Digimon Battle Generation von Alaiya ([Digimon Tamers] Wenn Welten kollidieren) ================================================================================ Episode 35: Der Sturm --------------------- Episode 35: Der Sturm Ist das die Ruhe vor dem Sturm oder befinden wir uns schon im Auge des Hurrikans? - Shizukasato Kazumi Selbst wenn er darüber nachgedacht hätte, so hätte Ryou es nicht erklären können. Er spürte, das etwas kam. Er spürte, das sich etwas, wie er es noch nie gesehen hatte nicht unweit von ihnen materialisierte. Und als wäre dieses Wissen das einzige in der Welt, das noch zählte, stand er auf. Steve, der noch immer neben ihm stand, hatte er schon lange vergessen. Das grelle Piepsen des Digivices hörte er nur wie aus weiter ferne. Stattdessen spürte er den Wind, der ihm entgegenwehte, während er das Digivice aus seiner Tasche nahm und es aufleuchtete. „Matrix Evolution“, rief er und hielt das Gerät in die Höhe. Im nächsten Moment durchströmte ihn jene mittlerweile so vertraute warme Energie, während er mit Monodramon verschmolz. „Monodramon - Shinka! Justimon!“ Dann rannte er los. Er wusste genau, wo sich das etwas, das vollkommen neue materialisieren würde: Auf der anderen Seite der Shinjuku Hauptstation. Also lief er dorthin. Über das Café kam er auf das Dach des Studio Alta Gebäudes und von dort aus sprang er über die Straße zum nächsten Gebäude. Er konnte den Bahnhof schon sehen und genau so sah er auch das Licht, das von jenem Fleck ausging, wo es sich materialisierte. Einige weitere Sprünge brachten ihn über die Gleise und auf das Dach des Bahnhofs, von wo aus er es richtig sehen konnte. Wie eine Fontäne aus Licht schoss etwas aus dem Boden hervor am Rand der Straße hervor, kurz vor dem Tunneleingang. Jedoch war es anders, als bei den Digimon. Kein Nebel breitete sich aus und der Strahl, der aus dem Boden hervorschoss, reichte auch nicht bis in die Wolken hinein. Nein, es war vollkommen anders als ein Digimon. „Was machst du, Ryou?“, hörte er die Stimme seines Partners, während er durch Justimons Augen auf den Vorplatz des Bahnhofs sah. Die Menschen dort hatten vorsichtig Abstand von dem leuchtenden Fleck genommen, einige flohen direkt, unsicher, was es damit auf sich hatte. Sowohl Autos, als auch Busse waren stehen geblieben. Doch Ryou kümmerte sich nicht um sie. „Ryou“, jammerte Monodramon erneut. Dann brach etwas aus dem Licht hervor, vollkommen anders, als irgendetwas, das er je zuvor gesehen hatte. „Es ist da“, flüsterte er und eine seltsame Aufregung durchströmte ihn. Dabei wusste er nicht einmal, was es war, das sich dort materialisierte. Was auch immer es war, es wuchs aus dem Licht hervor, den unförmigen Kopf allem anderen voran. Seine Form, die dank des hellen Lichtes kaum zu erkennen war, schien eher, wie eine Tonfigur, die von einem jungen Kind gefertigt worden war: Der Kopf war rund, etwas oval, und es schien keinen richtigen Hals zu haben. Stattdessen saß der Kopf auf einen abgerundeten Torso, aus dem lange unförmige Arme, die zu den Händen - oder eher klauen - breiter wurden, hervorwuchsen. Dann zog das Wesen - denn ein Wesen schien es zu sein - gekrümmte und im Verhältnis viel zu kurze Beine aus dem Licht hervor. Gesamt war es gute fünfzehn Meter groß - und erschien riesig. Doch das seltsamste an dem Wesen schien das Material, als dem sein Körper bestand. Dieser war keine feste Form, sondern schien als kleinen aneinander gereihten, weißen Tetraedern zu bestehen, die unablässig um ihre eigene Achse rotierten. Die Augen des Wesens, wie auch sein weites, unförmiges Maul, schimmerten hell violett, beinahe pink, ganz so wie die Augen der infizierten Digimon. Und Ryou wusste: Er musste diesen Gegner besiegen. Er hatte so lange darauf gewartet. Der Gedanke, warum eigentlich, kam ihm gar nicht in den Sinn. „Warte, Ryou!“, rief Monodramons Stimme, doch es schien nicht die Macht zu haben, Justimons Körper zu kontrollieren. Er würde diesen Gegner besiegen. Er würde sich beweisen. Dies war sein Test. Also lief er in Justimons Gestalt los und hob seinen Arm. „Critical Arm!“, rief Justimon aus und seine Hand verwandelte sich in eine rot glühende Klinge, die während es auf den Gegner zusprang anwuchs, ehe es sie durch die Tetraeder schnitt. Doch diese wurden einfach nur zur Seite verschoben ohne Schaden zu nehmen. „Ryou!“, schrie Monodramon nun förmlich, als ein elektrischer Schock Justimons Körper durchfuhr. „Was zur Hölle ist das?“, schrie Yamaki, während auf den Bildschirmen in der Hypnoszentrale Bilder von den Ereignissen vor dem shinjukuer Hauptbahnhof erschienen. Seine Hände hatten sich auf einem der Armaturenbretter verkrampft, während er ungläubig auf die Bilder sah. „Das ist Ryou“, murmelte Hirokazu, der zusammen mit Takato hinter Yamaki stand und Justimon entdeckte. Doch Takato wurde etwas anderes klar: „Kann es sein... Das ist, was diese Digimon infiziert hat?“ Denn die Ähnlichkeiten zu den infizierten Digimon waren deutlich zu erkennen, auch wenn es nicht im geringsten die Frage danach beantwortete, was sie dort auf dem Bildschirm überhaupt sahen. Es erinnerte ihn beinahe an D-Reaper und doch was es anders. Doch egal was es war: Es machte ihm Angst. „Verdammt noch mal, geht!“, rief Yamaki nun aus und sah ihn und Hirokazu an. Takato nickte und ohne ein weiteres Wort zu verlieren drehte er sich um und rannte zum Ausgang, Guilmon an seiner Seite. Es dauerte einige Sekunde, ehe er auch Hirokazus Schritte hinter sich hören konnte. „Verdammt noch mal, was ist das?“, fragte Hirokazu, doch Takato antwortete nicht, da er es selbst nicht wusste. Aber eine Sache wusste er: Sie würden die anderen brauchen. So holte er nun sein Handy aus der Tasche, während er zur Feuertreppe lief. „Hey, nehmen wir nicht den Aufzug?“, rief Hirokazu. „Nein!“, erwiderte Takato nur. Er hatte nicht die Ruhe jetzt in einem Aufzug zu stehen und so konnten sie schneller sein. Derweil wählte er eine Nummer. „Ja?“, erklang Rukis Stimme einen Moment später. „Komm zum Hauptbahnhof. Sofort!“, rief Takato. „Sag den anderen Bescheid.“ „Aber...“, begann Ruki. „Keine Zeit. Komm einfach. Wir brauchen Sakuyamon“, sagte Takato, während er bereits im zehnten Stock angekommen war. Er legte auf. Er wusste, dass Ruki kommen würde. „Takato“, hörte er nun Guilmons Stimme. „Takato, da ist etwas...“ Doch während des Rennens kam es kaum zum Sprechen. Dann waren sie im fünften Stock, dann im dritten. Hier verließen sie das Treppenhaus und rannten auf die Galerie in der Eingangshalle des Metropolitan Government Buildings hinaus, wo sich einige Leute überrascht zu ihnen umdrehten. „Takato!“, rief Hirokazu, während sie bereits eine Rolltreppe zum Erdgeschoss hinabrannten. „Ruf Kenta!“, rief Takato zurück, als sie endlich ebenerdig waren. Zusammen mit Guilmon lief er aus dem Gebäude hinaus und hob schließlich sein Digivice. „Matrix Evolution!“ „Guilmon - Shinka! Dukemon!“ Steve war sich nicht sicher, was er sah, als auch er und Liamon endlich am Bahnhof ankamen. Da Liamon weder so weit springen konnte, wie Justimon, noch so schnell war, hatten sie länger gebraucht und sahen nun das seltsame Wesen, das sich Justimon zugewandt hatte. Noch immer standen Menschen umher, einige in schierer Panik, andere unsicher oder scheinbar nur Neugierig. Vor allem einige Autofahrer schienen unsicher, ob sie ihre Wagen einfach so zurücklassen sollten. Justimon griff das Wesen an, nur um einen Moment später - ohne dass sich sein Gegner auch nur bewegte - zurückgeworfen zu werden. „Justimon!“, rief Steve automatisch aus, doch das Digimon schenkte ihm keine Beachtung. So besann Steve sich. Es gab wichtigere Dinge - und zudem konnte er kaum in diesen Kampf eingreifen. Letzten Endes fehlte ihm dafür die Kraft, so lange er nicht selbst mit Leormon verschmelzen konnte, wie die anderen Tamer. „The people“, flüsterte er zu Liamon, das verstand. In einem weiten Kreis lief es um das seltsame Wesen herum, während Steve sich an die Menschen wandte. „Sie müssen hier weg! Sofort!“, rief er. „Es ist gefährlich!“ Er hielt vor einer Gruppe aus drei weiblichen Teenagern, die mit ihren Smartphones den Kampf filmten. „Ihr müsst hier weg! Es ist zu gefährlich.“ Die Mädchen sahen ihn an, doch keine widersprach, ehe sie langsam zurückwichen. „The station“, knurrte Liamon nun. „There are still people in there.“ Und Steve nickte, ehe er sich in der Mähne seines Partners festhielt und dieser auf das Bahnhofsgebäude zu galoppierte. Schlitternd kam Liamon in der Bahnhofshalle zum stehen und tatsächlich standen hier noch einige Menschen verwirrt und verängstigt herum, während Angestellte der Bahngesellschaften für Ruhe zu sorgen versuchten. „Sie müssen hier heraus“, rief Steve nun. „Sofort!“ Es war einer der Sicherheitsmänner, die sich ihm zuwandten. „Wir können die Leute nicht herauslassen, während diese Biester dort kämpfen“, protestierte er, wenngleich mit kontrollierter Stimme und einem respektvollen Ton. „Schicken Sie die Leute hinten heraus“, meinte Steve verständnislos, „auf der anderen Seite der Gleise. Da ist kein Kampf.“ Noch immer sah der Sicherheitsmann ihn mit einem Gesichtsausdruck an, als sei er sich nicht ganz sicher, was er davon halten sollte. „Beeilen Sie sich“, knurrte Liamon laut, was den Mann dazu brachte, sich zu bewegen und Anweisungen an seine Kollegen zu rufen. Da erfüllte ein lauter Knall die Halle, dann ein weiterer und ein Stück der Fassade brach ein, ehe Justimon umgeben von Glassplittern und Betontrümmern hindurchfiel. Es sah bereits mitgenommen aus, richtete sich jedoch wieder auf. Steve sah zu dem Digimon und setzte schon an, etwas zu sagen, doch da sprang Justimon bereits wieder hinaus. Bevor aber Justimon sich erneut auf seinen Gegner stürzen konnte, durchschnitt ein roter Blitz die Luft und traf das seltsame Wesen. Zumindest schien es so, während eine Stimme erklang: „Quo Vadis!“ Auf der anderen Seite des seltsamen Wesens schwebte Dukemon in seinem Crimson Mode in der Luft, seine Lanze fest in den Händen. Es drehte sich zu dem seltsamen Gegner um, der so plötzlich erschienen war, nur um zu sehen, dass seine Attacke keinen Schaden an ihm hervorgerufen hatte. Auf Liamons Rücken sitzend, starrte Steve zu dem Kopf des Wesens hinauf. Er wusste nicht, was dies überhaupt sein konnte. Takato war beunruhigt, als er auf das Wesen sah. Etwas an ihm wirkte so vertraut, doch er konnte nicht sagen woher. Nur eine Sache wurde ihm klar, als er das Wesen nun vom Nahen sah: „Die Anomalie“, flüsterte er im Inneren von Dukemon. Ja, es sah aus, wie das Phänomen, das Denrei und Shuichon beschrieben hatten. Doch wie konnte das möglich sein? Was hatte es zu bedeuten? „Takato“, erklang Guilmons Stimme. „Guilmon kennt dieses Wesen!“ „Was?“, fragte er, während Dukemon bewegungslos in der Luft schwebte. „Wir haben es schon einmal getroffen...“, begann Guilmon, doch da sahen sie etwas aus Dukemons Augenwinkeln, das ihre Aufmerksamkeit auf sich zog: Justimon machte sich zu einem erneuten Angriff bereit. „Warte! Justimon!“, rief Dukemon aus. „Es muss nicht unser Feind sein!“ Takato erinnerte sich daran, was Denrei und Shuichon ihnen erzählt hatten: Die Anomalie war eine eigene Lebensform, sie war intelligent. Und wenn dieses Wesen wirklich ein Teil der Anomalie war - wie er vermutete - so konnte es sein, dass es nicht ihr Gegner sein musste. Vielleicht war es, wie die wilden Digimon damals, einfach nur verwirrt von der neuen, ungewohnten Welt und hatte sich bloß gegen Justimon verteidigt. So schwebte Dukemon zum Kopf des Wesens hinauf. „Wer bist du?“, fragte das Ritterdigimon. Das Wesen wandte seinen Blick - soweit sie es sagen konnten, da keine Pupillen in den glühenden Augen zu erkennen waren - ihm zu, antwortete aber nicht. „Wer bist du?“, versuchte Dukemon es noch einmal. „Wie bist du hierher gekommen?“ Für einen weiteren Moment herrschte Schweigen, ehe das Wesen sein Maul öffnete und einen Laut ertönen ließ, der Klang wie Walgesang von einer zerkratzten Schallplatte wiedergegeben. „Wir wollen dir nicht schaden“, erklärte Dukemon dem Wesen. „Wir wollen nur diese Welt beschützen! Verstehst du das?“ Erneut ein ähnlicher Laut. Dukemon streckte einen Arm aus, um das Wesen zwischen den Augen zu berühren, während Takato und Guilmon unsicher waren, wie sie handeln sollten. Das Wesen schien nicht wirklich bösartig zu sein, sonst hätte es sie bereits angegriffen. „Du gehörst nicht in diese Welt“, sagte Dukemon, als es das Wesen berührte. „Wie nur bist du hierher gekommen?“ Die Augen des Wesens verfärbten sich und wurden bläulicher als zuvor. Der Ton, den es nun von sich gab, war leiser als zuvor. Ein leichter elektrischer Strom durchfuhr Dukemons Körper, als es das Wesen berührte, jedoch nicht schmerzhaft. Viel eher erweckte es in Takato den Eindruck eines Hundes, der neugierig schnupperte, so als wäre diese Elektrizität nur ein Sinn des seltsamen, anomalen Wesens. Langsam zog Dukemon seine Hand zurück und bemerkte, dass diese für einen Moment lang leicht flackerte, so als wären die Daten des Digimon durch Kontakt mit dem Wesen etwas durcheinander geraten. Erst jetzt bemerkte es, dass nun auch weitere Digimon hinzugekommen waren: Auf dem Dach des Bahnhofs standen Sakuyamon und Duftmon und beobachteten sie ruhig, während Justimon noch immer angespannt am Rand des Loches saß, durch das es zuvor gestürzt war. Dukemon wandte sich ihnen zu. „Wir müssen nicht gegen dieses Wesen kämpfen!“, sagte es voller Überzeugung. „Es ist nicht bösartig.“ „Aber es gehört nicht hierher“, rief Sakuyamon ihnen zu. „Ich weiß“, erwiderte Dukemon. „Aber deswegen müssen wir es noch nicht bekämpfen.“ Erneut ließ das Wesen das seltsam melodische Geräusch erklingen. Sakuyamon stieß sich vom Gebäude ab und kam zu ihm hinübergeschwebt. „Aber was sollen wir dann mit ihm machen?“, fragte es und in seiner Stimme schwang eine gewisse Ratlosigkeit mit. Dukemon schüttelte den Kopf. „Ich weiß es nicht“, erwiderte es. Am liebsten hätte Takato vorgeschlagen, es in die digitale Welt zurück zu schicken, doch er wusste, dass es auch dahin nicht gehörte. Davon abgesehen war das einzige Tor, das sie kontrollieren konnten, in einem Raum, der nicht einmal annähernd genug Platz für dieses Wesen hatte. „Aber es muss doch nicht weiter gekämpft werden“, flüsterte Dukemon, während Takato sich an den Kampf in Chiyoda erinnerte und an den Fehler, den er beinahe gemacht hätte. Auch Duftmon kam nun zu ihnen hinüber geschwebt. „Aber wir müssen irgendetwas tun“, meinte es. „Hier kann dieses Wesen nicht bleiben.“ „Ich weiß“, erwiderte Dukemon. Sakuyamon seufzte und Dukemon wusste, dass dies eigentlich Rukis Seufzen war. „Vielleicht findet sich eine Lösung“, murmelte das Digimon und versuchte dem fremden Wesen in die Augen zu sehen. Vorsichtig streckte es eine Hand aus, um es Dukemon gleich zu tun und das Wesen zu berühren. „Kannst du nicht sprechen?“, fragte Sakuyamon das Wesen und betrachtete es. Wie zuvor bei Dukemon, begann seine Hand leicht zu flackern, während sie das Wesen berührte doch es schien dem Körper des Digimon als solchen keinen wirklichen Schaden zuzufügen. Vielleicht war es nur ein Effekt davon, dass beide Wesen aus vollkommen verschiedenen Welten kamen oder aus einem unterschiedlichen Code bestanden. Dukemon sah zu Justimon hinüber, das noch immer angespannt war. „Wir müssen nicht kämpfen“, sagte es noch einmal an das andere Digimon gewandt, da es die Kampfeslust im Inneren Justimons spüren konnte. Doch Justimon erwiderte nichts. „Was...“, hörte Dukemon auf einmal Sakuyamons Stimme und sah wieder zu dem Wesen und den beiden Digimon, die bei ihm schwebten. Seltsame kleine Fäden, fast wie Tentakel, waren zwischen den Tetraedern hervorgekommen und schlangen sich um Sakuyamons Unterarm, der nun ebenfalls zu flackern begann. „Ist alles in Ordnung?“, fragte Duftmon, während sich die Fäden weiter den Arm von Sakuyamon hinauftasteten. Da fiel Takato ein, woher ihm dieses Wesen bekannt vorkam. Und er verstand auch, was Guilmon ihn vorher hatte sagen wollen. „Wir haben so etwas schon einmal gesehen“, sagte Guilmons Stimme. „Es war schon einmal in dieser Welt. Damals hat es Guilmon zu einem seltsamen Ort gebracht.“ Ja, natürlich. Takato erinnerte sich. Damals war Guilmon noch nicht lange bei ihm gewesen und war auf einmal, in der Nähe des Wasserreservoirs verschwunden. Es war das erste Mal gewesen, dass er zusammen mit Ruki und Jenrya etwas als Tamer gemacht hatte. Damals waren sie nachts in das Reservoir eingebrochen, um Guilmon zu suchen und hatten ein seltsames Gebilde gefunden, das genau wie dieses Digimon aus seltsamen, weißen Tetraedern bestand. „Es will verstehen“, erklärte Guilmon auf einmal. „Es will Digimon verstehen.“ „Nicht“, flüsterte Sakuyamon und wollte sich von den Fäden losreißen, als diese nun auch seinen Körper betasten wollten und diesen Flackern ließen. Es schwebte rückwärts um sich loszureißen, doch noch immer tasteten die Fäden nach ihm. „Ruki!“, erklang auf einmal Ryous Stimme und im nächsten Moment stieß sich Justimon vom Gebäude ab und hob seinen Arm. „Blitz Arm!“ Damit ließ es seinen mechanischen Arm anwachsen, um die Fäden und auch den Kopf des Wesens zur Seite zu schlagen. „Was tust du?“, schrie Dukemon, als es sah, dass die Attacke gegen den Kopf das Wesen tatsächlich zurücktaumeln ließ. Justimon stieß sich vom Kopf des Wesens ab, um wieder auf dem Gebäude zu landen. „Ich lasse nicht zu, dass du ihr etwas tust!“ „Aber es tut mir nichts“, rief Sakuyamon. „Es will nur verstehen.“ Doch in diesem Moment griffen weitere Fäden nach Sakuyamon, während sich die Farbe der Augen des Wesens wieder in ein eher rötliches violett verfärbt hatte. Sakuyamon riss sich erneut los und wich zusammen mit Duftmon zurück, während Justimon erneut angriff. „Justice Kick!“ Wieder attackierte es den Kopf des Digimon. „Ich werde dich besiegen!“ Mit mehreren Tritten griff es an und landete dann auf dem Kopf des Wesens, als dieses seinen Arm hob und schwerfällig nach Justimon griff. Weitere Fäden wuchsen aus der Hand hervor und schlangen sich um Justimons Körper, der zu flackern begann. Wieder erklang ein langgezogenes Jaulen aus dem Rachen des seltsamen Wesens, doch keiner von ihnen vermochte dies zu deuten. „Ryou-san!“, erklang eine Stimme, als mit einem Sprung ein weiteres Digimon auf dem Dach des Bahnhofs landete: Es war High Andromon, begleitet von Slash Angemon. Die beiden Digimon nickten einander zu. „Hört auf!“, rief Dukemon noch aus, doch es war zu spät. Die beiden Digimon griffen gemeinsam an. „Atomic Ray!“ Die Schulterpanzer High Andromons öffneten sich und schossen atomare Strahlen in Richtung des Wesens ab, während Slash Angemon auf das Wesen zuflog. „Holy Espada!“ Damit hieb es auf die Hand des Wesens ein, an der sich die Fäden tatsächlich zurückzogen und so das am ganzen Körper flackernde Justimon freizugeben, welches Slash Angemon auffing und auf das Bahnhofsdach flog. „Oh nein“, flüsterte Sakuyamon, als die Augen des Wesens noch röter wurden und der nun erklingende Ton fraglos wütend klang. Das Wesen richtete seinen Blick auf die drei Digimon auf dem Dach der Bahnstation und öffnete sein Maul. Ehe auch nur eins der Digimon reagieren konnte, schoss ein Energiestrahl aus dem Maul des Wesens hervor, dem die drei Digimon nur im letzten Moment auswichen. „Aufhören!“, rief Dukemon aus, doch niemand schenkte ihm Beachtung. Slash Angemon, das Justimon trug, landete auf der Überdachung der anliegenden Busstation und setzte das Cyborg-Digimon dort an, ehe er zusammen mit High Andromon, das zu Boden gesprungen war, zum Gegenangriff überging. Slash Angemon hob seinen klingenbewährten Arm, welcher aufleuchtete. „Heaven's Ripper!“, rief es aus und ließ goldene Klingen auf das Wesen hinabsausen, während High Andromon einen weiteren Energiestoß auf den vermeintlichen Gegner abfeuerte. „Diese Idioten“, flüsterte Sakuyamon, dessen Körper nun aufgehört hatte zu flimmern. „Wir müssen sie aufhalten“, erwiderte Dukemon. Duftmon nickte nur und flog auf Slash Angemon zu. Mit seinem eigenen Rapier wehrte es die Angriffe des Engeldigimons ab. „Hört auf! Dieses Wesen ist nicht bösartig!“ Derweil beschwor Sakuyamon seine flammenden Füchse, welche im nächsten Augenblick High Andromon fesselten. „Aufhören!“, rief Dukemon erneut und sah zu den drei anderen Digimon, ehe es sich wieder an das Wesen wenden wollte. Doch dieses hatte erneut sein Maul geöffnet und schoss einen weiteren Energiestrahl in Richtung Slash Angemons ab, der damit auch Duftmon traf. Schnell warf sich Dukemon in den Weg des Strahls und ließ seinen beidseitigen Speer zu einem Schild werden. „Hör auf! Bitte!“, rief es, während das Schild die Attacke zwar abwehrte, dabei aber ähnlich zu flackern begann, wie Dukemons Hand zuvor bei Berührung des Wesens. Dann brach dieses jedoch seine Attacke ab und sah Dukemon an. Dabei war es schwer in den nun beinahe ganz roten Augen irgendeine Form von Emotion zu lesen, doch Takato wollte daran glauben, dass dieses Wesen eine solche empfand. „Bitte, hör auf“, flüsterte Dukemon und streckte erneut seine Hand aus, um das Wesen zu berühren. Dabei war Takatos und auch Guilmons Hoffnung, dass dieses Wesen, wenn sie es berührten, ihre Emotionen verstehen konnte. Doch noch bevor Dukemon die seltsamen Tetraeder erreicht hatte, schossen zwischen diesen weitere Fäden hervor und umschlangen seinen Körper. Vor Überraschung und auch, weil erneut elektrische Schläge, weit stärker als zuvor, durch seinen Körper schossen, schrie Dukemon auf. Bitte, dachten Takato und Guilmon nur und versuchten den Körper des Kriegerdigimon wieder zu bewegen, wir wollen nicht kämpfen. „Dukemon!“, hörten sie einen Ruf vom Boden und sahen ein Licht. „Liamon - Evolves to! Loader Liomon!“ Dann sprang das tierische Cyborgdigimon hinauf und durchriss die Fäden, die Dukemon hielten, so dass dieses sich befreien konnte, jedoch flackernd zusammen mit Steves Partner auf dem Boden landete. Auch dessen Körper flackerte, ehe es einen Moment später wieder zu Leormon zurückdigitierte. „What happened? Was ist passiert?“, rief Steve, der noch immer die blaue Karte in der Hand hatte und zu seinem Partner lief. „Die Daten von diesem Wesen“, flüsterte Dukemon, hatte jedoch keine Zeit, mehr zu erklären. Stattdessen breitete es seine Flügel aus und flog erneut empor. Das Wesen heulte erneut auf und es war ein markerschütternder Ton, der Dukemon jedoch gleichzeitig auch auf eine unbekannte Weise berührte. „Bitte!“, rief Dukemon. „Hör auf!“ Doch noch immer waren die Augen des Wesens rot. Es hob eine Klaue und schlug damit nach High Andromon, welches, noch immer durch Sakuyamons Izuna gefesselt, nicht ausweichen konnte und so in eins der anliegenden Gebäude geschleudert wurde. „Jetzt reicht es“, rief Justimon, dessen Körper nun auch aufgehört hatte, zu flackern und sprang wieder auf den Gegner zu. „Critical Arm!“ Wieder wurde sein Arm zu einem Schwert, das auf den Gegner hinabsauste und zwischen die Tetraeder schnitt. Ein weiteres Heulen, dann feuerte das Wesen einen erneuten Energiestrahl ab, dem Justimon auswich, der jedoch ein tiefes Loch in die Straße riss. Ein Loch, das bis zur U-Bahnstation hinabreichte. „Hört auf!“, schrie Dukemon erneut, doch als Justimon nun wieder in Richtung der Busstationen sprang, richtete das Wesen sich auf und folgte ihm mit zwei gewaltigen Sprüngen. Erst jetzt wurde ihnen klar, das auch der Boden unter dem Geschöpf angefangen hatte zu flackern und so flackerte auch das Dach der Busstation, als das Wesen sie berührte. „Wollt ihr uns noch immer vom Kämpfen abhalten?“, rief Slash Angemon nun gereizt. „Es zerstört hier alles!“ Damit wandte es sich von Duftmon ab und flog dem Wesen hinterher, wobei Duftmon es nicht aufhielt. „Dukemon!“, hörte das Kriegerdigimon eine Stimme hinter sich und erkannte Sakuyamon. „Wenn wir nichts tun...“ Es beendete den Satz nicht, aber Takato verstand genau so wie sein Partner, was es meinte. Es war ihre Aufgabe diese Stadt - diese Welt - zu schützen und solange sie das Wesen nicht vom Kämpfen abhalten konnten, selbst wenn es nicht seine Schuld war, würde diese Welt weiter zerstört werden. „Aber es ist nicht seine Schuld“, flüsterte Dukemon. Sakuyamon nickte. „Ich weiß, aber...“ Es sah zur anderen Seite des Busbahnhofs, wo einige Wohnhäuser standen. „Verdammt“, hauchte Takato, als er erkannte, dass sie keine Wahl hatten. Sie konnten keine Menschen deswegen sterben lassen - wenn nicht ohnehin schon welche gestorben waren. „Kämpfen wir endlich?“, rief High Andromon, das sich aus den Trümmern, die von der Hauswand geblieben waren, zu ihnen hinauf. Doch Dukemon antwortete ihm nicht, sondern flog zusammen mit Sakuyamon hinter dem Wesen her. Dieses hatte mittlerweile Justimon eingeholt und öffnete erneut sein Maul, um anzugreifen, doch Dukemon schwebte vor seinen Kopf. „Bitte, hör auf!“, versuchte es ein letztes Mal, das seltsame Geschöpf zu beruhigen, doch erneut ohne Erfolg. Ein weiterer Energiestrahl. „Crystal Sphere“, erklang Sakuyamons Stimme, als sich ein kristallines Schutzschild um Dukemon und Justimon bildete. Das Kriegerdigimon schenkte dabei Justimon keine Beachtung. Stattdessen sah es auf das Gebäude, von dem sie nur noch wenige Meter entfernt waren. „Es tut mir leid“, flüsterte es dann und schloss voller Reue die Augen. „Quo Vadis!“ Damit Griff es den Gegner unterhalb des Kopfes an. Wie schon zuvor drang seine Attacke zwischen den Tetraedern hindurch, doch das nun erklingende Heulen verriet ihm, dass seine Attacke nicht wirkungslos war. „Zusammen“, sagte Duftmon, das nun auch bei ihnen war. Sakuyamon und Dukemon nickten, ehe alle drei Digimon ihre Waffen erhoben. „Koenkyaku!“, rief Sakuyamon aus und eine große Flamme wuchs über seinem Priesterinnenstab empor, ehe sie als Strahl auf das Wesen zuschoss. „Aussterben!“ Auch Duftmon hob sein Rapier und feuerte eine Attacke auf den vermeintlichen Gegner ab. „Gungnir!“ Damit hob Dukemon seinen Speer empor, welcher sich in reine Energie verwandelte und ebenfalls auf das Wesen hinabschoss. Dieses ließ ein Heulen hören, lauter als zuvor, doch auch ihre gemeinsamen Attacken schienen ihm zwar zu schaden, jedoch unfähig zu sein, es zu vernichten. Da griffen auch Slash Angemon und High Andromon an. „Heaven's Ripper!“ „Atomic Ray!“ Das Jaulen, welches aus dem Rachen des Wesens zu vernehmen war, wurde schwächer, während sie zwischen all dem Licht, das ihre gemeinsamen Attacken erzeugten, sehen konnten, wie es sich wand. „Accel Arm!“ Damit ließ Justimon einen gewaltigen elektrischen Schlag über den Boden schießen, ehe der so entstehende Blitz ebenfalls das Wesen traf. Das Heulen riss ab und für einen Moment schien es, als wäre das Wesen erstarrt. Dann fielen die Tetraeder nacheinander in sich zusammen und mit ihnen das Wesen, das sie bildeten, ehe dieses ganz und ohne Datenpartikel zu hinterlassen. Das einzige, was von ihm blieb, war das Flackern auf der Straße, wo es einen Moment vorher noch gestanden hatte. Die fliegenden Digimon landeten und eins nach dem anderen löste die Verbindung zwischen Tamer und Partnerdigimon auf, während sie atemlos auf dem Boden sitzen blieben. Besonders Ryou schien auch in menschlicher Gestalt arg blasiert und Monodramon der Ohnmacht gleich. Dennoch war dies nicht, was ihn besorgte. „Bist du in Ordnung, Ruki?“, fragte er, rappelte sich auf und lief zu ihr hinüber, nur um im nächsten Moment eine Ohrfeige verpasst zu bekommen. „Was hast du getan?“, zischte sie. „Ich?“, fragte Ryou verständnislos. „Aber ich...“ „Du hättest es nicht angreifen müssen“, schrie Takato, der schwer atmend auf die Beine gekommen war, ihn an. „Es hätte nicht so enden müssen!“ „Es hätte alles zerstört, wenn ich es nicht angegriffen hätte!“, rief Ryou nun auch entrüstet aus. Die Frustration und Reue, die Takato in sich angestaut hatte, verwandelte sich in Wut. Ehe er selbst auch nur Begriff, was er tat, stürzte er sich auf den älteren Tamer und verpasste ihn einen Kinnhaken, der Ryou zu Boden warf. Im nächsten Moment war Takato auf ihn und wollte erneut auf ihn einschlagen, als ein paar Arme ihn von hinten ergriff. „Takato, das hat keinen Sinn“, hörte er Hirokazus Stimme. „Lass mich“, zischte er zähneknirschend, als ein zweites paar Arme ihn umfasste und er von Ryou heruntergezerrt wurde. „Hör zu, Takato“, sagte Shoji, der ihn nun ebenfalls festhielt, „ich kann dich verstehen, aber das bringt jetzt nichts.“ Takato atmete schwer, als eine andere Stimme erklang. „Bitte, Takato“, krächzte das offenbar auch mitgenommene Guilmon und trat vor ihn. „Streite dich nicht.“ Er sah seinen Partner an und spürte seine Muskeln erschlaffen, woraufhin ihn schließlich auch Hirokazu und Shoji losließen, blickte dann aber voller Verachtung zu Ryou. „Du wolltest niemanden beschützen“, flüsterte er, „du wolltest dich nur selbst beweisen. Dich abreagieren. Als ob du je an jemanden außer dich selbst gedacht hättest.“ Damit wandte er sich von Ryou ab, während der Boden unter ihren Füßen erneut zu beben begann. Impmon zuckte mit den Ohren. „Was ist?“, fragte Ai und sah ihren Partner an, welcher nur den Kopf schüttelte. „Ich dachte, ich hätte etwas gehört“, meinte es. „Aber es ist nichts.“ Sie alle seufzten. Immerhin wäre ein Ton vielleicht ein Hinweis dafür gewesen, wo sie hier gelandet waren, doch darauf hatten sie noch immer keine Antwort gefunden. Nachdem der Boden unter ihren Füßen nachgegeben hatte, waren sie auf einem Plateau gelandet, von dem nur ein Weg geführt hatte: Über eine Treppe, die in den Felsen unter ihren Füßen geführt hatte. Diese Treppe, die zu allem Überfluss eine sich eng windende Wendeltreppe war, führte weiter und immer weiter hinab, so dass auch der letzte von ihnen mittlerweile aufgehört hatte, die Stufen zu zählen, die, wenn sie auftraten, matt in verschiedenen Farben fluoreszierten. „Ich bin müde“, seufzte Rin und ließ sich nun auf eine Stufe fallen. Sie zog die Beine an sich heran und legte Arme und Kopf auf den Knien ab. „So finden wir Makoto nie“, flüsterte sie. Ai und Takumi sahen einander bedrückt an. Während sie tiefer und tiefer die Treppe hinabgestiegen waren, vollkommen von Fels umgeben, hatten sie sich dasselbe gedacht. „Diese Treppe führt irgendwohin und von dort aus können wir Makoto suchen“, sagte Takumi nun und bot Rin seine Hand an. „Komm. Hier können wir uns nicht vernünftig ausruhen.“ Rin sah ihn müde an, ergriff dann jedoch seine Hand und ließ sich aufhelfen. „Geht es?“, fragte Ai nun ebenfalls. „Ich bin mir sicher, das wir bald... Irgendwo ankommen“, meinte Kotemon zuversichtlich. „Hoffen wir es“, seufzte Impmon. Und so setzten sie ihren weg die vielen, vielen Stufen hinab fort - nur um herauszufinden, das Kotemon auf eine seltsame Art und Weise recht behalten sollte. Denn sie hatten kaum zwanzig weitere Stufen geschafft, als Rin dank ihrer Erschöpfung fehl trat und das Gleichgewicht verlor. Intuitiv griff sie nach Takumis Arm, brachte diesen jedoch ebenfalls aus dem Gleichgewicht, so dass sie fielen und dabei Ai, die vor ihnen ging, mitrissen. Doch im selben Moment verschwanden die Stufen unter ihnen und hinterließen stattdessen nur eine abfallende, glatte Fläche, die sie im nächsten Moment schreiend hinabschlitterten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)