Des Herzens tiefste Abgründe von Kiwikeks (Mit fremden Organen spielt man nicht~) ================================================================================ Kapitel 5: "Hast du noch was zu sagen, so als allerletzte Worte?" - "Ja, ... Leck... mich!" ------------------------------------------------------------------------------------------- Das funktionell vielseitigste Organ, was der Mensch besitzt, ist seine Haut. Sie beschützt den Körper vor Hitze, Kälte, Sonnenstrahlung, Wasser und vielen anderen Sachen. Dennoch sorgt die Haut nicht dafür, dass der Körper aufrecht gehen kann, denn sie ist viel zu flexibel und elastisch dafür. Für die Stabilität und Haltung des Menschen ist das Skelett verantwortlich. Ohne sie wären wir Menschen ein formloser Haufen. Jeder Erwachsene hat ca. 206 Knochen. Und es gab sie in allen möglichen Formen und Funktionen. Röhrenknochen, platte Knochen, mit luftgefüllte Knochen, Wirbel und noch viele mehr. Der größte Knochen ist der Oberschenkelknochen, der mit seinen knapp 50 cm auch der kräftigste von ihnen ist. Der kleinste ist der Steigbügel, ein winziger Knochen im Mittelohr von gerade mal drei Millimetern. Das gesamte Skelett macht ungefähr 12 % des gesamten Körpergewichtes aus. Doch was, wenn einmal ein Knochen bricht? Es entsteht eine Lücke zwischen den Knochenteilen, die erst wieder durch Knochenzellen geschlossen werden muss. Ein Gips hilft das Körperteil zu stabilisieren und ruhig zu stellen, damit der gebrochene Bereich richtig wieder zusammen wächst. Doch mit viel Kalzium kann man helfen, dass die eigenen Knochen kräftiger und belastbarer sind. Vielerlei Samen, Milchprodukte und auch Gemüse und Früchte können wichtige Kalziumquellen sein. Und wer dann noch über den Vorteil einer Teufelskraft verfügt, die dafür sorgt, dass die Knochen viel mehr Kalzium als normal aufnehmen, der hat eigentlich ausgesorgt. Eigentlich. Es gibt dennoch... Menschen als auch Gegenstände, die auch solche stahlharten Knochen zum Brechen. Gott sei Dank trifft man nicht häufig auf solche Personen... Oder doch? ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Er war beunruhigt. Einmal, weil dieses fremde Schiff plötzlich da war und zum anderen Mal, weil Abigail noch nicht wieder aufgetaucht war. Law würde sich ebenfalls auf die Suche nach ihr machen, aber noch hatte er dieses Herz in seiner Hand. Das musste erst einmal weggebracht und verstaut werden, bevor er sich auf die Suche konzentrieren kann. Mit schnellen Schritten eilte er in seinen Behandlungsraum, wo die anderen Organe schon auf ihn warteten. Schluderig, aber für den Moment ausreichend wurde jedes Exemplar mit Namen und Kopfgeld. Ja, er hatte sich tatsächlich gemerkt, welches Herz zu welchem Mann gehörte. Für Laien sahen sie ziemlich identisch aus, aber für ihn, mit einem mehr als geschulten Auge, war es leicht sie zu unterscheiden. Die Gläser mussten trotzdem erst mal auf seinem Schreibtisch Platz nehmen. Wurde Zeit, dass Abigail diesen verdammten Schrank fertig bekam. Doch die musste ja auch erst mal gefunden werden. Shachi hatte sich bislang nicht zu Wort gemeldet, was ihn noch mehr beunruhigte. Wo hat sich dieses grünhaarige Weib nur verkrochen? Die konnte was erleben, wenn sie wieder auftauchte. So was nervte ihn wirklich ungemein. Es waren nur zwei Schiffe hier, auf denen sie sein könnte. Das Dritte war ja schließlich zu weit weg dafür. Es sei denn... //Nein, Blödsinn//, dachte Law, //Die werden sie kaum wegteleportiert haben//. Das war dann doch etwas zu unwahrscheinlich... oder?... Ach Quatsch... So was gab es nicht. "Wenn sie keine anständige Erklärung hat, dann...", murmelte er vor sich hin und verließ seinen Behandlungsraum. Er wollte sich jetzt persönlich auf die Suche nach Abigail machen. Es konnte ja nicht sein, dass Shachi sie nicht finden konnte. Also begab er sich tiefer ins Schiff hinein. Seine Räume befanden sich fast auf Deckhöhe, damit Verletzte aus Kämpfen relativ zügig zu ihm gebracht werden konnten. Abigail's Werkstatt lag weiter unten in der Death. Umringt war sie von Lagerräumen, damit sie auch zu ungewöhnlichen Zeiten arbeiten konnte. Da die Mannschaftsunterkünfte eher oben und auf der anderen Seite lagen, wurden ihre Nakama nur wenig bis gar nicht gestört. Für die Grünhaarige war es da unten zwar etwas einsamer, aber sie scheute auch keinen Weg, wenn sie nach Gesellschaft suchte. Und jetzt musste Law diesen Weg hinter sich bringen, um mit seiner Suche beginnen zu können. Das raubte ihm kostbare Zeit, die er für die Behandlung der Anderen hätte benutzen können. Aber dieses Weib musste ja wie vom Erdboden verschwunden sein. Schrecklich! Nach dem Verlust des sechsten Herzen nervte ihn das noch mehr. Die konnte sich was anhören, wenn sie... Allerdings verpuffte dieser Gedanke recht schnell wieder, als er um die Ecke des Ganges zur Werkstatt bog. Dort, wo mal die Tür zu ihrem Reich im Rahmen hing, klaffte ein riesiges Loch im Holz. Die Tür selbst lag in Stücken auf dem Boden. Lediglich der Türgriff erinnerte einmal daran, dass dieser Gegenstand mal einen Raum verschlossen hatte. Langsam ging er weiter, erschrocken von diesem Anblick. Was war hier nur geschehen? Durch das Loch hindurch sah er in die Werkstatt hinein, sofern man sie noch als solche bezeichnen konnte. Hier lag und hing nichts mehr dort, wo es seinen Platz hatte. Die Grünhaarige war zwar manchmal ein ziemlicher Wirbel und ab und zu auch recht chaotisch, aber ihre Räume hielt sie überwiegend aufgeräumt, dass man einen Fuß vor den anderen stellen konnte, ohne sich irgendwie zu verletzen. Es sei denn, dass sie mal tagelang über etwas brütete und nicht voran kam. Dann kam es auch schon mal vor, dass hier alles rumlag. Es erforderte dann schon einen gewissen Grad an Tanzfähigkeit, um nirgends drauf zu treten. Abigail hatte hier nämlich auch recht gefährliche Werkzeuge, „Spielzeug“, wie sie es nannte. Manch einer zweifelte schon an ihrem Geisteszustand, weil sie ihre Geräte so betitelte. Die waren alles Andere, nur eben kein Spielzeug. Law wagte sich nicht weiter hinein, denn es lag alles kreuz und quer, von kleinen Schraubenmuttern bis hin zu großen Hämmer und Sägen. Mit den ersten zwei Schritten in diesen Raum hätte man sich wahrscheinlich schon diverse Zehen abgetrennt und etliche Schnitte eingefangen. Ihre eine Säge - eine große, scharfe, mit der sie zu meist große Bäume zu Fall brachte – steckte in ihrem Bett fest. Das konnte er selbst von seiner Position im nicht mehr vorhandenen Türrahmen aus sehen, denn auch in der Zwischenwand, die beide Raumabschnitte unterteiltem klaffte ein ziemlich gewaltiges Loch. Was hatte hier nur so gewütet? Sämtliche Kleinteile, die die Handwerkerin besaß, waren auf dem Boden verteilt. Ein glänzender Teppich voller spitzen Schrauben, Nägeln, Haken und sonstigem Kram und das in allen möglichen Größen und Ausführungen. Das Aufräumen und Reparieren würde wahrscheinlich ziemlich lange dauern. Abigail's Laune mag er sich nicht ausmalen. Sie hasste es ebenso wie er, wenn die Death beschädigt wurde. Und bei diesem Ausmaß an Schäden... //Erst mal finden//, dachte er und konnte den Blick endlich von dem Schutthaufen wenden, //Dann kann man sich um die Reparatur kümmern//. Allerdings beschränkte sich das zerstörerische Chaos leider nicht nur auf die Werkstatt. Überall waren Löcher, Risse, manchmal fehlte sogar eine komplette Ecke eines Raumes, die schön in Einzelteile zerteilt auf dem Boden lagen. Ein Wunder, dass die oberen Decks noch nicht eingebrochen waren. Gelegentlich war auch schon mal eine Delle in der Metallinnenwand zu sehen, aber die waren im Gegensatz zu den Holzschäden lachhaft. Allem Anschein nach musste Law nur der Holzspur a la Hänsel und Gretel folgen, denn je weiter er an sich immer mehr häufenden Schäden vorbei kam, desto lauter konnte er Shachi's Stimme hören. Redete er mit sich selber oder war da noch jemand? „Los, ich versuch das jetzt“, hörte der Schwarzhaarige ihn sagen, als er in einen Gang bog, der genau so schlimm aussah wie Abigail's Werkstatt. Das Innenleben des Raumes wurde anscheinend komplett zerlegt, denn es lagen jede Menge Füllwatte und Stofffetzen vor einem gewaltigen Riss in der Wand auf dem mit Holz übersäten Boden. Der Lagerraum für Stoff und sonstige Textilien hat wohl dran glauben müssen. „Nein, Shachi“, klang jetzt an sein Ohr, „Lass das lieber“. Die Stimme war recht leise und dünn. Aber er wusste, wem sie gehörte, doch er hoffte sehr stark, dass er sich irrte. Allerdings gab es an Bord nur diese eine weibliche, bei Zeiten recht nervige Stimme. „Hol Law, Shachi“, flüsterte Abigail und hustete kräftig. „Und was, wenn er wieder wach wird und dich endgültig platt macht?“, erwiderte Shachi hektisch. „Das würde er aber auch machen, wenn du dabei wärst. Also hol Law“, kam es von der Grünhaarigen. Der Orca murmelte etwas Unverständliches, aber es war klar, dass ihm das hier gar nicht passte, was auch immer Law jetzt hinter dieser Ecke erwartete. Langsam trugen ihn seine Beine bis zu seinem Ziel und diesen Anblick, der sich ihm jetzt bot, den hatte er nie im leben erwartet. „Nicht nötig“, sagte er leise, als er bei seinen Nakama war, „Bin schon hier“. Eine gewaltige Masse von einem menschlichen Körper füllte diesen Raum. Groß, massig und ziemlich... bewusstlos. Bäuchlings lag er auf dem Boden, mit einem Rinnsal tiefrotem Blutes an der Stirn. Ein Kampf war nicht mehr zu leugnen, aber das war ja vorher schon klar. Die Demontage des Schiffes hatte das ja schon verraten. Doch wo war die andere Leidtragende? Law wanderte etwas um den Fleischberg herum und sah einen grünen Haarschopf, ebenfalls am Boden liegend, vor dem Shachi hockte. Dieser starrte ihn erschrocken an. Abigail konnte ihn nicht ansehen, denn sie lag unter diesem riesigen Mann, den der Käptn nun zweifellos als Black Tiger identifizieren konnte. Um die beiden Körper lagen kleine weiße Splitterstücke, die er noch nicht genau identifizieren konnte. Aber das war jetzt Nebensache. „Du schaffst es auch immer wieder dich in Schwierigkeiten zu bringen, oder?“, murrte der Schwarzhaarige und hockte sich ebenfalls zu ihr, an ihren Nacken. „Stets zu Diensten, Käptn“, flüsterte sie und hustete wieder, „Sonst wird es ja irgendwann langweilig“. Was sollte er jetzt dazu nur sagen? Er hatte oben schon genug Arbeit am hacken und dann musste sie noch mit solch blöden Sprüchen um die Ecke kommen. Weiber... „Shachi, hol Pen, Bepo und Jean her. Bepo soll mein Schwert und Pen eine Bahre mitbringen“, erteilte Law ihm nun einen Befehl, während er das ganze Szenario zu erfassen versuchte, „Jemand muss den hier in Schach halten, sollte er wach werden. Das kann jeden Moment passieren“. Einen kurzen Moment schien Shachi irritiert zu sein, doch dann sprang er auf und lief los. „Später will ich wissen, was hier los war“, meinte der Arzt. „Das kann ich dir jetzt auch schon sagen“, murmelte die Grünhaarige und versuchte zu ihm hoch zu sehen, doch so weit konnte sie ihren Kopf nicht drehen. „Du kriegst eh schon zu wenig Luft, also rede nicht so viel, vor allem keinen Blödsinn“, erwiderte Law und zog ihr von hinten ein paar blutige Strähnen aus dem Gesicht. Anscheinend hatte sie ebenfalls eine Platzwunde am Kopf, die langsam vor sich hinsiffte. Das Blut war noch warm. Er sah hinauf und schaute sich im Raum um, der von diesem massigen Körper mehr als gefüllt wurde. Und Abigail war beinahe vollkommen unter ihm begraben. Ihr Oberkörper bis zum Rippenbogen war frei, doch fast die Hälfte ihrer beiden Lungenflügel war unter dem Gewicht eingequetscht. Sie konnte ihr Lungenvolumen also nicht ganz ausnutzen. //Ein Wunder, dass du noch bei Bewusstsein bist, Abby//, dachte er. Sie war eine zähe Person, die nicht schnell unter zu kriegen war. Trotzdem wirkte sie jetzt so zart und zerbrechlich. Die Handwerkerin war auch so schon kleiner, als der ganze Rest der Crew, was sie aber mit ihrem starken Willen wett machte. Aber so... sie sah aus wie eine Puppe, die nach dem Spielen weggelegt wurde. Er erhob sich und ging ein Stück zur Seite. Law wollte auf die andere Seite von diesem Koloss sehen können. Dort sah er Abigail's Füße ganz unscheinbar hervorschauen. Ob sie vielleicht...? „Abigail, beweg deine Füße“, ordnete er sie streng an. „Was?“, entgegnete sie dösig. Der Sauerstoffmangel machte sich bemerkbar, sie driftete langsam weg. Er hockte sich wieder zu ihr und warf dabei einen Blick auf ihren rechten Arm. Er sah merkwürdig aus... „Bewege bitte deine Füße, Abigail“, wiederholte er nochmal langsam und stellte sich dann wieder hin. Die Jüngere spannte ihren Oberkörper an – zumindest das, was sie an Oberkörper noch anspannen konnte. Der Arzt beobachtete kritisch genau, ob sich etwas regte. Schließlich lag kein leichtes Gewicht auf ihrer Wirbelsäule. //Wahrscheinlich ist er auf sie drauf gefallen//, knurrte er innerlich und hoffte inständig, dass ihre Teufelskräfte nicht den Dienst verweigert haben und ihre Knochen im Rücken noch in Takt waren. Ansonsten würde gleich... Nein, daran mochte er nicht einmal denken. Was es alles für Konsequenzen hätte, wenn sie... Die Wartezeit strapazierte seine Nerven. Bewegten sie sich, war erstmal alles in Ordnung und sie hatten noch etwas Zeit. Bewegten sie sich nicht... war Panik durchaus angebracht. „Law... ich spüre nichts...“, flüsterte die Jüngere besorgt, „Law...“. Er rührte sich nicht vom Fleck, sondern schaute gebannt auf ihre Füße. //Komm schon, Abby//, hämmerte es in seinem Kopf. Diese endlosen Sekunden brachten seine Nerven fast zum Reißen, bis... Währendessen rannte Shachi quer durch das Schiff, um seine Nakama zu finden. „Wo sind sie nur, wo sind sie nur, wo sind sie nur, wo sind sie nur...“, stammelte er vor sich hin. Waren sie vorhin nicht noch alle an Deck bei den Anderen? Über Holzstücke stolpernd lief er den von Zerstörung übersäten Weg zurück an die Sonne und dort fand er auch wonach er suchte. Er rannte sogar beinahe in Jean hinein. „Nanu, Shachi“, brummte der hochgewachsene Nakama, „Was hat dich denn so gejagt?. „Du und... Pen und... Bepo... ihr sollt... schnell zu Law“, hechelte der Braunhaarige außer Atem und stützte sich auf seine Knie. „Wieso, was ist denn los?“, mischte sich jetzt Pen ein, der nahe bei ihnen stand. „Abigail ist schwer verletzt“, erwiderte der Orca und richtete sich wieder auf, „Law braucht euch drei und sein Schwert und eine Bahre“. „Wo sind sie?“, fragte der Pinguin. „Sie sind unten im Textillager oder zumindest dort, was von dem Textillager über geblieben ist“. Jean brüllte nach Bepo und dem Schwert und der Eisbär folgte dem Ruf sofort. Die Beiden machten sich auf den Weg, während Penguin noch bei Shachi blieb. „Wie schlimm ist es?“, flüsterte der Ältere. „Ich weiß es nicht, Pen, ich weiß es nicht“, erwiderte Shachi und wischte sich über die Stirn, „Black Tiger ist mit unten. Er liegt quer über sie drüber“. Die Kinnlade des Pinguins klappte nach unten. „Oh... man...“, stammelte er und wandte sich ab zum Gehen. „Pen, warte!“, rief ein anderer Nakama, der gerade zu ihnen kam. „Was? Ich hab keine Zeit!“, blaffte er ihn an, aber das schien Denjenigen nicht wirklich zu stören. „Das Schiff ist weg“, sagte der nur und zuckte mit den Schultern. „Wie, was? Was für ein Schiff?“, fragte Pen und zog die Stirn kraus. „Es war doch vorhin noch ein Schiff da“, berichtete der Nakama dann, „Law hatte gesagt, dass ich es beobachten soll und jetzt ist es gerade in Richtung Nord-Westen verschwunden“. „...... Ich werds ihm sagen“, murmelte er dann nur und verschwand dann auch unter Deck. Ihre Zehen stellten sich letztendlich leicht auf. Er seufzte erleichtert auf. „Law, ich spüre nichts. Was ist los?“, klang Abigail jetzt hektisch und versuchte sich mit dem linken Arm aufzurichten. „Halt!“, blaffte er sie an und hockte sich sofort wieder zu ihr, vor ihr Gesicht, „Deine Beine sind wohl nur stark eingeschlafen. Deine Füße haben sich bewegt“. Sie atmete erleichtert auf und begab sich wieder auf den Boden zurück. Eine panische Abigail konnte er jetzt nicht auch noch gebrauchen. Zu mal er so schon ganz schlecht einschätzen konnte, was bei ihr potenziell kaputt sein könnte. „Das wird nachher bestimmt ganz fies kribbeln“, murmelte sie. „Ja, das wird es. Aber Hauptsache ist, dass mit deiner Wirbelsäule scheinbar alles in Ordnung ist“, erwiderte Law und betastete vorsichtig die Platzwunde an ihrem Kopf. Sie war nicht lang, dafür aber etwas tiefer, so dass immer wieder Blut heraus floss. //So lange es nur eine Platzwunde ist und kein ausgewachsener Schädel-Basis-Bruch//, dachte er und schaute in ihr Ohr und an die Nase. Kein Blut floss dort hinaus und auch keine Gehirnflüssigkeit. Auch ihre Augen waren klar und nicht blutunterlaufen. Allerdings zeichnete sich jetzt schon ein Veilchen rund ums rechte Auge ab. Ein Schädel-Basis-Bruch schien also unwahrscheinlich, dennoch schloss er nichts aus. Er musste sie endlich untersuchen. So konnte kein Arzt der Welt feststellen, wie schwer sie verletzt war. Dank ihrer Teufelskräfte hatte sie ein beinahe unkaputtbares Skelett, was nur selten Schaden nahm. Aber bei diesem Riesenbaby, unter dem sie lag, konnten selbst ihre Knochen brechen. „Tut dir was weh, Abigail? Spürst du irgendwo Schmerzen?“, fragte Law und warf einen Blick auf ihren rechten Arm, der in einem merkwürdigen Winkel an der Schulter von ihrem Körper abstand. Da war eindeutig was kaputt. Wohlmöglich war das Schultergelenk ausgekugelt, wenn nicht sogar gebrochen. Und da sie den eventuell vorhandenen Knochenbruch nicht von sich selbst aus repariert hatte, ging er davon aus, dass in dem Fall ihr Kalziumhaushalt durch vorher aufgetretene Brüche ziemlich mies aussehen dürfte. Außerdem hatte sie in dem Schulterblatt mehrere kreisrunde, ausgefranste Wunden, aus denen sie blutete. Ihre ganze rechte noch sichtbare Seite war voll der roten, zähen Flüssigkeit. Wann hatte er sie das letzte Mal so ramponiert gesehen? Ihm fiel da was ein, aber das verdrängte er sofort wieder aus seinen Gedanken. „Mein Arm fühlt sich komisch an und mein Schädel brummt“, erwiderte die Grünhaarige und seufzte niedergeschlagen. „Ich krieg das schon wieder hin“, wisperte Law und schob ihr wieder eine Strähne aus dem Gesicht. „Ich weiß....“, sagte Abigail leise und lächelte leicht. Sie mochte zwar stur wie ein Esel und widerspenstig wie ein wildes Tier sein, aber sie war eine mehr als treue Seele und vertraute ihm beinahe blind. Auch wenn sie immer Widerworte hat und alles hinterfragt und auseinanderpflückt, was er von sich gibt, und sie sich deswegen regelmäßig an die Gurgel gehen konnte, würde Law es sehr bedauernswert finden, wenn sie nicht mehr in der Crew sein sollte. //Wo bleiben die denn nur?//, dachte er und musterte jetzt den Körper von Black Tiger. Er empfand den Kerl vorhin vom Schiff schon als recht hochgewachsen, aber sein Kapitän schlug ihn noch. Ob er vielleicht Riesen in seiner Familie hatte? Möglicherweise. Bis auf die Platzwunde an seinem Kopf und seine Bewusstlosigkeit schien es ihm recht gut zu gehen. Zumindest sah der Arzt keinerlei anderen Verletzungen. „Warum lebt er noch?“, wollte er wissen und schaute wieder zu Abigail hinunter. Ihr Anblick war erschreckend. Sie sah gelinde gesagt, scheiße aus. Erschöpft, kraftlos, blass und blutig. Und das nicht nur an der Stirn. So weit wie er sehen konnte, hatte sie überall Kratzer und Schürfwunden und die ersten blauen Flecken zeichneten sich ab. So könnte man sie glatt an eine Geisterbahn verkaufen. „Du brauchst doch das Herz, oder nicht?“, flüsterte sie, „Da konnte ich ihn doch nicht einfach töten“. Law hob die Augenbrauen und sah sie verdattert an. //Wie bitte?//, dachte er sich und patschte sich gegen die Stirn? Warum war dieses Weib nur so? Erst wurde er angemotzt, weil er diese, laut ihr, total widerliche und abstoßende Idee hatte, dann weigerte sie sich diesen Schrank zu bauen, dann sah er eine Skizze von eben diesem Schrank in ihrer Kajüte und dann riskierte sie hier ihr Leben, damit er dieses Herz bekam. Was stimmte nur nicht mit dieser Frau? „Hey, nicht“, nuschelte die Grünhaarige, hob ihre linke Hand und zog an seinem Ärmel, damit er sich nicht nochmal ins Gesicht patschte, „Reicht, wenn einer hier verletzt ist“. Law seufzte: „Du wirst selbst auf deinem Sterbebett noch Wiederworte haben, nicht wahr?“. Es war immer das selbe mit ihr. Sie konnte bluten wie ein Schwein, ihre Klappe würde sie dabei nicht halten. „Du kennst mich, Käptn“, lachte sie heiser. „Leider“, brummte der Schwarzhaarige leise, sprach dann aber wieder lauter mit ihr, „Das nächste Mal, wenn so etwas vor kommt, dann bringst du diesen Bastard gefälligst um. Haben wir uns verstanden, Abigail?“ „Aye“, erwiderte sie gedämpft und ihre Augen klappten langsam zu. „Hey“, blaffte der Arzt sie jetzt an und patschte ihr leicht auf ihre Wange, „Bleib wach. Nicht einschlafen“. Je länger sie bei Bewusstsein war, desto besser war es für sie. „Ich bin müde, Law“, murmelte Abigail und öffnete wieder die Lider. „Ich weiß“, entgegnete Law, „Du wirst schlafen können, so viel wie du magst, aber jetzt definitiv noch nicht“. Sie durfte jetzt einfach nicht einschlafen. //Wo bleiben die nur?//, dachte er und versuchte sich einen Alternativplan zurecht zu legen, falls er Abigail akut hier raus holen musste. In der unerträglich langen Wartezeit nahm er eines der weißen Splitterstücke in die Hand. Die Struktur, die er mit seinen Fingern ertastete, gehörte eindeutig zu einem Knochen. „Abigail, was hast du get-“, wollte er sagen, doch da hörte er schon das Fußgetrappel der Anderen und nur Sekunden später standen Jean, Bepo und Pen mit ihren angeforderten Mitbringsel im Raum. „Ach du... Scheiße“, entwich es Pen, der zwar wusste, was geschehen war, sich aber nicht ausmalen konnte wie es im Endeffekt aussah. „Dir auch einen schönen Tag, Penguin“, frotzelte die Grünhaarige von ihrer Position aus. „Gut“, meinte Law nur und lehnte sich zu seiner Schiffszimmerfrau herunter, „Vertraust du mir, Abigail?“. „Was für eine bescheuerte Frage!“, murmelte sie und kniff die Augen zu. Sie wusste, was sie jetzt zu erwarten hatte. Der Käptn runzelte die Stirn nach dieser Aussage, sagte aber nichts zu. Sie konnte sich später was zu hören abholen. Jetzt musste sie da erst mal rausgeholt werden. „Pen, leg die Bahre da hin und dann geht ihr aus dem Raum“, befahl er und ließ sich von Bepo sein Nodachi geben, „Jean, Bepo, so fern er sich rühren sollte, kümmert ihr euch um ihn“. Die Drei nickten nur und taten das, was ihnen aufgetragen wurde. Der Piratenkapitän hob seine Hand und ließ eine Sphäre mit dem Wort „Room“ entstehen. Normalerweise zog er einen weiten Kreis damit, um möglichst viele Gegner auf einmal zu erwischen, doch hier war etwas mehr Feingefühl angesagt. Seine Kuppel beschränkte sich auf Abigail und Black Tiger. Mit einem klirrenden Geräusch wurde das Schwert gezogen, das er bedacht ein paar Mal durch die Luft schwang. Danach verschwand es wieder in seiner Hülle und wurde an Pen übergeben, der ihm am Nächsten stand. „Shambles“, murmelte Law dann und überkreuzte seine Finger. Plötzlich war der Raum voller Körperteile, die durch die Gegend schwebten. „Mir wird schlecht“, jammerte der Kopf der Grünhaarige, der seelenruhig an ihren Nakamas vorbei segelte und kniff die Augen noch fester zu. Sie hasste es, wenn er seine Teufelskräfte an ihr benutzte, auch wenn es hier nicht anders möglich war. Sie fand es ja schon nicht wirklich appetitlich, wenn die Glieder von Anderen um sie herumschwirren oder so was in der Art. Abigail empfand seine Teufelskräfte als wesentlich ekliger als ihre eigenen. Jedes ihrer Körperteile ließ er an sich vorbeiziehen, damit er alle kurz unter die Lupe nehmen konnte. Eine kurze Schnelluntersuchung und soweit er es sehen konnte, war mehr oder minder alles in Ordnung. Black Tiger setzte er sofort wieder auf der Erde zusammen, nur das Herz sparte er aus. Da seine Handwerkerin dafür gesorgt hatte, dass der Kerl noch lebte, konnte er das Organ auch an sich nehmen. Ihren Körper hingegen setzte er sorgsam auf dem Rücken liegend auf der Bahre wieder zusammen. So mussten sie sie nicht unnötig bewegen und sie war endlich unter diesem Kerl weg. „Ist es vorbei?“, murmelte sie wieder und wischte sich mit der linken Hand übers Gesicht. „Ja, Abby, ist es“, erwiderte Law und hockte sich zu ihr. Sie öffnete ihre Augen und schielte zu ihm hoch. „Es ist immer wieder eklig, wenn du das bei mir tust“, sagte sie und atmete immer noch recht dünn ein und wieder aus. „Aber es war nötig, Sturschädel“, brummte der Ältere. „Aye“, meinte sie nur und starrte dann nach oben an die Decke. Na, so lange sie ihm hier nicht einpennte. Doch bei dem Blut, was sie an ihrer Schulter verlor, konnte das jeder Zeit passieren. Der Stoff unter ihr sog sich sofort voll damit. „Ihr Zwei“, meinte der Käptn zu Jean und Bepo, „Bringt ihn zurück auf sein Schiff und dann verschwinden wir von hier. Sagt den Jungs vom Steuerraum, dass sie die nächstmögliche Insel anpeilen sollen“. Und ohne ein weiteres Wort trollten sich die Beiden zu dem noch bewusstlosen Körper, um ihn von Bord zu schaffen. Und selbst für die beiden Kraftpakete war es alles Andere als einfach den schlappen Leib zu bewegen. „Sollte er wach werden, schlagt ihn ganz einfach KO. Er dürfte ziemliche Kopfschmerzen haben und sich nicht schnell orientieren können“, rief Law ihnen noch hinterher, als sie sich durch die verwüsteten Gänge mühten. //Nur schnell weg von dieser Crew//, dachte er und sah zu Abigail hinunter, //Die Ruhe werden sie jetzt alle brauchen//. Schließlich war mehr als die Hälfte der Crew verletzt und ausgerechnet die „Ärztin“ der Death hatte es am Schlimmsten erwischt. Sie konnten erst wieder ohne Gefahr weiter segeln, wenn die Grünhaarige ihr Einverständnis dazu gab. „Pen, wir bringen sie in den Behandlungsraum“, sagte der Arzt dann zu seinem Nakama, der sofort mit anpackte. Das Nodachi konnte vorerst hier liegen bleiben. Behutsam, aber zügig wurde die Schwerverletzte in Law's Räume gebracht. Sie mussten aufpassen wohin sie traten, denn auf den kleinen Holzstücken konnte man sehr leicht ausrutschen. Wenn einer von ihnen fiel, dann flog Abigail mit Sicherheit von der Bahre. Und da noch keiner wirklich wusste, wie schwer sie im Endeffekt verletzt war, konnte jeder weitere Stoß der Letzte sein. Denn so langsam dämmerte sie auch weg, wodurch sie sich noch mehr beeilten mussten. Es war eine Art Spießrutenlauf durch die Gänge. Mit voll bepackten Händen und jeder Menge Holzstücken auf dem Boden war es recht schwierig nicht auszurutschen. Pen ging rückwärts voraus, Law mit dem Blick nach vorne hinterher. Ihre Patienten starrte abwesend zur Decke und zuckte ab und an mal vor sich hin. „Mir wurde übrigens gesagt, dass irgendein Schiff weggesegelt ist“, murrte Pen, als er über eine zersplitterte Bohle stieg, „Ich habe gar kein Schiff gesehen“. „Ich weiß auch nicht, wo es hergekommen ist“, erwiderte der Käptn, der jetzt ebenfalls über die Bohle stieg. „Schiff...“, murmelte die junge Dame auf der Bahre plötzlich, „Wie sah es aus...?“. „Das werden wir dir später berichten, Abigail“, sagte der Pinguin und vollführte eine Art Tanz durch den Gang, „Erst mal musst du wieder zusammen geflickt werden“. Doch darauf bekam er keine Antwort, denn Abigail war kurz nach ihrer Frage schon wieder ins Reich der Abwesenheit gerutscht. „Wir müssen uns beeilen, Pen“, knurrte der Schwarzhaarige hinter ihm und drängt ihn zur vorsichtigen Eile. „Ja, ja, ich mach ja schon“, entgegnete sein gegenüber ebenfalls knurrend und legte einen Gang zu. Schließlich kamen sie an der Werkstatt vorbei und der Weg danach war frei, so dass beide schneller gehen konnten. Der Behandlungsraum war schon in greifbarer Nähe. Doch einer ihrer Nakama kam die Treppe herunter gestürmt. Kääääptn“, rief er und stolperte mitten im Rufen über die letzte Stufe. Er purzelte dem Trupp entgegen. „Hey, pass auf“, rief Pen ihm über die Schulter hinweg entgegen, doch zu spät. Das rollende Geschoss schaffte es doch tatsächlich dem Pinguin pass genau in die Kniekehle zu treten. Der knickte nach diesem Tritt nach hinen weg und die Bahre samt Abigail wackelte bedrohlich mit. „Penguin, pass auf“, brüllte Law, doch auch dafür war es zu spät. Er fiel nach hinten und hatte immer noch die Stangen der Trage in den Händen. Allerdings reagierte Pen blitzschnell. Er landete mit dem Hinterteil auf den Beiden seines Nakama, der schmerzvoll aufheulte. Seine Hände ließ er an Ort und Stelle in der Luft, auch wenn seine Körperhaltung dadurch mehr als merkwürdig aussah. „Gehts ihr gut?“, krächzte der Pinguin herauf. Der Arzt sah zu ihr. Durch das Gewackel wurde auch ihre angeschlagene Schulter bewegt. Und an die griff sie sich jetzt, mit schmerzverzogenem Gesicht. „Leg die Bahre hin“, sagte er sehr leise und ruhig. Ohne Weiteres Wort ließ Pen die Trage behutsam sinken, bis Abigail auf der Arbeit lag. Law trat an ihre Seite, kniete sich neben sie und trug sie nur Sekunden später auf seinen Armen. Er ging an beiden Nakama wortlos vorbei und trat hinter sich die Tür seines Behandlungsraumes zu. „Manchmal sind sie wirklich ein nutzloses Pack“, murmelte der Schwarzhaarige und legte die Schwerverletzte vorsichtig auf seinem Untersuchungstisch ab. „Law...“, flüsterte sie. „Nicht reden, Abigail“, erwiderte er tonlos und griff nach seinen Gummihandschuhen. „Meine Füße fangen an zu kribbeln“, widersetzte sie sich unabsichtlich seiner Anweisung und fing an langsam mit den Füßen zu zappeln. „Das wird sehr unangenehm werden“, meinte er und fasste nach einer kurzen Holzstange, „Kein Schmerzmittel wirkt so schnell, dass du es nicht spüren wirst“. Er hielt ihr das Stück Holz vor den Mund. „Beiß hier drauf“, fügte Law an und die Grünhaarige sah ihn entgeistert an. „Ich hasse dich...“, murrte sie es halbherzig. „Glaub mir, ich hasse dich auch“, erwiderte er mit einem kleinen Grinsen. Natürlich hasste er sie nicht, jedenfalls nicht immerzu. Doch ihre alberne Arztphobie war derweilen ein wenig anstrengend. „So und jetzt sei ein braves Mädchen und beiß hier drauf“, forderte er sie nochmal auf. Abigail streckte ihm die Zunge raus und nahm die Holzstange dann in den Mund. Sie biss etwas darauf herum, während er kurz mit einer kleinen Taschenlampe ihre Pupillenreflexe testete. „Ich geb dir gleich was, aber es wird ein paar Minuten dauern, bis es wirkt“, erklärte der Oberarzt und wandte sich kurz ab, um eine Spritze aufzuziehen, als e sie hinter sich aufstöhnen hören konnte. Ja, wenn die Gliedmaßen erst mal anfingen wach zu werden, dann wurde es rasant unangenehm, wenn nicht sogar unerträglich. Ein Fuß oder eine Hand waren schon eklig, aber fast der gesamte Unterkörper... Kein Wunder, dass sie sich fast die Zähne ausbiss und weinte, als Law sich umdrehte. Ihr linker Unterarm lag über ihren Augen, aber die Tränen liefen an ihren Ohren vorbei hinunter. „Es wird gleich besser“, wisperte er und injizierte das Schmerzmittel in ihren Oberschenkel, „Versuch dich nicht zu bewegen“. Mehr konnte er nicht machen. Ihre Beine mussten eben aufwachen und da half nichts weiter. //''Versuch dich nicht zu bewegen''....//, dachte sie, während sie dieses unangenehme Gefühl aushalten musste, //Versuch das mal selber...//. Mit aller Macht versuchte sie sich ruhig zu halten, was an sich nicht schwer war. Sie war so müde, dass sie sich gar nicht mehr bewegen wollte. Aber dieses Gekribbel ließ sie immer wieder aufzucken. Doch allmählich klang es ab, sei es wegen dem Schmerzmittel oder weil ihre Glieder endlich wach waren. Es war Abigail egal, was es war, Hauptsache es hatte aufgehört. Erschöpft wischte sie sich über die Augen und atmete tief ein und aus. „Besser?“, fragte Law, der schon bereit zur Behandlung war und nur darauf wartete, dass sie sich beruhigte. „Ja....“, murrte die Grünhaarige, „Ich will schlafen...“. „Das kannst du gleich, Abigail, keine Sorge“, erwiderte er und griff nach einer Maske, „Wir sehen uns später“. Sie nickte schlapp und ließ sich das Plastikding überziehen. Nach dem nächsten tiefen Atemzug war sie auch schon der Narkose verfallen und der schwarzhaarige Arzt konnte seine Arbeit erledigen. Beherzt griff er nach Nadel und Faden... Während die junge Frau ihren Narkoserausch ausschlief, konnte sich Law um den Rest der Crew kümmern. Schrammen, Kratzer, jede Menge Prellungen, ein paar angebrochene Knochen und Platzwunden. Alles Kleinkram, aber es wurde rumgejammert, als ob der Arm abgehackt wurde. Manchmal fragte er sich, ob er nur Weichflöten angeheuert hatte. Die ganze Crew bekam frei, sobald sie an der nächstbesten Insel angelegt hatten und die Jungs aus dem Steuerraum hatten auch schon eine angepeilt. Dort würden sie bleiben, bis sich sie halbwegs erholt hatten und wieder anständig arbeiten konnten. Außerdem musste die Death repariert werden und da ausgerechnet die Schiffszimmerfrau der Bande flach lag... Es war wirklich zum Haare ausreißen. Wenigstens hatte er sechs Herzen gesammelt, was ihn ein wenig entschädigte und zumindest schon mal einen Anfang darstellte. Es fehlten nur noch um die 94. Schade nur, dass er noch keinen Schrank dafür hatte. Jetzt schwammen die Organe in ihren Gläsern auf seinem Schreibtisch rum. Fein säuberlich gekennzeichnet mit dem Namen des Piraten und dessen Kopfgeld. Er zog sich die Mütze vom Schädel und fuhr sich durch die Haare. Einen kurzen Moment der Ruhe wollte er sich gönnen und so warf er sich auf seinen Schreibtischstuhl und legte die Beine auf seinen Tisch. Es war manchmal wirklich anstrengend Kapitän und Arzt gleichzeitig zu sein, vor allem, wenn es solche Tage gab. Aber nun ja, dafür waren sie Piraten. Das Leben war eben kein Zuckerschlecken und nur die Stärkeren konnten sich behaupten. Zu mal sie noch nicht einmal in der Neuen Welt waren, sondern immer noch auf der ersten Hälfte der Grand Line. Es wäre wirklich sehr angenehm den zweiten Teil der Reise als Shichibukai zu betreten. Ach, das würde er schon schaffen. Niemand konnte sich ihm in den Weg stellen. Nicht mal... Nein, gerade an ihn wollte er jetzt nicht denken. „Mistkerl“, brummte er und sah in seinem Augenwinkel etwas zucken. Sein noch anwesender Patient schien so langsam wach zu werden. Er seufzte, war der Moment der Ruhe jetzt zu Ende. Also schwang Law seine Beine vom Tisch und marschierte rüber zum Krankenbett. Und in der Tat, der kleine Teufel schlug langsam die Augen auf. Ihr rechter Arm war nach der Operation dick bandagiert und mit einer Schlinge verstehen, damit er so ruhig wie möglich gehalten werden konnte. Der Arzt gab ihr nur sehr ungerne eine Kalziuminfusion, wenn sie sich in so einem desolaten Zustand befand. Erst musste sie wieder richtig Energie tanken, um ihre Knochen selber heilen zu können. Zu der kaputten Schulter kam eine Platzwunde hinzu, die geklammert werden musste und hoffentlich keine Narbe zurück ließ. Angebrochene Rippen, starke Quetschungen, Schrammen, Prellungen und jede Menge Blutergüsse. Die Frau war übersät mit blauen Flecken, vor allem ihr Auge funkelte in einem hinreißenden blau-lila. Außerdem hatte er ihr aus vielen Kratzern und Schürfwunden kleine Holzspäne heraus geholt. Was hatte dieser Kerl nur mit ihr angestellt? Ob er sie etwas als Abrissbirne für das Schiff benutzt hatte? Diese Vorstellung machte ihn irgendwie sauer. Doch das schob er von sich weg, schließlich wusste nur Abigail, was wirklich passiert war. Und von der wollte er das jetzt wissen. „Na, genug geschlafen?“, fragte er sie und setzte sich zu ihr ans Bett. „Mein Schädel“, brummte sie zurück und ihr Kopf brummte im Chor mit. „Das wird auch noch ein paar Stunden mindestens so bleiben“, meinte Law und half ihr sich etwas aufzurichten, was mit dem bandagierten Oberkörper etwas schwierig war. „Na herrlich“, zischte die Grünhaarige und fuhr sich mit ihrer linken, nicht verbundenen Hand durch die struppigen Haare. „Was ist da unten passiert, Abigail?“, platzte er so gleich damit heraus. Sie war wach, sie konnte reden, also konnte sie auch antworten. Medizinisch vielleicht doch etwas fragwürdig, aber sie war außer Lebensgefahr. Und er war hier. Was konnte da schon passieren? „Geduld ist weg vom Operationstisch nicht gerade deine Stärke“, sagte seine Patientin und räusperte sich kurz. Sie musste erst mal ihre Gedanken sortieren. „Also...“, fing sie an, „Nach dem ich das Segel von dem anderen Schiff abgeschossen habe und nach unten gegangen bin, da...~“ … ging Abigail direkt in ihre Werkstatt. Sie hatte tatsächlich keine Lust mit zu kämpfen, wenn sie sah, wie das Schiff verschandelt wurde. Die Jungs sollten sich ruhig austoben, das tat ihnen allen gut und sie würde währenddessen die Death reparieren. Und dann konnte sie sich endlich diesem bescheuerten Schrank widmen. Die Handwerkerin wusste selber nicht, warum sie ihre Meinung deswegen geändert hatte, aber nun ja, es war jetzt nun mal so. Außerdem hatte sie die Skizze für das Ding schon fertig, also konnte sie ihn auch bauen. Es war ihr zwar immer noch zu wider, was ihr Kapitän da veranstalten wollte, aber sie hing in dieser Crew fest. Mitgefangen, mitgehangen. Im Übrigen konnte Law auch recht fies werden, wenn er etwas nicht bekam, was er haben wollte. Also sammelte sie ihre Werkzeuge und ihr Material zusammen, um die Löcher in der Schiffsreling flicken zu können. Was sie allerdings nicht bemerkte, war der blinde Passagier, der sich heimlich aufs Schiff geschlichen hatte. Trotz seiner bemerkenswerten Größe gab er keinerlei Geräusche von sich, so dass er sich in aller Stille an die junge Frau wagen konnte. Seine mit Spitzen versehenen Eisenkeule trug er an seiner Schulter, bereit damit auszuholen. Black Tiger konnte hören, wie sie sich in ihrer Werkstatt bewegte und schlussendlich auf die Tür zusteuerte, um draußen ihrem Tagewerk nach zukommen. Als auch nur kurz ihren grünen Haaren aufblitzten, surrte die Eisenkeule durch die Luft und zerriss die Wand, hinter der sich Abigail noch befand. Geistesgegenwärtig rutschte die Schiffszimmerfrau auf die Knie und entging damit dem wahrscheinlich tödlichen Schlag. „Ah, ein schnelles Täubchen haben wir da“, lachte der fremde Piratenkapitän mit seiner tiefen Stimme, als er durch das Loch zu ihr sah, „Und noch so ein hübsches dazu“. Sie erwiderte nichts, sondern musterte ihren Gegenüber. //Das ist der Kapitän vom anderen Schiff//, schoss es ihr durch den Kopf. Sie hatte einen kurzen Blick auf die Steckbriefe geworfen, die Pen vorhin mitgebracht hatte. Langsam ließ sie ihr Werkzeug und den anderen Kram zu Boden sinken und griff stattdessen nach einem großen Hammer, der in der Nähe ihrer Füße lag. „Bist du dir sicher, dass das helfen wird, meine Kleine?“, grinste Black Tiger und kam einen Schritt näher. Kleine war gar kein Ausdruck. Im Gegensatz zu ihren Nakama war sie schon klein und selbst bei Law musste sie den Kopf ordentlich heben, um ihn ansatzweise in die Augen sehen zu können. Gut, bei den beiden waren es gut 30 Zentimeter Unterschied, aber hier... waren es deutlich mehr Zentimeter und das löste ein sehr beunruhigendes Gefühl in ihr aus. Sie hatte keine Angst zu kämpfen, aber hier, im Schiffsinneren, mit dieser Durchschlagskraft... Es bestand die Gefahr, dass die Death sank, sollte er ein Leck hier unten schlagen. Und dass er dazu mehr als bereit war, das sah man an seiner Mimik. Angriffslustig, risikofreudig, ohne Rücksicht auf Verluste. Abigail wüsste nicht, dass er eine Teufelskraft hatte, also konnte er den Untergang durchaus noch überleben, sie hingegen nicht. „Nun sag doch mal was, Täubchen“, meinte er und er hob seine Eisenkeule. Sie verharrte in ihrer Hocke und reagierte mit einem: „Leck mich“. „Kannst du haben“, lachte er und schlug nach ihr. Sie tauchte nach vorne ab und schlug ihm im Vorbeirollen den Hammer gegen seine Kniescheibe. Allerdings schien ihm das nichts auszumachen, denn kaum nahm sie die Beine in die Hand, um weg zu kommen, jagte er ihr hinterher. //Raus an Deck, Raus an Deck, Raus an Deck//, war ihr Gedanke. Das Schiff durfte durch so jemanden nicht zum Sinken gebracht werden. Allerdings kam sie nicht allzu weit. Als sie um eine Ecke bog, krachte eine Faust neben ihr durch das Holz und packte sie am Hals. Der Hammer glitschte ihr aus der Hand, als er sie zu sich zog und sie damit gegen das noch stehende Holz schlug. Blut lief ihr über die Wange. Die Kurzreise durch das Holz bescherte ihr eine Platzwunde. „Eigentlich dachte ich mir, dass ich dich mitnehmen könnte“, murmelte er und betrachtete ihr Gesicht. „Als ob mein Käptn das mitmachen würde“, knurrte sie und versuchte sich aus seinem Griff zu befreien, doch keiner seiner dicken Finger lockerte sich. Wenn sie ihre Kräfte benutzen würde, dann könnte sie ihn töten. Einfach die gesamte Hand, die sie umklammerte, abtrennen. Irgendwann würde er qualvoll verbluten, schließlich würde sie damit seine Pulsader durchtrennen. Black Tiger ignorierte ihre Worte: „Aber jetzt werde ich dich einfach umlegen“. Er schwang Abigail wie eine Puppe durch die Gegend und schmiss sie mit voller Wucht durch mehrere Wände. Der Flug endete mit einem Klatscher ihres linken Beines gegen einen Stahlträger, die überall im Schiff eingelassen sind, um das Gewicht der darüber liegenden Decks tragen zu können. Das Knacken des Oberschenkelknochens war mehr als deutlich zu hören. Mit schmerzverzogenem Gesicht heilte sie den Knochen in ihrem Bein, allerdings nicht schnell genug. So massig der Kerl war, so schnell war er zu ihren Ungunsten auch. Er packte sie wieder am Hals und warf sie wieder durch die Gegend, in das angrenzende Zimmer hinein. Unsanft landete sie in einer Kiste voller alter Segel. „Das ist doch wohl nicht...“, murmelte die Grünhaarige und kletterte aus der Kiste, doch... Ein Surren und einen lauten Schmerzensschrei später hing sie an den Spitzen seiner Eisenkeule fest. Wie eine Marionette ohne Schnüre, kraftlos und schlapp. Ihre Schulter war hinüber, das spürte sie. Und das Blut sickerte langsam aus den Wunden, die die Keule an ihr hinterließ. „Jetzt bist du nicht mehr ganz so vorlaut, was?“, grinste Black Tiger boshaft und griff ihr ein drittes Mal an den Hals. Mit einem Ruck riss er die Eisenkeule aus ihrer Schulter und ließ sie mit einem lauten Klirren zu Boden fallen. //Jetzt Abby... noch hast du Kraft...//, sagte sie sich innerlich zwischen den Wellen der Kopfschmerzen. Es wäre ein Leichtes den restlichen überschüssigen Kalziumhaushalt dazu zu benutzen, um seine Hand abzutrennen. Zwar konnte sie dann ihre Schulter nicht heilen, aber er konnte ihr dann nicht weiter was brechen. Sofern sie dann schnell genug auf den Beinen war und hier weg kam. Abigail sammelte das Kalzium in einer ihrer Rippen, doch dann kam ihr ein Gedanke: //Law braucht das Herz...//. Sie rollte mit den Augen und seufzte lautlos. Nein, sie durfte ihn nicht töten, sonst würde jemand sicherlich toben. Also musste sie sich was anderes überlegen. „Es ist wirklich schade, um so ein süßes Täubchen“, flüsterte der große Mann und presste die kleine Frau gegen die Wand, „Bedank dich bei deinem Kapitän, der dich in diese... Zwickmühle gebracht hat“. Mit seiner freien Hand ballte er eine Faust und hob sie nach hinten weg. Dieser Schlag konnte ihren Schädel zerbersten lassen. Sie musste schnell handeln. Das Kalzium wurde weiter in der Rippe gesammelt, doch jetzt für etwas Anderes. „Hast du noch was zu sagen, so als allerletzte Worte?“, fragte er sie und hielt seine Faust weiterhin in der Luft. „Ja....“, zischte sie und grinste dann plötzlich, „Leck... mich...“. Explosionsartig schoss ein dünner Knochen oberhalb ihrer Brust aus ihrer Haut hinaus, der sich vorne hin verdickte und wie eine Art Hammer gegen seinen Kopf knallte. Der plumpe Knochen zerschellte zum Teil und hinterließ viele kleine Splitter auf der Erde. Den Rest holte sie zurück in ihren Körper. Doch es verfehlte nicht seine Wirkung. Von dem Knochenhammer ausgeknockt ließ er die Grünhaarige los, die an der Wand herunter rutschte und bäuchlings auf den Boden. Sie seufzte zufrieden, aber da...~ „... landete er auch schon auf mich drauf und ich spüre nur, wie es ein wenig in meinen Rippen geknackt hatte. Den Rest der Geschichte kennst du ja“, beendete Abigail ihre Erzählung und ließ sich von Law etwas zu trinken geben. Erschöpft vom vielen Reden nuckelte sie an dem Strohhalm, doch die kühle Flüssigkeit, die ihre Kehle hinunter lief, war erfrischend. Law hatte den Vortrag nicht ein Mal unterbrochen, aber er musste seine Lippen aufeinander pressen, um es sich zu verkneifen. „Beim nächsten Mal bringst du ihn gleich um, verstanden Abigail?“, brachte er dann doch recht ruhig hervor, „Ich habe keine Lust und keine Nerven dich ständig so zusammen flicken zu müssen“. „Aye“, krächzte sie nach dem Trinken, „Trotzdem könntest du ''Danke'' sagen, weil du das Herz trotzdem noch bekommen hast“. Wäre sie nicht so arg verletzt, dann würde er ihr was erzählen. Aber er hielt sich zurück. „Du bekommst so lange Arbeitsverbot, bis du wieder vollständig genesen bist“, fügte der Arzt noch an und sie nickte nur, gepaart mit einem großen Gähnen. „Ruh dich jetzt weiter aus, Abigail“, sagte Law, stand auf und fummelte kurz an einem der Monitore rum, an dem sie angeschlossen war, „Ich sehe später noch mal nach dir“. Wieder nickte Abigail und war nur kurze Zeit später wieder weggedöst. „Ein Hoch auf Schmerzmittel“, murmelte er und verließ seinen Behandlungsraum. Sollte irgendwas sein, würde man das Piepen der Gerätschaften quer durch das Schiff hören. Sein Weg trug ihn zur Werkstatt und den weiteren Räumen. Das Chaos war immer noch immens. Ein paar Nakama waren schon dabei das ganze Holz zusammen zu tragen und das zu entsorgen, was auf gar keinen Fall mehr benutzbar war. Doch Abigail's Werkstatt war immer noch der Höhepunkt der Verwüstung. „Das wird dauern...“, seufzte er und krempelte seine Ärmel noch höher. „Du willst da doch nicht alleine rein, Käptn“, sagte eine Stimme hinter ihm. Law drehte sich um und sah Pen, Shachi und Bepo mit Besen, Kehrblechen und sogar Magneten bei sich stehen. „Jetzt nicht mehr“, schmunzelte er und zusammen betraten sie die Höhle der totalen Zerstörung. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)