Like I'm fearful that my choices are all wrong. von Mikage-chan ((Yukio x Rin)) ================================================================================ Kapitel 1: OS ------------- "Nii-san!" schallte der Schrei über das Kampffeld hinweg und erreichte zwar die Ohren des angesprochenen, jedoch nicht sein Herz. Dabei hatte er doch einen ausgeprägten Hörsinn. Innerhalb von fünf Meter Entfernung vernahmen sie die leisen rasselnden Atemzüge des Dämons, welchen er niedergestreckt hatte. Jeder Schritt, den er auf den halbtoten zuging, schmerzte. Die vorherigen Kampfspuren waren noch nicht ganz verheilt, obwohl seine Verletzungen in einem zügigen Tempo verheilen konnten. Mit der jetzigen dämonischen Power, konnte ihm so schnell keiner ein Haar krümmen. Vor dem leicht bebenden Leib kam er zum stehen. Er erblickte sich selbst in den großen Augen des Wolf-Biestes. Er störte sich nicht an den verwilderten Anblick seiner selbst und noch weniger an den blauen Flammen, die ihn umgaben.Sein einziger Gedanke den er besaß, war Kurikara in den Körper zu stoßen und ihm somit den letzten Lebenshauch zu entreißen. Geräuschvoll stöhnte es auf, als der Jüngling Satans sein Schwert durchs Fleisch bohrte. Eine angenehme Stille machte sich breit, die nicht lange an zu halten schien. „Nii-san!“ Yukio versuchte weiter zu ihm durch zu dringen und hatte mittlerweile sich ihm soweit genähert, dass sie sich nun gegenüber standen. „Komm endlich wieder zur Besinnung!“ herrschte er ihn an. Doch die Worte prallten einfach an ihm ab. „Du willst dich mir in den Weg stellen?“ „Lass dich nicht beherrschen!“ zielstrebig ging er auf ihn zu. Wie immer war er gefasst und von einer gewissen Ruhe umgeben. Rin hörte jemanden aus der Ferne rufen, sein jetziger Verstand war nicht in der Lage Freund von Feind zu unterscheiden. Jeder der ihm in die Quere kam, musste in die Schranken verwiesen werden. „Okumura! Du bist echt jämmerlich, so einfach die kontr...“ der Rest des Satzes blieb Bon im Halse stecken, als der Teufel in Menschengestalt in seine Richtung hechtete, um ihn aus den weg zu räumen. Das war die Gunst der Stunde, die sich der Braunhaarige nicht entgehen ließ. Yukio überwältigte seinen Bruder mit einem Sprung, der ihn zu Fall brachte. Mit seinem ganzen Gewicht drückte er ihn ins weiche Gras, sodass ihm nichts anderes übrig blieb, als am Boden liegen zu bleiben. „Nii-san... Komm zu dir, er ist dein Freund! Du willst do...“ erschrocken fand er sich binnen von Sekunden unter Rin wieder. Mit so einem schnellen Rollentausch hatte er nicht gerechnet. Eine Faust nach der anderen landete in seinem Gesicht einen Treffer. Bei jedem anderen hätte er bereits den Lauf seiner Waffe auf seinen Angreifer gerichtet. Doch in diesem Fall konnte er es einfach nicht, lieber versuchte er ihn mit Worten zu erreichen. „RIN!!!“ Kurz regte sich etwas in seinem Gesicht und ein weiterer schlag blieb aus. Yukio blinzelte unter Schmerzen auf und las Verwirrung im Gesicht seines Bruders heraus. Innerlich schien er dagegen an zu kämpfen, um die Kontrolle wieder über sich zurück zu gelangen. Er tat das einzig vernünftige, um ihn zu beruhigen. Er erhob sich leicht vom Boden, packte ihn im Nacken um ihn herunter zu ziehen und drückte ihn an sich, sodass dessen Kopf auf seinen Oberkörper lag. Erschöpft ließ er sich mit seinem Bruder ins Gras fallen. „Der Dämon ist tot. Alles ist in Ordnung...“ redete er sanft auf ihn ein. Der letzte widerstand war gebrochen, langsam überkam Rin eine angenehme Ruhe. Satans Flammen hatten sich in Luft aufgelöst, es wirkte gerade so, als wäre nie etwas gewesen. Eine angenehme Wärme verspürte er durch seine Kleidung. Er fuhr über den Kopf des älteren, während er sich aufsetzte. „Alles in Ordnung?“ fragte Bon, der zu ihnen geeilt war und besorgt die Zwillinge musterte. Nur langsam realisierte er, dass Rins Kopf ein wenig zu warm war. „Er fühlt sich ziemlich heiß an.“ seine Hand verweilte an seiner heißen Stirn. „Dämonen bekommen Fieber?“ Skepsis lag in seiner Stimme. Yukio nickte kaum merklich. „Es ist eine Art dämonisches Fieber. Es schwächt lediglich den Körper und führt zu hohen Temperaturen, die für Menschen den Tot bedeuten würden.“ seufzend schulterte er sich mit Bon, den leblosen Körper. Beide begaben sich auf den Rückweg. „Also war er so geschwächt durch diesen kritischen Zustand seines Körpers, dass er die Kontrolle verloren hatte...“ stellte sein Schüler feste. „Wird er wieder gesund?“ besorgt warf er einen Blick auf Rin, der immer noch nicht bei Bewusstsein war. „Natürlich!“ lächelte er zufrieden. „In zwei, drei Tagen wird das Dämonenblut den Virus besiegt haben!“ … „Hrm...“ etwas verschlafen erhob der Dunkelhaarige seinen Kopf und gähnte herzhaft, während er verschlafen durch das Dunkle Zimmer blinzelte. Yukio seufzte im Schlaf seelenruhig auf einem Stuhl, welcher sich direkt an seinem Bett befand. Wenn Rin den Kalender richtig deuten konnte, waren drei Tage vergangen und gerade eben musste es wohl früh am Morgen sein. Nur ungern rief er sich in Erinnerung was geschehen war. Yukio hatte versucht ihn auf zuhalten, er hatte vor Bon zu attackieren und zu guter Letzt durfte sein Bruder dafür Schläge einstecken. Nach einer intensiven Bemusterung erkannte er erleichtert, dass fast alles abgeheilt war in seinem Gesicht. Leichtfüßig hatte Rin das Bett verlassen, doch ehe er sich in Bewegung setzten konnte, hielt ihn eine Stimme zurück. „Wie geht es dir?“ verschlafen setzte Yukio seine Brille zurecht. „Gut und deinem Gesicht anscheinend auch...“ kommentierte er wehmütig und heftete seinen Blick auf den Boden. „Wieso hast du es mir verheimlicht?“ „Hä?“ er wandte sich seinem immer noch sitzenden Bruder zu. „Dass es dir nicht gut ging!“ „...“ ertappt schwieg er. Yukio erhob sich vom Stuhl und richtete sich zu seiner vollen Größe auf. „Hätte ich das gewusst, hätte ich dich nicht in den Kampf geschickt. Es war riskant gewesen!“ seine Tonlage hatte die eines Vaters, bestimmend aber sehr ruhig und aufgeklärt. Und leicht gereizt von der Unvernunft des anderen. „Der Dämon ist doch tot...“ „Und fast hätte es auch das Leben eines Freundes gekostet, wenn ich dich nicht aufgehalten hätte.“ sagte er etwas lauter als gewollt. Yukio räusperte sich und versuchte einen sanfteren Ton an den Tag zu legen. Wenn er eines mit Sicherheit wusste, war es die Tatsache, dass Rin nie die Absicht hätte, jemanden zu Schaden, der ihm wichtig war. „Gomen...“ der Braunhaarige wuschelte durch das ohnehin schon zerzauste schwarze Haar. „Ich dachte, wir haben keine Geheimnisse voreinander?“ „Es war nichts... großes dachte ich...“ immer mehr fühlte er sich in die Ecke gedrängt. Warum musste sein Bruder eine so große Sache daraus machen. „BITTE?“ „Ich will dich nicht ständig aufsuchen, nur um dich von jedem Leid zu unterrichten!“ „RIN!“ Erschrocken über seinen richtigen Namen und als hätte ihn der Blitz getroffen, stolperte er zwei Schritte zurück. Eigentlich nannte er ihn nie beim Namen, umso erschreckender war es, wenn er davon Gebrauch machte. „Hab's verstanden...“ murmelte er betroffen und ging zur Tür. „Wohin gehst du?“ betretenes Schweigen machte sich breit. „Schon wieder eines deiner Geheimnisse?“ „Nein, ich gehe raus. Mehr nicht.“ „Du solltest dich heute noch ausruhen...“ so langsam fühlte er sich immer mehr seiner Freiheit beraubt. Durfte er nichts mehr tun, ohne seinen Bruder davon in Kenntnis zu setzen, weil er eine Gefahr darstellte? Yukio stellte sich demonstrativ vor die Tür. Wieso musste er so engstirnig und rechthaberisch sein. „Ich bin in Ordnung. Geh bitte zur Seite.“ „Nein.“ „Geh. Zur. Seite.“ in Sekundenschnelle loderten blaue Flammen auf. Doch etwas hatte ihn direkt gebremst. Ein Schmerz durchfuhr seine rechte Wange und brachte Rin zur Besinnung. Noch immer hatte Yukio die Hand erhoben, sodass der ältere Zwilling nun realisierte was passiert war. Verletzt dreinschauend, hielt er sich die leicht gerötete Wange. Mit leichter Gewalt schob er den vor Schock gelähmten Braunhaarigen zur Seite und verschwand durch die Tür. Noch nie zuvor hatte er es gewagt ihn zu Ohrfeigen. Eine Tatsache, die ihm schwer zu schaffen machte. Die Tage zogen sich lange hin, doch Rin gelang es Yukio so gut es ging aus dem Weg zu gehen. Täglich fand er Unterschlupf woanders, dank der Ferien fand keine Schule statt. Somit schwänzte er keinen Unterricht, hatte genügend Zimmer zur Auswahl, die er sich zu eigen machen konnte und konnte durch die wenigen Schüler unbemerkt um seinen Bruder herum schleichen. Wenn ihn niemand sah, konnte keiner seinen Aufenthaltsort verraten. Die Tage der Freiheit, genoss er aus vollsten Zügen. Nichts desto trotz, hatte er die Zeit dazu genutzt, sich Gedanken darum zu machen, was falsch gelaufen war. Vielleicht hätte er etwas besser machen können. Es war gut möglich, dass er seiner Genesung den Vortritt hätte lassen müssen. Yukio hatte jedoch dafür gesorgt, dass es nicht länger aus zu halten war. Es war noch nicht Mals mehr so schlimm, dass er ihn geschlagen hatte. Viel mehr war es der Kontrollzwang, der ihn dazu bewegt hatte, gehen zu müssen. Und die Tatsache, dass er zu gefährlich zu sein schien. Mit schweren Schritten, näherte er sich seinem Lieblingsplatz. Schon immer waren ruhige Plätze am Besten, um über Dinge nach zu denken. Ein sanftes Lächeln zeigte sich in der Dunkelheit auf seinen Lippen. Ein kleiner Spielplatz, mit ein paar Spielgeräten und zwei Schaukeln, die gut in Schuss gehalten wurden. Tagsüber hielten sich immer ein paar Kinder hier auf. Doch des Nachts waren sie alle zu Bett gegangen, um für den nächsten Tag wieder ausgeruht zu sein. Während die Wolken den Mond freigaben, ließ sich der ältere Okumura-Zwilling auf der Schaukel nieder. Es gab Nächte, an denen man Massen an Sterne zu Gesicht bekam und das ein oder andere Sternbilder erkennen konnte. Und dann gab Nächte, die nicht hätten finsterer sein können. Die meisten der kleinen leuchtenden Punkte versteckten sich hinter schwarzen Wolken. Eine nahe gelegene Straßenlaterne und der sanfte Mondschein, konnten immerhin ein paar Umrisse hervorheben, damit man überhaupt etwas erkennen konnte. Bis auf die sachten Bewegungen der Schaukel, auf der Rin saß, wirkte die Gegend wie ausgestorben. Unerwartet fuhr er zusammen, als ihm etwas in den Sinn kam, dessen Ursprung schon ein paar Jahre zurücklag. Er erblickte sich und seinen jüngeren Bruder im zarten Alter von sieben Jahren, die kleinen Finger miteinander eingeharkt und strahlende Gesichter. Eindeutig noch zu einem früheren und unkomplizierterem Zeitpunkt, der heute undenkbar war. Angestrengt dachte er ein paar Minuten darüber nach, um diese Erinnerung nochmal Revue passieren zu lassen... Ein Klopfen durchbrach immer wieder die Stille des frühen Abends, während eine aufgeregte Stimme einfach keine Ruhe gab. „Nii-san!“ rief er erneut, doch die Tür blieb einfach verschlossen.Was auch immer war, Rin wollte nicht mit ihm darüber sprechen, dabei war dieser schon die letzten Tage so bedrückt. Täglich diese tief traurigen großen blauen Augen. Zwischendurch hatte er noch versucht so gut es ging ein Lächeln zustande zu bringen, doch selbst das gelang ihm heute nicht. Yukio wollte den Grund wissen; vielleicht konnte er ihm ja helfen. Die Angst wurde immer größer und Tränen flossen ununterbrochen über seine Wangen, die Stimme immer weinerlicher. „Ich mach mir doch nur Sorgen!“ Die Tür klickte und öffnete sich einen Spalt breit. Die beiden Jungen konnten sich von Angesicht zu Angesicht gegenüberstehen. Selbst das Gesicht des Älteren war leicht von Tränen benetzt. „Ich sehe doch, dass es dir nicht gut geht...“ seufzend nahm Yukio Rins Hand und drückte sie sanft und Trost spendend. „Du hast geweint...“ murmelte er besorgt. „Hab ich gar nicht...“ „Doch du hast ganz rote Augen!“ mit einem Zeigefinger zeigte er auf sein verdutztes Gesicht. Beschämt wandte sich der Schwarzhaarige dem Boden lieber zu. „Ich bin ein Monster!“ Yukio kicherte, als er das sagte. „Doch nicht wegen deinen roten...“ sein verletzte Blick ließ ihn sofort verstummen . Tränen rollten über Rins Wangen. Sofort wurde ihm klar, dass er es ernst meinte. Der Braunhaarige schluckte den Kloß in seinem Hals herunter, ehe er leise seine Stimme erhob: „Wer...?“ „Alle sagen das...“ bestürzt zog er seine Hände zurück und legte sie schützend über seine Augenlider. „Alle anderen!“ Von dem sonst so taffen, coolen Bruder, der einst immer ihn tröstete, der ihn immer beschützte und auf ihn aufpasste, war keine Spur mehr zu sehen. „Die sind blöd!“ zischte der jüngere verärgert und stampfte demonstrativ auf dem Boden auf. „Und du bist auch blöd!“ Es brauchte ein paar Sekunden, bis die Worte Wirkung zeigten. Verärgert ließ er seine Hände sinken. Fassungslos starrte er ihn an, er suchte nach Worten. Was hatte er da gerade gesagt? „Hä?“ Yukio wiederholte seine Aussage ohne zu zögern: „Du bist blöd!“ „Ich hab doch gar nichts gemacht...!“ Zur Bestätigung nickte sein gegenüber kräftig. Verwirrtes schweigen legte sich. „Das... versteh ich nicht...“ Rin starrte Yukios Finger an, den er erhob und gegen ihn kräftig drückte, immer und immer wieder, bevor er jedoch anfangen konnte ihn aus zu schimpfen, musste er sich selbst in seinem tun unterbrechen. Vor Schreck war Rin mit geweiteten Augen zurück gestolpert, konnte jedoch sein Gleichgewicht nicht wieder finden und drohte zu fallen. „Nii.san!“schützend stürzte er sich auf ihn, hatte seine Arme um ihn geschlungen, sodass weder Rin noch ihm etwas geschehen war. Beide setzten sich langsam auf, als sie blinzelnd festgestellt hatten, dass alles gut gegangen war. Bevor der Ältere etwas sagen konnte, um vom Thema ab zu lenken, fuhr Yukio fort. „Wieso hast du mir verheimlicht, dass du traurig bist? Ich sehe doch, dass es dir nicht gut geht. Aber du hast mir nichts gesagt...“ Tränen brannten erneut in seinen Augen, doch tapfer kämpfte der kleine Okumura dagegen an. „Versprich mir, dass du nie wieder ein Geheimnis vor mir hast!“ Yukio erhob einen kleinen Finger und hielt ihn auf Augenhöhe hoch. Zögerlich starrte er seinen sturen Bruder an und dann den leicht gekrümmten Finger, der nur darauf wartete, dass sich sein kleiner Finger einharkte. „Wenn du dein versprechen brichst, mag ich dich nicht mehr!“ Es gäbe nichts schlimmeres, als die Tatsache, dass Yukio ihn hassen könnte. Er war doch sein täglicher Spielkamerad und zudem noch eine sehr wichtige Person. Trotz dieser Bedingung harkte der ältere Zwilling ein. „Versprochen...“ als er Yukios sanftes lächeln sah, musste er automatisch grinsen. Binnen von Sekunden fand sich Rin erneut auf dem Boden wieder, diesmal war der Grund Yukio, der vor Erleichterung ihn in eine herzliche, aber stürmische Umarmung gezogen hatte. So sehr er es versuchte, er schaffte es nicht sich auf zu setzen. Sanft lächelnd schloss er seine Lider und genoss die Wärme seines Bruders. Yukio nuschelte unverständliche Worte gegen Rins Kleidung. Seine Verstand driftete ab, sein Atem wurde ruhiger und ganz allmählich schlief er friedlich ein. Eine seichte Brise holte Rin wieder in die Realität zurück. Das Rascheln der Blätter wurde begleitet von leisen Schritten die immer klarer zu vernehmen waren. Sein Kopf erhob sich und augenblicklich zuckte er unwillkürlich zusammen. „Yukio...“ murmelte er leise und ehrfürchtig. Er setzte die Füße auf den Boden und beendete die sachten Bewegungen der schwingenden Schaukel. „Uhm...“ unsicher kratzte er sich mit dem Finger an der Wange „Es tut mir Leid!“ erklangen ihre Stimmen im Chor. Verdutzt sahen sie sich beide direkt an, ehe sie Zeitgleich sanft lächelten. Eigentlich trennten die beiden nur ein paar Minuten voneinander und doch konnten sie nicht verschiedener sein. Yukio war größer, ruhiger und aufgeklärter, obwohl er der jüngere war. Rin hingegen war kleiner, aufbrausend und öfter alles andere als erwachsen und gewissenhaft. Trotz dieser immensen Unterschiede und die dadurch entstehenden Streitigkeiten, war ihnen klar dass sie aufeinander angewiesen waren. Der eine passte auf den anderen auf und umgekehrt war es dasselbe. Auch wenn Rin es ungern zugab, die Tage in denen sie getrennt waren, hatte er sehr unruhig verbracht. Yukio war sein ruhiger Pol, seine Anwesenheit bot ihm Schutz vor alles und jedem. Doch dieser wirkte gerade einfach nur erschöpft, aber froh darüber endlich seinen Bruder wieder zu Gesicht zu bekommen. Nach einer Schweigeminute, begann er als erstes zu sprechen: „Ich... erinnere mich an das Versprechen.“ „Und ich erinnere mich an meines.“ Die Verwirrung stand dem Älteren ins Gesicht geschrieben. „Ich schwor mir selbst, dass ich dich beschütze.“ Er trat ihm gegenüber, blickte zu ihm herunter und legte eine Hand an die Wange, die er geschlagen hatte. Peinlich berührt, stemmte er sich gegen seine Brust und drückte ihn zurück. „Du bist peinlich!“ Lächelnd nickte er, trottete zur anderen Schaukel herüber und ließ sich auf dieser nieder und warf den Kopf im Nacken. Seine Aufmerksamkeit galt dem Himmel und dem halb verdeckten leuchtenden Himmelskörper. Die letzten Strahlen verschwanden und wurden einfach von dichten Wolken verschluckt. Seine Nackenhaare begannen sich auf zu stellen, als ein paar Tropfen auf seinen Hals nieder rieselten. Er drückte sich mit seinen Füßen nach vorne und wieder nach hinten. Als sein Nebenmann anfing zu sprechen, wandte er sich ihm wieder ganz zu. „Ich... werde nie wieder mein Versprechen brechen.“ noch immer beschäftigte er sich mit diesen Gedanken. „Ich glaube dir!“ erwiderte er, jede Silbe klang ehrlich und ohne jeden Zweifel. „Hasst du mich jetzt?“ beleidigt schaute er ihn an. Eigentlich kannte er die Antwort, aber die Gewissheit zu haben, war einfach beruhigender. Sanft lachte Yukio auf. „Bin ich so leicht zu durchschauen?“ „Ganz im ernst!“ pikiert biss er sich auf die Lippen. Und sah dabei aus, wie ein durchnässter Kater. Dieser Vergleich war mehr als nur passend. Mittlerweile nieselte es stärker, doch keiner machte Anstalten nach Hause zu gehen, oder einen Unterschlupf auf zu suchen. „Natürlich nicht.“ „Wirklich, wirklich?“ erklang Rins Stimme heiter und aufgeregt. Alle Angst und Abgespanntheit war verschwunden. Endlich hatte er Gewissheit, dass dieser kleine Konflikt total banal war. Nach einer Mütze voll Schlaf, würde keiner der beiden auch noch einen Gedanken daran verschwenden. Doch statt einer Antwort, folgte betretenes Schweigen. Vergnügt musterte er seinen Bruder, dessen Schopf leicht gesenkt war, als würde er mit sich selbst kämpfen und sich den Kopf zermartern über irgendetwas. „Yukio?“ reglos starrte er ihn irritiert an. Seine Augen suchten die nahe Umgebung ab, doch nichts deutete daraufhin, dass sie sich in Gefahr befanden. Also was war hier los? „Oi!“ Er streckte eine Hand zaghaft aus, um ihn an der Schulter zu berühren, als mit einem Ruck an der Kette seiner Schaukel gezogen wurde. Eine leicht kühle Hand, hatte ihm am Nacken gepackt und ein warmer Atem streifte sein Gesicht. All das vernahm er nur sehr schwach. Seine eigentliche Aufmerksamkeit galt ganz Yukios Lippen, die sanft seine in Beschlag genommen hatten. Rin wich erschrocken zurück, sein Gesicht wurde zunehmend heißer. „Wirklich!“ noch immer hatte er den kühlen Stahl in seiner Hand und verhinderte geschickt, dass der Abstand zwischen ihnen nicht zu groß wurde. „Sehr sogar...“ hauchte er betroffen. „A-Aber...“ verstört verhaspelte er sich an seinen eigenen Worten. „... Brüder.“ stieß er hervor, der Rest war undeutlich über seine Lippen gekommen. „Ich weiß. Es ist abartig; … ich bin abartig.“ er war eine Schande für seine Familie. Wie konnte man etwas erklären, was niemand verstehen würde. Jeder würde nur das in ihn sehen, was er sehen wollte! Jemanden, der seinen Bruder auf unübliche Weise begehrte. Es war unverzeihlich und abstoßend, so was würde niemand akzeptieren. Er war Abschaum! Yukio war sich dessen Bewusst; hatte versucht dagegen an zu kämpfen und von Anfang an verloren. Er bekämpfte Dämonen.Wenn es sein musste, dann auch Menschen. Aber seinen eigenen Gefühlen konnte man nicht den Krieg erklären. Immer und immer wieder würde er ihnen unterliegen und sich dann auch noch von ihnen beherrschen lassen, egal mit welcher Kraft er sich versuchte dagegen auf zu wehren: Er würde verlieren! Gegen so eine gewaltige Kraft kam niemand an. „Nein... bist du nicht.“ so würde er nie von ihm denken. Sein Bruder war ein Idiot. Ein ziemlicher Streber und ein verdammt guter Bruder. Aber er war nicht abartig, sondern Bewundernswert und ziemlich mutig. „Ist schon okay... Ich weiß, dass es so ist.“ lächelte er gekünstelt. „Nein...“ „Doch, vergiss es einfach.“ Es war ein Fehler sich von dieser Sehnsucht beherrschen zu lassen, die er nach seiner nähe hatte. Die Tage, in denen er ihn nicht sehen konnte, erschwerten es ihm noch viel mehr, sich zusammen zu reißen. „Nein, verdammt!“ wütend packte er den Braunhaarigen am Kragen. Zähneknirschend schüttelte er ihn. „Hör auf so von dir zu reden.“ „Nii-san...“ beherrscht seufzte er. „Lass mich bitte los. Sonst...“ betreten schaute er weg. „Sonst was...?“ „Kann ich mich nicht beherrschen.“ ihre Gesichter waren sich so verdammt nah! „Ist mir gerade ziemlich egal. Du solltest dich mal hören!“ dabei hatte er in den vergangenen Monaten feststellen müssen, dass er mittlerweile zu ihm aufsah. Yukio war zu seinem Vorbild geworden. Der weinerliche Junge von damals, den er beschützen musste, existierte nicht mehr. Er hatte ihn mit den Jahren überholt und diesen Part übernommen. Und dafür bewunderte er ihn! „Du bi...“ ein flüchtiger Kuss brachte ihn zum schweigen. „Baka...“ murrte er zwischen einem weiteren Kuss. „Verdam...“ unterbrachen Yukios Lippen ihn erneut. Rin spürte erneut einen sanften Sonnenbrand im Gesicht. Er versuchte mit abgehackten Worten, seinen Bruder davon zu überzeugen, dass er ein wirklich guter und liebevoller Bruder war. Dank der vereinzelten Schmetterlings küsse, gab er es irgendwann schließlich ganz auf. Yukio hatte ihn ganz in seiner Gewalt. Er hatte nicht mal viel Kraft dafür angewandt. Er hatte ihn einfach so in seinen Bann gezogen. Ertappt schnaufte der Ältere Okumura auf. „Nii-san... daisuki!“ hauchte er gegen seine Lippen, ohne sie zu berühren. Er lockerte langsam den Griff um dieKette, die er einfach nicht losgelassen hatte. Der Abstand war wieder größer geworden und mit diesem spürte er umso mehr die kühle Nacht. Der Regen hatte gut dazu beigetragen, dass die Temperaturen sich so abgekühlt haben, die durchnässten Sachen hielten sie beide auch nicht mehr wirklich warm. Bis gerade eben hatten sie sich gegenseitig Wärme gespendet. „Hast du mir nicht etwas zu sagen...?“ ein warmes Lächeln breitete sich auf seinem durchnässten Gesicht aus. Rin zunehmend dunkler werdendes Gesicht, stach trotz des spärlichen Lichts, immer noch sehr hervor. „Nii-san...“ Schweigen machte sich breit. „Nii-san~“ bohrte er weiter. Sanft und fordernder rief er ihn immer wieder. Ein leises Knurren war zu vernehmen. „Nii-san...“ „Ist ja schon gut... ich habs verstanden!“ kam es kurz angebunden von ihm. Binnen von Sekunden, war er aufgestanden. Er beugte sich herunter zum jüngeren, starrte ihn mit beleidigter Miene an, während Yukio ganz unschuldig vor sich hin lächelte. Flüchtig küsste er ihn auf die Wange, wandte sich ab und ging zügig voraus. „Lass uns gehen...“ murrte er laut genug, dass der zurückgebliebene es hören konnte. Während er mit triefend nassen Sachen durch die Wasserpfützen stapfte, versuchte Rin sein wild schlagendes Herz einfach nicht weiter zu beachten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)