Digimon Battle Generation von Alaiya ([Digimon Tamers] Wenn Welten kollidieren) ================================================================================ Episode 05: Verharren --------------------- Ja, es ist Dienstag, aber da ich heute wegmuss und bis Sonntag nur einmal kurz zu Hause sein werde, lade ich das neue Kapitel heute schon hoch :) Dieses mal ist es ein eher ruhigeres Kapitel, auch wenn ich natürlich nicht ganz auf Kämpfe verzichte. Ich hoffe es gefällt euch! ⌊ • • • • • • • • ⌉ Episode 05: Verharren Vor zehn Jahren, als ich Renamon traf, war ich wohl selbst nicht gerade ein vorbildlicher Tamer. Ich habe nicht verstanden, was es heißt einen Partner zu haben, wollte nicht verstehen, dass sich die Regeln der Welten voneinander unterschieden. Das einzige, woran ich damals dachte war stärker zu werden. Ich wollte der stärkste Tamer sein. Und hätte es damals ein solches Turnier gegeben, ich hätte wohl nicht zwei Mal nachgedacht um teilzunehmen. Also denke ich, dass ich jene Kinder verstehe. Und doch... Ich möchte sie aufhalten. Ich möchte die Situation ändern, damit es möglich wird für Menschen und Digimon friedlich miteinander zu leben. - Makino Ruki Takumi sah das Belzeebumon an, das seine Pistole auf ihn gerichtet hatte. Sein Herz raste. Die grünen Augen des Digimon waren fest auf ihn fixiert und wirkten eiskalt. Den Regen, der über seinen Helm rann, schien es gar nicht zu bemerken. Wollte es ihn angreifen? Doch dann sah er zu den beiden Jugendlichen, die mit ihm gekommen waren. Es waren wahrscheinlich seine Tamer und sie sagten, sie würden zu Hypnos gehören... Natürlich würde ihm das Digimon nichts tun. Es wollte ihn nur bedrohen, wollte, dass er Angst hatte. Ein überlegenes, beinahe manisches Grinsen machte sich auf dem Gesicht des Jungen breit. „Es geht euch nichts an“, wiederholte er seine Worte. „Glaubt ihr wirklich, dass ihr mich so einfach einschüchtern könnt?“ Er lachte trocken. „Es geht euch nichts an. Kümmert euch um eure eigenen Probleme...“ Sein Blick wanderte zu Dinohumon, das zitternd am Boden lag. Noch immer waren sie von einem leichten Nebel des Digital Fields umgeben, auch wenn dieser sich langsam lichtete, und noch immer schwebten die Datenpartikel des Owlmons in der Luft, während sein Tamer auf dem Boden kniete und weinte. Für einen Moment herrschte Stille, die nur vom Plätschern des Regens gestört wurde. Dann entsicherte Beelzebumon seine Waffe. „Du hast ihren Partner getötet“, knurrte es mit tiefer Stille. Sein Finger legte sich auf den Abzug, so dass Takumi auf einmal erstarrte. Versuchte es wirklich nur ihn einzuschüchtern? „Das kann ich nicht verzeihen.“ Es sah ihn mit seinen drei kalten, grünen Augen an und spannte seinen Finger. Für einen Moment schien die Zeit still zu stehen. Takumi dachte, sein Herz würde stehen bleiben. Es konnte nicht sein. Hypnos würde niemanden töten, immerhin gehörten sie zur Regierung. Oder gehörten die drei vielleicht einfach nicht zu Hypnos? War es vielleicht nur eine Lüge? Wollte dieses Digimon wirklich...? „Belzeebumon!“, schrie das Mädchen mit den roten Strähnen im Haar auf einmal und lenkte so die Aufmerksamkeit des Dämonendigimons auf sich. Es wandte den Kopf leicht und ließ die Waffe etwas sinken. In diesem Moment verlor Dinohumon mit einem Mal einige Daten und digitierte zu Kotemon zurück, das für einen Augenblick liegen blieb, es dann aber schaffte sich aufzurichten. „Takumi...“, flüsterte es. Kurz sah der Junge zwischen seinem Partner, den beiden Jugendlichen und Beelzebumon hin und her. Dann nahm er seinen Mut zusammen und lief zu seinem Partner hinüber. „Geht es dir gut, Kotemon?“ Das Child-Digimon nickte. „Ja, einigermaßen...“ „Lass uns gehen“, murmelte Takumi und half seinem Partner Halt zu finden. Dieser nickte nur und sie machten sich langsam auf dem Weg zum Rand des Nebelfeldes. Die Zwillinge sahen zu dem Shirou-Jungen, der zusammen mit seinem Kotemon offenbar verschwinden wollte, und für einen Moment wusste keiner von ihnen wirklich, was sie tun sollten. Zu schockiert waren sie noch darüber, was gerade geschehen war. Nicht nur darüber, dass der Partner des Jungen das Digimon eines anderen Tamers getötet hatte, sondern auch über das Verhalten Beelzebumons. Dieses sah dem Jungen und seinem Digimon hinterher, bewegte sich jedoch im Moment nicht. Es hatte seine Waffe halb gesenkt und steckte sie nun, als sich die beiden entfernten, ganz weg. „Warte, Shirou-kun!“, rief Ai schließlich und machte einige Schritte in die Richtung, in die der Junge mit seinem Partner ging, doch dann blieb sie unschlüssig stehen und sah zu dem Mädchen, das noch immer auf dem Boden kniete. Wie auch die Kleidung der Zwillinge, klebte der Stoff ihrer Kleider vollkommen durchnässt auf ihrer Haut, was sie jedoch nicht zu bemerken schien. Regenschirm und Digivice lagen auf dem Boden. Sie hatte gerade ihren Partner verloren. Ai wusste nicht, was sie sagen sollte. Sie war noch nie besonders gut darin gewesen, andere aufzuheitern oder sich allgemein in andere hinein zu versetzen. Doch da ging ihr Partner auf das Mädchen zu und kniete sich vorsichtig neben sie. Er sagte nichts, sondern legte einfach nur die Hand auf eine ihrer Schultern. In dem Moment bewegten sich die scheinbar in der Luft festgefrorenen Datenpartikel - noch immer blau leuchtend - und flogen zum größten Teil zu dem Digivice des Mädchens, während ein anderer Teil gen Himmel davonschwebte.. Nachdem sie in diesem verschwunden waren geschah für einen Moment nichts, doch dann erschien ein pulsierendes Ei auf dem Bildschirm des kleinen Gerätes. Die beiden Zwillinge sahen sich an. Dann hob Makoto das Digivice auf und drückte es dem Mädchen in die Hand. „Dein Partner wird wiederkommen“, sagte er sanft und sah dann zu seiner Schwester. Diese verschwand und lief in die Richtung, in der der Shirou-Junge - sein Partner hatte ihn Takumi genannt - im Nebel verschwunden war. Beelzebumon folgte ihr. Doch außerhalb des Fields, das sich mittlerweile beinahe komplett aufgelöst hatte, sah sie keine Spur des Jungen. Dank der Bäume und des heftigen Regens konnte sie kaum etwas sehen und lief so auf Verdacht in Richtung der nächsten Straße. Es war nicht leicht mit ihren Stiefeln, die einen leichten Absatz hatten, auf dem matschigem Untergrund zu laufen, doch sie kam recht schnell zur Straße. Doch sie erkannte bald, dass hier ihre Chancen den Jungen zu finden noch schlechter war. Denn trotz des Regens waren die Bürgersteige voll und dank der Tatsache, dass die meisten Leute Schirme aufgespannt hatten, war es noch schwerer die Menschenmengen zu überblicken. „Ich kann ihn aus der Luft suchen“, knurrte Beelzebumon. Flügel erschienen auf seinem Rücken, als es in den Blast Mode wechselte, doch noch bevor es abheben konnte, griff das Mädchen nach seiner Klaue. Sie schüttelte den Kopf. Für einen Moment zögerte das Ultimate-Digimon und sah in die Ferne, doch dann ließ es den Kopf hängen und blieb neben dem Mädchen stehen. Als Ai zu ihrem Bruder und dem Mädchen zurückkehrte, stand dieses wieder auf den Beinen. Sie schluchzte nicht mehr, auch wenn ihr Atem noch immer unregelmäßig ging und Ai sich sicher war, dass noch immer Tränen über ihre Wangen liefen, auch wenn sie es dank des Regens nicht hätte genau sagen können. Unsicher näherte sie sich den beiden, wobei ihr Impmon folgte. Auf dem Weg hierher war es zurückdigitiert und schien dabei noch grimmiger zu sein, als sonst. „Uhm“, begann Ai und sah zu dem Mädchen. „Alles in Ordnung?“ Sie wusste, dass die Frage dumm war, aber ihr viel nichts besseres ein. Auch wenn ihr Gesicht und ihre Körperhaltung etwas anderes sagte, nickte die Tamerin. „Tut mir leid, dass wir wohl zu spät waren...“ Wahrscheinlich klang das wieder dumm. Hilfesuchend sah Ai zu ihrem Bruder, der noch immer den Arm um das Mädchen gelegt hatte und mit der anderen Hand den Regenschirm hielt. Das Mädchen schüttelte den Kopf. „Es hätte Owlmon absorbiert, wärt ihr nicht gekommen“, flüsterte es mit brüchiger Stimme. „Danke.“ Daraufhin erwiderte Ai nichts. „Wir bringen dich nach Hause“, bot Makoto schließlich an. Unsicher sah das fremde Mädchen ihn an. „Es ist in Ordnung... Das müsst ihr nicht.“ Erneut trafen sich die Blicke der beiden Geschwister. Ihnen war klar, dass das Mädchen wahrscheinlich eine der Illegalen war, ein Tamer, der sich nicht hatte registrieren lassen. Wahrscheinlich wussten auch ihre Eltern nichts von Digivice oder Partner. „Lass uns dich zumindest zur nächsten U-Bahnstation bringen“, meinte Makoto schließlich. Noch immer zögerte die Jugendliche, nickte aber schließlich. „Danke“, flüsterte sie heiser. „Schon gut“, erwiderte der Junge sanft. „Ich heiße übrigens Hanegawa Makoto. Und das ist meine Schwester Ai.“ Nickend nahm das Mädchen dies zur Kenntnis. „Mayuri...“, antwortete sie dann. „Mein Name ist Mayuri.“ Ihren Nachnamen verschwieg sie wohl absichtlich. „Dann lass uns gehen, Mayuri“, meinte Makoto, während Ai schwieg. Mayuri nickte und langsam bewegten sie sich gen Westen zur Hamamatsucho Station, nicht wissend, dass vor kurzem auch Takumi von dort abgefahren war. „Und ihr habt nichts aus ihr rausbekommen?“, fragte Ryou. „Nein“, erwiderte Makoto. Die beiden Zwillinge und Impmon saßen zusammen mit Ryou, Ruki und den dazugehörigen Digimonpartnern in einem der Büroräume der Hypnoszentrale. Diese waren, anders als der Kontrollraum besser ausgeleuchtet und hatten Fenster, durch die die Tamer nach draußen in den Regen sehen konnten. „Warum habt ihr sie nicht mit hergebracht?“, fragte der junge Mann weiter. Der Junge sah ihn an. „Ihr Digimonpartner war gerade gestorben!“, meinte er auf eine für ihn heftige Weise. „Aber sie hätte uns sagen können, wie man beim Turnier teilnehmen kann“, entgegnete Ryou ungehalten. „Damit hätten wir vielleicht herausfinden können, wer der Veranstalter ist und dem ganzen ein Ende setzen können.“ „Vielleicht, aber nicht sicher“, murmelte Makoto. Ryou erwiderte nichts. „Ich verstehe, warum ihr sie nicht mitgenommen habt“, meinte Ruki schließlich und sah ihren Freund an. „Davon abgesehen, dass ihr keine Befugnis dazu gehabt hättet...“ Sie betonte dies überdeutlich. Der junge Mann verzog die Lippen, während Ruki seufzte. „Aber wenn wir dieses Turnier nicht beenden werden weitere Digimon sterben“, fügte sie dann hinzu. „Wären wir nicht gekommen, hätte der Partner des Jungen die Daten absorbiert...“, murmelte Ai. „Dann hätte das Digimon nicht wiedergeboren werden können...“ Der Ausdruck im Gesicht Impmons, das auf der Kante eines Schreibtisches saß, verhärtete sich. Es ballte seine kleinen Hände zu Fäusten, sagte aber nichts, auch wenn es so den Blick Renamons auf sich zog. Doch auch das Fuchsdigimon schwieg nur und sah schließlich wieder zu seiner Partnerin. „Wiedergeboren...“, murmelte die junge Frau. „Es ist das erste mal, dass ich davon höre, dass so etwas möglich ist.“ „Die meisten Daten werden geladen“, meinte Ryou nur mit einem Schulterzucken. „Und was mit den Daten von nicht geladenen Digimon passiert, können wir nach wie vor nicht nachvollziehen.“ „Jenrya hat daran geglaubt, dass sie in der Digiwelt wiedergeboren werden“, warf Renamon ein. Ruki nickte schweigend. Es herrschte wieder Stille im ansonsten momentan leeren Raum. Mit einem Seufzen legte Ai den Kopf auf den Tisch und schloss für einen Moment die Augen. Ihre Sachen waren noch immer feucht, da sie nicht erst nach Hause gegangen waren, um sich umzuziehen, und auch die Jacke, die Ruki ihr geliehen hatte, half wenig, da der Raum zwar belüftet, aber nicht geheizt war. Sie fröstelte. „Zumindest wissen wir jetzt den Namen des Jungen“, meinte Ryou schließlich. „Wir könnten ihn fragen.“ Erst erwiderte niemand etwas, ehe Ai ihren Kopf hob. „Er wird nichts sagen“, murmelte sie. „Er ist ein Dickkopf.“ „Woher weißt du das?“, fragte Monodramon verständnislos. „Ich weiß es einfach...“ Gerade als sich wieder Schweigen ausbreiten wollte, wurde die Tür zu dem Raum geöffnet und Yamaki Reika kam herein. Sie sah nicht gerade glücklich aus, was kaum verwunderlich war. Immerhin hatte auch sie sicherlich von dem Mordfall am Morgen gehört. „Hier seit ihr“, sagte sie und klang dabei etwas müde. „Ich hab euch schon gesucht.“ Ryou streckte sich. „Das heißt, ich kann endlich nach Hause“, stellte er fest. Reika nickte. „Gibt es irgendwelche Neuigkeiten, die noch nicht vermerkt sind?“, fragte sie dann. „Nein.“ Der junge Mann schüttelte den Kopf. „Nichts neues...“ Dies nahm die Frau mit einen Nicken zur Kenntnis und sah dann zu den drei anderen. „Hallo.“ Ruki, Ai und Makoto erwiderten die Begrüßung. „Was macht ihr beide hier?“, fragte Reika dann an die Zwillinge gewandt. Makoto seufzte. „Das ist eine lange Geschichte.“ „Sie sind dem Jungen gefolgt“, erklärte Ruki kurz. „Und? Irgendeinen Erfolg?“ Die Frage war eigentlich überflüssig, da sich die Antwort in ihren Gesichtern ablesen ließ. Fast gleichzeitig schüttelten sie den Kopf. „Nein...“ „Dieser Shirou-Junge hat den Partner eines Mädchens getötet“, flüsterte Ai. „Dann gibt es dieses Turnier wirklich“, schloss Reika. Dieses mal nickten die Vier. Erneutes Schweigen senkte sich über den Raum, der nur so leer war, da am Wochenende mit geringerer Besetzung gearbeitet wurde. Schließlich seufzte die ältere Frau. „Was eine Woche...“ „Ja“, erwiderte Ruki nur. Dann seufzte sie. „Na ja, ich denke, ich werde nach Hause gehen. Ich sollte noch etwas lernen.“ „Willst du nicht zu mir?“, fragte Ryou unverhohlen hoffnungsvoll. Die junge Frau seufzte. „Ich muss lernen“, wiederholte sie mit einem Kopfschütteln. „Vielleicht komme ich später noch vorbei.“ Daraufhin ließ ihr Freund die Schultern hängen, sagte aber nichts, während die beiden Frauen kurz Blicke austauschten. „Ihr drei solltet auch nach Hause gehen“, meinte Ruki dann an die Zwillinge und Impmon gewandt. „Ihr erkältet euch noch.“ Die beiden Geschwister nickten und Ai stand auf. „Danke“, meinte sie und wollte der jungen Frau die Jacke zurückgeben, woraufhin diese den Kopf schüttelte. „Ich hab einen Schirm“, erwiderte sie auf die Geste. „Du kannst mir die Jacke ein anderes Mal wiedergeben.“ Daraufhin nickte das Mädchen. „Danke“, wiederholte sie, während nun auch ihr Bruder und Impmon aufstanden. „Lass uns nach Hause gehen“, meinte Makoto zu seiner Schwester, woraufhin die beiden zur Tür gingen, durch die Reika zuvor gekommen waren. „Tschüss.“ Kurz drehte sich Ai noch mal um. Ruki lächelte matt. „Kommt gut nach Hause.“ Es war draußen bereits dunkel, als Ai aus dem Badezimmer kam. Sie hatte heiß gebadet und fühlte sich nun besser, fror vor allem nicht mehr. Während Makoto nun ins Bad ging, machte sie sich auf dem Weg in die Küche, wo ihre Großmutter auf sie wartete. Die alte Frau lebte eigentlich zusammen mit ihrem Mann in Bunkyo, war aber, wie so oft, bei ihren Enkeln zu Hause, während die Eltern unterwegs waren. „Hier“, meinte sie lächelnd und schob Ai ein Glas mit Saft hin. Das Mädchen, das nun einen Jogginanzug trug, setzte sich an den Tisch der recht großen Küche, und nickte. „Danke.“ Ihre Großmutter saß ihr gegenüber und lächelte ein besonnenes Lächeln, wie man es nur von älteren Leuten kannte. Ai wusste, dass sie mit ihr reden wollte und darauf wartete, dass sie anfing, war aber ratlos, was sie sagen sollte. Es war zu viel passiert an diesem Tag. Sie fühlte sich müde. Außerdem wusste sie nicht, wie sie all das ihrer Großmutter erklären sollte, die nicht viel von den digitalen Monstern verstand. Wie konnte sie ihr erklären, was es bedeutete einen Partner zu töten und zu laden? Während sie den roten Saft durch einen Strohhalm langsam trank sah sie ratlos auf den Tisch. Immer wieder sah sie den trotzigen Ausdruck im Gesicht des Shirou-Jungen - Takumis - vor sich; sah, wie das Mädchen weinte, wie die Daten in ihr Digivice gezogen wurden. Aber sie sah auch den kalten Ausdruck in den Augen ihres eigenen Partners vor sich, als dieser seine Waffe auf den Jungen gerichtet hatte. Ai fragte nicht, warum Impmon, warum Beelzebumon dies getan hatte. Sie kannte ihren Partner nach zehn Jahren gut genug um dies zu wissen. Trotzdem jagte ihr der Gedanke daran einen kalten Schauer über den Rücken. Dann war da noch die Nerima-Geschichte, die schon den ganzen Tag in den Nachrichten war. Ein Digimon, das einen Menschen, einen Jungen, kaum älter als sie selbst, umgebracht hatte. Wie sollte sie darüber mit ihrer Großmutter reden? Doch diese schien ihre Gedanken zu erraten. „Weißt du, als ich so alt war wie du, gab es diese Digimon noch nicht“, meinte sie. „Wir hätten uns so etwas wie eine digitale Welt niemals vorstellen können und ich verstehe all das, wenn ich ehrlich bin, auch heute nicht im geringsten.“ Sie lachte leise. „Aber Impmon ist ein guter Junge und auch die anderen Digimon, die schon einmal hier waren, scheinen nette Kinder zu sein.“ Sie schwieg kurz und sah ihre Enkelin an. „Ich verstehe von den ganzen Dingen, die im Moment in dieser Stadt passieren nicht viel. Aber ich weiß, dass es ein Band gibt, dass Makoto, dich und Impmon verbindet. Und dass es wert ist, dieses Band zu beschützen. Und wenn es andere Kinder mit einem solchen Band gibt, ist es das sicherlich auch wert.“ Noch immer schwieg Ai, auch wenn sich ihr Glas langsam leerte. Sie wusste einfach nicht, was sie sagen sollte, weswegen ihre Großmutter schließlich fortfuhr. „Ich weiß, dass es nicht leicht für dich und Makoto ist; auch, dass eure Eltern wenig Zeit für euch haben...“ Sie seufzte leise. „Aber wenn dir etwas auf dem Herzen liegt, kannst du mit mir reden.“ Nach kurzem Schweigen nickte das Mädchen. „Ich weiß“, sagte sie leise. „Danke, O-baa-chan.“ Sie trank das Glas aus. „Es ist alles in Ordnung“, versicherte sie dann, auch wenn sie merkte, dass ihre brüchige Stimme dies nicht unbedingt bestätigt. „Du musst dir keine Sorgen um uns machen.“ Ihre Großmutter nickte und lächelte wieder. „Das ist gut.“ Mit einem tiefen Seufzen stand Ai auf. „Ich gehe auf mein Zimmer“, meinte sie dann. „Danke noch einmal, O-baa-chan.“ „Ich mache später Abendessen“, sagte die alte Frau, deren dunkelgraues Haar zu einem Knoten zusammengebunden war. „Danke“, murmelte das Mädchen und verließ damit die Küche, nicht ohne schlechtes Gewissen. Aber im Moment machte sie sich auch Sorgen um Impmon, dass kaum ein Wort gesagt hatte, seit sie wieder nach Hause gekommen waren. Sie nahm beinahe an, dass es einmal wieder weggelaufen war, wie das Digimon es doch öfter tat, doch tatsächlich fand sie es in ihrem Zimmer auf dem Bett sitzend. Wie schon zuvor bei Hypnos hatte es die Hände verkrampft auf die Beine gelegt und sah diese an, rührte sich dabei kaum. „Impmon“, flüsterte das Mädchen vorsichtig. „Ai“, erwiderte ihr Partner mit trockener Stimme und sah kurz auf, ehe es wieder zu Boden blickte. „Ich...“, begann es dann unsicher. „Es tut mir leid.“ Kurz zögerte sie. Über Gefühle und ähnliches zu reden war wirklich nicht ihre Stärke. „Ich weiß“, antwortete sie schließlich und setzte sich vorsichtig neben das Digimon. „Du...“, setzte sie an, brach dann aber ab, weil sie nicht genau wusste, was sie überhaupt sagen wollte. So saßen sie schweigend nebeneinander, bis sich Impmons Finger weiter verkrampften. „Ich kann es nicht verzeihen“, zischte es kaum hörbar. „Es ist unverzeihlich...“ „Impmon“, begann das Mädchen wieder, doch ihr Partner sprang auf und sah sie an. „Ich gehe etwas Luft schnappen.“ Ohne auf eine Antwort zu warten hüpfte das Digimon zum Fenster am Ende des Bettes, öffnete dieses und sprang in den Regen hinaus. Ai sah ihm hinterher. „Impmon...“, flüsterte sie. Sie blieb auf dem Bett sitzen und seufzte. Leider wusste sie eins genau: Im Moment konnte sie nichts für ihren Partner tun, denn auch wenn sie genau wusste, was das Digimon bedrückte, so fiel ihr nichts ein, was sie dagegen machen könnte. So war das einzige, was sie machen konnte, zu hoffen, dass Makoto etwas dazu einfiel oder Impmon von selbst darüber hinweg kam und in der Zwischenzeit nichts dummes machte. Schließlich schloss sie das Fenster wieder. Dabei wollte sie selbst etwas machen. Sie wollte ihrem Partner helfen. Sie wollte etwas tun. Sie wollte diesem Irrsinn ein Ende bereiten, bevor weitere Tamer ihren Partner verloren. Ihr Blick fiel auf das Digivice, das sie mit Makoto teilte und das im Moment auf ihrem Schreibtisch gegenüber des Bettes lag. Sie wollte etwas ändern. Doch lag dies wirklich in ihrer Macht? Letzten Endes war sie doch nur ein halber Tamer. Was Ai und Ruki, ohne es zu wissen, gemeinsam hatten, war, dass sie zu Hause von ihrer Großmutter empfangen wurden. Eigentlich wohnte die junge Frau nicht mehr bei Mutter und Großmutter, doch hatte sie sich, statt zu ihrer für eine Studentin stattliche Wohnung zu fahren, auf dem Weg zum großen Haus im Nordwesten Shinjukus gemacht. Sie hatte ihren Schirm aufgespannt und ging langsam durch den Regen. Hier in der sehr wohlhabenden Gegend des Stadtteils, waren die meisten Grundstücke groß und mit Mauern umgeben. Da man die größtenteils niedrigen Häuser hinter den Mauern nicht sah, wirkte die Gegend nun durch den Regen beinahe wie ausgestorben. Die junge Frau blieb in der Straße vor ihrem Elternhaus stehen. Das Licht der Straßenlaternen reflektierte sich in den Pfützen, die sich mittlerweile auf dem Boden gebildet hatten, als Renamon hinter ihr aus dem Schatten erschien. „Was hast du, Ruki?“, fragte es, wie immer um ihr Wohlergehen besorgt. Sie erwiderte nichts, während sie auf die hölzerne Tür zum Grundstück ihrer Mutter sah. „Es ist nichts“, antwortete sie dann leise. „Ich bin nur müde.“ Auch wenn ihr Partner nur nickte, so wusste Ruki, dass es genau bemerkte, dass etwas mit ihr nicht stimmte. Es bemerkte ihre Bedrücktheit, hatte diese auch in den vergangenen Wochen gespürt, wenn auch nie so stark wie heute. Sie fühlte sich hilflos. Einsam und hilflos. Ohne ein weiteres Wort holte sie ihren Schlüssel heraus und öffnete die Tür zum Grundstück. Während Renamon wieder mit dem Schatten verschmolz, ging sie den gepflasterten Weg zum dem im altjapanischen Stil gebauten Haus entlang und schloss den Schirm, als sie es erreichte. Sie öffnete die Haustür und schlüpfte aus ihren Schuhen. Schritte näherten sich über den hölzernen Boden und ihre Großmutter sah in den kleinen Eingangsraum am Ende des Flurs. „Oh, Ruki, was machst du hier?“, fragte sie, augenscheinlich überrascht ihre Enkelin zu sehen. Die junge Frau unterdrückte ein Seufzen. „Ich dachte, ich schau mal vorbei“, meinte sie. „Ich meine... Es ist Wochenende.“ Noch immer wirkte Hata Seiko überrascht. „Ja, sicher“, erwiderte sie. „Aber... Was ist mit Ryou-kun?“ Ruki überhörte diese Frage, während sie ihren Regenschirm aus der noch offenen Tür abschüttelte und ihn dann gegen die Wand des Foyers stellte. „Ist Renamon bei dir?“, fragte ihre Großmutter schließlich. Das Digimon erschien in der Eingangstür. „Guten Abend“, sagte es förmlich. „Hallo, Renamon“, erwiderte die Frau und warf dann ihrer Enkelin einen besorgten Blick zu. „Ich fürchte Rumiko ist nicht da.“ Ruki hielt kurz inne und überlegte. Dann fiel ihr schließlich ein, dass ihre Mutter bis zum nächsten Wochenende auf einer Messe und Modenschau in Europa war. „Ich weiß...“, sagte sie dann langsam. Für einen Moment sah Seiko sie an, seufzte dann aber. „Ist dir nicht kalt, Mädchen?“, fragte sie dann, da Ruki nur ein ärmelloses Top trug, seit sie ihre Jacke Ai gegeben hatte. Bevor ihre Enkelin antworten konnte, schüttelte sie den Kopf. „Komm erst mal in die Küche, ich koche dir einen Tee.“ Ruki nickte und folgte ihr zusammen mit Renamon, das nach wie vor Abstand zum Esstisch wahrte. „Du wirkst bedrückt, Liebes“, meinte Seiko schließlich, als sie ihr den Tee servierte. Die junge Frau sah auf die dampfende Tasse. „Ja“, murmelte sie schließlich und nahm einen Schluck. „Du hast es sicher in den Nachrichten gehört.“ „Der tote Junge?“, fragte ihre Großmutter. Sie nickte nur. „Und, war es ein Digimon?“ Ruki seufzte. „Es sieht danach aus...“ Daraufhin schwieg die mittlerweile fast sechzigjährige. „Im Moment passiert viel“, murmelte Ruki. Sie sah ihre Großmutter an. „Kann ich heute Nacht hier übernachten?“ Etwas überrascht sah Hata Seiko sie an, obwohl sie die Frage sicher hatte kommen sehen. „Aber natürlich“, meinte sie dann mit einem sanften Lächeln. „Dies ist immer noch dein Zuhause, das weißt du doch.“ „Ja“, erwiderte die junge Frau leise und trank einen Schluck Tee. „Ich weiß.“ Etwas später lag Rukis Tasche, die einige Unterlagen und ihren Laptop enthielten, in ihrem alten „Kinderzimmer“, während sie selbst in der Badewanne des traditionell gehaltenen Badezimmers saß. Renamon stand derweil auf der dem Garten zugewandten Veranda und sah zu, wie der Regen kontinuierlich auf den Boden fiel. Es sah die vielen Ringe, die der Regen auf den Teich in der Mitte des Gartens malte. Mit seinen Augen konnte es sehen, wie die einzelnen Grashalme unter den Tropfen einknickten, um sofort darauf zurück zu federn. Es verharrte in der Nähe des Badezimmers. Zwar glaubte es nicht, dass irgendeine Gefahr drohte, doch war es, wie immer drauf bedacht, seine Partnerin zu schützen. Renamon wusste, dass Ruki im Moment emotional aufgewühlt war. Dies hatte nicht nur mit den Ereignissen der letzten Tage zu tun, sondern hielt schon eine ganze Weile an. Ein Grund, das wusste das Digimon – auch wenn es wenig von jenen besonderen menschlichen Gefühlen wie „Liebe“ verstand, war nicht zuletzt Ryou Akiyama. Das Fuchsdigimon hatte schon länger gemerkt, dass sich Ruki immer mehr von dem jungen Mann distanzierte. Es verstand nicht wirklich wieso und wollte dergleichen auch nicht wirklich hinterfragen, doch es wusste genau, dass es etwas gab, dass seinen Tamer belastete und es hatte mit Ryou Akiyama zu tun. „Magst du noch etwas Tee, Renamon?“, hörte es eine Stimme und sah Hata Seiko an, die aus der Küche mit einem Tablett gekommen war. Mit einem leichten Nicken nahm das Digimon eine der kleinen Tassen entgegen. „Danke“, erwiderte es höflich. Die ältere Frau sah zur Badezimmertür. „Du machst dir Sorgen um Ruki“, stellte sie fest. Daraufhin erwiderte Renamon nichts, sondern sah auf seine Tasse Tee. „Weißt du, Renamon“, meinte Seiko nach kurzem Schweigen. „Manchmal ist es für Mädchen nicht leicht. Aber es gibt Probleme, die man für sich selbst lösen muss.“ Sie legte dem Digimon die Hand auf die Schulter. „Sie wird es schon alleine schaffen. Du kannst ihr nicht helfen.“ Auch darauf wusste Renamon nicht viel zu sagen. Dafür war es beeindruckt, dass die alte Frau sogar seine Emotionen (so nannten die Menschen es) lesen konnte. „Mach dir keine Sorgen, Renamon“, fuhr die alte Frau schließlich vor. „Aber wir, Rumiko und ich, sind dankbar, dass du sie beschützt.“ Das Digimon nickte und trank seinen Tee. Dann neigte es den Kopf in einer respektvollen Geste und verschwand, nachdem es die Tasse auf das Tablett zurückgestellt hatte, im Schatten um nachzudenken. Die Zeit verging langsam, an jenem Abend, während Renamon nachdachte. Es hatte die Augen geschlossen und lauschte dem Regen, versuchte dabei zu verstehen, was Rukis Großmutter ihm hatte sagen wollen. Doch diese Gedanken wurden von einer Stimme unterbrochen, die aus der Dunkelheit heraus nach ihm rief: „Renamon! Renamon!“ Das Fuchsdigimon öffnete seine Augen. Es kannte die Stimme sehr genau und sie schien aus dem Garten des Anwesens zu kommen. Doch umso mehr fragte es sich, was der Besitzer der Stimme hier machte. Mit zwei raschen Sprüngen schaffte es Renamon auf das Dach des Hauses und sah auf den Garten hinab. „Renamon!“, rief Impmon erneut, das auf dem steinernen Weg zum Teich in der Mitte des Gartens stand. „Was machst du hier, Impmon?“, fragte Renamon. „Warum bist du nicht bei deinen Partnern?“ „Ich will kämpfen“, erwiderte das Digimon mit einer grimmigen Entschlossenheit, die nichts mit seiner üblichen vorlauten Frechheit zu tun hatte. „Kämpf mit mir, Renamon!“ Überrascht sah das Fuchsdigimon den kleinen Kobold an. Vor einigen Jahren wäre es von so einer Herausforderung nicht überrascht gewesen, doch das jetzige Impmon hatte wenig mit dem Impmon von vor zehn Jahren gemein. Auch wirkte es nicht, als sei seine Motivation heute sich beweisen zu wollen. Nein, etwas anderes ging vor. Es war ein Freund, der offenbar Hilfe brauchte. Renamon nickte. „In Ordnung. Aber nicht hier.“ Damit stieß es sich vom Dach ab und landete auf dem Weg. „Folge mir.“ „Aber...“, setzte Impmon an, sah sich dann aber um und nickte schließlich, ehe es dem anderen Digimon folgte. Weiter fiel der Regen in zahllosen, schweren Tropfen vom Himmel, während die beiden Digimon durch die engen Straßen des Stadtteils wanderten. Keines von ihnen sprach, ehe sie ihr Ziel - ein kleines Baseballfeld, das von einzelnen Bäumen umgeben war, erreicht hatten. Dort blieb Renamon in der Mitte des Feldes stehen und drehte sich zu dem kleineren Digimon um. „Fang an.“ Auf einmal wirkte Impmon verunsichert. Doch dann ballte es die Fäuste und ließ schließlich eine rote Flamme über seiner Rechten erscheinen. „Night of Fire!“ Es warf den Feuerball auf Renamon, welches sich jedoch nicht einmal bewegte. Für einen Moment zögerte Impmon, ehe es weitere Flammenbälle beschwor und diese auf das andere Digimon schleuderte. Dieses Mal bewegte sich Renamon. Drehte sich weg und wischte die flackernden Flammen mit seinem langen Schweif aus der Luft. Das kleinere Digimon sah es an, zögerte erneut. Es zitterte, doch schien noch immer nicht bereit zu sagen, was es mit dem ganzen auf sich hatte. Dieses Mal erschienen ein Feuerball und eine Eiskugel über seinen Händen. „Summon!“ Erneut richtete es die Attacken gegen Renamon, beschwor immer wieder neue Feuerbälle und Eiskugeln, doch Renamon wich allen mit ein paar Sprüngen nach hinten aus. Unangetastet stand es nun auf einer Base und sah Impmon an. „Kämpf richtig“, forderte dieses es nun auf. „Warum willst du kämpfen?“, entgegnete Renamon nur. „Was ist los?“ „Es...“ Impmon sah zu Boden und zitterte. „Es...“ Dann schüttelte es den Kopf. „Ich kann nicht...“ Erneut beschwor es seine Attacke. „Summon!“ Feuerball und Eiskugel schossen auf Renamon zu, welches dieses Mal in die Höhe sprang und seine Arme vor dem Körper verschränkte. „Koyousetsu!“ Die leuchtenden Diamandblätter erschienen vor seinem Körper und regneten einen Moment später auf Impmon hinab. Dieses war in seiner Child-Form weder besonders schnell, noch hatte es eine besonders gute Verteidigung, weshalb es der Attacke nicht ausweichen und sich genau so wenig gut vor ihr schützen konnte. Doch es knurrte nur, als die Blätter verschwunden waren und es mit einigen kleineren Kratzern zurückgelassen hatten. Renamon, noch immer in der Luft veränderte seine Position, um Impmon mit einem Tritt anzugreifen. Wie ein Schatten schoss es durch den Regen, während das kleinere Digimon die einzige Attacke nutze, die es schützen konnte. „Pillar of Fire!“ Rote Flammen schossen in einer Säule um es herum in die Höhe. Doch daran störte sich Renamon nicht. Seine simple Attacke traf, ließ die Flammen erlöschen und warf Impmon zurück, so dass es unsanft auf dem schlammigen Boden des Feldes landete. Dort blieb es liegen. „Verdammt“, knurrte es. „Willst du jetzt mit mir reden, Impmon?“, fragte das größere der beiden Digimon und trat auf seinen Freund zu. „Ich...“ Impmon sah es nicht an. „Er hat seinen Partner genutzt, um den Partner eines anderen zu töten“, hauchte es dann leise, so dass Renamon sich nicht sicher war, ob es wirklich mit ihm sprach oder nur laut dachte. „Ich kann es nicht verzeihen. Es ist unverzeihlich...“ Es zitterte und schloss die Augen. „Aber ich konnte es nicht verhindern.“ „Impmon“, begann Renamon, als der Körper des anderen Digimon aufleuchtete. Energie sammelte sich und der kleine Körper wuchs auf das mehr als vierfache seiner Größe an Beelzebumon breitete seine Flügel aus, während es sich aufrichtete. Es war direkt in den Blast Mode digitiert und hatte noch immer die Fäuste geballt. Es sah Renamon an. „Ich werde es niemals verzeihen.“ „Beelzebumon!“, setzte das andere Digimon erneut an, doch das Dämonendigimon schlug nur mit seinen Flügeln und verschwand, nachdem es kurz in der Luft verharrte und es ansah, in den Nachthimmel hinein. Für einige Sekunden sah Renamon ihm nach, doch dann beschloss es, dass es besser wäre zu Ruki zurückzukehren. Als es langsam zum Rand des Feldes ging, sah es noch einmal zum Himmel hinauf. Es wusste, dass Impmon - dass Beelzebumon nicht gelogen hatte. Es würde niemals verzeihen. Niemals würde es jemanden verzeihen, der den Partner eines Tamers tötete. Nicht sich selbst und auch niemand anderem. Die Nacht war schon voran geschritten, als sich die Tür zu Ais Zimmer öffnete. Das Mädchen saß im Nachthemd an ihrem Computer, ohne wirklich etwas zu tun, außer sich durch verschiedene Seiten zu klicken und auf diese Art und Weise Ablenkung zu suchen. Nun, als sie die Tür hörte, sah sie sich um. Ihr Bruder, der mittlerweile ein eigenes Zimmer hatte, steckte den Kopf in das Zimmer. „Du bist noch wach?“ Sie nickte. Daraufhin kam Makoto hinein. Auch er trug seinen Schlafanzug bereits. „Wo ist Impmon?“, fragte er nachdem er sich kurz umgesehen hatte. „Ich weiß es nicht“, antwortete sie mit einem Schulterzucken. „Es sagte, es will etwas frische Luft schnappen.“ Der Junge sah sie etwas bedrückt an. „Was ist nur mit ihm?“ „Das weißt du genau so gut, wie ich“, erwiderte Ai. Makoto schwieg und sah für einen Moment auf den Boden. Für einen Moment sah es so aus, als würde er etwas sagen wollen, doch letzten Endes schwieg er doch. „Impmon wird wieder kommen“, meinte Ai schließlich. „Es braucht nur mal wieder etwas Zeit für sich.“ Ihr Bruder schwieg. „Ich weiß...“ Dabei schüttelte er jedoch gedankenversunken den Kopf. Schließlich sah er wieder zu seiner Zwillingsschwester. „Ich gehe ins Bett. Gute Nacht.“ Sie nickte. „Gute Nacht.“ Dann verließ Makoto ihr Zimmer und schloss die Tür hinter sich. Ai sah diese noch für einige Momente an, seufzte dann und wandte sich wieder ihrem Computer zu. Zwar stritt sie sich mit ihrem Bruder kaum noch, jedoch redeten sie allgemein (oftmals) wenig miteinander. Sie hatten in den letzten Tagen wahrscheinlich mehr Zeit miteinander verbracht, als sie es normal in zwei Wochen taten. Gerade seit sie auf verschiedene Schulen gingen hatten sie wenig miteinander zu tun. Was nichts daran änderte, dass sie sich oft über ihn aufregte - und wahrscheinlich war es umgekehrt nicht anders. Und das, obwohl sie sich einen Partner und ein Digivice teilten... Sie grummelte vor sich hin. Der Tag hatte ihr gehörig die Laune verdorben. Vor allem der Shirou-Junge - Shirou Takumi - und seine Ignoranz. Sie ärgerte sich, dass sie zu spät gewesen waren, dass sie nichts mehr hatten tun können. Dabei war es ohnehin Glück gewesen, dass sie das Digital Field gesehen hatten. Sie waren zuvor einfach ziellos durch Minato geirrt. Mit einem Seufzen sah sie auf die Zeitanzeige ihres PCs. Es war bald schon eins. Sie sollte wahrscheinlich besser ins Bett gehen. Gedankenverloren öffnete sie noch einmal ihr Emailpostfach und fand, zu ihrer Überraschung, eine neue Email von einem ihr unbekannten Absender. Die Mail war vor wenigen Minuten eingegangen. Halb mit Spam rechnend öffnete sie die Nachricht, nur um im nächsten Moment mit offenem Mund auf den Bildschirm zu starren. Hanegawa Ai, Ich habe mitbekommen, dass du und dein Bruder eure Nasen in Dinge reinsteckt, die euch nichts angehen. Glaubt ihr wirklich, ihr könnt das Turnier aufhalten? Jene Kinder haben Angst ihren Partner zu verlieren und die meisten von ihnen würden alles tun, um dies zu verhindern. Kannst du das nicht verstehen? Doch ich habe mich entschlossen euch eine Chance zu geben, um die Spiele etwas spannender zu gestalten. Im Anhang dieser Email findest du ein Programm. Wenn du dieses Programm auf euer Digivice lädst, wird es dir möglich sein, die Turnierteilnehmer damit aufzuspüren. Doch sei vorsichtig: Sie werden euch damit auch finden können. Gez. Der Meister der Spiele PS: Auch wenn ihr es versuchen solltet, das Programm wird euch nicht helfen mich zu finden. ⌊ • • • • • • • • ⌉ Anmerkungen & Erklärungen Diese Woche gibt es glaube ich nichts zu erklären. Endlich ein wenig „Quality-Screentime“ für Ruki. Und für Großmütter. Zur Information eventuell über die Großmutter von Ai und Makoto: Diese habe ich selbst erfunden, da man ja über die Eltern, beziehungsweise Familie der beiden in Tamers selbst nie etwas erfährt. Es wird nur angedeutet, dass die Eltern relativ wenig Zeit für sie haben. Und wir wissen, dass die Familie während der D-Reaper-Phase bei der Großmutter in Bunkyo unterkommt. Ich warne übrigens vor: Aller Voraussicht nach wird es nächste Woche kein neues Kapitel geben, da sowohl ich, als auch meine Betaleserin im Urlaub sind ;) Ob übernächste Woche etwas kommt, hängt davon ab, ob ich im Urlaub zum Schreiben komme oder nicht. Tut mir leid :( Ich hoffe zumindest, dass Kapitel hat euch gefallen und in spätestens drei Wochen geht es weiter ;) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)