Digimon Battle Generation von Alaiya ([Digimon Tamers] Wenn Welten kollidieren) ================================================================================ Episode 03: Ai und Makoto ermitteln ----------------------------------- Weiter geht es im Episode 3 :) Dieses Mal sind es Ai und Makoto, die die Hauptrolle spielen. Denn auch die Zwillinge (und Impmon) sind älter geworden. Ob sie sich verändert haben? Lest selbst! ;) Viel Spaß! ⌊ • • • • • • • • ⌉ Episode 03: Ai und Makoto ermitteln Es ist zehn Jahre her, dass ich, wie auch Renamon und die anderen Loser in diese Welt gekommen sind... Zehn Jahre ist es her, dass ich Ai und Makoto getroffen habe... Was ein nostalgisches Geschwätz. Zeit ist doch eh relativ und so. Hat glaub ich jedenfalls irgendwer mal gesagt. Ich weiß gar nicht, warum alle darum so ein Theater machen! Pfft! Aber... Wenn ich ehrlich bin, bin ich froh in diese Welt gekommen zu sein. Ich bin froh hier zu sein. Bei meinen Partnern... - Impmon Takato seufzte und schaute weiter auf die Bildschirme in der Hypnoszentrale, in der Hoffnung irgendetwas, irgendein Detail zu entdecken, dass ihm weiterhelfen würde. Etwas, dass ihm verriet, wer die beiden Jungen waren und warum sie gegeneinander kämpften. Die Aufzeichnungen, die er auf den Bildschirmen ansah, waren die Daten, die das Digivice gespeichert hatte und es war bereits der zweite Tag, an dem er jede freie Minute damit verbrachte, sich die Bilder anzusehen. Er verstand es nicht. Warum würden sie gegeneinander kämpfen? Wer waren sie? Und warum war ein Digital Field erschienen? Doch das einzige, was auffiel, war, dass die Digivices der beiden Jungen anders waren. Ihre Form war die eines D-Arcs, ja, aber es fehlte der Ring um das Display. Stattdessen hatten sie einen breiten Strich der das Display und auch die Tasten umgab und dieser Strich war in einer anderen Farbe als die Knöpfe oder das Band. Auch woher sie diese Digivices hatten, war ein Rätsel. Natürlich hatten sie als erstes in den Datenbanken nachgeschlagen, doch niemand in Hypnos war überrascht, als sich herausstellte, dass keiner der beiden Jungen ein registrierter Tamer war. Die Wahrscheinlichkeit, dass registrierte Tamer, die immerhin überwacht wurden, gegeneinander kämpften, war eher gering. Außerdem hätten sie sehr wahrscheinlich bemerkt, wenn sich die Digivices registrierter Tamer verändert hätten. Er seufzte erneut und rieb sich die Augen. Es war bereits Nachmittag und er hatte seit zehn Uhr Dienst bei Hypnos. Und es war ein langweiliger Dienst, da einfach nichts passierte – was an sich gut war, immerhin bedeutete es, dass Frieden herrschte, doch wenn man für mehr als fünf Stunden in den dunklen Haupträumen der Zentrale saß, schlug einem das schon auf das Gemüt. Genau in dem Moment kam die Person herein, der einfach nichts auf das Gemüt schlagen konnte. „Mann, starrst du immer noch die Bilder an?“, fragte Ryou und schlürfte an einem Plastikbecher mit Kaffee. Wenn auch nicht ganz freiwillig trug Ryou, wie immer, wenn er arbeitete, einen Anzug bei dem nur die blaue mit bunten Smileys verzierte Krawatte auf seine Frohnatur schließen ließ. Locker lehnte er sich nun an den Schreibtisch neben Takato und sah auf die Bilder. „Vielleicht ist es nur ein Einzelfall“, meinte er – und das nicht zum ersten Mal an diesem Tag. „Das glaub ich nicht“, antwortete Takato, ebenfalls nicht zum ersten Mal. „Das Digital Field, ihre Digivices... Da steckt mehr dahinter.“ „Mach dir nicht so viele Gedanken“, meinte der Ältere. „Dein Gesicht wird sonst ganz faltig.“ „Aber warum kämpfen sie gegeneinander...?“ Takato sah noch einmal auf den Bildschirm, schüttelte dann aber den Kopf und stand auf. „Ich mach etwas Pause“, meinte er. „Geht klar“, erwiderte Ryou und machte es sich in einem Bürosessel bequem. Takato bückte sich zu Guilmon, das – wie meistens wenn er arbeitete – am Boden schlief. „Hey, Guilmon. Wir machen Pause.“ Verschlafen blinzelte das Digimon. „Hö?“ „Pause“, wiederholte Takato lächelnd. Die Miene des roten Reptils hellte sich auf. „Oh. Pause!“ Damit stand es auf und folgte seinem Tamer aus dem großen Saal heraus. Natürlich langweilte sich Guilmon in Hypnos, wenn es nichts zu tun gab. Aber was sollten sie tun? So lang keine anderen Digimon dabei waren, langweilte es sich auf Dauer ebenfalls im Park und sollte doch einmal etwas passieren, so war es wichtig, dass Guilmon in seiner Nähe war, damit sie etwas tun konnten. „Lass uns ein wenig raus gehen“, meinte Takato nun und ging Richtung Aufzug. „Ja“, antwortete Guilmon langgezogen. „Hast du was zu essen?“ „Wir können etwas kaufen“, schlug der Junge vor. Dies schien das Digimon noch mehr zu erfreuen. „Okay.“ Achtzehn Stockwerke tiefer verließen sie den Aufzug. In der Eingangshalle waren einige Menschen, doch niemand achtete hier mehr auf den jungen Mann und sein Digimon, da sie beide beinahe jeden Tag seit drei Jahren sahen. Draußen schien die Somme und es herrschte geschäftiges Treiben auf dem Vorplatz. Neben den üblichen Büroarbeitern, die im Government Building oder in einem der angrenzenden Gebäude arbeiteten und gerade ihre Pause machten oder geschäftig zur Arbeit eilten, waren auch ein, zwei Mütter mit Kindern im Kinderwagen zu sehen und einige Jugendliche. Takato sah auf die Uhr. Es war schon fast halb vier. Später als er gedacht hatte. „Lass uns was zu Essen holen, Guilmon“, meinte er und tätschelte den Kopf seines Partners. Fröhlich folgte dieser ihm, während er sich auf den Weg zur McDonalds Filliale machte, die auf der anderen Seite des Blocks lag. Guilmon mochte Fastfood, so wie es nahezu alles mochte. Nur das meiste andere stand nicht in den Mengen schnell zur Verfügung, in denen Guilmon es verspeiste. So kaufte er eine ganze Tüte mit Hamburgern und machte sich mit dieser in der Hand wieder auf den Rückweg. Gerade als er auf dem runden Vorplatz des Wolkenkratzers angekommen war, hörte er ein Rufen. „Hey, Takato-san! Guilmon!“ Er sah auf und erkannte Ai und Makoto, die gefolgt von Impmon aus Richtung des Shinjuku Central Parks auf ihn zugelaufen kamen. „Hallo, ihr drei“, meinte er freundlich, als die kleine Gruppe ihn erreicht hatte. „Was macht ihr denn hier?“ „Na ja...“, setzte Makoto unsicher an, während Ai einen kleinen Sprung machte. „Wir melden uns zum Dienst!“, rief sie aus. „Gibt es was für uns zu tun?“ Takato musste etwas lachen. „Nein, ich fürchte eher nicht...“ Derweil hatte ihm Guilmon, das offenbar wirklich hungrig war, mit dem Maul die Tüte aus der Hand geschnappt und versuchte die Bürger aus ihren Packungen zu befreien. Versuche, die dank der eher ungeschickten Klauen weniger von Erfolg geprägt waren. Impmon gab ein melodramatisches Seufzen von sich. „Es ist wirklich unglaublich. Du lebst schon zehn Jahre hier und bist trotzdem total überfordert. Wirklich peinlich.“ Geschickt nahm es einen Hamburger, entpackte ihn und schob ihn sich, gerade als Guilmon seine vermeintliche Mahlzeit sehnsüchtig ansah, selbst in den Mund. Gerade wollte Takato dieses Verhalten kommentieren, als Impmon von Ai eine Kopfnuss verpasst bekam. „Impmon!“, rief sie tadelnd aus. „Was hab ich dir gesagt?“ „Pft, du hast mir gar nichts zu sagen“, meinte Impmon hochnäsig, wofür es bereits die nächste Kopfnuss kassierte. „Ist ja gut, ist ja gut“, lenkte es schnell ein. „Sorry, man, Guilmon.“ Es packte einen weiteren Hamburger aus und hielt ihn dem roten Reptil entgegen. „Hier.“ Guilmon schnappte ihm das Pappbrötchen aus der Hand und verschlang es in einem Schluck. „Danke!“ Darüber musste Takato grinsen. Mittlerweile schien Impmon tatsächlich, obwohl es so freiheitsliebend war, nicht nur viel Zeit mit seinen Tamern zu verbringen, sondern auch halbwegs auf diese zu hören. „Aber Guilmon“, meinte er dann. „Du hättest auch warten können.“ „Entschuldige“, erwiderte sein Partner niedergeschlagen. „Aber Guilmon hat wirklich, wirklich, wirklich Hunger.“ Es besah die Hamburger, die nun zu Boden gefallen waren. „Und Guilmon mag die dummen Verpackungen wirklich nicht.“ „Wir werden erst einmal essen“, meinte Takato dann zu den Zwillingen. „Aber es ist wirklich nichts zu tun... Ich mein, ihr könnt warten, aber ich glaube nicht, dass es etwas zu tun gibt.“ „Egal, wir kommen trotzdem mit“, antwortete Ai schnell, während Makoto sie nur unschlüssig von der Seite ansah. Er war schon seit einiger Zeit wesentlich ruhiger, als seine Schwester, weshalb es letzten Endes mittlerweile auch weniger Streitereien zwischen den beiden gab. Makoto gab meistens nach, bevor ein Streit eskalieren konnte. „Na dann...“ Takato zuckte mit den Schultern und sammelte die Hamburger auf, um sie wieder in der Tüte zu verstauen. „Kommt mit.“ Und so machten sie sich auf den Weg zum Gebäude zurück, wobei Takato jedoch noch etwas einfiel. „Sagt mal: Müsstet ihr nicht eigentlich noch Hausaufgaben machen?“ „Na ja...“, war erneut Makotos einzige Antwort. Derweil schlug seine Schwester diese Frage etwas aggressiv aus: „Ach, die können wir noch später machen! Davon abgesehen sind Hausaufgaben eh blöd!“ Takato seufzte, während sie die gläsernen Türen des Gebäudes erreicht hatten und ins recht volle Innere des Gebäudes gingen. Nicht, dass er es nicht irgendwie nachvollziehen konnte - es gab viele Dinge, die interessanter waren, als Hausaufgaben zu machen - doch nun, wo er erwachsen war, sah er die Nötigkeit darin, sich mit dem gelernten Schulstoff auch Zuhause auseinander zu setzen. Sie gingen zum Aufzug, da niemand Lust hatte die Treppen hinauf zu laufen. „Schon wieder da?“, begrüßte Ryo sie, als sie nur wenig später durch die sich automatisch öffnende Tür kamen. „Ja“, antwortete Takato schlicht. Ryo sah grinsend zu dem Anhang, der Takato folgte. „Na, wen haben wir da? Neue Rekruten.“ „Sofort!“, erwiderte Ai. Makoto seufzte nur. Derweil setzte sich Takato und begann die einzelnen Hamburger auszupacken, um Guilmon zu füttern. Wohl wissend, dass es einige Leute nicht gerne sahen, wenn in den Räumen, in denen auch einige empfindlichen Geräte und Maschinen standen, gegessen wurde (vor allem wenn die Digimon aßen, was selten manierlich zuging). Doch auch wenn Takato im Labor darauf achtete, so war es ihm im Büroteil der Organisation egal. „Woher ist das?“, fragte Makoto auf einmal. Takato blickte auf und sah ihn fragend an. Der Junge zeigte auf den Bildschirm, auf dem noch immer die angehaltenen Aufnahmen von vor zwei Tagen zu sehen waren. Missmutig seufzte Takato. „Wir... Wir haben vor zwei Tagen zwei Tamer - zwei unregistrierte Tamer - beim Kämpfen erwischt. Aber sie sind entkommen. Wieso?“ „Na ja, der eine Junge...“, begann Makoto halblaut, wurde aber von seinem Zwilling unterbrochen. „Ha, die sind sicher Teilnehmer vom Turnier!“ „Turnier?“, fragte Takato. Mit hochgezogenen Augenbrauen sah das Mädchen ihn an. „Sagt bloß, ihr habt davon nichts gehört.“ „Nein“, antwortete Ryou, während Guilmon sie nun auch interessiert ansah. Das Mädchen stemmte die Arme in die Seiten. „Unglaublich, dass ihr davon nichts mitbekommen habt. Eine tolle 'Polizei' seid ihr hier.“ Sie sah zwischen den beiden Männern hin und her. „Dabei redet praktisch jeder an den Schulen davon. Es gibt Gerüchte, dass es ein Turnier für illegale Tamer in Tokyo gibt. Dem Digimon des Gewinners soll es möglich sein auf das Perfect-Level zu digitieren!“ „Aber das...“, setzte Takato im Protest an, schwieg dann aber. „Ein Turnier...?“ „Ja, Digimon die gegeneinander kämpfen“, meinte Impmon besserwisserisch. „Richtig gegeneinander kämpfen?“ Takato merkte, wie sich ein Klumpen in seiner Magengegend zu bilden schien. „Aber das... Wer würde so etwas tun?“ Ai zuckte mit den Schultern. Für einen Moment schwiegen alle in der kleinen Gruppe, ehe Makoto endlich zu dem ansetzte, was er schon vorher sagen wollte. „Dieser Junge. Ich kenne ihn...“ Alle sahen ihn an. „Wirklich?“, fragte Ryou. „Ja...“, antwortete der Junge. „Er ist von der Yashio.“ Als ihn alle fragend ansahen fuhr er fort. „Wir haben vor zwei Monaten ein Baseballspiel gegen die Schule gehabt. Er war ziemlich gut...“ Takato sah ihn aufgeregt an. „Weißt du wie er heißt?“ Für einen Moment grübelte Makoto, schüttelte dann aber den Kopf. „Shirou... Shirou... Ich glaube Shirou war sein Nachname, aber mehr weiß ich auch nicht.“ Erneutes Schweigen. Doch nun war es Ai, die ihre Chance witterte. „Wir könnten mehr darüber herausfinden!“, schlug sie vor. „Wie meinst du das?“, fragte Ryou. Das Mädchen sah ihn ungeachtet ihres Größenunterschiedes stolz an. „Na, wir spionieren dem Jungen hinterher. Vielleicht finden wir ja so mehr heraus! Ich mein, natürlich könntet ihr einfach zur Yashio und ihn festnehmen - aber so findet ihr sicher nichts über das Turnier heraus. Und wenn ihr da herumlungert fällt es auf. Man hält euch vielleicht noch für irgendwelche Perverse, die auf Mittelschüler stehen.“ Sie kicherte. „Aber wenn wir dahingehen ist es was ganz anderes.“ Takato sah unsicher zu Boden. „Ich weiß nicht so recht...“ Daraufhin klopfte Ai ihm auf die Schulter. „Ach, verlass dich auf uns! Wir machen das schon. Vergiss nicht, wir sind genauso lange Tamer wie du.“ „Na ja, fast...“, warf Makoto ein. Sie seufzte genervt. „Ja, fast.“ Ryou zuckte mit den Schultern. „Ich find' die Idee nicht schlecht.“ „Meinst du?“, fragte Takato. „Ja.“ Ryou nickte. „Lass die beiden spionieren, wenn es wirklich so ein Turnier gibt...“ Er ließ die Worte so stehen. „Wunderbar“, meinte Ai und grinste. Makoto seufzte und Impmon tat es ihm gleich. Es war der Nachmittag des nächsten Tages, als sich Ai und Makoto an der Shinagawa Seaside Station trafen. Die beiden Zwillinge besuchten seit der siebten Klasse, beziehungsweise der ersten Klasse der Mittelstufe, verschiedene Schulen. Während Ai an die Mukugaoka ging, besuchte Makoto die Horikoshi High School. Auch wenn es auf Makotos Seite eher widerwillig war, schwänzten die beiden heute ihren Nachmittagsunterricht, um sich auf den Weg zur Yashida High zu machen. „Hey, wartet doch mal“, protestierte Impmon, das mit seinen kurzen Beinen Probleme hatte mit den beiden mitzuhalten. Die Zwillinge blieben stehen und drehten sich um. „Echt mal, dass ihr mich noch immer vergesst“, beschwerte es sich, als es mit ihnen aufholte. „Naja, so lang ist das nun auch wieder kein Problem“, erwiderte Ai und zückte eine Karte. „Ich könnte deiner Geschwindigkeit auf die Sprünge helfen“, bot sie damit an. „Dafür ist das nicht gedacht“, warf ihr Bruder ein. „Sagt wer?“ „Du kannst ja Takato fragen.“ „Ach, und was der sagt, ist Gesetz?“ Ai funkelte ihren Bruder an, woraufhin dieser seufzte. „Ist nicht nötig“, meinte nun Impmon. „Ich kann schon mit euch mithalten. Pff.“ Daraufhin zuckte das Mädchen mit den Schultern. „Wie du meinst. Aber wir sollten uns beeilen, damit wir diesen Shirou-Jungen erwischen.“ So liefen die zwei Tamer und ihr gemeinsamer Partner weiter durch die Straßen des nördlichen Minato. Als sie die Schule schließlich, etwas vor Schulschluss erreichten, blieben sie am Tor stehen. Andere Jugendliche, die auf Freunde warteten, sah man öfter. Nur war es nicht immer gern gesehen, wenn sich Schüler von anderen Schulen auf fremdem Schulgelände herumtrieben. Und auch wenn ihre Schuluniformen beide, wie auch die Uniformen der Yashida, größtenteils schwarz waren, so würden sie sicherlich auffallen. „Und wenn er schon weg ist?“, meinte Impmon. „Unsinn“, antwortete Ai. „Vielleicht hat er aber heute eine AG“, warf Makoto ein. „Ach, was...“, erwiderte sie. „Und was ist, wenn...“ Genervt stöhnte das Mädchen auf. „Hört doch auf so negativ zu sein!“ Da erklang die Schulglocke und nicht viel später öffnete sich die Tür zum Schulhof. „Das ist er doch!“, rief Ai aus und zog ihren Bruder und ihren Partner halb in einen der Büsche, die den Schulhof begrenzten. „Was soll das?“, protestierte Impmon. „Psst“, meinte Ai. „Warum sprechen wir ihn nicht einfach an?“, fragte ihr Bruder. „Weil er uns nichts sagen würde.“ „Das wissen wir doch nicht, bevor wir es probiert haben.“ Das Mädchen machte sich daraufhin nicht einmal die Mühe etwas zu erwidern, sondern hielt die beiden einfach weiter zurück, während sie den Jungen Shirou beobachtete. Dieser sah sich mehrmals um, schien jedoch weniger danach zu schauen, ob ihm jemand so nachspionierte, sondern schien viel eher zu befürchten, dass ihm jemand von der Schule aus folgen könnte. Dann lief er die Straße hinunter. „Hinterher“, befahl Ai, als sich der Junge etwas entfernt hatte und schubste Makoto und Impmon an. In bester TV-Detektiv-Manier schlichen sie die Straße hinab und fielen in der Gruppe weiterer Schüler, die die Schule nun verließen nur durch ihre Schuluniformen auf. Zumindest galt dies für Makoto, während Ai wahrscheinlich auch durch die roten Strähnen in ihren Haaren aufgefallen wäre. Anders, als viele seiner Mitschüler schien der Shirou-Junge nicht auf dem Weg zur nächsten S- oder U-Bahnstation zu sein, sondern bog recht schnell in eine Gasse zwischen zwei Wohnhäusern ein. Ai und Makoto warteten am Ende der Gasse, bis der Junge auf der anderen Seite links abgebogen war, und liefen dann hinterher. „Wo rennt der hin?“, murmelte Makoto entnervt. „Psst!“, machte Ai. „Der hört uns eh nicht“, erwiderte ihr Zwilling und hatte damit sicher Recht, da sie dem anderen Jungen, der noch immer den langärmeligen Blazer der Winteruniform seiner Schule trug, in beinahe hundert Metern Entfernung folgten. Nun bog dieser wieder in eine Straße ein, auf der mehr Leute unterwegs waren, ehe er auf einen Fußweg abbog. Dieser führte zu einer Brücke, die einen Teil der von der Bucht aus angelegten Kanäle überbrückte. Es war eine reine Fußgängerbrücke, über die im Moment jedoch nur ein paar Leute gingen, so dass Ai und Makoto auf der Höhe des Grünstreifens, der den Kanal abgrenzte warten mussten. Tatsächlich drehte sich der Junge auf der Mitte der Brücke um, schien sie aber nicht zu sehen und ging weiter. Als er das Ende der Brücke erreicht hatte, betraten auch sie die Brücke, um ihm weiter zu Folgen. Die Brücke führte zu einer Insel im Kanal, auf der sich einige Industriegebäude, aber auch mehrere Wohnkomplexe befanden, die der Brücke am nächsten waren. Als sie diese erreichten, hatten sie den Jungen beinahe aus den Augen verloren und sahen sich um, ehe sie ihn am Ende eines Parkplatzes rechts abbiegen sahen. „Los, wir verlieren ihn!“, feuerte Ai ihren Bruder und Impmon an und eilte hinterher. Doch gerade als sie auf der Hälfte des Parkplatzes angekommen waren, blieb Impmon stehen und sah sich um. „Ai! Vorsicht!“, rief es aus. „Vorsicht!“, rief auch eine weitere Stimme. Doch es war schon zu spät, denn im nächsten Moment prallte etwas kompaktes, schweres gegen Ai und brachte sie aus dem Gleichgewicht. Das Mädchen schrie vor Schreck auf und versuchte sich mit den Händen aufzufangen. „Was...“, setzte sie an und sah sich um, um zu erkennen, was sie umgeworfen hatte. Einige Meter von ihr entfernt stand ein Digimon, das etwas an einen Dachs erinnerte, und knurrte sie an. „Beruhige dich, Amibamon!“, hörte sie dieselbe Stimme, die sie bereits vorher gewarnt hatte, als ein Mädchen aus einer Gasse, aus der das Digimon offenbar auch gekommen war, auf sie zugelaufen kam. Doch das Digimon schien gar nicht daran zu denken sich zu beruhigen. Wie meist bei Digimon, die kampfbereit waren, hatten sich seine Pupillen zusammengezogen, und noch bevor das Mädchen sie erreichte, sprang es erneut auf Ai. Da wurde es von einem roten Feuerball getroffen, ehe Impmon es in der Luft anrempelte und so von Ai abbrachte. „Hey, Fellball, lass meinen Partner in Ruhe.“ Das Digimon knurrte erneut. Derweil kam Ai auf die Beine. Aus den Augenwinkeln sah sie, wie der Shirou-Junge am Rand des Parkplatzes stand und sie ansah. Dann drehte er sich ab. „Warte, Shirou-kun!“, rief sie, ohne nachzudenken. Er sah sich kurz um, doch dann rannte er. „Verdammt“, zischte Ai. „Tut mir leid“, meinte das recht jung wirkende Mädchen, das hinter dem Digimon hergerannt war. „Amibamon ist normal nicht so, es ist nur...“ Das Digimon sprang auf Impmon zu, das zur Seite auswich. „Ein wenig Hilfe vielleicht?“, beschwerte es sich. Ai sah ihren Partner an. „Wirklich jetzt?“ Immerhin konnte Impmon im Notfall immer noch selbst zu Belzeebumon digitieren. „Ja, wirklich“, rief es aus und lies weitere Feuerkugeln auf seinen Gegner prasseln. Makoto hatte derweil sein Digivice heraus geholt und sah die Daten von Amibamon nach. „Child-Level. Tierdigimon.“ „Hör auf!“, versuchte das fremde Mädchen, das eine jener, in Ais Augen, etwas albernen Mützen mit Katzenohren und Smily-Gesicht trug, das Digimon – wahrscheinlich ihren Partner – zu beruhigen. „Amibamon, es ist alles in Ordnung. Beruhige dich wieder.“ Doch das Digimon reagierte nicht. Noch immer waren seine Pupillen verkleinert und es knurrte, als sich Flammen um seine breit auslaufende Pfoten bildeten und es damit auf Impmon zusprang, welches abgelenkt gerade noch auswich und sich überschlug, als es wieder auf dem Boden aufkam. „Ai! Makoto!“, rief es aus. Mittlerweile stand Ai neben ihrem Bruder und riss ihm das Digivice aus der Hand. „Gib her“, forderte sie energisch und wartete gar nicht darauf, dass er protestierte. „Card Slash! Alias!“ „Danke!“, murmelte Impmon und grinste. Erneut griff das dachsartige Digimon, dessen Fell größtenteils rot, aber schwarz gemustert war, an. „Pyrofist!“ Doch als die Attacke das etwas kleinere Impmon traf, verschwand dieses, beinahe als hätte es sich in Luft aufgelöst. Verwirrt sah das fremde Digimon – Amibamon – sich um und knurrte. „Suchst du mich?“, rief Impmon selbstsicher, als es hinter ihm in der Luft erschien. „Night of Fire!“ Erneut wurde Amibamon von roten Feuerkugeln getroffen, schüttelte diese aber ab und sprang noch einmal auf Impmon zu, versuchte es dieses Mal mit einfachen Klauenangriffen zu treffen. Impmon wich den Angriffen sich duckend und zur Seite springend aus. „Zu langsam, Fellball.“ Derweil hatte Ai die nächste Karte in der Hand. „Card Slash! Devil Chip!“ Der Algorithmus der Karte beschleunigte Impmon und verstärkte außerdem seinen Angriff. Als es dem nächsten Angriff auswich, glitt es über den Boden, beinahe, als wäre dieser aus Eis. Dann war es erneut hinter seinem Gegner und hob seine kleinen Hände in die Luft. „Summon!“ Damit erschien eine blaue Kugel über seiner rechten Hand und eine rote über seiner linken, und beide schleuderte es im nächsten Moment auf seinen Gegner, der sich zwar duckte, sich aber nicht mehr richtig verteidigen konnte. Flammen umschlugen Amibamon, ehe einen Moment später Eissäulen seine Beine hinauf wuchsen und es Bewegungsunfähig machten. „Das war's“, sagte Ai, während Makoto sie von der Seite ansah. Sie ignorierte ihn, während sie eine dritte Karte durch das Digivice zog. „Card Slash! Ogremon - Haouken!“ „Haouken“ Ogremons Attacke – in der Form eines Geisterhaft wirkenden Ogremonschädels aus Energie – schoss auf das Bewegungsunfähige Amibamon zu, traf es und warf es zurück. „Amibamon!“, rief das fremde Mädchen erschrocken aus und lief zu seinem Partner, der kurz vor einem dunklen Auto zum Liegen kam. Es hob das Digimon auf und nahm es in die Arme. „Amibamon!“ Die Zwillinge und ihr Partner blieben stehen wo sie waren, warteten ab. Es gab nicht viel, was sie tun konnten. Schließlich rührte sich das Digimon mit einem Stöhnen. „Was ist passiert...?“ „Amibamon“, flüsterte das Mädchen und für einen Moment klang seine Stimme brüchig. Jedoch fasste sie sich schnell wieder. „Geht es?“ „Ich hab etwas Kopfschmerzen“, stellte ihr Partner fest und rieb sich den Spitz zulaufenden Schädel. „Aber es geht... Was ist passiert? Ich kann mich noch erinnern, dass ein Auto...“ Auf einmal schwieg es. „Oh je, ich hoffe ich hab nichts angestellt...“ „Du hast das Mädchen da...“ Das Kind sah auf und zu Ai, welche schnell abwinkte. „Alles okay“, meinte sie. „Ich hoffe wir haben deinen Partner nicht zu sehr geschadet“, fügte Makoto schnell hinzu. Das Mädchen schüttelte den Kopf. „Nein... Es tut mir leid.“ Sie stand auf und verbeugte sich entschuldigend. „Es ist nur... Na ja...“ Impmon verschränkte die Arme. „Spuck's schon aus.“ „Wenn ich Autos oder laute Motoren höre“, begann Amibamon zu erklären, „bin ich manchmal einfach nicht mehr... Ich selbst.“ „Amibamon ist einmal fast überfahren worden“, meinte das Mädchen kleinlaut. „Seitdem...“ Sie sah ihren Partner noch immer etwas besorgt an, ehe sie auf einmal aufsah und grinste. „Aber danke für eure Hilfe! Hätte Amibamon irgendjemand anderen angegriffen... Wer weiß was passiert wäre.“ „Pass besser auf die Fellkugel auf“, erwiderte Impmon. „Ich versuch's...“, antwortete das Mädchen, deren japanisch, wie den Zwillingen auffiel, teilweise sehr angestrengt wirkte. Aber vom Gesicht und Körperbau her war das Mädchen auch keine Japanerin - vielleicht lebte sie noch nicht all zu lange in Japan. Dann streckte die eine Hand aus. „Ich bin übrigens Amy.“ Etwas verwirrt sahen beide sie an, ehe es Makoto war, der die Hand schüttelte. „Ich bin Makoto und das ist meine Schwester Ai.“ Er schwieg kurz. „Und das ist Impmon.“ Das erwähnte Digimon verdrehte die Augen. Derweil druckste Amy etwas herum. „Übrigens... Ich weiß nicht, was es mit diesem Jungen da auf sich hatte, aber... Wenn es wegen Amibamon irgendwelche Probleme gab.“ Ai seufzte tief. „Das... Das war nichts...“ Sie sah in die Richtung, in der der Shirou-Junge verschwunden war. „Das war wirklich nichts...“ Der Himmel färbte sich bereits ins Rötliche, als Ai, Makoto und Impmon das Gebäude der Sengoku-Station verließen. Ai hatte die Arme hinter dem Kopf verschränkt und seufzte. „Was eine Pleite.“ „Wir hätten ihn einfach ansprechen sollen“, murmelte Makoto. „Dann wäre er weggerannt...“, antwortete seine Schwester. Beide schwiegen für eine Weile, während sie zwischen den vielen kleinen Wohnhäusern westlich der Station nach Hause gingen. „Na ja, wir können es ja noch einmal probieren“, meinte Impmon aufmunternd. „Er kann ja nicht ewig davon laufen.“ Erneutes Schweigen und Ai sah gen Himmel. „Nein, wahrscheinlich nicht“, meinte sie schließlich. „Aber je länger dieses Turnier anhält, desto mehr Tamer werden ihre Partner verlieren.“ „Vielleicht...“, begann Makoto nachdenklich. „Vielleicht ist das mit dem Turnier auch ganz anders, als wir denken. Ich meine, wir wissen schließlich nichts genaues. Es sind doch nur Gerüchte und vielleicht...“ „Das glaubst du selbst nicht, oder?“, meinte seine Schwester. Er seufzte. „Nein...“ Schweigend liefen sie weiter nebeneinander her. Was der Junge wohl jetzt machte? Kämpfte er gegen einen anderen Tamer? Kämpften gerade allgemein irgendwelche Tamer in Tokyo gegeneinander? Wer organisierte dieses Turnier und wie lange existierte es schon? Alle drei waren so sehr in Gedanken versunken, das sie zusammenzuckten, als sie ein Piepsen hörten. Nach kurzer Verwirrtheit zog Ai ihr Handy aus ihrer Schultasche. „Eine Mail“, stellte sie fest und öffnete sie. Ihr Gesichtsausdruck wurde noch betroffener. Sie seufzte. „Von Takato...“ Ihr Bruder fragte gar nicht erst, was der junge Mann schrieb. Es war ohnehin klar. Kurz überlegte das Mädchen, dann antwortete sie. „Wir haben ihn verloren. Versuchen es morgen noch mal.“ Sie sah ihren Bruder an. „Ich frage mich nur, warum diese Kinder überhaupt in so einem Turnier kämpfen... Ich mein, sind ihnen ihre Partner denn überhaupt nichts wert?“ Makoto antwortete nicht direkt. „Vielleicht gerade, weil sie um ihre Partner fürchten.“ „Aber...“, setzte das Mädchen an, brach aber ab. Sie steckte ihr Handy weg. „Wir sollten nach Hause gehen“, meinte Impmon schließlich. „Ich hab Hunger. Außerdem warten eure Eltern vielleicht schon.“ „Sicher nicht“, erwiderte Makoto, der sich, genau wie seine Schwester sicher war, dass das Haus leer sein würde, wenn sie ankämen. Uno Seiji rannte. Er wusste nicht was, aber etwas war hinter ihm. Etwas mit leuchtenden gelben Augen. Es war bereits dunkel und in manchen Teilen Nerimas konnte es bereits um kurz vor neun wie ausgestorben sein. Bereits als er aus dem Bus ausgestiegen war, hatte er das Gefühl gehabt beobachtet zu werden, und dann, als er sich von der Hauptstraße entfernt hatte, hatte er es gesehen. Ein Monster, wie ein schwarzer Schatten. Und er war gelaufen. Er wusste nicht, was es für ein Wesen war. Vielleicht war es eins von diesen Digimon, vielleicht war es auch ein Yokai. Ihm war es eigentlich egal. Er wusste nur eins: Es war Gefährlich und er wollte mit den langen, spitzen Zähnen des entfernt an einen Wolf erinnernden Wesens keine Bekanntschaft machen. Was wollte es von ihm? Wäre er doch nur nicht mit den anderen in der Karaokebar gewesen... Der Sechzehnjährige lief zwischen einer Reihe identisch gebauter, grauer Apartmenthäuser hindurch. Vielleicht sollte er versuchen um Hilfe zu schreien? Doch es wäre vergeblich, das wusste er, und es würde ihn nur unnötig Atem kosten. Er erreichte die Kanalbrücke. Es war nicht mehr weit. Dann wäre er Zuhause. In Sicherheit. Er lief über die Brücke und beschloss seinen Weg durch den Sportpark abzukürzen, der hinter der Straße, an der er mit seinen Eltern wohnte, lag. Zwar war dieser in der Nacht abgesperrt, aber das hatte ihn bisher auch nie abgehalten. Eilig kletterte er den Maschendrahzaun hinauf und achtete dabei nicht darauf, dass der Draht ihn an einigen Stellen die Hände blutig Schnitt. Er sprang auf der anderen Seite zu Boden – landete am Rand des Baseballfeldes des Parks – doch da merkte er, wie ein Schatten über ihn hinweg glitt. Als er aufsah stand jenes Monster vor ihm, die gelben Augen auf ihn gerichtet. Blaue Flammen schlugen aus dem Schwarzen Maul. Der Junge bekam weiche Knie. Was sollte er nur tun? „Bitte!“, flehte er vollkommen außer Atem. „Bitte tu mir nichts.“ Er wandte sich um, in der geringen Hoffnung, erneut über den Zaun zu klettern und so zu entkommen, als er auf der Straße, die er selbst entlang gekommen war, eine Gestalt sah. „Hilfe!“, schrie er. „Hilfe!“ Diese Gestalt, sie musste ihn hören, doch sie reagierte nicht, sondern ging weiter langsam die Straße hinauf, ganz in seine Richtung. Da kam sie unter einer Straßenlaterne her, so dass Seiji sie besser sehen konnte. Und nach einen Moment erkannte er sie. „Du...“, setzte er an. Die Gestalt blieb stehen. Sie lächelte. Im nächsten Moment spürte der Junge einen stechenden Schmerz, als die Zähne des Monsters in seine Schulter eindrangen. Warmes Blut ließ seine eigentlich blaue Schuluniform in der Dunkelheit schwarz wirken und Schwärze war es auch, die ihm nun die Sicht nahm. Er spürte Kälte... Dann nichts mehr. ⌊ • • • • • • • • ⌉ Anmerkungen & Erklärungen Amibamon & Amy: Die ersten beiden in der Fanfic auftauchenden Beiträge vom Tamer gesucht-Wettbewerb. Die beiden gehören und ihren Beitrag mit den beiden könnt ihr hier sehen: http://animexx.onlinewelten.com/fanart/1995136/ Ansonsten: Ja, ich weiß, das Ende ist mächtig böse und kommt sehr unerwartet ;) Und ja, das ist absolute Absicht. Was es damit auf sich hat, werdet ihr noch erfahren. Aber ich habe euch ja versprochen, dass es hier etwas düsterer zugeht. Ich hoffe, das Kapitel hat euch gesamt gefallen und freue mich – wie immer – über Feedback :D Bis nächste Woche! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)