam gingen Cheyenn die Ideen aus. Was konnte man machen was still war und ihr persönlich zu langweilig war? „Was ist mit Lesen? Oder Go spielen?“ „Go habe ich manchmal mit meinen Dienerinnen gespielt. Und was das Lesen angeht, das kann ich nicht.“ „Wie bitte?“ „Ich wurde nie unterrichtet. Mein Vater meinte, es wäre Zeitverschwendung.“ Cheyenne fasste sich an den Kopf. Wo war sie da nur hineingeraten? Dieses Mädchen war die Langeweile in Person und wusste noch nicht einmal, was ihr dabei entging! „Schön, dann werde ich Euch heute Nachmittag zum Training unserer Kinder mitnehmen.“ „Cheyenne!“, eine Dienerin kam angerannt. In ihren Händen trug sie schützend einen Behälter. Chizu stand auf, als die Frau sie erreichte. Lächelnd verneigte sie sich schnell, dann reichte sie der Soldatin das Gefäß in ihrer Hand. „Ah, war es wieder soweit, ja?“ Die Frau nickte. „Mit besten Empfehlungen der Amme. Diese Milch wird Euch einen starken Gefährten bescheren!“ Cheyenne verneigte sich danken und entließ damit die Frau. „Milch? Damit ihr alle groß und stark werdet?“, äffte Chizu eine scheinbar ältere Person nach. Cheyenne lachte kurz. „Ja, so, oder so in etwa. Das ist Dämonenmilch für einen der Hunde.“ „Und ich dachte immer Katzen würden die Milch bekommen.“ Die Frau gluckste. „Nein, nicht solche Milch. Das ist Milch, wie Ihr sie auch bekommen habt als ihr noch klein wart, Herrin.“ Chizus Blick wurde ernst. Das war wirklich so Wortwörtlich gemeint? Sie dachte das gesäugt werden von einem Dämon wäre eine Umschreibung für etwas anderes gewesen. Vorsichtig späte sie in die Schalte der Dämonin. Die Flüssigkeit in ihr war weiß und silbrig zugleich. Ein wunderschöner Schimmer legte sich auf ihr nieder durch die Sonne. „Was genau hat es mit dem Zeug eigentlich auf sich?“, fragte Chizu und sah wieder zu Cheyenne auf. „Nun, Dämonen sind ebenso wie die Menschen Säuger. Diese Milch gibt unseren Kindern als Babys genügend Kraft die notwendigen Anlagen für ihre grenzenlose Stärke zu sammeln. Bei Euch, Herrin, hat sie das Leben einer Person gerettet. Ihr wart wohl sehr krank, als Ihr auf die Welt kamt, doch durch den Handel Eurer Eltern wurde Euch eine Amme von uns geschickt. Die ersten Monate Eures Lebens bekamt ihr die Muttermilch eines Dämonen zu trinken.“ „Und das rettete mir das Leben.“, schlussfolgerte Chizu. „Nicht nur das. Es hat Euer Leben auch verändern und wird es noch weiter verändern.“, Cheyenne lachte leise bei dem verwirrten Blick ihrer Herrin. „Seht ihr, die Milch, die eigentlich unseren Kindern helfen soll ihre Kraft zu entwickeln, tut dasselbe auch mit Euch. In den nächsten vierundachtzig Jahren werdet ihr nach und nach ein Dämon werden. Welche Rasse hängt davon ab welcher Dämon Euch genährt hat. Da ist jedoch goldene Augen habt und hier her gekommen seid denke ich, dass es definitiv ein Hundedämon unseres Clans gewesen ist. Welcher kann ich aber auch nicht sagen.“ „Das wäre doch interessant zu erfahren.“ Cheyenne vollführte eine Verrenkung, die wohl ein vorsichtiges „ja, vielleicht“ bedeuten sollte. „Und was machen wir jetzt damit?“, fragte Chizu weiter und wies auf die Schale. „Soll ich noch einen großen Schluck nehmen oder was?“ Cheyenne lachte wieder los. „Nein, das hier ist für einen Welpen Eurer Wahl.“ „Wie das?“ „Nun, es ist brauch, dass die menschliche Fürstin als Zeichen dafür, dass sie ihr Schicksal als Dämon annimmt und uns respektiert, einen Welpen unserer Hunde nimmt und ihn damit füttert.“ „Und dann?“ „Nichts und dann. Da der Hund dichter an uns ist als ein Mensch wird er in wenigen Tagen ebenfalls ein Dämon sein. Keiner wie wir, aber so in etwa. Es gibt immer zwei Sorten einer Dämonenrasse: die mächtigen, die eine menschliche Gestalt haben, und die kleinen niederen, die aussehen wie junge Tiere, und doch etwa Pferdgroße Exemplare unserer Spezies sein können.“ „Alles... klar...“, murmelte Chizu. So wirklich konnte sie sich das noch nicht vorstellen. Sie hatte davon zwar schon gehört, ihr Bruder hatte ihr mal von einem Bären erzählt, der erst klein und dann plötzlich riesig war, aber das... „Schön, du willst mich doch nur reinlegen, wofür ist die Milch?“, fragte Chizu noch einmal. „Soll ich darin Baden?“ Cheyenne machte eine nachdenklich amüsierte Geste. „Die Arme Frau, der wir diese Unmengen Milch abzapfen müssten...“ Sie lachten beide als sie über die weite Wiese gingen zu einem Schuppen. Von irgendwoher kamen zwei ausgewachsene Hunde gerannt und krochen durch eine Klappe am unteren Ende der Tür hinein in da Gebäude. „Das war wirklich dein Ernst?“ „Natürlich! Aber bevor wir dort hinein gehen muss ich Euch warnen. Wir haben zwar die Hündinnen mit ihren frischen Würfen woanders untergebracht, sodass von denen keine Gefahr mehr ausgeht, aber die kleinen Racker der älteren Generation sind so verspielt, die rennen einen um, wenn sie ihn nur sehen.“ „Ist in Ordnung, ich gebe schon Acht!“, versicherte Schizu als Cheyenne die Tore weit öffnete und begann augenblicklich erschrocken zu quietschen, als eine Welle von kleinen Hunden auf sie einstürmte. „Mein Gott...“ „Nicht ganz.“ Cheyenne folgte Chizu, die versuchte den Saum ihres Kimonos zu schützen, in den Schuppen. Zufrieden sah sie ihrer Herrin dabei zu, wie sie sich langsam hinhockt und fast von einem größeren, wohlgenährten Welpen umgehauen wurde. Als Chizu sich von den Jungen beschnuppern ließ, ließ Cheyenne ihren Blick über die übrigen Hunde schweifen. Die Elterntiere saßen und lagen in der Ecke herum oder betrachteten die Frau in der Traube ihrer Jungen hechelnd und mit wehendem Schwanz. Dort hinten lag ein zwei Wochen altes Junges... Cheyenne stutzte. Waren nicht alle Hündinnen mit Welpen, die jünger waren als zehn Wochen auf der anderen Seite des Geländes? Entsetzt sah sie zu dem kleinen. Schon seit vielen Jahren hatte sie kein Ausgestoßenes Junges mehr gesehen. Chizu war der Blick der Soldatin nicht entgangen. Nachdenklich folgte sie ihm und kraulte einem jungen Hund hinter dem Ohr, der ihr die Finger abschleckte. Sie konnte nicht so viel sehen wie die Dämonin in der Dunkelheit, doch es war genug um zu erkennen, dass ein kleines hellbraunes Bündel dort lag. Neugierig darüber was sie daran so faszinierte erhob Chizu sich und ging näher. Gefolgt von der Welpentraube ging sie näher und kniete sich neben den kleinen Hund hin. Als wäre er giftig mieden die anderen Hunde ihn und ließen einen Sicherheitsabstand in dem locker auch Cheyenne hätte stehen können. Ohne Bedenken wegen ihrer Kleidung sackten Chizus Knie zu Boden und stützten sie ab, als sie sich über den Hund lehnte. Sein Atem war schnell und flach, kaum mehr ersichtlich und er war so klein und zerbrechlich, als hätte er Tage hier gelegen ohne jede Nahrung. „Es ist immer wieder schrecklich, wenn so etwas in unseren Mauern passiert.“, Cheyenne flüsterte fast. „Kommt das öfter vor?“ Die gefragte Schüttelte den Kopf. „Nein. Zuletzt vor etwa fünfzig Jahren. Ich weiß nicht mehr genau.“ Vorsichtig, voller Angst sie könnte das kleine Geschöpf kaputt machen, schob Chizu die Läufe an den Hund heran und umschlang ihn mit beiden Händen. Sein Rumpf war gerade mal so groß, dass er auf ihre Hand passte, seine Augen waren groß, geschwollen und geschlossen. „Er wird aus einem der letzten Würfe stammen. Am besten bringen wir ihn zu Ayami, die hat die Verantwortung über die Tiere.“ Chizu besah sich den kleinen genauer. Dicht holte sie ihn an ihr Gesicht heran, dass ihre Nase fast seine Schnauze berührte. „Er ist so winzig.“ „Er ist gerade einmal eine Woche alt, wenn es hoch kommt heißt das. Er ist noch voll auf seine Mutter angewiesen.“ „Die ihn zurück gelassen hat.“ Dazu konnte Cheyenne nichts mehr sagen. „Wenn die Dämonenmilch mich gerettet hat, wie sieht es dann mit diesem Welpen aus?“ „Aber Herrin, ist das Euer ernst? Er wird nicht mehr wachsen und auf ewig so klein bleiben?“ „Außer in einer Gestalt so groß wie ein Pferd.“ „Außer dann. Aber normalerweise sucht sich eine Fürstin einen Welpen aus, der kräftig ist und verspielt und lernfähig.“ Chizu schwieg. „Vielleicht hatte keine vor mir die Gelegenheit.“ Das konnte Cheyenne nicht beantworten. „Ich möchte ihn, weil er mir Leid tut. All diese Welpen haben jemandem, dem ich sie wegnehmen. Dieser hier ist...“ „So wie Ihr...“, schlussfolgerte sie. „Ein wenig, ja.“ „Gut, dann eben diesen Welpen.“, Cheyenne nickte und trug die Schüssel wieder aus dem Schuppen hinaus, schloss hinter sich die Tür und geleitete dann ihre Fürstin stillschweigend in einen Pavillon am See. Es waren zwei Diener, die ihnen wie aufs Stichwort Tee und Gebäck servierten, als Chizu sich gerade auf einem Kissen niederließ. Leise betrachtete Cheyenne den Welpen auf ihrem Schoß und schob dann die Schale über den Boden zu ihrer Fürstin. ** Begleitet von Masakazu marschierte Sesshoumaru durch das Tor in den abgeschirmten Bereich seines Harems und stieg gerade die lange, gewundene Treppe an einer niedrigen Klippe herab, als er sie schon roch. Seine Frau. Sie lief draußen herum. Ihr wollte er eigentlich nicht begegnen. Am besten nie wieder. Auf einem Sandpfadstieg er den Berg von weiter oben, wo das Hauptgebäude stand, weiterhinab, bog um die Kurve und ergötzte sich an dem glitzern des Sees, der sich weiter unten hinter der Wiese erstreckte. Zwei Diener kamen ihm entgegen und verneigten sich hastig. Sie kamen aus der Richtung des Pavillon in dem unverkennbar zwei Frauen saßen. „Ah, das Ritual des Wächterdämonen!“, bemerkte der Arzt. Sesshoumaru blieb stehen und beobachtete das Gebäude. Wie konnte das sein, wenn es keinen Welpen um die beiden Frauen herum gab? Er musste an seine Theorie denken, dass Chizu ein Dämon war, der ihnen Schaden wollte. Wollten sie das Wächterritual durchziehen, dann würden sie die Milch einer Dämonenmutter brauchen. Allein ein Schluck davon konnte in einem erwachsenen Dämonen unbändige Kräfte hervorrufen und ihn für einige Zeit unbesiegbar machen. Das wäre ihr Ende. Masakazu konnte gar nicht so schnell seine Sinne ordnen, da war Sesshoumaru schon auf dem schnellsten Weg zum See hinunter gerannt. Doch was er da vorfand, war natürlich nicht, was er sich gerade eben noch in seinen finstersten Vorstellungen ausgemalt hatte. „Ich hätte es nicht für möglich gehalten, dass die Kraft so schnell wieder zu ihm zurück kommt!“, erklärte Chizu begeistert ohne von ihm weiter Notiz zu nehmen und stützte den kleinen Hund mit einer Hand ab, den sie gerade eben noch von dem Boden der Scheune gefischt hatte. Gierig stopfte er seine kleine Schnauze in die Milch und schlang in großen Zügen. „Immerhin kam sie wieder.“, bemerkte Cheyenne und sah auf in das herrische Gesicht ihres Fürsten. Sofort sprang sie auf und verneigte sich. Erschrocken sah Chizu auf, doch als sie sah, dass es „nur“ Sesshoumaru war, wandte sich wieder ab und beobachtete den Welpen vor ihren Knien. Leise lachend trat Masakazu näher und ging hinter Chizu um sie herum, ehe er sich neben ihr auf die Knie sinken ließ. „Da habt ihr euch aber einen ungewöhnlich jungen Welpen ausgesucht.“, erklärte er liebevoll. „Zu jung. Welpen dürfen erst ab der der achten Woche mit der Dämonenmilch gefüttert werden.“ „Dieser ist eine Ausnahme, Herr.“, erklärte Cheyenne. „Er wurde verstoßen. Die Fürstin hat ihn gerade in der Scheune gefunden.“ „Wieso ich? Das bist du gewesen.“, erklärte Chizu lächelnd, als nun auch in den kleinen Schwanz des Hundes Kraft zurück kehrte. Schnell wie ein Kolibri wackelte er hin und her. Unfähig dieses Bild einzuordnen betrachtete Sesshoumaru diese Szenerie. Konnte er wirklich glauben, dass dieses Mädchen ein Dämon mit finsteren Gedanken war? Sanft strich sie dem Welpen hinter dem Ohr entlang unter das Kinn. Er zog den Kopf aus der Milch und liebkoste ihre sanfte Haut mit der Zunge. „Na hallo, wer wird da denn munter?“, fragte Masakazu amüsiert und hielt reflexartig eine Hand unter das Tier, als es versuchte aus der Schale zu klettern und dann den großen Berg, namens Chizus Knie zu erklimmen versuchte. Ein verzaubertes Lächeln von Chizu ließ Sesshoumarus Sinne aussetzen. Wie erstarrt versuchte er das Bild zu fassen das er vor sich sah. „Kann er sich denn nicht für mich interessieren? Ist es so abwegig?“, schoss es ihm durch den Kopf. Geschockt griff er sich an die Stirn und taumelte einen Schritt zurück. „Sesshoumaru-sama!“, rief Cheyenne schockiert und auch Masakazu sprang auf. Chizu wusste nicht, was sie tun sollte und nahm ihren Hund auf den Arm. Mit weit geöffneten Augen und Mund beobachtete sie ihn, wie er mit Hilfe von Cheyenne wieder Boden unter den Füßen fand. „Vielleicht seid ihr es, den ich einmal gründlicher untersuchen sollte.“, stellte Masakazu fest. „Nein, es geht schon.“, versicherte Sesshoumaru mit rauer Stimme. „Seid Ihr Euch sicher, Sesshoumaru-sama?“, flüsterte die Fürstin und trat näher heran. Es war ein Drang in ihm, dass er näher ging, doch er konnte sich beherrschen. Dieser kleine Dämon vor ihm wollte doch nur genau das. Sie wollte ihn verhexen. „Ihr seht nicht gut aus, Herr.“, gab sie zu bedenken und legte, ehe er protestieren konnte einen Handrücken auf seine Wange. „Ihr seid ganz heiß...“, ihre Finger strichen über seine Haut. Für einen kurzen Moment wollte er die Augen schließen, doch da holte ihn etwas anderes aus ihrem Bann zurück. „Sesshoumaru-sama!“, rief eine begeisterte, weibliche Stimme quer über die Wiese. Ausgelassen lachend, die Kleider wehend ihm Wind liefen gleich vier Frauen auf sie zu. Ihre bloßen Füße schienen den Boden nicht einmal zu berühren – bloße Füße? Bei der Kälte? - , dabei war ihre seidige Kleidung und die Haare so leicht wie federn. Chizu machte überrascht drei Schritte Rückwärts und trat in die Schale mit der Dämonenmilch, die sich quer über den Steinboden ergoss. „Oh nein!“, jammerte sie und kümmerte sich augenblicklich nicht mehr um die Frauen. „Das ist schon in Ordnung, Herrin. Da wo die herkam gibt es noch viel mehr!“, Cheyenne hielt sie am Arm fest ehe sie die Splitter einsammeln konnte, dann baute sie sich schützend vor ihr auf. Chizu hätte sich nichts dabei gedacht, doch dann schob sich auch Masakazu halb in ihr Sichtfeld. Lachend sprang die erste der Frauen auf das Podest des Pavillon und klammerte sich vor süße nur so strotzend an Sesshoumarus Arm. „Oh, Sesshoumaru-sama, endlich seid ihr wieder bei uns!“, sang sie los und drückte sofort ihre Wange in seinen Oberarm. Die nächste war noch schlimmer, sie schlang sofort ihre Arme komplett um ihn und vergrub das Gesicht unter seinem Arm in den Rumpf. „Sesshoumaru-sama!“, erschrocken wandte Chizu sich den Schlafräumen zu. Beinahe ein Dutzend weitere Frauen kamen auf ihn zu gerannt. Empört riss sie den Mund auf, als sie das Schauspiel sah, wie er einer von ihnen über den Haarschopf strich und sich dann von ihnen mitziehen ließ. „Das sind doch wohl nicht etwa...“ „Seine Frauen. Ich fürchte doch, meine Herrin. Das sind alle Mätressen unseres Fürsten.“ Chizu schluckte. Sie wollte sich selbst die Kugel geben, als sie die wunderschönen Silberhaare in den verschiedensten Frisuren sah. Ihre Kleidungen verhüllten sie, doch gaben genug Spielraum für Phantasien. Man sah ihnen an wofür sie gemacht waren: Sie sollten dem Fürsten Kinder gebären. Eine von ihnen würde ihm einen Thronerben schenken. Wenn Chizu noch für einen kurzen Moment die Hoffnung hatte, dass alles besser wurde, so war diese nun verloschen. Mit keiner der Dämoninnen konnte sie auch nur im entferntesten Mithalten. Gegen all diese Schönheiten, die sich hier um ihren Mann versammelten, war sie das hässliche Entlein im Teich. Kapitel 8: 08. Kapitel ---------------------- Erfrischt und wieder etwas bessergelaunt, seine Sorgen vollkommen vergessen verließ Sesshoumaru einige Stunden später wieder seinen Harem, unwissend darüber, dass er von zwei Personen beobachtet wurde. Chizu schluckte schwer und wandte sich von dieser Szenerie ab. Cheyenne sah ihr nach, dann schloss sie wieder auf. „Wenn es Euch hilft, meine Herrin, dann lasst Euch gesagt sein, dass beinahe keine menschliche Fürstin jemals die Hauptfrau des Fürsten wurde.“ „Sehr tröstlich, Cheyenne, vielen Dank.“ „Sollte es eigentlich werden, ja.“, murmelte sie. „Seht Ihr, auch wenn Ihr Euch in einen Dämonen verwandelt, mit all seinen Einzelheiten, und auch wenn ihr selbst jetzt schon nur Dämonen für ihn gebären würdet, so halten Euch trotzdem die Meisten von uns noch für unrein, oder unwürdig, nehmt es wie Ihr wollt.“ „Aufbauen ist nicht unbedingt deine Stärke, oder Cheyenne?“ „Ich fürchte nein.“ Chizu seufzte. „Wie wäre es, wenn du mir einfach sagst, was du mir sagen willst?“ „Sie will damit sagen, dass bisher alle Fürstinnen, die einst menschlich waren, ihre Liebe außerhalb der Herrschaftsfamilie fanden.“, überrascht blieben die beiden Frauen stehen und fanden sich gleich darauf der Fürstenmutter in ihrem schönsten Junihitoe gegenüber. Schnell verneigten sie sich vor ihr. Chizu hatte noch nicht mit ihr zu tun gehabt. Sie konnte sich nur daran erinnern sie auf ihrer Hochzeit und dem darauf folgenden Essen gesehen zu haben, doch bisher hatte sie keinen Kontakt zu ihrer Schwiegermutter aufgenommen oder anders herum. Sie kicherte leise, mit einem gewissen fürsorglichen Unterton. „Mein Name ist Mika, Chizu. Es macht nichts, dass du das nicht weißt.“ „Entschuldigt bitte. Ich habe nie mit Sesshoumaru über seine Familie gesprochen wisst ihr...“ Sie lächelte sie weiter Liebevoll an, ging einmal um sie herum um sich wieder in ihre Richtung zu drehen und verdrängte Cheyenne wieder in den Hintergrund, was diese aber nicht weiter störte. Immerhin war es die fürstliche Mutter, die dort vor ihr Stand. Quasi die Second Lady, nach Chizu. „Das macht nichts. Wenn ich das richtig einschätze hält sich mein Sohn so oder so von dir fern.“ So einen freundlichen Eindruck wie die Frau auch machte, jetzt mochte sie sie nicht mehr. War sie nur da um ihr ihre Selbstachtung zu nehmen? Zum Glück waren sie an ihrem Gemach angekommen und Cheyenne öffnete die Tür zu selbigen. Es war nur förderlich für ihren weiteren Frust, dass Mika ihr auch dort hinein folgte. „Ich weiß ja nicht, was du getan hast, mein Kind, aber...“ „Um eines klar zu stellen, ICH habe rein gar nichts getan!“, fuhr Chizu sie an, als sie das dumpfe Geräusch einer sich schließenden Tür hinter sich vernahm. Augenblicklich stand sie einer verblüfften Mika und einer panisch mit den Händen wedelnden Cheyenne gegenüber. „Ich komme hier her, ich lasse es über mich ergehen, dass er seinem Masakazu aufgetragen hatte mich zu untersuchen, weil er meine Schwester erwartet hatte, die eine Affäre mit meinem Verlobten hatte, und wenn das noch nicht genug war: Anstatt sich zu freuen mich wieder zu sehen behandelt er mich wie einen Eindringling!“ Mika blinzelte einmal, dann noch einmal, dann sah sie zu Cheyenne, die augenblicklich wie erstarrt stehen blieb in ihrer Hampelei. „Würdest du mich aufklären, Liebes?“ Chizu wandte sich von den beiden ab, als Cheyenne der älteren Dämonin versuchte eine kurze Zusammenfassung zu geben. „Huh, das bringt mal wieder Leben ins Schloss!“, erklärte sie begeistert, wenn auch mit einer Stimme, die eher das Gegenteil hätte vermuten lassen. Chizu ließ sich auf eines ihrer Kissen sinken an ihrem Tisch und ließ ihren Hund los. Der machte drei Schritte und fiel dann mit allen vieren von sich gestreckt zu Boden. „Bitte, nennt es wie Ihr wollt. Mir gefällt das alles nicht.“ Mika ließ sich neben ihr auf ein zweites Kissen plumpsen, als Cheyenne bereits die Diener rief. „Ihr habt eine hohe Glaubwürdigkeit wenn ihr es schaffen konntet Masakazu und Cheyenne auf Eure Seite zu ziehen, Chizu.“ „Das klingt als würdet ihr glauben, dass ich Lüge.“ „Tut ihr das?“ „Nein.“ „Dann lasst mich fortfahren. Sesshoumaru ist der Sohn seines Vaters und er wird es immer sein. Es ist demnach nicht abwegig, dass er sich in eine Menschenfrau verliebt hat und wenn diese Menschenfrau mir einen vollwertigen Dämonen als Enkel gebären kann, dann bin ich damit auch zufrieden.“, Mika winkte ab ehe Chizu etwas darauf erwidern konnte. „Jedenfalls, lass dir bitte eines gesagt sein, mein Kind: Ich mag keine der Mätressen meines Sohnes sonderlich. Keine von ihnen hat auch nur ein wenig Gehirnmasse zwischen den Ohren“, Chizu und Cheyenne begannen zu kichern. „Und vielleicht ist es bei dir nicht anders, doch wenn du mir sagst, dass Sesshoumaru eine Nacht mit dir verbrachte von der er sich jetzt nicht mehr erinnern kann, zu einer Zeit in der er noch dachte, dass du ein einfacher Mensch wärst, dann musst du etwas Besonderes an dir haben. Vorausgesetzt natürlich es ist wahr. Denn wenn nicht werde ich dir dein Fell über die Ohren ziehen, sobald es dir wächst.“ „Ich Lüge nicht, Herrin, das schwöre ich Euch.“ „Tust du das?“, amüsiert grinste Mika. Drei Diener kamen herein, bepackt mit dem Essen für drei Personen, und tischten es vor den Frauen auf. Als sie wieder gingen nahm die Fürstmutter ihre Stäbchen zur Hand und eine Schale. „Noch, mein liebes Kind, hat keine der Püppchen meinen Sohn überzeugt seine Hauptmätresse zu werden. Noch hat sich keine von ihnen das Recht erworben seine Kronprinzenmutter zu werden.“ „Ihr glaubt also ich hätte noch eine Chance.“ „Sieh einer an, die Kleine hat Intelligenz mit dem Löffel verfüttert bekommen!“ Chizu zog einen Mundwinkel und die Augenbrauen hinauf. Kam es ihr nur so vor, oder hatte diese Frau ein Ei am wandern? Schön, vermutlich sogar jeden Monat eins, aber das... „Wie glaubt Ihr sollte ich gegen diese... Schönheitskonkurrenz antreten?“ „Um die Schönheit mach dir keine Sorgen. Sesshoumaru hat dich einmal genommen, dann wird er es auch wieder tun. Und mit Cheyenne und mir... “, sie sah zu Cheyenne. „Nun gut, vielleicht auch NUR mit mir an deiner Seite wirst du schon das richtige Aussehen für einen gelungenen Flirt erhalten.“ „Sollte ich das persönlich nehmen?“, fragte Cheyenne verwirrt. „Aber nein, Herzchen!“, beeilte sich Mika zu sagen. „Ich stehe auf deine Rüstung! Ganz besonders wenn ich nachts allein in meinem Bett liege träume ich davon sie zu knacken. Nachteil nur daran ist, dass ich eine Frau bin. Ich stehe auf Rüstungen – an Männern wohl gemerkt. Sesshoumaru ist ein Mann, der wird sich was... naja... weiblicheres wünschen.“ Cheyenne begann erhaben zu lächeln. Zwar hatte Mika in der letzten Zeit ohne ihren Mann und mit Sesshoumaru auf Wanderzügen hier die Führung gehabt, doch so einen verschwommenen Schwachsinn hatte sie doch noch nie zuhören bekommen von ihr. „Aber erst mal zum weiblichen: der Welpe als Accessoire ist schon mal nicht schlecht. Wie heißt er?“ „Ehm...“, ratlos sahen sich die Soldatin und die Fürstin an. „Keine Ahnung, wir haben noch nicht nachgedacht. Wir wissen nicht mal ob es ein Männchen oder Weibchen ist!“ „Na dann schaut nach!“ Schnell kam Cheyenne der Aufforderung nach und drehte den Welpen einfach auf den Rücken. „Ein Weibchen.“ „Dann heißt sie jetzt Ami!“, beschloss Mika einfach. „In Ordnung.“, Chizu zuckte nur mit den Schultern und sah dabei zu Cheyenne, die immer mehr den Eindruck hatte sie wäre in ein parallel Universum geraten. „So, nun weiter zu meinem Plan.“, Mika stopfte sich etwas Reis in den Mund und sah dann zu Chizu. „Der Balztanz der Dämoninnen – sozusagen der Balztanz – ist das Singen für den Mann, den sie umwerben.“ „Singen?“, frage Chizu ungläubig. Gerade das wurde ihr von ihrem Vater immer strengstens untersagt. „Eine Blume riecht gut, Ein Pfau hat schöne Federn um sein Weibchen anzulocken, bei uns Dämonenfrauen ist es die Stimme.“ „Der Ruf der Liebe also.“ Cheyenne gluckste. „Ganz genau!“, Mika war plötzlich packend ernst. „Also, Plan a: kannst du singen?“ Chizu machte einen überraschten Ton. Das wusste sie nicht. Sie hatte es nie probiert. „Keine Ahnung?“, fragte sie einfach gerade heraus. „Ich wurde in absolut nichts unterrichtet. Und das Singen hatte mein Vater mir verboten, schon als ich klein war. Das war uns allen verboten.“ „Dann erhebe dich!“ „Wie bitte?“ „Steh auf!“ Chizu sah zu Cheyenne, doch die zuckte nur mit den Schultern, also tat sie, wie ihre Schwiegermutter von ihr wollte. „Und nun: singe!“ Es blieb still. Zu abstrus war Chizu diese Situation. „Und was?“ „Fangt einfach mal damit an:“, begann Cheyenne, räusperte sich kurz und brachte einen geschmeidigen, weder tiefen noch hohen Ton zustande. Chizu sah sie erst an wie ein Eichhörnchen einen Berg, doch dann: „Was...“, sie äffte den Ton nach, „Soll das, Cheyenne?“ Mika begann zufrieden zu lachen und klatschte die Hände zusammen. Genau das! Genau das! Mach es noch einmal! „Was?“ „Singt mir einfach nach!“, bat Cheyenne und traf einen weiteren, höheren Ton, ging höher und höher und schließlich sprang Mika auf als Cheyennes Stimme versagte. Höher und höher... Bis Chizu zu husten begann. „Ich gratuliere dir! Du triffst genau die Töne, die das Herz eines männlichen Dämons zum Schmelzen bringen! Und nun, Chizu, mach dich bereit, zu gesangsstunden bei der Lieblingssängerin deines Mannes.“ Mika rieb sich verwegen die Hände. ** Knurrend erhob er sich aus einem Haufen Asche und warf sich die Kapuze über den Kopf. Ein kleiner, abgemagerter Gnom kam auf ihn zu gerannt. „Herr, Meister, mein Gebieter!“, er warf sich vor ihm in die Überreste der Burg. „Was geschieht nun? Wie verfahren wir weiter?“ „Er hielt sich nicht an die Abmachung.“ „Der Fürst des Westens?“ „Natürlich der!“, er warf ein Stück Kohle nach seinem untergebenen. „Trommle die Oni zusammen. Wir werden sein Land verwüsten, so lange, bis er mir seine Frau ausgeliefert hat!“ „Ja Herr, mein Meister!“, damit verwand der Gnom. Sesshoumaru, wie er ihn verfluchte. Er machte den Packt um die Gefühle für seine Frau zu vergessen und wollte ihm eben diese dafür ausliefern. Und was tat er? Er versteckte das Weib hinter seinen Mauern. Ihre Eltern und den gesamten Hofstaat in dem sie aufgewachsen war hatte er deswegen dem Erdboden gleich gemacht. Und sie waren nur der erste Streich auf dem Hoheitsgebiet des Fürstens des Westens. Mit einem dumpfen puff wurde er zu einem pechschwarzen Kolkraben und flatterte in die dunklen Rauchwolken hinein. Er segelte über die Dächer der Dörfer hinweg, bis er zu der Burg im Felsen jenes Dämonen gelangte, der ihn so hintergangen hatte. Wie eins mit der Nacht segelte er herab, vorbei an den Wachen, die ihn nur als gewöhnliches Tier wahrnahmen und hinein in die Richtung des Harems. Hüpfend kam er auf der Wieso vor dem See zum Stehen, der sich aus der Luft als Stausee eines Kraters herausstellte. Und hackte zur Tarnung auf den Boden ein. Zwei Wachen kamen an ihm vorüber, betrachteten ihn kurz, doch nahmen nicht weiter Notiz von ihm. Hier irgendwo war sie, die Frau, die ihm versprochen war von dem Möchtegernfürsten dieses Gemäuers. Als er sich sicher war, dass niemand mehr in seiner Umgebung war, der ihm gefährlich werden konnte hob er wieder ab und flog auf den Terrassengang. Suchend flog er an den kunstvoll verzierten Fenstern über den Türen entlang und spähte hinein. Sofort fand er sie. Das war nicht schwer, ihr Zimmer war das mit der größten Tür, den schönsten Verzierungen und vor allem war sie vermutlich die einzige, bei der ein Hund und eine Leibwächterin schliefen. Still setzte er sich auf den Vorsprung einer der Verzierungen und späte herein. Chizu hatte sich auf der Seite zusammen gerollt. Mit einer Hand auf dem Rücken von Ami schlief sie einen tiefen Schlaf. Sie war es, die er wollte. Und er hatte ihn einfach verraten. Aber er würde sie sich holen, komme was da wolle. Und diesen Palast würde er in Schutt und Asche legen. Keiner würde leben heraus kommen. Erschrocken von flatterte er davon, als sich Fußgetrappel näherte. Zwei Soldaten wichen Rückwärts zurück, als ihnen der Rabe entgegengeflogen kam und dann verschwand. Doch sie machten sich nichts weiter daraus. Von der anderen Seite des Geländes näherte sich Sesshoumaru. „Herr!“, die zwei Soldaten fingen ihn ab. Hochnäsig sah er sie an. „Herr, die Burg der Minamotos, sie ist komplett abgebrannt.“ „Was sagt ihr da?“, fragte er irritiert. „Wir haben es gerade von einem Späher Erfahren. Scheinbar waren es Dämon.“ „Welcher Gattung?“ „Das wissen wir noch nicht.“ Sie war nicht dort, sie war in Sicherheit! Woher kam der Gedanke? Und wieso erleichterte er ihn so? Egal, er schob ihn einfach beiseite und dachte an Chizu. Vielleicht war sie es gewesen, der das Schloss zerstört hatte. Der Dämon, der sich hier als seine Frau ausgab, er hatte das Schloss in Schutt und Asche gelegt um seine Spuren des Verrates zu verwischen. Er trat an den beiden Männern vorbei, an die Tür zum gemach seiner Frau. Ein kurzes Lauschen zeigte ihm, dass darin alles still war. Er öffnete die Tür und untersuchte die drei Lebewesen in dem Raum mit seinen Augen. Cheyenne, der Hund und auch Chizu. Sie waren alle da und es sah auch nicht so aus als wären sie in letzter Zeit in ein Feuer verstrickt gewesen. Hatte er der jungen Fürstin vielleicht doch Unrecht getan? Wenn ja... Nein, das konnte er nicht. Er wusste, dass etwas mit ihr nicht stimmte und er war sich beinahe sicher, dass sie diesen Anschlag vermutlich verübt hatte. Er würde sie ihm Auge behalten, soviel stand fest. Kapitel 9: 09. Kapitel ---------------------- Aufmerksam beobachtete Mika Chizu. Irgendwas war anders an ihr, seit sie sie am Abend zuvor verlassen hatte. Nur was? Ihre Augen hatten noch immer denselben hellbraunen Ton, ihr Haar war noch immer von diesem tiefen Schwarz... Doch irgendetwas hatte sich in den letzten Stunden an ihrer Schwiegertochter verändert. Mika schob den Gedanken an eine andere Stelle in ihrem Kopf und folgte dem Blick der jungen Fürstin hinaus zum Ufer des Sees, vor dem Cheyenne durch eine Gruppe von Kindern lief, die ihre Kampftechniken trainierten. Hier und dort korrigierte sie die kleinen. Chizu war weniger daran interessiert was sie dort taten, als an dem Glasbau dieses Saals in dem sie saßen. Es war ein Vorführraum für Musik und Tanz, soviel hatte ihr Mika gesagt. Und er lag unterhalb der Schlafräume der Frauen und Sesshoumaru, halb eingearbeitet in den Felsen. Die Türen waren aus dickem Glas, durchzogen von bunten Linien, die zusammen verschiedene Darstellungen von Dämonen zeigten. „Diese Kinder sind aber nicht alle von Sesshoumaru, oder?“, fragte Chizu mehr zur Sicherheit, als das es wirklich ernst gemeint war. Sie konnte sich das nicht vorstellen. „Nein, keines dieser Kinder ist Prinz oder eine Prinzessin. Es sind Kinder der Bediensteten und Wachen.“ Chizu nickte verstehend. Sie musste sich eingestehen, dass der Zusammenhalt unter den Dämonen doch ganz anders war als der, den sie von daheim kannte. Niemals hätte ihr Vater sich darum geschert das Kind einer Dienerin unterrichten zu lassen, vorausgesetzt natürlich es war nicht sein eigenes Kind. Hier jedoch lief es anders. Chizu nahm eine Bewegung war. Die Stufen den Hang hinauf zu den Gemächern stieg eine Frau herab. Ihr Gesicht war gezeichnet wie das von Cheyenne und in ihren Händen hielt sie eine Schale, gleich der, aus der Chizu Ami am Tag zuvor zu trinken gegeben hatte. Sanft, als würde sie schweben, glitt sie an ihnen vorbei zur Tür und öffnete diese. Als sie eintrat verneigte sie sich kurz und kam dann näher. „Guten Morgen, Herrin, meine Fürstin“, begrüßte sie sie und hockte sich neben sie um die Schale auf den Boden zu stellen. Ami wackelte heran und landete fast in der guten Milch, ehe sie von ihr trinken konnte. Chizu betrachtete die Frau und entdeckte unter dem Kragen ihres Kimonos ein Bündel. Ein kleiner, weißhaariger Kopf lag auf ihrem Brustbein. Die Dämonin vor ihr war die Amme. „Chizu, darf ich dir Reika vorstellen?“, begann Mika. „Sie war schon die Amme von Sesshoumaru und deine übrigens auch.“ „Oh...“, Chizu wusste nicht recht was sie sagen sollte. Sie kannte ihre Amme ihr Leben lang, sie hatte nicht darüber nachgedacht, dass sie noch eine Dämonin als Amme gehabt haben musste. „Das macht nichts, meine Herrin, Ich war doch nur die ersten drei Monate bei Euch um Euch aufzupäppeln. Da ist es nicht verwunderlich, dass Ihr Euch nicht an mich erinnern könnt.“ Schnell rutschte Chizu etwas zurück und drehte sich zu ihr. „Das ist trotzdem mehr, als ich mein ganzes Leben lang geahnt hatte.“, sie beugte sich tief mit dem Oberkörper hinab, dass ihre Stirn fast das Parkett berührte. „Hab vielen Dank, Reika. Danke dafür, dass du mir ein Leben geschenkt hast.“ Mika lachte auf. Die Amme selbst bekam nur ein gütiges Lächeln zustande und half ihrer Fürstin wieder in die Senkrechte. „Bedankt Euch besser nicht zu früh. Auch das Leben eines unsterblichen Dämonen ist nicht immer mit Zucker und Watte gepflastert.“ „Oh, ich denke das hat meine Kleine schon begriffen.“, erklärte Mika. „Das wird ein hartes Stück Arbeit Sesshoumaru auf ihren Geschmack zu bringen!“ „Vor allem, weil ich kein Bonbon bin an dem man lutschen kann.“ „Das ist ein Umstand an dem wir arbeiten werden.“, erklärte Mika, was Reika zum Lachen brachte. „Ich fürchte ganz so Wort wörtlich ist es nicht zu nehmen. Allerdings, weshalb ich Euch sprechen wollte, Herrin...“, Reika sah zu Mika. „... und natürlich auch Euch, meine Fürstin!“, beeilte sie sich hinzuzufügen. „Masakazu und ich machen uns Sorgen um unseren Herrn.“ „Weshalb? Hat er angefangen den kleinen Kröterich, der ständig um ihn herum schwirrt, abzuknutschen?“ Chizu verschluckte sich fast an ihrem Wasser. Mika amüsierte es, wie sie rot anlief. „Nein, nicht ganz.“, erklärte Reika und winkte ab. Dann sah sie zu Chizu, die immer noch röchelte. Behutsam hob sie eine Hand und tätschelte ihr den Rücken. „Danke“, krächzte die Schwarzhaarige. „Wir befürchten, dass Sesshoumaru-sama vielleicht... unter Umständen... naja...“ „Was ist es, Reika?“ „Er scheint den Verstand zu verlieren.“ „Dazu könnte ich jetzt so einiges sagen, Reika. Du kennst ihn doch.“ „Eben das ist es ja. Er ist Aggressiv geworden, Masakazu sagt, dass er paranoid wirkt seit Fürstin Chizu bei uns ist und ... gestern Abend hat er alle seine Frauen abgelehnt mit dem Verdacht, dass sie Feinde des Hauses sind oder unwürdig seine Mätressen zu sein. Masakazu ist gerade dabei eine Komplettuntersuchung bei jeder einzelnen vorzunehmen. Die Soldaten kontrollieren alle Gemächer... auch das unserer Fürstin.“ „Sollen sie, sie werden nichts finden.“, meinte Chizu nur desinteressiert. „Es sei denn du wärst nicht die für die du dich ausgibst.“ „Oh, die Herrin ist keine Lügnerin.“, erklärte Reika. „Das Mädchen das ich stillte hier Chizu und hatte dasselbe süße Näschen wie unsere Fürstin.“ Chizu zog überrascht beide Augenbrauen hoch. „Danke schön!“, brachte sie nur heraus, unwissend was sie sonst dazu sagen sollte. Wo war diese Frau eigentlich gewesen? Hätte sie nicht eher erscheinen können und alle Zweifel bezüglich Chizu zerstreuen können. „Abgesehen davon: Wenn meine Tochter der Meinung ist, dass es Sesshoumaru ist mit dem etwas nicht stimmt und nicht Chizu, dann wird das wohl stimmen.“ „Deine Tochter?“ „Cheyenne.“ Chizu nickte verstehend und sah von Reika wieder hinaus. „Nun, wenn Sesshoumaru nun sogar beginnt seinen Mätressen zu misstrauen, dann kann das nur von Vorteil sein.“ „Vielleicht aber auch von Nachteil.“, gab Chizu zu bedenken. „Würde ich glauben, dass alle gegen mich sind, dann würde ich mich nach und nach zurückziehen und niemanden mehr an mich heran lassen. Ich würde mich verteidigen, mit Gewalt wenn nötig.“ Reika nickte zustimmend. Mika dachte nach. ** Verwirrt sah Sesshoumaru sich in dem Zimmer seiner Frau um. „Nichts gefunden, mein Herr.“, erklärte ihm einer seiner Soldaten und ging an ihm vorbei hinaus in das nächste Zimmer einer anderen Frau. Wie konnte das nur möglich sein? Kein Dämon, nicht mal die besten der besten, konnten ohne jegliche Hilfsmittel solch eine Maskerade führen. Irgendwo in diesem Zimmer musste sich doch ein Hinweis darauf finden lassen wie sie es geschaffte hatte den Platz seiner Verlobten einzunehmen und zur Tarnung deren Familie zu töten. Doch nichts. Alles was sie gefunden hatten waren Kleider über Kleider, ein Go Brett, von dem Masakazu meinte er hätte es ihr geschenkt und eine Schale mit getrockneter Dämonenmilch die ihr Welpe vermutlich nicht vollständig leer gemacht hatte. Doch kein Hinweis auf eine Verschwörung oder der Gleichen. Sesshoumaru ging tiefer in den Raum und sah einer Soldatin dabei zu wie sie die Wäsche wieder fein säuberlich in dem versteckten Schrank aufreihte. Er hatte nicht einmal Papier und Schreibutensilien gefunden... Natürlich hatte er das nicht, wie konnte er nur so bescheuert sein. Chizu konnte weder lesen noch schreiben. Verblüfft zog er den Kopf ein. Woher wusste er das nun wieder? Und vor allem: konnte das überhaupt wahr sein? Sie war eine Prinzessin. In aller Regel wurde es ihnen beigebracht. Langsam begann er an sich selbst zu Zweifeln. War er es vielleicht, bei dem etwas nicht stimmte, nicht Chizu? Ein Grund der dafür Sprach war sein plötzlicher Misstrauen gegenüber seinen anderen Frauen, obwohl es doch eigentlich die Fürstin war, die er als Gefahr ansah. Mit diesem Gedanken machte er auf dem Absatz kehrt und trat wieder hinaus auf den Terrassengang. Direkt vor dem Zimmer auf einem Ast eines nackten Baumes entdeckte er einen Kolkraben. Er schien ihn zu beobachten. Sesshoumaru musste sich innerlich wieder zur Besinnung rufen. Es war wirklich er, der Paranoid wurde! Anstatt alles und jeden zu verdächtigen sollte er sich doch eigentlich darüber freuen, dass seine Frau von Ehre war... Er betrachtete weiter den Raben. Irgendwas hatte er doch vergessen! Warum war diese Frau bereits von ihm entjungfert worden, wenn er doch gar nichts davon wusste? Es war zum Mäusemelken. Mit einem tiefen Krächzen holte ihn der Vogel aus seinen Gedanken zurück. Das finstere Geschöpf sprang von dem Baum und segelte knapp über das Dach davon. Nein seine Frau war die Gefahr, sondern in Gefahr. Er hatte sie in Gefahr gebracht. Irgendwas sollte mit ihr geschehen, nur was? Und vor allem: Wo zum Geier war Chizu abgeblieben? Er hatte sie den ganzen Tag nicht gesehen, doch laut Masakazu musste sie irgendwo im Harem sein, denn Reika wollte zu ihr. „Passt doch auf!“ - „Kazumi, nein!“ - „VORSICHT!“ Etwas ging lautstark scheppernd zu Bruch, eine Frau begann zu schreien. Sie stolperte aus ihrem Zimmer und stieß zum Glück gegen das Geländer ehe sie in den Abgrund vor sich stürzen konnte. „Kazumi“, Sesshoumaru ging zu ihr. „Was ist passiert?“ „Ich weiß es nicht, mein Herr!“, erklärte sie und klammerte sich sofort an seine Schultern. Ihr Haaransatz verfärbte sich an einer Schnittstelle rot. Gebannt starrte Sesshoumaru in ihr Zimmer. Ein Schwert steckte senkrecht im Boden. Die dazugehörige scheide jedoch hing noch immer unverändert genau darüber in waagerechter Position an der Wand. Ein Soldat – weiblich natürlich wie alle Soldaten und Wachen im Harem - nahm den Griff und zog es aus der Matte. „Wie ist das passiert?“, fragte Sesshoumaru. „Keine Ahnung, Herr. Wir baten Kazumi an ihrer Kommode stehen zu bleiben.“ „Ich habe gesehen wie die Scheide sich bewegte und dann kam das Schwert wie von Geisterhand aus ihr heraus.“ „Zum Glück konnten wir sie gerade noch so von dort weg ziehen.“ Sesshoumaru blickte das Schwert in der Hand seiner Untergebenen an und blickte dann zu Masakazu, der zusammen mit einer Wache und einer Mätresse aus deren Zimmer kam. Vermutlich hatte er sie gerade untersucht. „Was war das, Masakazu?“ „Ihr seid ein Dämon, sagt Ihr es mir.“ „Du meinst...?“ „Ganz genau, mein Herr. Ein Dämon hat es geschafft hier einzudringen.“ Sesshoumaru ließ Kazumi los, die dadurch fast ins drudeln geriet, da sie sich auf ihm aufgestützt hatte und fuhr herum. „Wo ist Chizu?“ „Verdächtigt ihr etwa immer noch Eure Frau?“ Diese Information, dass ihr Fürst seiner Frau misstraute lies die beiden Mätressen aufschauen. Nachdenklich sahen sie sich an. „Wo ist sie, will ich wissen!“ „Ich schätze sie wird noch immer mit Eurer Frau Mutter und Reika im gläsernen Saal sitzen. Cheyenne hat ihre Lehrstunde mit den Kindern noch nicht beendet.“ Masakazu konnte gar nicht so schnell ausreden, da war Sesshoumaru schon umgekehrt und davon gerauscht. Er kam noch nicht einmal bis zum Ende der Reling, wo Terrasse auf Wiese traf, da schwang er sich schon über die Brüstung und landete auf den Stufen hinunter zu dem großen Saal. Cheyenne beobachtete ihn aufmerksam dabei wie er beinahe die ganze Treppe mit einem Satz nahm und löste sich gerade noch so um ihm zu folgen, ehe er die Tür aufreißen konnte. Gelächter drang heraus. Mika, Chizu und Reika amüsierten sich über irgendetwas köstlich. „Oh, Sesshoumaru-sama!“, rief Reika erschrocken, sprang auf und verneigte sich, sie beeilte sich den Kragen ihres Kimonos schnell zu schließen. Mika und besonders Chizu, die das Baby auf dem Arm hielt, das eben noch in einer Tragevorrichtung an Reikas Brust geschlafen hatte, beeilten sich nicht so sehr mit dem Aufstehen. Etwas ratterte in Sesshoumarus Kopf los, als er Chizu sah, die das Kind an sich drückte und ihn ebenso fragend betrachtete wie seine Mutter. „Geht es Euch gut?“, fragte er in die Runde. „Ja, natürlich, wieso auch nicht?“, fragte Chizu verwundert. „Geht es Euch auch gut, Herr?“ „Bei Euch ist nichts vorgefallen? Nichts Ungewöhnliches?“ Die drei sahen sich an. „Nein, alles ist normal. Was ist denn passiert?“, fragte Mika. Sesshoumaru schluckte schwer und betrachtete jede einzelne Frau noch einmal, dann blieb er auf seiner hängen. „Es gab ein Angriff auf Kazumi. Ich fürchte ein Dämon hat sich eingeschlichen. Seit also wachsam.“ Chizu verkniff sich jedes Kommentar. Was sollte schon ein Dämon in einer Burg von hunderten weiteren Dämonen groß ausrichten? Doch vermutlich war es ein größeres Problem als sie sich vorstellen konnte. Cheyenne zumindest trappe hinaus und wies ihre kleinen Schützlinge an sofort den Harem zu verlassen und zu ihren Eltern zurück zu kehren. „Gut, wir achten darauf.“, versicherte Mika ihrem Sohn. Kapitel 10: 10. Kapitel ----------------------- Als es allmählich dämmerte folgte Chizu ihrer Schwiegermutter aus dem gläsernen Saal hinauf. Sie wäre am liebsten noch länger dort geblieben, doch zum Abend versammelten sich die Haremsdamen ihres Mannes dort, um gemeinsam zu singen und ihre Stimmen zu trainieren. So sehr sie auch untereinander in Konkurrenz standen, so hielten die Dämoninnen doch zusammen, ganz besonders, wenn es um die Fürstengemahlin ging. Mika erinnerte sich nur zu gut an die Zeit damals. Auch ihr Mann war einer Menschenfrau versprochen gewesen, die hundert Jahre gebraucht hatte um zum Dämon zu werden. Die Fürstin war ihr und ihren Gefährtinnen im Harem immer ein Dorn im Auge gewesen, zumindest solange, bis der Fürst sie, Mika, zu seiner Hauptfrau machte. Mika sah zu Chizu. Als das geschehen war konnte sie endlich nachvollziehen wie schwer das Leben für die junge Fürstin unter all den Dämonen gewesen war. Sie empfand Mitleid mit ihr, vielleicht war das der Grund, weshalb sie ihr unbedingt helfen wollte. Natürlich nur neben der Tatsache, dass sie etwas erleben wollte und nicht nur stumpfe Tage verleben. Außerdem gefiel ihr das Mädchen. Sie war so erfrischend ehrlich. Sie hoffte inständig, dass es wirklich der Wahrheit entsprach, dass Sesshoumaru sie geliebt hatte, als er noch dachte sie sei ein menschliches Wesen, denn das würde nicht nur für ihren Sohn sprechen, sondern auch dafür, dass sie diese kleinen Weiber aus ihren Lieblingsräumen des Palastes jagen konnte. Würde Sesshoumaru seine Frau, die er geheiratet hatte, seine stolze Fürstin, auch zu seiner Thronerbenmutter machen, so hatte Chizu hier uneingeschränkte Macht und konnte alle Frauen aus dem Harem verjagen lassen. Um nicht zu sagen: Es war dann sogar üblich, dass der Fürst nur die Fürstin liebte, wenn es so kam. Doch die Mätressen ihres Sohnes hatten sich verändert. Bis heute nahmen sie keine Notiz von der Fürstin, doch vorhin, da Mika Chizu gedrängt hatte ihre Gesangsstunde in das Zimmer der Fürstenmutter zu verlegen, da hatte sich etwas verändert. Sie sahen sie an wie einen Feind. Sie nahmen Anstoß an ihr. Es lag beinahe mehr Hass in ihren Augen als sie damals der Frau ihres Mannes hatte zukommen lassen. Und das wollte Mika nicht gefallen. Sie wusste wozu Dämoninnen in der Lage waren, die nach Macht und dem Herzen eines Fürsten strebten. Sie war immerhin selbst einmal so eine Frau gewesen. Im Vorbeigehen scheuchte sie einen Raben auf, der vor ihrem Zimmer auf der Reling hockte und sich einige Meter weiter wieder niederließ um sich den Schnabel zu putzen. Mika schenkte ihm nicht weiter Beachtung und ließ ihre Schwiegertochter eintreten. „Mutter?“, fragte Cheyenne hinter ihr irritiert an Reika gerichtet. Geschockt betrachtete diese den Raben. Die erste Person, die ihn überhaupt zu bemerken schien. Verständnislos folgte Cheyenne dem Blick der Frau und sah dann wieder zu ihr zurück. Reika schluckte und tat schnell wieder so, als hätte sie den Raben gar nicht bemerkt, der sich von dem Holz abstieß und unter das Dach flog, wo er sich auf einer der Schnitzereien setzte um hinein zu sehen. „Mir ist gerade eingefallen, dass ich noch etwas Dringendes erledigen muss.“, erklärte Reika ihrer Tochter und zog ihr Baby aus seinem Tuchbett an ihrem Herzen. „Pass bitte kurz auf Taro auf.“ „Ist gut...“, murmelte sie nur irritiert und legte ihn sich an die Schulter. „Ich bin sofort wieder da!“ Cheyenne nickte und wiegte ihren kleinen Bruder auf und ab, während sie ihrer Mutter nachsah, die Auffällig ohne jede Eile wieder um die Ecke bog und verschwand. Wie konnte Reika das nur übersehen? Natürlich war er es, der hinter Chizu her war. Als sie die Stufen hinauf zum Tor auf dem Hof betrat wurde sie hektisch. Eilig sprang sie die Stufen hinauf. Chizu, sie war in Gefahr, und dieses Wesen... Sie raffte den Saum ihres Kimonos und rannte los. Erschrocken stoben zwei Wachen auseinander als sie vorbei zog. Fünf Stufen auf einmal nehmend erklomm sie die Treppen hinauf in den Thronsaal in dem sie Sesshoumaru vermutete. Noch ehe die Wachen sie aufhalten konnten warf sie die Tür auf und stolperte in den Raum. Überrascht blickten ihr der Fürst, sein Arzt, Jaken und der zweite General entgegen. „Mein Herr!“, eiferte sie los und kam schnellen Schrittes auf die Gruppe zu, wo sie sich erst mal auf den Boden warf um sich zu verneigen. „Reika, was ist los?“, fragte Masakazu. „Die Herrin, Fürstin Chizu...“ Ein kurzer Anflug von Sorge huschte über Sesshoumarus Gesicht, was sie zum Stocken brachte. „Was ist mit der Herrin?“, verlangte Masakazu zu wissen. „Die Fürstin ist in großer Gefahr, Herr.“ Sesshoumaru kniff die Augen zusammen. „Ist der Dämon aufgetaucht?“, fragte er und machte sich bereits innerlich dazu bereit aufzuspringen, um seine Frau aus seinen Klauen zu befreien. Immerhin verlor er seine Ehre, wenn er ihm die Frau entführte. „Kein Dämon.“, Reika schüttelte den Kopf. „Ein Shinigami.“ Der General sprang auf. „Was sagst du da?“ Sesshoumaru zügelte seine Gesichtszüge, doch dass er noch bleicher wurde sprach Bände. „Wie kann es sein, dass ein Shinigami Interesse an unserer Fürstin hegt?“ „Das ist mein Fehler, Masakazu. Verzeiht, Sesshoumaru-sama.“, Reika rutschte nervös auf ihrem Hinterteil herum. „Als Chizu mir damals übergeben wurde von ihren Eltern, da wäre sie beinahe in meinen Armen gestorben. Ich wusste, dass sie von einmal stillen am Tag nicht gesund werden würde und ich wollte sie auch nicht sterben lassen, also habe ich ihre menschliche Amme mit einem Bann belegt und Chizu vier Mal am Tag die Brust gegeben.“ „Ihr habt damit dem Shinigami eine Seele geraubt! Das war grob fahrlässig!“, zeterte Jaken in einem neuen Wutanfall herum. „Das weiß ich durchaus. Und ich fürchte, dass er sauer deswegen ist. Er will sich Fürstin Chizu holen.“ „Warum ein Shinigami?“ „Wegen des Rabens.“ Sesshoumaru erinnerte sich. Es saß ein Rabe auf der Wiese, als sie Chizus Zimmer durchsucht hatten. „Der schwarze Rabe verfolgte mich damals, als ich Chizus Leben verlängerte. Und gerade eben sah ich ihn vor dem Zimmer der Herrin Mika, als die Fürstin und sie sich darin zurückzogen. Er verfolgt sie. er ist wie fixiert auf sie.“ Sesshoumaru stand auf. Masakazu und Reika folgten. „Takeo, positioniere weitere Wachen rund um den Harem. Niemand, nicht einmal ich, kommt hinein ohne eine gründliche Untersuchung.“ Der General zögerte, doch dann nickte er und ging starken Schrittes davon. „Jaken, geh und finde heraus welcher Shinigami es ist.“, sofort kam der Kröterich dieser Bitte nach. „Masakazu, dich brauche ich ihm Harem. Es gibt niemanden, der besser hinter die Fassade einer Person blicken kann.“ Der blinde Dämon verneigte sich tief. Ein Shinigami in seinen Gemäuern, schlimmer hätte diese Dämonengeschichte nicht ausgehen können. Ausgerechnet ein Todesengel trieb in seinem Harem sein Unwesen. Sesshoumaru ging an Reika vorüber und verließ gefolgt von ihr und seinem Arzt den Thronsaal. Doch war es wirklich Reikas Schuld? Das konnte er sich nur schwerlich vorstellen. Shinigami waren nicht nachtragend, aber sie vergaben auch nicht. Sie spürten eigentlich gar nichts, warum also war dieser so versessen auf seine Frau? Vorausgesetzt natürlich, dass Reika recht hatte. Doch eines war gewiss, wenn es wirklich ein Shinigami war, der im Schloss umging, dann hatten sie den vermutlich schrecklichsten Feind, den man sich nur wünschen konnte. Sesshoumaru betrat seinen Harem – die Wachen hatten sich nicht schnell genug aufgestellt – und stieg die Stufen hinab auf die Wiese. Laut und deutlich konnte er die Stimmen seiner Mätressen hören, die weiter unten am See die verführerischsten Lieder sangen. Es juckte ihm regelrecht in den Füßen zu ihnen hinunter zu gehen, doch sein Ziel war etwas anderes. Er musste diesen Raben finden. Und vor allem: Er musste seine Frau finden. Anstatt also den Weg weiter hinunter zu verfolgen in den gläsernen Saal sprang er auf die Terrasse. Er bog gerade um die Ecke, da schoss etwas Schwarzes unter dem Dach hervor und segelte davon. Da war es schon wieder, dieses Tier. Er wandte sich der Tür zu über der er gehockt hatte. „Noch einmal und mit mehr Stimme!“, hörte er leise die fordernde Stimme seiner Mutter. Mit festem Schritt ging er näher, tastete nach dem Türgriff und hielt inne. Ein einzelner Ton, so hoch und klar, dass es ihm eiskalt den Rücken hinunter lief und seine Nackenhaare sich aufstellten. Er glich einer sanften Briese in den Bergen, gepaart mit dem friedlichen Glitzern des Sees weiter unten. Er schloss die Augen, als ihre Stimme tiefer glitt und schnell wieder höher sprang. Er kannte dieses Lied, es war sein Lied gewesen, das seine Mutter ihm immer vorgesungen hatte, als er noch klein war. Er verband so viel Gutes damit, den Schutz ihrer Arme bei Gewitter, und ihre fürsorglichen Gesten, wenn er sich verletzt hatte. Mit einem Schlag waren all seine Sorgen vergessen, bis hin zu dem Shinigami, der in seinem Schloss spukte. Doch es war nicht die Stimme seiner Mutter, die er hörte. „Herr?“, fragte Reika neben ihm leise. Das reichte, um das dumpfe Gefühl, dass über ihn hineinrollte bei diesem Gesang soweit zu verjagen, dass er wieder daran dachte, was er hier wollte. Doch schon zu spät. Der Gesang war verstummt und Cheyenne stand vor ihm. Sie verneigte sich. „Sesshoumaru-sama, wir grüßen Euch.“ „Du weißt, dass dein Zimmer eine Tür weiter vorne liegt?“, fragte seine Mutter verwegen grinsend mit einem Becher dampfenden Tee in der Hand. Chizu sah ihn an, als hätte er sie bei irgendwas Verbotenem ertappt. Sie hatte gesungen, dessen war er sich sofort sicher. Dass sie sich mit einem Schlag schnell auf die Knie fallen ließ um ihren Tee zu trinken machte sie nicht minder verdächtiger. Sesshoumaru trat ein. „Ich weiß durchaus, dass das hier dein Zimmer ist.“ „Und was verschafft mir dann diese Ehre, mein Sohn?“ „Chizu.“ „Ich?“, fragte sie verwundert, sie schien nicht nur aufgeregt, sondern auch verwirrt zu sein. „Ich fürchte ihr seid in großer Gefahr, Herrin.“, erklärte Reika. „Cheyenne“ „Herr?“, reagierte sie erschrocken. „Ich will, dass du dir fünf deiner besten Kämpferinnen nimmst und sie zum Schutz deiner Fürstin abstellst.“ „Wieso das?“ Sesshoumaru sah zu Chizu. „Ein Shinigami ist hinter dir her. Des Weiteren“, er sah wieder zu Cheyenne. „Des Weiteren will ich, dass du die Truppenstärke der Nachtwachen erhöhst. Ziehe wenn nötig den Schutz von meinen Mätressen ab.“ „Aber...“, murmelte Chizu. Sesshoumaru sah auf sie hinab. „Interpretiere nicht zu viel hinein.“, befahl er. „Ich möchte nur ungerne meine Ehre verlieren.“ Chizus Gesicht verhärtete sich. Sie nickte. „Natürlich wollt ihr das nicht, mein Herr.“, brachte sie bestimmt hervor und sah zu Mika. Diese tätschelte ihr nur beruhigend die Hand. „Hast du noch ein Problem, mein Sohn? Außer dem Verlust deiner Ehre?“ „Nein, Mutter.“, er sah zu Cheyenne. „Passt auf sie auf.“ Damit verließ er das Gemach von Mika wieder. ** „Ich bin Todmüde.“, verkündete Chizu und rieb sich gähnend die Augen. „Deswegen gehen wir ja jetzt auch schlafen.“, erklärte Cheyenne, als sie das Zimmer der Fürstenmutter verließen. Sie folgten dem Gang und standen plötzlich der geschlossenen Traube der Mätressen gegenüber, die sich alle in die Tür einer der kleineren Zimmer zwängten. Chizu drückte Ami dichte an ihre Brust. Es gefiel ihr nicht was sie sah. Irgendwie jagte es ihr Angst ein. Cheyenne hingegen nahm die Unsicherheit ihrer Fürstin war und trat einen Schritt vor, um sie für den Notfall zu schützen. „Hey!“, geschockt sahen die Frauen auf, als sie losbrüllte. „Kann ich euch helfen?“ Die Mätressen sahen sie an, dann zu Chizu und schließlich wechselten sie Blicke untereinander. Eine von ihnen trat hervor. „Danke, nein. Wenn etwas wäre, dann würden wir unsere Wachen um Hilfe bitten.“ „Was soll dann diese Versammlung?“, niemand antwortete. „Wenn es keinen triftigen Grund gibt, dann macht gefälligst Platz für Eure Fürstin, oder ich mache euch Beine!“ Mit finsteren Mienen begannen sie eine Gasse zu bilden. „Und verschwindet verdammt noch mal in eure Gemächer! Wir haben einen Shinigami im Haus, der sein Unwesen treibt.“ Cheyenne führte Chizu durch die Gasse der Mätressen durch. Sie waren noch nicht ganz durch, da ertönte eine spöttische Stimme. „Ein Shinigami?“, fragte eine der Frauen und bahnte sich ihren Weg durch die Gruppe hindurch aus dem Zimmer heraus. „Wohl eher das da!“, sie wies auf Chizu. Unwillkürlich wich diese einen Schritt zurück. „Ja, da staunst du was? Wir wissen genau, dass du der Dämon bist, der uns heimsucht. Und weist du was? Sesshoumaru-sama weiß es ebenso gut wie wir. Er hat uns extra darauf hingewiesen, als er die Zimmer kontrollieren ließ.“ Chizu war wie erstarrt. Cheyenne schlang ihr einen Arm und die Schulter und drehte sie weg von den Mätressen. „Wie könnt ihr es wagen solch einen Unsinn zu erzählen?“, rief sie wütend. „Das ist kein Unsinn!“ Chizu schloss die Augen und rief sich wieder zur Besinnung. „Du wirst keine einzige von uns aus dem Weg räumen können. Du wirst an Sesshoumaru-sama niemals herankommen, verlass dich drauf. Was auch immer du vorhast, lass es lieber ganz bleiben.“ Chizu sah zu Cheyenne, deren Augen rot aufleuchteten. „Verschwindet in Eure Zimmer und ich werde jede einzelne von Euch bestrafen lassen!“ Das schien zu helfen. Als Generalin hatte Cheyenne immer noch so viel Macht um über die Mätressen ihres Herrn zu entscheiden und zu richten, frei nach eigenem Ermessen. Nach und nach zerstreuten sie sich. Cheyenne führte ihre Herrin in ihr Zimmer, doch ehe sie die Türen schloss winkte sie fünf weitere Soldatinnen heran und gab ihnen Anweisungen, wie sie ihre Kolleginnen aufzustellen hatten und danach zurück zu kehren und vor dem Zimmer in Stellung zu gehen. Chizu legte liebevoll Ami auf ihr Kissen. Dann legte plötzlich ihr Schalter um, und sie griff an den Rand ihres flachen Tisches. Mit einem Ruck riss sie ihn herum und schleuderte ihn quer durch den Raum, dass er gegen die nächste Wand flog. Geschockt sah Cheyenne erst dem Möbelstück nach, dann zu ihrer Herrin, die sie mit rot glühenden Augen und glänzend goldenen Iriden anfunkelte. Sie schnaubte, dann schloss sie langsam die Augen und beruhigte sich wieder. Cheyenne folgte ihr zu ihrer Schlafstätte, blieb aber lieber in einigem Abstand. „Er ist nicht in Sorge und da ist auch kein Shinigami hinter mir her.“, erklärte Chizu Cheyenne und sah sie an. Ihre Augen waren vollkommenes, flüssiges Gold. „Sesshoumaru-sama hält mich für die Angreiferin, deswegen will er mich stärker überwacht sehen.“ Kapitel 11: 11. Kapitel ----------------------- Ein markerschütternder Schrei zerriss die Nacht. Mit wild pochendem Herzen und gezogenem Schwert stand Cheyenne auf ihrer Matte. „Was war das?“, flüsterte Chizu. „Eine der Mätressen.“, knurrte ihre Leibwächterin und riss die Tür auf. Nichts. Weit und breit niemand zu sehen. Die Wachen, die sie angewiesen hatte vor der Tür Stellung zu beziehen waren verschwunden. Chizu folgte ihr auf dem Fuße. „Dort hinten ist irgendwas passiert...“, bemerkte Cheyenne und kniff die Augen zusammen. Weiter hinten bei den Zimmern der Mätressen hatten sich diverse Wachen versammelt und auch einige Frauen in ihrer Nachtkleidung. „Bleibt hier, Herrin, ich schaue nach!“ Cheyenne schlüpfte aus dem Zimmer und lief los. Chizu machte drei Schritte hinaus, doch das jaulen und fiepen von Ami hielt sie davon ab weiter zu gehen. Kurz sah sie zu ihrer jungen Hündin, die mit großen Kulleraugen hinter ihr her tappte, und blickte wieder zurück in die Menge. Sesshoumaru schloss gerade zu ihnen auf. Jaulend – und ich meine jaulend – drängten sich seine Frauen an ihn heran und versuchten ihre Gesichter bei ihm, oder bei einer der anderen Mätressen zu verstecken. Wie konnten Dämoninnen nur so... klischeehaft weiblich sein? Chizu spürte eine Pfote an ihrem Knöchel. Ami bettelte um Aufmerksamkeit. Schnell hockte sie sich hin um sie hoch zu nehmen, nicht ahnend, dass in eben dieser Zeit ein wesen hinter ihr Gestalt angenommen hatte. Leise flüsternd schmuste sie mit Ami, bis sich ihr plötzlich sämtliche Nackenhaare aufstellten. Schlagartig verkrampfte sie. Irgendetwas war in ihrer Nähe, und dieses etwas war nicht unbedingt das, was man freundlich gesonnen nannte. Irgendwas, sie konnte es nicht zuordnen, strich über ihren Rücken. Sie spürte, dass es näher kam, immer näher, sie konnte den fauligen Atem riechen, dann wurde sie herum geschleudert. Mit einem erschrocken Aufschrei fiel sie zu Boden. Erschrocken von ihrem Kreischen schrien auch die anderen Frauen los. Alles was sie sah war das riesige, sandfarbene Hinterteil eines übergroßen Hundes, der mit irgendetwas rang. Unfähig sich zu bewegen beobachtete sie das Schauspiel. Ein Rabe schoss von dem Hund weg und flog in die Nacht hinein. Gefletschten Zähnen starrte das Tier dem Vogel knurrend hinterher. Drei Sätze und es war hinter ihm, ein weiterer in die Luft und der Monsterhund hatte seine Fänge tief in den dicken Körper des anderen Wesen geschlagen. Er schlug wieder auf dem Boden auf, nagelte dort das Vieh gerade noch so wieder auf dem Boden fest und brach ihm mit einem einzigen, festen Ruck einen Flügel. Amis Verwandlung war vollbracht. Die Instinkte des Dämon, der sie nun war, hatten ihr ohne weiteres Zutun klargemacht, dass sie Chizu zu schützen hatte und zwar vor widerlichen Rabenvögeln wie diesem. Sesshoumaru löste sich von seinen Frauen. Konnte das etwas alles gewesen sein? Konnte eine niedere Art seiner Rasse so einfach einen Shinigami überlisten? Er lief zu Ami hinüber und schob sie bestimmt von ihrer Beute weg. Die junge Dämonin gehorchte sofort auf die Anweisung ihres Gebieters. Unkontrolliert versuchte der Rabe über den Boden davon zu robben, doch Sesshoumaru griff einfach ohne Erbarmen nach seinen Füßen und hob ihn hoch. Es kreischte matt, dann erstarrte der Vogel und zerfiel zu Staub. Eine einzelne Feder segelte zu Boden. „Ein Trugbild.“, stellte Sesshoumaru grimmig fest und fing sie auf. Die Hündin neben ihm schrumpfte wieder zusammen und sprang, tapsig wie sie war, zurück zu Chizu. Die Fürstin fing das kleine Tier auf, und sah geschockt und voller Angst ihrem Mann entgegen, der auf sie zu trat. Sesshoumaru zerbröselte die Feder in seiner Hand zu dem Staub, aus dem sie gemacht war und hockte sich mit einem Knie auf die Stufe der Terrasse. Interessiert sah er in Chizus Augen. „Die körperliche Veränderung ist ein Zeichen dafür, dass du beinahe ein Dämon bist.“, erklärte er mehr sich selbst als ihr. Chizus Herz beruhigte sich wieder. Tief atmete sie durch und blickte auf Ami, die mit ihren Fingern spielte. Sesshoumaru vor ihr richtete sich wieder auf. „Was ist? Wo waren die Wachen? Ich wollte, dass Chizu besser bewacht wird!“ Chizu stand auf und sah zu Cheyenne, die ihr Schwert wegsteckte. „Sie wurden von dem Schrei weggelockt.“, erklärte Cheyenne. „Verzeiht Herr, ich dachte nicht, dass wenn ich die Fürstin nur...“ „Nicht denken, Cheyenne, es ist ein Shinigami!“, brüllte Sesshoumaru. „Reicht es denn nicht, wenn Kazumi ihm zum Opfer fällt?“ Chizu sah verständnislos zur Cheyenne, die sich unauffällig gegen das Schwert und ihren Bauch seitgleich stupste. Erschrocken sog sie die Luft ein und hielt sich eine Hand vor den Mund. Sesshoumaru hingegen musste ehrlich gestehen, dass es ihn weniger interessierte, dass eine seiner Mätressen gestorben war, als er gedacht hatte. Gerade Kazumi, mit der er aufgewachsen war... Er sah zu Chizus Scheitel hinunter. Es war komisch, doch selbst wenn er dieses Mädchen kaum kannte, selbst wenn er eigentlich nie Zeit mit ihr verbracht hatte, so war er sich doch sicher, dass ihr Tod ihn mehr beschäftigt hätte. Er konnte dem Drang nicht wieder stehen ihr einmal kurz durch das schwarze Haar zu streichen. Sanft fühlte es sich an und so weich und dick wie die Kissen nach denen er sich gerade sehnte. Zum Glück konnte sich noch beherrschen ehe er sie an sich zog. Vielleicht sollte er sich einmal Zeit für sie nehmen. Zumindest spürte er die tiefe Sehnsucht danach in ihm... Ja, dieses Gefühl musste Sehnsucht sein... Als er ihren Kopf berührte schnellte er überrascht herum. Er sah in ihre neu funkelnden Augen und auf den kleinen Hund an ihrem Herzen. Dann nahm er eine Bewegung im Augenwinkel war. Zwei Soldatinnen trugen eine Trage mit dem abgedeckten Körper von Kazumi heraus. Oder besser, das was nach ihrem Tod übrig geblieben war. Immerhin zerfiel ein Dämon sofort zu Staub und ließ nur seine Knochen zurück. „Geht sofort wieder in Eure Zimmer!“, rief Sesshoumaru seinen Frauen zu. Sie wichen einen Schritt zurück und sahen ihr verwirrt und traurig an, warfen ebenso diesen Blick auf Chizu, und zogen sich dann zurück. Cheyenne schloss wieder zu Chizu auf und führte sie zurück in ihr Zimmer. ** „Wow!“ Verständnisvoll nickte Cheyenne. „Wow!“ Noch einmal nickte die Soldatin. „Wow!“ „Ich weiß doch, ich bin nicht blind!“, versuchte sie diese einsilbigen Aussagen ihrer Herrin zu unterbinden. „Sie ist wunderschön!“ Beide beobachteten Ami in ihrer viel zu großen Gestalt. Warm, kräftig und pelzig lag sie auf dem Boden im Zimmer von Mika, zwischen den Pfoten eine Schale Dämonenmilch und schleckte sie genüsslich in nur fünf Zügen aus. „Brauch sie das wirklich noch?“, fragte Chizu an Reika gerichtet. „Oh ja, um genau zu sein noch wenigstens bis zum nächsten Vollmond.“ „Das ist mir zu langweilig.“, beschwerte sich Mika. „Ich will jetzt mit dir singen!“, das letzte Wort verpackte sie in einen schönen Ton um ihn zu unterstreichen. Doch noch ehe Chizu etwas darauf erwidern konnte klopfte es an der Tür. Gespannt sahen die Frauen auf, als eine Dienerin die Tür aufschob und die eisige Winterluft hereinließ. „Meine Fürstin, der Herr schickt mich.“, erklärte sie mit einer tiefen Verneigung. „Er wünscht mit Euch zu speisen. Es ist bereits aufgetragen.“ Verblüfft sahen die vier sich an. „Muss ich jetzt Angst haben?“, fragte Chizu gerade heraus. „Ja, vor mir, wenn du nicht gehst und mir danach brav Bericht erstattest!“, drohte Mika, die eine Story witterte, von der sie noch lange etwas haben würde. „Dann bleibt mir wohl keine andere Wahl.“, erklärte Chizu und erhob sich. Als Cheyenne ihr folgte fuhr die Dienerin schnell fort. „Der Herr wartet nebenan. Und Ihr sollt allein kommen, Herrin.“ „Alles klar, JETZT hab ich Angst.“, erklärte Chizu. Mika begann zu lachen. Oh ja, das würde ein schönes Fresschen für sie geben. Niemand empfand es als merkwürdig, dass der Fürst mit seiner Fürstin allein speisen wollte, niemand, es sei denn man wusste welche Spannung bei ihnen herrschte. Mika verkniff sich jeden Nachsatz wurde dafür aber beinahe so hibbelig wie ein kleines Mädchen vor dem Süßigkeitenladen, als die Tür sich geschlossen hatte. Chizu folgte der Dienerin die paar Schritte weiter bis zur größten der Türen, hinter denen sich Schlafmöglichkeiten befanden. Ohne zu klopfen, was Chizu erst verwirrte, öffnete die Frau die Tür. Warum sie es nicht getan hatte wurde hier ersichtlich. Es war nur eine kleine Kammer in die sie gelangten. Sesshoumarus Schuhe standen hier, ebenso wie die Latschen von mindestens drei Dienern. Chizu ließ sich von der Dienerin aus ihren Schuhen helfen, das war immerhin nicht gerade einfach in einem Junihitoe, dann erst klopfte die Frau gegen das Gestell der nächsten Tür. Sie wartete einen Moment, dann kniete sie sich hin und zog sie auf. Gerade in dem Moment entfernte sich eine Dienerin mit einem Tablett von dem reich gedeckten Tisch, hinter dem Sesshoumaru saß. Außer drei weiteren Türen die an den Raum grenzten, konnte Chizu nichts weiter ausmachen. Woher nahm Sesshoumaru nur diesen Platz? Brav trat sie zwei Schritte an ihn heran und verneigte sich dann. Sesshoumaru nickte nur kurz. „Setz dich.“, wies er sie dann an. Ohne Zögern kam sie der Aufforderung nach und lies sich auf das zweite freie Kissen sinken. Sesshoumaru beobachtete sie aufmerksam. Im richtigen Licht konnte er unter jedem Auge einen roten Schatten erkennen, der sich senkrecht nach unten zog. Reika, die sie genährt hatte, hatte damit natürlich auch ihre Familienzeichnung an sie weiter gegeben. Chizus Verwandlung wurde immer offensichtlicher. „Ich habe für dich viel Reis machen lassen.“, erklärte er ihr. Überrascht sah sie ihn an. Sie hatte in seiner Gegenwart im Schloss ihrer Eltern beinahe ausschließlich Reis gegessen. Sie liebte Reis und das wusste er. „Ihr erinnert Euch, mein Herr?“ „Nein. Die Bediensteten haben es mir gesagt.“ Sie machte einen verstehenden, peinlich berührten Laut und nickte vorsichtig. „Fehlt irgendetwas, was du gerne hättest?“ Ja, ihr Mann, der sich an sie erinnerte. „Nein, Herr.“ Er nickte und schickte mit einer kurzen Bewegung sämtliche Dienerinnen davon. Sie schwiegen. Vorsichtig sah Chizu auf. Sesshoumaru nickte nur, also nahm sie ihre Stäbchen zur Hand. Ehe auch er zu Essen begann beobachtete er sie kurz, wie sie sich etwas Reis in den Mund stopfte. Dann fischte er von einem der Teller etwas Entenfleisch herunter. „Chizu, Masakazu erzählte mir, dass allem Anschein nach ich bereits mit dir geschlafen hätte.“ Chizu bekam ein Reiskorn in die Luftröhre und Hustete kurz, bis es wieder ging. „Ein doch recht... ungewöhnliches Thema für den Essenstisch, findet ihr nicht, mein Herr?“ „Wohin gehört das Thema dann?“ Chizu schwieg. Sie hörte Mika bereits antworten: „Ins Bett, wohin sonst?!“, Doch die Frage, die er gestellt hatte war durchaus berechtigt. „Ich habe keine Ahnung, verzeiht. Ich habe nur nicht mit diesem Thema gerechnet und um ehrlich zu sein möchte ich darüber auch nicht reden.“ „Wieso, Chizu? Ich bin dein Mann, das ist nur natürlich. Oder habe ich dich verletzt.“, Sesshoumaru grinste leicht. Er glaubt nicht an diese Aussage. Und auch wenn alles in ihr Schrie zu Lügen, so kam doch nur die Wahrheit über ihren Mund. „Ja, Herr, das habt ihr.“ Chizu sah ihm voller Ernst in die Augen. Sesshoumaru glaubte nicht, was er da gehört hatte. Wie konnte das sein? Er wusste nichts mehr davon, doch er war sich sicher, dass diese Augen nicht logen. Dass diese Person gar nicht Lügen konnte. So sehr er auch versuchte seinen Kopf davon zu überzeugen, dass die Mädchen nicht die Wahrheit sagte, es ging einfach nicht. Chizu sah weg, zurück auf ihre Reisschüssel und stocherte in ihr herum. Für einen kurzen Moment dachte er, dass die Dienerinnen ihm eine falsche Auskunft gegeben hatten, doch er kannte diesen nachdenklichen Gesichtsausdruck und auch die Art und Weise, wie sie ihre Reiskörner versuchte zu erdolchen. „Was habe ich getan?“, platzte es auch ihm heraus. „Ihr seid gegangen, am nächsten Morgen, ohne Euch von mir zu verabschieden.“ Das war alles? Das war es weshalb sie gekränkt war? Lächerlich. Oder vielleicht nicht? Nachdenklich schob Sesshoumaru sich ein Stück Fleisch in den Mund. Wie konnte es sein, dass er einfach gegangen war? Und wieso nur konnte er sich daran nicht erinnern? Er betrachtete Chizu. Wie hatte es sein können, dass er sie einfach verlassen hatte? ** Cheyenne stand gerade auf der Wiese mit dem kleinen Hund von Chizu und sah ihm dabei zu, wie er sich auspowerte, als das Gatter zum Harem sich öffnete. „Cheyenne!“, rief eine Soldatin und sprang die Klippe mit einem mal hinunter. „Was ist denn los?“ „Dort draußen steht eine Frau vor dem Tor und behauptet die Mutter der Fürstin zu sein.“ „Ja und?“ „Die Burg der Minamotos ist vor einigen Tagen abgebrannt!“ „Was? Und wieso weiß ich davon nichts?“ Die Soldatin zuckte mit den Schultern. „Die Frau ist eine Hochstaplerin!“ „Nein! Der Fürst ist bei ihr. Und sie sagt, dass sie eine Nachricht für Sesshoumaru-sama und die Fürstin hat! Sie sagt es geht um den Shinigami!“ Kapitel 12: 12. Kapitel ----------------------- Flankiert von Cheyenne und Takeo saßen Sesshoumaru und Chizu auf ihren Kissen im Thronsaal. Masakazu und Jaken – der ohne jede Information über den Shinigami zurückgekehrt war – hatten es sich ihrerseits auf einem Absatz der Stufen zum Fürstenpaar bequem gemacht. Chizu konnte es nicht glauben, dass ihr Vater sie besuchen kam. Noch dazu mit ihrer Mutter, nicht mit seiner Frau, wusste sie doch nichts von dem Brand, der ihre Heimat zerstört hatte. Sie war ja so aufgeregt! Die Tür, so weit weg, öffnete sich und sie erkannte schemenhaft ihre Mutter in dem gleißenden Licht der tief stehenden Sonne erschien. An ihrer Hand ein kleines Mädchen, vermutlich ihre jüngste Schwester. Nur ihr Vater, irgendwas stimmte nicht mit ihm... Und was war das für ein seltsamer Geruch? Irgendwie schwefelig... Als sich die kleine Familie in Bewegung setzte erkannte sie, was mit ihrem Vater nicht stimmte: die Silhouette die ihn bildete war nicht er allein. Zwei Soldaten der Dämonen stützten den einst mächtigen Heerführer, als er den Thronsaal seines Schwiegersohns betrat. „Was zum?“, geschockt sprang Chzu wieder auf und betrachtete ihre Eltern. Ihre sonst so edlen Gesichter waren schmutzig. Dem Geruch nach zu urteilen handelte es sich um Asche, die sich unbarmherzig an ihnen festgesetzt hatte. Die Haare der beiden weiblichen Gäste waren zerzaust und stumpf. Chizu stieg die Stufen hinab und hockte sich hin um ihre kleine Schwester in den Arm zu nehmen. Dass ihr wunderschöner Junihitoe dabei verdreckte war ihr mehr als nur egal. „Junko, du Süßes.“, flüsterte sie und gab ihr einen Kuss auf die Stirn, dann erhob sie sich und umarmte ihre Mutter. „Kind, es freut mich zu sehen, dass es dir gut geht.“, murmelte sie. Chizu löste sich von ihr und sah zu ihrem Vater. Er hing wie ein Schluck Wasser zwischen den beiden Soldaten. Es schien als wüsste er nicht einmal wo er war. „Mutter, was ist...“, Chizu schaffte es nicht auszusprechen. Ihre Mutter legte ihr sanft drei Finger auf die Lippen und schob sie wieder in Richtung Sesshoumaru. Mitfühlend sah sie zurück, kehrte dann aber auf ihren Platz zurück und setzte sich zu Sesshoumaru, der die Diener mit den Kissen heran winkte. Chizu sah zu ihrer Mutter, die starrte Masakazu an. „Euer Name lautet Masakazu, nicht wahr?“ Der angesprochene Dämon sah auf. „Das ist richtig, Frau.“ „Und Ihr seid Heiler, habe ich Recht?“ Masakazu hielt inne. Woher wusste ihre Mutter das? Sie hatte doch nie einen Fuß in diese Burg gesetzt, oder? „Dann bitte ich Euch inständig, bitte nehmt meinen Mann an Euch und macht ihn wieder gesund. Ich konnte seine Wunden heilen, aber seine Seele... Ich komme nicht an ihn heran!“ Masakazu sah zu seinem Herrn. Sesshoumaru nickte. Masakazu winkte einen Soldaten an sich heran und bat ihn flüsternd darum den alten Fürsten in sein Gemach hinauf zu bringen, wo er ihn untersuchen würde. Besorgt sah Chizus Mutter ihm nach als er weg gebracht wurde, dann drückte sie ihre Tochter in das Kissen hinunter, welches ihr gebracht wurde und setzte sich ebenfalls. „Ihr seid nicht das, was ihr zu sein scheint.“, platzte es aus Masakazu heraus. Die Frau sah ihn an. „Und wer bin ich dann?“ „Ihr seid ein Dämon.“ „Wache!“, brüllte Cheyenne. Entsetzt spannte sich Chizu an, doch Masakazu stoppte die Männer und Frauen bereits mit einer einzigen Handbewegung. „Sagt ihr es uns, wer ihr seid.“ Die Frau lächelte. „Mein Name ist Hideko, ich bin eine Mätresse des Fürsten Minamoto und Chizus Mutter.“ Die Fürstin zog die Stirn kraus. Wie konnte ihre Mutter ein Dämon sein? Ging das denn? Hideko lächelte. „Ja, mein Kind, das geht. Ich bin ein menschlicher Dämon.“ Jakens Kinnlade fiel wie so oft herunter. „Was ist das, Mutter?“ „Die vermutlich am wenigsten dämonischste Art die es gibt. Von uns gibt es nur weibliche Exemplare die niemals Mischlinge sind. Das ist auch der Grund warum ich Euch aufsuchen musste. Durch die Hunde dachte ich würdest du niemals unsere Kräfte entfalten, und es wäre einfacher dich als Mensch zu erziehen...“ „Wenn du die ganze Zeit ein Dämon warst, warum hast du mir dann nicht das Leben geschenkt und mich gestillt?“ „Menschliche Dämonen, meine Fürstin, sind, wie Eure Frau Mutter bereits sagte, die Dämonen, die am wenigsten Dämonen sind. Sie produzieren nicht die Dämonen Essenz, deshalb blieb ihr keine andere Wahl als dieser Handel.“, erklärte Masakazu. „Und dieser Handel, Chizu, hat aus dir ein Wesen gemacht, das in den falschen Händen, im falschen Clan, zu ungeheurer Macht führen kann. Das ist der Grund warum ich hier bin. Wir wurden von einem Shinigami hintergangen. Ursprünglich war es wohl seine Aufgabe deine Seele zu ernten, doch mit der Kraft der Hundedämonen und den Fähigkeiten der menschlichen Dämonen bist du ein so mächtiges Wesen, dass er dich haben will, lebendig, als Mutter seiner Kinder.“ Es war still geworden im Saal. „Das ist nicht gut.“, erklärte Jaken. „Ein Shinigami allein ist nicht zu besiegen, doch eine Mischung aus Shinigami, Hund und menschlicher Dämon.“ „Das wäre unser aller Untergang.“, stellte Sesshoumaru fest und sah zu seiner Frau. Wie konnte er nur übersehen haben, dass seine Frau, Chizu, kein Mensch war? Menschliche Dämonen waren schwer zu erkennen, das gab er zu, doch wie war ihm dieser Umstand nicht aufgefallen? Sie war zu ehrlich für diese Welt, zu treu, ihr Selbstheilungsprozess verlief besser als bei manch einem Dämon und vor allem hatte sie sich das schwächste Wesen das sie finden konnte als Beschützer erwählt. Menschliche Dämonen waren unter den Menschen häufig Priesterinnen dank ihrer Fähigkeiten. Sie waren Heilerinnen und dank ihrer geistigen Fähigkeiten spürten sie alles Leben auf und erkannten sofort den Unterschied zwischen Mensch und Dämon – das war vermutlich der Grund warum Chizu ihn so schnell entlarvt hatte, als er bei den Minamotos war. Sie waren über alle Maßen intelligent und konnten verschiedenste Dinge erlenen, rein vom Zusehen. Chizu war also einer von ihnen. Und nun wurde sie auch noch zu einem Hundedämon, der die Fähigkeiten der menschlichen Dämonen in sich trug. Nun wurde ihm klar was der Shinigami wollte. Als Masakazu zu sprechen begann wandte er sich wieder Hideko zu. „Weist du, Frau, wie der Dämon aussieht?“ „Mehr als das. Ich kenne seinen Namen.“ „Wie lautet er?“ „Shouta.“ Sesshoumaru knurrte auf. An irgendwas erinnerte ihn dieser Mann und es waren keine Erinnerungen an warme Sommertage und Sandburgen. Es war auch nicht die Tatsache, dass dieser Mann es war mit dem er Ima erwischt hatte. „Ich wusste, dass Ihr Euch an ihn erinnern könnt.“, Hideko nickte. „Ihr habt ihm bereits misstraut, als ihr in der Burg wart.“ „Du wusstest von ihm?“ „Natürlich, ich bin ein Dämon.“, na klar, wie konnte Chizu das nur vergessen. „Oder denkst du ich hätte nicht mitbekommen, dass der Takeru an deiner Seite nicht mein Sohn war?“ Masakazu sah auf. „Ihr sagt also auch, dass Chisu und Sesshoumaru bereits Kontakt hatten in der Burg?“ „Durchaus, aber...“, Hideko sah zu Sesshoumaru. „Ach so ist das...“, murmelte sie, doch es ging in Chizus zitternder Stimme unter. „Mutter, was ist mit Euch passiert, nachdem Cheyenne mich geholt hat?“ „Shouta ist ausgerastet. Er hat gesagt du wärst sein und hat unsere Heimat... nun ja...“ „Er hat alle umgebracht. Nur wir sind noch übrig.“, erklärte Junko mit fester Stimme. „Was?“, entsetzt sprang Chizu auf. „Sesshoumaru-sama, wusstet ihr etwa davon?“ „Ja“, sprach er mit fester, ruhiger Stimme und stand auf. „Und warum habt Ihr mir nichts davon gesagt? Dachtet Ihr vielleicht, dass es mich nicht interessiert hätte, wenn meine Familie gestorben wäre?“, sie machte einen Satz auf Sesshoumaru zu, doch Cheyenne hielt sie gerade noch so davon ab nicht auf ihn los zu gehen. „Ich hab die Beiden irgendwie liebevoller in Erinnerung...“, murmelte Hideko. „Was habt Ihr mir noch verschwiegen, Sesshoumaru-sama?“ Vielleicht auch, dass er eigentlich genau wusste wer sie war? Vielleicht, dass es ihn einfach einen Scheiß interessiert hatte was aus ihr wird, als er gegangen war? „Hideko, hast du einen Ort an dem du leben kannst mit deiner Tochter und deinem Mann?“ „Nein, das habe ich nicht.“ „Hallo? Hört Ihr mir eigentlich zu, Sesshoumaru-sama?“ „Gut, dann werden euch meine Dienerinnen in das Gemach der Fürstin führen und du, Chizu“ „Ja, mich gibt’s auch noch!“ „Du wirst ist das gemach zur Rechten meines einziehen.“ „Das war alles? Mehr habt Ihr mir nicht zu sagen?“ Stumm sah er ihr in die Augen. Cheyenne, die ein Donnerwetter witterte, nahm sich lieber ihre ungehaltene Herrin und schob sie aus dem Thronsaal. Wut schnaubend entriss Chizu sich ihr vor dem Tor und wehte förmlich zurück zum Harem. Die Wache, die sich ihr in den Weg stellte um sie zu kontrollieren warf sie einen so vernichtenden Blick zu, dass die Frau am liebsten in Deckung gegangen wäre. Cheyenne entschuldige sich bei ihr für das rüde Verhalten ihrer Herrin und folgte ihr dann in das Gemach der Fürstin. Sie war noch kaum darin, da warf Chizu bereits sämtliche Lagen Kleidung davon. „Was tut ihr?“ „Ich muss da raus! Ich muss es sehen!“ „Herrin, das ist viel zu gefährlich! Denkt an den Shinigami!“ „Cheyenne, entweder du kommst mit mir oder ich gehe alleine.“ Die Leibwächterin zog den Kopf ein und sah dabei zu, wie sich ihre Herrin ein dickes Fell um die Schultern warf um draußen nicht zu frieren in ihrem Hakama und dem Uwagi. Sie stürmte an ihr vorbei hinaus in den Garten, wo Mika im Rasen mit Ami spielte. Irgendwas sagte die Fürstenmutter zu ihr, doch sie nahm nicht wirklich wahr was. Zu sehr in Wut war sie darüber, wie Sesshoumaru mit ihr umgegangen war. Zum Glück brauchte sie ihr Sprachzentrum nicht zu beanspruchen, denn es wäre nur Müll raus gekommen, Ami verstand sie auch so. Sofort nahm die Hündin ihre große Gestalt an und stieß sich vom Boden ab. „Ami! Chizu! Kommt sofort wieder her!“, rief Mika, aber sie regierten nicht darauf. „Herrin, bitte alarmiert den Fürsten!“, bat Cheyenne sie. „Mädels, hier her!“, rief sie vier Soldatinnen zu. Sie musste ihnen nicht sagen was Sache war, sofort folgten die fünf ihr mit einem Satz über die Mauer und hinein in den Wald. Mika hob die vielen Säum ihres Junihitoe und rannte los. Die Wache am Eingang sprang rückwärts, als die Frau vorbei lief. „man, sind denn heute alle verrückt geworden?“, fragte sie sich kleinlaut und sah zur Vorsicht erst mal durch das Gatter, falls noch ein Sturm daher gebraust kam. Mika stieß die Tore zum Thronsaal auf. „Chizu ist weg!“, brüllte sie in den Raum. Geschockt sahen die Anwesenden sie an. ** Sie landete in mitten des riesigen Aschenplatzes auf dem einmal die Burg gestanden hatte in der sie aufgewachsen war. Sofort waren ihre Wächterinnen um sie herum und nahmen sie in die Mitte. Chizu stieg von Ami herunter machte ein paar Schritte und sackte auf die Knie, direkt vor einem kohlrabenschwarzen Totenschädel. Er zerbröselte beinahe in ihrer Hand. „Warum hat er mir davon nicht erzählt?“, flüsterte sie. „Dafür kann es viele Gründe haben. Er dachte vielleicht du würdest es nicht verkraften?“ „Er hatte zu dem Zeitpunkt noch die Fürstin im Verdacht ein Dämon zu sein.“ Chizu kniff die Augen zusammen. Dieser Idiot, dieser unsagbare... Sie ließ den Totenschädel wieder sinken. Sie wusste nicht zu wem er gehörte, aber das war auch egal. Sie kannte jeden einzelnen Bewohner dieser Burg mit Namen und dass sie nun alle tot waren nahm sie mehr mit, als man für möglich gehalten hatte. „Das ist der Kummer der Seelen, den Ihr da spürt, Herrin. Das ist das Vermächtnis des Menschendämonen.“ „Das macht es nicht einfacher, Cheyenne.“ „Verzeiht, Herrin.“ Ein Metallisches Geräusch ertönte. Erschrocken stolperte Chizu zurück, doch die Blutspritzer, die sie abbekam, konnte sie nicht mehr verhindern. Eine der Soldatinnen stand vor ihr. Ihre weit aufgerissenen Augen wurden matt, als sie Blut spuckte. Eine grüne Klaue bohrte sich von hinten durch ihre Brust. „Es war nicht klug das Schloss zu verlassen.“, entschied Cheyenne und zog Chizu auf die Beine. Dicht drängte Ami sich an den Rücken ihrer Herrin. Knurrend sah sie in die Richtung zurück aus der sie gekommen waren. Die Klaue zog sich aus der Soldatin zurück, die Augenblicklich schwer atmend liegen blieb. Der Oni hinter ihr hatte das Herz nur knapp verfehlt. „Los, steigt auf und fliegt zurück!“, bat Cheyenne Chizu und zwang sie dazu auf Ami zu steigen. Eine der anderen Soldatinnen warf die verwundete vor ihr auf den Buckel der Hündin und gab dieser dann einen Klapps. Sofort stieg Ami in den Himmel auf. „Cheyenne!“, rief Chizu, doch sie konnte nichts machen. Sie sah nur noch, wie Cheyenne einen Arm ausbreitete. Eine Peitsche schoss aus ihren Fingern und schwang sich elegant in der Luft, ehe sie sich um die Oni wickelte, die Chizu folgen wollten. Es gab einen Ruck. Ami vor ihr rammte ihre Zähne tief in einen Dämon, der sie von vorn attackierte, doch der hielt ihren Fängen stand. Dreckig lachend hielt er sie fest und wirbelte herum, mit dem Rumpf direkt in die Flugbahn einer gigantischen Axt. Reflexartig hob Chizu die Hand und umklammerte den Stiel der Waffe mit einer Hand. Verbissen sah sie in das Gesicht des Trolls. Was sollte sie machen? So steckten sie hier fest! Chizu erinnerte sich an das Training der Kinder, das sie bei Cheyenne beobachtet hatte. Sie klemmte ihr Bein auf der anderen Seite unter Amis ein, holte mit dem anderen aus und trat damit mit voller Wucht gegen den Magen des Dämons. Damit entriss die ihm die Waffe und fiel fast auf der anderen Seite von Ami. Gerade noch so erlangte sie ihr Gleichgewicht zurück, packte die Waffe mit beiden Händen und schwang sie herum. Der Angreifer warf gurgelnd seinen Kopf zurück. Eine riesige klaffende Wunde spritzte Blut, doch er bewegte sich noch. Chizu sprang auf Amis Rücken auf die Füße und Schlug noch einmal zu. Sofort zerbröselte der Troll, als sie seinen Kopf spaltete. Doch damit war Ami noch nicht frei. Mit einem weiteren Schlag trennte sie dem anderen Oni den Kopf ab. Ami ließ seinen Arm los, ehe sie ein Gift schlucken konnte, dass bei seinem Tod freigesetzt wurde. „Herrin...“, murmelte die Soldatin vor ihr. „Keine Sorge, du wirst wieder Gesund.“, versprach sie ihr. „Ami, bring sie nach Hause.“ Brav setzte die Hündin sich in Bewegung, doch Chizu sprang von ihrem Rücken hinunter, hob im Fall die Axt. Entsetzt sah Cheyenne zu ihr hinauf, als sie auf den Oni zu jagte, mit dem sie sich gerade einen Kampf lieferte. Weich wie durch Butter glitt die scharfe Klinge durch das Monster hindurch. Doch noch hatten sie nicht gewonnen. ** „Herr, Ami!“, ein Soldat riss hektisch die Tür zum Thronsaal auf. Sofort nahm Sesshoumaru die Richtung zum Hof auf und sprang ins schwache Dämmerlicht um seiner Frau die Leviten zu Lesen, weil sie einfach weggelaufen war. ausgerechnet jetzt wo ein Shinigami hinter ihr her war... Doch was er vorfand war nicht das, was er erwartet hatte. Auf dem Hof herrschte reges Treiben, doch nicht wegen der Fürstin, verbissen sah Sesshoumaru dabei zu, wie eine seiner Soldatinnen von Ami heruntergezogen wurde. Die Hündin selbst war voller Blut und drängte herum um dorthin zurück zu kehren wo sie herkam, doch die restlichen Wachen hielten sie davon ab. Chizu... Wo war sie? Masakazu legte Sesshoumaru eine Hand auf den Arm. Leise schüttelte er den Kopf. Kapitel 13: 13. Kapitel ----------------------- Sauer funkelte Sesshoumaru Masakazu an und riss sich los. „Sie ist meine Frau. Du wirst mich nicht davon abhalten sie zu holen, wo auch immer sie ist!“ Überrascht riss Masakazu die bleichen Augen auf. „Und nun geh endlich und kümmere dich um die Verletzte!“ Er wandte sich an seinen General, der mit den anderen Soldaten zusammen Ami davon versuchte abzuhalten wieder auszureißen. „Takeo, lasst sie frei!“ Der Soldat wusste nicht, was er von diesem Befehl halten sollte, entschied sich aber schließlich dafür ihn zu befolgen. Kaum, dass niemand mehr an ihr zerrte stieß Ami sich vom Boden ab. Sesshoumaru sah ihr nach, dann rannte er los, folgte der Hündin auf dem Fuße. „Herr!“, brüllte Takeo, doch er hörte nicht auf ihn. „Los!“, befahl der General den anderen Soldaten um sich herum. Wie eine Welle schwappten die Dämonen über die Mauer ihrer Festung und liefen ihrem Fürsten nach. Doch sie waren bereits zu spät. Nicht um die Leben ihrer Frauen zu retten, sondern um überhaupt in den ganzen Kampf einzugreifen. Ami landete zwischen der aufgewühlten Asche und trappte auf ihr Frauchen zu. Kraftlos ließ diese die Axt sinken. Sowohl an ihr als auch an ihren Gefährtinnen hing so viel Ruß und Blut, dass sie beinahe nicht mehr zu erkennen waren. Sesshoumaru stoppte, als er seine Soldatinnen und seine Fürstin entdeckte. Er ging ein paar letzte Schritte auf ihn zu, dann schlossen auch bereits Takeo und die Wächter auf. Geschockt und noch viel mehr überrascht betrachteten die letzteren die fünf Frauen vor sich. „Was ist passiert?“, sprach Takeo die Frage aus, die ihnen allen im Kopf herum spukte. „Oni.“, erklärte Cheyenne. „Oni, Trolle... Sie tauchten plötzlich auf. Aber wir haben sie in die Flucht geschlagen.“ So langsam sickerte diese Information auch zu Chizu durch. Was hatte sie da eigentlich angerichtet? Warum war sie einfach abgehauen? War es ihr so wichtig gewesen die Trümmer ihrer Heimat zu sehen, dass sie sogar das Leben ihrer Leibwächterin und die ihrer Wachen aufs Spiel setzte? Sie schluckte. Eine von ihnen war verletzt, sehr schwer sogar. Sie konnte nicht sagen wie es mit ihr ausgehen würde. Sie konnte nur hoffen, dass Masakazu wusste was er tat. „Mihoko, wie geht es ihr?“, fragte eine ihrer Begleiterinnen genau das, was sie beschäftigte. „Das wissen wir nicht. Wir haben sie gleich hinaufbringen lassen in Masakazus Gemächern, aber...“, Takeo schüttelte nur unwissend den Kopf. Chizu strich sich über die Stirn, verschmierte den Ruß damit nur noch mehr. Sesshoumaru nutzte die Gunst der Stunde, stapfte auf sie zu und griff nach ihrem Kiefer. Unbarmherzig zwang er sie ihn anzusehen. „Tu nie wieder so etwas unüberlegtes, hast du mich verstanden?!“ Fassungslos sah Chizu ihn mit geweiteten Augen an. „Verzeiht, mein Herr.“ Schweigend sahen sie sich so in die Augen, doch man konnte förmlich spüren wie die Luft um Sesshoumaru zu knistern begann. Ob es jedoch Wut deswegen war, weil sie weglief, oder gar weil er sich Sorgen gemacht hatte, das konnte niemand sagen. Cheyenne trat auf die beiden zu und nahm Chizu die Waffe aus der Hand. „Lasst mich die nehmen.“ Sesshoumarus Blick wanderte hinab zu der Axt, dann ließ er seine Frau los. „Gehen wir, bevor noch weitere auftauchen.“, befahl er seinen Männern. Ami trat an Chizu heran. schnell sprang sie auf, dann rannte die Hündin los. Nicht eher setzte sich auch Sesshoumaru in Bewegung. Cheyenne betrachtete noch kurz die Waffe in ihrer Hand, dann ließ sie sie achtlos fallen und folgten den anderen. „Takeo, stelle einen Trupp zusammen. Ich will, dass die gesamte Umgebung überwacht wird. Wir suchen eine größere Ansammlung von Oni und Trollen!“ „Jawohl, Herr.“ „IHR!“, brüllte eine weibliche Stimme quer über den Hof. Chizu stieg von Ami herunter, die Faust, die auf sie zu geflogen kam sah sie zu spät kommen. Sie schrie auf und griff nach ihrem Kiefer, doch ehe sie zu Boden fiel fing sie die Dienerin, die sie geschlagen hatte am Kragen auf. „Wenn Masakazu meiner Schwester nicht mehr helfen kann, wenn ihr irgendwas passiert, dann schwöre ich Euch, werde ich Euch dafür ...“, sie brachte die Worte nicht über den Mund, doch man sah der Frau an, dass sie an Mord dachte. Zwei Wachen stürmten auf sie zu und rissen sie von ihrer Fürstin zurück. „Ihr seid keine Fürstin! Eine wirkliche Fürstin bringt Ihre Untergebenen nicht so einfach in Gefahr! Ihr seid eine Schande für unsere Rasse!“ „Worauf wartet ihr noch? Bringt sie gefälligst weg!“, rief Cheyenne. „Nein!“, schrie die Dienerin verzweifelt. Sie wehrte sich mit aller Macht gegen die beiden Männer, doch sie hielten sie ohne Erbarmen fest. Chizu sah ihr nach. Rieb sich noch einmal über die Wange. Ihr Blick schweifte ab. Die vier Frauen mit denen sie Seite an Seite gekämpft hatte sahen sie an, ebenso wie der Rest der anwesenden Dämonen auf dem Hof. Sie versuchten es zu verstecken hinter ihren alltäglichen Aufgaben, doch Chizu wusste, was ihnen allen durch den Kopf ging. Sie alle dachten dasselbe wie diese Dienerin. Sie hatte sich unwürdig verhalten ihre Herrin und Anführerin zu sein. Sie hatte einen von ihnen leichtsinnig in Gefahr gebracht und weswegen das? Weil sie sauer auf Sesshoumaru gewesen war. Und nun im Nachhinein konnte sie sich nicht einmal mehr daran erinnern weshalb sie überhaupt unbedingt zu dieser Ruine wollte. Vielleicht hatte sie ja gehofft, dass das alles nur ein dummer Scherz war, doch was hatte sie erwartet? Ihre Mutter und ihre Schwester bezogen gerade ihr Gemach im Harem. Ihr Vater belegte in Masakazus Gemächern eine Matte und wurde von ihm behandelt. Sie waren alle drei hier, weil sie gerade so den Flammen entkommen waren. War das nicht wunder genug? Und anstatt sich um ihre Mutter und Junko zu kümmern war sie davon gelaufen um sich das offensichtliche anzusehen. „Herrin, kommt.“, bat Cheyenne sie und führte sie mit einer Hand an ihrem Rücken zurück zum Eingang des Harems. Sesshoumaru sah ihnen nach. Ihm war bewusst was Chizu für angestellt hatte. Es war schlimm genug, dass eine Soldatin verletzt war, doch sollte diese ihren Verletzungen erlegen, so war Chizus Ehre als Fürstin dahin, denn sie war dafür verantwortlich und es gab nichts Schlimmeres, woran ein Herrscher schuld sein konnte, als am Tod seiner eigenen Leute. Ein leises fiepen ließ ihn sich umsehen. Ami stand hinter ihm. Leicht neigte sie den Kopf. Sie hatte Angst, weil die Dienerin auf ihr Frauchen losgegangen war. Es verwirrte sie. Wer konnte es ihr verübeln? Kurz und knapp strich er ihr über die Stirn und marschierte dann auf das Hauptgebäude zu, in dem Masakazu seine zwei Patienten behandelte. ** Das erste, was Chizu auffiel als sie ihr neues Schlafzimmer betrat, war, dass es ebenso groß war wie ihr altes. Zwar war dieses Zimmer nie belegt gewesen, zumindest nicht seid sie hier war, doch die anderen Zimmer der Mätressen waren wesentlich kleiner als das der Fürstin. Nur dieses hier hatte ähnliche Ausmaße. Die Tür ihres in die Wand eingelassenen Schrankes stand offen. All ihre Kleider waren bereits darin. Doch was an diesem Zimmer anders war: es gab noch eine zweite Tür. Sie kümmerte sich nicht weiter darum, zog ihren Obi einfach auf, warf ihn in die nächste Ecke und sackte auf der Matte ihres Bettes zusammen. „Herrin, ich habe einer Dienerin aufgetragen Euch Wasser zu bringen um den gröbsten Schmutz von Eurem Körper zu waschen. Danach wird sie Euch ein Bad bereiten.“ „Cheyenne, wenn ich da nächste Mal dabei bin solch einen Fehler zu begehen, dann sperre mich bitte weg.“ Die Leibwächterin schwieg. „Herrin... verzeiht meine Offenheit, doch betet dafür, dass ich nicht die längste Zeit für Eure Sicherheit verantwortlich gewesen bin. Denn sollte das der Fall sein, so werde ich Euch nie wieder von irgendetwas abhalten können.“ Chizu sah in die goldenen Augen ihrer Gegenüber. „Du meinst, dass Mihoko es nicht überleben wird.“, es sollte eine Frage sein, doch klang es eher nach einer Feststellung. Cheyenne biss fest auf ihren Kiefer. „Ich weiß es nicht.“, gestand sie schließlich. „Ihre Wunde war schwer, selbst für einen Dämonen. Ich kann Euch nicht sagen, ob die Heilungsfähigkeiten von Masakazu und die Eurer Mutter reichen werden um Eure Ehre zu retten.“ Es klopfte an der Tür und eine weitere Dämonin trat ein. Schweigend und mit gesenktem Blick näherte sie sich Chizu und stellte die Schüssel mit dem Wasser vor sich. Unter ihrem Arm eingeklemmt trug sie ein weißes Bündel. „Herrin, ich bringe Euch ein Gewand, dass ihr überziehen könnt. Bitte lasst mir Eure Kleidung da, ich werde sie holen sobald ihr im Bad seid.“ „Vielen Dank.“, flüsterte Chizu mit matter Stimme und zog die Beine unter ihren Körper um sich über die Schüssel zu beugen. Die Dienerin erhob sich wieder und verneigte sich dann vor Cheyenne, ihr reichte sie ebenfalls ein solches Gewand, jedoch ohne weitere Bitten los zu werden. Das war auch unnötig. Cheyenne wusste genau was zu tun war. Als sie gehen wollte hielt Chizu sie noch einmal zurück. „Warte bitte!“ Die Dienerin drehte sich wieder herum und verneigte sich kurz. „Bitte sag mir, wie geht es Mihoko?“ Die Dienerin schwieg einen Moment. Chizu spürte, dass sie sich zusammen riss. Natürlich, wie sollte es auch anders sein. Auch diese Dämonin musste sich zurück halten nicht etwas Dummes zu sagen. Sie mussten alle ihre Meinungen zurück halten, was Chizu anging. Denn in ihren Augen hatte die junge Fürstin versagt. Hunderte Jahre hatten die Männer und Frauen hier zusammen gelebt. Sie waren eine Familie und jede Person, selbst die Fürstin, war ein Störfaktor, brachte sie sie in Gefahr. Doch niemand wagte sich etwas gegen sie zu sagen, denn egal wie Recht sie mit ihren Anschuldigungen hatten: So war sie doch immer noch ihre Fürstin. Niemand durfte es wagen die anzuzweifeln. Doch, so herzlos es auch war, nicht wenige von ihnen wünschten sich, dass Mihoko ihr Leben ließ. Nur so konnten sie die ungewollte, entehrte Fürstin noch aus dem Schloss vertreiben. „Es tut mir leid, meine Fürstin.“, Chizus Herz rutschte in ihren Hakama, doch die Nachricht der Dienerin, war nicht das, was sie befürchtete. „Ich habe leider keine Informationen über das Befinden der Wache.“ „Würdest du mir Bescheid geben, wenn du Näheres weist?“ „Selbstverständlich, Herrin.“, sie verneigte sich, dann ließ sie die beiden Frauen allein. Chizu blickte in das klare Wasser vor ihr, dann schöpfte sie in ihm und warf sich das kalte Nass ins Gesicht. Als sie die Hände sinken ließ erkannte sie klar und deutlich die Familienzeichen von Reika und Cheyenne in ihrem Gesicht. Es war gut zu sehen, dass ihre Verwandlung weiter voran Schritt, doch die Soldatin bezweifelte, dass es nun noch von Bedeutung war wie schnell ihre Fürstin zum Hundedämon wurde. „Cheyenne“ „Ja, Herrin?“ „Erwartet mich der Tod, oder Verbannung?“ Cheyenne dachte erst nach, was sie meinen könnte, seltsam, ihr Herz schien verdrängen zu wollen, dass die Fürstin, die vor wenigen Minuten noch ihr Leben für sie riskiert hatte, vermutlich wegen Fahrlässigkeit und daraus resultierendem Mord bestraft wurde. „Verbannung.“ Chizu schluckte. Wenigstens immer noch besser als der Tod. „Dann musst du mir das Kämpfen beibringen.“ „Ihr könnt es.“ „Nein, ich habe einfach nur versucht mich an deine Lehrstunden mit den Kindern zu erinnern. Gelernt habe ich es selbst nie. Doch sollte Mihoko sterben, so muss ich mich doch irgendwie verteidigen können dort draußen, oder nicht? Immerhin ist ein Shinigami hinter mir her.“ Cheyenne schwieg, doch diese Frage konnte sie nicht einmal im Raum stehen lassen, also nickte sie. Chizu wusch das Blut und die Asche von Hals und Arme und zog sich dann aus, um in das Gewand für das Bad zu steigen. ** „Ich hätte nie gedacht, dass ich mir einmal mit meiner Fürstin das Bad teile.“, bemerkte Cheyenne nur um einfach irgendwas in die Stille hinein zu sagen, die sie zu erdrücken schien. Tief im Berg unterhalb der Schlafgemächer lag das Bad des Fürsten und seiner Mätressen. Heißer Dampf machte es schier unmöglich zu sehen, und beinahe noch schwerer zu atmen. Rücken an Rücken saßen die beiden Frauen da und sahen auf den blanken Stein. „Ich glaube nicht, dass Mihoko diese Nacht übersteht.“ „Sagt so etwas nicht!“ „Ich wäre lieber deine Freundin, denn deine Fürstin, Cheyenne, wenigstens für die letzten paar Minuten oder Stunden, die mir hier noch bleiben.“ Cheyenne lächelte leicht. „Das fände ich toll. Übrigens ist dein Haar heller geworden fällt mir da gerade auf!“, sie hob eine Strähne der anderen Dämonin hoch, welche ihr über die Schulter fiel. Nach dem intensiven Waschen in dem beinahe kochend heißen Wasser hatte es einen intensiven Braunton angenommen. „Dank deiner Mutter werde ich wenigstens nicht als hilfloser Mensch durch die Gegend wandern.“ „Ihr ward schon vorher ein Dämon, vergesst das nicht.“ Stimmt, das hatte sie bereits wieder verdrängt. Die Tür wurde aufgeschoben und eine Dienerin trat herein. „Herrin, ich habe keine Guten Neuigkeiten. Bitte zieht Euch an, der Fürst erwartet Euch.“ Kapitel 14: 14. Kapitel ----------------------- Chizu verkrampfte die Finger vor ihrem Körper, versteckt unter ihren weiten Ärmeln. Sie hob ihre Nase und betrachtete ihre Richter einen nach dem anderen am Ende des Raumes. Sesshoumaru thronte an oberster Position auf seinem Kissen, Takeo und Cheyenne saßen unterhalb auf dem Treppenabsatz, Jaken hatte hinter seinem Meister Platz bezogen. Vor den Stufen saß Masakazu, neben ihm noch ein fünfter, hoher Mann in Sesshoumarus Gefolge, Jiro. Er war der Priester der Burg und zeitgleich der oberste Richter, nach Fürst und Fürstin, wobei die Letztere es war, die hier angeklagt wurde. Chizu setzte sich in Bewegung. Tief atmete sie bei jedem Schritt durch. Es war nicht schwer zu erraten gewesen was passiert war, als Cheyenne von ihr abgezogen wurde und zu ihrer Rolle als Richterin berufen. Es war offensichtlich, dass die Soldatin Mihoko es nicht geschafft hatte. Chizu hielt vor ihnen an, verneigte sich tief und sank dann vorsichtig auf das Kissen nieder, das für sie bestimmt war. Sesshoumaru fühlte sich machtlos. Zu entscheiden, was mit seiner Fürstin geschehen sollte, lag nicht in seiner Hand. Selbstverständlich war er der oberste Richter über sie, doch ihre Gesetze waren eindeutig und boten keinen Spielraum für „wenn“ und „aber“-s. Mihoko war gestorben, dank eines Fehlers, den Chizu begangen hatte. Sie hatte das Leben ihrer Wächterin leichtfertig aufs Spiel gesetzt. Wäre es dabei geblieben, dann hätte er nur eine zeitlich begrenzte Ausgangssperre über sie verhängen müssen, doch da es so kam war sie nun untragbar geworden für alle Bewohner innerhalb der Mauern. „Fürstin Chizu der westlichen Dämonen“, begann Jiro seine Ansprache. „Hiermit teilen wir Euch mit, dass unsere Freundin und Schwester, Mihoko, welche den Auftrag hatte Euch zu beschützen, dank der Leichtfertigkeit die Ihr begangen habt zu Schaden kam und verstarb.“ Eine merkwürdige Vibration lag in der Luft. Die Wut und Trauer der Dämonen vereinte sich gegen ihren gemeinsamen Feind. „Versteht Ihr, was ich Euch sagte?“ „Ja.“, natürlich verstand sie. Sie war immerhin weder taub noch dumm, wenn sie sich bei Letzterem auch nicht mehr allzu sicher war. „Wenn es nur das wäre, Jiro-sama!“, hörte sie eine Frauenstimme in ihrem Nacken. „Viel zu lange duldet Ihr diese Person in unserem Schloss. Bedenkt den Shinigami, den sie bei uns einschleppte und der unsere arme Kazumi richtete.“ „Schweig, Weib!“, brüllte Cheyenne durch den Raum. „Es ist noch immer deine Fürstin, von der du da redest.“ Chizu schloss kurz die Augen um sich zur Besinnung zu rufen und nicht den Verstand zu verlieren, bei all dem Hass, der durch die Halle waberte. „Fürstin Chizu, durch die Leichtfertigkeit die Ihr begangen habt, und die daraus resultierenden Folgen, hat dieses Gericht unter der Führung Eures Fürsten keine andere Wahl.“ Chizu hob den Kopf und sah ihrer Strafe entgegen. Sesshoumaru Gedanken glitten ab. Was hätte er alles tun können um das hier zu verhindern? War er es nicht, der im Endeffekt die Schuld an alle dem trug? „Wir schicken Euch ins Exil. Ihr seid hiermit verbannt und es ist Euch nicht gestattet die Ländereien des In uno Taishou jemals wieder zu betreten.“ Chizu schloss die Augen. Dieses Urteil war nahezu gleichbedeutet mit der Aussage, dass sie vogelfrei war. Sie glaubte nicht daran, dass sie auch nur ein Jahr dort draußen allein überstand. Nicht solange es Dämon in diesem Gemäuer gab, der solch einen Hass auf sie hatten, dass sie sie jagen würden bis an ihr Ende. „Geht nun!“, forderte Jiro sie auf. Chizu verneigte sich, doch als sie sich gerade wieder aufrichtete um sich zu erheben spürte sie bereits zwei Personen hinter sich. Verdammt noch mal, waren diese Dämonen so erpicht darauf gewesen, sie von der Burg zu jagen, dass sie ihr noch nicht einmal Zeit ließen diese zu verlassen, ehe sie sie töteten? Doch niemand wollte ihr ans Leben, zumindest keine der beiden Frauen, die es sich gewagt hatten aus den Reihen der Umstehenden zu treten. Chizu konnte nicht so schnell reagieren, weder was das aufstehen, noch was verteidigen anging, da segelten bereits an ihrem Kopf vorbei zwei Waffen. Sie stießen gegeneinander und kamen kreuz und quer liegend vor den Stufen zum Liegen. Zwei Haarbänder folgten. „Solltet ihr dieses Urteil über unsere Fürstin verhängen, so werdet ihr auch uns ins Exil schicken müssen!“, geschockt sah Chizu sich um. Zwei der Frauen, die ihr auf Cheyennes Befehl hin gefolgt waren, standen hinter ihr. Ihre Haare lagen weit geöffnet über ihren Schultern. Sie hatten sich die strengen Haarknoten vom Kopf gelöst um ihren Status als Soldatinnen abzulegen und so ihrer Aussage Nachdruck zu verleihen. Überrascht sahen die fünf Richter auf die Frauen. Dann lächelte Cheyenne. Natürlich, die Frauen hatten Recht. Es gab etwas, dass Chizus Taten zu einer Ausgangssperre mindern konnte. Es gab noch eine Chance, die ihr ihre Soldatinnen gezeigt hatten und sie ebenfalls verfolgen würde, das stand fest. Cheyenne erhob sich. Als wäre sie nicht ganz bei Trost beobachteten sie die anwesenden Dämonen dabei wie sie die Stufen hinab stieg. Mit einem Ruck riss sie sich das Schwert vom Obi, warf es achtlos zusammen mit ihrem eigenen Haarband zu den anderen beiden. Selbstbewusst stellte sich neben ihre Fürstin, die sich nun langsam erhob. „Mein Herr, ich schließe mich Honola und Ayaka an. Fürstin Chizu tat alles um uns und auch Mihoko zu retten, und zwar ohne dabei an sich selbst zu denken. Ich selbst schickte Eure Gemahlin mit Ami und Mihoko zurück zum Palast, doch es war die Fürstin, die sich weigerte zu gehen und Ami alleine mit Mihoko schickte. Sie blieb und kämpfte mit uns Seite an Seite. Wäre sie nicht geblieben, so wäre vermutlich auch wir nicht mehr am Leben.“ Man konnte beinahe hören, wie Sesshoumaru ein Stein vom Herzen fiel. „Momoka“, richtete Masakazu sein Wort an eine weitere Dämonin, irgendwo in der Menge. „Du bist die fünfte, die lebend zurückkehrte. Wie stehst du dazu?“ Alle Augenpaare richteten sich auf die befragte, die mit verschränkten Armen noch immer in der Menge stand. Sie knirschte nachdenklich mit den Zähnen, dann atmete sie genervt seufzend aus. Als sie auf die anderen Frauen in der Mitte zuging öffnete auch sie den Haarknoten der einfachen Soldatin und hob ihre Waffe hoch. „Ich kann es nicht gut heißen was Chizu-sama tat.“, erklärte sie. „Doch leider haben sie recht. Ohne Herrin Chizu wären wir vier nicht mehr am Leben. Sie hat ihr Leben für uns riskiert. Wir stehen in ihrer Schuld und wohin sie auch von Euch geschickt wird, wir werden an ihrer Seite stehen.“ Oh nein! Oh nein, oh nein, oh nein! Das war alles, was durch Jakens fassungslosen Kopf spukte. Endlich sollte doch wieder alles in Ordnung sein, oder nicht? Chizu hatte das Leben ihrer Wächterinnen gefährdet und dabei war eine ums Leben gekommen, das war ihr Nagel zum Exil, doch die Aussage, dass sie ihnen das Leben gerettet hatte, das sprengte all seine Hoffnungen, dass Sesshoumaru-sama nun doch bald seinen Schwur einhielt und indirekt seine Frau diesem Shinigami überließ. Er verspürte den nervösen Drang dazu seinen eigenen Schnabel zu kneten, als der Fürst sich bereits erhob. „In dem Fall, Chizu, wirst du nun zurückkehren in dein Gemach. Ihr alle, geht zurück an Eure Arbeit. Das Gericht wird sich zur erneuten Urteilsfindung zusammenschließen.“ Chizu atmete tief ein. Ein Lächeln legte sich auf ihr Gesicht. Das war knapp gewesen. Sie sah zu Cheyenne, die den vier Männern nicht folgte, als sie sich zurückzogen. Sie hatte ihren Posten im Richterstab vorerst verwirkt, da sie ihr eigenes Schicksal von dem ihrer Fürstin abhängig gemacht hatte. Als ein Diener sich daran machte die weg geworfenen Waffen und Haarbänder einzusammeln, wandte sich Chizu zu ihren vier Wächterinnen um. Erleichtert atmete sie wieder aus und lächelte sie mehr als nur dankbar an. „Vielen Dank.“, flüsterte sie. „Das hättet ihr wirklich nicht tun müssen.“ „Oh, das hättet ihr mir früher sagen sollen.“, gab Momoka hochnäsig zurück. „Am liebsten hätte ich nicht Partei für Euch ergriffen.“ „Momoka!“, tadelte Honola sie. „Nein, ist schon in Ordnung.“, Chizu legte eine Hand auf Honolas Arm. „Es tut mir leid, was ich getan habe und es tut mir Leid um Mihoko. Es ist nicht wieder gut zu machen, das verstehe ich durchaus.“ „Das kommt etwas zu spät.“, erklärte Momoka. „Und es bringt Mihoko auch nicht mehr ins Leben zurück.“ „Du hättest dich nicht für sie einsetzen müssen.“, erklärte Cheyenne nun doch leicht angesäuert. „Wir sind dir dankbar, dass du es getan hast aber...“ „Ich habe es weder für euch noch für sie getan, sondern nur wegen mir. Chizu-sama hat mir das Leben gerettet, darum stehe ich in ihrer Schuld, das gebietet meine Ehre, doch trotzdem kann und werde ich nicht einfach über das Geschehene hinweg sehen.“ Sie bedachte jede einzelne von ihnen mit einem strengen Blick, zuletzt blieb sie an Chizu hängen, doch sagen tat sie nichts mehr. Mit einem finsteren Ausdruck im Gesicht machte sie auf dem Absatz kehrt und verschwand hinaus. ** Lautlos schritt Hideko über die mit Reif bedeckte Wiese des Harems. Sie hatte nicht viel von dem mitbekommen was mit Chizu geschehen war, nur, dass ihre Zeit hier auf Messerschneide stand. Sie konnte ihr dabei nicht helfen. Sie hatte hier keinen Rang, war eigentlich nur geduldet und wusste, dass es vermutlich kein Dauerzustand war, ganz besonders, wenn ihre Tochter verbannt wurde. Doch eines machte die Mutter zu schaffen: Die Erinnerungen des Fürsten zeigten erschreckende Lücken. Reine Finsternis hatte sich über seine Seele gelegt und verhängten alles, was mit Chizu zu tun hatte. Sie wusste nicht woher es kam, mit solch einer Erscheinung hatte sie noch nie zu tun gehabt. Alles was sie erkannte war, dass es ein überaus mächtiger Zauber war. Wie auch immer das alles passieren konnte, sie war sich sicher, dass dieser Umstand das Verhältnis von Fürst und Fürstin zueinander beschattete. Er misstraute ihr, weil sie angab ihn zu kennen und bereits mit ihm intim war, ohne, dass er davon wusste. Doch gleichzeitig zerrten seine Ketten in seinem Unterbewusstsein an ihm. Sie spürte, dass er Interesse an ihr gefunden hatte, sie sah es klar und deutlich, doch es war pure Vorsicht, die ihn dazu zwang sich zurück zu halten. „Sesshoumaru-sama“, sprach sie ihn mit ihrer ruhigen, leisen Stimme an. „Bitte, würdet Ihr mir Euer Gehör schenken?“ Sesshoumaru betrachtete seine Schwiegermutter. Er konnte sie nicht einschätzen, das missfiel ihm an ihr. „Fass dich kurz. Ich muss zu Chizu.“ „Eben um die geht es, mein Herr.“ Sesshoumarus Aufmerksamkeit war augenblicklich geweckt. „Wenn du um ihren Kopf kämpfen willst, Weib, dann sei unbesorgt. Ihre Strafe beschränkt sich auf...“, begann Jaken. „... auf Ausgangssperre. Sie darf den Harem nicht verlassen. Das weiß ich schon längst. Ich sehe es, ich bin ein Dämon!“, mit einem Schlag war ihre Stimme so schneidend, dass Jaken sich hinter seinem Meister versteckte. Dann wandte sie sich wieder mit weicherem Organ an ihren Schwiegersohn. „Verzeiht, doch ich würde dieses Thema ungern mit Euch hier draußen beredet. Es ist doch sehr vertraulich.“ Sesshoumaru nickte und wies sie an ihm zu folgen. „Herr, das ist keine gute Idee, ihr könnt dieser Hexe nicht trauen!“, jammerte Jaken und stolperte ihnen hinterher. „Kann er mir nicht vertrauen, oder Euch, kleiner Kröterich?“, fragte die Frau monoton. Jaken stockte, dann wurde er beinahe rot vor Wut, was bei seinem Teint durchaus ein Meisterstück war und rannte ihnen zeternd und schreiend hinterher. „Das ist unverantwortlich, Sesshoumaru-sama, diese Brut will sich hier einnisten! Man kann Menschendämonen ebenso wenig vertrauen wie den Menschen selbst!“ Sesshoumaru schloss die Tür hinter ihnen zu seinem Vorraum. „Die Frage, Jaken-sama, ist doch die, wer ihn anlügt, ich oder Ihr.“ Sesshoumaru kniff die Augen zusammen. „Was wollt ihr andeuten?“ „Meister, nicht, sie will Euch verhexen!“ Doch Sesshoumaru hörte nicht auf ihn. Er öffnete nur die zweite Tür zu seinem Empfangszimmer und ließ Hideko eintreten. „Ich sehe, dass ihr unentschlossen seid, was meine Tochter betrifft.“ Sesshoumaru schwieg, dafür giftete Jaken weiter, doch die Dämonin ignorierte ihn einfach weiterhin. „Ihr wisst nicht, ob ihr ihr vertrauen könnt. Sie erzählt merkwürdige Dinger über Euch und sie.“ „Ist das alles, was du mir erzählen willst? Ich weiß selbst, was in meinem Kopf hervor geht.“ „An einer Stelle jedoch nicht. Ein schwarzer Fleck liegt auf Euren Erinnerungen an die Tage, da ihr in unserem Schluss weiltet. Ihr wisst, dass ihr Lücken vorzuweisen habt, doch ihr wollt nicht glauben, was Chizu Euch sagte. Doch was ihr nicht wusstet: Es gibt eine Person, die immer in Eurer Nähe war, die all das, was ihr mit Chizu erlebtet bestätigen kann.“ Sesshoumaru sah sie an. Es ratterte in seinem Kopf, dann verstand er plötzlich den Inhalt ihrer Worte. Seine Augen wanderten zu Jaken, der plötzlich still geworden war. Als er versuchte sich leise aus dem Gedächtnis zu stehlen stoppte Sesshoumaru ihn indem er den Fuß hob und ihn dagegen laufen ließ. „Jaken“ Der angesprochene sprang einen Meter zurück und begann den Boden immer und immer wieder zu Füßen seines Herrn zu küssen. „Vergebt mir, mein Meister, ich habe furchtbares getan.“ „Warum?“ Jaken druckste ein wenig herum. „Ihr wolltet die Erinnerungen an das Menschenmädchen verdrängen, weil ihr dachtet, dass nicht sie, sondern Ima kommen würde, und ich wollte diesen Wunsch nicht unterbinden.“, dass er vermutlich dafür verantwortlich war, dass der Shinigami deshalb nun hier herum geisterte verschwieg er lieber weiterhin. Doch er musste vorsichtig sein. Die geistigen Fähigkeiten einer menschlichen Dämonin waren schier grenzenlos. Wenn er sie in seinen Kopf ließ... Geschockt sprang Jaken zurück als er in die Augen der Frau sah. Sie versuchte definitiv noch weiter zu kommen, aber er wehrte sich. „Hideko!“ Überrascht sah die angesprochene zu Sesshoumaru auf. „Wie bekomme ich meine Erinnerungen zurück?“ Die Frau lächelte. „Es wäre mir eine Ehre euch dabei behilflich zu sein.“ ** Ehe Chizu ihre Strafe antreten musste wurde ihr noch ein Wunsch gewährt: Cheyenne, die wieder ihren Platz als General eingenommen hatte, sowie Ayaka und Honola begleiteten sie im Schutz der Schatten – sie wollte ungern den Dämonen auf dem Platz in die Augen sehen – zu der Höhle im Fels, die zu den Tunneln, und damit zu den Kerkern führte. Sie musste zu der Dienerin, die sie attackiert hatte. Mit Chizus Freisprechung und der Tatsache, dass sie auch weiterhin die Fürstin der westlichen Dämonen blieb, wurde die Frau eigentlich zum Tode verurteilt. Sie schlug der Fürstin ins Gesicht. Sie hatte die Hand gegen sie erhoben, egal wie gerechtfertigt dieser Übergriff auch immer war. Doch Chizu wollte das nicht. Sie konnte nicht dabei zusehen, wie ein Lebewesen wegen ihr sein Leben aushauchte. Mihoko hatte gereicht und daran würde sie den Rest ihres Lebens zu knabbern haben, so dachte sie. Sie hatte Sesshoumaru, Maskazu, Jiro, Takeo und Cheyenne angefleht das Leben dieser Frau zu verschonen und sie taten es. Sie wusste nicht wieso, doch sie taten es. Jiro war weniger erfreut darüber, dass bereits zwei Gesetze innerhalb weniger Stunden missachtet wurden und Takeo hatte strafende Blicke seiner Kollegin zugeworfen, doch schlussendlich taten sie doch das, was Sesshoumaru von ihnen verlangte. Und er wollte, dass Chizus Wunsch befolgt wurde. Die Soldatinnen führten ihre Fürstin hinab in die Kerker. Chizu reichte ihr den Schlüssel und gleich darauf standen sie vor massiven dämonischen Gitterstäben, gegossen von ihrem hauseigenen Meisterschmied Totosai. Hektisch sprang die Dienerin auf, als sie die Fürstin sah. „Ihr schon wieder!“, keifte sie. „Ich hoffe ihr seid hier, weil sie Euch mit mir zusammen sperren wollen!“, giftete sie los. Chizu sah sie mitleidig, doch auch traurig an. „Verneige dich vor deiner Fürstin!“, verlangte Cheyenne. „Was?“, schrie die Dienerin entsetzt. „Wo bleibt die Bestrafung? Warum lasst ihr sie damit davon kommen?“ „Ihre Tat wurde damit aufgewogen, dass sie uns das Leben rettete, dort draußen.“, erklärte Honola. Die Dienerin biss die Zähne zusammen. „Das heißt ihr wollt mich jetzt töten!“, schlussfolgerte sie. „Fein, kommt sie also mit noch einem Mord davon.“ Die Frau machte den Eindruck als wolle sie gleich durch die Gitterstäbe springen. Doch die waren zum Glück nicht nur bruchsicher gegen die Kraft eines Dämonen, sondern hinderten ihn auch daran seine wahre Gestalt anzunehmen. Ihre rot glühenden Augen zumindest sprachen bände. „ich bin nicht hier um dich hinzurichten.“, erklärte Chizu kleinlaut. „Ich bin hier, weil die Richter dich frei gesprochen haben.“ „Was?“, nur war die Frau endgültig verwirrt, beruhigte sich jedoch wieder. „Wieso?“ „Die Fürstin legte ein gutes Wort für dich ein.“ Augenblicklich verschlechterte sich wieder ihre Laune. „Lieber sterbe ich, als diese Hilfe anzunehmen.“ „Das sei dir hiermit freigestellt.“, erklärte Ayaka gleichgültig. „Wir lassen dich hier raus, doch der Harem ist tabu für dich. Sollten wir dich auch nur einmal in der Nähe unserer Fürstin erwischen, dann ist dein Mitleid verwirkt.“ Als sie nichts mehr sagte öffnete Chizu die Zelle. Sofort zog Cheyenne sie zurück und versteckte sie halb hinter sich. Mit einem letzten, finsteren Blick bedachte die Frau ihre Fürstin und marschierte dann, flankiert von Honola und Ayaka hinaus in die Freiheit. Kapitel 15: 15. Kapitel ----------------------- Aufmerksam verfolgte Sesshoumaru das Geschriebene auf dem Pergament, das er vor sich zu liegen hatte. Es war nicht so, dass er nicht bereits kannte was dort stand, doch er ging alles noch einmal durch. Hideko hatte ihm aufgetragen alles nieder zu schreiben was er noch von seinem Aufenthalt wusste, einschließlich den Lücken, die sich daraus ergaben. Es war erschreckend gewesen sich selbst darüber klar zu werden, was er alles vergessen hatte. Wenn nicht inzwischen Jaken vor ihm auf den Knien herum gerutscht wäre um ihn um Gnade zu bitten, weil er ihm all diese Informationen vorenthalten hatte, dann hätte er es vermutlich immer noch nicht wirklich geglaubt. Wer weiß, vielleicht hätte er sogar angenommen, dass die Frau ihm einfach irgendwelche Erinnerungen in den Kopf pflanzen wollte um ihre Tochter zu schützen. Die Tür ging auf und Takeo trat herein. „Sesshoumaru“, sprach er ihn ohne großartige Floskeln an, wie er die Erlaubnis hatte als sein Langjähriger Vertrauert und Leibwächter. „Ich habe gerade die ersten Meldungen der Späher erfahren.“ Stumm beobachtete Sesshoumaru ihn, als Zeichen, dass er ihm zuhörte. „Sie haben mehrere kleinere, in Schutt und Asche zerlegte Dörfer in der Umgebung gefunden. In einigen Feldern und Wäldern liegen größere Gruppen von Toten, vermutlich während ihrer Arbeit überrascht. Wir sind uns aber nicht sicher, ob alle Überfälle mit Dämonen zusammen hängen. Es können auch Banditen gewesen sein.“ Nein, in seinen Ländereien, zumindest in denen in unmittelbarer Umgebung zur Burg, hatte seine Mutter beinahe peinlich genau darauf geachtet, dass keine Landstreicher den Dorfbewohnern das Leben zur Hölle machten. Der Shinigami versuchte ihn vermutlich einzukreisen. Die Frage war nur: wieso? Was hatte Chizu getan, dass dieser Todesengel so erpicht auf ihr Leben war? Konnte es denn wahr sein, dass einer von ihnen so sehr das Erbe seines Volkes verfehlte und eine neue Spezies mit ihrer Hilfe erschaffen wollte? Sein Blick heftete sich auf einer der Stellen fest, die er mit einem einzelnen Strich versehen hatte um zu markieren, dass er sich nicht sicher war, was in diesem Zeitraum geschah. „Was tust du da?“, fragte Takeo und griff nach dem Pergament. Wortlos ließ Sesshoumaru es geschehen, doch ließ das geschriebene nicht aus den Augen, während sein General es las. „Was soll das sein?“ „Hideko hat mich aufgesucht. Sie will mir helfen mich an Chizu zu erinnern.“ Takeo schüttelte den Kopf. So sehr ich es auch befürworten würde, wenn sie die ganze Situation zwischen euch beiden endlich klärt: Glaubst du nicht, könnte es nicht vielleicht möglich sein, dass die Mutter der Fürstin dir nur einreden will sie gibt dir deine Erinnerungen wieder und im Endeffekt sind es nur Lügen?“ „Das hätte ich wohl auch gedacht, doch Jaken...“ „Was ist mit ihm?“ „Er sagte, dass alles wahr ist.“ „Warum kommt er dann erst jetzt damit heraus?“ „Weil ich es vergessen wollte.“ Takeo schüttelte den Kopf. „Ich weiß immer noch nicht weshalb du ihn hier angeschleppt hast. Er passt nicht zu uns. Er hängt immer in deinem Schatten und er versucht ständig in deine Angelegenheiten hinein zu reden.“ „Glaub mir, manchmal verstehe ich es selbst nicht.“ Takeo schwieg und las sich noch einmal durch, was sein Herr dort verfasst hatte. „Laut Jaken hat sie mich in der ersten Lücke abgefangen auf dem Weg zu ihrer Schwester und enttarnt. Dann habe ich die Nacht bei ihr verbracht.“ Takeo sah ihn fragend an. „Nein, nicht so. Ich sollte sie beschützen wegen dem Dämon, der sie angegriffen hatte. Das ist etwas bewachsen sollte wusste ich noch, aber nicht, dass es sie war und wieso. Die nächste Lücke, da hat sie mir gezeigt wo ich am besten Geschütz einen Blick auf Imas Leben werfen konnte. Dann meine erste Begegnung mit Shouta“, er knurrte förmlich seinen Namen. „Jaken sagte ich hätte ihn sofort los geschickt um ihn zu überwachen, weil mir der Mann nicht gefiel.“ „Womit du ja recht hattest.“ „Ja, aber wieso hätte es mir so viel ausmachen sollen, wenn ein kleiner Mensch einen anderen heiratet?“ „Dafür gibt es viele Gründe, Sesshoumaru.“ Er Fürst schwieg, dann fuhr er fort. „Über das Abendessen konnte mir Jaken nichts erzählen, nur, dass ich mich davor und danach mit ihr gestritten habe. Und dann, als sie aus dem Bad kam und ich sie zurück brachte alarmierte mich Jaken. Sie war wohl die erste, die losgerannte war und im Zuge dessen flog ich als Dämon auf. Aber ich blieb noch bei ihr, die ganze Nacht... Ich weiß einfach nichts mehr davon!“ Takeo legte das Pergament beiseite. „Und was brachte es dir dann, das alles aufzuschreiben? Glaubst du deine Nachwelt interessieren kleine Fetzen aus der Vergangenheit?“, er schmunzelte leicht über seinen nicht sonderlich lustigen Witz. „Hideko bat mich darum alles zu notieren was ich noch weiß.“, erklärte er. „Sie wird mir helfen meine Erinnerung zurück zu erlangen.“ Takeo atmete einmal tief durch. „Hältst du das für eine gute Idee? Vielleicht gab es einen triftigen Grund weshalb du sie vergessen wolltest. Vielleicht hat sie dich Gedemütigt oder so etwas?“ „Selbst dann sollte ich es erfahren, oder nicht? Sie ist immerhin meine Frau.“ Takeo schwieg und sah seinen Freund nur schweigend an. „Frau ist nicht gleichzusetzen mit Favoritin, Lieblingsfrau oder erste Geliebte.“ Sesshoumaru sah ihm fest in die Augen, doch schwieg. Takeo zog die Augenbrauen hoch. „Sieh mal einer an! Du bist der erste Fürst den ich kenne, der Interesse an seiner menschliche Frau hegt.“ „Sie ist kein Mensch.“ „Menschendämonen unterscheiden sich nicht so sehr von Menschen. Sie sind nur intelligenter und spiritueller. Das ist ihr ganzes Geheimnis.“ „Wie dem auch sei, Hideko wird mir helfen meine Erinnerungen wieder zu bekommen.“ „Warum macht das nicht die Fürstin?“ „Ich habe bereits mein Gesicht vor ihr verloren. Da brauch sie davon nichts zu wissen.“ „Weniger das Gesicht als die Kleidung...“, murmelte Takeo. „Treib es nicht zu weit, Takeo.“ „Schon gut, schon gut. Also, was schlägst du vor?“ „Hideko kommt morgen Nacht. Ich will, dass du dabei bist.“ „Du traust ihr doch nicht.“ Sesshoumaru sah ihn fest an. „Mein Selbstschutz funktioniert nun einmal.“ ** Ihr erster Tag in Gefangenschaft. Es war seltsam. Alles war wie vorher, die Umgebung, ihre Bewegungsfreiheit – außer, dass sie den Harem nicht verlassen durfte – und doch war alles so viel anders. Was ihre Bediensteten von der Sache hielten war mehr als nur offensichtlich. Für Dinge, wie das ankleiden ihrer Fürstin, ließen sie sich sonst ehrfurchtsvolle Ruhe, doch dieses Mal hetzten sie regelrecht durch diese Arbeit und waren in weniger als einigen Minuten wieder verschwunden. „Sie hassen mich.“ „Daran solltest du dich gewöhnen.“ Chizu legte den Kopf schräg und sah sie mit ihrem Und-Was-Sollte-Das-Jetzt-Wieder-Blick an. „Habe ich was Falsches gesagt?“ „Du bist nicht unbedingt das, was man im allgemein als Aufbauend bezeichnet.“ „Du weißt, dass ich das nicht kann. Ich versuche es, aber es versteht niemand.“ „Vielleicht sollte Honola oder Ayaka dir darin Nachhilfe geben. Die bekommen das sicher besser hin als du.“ „Mag schon sein.“ Chizu setzte sich an ihren Tisch und nahm den Becher in die Hand. Vorsichtig pustete sie den Tee an. „Ich wollte dich das eigentlich schon gestern fragen, aber: Wo führt diese Tür da hin?“, sie nickte zu Wand. „Die? Zum Schlafzimmer von Sesshoumaru-sama.“, erklärte sie wie selbst verständlich. Chizu spukte beinahe ihren gesamten Tee über den Tisch. „Hör auf! Du veralberst mich doch!“ „Nein! Das hier ist das Zimmer seiner ersten Geliebten. Seine Thronerbenmutter.“, chizu wurde rot. „Hol die Gedanken aus dem Bett, Sesshoumaru-sama konnte ja schlecht deiner Mutter dieses Zimmer anbieten. Da liegt es doch nur nahe, dass er dich umziehen lässt.“ „Er hätte doch auch eine seiner Mätressen nehmen können.“ „Die? Vergiss es! Hätte er auch nur eine davon hier hinein gesetzt, dann wäre die doch gleich wie die neue Königin hier umherstolziert und nach der Zeremonie verlangt, dabei sagte er hätte er sich noch nicht einmal Gedanken darum gemacht welche seiner Frauen er für diesen Job vorzieht.“ Chizu nahm einen Schluck von dem Tee. „Ich denke ich bin rausgefallen, was das angeht.“ „Du meintest, dass du eine Chance hattest?“, Chizu ließ die Schultern hängen und bedachte sie mit erneut wenig begeistertem Gesichtsausdruck. „Nein! Du hast mich wieder nicht verstanden! Ich wollte damit sagen, wenn du dachtest, dass du eine Chance hattest, dann lass sie doch nicht einfach so fallen! Mika-sama wird dir sicher dabei helfen können. Unterricht bekommst du inzwischen.“ „Cheyenne, nach allem was gestern passiert ist würde vermutlich das ganze Schloss eine Meuterei anzetteln, wenn Sesshoumaru mich nicht nur zu seiner Fürstin, sondern auch zu seiner ersten Frau machen würde.“ Gut, da hatte sie wohl Recht. ** Hideko kniete sich neben Masakazu, der ihrem Mann mit einem kalten Lappen über die Stirn strich. „Ihr hattet auch kein Glück, habe ich Recht?“, fragte sie leise. Masakazu schüttelte den Kopf. „Es tut mir leid, Hideko-sama, doch ich fürchte das traumatische Erlebnis, das er durchleiden musste hat sämtliche Empfindungen aus seinem Körper verbannt.“ Traurig lies die Frau ihre Schultern hängen. Wie sollte sie das nur ihrer kleinen Tochter erklären? Und wie ihrer großen? Zuerst hatten sie ihre Freunde und Familie verloren und nun war auch jegliche Hoffnung für den Fürsten Minamoto selbst dahin gegangen. „Bitte, Hideko-sama, ich werde mich weiter um Euren Mann kümmern. Ich werde auch die hilfe von Jiro hinzuziehen und eventuell finden wir doch noch eine Möglichkeit den Geist Eures Mannes zu heilen.“ „Bitte, Masakazu-sama, bemüht Euch nicht. Ich habe es bereits gespürt, dass er gegangen ist, als ich diesen Raum betrat. Es müsste ein Wunder geschehen, dass mein geliebter Herr wieder zu sich kommt.“ Beruhigend legte der Hundedämonenarzt eine Hand auf ihre Schulter. „Euer Fürst ist der Vater unserer Herrin. Wir werden uns so gut es geht um ihn kümmern. Ich werde mich so gut es geht um ihn kümmern, es wäre mir sogar eine Ehre. Viel kann ich nicht mehr tun, das ist wahr. Doch so lange sein Herz noch schlägt werde ich nicht aufgeben, Ihr habt mein Wort.“ „Habt Dank, Masakazu-sama.“ Er neigte kurz den Kopf wohl wollend und erhob sich dann. „Masakazu-sama“ „Ja?“ „Wie steht ihr zu meiner Tochter? Ich meine nach dem, was sie gestern getan hat.“ Masakazu blickte tief in seine finstere Welt, dann wies er eine Dienerin an ihnen Tee und Gebäck zu bringen, denn er wusste, dass Hideko vermutlich den ganzen Tag wache am Bett ihres Mannes halten würde. Dann setzte er sich wieder zu ihr und wog seine Wort sorgfältig ab. „Nun“, er atmete tief durch. Diese Menschendämonen, er konnte einfach nicht in ihrer Gegenwart Lügen. Ebenso wenig, wie es dieser Rasse gelang dies zu tun. Hideko hatte viel Macht, das spürte er, doch umso größter machte sie es nur, dass sie nichts davon einsetzte um hier jemandem zu manipulieren. „Ich fürchte die Fürstin hat einen großen Fehler begangen, das ist wahr. Doch ihr Herz ist rein und das macht sie zu einer gütigen Fürstin. Jedoch hat sie vieles in unserem Alltag auf den Kopf gestellt. Und vor allem aber misstraute ihr Sesshoumaru-sama ihr zu Beginn ihrer Zeit, was viele hier verunsicherte. Sie wird es nicht leicht haben und sollte nicht ein Wunder geschehen, so befürchte ich wird sie niemals akzeptiert werden.“ „Ja, das habe ich bereits befürchtet.“ „Es war schlau von ihr Mihokos Schwester zu begnadigen, doch könnte man ihr diesen Zug auch als Schwäche ansehen. Miwako zumindest lässt Sesshoumaru-sama seit dem bewachen. Ihr wurde zwar verboten den Harem zu betreten, doch die Geschwister waren sehr eng miteinander vertraut. Ich fürchte es ist nur eine Frage der Zeit, bis Miwako Rache nehmen wird.“ „Ihr glaubt ihre Zukunft steht unter keinem guten Stern?“ „Ich fürchte nicht, nein. Zuletzt auch wegen des Shinigamis, der hinter ihr her ist.“ Hideko nickte. „Masakazu-sama, glaubt ihr, dass die Einstellung zu Chizu besser werden würde, wenn der Fürst und sie sich verstehen?“ „Vielleicht, aber das würde dauern. Warum fragt Ihr?“ „Jaken hat gestanden, dass er die ganze Zeit von Chizus und Sesshoumaru-samas gemeinsamer Vergangenheit wusste.“ Masakazu machte einen weniger überraschten Laut. „Nun ja, was soll ich dazu noch sagen? Ich traue diesem Kröterich nicht über den Weg. Er ist mir zu...“ „Schmierig?“, riet Hideko ins Blaue hinein. „Das könnte es sein, ja.“ „Ich fürchte er verheimlicht uns noch mehr Informationen bezüglich den Beiden, doch Sesshoumaru-sama bat mich um Hilfe. Ich werde versuchen seine Erinnerungen erneut frei zu legen. Doch ich hätte gerne einen Arzt dabei. Der Schatten auf seiner Seele macht mir Sorgen. Er ist zu mächtig.“ „Wenn ich damit meinem Fürsten und auch meiner Fürstin behilflich sein kann, dann wird es mir eine Ehre sein Euch zu assistieren, Hideko-sama.“ Die Fürstinnenmutter nickte dankbar und ergriff eine seiner Hände. „Habt Dank, Maskazu-sama, für diese Chance.“ Ein wohliges Gefühl erfasste den Arzt. Die dauerhaft positive Energie der Dämonin durchflutete ihn und berührte ihn an Stellen, die er nicht für möglich gehalten hatte jemals zu spüren, als blinder Dämon. Als „schwaches Glied“ seiner Spezies. ** Es begann gerade zu schneien, als Miwako über den Hof stapfend bei den Schlafsälen der Bediensteten und Wachen ankam. Sie nahm ihren Hut ab und sprang auf die Terrasse ins Trockene. Sie musste zugeben, dass sie froh darüber war noch zu leben, doch noch mehr musste sie gestehen, dass sich jeder Atemzug ihrer Fürstin anfühlte wie purer Hohn. Eine weitere Dienerin kam an ihr vorbei. Sie schien keine weitere Notiz von ihr zu nehmen, doch Miwako hielt sie einfach auf. „Hast du die Nachricht überbracht?“, fragte sie sie. Die zweite Frau sah sie nur Verständnislos an, doch dann nickte sie. „Ja, und wenn ich richtig liege habe ich sie auch gerade zu unserem Zimmer gehen sehen.“, antwortete sie nur verdutzt. „Vielen Dank!“ „Kein Problem...“, murmelte sie und sah ihrer Kollegin hinterher. Miwako benahm sich eigenartig, seit sie wieder frei gelassen wurde. Jeden der Bediensteten und auch der Wachen hatte es verwundert, als Ayaka und Honola sie zurück zu ihnen gebracht hatten. Keiner hätte gedacht, dass die Fürstin selbst um Gnade für die Dienerin bat, doch das hatte sie getan. Und es sprach doch nur für sie, wenn ihr auch noch immer keiner über den Weg traute. Doch Miwako... Die Dienerin ging weiter und ließ die andere Frau alleine, die eilig zu ihrem Zimmer marschierte. Außer ihr schliefen noch vier weitere Frauen in der Kammer. Ledige Dämonen teilten sich ihre Unterkunft wie in einer Wohngemeinschaft. Bis vor kurzem hatte hier noch ihre Schwester mit ihr geschlafen und gegessen... und nun? Die Kammer war leer und trostlos, so schien es ihr, auch wenn mitten in ihr an einem Tisch die Mätresse saß, die sie zu sich bestellt hatte. Yuzuki, ihre Cousine, gefiel dem Fürsten in seiner Jugend so sehr, dass er sie kurzerhand von einer Dienerin, zu seiner Mätresse gemacht hatte. Doch das änderte nichts daran, dass sie drei, Miwako, Mihoko und Yuzuki immer Freunde geblieben waren. Sesshoumarus Gespielin sprang auf und lag sofort der älteren Dämonin in den Armen. „Welch ein Glück!“, ihre Stimme versagte beinahe. „Ich hatte schon beinahe damit gerechnet, dass ich dich auch verlieren würde, wie Mihoko.“ „In einer gewissen Weise hast du das, Yuzuki.“, erklärte sie ihr, schob sie von sich und drückte sie zurück auf ihren Platz. „Ich darf nicht mehr in den Harem zu dir. Und eigentlich ist es dir auch nicht gestattet zu mir heraus zu kommen.“ Yuzuki nickte. Sie hatte sich hier her schmuggeln lassen von zwei weiteren Bediensteten. Es war nicht einfach gewesen, doch nur so hatten sie sich treffen können. Nur wie sie wieder rein kommen würde war ihr Problem. „Und das alles ist nur ihre Schuld!“, knurrte Miwako aufgebracht. „Die Fürstin?“ „Die Fürstin. So lange wie sie dort ist werde ich nicht hinein dürfen. Ich bin nur noch für das Haupthaus, die hohen Herren und die Tiere zuständig. Das ist so...“ „Unbefriedigend?“ „Du sagst es.“ Niemand konnte Miwako besser verstehen als Yuzuki. Immerhin war sie ebenfalls einmal eine Dienerin gewesen. „Ich möchte nicht mit dir tauschen...“, seufzte sie. Nein, das wollte sie wirklich nicht. Sie genoss das Leben als Mätresse. Sie wurde von vorne bis hinten bedient, konnte all das den lieben langen Tag tun wozu sie sonst nie Zeit gehabt hatte und wollte versuchen ihre Stellung zu verbessern. Sesshoumaru war ihr Ziel, ebenso wie er es für alle anderen Frauen war. „Sei unbesorgt, Yuzuki, du wirst vermutlich bald wieder wissen wie es war als Dienerin dein Leben zu fristen.“ „Was?“, machte sie verblüfft und sah sie mit großen Runden Kulleraugen an. Was sollte das heißen? Niemals würde sie zurückgehen! Dazu liebte sie viel zu sehr den Luxus eines Einzelzimmers. „Die Fürstin!“, mehr Erklärung war nicht nötig. „Diese... Chizu“, Miwako spukte den Namen beinahe aus. „Sie hat es irgendwie geschafft ihrer gerechten Strafe zu entkommen und sie wird es auch schaffen den Fürsten für sich zu gewinnen. Und du weiß was das bedeutet, wenn er sie zu seiner ersten Frau nimmt, oder?“ Yuzukis Augen erstarrten beinahe vor Schock. „Keine Süßigkeiten mehr für mich... keine kuschelig weichen Kissen...“ „Du verlierst deinen Status, Cousinchen.“ Yuzuki schüttelte den Kopf. „Nein! Niemals! Sesshoumaru misstraut der Frau und wir ebenfalls. Die beiden verbringen nicht einmal Zeit miteinander!“ „Und doch wurde sie nicht ins Exil geschickt und bezog bereits das gemacht der ersten Frau.“, Miwako beugte sich vor. „Sie hat direkten Zugang – uneingeschränkt! – zum schlafgemacht des Fürsten.“ Yuzuki schluckte. „Nein... sie wird uns nicht... sie kann nicht...“, sie schluckte noch einmal. „Sie hat Gefahr in die Burg gebracht und den Tod unserer Mihoko verschuldet! Er kann sie nicht...“ „Er kann und er wird! Es sei denn...“, geheimnisvoll beugte Miwako sich vor. „Es sei denn du überbringst ihr ein kleines Geschenk.“ „Ich? Aber wozu soll das gut sein? Ich will mich doch nicht mit ihr anfreunden! Außerdem: was sollte man ihr denn bitte schenken?“ War dieses Mädchen eigentlich schon immer so dumm gewesen? Miwako konnte es sich beim besten Willen nicht vorstellen, doch so dumm wie Yuzuki auch war, so einfach war sie auch zu manipulieren. „Ich will doch nicht, dass du ihr etwas Schönes schenkst“, Miwako lachte gekünstelt. „Ach nein?“ „Nein, ich möchte, dass du ihr etwas anderes von mir gibst.“, Miwako lehnte sich zur Seite, wo ihre Matte eingerollt lag, und zog ein kleines Fläschchen heraus. „Wenn heute Abend die Dienerinnen das Essen servieren, dann gib Acht, dass du das hier in ihre Reisschüssel schüttest.“ Yuzuki nahm ratlos das Fläschchen an. Sie studierte es eingehend, doch außer der durchsichtigen Flüssigkeit darin konnte sie nichts an ihm entdecken. „Was ist das?“, fragte sie neugierig. Miwako grinste heimtückisch. „Das, meine liebe kleine Yuzuki, ist Gift.“ Kapitel 16: 16. Kapitel ----------------------- Sauer, verwirrt und unruhig fand Yuzuki ihren Weg zurück in ihr Zimmer. Wie hatte es ihre Cousine sich nur wagen können ihr solch ein Angebot zu machen! Sie konnte doch nicht so mir nichts, dir nicht mal eben die Fürstin umbringen! Und dieses Unvermögen lag weniger bei ihr als daran, dass es ein offenes Geheimnis war, dass nicht nur das Essen des Fürsten, sondern auch dessen Gemahlin immer vorgekostet wurde. Wie sollte sie in einer Zeitspanne von wenigen Sekunden Gift über das Essen ihrer Fürstin schütten? Das war praktisch unmöglich, immerhin wurden die Speisen in ihrer und in Cheyennes Gegenwart probiert. Es war praktisch unmöglich solch einen Mordanschlag zu verüben. Was für ein Schwachsinn! Sie konnte doch nicht... oder doch? Nein! Niemals! Sie war nicht gerade eine Freundin ihrer Fürstin, doch ihr Hass auf sie reichte nicht aus, um ihr wirklich den Tod zu wünschen. Und was war, wenn sie wirklich die erste Frau von Sesshoumaru werden würde? Was sollte Yuzuki dann machen? Natürlich, es gab noch weitere hohe Männer an diesem Hof, bei denen sie ein ähnlich luxuriöses Leben führen würde, allein Takeo und Masakazu waren nicht verheiratet oder der Gleichen, doch es war eben wirklich nur ein ähnliches Leben. Sie wollte kein ähnliches Leben, sondern ihres behalten. Sie wollte ihre weichen Kissen, sie wollte ihre Naschereien, sie wollte bedient werden und nicht dienen... Wenn Chizu nun aber ihren Fürsten bezirzen würde? Wenn sie es wirklich schaffen würde, dass er sie nahm und nicht... nun ja, Yuzuki, was würde dann aus ihre werden? Nahm ein Fürst seine Fürstin zur ersten Frau und keine seiner Haremsdamen, so mussten alle anderen Frauen den Harem verlassen. Ob sie auch die Burg verließen oder wieder als Soldatinnen und Dienerinnen arbeiteten war ihnen überlassen, doch Yuzuki, sie wollte das nicht! Sie wollte hier bleiben, im Sommer in dem schönen See schwimmen und in den fürstlichen Bädern im Berg ihren Körper in Rosenöl baden. Das machte ihre Haut so unwiderstehlich weich... Doch glaubte sie wirklich, dass Chizu in der Lage war die erste und einzige Frau ihres Fürsten zu werden? Nein, das war unmöglich. Es gab nur eine einzige Frau von der alle anderen Mädchen im Harem wussten, dass sie Sesshoumaru vollends befriedigen konnte. Xiaomeng, eine chinesische Hundedämonin, eine Prinzessin vom Festland, sie war die einzige, die Sesshoumarus Herz für sich gewinnen würde, sie und niemand sonst. Das hatte sie ihrer Cousine auch gesagt. Niemals würde Chizu Xiaomeng den Platz an Sesshoumarus Seite stehlen. Und Yuzuki war sich sogar sicher, dass, würde es Chizu nicht geben, Xiaomeng nun ihre Fürstin war... Wobei, dann hätte sie sich doch noch Sorgen um ihre Süßigkeiten gemacht.... ** Verzückt schrie eine der Mätressen auf und sprang auf ihre Beine, wobei sie beinahe auf ihrem Kimono getreten wäre. Verständnislos blickten die anderen Frauen von ihren Tätigkeiten auf und folgten dann ihrem Blick – was nicht allzu schwer war, da sie zur Glaswand rannte und ihre Nase regelrecht dagegen drückte. Wie ausgehungerte Affen, nur fixiert auf eine einzige Banane, folgten sie ihr und gleich darauf klebten sie alle an der Scheibe und spähten hindurch. Da war er endlich! Den ganzen Tag hatten sie nichts von ihm gesehen und, verflucht noch mal, sie sangen hier beinahe jeden Nachmittag und er hatte sich noch nicht einmal dazu herabbemüht zu ihnen zu kommen um sich – Wie sollte man es vornehm ausdrücken? – um sich eine von ihnen auszusuchen und sie mit zu nehmen in sein, von seinen Frauen so heiß begehrtes, Gemach. Sesshoumaru stieg gemächlich die Treppen zum gläsernen Saal hinab und blickte durch das Glas, das er erreichte. Er hatte sie durchaus singen gehört, doch irgendwie war ihm an diesem Tag nicht nach Musik zumute. Zumindest noch nicht, vielleicht würde das ja noch kommen. Er war doch leicht angespannt, als er sich vorstellte, dass in wenigen Stunden eine Menschendämonin in seinen Kopf dringen würde um dort herum zu wühlen. Es war nicht so, dass er ihr nicht vertraute, ganz im Gegenteil, ihre Rasse war sogar dafür bekannt nur die Wahrheit zu sprechen und niemals – außer vielleicht im Kampf - konnten sie jemand anderem etwas antun, sie waren einfach herzensgut, doch trotzdem, so ganz behaglich war ihm nicht zu Mute. Selbst wenn diese Mätressen ihn sicher wieder hätten aufheitern können, ihretwegen war er nicht die Stufen hinabgestiegen. Auf der Terrasse kam ihm bereits Mika entgegen, obwohl er noch gar nicht unten angekommen war. Eine seiner Frauen löste sich von der Gruppe, huschte zur Tür und zog sie bereits auf, um ihren Herrn willkommen zu heißen, doch er kam gar nicht erst bis zu ihr, blieb bei seiner Mutter stehen. „Sesshoumaru“, begrüßte sie ihn. „Kommst du mich besuchen?“ „Auch.“, gab er zu und blickte auf die schneebedeckte Wiese hinab, wo Cheyenne versuchte Chizu einige Handgriffe beizubringen mit denen man seinen Gegnern entwaffnen konnte. Mika betrachtete ihren Sohn von der Seite. Sie hatte zwar einen Aufstand veranstaltet, als Chizu ihr offenbart hatte, dass sie erst heute Abend wieder mit ihr singen wollte und die Helligkeit dazu nutzen, um mit Cheyenne zu trainieren, doch wenn sie sich den Fürsten so besah, dann war es vermutlich egal was sie tat, sie hatte bereits ganz klar gewonnen. Triumphierend sah sie über die Schulter, wo die Frauen ihre Nasen an der Scheibe platt drückten, dann wandte sie sich auf der anderen Seite an die eine, die die Tür geöffnet hatte. „Geh wieder hinein!“, rief sie ihr zu. „Das hier ist privat!“ Sofort tat die Frau, wie ihr befohlen wurde. Zufrieden drehte sie den Kopf wieder zu ihrem Sohn und blickte zu ihm auf. Er sah ebenfalls gerade von der Tür weg und wieder zurück zu seiner Generalin und seiner Fürstin. „Und? Warum bist du noch hier?“ Mit einem erschrockenen Laut fiel Chizu kopfüber in eine Schneewehe hinein. Augenblicklich begann Cheyenne ungehalten zu lachen. „Das ist kalt!“, rief Chizu und klopfte sich beim Aufstehen den Schnee aus den Haaren. „Du bist nicht ausbalanciert!“, verkündete ihr Lehrmeister allwissend und klopfte ihr einige Flocken von der Schulter. Ihr Blick fiel dabei auf ihren Fürsten. Kurz sah sie noch einmal zu Chizu, dann ging sie auf ihn zu, lies ihre Fürstin einfach unter dem Baum stehen. „Mein Herr“, begrüßte sie Sesshoumaru mit einer tiefen Verbeugung. „Ich darf melden, dass es keine Vorkommnisse gab. Die Fürstin äußerte nicht einmal den Wunsch den Harem zu verlassen.“ Chizu seufzte und drehte den Kopf von der Szenerie weg um sich auch den Schnee von ihrem Hinterteil zu klopfen. Es war ihr unangenehm, dass er hier, vor all seinen Frauen, dass er ausgerechnet hier sich einen Bericht über die Gefangenschaft seiner Frau einholte. Doch entgegen ihrer Erwartungen stellte er keine weiteren Fragen zu Cheyennes Report, sondern setzte zu einem anderen Thema an. „Chizu“, verwundert sah die Angesprochene auf. „Hab ich irgendwas angestellt?“, platzte es aus ihr heraus. Ein kurzes Lächeln huschte über sein Gesicht, dann schüttelte er den Kopf. „Nein, natürlich nicht. Doch du könntest mir einen Gefallen tun.“ „Der da wäre?“, neugierig kam sie näher. „Schick bitte Ami zu deiner Schwester.“ Verständnislos sah sie ihn an. Was sollte denn ihre Hündin bei Ima? „Sie ist noch bei den anderen Kindern, aber wenn sie gleich zurück in den Harem kommt, dann eure Mutter nicht da sein. Jemand muss auf sie achten.“ Ach, so war das gemeint! Er redete von Junko, nicht von Ima. Allerdings warf das alles noch eine ganz andere Frage auf: „Wo ist meine Mutter?“ „Bei mir. Aber keine Sorge, wir brauchen nicht lange, denke ich.“ In einer Mischung aus überrascht und geschockt rissen Chizu und Cheyenne die Augen auf. Als hätte sie Tomaten auf den Ohren gehabt schielte Mika zu ihrem Sohn hinüber. Wollte er etwa... War es möglich, dass... Chizu zwang sich ganz schnell diese Idee von sich zu weisen. Es war einfach zu absurd, dass Sesshoumaru und ihre Mutter... „Danach hätte ich gerne, dass du zu mir kommst.“ „Unersättlich?“, fragte Mika gerade heraus. Um ehrlich zu sein: sie wollte sich das eigentlich nicht vorstellen. Verständnislos sah er seine Mutter an. „Zum Abendessen, Mutter.“ Nun verstand sie endlich und nickte eifrig. „Das ist eine hervorragende Idee!“, dass sie ursprünglich mit ihrer Schwiegertochter essen wollte steckte sie in dem Fall natürlich liebend gern zurück. Chizu dachte kurz nach und sah zu Cheyenne, die aber konnte nur mit den Schultern zucken. „Natürlich, Herr, ich komme sehr gerne.“, das endsprach zwar der Wahrheit, aber sie wusste nicht ob es so gut war dieser Einladung nachzukommen. Wobei, war es nicht eher ein Befehl gewesen? Sesshoumaru nickte kurz und wandte sich dann wieder der Treppe zu. „Wo willst du denn nun schon wieder hin?“ „Takeo und Masakazu warten bereits auf mich.“ Na Gott sei Dank, dann konnte er ja nicht... oder doch? Wie scheußlich! Chizu schwor sich ihre Gedanken zu reinigen, bei dem nächsten Ausflug ins Bad. „Was habt ihr vor?“, fragte Mika verwirrt. Darauf antwortete er gar nicht mehr, stieg nur die Stufen hinab unter den beinahe heulenden Blicken seiner Frauen und verschwand weiter oben auf der Terrasse zu seinem Gemach. Je länger er seine Notizen bezüglich seines Gedächtnisses gelesen hatte, desto mehr glaubte er sich wieder zu erinnern. Er hatte das Gefühl, dass er gerade die Momente, die sich finster in seiner Erinnerung ausbreiteten, mehr genossen hatte als manch eine einsame Minute in der Zeit, da er auf reisen war. Vielleicht redete er es sich nur ein, doch er hatte das Gefühl, dass sie ihm eine Art zu Hause bot, nur durch ihre bloße Anwesenheit. Keine Frage, er hätte es niemals zugegeben, doch er wollte sich wieder an sie erinnern, selbst wenn er sich am Ende eingestehen musste, dass er einfach nur ihre Nähe und Gesellschaft gesucht hatte, weil er sechszehn Jahre wie ein Asket gelebt hatte. Er öffnete seine Tür und trat ein. „Hast du uns etwas zu beichten, oder warum tischst du so leckere Sachen auf?“, fragte Takeo als Begrüßung. „Finger weg davon, das ist für Chizu nachher.“ „Du bist also der festen Überzeugung, dass da was war bei euch?“ „Vielleicht, vielleicht auch nicht, aber sie ist meine Fürstin, oder nicht?“ „Hatte sich sein Vater so um seine menschliche frau bemüht?“, fragte er an Masakazu weiter. „Ich glaube schon, aber das war mehr eine geschwisterliche Liebe gewesen.“, erklärte der. „Er gab ihr ja auch die Erlaubnis bereits vor seinem Tod ihn zu verlassen und mit einem anderen Dämonen ein neues Leben zu beginnen, was eigentlich unüblich ist.“ „Hört bitte auf damit! Ich habe nie gesagt, dass ich Chizu zu meiner ersten Geliebten mache oder etwas dergleichen.“ „Wir auch nicht, auf die Idee bist du gerade von ganz alleine gekommen.“ Zum Glück für Takeo öffnete da gerade Hideko die Tür, sodass Sesshoumaru keine Gelegenheit mehr hatte ihn für seinen letzten Satz zu maßregeln. Seine Schwiegermutter verneigte sich kurz, da erhoben sich auch schon die beiden anderen Männer. Augenblicklich herrschte eine gewisse Anspannung in dem Zimmer. „Wir gehen dafür besser nach nebenan.“, erklärte Sesshoumaru und öffnete bereits die Tür zu seinem Schlafzimmer, als zwei Dienerinnen hereintraten um einige Kaltspeisen auf dem Tisch anzurichten. Takeo trat als letzter in das hintere Zimmer und schloss die Tür hinter sich. „Was genau werdet Ihr jetzt tun, Hideko-sama?“, fragte Masakazu. „Ich werde Sesshoumaru-samas Erinnerungen an mich ergreifen und aus dem Bann lösen und mit Hilfe von diesen dann versuchen an die Erinnerungen an Chizu heran zu kommen.“ „Klingt an sich schon einmal einfach.“ „Aber es ist ein Shinigami gewesen, der die Erinnerungen eingekerkert hat. Ein mächtiger dazu, immerhin konnte er sich lange unter uns bewegen, ohne dass ich ihn wahrgenommen habe.“ Die Männer nickten. „Darum brauche ich Euch, Masakzu. Ihr müsst für mich die Vitalfunktionen des Fürsten überwachen. Es sollte nichts Schlimmeres passieren, aber man kann nie wissen wie fest der Zauber sitzt und wie stark er sich bereits eingebrannt hat. Ich würde es nicht bemerken, wenn der Puls des Herrn zu schnell wird oder gar aussetzt.“ „Besteht diese Möglichkeit denn?“, fragte Takeo besorgt. „Immer. Sie wäre genauso präsent, wenn er sich versucht ohne Kontrolle von außen an Chizu zu erinnern. Schwindel, Übelkeit, Kopfschmerzen, das alles kommt von unterdrückten Erinnerungen, die wir versuchen zurück zu erlangen.“ Takeo sah zu Sesshoumaru, Sesshoumaru zu Masakazu und der zu Hideko. „Wie gehen wir vor?“, fragte Sesshoumaru schließlich und sah wieder zu der Frau. „Nun, als erstes solltet Ihr Euch am besten hinlegen und entspannen. Das Bett ist aber nicht geeignet dafür. Ich muss an Euer Kopfende.“ Voller Tatendrang griff Takeo nach seiner Matte, die er aufgerollt neben dem Bett seines Herrn zu liegen hatte, und warf sie mit einem Schwung auf. Kaum dass sie lag ging der Fürst auf ihr in Position, breitete die Beine aus und legte die Arme rechts und links neben sich. Vorsichtig hockte sich Hideko über seinem Kopf hin und zeigte dann auf Masakazu und dann auf Sesshoumarus linke Seite. Der Arzt ging in Stellung und griff nach einem Arm seines Herrn. „Takeo-sama, Euch brauche ich nicht.“, erklärte sie. „Bitte setzt Euch doch am besten an sein Fußende.“ Der General und Leibwächter des Fürsten nickte und kam dieser Aufforderung sofort nach. Als so alle ihre Stellung eingenommen hatten legte Hideko beide Hände über Sesshoumarus Ohren. „Bitte, entspannt Euch vollkommen.“, bat sie. Es fiel ihm nicht leicht, aber die Energie, die durch ihre Hände in seinen Kopf strömte war beruhigend. Es war als würden Wärme und Frieden zeitgleich durch seinen Körper fließen. Er glitt dahin, entschwebte langsam der Welt, glitt in einen ruhigen Schlaf... Wenn da nicht dieser plötzliche Schmerz wäre! Er biss sich auf die Lippen, das Gesicht verkrampfte. Geschockt sahen Masakazu und Takeo auf ihn hinab. Dieser Schmerz war schlimmer als alles je dagewesene. Nicht einmal das verlieren seiner Erinnerungen hatte ihm so viel Schmerzen bereitet. „Masakazu, mach was!“, brüllte Takeo, doch der Arzt war Macht los. Hideko saß vollkommen ruhig hinter Sesshoumaru und hielt ihm weiter den Kopf. Dein Puls wurde mit jedem Schlag etwas schneller. Das markerschütternde Brüllen des Dämons fesselte die zwei Männer an sein Gesicht. Sein Gesicht verzerrte sich, die Schnauze seines inneren Tieres erhob sich bedrohlich aus ihm heraus. „Mach was, brich es ab!“, brüllte Takeo Masakazu an, doch der war wie erstarrt. Was zu Teufel tat sie da? Hideko wühlte sich durch die Gedanken des Mannes. Alles war finster, alles war schwarz, sie erkannte nichts. Weder einen Ausgang, noch ihr Ziel. Wo war sie da nur hinein geraten? Eine Person huschte vorbei, doch sie konnte sie nicht einmal sehen, die spürte nur, dass da was an ihrem Bein gewesen war. Irgendwo im Hintergrund hörte sie die Rufe zweier Männer. Wo waren nur diese Erinnerungen? Sie mussten doch irgendwo sein! Man konnte das Erlebte niemals vollständig aus dem Kopf verbannen. Eine Art Sicherungskopie blieb immer zurück, doch warum fand sie sie nicht? Moment, war das ein Licht gewesen? Hideko sah genauer hin. Ja, ein kleiner Lichtpunkt. Schnell raffte sie gedanklich ihren Kimono und rannte auf diesen kleinen Anhaltspunkt zu. Ja, das war sie! Eindeutig mit langem, schwarzen Haar, und sie aß Reis. Und das war definitiv der Kimono von Ima hinter ihr. Das Abendessen, mit der Bekanntgabe der Verlobung! Hideko versuchte stärker gegen den Wall anzukommen, der die Erinnerung schützte, sie versuchte es härter und härter... „Stopp jetzt!“, brüllte Takeo und zog Hideko mit einem Ruck von Sesshoumaru weg. Unsanft fiel sie zurück und landete bewusstlos auf der Matte. Ohne sie weiter zu beachten ließ sich der Soldat neben seinem Herrn fallen, dessen Augen noch immer geschlossen waren, doch sein Körper entspannte sich langsam wieder. Ein Schrei durchfuhr die entstandene Stille. ** kurz zuvor auf der Terrasse ** „Was der Herr wohl vor hat...“, überlegte eine Dienerin, als sie an der anderen vorüber kam, die ein großes Tablett mit Keksen und anderem Naschwerk brachte. „Ich schätze er wird seine Favoritin einladen haben, um sie zu umwerben. Das hier ist wohl kaum für ihn. Er isst keine Süßigkeiten.“ „Oh, und hast du da auch eine Idee?“, fragte die zweite begeistert. „Ich tippe auf Yui-sama. Sie ist die schönste von ihnen.“ Eine weibliche Stimme hinter ihnen lachte. Als sie sich umdrehten standen sie vor Xiaomeng. „Yui? Niemals. Ich bin die Favoritin des Fürsten, das wisst ihr doch.“, erklärte sie liebreizend und trat auf sie zu. „Was soll es denn schönes geben?“ „Wenn ihr wirklich die begehrte seid, dann wird das wohl ein Geheimnis sein!“, erklärt die Dienerin mit einem Zwinkern und breitem Grinsen. „Dann werde ich mich wohl noch etwas gedulden müssen.“ So ein Humbug. Sie wusste ganz genau, wer eingeladen war. Sie war dabei gewesen, als Sesshoumaru seiner Frau auftrug ihn aufzusuchen, um mit ihm zu speisen. Durch das Glas hörte sie nur schwer, doch sie hatte es genau verstanden. Sie hatte Miwako, als sie sie auf ihren Wunsch hin besucht hatte, beinahe an die Soldaten verkauft, doch sie war so unendlich froh, doch sie schlussendlich doch das Gift angenommen hatte, nur zur Sicherheit. Sie beide wollten den Tod der Fürstin und wer sollte schon wissen, dass sie es war, die sie vergiften würde? Sie konnte ja nicht ahnen, dass Yuzuki nur kurz vor ihr bei ihrer Cousine gewesen war und ablehnte. Diese kleine, zusckersüße Mätresse war sogar einmal ausnahmsweise schlauer gewesen als sie und hatte an die Vorkoster gedacht... doch nicht so diese Dämonin. Xiaomeng zog das Fläschchen aus ihrem Ärmel und öffnete es. Das Geräusch des Verschlusses ging in dem Lachen der Dienerinnen unter. „Nun, eines ist mal sicher: Die Fürstin wird es nicht sein!“, erklärte Xiaomeng und beugte sich leicht vor. „Himmel nein! Die mit keinem Fall!“, die beiden Dienerinnen lachten weiter. Ganz offensichtlich wurde es zum neuen Volkssport, dass sie wegen der Sache mit Mihoko über sie herzogen, das nutzte Xiaomeng und kippte den Gesamten Inhalt wahllos über die Süßigkeiten. Schnell zog sie die Hand wieder zurück und verschloss das Fläschchen. „Tut ihr mir einen Gefallen?“, fragte sie die Mädchen noch ehe sie weiter gingen. „Jeden, Xiaomeng-sama.“ „Bitte richtet doch Miwako meine besten Grüße aus und mein Beileid wegen ihrer Schwester. Ich kann sie ja leider nicht mehr sehen, da sie nicht in den Harem darf.“ „Natürlich, das machen wir.“ Schabend ging eine Tür auf und Yuzuki steckte den Kopf auf den Flur, angelockt von einem vorzüglichen Tuft. „Kekse!“, schrie sie begeistert und rannte auf die Dienerinnen zu. Xiaomeng wurde aschfahl, doch es war schon zu spät. Yuzuki griff nach einem Keks und führte ihn zum Mund. „Nein, Yuzuki!“, schrie Xiaomeng endgeistert, doch sie biss zu. Kurz war es still, als sie kaute. Genüsslich rieb sie sich den Bauch. „Das sind die besten die ich je...“, sie stockte. Sie spürte wie ihr arm sich verkrampfte. Mit einem „Knack“ war das Gebäck durch und sie krümmte sich. „Yuzuki-sama!“, schrien die Dienerinnen und drängten Xiaomeng in den Hintergrund, die nur geschockt dabei zusehen konnte, wie ihre Freundin dahin ging. Sie viel auf die Knie. Gurgelnd trat Schaum auf ihre Lippen, blass rosafarbener Schaum. Dann sackte sie auf die Seite und blieb regungslos liegen. Ein Schrei durchfuhr die winterliche Dämmerung. Kapitel 17: 17. Kapitel ----------------------- Augenblicklich sprang Masakazu auf. „Hey, wo willst du hin?“, fuhr Takeo ihn an. „Sesshoumaru ist immer noch bewusstlos!“ „Keine Sorge, das ist nur vorrübergehend.“, sein trüber Blick wanderte hinüber zu Hideko. Er zog sämtliche ihrer Energien auf. Auch ihr ging es gut. Nun musste er jedoch erfahren was draußen passiert war. „Masakazu!“, brüllte Takeo ihn empört an, als er an Sesshoumaru vorbei marschierte und den Raum verließ, doch er reagierte gar nicht weiter auf ihn. Er verließ das Gemach des Fürsten und marschierte die Terrasse hinab. Eine Dienerin mit Gebäck stand kreidebleich an der Reling, eine weitere kniete auf dem Boden neben einer der Mätressen. Die anderen Frauen Sesshoumarus begannen sich nach und nach um sie herum zu versammeln. „Yuzuki, Yuzuki!“, schrie eine von ihnen, die auf die Knie gesunken war und an der jungen Dämonin rüttelte, doch sie reagierte nicht. Masakazu musste nicht daneben stehen um sofort zu wissen was passiert war. Die Mätresse war tot. Masakazu schob eine der anderen beiseite, die ihn nicht bemerkt hatte und sich in seinen Weg stellte, und hockte sich neben dem Mädchen hin. Mika, die auf der anderen Seite gerade durch eine kleine Gasse hindurch gelassen wurde sah herrisch auf die Szenerie herab. „Was ist hier passiert?“, verlangte sie zu wissen. „Herrin Mika-sama“, begann Masakazu. „Diese Mätresse, Yuzuki, ist tot.“ Mika kniff die Augen zusammen. Tot sein sah normalerweise doch etwas anders aus. „Wenn sie tot ist, warum ist ihr Körper dann noch nicht zerfallen?“, fragte sie weiter. Ein mörderisches Gezeter brach auf dem Hang los. Die Schreie zweier Vögel hallten in ihren Ohren nach. Mika sah hinüber. Ein Kolkrabe wurde von einem beinahe zweimal so großen Vogel verjagt. Sauer hackte der Schwarzstorch auf ihn ein, bis er kreischend davon flatterte. Er spuckte, entgegen seiner Art, einige Federn aus, die er dem Vogel ausgerissen hatte und schritt dann auf das Gebäude zu. „Ein zweiter Shinigami?“, fragte Mika verblüfft. „Frauen, kehrt zurück in Eure Gemächer!“, wies Masakazu die Mätressen an, als der Vogel seine Flügel ausbreitete. Eilig folgten die Frauen dem Befehl des Arztes. „Geh, hol eine Trage, damit wir Yuzuki hier weg schaffen können.“, befahl er der einen Dienerin weiter. In dem Moment zerfiel die Tote zu Staub. Masakazu wandte sich unberührt weiter an die andere Dienerin. „Was ist passiert?“ „Sie aß einem meiner Kekse, die für Sesshoumaru-sama bestimmt waren.“ „Ein Anschlag auf Sesshoumaru-sama?“ „Nein, auf Chizu.“, schlussfolgerte Mika scharf und wirbelte herum. „Sie sollte heute mit dem Herren speisen? Das wusste keiner!“ „Praktisch jeder wusste es, zumindest hier im Harem! Und mit Sicherheit auch Shouta!“, rief Mika und sprang in den Schnee der Wiese, gerade in dem Moment, da der Storch davon fliegen wollte. „Wartet bitte, Shinigami!“, rief sie. Stolpernd kam der Vogel wieder zum Stehen und sah sich zu ihr um. „Warum habt ihr die Seele der Mätresse geholt? Warum habt ihr diesen anderen Shinigami vertrieben?“ Der Storch blickte sie mit ausdruckslosem Gesicht an und drehte sich vollends wieder zu ihr um. schwarzer Rauch umhüllte ihn und im nächsten Moment stand eine riesige, knöchrige Gestalt vor der Fürstenmutter. „Die Dämonen des Westens fallen in meinem Aufgabenbereich.“, erklärte er ihr ohne jegliche Gefühlsregung. „Es ist meine Aufgabe eine gestorbene Seele von euch einzusammeln und hinüber zu führen.“ „Ihr seid also nicht der Shinigami, der uns heimsucht?“, fragte die Dienerin vorsichtig. Masakazu zischte sie an als unausgesprochenen Befehl, dass sie gefälligst ruhig sein sollte. „Ein Shinigami, der euch heimsucht?“, fragte die Knochengestalt nun doch mit verwundertem Tonfall. „Wie darf ich das verstehen?“ „Nun“, seine kinnlangen, bleichen Haare wehten sanft im Wind, als er den Kopf wieder zu Mika hinunter drehte. „Vor einigen Tagen griff uns ein Dämon an. Er tötete Kazumi...“ Der Dämon nickte verstehend. Natürlich wusste er welche der Mätressen bereits verstorben war, immerhin hatte er ihre Seele geholt. „... und griff mit einer Armee von Oni das Schloss der Minamotos an aus dem meine Schwiegertochter stammt.“ „Eine Armee von Oni? Seid Ihr Euch sicher? Das klingt eher untypisch für einen Shinigami.“ Nun kam auch Masakazu näher. „Der Fürst, eine seiner Frauen und ihre gemeinsame Tochter haben überlebt. Die Seele des Fürsten selbst scheint zwischen Diesseits und Jenseits gefangen. Seine Frau konnte uns jedoch genaueres über den Dämon berichten. Unter anderem, dass er sich als Shinigami zu erkennen gegeben hat.“ „Ein Kolkrabe ist sein Zeichen. Ihr habt ihn doch gerade eben verscheucht.“ „Ihr irrt Euch. Ich habe keinen meiner Rasse verscheucht, ich habe lediglich einen Späher verscheucht. Wenn ein Shinigami bei Euch im Schloss war, so ist er es nun nicht mehr. Ich fürchte was ihr erlebt habt war ein Todesengel, der meinen Platz einnehmen wollte.“ „Wie meint Ihr das?“ „Ich bin einer der vier Ratsherren. Ich kümmere mich um alle lebenden und toten Dämonen, die dem Westen zugeordnet sind. Ihr könnt mich Nobu nennen.“ Mika verneigte sich leicht. „Es ist uns eine Ehre.“, erklärte sie. Ob es so ehrlich gemeint war wusste sie jedoch nicht. Dieser Shinigami war immerhin für ihre Seele verantwortlich. Er war wesentlich mächtiger als sie alle zusammen und nicht wirklich einzuschätzen. Sie hatte leichte Angst vor ihm. „Kazumi erlitt einen Unfall, den selbst ich mir nicht erklären kann, doch Yuzuki starb wegen eines Problems in Euren Reihen. In Euren Gemäuern trachtet jemand nach dem Leben Eurer Fürstin und ist vermutlich zu allem bereit um dieses Ziel zu erreichen. Doch ein Shinigami ist nicht in die Sache verwickelt, das kann ich euch schwören.“ Er wollte sich gerade abwenden um nun wirklich endlich den Rückzug anzutreten, doch Masakazu hielt ihn erneut auf. „Die Information, dass es ein Shinigami sei, stammt von einem Menschendämonen.“ „So?“, interessiert wandte sich der Shinigami wieder um. „Ein Dämon also? Ich dachte es wäre eine menschliche Festung gewesen, die zerstört wurde.“ Der Aspekt, dass ein Menschendämonen den Shinigami identifiziert hatte warf ein ganz neues Licht auf die Informationen. Nobu wurde aufmerksamer. Sein Interesse war geweckt. Lebendig blieb diese Rasse selbst vor seinen Augen verborgen. Sie offenbarte sich erst, wenn eine von ihnen starb, was äußerst selten geschah, da diese Frauen eine vorsichtige Natur hatten. „Sie hatte sich bisher unerkannt dort aufgehalten. Sie konnte uns jedoch genau sagen wer der Dämon ist und was seine Absichten sind.“ „Sprecht weiter.“, bat Nobu. „Er bat in verkleideter Gestalt den Fürsten um die Hand seiner Tochter, unserer heutigen Fürstin. Laut Hideko-sama ist er an ihrer Mischung aus Menschen- und Hundedämon interessiert.“ „Ihr wollt damit sagen, dass ein Shinigami existiert, der eine nahezu unaufhaltsame Rasse erschaffen will?“, schlussfolgerte Nobu. „Genau das.“, Masakazu nickte. „Diese Vorstellung ist ebenso schockierend, die unglaublich. Dieser Shinigami würde damit gegen alle Regeln unseres Volkes verstoßen.“ „Der Kolkrabe ist sein Zeichen.“ „Das ist nicht sonderlich Hilfreich.“, erklärte Nobu weiter. „Der Clan der Kolkraben-Shinigami ist einer der größten. Allein in unserem Rat sitzen zwei von ihnen. Ich brauche also mehr Informationen.“ „Laut Hideko-sama ist sein Name Shouta.“ „Shouta?“, Nobu zog die dünne, halb verwesende Haut über seinen Augen zusammen. Das breite Grinsen des Totenschädels trat unter den paar Hautfetzen noch deutlicher hervor. „Shouta... Ich kenne keinen Shinigami mit Namen Shouta. Das spricht nicht gerade für Eure Theorie.“ „Dann kennt ihr ihn nicht, aber es muss ihn geben!“, platzte es Mika heraus. „Er hieß Shouta. Und er ist aus dem Clan der Kolkraben.“ Nobus Augen wanderten zu ihr zurück. Mit einem leichten Wiegen des Kopfes beugte er sich zu der Frau hinunter. „Ihr versteht nicht ganz, Mika“, er sah ihren Namen so klar vor sich, wie er auch sie selbst sehen konnte. „Wenn ich ihn nicht kenne, dann heißt es, dass er nicht existiert.“ „Und wenn er einen falschen Namen benutzt hat?“, fragte Masakazu weiter. Nobu richtete sich wieder auf und sah ihn nachdenklich an. „Schön, wenn ihr darauf besteht, dann werde ich mich einmal umhören.“ „Habt Dank, Nobu-sama.“, Masakazu verneigte sich tief. Der Shinigami versank im schwarzen Nebel und gleich darauf schoss der schwarze Schatten des Storches in die Luft. Mika sah ihm nach, wie er in einer finsteren Schneewolke verschwand. Masakazu drehte sich herum und sah zu der Dienerin, die noch immer mit ihrem Gebäck auf den Planken stand und ihn kreidebleich anstarrte. ** Sesshoumarus Augen öffneten sich mit einem Ruck, der ihn durchfuhr wie ein gewaltiger Blitzschlag. Chizu, er kannte sie tatsächlich... War das so überraschend? Nein, viel seltsamer war: Wie zum Geier noch eins konnte er sie nur vergessen haben? Hellwach richtete er sich auf und fasste sich an den Kopf. Er merkte, dass er noch immer Wissenslücken hatte über sie, doch er konnte sich zumindest an einige Situationen erinnern an dem Tag, da er Ima mit Shouta erwischte. Er war mit ihr im Garten unterwegs gewesen und er hatte mit ihr und ihren Eltern, sowie ihrer Schwester und ihrem Verlobten zu Abend gegessen. Und er hatte sie geliebt. Nein, er wusste nicht, ob er mit ihr geschlafen hatte, doch er wusste, dass er es sofort getan hätte, wenn sie es nur gewollt hätte. Er fand sie interessant, vor allem, weil sie keine Angst vor ihm zeigte. Ganz im Gegenteil, sie opferte ihre Zeit um ihm zu helfen obwohl sie genau wusste, dass er sie jederzeit hätte umbringen können. Sie vertraute ihm... Sesshoumaru schluckte. Er liebte seine Frau. Er hatte sich in sie verliebt, als sie noch ein Mensch in seinen Augen war. Es war ihm peinlich gewesen, das wusste er genau. Erst jetzt brauchte es das nicht mehr, denn sie war nicht nur seine Frau, sondern auch ein Dämon. Ihr ganzes Leben war sie ein Dämon gewesen. Er legte sein Gesicht in eine Hand und lächelte erleichtert. Wie konnte er nur so dumm sein und das nicht sehen? Wie hatte er nur die ganze Zeit glauben können, dass Ima ihm versprochen war und nicht Chizu? Er atmete einmal tief durch und sah wieder auf, auf der Suche nach den anderen dreien, doch außer einem erschöpften Stöhnen in der Ecke war nichts zu hören. Er wirbelte herum und entdeckte Hideko auf dem Boden liegen. Sofort sprang er auf und half der Mutter seiner Frau beim aufsetzten. „Was ist denn nur passiert?“, murmelte sie benommen und sah sich um. „Ach ja... jetzt weiß ich es wieder...“ Sie blickte in Sesshoumarus Gesicht. „Habe ich es geschafft?“, beim besten Willen konnte sich Hideko nicht daran erinnern, ob sie die finstere Barriere zu den Erinnerungen von Sesshoumarus überwunden hatte oder nicht. „An ein paar Sachen kann ich mich erinnern.“, erklärte er dankbar. „Es tut mir leid, dass es nicht alles ist. Ich konnte nur nach den Erinnerungen greifen, die auch ich erlebt habe. Für den Rest reichte die Zeit nicht aus.“ „Aber ihr ward nicht mit uns im Garten.“ „Aber ich habe Euch gesehen.“, erklärte sie grinsend. In dem Moment schob sich die Tür auf. „Sesshoumaru!“, rief Takeo erleichtert. „Gott sei Dank! Komm, ich habe dir Wasser bringen lassen.“ „Ich brauche nichts, doch gib es Hideko.“ Takeo kniff die Augen zusammen. „Nachdem sie versucht hat dich umzubringen? Ich musste mich zusammen reißen sie nicht gleich weg zu sperren!“ Sesshoumaru erhob sich. „Sie hat nicht versucht mich umzubringen!“, erklärte er ihm. „Ganz im Gegenteil, ich kann mich an Chizu wieder erinnern.“ Takeo sah ihn verwundert an. „So? Du hast also mit ihr geschlafen?“ „Naja, das weiß ich noch immer nicht.“ Hideko neben ihm erhob sich und schlurfte, leicht taumelnd an Takeo vorbei und griff nach einem Becher mit Wasser. „Aber ich schwöre dir ich werde es tun, wenn ich die Gelegenheit dazu habe.“, flüsterte er ihm zu ihn der Hoffnung, dass seine Schwiegermutter das nicht hörte. Der General zog die Augenbrauen hoch. „Dann hatte das wohl eine durchschlagende Wirkung.“ Die Tür ging auf und Masakazu trat herein. Hideko, die sich gegen die Wand neben der Tür gelehnt hatte bekam einen Stoß und fiel beinahe um. „Verzeiht, Hideko-sama“, schnell war Masakazu zu ihr hinüber gesprungen um sie vor dem Sturz zu bewahren. Ihr Atem war ungewöhnlich flach, ihre Augen rollten sich wieder nach oben, als sie kurz vor dem erneuten hinübergleiten in die Ohnmacht war. „Hideko-sama?“, fragte er alarmiert und klopfte ihr auf die Wange. „Hideko-sama! Ach verdammt!“, er hielt sie fest und wandte den Kopf zu den beiden Männern. „Hat sie irgendetwas von dem Abendessen zu sich genommen“, fragte er an die anderen beiden Männer gerichtet. „Etwas Wasser hat sie gerade getrunken.“, Takeo sah ihn verwundert an. „Wieso fragst du?“ „Schüttet es weg!“, brüllte er ihn jedoch nur an. Unschlüssig nahm Takeo den Krug und roch daran. „Wieso denn?“ „Yuzuki“, begann Masakazu. „Sie hat gerade per Zufall einen Keks vom Abendmahl gegessen, als die Dienerin sie herbringen wollte. Er war vergiftet. Sie ist tot.“ „Was?“, brüllte Takeo fassungslos. „Ein Anschlag auf unseren Herrn.“ „Ich esse so was nicht. Das war für Chizu.“ Masakazu nahm Hideko auf den Arm. „Wo ist meine Frau?“, fragte Sesshoumaru ungehalten. Hoffentlich ging es ihr gut. Hoffentlich war ihr nichts geschehen. „Mika meinte sie wäre mit Cheyenne noch im Bad. Sie wollte sofort nach ihr sehen.“ Ohne weiter zu zögern rauschte er an seinem Arzt vorbei hinaus aus seinem Gemach. Dieser wandte sich wieder dem General zu. „Takeo, nun mach was! Geh und hol frisches Wasser und meine Medikamente!“ „Das Wasser riecht nicht vergiftet.“ „Das taten die Kekse auch nicht, aber sicher ist sicher!“ Am liebsten hätte er ihn in den Hintern getreten. ** Sesshoumaru stieß die Tür des Vorbaus zur Höhle auf in der das Bad sich befand und marschierte die Treppe hinunter. Er öffnete die nächste Tür hinter der sich noch immer abgelegte Kleidung von Chizu und Cheyenne befand, dann riss er die letzte Barriere auf. Geschockt stoben beide Frauen in dem großen Becken zurück und tauchten wieder so weit unter, dass der Eindringling auch ja keinen Einblick hatte. Mika sprang sofort ihrem Sohn entgegen und versuchte ihn zurück zu drängen. „Sesshoumaru, was soll das denn? So habe ich dich aber nicht erzogen.“ „Chizu, zieh dich an und komm mit!“, befahl er stur. Sie blinzelte. „Habe ich was getan?“, fragte sie erneut. Warum gab er ihr nur immer das Gefühl irgendwas verbrochen zu haben? Konnte er gekränkt sein? Aber Zeit zum Abendessen war es doch noch gar nicht. Schnell watete sie hinüber zu ihren Handtüchern, gefolgt von ihrer Leibwächterin und nahm sich ihres ehe sie aus dem Wasser stieg um sich damit zu verhüllen. Sie konnte nicht so schnell gucken da stand er schon wieder vor ihr und fasste sie am Kinn. Fest sah er ihr in die Augen, folgte ihren inzwischen mehr als nur deutlichen Clanzeichen und die hellbraunen strähnen ihrer Haare, drängte sie dann Rückwerts. „Dieser Anschlag galt dir, Chizu.“ „Es tut mir leid, dass ich denjenigen gegen mich aufgebracht habe.“, sie stieß gegen die steinerne Wand. „Von nun an wirst du den ganzen Tag nicht von meiner Seite weichen, verstanden? So wie ich es nicht durfte, als ich in eurer Burg war.“ Chizu blinzelte überrascht. „Was?“ „Wenn dir irgendwas zustößt, das könnte ich nicht ertragen!“, flüsterte er leise. „Aber...“ Schnell und fest verschloss er ihre Lippen mit seinen. Kapitel 18: 18. Kapitel ----------------------- Cheyenne band sich ihren Obi fest zu und sah zu Mika hinüber, die scharf wie ein Wachhund – der sie ja im Prinzip auch war – darauf achtete, dass Sesshoumaru auch ja nicht hinsah, wie sich die zwei Frauen wieder anzogen. Hinter den Raumtrennern hätte er zwar eh nichts gesehen, doch sicher war sicher. Chizu folgte ihrem Beispiel und warf sich einen Mantel über die Schultern. Schweigend sahen sich die drei Frauen an. Sie wussten noch immer nicht genau wie sie Sesshoumarus Auftreten einordnen sollten. Kaum, dass sie fertig waren rauschte Sesshoumaru davon. Schnell beeilten sie sich hinter ihm her zu kommen, doch es schien fast als wäre er auf der Flucht. Nicht vor ihnen, denn er warf wenigstens hin und wieder einen Blick zurück und wartete notfalls auf sie, doch es war eindeutig, dass ihn etwas beschäftigte. Chizu raffte ihr Gewand um seinen schnellen Schritten nach zu kommen, die steinernen Treppen am gläsernen Saal hinauf zu der Terrasse des Harems. Als sie auf den Holzplanken ankamen hielt Sesshoumaru inne. Sein Blick glitt hinüber zu dem Ursprünglichen Gemach der Fürstin, dessen Tür gerade von Masakazu geschlossen wurde. Der blinde Dämon trug Ami auf einem Arm und wandte seinen Blick dann seinem Fürsten zu. „Herr, Herrin“, begrüßte er ihn zusammen mit Chizu, die hinter ihm die Stufen empor stieg. „Masakazu, was... ist etwas mit Junko? Oder mit Mutter?“ „Seid unbesorgt, meine Fürstin, Eurer Frau Mutter war nur etwas schwindlig nach dem sie Eurem Gemahl die Erinnerungen zurück brachte.“ Chizu blinzelte und sah zu ihrem Mann auf. Es dauerte noch ein paar Sekunden, dann erwiderte er den Blick. Tief sah sie ihm in die Augen, doch da war noch etwas. Sie hatte sich nicht geirrt, er hatte wirklich angedeutet, dass er sich wieder an sie erinnerte, doch etwas, von seiner Amnesie war noch geblieben. Noch immer lastete ein tief schwarzer Schatten auf ihm. Kleiner zwar, doch er legte sich noch immer fest um seine Seele. Chizu trat endlich auf die Terrasse hinauf und sah wieder zu dem Arzt. „Darf ich zu meiner Mutter?“, fragte sie. „Selbst verständlich, Herrin, doch bedenkt die Zeit. Sie ist sehr erschöpft.“ Chizu nickte, wenn sie auch wusste, dass Masakazu es gar nicht sehen konnte, trat zwei Schritte von den anderen weg, ehe ihr einfiel, dass sie vielleicht Sesshoumaru um Erlaubnis fragen sollte. „Sesshoumaru-sama...“, begann sie doch setzte unwillkürlich erschrocken einen Schritt zurück. Er war ihr schon gefolgt, schien mit diesem Zwischenstopp demnach kein Problem zu haben. Sie rief sich wieder zur Ordnung und schritt voran, auf Masakazu zu, der vor ihr die Tür öffnete. Ihre Mutter war blass, doch schien wieder Kraft in sie zurück zu kehren. Sie sah müde aus, wie sie so ihren Becher hob und sich von Junko erzählen ließ, was diese zu Abend gegessen hatte. Als die zwei Dämoninnen den Fürst und seine Frau erblickten brachte sich das kleine Mädchen sofort in Position und verneigte sich tief. Schwerfällig setzte sich auch Hideko in Bewegung, wie es ihr ihr Anstand gebot, doch Sesshoumaru selbst hielt sie auf: „Bitte, streng dich nicht zu sehr an.“ Hideko sah ihn an, nickte dann aber dankbar. „Mutter, wie geht es dir?“, Chizu ließ sich ihr gegenüber an den niedrigen Tisch sinken und befühlte ihre Stirn und Wangen. Sie waren eiskalt. „Es geht wieder...“, flüsterte sie. Ihre Stimme war so kraftlos, wie sie sie nur während der Schangerschaft mit Junko hörte. „Du siehst albern aus, Onee-chan!“, erklärte Junko von der Seite mit skeptischen Blick auf die Clanzeichen in ihrem Gesicht. „Und du bist ganz schön frech!“ Junko streckte ihr kichernd die Zunge heraus. „Junko, zeige etwas mehr Respekt.“, tadelte ihre Mutter sie nur matt. „Deine Schwester ist nun eine Fürstin und gewährt uns Unterschlupf.“ „Bitte, Mutter, es ist doch nichts dabei.“, flüsterte Chizu liebevoll und griff nach den blutleeren Fingern der anderen Dämonin. „Sag mir lieber wie es dir geht.“ „Alles ist gut, ich komme schon zurecht.“ „Bist du sicher?“ „Ja, mach dir keine Sorgen, mein Schatz. Ich muss mich doch zusammenreißen, für deinen Vater.“ Chizus Gesicht nahm den Ausdruck von tiefem Mitgefühl an. „Ich glaube beinahe, ich habe dich noch nie so gesehen. So verzweifelt was ihn betrifft.“ Hideko schüttelte den Kopf. „Es war nicht alles leicht. Doch ich liebe meinen Mann, das verstehst du vermutlich am besten.“ Chizu senkte ertappt den Kopf. „Chizu, Liebes, und Ihr, mein Herr Sesshoumaru, ich muss Euch noch etwas sagen.“, erklärte Hideko. Chizu sah wieder auf. „Als ich versuchte Eure Erinnerungen wieder zurück zu holen ist es mir nur gelungen nach jenen zu greifen, die ihr wissentlich oder unwissentlich mit mir teiltet. Für das tiefere Graben fehlte mir die Zeit und die Kraft.“ „Was soll das heißen?“ Hideko sah zu Sesshoumaru-sama auf. „Ich weiß nicht wo weitere Erinnerungslücken sind und wie sie Gefüllt aussehen müssten, doch ich rate davon ab, dass Chizu versucht sie zu erreichen. Deine Unerfahrenheit könnte mehr zerstören als Retten.“ Chizu nickte verstehend. „Ich weiß nicht weshalb Ihr alles vergessen habt.“, sprach die Frau weiter. „Doch ich fürchte eine vermummte Gestalt hat damit zu tun. Ich konnte nicht erkennen was es war, doch sie versperrte mir den Weg tiefer in Eure Seele einzudringen.“ „Eine vermummte Gestalt?“, fragte Sesshoumaru nachdenklich. „Der Shinigami war vermummt, anders als die anderen seiner Rasse.“ „Wie ein Shinigami auftritt ist ihm überlassen, doch es wäre eine Möglichkeit. In dem Fall bin ich stolz überhaupt etwas erreicht zu haben.“, Hideko lächelte matt. „Warum sollte ein Shinigami meine Erinnerungen blockieren?“ „Dafür kann es viele Gründe haben.“, erklärte Masakazu. Hideko schloss erschöpft die Augen. Besorgt krümmte der Arzt die Augenbrauen, als er spürte wie schwach ihre Aura wurde. „Ich fürchte, das war zu viel für Euch, Hideko-sama.“, erklärte Masakazu und überwand erneut die paar Meter zwischen ihnen, um sich neben ihr auf die Knie sinken zu lassen. Er legte ihr einen Arm um die Schulter und griff nach ihrer Hand um ihr aufzuhelfen und zu ihrer Schlafstätte zu geleiten. Chizu folgte der Bewegung und stieß beinahe sofort – sanft – gegen Sesshoumaru. „Schlaf gut, Mutter. Ruh dich aus.“, sagte sie noch, doch ohne eine Antwort zu erhalten – ihre Mutter war beinahe im Stehen eingeschlafen – musste sie schon wieder gehen. Junko und Masakazu ließ sie dabei zurück, wie sie ihre Mutter auf ihren Futon betteten. „Sie wird doch wieder, oder?“, fragte Mika, die draußen auf sie gewartet hatte zusammen mit Cheyenne, als letztere die Tür wieder schloss. „Sie ist in den besten Händen.“, erklärte Sesshoumaru nur. „Mich würde mehr interessieren, was der Shinigami mit Euren Erinnerungen zu tun hat, Sesshoumaru-sama.“, verkündete Chizu. Sesshoumaru sah in ihre hellen Augen, die beinahe noch tiefer und interessanter wirkten als noch vor einiger Zeit in ihrer Heimat. Dann hob er den Arm und strich über ihr Ohr. „Mir ist das egal, was er damit will und was nicht.“, verkündete er und zog sie an sich heran. „Er kann tun was er will, doch dich wird er niemals bekommen.“ Murmelte er mit dem Mund an ihrer Stirn und hauchte ihr einen leichten Kuss auf die Haut. „Hab ich die Zeremonie verpasst?“, fragte Takeo, der gerade aus der Richtung des Gemachs seines Herrn kam, und sprach damit das laut aus, was Cheyenne und Mika zeitgleich dachten. „Noch nicht.“, beruhigte ihn Sesshoumaru und ließ die Hand sinken, damit seine Fürstin sich ebenfalls zu seinem Leibwächter umdrehen konnte. Der wiederum hob nachdenklich eine Augenbraue. „Das soll heißen?“, fragte er, doch Sesshoumaru antwortete nicht. Wozu auch? Was er sagen würde lag doch auf der Hand, oder nicht? Mika stieß einen erleichterten Seufzer aus. „Na endlich!“, betete sie eine imaginäre Gottheit an und marschierte irgendwas Unverständliches murmelnd in Richtung ihres Schlafgemaches. „Ihr wollt die Zeremonie abhalten?“, Fassungslosigkeit, aber auch zittrige Freude waren klar in Cheyennes Stimme zu erkennen. Sie konnte nicht verleugnen wie sehr sie sich für Chizu freute. Chizu sah Sesshoumaru nur mit großen Augen an. Konnte das wahr sein? ... Sesshoumaru schloss kurz die Augen, senkte den Kopf und sah dann wieder auf zu seinen beiden Generälen. „Wenn ihr wollt, dann dürft ihr gerne den Frauen Bescheid sagen, dass ich ihnen drei Tage Zeit gebe zu entscheiden, ob sie als Dienerinnen oder Soldaten weiter dienen, oder das Schloss verlassen wollen. Es liegt bei ihnen. Die Gemächer des Harems dürfen damit von nun an von jedem betreten werden, mit Ausnahme von Miwako. Sie hat sich auch weiterhin von ihrer Fürstin fern zu halten.“ Cheyennes bauch kribbelte fast vor Aufregung. „Oh bitte, lass mich diese Genugtuung haben!“, ihre Stimme zitterte vor Freude, als sie los lief um die anderen zwei Wächterinnen von Chizu aus ihren Lagern zu holen, um diesen Glückmoment – denn sie empfand es als solchen – mit ihnen zu teilen. Takeo sah hingegen etwas Fassungslos drein, „Herr, seid ihr Euch sicher?“ „Ja, seid ihr Euch sicher, Herr?“, stimmte auch Chizu ein. Mit einer leichten Spur von Überraschung sah der Fürst sie an. „Das heißt, wenn du nicht willst, dann soll Takeo...“, weiter kam er nicht mehr. Viel zu stürmisch fiel Chizu ihm um den Hals, klammerte sich an ihn und vergrub das Gesicht in seiner Schulter. Von nun an konnte doch nichts mehr schief laufen, oder? Sie hatte ihren Mann zurück. Und das auf so vielen Ebenen, wie sie es gar nicht für möglich gehalten hatte. „Herr“, Takeo schüttelte kurz den Kopf. „Sesshoumaru, was soll das? Weißt du was das für Probleme mit sich bringen wird?“ „Probleme lassen sich eingrenzen.“, verkündete Sesshoumaru. „Ich werde Chizu zu meiner einzigen Frau machen, danach sehen wir weiter. Soweit ich das sehe ist der Einzige Störfaktor Miwako. Sie müssen wir im Auge behalten.“ Takeo schluckte, doch dann nickte er schließlich. „Schön. Wie ihr wollt.“ Chizu sah ihn an. Er war nicht sonderlich begeistert von diesem Zug seines Herrn, das konnte sie ihm ansehen. Es war mehr als offensichtlich. Ganz besonders was die Haremsdamen von Sesshoumaru angingen war er sich nicht sicher. Noch nie gab es einen Fürsten, der seine eigene menschliche Fürstin zur Hauptfrau machte – zumindest nicht seitdem er hier lebte. Sie waren damit gezwungen noch vor der Zeremonie die anderen Frauen zur Entscheidung zu drängen, wodurch Chizu mit Sicherheit zur Zielscheibe werden würde, denn die unliebsame Konkurrentin im Kampf um ihren Herrn und ihr luxuriöses Leben konnte manch eine Mätresse durchaus den Verstand rauben. Dieses Problem hätten sie nicht, wenn er eine seiner anderen Frauen auserwählt hätte. Die anderen Damen würden es erst am Tag der Zeremonie erfahren und danach war es schier unmöglich noch weitere kämpfe um das Recht zur Paarung auszutragen, zumal es dann auch nicht mehr nötig war, weil keine ihren Stand verlor. Doch die Auswahl von Chizu... „Macht Euch keine Sorgen, Takeo-sama.“, bat Chizu plötzlich und zog seine Aufmerksamkeit auf sich. „Solange Sesshoumaru-sama bei mir ist wird mir nichts passieren, nicht wahr?“ Takeo sah sie verblüfft an. Woher wusste sie... Doch schließlich lächelte er. „Natürlich nicht, meine Herrin.“, er verneigte sich tief. „Seid meiner besten Wünsche und meiner Treue gewiss. Solange ich lebe wird Euch niemand etwas anhaben können.“ Über Chizus Mundwinke zuckte ein Lächeln. Was denn, wollte er Sesshoumaru etwa die Frau ausspannen? „Genug jetzt der freundlichen Worte, Takeo. Such deine Männer zusammen, wie Cheyenne ihre Frauen und macht Euch bereit zu gegebener Zeit Stellung in meinem Vorzimmer zu beziehen. Dank des mehr oder weniger gut vereitelten Anschlag auf Chizu möchte ich dich vorn wissen und Cheyenne im Gemach der ersten Frau. Ihr haltet wache. Sag ihr das, wenn sie wieder da ist.“ Takeo nickte, dann schob Sesshoumaru seine Frau an ihm vorbei und den Gang hinunter. „Ach, apropos Vorzimmer.“, begann Takeo da und hielt ihn damit noch einmal auf. „Xiaomeng wartet auf dich.“ Die Mätresse? Chizu stutzte. Sie hatte gedacht er wollte mit ihr speisen und nicht mit seiner bisherigen Favoritin. Hatte sie sich da verhört? Aber dann hätte sie sich auch bei allem anderen an diesem Abend verhört haben müssen. „Was will sie von mir?“, fragte Sesshoumaru. Gedanklich atmete sie aus. Zum Glück, er wusste auch nichts davon. „Vermutlich wartet sie auf eine starke Schulter zum Ausweinen. Sie stand direkt daneben, als Yuzuki starb.“ „Sie stand daneben, ja?“, Sesshoumaru Augen verengten sich. Was hatte sie bitte überhaupt dort zu suchen mitten auf dem Gang? Das Yuzuki raus kam war klar, sie – als erklärte Naschkatze – war dem Geruch gefolgt, doch Xiaomeng... „Ist gut, ich kümmere mich darum. Danke.“, erklärter er und schob Chizu weiter. Wortlos trat sie in das kleine Vorzimmer, wo sie bereits die prunkvoll verzierten Schuhe von Xiaomeng ausmachte. Während sie aus ihren eigenen Schlappen schlüpfte strich Sesshoumaru ihr bereits den Mantel von den Schultern. Lieb lächelte sie ihn über die Seite hinweg an. Er faltete den Stoff zusammen und legte ihn unachtsam auf eine kleine Kommode zu seiner Rechten. Er strich ihr kurz über Haare und Ohr, das sich inzwischen eine sanfte Spitze zugelegt hatte, und schritt an ihr vorbei. Er schob die Tür auf und erblickte augenblicklich drei Dienerinnen, die nicht nur den Tisch herrichteten, sondern auch vor Xioameng die Zweite Schüssel – für Chizu – aufgestellt hatten. Zitternd kaute die Dämonin auf ihrem Nagelbett herum. Als Sesshoumaru herein trat huschten schnell die Dienerinnen beiseite und verneigten sich tief. „Mein Herr!“, Xiaomengs Stimme klang ebenso nervös wie sie wirkte. Verängstigt sah sie zu ihm auf. Chizu trat hinter ihm ein und schloss die Tür. Verwundert blickten sich die Dienerinnen an bei ihrem Erscheinen. Xiomeng schniefte theatralisch. „Was sucht sie hier?“, Wut mischte sich in ihre Stimme. „Meiner ersten Frau steht es frei dahin zu gehen wohin sie will.“, erklärte er trocken. „Eure erste Frau?“, fragte Xiaomeng ungläubig. „Das ist ein Scherz, nicht? Sagt mir, dass das ein Scherz ist!“ „Die anderen Frauen werden in diesem Moment benachrichtig sich über ihre Zukunft Gedanken zu machen.“, verkündete er ihr weiter. „Herr, ihr könnt doch nicht... diese Person... !“ Diese Aussage würdigte er keiner Antwort mehr. Xiaomeng sprang auf. Chizus Nackenhaare stellten sich auf. Das Knurren, dass Sesshoumaru zurück hielt schien sie auf dem gesamten Körper zu spüren. „Herr, dieses Mädchen hat den Feind in dieses Schloss geführt! Kazumi ist durch eine übermächtige Bedrohung wegen ihr gestorben! Sie hat Mihoko auf dem Gewissen!“ Sesshoumaru beugte sich leicht vor. Er war kurz davor seine Deckung zu verlassen und auf Xiaomeng los zu gehen, doch eine Hand legte sich in seinen Ellenbogen. Verblüfft sah er erst auf sie, dann zu der Person zu der sie gehörte. Chizu strich sanft seinen Unteram hinab und über seine Hand. Ein warmes, friedliches Gefühl durchfloss ihn. „Das ein Shinigami hinter Chizu her ist, ist nicht ihre Schuld.“, verkündete Sesshoumaru seiner Mätresse und sah wieder zu ihr. „Niemand weiß warum er hinter ihr her ist. Es ist selten nachzuvollziehen, warum ein Dämon gerade hinter dieser einen Person her ist, an deren Versen er sich heftet. Kazumi und auch die Bedrohung fallen damit nicht auf ihr Konto. Was Mihoko angeht, so war es auch zum Teil ihre eigene Verschuldung. Eine Soldatin sollte ihre Sinne immer offen für ihre Umgebung haben. Ein plumper Oni hätte ihr niemals unbemerkt so nahe kommen dürfen. Drei weitere Soldatinnen haben sich für deine Fürstin verbürgt, denn ohne sie wären sie niemals lebend aus dem Hinterhalt heraus gekommen. Und was Yuzuki angeht“, Sesshoumaru kniff die Augen zusammen. „Wer auch immer einen Anschlag auf meine Frau verüben wollte, den werde ich höchst persönlich dafür zur Strecke bringen. Das schwöre ich dir.“ Wut flackerte in Sesshoumaru auf. Chizu betrachtete seine Schläfen als könnte sie auf ihnen lesen was in ihm vor sich ging. Überrascht sah sie wieder zu Xiaomeng. „Wolltest du mich umbringen?“, fragte Chizu sie gerade heraus. Entsetzt zogen die Dienerinnen an der Seite die Luft ein. Xiaomeng wich einen Schritt zurück. „Was?“, stotterte sie schockiert. „Nein! Nein, nein, nein, nein, nein! Natürlich nicht...“ Sie log. Das war alles, was Chizu durch den Kopf schoss und auch Sesshoumaru schien mit diesem Gestammel nicht zufrieden zu sein. Er sah auf das Essen hinab, mit dem die Frau weiß Gott wie lange allein war. Wenn sie es war, so hatte sie es einmal im Beisein der Dienerinnen auf das essen bringen können, wieso dann nicht auch jetzt? Sesshoumaru sah zu den Dienerinnen. „Geh, such Takeo und bring ihn her. Unter seiner Aufsicht werdet ihr ein neues Abendmahl zubereiten.“, stellte er den Befehl einfach in den Raum hinein. Eine der Frauen verneigte sich schnell und lief los. „Sesshoumaru-sama...“, murmelte Xiaomeng leicht frustriert. „Geh in dein Zimmer zurück und überlege auch du dir, wie deine Zukunft hier aussehen soll.“, erklärte er. „Sei aber versichert, wenn ich auch nur einen Beweis für deine Schuld finde, dann ist dein Leben vorbei.“ Xiaomeng schluckte. Chizu biss sich auf die Zunge. Sie war froh, dass er sie nicht fragte was sie davon hielt. Sie wusste nicht wieso sie es ahnte, aber sie war sich sicher, dass Xiaomeng das Gift über den Keksen verschüttet hatte. Sie war sich sicher, dass sie sie anklagen würde, wenn er sie fragte. Xiaomeng marschierte mit wackeligen Knien an ihnen vorbei zur Tür, die ihr dieses mal von keiner Dienerin geöffnet wurde. Sinnlos verharrte sie einige Sekunden vor dem Holz, bis sie begriff. Die Information, dass Sesshoumaru seine Fürstin zu seiner ersten Frau machte veranlasste die anwesenden Dienerinnen dazu sie als ihres Gleichen anzusehen, nicht als eine höhergestellte Dame des Harems. Und schon gar nicht als Sesshoumarus Favoritin. Frustration keimte in ihr auf, als sie schließlich selbst nach so vielen Jahrzehnten die Tür öffnen musste und hinaus trat, beinahe direkt in Takeos Arme hinein, der gefolgt von der dritten Dienerin zurück kehrte. Als eben letztere sich mit ihren Kolleginnen daran machte das fürstliche Mahl wieder einzusammeln sah der Leibwächter seinen Herrn verwirrt an. „Ist was passiert?“ „Ich will, dass zwei Wachen Xiaomeng beobachten.“, erklärte Sesshoumaru. „Der kleinste Verdacht auf einen Hinterhalt gegen Chizu wird sofort gemeldet.“ „Willst du mir etwa erzählen, dass die...“ Er wies in die Richtung in die die chinesische Prinzessin verschwunden war. Sesshoumaru schwieg dazu. Das sagte alles. ** Chizu sah den Dienerinnen nach, als sie nach dem Essen das Geschirr abholten, und schlürfte ihren restlichen Tee aus. „Was wird nun passieren?“, fragte sie ihren Mann, der sie aufmerksam dabei beobachtete. „Wie meinst du das?“ „Ich rede von den Mätressen. Ich habe das Gefühl, sie haben sich so stark an ihr Leben in Eurem Harem gewohnt, dass ich nicht weiß, wie sie reagieren werden.“ „Es ist selten, dass ein Fürst seine Fürstin zur ersten Frau macht und damit alle anderen verstößt.“ „Um nicht zu sagen: Das ist vermutlich noch nie passiert!“, quackte Jaken von der Seite. Ihm gefiel diese ganze Situation überhaupt nicht. Nicht, dass er nicht eingestehen wollte, dass sein Herr sich mehr als nur Sicher war in Bezug auf seine Wahl und nach allem was passiert war sicher eine – für ihn – überaus korrekte Entscheidung getroffen hatte, nein, es ging mehr um die Konsequenzen, die das alles mit sich zog. Weniger in Bezug auf Chizus Gegner innerhalb der Mauern, als bezüglich des Handels, an den Sesshoumaru noch immer nicht zu denken schien. Doch eines hatte Jaken niemals für möglich gehalten: dass aus dem kleinen frechen Mädchen, über das er sich in dem Menschenschloss so aufgeregt hatte, tatsächlich eine würdige Fürstin werden würde. Sie hatte zu dem Zeitpunkt noch viel zu lernen und auch ihre Verwandlung war noch nicht vollends abgeschlossen, aber sie war auf dem besten Weg dorthin. Jaken betrachtete die schlanken Linien über ihren Wangen und das im Laufe des Abendmals plantinblond gewordene Haar. Er war sich sicher, dass es am nächsten Tag so weiß wie das der anderen Dämonen war. Er erkannte das kleine Mädchen fast nicht wieder. Sie sah so viel erwachsener aus als noch vor einigen Tagen, da sie dieses Schloss betreten hatte. Chizu ließ den Becher sinken und knirschte leise mit den Zähnen. Ihre Fänge begannen zu wachsen. Es war ein ungewohntes Gefühl und irgendwie bedrängend. „Es ist spät geworden, Sesshoumaru-sama. Ich schätze es ist Zeit für mich in mein eigenes Gemach zurück zu kehren.“ Sesshoumaru sah auf und lehnte sich leicht zurück. „Dein eigenes Gemach?“, fragte er, doch es klang eher wie eine Feststellung. Er wollte nicht auch nur daran denken, dass sie ihn zu Gunsten ihres eigenen Bettes verlassen könnte. „Das ist eine gute Idee!“, pflichtete Jaken ihr bei. „Es ist spät und morgen wird vieles passieren, dank Eurer Entscheidung sie zu Eurer ersten Frau zu machen.“ „Meine Frau“, begann der Fürst. „Wird nicht in ihr eigenes Gemach zurückkehren.“ Als könnten Blicke töten sah er auf Jaken hinab. „Aber Herr, der Anstand...“ „Anstand hat damit nichts zu tun. Ich will sie bei mir haben.“, er brach ab, fügte dann aber hinzu – als er merkte sie komisch das klang: „Für den Fall, dass der Shinigami angreift.“ Chizu nickte verstehend. „Natürlich, wenn ihr das wünscht, Herr.“, sei neigte kurz den Kopf und sah dann zur Tür, durch die Takeo mit zwei Soldaten herein kam. Sie sanken auf die Knie, verneigten sich und Takeo begann zu sprechen: „Alle deine Mätressen sind informiert, Sesshoumaru.“ Der Fürst nickte. „Die Leibwächter der Fürstin haben ihre Stellung in ihrem Gemach wieder eingenommen.“ „Die Stimmung im Schloss?“ „Die Bediensteten und die Armee sind aufgeregt, weder negativ, noch positiv. Die Frauen sind wie zu erwarten unzufrieden mit deiner Entscheidung.“ Chizu betrachtete das Gesicht des Generals, dann die gesenkten Blicke der anderen zwei Soldaten. Sie konnte beim besten Willen nicht feststellen, ob es ihnen gefiel sie bald als uneingeschränkte Herrscherin betrachten zu müssen, oder nicht. Sesshoumaru erhob sich, die anderen Männer folgten. Schnell tat sie es ihnen gleich. „Ich wünsche keine unangenehmen Überraschungen.“, erinnerte der Fürst sie noch einmal und schob die Tür hinter sich auf zu seinem Schlafgemach. „Natürlich.“, die drei Männer, ebenso wie Jaken verneigten sich tief. Sesshoumaru machte Chizu Platz um sie vor sich eintreten zu lassen und folgte ihr dann in den angrenzenden Raum. Aufmerksam sah sie sich um. Irgendwie war sie nervös. Sie hatte zwar bereits eine Nacht mit ihm verbracht, doch als sie sich in ihrer Hochzeitsnacht mehr als nur bereitwillig ausgezogen hatte um sich ihm an den Hals zu werfen und er sie so kalt abwies hatte sie sich so sehr blamiert, dass sie nun schon beinahe Angst hatte auch nur mit ihm in einem Bett zu liegen. Ein Uwagi, gepaart mit dem dazu gehörigen Obi von Sesshoumaru segelte neben ihr auf den Boden. Aus ihren Gedanken gerissen fuhr sie herum und sah sich augenblicklich den steinharten Muskeln des Dämons vor ihr gegenüber. Ruhig sah er auf sie hinab, als er sie an sich heran zog. Chizu griff nach seinen Oberarmen und klammerte sich in ihnen fest. Warum war sie nur so unsicher? Er hielt inne, bewegte dann jedoch einen Arm um nach ihrer Hand zu greifen, die auf ihm lag. Wortlos führte er ihre Finger an seinen Mund und küsste sie. Sofort war die Beklommenheit wieder verschwunden. Er führte ihre Hand zu seiner Wange und schloss friedlich die Augen, als sie seine Clanzeichen berührte. Seine zweite Hand hob sich zu der schleife um ihre Taille und öffnete sie. ungehindert glitt ihr Obi zu Boden. Das Gewand, das sie trug war kein Kimono. Es war ein geschlossenes Kleid, dass sie der Einfachheit halber nach dem Baden als erstes gewählt hatte, da Sesshoumaru so auf das Gehen gedrängt hatte. Seine erste Hand glitt von ihrer an seinem Gesicht hinab, über ihren Arm, über die Seite hinab zu ihrer Hüfte, wo auf der gegenüberliegenden Seite bereits die andere lag. Chizu schob ihre Hand seinen Kiefer entlang hinter sein Ohr und zog ihn vorsichtig zu sich. Kurz hatte sie Angst er könnte sie auch dieses Mal wieder abweisen, doch es geschah nicht. Sesshoumaru fing ihre Lippen auf und griff in den Stoff, den sie trug. Willig schob sie auch den zweiten Arm um seinen Nacken und öffnete den Mund um dem Drängen seiner Zunge nachzugeben. Sanft strich er über ihre, über ihre Lippen und biss dann leicht in die untere der zwei. Chizus Augen rollten beinahe vor Wohlgenuss nach oben, als sie die Liderschloss. Langsam glitt das Kleid an ihr hinauf, passierte ihr Schenkel, ihre Hüfte und schließlich Bauch, Brust und Schultern. Als sie endlich so vollkommen nackt vor ihm stand wanderte sein Blick an ihr hinab. Wenn ihm niemand gesagt hätte, dass sie bereits von ihm entjungfert wurde, dann wäre er sich jetzt sicher gewesen. Er wusste genau, dass er diesen Körper schon einmal gesehen hatte. Er hatte diese Formen bereits schon einmal gespürt, nur die verschlungenen Linien um ihren Bauchnabel und ihren Oberschenkeln waren neu und eine Errungenschaft ihrer Verwandlung zu einem Hundedämonen. Wie hatte er sie nur einfach zurück lassen können?! Er war ja so ein Vollidiot gewesen, das wurde ihm plötzlich bewusst. „Leg dich hin.“, flüsterte er ihr mit einem erotischen knurren zu und nickte sanft zum Bett. Sanft küsste sie ihn, ehe sie sich rückwärts auf den Weg zu seinem ausgebreiteten Futon, in dem künstlerisch Geschnitzten Holzgestellt machte. Er lockerte die letzte Halterung seines Hakamas und folgte ihr auf dem Fuße. Kaum, dass sie rücklings über seinem – beziehungsweise ihrem gemeinsamen Bett – lehnte hockte er schon über ihr, drängte sie weiter zurück in die Kissen und schloss sie fest in seine Arme. Tief atmete er den Geruch ihrer Haare und ihrer Haut ein. Verinnerlichte ihn so fest in seinen Gedanken, als würde er befürchten am nächsten Tag keinerlei Geruchssinn mehr zu haben. Chizus Hüfte drängte sich ihm entgegen, ihr Bein schlang sich um sein Hinterteil. Als er endlich ruhig auf ihr liegen Blieb hob sie auch das zweite Beine und klammerte sich so an ihm fest. Es schien fast sie könnte Angst haben ihn wieder zu verlieren. Sesshoumarus Hand glitt ihre Seite hinab, über ihre Beine, unter ihren Po und drückte sie noch fester an sich. Leidenschaftlich begann er ihren Hals zu küssen... ... nebenan in Chizus Zimmer wurde leise die Tür geöffnet. Kapitel 19: 19. Kapitel ----------------------- Fest rieb Sesshoumaru seine beginnende Erektion an Chizu. Genießerisch schloss sie die Augen und öffnete den Mund einen Spalt um einen erregten Seufzer los zu werden. Nebenan die Gestalt schlich sich über die drei Frauen auf dem Boden hinweg zu der Ecke in der Chizus Bett stand. Sie öffnete die Vorhänge. Sesshoumaru lockerte die Beine um seine Hüfte, schob sie auf die Matratze und rutschte tiefer, mit dem Mund an ihre Brüst. Ein Dolch blitzte im Mondlicht, als die Gestalt die Waffe hob, doch sie stockte. Das Bett war leer, die Laken verweist. Die Fürstin war nicht in ihrem eigenen Gemach. Sie wollte gerade den Blick herum drehen, da hörte sie bereits das helle Schaben einer metallischen Klinge aus ihrer Scheide heraus. Bestimmt bohrte sich das spitze Ende in ihren Rücken, zwang sie dazu gerade zu stehen. Zwei weitere Klingen folgten und legten sich auf ihren Hals. Ein Feuer glomm auf. „Miwako“, erkannte Cheyenne und drückte das Schwert stärker gegen den Rücken der eingedrungenen Dienerin, doch ohne sie dabei zu verletzen. „Irgendwelche Erklärungen hierfür?“, fragte sie gelangweilt. Ihre zwei Begleiterinnen schwiegen, doch ihre verbissenen Gesichter sprachen Bände. „Wo ist sie?“, knurrte Miwako in einer Mischung aus Frustration und Wut. „Unsere Fürstin liegt augenblicklich in den Armen ihres Mannes.“, erklärte Cheyenne. „Dort, wo sie hingehört!“, fügte Honola hinzu. Miwako knurrte gefährlich. „Was fällt dir eigentlich ein?“, flüsterte Ayaka traurig. „Fürstin Chizu hat für dich gebürgt! Sie hat den Rat angefleht dein Leben zu verschonen.“ Das sie auch immer alles so dramatisierte... Miwako machte nur ein abwertendes Geräusch. „Dafür soll ich ihr danken? Sie hat das Leben meiner Schwester auf dem Gewissen! Sie hat es nicht anders verdient! Heute habe ich es nicht geschafft, doch es werden andere kommen, die erfolgreicher sein werden als ich!“ Die Schere der zwei Schwerter an ihrem Hals zog sich enger. „In nicht einmal mehr drei Tagen wird unsere Fürstin zur höchsten Frau der westlichen Dämonen erhoben, danach ist sie unantastbar. Sechs Leibwächter und unser Herr persönlich werden auf sie Acht geben. Niemand unbefugtes wird ihr auch nur auf zehn Meter zu nahe kommen.“ Miwako lachte hämisch. „Zehn Meter braucht man nicht!“ „Wie meinst du das?“ „Wenn Yuzuki nicht alles vermasselt hätte, dann wäre sie jetzt tot.“ Überrascht sahen sich die zwei niedrigeren Frauen an, Cheyenne kniff die Brauen zusammen. „Du hast den Giftanschlag verübt.“ „Natürlich nicht alleine.“, verkündete Miwako gehässig. „Darum bin ich mir auch so sicher, dass wir es schaffen werden Chizu zu beseitigen. Wir, die wir sie nicht als unsere Herrin akzeptieren werden.“ „Wer ist dein Komplize?“, knurrte Cheyenne sie an, doch Miwako lachte nur gehässig. Die Heeresführerin griff ihr Schwert fester, setzte einen Fuß vor um auszuholen und... Blut spritzte aus der klaffenden Wunde in Miwakos Bauch. Wie in Sturzbächen floss es an der Klinge herunter, die aus ihrem Leib quoll. Cheyenne hatte nicht zugestochen, niemand hatte sich bewegt, doch mit einem Mal war es, als wäre Miwako nach hinten gerissen worden und so durchschnitt sie die Waffe der Soldatin wie heiße Butter. Entsetzt ließ Cheyenne das Schwert los. Sie hatte zwar beabsichtigt zuzustechen, doch damit hatte sie nicht gerechnet. Mit solch einer Situation konnte sie nicht umgehen. Miwako griff an die scharfe Klinge der Waffe und sah mit einem flehenden Gesicht zu den anderen zwei Frauen neben ihr, die die Schwerter hatten sinken lassen und zurück wichen. Ein Würgereiz überkam sie und sie spukte Blut auf den kostbaren Boden des Zimmers. Von allein zog sich das Schwert von Cheyenne wieder aus ihr heraus und schwebte in der Luft. Mit dem Verlust der Barriere, die den Blutfluss unterbrochen hatte, sickerte neues Blut über ihre Kleidung. „Was zum... Takeo!“, brüllte Cheyenne so laut sie konnte. So gut diese Gemäuer auch keine Geräusche durchließen, sie hörte trotzdem, wie drei Männer hinter der Wand auf die Beine sprangen und Halb über Kopf aus der Tür stürmten. Geschockt blieben auch sie in der Eingangstür zu dem Gemach von Chizu stehen. Das Schwert zischte wie durch ein Kunststück bewegt durch die Luft, holte aus und schlug Miwako den Kopf ab. Erst als der Schädel zu Boden krachten und die Knie unkoordiniert unter dem Rest des Körpers nachgaben sammelte sich Rauch um das Schwert herum. Eine vermummte Gestalt materialisierte sich mitten im Raum. Das im Schatten liegende Gesicht auf die Tote gerichtet, deren Körper einfach nicht zerfiel. Die Zwischentür zu Sesshoumarus Schlafzimmer wurde aufgestoßen. Im Schein des warmen Lichtes erschien der Fürst, schlampig in Hektik gekleidet in seinen Hakama. Hinter ihm in eine Decke gewickelt Chizu. „Was geht hier vor?“, donnerte Sesshoumaru. Die Gestalt wandte sich zu ihnen um. Rasselnd vor Wut atmete sie ein und hob den Kopf, doch das Gesicht blieb unerkannt. „Du“, knurrte er. „Ich habe es mir jetzt lange genug mit angesehen!“ Sesshoumaru schwieg, machte sich jedoch auf alles gefasst. „Die, die du mir versprochen hast ist hier in Lebensgefahr! Ich werde nicht mehr warten! Händige mir sie endlich aus!“ „Wovon redest du, Dämon?“ „Gib sie mir, oder ich werde dein Schloss mit all seinen Bewohnern zerstören.“ Chizu begann am ganzen Leib zu zittern. Sie machte einen Schritt vor, an ihren Mann heran und drückte sich leicht an ihn. Unberührt starrte der weiter das Kapuzengesicht vor ihn an. „Gib dich zu erkennen, Fremder!“, befahl Takeo herrisch und zog seine Waffe. „Deine Frau, Sesshoumaru, du hast mir deine Frau versprochen!“ „Der Shinigami!“, schlussfolgerte Cheyenne. Hilflos sah sie sich um, hatte sie doch keine Waffe mehr, doch ihre anderen Mitstreiter hielten ihre bereits bereit. „Ich werde dir Chizu niemals überlassen!“ „Das war unser Vertrag, ich nahm dir deine Erinnerungen an deine Geliebt indem Menschenschloss und dafür überlässt du mir deine Frau.“ „Was?“, Takeo wusste nicht mehr was er tun sollte. Doch nun ergab alles einen Sinn. „Du redest wirr, Dämon.“ „Nein, mein Zauber ließ dich alles vergessen, was du in diesem Moment vergessen wolltest. Scheinbar gehörte der Handel ebenfalls dazu.“ Sesshoumaru knurrte und schob seine Frau hinter sich. „Niemals werde ich dir meine Frau aushändigen. Der Vertrag ist ungültig! Wenn ich ihn wollte, dann nur, um meine Geliebte zu vergessen. Ich wusste nicht, dass sie auch meine Verlobte war.“ „Das tut nichts zur Sache!“, die schreiende Stimme des Shinigami brachte sämtliche anwesenden Trommelfelle zum Klingeln. „Ein Handel ist ein Handel! Oder setzt du deine Ehre und das Leben aller deiner Untertanen in deinen Gemäuern freiwillig aufs Spiel, Inu no Taishou?“ Sesshoumaru schwieg. Verdammt, worauf hatte er sich da nur eingelassen? Er fühlte, dass es kein schlechter Scherz war, was dieser Shinigami sagte. Er hatte ihm unwissentlich Chizu versprochen. Doch er konnte nicht einfach das Leben seiner Dämonen riskieren. Ebenso, wie er Chizu nicht riskieren konnte. Er spürte eine Bewegung hinter sich. Er roch Salz. Sie weinte, doch sie hielt sich hartnäckig. Festen Schrittes trat sie an ihm vorbei und blickte dem Shinigami entgegen. „Lass diese Dämonen in Ruhe. Ich komme mit dir.“, versicherte sie. Sesshoumaru knurrte. Alle seine Nackenhaare stellten sich auf, sein Blick verschleierte sich. Er wusste in dem Moment ganz genau, dass die sonst so weißen Augäpfel feuerrot glühen mussten. Sein Dämon nagte an seiner menschlichen Fassade. Niemals würde er seine Gefährtin gehen lassen. Honola schob Chizu, ungeachtet dessen, dass sie gerade ihre Fürstin ohne Erlaubnis anfasste, wieder zurück, direkt in die Arme von Sesshoumaru, der sie wie einen Schraubstock um sie herum schloss. „Wie der Herr schon sagte: Niemals bekommst du unsere Fürstin, Shinigami!“ „Dann seid ihr des Todes.“ Ein Sturm aus Purer Kraft ging von ihm aus. Endschlossen packten die Soldaten ihre Schwerter fester. Doch mit einem Mal stockte der Todesengel. Er sah zu der Tür in der noch immer Takeo mit seinen Männer stand, dann ließ er plötzlich Cheyennes Schwert fallen. Chizu konnte gar nicht so schnell schauen, da schoss er als schwarzer Schatten schon wieder aus dem Zimmer, Sesshoumarus Leibwächter stürmten hinterher. Geschrei und Gezeter brach auf der Terrasse aus. Ein großer Vogel kugelte über die Planken. Sesshoumarus Griff lockerte sich wieder, als er den Schwarzstorch erkannte, Nobu. In seiner knochigen Skelettgestalt erhob er sich von den Planken und sah in die Richtung in die der andere Shinigami verschwunden war. Dann wandte sich sein Blick mit äußerster Ruhe an das Geschehen in dem Zimmer der Fürstin. Als er hinein tappte folgten Takeo und die Soldaten, einschließlich Mika, die von dem Tumult angelockt worden war. „Ich wollte es euch nicht glauben.“, gestand Nobu noch einmal mit Blick auf Sesshoumaru, dann wandte er sich in einer fließenden Bewegung an Miwako, deren Körper noch immer auf dem Boden lag. Mit seinem Blick zerfiel sie. „Ich konnte keine Anzeichen für einen Shinigami finden, der euch bedroht.“, klärte er sie auf. „Doch dieser Rabe war definitiv einer von uns. Ich kann nicht sagen wer, doch ich werde den Rat davon in Kenntnis setzen.“ „Er will meine Frau.“, Sesshoumarus Augen leuchteten noch immer voller Wut. „Will er das?“ „Er sagt ich, ich habe mit ihm einen Handel gemacht. Er bekommt meine Frau, ich verliere meine Erinnerungen an sie.“ „Was will er mit euch, junge Fürstin?“, Nobu trat näher an sie heran und beugte sich mit seiner über zwei Meter hohen Gestalt zu Chizu hinunter. „Das weiß ich nicht.“ „Laut ihrer Mutter will er sie zum Erhalt seiner Rasse, oder eher Blutlinie.“ „Eine andere Dämonin als einen Shinigami? Das ist uns verboten.“ „Trotzdem sieht sein Plan vor sie zu heiraten. Das hat er bereits versucht und beinahe geschafft.“ „Unter dem Namen Shouta.“, fügte Chizu noch einmal hinzu, wusste sie doch aber, dass Nobu bereits bei seinem letzten Besuch nichts mit dieser Information anfangen konnte. „Wie bereits gesagt: Ein Shinigami mit dem Namen Shouta existiert nicht. Aber ich werde mein Bestes tun euch zu unterstützen. Immerhin verstößt dieser Shinigami vorsätzlich gegen unsere Regeln.“ „Dann beeilt Euch!“, flehte Chizu ihn an. „Er hat vor dieses Schloss zu zerstören und alle Einwohner dazu.“ Der Shinigami sah sie eine Weile an. „Das werde ich. Keiner der Bewohner eurer Burg hat eine Lebensgrenze. Von keinem kann ich ein Todesdatum sehen. Es verstößt gegen alle Sitten unserer Rasse solche Lebewesen zu holen. Darum brauche ich so lange um zu Euch zu kommen, wenn jemand stirbt. Ich bin darauf nicht vorbereitet.“ Chizu nickte. Noch einmal sah Nobu die Anwesenden an. „Macht euch keine Sorgen. Ich lasse meine Störche bei euch. So sehe ich sofort, wenn er zurückkehren sollte.“ „Habt Dank, Nobu-sama.“, Mika verneigte sich artig. Auch Sesshoumaru nickte. Als er wieder ging kehrte Stille ein in dem Schloss. Doch schlafen konnte niemand mehr. Kapitel 20: 20. Kapitel ----------------------- Dieser verdammte Rat! Dieser Verdammte Inu no Taishou! Shouta – oder wie auch immer er hieß – nahm seine Kapuzengestalt unweit vom Schloss in den Bergen wieder an und schlug im Vorbeigehen gegen eine dicke Eiche, die Augenblicklich umfiel. „Mein Herr?“, ängstlich sah ein kleiner Gnom aus der platten Baumkrone. Aufmerksam folgte er ihm mit den Augen, als er an ihm vorüber ging. „Sie weigern sich mir meine Belohnung für meine Dienste auszuzahlen.“ „Ihr meint die Fürstin?“ „Nein, ihren Kamm mit dem sie sich jeden Morgen die Haare zurecht macht. Natürlich die Fürstin, du Idiot!“, er warf einen Ast nach ihm. Heulend rieb sich der unförmige Dämon den Kopf und kletterte aus den Blättern. „Ich muss mir etwas einfallen lassen! Ich brauche diese Frau! Und zwar so schnell es geht.“ „Was ist nur an ihr so wichtig, dass Ihr alles dafür riskiert?“ „Du wagst es allen Ernstes meine Entscheidung in Frage zu stellen?“ Ängstlich zog der Diener den Kopf ein, als sein Herr auf ihn zu gestapft kam. Er griff nach seinem Kopf und zog ihn daran hoch, auf Höhe seiner eigenen Augen. „Ich sage dir, was an ihr so wichtig ist! Ihre Mutter war eine der stärksten Menschendämonen die je zur Miko ausgebildet wurden und daraus unermessliche Kraft schöpften. In Ihr wohnt ebenso die Anlage dazu, ob sie selbst die Mächte jemals haben wird oder nicht sei dahin gestellt. Dazu die majestätische Kraft der Hunde, Fürstin Chizu der westlichen Dämonen ist eine wahre Rarität! Für meine Pläne mit der Welt und den Dämonen ist ein Wesen wie sie einfach unersetzbar! Ihre tief verborgene Kraft gepaart mit meiner grenzenlosen Macht der Shinigami könnten kombiniert eine Rasse erschaffen, die einfach nicht aufzuhalten ist!“ Seine Stimme steigerte sich in pure, beinahe schon wahnsinnige Freude und als er die Arme hoch riss gen Himmel plumpste sein Diener dabei zu Boden. Der kleine Gnom rieb sich das Hinterteil. „Trommel die Oni zusammen. Sie sollten sich bereit machen. Versteckt euch rund herum um die Festung, passt auf, dass euch niemand entdeckt.“ Der Diener sprang auf und verneigte sich mehrere Male tief und schnell, drückte die Stirn immer wieder in den Staub. „Wenn ich das Signal gebe, dann soll alles bereit sein. Wir müssen schnell handeln! Wir müssen die Fürstin aus dem Gemäuer holen ehe der Rat der Shinigami herausfindet wer ich bin.“ ** Chizu streckte sich genüsslich und drehte sich auf die Seite. Irgendwann war sie wohl vor lauter Erschöpfung eingeschlafen, doch die Erinnerung an die vergangene Nacht hatte sich in ihrem Kopf mehr als nur festgesetzt. Sie war daran verankert, so unbarmherzig wie die Tatsache, dass sie noch immer nicht wusste wie sie mit der Situation umgehen sollte, dass Sesshoumaru selbst sie an den Shinigami verkauft hatte. Sicherlich, es war nicht mit Absicht gewesen und auch nur, weil sie bis dato nicht wussten, dass sie durchaus eine Zukunft miteinander hatten, doch irgendwie war die ganze Situation eine Spur zu viel für sie. Sie sah zu der Tür, die in ihr Schlafzimmer führte. Sie war verschlossen. Sie ließ ihre Sinne durch den Raum schweifen, die andere war ebenso zu und hinter ihr lag noch immer Sesshoumaru. Entweder war es einfach noch nicht Zeit zum Aufstehen oder sie hatten verschlafen, wobei letzteres so ziemlich unmöglich war. Abgesehen davon schlief der Fürst nicht. Unter dem warmen Fell – welches über ihnen ausgebreitet lag – bewegte sich seine Hand in ihre Richtung. Sie wollte gerade etwas sagen, als ein Gefühl durch ihren Körper strömte, das sie noch nie gespürt hatte. Es war als würde er ihren Steiß packen, so wie er war, und sie daran an sich heran ziehen. Etwas weißes Fellartiges legte sich über ihre Taille, etwas das aussah wie der dämonische Schwanz ihres Herrn und scheinbar fest mit ihrem eigenen Körper verankert war. „Deine Verwandlung ist Abgeschlossen.“, erklärte er knurrend und drückte sich gegen ihren Rücken. Hart bohrte sich seine Erektion von hinten zwischen ihre Beine und drängte sich an ihre heiße Scheide. „Das heißt ich bin jetzt einer von euch? Ein Hundedämon?“ Er knurrte zustimmend, es gefiel ihm. Das wusste sie auch ohne, dass er es ihr sagte. Er strahlte mehr Verlangen aus als noch zuvor im Schloss des Fürsten Minamoto. Er strich über das weiche Fell, das Chizu frisch gewachsen war, fuhr mit der Hand von dort aus auf ihre Hüfte und unaufhaltsam mit zwei Fingern weiter zwischen ihre Schamlippen. Erstickt keuchte sie auf, als er mit mehr Druck als Reibung die Massage begann. Sie öffnete die Beine, legte ihr oberes über seines und ließ ihn ihren Kopf in den Nacken ziehen. Fordernd knabberte er an ihrem Hals und leckte an ihrer Kehle, ehe er sie auf den Bauch und damit auf Hände und Knie drängte. Bereitwillig sackte sie mit den Ellenbogen ein und drängte ihm die Hüfte entgegen. Es war der reinste, tierische Instinkt, der ihr als Hund zueigen war. Genießerisch schloss er die Augen wie er nun so endlich die Freiheit hatte seine Hüften vor und zurück zu bewegen um sie mit der entstehenden Reibung durch seiner Erektion weiter zu stimulieren. Sanft biss er seitlich in ihre Taille und strich über ihr pralles Hinterteil. Angeregt grub er seine Klauen in ihr Fleisch und kratzte sie voller Ekstase. Umklammerte ihr Hinterteil fest und massierte es mit runden Bewegungen im Rhythmus. Chizu spürte wie ein Schwall der Erregung ihr Rückenmark hinunter floss – oder vielleicht auch eher durch diese Position hinauf – und sich in ihrer Mitte sammelte. Die Feuchtigkeit ihres Schrittes erhöhte sich immer weiter, strich sich nicht nur um das Geschlecht ihres Mannes sondern wurde durch ihn auch noch überall verteilt. Gequält stöhnte sie auf. Warum konnte er sie nicht endlich erlösen? Zulange hatte sie auf diesen Moment gewartet und dieses Mal schien endlich nichts und niemand dazwischen zu kommen. Er tat ihr den Gefallen. Auch für ihn war diese Zeit viel zu lang gewesen. Schnell und hart drang er ein und füllte sie augenblicklich vollkommen auf. Chizus neue Krallen gruben sich in das Lacken unter ihr, mit Hilfe ihrer Arme versuchte sie sich noch stärker ihm entgegen zu drücken. Er holte die Hand unter ihr hervor und krallte sie wie auch die andere in ihr Sitzfleisch hinein ehe er sich weiter bewegte. Schneller und immer schneller, dass es nur noch ein schmaler Grad zwischen Lust und Schmerz war. Scharf zog sie die Luft ein und kniff die Augen zusammen. Sie spürte, wie er zu pulsieren begann in ihr. Das untrügerische Zeichen dafür, dass er kam. Augenblicklich entspannten sich seine Finger und sein Griff. Er wurde weicher und strich schließlich über ihre tiefroten Kratzspuren, die bereits wieder verheilten. Als er fertig war zog er sich aus ihr heraus. Augenblicklich ließ sie sich fallen, mit der Schulter rollte sie sich ab und landete auf dem Rücken. Keuchend sank er über ihr nieder, direkt zwischen ihre Beine und ließ den Kopf neben ihrem sinken. „Ich fürchte meine Beine sind taub.“, erklärte sie lachend. Er stieß kurz und schnell die Luft aus, was wohl ein ersticktes Glucksen sein sollte, hob den Kopf wieder. „Meine Fürstin“, schnurrte er leise, strich über ihr Haar und rieb seine Nase an ihrer, legte die Stirn auf ihre. „Ihr seid wunderschön, meine Fürstin...“, murmelte er noch einmal, schloss die Augen und küsste sie. Augenblicklich schlang sie ihre Arme um seinen Nacken und hob ihre Hüfte erneut an. Sie war nicht gekommen und sie lechzte nach Erlösung, doch so schnell würde er nicht wieder bereit sein sie zu nehmen. Wortlos, als bräuchten sie keine Kommunikation um sich abzustimmen rollte er sich von ihr herunter, sie sich von ihm weg. Katzenhaft schmiegte sie sich so wieder rücklings an ihn, legte ihren Kopf auf seinen Arm und öffnete erneut die Schenkel. Als er mit seiner Hand dazwischen fuhr um sie weiter zum Höhepunkt zu massieren führte sie seine zweite Hand am Arm unter ihrem Kopf auf eine ihrer Brüste und drückte mit ihren seine Finger zu. Sofort kam er dieser Aufforderung nach, massierte parallel zu ihrer Mitte auch ihre Brust und saugte sich an ihrem Hals fest. Schneller und schneller rieb er sie, mit immer mehr Druck, bis ihre Stimme schließlich abbrach, als der Orgasmus überschwappte. Ihre Beine zitterten, als sie den nächsten, erstickten Laut von sich gab. Er hielt inne, genoss das leichte pulsieren an seiner Fingerkuppe und strich mit der Nase über ihr Ohr. Schlaff ließ Chizu die Arme auf den Futon fallen, und zog das Bein von seinem Oberschenkel herunter, rollte sich so auf der Seite zusammen. „Alles in Ordnung?“, flüsterte er leise. Müde murmelte sie etwas, das vermutlich ein „ja“ darstellen sollte. Ohne Widersprüche ließ sie sich auf den Rücken drehen und genoss den bestimmenden Kuss, den er ihr gab. „Ruh dich aus, ich sage der Zofe Bescheid sie soll sich um dich kümmern.“, bat er sie. „Ich muss mich leider mit Takeo um die Wachmannschaften kümmern.“ „Natürlich, tut das...“, flüsterte sie und schloss die Augen, als er schon aufstand. Irgendwo am Rande bekam sie mit, dass er aufstand und sich ankleidete, zumindest das Gröbste, danach ging er hinüber, wo seine Kammerdiener im halfen. Noch einmal döste sie weg, hinein in einen Traumlosen schlaf, bis sie von etwas nassem Gesicht aufgeweckt wurde. Murrend zog sie die Nase kraus und den Kopf weg. Als sie die Augen öffnete stand Ami vor ihr mit wedelndem Schwanz. Verschlafen hob sie den Kopf und entdeckte, dass die Tür zum Vorzimmer nun offen stand. Cheyenne saß dort am Tisch und unterhielt sich leise mit Mika. „Guten Morgen!“, rief sie hinüber und hing sich halb aus dem Bett. „Gibt es schon Frühstück?“ „Das hast du wohl verschlafen, meine Liebe.“, erklärte Mika. „Doch in etwa einer Stunde wird das Mittagessen im Thronsaal serviert.“ Verwundert sah sie ihre Schwiegermutter an. „Wieso denn dort?“ „Wegen der Besprechung. Bezüglich des Schutzes der Burg.“ Chizu nickte verstehend. Die Tür zu den Gemächern des Fürsten wurde aufgeschoben und den Stimmen nach zu urteilen waren es drei Dienerinnen, die herein kamen. Mit Gewändern auf dem Arm betraten sie das Schlafzimmer um ihrer Fürstin beim ankleiden zu helfen. Es dauerte nicht lange, sie waren geübt darin und brachten sogar Chizus neueste dämonische Errungenschaft in Position. Das Fell sollte ihr als Mantel dienen. Mika verschluckte sich beinahe, als sie die Frau ihres Sohnes schließlich zu Gesicht bekam. „Himmel noch eins, wenn ich dich vergleichen sollte von damals zu heute, dann erkenne ich kaum noch eine Gemeinsamkeit.“, verkündete sie. „Das ist ein seltsames Kompliment.“ „Kein Kompliment, eine Feststellung.“, berichtigte die Fürstenmutter sie und erhob sich zusammen mit der Leibwächterin. Honola und Ayaka an der Tür verneigten sich kurz, als Chizu auf sie zu trat und öffneten sie dann vor ihr. Eine vierte Dienerin, die im Vorzimmer gewartet hatte half der Fürstin in die Schuhe, erst dann wurde auch diese Tür geöffnet. Die mächtige Präsens draußen erschlug Chizus scharfe Sinne beinahe. Doch es war keine Gefahr, wie sie feststellen musste, als sie heraus trat, es waren mehrere dutzend Wachen, die sich auf dem Terrassengang aufgereiht hatten. Sowohl Frauen als auch Männer. Nachdem Sesshoumaru seinen Harem aufgelöst hatte durften auch seine männlichen Angestellten den Wohnbereich des Fürsten betreten. Es war ein seltsames Bild, wie die Wachen mit einem Mal stramm standen, als ihre Fürstin aus dem Gemach trat. Es war als wären sie eingefroren, bei der Kälte kein Wunder, doch stören taten die dicken Schneeflocken die über dem Gelände tanzten. Hinter ihr traten die anderen auf den Flur, Cheyenne an ihr vorbei an die Spitze. „Der Herr wartet im Thronsaal auf uns.“, erklärte sie schlicht und marschierte voran, gefolgt von Chizu und Mika, danach die anderen zwei Leibwächterinnen und die Dienerinnen. Es war befremdlich wie sich nach und nach einige der Soldaten aus der Reihe der anderen lösten und ebenfalls dem Zug folgten. Doch das war nicht das einzige, das anders war als sonst. Chizus Blick glitt hinüber auf die Wiesen und zu den steinernen Wänden des erloschenen Vulkans, überall verteilt standen und saßen Schwarzstörche und sahen sich aufmerksam um. Nobu hatte Wortgehalten und seine Diener geschickt um das Schloss zu bewachen. Selbst auf den Mauern zwischen den Wachen standen sie und auch auf den Dächern der Häuser. Was ein aufwand. Sie wollte nicht wissen, was die Diener und vor allem die ehemaligen Mätressen davon hielte. Vermutlich zog dieser Umstand nur noch mehr das Gerede auf sie und sie war sich beinahe sicher, dass es noch mehr gab, die nun an ihr zweifeln würden. Sie stiegen die Stufen hinauf und durch das Tor in den belebteren Teil der Festung. Sie hatte nicht gedacht so bald wieder aus ihrem „Harem-Arrest“ heraus zu kommen, doch da nun Miwako gestorben war, so dachte sie, gab es keinen Grund mehr diesen aufrecht zu erhalte. Brav, wie es sich gehörte, verneigten sich ihre Untertanen, als sie vorbei kam, doch sich bezweifelte, dass diese Bekundung von Ergebenheit wirklich echt war. Sie glaubte, dass es mehr – wie bereits gesagt – Anstand war, vielleicht auch eine Art unwillkürlicher Reflex, denn nicht wenige von ihnen waren verblüfft sie als vollständig gewandelten Dämonen zu sehen. Sicher, Die Verwandlung war nur rein körperlich abgeschlossen, noch hatte sie sich nicht in einen Monsterhund verwandelt, was das ganze komplettiert hätte, doch sie sah aus wie eine von ihnen, mit ihren Clanzeichen im Gesicht, den scharfen Klauen, den Spitzohren und hellen Augen und nicht zuletzt das offensichtlichste: den hellen, schneeweißen Haaren. Sie sah nicht mehr aus wie der Mensch, der sie einst war. Oder wie der Menschendämon, der sie gewesen ist. Je näher sie dem Thronsaal kamen desto mehr veränderte sich das Verhalten der Männer um sie herum. Es begann Vereinzelt und war mehr dadurch gekennzeichnet, dass um das Hauptgebäude mehr Störche flogen. Sie dösten, sie waren wie apathisch, stierten nur in der Gegend herum und ließen sich bedingungslos von den Dienerinnen in der Nähe weg schleifen, als die Fürstin kam. „Sie singen...“, flüsterte Mika plötzlich. „Wer?“ „Die Mätressen, sie singen für Sesshoumaru.“ Chizu sah sie an, wusste sie doch erst nichts mit dieser Information anzufangen, doch dann hörte sie es auch. Ein Chor von wunderschönen Stimmen. Die Lockrufe der weiblichen Dämoninnen und sie kamen aus dem Hauptgebäude. Sie reckte die Nase in die Luft und atmete einmal tief ein, hielt die Luft an. Je näher sie kamen desto betörter waren die männlichen Wachen und Diener. Irgendwann waren es so viele, dass die Frauen nicht mehr hinterher kamen sie beiseite zu schaffen und sich selbst nicht anders zu helfen wussten als sich ergeben vor ihrer Fürstin in den Staub zu werfen. „Herrin, meine Fürstin“, sprach eine junge Frau sie an, platze in einer ungehobelten Art und Weise, die ihr niemand zugetraut hätte in die Menge hinein und griff nach dem Unterarm ihrer Fürstin, ehe sie auf die Knie fiel. Schockiert sah Chizu auf die Frau hinab, die wenigster ängstlich wegen diesem Verhalten war, als frustriert über das ihrer Artgenossen um sie herum. Sie wollte Chizu um Verzeihung bitten. Schockiert, unfähig sich zu bewegen sahen alle auf sie. Hoffnungslos sackten einige Frauen auf die Knie. Sie rechneten mit einem Wutausbruch der Fürstin, wegen diesem unwürdigen Verhalten. Cheyenne fing sich als erste wieder und griff schon nach dem Handgelenk der Dienerin, doch ihre plötzliche Bewegung brachte Chizu reflexartig dazu ihr Einhalt zu gebieten. Die Angst der Dienerin wollte sie beinahe erdrücken, als ihre Leibwächterin sich bewegte. Vermutlich realisierte sie in diesem Moment erst, was sie getan hatte. Sie hatte solche Angst, dass sie nicht einmal ein Wort mehr heraus brachte mit dem sie die Fürstin um Vergebung für die Männer hätte bitten können. Chizu gebot Cheyenne stumm einen Schritt zurück zu machen und sah dann hinter sich. Nun konnte sie auch sehen, dass die Männer, die ihr aus dem Wohnbereich gefolgt waren ebenfalls verträumt in der Gegend herum grinsten. Chizu löste ihren Arm aus der Hand der Dienerin, doch unterbrach niemals den körperlichen Kontakt zu ihr. Sie zog sie wieder auf die Beine und sah ihr in die Augen, die starr gesenkt waren. „Mein Liebes“, flüsterte sie und legte ihr eine Hand auf die Wange um ihr Gesicht zu heben. Sie erkannte sie. Sie war eine ehemalige Mätresse, die sie noch nie hatte reden sehen oder hören, das brachte Chizu zum Lächeln. Sie nahm es als positives Zeichen war. „Sei unbesorgt wegen deiner Freunde. Ich weiß, dass es nicht ihre Schuld ist. Ich nehme es ihnen nicht übel.“ Überraschung machte sich auf ihrem Gesicht breit. „Aber, meine Fürstin...“, sie hätte niemals mit solch einer Reaktion gerechnet. Chizu strich ihr über die Hand, was ihr einen unendlich erleichterten Ausdruck auf das Gesicht zauberte. „Vielen Dank, meine Herrin.“, flüsterte sie mit erstickter Stimme, dann schluckte sie. „Und bitte verzeiht auch meinen Schwester...“, sie sah schnell zum Thronsaal. Chizu atmete einmal tief durch. „Ich weiß nicht, ob ich das kann.“, gab sie hart zu. „Doch über sie zu richten liegt nicht in meiner Macht. Das obliegt unserem Herrn selbst. Doch sollten sie es nicht geschafft haben ihn mit diesem Konzert auf ihre Seite zu ziehen, so wird ihnen vermutlich die Verbannung drohen, dafür, dass sie es gewagt haben.“ Die Dienerin senkte den Kopf. Chizu lächelte. „Umso erleichterter bin ich darüber, dass wenigstens eine von euch mir verzeihen kann und hier bleiben will.“ Schnell sah sie wieder auf. „Ich danke dir für diesen Vertrauensbeweis.“ Die Dienerin lächelte wieder und verneigte sich tief und lange. „Und nun geht wieder an Eure Arbeiten, ich sorge schon dafür, dass die Männer wieder aufwachen aus ihrer Trance.“, versprach Chizu. „Lasst sie einfach so stehen wie sie sind, solange wie sie euch nicht im Weg sind.“ Honola und Ayaka kicherten leise, was auch einige andere Dienerinnen zum Lachen brachte. Chizu ließ die Hand ihrer Dienerin los und wandte sich wieder von ihr ab. Wortlos sah Cheyenne ihr hinterher, als sie einfach an ihr vorbei stapfte, wenig schreitend wie zuvor und die Stufen zum Thronsaal regelrecht hinauf sprang. „Fängt sie jetzt an um ihren Mann zu kämpfen?“, fragte Honola Cheyenne. „Ich weiß es nicht. Vielleicht?“ Mika marschierte an ihnen vorbei. „Seid ihr festgewachsen, Mädchen?“, fragte sie tadelnd und so folgten sie der Fürstin die Stufen hinauf, die weiter oben bereits vor dem Tor stand, das ihr zwei Wächterinnen öffneten. Der Gesang der Frauen wurde lauter und Chizu war sich sicher, dass nun auch der letzte Mann in der Festung wie versteinert in einer Ecke stand und sabberte. Sie trat ein. Vor und auf den Stufen saßen die Mätressen. Sie hatte mit allen gerechnet, mit Ausnahme der, die sie eben draußen getroffen hatte, doch es waren nur wenige, wie sie nun feststellen musste. vielleicht zehn, aber auf keinen Fall mehr. Sie saßen um ihren Mann herum, dessen Augen in dem versteinertem Gesicht geschlossen waren, und rutschten bei jedem sechsten Ton näher, immer dichter an ihn heran. Takeo und Jiro mussten von jeweils gleich vier Dienerinnen aufgehalten werden nicht auf die Frauen los zu gehen. Sie wollten ihnen nichts antun, ihr Lockgesang hatte sie nur inzwischen jedes bisschen Selbstbeherrschung gekostet. Sie wollten sie nehmen und sich mit ihnen Paaren, so, wie es die Natur als Ziel dieses Gesangs vorsahen. Doch Sesshoumaru hatte sich noch immer unter Kontrolle. Chizu wusste nicht, ob sie das mit Stolz oder Angst füllen sollte. Wenn sie die zwei anderen Männer sah, so befürchtete sie doch, dass auch er seine Kontrolle jeden Augenblick verlor. Mika schloss auf, gleich darauf Cheyenne. „Takeo!“, brüllte sie dem anderen General schockiert zu. Doch niemand kümmerte sich um sie. Xiaomeng war die einzige, die kurz den Kopf zu ihnen drehte, doch der Anblick ihrer Rivalin, die sie hatte umbringen wollen, veranlasste sie nur dazu noch einen Schritt mehr zu gehen. Sie schmiegte sich mit vollem Körpereinsatz an ihren Fürsten, fuhr genüsslich mit ihrer Hand eines seiner Beine hinauf und über seine Hüfte. Ihre Stimme erlosch, sie summte nur noch die Melodie des Liedes, als sie ihre Lippen an sein Ohr hob und die Konturen mit ihrer Zunge nachzog. Ein erregtes Knurren durchfuhr den Raum. Er genoss es. „Sesshoumaru!“, schrie Chizu und machte noch einen Schritt auf die Meute zu. Eine weitere Mätresse löste sich kurz aus dem Gesang und bellte sie regelrecht mit fürchterlich roten Augen an. Er reagierte jedoch noch immer nicht auf seine Fürstin. Chizus Kinnlade klappte herunter. Mika schob eine Hand auf ihren Rücken und nahm ihre Hand. Frustriert sah ihre Schwiegermutter zu ihr. „Sing, mein Kind.“, flüsterte sie. Unfähig auch nur einen Ton heraus zu bringen sah sie wieder zu Sesshoumaru. Xiaomeng fuhr mit ihrer Hand unter seine Jacke. „Ich kann nicht...“, krächzte sie. „Gegen sie, komme ich nicht an. Er reagiert doch nicht mal, wenn ich ihn Rufe... Sesshoumaru!“, versuchte sie es noch einmal wie zum Beweis. Doch kassiert wieder nur hämisches Kichern einiger der Mätressen, von anderen ein wütendes Knurren, gerade so lange, wie der Zauber ihres Gesanges noch wirkte, wenn sie keinen Ton von sich gaben, und ihn weiter in ihrem Bann hielten. Ohne jegliche Scham strich ihm die erste über den Schritt. Es federte, er war erregt. Chizu schluckte. Sollte das das Ende gewesen sein? Sie zuckte förmlich zusammen, als Mika neben ihr sanft, doch laut genug um die anderen Frauen zu übertönen zu singen begann. Das Wiegenlied, das sie ihrem Sohn in seiner Kindheit vorsang. Das einzige Lied, das auch Chizu kannte und konnte. Doch die Fürstin brachte noch immer keinen Ton heraus. Als Gegenreaktion wurden nun auch die Mätressen lauter. Es war so eine grausame Mischung, einige Töne bissen sich regelrecht, dass Chizu sich am liebsten die Ohren zugehalten hätte und noch besser: einfach gegangen wäre. Sie sah wieder zu Sesshoumaru, seine Augen waren geöffnet. Knurrend blickte er sie direkt an. Doch seine Gefühle konnte sie nicht zuordnen. Sie konnte keines der Gefühle in eine korrekte Richtung bringen, die hier umherwaberten. Sie wusste nur, dass der Zauber Mikas ein anderer war als der der Frauen um ihren Mann herum. Sie verkörperte eine Mutter, die verzweifelt nach ihrem verlorenen Kind suchte. Scheinbar gab es verschiedene Arten von Lockungen, die eine Dämonin mit ihrem Gesang hervorrufen konnte, denn Sesshoumaru hatte auf sie reagiert. In dem Moment wurde Chizu bewusst, dass er nicht sie wahrnahm, sondern seine Mutter. Er als ihr Sohn war es, der nun von ihr angelockt wurde. Kein Kind wollte seiner Mutter solche Schmerzen zufügen, wie sie Mika in diesem Moment ausstrahlte. Alles was sie wollte war ihren Sohn zurück und Sesshoumaru begann diese Botschaft in sich aufzusaugen, doch die Mätressen waren zu stark, als dass er dem Ruf seiner verletzlichen Mutter folgen konnte. „Tu was, Chizu!“, flüsterte Cheyenne. Chizus Kiefer zitterte. Sie konnte nicht. Sie fühlte sich nicht dazu in der Lage einen Lockruf für ihren Geschlechtspartner zu starten. Sie war verletzt. Traurig darüber, dass ihr Mann sie verließ, vielleicht sogar betrügen würde, wenn niemand kam und diese Biester um ihn herum aufhielt. „Töte sie doch, Cheyenne...“, bettelte sie schließlich los, mit eigener Angst vor sich selbst, dass sie diesen Schritt auch nur in Erwägung zog. Honola und Ayaka griffen bereits nach ihren Waffen, doch ihre Anführerin hielt sie auf. „Sie tun nichts Verbotenes. Noch bist du nicht Sesshoumarus alleinige Frau. Und wenn wir sie angreifen könnten wir von unserem Fürst angegriffen werden. Sein einziger Instinkt wird sein seine Frauen zu beschützen.“ Chizu sah wieder zu Sesshoumaru. Er knurrte erneut auf, als nun auch die letzte seiner Frauen den körperlichen Kontakt zu ihm suchte. Er schloss wieder die Augen. Chizu senkte den Kopf. Schwach sank sie auf die Knie und faltete die Hände in ihrem Schoß. Mika folgte ihr und legte ihr beide Hände auf die Schultern. Unberührt sang sie weiter. Chizu schluchzte. „Tut doch was, Herrin!“, bettelte Honola. Doch was konnte Chizu schon ausrichten? Sie schnappte nach Luft und sang eine Textzeile mit Mika zusammen, dann erstickte ihre Stimme wieder. Mika kniff ihr in die Schultern. „Noch einmal, Chizu!“, bat Cheyenne. „Versuch dabei an all deinen Schmerz zu denken. Denke an den Mann, der dich verlassen hat!“ Chizu heulte los. Ja, das hatte er getan. Sie verlassen. Er hatte ihre alles versprochen und sie doch einfach verlassen. Genau wie im Schloss ihres Vaters. Er hatte sie einfach zurück gelassen. Sie traf nicht einen Ton mehr, als sie die nächste Zeile sang, unter der nasalen Aussprache verstand niemand mehr ein Wort. „Ja, genau so! Übermittel ihm all deine Gefühle! Denke daran, wie du ihn zurück haben willst!“, freute sich Cheyenne weiter. Eigentlich konnte sie an gar nichts mehr denken. Nur an den Schmerz, den er ihr in die Brust versetzt hatte. Nur am Rande bekam sie mir, dass Mika sie unvermittelt los ließ. Erstickt brach ihre Stimme ab, als sie von irgendetwas mitgerissen wurde und im nächsten Moment mehr oder weniger sanft gegen die Wand schlug. „Was eine Kraft...“, murmelte Cheyenne, die nur fassungslos dabei zusehen konnte, wie ihr Fürst selbst zitterte, als er Chizu an seiner Brust fast erstickte. „Das muss Ihre Seite des Menschendämons sein. Die Größte Kraft dieser Rasse sind Gefühle. Darum reagiert er so heftig.“ Chizus Hände krallten sich in seinen Rücken. Er schloss seine Arme noch etwas fester um sie. ** Hideko bewunderte Masakazu für seine Kontrolliertheit. Minuten lang waren die reinsten, sexuellen Schwingungen durch das ganze Haus gewabert, doch der Dämon war still sitzen geblieben, und das obwohl sie spürte, wie sehr er aufgewühlt war. Er hatte die Augen geschlossen und versucht zu meditieren. Er hatte eine große geistige Stärke. Doch nun war der Lockruf der Dämoninnen verschwunden und endlich konnte der Arzt durchatmen. „Eure Tochter ist stark, Hideko-sama.“, erklärte er anerkennend. „Was eine Kombination der Rassen. Ich verstehe nun, was der Shinigami von ihr will.“ „Es ist Segen und Fluch zugleich. Doch auch ihr habt Euch tapfer gehalten. Dafür habt ihr meinen Respekt.“ Er lächelte in die Leere. „Ich danke Euch.“ Hideko lächelte ebenfalls, wusch den Lappen aus, der auf der Stirn ihres Mannes gelegen hatte und breitete ihn noch einmal aus. „Ich freue mich Euch hier zu haben, Hideko. Die Umstände sich nicht die Besten, doch ihr seid eine Persönlichkeit, von der wir alle viel lernen können.“ „Bis her habe ich doch nicht viel getan.“, versuchte sie dieses Lob zu mindern. „Doch, ihr verbergt Eure Kräfte, das sehe ich. Sie scheinen schier grenzenlos zu sein. Wie konntet ihr Euch diese Macht bewahren unter den Menschen?“ Ihre Gefühle waren nicht zu beschreiben, als sie den Kopf senkte und ihrem geliebten Mann durch das Haar strich. „Die letzten Jahre waren nicht leicht. Ich glaube ich konnte sie nur mit Hilfe meiner Fähigkeiten ertragen. Und durch meine Kinder selbstverständlich.“ Masakazu nickte. „Ich bewundere Euch, Hideko-sama. Ich sehe den Schmerz und die Wunden in Eurer Seele, die zweifelsohne unter anderem von Eurem Mann herrühren und doch ist Eure Zuneigung ungebrochen. Eine Frau wie ihr es seid kann man sich als Mensch, und auch als Dämon, nur wünschen und erträumen, doch sie zu bekommen ist schier unmöglich.“ „Ihr sprecht aus Erfahrung.“ „Ich bin blind, ich habe das Verlangen nach einer Partnerin vor vielen Jahrhunderten bereits begraben. So wie viele Dämonen Halbdämonen nicht ausstehen können, so werden auch wir missachtet, die wir nicht „perfekt“ sind.“ Hideko nickte. „Ich verstehe Euch nur zu gut, Masakazu-sama. Chizu war eine Gefangene in unserem zu Hause. Ihr Vater hat nur ihren Bruder standesgemäß behandelt. Selbst Junko zählte er nicht mehr zu seinen Lieblingskindern.“ „Ihr wart damals bereits nicht mehr glücklich.“ Hideko nickte. „Es gab Zeiten da bereute ich mein Leben. Ich musste mich zurückhalten, nicht die Kontrolle zu verlieren und ihm zu sagen, dass sowohl ich als auch unsere Töchter von Anfang an Dämonen waren.“ Masakazu schwieg einige Sekunden, dann tastete er nach dem Krug mit dem Tee und seinem Becher. Schnell nahm sie ihm das Geschirr ab und goss ihm hilfsbereit ein. „Seine Seele ist schwach, Hideko-sama.“ „Ich weiß. Er wird diesen Tag nicht überleben.“ „Darauf wollte ich nicht hinaus, doch ihr habt Recht. Seine Lebensflamme erlischt. Doch ich kann noch immer sehen, was er für ein Mensch war.“ „Ihr seid ein beindruckender Dämon. Eher wie einer meiner Rasse.“ „Durch mein Fehlendes Augenlicht habe ich so einige Fähigkeiten, die andere Hunde nicht haben.“, versicherte er. „Und die eine davon sagt mir, dass Eurer Gemahl eine hervorragende Menschenkenntnis hatte. Ich würde mich nicht wundern, wenn er wenigstens den Verdacht hatte, dass ihr ein Dämon seid. Vermutlich konnte er es nur dann nicht mehr ertragen, als ihr unseren Fürsten gerufen habt um Eure Tochter zu retten.“ „Was sollte ich tun? Ich konnte sie nicht mit ansehen, wie sie langsam starb.“ „Das verstehe ich. Doch lasst Euch gesagt sein, Hideko-sama, selbst in den letzten Jahren, da Eure Beziehung nicht mehr so innig war wie zur Geburt Eures Sohnes, so war er Euch doch von je her in Liebe ergeben. So viele Frauen er auch hatte, ihr wart seine große Liebe.“ Hideko senkte den Blick auf ihre Knie und ließ diese Worte auf sich einwirken. Ja, sie hatte es auch gespürt, doch er hatte ihr wehgetan. Sie liebte ihn ebenfalls, doch die letzten Jahre hatte sie teilweise mehr Angst vor ihm gehabt als alles andere. Und nun würde er sterben, ohne, dass sie ihm Lebewohl sagen konnte. Sie schniefte und hob eine Hand, um mit ihr ihren Mund zu verdecken. Eine Hand legte sich in ihren Nacken. Leise kratzte Masakazu sanft mit seinen Klauen über ihre zarte Haut. Doch er schwieg. Er konnte nichts anderes tun. Nichts würde ihre Trauer lindern. Die kleine Flamme des Lebens vor ihm wurde dagegen immer Schwächer. Schnell ergriff Hideko die Hand ihres Mannes und drückte sie fest. Sanft küsste sie seine Finger und sah durch wässrige Augen auf ihn hinab. „Mein Herr“, flüsterte sie und rutschte näher, sodass Masakazu von ihr abließ. Es war Zeit sich zu verabschieden. „Verzeiht mir meine Fehler.“, flüsterte sie und beugte sich hinab, um ihm einen letzten Kuss zu geben. Sanft streichelte sie ihm mit der anderen Hand durch das dichte Haar und sah auf sein stilles Gesicht hinab, während sein Leben immer schwächer wurde. „Ich liebe Euch. Für immer und mit ganzem Herzen.“, hauchte sie und rieb ihre Wange an seiner. Tränen stiegen in ihre Augen und erstickte ihre Stimme. Sie weinte. ‚Bitte, verlasst mich nicht!‘, konnte sie nur noch in Gedanken hinzufügen, doch da setzte sein Herz aus. Mit einem Mal war seine Seele so schwarz wie ein Raum ohne Fenster. Lautstark bahnte sich ihre Frustration über den Tod ihres Mannes einen Weg über ihre Lippen. Erbarmungslos heulte sie, kraftlos sackte sie auf seiner Brust zusammen. „Hideko-sama“, Masakazu legte ihr eine Hand zwischen die Schulterblätter. „Es tut mir aufrichtig leid, Hideko-sama.“ Langsam richtete sie sich auf und nickte. Sie wollte etwas sagen, doch sie konnte nur ein paar Mal nach Luft schnappen, ehe sie dieses Mal seitlich einsackte und gegen den dämonischen Arzt stieß. Bereitwillig fing er sie auf, richtete sie halb auf um sie herum zu drehen und nahm sie in seine Arme. Wie sie so hilflos zwischen seinen Beinen hockte und keiner von beiden noch etwas um sich herum wahr nahm, spürten sie nicht, wie sich die Leiche auf dem Bett bewegte. Erst als die Decke, die über ihm lag, raschelnd zu Boden glitt fuhren sie erschrocken auf. Doch sehen konnte Hideko nichts mehr. Ein heftiger Schlag erwischte sie und schleuderte sie quer durch den Raum. „Hideko-sama“, rief Masakazu und folgte ihr blitzschnell, doch sie war bewusstlos. Er wirbelte auf Knien herum und hob die gespreizten Klauen, doch er konnte keinen Angreifer ausmachen. Die Macht des Tod waberte durch den gesamten Raum. Und dann wurde auch er zu Boden geschleudert... Kapitel 21: 21. Kapitel ----------------------- Noch einmal atmete er tief ein, sog ihren Duft in sich auf, ehe er seinen Kopf von ihrem hob und sich zu seiner Mutter und den Leibwächterinnen seiner Frau drehte. Er lockerte seinen Griff um Chizu, deren Arme tiefer glitten um seine Taille, als er sich weiter halb herum drehte und schließlich seine ehemaligen Mätressen fixierte. Verbissen pressten sie die Zähne aufeinander. Einer von ihnen entwich ein wütendes zischen. Die Frauen, die Takeo und Jiro aufgehalten hatten den Lockrufen nach zukommen, ließen nun auch diese wieder los. Fassungslos versuchte der Dämonenpriester wieder zu atmen zu kommen, Takeo hingegen sah seinen Herrn flehend an. „Verzeiht, Herr!“, brachte er hervor und sank in Ehrerbietung auf die Knie. Sesshoumaru wandte sich an ihn. „Mach dir keinen Vorwurf, mein Freund.“ Just in diesem Moment drangen einige sanfte Töne an ihre Ohren. „Schweigt!“, bellte dieses Mal Chizu quer durch den Raum und ließ ihren Mann los. Sauer baute sie sich vor ihm auf, funkelte ihre Widersacherinnen an. „Wie könnt ihr es nur wagen?“, donnerte sie. „Wachen“, schrie nun auch Mika und gleich darauf stürmten eben jene angeforderten den Raum. Frauen, keine Männer. In Anbetracht der Skrupellosigkeit der Mätressen schien das die beste Wahl zu sein. „Nehmt dieses Weibsvolk in Gewahrsam!“, die oberste Offizierin unter ihnen nickte, gab ihren Soldatinnen einen Wink und gleich darauf fanden sich die zeternden Haremsdamen in den festen Griffen der Kriegerinnen wieder. Sie zerrten sie von den Stufen hinunter, und in ein Spalier, als Sesshoumarus Hand über den buschigen Schwanz seiner Frau strich und schließlich nach der ihrer suchte. Er bettete sie auf seinen Handrücken und führte sie daran durch die Gefangenen hindurch zu den Stufen, an deren Spitzen ihre Kissen lagen. Mit finsterer, versteinerter Miene blickte er auf seine alten Gespielinnen herab und krallte seine Klauen verdeckt in sein eigenes Knie. Wut kroch in ihm hoch, nicht, dass er sie schon die ganze Zeit verspürt hatte, da sie sich so schamlos an ihn heran machten. Doch da war es nur Wut auf sich selbst gewesen, dass er ihnen Audienz gewährt hatte und es so weit gekommen war, doch nun, da es seine geliebte Chizu gesehen hatte war es nur noch blanke Mordlust, die er für diese Frauen hegte. Als er sie sah, angelockt von dem Gesang seiner Mutter, da bekam er Angst er würde sie verlieren. Sie hatte es gesehen, was sie mit ihm taten und sie hatte es genau gewusst, dass sein Körper es genossen hatte, das musste einfach so sein. Zwar sagte ihm etwas, dass sie ihm diese Situation verzeihen würde, schon jetzt nicht mehr nachtrug, doch er war sich nicht sicher, ob er das ebenso konnte. Sanft schoben sich weiche Finger auf seine Knöchel. Zwei Mal strich sie über seinen Handrücken, dann noch ein drittes Mal, dann verschränkte sie ihre Finger in seine. Das gab ihm nun endlich Kraft. „Wollt ihr Euch erklären?“, fragte der General hart in die Runde der Mätressen, die vor ihnen auf die blanken Planken gedrückt wurden. Nun erst schienen sie zu verstehen in welch einer Lage sie steckten. Eine senkte zitternd den Kopf und sah zu ihren fein säuberlich manikürten Fingern. „Wir haben nichts Unrechtes getan!“, verkündete Xiaomeng. „Die Fürstin ist noch nicht zu der obersten Geliebten des Herrn erklärt worden. Somit ist es uns, als seinen Mätressen, noch immer gestattet um die Gunst des Fürsten zu werben.“ „Mit der Auflösung des Harems verfiel diese Stellung für euch.“, wurden sie von Takeo aufgeklärt. „Nur weil ihr noch immer in diesen Gemächern wohnt für eine euch gegebene Frist bedeutet dies nicht auch zwangsläufig, dass ihr noch die Mätressen des Fürsten seid. Mit dem Betreten der Männlichen Soldaten des Gartens verfiel dieser Status.“ Daraufhin schwiegen sie. „Als nun mehr einfache Zofen am Hofe des Inu no Taishous war Euer Verhalten unangebracht und nicht zu dulden.“ „Aber sie ist nicht seine erste Frau!“ „Nur diesem Geschick habt ihr es zu verdanken, dass nicht der Tod auf Euch wartet, sondern maximal Verbannung aus diesen Ländereien.“ Noch einmal schluckten sie schwer. Nicht einer von ihnen hatte Chizu dieses Schicksal gewünscht. Sie alle sollten aus freien Stücken wählen ob sie gehen oder hier bleiben wollten, und wenn sie den Hof verließen, wo sie sich aufhielten, doch dies lag nicht in ihrer Hand. Niemand konnte die Gesetze einfach umstoßen und die lauteten: Verbannung. Wären sie nicht vor einigen Stunden noch Haremsdamen gewesen, sondern einfache Dienerinnen aus der untersten Schicht, so wären sie nicht mit ihrem Leben davon gekommen, doch da ausnahmslos jede von ihnen einen Adelstitel trug – und wer ihn nicht gehabt hatte, hatte ihn im Harem erworben – konnte Sesshoumaru sie nicht einfach so hinrichten lassen. Die Wächterinnen zogen ihre Geiseln wieder auf die Beine. „Geht, begleitet diese Frauen vor das Tor. Es sei ihnen bis zur Abenddämmerung Zeit gegeben die Ländereien des In uno Taishou zu verlassen. Bei Rückkehr soll sie der Tod ereilen!“, verkündete nun Jiro das Urteil, ganz im Sinne der Gesetze. Chizu schluckte schwer und schloss die Augen. Sie sah nicht, doch sie spürte, wie sie sich entfernten. Die Hand unter ihrer bewegte sich und gleich darauf kratzten Klauen über ihre Haut. Als sie die Augen öffnete sah sie gerade Mika und Cheyenne heran treten, die sich auf von Dienern gebrachten Kissen niedersetzten. Dann Blickte sie in die Augen ihres Mannes. Wortlos sah er zurück, dann wandte er sich an Takeo. „Geh, hol Hideko-sama und Masakazu heran. Wir halten die Zeremonie gleich jetzt ab.“ „Mein Herr?“, fragte er vollkommen überrascht. Auch Chizu sah ihn nicht weniger endgeistert an. Schweigend sah Sesshoumaru ihn an. Er ließ keine Zweifel an dieser Entscheidung aufkommen, also wies Takeo mit einem Nicken einige Diener in den dunklen Schatten der Halle an die geforderten Dämonen zu holen. „Du musst nichts jetzt sofort über stürzt vorziehen, mein Sohn.“, verkündete Mika. „Die restlichen Frauen scheinen sich für die Dienerschaft entschieden zu haben und sie respektieren Chizu als deine alleinige Frau. Es gibt also keinen Grund einer möglichen Gefahr entgegen wirken zu müssen. Lass uns die Zeremonie wie geplant in aller Feierlichkeit vollziehen.“ Sesshoumaru atmete einmal tief durch. Warum nur hatte er das dumme Gefühl, dass eben zu dieser Feierlichkeit es niemals kommen wird? Er versank in seinen Gedanken, als Chizu neben ihm sich vorsichtig bei ihm anlehnte und nun auch ihre zweite Hand hob um seine in ihren zu verbergen. Leise schloss sie die Augen und ließ ihre Gedanken dahin streifen, als plötzlich durch die Seitentür, durch die die Diener verschwunden waren, eine Wache herein brach. „Mein Herr, Masakazu und die ehrenwerte Hideko...“, brachte er nur noch hervor, ehe er in untergebener Haltung in die Knie sackte. Chizu hob den Kopf und sah zu ihm. Ein ungutes Gefühl machte sich in ihr breit. Sesshoumaru erhob sich und machte einen Schritt auf seinen Soldaten zu. „Sprich!“ „Sie wurden angegriffen. Und Minamoto-sama...“, nun sprang auch Chizu auf. „Was ist mit Vater?“ „Er ist verschwunden, meine Fürstin, er ist nirgends zu finden.“ Erschrocken sah sie zu Sesshoumaru, der diese Nachricht noch immer versuchte zu verarbeiten. „Sucht ihn weiter! Sucht ihn auf dem ganzen Gelände! Er kann nicht weit sein, er war halb Tod, als er hier ankam!“ Der Krieger verneigte sich und eilte davon. „Glaubt ihr etwa, dass er...“, begann Cheyenne. „Wenn er aufgewacht ist und sich hier wieder gefunden hat eventuell ja.“, erklärte Mika. Alle sahen auf sie. „Was soll ich sagen? Er ist ein typischer Mensch, er hasst uns. Mein Mann erzählte mir nie, was er beobachtet hatte in all der Zeit, da er versuchte auf Hideko-sama und seine zukünftige Schwiegertochter acht zu geben so gut es ging von außerhalb der Burg. Doch er war bereit ihr Leben zu verteidigen, jeder Zeit. Und das wäre nicht so gewesen, wenn Minamoto-sama nicht...“ „Schweig, Mika!“, schrie plötzlich Chizu. Ihre Augen füllten sich mit Tränen. „Mein Vater war kein angenehmer Zeitgenosse, doch er hat und er hätte niemals Hand gegenüber mir oder Mutter erhoben.“ Sie konnte ja nicht ahnen wie Falsch sie mit eben dieser Aussage lag. Sie wusste nicht wie viel sie an Schutz ihrer Mutter zu verdanken hatte und welche Qualen sie dafür im Gegenzug erntete. Mikas Augen verengten sich leicht, doch sagte sie nichts zu dem Verhalten ihrer Schwiegertochter. Es war immerhin ihr Vater um den es ging. Chizu schluckte schwer. Sie war sich trotz allem darüber bewusst, dass sie sich zu viel gewagt hatte gegenüber der Mutter ihres Mannes, doch das war ihr in diesem Moment vollkommen egal. Sie rauschte an dem Fürsten vorbei, der nichts anderes tun konnte, als ihr hinterher sehen, und schließlich Cheyenne anwies ihr zu folgen. Sie erklomm die Stufen eilig und platzt in das wirre Chaos in dem Gemach Masakazus. Der dämonische Arzt war wieder zu sich gekommen. Er ließ sich gerade von jungen Burschen in die Senkrechte stemmen um einen Schluck Wasser zu sich nehmen zu können, doch Hideko-sama lag unter einem warmen Haori von Masakazu. Eine Dienerin wusch eine Spur Blut von ihrer blassen Haut. Chizu schluckte und hob das Kinn. „Was ist geschehen?“, rief Cheyenne in die Runde, wodurch erst von ihnen Notiz genommen wurde. Die Diener verneigten sich und eine Aufgabe hatte kam ihr sofort wieder nach, der Rest blieb in dieser starre erhalten. „Wir fanden Masakazu-sama und Herrin Hideko-sama verletzt am Boden.“, erklärte der ranghöchste unter ihnen. „Gibt es eine Spur meines Vaters?“ „Nein, Herrin. Fürst Die Ruhestätte des Fürsten Minamoto haben wir leer vorgefunden.“ Ja, das wusste sie bereits. Wo war er nur abgeblieben? Sie musste gestehen, dass sie sich Sorgen machte. Nie, oder eher selten hatte ihr Vater auch nur ein Wort an sie gerichtet. Er hatte sie nie beachtet, doch das war kein Hindernis, dass sie ihn nicht doch liebte. Er war ihr Vater. Frustriert fuhr sie herum und sauste wieder davon. Unwissend wohin sie eigentlich wollte. Cheyenne begriff nicht so schnell, wie ihre Fürstin schon wieder auf und davon war, doch sie eilte ihr bereits nach, als Masakazu sie aufhielt. „Fürst Minamoto... Cheyenne... er ist tot!“ Überrascht fuhr sie herum. „Tot? Aber wo ist er dann?“ „... Er griff uns an...“, murmelte der Arzt schwach. „Aber du sagtest doch... DER SHINIGAMI!“, schrie sie und rannte los. ** Dort kam sie, und sie war ohne Begleitung. Aufmerksam ließ der Kolkrabe davon ab sein Gefieder zu putzen und blickte hinab auf die langen, weißen Haare der Fürstin, die so eilig die Stufen hinunter sprang, hinein in den Wohnbereich. Erschrocken rannte ein Schwarzstorch davon, der es sich auf der Terrasse gemütlich gemacht hatte. Noch einige Augenblicke wartete der Rabe, dann war er sich sicher, dass sie niemand verfolgte. Er stieß einen lautstarken Schrei aus und stieß sich von seinem Ast ab. Die langen Schnäbel der anderen Vögel sausten durch die Luft und richteten sich wie verräterische Wegweiser auf ihn. Noch zwei Mal schrie er, sauste auf das Gelände hinab auf die Fürstin zu. Erschrocken ging sie in die Knie, doch der Rabe hatte nicht die Absicht sie zu attackieren, er drehte ab und sauste in die Höhe zurück. Lautstark schlugen Federn durch die Luft, als die Störche sich daran machten ihn zu verfolgen. Mit klopfendem Herzen sah Chizu ihnen nach. Sie lief auf den Rasen und folgte der schwarzen Wolke mit den Augen, und rannte in eine hohe Gestalt hinein. Ihr blieb beinahe das Herz stehen, als sie herum fuhr und den Boden unter den Füßen verlor. Kraftlos fiel sie auf ihr Hinterteil. „Tausend Störche, wie bei deiner Geburt!“, lachte der Mann so unbeschwert, wie sie ihn noch nie erlebt hatte. „Vater...“ Er griff nach ihren Händen und zog sie auf die Beine. „Chizu... meine wunderschöne Tochter...“, flüsterte er und strich ihr über die Ohren, dann plötzlich wechselte seine Mentalität von ruhig zu aufgeregt. „Komm, wir müssen weg von hier!“ „Was? Aber Vater...“ „Sie haben deine Mutter! Diese Dämonen haben deine Mutter verzaubert! Und auch wenn sie es geschafft haben aus dir einen Dämonen zu machen, ich gebe dich nicht kampflos auf! Du bist meine Tochter!“ Chizu war wie erstarrt. Sie wusste nicht, was sie tun sollte. Sie wusste, dass hier irgendetwas nicht richtig war. Sie wusste, dass niemand irgendjemanden verhext hatte, doch irgendetwas schien über sie Macht zu ergreifen. Eine leichte, dunkle Wolke, die sich ihrer anzunehmen versuchte und ihr den Glauben aufzwang, dass ihr Vater die einzige Rettung wäre. Er zog sie in die Richtung des Sees, als eine Stimme über den Hof schallte. „Wachen! Hier her!“, sie wandte sich um und erblickte Cheyenne, die von der Terrasse sprang und ihr Schwert zog. „Verdammt... Chizu, meine Tochter, komm, sie wollen uns Böses!“ Wie erstarrt unfähig einen klaren Gedanken zu fassen starrte Chizu weiter Cheyenne an. Über die Mauern und durch das Gartentor kamen die Dämonen. „Herrin, ihr dürft ihm nicht trauen!“, brüllte Cheyenne. „Es ist der Shinigami, der zu Euch spricht! Euer Vater ist verstorben.“ Nur dumpf nahm Chizu die Worte war. Als Sesshoumaru, ebenfalls mit gezogener Waffer über die Mauer gesprungen kam schüttelte die den Kopf. „Nein... Papa ist...“ „Dein Vater ist tot! Der Shinigami hat besitzt von seinem Körper ergriffen! Masakazu sah ihn sterben. Er überwältigte ihn und deine Mutter!“, schrie Cheyenne sie an. „Chizu, komm her!“, befahl Sesshoumaru nun seiner Seits. „Er ist nicht tot...“, doch selbst für Chizu klangen diese Worte widersinnig und irreal. Sie kamen nicht von ihr... „Sesshoumaru...“, flüsterte sie, doch ihre Bewegung zu ihm hin wurde im Keim erstickt. Fest umklammerte sie der Shinigami. „Es ist vorbei, Inu no Taishou!“, brüllte er über seine Schulter. „Chizu gehört mir! Ich werde sie mit mir nehmen.“ „Einen Dreck wirst du...“, knurrte Takeo und brachte sich in Kampfstellung. „Es war Euer Handel, sie ist mein!“ „Was redest du da?“ „Ich ließ Euch vergessen, was ihr vergessen wolltet, dafür verspracht ihr mir Eure Fürstin!“ Cheyennes Körperhaltung entspannte. Das erklärte vieles. Unsicher sah sie zu ihrem Fürsten. „Sesshoumaru...“, flüsterte Chizu leise, doch der Shinigami schnitt ihr erneut das Wort ab. „Du wolltest deine Geliebte in der Burg der Minamotos vergessen, im Gegenzug dafür versprachst du mir deine Frau.“, er lachte hämisch. „Welch ein Glück für mich, dass du nicht wusstest, dass es eben diese Frau war, mit der du mich bezahlen wolltest, die du aus zu starker Liebe vergessen wolltest.“ In Sesshoumarus Kopf drehte sich alles. Etwas sagte ihm, dass er Recht hatte... „Es war ein Handel?“, flüsterte Chizu. Eine Träne stieg ihr in die Augen und suchte ihren Weg über ihre Clanzeichen. „Du hast mich hintergangen, Shinigami! Doch glaube nicht, dass ich dich davon kommen lasse. Chizu gehört mir! Sie ist meine Frau.“ „Willst du dich mit mir messen?“, der Todesgeist lachte hämisch. „Du ziehst den Kürzeren. Chizu und ihre Fähigkeiten gehören mir. Es war unser Handel.“ Mit diesen Worten zog ein scharfer, schneidender Wind auf. Der Arm um Chizus Körper und die Hand auf ihrem Arm verändert sich. Schwarz wie die Nacht und so knochig wie der Tod war er. Die langen, dürren Fingern mit viel zu scharfen Klauen schnitten in ihr Fleisch. Sie hob ab vom Boden. Er wurde größer und größer, und schließlich sah sie über die Köpfe der Dämonen hinweg, bis hinein in den Hof. „Wenn du sie mir nicht freiwillig überlässt, so wie es deiner Ehre entsprechen sollte, dann werdet ihr alle vernichtet.“ Irgendwo in der Ferne rief ein Rabe und im selben Moment setzten sich die Vögel aus den umliegenden Baumwipfeln ab. Wie eine schwarze, unheilbringende Wolke flogen sie auf das Schloss zu. Eine Wache auf dem Tor schlug in das Harte Eisen. Der Gong des Alarm hallte über das gesamte Anwesen. Chizus Blick glitt zwischen die Bäume. Oni, Trolle... sie traten hervor. Takeo sprang auf das Gemäuer und sah sich um. „Geht in Position!“, brüllte er schließlich den Soldaten zu. Die Klinge Sesshoumarus sauste durch die Luft und rammte in den Boden. Obwohl er felsig war und hart gefroren durchschnitt sie ihn wie warme Butter. Noch ehe sein Widersacher einen Spruch hinterlassen konnte, darüber wie edel für das Leben seiner Männer es war aufzugeben, begann er zu knurren. Seine Augen tief rot, die Zähne gebleckt. Ein Sturm zog herein, als nun auch Cheyenne herum fuhr, der gleiche Gesicht Ausdruck. Überall auf dem Gelände tanzten die Wirbelstürme, da sich ein Dämon nach dem anderen in voller Pracht erhob. Chizu wusste nicht, ob sie das Ehren sollte, oder ob sie ihnen allen befehlen sollte sich zu ergeben. Ein Sieg war nicht zu erreichen. Nicht gegen einen Shinigami. „So habt ihr Euch für den Tod entschieden.“, knurrte dieser. Kapitel 22: 22. Kapitel ----------------------- Als wäre er mit dem Boden selbst verankert hielt der Shinigami dem ersten Angriff Sesshoumarus stand. Er bewegte sich keinen Millimeter von seinem Platz weg und schaffte es mit nur der einen freien Hand, die er hatte, den Fürsten am gepackt zurück zu halten. Wie das nur möglich war, Chizu wusste es nicht, doch er schaffte es. Die Wucht des Dämons war schon unbeschreiblich, doch ihm so bedingungslos Stand zu halten schien ihr eher unmöglich. Unbarmherzig schlugen seine mächtigen Fänge immer und immer wieder aufeinander, als er mit einem erneut Schub versuchte nach dem Gesicht seines Widersachers zu schnappen, doch es half nichts. Shouta war einfach zu mächtig. Doch der Ausgleich, wenn auch nur vorrübergehend und genährt aus der Überraschung, bestand in den zwei Generälen, die ihrem Fürsten bedingungslos zu Hilfe eilten. Soweit Chizu sie auseinander halten konnte war es Takeo, der ihm in den Arm biss mit dem er Sesshoumaru hielt, und Cheyenne, die sich über die Schulter des anderen her machte. Nur vereint vermochten sie es, dass er einen Schritt zurück traten musste. Sie konnte nichts sehen, doch irgendwo hinter ihr mussten die anderen Dämonen sich gegen das Heer des Shinigamis behaupten. Dennoch war es keiner der Hundedämonen, der Chizu aus dem festen Griff des Shinigamis retten konnte. Widersinniger Weise war es Jaken, der in den Garten gerannt kam. Entsetzt betrachtete er das gewaltige Ungeheuer, dass den Angriff auf die Festung anführte, doch schnell konnte er sich wieder zusammen reißen. Er hatte sich seinem Meister verpflichtet und so musste er ihm nun beistehen. In einem gekonnten Sprung erklomm er die unbarmherzige Faust in der Chizu fest saß. Welchen Zauber auch immer er besaß, er schaffte es, dass Shouta seinen Griff lockerte. Chizu nutzte die Chance und tat den Rest. Sie stemmte sich gegen die Finger und im nächsten Moment segelte sie zu Boden. Jaken, der aufgrund einer wütenden Bewegung des Shinigamis daraufhin von dessen Hand fiel, konnte sie gerade noch so auffangen. „Lauft, Chizu-sama!“, wies er sie in seiner quietschenden Stimme an und sie kam dem nach, lief zurück zum Wohngebäude. Sesshoumaru wandte sich in seinem Griff. Wütend, versuchte er die Finger um sich zu lockern, um seiner Frau hinterher zu kommen, doch sie gaben nicht nach, zumindest nicht so, wie er es beabsichtigt hatte. In einem ungehaltenen Anflug von Zorn schleuderte er den Fürsten gegen die Mauer des Gartens und faste mit der Zweiten Hand nach Takeo, der sich noch immer in seinem Arm verhakt hatte. „Chizu!“, hörte die Fürstin eine wohl bekannte Stimme und entzog dem Spektakel ihren Blick. „Herrin, kommt, Ami bringt Euch hier weg! Euch und Eure Schwester.“ Chizu erklomm die Terrasse, auf der Masakazu mit dem riesen und ihrer kleinen Schwester auf dem Rücken entgegen kam. „Wo ist Mutter?“, fragte Chizu ihn und setzte Jaken bei Junko auf dem Rücken von Ami ab. „Ich werde mich um sie kümmern.“, versprach er. „Doch nun flieht! Ich verspreche Euch, ich werde Eure Mutter holen und nachkommen.“ Bei dem aufheulen eines Hundes sah Chizu sich geschockt um. Sie konnte doch nicht einfach so verschwinden. Das hier war ihre Familie. Dort kämpfte ihr Mann um sie. Angeschlagen war er, doch er baute sich immer wieder zwischen ihr und diesem Ungeheuer auf, das trotz seiner Position zwischen Takeo und Cheyenne, die wie zwei Löwen bei dem spielerischen Kampf um ein Stück Fleisch an ihm rissen, noch immer die Fähigkeit hatte sich selbst vor dem Tod zu bewahren. Es ging nicht, dass sie die Dämonen einfach im Stich ließ. „Bitte, Chizu-sama, nehmt Eure Schwester und flieht! Eure Mutter ist im Augenblick noch nicht bereit eine solche Reise anzutreten. Nicht so, aber ich werde auf sie achten!“ Chizu schüttelte den Kopf. „Nein, das geht nicht. Jaken, gib du Acht auf Junko. Verschwinde mit ihr.“ „Meine Fürstin!“, protestierte der kleine Dämon. „Chizu!“, heulte Junko. Doch ihr Entschluss war gefasst, sie konnte nicht einfach gehen. Sie sprang zurück auf den Rasen, Ami ihr hinterher, ursprünglich mit dem Ziel zu verschwinden, doch weit kam sie nicht. Shouta hatte sich Cheyenne entzogen, wiederholt schlug er Sesshoumaru wie ein Spielzeug beiseite und streckte seine finstere Hand erneut nach Chizu aus. Sesshoumaru rappelte sich auf und machte einen Satz vor. Nicht gegen diese Bewegung, sondern in sie hinein. Schützend zog er Ami wieder mit einer Pfote an sich heran und schob den Kopf und den Hals über seine Schützlinge. Er war nicht der Einzige, auch Cheyenne hechtete in seine Richtung und schirmte wiederum ihren Herrn vor den gewaltigen Klauen und dann... ... Nichts. Das jaulen der Generalin blieb aus. Der Schmerz Sesshoumarus blieb aus. Vorsichtig hob Chizu den Kopf. Die Geräusche waren anders. Zu dem kreischen der Raben mischten sich das Klappern von Störchen und das wiehern von Pferden. War das das Fauchen einer Großkatze? Sesshoumaru hob den Kopf und gab so den Blick auf eine nahezu unwirkliche Szenerie frei. Der riesige Shinigami war gefangen. Eingesperrt in einem Bannkreis, gehalten von vier, wesentlich kleineren Shinigami, wehrte er sich mit abgehackten, steifen Bewegungen. Wind zog auf, wie nur wenige Minuten zuvor, und gleich darauf hockte Sesshoumaru tief durchatmend zwischen Ami und Masakazu. Sofort befreite sich Chizu aus ihrer starrte, sprang zu ihm hinüber und ließ sich vor ihm auf die Knie sinken. Schmerzlich hielt er sich die Seite. Blut sickerte zwischen seinen Fingern hervor, doch als Chizu danach sehen wollte hielt er sie nur auf, mit einem geflüsterten: „Es ist nichts.“ Auch Takeo und Cheyenne nahmen ihre alte Gestalt an. Sie blieben nicht die einzigen. Angsterfüllt grunzend verschwanden die überlebenden Oni zwischen den Baumwipfeln und vorsichtige Menge von Hundedämonen wagte es sich näher an das Geschehen heran zu treten. „Osamu, dachtest du, du bleibst unentdeckt?“, drang eine kalte Stimme an ihr Ohr, die eindeutig einem der Shinigami gehörte. „Ich forderte nur ein, was mir gehört!“, knurrte er, als sie ihn in ihrem Zauber zwangen wieder seine normale Größe einzunehmen. „Mag sein, doch dein Verrat reicht tiefer.“ Shouta, oder Osamu, wie er scheinbar hieß, zwang sich seinen Kopf zu drehen zu dem Sprecher hin. „Mein Verrat, Meister?“, knurrte er in einem leugnenden Unterton. „Die Seelen der westlichen Dämonen obliegen allein der Obhut von Meister Nobu. Von keinem ist die Zeit gekommen und doch sterben sie. Du hingegen vernachlässigst die dir Anvertrauten und schleichst stattdessen um eine Dämonin herum. Wie war das zu übersehen?“ „Osamu“, erhob nun Nobu das Wort. „Da du unter meinen Schützlingen gewildert hast und Verrat an deinem obersten Rat üben wolltest lautet unser Urteil wie folgt: Wir übergeben dich dem Nichts. Deine Zeit ist abgelaufen.“ „Nein!“, schnaubte Osamu, doch er hatte keine Wahl. Der Bannkreis glühte auf und schob sich zusammen. Ein markerschütternder Schrei durchfuhr den Krater des Berges und im nächsten Moment zersplitterte der Shinigami. Ein Jubel brach los auf den Mauern. Kreischend floh ein Teil der Raben in alle Himmelsrichtungen. Als der Bannkreis endgültig erloschen war nickte Nobu seinen Begleitern zu und der Rat der Schinigami trennte sich. Eine schwarze Wolke, geschmückt mit galoppierenden Pferden flog gen Osten, eine Wolke aus schreienden Kolkraben nach Norden und die knurrenden Tiger gingen zurück in den Süden. Nur Nobu blieb übrig und näherte sich nun dem Fürstenpaar. „Ich muss Euch meinen, und den Dank des gesamten Rates aussprechen. Osamu hätte viel Leid über uns alle gebracht.“ „Was ist mit dem Handel?“, fragte Chizu gerade heraus, was Sesshoumaru einen Stich versetzte. Er würde ihr einiges erklären müssen. „Es ist war, rechtlich gehörtet Ihr ihm, junge Fürstin Chizu, doch sein Verrat schloss die Todesstrafe ein und damit Eure Freiheit.“ Erleichtert atmete sie aus. Nobu lächelte, so gut das eben ging in seinem knochigen Gesicht. „Eure Zeit, Fürstin Chizu, ist noch lange nicht gekommen.“, er schüttelte den Kopf. „Und Eure, Fürst Sesshoumaru, genauso wenig. Es gibt noch einige Seelen, die ihr mir vorher noch anvertrauen müsst und unter meinen Schutz stellen. Es ist nicht Eurer Hofstaat, um den ich mich in den nächsten Jahren kümmern muss, das war das, was mich zu Beginn hat stutzig werden lassen. Es ist Euer Volk, in weit entfernten Ländern, das sich gegenseitig bekriegt, um welches ich mich momentan zu sorgen habe.“ Sesshoumaru erhob sich, Chizu folgte. „Habt Dank, Shinigami. Wir stehen in Eurer Schuld.“ Nobu schüttelte den Kopf. „Nein, das tut Ihr nicht. Ihr führtet uns auf die Spur von Osamu, dafür haben wir Euch vor ihm bewahrt.“ „Danke“, flüsterte Chizu und verneigte sich kurz. Nobu tat es ihr gleich, dann löste er sich in eine Wolke aus schwarzem Rauch auf, die getragen von seinen Schwarzstörchen gen Westen davon flog. Sesshoumaru atmete schwer aus, dann erst ließ er seine Wunde endlich los, die bereits versiegt war. Mit beiden Armen umschlang er die Taille seiner Frau und zog sie an sich heran. Liebevoll lächelte sie zu ihm hinauf. „Wie kannst du über all das hinweg sehen?“, murmelte er leise. „Ich kann es einfach... Es ist vorbei.“ ** Es war die sanfte Wärme von Sonnenstrahlen in ihrem Gesicht und das kalte, wohlige Nass auf ihrer Stirn, dass sie erwachen ließ. Die Tür in den Garten stand offen und draußen zwitscherten die Vögel. Sie sah nicht viel, nur sehr verschwommen. „Masa, Masa sieh nur!“, hörte sie die helle Stimme ihrer Junko rufen, die mit einem Krokus in der Hand herein gerannt kam. Masakazu hinter ihrem Kopf lachte leise. „Was soll ich sehen, Kleines, ich bin blind!“ „Oh, stimmt, dann nimm!“, sie stopfte ihm die zarte Pflanze in die Hand und ließ sich neben dem Kopf ihrer Mutter auf den Boden plumpsen. Masakazu befühlte das zarte Gewächs mit einem seligen Lächeln und einem gespielt unwissenden Ton auf den Lippen. „Was ist das für eine Blume, kleine Junko?“ „Ein Krokus“ „Sehr gut!“ Hideko schloss noch einmal die Augen und öffnete sie erneut. Dieses Mal war das Bild klarer. Überrascht zog Junko die Luft ein. „Mama!“, schrie sie ihr ins Ohr. Sie konnte nichts dagegen tun, gequält zog sie den Kopf weg. „Komm her, Süßes, lass deiner Mutter noch etwas Zeit sich zu erholen.“ Masakazu gab Junko ihre Blume zurück, die diese sofort sorgfältig zu untersuchen begann und zog sie auf seinen Schoß, ehe er näher rückte. „Hideko-sama“, begann er leise. „Es ist schön euch endlich wieder wach zu sehen. Eure Seele war schwer in aufruhe, noch immer ist nicht jeder Splitter geordnet, doch das wisst ihr sicher selbst, junge Dämonin.“ Hideko lächelte. „Ja, Masakazu-sama, das weiß ich.“ „Höre ich da etwa eine wohlbekannte Stimme?“, sprach eine neue Person vom Eingang her. „Ist sie wach?“ „Ja, meine Fürstin, Sie ist auf dem Weg zur Besserung.“ Chizu schritt in einem einfachen Hakama und Haori heran. Es war reine Bequemlichkeit, die steifen Kleider der Fürstin waren ihr in ihrer Freizeit zuwider. Vorsichtig hockte sie sich neben ihre Mutter und sah sie an. Sie schwieg. „Na, gut geschlafen?“ Hideko lachte leise, so gut es ging. „Sei nicht so frech, Chizu, was würde dein Mann nur sagen.“ Chizu lachte ebenfalls. „Schön, dass du wieder da bist.“, erklärte Chizu. „Du hast einige Monate geschlafen. Inzwischen ist der Frühling da.“ „Und... dein Vater?“ Chizu schwieg kurz. „Wir begruben Vater im Fels bei den anderen verstorbenen dieser Fürstenfamilie. Ich wollte ihn zu seinen eigenen Vorfahren betten, doch der Boden ist noch immer so voller Schwefel, dass ich es nicht gewagt habe.“ Chizu nahm eine Hand ihrer Mutter und legte sie auf ihren Bauch. Dann lächelte sie sie an. „Was siehst du, Mutter?“ In Hidekos Augen stiegen die Tränen, sie lächelte und schniefte kurz. „Ein Junge, Chizu. Ein starker und gesunder Junge.“ „Das wird Sesshoumaru freuen.“, versicherte sie ihr. „Und mich auch.“, fügte Hideko hinzu sie zog leicht an ihrer ältesten Tochter, dass diese zu ihr herunter kam und sich umarmen konnte. „Hey, ich will auch!“, schrie Junko und sprang von dem Schoß des Arztes hinunter, um ihre Mutter herum, warf sich ihr auf die Brust. „Meine Kinder...“, flüsterte sie und gab einer nach dem anderen einen Kuss auf den Scheitel. Als sie sie endlich wieder frei gab angelte sich Masakazu Junko und hob sie auf seine Arme. „Komm, kleine Maus, wir gehen spielen, deine Mutter hat sicher viel mit der Fürstin zu bereden.“, damit gingen sie. Chizu sah ihnen lächelnd nach und dann wieder zu ihrer Mutter. „In der Zeit wie du im Koma lagst ist Junko nicht von deiner Seite gewichen. Und Masakazu ebenfalls nicht.“, sie lachte. „Die zwei haben sich enger zusammen gerauft als Takeo und Cheyenne, und wie ich nun erfahren habe, haben die zwei seit Jahren eine Beziehung am Laufen. Aufgefallen ist das, weil Cheyenne sich weit ausgedehnt hat, wenn du verstehst. Mika hat begonnen Junko zu unterrichten, ihr neuer zeitvertreib, lesen und schreiben und ein wenig rechnen auch schon. Aber vorwiegend Musik, Mika eben. Und abends stellt sie sich hier immer hin und singt dir was vor und malt Masakazu mit dem Finger auf den Rücken, was sie gelernt hat.“ Hideko lächelte sanft. Ja, Masakazu hatte sich als guter Freund erwiesen. Er war selbstlos ihr gegenüber und den Mädchen. So selbstlos, wie sie es seit Jahren nicht mehr erfahren hatte. Zuletzt lange Zeit vor Chizus Geburt. „Der Shinigami?“, murmelte sie. „Besiegt. Der Rat der Todesgeister hat ihn ... nun ja, sagen wir zerstört.“ Hideko nickte. „Du und dein Mann?“ „Ich bin die oberste Frau des Reiches, Mutter. Fürstin und oberste Geliebte, mir kann keiner was.“, sprach sie übertrieben stolz, um witzig zu sein. „Das ist gut...“, flüsterte Hideko. „Mutter“ „Ja?“ „Masakazu sagte mir, dass deine Verletzung, als der Shinigami von Vater besitz ergriff, nur der Auslöser für dein Koma war, doch nicht der Grund. Deine Seele ist verwirrt und durcheinander. Was ist passiert?“ Hideko dachte kurz nach, setzte ein paar Mal zum Reden an, doch schließlich schüttelte sie den Kopf. „Ich kann nicht, Kind. Noch nicht...“ Prüfend sah Chizu sie an. „Brauchst du etwas?“, lenkte sie schließlich wieder von dem angesprochenen Thema ab. „Ein Schluck Wasser, vielleicht.“, bat Hideko. Chizu nickte und half ihr dabei sich aufzurichten, ehe sie ihr einen Becher mit klarem Wasser anbot. „Chizu, Liebes...“, begann ihre Mutter wieder, als sie ihn geleert hatte. „Ja, Mutter?“ „Würdest du mir Papier und Feder bringen lassen?“, bat sie. Chizu lächelte. „Natürlich Mutter.“ Sie wollte ihr wieder dabei helfen sich hinzulegen, doch Hideko weigerte sich, sie wollte so lange es ging sitzen bleiben. So stand Chizu auf und ging. In Hideko hingegen tobte ein brennender Kampf. Ihre Geschichte nagte an ihr. Ihr leiden wollte aus ihr heraus. Doch wie, das wusste sie nicht. Sie konnte nicht mit Chizu darüber reden, zu schmerzhaft waren ihre Erinnerungen. Kaum dass ihre Tochter verschwunden war brachte eine Dienerin die gewünschten Schreibutensilien und entschuldige ihre Herrin, die zu ihrem Mann in die Empfangshalle gerufen worden war. Hideko nahm dies hin, war sie doch auch froh darüber, denn sie musste ihre Gedanken strukturieren. Als die Dienerin ging löste sie den Bambusvorhang vor der Tür, der den edel Damen als Sichtschutzdiente und im Falle Hidekos etwas Privatsphäre und doch keine Abgeschiedenheit. Hideko nahm ihre Feder und führte sie zu Blatt, doch stockte. Ihre Hand begann zu zittern. Sie zog sie wieder zurück, atmete einmal tief durch und versuchte es erneut, doch mit ähnlichem Erfolg. Leise schluchzend ließ sie die Hand sinken, die Feder landete auf dem Blatt und blieb dort liegen. „Ich wünsche dir viel Erfolg, Junko.“, hörte sie von draußen eine Stimme, die eindeutig zu Masakazu gehörte. Der blinde Dämon schob den Vorhang beiseite und trat ein. „Mika-sama hat Junko geholt zum Unterricht. Ich hoffe, das macht Euch nichts aus.“, erklärte er ihr und kam näher. Er roch die Farbe und die Tränen, sah dann erst die Schmerzen in der Seele der Frau. „Hideko-sama, was bedrückt Euch?“ Zitternd drehte Hideko ihren Kopf zu dem Mann und sah ihm durch die Tränen verschleierten Augen in seine viel zu blassen, die trotz allem direkt auf sie gerichtet waren. „Ich kann es einfach nicht.“, Hideko verlor ihre sonst so gehaltene Selbstbeherrschung. „Ich schaffe das einfach nicht.“ Sie warf sich die Hände vor den Mund und ließ sich gegen seine Schulter sinken. Sofort fing er sie auf und hielt sie fest. „Gebt Euch Zeit, Hideko-sama, nutzt das glück Eurer Kinder um Euch aufzurichten und blickt dann zurück, um zu sagen, was nie gesagt werden konnte.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)