Treasure Eyes von BexChan (*~ in thesaurum ~*) ================================================================================ Kapitel 9: Die Wahrheit ----------------------- In Tarros angekommen, hielten sie sich noch ein paar Tage dort auf, um Nahrung zu sich zu nehmen und Proviant für die Rückweise zu kaufen. Je weiter sie gingen, so bestätigte Roll, desto mehr entfernte sich wohl die Aura des Schatzes. Das hieß so viel dass sie sich ihm immer weiter entfernten statt ihm näher zu kommen. Nach fast zwei Tagen haben sie beschlossen wieder nach Trea zurückzukehren, um dort dem König Bericht zu erstatten. Auf dem Heimweg war Roll die meiste Zeit sehr still geblieben, er war innerlich froh dass Jillian sich wieder beruhigt hatte, fühlte aber ein gewissen Unbehagen. Sie waren gerade an der Kilia Steppe mit ihren saftig grünen Wiesen und Weiden angekommen und die Sonne stand am höchsten Punkt, als Roll abrupt stehen blieb. Jillian hatte es gar nicht registriert. "Jillian, was wirst du deinem König nun eigentlich sagen wenn wir zurück sind?" Die Magierin wandte sich um und sah Roll verdutst an. "Wieso fragst du? Ich denke, ich werde ihm die Wahrheit sagen. Dass wir den Schatz nicht gefunden hätten. Aber warum?" Roll blickte zu Boden. Er konnte Jillian nicht in die Augen sehen, während diese ihn mit Skepsis betrachtete. "Roll...was ist los? Hast du mir was zu sagen?" Er konnte das Zittern in ihrer Stimme nicht überhören. Er blickte auf und sein Blick war ernster denn je. "Jillian, ich denke, dir kann ich es erzählen. Jahrelang haben die Menschen mich gejagt. Sie dachten, sie könnten mich für ihre Mittel zum Zweck kontrollieren, gegen Kriege gewinnen wegen des Friedens Willen. Aber das war ein Irrtum. Es liegt ihnen nicht am Wohlergehen der Menschen, es geht allein um Macht." Jillian riss die Augen auf. Ihr Mund wurde ganz trocken vor Schreck. Es konnte nicht stimmen. Er hatte sich nie was anmerken lassen. "Roll...heißt das...heißt das, du bist...nein. Das kann nicht sein!" Roll kam näher. Er sah sie durchdringend an und spürte, wie ihr Geist immer weiter von ihr weg von ihr zu gehen schien. "Doch, es ist wahr. Ich bin die Wahrheit. Ich bin es, was du und dein König den Schatz der Schätze nennt. Das unentdeckte Artefakt. So stehe ich vor dir." Jillian wäre fast alles aus dem Gesicht gefallen. Sie konnte nicht glauben, was sie da hörte. Nun stand er vor ihr und bestätigte ihr das, was Jillian die ganze Zeit hören wollte und eigentlich schon mit abgeschlossen hatte. Sie war den Tränen nahe. "Warum? Warum hast du mich angelogen? Du sagtest du wärst nicht der Schatz! Ich...hatte es nicht mehr glauben wollen. Aber deine Augen...sie sind anders. Wer oder was bist du? Und bitte keine Lügen mehr! Davon hab ich endgültig genug!" Der Schatz sah zu ihr auf und nickte. "Nun gut, ich werde dir alles erzählen." Er schloss die Augen und ging tief in sich. "Als die Erde anfing sich zu entwickeln, entstand ich aus einem Teil der Welt. Ich wurde, wie es in der Bibel mit Adam und Eva geschrieben steht, aus der Erde genommen und geschaffen. So wie aus Adam die Rippe entnommen wurde und so Eva geschaffen wurde. Meine Aufgabe besteht seit je her über die Welt zu wachen. Über ihre Lebewesen, Pflanzen und alle Elemente. Ich bin dafür zuständig dass die Gewässer stetig fließen, dass der Himmel blau ist, dass alles Grün wächst, dass der Wind weht. Ich bin für diese Welt verantwortlich. Ich laufe barfuss rum, damit ich die Erde unter meinen Füßen spüren kann, so wie ich es dir einst erzählt habe. Ich bin ein Teil des Ganzen und wenn ich sterbe, dann stirbt die Welt und alles Leben auf der Welt mit mir." Jillian staunte nicht schlecht. "Aber...wenn du stirbst...heißt das dann, das wir alle sterben? Wie kann die Welt dann nach deinem Tod noch existieren?" Verträumt blickte Roll über das weite Feld. Ein sanfter Wind fuhr ihm durch das Haar. "Ich kann so gesehen nicht sterben. Meine Lebenskraft geht zur Neige, wenn die Welt zu Grunde geht. Ich spüre wenn die Welt um mich herum zerbricht. Würden bei uns Wälder zerstört werden, würde sich das sofort auf mein Wohlbefinden negativ ausdrücken. Ich würde schwächer werden und könnte die Welt nicht in den Fugen halten. Ich würde mich natürlich wieder erholen aber so wie Bäume Jahre brauchen, um kräftig heranwachsen zu können, bräuchte mein Körper auch Jahre um wieder genug Energie zu produzieren. Meine Seele steckt so gesehen in jedem einzelnen Grashalm, der sich auf dem Planeten befindet. Erst wenn es die Natur nicht mehr gäbe, würde ich sterben. Ansonsten bin ich so gut wie unsterblich. Schmerzen wie ein normaler Mensch empfinde ich nicht. Gefühle habe ich aber trotzdem. Aber Jillian, kann ich dir auch eine Frage stellen? Wenn du eine Zauberin bist, dann müsstest du doch auch diverse Bücher gelesen haben. Du sagtest, du würdest an mir den Schatz erkennen weil ich goldene Augen habe. Aber hast du nicht mal drauf geachtet, woher mein Name stammt?" Verwundert blickte sie ihn an. Einen Moment musste sie nachdenken, bis ihr es auf einmal schlagartig klar wurde. "Nein...Roll...Roll wie...nein! Das kann nicht sein! Doch nicht etwa..." Roll nickte zustimmend. "Doch, du hast es erfasst. Mein richtiger Name lautet Rollarree. Seine Herkunft und Ursprung fand er in Finnland und wie sich aus alten Schriften ergibt, lautet Schatz aus dem finnischen übersetzt arree." Die Zauberin war wie erschlagen. Sie hatte mal in ihrer Ausbildung einige Bücher über verschiedene Länder der Erde gelesen. Sie hatte die leise Vermutung den Namen schon mal irgendwo gehört zu haben. Aber gerade dachte sie nicht daran. "Warum? Warum hast du mir das nicht schon früher erzählt?" Roll ging zu Boden und fuhr mit den Fingern durch das Gras. "Ich hätte es dir viel früher erzählt, glaube mir. Ich hatte gemerkt dass es dir nicht um Macht ging als du mir von dem Schatz erzählt hast, ich merkte dass da noch etwas anderes war aber ich kannte nich zu wenig und um mehr herauszufinden, wollte ich dich begleiten. Ich wollte wissen, wie wichtig dir dieser Schatz ist, den du suchst und musst dich zu Anfang auf eine falsche Spur locken. Dass die Menschen den Frieden durch mich erlangen wollen, ist eher harmlos für, Frieden auf allen Eben wünsche ich mir auch. Das Problem ist, wie sie mich benutzen wollen um ihre Ziele zu erreichen. Ich habe mich nicht umsonst dir gegenüber die ganze Zeit als Roll vorgestellt. Wenn jemand meinen kompletten Namen ausspricht, hat er die Macht mich zu kontrollieren und mich nach belieben im Kampf einzusetzen. Ich wollte verhindern dass dies passiert. Jillian, sieh es mal aus meiner Sicht. Wenn jemand herausfindet das ich der Schatz bin, würden sie mich jagen und ich bin wirklich nicht daran interessiert zu Kriegeszecken benutzt zu werden." Jillian musste das alles erst mal verdauen aber Roll war noch nicht fertig. "Aber du Jillian, du warst anders. Du wolltest den Schatz nicht für dich alleine haben, nicht wegen der Macht. Daran hattest du kein Interesse. Du wolltest den Schatz genauso wie ich für des Friedens Willen und ich habe dir vertraut. Aber ich musste dich erst näher kennenlernen. Um das zu tun musste ich dir näherkommen und du hast dich mir geöffnet. Bitte denk nicht dass ich dich ausgenutzt habe. Ich möchte dich wirklich begleiten und ich möchte dir deinen Wunsch erfüllen. Du hast so furchtbar geweint. Ich wollte dich nicht mehr weinen sehen. Du bist der einzige Mensch auf dieser Welt, der meine Wahrheit kennt." Jillian sah zu Boden. Sie wandte Roll den Rücken zu und stand für einen Moment reglos da. "Was hast du jetzt vor, Jillian? Wirst du dem König jetzt immer noch die Wahrheit sagen wollen?" Aus heiterem Himmel drehte sich Jillian um und lächelte ihn an, womit Roll gar nicht gerechnet hatte aber es war ein liebevolles Lächeln. "Natürlich werde ich ihm die Wahrheit sagen! Wir haben den Schatz nicht gefunden, oder nicht?" Roll sah sie erstaunt an. Bevor er doch noch was sagen konnte, war Jillian bereits voraus gegangen und Roll spürte, wie sich in seinem Inneren Freude ausbreitete. Sie würde ihn nicht verraten. Aber nicht ganz ohne Grund, Roll. Nicht nur um dich zu beschützen. Ich glaube, ich fange an dich zu mögen und deswegen...werde ich dich auch nicht so schnell gehen lassen. Ich habe gelernt wieder zu vertrauen. Dir zu vertrauen. Ich möchte...noch eine Weile bei dir bleiben wenn ich darf und diesen Weg mit dir zusammen gehen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)