Merchandising von galaxys-child (Sherlock BBC) ================================================================================ Kapitel 1: Merchandising ------------------------ „John, was ist das?“ Der Angesprochene blickte von seiner Zeitung auf. Er war sich sicher, dass die Frage des Consulting Detectives eigentlich keiner Antwort bedurfte, stand doch der Gegenstand, auf den dieser deutete, auf dem Tisch und ließ keinen Zweifel darüber offen, was er darstellte. „Die kleine Christine hat das vor ein paar Stunden hier abgegeben und mich gebeten, dass du darauf unterschreibst.“ „Das werde ich ganz bestimmt nicht tun.“ „Sie ist ein großer Fan.“ „Ich gebe keine Autogramme.“ Sherlock warf sich mit verschränkten Armen in den Sessel, den Gegenstand auf dem Schreibtisch böse anblickend, als versuchte er, ihn damit zum Explodieren bringen. Das ging definitiv zu weit! Seit John Watson die Fälle, in denen er und sein Freund gemeinsam ermittelten, in seinem Blog niederschrieb und somit der Öffentlichkeit zugänglich machte, hatte es nicht nur einen regelrechten Ansturm auf die Baker Street 221b gegeben, Sherlock Holmes hatte sich auch mehr und mehr zu einer prominenten Persönlichkeit entwickelt. Das fing zunächst mit Presse-Fotos an. Irgendwann musste er dann Interviews vor laufender Kamera geben, unsinnige in Geschenkpapier eingewickelte Präsente entgegennehmen, bei denen er - auch ohne zu öffnen - wusste, was es war, und schließlich waren da noch die wiederholten Anfragen diverser Literaten, die unbedingt eine Biographie über sein Leben schreiben wollten. Sherlock hatte natürlich allen abgesagt und ihnen die Tür vor der Nase zugeknallt oder ihnen entsprechend in einer E-Mail geantwortet. Aber vielleicht war das die Rache dafür. „Wie viele existieren davon?“, fragte er missgestimmt. „Ich weiß nicht.“ „Natürlich, weißt du es.“ Sherlock erkannte es anhand der Mimik seines Freundes; er wusste, wann er log und wann er die Wahrheit sagte. John gab sich geschlagen. Einem Detektiv - und schon gar nicht dem besten unter ihnen - konnte man einfach nichts vormachen. „Als ich die Nachbarstochter vorhin fragte, hat sie erzählt, dass sie es zusammen mit ihrer Mutter in einem Laden in der Innenstadt gekauft hat. Also, ich nehme an, es gibt eine ganze Menge.“ Sherlock riss entsetzt die Augen auf. „In einem Laden? Willst du mir damit sagen, es gibt eine ganze Industrie, die diese Dinger vermarktet?“ „Ich fürchte, ja.“ Sherlock bebte vor Wut und ballte die Hand zur Faust. Das ging wirklich zu weit! „Finde dich damit ab.“, sagte John und setzte seine Lektüre fort, „Du bist jetzt eine Berühmtheit.“ Und das war das absolut letzte, was Sherlock sein wollte. Ein Public Image konnte er nicht gebrauchen! Zornig langte er mit seiner Hand zum Schreibtisch und griff nach der kleinen Plastikfigur, die ein genaues Ebenbild von ihm darstellte. Schlank, Schal und Mantel tragend und mit einem Gesicht, dass sehr gut den konzentrierten Ausdruck des Detektivs widerspiegelte, den er immer aufzusetzen pflegte, wenn er angestrengt nachdachte. Auf dem Kopf trug sie den Deerstalker-Hut, den er so sehr hasste. Sherlock hätte die Figur am liebsten in den Müll geworfen. Er würde den Hersteller verklagen! Wenn er sich vorstellte, dass die Kinder Englands, sich nun zu Weihnachten einen Miniatur-Sherlock wünschten statt beispielsweise eine Eisenbahn oder eine Puppe, und damit in der Hofpause oder im Schulhort anfingen, Detektiv zu spielen! Mycroft würde sich bestimmt köstlich darüber amüsieren, wenn er davon erfahren würde – wenn er es nicht ohnehin schon wusste. Sherlocks Faust schloss sich fest um die Figur. Er wollte sie mit einem gezielten Wurf durch das offene Fenster nach draußen befördern. Dann besann er sich jedoch anders. Vielleicht eignete sie sich ja auch gut für Experimente. So, ich hoffe, es hat euch gefallen. Sollten irgendwann einmal tatsächlich einige Merchandising-Artikel erscheinen (so beliebt wie die Serie ist), dann werde ich mir auf jeden Fall eine kleine Sherlock-Figur zulegen ;-) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)