Tiefenrausch von Rotmantel (Rapture of the Deep) ================================================================================ Kapitel 5: Kapitel 5: Havarie ----------------------------- ---25. August 2089, An Bord der 'Almost Paradise', Atlantik vor der spanischen Küste--- Der Motor des Oberklasseschiffes, welches sich gerade einen Weg durch die Tiefsee des Atlantiks bahnte, schnurrte wie ein Kätzchen das vor einem warmen Kamin lag. Mit zügiger Geschwindigkeit näherte es sich dem dem Golf von Biscaya, welcher das Ende der gemütlichen Fahrt bedeutete. Von diesem aus konnte man entweder einen langen Umweg nehmen der um das komplette britische Archipel führte, oder eine nicht ungefährliche Route durch den Ärmelkanal in dem sich vor allem in den letzten Jahrzehnten immer mehr vulkanische Aktivitäten häuften. Die dritte Route empfahl sich noch weniger, denn der Kurs zwischen der britischen und der irischen Insel erwies sich auf Grund der vielen uneinsehbaren Felskluften immer wieder als Lieblingsstelle für einen Hinterhalt von Piraten und anderem Gesindel. Im Grunde hatte man also die Wahl der Qual, vor allem wenn man es eilig hatte. Arran legte auf dem Interface des Bordcomputers den Kurs fest und stellte auf Autopilot, dann ließ er sich seufzend in den Stuhl sinken. Selbst seine geliebte Irontide hatte keine so schicke Ausstattung gehabt. Als Zivilschiff hatte die Paradise zwar im Grunde keine Bewaffnung außer Thermaltintengranaten, welche darauf ausgelegt waren, sämtliche Wärmegesteuerten Waffen abzulenken und die Sicht auf das Ziel erheblich zu verschlechtern, allerdings wog die bequeme Inneneinrichtung und die vielen kleinen Bequemlichkeitsextras dieses Manko mehr als nur wieder aus. Die Tür der Brücke öffnete sich und Chips trat hinein, beugte sich hinter ihm vor und lehnte sich auf seine Schultern. "Und? Alles in Butter auf'm Kutter?" Er verdrehte seine Augen, sodass er sie im blick hatte und grinste. "Das Schätzchen fährt sich, als hätte es nur einen Gang...perfekt. Da möchte man fast nie wieder richtigen Boden unter den Füßen haben." Die Katze kicherte und ließ sich in den zweiten Sitz fallen, der hier stand und für den Navigator bereitgestellt war, wenn einer zur Verfügung stand. "Was tun wir jetzt eigentlich? Du hast gesagt du wolltest zur Schmiede. Und dann?" Arran seufzte leise. Er wollte nicht schon wieder an diese lästigen Dinge erinnert werden. Nicht nachdem er es endlich mal für eine kurze Weile verdrängt hatte. "Ich muss wen finden, Anweisung von oben." "Von oben? Ich dachte du wärst Seesöldner und damit selbstständig?" Langsam begann sie ihren Drehstuhl sachte hin und her zu bewegen. "Nunja, ganz so einfach ist das nicht. Ich bin nämlich gleichzeitig...selbstständiger Mitarbeiter der Tidenwacht und muss jetzt für meine Chefin einen Kriminellen einbuchten." Der Hai griff nach seinem Seesack, den er noch nicht in seiner Kajüte verstaut hatte, weil es auf einen schnellen Abgang ankam. "Ui. Kriminelle jagen, das klingt furchtbar interessant! Ich darf doch helfen oder?" Sie hielt den Stuhl wieder an und betrachtete ihn erwartungsvoll während er eine Akte aus dem Sack hervorholte. "Ich weiß nicht so recht. Ich glaube, du würdest mich und dich selbst nur unnötig in Gefahr bringen. Ich meine, du bist ein Kind aus gutem Hause und Tee trinken und plaudern wollen die sicherlich nicht." Langsam blätterte er die Akte durch. Sie maunzte unwillig. "Ich kann mehr als Tee trinken und plaudern! Mein Hausdiener hat mir genügend beigebracht, dass ich Flachpfeiffen wie dich locker umlegen könnte." Doch er hörte nicht mehr zu, sondern betrachtete neugierig ein Foto. "Lynx E. Cheshire. Seltsamer Name..." Die Katze sprang auf und sah sich das Foto genauer an. Es zeigte einen typischen Eurasischen Luchs, der sein blondes Haar zu einem Zopf gebunden hatte und eine Brille trug, die das Licht des Blitzes reflektiert hatte, so dass seine Augen nicht erkennbar waren. Das Bild war wohl heimlich gemacht worden, denn er wirkte völlig entspannt, wie er in einem Sessel fläzte und ein Glas in der Hand hielt, welches vermutlich irgendeine Spirituose enthielt. Er sah zur Seite, wohl zu einer anderen Person die allerdings von einem Schatten verdeckt wurde, vermutlich ein Fensterkreuz oder -rahmen. "Der sieht mir mehr nach einem Gentleman, als nach einem Kriminellen aus. So wie der rumläuft hätte er glatt auf einem dieser piekfeinen Feste herumlaufen können, die mein Vater manchmal schmeißt." "Tja, so sieht man aus, wenn man es geschafft hat. Schonmal den Begriff Gentleman-Dieb gehört? Vermutlich ist sein Status genauso falsch wie sein Name...Lynx E. Cheshire, so heißt doch niemand." "Ich find den Namen schick...und er sieht zum anbeißen aus." "Typisch..." Arran verdrehte die Augen. "Mal ganz ehrlich, ein Luchs namens Lynx? Aber vergessen wir das. Wichtiger ist, dass er der Tidenwacht entkommen ist als er auf frischer Tat ertappt wurde und sich zur Schmiede aufgemacht hat. Dort ist auch eines der Ohren meiner Chefin, der wird mir schon sagen wo er ist." "Aber wenn er weiß wo dieser Lynx ist...warum schnappt er ihn dann nicht selbst?" "Dienstgeheimnis, du bist nicht befugt das zu erfahren." "Tu nicht so geheimnisvoll...du bist doof.", maulte sie wieder. "Naja egal, auf jeden Fall komme ich mit, diesen Luchs würde ich gerne kennen lernen...er sieht interessant aus. So als hätte er viele interessante Dinge erlebt. Er wirkt...irgendwie weltmännisch. Nicht so wie du...du wirkst eher, wie jemand der zu lange in einem zu engen Raum nur mit sich alleine war." "Noch ein Wort und ich fahre dich wieder zu deinem Vater. Apropos..." er rieb sich den Hals mit einer Hand. "...warum wolltest du unbedingt abhauen? Du hast doch grundsätzlich ein gutes Leben gehabt, denke ich. Und so lange wird dir dein Vater die Sache mit dem Boot ja nicht nachhalten. War ja nicht deine Schuld." Chips zuckte mit den Schultern. "Er hat noch Crispy, meine Schwester. Die kann er gerne erziehen wie er mag, die ist einfach dafür gemacht eine gute Tochter zu sein. Diese ganze Angelegenheit war noch nie mein Ding. Ich ziehe jetzt los und mache den leuten Ehre, denen ich auch wirklich etwas bedeute..." Sie nahm ihm das Foto aus der Hand und steckte es in eine Ritze der Dachverkleidung, wo zwei Teile miteinander verschraubt waren, fest. "So, jetzt sieht es in diesem Raum gleich viel weltmännischer aus.", wechselte sie das Thema. "Achja! Da fällt mir gerade noch etwas ein! Du hast dir deine Bezahlung eigentlich nicht verdient. Du hast dich garnicht komplett nackig gemacht!" Arran rümpfte die Schnauze. Er wollte an diese peinliche Angelegenheit nicht mehr erinnert werden. Überhaupt wollte er nur selten an die Vergangenheit erinnert werden. Er war ein Mensch der Gegenwart. "Das fällt dir früh ein...willst du jetzt Schadensersatz oder wie?" "Eigentlich schon..." Die Katze strich mit ihren Pfoten über seinen Nacken. Der Hai seufzte und stand auf. Langsam ließ er die Shorts sinken und entblößte sein...nicht vorhandenes Gemächt. Der Katze blieb der Atem stocken. "Wie jetzt? Was ist das zum Teufel? Bist du ein Eunuch?" Arran lachte nur. "Hautfalten...meine Liebe...ich würde doch niemals jemandem einfach so mein Gemächt zeigen..." Er zog die Hose wieder hoch, während sie nur mit dem Kopf schütteln konnte und sich in ihren Stuhl zurückfallen ließ. "Du mieser Betrüger!" "Ich bin ein Seesöldner, schon vergessen? Nimm, was du kriegen kannst und gib nichts wieder her!" Wieder fing er an zu lachen. Chips sah ihn noch einen Moment wütend an, dann fiel sie in sein Lachen mit ein. ---27. August 2089, An Bord der 'Almost Paradise', Westende des Ärmelkanals--- "Ärmelkanal!" "Außen herum!" "Ärmelkanal und das ist mein letztes Wort!" Arran verschränkte die Arme. "Ich weiß, dass ich dir gesagt habe, dass wir uns ein wenig beeilen müssen, aber die eineinhalb Tage die wir dadurch gewinnen machen den Kohl auch nicht so fett, dass wir dafür ein geschmolzenes Schiff und nebenbei einen geschmolzenen Hai riskieren sollten." "Die Purradise ist schnell und robust genug um es mit jedem Vulkanausbruch aufzunehmen, du wirst schon sehen! Es ist mein Schiff und wir fahren durch den Ärmelkanal!" Sie war drauf und dran ihn vom Kapitänssitz zu stürzen und den Kurs einzugeben. "Das ist nicht dein Schiff, sondern das deines Vaters der uns vermutlich beide umbringt wenn sein Schiff nur noch ein Haufen Altmetall ist." Gab er trotzig zurück und begann mit einem Finger die Küste Irlands auf der Karte im Interface nachzufahren. "Ich bin hier der kompetenteste Bootsführer und der Kapitän. Du bist hier nur...die Beraterin. Ich bräuchte dich nicht hätte ich eine Hand mehr und ein passendes paar Augen zusätzlich. Sie grummelte lautstark. "Fein, dann geh ich halt in meine Kajüte meine Krallen maniküren, denn anscheinend bin ich hier nur Deko!" Sie verpasste seinem Stuhl einen Tritt, so dass sich Arran darüber freute, dass dieser festgeschraubt war. Dennoch wirbelte er relativ heftig herum. "Tu das, dann kannst du enternden Piraten das Gesicht zerkratzen, du Furie." Murmelte er leise. Zu leise dass sie es hören würde hoffte er, wurde allerdings durch ein Fauchen ihrerseits eines besseren belehrt. Er gab den neuen Kurs ein und ließ den Motor wieder auf volle Kraft hochfahren. Wenn es gut lief würden sie in vier Tagen ankommen. Immer noch genügend Zeit um diesen Gauner zu schnappen und Celine so lange zufriedenzustellen bis sie wieder irgend etwas fand um ihm das Leben schwer zu machen. Oder jemand anderen. Er ahnte schon länger, dass sie dieses Spielchen mit mindestens einer weiteren Person spielte, dennoch schien er aus unerfindlichen Gründen ihr Liebslingsspielzeug zu sein. Arran zuckte mit den Schultern, lehnte sich zurück und fing an ein wenig zu dösen. "Wie kann er es wagen. Ich bin nicht von zu Hause abgehauen um mich jetzt von einem anderen Starrkopf herumkommandieren zu lassen." Chips warf sich wütend auf ihr Bett und anstatt ihre Krallen zu feilen, holte sie ihr Waffenpflegeset aus ihrem Nachtschränkchen hervor und fing an ihre Messer zu schleifen. Das tat sie immer wenn sie wütend, frustriert, gelangweilt, genervt oder sonst irgendwie negativ gelaunt war. Dank ihres Vaters waren ihre Messer immer schärfer als jedes Sushimesser gewesen. "Dann hol ich die Zeit eben wieder auf indem ich mir diesen Luchs vor ihm schnappe, ihn an eine Angel hänge und damit vor Arran herumwedele!" Eines der Wurfmesser flog wutentbrannt gegen die Dartscheibe, die an der Tür zu ihrer Kabine hing. Chips hatte überall Dartscheiben aufgestellt wo sie häufiger anzutreffen war. Dadurch konnte sie wo immer sie gerade war ein wenig üben oder zumindest die Zeit totschlagen. Und U-Boote waren wirklich ein Ort an dem man viel Zeit hatte die man totschlagen musste. Wenn man früher von diesen Gefährten als schwimmende Särge geredet hatte, so konnte man heute davon ausgehen, dass vor allem vergangene Zeit hier beerdigt wurde. Ihre Gedanken schweiften beim Schleifen langsam von Arran zu ihrer Familie. Sie hatte kein Problem damit, dass ihr Vater vermutlich auf Grund ihrer Handlungen toben würde, aber es versetzte ihr immer einen unangenehmen Stich, wenn sie an Miles dachte. Er war ihr ein Ziehvater gewesen als ihr eigentlicher Vater beschäftigt war die Familie finanziell und gesellschaftlich vor dem Ruin zu bewahren. Mit riskanten aber lohnenswerten Entscheidungen hatte er der Familie als Oberhaupt alle Ehre gemacht und man konnte nicht behaupten, dass er ein Rabenvater war der seine Kinder völlig vernachlässigt hatte. Aber irgendwie hatte sie nach dem Tod ihrer Mutter und des Vaters von Miles immer einen viel besseren Draht zu dem Butler der Familie gehabt. Sie hatten einfach etwas das sie verband. Sie konnten Kummer und Einsamkeit teilen, vor allem da Miles keine Frau oder anderweitige Familie mehr hatte. Irgendwann hatte er dann beschlossen ihr Selbstverteidigung und noch vieles mehr beizubringen und das schweißte sie noch enger zusammen, so dass sie manchmal gut Lust hatte Miles ihren Vater zu nennen. Hätte ihr leiblicher Vater das gewusst, so wäre diesem bestimmt das Herz zerbrochen und vor allem auch deswegen wahrten der Butler und das reiche Mädchen immer die Mindestdistanz die von zwei solchen Personen erwartet wurde, zumindest oberflächlich. Sie hoffte einfach immer nur, dass ihr Vater glauben würde sie habe eine rebellische Phase und ihnen nie auf die Schliche kam. Seufzend schwang sie wieder die Beine aus dem Bett und steckte die Waffen weg. Es brachte jetzt nichts über vergangene und entfernte Dinge nachzudenken auf die man sowieso gerade keinen Einfluss hatte. Sie beschloss wieder auf die Brücke zu gehen und vielleicht eine Runde Karten oder etwas in der Richtung mit Arran zu spielen. Dieser war gerade durch so ein nerviges Piepsen wachgeworden. "Och, jetzt sag nicht, dass sich ein Wyldfisch in den Motorblock verlaufen hat und dort verreckt ist." Er suchte die Quelle des Geräusches und fand diese bei dem Sonar. Chips trat hinter ihn und sah wieder über seine Schulter. "Zwei Schiffe? Was denn für welche?" "Wenn ich das wüsste..." Arran suchte den richtigen Knopf für den Schiffsscan. Eine Pfote reichte über ihn hinweg und drückte auf einen Knopf der Tastatur. "Den hatte ich auch gerade gefunden.", brummte er. "Natürrrlich...", schnurrte sie dicht gefolgt von einem Kichern. Dann wanderte der Blick der beiden auf den Monitor. "Hmmm ein Schiff der EUA-Marine. Das bedeutet...genau. Das andere hat eine gelöschte Schiffssignatur. Vermutlich ein Piratenschiff. Aber sie entfernen sich von uns,wir haben also nichts zu befürchten." Hinter ihm hörte er ein Seufzen. "Ich hatte gehofft die Überfahrt würde aufregender werden. Aber wir haben schon die halbe Strecke geschafft und wurden noch nicht einmal von einem Wyldkraken angegriffen oder so." Der Hai ließ die Scandaten in den Hintergrund wandern und öffnete wieder die Meereskarten des Gebietes und die Kursdaten. "Und das ist auch gut so. Man hat als Seesöldner so viel Dreck an der Schwanzflosse, dass du dir nicht auch noch welchen suchen musst." "Aber in den Büchern seid ihr die unerschrockenen Kämpfer der Tiefsee. Jeden Tag schaltet ihr Konkurrenten aus und kämpft gegen die Monstren der Tiefsee!" "In der Hinsicht muss ich dich leider enttäuschen. Die Routen, die wir am liebsten befahren sind nicht aufrege..." Das Ende seines Satzes ging in einem lauten, elektrischen Kreischen unter. Die Beleuchtung drehte innerhalb weniger Momente auf 'sonnenhell' dann verlosch sie und sämtliche Elektronik dazu. Der Motor ging aus und das Schiff bewegte sich in einer steilen Kurve bugvoran Richtung Meeresgrund. "Was zum Teufel war...?", rief Chips als sie von einem lauten Krachen und einer heftigen Erschüttern durchgeschüttelt wurde. "...das?" "Ich glaube..." Arran stöhnte leise vor Schmerz auf. "Ich glaube das war eine EMP-Mine. Die benutzen..." Kurz atmete er durch. "...Piraten um Schiffe lahmzulegen ohne sie zu sehr zu beschädigen." "Und was machen wir jetzt?" Langsam erhob sich die Katze wieder, versuchte in der Dunkelheit irgendetwas zu erkennen. "Nun ja... Mit etwas Glück ist kein Teil bleibend beschädigt, so dass wir es in kurzer Zeit wieder ans laufen kriegen könnten. Meine Irontail hatte für so etwas einen geschützten Ersatzschaltkreis...verdammte unüberarbeitete Zivilschiffe." Frustriert schlug er gegen die Amaturen. Plötzlich durchschnitt eine Lichtlanze die Finsternis und tastete erst die Decke und dann Arran ab. "Hey, nimm dieses verdammte Ding aus meinem Gesicht." "Beleidige bloß nicht Maggie die Maglite! Sie kommt zwar selten zum Einsatz aber hier würde nichtmal eine Fledermaus was sehen!" "Fledermäuse können auch nicht im dunkeln sehen, aber zurück zum Thema. Kennst du dich mit Elektronik aus?" "Öhm...", Chips kratzte sich am Kopf und legte die Taschenlampe auf das Amaturenbrett damit das Licht möglichst viel des Bootes beleuchtete. "Ich hab mal so ein bisschen was mit Stromkabeln und so rumgebastelt...aber ansonsten...Nö." "Na toll." Er nahm einen tiefen Atemzug. "Wir sitzen also im dunkeln..." "Halbdunkeln!" korrigiere die Katze ihn. "Im halbdunkeln, haben keinen anständigen Elektriker an Bord, befinden uns auf dem Meeresgrund mitten im Meer und werden von Sonaren zwar erkannt aber wer denkt schon das ein verdammter Haufen Metall am Meeresgrund noch lebendige Wesen beinhaltet?" Im Laufe des Satzes wurde er immer lauter immer schneller und immer panischer, bis er zum Schluss fast anfing zu Hyperventilieren. "Ich bin doch keine Sardine!" "Ganz rrrruhig mein fischiger Freund." Sie tätschelte ihm vorsichtig den Kopf. "Du setzt dich jetzt irgendwo in Ruhe hin und denkst an dein Bettchen zu Hause, während Miss Chipsy die Bootsflüsterin sich mal unseren Patienten ansieht. In Ordnung?" "In...Ordnung." Er beruhigte sich wirklich wieder, wenn auch nur ein bischen. "Dann ist ja gut." Sie kniete sich in den Hohlraum unter den Konsolen und hebelte die Verkleidung heraus, bevor sie anfing sich die Kabel genauer anzusehen um zu überprüfen, ob etwas durchgebrannt war. Arran unterdessen setzte sich hin und schloss die Augen. Er hatte kein Problem mit engen Räumen. Nur mit dunklen, engen Räumen in denen es kaum eine Möglichkeit gab wieder lebendig heraus zu kommen hatte er so seine Probleme. "Also die Verkabelung ist in Ordnung, ich versuch mal einen Systemneustart." Chips kam wieder aus dem Hohlraum hervor und setzte sich auf den Stuhl. "Und wenn das nicht funktioniert werde ich mich einfach von dir ernähren bis Rettung einkehrt. Damit spare ich Nahrungsmittel und einen Mitesser." "Mach dich nicht lächerlich. Wir haben noch eine Woche lang Nahrungsmittel an Bord. Und das Zeug hier ist vermutlich besser als alles was du jemals gegessen hast." Sie drehte den Zündschlüssel und hoffte auf das Beste. Zögernd flackerten die Lampen und gingen dann eine nach der anderen an. Auch die Monitore und Anzeigen erwachten langsam zu neuem Leben und strahlten ihr beruhigendes Licht ab. "Uff. Noch einmal gut gegangen." Murmelte Arran. Chips zog die Augenbrauen zusammen und überflog den Systemcheck, der einem Neustart des Systems immer folgte. "Fischi, wir haben ein Problem." "Was den jetzt schon wieder? Ich hab so langsam das Gefühl, U-Boote hassen mich im generellen." "Eine der Benzinleitungen ist gerissen. Kannst du das eben kurz flicken gehen?" "Klar, solange wir dann nur endlich von hier weg kommen. Ich hab keine Lust Algen anzusetzen." Arran drehte sich um und ging den Korridor hinab Richtung Heck, wo sich die Wartungsluke samt Reparaturkoffer befinden müsste. Er brauchte nicht lange um sie zu finden, öffnete sie und kroch in den engen, dämmrig beleuchteten Schacht. Er stellte das Funkgerät, welches sich im Inneren des Schachtes befand an, dann fragte er: "Okay, wo genau ist das und warum zum Teufel ist das Licht hier so scheiße schwach?" Knisternd folgte die Antwort von Chips: "Im Mittelteil, dürftest es eigentlich nicht verfehlen können. Ich glaube die Elektronik hat doch so ein paar Macken dank der Mine. Aber du müsstest doch auch ganz gut im Dunkeln sehen können." "Ja, nur trotzdem hasse ich schummriges Licht. Wartungsteam Ende." Er kletterte weiter hinein und robbte sich durch den Schacht. Sehr bald fing es an nach Benzin zu stinken, allerdings wurde der Schacht immer enger. "Das kann doch nicht von der Werft so geplant worden sein! Verdammtes Drecksteil!" Fluchte er. Ein paar Zentimeter weiter gab es kein Weiterkommen und die Wand sah auch ziemlich eingedellt aus. An einer Stelle tropfte es sogar leicht. Er klebte die Stelle schnell mit einem speziellen Flicken ab, dann machte er sich auf den Rückweg. Chips machte in der Zwischenzeit einen ausführlichen Systemcheck, schaltete dann wieder das Funkgerät an. "Arran? Ich glaube wir haben eine Delle in der Außenwand. Unglücklicherweise direkt an dem Wartungsschacht." "Ich weiß." Ertönte seine Stimme direkt hinter ihr. Ihr Fell sträubte sich und sie schrie fast auf, konnte es aber abwürgen, so dass es eher danach klang als würde man versuchen sie zu erwürgen. "Arran! Du darfst dich doch nicht gleich so anschleichen!" "Hab ich doch gar nicht." Knurrte er missmutig. "Das heißt wir können es im Grunde ch vergessen. Wir werden hier einsam und allein sterben, außer natürlich irgendwann kommt vielleicht mal ein Schiff unsere Route entlang, so dass wir einen Notruf absetzen können. Wir haben nicht genügend Stromstärke für einen Funkspruch der bis zur Schmiede oder zur Euratopia reicht." "Oder...", gab sie mit einem aufmunternden Lächeln zurück. "...du könntest mal nach da draußen herausklettern und mal schauen, dass du an die äußere Wartungklappe kommst." "Das...klingt nach einer Idee. Wenn da nicht das Problem wäre, dass ich damit den Kompletten Wartungsbreich fluten würde." "Dann schweißen wir halt die Wartungsluke zu!" "Du bist...wahnsinnig." "Genie und Wahnsinn liegen nah beieinander!" "Touché" ---27. August 2089, Gemeinschaftshafen Klein-Irland/Klein-Britannien, Biosphäre Euratopia--- "Mr MacPurrson? Die Pink Tuna ist jetzt auslauffertig. Sie können sofort an Bord gehen." "Gut. Miles? Sie haben hoffentlich alles gepackt und drei mal überprüft. Wir werden eine gute Weile nicht mehr zurückkehren. Jedenfalls so lange bis wir dieses verdammte Gör gefunden haben. Crispy? Du bist so lange der Familienvorstand. Wenn irgendetwas sein sollte frag einfach Mr Greenstein." "Aber Papa, ich habe in wenigen Wochen Abschlussprüfungen." "Keine Widerrede. Niemand sonst hat so ein gutes Näschen für das Kind wie ich. Außerdem will ich der erste sein, der ihr den Kopf wäscht." "Master? Denkt ihr wirklich, dass es so gut für ihre Reputation ist in einem Boot zu reisen, welches...nunja." "Spucken sie es schon aus Miles." "In einem Schiff das ... rosa ist ?" "Ich weiß Miles, aber uns bleibt keine andere Wahl, die Paradise hat dieser kleine Langfinger ja mitgenommen!" "Nun ja, Tuna ahoi würde ich dann sagen, wenn sie mir diese Umgangssprache erlauben." "Ja...Tuna ahoi..." ---27. August 2089, Hauptquartier der Tidenwacht: Bezirk West, Biosphäre Euratopia--- "Also gut. Wir haben endlich herausgefunden wer sie sind. Sie haben es uns wahrlich nicht leichtgemacht, Azila Fathi." "Und mit wem habe ich es hier zu tun?" "Wachtkommissarin Ledoux, vielleicht haben Sie bei einem ihrer Verbrecherfreunde schon einmal von mir gehört." "Nein. Noch nie. So wichtig sind Sie dann wohl doch nicht." "Na warte!" "Autsch! Oh, spielen wir jetzt den bösen Bullen ? Wie niedlich." "Zu schade, dass der gute Bulle heute frei hat. Spucks aus, was wollte dieser Cheshire mit einer so großen Menge an Sprengstoff ? Ich bin mir sicher, dass du mich aufklären kannst." "Er wollte es nicht kaufen, es war die Bezahlung." "Für was?" "Als ob ich das einer kleinen miesen Ratte erzählen würde." "Was solls, ich hab Zeit. Und frisch polierte Stiefel..." Hosted by Animexx e.V. 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