Nichts ist wie es scheint. von NorwegianWood ================================================================================ Prolog: Alltäglicher Trott -------------------------- Nichts ist wie es scheint Prolog: Alltäglicher Trott. „TenTen? Ist alles in Ordnung bei dir? Du bist schon ziemlich lange da drinnen und wir müssen bald los“, ertönte die Stimme ihres Bruders von der anderen Seite der Badezimmertür. „Alles bestens, ich komme gleich“, antwortete TenTen und versuchte normal und überzeugend zu klingen. Iruka schien ihr zu glauben, denn im nächsten Moment konnte sie seine Schritte vernehmen, die sich von der Tür entfernten und kurz darauf hörte sie ihn die Treppen heruntersteigen. Seufzend schmiss sie die blutgetränkten Taschentücher in dem Eimer und hielt sich sofort frische an ihre Nase. Das Nasenbluten wollte einfach nicht stoppen. Langsam ließ sie sich auf den Boden nieder, lehnte sich mit ihrem Rücken an die Badewanne, legte ihren Nacken nach hinten über das kalte Porzellan und schloss die Augen. Die Kälte verursachte ein angenehmes Kribbeln auf ihrer warmen Haut und langsam fühlte sie sich etwas wohler. Sie bemerkte auch schon, dass die Blutung in dieser Haltung allmählich nachließ. Eine ganze Weile lang blieb sie so sitzen und verlor sich in Gedanken. Drei Jahre war es nun her, dass der Arzt ihr die Prognose mitgeteilt hatte und drei Jahre lang quälte sie sich nun schon mit denselben Symptomen herum. Eigentlich hatte ihr der Arzt nicht mehr viel mehr als ein Jahr Zeit gegeben, doch TenTens Körper war um einiges willensstärker als er aussah. Das brünette Mädchen war über die Jahre hinweg immer magerer, blasser und schwächer geworden. Auch ihre Haare wurden immer dünner, jedoch zum Glück noch nicht so dünn, dass es auffallen würde. Dem hatte sie lediglich mit einem Kurzhaarschnitt in Form eines leichten Bobs entgegengewirkt. Das waren die physischen Aspekte. Psychisch ging es ihr eigentlich ganz gut. Natürlich wirkte sich die Krankheit auch auf ihre Mentalität aus, aber sie versuchte ihre Freizeit so gut es ging zu begrenzen. Ablenkung tat ihr gut und deshalb hatte sie oft einen ausgefüllten Tagesablauf und flüchtete sich in alle möglichen Tätigkeiten. Allerdings war das mit der Ablenkung immer etwas komplizierter. Sie konnte keine schwierigen körperlichen Tätigkeiten vollbringen, weshalb sie meistens für die Schule lernte oder sich in schulische Projekte einbrachte. Freunde hatte sie kaum welche. Ihre einzigen wirklichen soziale Kontakte waren ihr Bruder Iruka, der Geographielehrer an ihrer Schule war, und Lee, ein Junge aus ihrer Stufe, der von fast allen gemobbt wurde, weil er sich als homosexuell geoutet hatte. Ansonsten hatte sie mit den Schülern aus ihrer Stufe nicht wirklich viel zu tun. Mit Gaara und Temari Sabakuno redete sie ab und zu zwischen den einzelnen Unterrichtsstunden, aber mehr war da nicht. Eine wirkliche Freundschaft mit ihnen war so gut wie unmöglich, da sie zu Hinata Hyuugas 'Clique' gehörten und Hinata war TenTens ehemalige beste Freundin. Ebenfalls vor drei Jahren, fast zeitgleich mit der erteilten Prognose, gerieten die beiden Mädchen in einen riesigen Streit wegen Hinatas damaligen Freund Kiba Inuzuka. Kiba war neben Neji Hyuuga, Hinatas Cousin, Sasuke Uchiha und Kankuro Sabakuno bekannt für seine Weibergeschichten und das war es, was TenTen skeptisch stimmte. Sie versuchte Hinata zu warnen und empfand es als keine gute Idee mit ihm eine Beziehung einzugehen. Hinata reagierte auf dieses Thema jedoch sehr empfindlich. Sie war wirklich in Kiba verliebt gewesen und verstand nicht wieso TenTen ihr ihr Glück nicht einfach gönnen konnte. Die Hyuuga war der Auffassung, dass TenTen lediglich neidisch war, weil sich zu der Zeit kein Junge für sie interessierte und beschimpfte sie als ignorant, egoistisch und eine schlechte Freundin. Schließlich war Hinata mit Kiba zusammengekommen und da Kiba ebenfalls eine Abneigung gegenüber TenTen hatte, entfernten sich die beiden Mädchen voneinander, so dass Hinata letztendlich zu ihrem Freund hielt und TenTen ab dem Zeitpunkt ignorierte. Das war auch der Grund warum außer Iruka und den Ärzten im Krankenhaus niemand von ihrer Krankheit wusste. Sie hatte niemanden mehr mit dem sie hätte darüber reden können. Weiterhin wollte sie komische, mitleidige Blicke in der Schule vermeiden und so gut es ging ein normales Leben führen und Aufmerksamkeit vermeiden. Auch Lee hatte sie nichts erzählt, weil sie wusste, dass er ein sehr sanftes Gemüt hatte und wahrscheinlich geschockter darauf reagieren würde, als sie es getan hatte. TenTen schüttelte die Gedanken ab und versuchte sich wieder auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren. Sie hob ihren linken Arm, um auf ihre Armbanduhr schauen zu können und bemerkte, dass sie eigentlich schon seit zehn Minuten auf dem Weg zur Schule sein müsste. Nachdem sie sicher war, dass das Nasenbluten vorbei war, entsorgte sie die Taschentücher, trat aus dem Bad, begab sich in ihr Zimmer, schnappte sich schnell ihre Schultasche und ging die Treppen herunter. Iruka stand bereits an der Tür und musterte sie mit einem besorgten Blick. „Wirklich alles in Ordnung? Möchtest du heute vielleicht zu Hause bleiben?“, fragte er fürsorglich. TenTen belächelte ihn nur. „Mir geht es blendend. Und Schule tut mir viel besser als alleine zu Hause rumzuhängen. Das weißt du auch, Iruka.“ Iruka nickte, aber seine Sorgen wurden durch die Worte seiner kleinen Schwester nicht genommen. Er hatte die komplette Verantwortung für sie übernommen, damit sie nicht an ein Bett im Krankenhaus gefesselt war und er würde es sich nie verzeihen können, wenn ihr in der Schule etwas passierte, was er nicht verhindert konnte. Auf der anderen Seite wusste er aber auch genau, dass seine Schwester in ein Tief fallen würde, wenn sie alleine ohne Ablenkung zu Hause bleiben müsste. Er wollte nur ihr Bestes und deshalb akzeptierte er nahezu all ihre Entscheidungen. Von dieser Tatsache abgesehen, hatte er seinen Eltern kurz vor deren Tod versprochen für TenTen zu sorgen, was auch immer passieren würde. Zusammen verließen die beiden Geschwister schließlich das Haus und stiegen in Irukas Auto ein, um zur Schule zu fahren. Dabei hingen beide ihren eigenen Gedanken nach. Kapitel 1: Lock sie aus ihrem Schneckenhaus ------------------------------------------- Nichts ist wie es scheint Kapitel 1: Lock sie aus ihrem Schneckenhaus. Etwas missmutig stieg TenTen aus dem Auto. Eigentlich mochte sie es in die Schule zu gehen, da es für sie eine Ablenkung bedeutete, aber auf der anderen Seite war sie im Moment auch ziemlich nervig. Am Ende der Woche, also in drei Tagen, war offiziell Notenschluss. Dies bedeutete, dass die Lehrer entweder total am Rad drehten und noch so viele Tests wie nur möglich schreiben wollten oder dass ihnen einfach alles egal war. Viele Lehrer waren schon selbst im Sommerferienmodus, obwohl diese erst in eineinhalb Monaten beginnen würden. Und dies verursachte wiederum immer weniger Motivation bei den Schülern. Vor allem der männliche Anteil in TenTens Stufe war immer darauf bedacht vor den Ferien noch einen riesigen Streich zu spielen, um in den Ferien selbst Gesprächsthema Nummer eins zu sein. Bei diesem Gedanken verdrehte TenTen verständnislos die Augen. Als wären sie noch kleine pubertierende Kinder. Doch sie waren das komplette Gegenteil. Das nächste Schuljahr würde zugleich ihr Abschlussjahr sein und fast alle in der Stufe waren schon volljährig. Deshalb empfand TenTen das Verhalten einiger ihrer Mitschüler ziemlich kindisch und unangebracht. „Nur noch sechs Wochen dann hast du es ja erst einmal hinter dir“, meinte Iruka, der das Augenverdrehen seiner Schwester gesehen hatte und grinste sie leicht an, als TenTen ihn leicht verwirrt anschaute. „Nein, das war nicht wegen der Schule“, entgegnete sie ehrlich. Die beiden Geschwister betraten die Aula und Iruka verabschiedete sich zugleich ins Lehrerzimmer, während TenTen zu ihrem Spind ging, um ihre Bücher für den heutigen Schultag herauszuholen. An ihrem Spind löste sie das Schloss durch das Eingeben ihres vierstelligen Sicherheitscodes, der aus Tag und Monat des Hochzeitsdatums ihrer Eltern bestand. Als sie die Tür öffnete fiel ein zusammengefalteter grauer Zettel vor ihre Füße. Das Mädchen bückte sich und hob mit einem fragenden Gesichtsausdruck den Zettel auf. 'Portrait von TenTen Umino' stand in verschnörkelter Schrift darauf. Ungutes ahnend entfaltete sie das Stück Papier und knüllte es im nächsten Moment auch schon wieder unachtsam zusammen und warf es in den Mülleimer nicht weit von ihrem Spind entfernt. „Lustig“, dachte sie ironisch. Auf dem Zettel war lediglich eine kleine Maus gemalt und darunter stand 'Was haben eine graue Maus und TenTen Umino gemeinsam? - Sie fallen beide nicht auf und sind nahezu unsichtbar.' „Wenn ich so unsichtbar bin, wieso schmeißt ihr mir dann immer solche Zettel in meinen Spind?“, fragte sich TenTen in Gedanken, regte sich dann aber nicht weiter auf. Diese Scherze war sie schon seit drei Jahren gewohnt, auch wenn sie keine Ahnung hatte von wem die Zettel kamen. Sie ging zurück zu ihrem Spind, holte ihr Mathematikbuch, ihr Englischbuch, ihr Geographiebuch und ihr Chemiebuch heraus und packte sie in ihre Tasche. Gerade als sie die Spindtür zuschlug und wieder verschloss, kam Lee auf sie zugelaufen. „Guten Morgen, TenTen“, begrüßte er sie und TenTen erwiderte seine Begrüßung mit einer kurzen Umarmung. „Wie geht es dir?“, Lee hatte schwarze Haare in einer Topfform geschnitten und schwarze buschige Augenbrauen. Heute trug er eine schwarze Jeans mit grünen Schuhen und einem grünen Shirt. TenTen musste etwas schmunzeln. Man traf ihn wirklich nie ohne etwas Grünes an, aber das hatte er sich wohl von seinem Vater abgeschaut. Sein Vater Maito Gai war Sportlehrer an ihrer Schule und trug in jeder Sportstunde, egal in welcher Stufe, einen grünen Jogginganzug. „Ganz gut soweit und selbst?“, erkundigte sich auch TenTen um das Wohlbefinden ihres guten Freundes. „Bestens“, grinste der Junge und hob einen Daumen, um seine Laune zu untermauern, „dann lass uns mal in Englisch gehen.“ Zusammen begaben sich die beiden Schüler in Richtung ihres Klassenzimmers. „Hey, buschige Augenbraue! Ich weiß ja, dass du deinem Vater in allem nacheifern willst, aber weißt du was mich richtig interessieren würde? Wenn du deinem Vater alles nachmachst, bedeutet das, dass du nur schwul geworden bist, weil er es auch ist. Und das lässt mich zu der Frage kommen: Wie konntest du überhaupt gezeugt werden? Stell ich mir eigentlich ziemlich eklig vor...“, kam es spöttisch von einem vorbeilaufenden Schüler im Abschlussjahrgang. Sein Name war Itachi Uchiha und er gehörte zu einem der vielen Mädchenschwarme der Schule. Er hatte etwas längere schwarze Haare, markante Gesichtszüge und einen trainierten Körper. Seine Freunde lachten und viele herumstehenden Mädchen fingen an wild zu kichern und sahen Itachi mit schmachtenden Blicken nach, als er mit Pain, Hidan und Sasori um die nächste Ecke verschwand. „Hör einfach nicht hin. Die haben keine Ahnung“, versuchte TenTen Lee etwas aufzumuntern, da sein Gesichtsausdruck etwas härter geworden war. Lee wollte sich nichts anmerken lassen, winkte ab und lächelte tapfer. Er hatte von Anfang an gewusst, was auf ihn zukommen würde, wenn er sich outet, aber er wollte sich auch nicht ewig verstecken. Schweigend und ohne weitere Vorfälle begaben sich TenTen und Lee dann in den Englischunterricht von Mrs. Yuhi. „Please go into groups of four and discuss the role of women in today's society“, bat Kurenai Yuhi ihre Schüler gegen Ende der Doppelstunde und schaute abwartend in die Klasse. Kein Schüler machte sich allerdings die Mühe aufzustehen und sich drei weitere Mitschüler zu suchen, um eine Gruppe zu bilden. „Oh bitte, muss ich euch denn wirklich noch selbst in Gruppen einteilen, wie in der ersten Klasse?“, entnervt holte Mrs. Yuhi das Klassenbuch hervor und las immer vier Namen von Schülern vor, die zusammen eine Gruppe bilden sollten. „Gruppe A: Ino Yamanaka, Hinata Hyuuga, Shikamaru Nara und Sakura Haruno. Gruppe B: Sai Uchiha, Naruto Uzumaki, Rock Lee und Neji Hyuuga. Gruppe C: Choji Akimichi, Temari Sabakuno, Kiba Inuzuka und TenTen Umino. Gruppe D: Gaara und Kankuro Sabakuno, Sasuke Uchiha und Shino Aburame. Gruppe A versammelt sich vorne rechts, Gruppe B vorne links, Gruppe C hinten rechts und Gruppe D hinten links. Und jetzt hopp hopp wir sind hier nicht mehr im Kindergarten, legt einen Zahn zu. Schlimm genug, dass man euch dass noch abnehmen muss.“ Die Schüler hörten auf ihre Lehrerin und versammelten sich an den angegebenen Plätzen in ihren zugeordneten Gruppen. „Okay, dann legt mal los. Wie ist denn eure Rolle in der heutigen Gesellschaft?“, fragte Choji an Temari und TenTen gerichtet und steckte sich einen Kaugummi in den Mund. „Choji du befindest dich hier im Englischunterricht, also sprich bitte auch Englisch!“, wandte Mrs. Yuhi ein, die ihre Runde durch den Saal ging. „Sie reden doch selbst kein Englisch mit uns gerade“, warf Kiba ein und stellte sich dumm. Die Englischlehrerin ging darauf nicht ein und ging weiter zur nächsten Gruppe. In der Gruppe C trat Schweigen ein, also entschied sich TenTen dazu einfach den Anfang zu machen. „I think that women are often -“ „Hört ihr das?“, unterbrach Kiba sie achtungslos, „dieses Piepsen? Oder hab nur ich das im Ohr?“ „Kiba“, seufzte Temari genervt und lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück. „Ich meine es ernst. Da war irgend ein seltsames Geräusch ungefähr aus der Richtung“, er wedelte mit seiner Hand direkt vor TenTens Gesicht herum und machte so als würde er sie gar nicht sehen. „Da hätte sich auch die Frage nach dem Sender der anonymen Zettel in meinem Spind geklärt“, sagte TenTen augenverdrehend. „Da! Da war es schon wieder!“, rief Kiba theatralisch und hob sie die Ohren zu, „so ein schreckliches Piepsen!“ Alle Augenpaare der Klasse waren nun auf ihn gerichtet und vor allem Sasuke und Kankuro, Kibas beste Freunde, kamen aus dem Grinsen nicht mehr heraus, weil sie genau wussten, um was es ging. „Kiba veranstalte kein Theater und kümmere dich um deine Aufgabe!“, ermahnte ihn Kurenai erneut verärgert und die Gruppen begannen wieder sich zu unterhalten. „Du bist so kindisch, das ist schon fast nicht mehr auszuhalten“, meinte Temari gereizt und wollte anfangen über die Aufgabe zu reden, als Kiba wieder unterbrach. „Nein, lass das doch TenTen machen. Sie hat heute noch gar nichts gesagt“, meinte er und lachte über seinen eigenen Witz. „Wird es nicht langsam langweilig dauerhaft frustriert zu sein?“, fragte TenTen unbeeindruckt, legte den Kopf leicht schief und musterte Kiba. „Wieso sollte ich frustriert sein? Ich habe Freunde und mich nimmt man auch wahr. Ich habe es nicht nötig durchgehend nur für die Schule zu lernen“, konterte er und fühlte sich leicht angegriffen. „Dauerhaft frustriert, weil Hinata dich letztendlich doch abserviert hat. War doch bestimmt ein harter Schlag für dich. Und ja du hast Recht, du hast es vielleicht nicht nötig so viel zu lernen, aber deine Noten schon. Du bist doch der, der bereits einmal sitzen geblieben ist und zwei mal knapp davon kam, oder irre ich mich da?“ „Oh, wow. Jetzt hast du es mir aber gegeben. Zuhause gehe ich sofort in mein Zimmer und weine“, meinte Kiba sarkastisch und rieb sich über die Augen als hätte er Tränen darin. „Wieso versuchst du es überhaupt. Sein IQ ist dafür nicht hoch genug“, meinte Temari mit einem Schulterzucken und zwinkerte TenTen zu. Bevor Kiba noch irgendetwas erwidern konnte, klingelte es zur Pause. Für TenTen war das eine richtige Erlösung, da sie endlich von diesem Vollidioten flüchten konnte. Sasuke und Kankuro klopften Kiba sofort anerkennend auf die Schulter, als hätte er eine ausnahmslose Meisterleistung vollbracht. „Was für Idioten“, murmelte Lee zu TenTen als sie beide hinter den 'coolen Jungs' in Richtung Cafeteria liefen. „Und das fällt dir jetzt erst auf?“, fragte TenTen monoton, woraufhin Lee leicht lachte. Die beiden begaben sich in die Cafeteria und setzten sich mit ihrem Frühstück auf einen etwas weiter abseits stehenden Tisch. „Hast du dir schon überlegt, was du heute in Sport vorzeigst? Mein Vater hat irgendwas erwähnt, dass ihr gerade turnt und sich jeder eine Choreographie überlegen sollte, die benotet wird?“ „Oh verdammt“, murmelte TenTen und vergrub ihr Gesicht in ihren Händen, „ich habe heute morgen meine Sportsachen zu Hause liegen lassen.“ „Das ist halb so wild. Mein Vater wird dir schon nicht den Kopf abreißen“, versicherte ihr Lee. „Wenn du wüsstest wie oft ich in den letzten drei Jahren schon meine Sportsachen 'vergessen' habe oder irgendwelche anderen Entschuldigungen gefunden habe...“, dachte TenTen bitter. Mit ihrer Krankheit durfte sie sich nicht anstrengen. Der Arzt hatte ihr so gut wie alle körperlichen Tätigkeiten untersagt. Es war ein Wunder, dass sie überhaupt noch laufen durfte. Das Attest, dass sie jedoch kein Sport mehr machen durfte, hatte sie nie abgegeben. Anders hätte sich die Information ihrer Krankheit wie ein Lauffeuer ausgebreitet und niemand würde sie mehr 'normal' behandeln. „Schau sie dir an. Die Obertussi ist wieder am Werk“, seufzte Lee und TenTen folgte seinem Blick. Mitten in der Cafeteria stand Ino vor einem Schüler der Unterstufe, der aus Versehen sein Tablett fallen gelassen und das Trinken über Inos Schuhe geschüttet hatte. „Siehst du das? Das sind meine brandneuen Schuhe und du hast sie ruiniert! Weißt du eigentlich, was die gekostet haben??“, motzte die Blondine das kleine Kind an. Ino trug ihre Haare zu einem hohen Pferdeschwanz und hatte ein blaues Kleid an. Dazu trug sie ihre gelben High-Heels. Der junge stand komplett eingeschüchtert vor dem Mädchen und murmelte immer wieder nur wie leid es ihm doch tat- „Von deinen Entschuldigungen kann ich mir auch nichts kaufen, du Bengel! Und wie läufst du überhaupt herum? Soll das Gestell auf deiner Nase etwa eine Brille darstellen? An deiner Stelle würde ich deine Mutter verklagen, dass sie dich hier so rumlaufen lässt!“ Bevor sie noch weiter ausflippen konnte und die Missgunst der Lehrer weckte, stellte sich ihr Freund Sai dazwischen und versuchte sie zu beruhigen, indem er auf sie einredete und ihr immer wieder sanft über die Wange strich. Die Blondine beruhigte sich schließlich nach einigen Minuten und ging mit Sai zu ihrem Tisch. Überaus glücklich musste TenTen feststellen, dass sie dafür an ihrem Tisch vorbei musste. „Was glotzt du so?“, kam auch schon gleich zickig von ihrer Mitschülerin. TenTen verdrehte erneut genervt ihre Augen und wandte sich dann wieder einem Gespräch mit Lee zu, während Sai Ino weiter zu ihrem Tisch zog. „Diese Umino geht mir echt auf den Keks!“, beschwerte sich Ino, als sie sich hinsetzte und einen Schluck Wasser nahm. „Gut, dass du es ansprichst“, meinte Kiba und man konnte ein Glitzern in seinen Augen erkennen, „bald sind wieder Ferien, also wird es Zeit für einen Streich.“ Vielsagend schaute er in die Runde und sein Blick blieb an Neji hängen. „Dieses Jahr bist du dran. Und sie wird das Opfer sein.“ „Und was genau hast du dir da vorgestellt?“, fragte Neji skeptisch. Ihm schien Kibas Vorfreude nicht gerade zu gefallen. „Du wirst sie aus ihrem Schneckenhaus locken. Umwerbe sie, bring sie dazu sich in dich zu verlieben und dann, zwei Tage vor dem Sommerferien an unserem Basketballtunier, wirst du sie vor allen Anwesenden abservieren. Glaube mir, so etwas wird man die ganzen Ferien über nicht vergessen.“ „Geht das nicht etwas zu weit, Kiba?“, fragte Gaara kühl und schaute seinen Kumpel an. „Wollt ihr etwa kneifen? Sasuke, Kankuro, Shikamaru und ich haben die letzten vier Jahre unsere Streiche, wie von euch verordnet, ohne zu Meckern makellos ausgeführt“, beschwerte sich Kiba. „Dabei wurde aber auch niemand derart verletzt“, wandte nun auch Temari ein. „Ihr müsst es ja auch nicht machen.Wir haben gelost und es hat Neji getroffen. Also, Neji?“, Kiba starrte Neji abwartend an und grinste über beide Ohren, wie ein kleines Kind, das sich auf sein erstes Weihnachten freute. „Ich weiß nicht...“, zögerte Neji und sein Blick wanderte zu TenTen, die sich noch immer mit Lee unterhielt. Irgendwas sagte ihm, dass er nicht darauf eingehen sollte, aber auf der anderen Seite war das jetzt schon seit vier Jahren ihr Ritual. „Es gibt eigentlich keinen besseren für dieses Streich, schließlich kennst du sie auch ein wenig. Sie war ja lange genug mit deiner Cousine befreundet“, äußerte sich Sasuke und machte eine leichte Kopfbewegung zu Hinata. „Stimmt schon, aber ich kann mir als Streich schon etwas Besseres vorstellen, als sie vor der ganzen Schule bloßzustellen und als Arschloch dazustehen“, meinte Neji gleichgültig. „Du wirst ein Held sein und kein Arschloch“, versicherte Kiba ihm überzeugt und hielt ihm seine Hand ihn, „komm schon, schlag ein.“ Neji schaute auf Kibas Hand und war sich immer noch unsicher. Er merkte jedoch die erwartenden Blicke seiner Freunde auf sich, seufzte und schlug in Kibas Hand ein. „Abgemacht.“ Während Kiba, Sasuke und Kankuro sich freuten, Gaara und Temari es nicht gut hießen und die anderen sich größtenteils heraushielten, wanderte Nejis Blick wieder zu seinem Zielobjekt. Jetzt musste er sich nur noch überlegen, wie er es anstellen sollte, dass TenTen mit ihm redete und sich mit ihm anfreundete. Noch bevor er sich eine gute Taktik überlegen konnte war die Pause vorbei und er musste sich zu Chemie begeben. Von seiner Clique teilte nur Gaara diesen Kurs mit ihm, der Rest verteilte sich auf andere Kurse, die zeitgleich abliefen oder hatten eine Freistunde. Als Neji und Gaara den Saal betraten waren sie zuerst etwas verwirrt. Chemie wurde von der Direktorin Tsunade unterrichtet und sie legte eigentlich viel Wert auf Theorie. Heute jedoch waren die Tische in kleinen Gruppen zusammengeschoben und auf jedem Tisch befanden sich andere Experimente aufgebaut. Neji und Gaara waren unter den ersten Schülern und warteten bis der Rest eingetroffen war. Nach einigen Minuten sah Neji TenTen durch die Tür kommen und hob leicht seine Augenbrauen. Ihm war bisher noch nie aufgefallen, dass TenTen auch im Chemiekurs war. „Okay, dann scheinen wir ja jetzt vollständig zu sein“, eröffnete Tsunade den Unterricht und klatschte in die Hände, „heute werdet ihr in Zweierpaaren zusammenarbeiten. Wir sind 14 Schüler und haben insgesamt 7 Experimente, es geht also perfekt auf. Jedes Paar beginnt an einem Experiment und arbeitet sich dann im Uhrzeigersinn durch bis ihr alle Experimente durchhabt. Wir haben heute ja wieder eine Doppelstunde, also müsste jedes Paar locker durchkommen... So, dann macht euch mal an die Arbeit. Schutzbrillen und Mäntel liegen hier vorne. Die Anweisungen zu den Experimenten liegen auf dem jeweiligen Tisch.“ Nachdem die Direktorin geendet hatte fanden sich die einzelnen Paare zusammen. „Sorry, Mann, aber heute musst du wohl ohne mich auskommen. Operation graue Maus beginnt“, meinte Neji zu Gaara und lief direkt zu TenTen. Gaara verdrehte die Augen und tat sich mit Matsuri, einer neuen Schülerin, zusammen. „Brauchst du noch einen Partner?“, fragte Neji TenTen mit samtiger Stimme. TenTen drehte sich um und schaute Neji verwirrt an. „Wieso arbeitest du nicht mit Gaara?“, fragte sie lediglich ohne auf seine Frage einzugehen. „Er interessiert sich für die neue Schülerin, da wollte ich ihm die Freiheit lassen sie näher kennenzulernen“, er zwinkerte ihr zu. „Wie edel von dir“, erwiderte TenTen sarkastisch und schaute sich im Saal um, „dann bleiben wohl nur noch wir beide übrig.“ Der Gedanke gefiel ihr nicht, aber daran ändern konnte sie jetzt auch nichts. Sie begab sich zu dem letzten freien Experiment und fing an sich die Beschreibung durchzulesen. Neji folgte ihr und musterte sie von der Seite. In Gedanken überlegte er sich Schritt für Schritt, wie er sich TenTen annähern könnte. Er war so in seine Pläne vertieft, dass er gar nicht bemerkte, dass TenTen ihn angesprochen hatte. Schließlich schnipste sie mit ihren Fingern vor seinen Augen. „Hab ich was an meiner Backe kleben oder was ist dein Problem?“, fragte sie ihn und erst jetzt merkte Neji, dass er sie die ganze Zeit angestarrt hatte. „Entschuldige“, räusperte er sich und wandte sich zum Experiment. „Na das fängt ja gut an“, dachte er und seufzte. „Also was müssen wir machen?“ TenTen reichte ihm die Experimentbeschreibung. „Ich schätze du kannst lesen.“ Neji schmunzelte leicht, nahm das Blatt Papier aus ihrer Hand und streichte dabei absichtlich leicht ihre Hand. TenTen jedoch ignorierte dies vollkommen und schraubte dann irgendwas an dem Gerät vor ihr herum. Sie herumzukriegen würde wohl schwerer werden, als er angenommen hatte. Aber Neji Hyuuga wäre nicht Neji Hyuuga, wenn er keine Herausforderungen mögen würde. Er ließ sich das Experiment durch und wollte TenTen daraufhin helfen, jedoch merkte er selbst, dass er eigentlich keine Ahnung davon hatte, was er tat. Das Mädchen war davon leicht genervt und führte das Experiment schließlich alleine durch, während Neji daneben saß und nur halbherzig zuschaute. Und so verlief es fast die ganze Zeit lang. „Wieso bist du so abweisend?“, fragte Neji als sie sich zu Experiment Nummer 5 begaben. „Wieso bist du so stinkfaul?“, stellte sie die Gegenfrage, „jetzt kann ich auch gut verstehen, wieso Gaara lieber mit Matsuri zusammenarbeitet.“ „Vielleicht war das ja nur eine Ausrede zu meiner Tarnung“, spielte Neji an und warf ihr erneut ein Zwinkern zu. „Was willst du damit schon wieder sagen?“, fragte sie und schaute sich den neuen Versuchsaufbau an. „Naja, vielleicht wollte ich ja unbedingt mit dir zusammenarbeiten und hab Gaara und Matsuri deshalb als Vorwand genutzt“, lächelte Neji sie an. TenTen seufzte und legte den Versuchsaufbau weg. „Okay, was soll das?“, fragte sie genervt und schaute Neji durchringend an. „Was denn? Seit du mit Hinata zerstritten bist, haben wir kein Wort mehr miteinander gewechselt. Früher haben wir uns doch eigentlich auch ganz gut verstanden“, erklärte Neji und hoffte, dass seine Masche funktionierte. TenTen musste zugeben, dass er damit nicht ganz Unrecht hatte. Sie hatten des Öfteren auch etwas zu dritt unternommen und es gab nie ein Problem zwischen Neji und ihr. Nur war sie eben mit Hinata befreundet gewesen und nicht mit ihm. Und als sie sich dann mit seiner Cousine zerstritten hatte, brach auch automatisch der Kontakt zu ihm ab. „Und jetzt, ganze drei Jahre später, packt dich auf einmal die Sehnsucht nach mir? Verstehe schon.“ Neji lachte. „Seit wann bist du so zynisch geworden?“ „Können wir diesen Small-Talk einfach lassen und uns auf die Experimente konzentrieren? Wir müssen noch drei machen und der Unterricht ist in einer halben Stunde vorbei“, meinte TenTen entnervt. „Klar“, entgegnete Neji achselzuckend, „mach du mal. Ich kann es eh nicht.“ Auf ihren bösen Blick hin, grinste er sie nur frech an und spielte mit seinem Charme, was TenTen jedoch immer noch kalt ließ. Fünf Minuten vor Unterrichtsende waren Neji und TenTen beziehungsweise nur TenTen fertig geworden und gaben ihre mitdokumentierten Aufzeichnungen bei ihrer Chemielehrerin ab. „Das war doch eine sehr schöne Stunde, ich freu mich schon auf nächstes Mal“, Neji strich TenTen eine Strähne aus ihrem Gesicht und verabschiedete sich mit einem Lächeln bei dem jedes andere Mädchen der Schule sofort in die Knie gegangen wäre. Jede außer TenTen. „Elender Schleimer“, murmelte sie und lief zu ihrem Spind. Sie hatte weder in Englisch noch Chemie Hausaufgaben auf bekommen, also verschloss sie die beiden dicken Bücher wieder im Spind, um nicht so schwer tragen zu müssen. Da klingelte es auch schon zur zweiten Pause. Die zweite Pause war immer etwas kürzer als die erste, weshalb sich TenTen erst gar nicht die Mühe machte in die Cafeteria zu laufen und sich gleich auf den Weg zu den Mathematiksälen machte. Im Laufen schaute sie schnell etwas in ihren Unterlagen nach und bog unachtsam um die nächste Ecke, wo sie auch prompt mit jemanden zusammenstoß. „Na, hattest du etwa schon so schnell Sehnsucht nach mir?“, neckte sie Neji und bot ihr seine Hand an, um ihr aufzuhelfen. Kiba und Sasuke, welche mit ihm gelaufen waren, gingen einige Schritte weiter und blieben dann etwas weiter abseits stehen, um das Geschehen grinsend zu beobachten. „Träum weiter“, sagte TenTen kühl und rappelte sich ohne seine Hilfe wieder auf die Beine. Ihre Notizen, die er währenddessen aufgesammelt hatte, riss sie ihm ohne ein Wort aus der Hand und lief an ihm vorbei. „Wo willst du denn so schnell hin?“, hielt Neji sie am Arm zurück und schaute ihr tief in die Augen. Auf TenTens Lippen bildete sich ein kleines, amüsiertes Lächeln. „Was auch immer du versuchst... Lass es bleiben. Such dir ein anderes Opfer, Neji. Ich habe nicht das geringste Interesse an dir. Und ich hab auch keine Lust zu eurer Freizeitbelustigung zu werden, wenn du mich also entschuldigen würdest“, TenTen entriss sich seinem Griff und ging schnellen Schrittes zum Mathematikraum. Neji schaute ihr verblüfft hinterher. Noch nie hatte ein Mädchen ihn so lange und hartnäckig abgewiesen. „Ein harter Brocken, die Kleine“, sagte Sasuke von hinten, „aber mach dir keine Gedanken, du wirst sie schon noch überzeugen können.“ „Ja, wahrscheinlich...“, sagte Neji und die drei Jungs begaben sich zu ihrem eigenen Unterricht. TenTen verlangsamte ihren Schritt erst etwas, als sie schon fast bei den Sälen angekommen war und noch kein Schüler in der Nähe war. Sie seufzte und versuchte ihre Gedanken abzuschütteln. Was verdammt nochmal wollte Neji auf einmal von ihr? Drei Jahre lang hatte er sie komplett ignoriert, nur weil sie sich mit seiner Cousine gestritten hatte. Es kam noch nicht einmal ein 'Hallo', wenn sie sich in der Schule oder sonst wo über den Weg liefen. Und heute hatte er sich vollkommen auf sie fixiert. Vor ihrem Fachraum blieb sie stehen und lehnte sich mit geschlossenen Augen an die Wand. „Wer weiß, was er und seine pubertären Freunde sich wieder ausgedacht haben“, dachte TenTen bitter. Irgendwie gefiel ihr der Gedanke nicht, dass Neji sich mit den anderen gegen sie verbündete. Sie hatte ihm nichts getan und früher hatten sie echt viel Spaß miteinander gehabt. Aber diese Zeiten waren wohl im Anbetracht der Umstände schnell in Vergessenheit geraten. Auf TenTens Lippen schlich sich ein leicht trauriges Lächeln. Manchmal vermisste sie die alten Zeiten wirklich. „TenTen? Alles okay bei dir?“, ertönte Lees Stimme. Die Angesprochene öffnete ihre Augen und nickte. „Klar, ich war nur in Gedanken versunken“, sagte sie und stieß sich von der Wand ab, als Mr. Sarutobi, ihr Mathematiklehrer, sich dem Saal näherte. „Sicher? Du siehst etwas blass aus“, stellte er fest und musterte sie besorgt. „Echt?“, fragte TenTen verwundert und hob eine Augenbraue. Eigentlich fühlte sie sich momentan wirklich ganz normal. Seit dem Nasenbluten heute morgen war nichts mehr passiert gewesen. Kein Schwächeanfall, kein Husten, kein erneutes Nasenbluten, keine Übelkeit oder sonst irgendein alarmierendes Anzeichen. „Ich fühle mich wirklich gut, Lee. Mach dir keine Sorgen.“ Ihr bester Freund schien sich damit zufrieden zu geben und zusammen mit dem restlichen Kurs begaben sie sich zum einstündigen Mathematikunterricht. Mr. Sarutobi ließ die Klasse zehn Minuten früher raus, da sein Vater, der ehemalige Schulleiter von TenTens Schule, im Krankenhaus lag und er ihn noch besuchen wollte, bevor er am Nachmittag operiert werden würde. „Was hast du jetzt?“, fragte Lee TenTen, während sie gemeinsam in Richtung Aula liefen. „Geographie bei Orochimaru und das auch noch im obersten Stockwerk“, antworte sie ihm und verzog leicht sein Gesicht, „und du?“ „Geschichte bei deinem Bruder“, grinste Lee und schien damit ganz zufrieden zu sein, „siehe es positiv, du kannst dich dann mit Leichtigkeit aus dem Fenster stürzen und bist ihn los. Im ersten Stock würde dir da nicht viel passieren.“ „Und was, wenn ich ihn statt mich das Fenster hinaus stürze?“, fragte TenTen und setzte einen unschuldigen Blick auf, welchen Lee zum Lachen brachte. „Das wäre natürlich die bessere Idee. Es wäre schade, wenn du plötzlich nicht mehr da sein würdest“, der Junge in grün zwinkerte ihr kurz zu und lief dann in ihre entgegengesetzte Richtung weiter. TenTen schaute ihm kurz mit einem Lächeln hinterher. Lee hatte keine Ahnung wie rührend seine Worte manchmal waren und was sie TenTen bedeuteten. Zum wiederholten Male an diesem Tag versuchte sie ihre Gedanken abzuschütteln und sich auf die Schule zu konzentrieren. Dies wollte ihr in Geographie aber auch nicht so wirklich gelingen. Und der Grund dafür war niemand anderes als Neji Hyuuga. Neji saß zwei Reihen vor ihr und warf ihr alle paar Minuten einen Zettel zu. Entweder hatte er Smileys darauf gemalt oder er schrieb wie sehr er doch die alten Zeiten vermisse und dass er es schade fände, dass sie ohne eine wirkliche Aussprache auseinander gegangen waren. Irgendwann war es TenTen zu blöd die Zettel alle noch durchzulesen, weshalb sie sie einfach liegen ließ und versuchte die Blicke ihrer Mitschüler zu ignorieren. Die meisten wunderten sich wohl, was Neji Hyuuga einem Mädchen wie ihr so viel zu sagen hatten und andere wiederum gingen wohl gleich davon aus, dass es wieder einer der vielen Scherze der Jungs war. Hier und da saßen auch Mädchen, die TenTen hasserfüllte und neidische Blicke zuwarfen, da Neji ihr Aufmerksamkeit schenkte und ihnen nicht. TenTen wäre am liebsten aufgestanden und hätte den Saal verlassen, aber das würde sie sich nie trauen. Sie war viel zu pflichtbewusst und sie wollte sich auch irgendwie keine Blöße vor den anderen geben. Orochimaru wäre das kleinste Problem dabei gewesen. Er erzählte gelangweilt irgendetwas über Stadtentwicklungsmaßnahmen und kritzelte dabei unleserliche Worte an die Tafel. Er drehte sich kein einziges Mal zur Klasse um, also hätte er ihr Fehlen wahrscheinlich gar nicht wahrgenommen. Jedoch seufzte TenTen nur und nahm ihr Schicksal hin. Als sie kurz später auf ihre Armbanduhr schaute, musste sie gequält feststellen, dass gerade mal 20 Minuten der Stunde vergangen waren. Ihr kam es schon vor als hätte sie drei Stunden Geographie hinter sich. Sie verstand kaum, was Orochimaru erzählte, da es in der Klasse relativ laut war. Keiner passte jemals bei Orochimaru auf, da es einfach unmöglich war ihm lange zuzuhören. Ungewollt schweifte TenTens Blick also zu Neji, der sie immer noch mit Zetteln bombardierte und sie zwischendurch schelmisch angrinste. Ihr gefiel es nicht es zuzugeben, aber irgendwie konnte sie verstehen, wieso so viele Mädchen an ihm interessiert waren. Er war groß, sportlich und gut gekleidet. Seine lange Haare waren gepflegt und passten einfach perfekt zu seinem restlichen Erscheinungsbild. Und auch seine Augen waren etwas Besonderes. Sie waren fliederfarben und TenTen konnte sich gut vorstellen, dass man sich leicht in ihnen verlieren konnte. Als das Mädchen merkte worüber sie da gerade nachdachte, senkte sie sofort den Blick und legte ihren Kopf in ihre Handflächen. „Jetzt fange ich auch noch so an. Reiß dich bloß zusammen, TenTen“, ermahnte sie sich innerlich. Den Rest der Stunde schaute sie kein weiteres Mal mehr auf. Ihr Blick haftete auf ihrem Block und sie versuchte Orochimarus Worten so gut es geht zu lauschen und sich daraus ihre eigenen Aufzeichnungen zu basteln, da sie mit den Tafelbildern des Lehrer noch nie etwas anfangen konnte. Zusammen mit dem Klingeln zur Mittagspause, räumte sie schnell ihre Sachen ein und rannte förmlich aus dem Saal, nur um zu verhindern, dass Neji sie erneut ansprach. Seine ganzen Zettel hatte sie einfach liegen lassen. „Nur noch die Mittagspause und Sport... Dann habe ich es überstanden...“, redete sich TenTen gut zu und lief zur Mittagskantine, um sich dort mit Lee zu treffen. Kurz dachte sie darüber nach, ob Neji in ihrem Sportkurs war, musste dann aber erleichtert feststellen, dass dies nicht der Fall war. Lee und TenTen holten sich ihr Essen aus der Kantine und setzten sich damit draußen in die Sonne, was TenTen nur Recht war, da sie vor hatte den Rest des Tages nicht mehr in der Nähe von Neji aufzutauchen und seine Clique war fast nie draußen anzutreffen. „Das kann ja noch heiter werden“, dachte TenTen und stocherte lustlos in ihrem Essen herum. Kapitel 2: Verfolgungsjagd -------------------------- Kapitel 2: Verfolgungsjagd. „Gib mir dein Tablett, ich nehme es mit. Du kennst meinen Vater, er hasst Unpünktlichkeit im Unterricht“, meinte Lee, als die Mittagspause vorüber war und TenTen reichte ihm dankend ihr Essenstablett. „Wow, du hast aber viel gegessen“, sagte Lee sarkastisch und betrachtete sich das Tablett auf dem lediglich ein oder zwei Blättchen Salat fehlten. „Ich hatte irgendwie keinen Appetit“, sagte TenTen schulterzuckend, „außerdem soll man nicht mit vollem Bauch Sport machen.“ „Du machst ja noch nicht einmal mit“, erinnerte sie Lee grinsend, worauf das Mädchen nicht mehr tiefer einging. Sie verabschiedete sich von ihm bis zum nächsten Tag, da sie keinen gemeinsamen Unterricht mehr hatten und begab sich mit dem zweiten Klingeln hastig über den Schulhof zu der Sporthalle. Sie betrat die Umkleidekabine und musste sich sofort einen bissigen Kommentar verkneifen. Wie jeden Dienstag vor Sport begutachteten sich Ino und Sakura in Unterwäsche vor dem Spiegel und tauschten sich über ihre Problemzonen aus. „Siehst du das? Hier! Ich hab hier drei Muttermale dicht auf einem Fleck, dass es so aussieht als wäre es ein riesiger! Was sollen da bloß die Leute von mir denken, wenn ich im Schwimmbad im Bikini herumlaufe?“, sagte Ino weinerlich und schlüpfte schnell in ihre Sporthosen, damit man nicht mehr auf ihren Oberschenkel sehen konnte. „Ino, Schätzchen. Du kaufst deine Bikinioberteile grundsätzlich immer ein oder zwei Nummern zu klein, also werden deine Muttermale nicht das erste sein, was einem auffällt“, scherzte Temari und erhielt von Sakura und Hinata ein zustimmendes Lachen. „Lacht ihr nur!“, meinte Ino beleidigt und zog ihre restlichen Sachen an. „Nein, ich verstehe dich schon. Siehst du die hier? Ich bekomme schon kleine Dellen am Oberschenkel... Und ich bin gerade mal 18! Wo soll das bitte noch hinführen?“, Sakura seufzte verzweifelt und zog sich dann auch schnell an. Augenverdrehend lief TenTen an ihnen vorbei und hängte ihre Jacke an die Garderobe. Ihre Schuhe zog sie ebenfalls aus, da Lees Vater sehr eigen war, was das Betreten der Sporthalle mit Straßenschuhen anging. „Ihr armen, bemitleidenswerten Mädchen. Hätte ich eure Probleme wäre ich wahrscheinlich wirklich schon an den Schmerzen gestorben“, dachte sich TenTen bitter, als die Vierergruppe die Umkleide verließ und Ino und Sakura sich immer noch selbst bemitleideten. Wahrscheinlich wollten sie einfach nur, dass Temari und Hinata ihnen widersprachen und ihnen sagten, dass sie perfekt waren, doch zu TenTens Unterhaltung tat ihnen keine der beiden den Gefallen. „Sind die immer so?“, fragte eine freundlich klingende Stimme, kaum waren die vier Mädchen verschwunden. TenTen drehte sich um und erkannte das Mädchen aus dem Chemieunterricht heute morgen wieder, mit dem Gaara experimentiert hatte. „Leider ja“, antwortete TenTen leicht lächelnd, „Matsuri, richtig?“ Das Mädchen nickte und lächelte entschuldigend. „Ja, entschuldige, wie unhöflich. Ich bin neu hier auf der Schule und heute ist mein erster richtiger Schultag.“ „Das ist schon in Ordnung“, winkte die Umino ab, „ich bin TenTen. Wieso wechselst du so kurz vor Schuljahresende noch auf eine andere Schule, wenn ich fragen darf?“ „Wir sind umgezogen, weil mein Vater hier ein besseres Angebot hatte... Und wir mussten das eben mitten im Schuljahr machen. Eigentlich hätte ich auch erst nach den Sommerferien kommen sollen, aber ich wäre zuhause zugrunde gegangen... Und eure Direktorin meinte, es wäre okay wenn ich schon mal zur Eingewöhnungsphase käme, auch wenn keine Noten und so mehr gemacht werden.“ TenTen nickte als Zeichen, dass sie verstanden hatte und zusammen gingen die beiden Mädchen in die Sporthalle. „Jetzt aber zügig, meine Damen!“, rief Maito Gai kaum hatten Matsuri und TenTen die Halle betreten, „einlaufen! 50 Runden!“ Matsuris Augen wurden etwas größer und fragend schaute sie zu ihrer Nachbarin. „Oh, glaube mir, er meint es ernst“, meinte TenTen schmunzelnd und Matsuri begann etwas hilflos und überrumpelt ihre Runden zu rennen. „TenTen? Deine wunderbare Jugend wurde doch nicht etwa von Krankheit befallen?“, fragte der Sportlehrer besorgt und musterte seine Schülerin. „Ähm, nein, aber...“, gespielt verlegen kratze sich die Braunhaarige am Hinterkopf und fuhr fort, „ich war heute morgen etwas im Stress und habe meine Sporttasche liegen lassen...“ Lees Vater lachte und tätschelte sanft TenTens Kopf. „An deiner Stelle würde ich mal zum Arzt gehen. Mit 18 Jahren so vergesslich zu sein ist glaube ich keine Normalität.“ Danach setzte er wieder sein Zahnpastagrinsen auf, zwinkerte ihr zu und hob seinen rechten Daumen. TenTen war etwas verwundert, dass ihr Lehrer es so gut auffasste, beschwerte sich aber nicht und nahm am Rande der Halle auf einer Bank Platz. „Etwa keine Lust auf Sport?“, fragte eine männliche Stimme plötzlich neckend und erschrocken drehte sich TenTen nach rechts. „Was machst du denn hier?“ „Nach was sieht es denn aus?“, Neji schaute an sich herunter und deutete auf seine Sportklamotten. „Schon klar, aber du bist nicht in unserem Sportkurs, Schlaumeier“, konterte TenTen leicht gereizt. „Ab jetzt schon. Mir wird das Mittwochs ansonsten leider einfach zu viel... Dienstagnachmittag ist viel besser geeignet für Sport, findest du nicht?“, er schenkte ihr das beste Lächeln, das er sich in diesem Moment auf die Lippen zaubern konnte. Gerade als TenTen wieder eine spitze Bemerkung loswerden wollte, unterbrach Gai ihr Gespräch. „Neji! Du sollst nicht mit TenTen flirten, auch wenn die junge Liebe einen im wahrsten Sinne des Wortes beflügeln kann, aber im Moment sollst du nicht fliegen, sondern rennen! Also hopp hopp!“ „Tut mir sehr Leid, meine Liebste, aber ich muss jetzt los“, mit diesen Worten gesellte sich der Hyuuga wieder zum Rest der Truppe und rannte weiter seine Runden. Zurück blieb eine zutiefst genervte TenTen. Was dachte der Kerl sich eigentlich? Urplötzlich entschied er sich dazu, dass es ja ach so schade sei, dass sie seit drei Jahren keinen Kontakt mehr hatten, dann verfolgte er sie den ganzen Tag und jetzt wechselte er auch noch den Sportkurs wegen ihr? Seufzend schüttelte sie den Kopf und versuchte sich wieder zu beruhigen. „So, meine lieben jugendlichen Kraftpakete! Ich hoffe jeder hat seine 50 Runden geschafft?“, rief Gai nach einer Weile in die Runde und erhielt ein bejahendes Gemurmel. Wer würde auch schon freiwillig zugeben keine 50 Runden gelaufen zu sein, um das doppelte rennen zu dürfen? „Gut, so will ich das sehen!“, mit seinem Zahnpastagrinsen holte er den Plan für den Rest der Stunde heraus, „ich möchte, dass ihr euch in Teams einteilt für ein Basketballspiel! Bitte gemischte Teams, anders ist es zu unfair unseren weiblichen Blütenknospen gegenüber!“ Eine kurze Zeit lang schauten die Schüler ihren Lehrer einfach nur mit hochgezogenen Augenbrauen an und bewunderten nach 4 Jahren Unterricht bei ihm immer noch seine gewöhnungsbedürftige Ausdrucksweise. „Na los! Ihr seid nicht ewig jung und so topfit wie jetzt in diesem Moment!“, Lees Vater pfiff in seine Pfeife und der Sportkurs setzte sich in Bewegung und formierte sich in zwei gleichgroße Teams. Dann begann auch schon das Spiel, welches Maito Gai genauestens beobachtete. Nach über der Hälfte der Doppelstunde stand es 56 zu 40 für das Team um Neji, was niemanden wirklich verwunderte, da der Hyuuga ja in der Schulmannschaft spielte und dort Kapitän war. Gerade war er wieder im Ballbesitz und sprang an der Dreipunktelinie ab, um erneut einen Korb zu landen. Alle Augenpaare in der Halle verfolgten den Ball, um zu sehen, ob er reingehen würde. Und natürlich tat er es. Im nächsten Moment konnte man ein lautes Knallen hören und die Augen wanderten wieder zurück zum Werfer. Neji war wohl von seinem Sprung falsch aufgekommen und lag nun mit vor Schmerz verzerrtem Gesicht auf dem Boden. Wie nicht anders zu erwarten schürte sich gleich eine Mädchenmenge um ihn herum, um sich nach seinem Befinden zu informieren. Neji ließ sich von Naruto und Gaara aufhelfen und sagte es sei alles okay und dass er nur umgeknickt sei. Die Mädchen beruhigten sich wieder und schwärmten von der Tapferkeit des Hyuugas. TenTen saß auf der Bank und verfolgte das Geschehen gleichgültig. „Es ist schon so traurig, dass es fast schon wieder lustig ist“, dachte sie sich mit einem Blick auf die verliebten Mädchen ihres Kurses. „Setze lieber aus, Neji! Du darfst dir deinen Ruhm und deine Ehre nicht durch den Schulsport kaputt machen! Du bist noch jung, du musst dynamisch bleiben! Und ich will nicht daran Schuld sein, wenn unser Basketballprofi an dem Turnier gegen Ende des Schuljahres nicht teilnehmen kann, weil er sich in meinem anspruchsvollen Unterricht verletzt hat!“, der Sportlehrer gestikulierte wild mit seinen Händen und begleitete den humpelnden Neji zur Bank, auf welcher jener mit einem sachten Grinsen direkt neben TenTen Platz nahm. Das Mädchen schaute absichtlich in die andere Richtung und hatte die Arme verschränkt, welches sein Grinsen größer werden ließ. Gai begab sich zurück zu den anderen Schülern, welche das Spiel mit einem Spieler weniger fortsetzten. „Na, hab ich gut gespielt?“, wollte Neji von TenTen wissen und versuchte sie wieder in ein Gespräch zu verwickeln. „Dein Spiel war ziemlich schwach, wobei mit der Fall am Ende echt gut gefallen hat. Ganz untalentiert bist du wohl doch nicht“, sagte TenTen kühl, schaute ihn aber immer noch nicht an. „Schlagfertig bist du, das muss man dir lassen, TenTen“, sagte der Hyuuga amüsiert und streckte seinen verletzten Fuß aus. „Was auch immer.“ „Och komm schon. Sei nicht so gemein zu mir. Ich versuche lediglich nett zu dir zu sein und außerdem bin ich verletzt. Zu Verletzten muss man immer lieb sein“, er kam ihr etwas näher und wollte seinen Arm um ihre Schultern legen, aber TenTen rutschte genervt wieder ein Stück weg und hielt seinen Arm von ihr fern. „Was zur Hölle ist eigentlich dein Problem?“, keifte sie ihn an und Neji war etwas verwundert von ihrer plötzlichen aggressiven Reaktion. „Nichts? Ich will einfach nur wieder mehr Kontakt zu dir, das ist alles“, sagte er unschuldig. „Ja, genau. Verarschen kann ich mich auch ganz gut alleine, Neji, dafür brauche ich dich nicht.“ „Wieso bist du so verdammt misstrauisch mir gegenüber?“, Neji musterte sie und versuchte ernst und ehrlich besorgt zu schauen. „Hm, ich weiß auch nicht. Lass mich mal überlegen...“, TenTen legte den Kopf schief und machte so als würde sie intensiv über etwas nachdenken, „vielleicht, aber auch nur vielleicht, kann ich dich und deine Freunde nicht ausstehen. Ihr seid vielleicht nur ein ganz kleines bisschen eingebildet, oberflächlich und ignorant. Ihr verletzt absichtlich Leute mit euren Worten und kümmert euch einen Scheißdreck darum. Aber ich, lieber Neji Hyuuga, werde nicht zu eurem neuen Projekt, über das man dann die ganzen Sommerferien über spricht. Egal was du vorhast, such dir ein anderes Opfer.“ Mit diesen Worten stand TenTen etwas wackelig auf und verließ die Sporthalle. Sie begab sich so schnell sie konnte in die Umkleide und schloss sich dort in einer Toilettenkabine ein. Sie merkte wie ihr schwindlig wurde und setzte sich zittrig auf den heruntergeklappten Toilettendeckel. Ihr Gesicht legte sie in ihre Hände und atmete immer wieder tief durch. In der einen Sekunde war ihr noch warm, dann wurde ihr eiskalt. Sie zog ihre Weste etwas fester zu und beugte sich noch mehr nach vorne, da sie sich einbildete beziehungsweise da sie hoffte, dass die aufkommende Übelkeit dadurch verringert werden würde. Jetzt war ihr bewusst, wieso der Arzt so oft betonte, dass sie sich auf keinen Fall zu viel aufregen sollte. Die braunhaarige Schülerin versuchte ihre Atmung gleichmäßig zu halten, was ihr jedoch mehr schlecht als recht gelang und schließlich übernahm die Übelkeit die Überhand. Schnell erhob sich TenTen von dem Toilettendeckel, klappte ihn hoch und musste sich schließlich übergeben. Kreidebleich richtete sie sich wieder auf, spülte ab und trat immer noch wackelig auf den Beinen aus der Kabine. Sie schleppte sich zum Waschbecken, hielt ihre Haare mit einer Hand zurück und spritzte sich mit der anderen kaltes Wasser ins Gesicht und spülte sich den Mund aus. „Nejis Charme kann einen richtig anwidern, nicht wahr?“, TenTen drehte sich leicht erschrocken um. Sie hatte gar nicht bemerkt, dass noch jemand in der Umkleide war. Hinter ihr stand Temari mit ihrer Wasserflasche in der Hand. Sie war wohl kurz aus dem Unterricht verschwunden, um schnell was zu trinken. Obwohl es ihr im Moment wirklich nicht besonders gut ging, konnte TenTen sich ein kleines Lachen nicht verkneifen. „Ja, sieht ganz so aus“, erwiderte sie und drehte den Wasserhahn zu. „Alles okay bei dir?“, fragte die Sabakuno und TenTen bildete sich ein einen Hauch von ehrlicher Besorgnis in ihrer Stimme zu hören. „Passt schon“, antwortete sie knapp und lächelte kurz ganz leicht. Sie begab sich zu ihrer Schultasche und nahm ebenfalls einen Schluck von ihrem Trinken, ehe sie sich wieder in die Halle begeben wollte. Das Klingeln, das genau in dieser Sekunde ertönte, hielt sie jedoch davon ab. TenTen machte auf dem Absatz kehrt, schnappte sich ihre Sachen und verschwand ohne ein weiteres Wort zu Temari zu sagen aus der Umkleidekabine und ging zum Schuleingang, um auf Iruka zu warten, der dienstags zeitgleich mit ihr Schluss hatte und sie wieder mit nach Hause nahm. Zurück blieb eine nachdenkliche Temari. Sie kannte TenTen zwar nicht besonders gut und hatte auch nicht besonders viel mit ihr zu tun als sie noch mit Hinata befreundet war, aber irgendwie hatte sie das Gefühl, dass mit ihr etwas nicht stimmte. Alleine wäre sie da niemals darauf gekommen, weil sie zugegebenermaßen nicht viel auf TenTen achtete, doch kurz nachdem Kiba und Neji sich heute morgen für die Wette um TenTen entschieden hatten, war Gaara ruhiger als sonst geworden. Temari hatte ihn natürlich nach dem Grund gefragt und er meinte lediglich, dass er es nicht in Ordnung fände TenTen in ihre 'Tradition' hereinzuziehen, da sie offensichtlich ganz andere Probleme hätte. Und wie es schien hatte ihr etwas jüngerer Bruder damit gar nicht so unrecht. Die anderen Mädchen betraten die Umkleide und Temari schüttelte ihre Gedanken ab und zog sich wie die anderen wieder ihre normalen Kleider an. „Hey, Temari. Sakura und ich haben gerade mit den Jungs ausgemacht noch ein Eis essen zu gehen. Wärst du dabei?“, fragte Hinata und zog ihre Sandalen an. Die Angesprochene überlegte kurz und stimmte schließlich zu. „Klar, warum nicht. Ist ja schönes Wetter zum Eis essen. Kommt Ino denn nicht mit?“ Saskura schüttelte grinsend den Kopf. „Sie hat ein Date mit Sai.“ Die drei Mädchen machten sich also fertig, schnappten sich ihre Taschen und trafen sich mit den Jungs, darunter Naruto, Shikamaru, Neji und Sasuke, auf dem Schulhof. „Sollen wir mal das neue Café ausprobieren, das aufgemacht hat? Ist ja nicht weit von hier“, schlug Sasuke, Sais Cousin, vor und erhielt von seinen Freunden ein fast zeitgleiches Schulterzucken, was er einfach als 'Ja' deutete. Damit begab sich die Gruppe in das zwei Straßen entfernte Eiscafé mit dem innovativen Namen 'Eiscafé Nr. I'. Sie schoben draußen zwei Tische aneinander und gruppierten sich darum. „Und, Neji? Wie verlief der Anfang deiner Mission heute?“, fragte Sasuke und schaute seinen Freund gespannt an, während seine rosahaarige Freundin für sich und ihn den 'Liebesbecher' bestellte. Neji gab nach allen anderen noch schnell seine Bestellung auf bevor er antwortete. „Naja, es ist schwerer an sie ran zu kommen, als ich dachte. Sagen wir es mal so“, antwortete der Hyuuga und zuckte leicht mit den Schultern, „ich hab mir überlegt mich einfach ein bisschen bei Mr. Umino einzuschleimen, damit er ein gutes Bild von mir bekommt und ihr vielleicht gut zuredet.“ Von Naruto heimste er dafür ein zufriedenes Lachen ein. „Kaum zu glauben, dass ein Mädchen mal nicht sofort dem Charme Neji Hyuugas verfällt.“ „Halt die Klappe, du Idiot. Du würdest dich noch dümmer anstellen“, wandte Shikamaru Nara, Temaris Freund, ein und zog sich seinen hohen Ananaszopf nochmal fester. „Ja, aber auch nur weil ich jetzt mit Hinata zusammen bin und sie das weiß“, meinte Naruto wiederum und streckte Shikamaru die Zunge raus. Dieser verdrehte nur die Augen und setzte seinen genervten Gesichtsausdruck auf. „Weswegen genau habt ihr euch eigentlich nochmal so zerstritten?“, fragte Sakura Hinata und lehnte sich etwas an Sasuke. „Ähm.. ich... sie“, Hinata stoppte und zog ihre Stirn in Falten. Wieso wollte ihr es nicht auf Anhieb einfallen? „Achso, ja, wegen Kiba...“ „Allein die Tatsache, dass du eben darüber nachdenken musstest, sagt schon alles“, mischte sich Temari ein und musterte ihre Freundin eindringlich. „Was meinst du?“, fragte Hinata mit ihrer normalen leisen Stimme. „Du wusstest gerade gar nicht mehr, wieso du und TenTen euch gestritten habt“, erklärte Temari und schüttelte dann verständnislos den Kopf, „und wenn man es genau nimmt, zählt Kiba auch gar nichts als Grund. Du hast mir damals erzählt, dass TenTen dich herunterziehen würde und sie dir unentwegt Kiba schlecht redet. Kiba hat dich schon nach wenigen Tagen betrogen und hat es nicht ernst mit dir gemeint, also kannst du ihr eigentlich keinen Vorwurf machen.“ Diese gut gemeinte Standpauke von Temari hatte gesessen. Hinata wusste darauf nichts zu erwidern und schaute vor sich auf die Tischplatte. In dem Moment kamen zwei Kellner und brachten ihnen ihre Eisbecher. „Habe ich das jetzt richtig verstanden? Du hast dich nur mit TenTen zerstritten, weil sie gegen eine Beziehung mit Kiba war?“, fragte Neji skeptisch nach einer Weile. „Sie hat ihn mir ständig schlecht geredet und wollte um jeden Preis verhindern, dass ich mit ihm ausgehe. Als meine Freundin hätte sie mich unterstützen und nicht verunsichern müssen!“, antwortete Hinata giftig, da sie sich angegriffen fühlte. „Ein Freundin sollte ehrlich zu dir sein. Und Kiba war ja auch nicht gut für dich“, fuhr Neji unbeeindruckt fort. „Seid ihr jetzt alle auf ihrer Seite, oder was?“, Hinata stocherte leicht beleidigt in ihrem Eis herum und verstand nicht wieso sie dieses Gespräch über TenTen überhaupt führen mussten. „Nein, ich will es nur verstehen, Hinata. Wir leben seit wir kleine Kinder waren im selben Haus. Sie war tagtäglich bei dir und ihr hattet immer Spaß miteinander. Wenn sie als nach Hause gehen musste, gab es das größte Theater, weil ihr euch nicht voneinander trennen wolltet und das alles hast du ignoriert und weggeworfen, nur weil sie Kiba nicht mochte? “ „Es war das erste Mal, dass ich verliebt war. Da reagiert man eben etwas über... Wir haben uns einfach auseinander entwickelt... Sie hat sich irgendwann nur noch für sich interessiert, hat mich aber gleichzeitig aus allem, das sie gemacht hat ausgeschlossen und hat mich immer abgeblockt, wenn ich ihr etwas über Kiba erzählen wollte, weil es mir eben wichtig war“, flüchtete sich Hinata in Ausreden und merkte, dass sie auf TenTen eigentlich schon lange nicht mehr wütend war. Mit allem, das sie damals über Kiba gesagt hatte, hatte sie letztendlich Recht gehabt und insgeheim wünschte sich die Hyuuga, dass sie auf sie gehört hätte. Dann wäre ihr viel Schmerz erspart geblieben. „Leute, es bringt überhaupt nichts darüber jetzt noch zu diskutieren. Hinata und TenTen verstehen sich nicht mehr und fertig. Außerdem ist Hinata hier nicht der Buh-Mann. Sie hat einfach nichts mehr mit ihr zu tun, aber sie ist nicht diejenige, die TenTen jeden Tag mit blöden, mehr als unnötigen Sprüchen bombardiert“, sagte Temari, die einfach nur in Ruhe ihr Eis essen wollte und Sakura innerlich dafür verfluchte, dass sie das Thema angeschnitten hatte. Anscheinend waren ihre restlichen Freunde derselben Meinung, denn keiner erwiderte darauf mehr etwas. „Die Wette steht trotzdem noch“, erinnerte Sasuke Neji nach wenigen Minuten daran und grinste ihm zu. Neji zuckte nur mit den Schultern. „An mir soll es nicht liegen.“ Die Gruppe aß ihre Eisbecher zu Ende und verabschiedeten sich dann voneinander, da jeder in eine andere Richtung musste, um nach Hause zu kommen. TenTen war währenddessen zusammen mit Iruka zuhause angekommen und lag nun frisch geduscht auf ihrem Bett und versuchte sich auf ihre Hausaufgaben zu konzentrieren. Ihr Körper hatte sich wieder einigermaßen beruhigt und auch die Übelkeit war verebbt. Nun versuchte sie sich auf die Mathematikaufgaben zu konzentrieren, während Iruka unten in der Küche das Abendessen kochte. Aber egal wie lange TenTen die Zahlen fixierte und versuchte einen Zusammenhang zu erkennen, das Ergebnis oder geschweige denn der Rechenweg wollten ihr einfach nicht in den Sinn kommen. Und das obwohl Mathematik eigentlich ihr stärkstes Fach war. Nach 20 Minuten rief ihr Bruder sie zum Abendessen und ihre Hausaufgaben waren immer noch ungelöst. Seufzend stieg TenTen aus ihrem Bett, schlüpfte in ihre Hausschuhe und begab sich nach unten in die Küche. Schon auf der Treppe stieg er der wohlige Duft von gedämpftem Reis und frischem Gemüse in die Nase. Iruka saß schon am Küchentisch und wartete auf seine kleine Schwester. Als diese eintrat und sich zu ihm setzte, lächelte er sie liebevoll an. „Und wie war dein Tag?“, fragte Iruka und beide fingen an zu essen. „Super. Ich kam nichts Böses denkend in die Schule und dann wurde ich die ganze Zeit von Hinatas Cousin verfolgt“, meinte TenTen sarkastisch und nahm einen Schluck von ihrem grünen Tee. „Von Neji?“, fragte Iruka verwundert nach. „Ja?“, entgegnete seine Schwester unsicher und musterte ihn fragend, „wieso bist du mehr überrascht als ich es erwartet hatte?“ „Bei mir war er auch in der Pause...“, zögerte Iruka und schien über irgendetwas nachzudenken. „Was wollte er?“, stellte TenTen die Frage trocken und legte ihre Essstäbchen zur Seite. „Nichts Bestimmtes, denke ich... Er hat sich entschuldigt, dass er immer den Unterricht stört und sagte, dass er sich bessern wollte und hat sich sogar für ein freiwilliges Referat angemeldet.“ TenTens Augenbraue wanderte immer höher. „Jetzt ist es offiziell. Neji Hyuuga hat den Verstand verloren.“ Iruka musste über TenTens Humor schmunzeln. „Wieso hat er dich den ganzen Tag verfolgt?“ „Das wüsste ich auch nur zu gerne...“, seufzte TenTen und aß weiter, „ich schätze, dass es irgendetwas mit ihren jährlichen Streichen zu tun hat. Anscheinend bin ich dieses Jahr als ehrenvolles Opfer auserkoren worden.“ Sie zuckte mit den Schultern. „Oder er hat gar nichts Böses im Sinn“, widersprach Iruka und sah seine jüngere Schwester ernst an. „Wir reden hier von Neji“, meinte TenTen knapp, was ihren Bruder aufseufzen ließ. „Du erwartest von jedem immer nur das Schlechteste, TenTen. Manchmal machen Leute aber einfach nur was aus Freundlichkeit.“ „Haben meine angeblichen Freunde mir damals auch nur aus Freundlichkeit den Rücken zugedreht, als ich mich mit Hinata gestritten habe und es sie alle eigentlich gar nichts anging und niemand außer Hinata und mir betroffen war? Mobben sie Lee und mich nur aus Freundlichkeit, obwohl wir es doch laut ihren eigenen Aussagen gar nicht wert sind beachtet zu werden? Dann kann ich gerne auf Freundlichkeit verzichten.“ Daraufhin erwiderte Iruka nichts. Er wusste, was jeden Tag in der Schule los war. Lee wurde von anderen verurteilt, weil er zugegeben hatte homosexuell zu sein und TenTen hatte es auch nicht leicht seit sie und Hinata nicht mehr befreundet waren, da alle zu der ruhigen Hyuuga und Kiba gehalten hatten. Anfangs hörte er sie jede Nacht in ihrem Bett weinen, da zu der Zeit auch noch die Nachricht ihrer Krankheit ganz neu für sie war und sie mit so vielem auf einmal klar kommen musste. Ihre Eltern hatten sie zwei Jahre zuvor verloren und somit war Iruka der Einzige, an den sie sich wenden konnte und ihren großen Bruder zerriss es innerlich, dass er ihr nicht wirklich helfen und dass er sie vor allem nicht vor all dem retten konnte. Die beiden Geschwister aßen still zu Ende und machten dann zusammen den Abwasch, auch wenn Iruka ihr gesagt hatte, dass sie ihm nicht helfen müsse. „Tut mir Leid, dass ich dich eben so angefahren habe...“, sagte TenTen leise als sie das Besteck abtrocknete und sah ihren Bruder entschuldigend an. „Hast du nicht. Ich hätte nachdenken sollen bevor ich das gesagt habe“, nahm er ihre Entschuldigung lächelnd an. TenTen räumte das abgetrocknete Geschirr weg und Iruka kümmerte sich um den Rest. „War sonst noch was heute außer das Neji dich verfolgt hat?“, wollte Iruka wissen und versuchte beiläufig zu klingen. „Du meinst, ob ich zusammengeklappt bin oder aus irgendwelchen Poren angefangen habe zu bluten?“, direkter hätte sie es nicht ausdrücken können und Iruka kratzte sich ertappt am Hinterkopf. „Heute war nichts. Alles bestens“, meinte TenTen und verschwieg ihm das Nasenbluten am Morgen und die Übelkeit am Nachmittag. Sie wollte ihn nicht unnötig beunruhigen. Iruka tat schon so viel für sie. Er hatte sich extra eine Stelle an ihrer Schule besorgt, ließ sie bei sich wohnen und gab sein Privatleben auf, nur um für seine kleine Schwester sorgen zu können. Er verließ nur selten das Haus um sich mit Freunden oder Kollegen zu treffen oder gar auf ein Date zu gehen und all das verursachte bei TenTen ein verdammt schlechtes Gewissen. Sie wusste zwar, dass er es nicht nur für sie tat, sondern auch für ihre Eltern, denen er es versprochen hatte, aber das half leider nicht im geringsten. Deshalb wollte sie ihn so gut es ging im Glauben lassen, dass es ihr gut ging, damit wenigstens er anfing ein normales Leben zu leben. „Ich geh dann mal rauf und mach meine Hausaufgaben fertig“, sagte TenTen und verzog sich in ihr Zimmer. Dort angekommen ließ sie sich wieder auf dem Bett nieder und breitete alle möglichen Unterrichtsmaterialien vor sich aus. Nur mit großer Anstrengung schaffte sie es sich auf die Aufgaben zu konzentrieren. Nach zweieinhalb Stunden war sie schließlich mit den Hausaufgaben fertig, obwohl es insgesamt wirklich nicht viel war und man es normalerweise in weniger als der Hälfte dieser Zeit hätte schaffen können. Erleichtert räumte sie ihr Zeug zusammen und richtete schnell die Sachen, die sie am nächsten Tag brauchte. Da sie die meisten Bücher ohnehin in ihrem Spind in der Schule hatte, war es in kurzer Zeit erledigt. Nach getaner Arbeit legte sich das Mädchen zurück auf das Bett und starrte eine Weile lang einfach nur an die Decke ohne großartig über irgendwas nachzudenken. Dann drehte sie sich nach rechts und ihr Blick fiel auf ein Bild, das auf ihrem Nachtschränkchen stand. Von dem Bild aus lächelten sie vier Personen glücklich und ausgelassen an. Eine davon war sie, eine andere Iruka und die anderen beiden ihre verstorbenen Eltern. In ihren Augen sammelten sich – je länger sie das Bild anschaute – Tränen, welche ihren Entstehungsort aber nicht verließen. „Ich vermisse euch“, flüsterte TenTen mit erstickter Stimme und zwang sich wirklich dazu nicht zu weinen. Jedes Jahr um diese Zeit fiel ihr es aber ziemlich schwer. In einer Woche war der sechste Todestag ihrer Eltern und je näher der Tag kam, desto trauriger und elender fühlte sich TenTen. „Wäre doch bloß dieser verfluchte Lastwagen nicht gewesen...“, schweren Herzens wandte sich TenTen von dem Familienfoto ab und zwang sich dazu aufzustehen. Sie begab sich ins Badezimmer und machte sich bettfertig. Sie bemerkte erst jetzt wie müde sie eigentlich war und dass ihr ihre Koordination zunehmend schwerer fiel. Nachdem sie sich fertig gemacht hatte, ging sie nochmals runter und fand Iruka im Wohnzimmer vor dem Fernseher. Sie wünschte ihm eine gute Nacht und legte sich dann schließlich schlafen. Wider ihres Erwartens war sie sogar schon nach wenigen Minuten im Land der Träume. Kapitel 3: Rache ist süß ------------------------ Danke für die Kommentare! Ich freue mich, dass euch die Geschichte gefällt :) -------------------------------------------------- Kapitel 3: Rache ist süß. Gedankenverloren starrte TenTen am nächsten Morgen in ihren Spind und fragte sich, was sie überhaupt herausholen wollte. Doch ihr fiel es auch nach einigen Minuten einfach nicht ein. Fast die gesamte Nacht hatte sie sich im Bett umher gewälzt und versucht länger als eine viertel Stunde am Stück zu schlafen, was ihr aber nicht so recht gelingen wollte. Die Krämpfe in ihrem Bauch waren zu stark gewesen, um sie zu ignorieren und die Behandlung mit allerlei Schmerztabletten hatte sie schon lange aufgegeben. Und der krönende Abschluss einer schlaflosen Nacht ergab sich dann aus einer ellenlangen Diskussion mit Iruka, ob sie nicht doch lieber zu Hause bleiben wollte. „Na, was für hübsche Choreographien hast du dir gestern anschauen dürfen, während du auf der Bank ausgesetzt hast? Ist Ino wieder 'aus Versehen' ihr Sportröckchen geplatzt oder hat sich jemand blamiert, so dass es wissenswert wäre?“ TenTen zuckte erschrocken zusammen und drehte sich ruckartig um. Sie war so in Gedanken verloren gewesen, dass sie gar nicht bemerkte, dass sich jemand zu ihr gesellt hatte. „Lee! Schleiche dich nie wieder so an“, meinte TenTen zu ihrem besten Freund und schloss ihre Spindtür. Gemeinsam liefen sie dann durch die Gänge der Schule. „Entschuldigung, das war nicht meine Absicht“, entschuldigte sich der Schwarzhaarige und schaute sie verlegen an. „Wir haben keine Choreographien gemacht... Dein Vater hat wohl seine Vorhaben etwas geändert... kurzfristig.“ „Kommt es mir nur so vor oder kann ich etwas Bedrohliches in deinem Unterton heraushören?“, der Sohn des Sportlehrers hob seine dicken, schwarzen Augenbrauen. „Er hat seinen Plan wohl nach Neji umgestellt“, meinte TenTen nur knapp und bog um die nächste Ecke. „Wegen Neji?“, fragte Lee verwirrt, „was hat denn Neji damit zu tun?“ „Er hat den Sportkurs gewechselt... Und dann stand Basketball auf dem Programm“, die Umino zuckte mit den Schultern und strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Wieso wechselt Hyuuga kurz vor Schuljahresende den Sportkurs?“, mit jedem Wort das TenTen sagte wurde der Junge verwirrter. Schließlich hatte sie ihm noch nichts davon erzählt, dass Neji sie seit Neustem verfolgte. „Um mich zu nerven. Genauso wie du gerade, indem du mir Löcher in den Bauch fragst“, entgegnete TenTen schroff. Lee seufzte und hob abwehrend die Hände. „Tut mir Leid, dass ich es mich wage heute Morgen schon zu reden, Morgenmuffel.“ Die Angesprochene hielt an und drehte sich zu Lee um. „Es tut mir Leid... Es ist nur... Ich... Ich hab heute Nacht einfach nicht gut geschlafen. Ich weiß auch nicht... Ich wollte dich nicht anschnauzen...“, stammelte die Braunhaarige und vermied den längeren Blickkontakt mit ihrem Gegenüber. „Hat das was mit den 6 verbleibenden Tagen zu tun?“, wollte Lee mit einfühlsamer Stimme wissen und TenTen wusste genau, dass er ihre Eltern meinte. „Auch“, gestand sie leise und setzte ein tapferes Lächeln auf, als es zum Unterricht klingelte, „naja, was solls.“ Sie wollte gerade über die Treppe ins obere Stockwerk verschwinden, als Lee sie zurück hielt und in eine Umarmung zog. „Du weißt, dass du immer zu mir kommen kannst, wenn etwas ist, oder? Egal was los ist.“ „Ja...“, hauchte TenTen und schloss für einen kurzen Moment die Augen, um sich zu beherrschen und nicht anzufangen zu weinen. „Was bedrückt dich noch? Und jetzt sag nicht, dass der Todestag deiner Eltern alles ist. Dafür kenne ich dich zu gut.“ „Es ist nichts... Wirklich... Nichts redenwertes...“, versuchte sich das kranke Mädchen aus der Affäre zu ziehen. Sie wollte ihm nicht von ihrer Krankheit erzählen. Sie wusste, dass es auf der einen Seite falsch war, weil Lee immer für sie da war und damit eigentlich ein Recht darauf hatte es zu erfahren, aber sie brachte es einfach nicht über ihr Herz. „Sicher?“, Lees Stimme klang ernst und besorgt. „Ganz sicher“, bestätigte TenTen fest und löste sich langsam aus der Umarmung ihres besten Freundes, „wenn etwas wäre, wärst du garantiert einer der ersten, der es erfährt...“ Lee musterte sie nochmals und ließ sie dann los. „Okay, dann glaube ich dir mal. Und was die Geschichte mit Neji angeht – da reden wir in der Mittagspause genauer drüber!“ „Einverstanden“, schmunzelte TenTen, als Lee sein Zahnpastagrinsen aufsetzte und in seinen Unterricht ging. Auch sie beeilte sich nun, um noch rechtzeitig zu Musik zu kommen. „Alter, das ist deine Chance“, rief Kiba erfreut und klopfte Neji aufgeregt auf die Schulter. „Wovon redest du?“, fragte der Hyuuga genervt und schüttelte seine Hand ab. „Hast du das denn eben nicht gesehen? Du darfst dein Zielobjekt nicht aus den Augen lassen, Mann! Sie ist traurig. Die Schwuchtel hat gerade versucht sie aufzumuntern. Das ist deine Chance. Du musst einfach nur den mitfühlenden, verstehenden, tröstenden Neji spielen und sie frisst dir aus der Hand. Dann steht unserem Plan nichts mehr im Weg“, Kiba deutete auf den Fleck, von dem sich Lee und TenTen wegbewegten und in seinen Augen funkelte es. Gaara verdrehte nur wortlos die Augen und entfernte sich von der Gruppe. „Wenn ihr so weiter macht, vergrault ihr noch alle eure Freunde“, meinte Temari gleichgültig. „Gaara ist einfach nur ein Spielverderber. Das ist alles“, gab sich der Inuzuka unbeeindruckt. „Nein, Kiba. Gaara kann sich im Gegensatz zu dir nur in andere Leute hineinversetzen und ist nicht so intrigant und egoistisch wie du.“ „Warum zickt ihr den dieses Jahr so herum? Bisher fandet ihr die Streiche immer lustig?“, fragte Sasuke nach und verstand das Problem nicht. „Ja. Bisher bestanden die Streiche auch nur daraus die Unterhosen irgendeines Lehrers in der gesamten Schule zu verteilen oder aus anderen harmlosen Dingen. Es wurde dabei nie eine Person direkt verletzt.“ Die Sabakuno ließ den Rest der Gruppe stehen und verschwand in ihren Unterricht. Kankuro schüttelte verständnislos den Kopf. „Entschuldigt bitte meine beiden Geschwister. Sie sind Spaßbremsen!“ Den letzten Teil sagte er extra laut, damit Temari es noch hören konnte. Sie ging jedoch nicht darauf ein. „Du weißt was zu tun ist“, grinste Sasuke zu Neji und auf das zweite Klingeln hin begaben sie sich alle zu ihren Sälen. Naruto, Kiba, Kankuro und Sasuke liefen zum Physiksaal, während Shikamaru und Neji sich zu Musik begaben. „Diese Stille... Sie ist so schön...“, murmelte Shikamaru mehr zu sich selbst als zu seinem Freund, als Kibas penetrante Stimme und das kindische Gehabe von Naruto verebbten und schließlich nicht mehr zu hören waren. Neji kommentierte das lediglich mit einem schwachen Lächeln. Er hatte keine Lust zu reden und aus diesem Grund war er ganz froh die ersten beiden Stunden nur Shikamaru aus seiner Gruppe um sich zu haben. Der Nara war unkompliziert und die meiste Zeit selbst viel zu faul oder zu schläfrig zum Reden. „Sie ist auch da...“, meinte Shikamaru beiläufig. Die beiden Jungs waren am Musiksaal angekommen, vor welchen bereits vereinzelt ein paar Schüler standen. Unter ihnen war auch TenTen. „Hm...“, stimmte Neji ihm zu und wandte seinen Blick von Hinatas ehemaligen besten Freundin ab. „Na, du scheinst mir aber auch nicht gerade begeistert von dem Streich zu sein...“, Temaris Freund hob eine Augenbraue und musterte den Hyuuga. „Keine Ahnung“, entgegnete er schulterzuckend, „ich mach mir nicht wirklich viel daraus. Es ist jetzt eben schon seit Jahren unsere 'Tradition' und dieses Mal wurde ich ausgewählt. Ich wills den anderen nicht versauen. Aber ich habe irgendwie das Gefühl, dass ich mir mit der ganzen Aktion mehr Probleme als sonst was schaffe. Zum Beispiel das hier.“ Neji seufzte und kramte in seiner Umhängetasche herum. Er zog eine rote Mappe heraus und zeigte sie seinem Kumpel. „'Der dritte Weltkrieg?', Geschichtsreferat von Neji Hyuuga“, las er vor und warf dann einen verwirrten Blick zu ihm. „Siehst du. Um mich bei ihrem Bruder einzuschleimen, muss ich jetzt schon freiwillige Referate schreiben. Das Thema war beschissen und ich hab die ganze Nacht dran gesessen ohne was Brauchbares dabei herauszubekommen.“ Shikamru grinste, gab ihm seine Mappe zurück und sparte sich jegliches Kommentar. Mürrisch steckte Neji das Referat für Herrn Umino wieder ein. Im nächsten Moment tauchte Yamato, der Musiklehrer, auf und die Schüler begaben sich in den Saal. TenTen setzte sich neben Matsuri in die dritte Reihe und Neji und Shikamaru nahmen direkt hinter ihnen Platz. TenTen hatte bemerkt, dass Neji sich mal wieder in ihre Nähe gesetzt hatte und fühlte sich den ganzen Unterricht lang beobachtet. „Okay, ich werde jetzt nicht paranoid. Er wollte mich gestern einfach nur nerven. Heute scheint er es ja schon wieder gut sein zu lassen. Ich bilde mir einfach nur ein, dass er mich die ganze Zeit anstarrt...“, redete sich TenTen in Gedanken gut zu und versuchte sich zu besserer Laune zu zwingen. Doch ihre Anspannung wollte nicht nachlassen. „Ich habe mir für die verbleibenden Schulwochen etwas Besonderes ausgedacht“, sprach Yamato zu seinen Schülern, „es würde keinen Sinn machen euch noch neuen Stoff beizubringen, da kein Thema in der kurzen Zeit bis zu den Sommerferien ausführlich behandelt werden kann. Deshalb habe ich gedacht wir veranstalten so etwas wie einen kleinen Wettkampf. Ich teile euch in Gruppen von vier bis fünf Schülern ein und bis zum Ende des Schuljahres, bis zu unserer letzten Doppelstunde, werdet ihr einen Song auswendig lernen und aufnehmen. Ob ihr die Melodie dazu selbst spielt oder ein Instrumental-Stück benutzt, ist ganz euch überlassen. Ich will jedoch, dass jeder Schüler in der Gruppe einen Teil der Arbeit übernimmt. Was ihr auf alle Fälle brauchen werdet, sind Sänger für das Lied, jemand der eventuell ein Instrument spielt, jemanden der das Lied aufnimmt und bearbeitet und eben für alles, was ihr mit dem Lied anstellen möchtet. In der letzten Doppelstunde werdet ihr es dann vor den anderen Gruppen vorspielen und wir entscheiden zusammen, wer sich am meisten Mühe gegeben hat. Die Lieder dürft ihr selbst auswählen.“ Durch die Klasse ging ein allgemeines Raunen und Stöhnen, welches die Begeisterung über die Aufgabe deutlich widerspiegelte. „Wenn wir es vor den anderen vorspielen, wieso sollen wir es dann noch zusätzlich auf CD aufnehmen? Das ist doch unnötige, zusätzliche Arbeit“, wandte Shikamaru genervt ein, da er sich jetzt schon überfordert sah. „Achso, ja. Momentan findet ein Wettbewerb zwischen verschiedenen Schulen hier in Tokio statt. Es werden die besten Schulmusiker des Landes gesucht und da werde ich dann eure CDs einschicken, wenn sie denn brauchbar sind“, antwortete der Musiklehrer. „Na, super. Das war es dann wohl mit den gechillten, ruhigen Tagen vor den Ferien“, murrte Shikamaru und lehnte sich trotzig in seinem Stuhl zurück. „Es hätte schlimmer kommen können. Sieh es positiv“, sagte Neji, welcher aber auch nicht gerade begeistert von der Aufgabe war. „Und was bitte wäre noch schlimmer? Dabei geht viel Freizeit drauf...“ „Er hätte uns zwingen können eigene Melodien und Texte zu schreiben“, Neji warf Shikamaru einen vielsagenden Blick zu. „Okay! Lass uns das machen. Wir schaffen das“, sagte Shikamaru schnell und hoffte, dass Yamato Nejis 'Vorschlag' nicht gehört hatte und auf blöde Gedanken kam. Der Hyuuga schmunzelte und richtete seinen Blick wieder nach vorne. „Am besten wir teilen die Gruppen einfach so ein, wie ihr gerade sitzt. Die erste Reihe dreht sich bitte zur zweiten herum und die dritte zur vierten. Und dann immer zwei, zwei. Ich denke das bekommt ihr hin.“ Die Schüler befolgten die Anweisungen und drehten sich zu den Reihen herum. TenTen wusste zwar, dass Neji in ihrer Nähe saß, aber bis dahin hatte sie gehofft, dass es nicht der Platz direkt hinter ihr war. Die Brünette und Matsuri drehten sich um und schauten zu Shikamaru und Neji, die sich beide ein Grinsen zu unterdrücken schienen. „Ich könnte heulen“, murmelte TenTen verzweifelt. „Was?“, fragte Matsuri verwirrt und schaute sie stirnrunzelnd an. „Nichts... Nichts, vergiss es. Es war nicht wichtig“, sagte TenTen schnell und setzte ein Lächeln auf. „Na, wie geht es euch?“, fragte Neji mit überfreundlicher Stimme und musterte die beiden Mädchen. „Gut, danke“, antwortete Matsuri fröhlich, während TenTen die Augen verdrehte und schwieg, „habt ihr irgendeinen Vorschlag für einen Song?“ Shikamaru zuckte desinteressiert mit den Schultern und schüttelte den Kopf. „Ich weiß auch nichts“, meldete sich Neji zu Wort und schaute dann nachdenklich zu TenTen, „was ist mit dir, TenTen? Irgend einen besonderen Wunsch?“ Er bedachte sie mit einem fürsorglichen Blick. „Nein.“ Matsuri schaute fragend zwischen Neji und TenTen her. TenTens Antwort war ziemlich kühl und sie sah aus, als ob sie sich stark beherrschen müsste nicht auszuflippen. „Okay...“, sagte die neue Schülerin langsam und versuchte die Lage zu entspannen, „kann jemand von euch ein Instrument spielen oder sollen wir mit einem Instrumental-Stück singen?“ „Egal...“, sagte Shikamaru mit geschlossenen Augen und war seiner Stimme nach zu urteilen kurz vorm Einschlafen. „Super Antwort“, seufzte Matsuri sarkastisch und schaute zu ihren anderen beiden Gruppenmitgliedern. „Also ich kann ein wenig Akustik-Gitarre spielen. Aber wirklich nur ein wenig. Es ist lange her seit ich das letzte Mal geübt habe...“, meinte TenTen unsicher. „Du kannst bestimmt perfekt spielen“, versuchte Neji ihr zu schmeicheln, aber TenTen ignorierte ihn gekonnt. „Und was ist mit dir?“, wandte sich Matsuri schließlich an den Hyuuga. „Er“, Neji zeigte auf Shikamaru, „kann Schlagzeug spielen, falls wir das gebrauchen können. Ich bin allerdings was Instrumente angeht komplett untalentiert. Ich würde gerne aufnehmen, zuschneiden, bearbeiten und so weiter...“ „Okay, dann spielt er Schlagzeug und TenTen Gitarre. Ich könnte singen, wenn es denn sein muss... Irgendjemand muss ja... Aber du könntest eventuell auch etwas Keyboard oder so spielen. Da muss man nicht viel lernen. Denn ich glaube nicht, dass uns zwei Instrumente reichen werden...“, Matsuri zog nachdenklich die Augenbrauen zusammen. „Ich kann es versuchen, aber nichts versprechen“, meinte Neji und die Gruppe beziehungsweise Matsuri plante die Gruppenarbeit weiter. „Endlich!“, dachte TenTen erleichtert als die Klingel zur Pause ertönte, packte ihre Sachen zusammen und verließ schnellen Schrittes den Raum. „Hey, warte doch, wieso hast du es so eilig?“, rief Neji ihr hinterher und versuchte sie einzuholen. Matsuri musste leicht schmunzeln. TenTen konnte ihre Abneigung gegenüber Neji kaum deutlicher machen und er lief ihr trotzdem weiterhin hinterher. Sie war gespannt, wie sich das noch entwickeln würde. „TenTen!“, rief Neji erneut und war dann schließlich wieder mit ihr auf einer Ebene. „Wenn du mich nicht verfolgen würdest, müsste ich auch nicht so eilig davonlaufen“, entgegnete TenTen genervt. „Ich verfolge dich nicht“, stritt Neji ab und setzte sein charmantes Lächeln auf, in der Hoffnung, dass es bei TenTen irgendwann doch noch wirkte, „du ziehst mich einfach nur magisch an.“ „Hat dieser Spruch jemals bei einem Mädchen funktioniert?“, TenTen hob eine Augenbraue und schaute Neji emotionslos an. Sie hatte ihren Schritt verlangsamt und steuerte die Cafeteria an. „Dich wird es wundern, wie viele Mädchen darauf anspringen.“ „Nein, eigentlich nicht. Ich weiß, dass der größte Teil der Mädchen unserer und den beiden Stufen unter uns einen ziemlich kleinen IQ hat.“ „Du kannst ja richtig bissig werden. Das gefällt mir“, grinste Neji und lief ein Stück näher bei ihr. TenTen merkte es und blieb stehen. „Wann hörst du endlich auf mich zu nerven, Neji?“, fragte sie monoton. Ihr Blick war leer, aber ihr Gesichtsausdruck verriet ihm, dass sie wirklich von ihm genervt war. „Es ist nicht meine Absicht dich zu nerven, du interpretierst es nur falsch.“ „Ja, klar. Wie konnte ich nur so etwas von dir denken“, meinte TenTen ironisch. „Nein, ehrlich. Wenn du dich außerhalb von der Schule mit mir treffen würdest, könnte ich es dir beweisen...“, wählte Neji seine Worte vorsichtig. Die junge Umino schnaubte verachtend aus. „Ganz sicher.“ Sie lief wieder los und wollte Neji stehen lassen, aber er hielt sie sanft am Arm zurück. „Lass mich los“, sagte TenTen automatisch und drehte sich ungewollt wieder zu ihm herum. Nejis Blick lag nachdenklich auf ihrem Arm. „Du bist eiskalt“, sagte er langsam. „Weil ich dich abblitzen lasse? Ich dachte das Ego eines Neji Hyuugas würde um einiges mehr verkraften.“ Das Mädchen versuchte sich aus seinem Griff zu lösen und Neji schüttelte seine Gedanken ab und ließ sie los. „Das meine ich nicht“, sprach er schnell weiter, bevor TenTen wieder verschwinden konnte, „deine Haut. Sie ist eiskalt. Und außerdem bist du heute ziemlich bleich. Vielleicht solltest du dich mal untersuchen lassen.“ „Manche Menschen frieren auch im Sommer ab und zu, Neji. So etwas soll vorkommen“, sie schaute ihn an und er wandte seinen Blick von ihrem Arm zu ihren Augen, „wie wäre es mit einem Deal?“ „Ein Deal?“, fragte Neji verwirrt und wunderte sich wovon TenTen auf einmal sprach. „Ich kann nicht hellsehen, aber ich gehe davon aus, dass du mich wegen euren alljährlichen Streichen verfolgst. Und da mach ich dir einen Vorschlag. Egal, was du tun sollst und egal, was es mit mir zu tun hat – ich helfe dir. Ich helfe dir bei eurem kindischen Streich.“ „Du willst mir bei meinem Streich helfen? Du weißt doch gar nicht worum es geht“, meinte Neji und sein neckischer Ausdruck kam zurück. „Nein und es ist mir auch egal. Und wenn ich in Unterwäsche durch die Schule renne. Nur, lass mich endlich in Ruhe.“ Neji schaute sie einfach nur an und war unfähig etwas zu sagen. Die Art mit der TenTen das gerade gesagt hatte ließ ihn einen Schauer über den Rücken laufen. In ihren Augen spiegelte sich Schmerz und Wut. Letzteres wahrscheinlich, weil er sie nervte, aber wieso so viel Schmerz? Da Neji ihr keine Antwort gab, schüttelte TenTen seufzend den Kopf, wandte sich ab und verschwand mit den Worten 'Wieso mache ich mir überhaupt die Mühe' in die Cafeteria. Neji blieb stutzend zurück. „Da bist du ja. Trösten sieht anders aus... Sie sah ziemlich wütend aus, als sie in die Cafeteria gestürmt kam“, jammerte Kiba enttäuscht, während Neji an ihrem Stammtisch Platz nahm. „Ja, keine Ahnung. Irgendwas stimmt mit ihr nicht...“, sagte Neji und versuchte beiläufig zu klingen. „Sag ich ja“, meinte Gaara kalt und nahm einen Schluck von seiner Cola. „Du wirst doch wohl nicht weich werden“, ermahnte Sasuke seinen Freund und überging Gaara, „ich bin mir sicher, dass Sensei Jiraiya auch Probleme hatte und trotzdem hab ich das Video veröffentlicht, auf dem er sich genüsslich seine Pornoheftchen angeschaut hat.“ „Sasuke hat Recht. Jeder hat Probleme, aber sie werden schon nicht so groß sein, dass sie dran kaputt gehen wird. Davon dürfen wir uns jetzt nicht abhalten lassen!“, Naruto klatschte voller Elan in die Hände und kassierte ein Schmunzeln von Hinata. „Ich werfe es schon nicht hin, macht euch nicht in die Hosen, Leute“, sagte Neji genervt. Wie konnte man sich nur so in Kleinigkeiten hineinsteigern? „Es ist nur schwer an sie heranzukommen, wenn sie so abweisend ist.“ „Das bekommst du auch noch hin. Du hast gestern ja selbst gesagt, dass du einfach ein bisschen die Beim-großen-Bruder-einschleimen-Karte ausspielen musst“, redete Kankuro ihm gut zu, „das wird legendär, du wirst schon sehen.“ „Ja, ich habe sowieso gleich Geschichte bei ihm“, stimmte Neji zu und ließ es damit auf sich beruhen. „Sehr schön, können wir jetzt das Thema wechseln? Ich vertrage TenTen Umino nicht und will nicht, dass ich noch einen Ausschlag bekomme, wenn ich zu viel von ihr rede oder höre“, zickte Ino und spielte mit einer Haarsträhne. „Natürlich, Miss Yamanaka. Worüber möchte unsere königliche Hoheit denn gerne reden? Nagellack? Wimperntusche? Lipgloss?“, neckte Kiba sie. „Also ich bin für Unterwäsche“, grinste Sasuke schelmisch, woraufhin er von Sakura einen Schlag an den Kopf einheimste. „Ihr seid Vollidioten“, Ino verschränkte beleidigt die Arme und schaute abwartend zu ihrem Freund, der erst nach einigen Sekunden merkte, was sie erwartete. „Das war jetzt echt nicht nötig, Leute“, verteidigte Sai seine Freundin schnell und bedachte seine Freunde mit einem bösen Blick. Doch die Jungs lachten nur. „Sie hat dich vollkommen im Griff, Cousin“, lachte Sasuke und schüttelte gleichzeitig verständnislos den Kopf. Im nächsten Moment klingelte es zur dritten Stunde und die Gruppe trennte sich wieder. Neji, Sakura und Sasuke begaben sich zusammen zum Geschichtsunterricht von Iruka und nahmen recht weit hinten Platz. Herr Umino bereitete seine Unterrichtsmaterialien noch vor, als Neji nach seiner Mappe kramte und nach vorne zum Pult lief. „Hier, Herr Umino. Die Ausarbeitung von meinem Referat“, sagte er höflich und reichte es seinem Lehrer. „Vielen Dank, Neji. Es freut mich zu sehen, dass du dich wirklich mehr anstrengst. Ich hoffe es ist nicht nur eine kurze Phase“, entgegnete Iruka freundlich. „Nein, schließlich braucht man einen guten Abschluss, um nach der Schule gut wegzukommen“, versicherte Neji ihm. „Sehr schön. Nimm doch noch einmal Platz. Ich mache noch das Thema von letzter Stunde fertig und dann kannst du kurz was zu deinem Referat erzählen. Der mündliche und der schriftliche Beitrag werden dann in der Benotung gleich stark gewichtet.“ Neji nickte und begab sich zurück auf seinen Platz. „Hat die Operation 'großer Bruder' schon angefangen?“, fragte Sasuke neugierig. „Ja. Mit einem freiwilligen Referat und reuevoller Einstellung“, antwortete Neji trocken, was den Uchiha zum Lachen brachte. „Jeder muss Opfer bringen, wenn er in den Sommerferien das Gesprächsthema Nummer 1 sein will“, sagte Sakura und musste ebenfalls grinsen. „Ja, ja, ich weiß“, seufzte Neji und versuchte dann Irukas Restvortrag über den Pazifikkrieg zu folgen. „Okay, so viel dazu. Nun wird euch Neji ein Referat halten. Seine Aufgabe war es die beiden Weltkriege kurz zu veranschaulichen und dann Stellung zu einem möglichen dritten Weltkrieg zu nehmen. Neji, komm bitte nach vorne.“ Widerwillig erhob sich Neji von seinem Platz und begab sich vor die Klasse. Viele der Schüler schauten ihn skeptisch an und dachten wohl alle dasselbe. Neji Hyuuga hielt freiwillig ein Referat. Da konnte etwas nicht stimmen. „Nun gut, also... Im ersten und zweiten Weltkrieg...“, fing der Hyuuga an und fasste beide Konflikte kurz in den wesentlichen Aspekten zusammen, „und all diese Geschehnisse ließen mich zu dem Schluss kommen, dass es durchaus möglich wäre, dass ein dritter Weltkrieg ausbricht. Er könnte ausgelöst werden durch...“ Neji zählte einige Beispiele auf, doch während er redete, merkte er selbst wie wenig Sinn es ergab. Das Kichern einiger Mädchen in der Klasse bestätigte ihn in der Annahme gerade nur Schrott zu erzählen. „Joa, das war dann mein Referat... Noch Fragen?“, etwas unbeholfen schaute er sich um und war froh, dass sich niemand meldete. „Okay, danke Neji. Das war... interessant“, meinte Herr Umino mit skeptischem Gesichtsausdruck und Neji setzte sich missgelaunt wieder hin. „Du hattest keine Ahnung wovon du sprichst oder?“, fragte Sasuke amüsiert, verstummte aber als Neji ihn ausdruckslos anschaute, „sorry...“ Die Stunde endete und die Schüler verließen hastig den Raum. „Neji, bleib bitte noch kurz“, bat Herr Umino und der Angesprochene trat zum Pult, während Sasuke und Sakura gingen. „Das war ja wohl eher... nichts...“, meinte Iruka vorsichtig, „die Zusammenfassung der beiden Kriege war ganz gut, wobei du ruhig etwas mehr ins Detail hättest gehen können... Aber die Stellungnahme zu einem dritten Weltkrieg war nicht sehr durchdacht und hat keine stichhaltigen Argumente...“ „Ja, das ist mir beim Erzählen dann auch aufgefallen“, Neji zuckte mit den Schultern und wusste, dass er nichts mehr daran ändern konnte. „Es verwundert mich nur ein wenig, da du dich freiwillig gemeldet hast und dafür war es wirklich nicht besonders gut. Wenn ich mir so deine anderen Noten anschaue tust du dir eigentlich keinen Gefallen damit. Denn du bist ansonsten echt gut, aber das Referat wird wohl nicht besser als eine 4 werden und das zieht dich schon herunter. Ich gehe jedenfalls nicht davon aus, dass du in deiner Ausarbeitung noch sonderlich viel hinzugefügt hast“, Iruka schaute seinen Schüler fragend an. „Nein, habe ich nicht“, stimmte Neji zu und lächelte matt. „Ich mach dir einen Vorschlag. Wir lassen die Note unter den Tisch fallen, weil es eine freiwillige Arbeit war... Aber nur wenn du mir sagst woran es lag.“ „Keine Ahnung, ich konnte mich nicht wirklich konzentrieren“, meinte Neji schlicht und wusste nicht so wirklich, was sein Geschichtslehrer hören wollte. Er hatte keine Probleme zuhause oder mit Freunden, von denen er sich herunterziehen ließ. „Gab es einen Grund dafür?“, Herr Umino bedachte Neji mit einem eindringlichen Blick. Der Hyuuga überlegte kurz und suchte nach einer zufriedenstellenden Antwort. „Das ist es!“, dachte Neji und setzte schnell einen ernsten Blick auf. Er schaute Iruka direkt ins Gesicht. „Es mag jetzt vielleicht unverschämt sein, das Ihnen gegenüber zu äußern, da Sie ihr Bruder sind, aber ich mache mir Sorgen um TenTen. Ich glaube irgendetwas stimmt nicht mit ihr.“ Die Besorgnis in Irukas Gesicht verschwand und an ihre Stelle trat Verwunderung. „Was sollte nicht mit ihr stimmen?“, fragte er, als er sich wieder gefasst hatte. „Naja sie scheint sehr traurig zu sein in letzter Zeit. Und sie ist sehr blass... Vielleicht sollte sie mal zum Arzt gehen, nicht dass sie sich etwas eingefangen hat und es noch schlimmer wird“, erklärte Neji mit sorgender Stimme und musterte TenTens Bruder immer noch ernst. Auf Irukas Lippen schlich sich ein kleines Lächeln. „Es ist nett von dir, dass du dir Sorgen um sie machst. Aber keine Angst sie nimmt regelmäßig ihre Medikamente und es geht ihr soweit auch gut. Vielleicht hat sie sich zusätzlich jetzt noch eine Grippe oder so eingefangen. In dem Zustand ist man eben etwas anfälliger für so etwas. Auch im Hochsommer“, sagte Iruka und packte währenddessen seinen Kram in die Tasche, „also, die Note für das Referat vergessen wir dann einfach. Ich lese es mir zuhause trotzdem vorsichtshalber noch einmal durch.“ Iruka verließ den Raum und ließ einen verwirrten Neji zurück. „Was soll das jetzt wieder heißen? 'In dem Zustand', 'sie nimmt regelmäßig ihre Medikamente' …?“, fragte sich Neji und wurde erst wieder aus seinen Gedanken geholt als die nächste Klasse den Fachsaal stürmte. Immer noch durcheinander begab er sich zu seinem Unterricht. „Und jetzt verfolgt er dich?“, fragte Lee zur Sicherheit noch einmal nach. Es war Mittagspause und TenTen und er saßen wieder draußen in der Sonne und nahmen ihr Mittagsessen zu sich. Das Mädchen nickte und schluckte die Tomate herunter. „Ja, und ich hab keine Ahnung, wieso er das auf einmal macht.“ Sie hatte Lee davon erzählt, wie Neji ihr seit gestern hinterher lief und was alles passiert war. „In Geschichte verhält er sich auch seltsam“, bemerkte Lee und rückte seine grüne Sonnenbrille zurecht. „Wie meinst du das?“, wollte TenTen wissen. „Na ja, er arbeitet mehr mit und hat heute ein freiwilliges Referat gehalten, das komplett in die Hose ging. Er scheint sich bei Iruka einschleimen zu wollen.“ „Ja, das mit dem Referat hat mir Iruka gestern erzählt...“, erinnerte sich TenTen, „aber in einem Tag ein Referat zu machen ist auch ein wenig heftig.“ „Soweit ich weiß, wollte dein Bruder ihm bis nächste Woche Zeit geben, aber er hat auf heute bestanden. Er hat es wohl mit seinem Elan etwas übertrieben und sich maßlos überschätzt“, erwiderte Lee und schien sich innerlich zu freuen, dass der Hyuuga versagt hatte. „Geschieht ihm Recht“, stimmte TenTen der unausgesprochenen Schadenfreude Lees zu. „Ich schätze, wir werden noch früh genug herausfinden, was er vorhat“, überlegte ihr bester Freund und schaute zu ihr. TenTen nickte nur wortlos und schaute sich auf dem Schulhof um. „Na super“, murmelte sie und Lee folgte ihrem Blick. Kiba und seine Clique hatten sich auf den Bänken in der Mitte des Schulhofes niedergelassen. Lee seufzte und stand auf. „Was machst du?“, fragte TenTen verwundert. Er hob eine leere Trinkflasche und eine Tüte hoch. „Nur wegwerfen. Ich lege mich bestimmt nicht mit denen an.“ TenTen schaute ihm kurz nach als er zu den Mülleimern lief und schob dann ihr Essen von sich weg, da sie schon wieder Bauchschmerzen bekam. „Immerhin konnte ich mehr essen als gestern“, dachte sie mit einem zufriedenen Blick auf ihr Tablett das zur Hälfte leer war. Mit geschlossenen Augen lehnte sie sich zurück an den Baumstamm und genoss die warmen Sonnenstrahlen auf ihrer Haut. Noch fünfeinhalb Wochen und sie war endlich all diese Vollidioten los. TenTen öffnete erst wieder ihre Augen als sie lautes, spöttisches Gelächter vom anderen Ende des Schulhofes vernahm. Kiba hatte Lee anscheinend ein Bein gestellt, denn ihr bester Freund lag der Länge nach auf dem Boden und Kiba und seine Freunde standen lachend daneben. TenTen beobachtete das Geschehen kurz und schüttelte verständnislos den Kopf. „Da sind Kindergartenkinder ja noch erträglicher.“ Ihr Blick wanderte zu ihrem Trinkbecher und auf ihre Lippen schlich sich ein Lächeln. „Was hab ich schon zu verlieren. Nächstes Jahr bin ich wahrscheinlich sowieso nicht mehr hier“, dachte sie sich, nahm den Becher und stand auf. Sie lief in Richtung des Schülerauflaufs um Lee, welcher versuchte sich aufzurichten. Jedoch wurde er immer wieder von Kiba, Kankuro und Sasuke nach unten gedrückt. „Schaut mal wer da kommt“, meinte Naruto grinsend und seine Freunde blickten zu TenTen, die zielsicher auf sie zukam und sich durch die Menge der lachenden kleinen und großen Kindern kämpfte. Sie schien direkt auf Kiba zulaufen zu wollen, doch einige Zentimeter vor ihm stolperte sie und das Trinken aus ihrem Becher landete auf Kibas Designerhemd. „Was zur Hölle soll denn das jetzt bitte?!“, schrie er sie wütend an und das Lachen verstummte abprubt. Viele der umher stehenden Schüler machten sich schnell aus dem Staub, als sie Kibas Miene erblickten. „Was denn?“, fragte TenTen unschuldig und schaute ihn standhaft an. „Wieso hast du mir dein Trinken auf mein Hemd geschüttet?!“, seine Stimme wurde immer lauter und er versuchte mit Taschentüchern das Gröbste zu entfernen. „Nein, hab ich nicht. Das warst du.“ Kibas Freunde beobachteten die Szene gespannt und neugierig, auch wenn sie von TenTens Auftreten ziemlich überrascht waren. Lee richtete sich schließlich auf und klopfte sich den Staub von seinen Kleidern. „Spinnst du jetzt total?“, Kiba funkelte sie böse an und ging einen Schritt auf sie zu. „Kiba“, ermahnte Gaara ihn, da es so aussah als ob er TenTen gleich eine reinhauen würde. „Du hast Lee auf den Boden geworfen und ich bin über sein Bein gestolpert. Hättest du ihm nicht das Bein gestellt, wäre ich nicht gestolpert und mein Trinken wäre nicht auf deinem Hemd gelandet. Obwohl der rote Beerensaft sich echt gut auf dem Hemd macht“, meinte TenTen gefühlskalt. Sie knüllte den Pappbecher zusammen und schmiss ihn in den Mülleimer neben den Bänken. „Lass uns gehen“, meinte sie dann etwas leiser zu Lee, der perplex dastand und seine beste Freundin nicht wieder erkannte. „Nicht so schnell, Madame“, hielt Kiba sie zurück und drehte sie an der Schulter grob zu sich. TenTen keuchte ungewollt aus, da sie der feste Griff überraschte und musterte Kiba. Sie fragte sich, was er nun vor hatte. Bevor der Inuzuka-Junge jedoch ein weiteres Wort sagen oder eine weitere Tat für sich sprechen lassen konnte, wurde er von Neji zurück gezogen. „Lass sie“, sagte er ruhig, aber mit sehr ernster Stimme. „Lass mich los, Neji! Die wird gleich sehen was sie davon hat!“ „Du willst ein Mädchen schlagen? Wirklich? Ich wusste ja, dass du kein sehr hohes Niveau hast, aber dass du so niveaulos bist, hätte ich nicht gedacht“, Neji schubste ihn von TenTen weg und bedachte ihn mit einem ungläubigen Blick. „Man kann immer noch tiefer sinken“, meinte Gaara und schaute zu TenTen, welche von Kibas hartem Griff noch einen leichten Abdruck auf ihrer Schulter hatte, „alles okay?“ TenTen schaute kurz zu ihm und nickte. „Komm“, sagte Lee und zog leicht an ihrem Arm. „Das wirst du mir noch büßen! Glaube ja nicht du kommst einfach so davon! Ich werde mich rächen!“, rief Kiba wütend und TenTen drehte sich ein letztes Mal zu ihm um. „Was denn? Willst du mich umbringen?“, fragte sie sarkastisch und auf ihren Lippen erschien ein bitteres Lächeln, „dann halt dich ran bevor es jemand anderes tut.“ Mit diesen Worten verschwand sie im Schulgebäude und Lee beeilte sich ihr nachzukommen. „TenTen! Warte!“, rief Lee und rannte ihr hinterher, „renn doch nicht weg!“ Das Mädchen verlangsamte ihren Schritt jedoch kein bisschen und steuerte die Mädchentoilette an. „TenTen!“, rief Lee erneut und legte einen Zahn zu. Kurz bevor sie ins Mädchenklo gehen konnte, hielt er sie zurück und stellte sich vor sie. „Was ist denn los?“, fragte er verwirrt und wollte ihr Kinn anheben, damit sie ihn ansah. „TenTen...“, wiederholte er dann etwas leiser und mitfühlend. TenTens Augen waren leicht rot und ihre Wangen nass vor Tränen. Es kam aber kein Ton über ihre Lippen. „Hey...“, flüsterte er und wischte ihre Tränen weg, „was ist los? Was war das eben auf dem Schulhof?“ „Ich... Ich hab einfach keine Lust mehr mich ständig von denen anpöbeln zu lassen oder mit anzusehen wie sie dich fertig machen“, sagte TenTen mit zitternder Stimme und versuchte sich zu beherrschen. „Und das ist alles?“, fragte Lee eindringlich, „was hast du eben damit gemeint, dass Kiba sich beeilen solle bevor jemand anders dich...“ Er konnte den Satz nicht zu Ende führen und atmete einmal tief durch. „Und jetzt sag nicht das war einfach nur daher gesagt. Dein Tonfall war ernst...“ „Ich hab nicht nachgedacht, ich habe einfach irgendetwas geredet“, redete sich TenTen heraus und wischte ihre Wangen trocken. Sie wollte in die Toiletten verschwinden, aber Lee versperrte ihr den Weg und hielt die Tür zu. „Es reicht, TenTen“, mahnte er und zwang sie ihn direkt anzusehen, „wir sind doch beste Freunde, oder nicht? Besten Freunden sagt man die Wahrheit, wenn man Probleme hat oder etwas nicht stimmt.“ In den TenTens Augen sammelten sich wieder Tränen und sie war nicht in der Lage irgendetwas zu sagen, selbst wenn sie gewollt hätte. „Dann eben nicht“, Lee zuckte mit den Schultern und seine Miene war enttäuscht und leer. TenTen hatte ihn noch nie zuvor so gesehen. Er drehte sich weg und lief langsam in die entgegengesetzte Richtung. Das Mädchen vergewisserte sich schnell, dass sich niemand auf dem Gang befand und atmete einige Male tief ein und aus. „Ich habe Krebs“, sagte sie mit krächzender Stimme und Lee blieb stocksteif stehen. „Was hast du gesagt?“, fragte er geschockt und wandte sich ihr wieder zu. Natürlich hatte er verstanden, was sie gesagt hatte, aber er hoffte auf das Gegenteil. „Ich habe Krebs. Seit 3 Jahren. Eigentlich hat mir der Arzt nicht mehr lange gegeben. Und in letzter Zeit sind die Symptome wieder schlimmer geworden. Schlimmer als zuvor“, die Tränen rannen weiter ihre Wangen herunter und sie kam nicht mehr nach sie alle wegzuwischen. Lee ging auf sie zu und nahm sie in den Arm. „Wieso hast du die ganze Zeit nichts gesagt?“, seine Stimme war voller Mitleid und auch Angst. „Ich wollte normal behandelt und angesehen werden... Nicht mit Mitleid“, sagte TenTen und beruhigte sich allmählich wieder. Die beiden besten Freunde lösten sich und sahen sich an. „Sag es niemandem, okay?“, bat TenTen und Lee hob seine Hände wie bei einem Eid vor Gericht. „Versprochen“, sagte er und lächelte sie leicht an. „Und versuch mich so normal wie möglich zu behandeln...“ Lee nickte und drückte sie nochmals kurz. „Jetzt hab ich aber noch was zu erledigen“, seufzte er und lief wieder Richtung Schulhof. „Lee? Was hast du vor?“, rief TenTen ihm verwundert hinterher. Sie trocknete ihr Gesicht und ging ihm nach. Sie verließ das Schulgebäude und blieb auf den Treppen stehen. Lee begab sich zurück zu Kiba und seiner Gruppe und blieb vor Kiba stehen. „Was willst du Homo denn schon wieder?“, fragte Kiba und baute sich auf. Lee antwortete nicht und lächelte nur zufrieden. Im nächsten Moment hatte er plötzlich die Faust erhoben und schlug Kiba mitten ins Gesicht. Kibas Freunde starrten Lee fassungslos an, während Ino und Hinata sich schnell um den Verletzten kümmerten, den es zu Boden geworfen hatte. Lees Lächeln wurde breiter und ohne ein Wort zu sagen verschwand er wieder zu TenTen. „Eins muss man ihm lassen. Feige ist er auf keinem Fall“, sagte Shikamaru anerkennend und ignorierte den jammernden Kiba, der Nasenbluten hatte. „Was hast du getan?“, fragte TenTen mit geschocktem Blick, als Lee breit lächelnd zu ihr kam. „Etwas, das schon lange überfällig war“, meinte er fröhlich und legte seinen Arm um TenTens Schulter, „lass uns reingehen. Der Unterricht geht gleich weiter.“ Kapitel 4: Erste Efolge ----------------------- Kapitel 4: Erste Erfolge. Eineinhalb Wochen waren vergangen seit TenTen Lee von ihrer Krankheit gebeichtet hatte. Der Notenschluss war eingetroffen und der Unterricht in allen Fächern lief nun relativ ruhig und gelassen ab. Lee hatte sich in den vergangenen Tagen wirklich zusammengerissen und versuchte TenTen wie immer zu behandeln, auch wenn es ihm manchmal nicht gelang und er wehmütig wurde. Der Schlag, den er Kiba verpasst hatte, hatte gesessen. Weder Kiba noch einer der anderen machten ihn mehr fertig wie zuvor. Ab und zu kamen Sticheleien, aber die verachtenden Blicke ohne Worte überwogen eindeutig. An dieser Tatsache störten sich Lee und TenTen keineswegs. „Wie läuft es eigentlich mit eurem Musikprojekt?“, fragte Lee TenTen in der zweiten Pause. „Könnte besser sein, aber auch wesentlich schlimmer... Wir werden uns bei dem Song nicht einig“, erklärte TenTen und nippte an ihrem kalten Kakao. „Was steht denn zur Auswahl?“ „Nichts was unserem Herrn Hyuuga unschnulzig genug ist“, antwortete TenTen und verdrehte leicht die Augen, „Matsuri meinte sie sucht bis heute noch einige Lieder raus und er muss sich dann wohl oder übel mit einem von denen zufrieden geben. Anders wird das nichts mehr bis in 4 Wochen. Schlimm genug, dass ich mein Wochenende für sie opfern muss.“ „Geht er dir immer noch so auf die Nerven?“, wollte Lee wissen und sein Blick wanderte kurz rüber zu Neji, der sich mit seiner Cousine unterhielt. „Ehrlich gesagt, nein. Seit deiner Aktion mit Kiba hat er zwei Gänge zurückgeschaltet. Wahrscheinlich hat er Angst, dass du ihm auch eine verpasst“, scherzte TenTen und erinnerte sich an Kibas geschockten Gesichtsausdruck, „aber du kannst ihm dankbar sein, dass er dich nicht verraten hat.“ „Ich glaube mit 18 ist man aus dem Alter heraus, indem man dem Lehrer petzt, wenn man geschlagen wurde.“ „Wir reden hier immer noch von Kiba, oder?“ „Ja okay, da hast du auch wieder Recht“, lachte Lee und winkte dann ab, „selbst wenn er mich verraten hätte. Entweder es hätte ihm kein Lehrer geglaubt, weil ich so überaus unschuldig und brav bin oder ich hätte noch eine Belohnung bekommen, weil er 2 Tage wegen einer verknacksten Nase nicht in die Schule gekommen ist und somit nicht nerven konnte.“ Er zwinkerte seiner besten Freundin zu, welche ihn daraufhin anlächelte. „Ich wollte mich nochmal bei dir bedanken...“, fing TenTen nach einer Weile langsam an. „Wofür?“, Lee zog fragend die Augenbrauen zusammen. „Die letzten Tage. Du gibst dir Mühe dir nichts anmerken zu lassen und behandelst mich nicht als wäre ich zerbrechlich... Vielleicht könntest du das Iruka noch beibringen, das wäre super“, meinte TenTen und schaute Lee gespielt erwartend an. „Kommt darauf an, was er bezahlt“, meinte Lee spaßend und wurde dann ernst, „nach außen hin mag das so wirken, aber innerlich ist das etwas anders, TenTen.“ „Ich weiß... Versuch dich einfach nach und nach daran zu gewöhnen... Du wirst damit klar kommen“, versicherte sie ihm und lächelte ihn aufmunternd an. „Ich frage mich eher, wie du damit klar kommst. Wir haben noch nicht wirklich darüber geredet...“, er beäugte sie vorsichtig und hoffte nicht den falschen Moment erwischt zu haben. Als er TenTen musterte, fiel ihm auf, dass sie traurig lächelte. „Ich komm damit klar... im Großen und Ganzen... Sicher, die Schmerzen sind nicht gerade angenehm und die Medikamente zu schlucken auch nicht, aber in drei Jahren gewöhnt man sich an alles, schätze ich... Ich hätte nur nie damit gerechnet, dass es so lange dauern würde bis ich... naja du weißt schon...“, das Mädchen zuckte mit den Schultern und trank ihren Kakao leer. „Sterbe?“, vervollständigte Lee den Satz der Umino und sie nickte, „vielleicht kann man es ja noch heilen.“ In seiner Stimme lag die Hoffnung, die sie vor einem Jahr aufgegeben hatte. „Lee, ich nehme seit drei Jahren ununterbrochen haufenweise Medikamente und gehe regelmäßig zu Untersuchungen und Therapien. Nichts hat etwas geholfen. Es gibt einige Wochen zwischendrin in denen ich mich ganz gut fühle, aber die Krankheit geht nicht weg und verringert sich auch nicht. Ich glaube nach drei Jahren in diesem Dauerzustand kann man da nicht mehr viel erwarten... Irgendwann macht mein Körper nicht mehr mit.“ Lee schwieg und nickte geschlagen. Er wusste, dass TenTen Recht hatte und dass sie über ihren Zustand am Besten Bescheid wissen musste, aber er wollte es nicht wahr haben. Er wollte seine beste Freundin nicht verlieren. „Ich will nur, dass du es verstehst und akzeptierst...“, sagte TenTen vorsichtig. „Ich will es aber nicht akzeptieren“, entgegnete Lee und schaute sie fassungslos an. „Ich kann mir auch schönere Sachen vorstellen, als so jung zu sterben, aber es ist nun mal so.“ Ihre Stimme war ruhig und sanft. Es schwang keine Trauer darin mit. Sie hatte sich einfach mit ihrem Schicksal abgefunden. Bevor die beiden Freunde noch weiter diskutieren konnten, wurden sie von Neji unterbrochen. „Hey, Entschuldigung, darf ich ganz kurz stören?“, fragte er höflich und schaute von TenTen zu Lee und wieder zurück. „Tu dir keinen Zwang an“, meinte Lee nur. Neji nickte ihm leicht zu und wandte sich dann an TenTen. „Es geht um heute Abend. Bei Shikamaru können wir uns doch nicht treffen. Er hat vergessen, dass seine Eltern, na ja, wie soll ich es sagen, einen... einen seeehr romantischen Abend geplant haben und da würden wir nur stören“, erklärte der Hyuuga TenTen und grinste leicht. „Alles klar, mehr möchte ich gar nicht wissen. Dann müssen wir uns eben woanders treffen“, sagte TenTen schnell bevor Neji das Vorhaben von Shikamarus Eltern weiter ausführte. „Ja, darum hab ich mich schon gekümmert. Ich schätze mal nicht, dass du zu uns kommen wolltest wegen der ganzen Sache mit Hinata und so und deshalb hab ich schon Iruka gefragt. Er ist einverstanden. Wir kommen dann um sieben zu dir. Bis später“, er winkte TenTen zum Abschied zu und nickte auch kurz zu Lee, bevor er wieder an seinen Tisch verschwand. „Iruka ist sowas von dran“, murrte TenTen, schloss kurz die Augen und atmete tief durch. „Ist doch nicht so schlimm. Wenn dir übel werden sollte, bist du wenigstens gleich zuhause“, stellte Lee die positiven Seiten dar, „und er hat sogar Rücksicht auf dich genommen.“ Lee packte sein Zahnpastagrinsen aus und hob den Daumen hoch. „Wieso Rücksicht genommen?“, die Braunhaarige schaute ihn fragend an. „Na, wegen Hinata. Wäre doch sicher unangenehm nach so langer Zeit wieder dort zu sein...“ Ihr fiel jetzt erst auf, dass Lee Recht hatte. „Ne, vielleicht möchte er einfach keinen Besuch bei sich zuhause oder seine Eltern oder sein Onkel oder seine Tante...“ „Oder sein Papagei. Hör auf dir irgendetwas einzureden und akzeptiere, dass Neji gar kein so übler Mensch ist, wie du beziehungsweise wie wir dachten“, seufzte Lee und schaute seine beste Freundin vielsagend an, „vielleicht solltest du ihm doch eine Chance geben und mit ihm ausgehen.“ „Den Teufel werde ich“, schnaubte TenTen, stand hastig auf und verließ mit dem Klingeln die Cafeteria zu ihrer letzten Unterrichtsstunde für den heutigen Freitag. Lee schaute ihr amüsiert hinterher. „Du gibst ja ohnehin irgendwann nach“, murmelte er zu sich selbst. „Hey, Lee, warte mal“, ertönte wieder Nejis Stimme und verblüfft drehte sich Lee um. Redete Hyuuga gerade wirklich in der Öffentlichkeit mit ihm, ohne dass TenTen dabei war? „Ich... Okay, das kommt jetzt wahrscheinlich ziemlich blöd und vielleicht auch ziemlich ungläubig, aber... Ich wollte mich bei dir entschuldigen. Es tut mir Leid, wie die anderen und auch ich dich immer behandelt haben. Es war nicht in Ordnung. Es ist okay homosexuell zu sein... Anders... aber vollkommen in Ordnung, wenn du verstehst, was ich meine... Ich bin schlecht in sowas...“, Neji kratzte sich verlegen am Hinterkopf und hoffte Lee hatte ansatzweise verstanden, was er ihm sagen wollte. „Ja, das merke ich. Aber ist okay... Rückgängig machen kann man nichts mehr, aber ich finde es gut von dir, dass du dich entschuldigst...“, meinte Lee anerkennend. „Also... Entschuldigung angenommen?“, fragte Neji zur Sicherheit nach. „Ja... Ja, ich denke schon“, erwiderte Lee und lächelte leicht. „Sehr gut, danke...“, Neji klopfte ihm auf die Schulter und wandte sich zum Gehen, „oh, übrigens: Kiba hatte die Abreibung eindeutig mal nötig.“ Lee schaute Neji noch kurz hinterher und schüttelte dann seufzend den Kopf. Er hatte sich wohl echt in diesem Kerl geirrt. TenTen wartete nach der fünften und der für sie letzten Stunde des Schultages vor dem Schulgebäude auf Iruka, der aufgrund einer Stufenbesprechung in der Stufe 7 ebenfalls früher Schluss hatte. Nur fünf Minuten später sah sie ihn zusammen mit Shizune, der Schulsekretärin, aus dem Gebäude ins Freie treten. Das brünette Mädchen verschränkte ihre Arme und wippte mit ihrem rechten Fuß auf und ab. Ihr großer Bruder verabschiedete sich von Shizune und kam dann auf TenTen zu. Je näher er trat, desto ertappter und entschuldigender schaute er. „Neji hat es dir wohl schon gesagt...“, meinte er und grinste schief. „Wieso erlaubst du einfach irgendwelchen Leuten zu mir zu kommen, ohne mich vorher zu fragen?“, fragte TenTen schmollend. „Zu dir? Du wohnst in meinem Haus, Kleines“, lachte Iruka und blickte zu seiner kleinen Schwester, „und was ist so schlimm daran? Neji sagte es ginge um ein Schulprojekt und dass ihr sonst nirgendwo hin könntet?“ „Ja, das stimmt soweit ja auch, aber trotzdem...“, sagte TenTen und zuckte mit den Schultern, da ihr nicht wirklich ein Argument einfiel, weshalb Neji, Matsuri und Shikamaru nicht zu ihr kommen sollte. Sie seufzte und die beiden Geschwister liefen zu Irukas Auto, um nach Hause zu fahren. Dort angekommen legte TenTen ihre Schultasche auf eine Kommode im Flur und lief geradewegs in die Küche. Sie füllte Leitungswasser in ein Glas und wühlte in einer kleinen Box nach blauen Pillen, von welchen sie anschließend zwei zusammen mit dem Wasser nahm. Danach spülte sie das Glas aus und stellte es zum Trocknen verkehrt herum neben das Waschbecken. „Punkt ein Uhr“, sagte sie mit einem Blick auf die Uhr. „Ich bin stolz auf dich, dass du die Uhr lesen und gleichzeitig deine Tabletten nehmen kannst“, erwiderte Iruka sarkastisch und wuschelte ihr durch die Haare. „Ja, erst wenn ich das nicht mehr kann, musst du dir ernsthaft sorgen machen“, ging TenTen zwinkernd darauf ein. „Du bist ein kleiner Chaot“, lächelte Iruka und schälte sich eine Orange, welche er danach noch zuckerte. „Das sagt der richtige“, murmelte TenTen und beobachtete ihn genau. „Wieso?“, fragte ihr Bruder stirnrunzelnd und steckte sich ein Stück Orange in den Mund. „Na, wie schmeckt sie?“, grinste TenTen und im nächsten Moment spuckte Iruka die Orange auch schon wieder aus, „Orange mit Mehl ist auch mal etwas Neues. Der Zucker wäre in dem Gefäß rechts gewesen.“ „Das schmeckt ja widerlich“, Iruka spülte seinen Mund mit Wasser aus und schmiss die versaute Orange weg, „warum vertauschst du auch immer die Behälter?“ „Was?“, fragte TenTen empört, „du kochst doch meistens. Ich mache hier in der Küche überhaupt nichts an deinen Gewürzen oder sonst was.“ „Noch schlimmer. Dann wird es Zeit, dass du es machst. Du bist hier die Frau“, entgegnete Iruka mit einem gespielt ernsten Blick, was seine Schwester noch empörter schauen ließ. „Schau nicht so schockiert, ich lass dich schon nicht kochen... Es soll ja schmecken“, er zwinkerte ihr zu und öffnete den Kühlschrank, um zu sehen, was er denn überhaupt zum Mittagessen machen könnte. „Du bist gemein“, jammerte TenTen und funkelte ihn böse an, als er sich unschuldig zu ihr umdrehte. „Wir haben überhaupt nichts mehr Richtiges dar. Weder für jetzt noch für heute Abend“, sagte Iruka schließlich und schloss die Kühlschranktür, „das bedeutet wir müssen einkaufen gehen.“ „Wieso für heute Abend?“, fragte TenTen verdutzt, „hast du etwa ein Date?“ „Nein, aber du. Mit drei deiner Schulkameraden. Schon vergessen?“ „Dafür müssen wir doch nicht extra etwas einkaufen...“ „Hiermit kröne ich dich zur schlechtesten Gastgeberin, die es je gab“, meinte Iruka kopfschüttelnd und schnappte sich seinen Autoschlüssel, „ich geh dann. Willst du mitkommen?“ „Lass mich kurz überlegen...“, TenTen legte ihren Kopf schief und tat so als würde sie angestrengt über etwas nachdenken, „nein. Ich mache lieber Hausaufgaben und putze ein bisschen. Du bekommst das ohne mich bestimmt besser hin.“ „Da sagst du allerdings etwas Wahres“, neckte Iruka sie weiter und war bevor sie ihn schlagen oder treten konnte aus der Haustür verschwunden. „Idiot“, nuschelte TenTen lächelnd, nahm ihre Schultasche und begab sich in ihr Zimmer, um ihre Hausaufgaben zu erledigen. Da es Freitag und nach Notenschluss war, hatte sie sie in kurzer Zeit vollständig erledigt und konnte sich dann auf den Hausputz konzentrieren. Wobei sich der Hausputz lediglich auf das Wohnzimmer, die Küche und das Gästebad bezog. Sie hatte nicht vor die drei mit in ihr Zimmer zu nehmen oder ihnen einen Rundgang durchs Haus zu bieten. Als sie durch die Räume lief, musste sie feststellen, dass Iruka gute Arbeit leistete. Sie musste nur die Kissen vom Sofa aufschütteln, den Teppich etwas absaugen und im Bad frische Handtücher hinhängen. Ansonsten war alles sehr sauber. „Eigentlich zu sauber, um das Werk eines Mannes zu sein“, dachte TenTen skeptisch, „vielleicht hat er ja eine Putzfrau engagiert und ich weiß nichts davon.“ Als sie fertig war setzte sie sich aufs Sofa und merkte wie sehr sie auch nur diese einfache Arbeiten anstrengten. Sie seufzte und da es sie fröstelte, griff sie nach dem Teppich neben sich und hüllte sich leicht darin ein. Als ihr wärmer wurde, fühlte sie sich auch wieder besser und sie machte den Fernseher etwas an. Sie lehnte sich zurück und versuchte sich etwas zu entspannen. „Iruka brauch ganz schön lange um einzukaufen“, dachte sich das Mädchen mit einem Blick auf die Uhr und gähnte. In der vergangenen Nacht hatte TenTen wieder nur sehr wenig geschlafen und das machte sich jetzt bemerkbar. Sie lehnte sich auf dem Sofa in die Kissen zurück und nachdem sie sich eine Weile lang noch gegen die Müdigkeit gewehrt hatte, schlief sie schließlich doch ein. Als Iruka vom Einkaufen zurück kam, fand er seine Schwester schlafend auf dem Sofa. Er lächelte leicht und deckte sie mehr zu, da der Teppich schon fast komplett auf dem Boden lag. Sein Blick fiel auf den Staubsauger und seine Augenbraue hob sich unmerklich. „Fast die schlechteste Gastgeberin“, dachte er schmunzelnd. Daraufhin brachte er die Einkäufe in die Küche und räumte schnell die Tiefkühlsachen weg. Er hatte im Supermarkt noch einen ehemaligen Freund getroffen und sich mit ihm der alten Zeiten willen ein bisschen verquatscht. Für Dinge, die er also in 20 Minuten besorgen hätte können, brauchte er etwas mehr als eine Stunde. Aber TenTen schien ihn ja nicht vermisst zu haben. Er räumte die restlichen Sachen weg und schnappte sich einige Zutaten, aus denen er schnell etwas einfaches zu Essen zaubern konnte. Iruka war noch nicht ganz fertig, als hinter ihm eine müde Stimme ertönte. „Du warst ziemlich lange weg“, TenTen ließ sich träge auf einen Küchenstuhl plumpsen und schaute ihren Bruder mit kleinen Augen an. „Hab noch jemanden von früher getroffen. Wir haben uns etwas verquatscht, tut mir Leid. Aber das Essen ist gleich fertig.“ Und nur kurz danach saßen die beiden Geschwister mit einem Teller voller Essen gemeinsam am Küchentisch. Während Iruka anfing zu essen, stocherte TenTen nachdenklich mit ihren Stäbchen in den gebratenen Nudeln herum. „Hast du keinen Hunger?“, fragte ihr Bruder besorgt, doch genau in dem Moment meldete sich TenTens Magen mit einem Knurren. „Doch“, meinte sie lächelnd, „es ist nur...“ Sie seufzte und überlegte, wie sie mit Iruka reden konnte, ohne dass es verletzend herüberkam. „Isst du das nicht gerne? Soll ich dir was anderes machen? Wir haben so gut wie alles da“, sagte Iruka und stand auch schon auf. „Nein, mit dem Essen ist alles in Ordnung. Setz' dich wieder hin, Iruka“, bat TenTen ihn und musste ungewollt etwas schmunzeln, „es ist genau das hier, was mich stört.“ „Was meinst du?“, Iruka ließ sich verwundert wieder am Tisch nieder. „Du kümmerst dich zu viel um mich... Ich bin 18 Jahre alt und du erledigst so vieles für mich, das ich selbst machen sollte... „ „Du bist trotzdem noch meine kleine Schwester“, warf Iruka ein und wusste nicht so recht, worauf TenTen hinaus wollte. „Ja, aber bei allem, was du tust, versuchst du immer auf mich Rücksicht zu nehmen und dabei stellst du deine Bedürfnisse immer hinten an...“, versuchte sie ihre Bedenken zu erklären. „Ich komm eigentlich ganz gut zurecht mit meinen Leben...“, sagte Iruka immer noch verwirrt. „Du gehst nie mit Freunden aus oder auf Dates, Iruka. Du bleibst immer hier, weil die Angst hast, dass mir in der Zwischenzeit etwas passieren könnte... Du musst das abstellen... Du musst dir auch ein Leben aufbauen und dich nicht von allen abschatten...“, TenTen legte ihre Essstäbchen weg und spielte stattdessen mit ihrem Wasserglas. „Geht es um heute Abend? Soll ich euch alleine lassen?“, fragte Iruka nach. „Nein, Iruka. Ich meine es allgemein. Ich weiß oder ich bin mir ziemlich sicher, dass du oft mit Kumpels weggehen könntest, wenn du dich nicht wegen Mum und Dad verpflichtet fühlen würdest auch mich aufzupassen.“ „Wegen Mum und Dad?“, fragte Iruka ungläubig und schien etwas sauer zu sein, „du denkst ich kümmere mich nur um dich, weil unsere Eltern mich darum gebeten haben?“ TenTen wusste, dass dieses Gespräch nach hinten losgehen würde. „So war das nicht - “ „Du bist meine Schwester, TenTen. Ich liebe dich. Hier geht es nicht um irgend ein Versprechen, dass ich Mum und Dad gegeben habe. Hier geht es einfach nur um dich und mich. Ich könnte es mir nie verzeihen, wenn ich abends weggehen würde und dich tot auf dem Boden finden würde, wenn ich wieder komme.“ TenTen war auf der einen Seite gerührt von Irukas Worten, aber auf der anderen Seite machten sie sie auch wütend. „Es ist nicht deine Aufgabe mich rund um die Uhr zu beschützen... Das kannst du auch gar nicht...“ Iruka seufzte und fuhr sich durch die Haare. Danach bedachte er TenTen mit einem ernsten Blick. „Okay, wenn es dir so wichtig ist, gehe ich morgen Abend aus. Einverstanden?“ „Du sollst nicht nur einmal weggehen... Geh wann du willst und öfters als einmal im Jahr...“, forderte TenTen und schaute ihn ehrlich besorgt an. „Dann mache ich dir einen Vorschlag. Ich treffe mich in Zukunft regelmäßig mit meinen Freunden... unter einer Bedingung.“ „Und die wäre?“ „Dass du nicht alleine bist währenddessen. Wenn du bei Lee bist oder ihr an eurem Projekt arbeitet oder du irgendetwas anderes bei dem du in Gesellschaft bist machst, gehe ich aus. So können die Leute mich wenigstens informieren, wenn was passiert ist.“ „Ich kann mich auch selbst bei dir melden, wenn etwas ist.“ „Könntest du, würdest du aber nie machen. Weil du dann wieder unsinnigerweise ein schlechtes Gewissen hättest, weil du mich aus 'einem lustigen Abend gerissen' hast...“ TenTen sah ein, dass es keinen Zweck hatte noch weiter zu diskutieren, da Iruka Recht hatte. „Okay, einverstanden“, stimmte sie schließlich zu und lächelte wieder etwas. „Und jetzt iss etwas“, Iruka nickte zu ihrem Teller und fing selbst wieder an zu essen. TenTen tat es ihm gleich. Nach dem Essen half TenTen ihrem Bruder noch schnell beim Abwasch und entschloss sich dann, sich noch etwas frisch zu machen, bevor die anderen kamen. Sie begab sich ins Bad neben ihrem Zimmer und ging unter die Dusche, weshalb sie auch die Klingel einige Minuten später nicht hörte. Iruka befand sich in seinem Büro und legte das Buch weg, um zur Haustür zu laufen und sie zu öffnen. „Neji?“, fragte er überrascht und schaute auf seine Armbanduhr, „du bist früh dran.“ „Okay, ich wusste es. Es war sieben Uhr abends und nicht 17 Uhr“, seufzte der Hyuuga und setzte dann einen entschuldigenden Blick auf, „ich komm später dann nochmal.“ „Nein, ist schon okay. Du kannst gern reinkommen. Dann musst du den Weg nicht nochmal gehen“, bot Iruka ihm an und hob ihm die Tür auf. „Ich will wirklich nicht stören...“, zögerte Neji etwas und wollte sich zum Gehen wenden. „Jetzt stell dich nicht so an. Ihr könnt ja schon was für heute Abend vorbereiten oder den anderen auch einfach Bescheid geben, dass ihr euch ein bisschen früher trefft.“ Neji gab sich geschlagen und betrat das Haus der Uminos, auch wenn er sich noch immer etwas unwohl fühlte. „TenTen ist glaube ich noch im Badezimmer, aber du kannst ja in ihrem Zimmer warten. Die Treppen rauf und die zweite Tür rechts“, erklärte Iruka Neji den Weg, woraufhin Letzterer nickte und die Treppe hochging. Iruka begab sich zurück in sein Büro. TenTen hatte sich währenddessen geduscht und stand nun in Unterwäsche vor dem Badezimmerschrank, in dem sie nach ihren fünf-Uhr-Tabletten suchte. Nachdem sie unabsichtlich die Zahnpasta umgeworfen und die Packung Wattestäbchen ausgeleert hatte, fand sie endlich die Brausetabletten. Sie löste sie in etwas Wasser, das sie in einen Zahnbürstenbecher gefüllt hatte und wartete bis sie vollkommen aufgelöst war. „Und runter damit“, dachte sie angewidert, hob sich die Nase zu und trank den Becher auf einen Zug leer. Sie blieb danach noch kurz in derselben Haltung stehen und spülte ihren Mund mit etwas Wasser aus, um den ekelhaften Geschmack loszuwerden. TenTen löste die Klammer aus ihren Haaren, mit der sie jene zurückgehalten hatte, damit sie nicht nass wurden. Zu viel Haare waschen förderte den Haarausfall und das wollte TenTen nicht wirklich riskieren. Außerdem sahen ihre Haare zu ihrem Glück relativ lange frisch gewaschen aus. Seufzend schnappte sie sich das große Handtuch und wickelte es um ihren Körper. Sie trug zwar schon Unterwäsche, aber das war irgendwie ein Tick von ihr. Es war ihr unangenehm sich im warmen Bad umzuziehen, weshalb sie immer nur Unterwäsche mitnahm. Aber sie lief auch ungern nur in Unterwäsche zu ihrem Zimmer, auch wenn es nicht wirklich weit entfernt war. Das Mädchen überprüfte nochmal schnell, ob sie alles wieder an seinen Platz geräumt hatte und verließ dann das Badezimmer. Sie lief in ihr Zimmer und wollte sich frische Kleidung aus ihrem Schrank holen, doch noch im Türrahmen blieb sie abrupt stehen. Neji saß auf ihrem Bett und schaute erst etwas unbeholfen zu TenTen, bevor sich auf seinen Lippen ein schelmisches Grinsen bildete. Die junge Umino öffnete den Mund, um etwas zu sagen, aber es wollte kein Ton herauskommen. Somit entschied sie sich also einfach wieder rückwärts aus dem Zimmer zu gehen und die Tür zu schließen. Vor der Tür blieb sie immer noch sprachlos stehen und fragte sich was gerade passiert war. Dann fasste sie sich wieder und rannte die Treppen herunter. In der Tür zu Irukas Büro blieb sie mit entsetztem Gesichtsausdruck stehen. „Was... Was sucht Neji in meinem Zimmer?“, fragte sie aufgebracht. „Oh“, meinte Iruka nur und schaute von seinen Unterlagen auf, „er hat sich in der Uhrzeit vertan. Ich habe ihm gesagt, dass er in deinem Zimmer auf dich warten kann.“ TenTen keuchte aus. „Du hast was?!“ „Was hab ich denn jetzt schon wieder falsch gemacht?“, ihr großer Bruder hob abwehrend die Hände und schaute sie leicht genervt an. „Siehst du das?“, fragte TenTen und betonte jedes Wort, während sie an sich herunter zeigte. Iruka musterte TenTen und verstand das Problem. „Oh“, lachte er. „Ja, oh.“ „Wieso nimmst du auch keine Kleider mit ins Bad?“, fragte Iruka immer noch amüsiert. „Das habe ich noch nie getan, falls es dir noch nicht aufgefallen sein sollte“, meckerte TenTen und verschränkte die Arme, ohne das Handtuch um ihren Körper loszulassen. Iruka räusperte sich und versuchte ernst zu werden. „Ich hol dir dann mal etwas zum Anziehen aus deinem Schrank...“, ein kleines Grinsen konnte er sich allerdings nicht unterdrücken. Er verschwand und kam kurz darauf mit einer langen dunkelblauen Jeans und einem grünen Top wieder zurück. TenTen riss ihm die Kleidungsstücke aus der Hand und sah ihn vernichtend an. „Heute hast du es dir echt versaut, Bruderherz.“ Sie machte auf dem Absatz kehrt und begab sich mit ihren Anziehsachen wieder ins Badezimmer. Iruka lachte dagegen immer noch in sich hinein und machte sich erneut an seine Arbeit. „Kein Wort“, mit diesen Worten betrat TenTen angezogen ihr Zimmer und bedachte Neji mit einem ernsten Blick. Der Junge saß immer noch auf ihrem Bett und ihm war anzusehen wie sehr ihn die Situation belustigte. „Alles klar“, gab er sich dennoch geschlagen. „Was machst du überhaupt schon hier?“, fragte TenTen und ließ ihren Blick unauffällig durch ihr Zimmer wandern, um zu überprüfen, ob irgendetwas Peinliches herumlag. „Ich habe an 17 statt 19 Uhr gedacht“, antwortete Neji entschuldigend, „ich hab den anderen aber schon Bescheid gesagt, dass wir etwas früher anfangen... Sie müssten dann gegen 18 Uhr etwa kommen.“ „Okay“, sagte die Brünette als Zeichen, dass sie verstanden hatte und ließ sich auf ihrem Schreibtischstuhl nieder. „Ah, bevor ich es vergesse“, sprach Neji schnell und öffnete seine Männer-Umhängetasche, „hier.“ Er zog einen bunten, aber passend zusammengestellten Strauß Blumen hervor und hob ihn TenTen hin. „Was soll das jetzt schon wieder werden?“, skeptisch zog sie eine Augenbraue in die Höhe. „Für das Grab deiner Eltern...“, sagte Hinatas Cousin schlicht aber ehrlich, dann wurde seine Miene etwas befremdlicher, „ich weiß es ist schon einige Tage her, aber ich hatte ein schlechtes Gewissen, weil es mir erst gestern eingefallen ist...“ TenTens Gesichtszüge entglitten ihr vollkommen und sie starrte Neji einfach nur an. Je länger sie ihn wortlos anstarrte, desto unwohler schien er sich zu fühlen. Zumindest zog er die Blumen wieder zurück und räusperte sich etwas. „Tut mir Leid. Wenn du sie nicht willst, nehme ich sie natürlich wieder mit...“ „Nein“, unterbrach TenTen ihn hastig und wollte seine nette Geste nicht abweisen. Sie nahm ihm den Strauß aus der Hand und schaute Neji leicht lächelnd an. „Danke... Sie passen perfekt zu den anderen Blumen.“ Neji erwiderte ihre Geste erleichtert und lächelte zurück. „Ich stelle sie gleich in eine Vase...“, stammelte TenTen und verließ ihr Zimmer, um die Blumen in der Küche in eine Vase zu stellen. Nachdem sie das gemacht hatte, verweilten ihre Augen nachdenklich auf ihnen. Sie fragte sich, wieso Neji das machte und was sie davon halten sollte. „Vielleicht habe ich mich ja doch in ihm geirrt“, dachte sie sich und merkte, dass sie einen Funken Hoffnung verspürte. Durch das Klingeln an der Tür wurde sie aus ihren Gedanken gerissen. Sie stellte die Vase auf den Tisch und begab sich zur Haustür. Als sie sie öffnete, erblickte sie Shikamaru mit seinem typischen genervten Gesichtsausdruck. „Hi... Ich bin ein bisschen früher, aber meine Eltern haben mich sozusagen rausgeschmissen... Und Neji ist ja auch schon da, also dachte ich -“ „Macht nichts, komm rein“, winkte TenTen ab und ließ ihn eintreten. „Hey“, ertönte Nejis Stimme und er kam die Treppe herunter, um seinen Kumpel zu begrüßen. Shikamaru grüßte zurück und warf ihm einen fragenden Blick zu, welcher von TenTen unentdeckt blieb. „Ihr könnt euch ins Wohnzimmer setzen“, meinte TenTen und deutete auf das Zimmer rechts neben der Haustür, „wollt ihr was trinken oder essen?“ „Ein Wasser vielleicht, wenns okay ist“, erwiderte Neji und Shikamaru schloss sich ihm an. Das Mädchen nickte und ging in die Küche, während die Jungs es sich auf der Couch im Wohnzimmer gemütlich machten. „Und, wie läuft es?“, wollte Shikamaru wissen und blickte zu Neji, der zufrieden lächelte. „Gut, denke ich. Iruka scheint mich zu mögen, bei Lee hab ich mich entschuldigt, auch wenn ich nicht weiß, ob er es ihr gesagt hat und ansonsten verhalte ich mich zuvorkommend und fürsorglich...“ Er warf Shikamaru einen vielsagenden Blick zu und horchte, ob TenTen näher kam. „Sie ist also nicht mehr so abweisend?“ „Nein, irgendwie nicht. Sie versucht auch nett zu sein.“ „Sehr schön. Vielleicht gibt Kiba sich dann endlich mal zufrieden und hört auf zu nerven“, murrte Shikamaru und machte im Sitzen einige auf und ab Bewegungen. „Was tust du da?“, fragte Neji verwirrt. „Die Couch ist bequem. Ich will auch so eine“, Shikamaru suchte nach einem Zettel oder ähnlichem, der ihm verriet woher das Sofa stammt. Neji schüttelte ungläubig den Kopf und grinste. Das war typisch Shikamaru. Er mochte alles worauf man gemütlich liegen konnte. TenTen kam mit vier Gläsern und drei verschiedenen Flaschen zu Trinken wieder ins Wohnzimmer. Sie stellte sowohl Neji als auch Shikamaru ein Glas mit Wasser hin und stellte die Flaschen auf den Boden. „Dann müssen wir nur noch auf Matsuri warten“, meinte TenTen und nahm auf einem der beiden Sessel Platz. Ihre beiden Mitschüler nickten zustimmend und tranken einen Schluck. Matsuri tauchte etwa 20 Minuten später auf und die Gruppe machte sich an ihre Arbeit. Die neue Schülerin hatte sich tatsächlich die Mühe gemacht und zwei Seiten Songvorschläge vorbereitet. Die Jungs gingen die Liste skeptisch durch und suchten nach einem Lied, das ihnen passte und bei dem sie sich nicht vor ihren Mitschülern schämen mussten. „Wieso stellt ihr euch eigentlich so an? Ihr spielt die Instrumente und singt nicht. Eigentlich ist Matsuri diejenige, die sich einen Song aussuchen sollte“, meinte TenTen und stimmte ihre Akustik-Gitarre. Die Gitarre war an dem Abend auch das einzige Instrument, das ihnen zur Verfügung stand, da Shikamaru sein Schlagzeug schlecht hätte mitbringen können und Matsuri nicht an ihr Keyboard gedacht hatte. Matsuri saß vor dem Laptop, den Shikamaru mitgebracht hatte und wartete darauf die Noten suchen zu können. „Gib mir mal den Textmarker“, forderte Neji und streckte die Hand aus, „wir streichen einfach die Lieder an, mit denen wir einverstanden wären und dann könnt ihr ja nochmal drüber schauen.“ Matsuri seufzte und gab ihm einen gelben Markierstift. Nachdem TenTen ihre Gitarre fertig gestimmt hatte, stellte sie sie neben sich an die Lehne des Sessels und lehnte sich zurück. Sie und Matsuri schauten die beiden Jungs abwartend an. „So“, sagte Shikamaru nach einer Weile und reichte Matsuri wieder ihre Blätter, „bitteschön.“ TenTen steckte ihren Kopf zu dem Mädchen neben ihr und besah sich zusammen mit ihr die markierten Songs. Insgesamt waren nur sieben Stück angestrichen. „Okay, also mit den dreien wäre ich auch einverstanden“, sagte TenTen zu Matsuri und deutete darauf. Letztere nickte zustimmend, schließlich hatte sie die komplette Liste zusammengestellt. „Zur Auswahl stehen also 'No one does it better' von You Me At Six, 'The day that never comes' von Metallica und 'I miss you' von Blink 182“. fasste Matsuri zusammen und legte die Blätter weg, „mir persönlich wäre das erste am Liebsten... Ich denke das könnte ich noch am Besten hinbekommen und außerdem ist es im Moment eines meiner Lieblingslieder.“ „Dann machen wir das so“, sagte Neji und nickte Matsuri zu, „schließlich muss es für dich auch gut machbar sein.“ „Schön“, die Angesprochene tippte schnell etwas in den Laptop ein und schob ihn dann zu TenTen herüber, „kannst du die lesen?“ TenTen betrachtete sich die Noten und nickte schließlich. „Ja, ich schreib mir die Adresse ab und drucke die Noten morgen an Irukas Computer aus“, meinte sie und schnappte sich einen Zettel und einen Stift. „Ihr beiden auch?“, fragte Matsuri und zeigte den Jungs die Noten, welche ebenfalls nickten. „Gut, dann wären wir zumindest schon einmal so weit... Dann besprechen wir jetzt am Besten noch wie wir das alles weiterhin machen wollen... Heute Abend noch anzufangen, bringt eher wenig... Jeder von euch muss die Noten für sich erst einmal anschauen und ein bisschen üben und ich schaue mir den Text an und lerne ihn auswendig. Wenn wir uns dann etwas besser vorbereitet haben, können wir uns ja bei Shikamaru treffen, wenn seine Eltern nicht wieder einen romantischen Abend geplant haben, da man das Schlagzeug ja schlecht woanders hin transportieren kann... Und dann brauchen wir noch die Technik, um den Song aufzunehmen...“, redetet sich Matsuri den Mund fusselig. „Gaaras Vater hatte früher ein kleines Tonstudio. Vielleicht haben sie zuhause im Keller noch die Teile. Wir können ihn ja mal fragen“, schlug Shikamaru vor. „Das wusste ich gar nicht“, sagte Matsuri überrascht, „wieso hat er es aufgegeben?“ „Gaaras Mutter ist vor einigen Jahren gestorben und da hat ihn die Lust zur Musik verlassen“, erklärte Neji mitfühlend, „seit dem reist er durch die ganze Welt, da das ihr letzter Wunsch war. Und Temari, Kankuro und Gaara genießen ihre Freiheit.“ „Das muss doch aber auch einsam sein ohne Eltern aufzuwachsen“, überlegte das Mädchen bemitleidend und schweifte mit ihren Gedanken zu Gaara ab. „Möchte noch jemand etwas zu trinken oder zu essen? Iruka hat Snacks besorgt. Ach egal, ich geh einfach mal was holen“, sagte TenTen, nahm die anderen Sachen mit und ging in die Küche. „Hab ich etwas Falsches gesagt?“, Matsuri schien überrascht von TenTens Reaktion und schaute fragend zu Neji und Shikamaru. „Sie hat ihre Eltern vor 6 Jahren ebenfalls verloren. Iruka kümmert sich seit dem um sie“, antwortete Neji und schaute TenTen hinterher, „aber das konntest du nicht wissen.“ „Klappt alles?“, fragte Iruka, der gerade seine Kaffeetasse wegräumte, als TenTen die Küche betrat. „Ja, wir sind schon fast fertig. Ohne Instrumente können wir nicht viel machen“, antwortete TenTen und holte etwas Knabberzeug aus dem Küchenschrank. „Abends Schlagzeug zu spielen, würde unseren Nachbarn auch bestimmt nicht so sehr gefallen“, äußerte Iruka seine Bedenken und zog sein Hemd glatt. TenTen fiel jetzt erst auf, dass er sich schick gemacht hatte. „Was hast du denn vor?“, fragte sie überrascht. „Ich geh weg“, sagte Iruka und betonte absichtlich das letzte Wort, was TenTen mit einem Lächeln kommentierte. „Mit?“, neugierig musterte sie ihren Bruder. „Hey, du hast mich gebeten weg zu gehen. Nicht dich über jedes Detail auf dem Laufenden zu halten.“ Seine kleine Schwester kicherte. „Ist ja schon gut.“ „Ich bin in etwa ein, zwei Stunden wieder da, okay? Denkst du so lange werden sie noch bleiben?“ „Ich weiß nicht... Wenn nicht rufe ich Lee an, damit er noch vorbei kommt, versprochen.“ Iruka musterte TenTen und sie bemerkte, dass er zögerte. „Ich komme schon klar. Jetzt geh schon“, sagte sie und deutete zur Tür. „Na schön...“, seufzte er und ging zur Haustür, „lasst mir ja das Haus ganz!“ Dann war er verschwunden und TenTen richtete lächelnd das Knabberzeug und einige kleine Snacks an. Sie hoffte nur, dass Iruka sich auch wirklich mit jemandem traf und nicht ihr zuliebe nur so tat. Sie packte alles auf ein Tablett und ging zurück zu den anderen. „Da bin ich wieder“, sagte TenTen, lächelte leicht und stellte das Tablett ab. „So viel Mühe hättest du dir jetzt aber nicht machen müssen“, sprach Matsuri erstaunt mit einem Blick auf die Käse-Trauben-Spieße. „Hab ich nicht. Das war Iruka. Sie standen fertig vorbereitet im Kühlschrank“, entgegnete TenTen mit einem Schulterzucken. „Und wieso gibt er sich so viel Mühe?“, fragte Shikamaru skeptisch. „Na ja“, auf TenTens Lippen kam ein kleines, aber ehrliches Grinsen, „er möchte wohl seinen Titel als bester Gastgeber der Welt verteidigen.“ „Also ich habe nichts einzuwenden“, meinte Neji und griff nach einen der Spieße. „Wir haben uns jetzt übrigens darauf geeinigt, dass Neji und Shikamaru Gaara nach der Ausrüstung fragen und wir unsere Parts bis nächsten Freitag so gut es geht lernen. Wir treffen uns dann Freitag gleich nach der Schule bei Shikamaru, um zusammen zu üben“, klärte Matsuri TenTen auf. „Alles klar“, nickte TenTen und setzte sich wieder auf den Sessel, „dann sind wir ja schon fertig...“ „Wir können ja trotzdem noch ein bisschen bleiben, oder nicht?“, fragte die Neue fröhlich, „seit ich hergezogen bin, habe ich mich außerhalb der Schule noch mit niemanden getroffen und ich finde es irgendwie schön, euch etwas besser kennenzulernen. Außerdem bist du dann nicht allein, da dein Bruder ja gerade gegangen ist.“ TenTen lächelte ihr zu und nickte. Sie wusste gar nicht, was für einen Gefallen sie ihr damit tat. Nicht nur, weil sie es Iruka versprochen hatte und wusste, dass Lee heute Abend keine Zeit hatte, sondern auch, weil sie wirklich nicht gerne allein war. TenTen merkte erst jetzt wie sehr ihr soziale Kontakte gefehlt hatten. Und da sie im Moment keinerlei Beschwerden hatte im Bezug auf ihre Krankheit, sollte sie den Abend wohl ausnutzen. „Wieso nicht“, meldete sich Neji zu Wort und blickte zum Regal neben dem Fernseher, „wir könnten ja eine DVD oder so schauen. Eure Sammlung ist ziemlich groß.“ „Und da ich Herrn Umino als echten Kerl einschätze, gehe ich davon aus, dass ihr nicht nur Schnulzen da habt“, erklang Shikamarus hoffnungsvolle Stimme. „Tobt euch aus“, sagte TenTen und erlaubte den beiden Jungs sich die DVD-Sammlung näher anzuschauen. Nach einer Weile zogen sie einstimmig eine DVD aus dem Regal, die dem Cover nach zu urteilen schon etwas älter sein musste. Shikamaru reichte TenTen die DVD und tatsächlich handelte es sich um einen alten Westernfilm, den ihr Vater und Iruka früher jedes Jahr an Silvester zusammen geschaut hatten, während TenTen mit ihrer Mutter das Essen und die Feier vorbereitete. „Ihr interessiert euch für so alte Filme?“, fragte sie überrascht und stand auf, um die DVD in den Player einzulegen. „Hallo? Das ist ein Klassiker“, schwärmte Neji und aß noch einen Käse-Trauben-Spieß. „Na, dann bin ich ja mal gespannt“, sagte Matsuri und machte es sich mit einem Glas Cola auf dem zweiten Sessel bequem. TenTen startete den Film und begab sich ebenfalls in eine angenehme Lage. Die vier Schüler schauten sich gemeinsam, gespannt den Film an. Etwa nach zwei Drittel des zwei Stunden langen Filmes wurde es TenTen trotz der Sommerwärme etwas frisch und sie ging schnell, ohne die anderen zu stören, hoch in ihr Zimmer und zog sich eine dünne schwarze Weste an. Als sie gerade die Treppe wieder herunter kam, öffnete sich die Haustür und Iruka trat ein. Er hörte die Fernsehgeräusche und lugte kurz ins Wohnzimmer, woraufhin er erfreut feststellte, dass seine kleine Schwester nicht alleine war. Sie begrüßten sich leise, um die anderen nicht zu stören und TenTen nahm wieder im Sessel Platz. „Ein Klassiker!“, sagte Iruka, als er erkannte welchen Film sie sich anschauten. „Siehst du, dein Bruder hat wenigstens Geschmack“, meinte Neji und war vollkommen von dem Film gefesselt. „Hast du den ausgesucht?“, fragte Iruka Neji, welcher daraufhin nickte. Herr Umino trat auf das Sofa zu und klopfte Neji anerkennend auf die Schulter, zwinkerte TenTen kurz unbemerkt zu und ließ die Jugendlichen dann wieder allein. TenTen verdrehte leicht die Augen und widmete sich wieder den Film, der sich gerade dem Ende neigte. „Das war echt ein guter Film“, gab Matsuri zu, „normalerweise schaue ich solche Filme nicht, aber ich muss zugeben, er gefiel mir.“ „Manchmal kann man unserem Geschmack eben auch trauen“, meinte Shikamaru und grinste etwas. Ihr Gespräch wurde von dem Klingeln eines Handys unterbochen. Shikamaru seufzte auf und holte seines heraus. „Ja?“, meldete er sich mit müder Stimme und schloss kurz darauf die Augen, als ob er überfordert wäre, „nein, Temari, ich bin bei TenTen. Das habe ich dir aber auch gesagt.“ Anscheinend schrie Temari nun irgendetwas ins Telefon, da Shikamaru es etwas weiter von seinem Ohr weghob und Neji mit einem typischen 'Frauen'-Blick anschaute. „Wegen dem Musikprojekt. Und dann haben wir noch eine DVD ge-“ Wieder hob er das Handy weiter weg und ließ sich in die Sofakissen zurückfallen. „Wieso ich?“, wisperte er verzweifelt zu Neji, bevor er sich wieder an Temari wandte, „ja und stell dir vor, Neji und Matsuri sind auch da. Es ist also ein Doppeldate.“ Der Sarkasmus in seiner Stimme war nicht zu überhören, aber seine Freundin schien sich immer noch nicht zufrieden stellen zu lassen. „Schatz, ich komme jetzt sofort vorbei, okay? Ich steige auf der Stelle in mein Auto und fahre zu dir“, versuchte er sie zu besänftigen und schaffte es auch. Nach weiteren zwei Minuten legte er schließlich auf und fuhr sich entnervt durch die Haare. „Tja, ich geh dann mal“, sagte er und stand auf, „soll ich dich mitnehmen? Soweit ich weiß bist du in unsere Nähe gezogen. Dann musst du nicht im Dunkeln nach Hause laufen.“ „Ehm, ich denke Temari würde das nicht gefallen“, entgegnete Matsuri unsicher. „Sie muss es ja nicht erfahren. Es würde ihr auch nicht gefallen, wenn ich dich alleine im Dunkeln nach Hause laufen lassen würde und du dann entführt werden würdest. Ich kann mir also so oder so ne Predigt anhören.“ Neji, TenTen und Matsuri lachten etwas über den missmutigen Unterton in Shikamarus Stimme. „Na schön, dann nehme ich das Angebot gerne an, danke“, gab Matsuri nach und TenTen begleitete die beiden zur Tür. „Wir sehen uns dann am Montag in der Schule, bis dann“, verabschiedete sich Matsuri von TenTen und umarmte sie etwas unsicher. „Ja, bis Montag“, sagte auch Shikamaru und nickte ihr zu. TenTen verabschiedete sich ebenfalls von ihren beiden Mitschülern und schloss die Tür hinter ihnen. Sie lief zurück ins Wohnzimmer, in dem Neji zu ihrer Überraschung schon die Gläser und Flaschen auf einem Tablett zusammen geräumt hatte und es in Richtung Küche trug. „Du... Du musst mir nicht helfen die Sachen wegzuräumen“, sagte TenTen perplex und wollte ihm das Tablett aus der Hand nehmen, aber er hob es von ihr weg. „Mach ich aber gerne“, erwiderte er mit einem Schulterzucken und schenkte ihr ein sanftes Lächeln. TenTen seufzte und ließ ihn gehen. Sie räumte den Rest zusammen, welchen sie dann auch in die Küche trug und vorläufig auf den Tisch stellte. „Danke“, meinte TenTen, als Neji sogar die Getränke in den Kühlschrank und die Gläser in die Spüle gestellt hatte, „auch für die Blumen.“ Neji nickte und schien wegen irgendetwas noch mit sich zu hapern, entschied sich dann aber dagegen es auszusprechen. „Ich sollte dann wohl auch gehen“, meinte er mit einem kurzen, überflüssigen Blick zur Uhr. TenTen und er begaben sich in den Hausflur, wo Neji sich seine Tasche schnappte und in seine Schuhe schlüpfte. „Dann sehen wir uns wohl am Montag“, fing Neji immer noch etwas unsicher an. TenTen hatte ihm die Tür aufgehalten und er war nach draußen getreten. „Schätze schon“, sagte TenTen und fragte sich wieso er nicht einfach ging. Sie musterte ihn und sah dass er kurz den Kopf schüttelte und in seinen Gedanken mit sich selbst zu diskutieren schien. „Was solls“, seufzte er schließlich und schaute TenTen ernst an, „ich kann mir die Antwort zwar eigentlich schon denken, aber... Was machst du morgen Abend?“ Das Mädchen war sichtlich überrascht von seiner Frage, fasste sich aber schnell wieder. „Ähm... nichts?“, fragte sie mehr, als dass sie es sagte. „Würdest du mit mir etwas essen gehen oder etwas trinken? Ganz belanglos, ohne irgendwelche Hintergedanken... Ehrlich“, betonte er, als er TenTens ungläubigen Blick sah, „einfach nur um ein bisschen zu reden. Auch über die ganze Sache mit Hinata und so... Ist ziemlich blöd gelaufen damals...“ Eigentlich wollte die junge Umino schon aus Reflex und Eigenschutz ablehnen, aber dann kam ihr die Abmachung mit Iruka wieder in den Sinn. „Ich verfluche dich“, dachte sie innerlich und biss sich leicht auf die Lippen. „Wieso eigentlich nicht“, sagte sie Neji dann zu und versuchte gelassen zu klingen. Dem Hyuuga jedoch entglitten alle Gesichtszüge. Mit einer Zusage hatte er wohl nicht gerechnet. „Wirklich jetzt?“, fragte er vollkommen durcheinander, was TenTen zum Schmunzeln brachte. „Ja, wirklich. Es sei denn, du willst es wieder zurück ziehen“, fügte sie etwas unbeholfen hinzu. „Nein, nein. Will ich nicht“, widersprach Neji ihr schnell und lächelte, „gut, dann sehen wir uns morgen Abend. Soll ich dich so gegen 18 Uhr abholen?“ TenTen überlegte kurz und dabei kam ihr noch eine andere Idee. „Wenn du willst, kannst du auch etwas früher kommen und... wir gehen noch zum Grab meiner Eltern... Dann kannst du deine Blumen persönlich drauflegen... Du musst natürlich nicht, das war nur eine Idee...“ „Nein, ich finde die Idee gut. Das würde ich gerne“, Neji merkte, dass es ihr viel zu bedeuten schien und wollte die Chance nutzen, „ich komm dann etwa eine halbe Stunde früher.“ „Okay“, TenTen setzte ein Lächeln auf und die beiden ehemaligen Freunde verabschiedeten sich voneinander bis zum nächsten Tag. Die junge Umino schloss die Tür und lehnte sich tief ausatmend dagegen. „Da hat wohl jemand ein Date“, ertönte Irukas belustigte Stimme. Er lehnte im Türrahmen seines Büros, das sich direkt gegenüber der Haustür befand und grinste seine Schwester wissend an. „Nur, wenn du auch eins hast. Anders sage ich ihm morgen wieder ab“, entgegnete TenTen schlicht. „Ich denke, ich kann mir eins besorgen“, Iruka zwinkerte ihr zu und zerstörte somit ihr letztes Fünkchen Hoffnung sich noch einmal aus der Situation retten zu können. Trotz allem freute sich sie sich nach diesem langen anstrengenden Tag jetzt erst einmal auf ihr warmes Bett. Sie ging schnell ins Badezimmer und nahm ihre dritten Tabletten. Danach machte sie nur das Notwendigste, wünschte ihrem Bruder eine gute Nacht und ging mit einem mulmigen, aber dennoch angenehmen Gefühl bei den Gedanken an den morgigen Tag ins Bett. Kapitel 5: Die Krankheit siegt immer ------------------------------------ Hey, dieses Mal hat es etwas länger gedauert, aber dafür war das letzte Kapitel ja umso schneller hochgeladen ;) Ich habe nicht wirklich regelmäßige Abstände, in denen ich meine Kapitel poste, ich lade sie einfach hoch, sobald ich sie fertig habe :) Ich habe mich über die Kommentare zum letzten Kapitel sehr gefreut und hoffe euch gefällt auch dieses und dass ihr meiner Geschichte weiterhin treu bleibt ;) Vielen Dank fürs Lesen und viel Spaß bei Kapitel 5! Liebe Grüße (: P.S: Die Geschichte ist noch lange nicht vorbei, nicht dass ihr denkt... ;) ----------------------------------------------------------------------------- Kapitel 5: Die Krankheit siegt immer. „Wann kommt er dich nochmal abholen?“, rief Iruka die Treppen hinauf und hielt das Telefon mit seiner Hand bedeckt. „Gegen halb sechs!“, antwortete seine kleine Schwester genauso laut aus dem Badezimmer. „Ich komme um sechs rüber“, sagte Iruka dann schließlich zu seinem Telefonpartner. Es handelte sich um den Mann, den er am vorherigen Tag beim Einkaufen getroffen hatte. Er war nur wenige Tage in der Stadt und sie hatten sich kurzfristig entschlossen zusammen mit noch ein paar anderen Bekannten von früher den Abend zu verbringen. Wahrscheinlich lief es auf Bier und ein Baseballspiel im Fernsehen hinaus. „Okay, gut. Dann sehen wir uns später“, er legte den Hörer auf und begab sich ins obere Stockwerk, wo er in der Tür zum Badezimmer stehen blieb. Vor Verwunderung hoben sich seine Augenbrauen wie von selbst und für eine kurze Zeit fehlten ihm die Worte. „Du schminkst dich“, sagte er schließlich ungläubig, während er TenTen dabei beobachtete, wie sie versuchte einen geraden Lidstrich hinzubekommen. Die Angesprochene stoppte kurz ihre Bewegung, funkelte ihn aus den Augenwinkeln an und schminkte sich dann langsam weiter. „Du schminkst dich“, wiederholte Iruka und schien nicht darüber hinweg zu kommen, „du schminkst dich sonst nie.“ „Iruka“, seufzte TenTen und legte den Eyeliner weg, um nach der Wimperntusche zu greifen. „Was denn? Es war nur eine Feststellung“, seine Verwunderung wich und auf seine Lippen legte sich ein zufriedenes Lächeln, „ist ja auch nichts Schlechtes.“ „Wenn du meinst“, TenTen schien abwesend zu sein und keine Lust auf eine solche Unterhaltung zu haben. „Alles in Ordnung? Fühlst du dich unwohl?“, fragte Iruka, bei dem sofort wieder die Alarmglocken läuteten. TenTen lächelte. „Mir geht es gut. Ich... Keine Ahnung. Ich bin das einfach nicht gewohnt. Ich würde viel lieber zuhause bleiben.“ „Vielleicht ist es gar nicht so übel, dass du ein wenig aus dem Haus gehst, Kleine. Der gestrige Abend schien dir ja auch gut getan zu haben. Und außerdem hattest du schon lange keine schwerwiegenden Beschwerden mehr. Diese Zeit würde ich erst recht nutzen.“ „Ja, ich weiß...“, sagte TenTen unsicher und zuckte mit den Schulter. Sie legte die Wimperntusche beiseite und betrachtete sich kurz im Spiegel, bevor sie sich skeptisch zu ihrem großen Bruder umdrehte. „Kann ich so gehen?“ Sie drehte sich einmal um sich selbst und blickte fragend zu Iruka. Dieser musterte sie von oben bis unten und überlegte kurz. TenTen trug eine lange, schwarze Röhrenjeans und eine weiße Bluse. Dazu hatte sie weiße Ballerinas angezogen. Neben ihrer Armbanduhr hatte sie nur noch kleine Perlenohrringe angesteckt, die einst ihrer Mutter gehörten. „Ja, ich glaube so kann ich dich gehen lassen“, meinte Iruka und nickte, um seine Aussage zu unterstreichen, „es sei denn du willst ihn verführen, dann bist du eindeutig zu brav angezogen.“ „Iruka!“, empört schaute sie ihren Bruder an, welcher sie unschuldig angrinste und schubste ihn aus der Badezimmertür, um austreten zu können, „du bist ein Idiot!“ Sie holte ihre Handtasche aus ihrem Zimmer und steckte sich vorsichtshalber ein paar Schmerztabletten ein. Iruka hatte zwar Recht, sie hatte schon lange keine Beschwerden mehr gehabt, aber das war ihr gleichzeitig auch irgendwie unheimlich. Früher oder später mussten die Schmerzen und andere Anzeichen ja wieder zurückkommen. TenTen war gerade in der Küche und holte die Blumen für ihre Eltern, die Neji ihr gegeben hatte, als es auch schon an der Tür klingelte. Sie ging schnell in den Flur, um die Tür zu öffnen, aber Iruka kam ihr zuvor. „Hey, Neji“, begrüßte er den jungen Mann, der etwas schicker als sonst angezogen war. „Guten Abend, Herr Umino“, erwiderte der Hyuuga höflich und lächelte dann sanft zu TenTen, welche in dem Moment in der Tür erschien, „Guten Abend, TenTen.“ „Hey...“, erwiderte TenTen etwas wortkarg und nachdem sie sich noch eine dünne Weste geschnappt hatte, wandte sie sich ein letztes Mal an Iruka, „ich gehe dann.“ „Ich wünsche euch viel Spaß... Und kommt nicht zu spät nach Hause“, er küsste seine kleine Schwester leicht auf die Stirn und übergab sie damit in Nejis Obhut. Iruka schaute den beiden nach, bis sie um die Ecke verschwunden waren und machte sich dann selbst für seinen Abend fertig. „Tut mir Leid, er übertreibt es manchmal“, entschuldigte sich TenTen bei Neji, da sie bemerkte, dass er sie beim Weggehen beobachtete. „Er will dich nur in sicheren Händen wissen“, sagte Neji verständnisvoll und fand es nicht schlimm, dass Iruka sich so um seine Schwester sorgte, „er versucht nur Mutter, Vater und Bruder zugleich zu sein.“ „Das ist nicht seine Aufgabe“, sagte TenTen etwas harsch und Neji merkte, dass er wohl einen wunden Punkt getroffen hatte, weshalb er nichts darauf erwiderte. Keiner der beiden wusste nun wirklich, was er sagen sollte und so liefen sie schweigend in Richtung des Friedhofes, auf dem TenTens Eltern beerdigt waren. Nach 20 Minuten der etwas peinlichen und angespannten Stille kamen sie schließlich am Grab an und blieben andächtig davor stehen. „Mein Vater kommt jedes Jahr an ihrem Todestag hierher“, sagte Neji nach einer Weile vorsichtig und sein Blick verweilte auf den vielen schönen, blühenden Blumen. „Ich weiß... ich habe ihn schon einmal hier getroffen“, erwiderte TenTen und versuchte nicht zu sentimental zu werden. „Sie waren gute Freunde“, erinnerte sich Neji. Er drehte sich zu TenTen und ließ sich von ihr die Blumen geben. Langsam schritt er auf das Denkmal ihrer Eltern zu, kniete sich hin und legte den Strauß auf eine freie Stelle. Danach faltete er seine Hände zu einem Gebet und schloss die Augen. TenTen beobachtete ihn nachdenklich und bekam ein schlechtes Gewissen. Anscheinend hatte sie Neji Hyuuga unrecht getan, denn er verhielt sich zumindest im Moment und auch seit den letzten paar Tagen keineswegs wie ein rücksichtsloser, voreingenommener, selbstgerechter Vollidiot. Auch wenn sie es nicht zugeben wollte, aber sie war gerührt von seiner Aufmerksamkeit. Niemals hätte sie von ihm erwartet, dass er sich an ihre Eltern oder deren Todestag erinnerte. Und erst recht nicht, dass er sich die Mühe machte, Blumen für das Grab zu besorgen. Als er sein Gebet fertig gesprochen beziehungsweise gedacht hatte, stand er auf und stellte sich wieder neben das brünette Mädchen. „Es tut mir Leid“, sagte er aufrichtig und legte ihr sanft seine Hand auf ihre Schulter, woraufhin TenTen ihn matt anlächelte. Sie verbeugte sich leicht vor der Ruhestätte ihrer Mutter und ihres Vaters, bevor sie ihr den Rücken zukehrte. „Lass uns gehen“, bat sie und wollte sich trotz allem nicht vor ihm die Blöße geben zu weinen. Neji nickte nur zustimmend und führte sie vom Friedhof weg. „Wohin gehen wir essen?“, fragte TenTen, als sie den Friedhof schon einige Meter hinter sich gelassen hatten und schaute sich in der Gegend um. „Lass dich einfach überraschen“, er zwinkerte ihr zu und setzte seinen Weg fort, während TenTen ihm einfach gehorsam folgte. Sie war nicht für längere Diskussionen aufgelegt. „Und... Wie geht es deinem Vater und deiner Mutter so?“, wollte TenTen wissen und versuchte angestrengt ein Gespräch anzufangen. Ihr war die Stille irgendwie unangenehm und sie wollte nicht schweigend mit ihm durch die Straßen laufen. „Ihnen geht es gut. Sie haben momentan viel Stress mit ihrer Arbeit, aber das wird sich auch wieder legen“, antwortete Neji und bog mit ihr nach rechts in eine weniger belebte Straße ab, „und bei dir und Iruka läuft alles gut?“ „Ja“, TenTen nickte und es war wohl etwas zu heftig, da Neji sie etwas skeptisch von der Seite ansah, „alles bestens. Es sind ja bald Ferien, also haben wir beide nicht mehr viel zu tun.“ „Lege dich ja nicht auf die faule Haut. Wir haben noch ein Musikprojekt zu erledigen“, neckte Neji sie und TenTen lächelte. Erneut bogen sie um eine Ecke und TenTen fand sich langsam nicht mehr zurecht. „Wo sind wir hier?“, fragte TenTen und begutachtete die ganzen Nobelhäuser, die sich um sie herum aufbäumten. „Du warst noch nie hier?“, stellte Neji überrascht die Gegenfrage, welche TenTen verneinte. „Ich gehe nicht viel aus und außerdem...“, sie blickte auf ihre Armbanduhr, „sind wir schon eine dreiviertel Stunde unterwegs... Dieser Stadtteil liegt wohl nicht gerade in meiner Gegend.“ „Normalerweise fahre ich auch mit dem Auto hierher. Aber ich dachte, da schönes Wetter ist, kann uns etwas laufen nicht schaden.“ „Nein, das sollte jetzt auch keine Kritik sein. Mir macht das Laufen nichts aus“, sagte TenTen schnell, da sie nicht wollte, dass Neji sich angegriffen fühlte. „Ich hätte es jetzt auch nicht als Kritik aufgefasst“, meinte Neji und schmunzelte etwas. „Jedenfalls“, kam er dann auf TenTens Frage zurück, „sind wir hier in Roppongi. Davon wirst du ja schon mal was gehört haben.“ „Ja...“, zögerte TenTen und blieb auf der Stelle stehen, „sag mir bitte nicht, dass du hier essen gehen möchtest.“ „Ähm doch... Da vorne“, sagte Neji und deutete auf eine vornehm aussehendes Restaurant in der Nähe eines großen Brunnens. „Neji, wir sind hier im vornehmsten Stadtteil Tokios. Es ist sauteuer und ich bin nicht passend angezogen.“ Eigentlich hatte TenTen ihre Worte vollkommen ernst gemeint, weshalb sie nicht verstand, dass Neji lachte. „TenTen“, sagte er dann immer noch belustigt und legte ihr zwei Finger unter ihr Kinn, mit denen er es anhob, „du könntest dort mit einem Kartoffelsack hineinspazieren und du wärst wahrscheinlich immer noch die hübscheste junge Frau dort. Und was die Preise angeht, mach dir einfach keine Gedanken, okay?“ „Ich weiß nicht“, entgegnete die Umino noch immer unsicher. „Vertrau mir einfach“, sagte Neji und schaute ihr direkt in die Augen, was Tenten auf seltsame Art und Weise etwas beruhigte und sie zum Nicken bewegte. Neji ließ wieder von ihr ab und sie betraten gemeinsam das Restaurant. „Mister Hyuuga. Schön, dass Sie uns mal wieder beehren. Wie geht es ihren Eltern und ihrem Onkel?“, ertönte auch schon sofort die freundliche, aber zugleich aufdringliche Stimme einer weiblichen Bedienung. „Guten Abend“, grüßte Neji die Frau freundlich und verbeugte sich leicht, „ihnen geht es gut, danke der Nachfrage. Sie werden sicher auch bald mal wieder vorbeischauen.“ „Das würde uns sehr freuen“, erwiderte die Bedienung überfreundlich und schaute dann auf ihre Liste der Reservierungen, „ein Tisch für zwei Personen im Séparée. Sehe ich das richtig?“ „Exakt“, bestätigte Neji und die blonde Frau musterte TenTen mit abschätzigem Blick. „Folgen Sie mir bitte“, deutete sie die beiden dann an und begleitete sie zu einem abgetrennten Raum im hinteren Teil des Restaurant, wo es wesentlich ruhiger und angenehmer war, als im lauten, stickigen vorderen Teil. Die Kellnerin öffnete die Schiebetür zum Séparée und forderte Neji und TenTen auf darin Platz zu nehmen. Die beiden setzten sich einander gegenüber und nachdem sie die Speise- und Getränkekarten gereicht bekommen hatten, ließ die Bedienung sie fürs Erste wieder alleine. „Deine Familie scheint hier ja berühmt zu sein“, merkte TenTen an, als die Blondine verschwunden war. „Stammkunden, sozusagen“, antwortete Neji knapp, woraufhin TenTen lediglich kurz nickte. „Und wieso ein Séparée?“, etwas unsicher schaute sich das Mädchen in dem kleinen Abteil um. „Es ist wesentlich gemütlicher und ungestörter. Man wird nicht mit seltsamen Unterhaltungen von umhersitzenden Menschen belästigt.“ „Du scheinst ja ein geselliger Mensch zu sein...“, sagte TenTen sarkastisch und betrachtete die Speise- und Getränkekarte vor sich. Neji grinste leicht über ihre Aussage und musterte TenTen etwas, als er sich sicher war, dass sie es nicht bemerkte. Er musste zugeben, dass sie sich über die Jahre hin gemacht hatte, auch wenn sie teilweise etwas kränklich und schwach aussah, was er in dem Fall einfach auf das gedämmte Licht schob. Sie hatte weiche, angenehme Gesichtszüge und an ihren weiblichen Rundungen konnte man nicht meckern. „Was mach ich da eigentlich?“, ermahnte sich Neji innerlich und schüttelte die Gedanken ab, „konzentriere dich einfach auf deine Aufgabe.“ „Wie wäre es mit einem Glas Champagner?“, fragte er TenTen, welche von der Karte aufschaute. „Ich naja... Ich trinke keinen Alkohol... Also ich darf nicht... Antibiotika und so...“, fügte sie schnell hinzu, als Neji sie ungläubig anschaute. „Bist du krank?“, wollte er dann wissen. „Was?“, TenTen reagierte etwas geschockt und überrascht, was Neji nur noch mehr verwirrte. „Du sagtest, du nimmst Antibiotika... Also musst du ja krank sein?“ „Achso ja... Ich hab mich erkältet...“ „Im Sommer? Im Hochsommer, wohl gemerkt“, Neji wollte ihr anscheinend nicht wirklich glauben. „Mein Immunsystem ist nicht das beste...“, versuchte sich TenTen aus der Situation zu retten und war erleichtert, als die Kellnerin wieder auftauchte, um die Bestellung aufzunehmen und somit ihre Unterhaltung unterbrach. „Für uns beide das drei Gänge Menü, dass ich schon vorbestellt habe und zu trinken nehme ich ein Glas Rotwein und sie...“, Neji blickte fragend zu TenTen. „Einen Erdbeer-Calpis...“, sagte TenTen und die junge Frau vermerkte es sich auf ihrem Zettel. „Vielen Dank“, mit diesen Worten verschwand sie wieder. Es dauerte gerade mal 10 Minuten bis sie ihre Getränke und die Vorspeise gebracht bekamen. Neji hatte als Vorspeise eine Pekingsuppe gewählt, die zu TenTens Erleichterung nicht ganz so scharf war, wie sie es erwartet hatte. „Schmeckt es dir?“, erkundigte er sich nach einer Weile. „Ja... noch hast du nichts falsch gemacht“, meinte sie neckend und lächelte leicht. „Du hast dich früher immer über die Pekingsuppe von Hinatas Mutter hergemacht, da dachte ich sie schmeckt dir wahrscheinlich immer noch“, meinte Neji beiläufig. „Daran erinnerst du dich noch?“, TenTen war überrascht, erinnerte sich jetzt, da er es erwähnte, aber auch wieder daran. „Du willst mir doch nicht etwa weiß machen, dass du nie an früher denkst?“, fragte der Hyuuga und schaute sie durchringend an. „Nicht viel“, sagte TenTen, aber schaute Neji nicht an. Sie aß ihre Suppe fertig und wischte sich mit der Servierte leicht über den Mund. „Lügnerin“, entgegnete Neji leicht grinsend und hatte seine Suppe ebenfalls aufgegessen. TenTen hob eine Augenbraue und schaute ihn fragend an. „Du kannst mir nicht erzählen, dass dir die Zeit mit Hinata nicht fehlt. Ihr habt so viel miteinander erlebt, das vergisst man nicht einfach so.“ „Ich habe auch nicht behauptet es vergessen zu haben... Ich denke nur nicht oft daran... Hätte ja auch keinen Sinn...“ Neji entging der leicht traurige Unterton in ihrer Stimme nicht und er entschloss sich daran anzuknüpfen. „Eure Freundschaft zerbrach nur an der Tatsache, dass du mit Kiba nicht ausgekommen bist?“ Die Angesprochene seufzte und zuckte leicht mit den Schultern. „Ich weiß es selbst nicht so genau, aber ich denke schon. Sie kam mit meiner Kritik an ihm nicht klar und fühlte sich von mir hintergangen, weil ich sie nicht unterstützt habe. Vielleicht habe ich es damals einfach etwas mit meiner negativen Art übertrieben...“ Neji schnaubte kurz und schaute sie dann verständnislos an. „Ernsthaft? Dich trifft keine Schuld, TenTen. Kiba ist ein Arsch. Und er hat Hinata nicht verdient. Er hat allgemein kein Mädchen verdient, da er einfach nicht in der Lage ist eine Beziehung zu führen ohne seine Partnerin zu hintergehen. Du hast damals einfach nur erkannt wie Kiba tickt und das kann dir niemand vorwerfen.“ TenTen erwiderte nichts und wandte ihren Blick von Neji ab. Sie fixierte ihr Trinkglas. Ehrlich gesagt wollte sie nicht wirklich über Hinata und die Vorfälle damals reden. Sie hatte lange gebraucht, um darüber hinwegzukommen und zu akzeptieren, dass die Freundschaft zu der schüchternen Hyuuga vorbei war. Gerade in der Zeit, in der sie am Meisten eine beste Freundin hätte gebrauchen können. Und jetzt tauchte ihr Cousin auf und riss alte Wunden wieder auf. „Ich weiß, dass es bestimmt hart für dich ist darüber zu reden. Schließlich warst du diejenige, die plötzlich komplett allein da stand, weil alle zu Hinata hielten. Aber es ist nicht gut alles in sich hineinzufressen. Reden hilft wirklich, TenTen. Und mit mir kannst du reden. Ich finde es nicht okay, dass sie dir wegen Kiba die Freundschaft gekündigt hat.“ Zögernd schaute TenTen auf und musterte ihren Gegenüber. Seine Miene war ernst und es war kein Spott oder Trick hinter seiner Geste zu erkennen, auch wenn TenTen immer noch skeptisch war, dass Neji plötzlich ein solches Interesse an ihr zeigte. „Was passiert ist, ist nun einmal passiert. Nichts kann das noch ändern. Es gibt da nicht mehr viel zu reden. Es ist schon lange her, Neji“, tat sie die Sache ab und hoffte, dass er es gut sein lassen würde. Jedoch hatte sie da ihre Rechnung ohne Neji gemacht. „Ich glaube nicht, dass es schon zu spät ist. Ihr könnt euch immer noch vertragen. Hinata ist glaube ich gar nicht mehr sauer auf dich. Sie ist einfach nur zu stolz, um zuzugeben, dass du damals nur ihr Bestes wolltest und letztendlich bei Kiba richtig gelegen hast. Sie hat dir unrecht getan und dich zum Außenseiter gemacht und ich schätze, dass sie sich das einfach noch nicht eingestehen will oder kann. Aber ich bin mir sicher, dass ihr euch wieder annähern könnt und dann wird alles wie früher.“ Nejis Optimismus stoß bei TenTen lediglich auf Ablehnung und erweckte in ihr auch teilweise Wut. „Nichts wird geschweige denn kann wieder so werden wie früher“, antwortete sie bitter und schaute Neji fassungslos an, „ihr habt davon alle nichts gemerkt. Für euch ging das Leben weiter wie zuvor und es gab nicht wirklich eine Veränderung. Ihr hattet einfach nur eine 'Freundin' weniger. Es hat euch alle gar nicht wirklich betroffen. Bei mir hat sich seit dem aber viel geändert. Zu viel, um es zu vergessen. Zu viel, um alles zu verzeihen. Zu viel, um alles zu akzeptieren und erst recht zu viel, um so zu tun als wäre alles wie früher. Wir sind älter geworden und haben uns weiter entwickelt, Neji. Ich habe meine Ansichten auf viele Dinge geändert. Die Vergangenheit ist nun einmal vergangen und kann nicht verbessert werden. Für mich wird nichts wieder wie früher sein. Und wenn du mich nur hierher gebracht hast, um über Hinata und damals zu reden, bevorzuge ich es eher, wieder nach Hause zu gehen.“ Sie packte ihre Tasche und ihre Weste und stand auf, um das Séparée und schließlich das Restaurant zu verlassen. Neji fasste sich erst nach einigen Sekunden wieder und hielt die Schiebetür zu. „Nein, bitte“, sagte er schnell und fasste sie mit beiden Händen an ihren Schultern. Er drehte sie zu sich herum und sah, dass sich Tränen in ihren Augen sammelten, die sie gewaltsam zurückzuhalten versuchte, „es tut mir Leid. Ich wollte dich nicht verärgern. Ich werde nicht wieder davon anfangen.“ „Ich sollte gehen“, sagte TenTen nur und versuchte sich aus seinem Griff zu befreien. „TenTen, schau mich an“, übergang Neji ihre Aussagen und suchte den Blickkontakt zu dem braunäugigen Mädchen vor sich. TenTen wehrte sich erst, gab dann aber etwas trotzig nach. „Ich weiß, ich habe das gerade versaut. Ich bin eben ein Vollidiot, das weiß ja mittlerweile jeder“, versuchte er lustig zu sein und sie etwas zu besänftigen, „ich verspreche dir, ich werde nicht wieder davon anfangen. Nie wieder.“ TenTen schaute ihn an und wollte seinen Worten nicht glauben, jedoch war sein Blick und seine Einstellung zu ehrlich. „Bitte setze dich wieder hin und lass und das Beste aus dem Abend machen“, bat er sie und deutete auf ihren Platz. Das Mädchen seufzte geschlagen und setzte sich wieder hin. „Das mache ich nur wegen dir, Iruka“, dachte sie verbissen und wusste nicht, wem sie das mehr einreden wollte. Die Kellnerin hatte den Hauptgang gebracht, welcher aus verschiedenen Sushi-Spezialitäten bestand, und versuchte zum wiederholten Male an diesem Abend Nejis Aufmerksamkeit auf sich oder genauer gesagt auf ihr Dekolleté zu ziehen. Sie machte immer wieder Anspielungen auf Nejis gutes Aussehen und überhäufte ihn sowie seine Familie mit Komplimenten, für welche Neji sich immer höflich bedankte. Als sie auch dieses Mal eine kalte Abfuhr von Neji erhielt, gab sie sich geschlagen und verließ das abgesonderte Abteil. „Mach es ihr doch nicht so schwer. Sie ist doch ganz hübsch“, meinte TenTen und holte sich mit ihren Stäbchen ein Stück Sushi. Ihr war der Appetit vergangen, aber sie wollte gar nicht wissen, wie viel das ganze Essen hier kostete und wollte es nicht liegen lassen. „Was meinst du?“, fragte Neji und schien ernsthaft verwundert zu sein. „Die Kellnerin“, erklärte TenTen langsam, „sie versucht die ganze Zeit mit dir zu flirten. Ist dir das nicht aufgefallen?“ „Achso das. Nein, so verhält sie sich bei jedem Kunden. Das ist kein Flirten“, verneinte Neji TenTens Verdacht, konnte sie aber nicht überzeugen. „Sie hat ihre Bluse aufgeknöpft und versucht um jeden Preis deine Aufmerksamkeit zu erregen. Das nenne ich flirten.“ „Stört dich das etwa?“, Neji grinste sie an und erwartete eine Antwort. „Bilde dir bloß nicht zu viel auf dich ein, nur weil du gut aussiehst“, antwortete TenTen und verdrehte leicht die Augen. „So, so... Tue ich das?“, neckte er sie weiter und TenTen fiel jetzt erst auf, was sie gesagt hatte. Auf ihren Wangen legte sich ein roter Schimmer. „Du weißt schon, wie ich das gemeint habe...“ „Ich hoffe es doch“, er zwinkerte ihr zu und die beiden aßen weiter, wobei TenTen immer noch leicht peinlich berührt war. Es war schon 22 Uhr, als die beiden ihre Sushi-Platte endlich geleert hatten und TenTens Magen fühlte sich so voll an wie schon lange nicht mehr. Sie hatte das Gefühl zu platzen, wenn sie noch etwas essen würde und langsam aber sicher wurde ihr auch schlecht. Auf der anderen Seite, hatte sich Neji aber wirklich Mühe gegeben und sie wollte ihn nicht vor den Kopf stoßen. Deshalb hoffte sie einfach, dass die Nachspeise nicht so mächtig sein würde. „Entschuldigung“, murmelte TenTen, nachdem sie genossen hatte und putzte sich schnell und möglichst leise die Nase. „Gesundheit“, sagte Neji dagegen und lächelte dann leicht, „jetzt hast du Nasenbluten.“ „Was?“, TenTen fuhr sich mit der Hand an die Nase und hatte danach Blut am Zeige- und Mittelfinger kleben. Ihr Herz fing etwas schneller an zu schlagen. „Wahrscheinlich vom Niesen. Die Luft hier drinnen ist bei dem Wetter ziemlich trocken“, äußerte sich Neji und reichte TenTen ein frisches Taschentuch. „Danke“, sagte sie leise und etwas abwesend, „entschuldige mich kurz.“ Die junge Frau stand mit ihrer Handtasche in der Hand auf, verließ das Séparée und machte sich auf die Suche nach der Damentoilette, die sie zum Glück nach kurzer Zeit schon fand. TenTen stand vor dem Spiegel und versuchte sich zu beruhigen. Sie griff schnell nach neuen Tüchern, um das blutgetränkte Taschentuch auszuwechseln und versuchte das Blut von ihrer freien Hand zu waschen. „Wieso jetzt?“, dachte sie leicht panisch und begab sich schnell in eine der Kabinen, als sie Schritte näher kommen hörte. Kurz darauf traten zwei Frauen ein, die sich miteinander unterhielten. Still setzte sich TenTen auf den heruntergeklappten Toilettendeckel und legte den Kopf in den Nacken. „Vielleicht war es ja wirklich nur eine Folge vom Niesen“, versuchte sie sich innerlich einzureden und atmete einige Male durch den Mund tief ein und aus. Nach einigen Minuten verließen die Frauen wieder die Toilette, denn ihre Stimmen entfernten sich bis sie schließlich gar nicht mehr zu hören waren. Vorsichtig richtete TenTen ihren Kopf wieder gerade und entfernte die Tücher von ihrer Nase, welche sie in den kleinen Mülleimer neben sich schmiss. Mit ihrer sauberen Hand fuhr sie sich erneut zur Nase und hatte danach zum Glück kein Blut mehr daran kleben. Sie fühlte sich jedoch immer noch komisch und unsicher. Ihre Nase kribbelte, als ob es jeden Moment wieder anfangen könnte. Langsam verließ TenTen die Kabine und wusch sich erneut mit Seife ihre Hände. Sie befeuchtete ein Tuch und machte das Blut an und unter ihrer Nase weg. Ihr Blick wanderte zum Spiegel. Sie sah aus wie eine Leiche. Sie war total blass geworden, was durch das dunkle Augen Make-up nicht gerade unauffällig war. Sie spritzte sich etwas kaltes Wasser ins Gesicht und spülte sich aus Reflex auch den Mund aus, wobei sie sich verschluckte und einen starken Hustenanfall bekam. TenTen hob sich schnell eine Hand vor den Mund und kniff die Augen zusammen. „Wieso tut das Husten plötzlich auch so weh?“, fragte sie sich verzweifelt und versuchte die ziehenden Schmerzen, die ihr Tränen in die Augen trieben zu ignorieren. „Ist bei Ihnen alles in Ordnung?“, hörte sie plötzlich eine besorgte Frauenstimme und bekam das Husten etwas unter Kontrolle. „Ja, ja... Ich habe mich nur verschluckt“, antwortete TenTen keuchend und winkte schnell ab. Vor ihr stand eine ältere Dame, die sie ernsthaft besorgt musterte. Als TenTen abwinkte, weiteten sich ihre Augen geschockt und blieben auf der Hand der jungen Umino haften. TenTen räusperte sich und hoffte, dass der Anfall überstanden war. Erst als sie sich umdrehte und die ältere Dame zur Bestätigung anlächeln wollte, fiel ihr ihr Blick auf. „Sie müssen dringend ins Krankenhaus gebracht werden!“, sagte die Dame geschockt und ging einige Schritte hilfsbereit auf TenTen zu, „das ist nicht normal. Das kann nicht gesund sein!“ „W-Wovon reden Sie?“, fragte die Brünette verwirrt und wich von der Frau zurück. „Sehen Sie doch nur auf Ihre Hand!“, verlangte die ältere Dame, „Sie haben Blut gehustet! Sie müssen schwer krank sein! Das kommt nicht eben mal so vom Verschlucken!“ Sie kramte in ihrer Tasche und zog kurz darauf ein Handy hervor, während TenTen geschockt auf ihre Hand starrte, die sie sich vor den Mund gehalten hatte. „Ich habe sie mir doch eben gewaschen... Ich habe kein Nasenbluten mehr...“, dachte sie und wollte nicht daran denken, was gerade passiert war. In dem Moment wurde ihr mit aller Wucht bewusst, wie schlecht es mittlerweile wirklich um sie stand. „Ich werde einen Krankenwagen rufen!“, ertönte erneut die Stimme der alten Frau, die eine Nummer wählte und sich daraufhin das Handy an ihr Ohr hielt. „Nein!“, widersprach TenTen etwas hysterisch, nahm der älteren Dame das Handy ab und legte auf, „i-ich werde sofort zu einem Arzt fahren. Ich brauche keinen K-Krankenwagen.“ TenTen drückte der etwas verwirrten und verständnislosen Frau ihr Handy zurück in die Hand, schaute sie kurz misslungen lächelnd an und verschwand verstört aus der Damentoilette. Sie rannte hinaus auf die Straße und registrierte nur nebenbei, dass es leicht angefangen hatte zu regnen. Die Hitze vom Tag war etwas verschwunden und die kühle Brise, die wehte, tat TenTens Lungen gut. „Guten Abend, sind Sie Miss Kyoyama? Ich bin Ihr Taxifahrer“, sagte ein junger Mann freundlich zu ihr und öffnete ihr ohne auf eine Antwort zu warten schon die Tür. „Ähm ja, das bin ich“, antwortete TenTen als Kurzschlussreaktion und stieg schnell ein. Der Fahrer nahm auf dem Fahrersitz Platz und TenTen nannte ihm immer noch etwas überrumpelt ihre Straße und Hausnummer. Kurz darauf waren sie auf dem Weg zu ihr nach Hause. Aufgebracht aber dennoch still suchte TenTen in ihrer Handtasche nach ihrem Handy und wählte Irukas Nummer. Nachdem sie es zweimal klingeln gelassen hatte, legte sie aber schnell wieder auf. „Okay, TenTen. Versuche dich zu beruhigen. Vielleicht ging beim Händewaschen einfach nicht alles weg. Vielleicht habe ich etwas übersehen... Ist alles nur halb so schlimm... Ich habe kein Blut gehustet... Mir geht es bestens... Ich gehe jetzt nach Hause und lege mich schlafen... Morgen früh ist alles wieder normal“, sie schloss die Augen und versuchte sich mit ihren Gedanken selbst zu beruhigen. „Da wären wir“, riss sie der Taxifahrer sie aus ihren Gedanken und schaltete bei sich vorne das Licht ein. „Ja, danke“, antwortete TenTen abwesend und holte ein paar Geldscheine aus ihrem Portemonnaie, welche sie dem Fahrer achtlos in die Hand drückte, „stimmt so.“ Überrascht über das anscheinend zu hoch ausfallende Trinkgeld starrte der Taxifahrer sie kurz an, widersprach ihr aber keinesfalls. TenTen beeilte sich aus dem Taxi zu kommen und rannte auf die Haustür zur, hinter welcher sie dann auch schon verschwand und einen mehr als zufriedenen Taxifahrer in die Nacht entließ. „Die junge Frau, mit der sie hier essen waren, hat wohl keinen sonderlich guten Geschmack“, machte die Kellnerin die Anspielung, als sie das dreckige Geschirr einsammelte und auf ihr Tablett stellte. „Was meinen Sie?“, fragte Neji misstrauisch und wunderte sich wieso TenTen noch nicht wieder von der Toilette zurück war. „Na ja... Ich meine... Ich und mit Sicherheit auch keine andere Frau, die klar denken kann, würden Sie hier einfach sitzen lassen“, die blonde Frau zuckte abwertend mit den Schultern und legte Neji die Rechnung hin, „auch wenn sie die Nachspeise nicht eingenommen haben, muss ich Sie laut dem Chef trotzdem bitten, sie zu bezahlen.“ Neji entglitten die Gesichtszüge und starrte die offenherzige Bedienung eine kurze Zeit lang einfach nur ausdruckslos an. „Wie meinen Sie das?“, wollte er dann schließlich etwas präziser wissen. „Ihre Begleitung von heute Abend hat soeben das Restaurant verlassen und hat einer unseren besten Kundinnen das Taxi vor der Nase weggeschnappt“, antwortete die Blondine wahrheitsgemäß und musterte Neji mitleidig, „aber wenn Sie wollen, werde ich Ihnen noch ein wenig Gesellschaft leisten, Mister Hyuuga.“ „Wie lange ist das her?“, Neji überging ihre Aussage kühl und legte Geld zu der Rechnung. „Erst ein oder zwei Minuten. Aber da sie sich ein Taxi genommen hat, dürfte sie schon weg sein.“ „Danke. Der Rest ist Trinkgeld“, Neji nahm seine Jacke und TenTens Weste, die sie liegen gelassen hatte und verließ schnell das Restaurant. Er blickte nach rechts und nach links, aber nirgendwo war ein Taxi zu sehen. Da es angefangen hatte zu regnen, zog er sich seine Jacke an und lief langsam zurück in die Richtung, aus der er mit TenTen vorher am Abend gekommen war. „Das nenne ich sitzen gelassen werden“, murmelte er zu sich selbst und fragte sich, was auf einmal in TenTen gefahren war, „ist sie etwa immer noch sauer, weil ich von Hinata angefangen habe?“ Der Hyuuga seufzte, zog sich seine Kapuze über, als aus dem Nieseln ein Schauer wurde und ging gemächlich die Straßen entlang. Er hatte es nicht eilig und ein Taxi wollte er sich auch nicht rufen. Die frische Luft tat ihm gut und anscheinend hatte er nun eine Menge über die er erst einmal nachdenken musste. „TenTen?“, fragte Iruka überrascht, als er gegen elf Uhr nachts die Wohnungstür aufgehen hörte und lugte aus seinem Büro. „Iruka?“, ertönte die schwache, erleichterte Stimme seiner Schwester. Im nächstem Moment stand sie auch schon in der Tür zu seinem Büro und schaute ihn wortlos an. „Was ist denn mit dir passiert?“, Iruka musterte seine kleine Schwester geschockt und besorgt. Sie war kreidebleich und zitterte. Auf ihrer weißen Bluse befanden sich rote Flecken und da er wusste, dass TenTen keinen Rotwein oder sonstiges trinken durfte, ahnte er schon um was es sich bei den Flecken handelte, „TenTen, was ist passiert?“ Seine Stimme war ernst. Er stand von seinem Schreibtisch auf und lief zu ihr, um sie in den Arm zu nehmen und ihr beruhigend über den Rücken zu streichen. „Rede mit mir, Kleine.“ „I-Ich...“, fing TenTen ab, wusste aber nicht wo sie anfangen und wie sie es formulieren sollte. In ihren Augen sammelten sich erneut Tränen und sie fing stärker an zu zittern. Ihr großer Bruder verfestigte seinen Griff und fing an ihre beruhigende Worte zuzuflüstern, womit er nach einer Weile Erfolg hatte. TenTen fasste sich etwas, löste sich aber nicht aus seiner Umarmung. „Es hat wieder angefangen“, nuschelte sie an seiner Schulter, aber Iruka verstand jedes Wort, „ich musste niesen und habe wieder Nasenbluten bekommen... Es wollte nicht aufhören... Erst nach einer Weile... Und dann habe ich... Ich habe mich verschluckt... Ich musste husten... Und dann war da wieder Blut... Aber ich hatte mir doch die Hände gewaschen...“ Auch wenn TenTen nur bruchstückhaft damit herausrückte was passiert war, konnte sich Iruka nach kurzer Überlegungsphase die Geschichte zusammenreimen. Er löste die Umarmung und drückte TenTen ein wenig von sich weg, damit er ihr ins Gesicht schauen konnte. Ihre Wangen waren tränennass und in ihren Augen lag Verzweiflung und Angst. „Wir fahren ins Krankenhaus“, sagte Iruka entschieden und griff nach dem Autoschlüssel. „Iruka-“, wollte TenTen widersprechen, aber der ernste Blick ihres Bruders ließ sie verstummen. „Du hast Blut gehustet. Damit spaßt man nicht. Dein Zustand war jetzt einige Tage lang gut, aber anscheinend nur, damit er sich um ein dreifaches verschlechtern kann. Du hast noch nie Blut gehustet, TenTen. Wir fahren jetzt ins Krankenhaus. Ich kann dir hier nicht alleine helfen.“ TenTen realisierte, dass Iruka mindestens genauso viel Angst hatte wie sie und er ihr nur so gut es ging helfen wollte. Also ließ sie ihre Handtasche auf den Boden fallen und folgte ihrem Bruder aus dem Haus zum Auto. Sie stiegen ein und Iruka fuhr los in Richtung der Notaufnahme des Krankenhauses in ihrem Stadtviertel. „Ich will nicht sterben...“, hauchte TenTen schwach, als sie fast angekommen waren. Iruka schmerzte es seine Schwester so am Boden und so verängstigt zu sehen. Er umklammerte das Lenkrad des Autos fester und blickte kurz zu ihr rüber, als sie erneut verkrampft anfing zu husten und gleich darauf ihre Hand fassungslos ansah. „Sie können dir helfen“, redete Iruka ihr gut zu, klang aber selbst nicht besonders überzeugt. Er bog zum Krankenhaus ein und hielt unachtsam im Parkverbot. Schnell stieg er aus und half TenTen, die aus ihrem Hustenanfall nicht mehr herauskam. Er begleitete sie hastig in die Notaufnahme, wo sie sofort von Ärzten aufgenommen und in einen Untersuchungsraum gebracht wurde. Iruka wurde angewiesen zu warten, auch wenn er zur Familie gehörte. Ängstlich schaute er der Blut hustenden TenTen hinterher, bis sie verschwunden war. „Ich will auch nicht, dass du stirbst“, flüsterte er und begann unruhig auf und ab zu gehen. Kapitel 6: Ein bisschen Hoffnung -------------------------------- Und da ist auch schon das nächste Kapitel :) Ich weiß auch nicht, aber momentan hab ich einfach nen durchgehenden Ideenfluss ;) Danke für die lieben Kommentare zum letzten Kapitel. Ich freue mich sehr, dass euch die Geschichte so gut gefällt :) Viel Spaß mit dem nächsten Kapitel ! ------------------------------------------------------ Kapitel 6: Ein bisschen Hoffnung. Nachdenklich lag Neji auf seinem Bett. Seine Gedanken galten noch immer dem vergangenen Abend und dem plötzlichen Verschwinden seines Dates. Sein Blick war starr an die Decke geheftet und in seiner Hand hielt er einen Basketball, den er immer wieder hochwarf und auffing ohne diese Beschäftigung wirklich zu realisieren. „Was zur Hölle ist nur in sie gefahren?“, fragte er sich innerlich und warf den Basketball erneut hoch, „für die Sache mit Hinata habe ich mich doch entschuldigt und ich habe auch nicht wieder davon angefangen...“ Neji seufzte, setzte sich auf, fing den Ball und legte ihn beiseite. „Vielleicht sollte ich sie anrufen...“, murmelnd griff er nach seinem Handy und suchte TenTens Nummer, bis ihm auffiel, dass er diese gar nicht hatte. „Na, ich bin ja top vorbereitet“, dachte er mürrisch und warf das Handy zurück auf sein Bett. Er fuhr sich durch die Haare und versuchte sich auf andere Gedanken zu bringen, „vielleicht war ihr ja nur schlecht oder so...“ Im nächsten Moment klingelte sein Handy und innerhalb einer Sekunde lag es auch schon an seinem Ohr. „TenTen?“, fragte er schnell und hoffnungsvoll. „Ähm... ne, ich bin es“, antwortete Sasukes Stimme verwirrt. „Tut mir Leid, ich dachte... ach egal. Was gibt es?“ „Eigentlich wollte ich wissen, wie es heute Abend gelaufen ist... Aber wenn du sogar auf einen Anruf von ihr wartest, war es wohl schwer für euch, euch voneinander zu trennen“, auch wenn Neji seinen Kumpel nicht sehen konnte, sah er vor seinem innerlichen Augen trotz allem sein breites Grinsen. „Im Gegenteil. Sie ging auf die Toilette und kam nicht wieder zurück“, entgegnete Neji bitter und legte sich wieder mit dem Rücken auf sein Bett. „Wie meinst du das?! Ist sie zusammengeklappt oder was?“, wollte Sasuke wissen und schien etwas angespannt zu sein. „Nein“, sagte Neji knapp, „sie hat mich sitzen lassen und ist mit dem Taxi nach Hause gefahren.“ Am anderen Ende der Leitung herrschte kurz Stille, bevor ein lautes Lachen ertönte. „Nicht dein Ernst?“ „Doch“, Neji dagegen klang weniger amüsiert. „Ich hätte nie im Leben, NIE im Leben gedacht, dass irgendwann ein Mädchen Neji Hyuuga wortlos sitzen lässt“, Sasuke versuchte sich zu beherrschen konnte aber die Schadenfreude in seiner Stimme nicht vollkommen unterdrücken. „Freut mich, dass du dich amüsierst.“ „Ach, komm schon. Nimm es nicht so schwer, Neji. Stelle sie am Montag in der Schule einfach zur Rede. Wäre schade, wenn wir uns so kurz vor Schluss noch einen anderen Streich überlegen müssten, weil unsere kleine Umino wirklich unnahbar ist. Aber bisher konntest du noch überall das Eis brechen. Ich mache mir da also keine Gedanken.“ „Ja, ja...“, meinte Neji nur, „vielleicht wäre ja aber ein anderer Streich gar nicht so übel...“ „Was willst du denn damit bitte sagen?“, fragte Sasuke skeptisch und Neji verspannte sich etwas. „Keine Ahnung... Sie... TenTen lässt sich anscheinend nicht gut reinlegen... Ich glaube sie ahnt schon etwas... Zumindest blockt sie immer ab, indem sie sagt, dass sie keine Lust hat unseren Streichen zum Opfer zu fallen...“ „Du wirst doch nicht etwa weich?“ „Was?“ „Neji, du weißt genau was ich meine. Nehme Abstand von der Sache und betrachte sie als was sie ist: Ein Streich. Nicht mehr und nicht weniger. Du entwickelst doch nicht etwa Gefühle für dieses Mädchen? Ich meine TenTen Umino, wirklich?“ „Nein, um Gottes Willen, ich werde mich schon nicht in sie verlieben, Sasuke“, widersprach Neji schnell und fragte sich, was sich sein Freund eigentlich dachte, „ich will nur, dass der Streich auch funktioniert.“ „Das wird er schon, wenn du dich konzentrierst und deine Sache ernst nimmst. Um den Streich zu versauen, musst du dich noch nicht einmal in sie verlieben. Es wäre schon verheerend, wenn du die Versagerin auch nur ansatzweise mögen würdest“, sagte Sasuke ernst und seufzte dann, „ich muss auflegen, ich bin noch mit Sakura verabredet. Wir sehen uns Montag und mach keinen Unsinn.“ Mit diesen Worten legte der Uchiha auf und überließ Neji wieder seinen Gedanken. „Pft, Gefühle für TenTen entwickeln, wo lebt denn der“, dachte sich der Hyuuga verärgert und ging ins Badezimmer, um Zähne zu putzen und sich bettfertig zu machen. Der Abend hatte ihn irgendwie geschafft, auch wenn nicht wirklich viel passiert war. Vielleicht lag es auch nur an der Aufregung, weil TenTen vor ihm abgehauen war. „Na warte, in der Schule kannst du dir was anhören“, murmelte Neji zu sich selbst und überlegte sich, wie er TenTen wohl am Besten ein schlechtes Gewissen wegen ihrem Verhalten einreden konnte. Währenddessen lief Iruka immer noch unruhig im Krankenhaus umher und hielt jeden Arzt, der auftauchte an, um sich nach dem Befinden seiner Schwester zu erkundigen. Das Problem war nur, dass niemand ihm wirklich sagen wollte, was mit ihr gemacht wurde. Lediglich eine mitleidige Schwester sagte ihm Bescheid, dass sie TenTen wohl gleich in einen Operationssaal gebracht haben. „Sie wird operiert?“, fragte Iruka fassungslos, „sie hat schon seit drei Jahren Krebs und schon ganz am Anfang hieß es, dass er zu weit ausgebreitet ist, als dass eine Operation noch helfen könne? Und jetzt drei Jahre später hat er sich verkleinert, oder was.“ Die Krankenschwester hob abwehrend die Hände. „Ich kann Ihnen nur sagen, dass sie in einen OP gebracht wurde. Laut ihrer Akte waren sie nur das erste Jahr ihrer Krankheit regelmäßig hier und seit dem beziehen sie die Medikamente zu Hause und pflegen sie auch dort. Etwa zur selben Zeit haben wir einen neuen Chefarzt bekommen. Vielleicht sieht er es etwas anders und hofft, dass eine Operation noch etwas helfen kann.“ „Ich will für ihn hoffen, dass es was bringt. Wenn sich ihr Zustand dadurch verschlechtert, kann er was erleben“, murrte Iruka und ließ sich erschöpft auf einen Wartestuhl fallen. Entschuldigend blickte er zu der Krankenschwester, „es tut mir Leid, ich wollte Sie nicht so unfreundlich anschnauzen.“ „Das macht nichts. Ihre kleine Schwester liegt in einem OP und Sie wissen nicht, was vor sich geht. Da wäre jeder große Bruder besorgt und gereizt. Außerdem kommen hier täglich viele unfreundliche Menschen vorbei, die denken sie seien die einzigen mit Problem... Im Gegensatz zu denen waren Ihre Worte ein Kompliment“, die Krankenschwester lächelte ihm kurz zu und legte zwei Akten zurück in den Schrank, „ich werde Ihnen einen Kaffee organisieren. Dann werden Sie sich besser fühlen.“ Die Krankenschwester verschwand in Richtung Cafeteria, um ihr Angebot wahr zu machen. Iruka blieb angespannt zurück und schaute auf die Uhr. Es war schon eineinhalb Stunden her, dass er mit TenTen hier aufgetaucht war und es wollte ihm immer noch kein Arzt über ihren Zustand Bescheid geben. „Da kann ja etwas nicht stimmen“, seufzend legte er den Kopf in seine Hände und hoffte, dass es seiner Schwester den Umständen entsprechend gut ging. „Hier, bitteschön“, ertönte die freundliche, helle Stimme der Krankenschwester, welche Iruka einen Kaffee hinhielt. „Danke...“, antwortete er schwach und nahm den Kaffee entgegen. „Ich wusste nicht, wie Sie ihn mögen. Hier sind noch Zucker und Milch, falls Sie möchten“, sie reichte ihm die Zutaten. Iruka bedankte sich erneut, trank seinen Kaffee aber lieber schwarz. „Es muss schwer sein, so lange Zeit immer in der Gefahr zu leben, dass seine Schwester stirbt...“, die junge Frau setzte sich neben Iruka und schaute ihn mitleidig an. „Man weiß zwar, dass es jederzeit passieren kann, aber man ist sich dessen nicht so sehr bewusst. Bis dann so etwas wie heute passiert. Aber selbst dann will man es noch nicht wahr haben“, Irukas Augen lagen traurig auf der Tür hinter der die Ärzte mit TenTen verschwunden waren. „Es wird schon werden. Der Chefarzt ist wirklich gut und unter seiner Aufsicht ist zumindest bei OPs noch kein Patient gestorben. Danach kann er es nicht mehr hundertprozentig beeinflussen. Aber ich kann Ihnen versichern, dass er sein Bestes geben wird, um ihre Schwester zu retten.“ Iruka nickte etwas abwesend und lächelte der Krankenschwester kurz dankbar zu. „Verstehen Sie mich bitte nicht falsch“, fing Iruka nach einer halben Stunde der Stille an, da die Krankenschwester immer noch neben ihm saß, „aber haben Sie nicht noch mehr Arbeit?“ „Oh, nein“, lachte die junge Frau leicht, „ich habe seit 2 Stunden Feierabend, aber dann kamen Sie mit ihrer Schwester. Da dachte ich, ich werde vielleicht noch gebraucht.“ Iruka schaute sie etwas verwirrt an. „Also wegen mir müssen Sie wirklich nicht länger hierbleiben.“ „Sind Sie sich da sicher? Ich meine, jeder kann etwas Beistand gebrauchen.“ „Ja, schon. Aber ich komme schon klar. Wenn Sie auf ihren wohlverdienten Feierabend verzichten, werden Sie auch nicht schneller operieren.“ „Wie Sie meinen“, sagte die Krankenschwester etwas enttäuscht und stand auf, „ich wünsche Ihnen und Ihrer Schwester nur das Beste.“ Sie lächelte ihm kurz zu und verabschiedete sich noch von ihren Kollegen, bevor sie schließlich das Krankenhaus verließ und nach Hause ging. „Sind Sie TenTen Uminos großer Bruder?“, fragte eine männliche Stimme und Iruka stand ruckartig auf. „Ja, was ist mit ihr? Geht es ihr gut? Wie verläuft die Operation?“, fragte er alles schnell hintereinander. „Ich bin Dr. Nara. Ihr behandelnder Arzt. Die Operation ist vorüber und ihr Zustand ist stabil. Sie liegt auf der Aufwachstation bis die Narkose nachlässt“, erklärte Shikamarus Vater. „Ja, ich weiß, wer Sie sind. Ich unterrichte ihren Sohn“, sagte Iruka kurz und kam dann wieder auf TenTen zu sprechen, „wieso haben Sie sie operiert? Vor drei Jahren wurde uns gesagt, dass eine Operation sinnlos wäre.“ „Vor drei Jahren war hier auch noch jemand anders Chefarzt. Er wurde nicht grundlos gefeuert“, war die strenge Antwort des Doktors. „Ich kann Ihnen natürlich nicht versprechen, dass die Operation viel verändern wird. Der Krebs ihrer Schwester ist weit ausgeschritten, was nach drei Jahren auch kein Wunder ist, aber er beschränkt sich noch immer nur auf den Magen und auf keine anderen Organe. Sie scheint auf die Medikamente gut anzuspringen...“, fuhr Dr. Nara fort, „bei der Operation konnten wir das betroffene Gewebe weitgehendst entfernen, ohne das gesunde Gewebe zu stark belasten und beschädigen zu müssen. Es kann aber natürlich auch passieren, dass sich die restlichen Krebszellen wieder ganz schnell ausbreiten. Sie muss weiterhin regelmäßig ihre Medikamente nehmen und vor allem...“, er warf Iruka einen strengen Blick zu, „sollte sie zu Untersuchungen kommen. Nach der Operation muss sie jetzt ohnehin erst einmal einige Tage hierbleiben. Wenn sie sich gut schlägt, kann sie gegen Mittwoch oder Donnerstag nach Hause. Aber es ist wirklich wichtig, dass Sie sie öfters hierher bringen, Herr Umino. Es geht um ihr Leben. Nur wenn wir sie regelmäßig untersuchen, können wir sie auch gut behandeln.“ Iruka seufzte und fuhr sich mit der Hand über das Gesicht. Er war jetzt erst einmal erleichtert, dass TenTen noch lebte und es doch noch Möglichkeiten gab, etwas gegen den Krebs zu unternehmen. Gleichzeitig wusste er aber auch, dass der Doktor Recht hatte. „Ich weiß. Ich habe auch wirklich des Öfteren versucht sie hierher zu bringen, aber sie weigert sich strikt. Seit dem Tod unserer Eltern hat sie so etwas wie eine Phobie gegen Krankenhäuser und lässt sich nur sehr selten überreden herzukommen. Aber vielleicht wird sie ihre Meinung nachdem, was heute passiert ist, ändern.“ Shikamarus Vater nickte verstehend und überlegte kurz. „Wenn sie zu große Anstalten machen sollte und sie sich wirklich gar nicht ins Krankenhaus bringen lassen möchte, gäbe es im äußersten Notfall auch noch die Möglichkeit, dass ein Arzt zu Ihnen nach Hause kommt und sie sich dort anschaut. Aber eigentlich sind wir auf solche Behandlungen nicht ausgelegt.“ Iruka stimmte ihm verständnisvoll zu. „Ich werde mit ihr reden.“ „Wenn Sie wollen, können Sie zu ihr. Sie dürfte bald aufwachen und ich denke sie hätte ihren Bruder dann gerne bei sich.“ „Warten Sie“, bat Iruka und der Arzt drehte sich nochmals zu dem Lehrer seines Sohnes herum, „bedeutet die Operation eigentlich, dass es doch noch Hoffnung für sie gibt? Ich meine sie lebt jetzt schon drei Jahre mit Krebs...“ „Sie sagen es. Drei Jahre sind eine lange Zeit. Wir sind zwar Ärzte, aber wir können auch keine Wunder vollbringen. Wenn sie weiterhin ihre Tabletten nimmt und gut auf sie anspringt, dann besteht durchaus die Möglichkeit, dass sie mit viel Willenskraft den Krebs besiegen kann, aber... vom momentanen Standpunkt aus, glaube ich eher, dass wir ihr lediglich ein bisschen mehr Zeit verschafft haben...“ „Vielen Dank, Doktor Nara.“ Der Chefarzt wies eine Krankenschwester an, Iruka zu TenTen zu bringen. Vor der Aufwachstation musste der Lehrer sterile Kleidung und eine Atemmaske anziehen, bevor er zu seiner Schwester durfte. Nachdem er alles vorschriftsmäßig angelegt hatte, ließ man ihn schließlich in den Raum. Iruka fühlte sich unwohl, als er sich neben das Bett seiner Schwester setzte und feststellte, dass sie immer noch leichenblass war. Ihr Brustkorb hob und senkte sich jedoch, was ihn beruhigte und etwas entspannen ließ. „Hey“, flüsterte er und strich ihr umsorgend eine Haarsträhne aus dem Gesicht, auch wenn er wusste, dass sie ihn im Moment weder hören noch spüren konnte, „alles wird wieder gut. Das verspreche ich dir.“ Er lehnte sich in dem Stuhl zurück und beobachtete seine schlafende Schwester noch eine Weile, bevor die Müdigkeit ihn übermannte und er um drei Uhr morgens selbst in den Schlaf fiel. Während sich die Umino-Geschwister im Krankenhaus befanden, wälzte sich Neji in seinem Bett hin und her und versuchte einzuschlafen, was ihm jedoch nicht gelingen wollte. „Verdammt“, fluchte er genervt, stand auf und schaltete die Nachtlampe auf seinem Bettschränkchen an. Fünf Uhr früh, „na toll. Und was soll ich Sonntagmorgen so früh auf machen?“ Er lief ins einem Zimmer hin und her und schaute sich um. Er hatte die Hoffnung dadurch irgendetwas zu sichten, mit dem er sich beschäftigen konnte. Nach einer Weile fiel seine Aufmerksamkeit auf seine Turnschuhe. „Warum eigentlich nicht“, dachte er sich, zog sich Sportkleidung an, schlüpfte in seine Turnschuhe und begab sich auf die Straße, um eine Runde zu joggen. Er nahm sich vor nur ein oder zwei Runden um den Block zu rennen, doch Neji versank wieder so tief in Gedanken, dass er gar nicht bemerkte wohin er joggte. Er wusste nicht warum, aber die Tatsache, dass TenTen ihn sitzen gelassen hatte, wollte ihn einfach nicht in Ruhe lassen. Auf unergründliche Weise hatte er auch ein verdammt schlechtes Gewissen. Vielleicht hatte er ja neben der Geschichte mit Hinata noch etwas falsches gesagt, an das er sich jetzt im Moment nicht erinnern konnte oder von dem er nicht wusste, dass TenTen empfindlich darauf reagierte. „Was kümmert es mich eigentlich? Es geht nur um einen dummen Streich. Wenn sie zu stur ist, müssen wir uns eben ein anderes Opfer suchen oder uns etwas anderes einfallen lassen“, redete sich Neji ein und beschleunigte sein Tempo etwas, da er sich einredete, dadurch besser abgelenkt zu werden. Er rannte weiter gerade aus und bog erst vier Straßen weiter um die Ecke. Immer schneller werdend merkte er irgendwann, dass er aufgrund der warmen, trockenen Luft nicht mehr richtig atmen konnte und ging schließlich ins Laufen über. Er atmete tief ein und aus und versuchte seine Atmung wieder zu kontrollieren, als er bemerkte, dass er sogar Seitenstechen bekommen hatte. „Ich bekomme nie Seitenstechen“, dachte er verbissen und regte sich über sich selbst auf. Neji blieb stehen, streckte und dehnte sich etwas und wartete bis sich seine Lungen wieder beruhigt hatten. Er sah sich um und seufzte resignierend, als er bemerkte wo er war. Er stand direkt vor TenTens Haus. „Na ganz toll“, murrte er und besah sich das kleine, aber sehr hübsche Einfamilienhaus. Die Rollladen waren alle geöffnet, was Neji etwas stutzen ließ. Er kannte nicht viele Menschen, die sonntags so früh aufstanden. Als er zur Einfahrt schaute, bemerkte er auch, dass Herr Uminos Auto nicht da war. „Wahrscheinlich machen sie einen Ausflug oder so bei dem schönen Wetter“, überlegte er, aber kurz darauf tauchte sein verletzter Stolz wieder auf, „was noch lange kein Grund ist mich einfach sitzen zu lassen wie den letzten Vollidiot.“ Er bedachte das Haus mit einem bösen Blick und schwor sich, dass TenTen am Montag eine Standpauke von dem armen, zerbrechlichen Neji bekommen würde. „Was mache ich hier eigentlich. Ich führe mich auf wie ein kleines Kind“, schallte er sich selbst zurecht und begann wieder nach Hause zu joggen, „wieso regt es mich überhaupt so auf?“ Der Hyuuga wollte es sich selbst nicht zugeben, aber er wusste genau, weshalb es ihn störte. Bisher hatte er jedes Mädchen, das er wollte, um den Finger wickeln können. Er sah gut aus und er war beliebt und dessen war er sich nur zu gut bewusst. Er wusste auch, dass er oft eingebildet und oberflächlich herüberkam, wobei er zum Teil aber auch in dieses Klischee hineingezwungen wurde. Seit der der Basketballmannschaft beigetreten war und die Leute nun einmal sahen, dass er ein guter Spieler war, wurde er mit Komplimenten überhäuft und die Mädchen aus der Schule liefen ihm hinterher. Seine Freunde nannten ihn seitdem nur noch den 'Basketballspielenden Mädchenschwarm'. Nach und nach wurden Gerüchte über ihn verbreitet, dass er sich an jedes Mädchen heranmachte und auf keine ernste Beziehung sondern nur Sex aus war. Und irgendwann fing er selbst an es zu glauben. Natürlich war er schon mit einigen Mädchen aus und hatte auch schon Sex ohne dass das ganze auf eine Beziehung hinaus gegangen wäre, aber es waren nicht annähernd so viele, wie man sich erzählte. „Man muss ja schließlich seinem Ruf gerecht werden“, dachte Neji leicht verbittert und kam nach einer halben Stunde wieder zu Hause an. Geschwitzt und geschafft zog er im Hausflur seine Schuhe aus und ging ins Bad. Dort entledigte er sich seinen verschwitzten Sportklamotten und stieg unter die Dusche. Das eiskalte Wasser tat gut auf seiner Haut und beruhigte ihn auch innerlich etwas. TenTen versuchte er nun für den Rest des Tages aus seinen Gedanken zu verbannen. Er konnte nichts an den Umständen ändern und somit musste er sie für den Moment einfach akzeptieren. Am Montag in der Schule würde er ihr schon auf die Schliche kommen. Es war neun Uhr morgens als Iruka durch ein lautes Poltern aus seinem Schlaf hochschreckte. Verschlafen schaute er sich um und entdeckte ein zerbrochenes Glas vor seinen Füßen. Sein Blick glitt sofort zu TenTen. „Ich wollte dich nicht wecken“, sagte sie leise und klang entschuldigend. „Nicht schlimm. Wie lange bist du schon wach?“, fragte er und war froh, dass TenTen sich anscheinend besser fühlte. „Nicht lange... Ich wollte nur etwas trinken... Das Glas ist mir aus der Hand gerutscht...“, antwortete TenTen und schaute noch etwas verstört auf die Scherben auf dem Boden. Sie wollte sie vorbeugen und sie aufheben, aber Iruka drückte sie zurück in die Kissen. „Das macht nichts. Du bleibst schön liegen. Ich hol dir etwas Neues“, sagte er bestimmend und sammelte mit seinen Händen die Scherben vorsichtig auf. Dem Anschein nach hatte auch eine Krankenschwester das Klirren gehört, denn sie kam schon mit einem frischen Glas Wasser in TenTens Zimmer und lächelte sie freundlich an, als sie es ihr reichte. „Wie fühlen Sie sich, Miss?“, fragte sie und nahm von Iruka das zerbrochene Glas entgegen. „Müde...“, antwortete TenTen mit immer noch leiser Stimme. „Das ist ganz normal. Sie wurden betäubt und die Narkose hat verhältnismäßig etwas länger als sonst angehalten. Da kann es schon vorkommen, dass sie sich etwas schwach und müde fühlen.“ TenTen nickte als Zeichen, dass sie verstanden hatte und trank ihr Glas Wasser in wenigen Zügen leer. „Ich sage dem Doktor Bescheid, dass sie aufgewacht sind. Er wird sie kurz unter die Lupe nehmen und ich schätze dann können sie auch schon auf ein normales Zimmer verlegt werden“, erklärte die Krankenschwester kurz und verließ dann das Aufwachzimmer. „Wieso wurde ich in narkotisiert?“, fragend schaute TenTen Iruka an und richtete sich leicht auf, wobei sie die Augen leicht zusammenkniff und sich an den Bauch griff. „Deshalb“, meinte Iruka und lächelte leicht, „weißt du noch, was gestern passiert ist?“ „Natürlich... Mir ging es schlechter und ich... ich habe Blut... gehustet“, sagte TenTen und fasste sich aus Reflex an den Mund, „dann sind wir hierher ins Krankenhaus gefahren... Aber dann... Was war dann?“ „Sie mussten dich operieren. Sie haben dein verletztes Gewebe im Magen fast vollständig entfernt. Aber eben nur fast. Sie wollten das gesunde Gewebe nicht zu sehr in Mitleidenschaft ziehen“, erklärte Iruka ihr und musterte sie besorgt, „fühlst du dich wirklich besser?“ „Wenn ich mich nicht bewege, ja. Wenn ich mich allerdings bewege, zieht es im Bauch ziemlich.“ „Das kommt davon, dass du frisch operiert wurdest. Die Narbe wird etwas brauchen, um zu verheilen. Ich darf dich doch dutzen, oder?“, ertönte Shikaku Naras Stimme und er betrat den Raum. „Natürlich“, entgegnete TenTen gleichgültig und schaute den Mann misstrauisch an. „Oh, wie unhöflich von mir. Ich bin Dr. Shikaku Nara. Der neue Chefarzt von diesem Krankenhaus. Du kennst mich noch nicht, da du die letzten zwei Jahre nicht hier warst“, erklärte er und TenTen erkannte den Vorwurf in seiner Aussage, welcher sie aber komplett kalt ließ. „Ich halte nicht viel von Krankenhäusern. Zurecht, wie es scheint. Schließlich hieß es vor drei Jahren eine Operation sei zwecklos.“ „TenTen“, ermahnte Iruka sie, da sie etwas pampig geworden war. „Ist doch wahr“, murmelte TenTen und verschränkte die Arme, aber sogar das verursachte ihr Schmerzen. „Ich kann verstehen, dass du skeptisch bist, TenTen. Der Arzt, der damals praktizierte, hat mehrere Patienten nach Hause geschickt ohne sie zu behandeln, obwohl es durchaus möglich gewesen wäre. Es tut mir sehr Leid, dass du auch zu denen gehörst. Denn...“, Shikaku zögerte kurz und schien sich nicht sicher zu sein, ob er seinen Satz zu Ende führen sollte. „Denn wenn man mich damals schon operiert hätte, könnte der Krebs schon weg sein?“, vollendete TenTen bitter den Satz. „Exakt“, meinte Dr. Nara entschuldigend und schaute dann zu Iruka, dem der Hass auf den vergangenen Arzt regelrecht ins Gesicht geschrieben war, „ich muss Sie bitten die Aufwachstation zu verlassen. Ich werde Ihre Schwester kurz untersuchen und dann wird sie in Zimmer 145 verlegt. Es wird vorübergehend ein Einzelzimmer sein, bis wir nicht mehr drumherum kommen eine weitere Patientin oder einen weiteren Patienten dort zu stationieren.“ Iruka befolgte die Bitte, strich TenTen kurz über den Kopf und verließ die Station. „Würdest du bitte dein Shirt etwas hochziehen, so dass ich an die zugenähte Stelle kann?“, bat der Arzt freundlich und TenTen kam der Aufforderung nach. Sie legte sich zurück und vermied hinzusehen, da sie eigentlich gar nicht wissen wollte, wie ihr Bauch aufgeschnitten wurde. Sie spürte Dr. Naras Finger auf verschiedene Stelle drücken und zuckte ab und an zusammen, wenn es überraschend anfing zu ziehen. „Spürst du noch etwas anderes als ein unangenehmes Ziehen?“, wollte Shikamarus Vater wissen und schmierte ihr irgendeine klebrige Textur um die Naht. „Nein, nur ein Ziehen. Und das auch nur wenn ich mich bewege oder die Stelle angefasst wird.“ „Okay, das ist ein gutes Zeichen“, entgegnete er freundlich lächelnd, stand auf und zog seine sterilen Handschuhe aus, „es werden gleich zwei Schwestern kommen und sie auf das Zimmer 145 verlegen. Sie müssen zur Beobachtung noch zwei oder drei Tage hier bleiben. Sie werden frühestens am Mittwoch entlassen werden können... Wenn keine Komplikationen oder weitere Schmerzen auftreten sollten, müssten sie allerspätestens am Donnerstag wieder nach Hause gehen können. Bis dahin gilt absolute Bettruhe, verstanden?“, fragte Shikaku streng und bedachte TenTen mit einem ernsten Blick. Das brünette Mädchen nickte nur halbherzig und verdrehte leicht die Augen. Ihr gefiel die Vorstellung nicht bis Mittwoch im Krankenhaus liegen zu müssen. „Sehr schön“, Dr. Nara verließ den Raum und TenTen hörte ihn draußen etwas zu den Schwestern sagen, die kurz darauf auch schon hereinkamen und TenTen vorsichtig in einen Rollstuhl verfrachteten, um sie in den zweiten Stock zu befördern. TenTen seufzte und ließ die Prozedur über sich ergehen. Sie wusste, dass es keinen Sinn hatte sich zu wehren. Weiterhin wollte sie Iruka nicht noch mehr Kummer bereiten, also musste sie es wohl hier in den kalten, weißen Wänden bis Mittwoch aushalten. „So, das hier wäre dann Ihr Zimmer, Miss“, sagte dieselbe Krankenschwester, die ihr am Morgen das Wasser gebracht hatte, „wenn Sie etwas brauchen, drücken Sie hier diesen Knopf. Wenn Sie schmerzen haben, drücken sie den großen, roten Knopf daneben. Der Fernseher hier ist in Betrieb und das hier ist die Fernbedienung dazu.“ Sie zeigte immer auf den jeweiligen Gegenstand den sie beschrieb und lächelte übertrieben freundlich, was aber zu ihrem Job gehörte. TenTen nickte einfach nur und die Krankenschwestern verließen wieder das Zimmer, nachdem sie TenTen vom Rollstuhl in das Bett geholfen hatten. Kaum waren sie verschwunden, trat auch Iruka schon wieder ein. „Na, ergab die Untersuchung positive Ergebnisse?“ „Ja, alles bestens... Sie möchten mich trotzdem bis Mittwoch hier behalten...“, Iruka lächelte über die Abneigung und den Missmut in TenTens Stimme. „Hier kann man sich aber besser um dich kümmern, Liebes. Außerdem ist mit so einer Operation nicht zu spaßen. Du solltest dich wirklich ausruhen und wenn du zu Hause bist, bleibst du garantiert nicht im Bett liegen. Hier hat man wenigstens ein Auge auf dich und achtet darauf, dass du dich auch wirklich ausruhst.“ „Ja, ich weiß“, seufzte TenTen und schaute sich unwohl um, „ich hasse Krankenhäuser trotzdem.“ „Das lässt sich nicht ändern... Genauso wenig, wie es sich ändern lässt, dass Mum und Dad tot sind...“, meinte Iruka etwas härter und schaute TenTen durchringend an. „Das weiß ich auch“, gab sie etwas bissig zurück, nahm dann aber wieder einen normalen Ton an, „ich frage mich nur, ob sie vielleicht auch noch leben könnten, wenn-“ „TenTen es ist drei Jahre vor deiner Prognose passiert.“ „Der Chefarzt war derselbe. Vielleicht wurden sie eingeliefert und er hatte einfach keine Lust. Vielleicht sah er die vielen Wunden und dachte sich, dass es ihm zu viel Arbeit ist. Vielleicht hat er sie einfach sterben lassen. Vielleicht hätte man ihnen noch helfen können.“ TenTen hatte ihr Gesicht von Iruka abgewandt, aber allein an ihrer Stimme konnte er erkennen, dass sie traurig war und auch leicht weinte. „Vielleicht, vielleicht, vielleicht“, seufzte Iruka und griff nach TenTens Hand, welche sie zur Faust geballt hatte, „du weißt, was die Polizei damals gesagt hat. Sie waren zu schwer verletzt... Es war ein riesiger Lastwagen...“ „Ja und? Dieser riesige Lastwagen hat sich nicht von alleine gefahren und trotzdem hat die Polizei keine Anstalten gemacht den flüchtigen Fahrer zu suchen...“ „Genau das ist der Punkt, TenTen. Du suchst einen Schuldigen für das, was damals passiert ist. Die Ampeln waren aus und der Lastwagenfahrer hat das Vorfahrt achten Schild übersehen. Er ist abgehauen und die Polizei hat ihn nicht gefunden. Das ist kein Grund jetzt die Polizei oder den Arzt für ihren Tod verantwortlich zu machen. Du musst es endlich akzeptieren und damit abschließen.“ Iruka strich über ihre Hand und merkte, wie sie sich langsam etwas entspannte. „Sie hätten ihn finden können, wenn sie nicht nach zwei Tagen die Suche schon wieder eingestellt hätten“, sagte sie, drehte ihren Kopf zu ihrem Bruder und schaute ihn verzweifelt an, „ich kann nicht damit abschließen, wenn der Kerl noch da draußen herumläuft und nicht bestraft wurde.“ „Dir wird nichts anderes übrig bleiben...“, entgegnete Iruka ebenso traurig und gab ihr einen sanften Kuss auf die Stirn, „versuch etwas zu schlafen. Das alles hat dich ziemlich mitgenommen. Wenn du wieder wach wirst, wirst du dich schon besser fühlen.“ TenTen nickte schwach, zog die dünne Krankenhausdecke etwas höher und schloss die Augen. „Du solltest nach Hause gehen. Du siehst auch nicht gerade fit aus. Sie passen schon auf mich auf“, sagte sie noch schläfrig, bevor sie im Land der Träume verschwand. Iruka verharrte noch kurz an Ort und Stelle und betrachtete seine Schwester. Sie war nicht die Einzige, die verbittert über den Tod ihrer Eltern war. Iruka teilte ihre Ansicht, was die Arbeit der Polizei anging. Sie hatten zu schnell aufgegeben. Ihre Eltern waren tot. Daran hätte man auch mit dem Fahrer des LKWs nichts mehr ändern können, weshalb sie wohl keinen großen Ansporn mehr hatten ihn zu suchen. Aber es änderte nichts daran, dass es Mord mit Fahrerflucht war. Ob gewollt oder ungewollt. Iruka wusste nicht wie oft er damals ohne TenTens Wissen nochmal auf dem Polizeirevier war und gebeten hat den Mistkerl zu finden. Er stoß jedoch nur auf Ablehnung. Das würde er vor TenTen jedoch niemals zugeben. Einer von ihnen musste vernünftig bleiben und die Tatsachen akzeptieren, wie sie waren. Das Leben war eben nicht immer fair. Seufzend wandte er sich von seiner Schwester ab, verabschiedete sich von den Krankenschwestern und verließ das Krankenhaus. Er stieg in sein Auto, das immer noch im Parkverbot stand, aber zum Glück kein Protokoll an der Scheibe kleben hatte, und fuhr nach Hause. Jetzt wartete auch auf ihn erst einmal ein weiches, gemütliches Bett. Kapitel 7: Ansehen ist nicht alles ---------------------------------- Hey Leute :) hier ist das neue Kapitel. Vielen Dank für das liebe Feedback zum letzten! Und ich finde es sehr lieb von euch, dass ihr mir sogar Bescheid gibt, wann ihr weg seid, damit ich mir keine Gedanken um eure Aufmerksamkeit machen muss ;) Schönen Urlaub euch 2, ihr werdet wissen, dass ihr gemeint seid :P Viel Spaß beim Lesen! ------------------------------------- Kapitel 7: Ansehen ist nicht alles. Ausgelaugt schleppte sich Neji am nächsten Morgen ins Schulgebäude. Er hatte auch in der vergangenen Nacht nicht viel Schlaf gefunden, da sein verletzter Stolz ihn die Aktion von TenTen einfach nicht vergessen lassen wollte. Gähnend holte er seine Bücher aus dem Spind und begab sich dann zum üblichen Treffpunkt seiner Gruppe. In der Schule gab es für die Abschlussstufe einen Aufenthaltsraum, der aber nie wirklich von jemanden aus der besagten Stufe besucht wurde. Deshalb hatten Kiba, Sasuke und die anderen irgendwann entschlossen sich den Raum 'anzueignen'. „Morgen“, sagte er müde, als er den Raum betrat und ließ sich auf einen der Stühle fallen. „Guten Morgen“, grüßten ihn Sasuke, Gaara, Matsuri, Kiba und Temari zurück. Von den anderen war noch keine Spur zu sehen. „Und, wie verlief dein Date mit TenTen?“, fragte Kiba auch schon sofort mit einem breiten Grinsen im Gesicht. „Du und TenTen hattet ein Date?“, fragte Matsuri verwirrt, schien sich aber gleichzeitig auch zu freuen. „Sozusagen“, antwortete Sasuke für Neji und kicherte wieder leicht, was Neji mit einem gleichgültigen Blick kommentierte. „Sie hat mich sitzen lassen“, erklärte er seinen Freunden schließlich, zuckte mit den Schultern und hoffte, dass er uninteressiert herüberkam. „Inwiefern?“, fragte Kiba verwirrt, „ich dachte du holst sie Zuhause ab?“ „Hab ich auch. Dann waren wir am Grab ihrer Eltern und dann sind wir essen gegangen... Irgendwann ist sie dann auf die Toilette und dann teilte mir die Kellnerin mit, dass sie sich ein Taxi nach Hause genommen hat.“ „Das nenne ich eine Abfuhr“, meinte Temari und schaute leicht bemitleidend zu dem Hyuuga. „Ich bin mir da nicht so sicher...“, äußerte Neji sein Bedenken, da er den ganzen gestrigen Tag damit verbracht hatte, alles nochmal gedanklich durchzugehen. „Wieso? Weil es nicht möglich ist, dass ein Mädchen mal nicht auf dich hereinfällt?“, fragte Gaara kühl. Seine Einstellung zu dem Streich hatte sich nicht geändert und das trug er auch offen zur Schau. „Du machst gerade so als wäre ich ein Herzensbrecher“, entgegnete Neji genervt und holte dann eine schwarze Weste aus seiner Tasche, „die hat sie liegen lassen. Wenn sie geplant hätte zu gehen, hätte sie sie wohl mitgenommen.“ „Und wie erklärst du dir ihr Verschwinden sonst?“, wollte Sasuke wissen und musterte seinen Freund skeptisch. „Ich weiß es nicht. Möglicherweise wurde ihr einfach schlecht. Sie hatte schon vorher erwähnt, dass sie eine Grippe hätte und dass ihr Immunsystem nicht das beste sei.“ „Sie hätte sich von dir verabschieden können“, warf Kiba ein und grinste dann, „du wurdest abserviert.“ Kurz darauf veränderte sich seine Miene aber zu Ärgernis, „ich hoffe sie wird uns keinen Strich durch die Rechnung machen. Der Streich muss perfekt werden.“ Neji zuckte erneut mit den Schultern und hatte eigentlich keine Lust mit Kiba oder einem der anderen darüber zu reden. „Ich werde TenTen nachher einfach darauf ansprechen. Dann werden wir ja sehen.“ „Ich glaube das kannst du vergessen“, meldete sich Shikamaru zu Wort, der in dem Moment den Aufenthaltsraum betreten hatte. Er gesellte sich zu seiner Gruppe, begrüßte Temari mit einem Kuss auf die Lippen und setzte sich neben sie. „Sie liegt im Krankenhaus.“ „Was?“, fragte Matsuri ehrlich geschockt und schaute zu Shikamaru, welcher bestätigend nickte. „Mein Vater ist doch Chefarzt dort und ich habe ihm von unserem Musikprojekt erzählt, wobei TenTens Name gefallen ist. Und gestern meinte er, wir sollten unsere Aufgaben neu verteilen, da TenTen eher nicht teilnehmen kann, weil sie bis Mittwoch im Krankenhaus liegt und danach noch nicht wieder in die Schule darf.“ „Hat er auch gesagt weshalb?“, fragte Neji und klang besorgter als er sein sollte, was die anderen momentan nicht zu stören schien. Der Nara schüttelte den Kopf. „Nein, er wollte es mir nicht sagen. Aber er klang sehr ernst.“ „Hab ich ja gleich gesagt“, sagte Gaara monoton, nahm seine Schultasche und stand auf. „Könntest du aufhören, immer so geheimnisvoll zu sein und einfach deine Vermutung äußern?“, fragte Temari, welche langsam genervt von den Äußerungen ihres Bruder war. Gaara drehte sich um und schaute sie emotionslos an. „Genau so fing es bei Mum auch an.“ Mit diesen Worten verließ er schließlich den Aufenthaltsraum. Matsuri schaute ihm kurz unschlüssig hinterher, bevor sie sich entschloss ihm zu folgen und ebenfalls verschwand. Im Raum war Stille eingekehrt. Zwar wussten alle, dass die Mutter der Sabakunos gestorben war und dass sie sehr krank gewesen sein musste, aber niemand hatte jemals nach der Krankheit gefragt. Der Grund dafür war Gaara. Er war der Einzige gewesen, der da war, als seine Mutter starb und dieser Tag hatte sich in sein Gedächtnis geprägt. Temari und Kankuro waren in einem Feriencamp und ihr Vater hatte sich dort als Aufseher und Musiker verpflichtet. Gaara ging damals schon nicht gern unter fremde Menschen und wollte daher lieber daheim bleiben. Jedoch war er noch viel zu klein, um seiner Mutter helfen zu können. Deshalb reagierte er im Bezug auf den Tod seiner Mutter sehr empfindlich. Er hatte immer wieder gesagt, dass es niemanden anginge woran sie gestorben sei. Dass sie gestorben ist, wäre Information genug für jeden Außenstehenden. Und seine Geschwister hatten ihm versprochen, dass sie es ihm zuliebe nicht erzählen würden. Deshalb schaute Temari ihm nur besorgt hinterher und hoffte, dass ihr etwas jüngerer Bruder sich irrte. Neji folgte dem Unterricht an diesem Tag nur halbherzig. Er war mit dem Gedanken zur Schule gegangen, dass er das Missverständnis von Samstag heute mit TenTen klären konnte und dass sein Kopf dann wieder frei davon war, aber stattdessen trat das Gegenteil ein. Ihm schwirrte jetzt die ganze Zeit noch zusätzlich die Tatsache im Kopf herum, dass das brünette Mädchen im Krankenhaus lag. Und auch wenn er nicht wusste warum, störte ihn das unheimlich. Er wollte nicht an sie denken, er wollte nicht, dass er sich Sorgen um sie machte und vor allem wollte er nicht, dass Sasuke womöglich Recht hatte. Denn spätestens am Samstagabend hatte er gemerkt, dass TenTen gar nicht so schlimm war. Er mochte es mit ihr zu reden und ihre Gesellschaft hatte ihm gefallen. Er hatte rein gar nichts gegen sie und verfluchte sich innerlich dafür auf den Streich eingegangen zu sein. Kiba hatte eindeutig unrecht. Es war für ihn nicht leichter an TenTen heranzukommen, nur weil er sie aus seiner Kindheit kannte und mal einen guten Draht zu ihr hatte. Im Gegenteil. Ihre gemeinsame Vergangenheit machte die Angelegenheit umso schwieriger, da ihm immer im Hinterkopf lag, wie viel Spaß sie zusammen mit Hinata hatten, wie viel sie miteinander erlebt und wie viel sie zusammen durchgemacht hatten. Vor allem nach dem Tod von TenTens Eltern. Neji erinnerte sich an diesen Tag, als wäre es erst gestern passiert. Wie die damals zwölfjährige TenTen bei ihnen zu Gast war und bei Hinata übernachten sollte. Wie Iruka plötzlich auftauchte und sagte, dass TenTen sofort mit ihm kommen müsse, weil etwas schreckliches passiert sei. Wie TenTen irgendwie schon instinktiv wusste, dass ihren Eltern was passiert war und anfing zu weinen. Wie Iruka versuchte sie zu beruhigen und sich dabei selbst beherrschen musste. Wie sie gemeinsam mit den Uminos ins Krankenhaus gefahren waren und die Ärzte sie mit aussagenden Mimikry abfingen. Und wie sie schließlich die Nachricht überbracht bekamen, dass ihre Eltern schon am Unfallort gestorben waren und man nichts mehr machen konnte. Auch in die Tage danach erinnerte er sich noch genau. Die Polizei bat sie die Leichen zu identifizieren, was Iruka übernahm, um TenTen nicht zu belasten. Sie erzählten ihnen schließlich, was passiert war und dass sie den flüchtigen Fahrer auf jeden Fall fassen würden. Doch dieser Tatendrang war schon nach nur zwei Tagen erloschen. Sie gaben die Suche auf und sagten, dass der Fahrer bestimmt schon längst über alle Berge sei. Iruka und TenTen wollten es nicht akzeptieren und Nejis Vater sowie sein Onkel, welche beide gute Freunde von TenTens Eltern waren, versuchten ihnen durch ihre Kontakte bei der Polizei zu helfen, doch sie konnten nichts bewirken. TenTen war nach dem Tod ihrer Eltern viele Wochen lang wie ausgewechselt. Aus dem lebensfrohen, immer gut gelaunten und lustigen Mädchen war ein ruhiges, zurückgezogenes und ernstes Kind geworden. Sie lachte nur selten und Iruka beschloss aus dem Haus ihrer Eltern, das nur wenige Häuser von der Villa der Hyuugas entfernt war, auszuziehen und sich das Einfamilienhaus zu kaufen, in dem sie noch heute wohnten. Nejis und Hinatas Eltern hatten sie damals finanziell unterstützt, doch kaum hatte Iruka dann seinen ersten Job als Lieferant angetreten, zahlte er all seine Schulden nach und nach zurück, auch wenn die Hyuugas nicht darauf bestanden. Es dauerte lange bis TenTen es einigermaßen verkraftet hatte und sich wieder mehr öffnete. Doch dieselbe wurde aus ihr nicht mehr. Und dann hatte sie sich mit Hinata gestritten und dadurch verlor auch Neji komplett den Kontakt zu ihr. „Warum eigentlich?“, fragte sich Neji in Gedanken und seufzte. „Neji? Wollen Sie nicht in ihren nächsten Unterricht?“, fragte Orochimaru trocken, aber der Angesprochene reagierte nicht. „Wieso habe ich mich von ihr abgewendet? Klar, eigentlich war sie mit Hinata befreundet und wir standen nur deshalb in Kontakt, aber der Streit hatte nichts mit mir zu tun...“ „Neji!“, wiederholte der Erdkundelehrer etwas lauter und der Hyuuga schreckte leicht hoch. „Was?“, fragte er verwirrt und schaute sich um. Er war neben dem Lehrer noch der Einzige, der sich im Saal befand, „oh.“ Er packte seine Tasche, stand auf und verließ den Raum ohne ein weiteres Wort zu seinem Lehrer. Dieser schaute ihm kopfschüttelnd hinterher und regte sich innerlich über die heutige Jugend auf. Neji lief durch die Gänge der Schule und schaute auf seinen Stundenplan. „Geschichte...“, lies er sich leise selbst vor, „vielleicht kann Iruka mir ja mehr erzählen...“ Neji betrat unachtsam den Raum und merkte im nächsten Moment, dass er jemanden versehentlich anrempelte. „Oh, sehr witzig“, murrte Lee sarkastisch und bückte sich nach seinen Sachen, die heruntergefallen waren. „Tut mir Leid, ich habe nicht geschaut, wo ich hin laufe“, entschuldigte sich Neji ehrlich und half ihm dabei seine Bücher aufzuheben. „Ah, du bist es“, sagte Lee und hatte Neji erst jetzt gesehen. Der Hyuuga nickte halbherzig und reichte ihm die Bücher. Die beiden jungen Männer richteten sich wieder auf. Lee wollte sich zu seinem Platz begeben, doch Neji hielt ihn zurück. „Lee, du weißt nicht zufällig was mit TenTen ist, oder?“, seine Stimme klang besorgt und sein Blick war ernst, was Lee beides etwas überrascht werden ließ. Er schluckte, schaute von Neji weg und schüttelte den Kopf. „Nein, keine Ahnung...“ „Du bist ein schlechter Lügner, weißt du das?“ Neji musterte ihn und wusste allein daran, dass er sofort den Blick abgewandt hatte, dass er log. Lee seufzte und schaute Neji direkt an. „Es hat sich ja schon herumgesprochen, dass sie im Krankenhaus liegt. Aber ich weiß nicht wieso. Vielleicht hat sie was am Blinddarm... Sie ist sehr empfindlich. Wenn sie bei dieser Hitze auch nur ein kalter Windhauch trifft, dann fängt sie sich sofort etwas ein.“ Neji betrachtete ihn kurz mit Skepsis, schien ihm aber letztendlich doch zu glauben. „Okay, danke.“ Der Hyuuga begab sich zu seinem Platz und setzte sich wortlos hin. „Du weißt, dass sie nicht da ist und du niemanden beeindrucken musst?“, fragte Sasuke, welcher die Unterhaltung zwischen ihm und dem Sohn des Sportlehrers beobachtet hatte. „Kannst du mich nicht einfach heute einmal mit deinen blöden Sprüchen in Ruhe lassen?“, entgegnete Neji genervt und holte sein Geschichtsbuch raus. Der Uchiha hob die Augenbraue und wollte gerade etwas erwidern, wurde jedoch von seiner Freundin zurückgehalten. Sakura musterte Neji mit einem kurzen Blick und wandte sich dann an ihren Freund. „Er scheint sich wirklich Sorgen um sie zu machen“, flüsterte sie so leise, dass Neji es nicht hören konnte. „Das ist ja das Problem“, meinte Sasuke in derselben Lautstärke und schaute Sakura vielsagend an, „das versaut den Streich.“ Die rosahaarige Schülerin seufzte und setzte einen leicht gereizten Blick auf. „Vielleicht ist es ja einfach mal Zeit, alte Traditionen aufzugeben. Wenn sie so krank ist, dass sie ins Krankenhaus musste, solltet ihr euch wenigsten jemand anderes aussuchen.“ Sasuke konnte die Diskussion nicht weiterführen, da genau in diesem Moment ihr eigentlicher Biologielehrer Jiraiya den Raum betrat und befehlend um Ruhe bat. Innerhalb einer Sekunde trat diese auch ein. „Nun gut“, sagte er und setzte sich auf das Pult, „ihr werdet euch sicher wundern wieso ich und nicht Herr Umino hier auftauche. Aber euer lieber Geschichtslehrer hat sich für diese Woche aus privaten Gründen kurzfristig Urlaub genommen. Deshalb werde ich seine Stunden unternehmen. Unsere Fachgebiete liegen ja jetzt auch nicht so weit auseinander. Also, noch Fragen?“ Kein Schüler des Kurses meldete sich und somit begann Jiraiya dort anzuknüpfen, wo Herr Umino in der letzten Stunde aufgehört hatte. „Was haben Biologie und Geschichte bitte großartig gemeinsam?“, murrte Sasuke und folgte widerwillig Jiraiyas Worten. „Super“, dachte Neji genervt, „jetzt ist er noch nicht einmal hier.“ Er bekam ein mulmiges Gefühl in der Magengegend. Wenn Iruka sich schon extra Urlaub nahm, musste TenTen wohl wirklich etwas Ernstes haben. Als er so darüber nachdachte, kamen ihm auch wieder das Gespräch in den Sinn, das er mit Iruka nach seinem Referat hatte. Er erwähnte TenTens Umstände und dass sie regelmäßig ihre Medikamente nahm. Er sagte auch, dass sie eventuell eine Grippe zusätzlich bekommen hatte. „Aber zusätzlich zu was?“, nachdenklich biss er sich kurz auf die Unterlippe und versuchte dann dem Unterricht zu folgen. „Wie fühlst du dich heute, TenTen?“, fragte Dr. Nara und checkte ihre Werte auf dem Monitor des Gerätes neben ihrem Bett. „Besser“, antwortete das Mädchen ehrlich und zeigte ihm nach Aufforderung ihre Narbe. Der Arzt tastete sie kurz ab und lächelte zufrieden. „Der Schnitt scheint auch sehr gut zu verheilen. Hast du denn irgendwelche Schmerzen?“ TenTen überlegte kurz und schien darauf zu achten, ob sie irgendwo etwas unangenehmes spürte, bevor sie den Kopf schüttelte. „Nein, alles bestens.“ „Sehr schön. Ich denke du kannst dann ziemlich sicher am Mittwochmorgen nach Hause gehen“, Shikamarus Vater überprüfte den Schlauch, an dem TenTen angeschlossen war und gab sich auch damit zufrieden. „Wenn ich mich doch besser fühle und Sie keine Bedenken bei meinen Werten haben, wieso kann ich dann nicht einfach heute schon gehen?“, fragte TenTen hoffnungsvoll und schaute abwartend zu dem Arzt. Shikaku lächelte streng. „Ich weiß, dass du Krankenhäuser nicht magst, aber das Risiko dich heute nach Hause zu lassen, ist immer noch zu groß. Es ist noch nicht einmal 48 Stunden her seit du operiert wurdest. Du befindest dich noch in der Beobachtungsphase.“ TenTen seufzte geschlagen und lehnte sich zurück. „Wie auch immer.“ „Wenn Besuch für dich kommen sollte, darf ich ihn zu dir lassen?“ „Klar, bis auf Iruka wird sowieso niemand herkommen“, sagte die Brünette mit einem Schulterzucken und nickte dem Arzt zu. Dieser war etwas überrascht von ihrer Aussage, entschied sich aber nicht darauf einzugehen. Es ging ihn schließlich auch nichts an. „Nur in dem Fall, dass jemand außer deinem Bruder kommen sollte. Wegschicken oder durchlassen?“ „Durchlassen“, meinte TenTen desinteressiert. Sie wusste nicht, wer sonst kommen sollte. Selbst wenn jemand wüsste, dass sie hier lag, würde es ihn mit großer Wahrscheinlichkeit nicht interessieren. Der Arzt nickte, verschwand und überließ TenTen wieder sich selbst. Die junge Umino schaute sich in dem kahlen Zimmer um und überlegte sich, wie sie die Zeit dazu bringen konnte schneller umzugehen. Das erwies sich jedoch als ziemlich schwierig, da es in dem Zimmer nichts gab als einen Fernseher. Und in dem lief nichts Interessantes. Also lehnte sie sich einfach zurück und starrte an die Decke. „Nur noch zwei Tage, nur noch zwei Tage...“, sagte sie zu sich selbst und versuchte sich einzureden, dass diese zwei Tage schneller vorbei gehen würden, als es ihr im Moment vorkam. „Wie geht es meinem Schwesterherz?“, ertönte Irukas Stimme nach einer gefühlten Ewigkeit und ihr Bruder trat ins Krankenzimmer und setzte sich neben ihr Bett. „Mein Nacken tut weh vom an die Decke starren“, antwortete TenTen schlicht ohne ihren Blick jedoch von der Decke abzuwenden. Iruka lachte leicht. „Hier“, sagte er und reichte ihr einige Bücher und Zeitschriften, „ich dachte mir schon, dass du dich langweilst.“ „Du bist mein Retter“, TenTen schaute sich zufrieden die Bücher an, „ein Retter mit gutem Geschmack.“ Iruka belächelte seine Schwester und musterte sie dann. „Du hast meine Frage noch nicht beantwortet.“ „Mir geht es gut. Viel besser als gestern. Der Schnitt verheilt auch gut und am Mittwochmorgen darf ich wieder nach Hause und dich dort nerven“, antwortete TenTen ihrem Bruder und grinste ihn leicht an. „Ja, scheint als wärst du wieder die Alte.“ „Mhm... Wobei man bei dem Essen hier eigentlich nicht auf schnelle Genesung hoffen darf“, meinte TenTen angewidert und deutete auf das Tablett neben ihrem Bett auf einem kleinen Schiebewagen. Auf dem Tablett stand Orangensaft, der irgendwie eine unnatürliche Farbe hatte und eine Schüssel voll unerkennbarem Gemisch, welches Iruka ebenfalls das Gesicht verziehen ließ. „Hätte ich das gewusst, hätte ich dir einen Esskorb und nichts zu lesen mitgebracht...“ „Krebskranke müssen ihre Ernährung entsprechend umstellen, heißt es. Aber ich glaube bei solchem Essen sterben viele vorher noch an Magersucht.“ „TenTen“, seufzte Iruka, konnte sich aber ein kleines, amüsiertes Lächeln nicht verkneifen. „Tut mir Leid, aber mein Humor wurde über die letzten Jahre eben etwas dunkler“, sagte sie unschuldig und lenkte dann vom Thema ab, „wie war es in der Schule?“ „Ich habe mir Urlaub genommen“, gestand Iruka ihr und wusste, dass sie es nicht gut heißen würde, weshalb er schnell weiter redete, bevor er eine Standpauke kassierte, „obwohl ich mich eigentlich noch bei Neji bedanken müsste.“ „Wieso denn das?“, fragte TenTen und runzelte die Stirn. „Dafür, dass er dich nach Hause gebracht hat, als es dir schlecht ging? Ich wusste, dass man ihm in der Hinsicht trauen kann.“ „Oh, verdammt“, fluchte TenTen und schlug die Hände vor ihrem Gesicht zusammen, „Neji!“ „Was ist denn jetzt los?“, perplex musterte Iruka seine Schwester. „Ich hab ihn einfach sitzen lassen“, stöhnte TenTen zwischen ihren Händen hervor, „ohne im Bescheid zu sagen.“ „Im Restaurant?“, fragte Iruka vorsichtshalber nach, „aber wie bist du dann nach Hause gekommen? Du bist doch wohl nicht alleine im Dunkeln gelaufen?“ TenTen nickte erst und schüttelte daraufhin den Kopf. „Wir waren in Roppongi essen und ich bekam Nasenbluten, bevor ich Blut hustete... Aus Panik bin ich einfach weggerannt und in ein Taxi gestiegen. Oh Mann, verdammt.“ „Das kann passieren. In dem Moment hattest du dann andere Dinge im Kopf“, versuchte Iruka sie zu beruhigen und war erleichtert, dass sie das Taxi genommen hatte. „Nein, ich hab ihn einfach sitzen lassen, Iruka“, jammerte TenTen mit einem schlechten Gewissen und griff nach ihrem Handy, nur um es kurz darauf wieder wegzulegen, „und ich kann ihm noch nicht einmal sagen, dass es nichts mit ihm zu tun hat, weil ich seine verdammte Nummer nicht habe.“ „Jetzt beruhige dich“, sagte Iruka mit amüsiertem Ton, „ich gehe morgen in die Schule und sag es ihm, okay?“ „Ich bin so dämlich“, seufzte TenTen, schien sich aber durch Irukas Vorschlag etwas beruhigen zu lassen. „Du machst dir ja einen ganz schönen Kopf um ihn...“, deutete ihr Bruder an und wollte anscheinend mehr aus ihr herausholen. „Wie würdest du dich wohl fühlen, wenn dein Date sich auf die Toilette verabschiedet und nicht mehr wieder kommt?“, fragte TenTen bissig und zog eine Augenbraue nach oben, als Iruka stärker anfing zu grinsen. „Ich dachte es war kein Date. Nur ein einfach Treffen. Ohne Verpflichtungen und alles“, neckte er sie, woraufhin TenTen leicht errötete. „Ich hasse dich“, murmelte sie, meinte es aber natürlich nicht ernst. „Ich liebe dich auch“, erwiderte Iruka und zwinkerte ihr zu. Er stand auf und sein Blick lag wieder auf dem ekelhaften Schleim auf TenTens Essenstablett. „Wie wäre es, wenn ich dir als Entschädigung etwas zu essen besorge und hier hineinschmuggele? Ich achte auch darauf, dass es etwas ist, das deinen Magen nicht überreizt aber auch nicht... unterreizt wie zum Beispiel das Zeug da.“ „Kling annehmbar. Vielleicht hab ich dich dann auch wieder lieb“, lächelte TenTen und Iruka verbeugte sich gespielt ergiebig vor ihr und verschwand wieder. „Er wird sich nie ändern“, dachte TenTen und lächelte immer noch, als ihr Bruder verschwunden war. Nach einer halben Stunde klopfte es wieder an ihrer Tür. „Komm rein, und wehe du hast dein Versprechen jetzt nicht wahr gemacht“, sagte TenTen und schaute abwartend zur Tür. Mit der Person, die im nächsten Moment eintrat, hatte sie jedoch nicht gerechnet. „Gaara?“, fragte sie überrascht und setzte sich im Bett etwas auf. Dabei verspürte sie nur noch ein kleines Ziepen entlang der Narbe. „Was machst du denn hier?“ „Darf ich reinkommen? Oder erwartest du jemanden?“, stellte er die Gegenfrage und blieb etwas unsicher in der Tür stehen. „Nein... Ist okay... Komm ruhig rein“, erlaubte TenTen es ihm immer noch verwirrt und der Rothaarige kam auf ihr Bett zu und setzte sich etwas unbeholfen auf einen der Stühle daneben. „Woher weißt du, dass ich hier bin?“, wollte TenTen wissen und fühlte irgendwie ein unwohles Gefühl in sich hochkommen. „Shikamaru hat heute Morgen erwähnt, dass du im Krankenhaus liegst...“, erklärte Gaara monoton und schaute sie an. „So viel zum Thema Schweigepflicht eines Arztes“, seufzte TenTen und verdrehte genervt die Augen. Jetzt hatte sie es drei Jahre lang geschafft ihre Krankheit zu vertuschen und dann musste der Chefarzt des Krankenhauses dazwischenfunken. „Er hat ihm nicht gesagt, was du hast. Nur, dass du im Krankenhaus liegst und dass sich das wohl auf euer Musikprojekt auswirken wird.“ „Oh... Das habe ich auch schon vollkommen vergessen“, gestand TenTen und biss sich auf die Lippen, „ich lasse wirklich jeden sitzen.“ „So wie Neji?“, fragte Gaara und klang für seine Verhältnisse leicht belustigt. „Denkt er, er wäre Schuld?“, TenTens schlechtes Gewissen meldete sich sofort zurück. „Er dachte es wohl. Bis er heute Morgen erfahren hat, dass du im Krankenhaus liegst... Da sah er eher besorgt aus“, antwortete Gaara ihr ehrlich, zeigte aber keine Gefühlsregung außer ein bisschen Anspannung. „Ich habe seine Handynummer nicht, anders hätte ich ihm Bescheid gegeben“, sagte TenTen reuevoll. „Er wird es verkraften“, meinte Gaara. Er spielte kurz mit dem Gedanken ihr Nejis Handynummer zu geben, verwarf ihn aber wieder, da er davon ausging, dass Neji die Gelegenheit nur wieder für den Streich ausnutzen würde. Zwischen den beiden Mitschülern trat Stille ein und TenTen fummelte etwas nervös an einem Zipfel ihrer Bettdecke herum, während Gaara sie unentschlossen musterte. „Wie lange hast du schon... Krebs?“, fragte er vorsichtig und wartete ihre Reaktion ab. Sie schaute ihn erst geschockt und dann neugierig an. „Woher weißt du es? Ich dachte Dr. Nara hat seinem Sohn nichts verraten...“ „Hat er auch nicht, aber... naja... Ich weiß wie Krebskranke aussehen und sich verhalten...“, antwortete Gaara und TenTen merkte, dass er sich unwohl fühlte. „Deine Mutter... Sie ist an Krebs gestorben, oder?“, fragte TenTen mitfühlend und nach einer Weile nickte Gaara einfach nur ohne etwas zu sagen oder sie anzusehen. „Das tut mir Leid“, sagte TenTen ehrlich und lächelte ihn aufmunternd an. Gaara erwiderte die Geste eher schlecht als recht. „Aber davon abgesehen liegst du auch auf der Krebsstation... Dann war es nicht mehr so schwer herauszubekommen“, sagte Gaara und zuckte mit den Schultern. „War das etwa gerade ein Versuch lustig zu sein?“, TenTen musterte ihn fragend und Gaara lächelte milde. „Also?“, schloss er dann an seine eigentliche Frage an. TenTen zögerte kurz, wusste aber, dass es keinen Sinn hatte ihm etwas vorzumachen, wenn er es ohnehin wusste. „Seit drei Jahren...“, seufzte sie. „Aussichten auf Besserung geschweige denn Heilung?“ „Wenn man mich nicht erst jetzt, sondern vor drei Jahren operiert hätte, vielleicht... So denke ich eher nicht...“ TenTen klang dabei etwas niedergeschlagen. Sie hatte sich eingeredet, dass sie sich mit ihrer Situation abgefunden und ihr Schicksal akzeptiert hatte, aber das hatte sich am Sonntag geändert. Es hatte sie geschockt, dass sie wirklich so krank war und die Angst zu sterben war so präsent wie noch nie gewesen. „Tut mir Leid, dass ich dich an deine Mutter erinnert habe... Es war bestimmt nicht einfach...“, meinte TenTen entschuldigend, nachdem sie wieder einige Minuten geschwiegen hatten. „Dafür kannst du doch nichts. Du hast es dir bestimmt nicht ausgesucht Krebs zu bekommen“, erwiderte Gaara und wunderte sich, weshalb TenTen sich für etwas unvermeidbares entschuldigte. Sein Blick fiel auf ihr Essen und er hob eine Augenbraue. „Soll das etwa dein Essen darstellen?“, fragte er skeptisch und TenTen lachte leicht. „Ja... Iruka ist gegangen, um mir etwas...“, ihre Hand fuhr zu dem Löffel in der Schüssel und hob ihn hoch. Sie drehte ihn herum und der Schleim seilte sich langsam ab, ohne sich ganz vom Löffel zu lösen, „...essbares zu holen...“ „Gute Entscheidung“, stimmte Gaara zu und erhob sich langsam von seinem Stuhl, „ich sollte dann wieder gehen... Du brauchst bestimmt Ruhe...“ Er lief zur Tür und drehte sich nochmal zu ihr herum, „vielleicht geht es dir ja bald besser... Ich würde es dir wünschen...“ „Danke, Gaara...“, bedankte sich TenTen ehrlich und schaute ihn dann bittend an, „erzähl bitte keinem davon, okay?“ „Versprochen“, erwiderte er ernst, „soll ich Neji etwas ausrichten?“ TenTen überlegte kurz und lächelte dann leicht. „Sag ihm, dass es mir Leid tut.“ Gaara nickte, verschwand dann und ließ TenTen wieder allein. Der Sabakuno entschied sich das mit Neji gleich hinter sich zu bringen, bevor er es sich anders überlegte. Er hieß den Streich nicht gut und ihm gefiel es auch nicht, wie die anderen mit TenTen, Lee oder sonstigen 'Opfern' umgingen. Nichtsdestotrotz waren es aber seine Freunde und deshalb hielt er sich da weitgehend raus und ließ ihnen ihren sogenannten Spaß. Er seufzte, stieg in sein Auto und steuerte die Villa der Hyuugas an. Mit Neji hatte er von allen am Wenigsten zu tun, was durchaus nicht negativ zu werten war. Sie waren beide von der ruhigen Sorte und wenn er sich für einen entspannenden Tag unter Freunden jemanden aussuchen müsste, würde seine Wahl garantiert auf den Hyuuga fallen. Jedoch war es in der momentanen Lage nicht von Vorteil so wenig über Neji zu wissen. Er hatte das Gefühl, dass TenTen ihn wirklich mochte. Und Neji war am Morgen zwar zu besorgt gewesen, als dass es gespielt sein konnte, aber Gaara ging davon aus, dass ihm gleichzeitig aber immer der Streich im Hinterkopf herumspukte. Der Rothaarige wollte garantiert nichts ins Rollen bringen, das am Schluss jemanden verletzte. Nach 10 Minuten parkte er in der Einfahrt der Villa und ging immer noch unentschlossen zur Haustür, um zu klingeln. „Ja? Wer ist da?“, ertönte die Stimme eines älteren Mannes aus der Gegensprechanlage. „Gaara Sabakuno, Sir. Ist Neji da?“ „Einen Moment. Ich werde ihm Bescheid sagen“, antworte vermutlich sein Vater und die Tür vor Gaara öffnete sich automatisch. Er trat ein und wartete nur etwa zwei Minuten in der Eingangshalle bis Neji herunterkam. „Hey, Gaara. Was gibt es?“, begrüßte er seinen Kumpel und schaute ihn fragend an. „Hallo“, grüßte der Angesprochene trocken zurück und verschränkte die Arme, „ich war bei TenTen... Ihr geht es soweit gut und ich soll dir ausrichten, dass es ihr Leid tut, dass sie dich sitzen gelassen hat. Es lag nicht an dir.“ „Du warst bei TenTen?“, fragte er überrascht und schien dann genervt von sich selbst zu sein, „auf die Idee hätte ich auch kommen können...“ „Jedenfalls sollte ich dir das sagen“, überging Gaara seine Anmerkung schulterzuckend und wandte sich wieder zum Gehen. „Warte!“, hielt Neji ihn zurück und griff nach seinem Autoschlüssel, „in welchen Zimmer liegt sie?“ „Sie möchte keinen Besuch“, log Gaara schnell, aber sehr überzeugend. „Du warst doch auch bei ihr?“ „Ja, für eine Minute, wenn überhaupt. Sie hat mich darum gebeten dir das auszurichten und hat mich wieder weggeschickt. Sie sah sehr müde aus und muss sich wohl ausruhen.“ Gaara musterte Neji und hoffte, dass der Hyuuga ihm glaubte. Er hatte TenTen versprochen niemandem zu erzählen, was sie hatte und wenn er Neji nun einfach so zum Krankenhaus gehen lassen würde, würde er es wohl oder übel herausfinden. „Das muss man wohl respektieren...“, murmelte Neji etwas enttäuscht und legte widerwillig die Schlüssel zurück. Er lächelte Gaara freundschaftlich zu und nickte, „danke, dass du es mir gesagt hast.“ „Was hast du jetzt vor?“, fragte der Sabakuno ernst. „Was meinst du?“ „Wegen TenTen. Sie ist krank, Neji. Ich finde ihr solltet euren Streich noch einmal überdenken...“ Neji seufzte und lehnte sich an das Geländer der Treppe. „Das musst du nicht mir sagen. Ich hab schon versucht die anderen versteckt davon abzubringen, aber das kannst du vergessen. Du kennst Kiba, Sasuke und Kankuro. Sie werden nicht locker lassen bis sie erreicht haben, was sie sich in den Kopf gesetzt haben.“ „Du musst aber nicht nach ihrer Pfeife tanzen“, erwiderte Gaara kühl, was ein leicht bitteres Lächeln bei Neji hervorrief. „Ich weiß, aber keine Ahnung... Als sie den Streich vorgeschlagen haben, dachte ich, ich sage besser zu bevor sie jemand anderen damit 'beauftragen'... Ich weiß nicht warum, aber ich dachte besser ich tue TenTen das an, als jemand anders...“ „Das ergibt keinen Sinn“, Gaaras Stimme klang immer noch abwertend, „ich persönlich verstehe nicht wieso, aber TenTen scheint dich zu mögen. Vielleicht hängt das mit eurer Kindheit zusammen. Und seien wir mal ehrlich. Erstens hattest du nichts mit dem Streit zwischen ihr und Hinata zu tun. Zweitens war dieser Streit mehr als sinnlos und auch alles, was danach passiert ist, weil TenTen einfach Recht hatte. Und wir wussten auch alle wie Kiba tickt. Du wolltest selbst nicht, dass deine Cousine etwas mit ihm anfängt, aber seltsamerweise standest du danach nicht auf ihrer Abschussliste. Drittens musste sie in den letzten Jahren schon genug von euch über sich ergehen lassen. Dann braucht sie das nicht auch noch. Erst recht nicht jetzt. Viertens und Letztens... Ich kenne dich nicht besonders gut, aber deine Reaktion heute Morgen ließ mich nicht in dem Glauben, dass es dir bei TenTen nur um den Streich geht. Du magst sie scheinbar auch. Also solltest du dir überlegen was dir wichtiger ist: Deine Freundschaft zu TenTen, die womöglich lange halten kann oder das Gesprächsthema Nummer 1 zu sein... für ein paar Tage und es irgendwann mit Sicherheit zu bereuen.“ Neji schaute Gaara einfach nur wortlos an und da Letzterer nicht mit einer Antwort gerechnet hatte, warf er seinem Freund einen emotionslosen Blick zu und verließ die Villa. Erst das Geräusch von der ins Schloss fallenden Tür holte Neji wieder aus seinen Gedanken zurück. Tief in Gedanken versunken schleifte er die Treppen hoch und ging in die Küche, wo er sich ein Glas Orangensaft einschenkte und auf einen Zug leer trank. „Du liegst bei allem richtig, Gaara... aber es ist nicht so einfach, wie du vielleicht denkst“, seufzte Neji und stellte das Glas hin. „Mit wem redest du?“, fragte Hinata verwirrt, als sie die Küche betrat und niemand außer Neji anwesend war. „Mit niemanden“, antwortete Neji und rieb sich die Schläfen. Das ständige Nachdenken verursachte ihm doch mittlerweile tatsächlich schon Kopfschmerzen. „Alles okay bei dir?“, fürsorglich musterte die Hyuuga ihren Cousin. „Ja, ja...“, Neji winkte ab und schaute aus dem Fenster, „kann ich dich etwas fragen, Hinata?“ „Was denn?“, sie setzte sich auf einen der Küchenstühle und legte fragend den Kopf schief. „Hast du... Hast du jemals daran gedacht dich bei TenTen zu entschuldigen? Oder hast du vor dich jemals wieder mit ihr zu vertragen?“ Er drehte sich zu Hinata um und wünschte sich im nächsten Moment nichts gesagt zu haben. „Was soll das jetzt wieder werden?“, sie blickte ihn genervt und wütend zugleich an, „hat sie dich manipuliert oder auf mich angesetzt?“ „Nein“, erwiderte Neji schroff, „es würde mich einfach nur interessieren.“ „Wenn sich jemand entschuldigen muss, dann ja wohl sie. Hätte sie sich nicht von Anfang an so gegen Kiba gestellt, hätte er mich vielleicht auch nicht betrogen.“ „Wem willst du das eigentlich einreden, Hinata? Kiba war schon immer so und wird auch immer so bleiben. Du wusstest worauf du dich einlässt, auch wenn du es versucht hast auszublenden. Du wolltest dir einfach nicht die Blöße geben und zugeben, dass TenTen die Wahrheit sagte. Deine Beziehung mit Kiba hast du ja fast schon als Trotzreaktion angefangen.“ „Also war sie daran Schuld, dass ich mit Kiba gegangen bin. Sagte ich doch: Sie muss sich entschuldigen.“ „Du verhältst dich wie ein kleines Kind, weißt du das?“ „Du verhältst dich wie ein verliebter Vollidiot, weißt du das?“, konterte Hinata und verdrehte genervt die Augen, „packt dich plötzlich die Wehmut, dass du dann wegen mir keinen Kontakt mehr zu ihr hattest? Dann will ich dir nämlich etwas sagen. Du warst alt genug um deine eigenen Entscheidungen zu treffen. Nur weil ich mich mit ihr gestritten habe, bedeutete das nicht, dass du sie ignorieren musst. Du hättest weiterhin mit ihr befreundet bleiben können, aber das warst du nicht. Du bist nicht zu ihr gegangen. Kein einziges Mal. Du warst lieber bei mir und den anderen. Und dafür trägt niemand die Schuld außer dir selbst. Vielleicht solltest du dir dessen Mal bewusst werden.“ Sie stand auf und wollte die Küche wieder verlassen. Im Türrahmen blieb sie stehen und drehte sich zu Neji herum. „Und nur weil sie jetzt im Krankenhaus liegt und bemitleidet werden will und du ihr den Gefallen auch noch machst... heißt das nicht, dass ich auf heile Welt mache und mich wieder mit ihr vertrage.“ „Weißt du welche Leute so übertrieben reagieren, wie du es gerade tust?“, stellte Neji die Frage und musterte seine Cousine unbeeindruckt. „Welche?“, fragte Hinata überflüssig und desinteressiert zurück. „Leute, die genau wissen, dass sie den eigentlichen Fehler begangen haben und es nicht wahr haben wollen“, Neji lief auf sie zu und zwängte sich demonstrativ an ihr vorbei, um danach in seinem Zimmer zu verschwinden. Hinata blieb zurück und schaute ihm sauer sowie leicht ertappt hinterher. Eine Stimme in ihrem Innern sagte ihr, dass Neji ins Schwarze getroffen hatte, aber die versuchte sie mit aller Kraft zu unterdrücken. Und das schon seit sie sich mit TenTen vor drei Jahren gestritten hatte. Kapitel 8: Verratenes Geheimnis ------------------------------- Huhu, mal wieder vielen Dank für die lieben Kommentare zum 7. Kapitel! Ich freue mich immer sehr zu lesen, dass euch meine Geschichte so gut gefällt! Kritik ist natürlich auch gerne willkommen, nur so kann man seine Sache besser machen ;) Sorry dass es dieses Mal etwas länger gedauert hat, ich wusste nicht wirklich wie ich zu meinen Ideen überleiten sollte. Gewöhnt euch aber besser schon einmal dran, denn nächste Woche geht bei mir die Schule wieder los und da es aufs Abitur zugeht wird es wohl des Öfteren etwas länger dauern bis ich ein neues Kapitel online stellen kann... Aber jetzt erst einmal viel Spaß mit dem neuen Kapitel, ich hoffe es gefällt euch :) Liebe Grüße! ------------------------------------------------------------ Kapitel 8: Verratenes Geheimnis Am Mittwochmorgen war TenTen tatsächlich noch nicht wieder in der Schule aufgetaucht, was bei Neji immer schlechtere Laune verursachte. Er hatte seit dem Gespräch mit Gaara am Montag und der darauffolgenden Auseinandersetzung mit Hinata keine ruhige Minute mehr gehabt. Seine Gedanken überschlugen sich regelrecht und egal in welchem Zusammenhang, aber TenTen spielte immer eine Rolle. Der Hyuuga seufzte und fuhr sich durch die Haare. Er saß im Kunstunterricht und schmierte unerkennbare Gestalten auf die Leinwand vor sich. Die letzten Stunden vor den Sommerferien hatten sie bisher immer damit verbracht, das zu zeichnen, was ihnen gerade in den Sinn kam. In Nejis Kopf herrschte jedoch ein so großes Durcheinander, dass nichts Erkennbares dabei herauskam. „Zum Glück ist das meine letzte Stunde für heute“, dachte der Hyuuga mürrisch und griff zu einem anderen Pinsel, den er in die Farbe rot tunkte. Eigentlich war Kunst neben Sport ein weiteres Fach, in dem Neji sich vollkommen von seiner Außenwelt zurückziehen konnte. So war es aber heute nicht. Nachdem er mit Gaara gesprochen hatte, hatte er sich vorgenommen TenTen spätestens heute nach der Schule zu besuchen, wenn sie bis dahin wirklich nicht wieder kommen sollte. Er hatte sich von all ihren Lehrern die Unterrichtsmaterialien sowie die Hausaufgaben geben lassen, damit er diesen Grund als Vorwand benutzen konnte, sie zu besuchen und nach ihr zu sehen. „Wow, dein Bild ist wirklich... aussagekräftig...“, sagte Kankuro leicht amüsiert. Er saß mit Sai neben Neji und begutachtete sein Bild mit hochgezogenen Augenbrauen. „Hm“, kam es nur von dem Hyuuga und er legte seinen Pinsel beiseite. „Du gehst heute nach der Schule zu ihr, oder?“, fragte der Sabakuno vorsichtig. „Muss ja. Hab alle ihre Unterlagen“, entgegnete Neji kurz angebunden und zuckte mit den Schultern. „Und du gehst nur deswegen?“ „Nein, keine Angst. Ich gehe auch wegen dem Streich hin, versprochen.“ Nejis Stimme war kühl und genervt. Er verstand nicht, wieso seine Freunde immer noch so auf ihren blöden Streich fixiert waren, obwohl sie wussten, dass TenTen vielleicht schwer krank war. „Das meinte ich gar nicht, Neji“, sagte Kankuro ehrlich und Neji schaute skeptisch zu ihm, „ihr wart früher gut befreundet und anscheinend versteht ihr euch immer noch gut. Das mit ihrer Krankheit scheint dich zu beschäftigen.“ Auch Sai horchte nun auf und wandte sich seinen beiden Freunden zu. Neji wandte den Blick ab und schaute belanglos auf die Leinwand vor sich. „Wenn sie dieselbe Krankheit hat, wie eure Mutter damals und eure Mutter daran gestorben ist... Dann bedeutet das, dass TenTen vielleicht auch...“, Neji stoppte und schüttelte den Kopf. Ihm wollte es noch nicht einmal über die Lippen kommen. „Es besteht immer noch die Möglichkeit, dass Gaara sich irrt“, wandte Kankuro ein, schien gleichzeitig aber nicht wirklich überzeugt davon zu sein. „Hat er euch nicht wenigstens gesagt, ob es so ist?“, fragte Neji ein bisschen hoffnungsvoll nach. „Woher sollte er das jetzt wissen?“, mischte Sai sich ein, „er hat nur gesagt, dass es bei seiner Mutter auch so anfing.“ „Er hat sie am Montag besucht“, sagte Neji und schaute seine zwei Freunde an, „vielleicht hat sie es ihm ja gesagt...“ „Davon hat er gar nichts erwähnt“, äußerte sich Kankuro nachdenklich, „aber er hat sich auch nicht mehr viel bei uns blicken lassen. Zuhause sitzt er in seinem Zimmer herum und in den Pausen ist er neuerdings ja lieber bei Matsuri und deren Freunde.“ „In letzter Zeit kann ich ihm das nicht verdenken“, seufzte Sai und zeichnete an seinem Gemälde von Ino weiter. „Wie meinst du das?“, wollte Kankuro wissen und auch Neji schaute fragend zu Sai. „Na ja, in den meisten Pausen streiten wir nur noch. Meistens geht es da um den Streich mit TenTen, aber auch um andere Kleinigkeiten... Gaara war ja von Anfang an dagegen und er hat wohl einfach keine Lust sich das weiterhin anzutun... Ich fände es auch schade, wenn unsere Gruppe wegen so etwas auseinanderbrechen würde. Wir sind jetzt schon jahrelang befreundet und haben uns immer gut verstanden. Aber jedes Jahr bei den Streichen gehen unsere Meinungen auseinander und wir zoffen uns.“ „Vielleicht war diese Tradition doch keine so gute Idee“, meinte Neji abweisend. „Ich fand sie bisher immer lustig, aber das mit den Streitereien stimmt schon... Ich weiß auch nicht, ob es das wirklich wert ist. Freundschaften sind wichtiger als für ein paar Wochen das Gesprächsthema zu sein...“, lenkte Kankuro ein und ein Hauch von Reue schwang in seiner Stimme mit. „Rückgängig machen können wir nichts. Aber möglicherweise können wir es in Zukunft besser machen“, schlug Sai vor und sowohl Kankuro als auch Neji nickten zustimmend, „nur kann man das Kiba wohl nie verständlich machen...“ „Vor allem nicht im Bezug auch TenTen. Er hasst sie immer noch dafür, dass sie Hinata damals so schlecht eingeredet hat...“, erinnerte Kankuro seine Freunde und schloss seine Farben, da die Schulklingel ertönte. Weder Sai noch Neji erwiderten etwas darauf, da sie wussten, dass Kankuro recht hatte. Etwas nervös und angespannt packte Neji schnell seine Sachen zusammen, ohne vorher die Pinsel auszuspülen und überlegte sich in Gedanken schon einmal, was er zu TenTen sagen könnte. Er verabschiedete sich flüchtig von seinen Freunden und rannte förmlich aus dem Schulgebäude auf den Schulparkplatz zu seinem Auto, um zum Einfamilienhaus der Uminos zu fahren. TenTen saß währenddessen in der Küche und schaute ihrem Bruder beim Tee kochen zu. Vor zwei Stunden war sie nach einer letzten, gründlichen Untersuchung durch Dr. Nara endlich aus den kahlen, erdrückenden, weißen Wänden entlassen worden. Der Schnitt an ihrem Bauch war gut verheilt und schmerzte auch beim Bewegen nicht mehr und auf die Medikamente sprang sie weiterhin gut an. Allerdings hatte sie Shikamarus Vater nun auch dazu verdonnert, zu regelmäßigen Nachuntersuchungen zu kommen, damit man das Wachstum der Krebszellen im Auge behalten und früh genug handeln könne. „Wie fühlst du dich?“, fragte Iruka und stellte ihr einen heißen Tee hin. „Ein bisschen müde... Aber wenn ich den Tee getrunken habe, lege ich mich einfach ein bisschen hin...“, sagte TenTen und lächelte ihrem Bruder leicht zu, „du hättest dir wirklich nicht extra Urlaub nehmen müssen.“ „Ich weiß, dass ich es nicht musste. Ich wollte es aber“, entgegnete Iruka zwinkernd und ließ somit keine weitere Widerrede seiner kleinen Schwester zu. TenTen nippte vorsichtig an ihrem Tee und ihre Gedanken wanderten zu Gaara. Sie hoffte, dass der Rotschopf ihre Krankheit auch wirklich für sich behalten würde. Eigentlich hielt sie ihn schon für ehrlich und vertrauenswürdig, aber auf der anderen Seite kannte sie ihn nur flüchtig, weshalb sie ein flaues Gefühl im Magen hatte. „Wenn du in der Schule wärst, könntest du mir wenigstens sagen, ob alles in Ordnung ist...“, seufzte TenTen und schaute Iruka an, welcher sich ihr gegenüber auf den Stuhl niedergelassen hatte und ebenfalls einen Tee trank. „Du meinst ob Lee oder Gaara dein Geheimnis herum posaunen?“ „Nein... Vielleicht ein bisschen, ja...“ „Sie sind anständige Kerle, TenTen. Du glaubst doch nicht wirklich, dass Lee irgendetwas tun würde, dass du nicht willst? Und bei Gaara brauchst du dir auch keine Gedanken zu machen. Er redet doch sowieso nicht viel. Wieso sollte er das dann plötzlich ändern.“ TenTen kicherte leicht und schüttelte dann ihren Kopf. „Du bist unmöglich.“ „Wieso denn?“, fragte Iruka unschuldig, „ist doch so. Er ist sehr passiv.“ „Er wird seine Gründe haben... Manche Menschen sind einfach so“, nahm TenTen ihn ein wenig in Schutz. „Das bestreite ich ja auch nicht... Aber er hat dich immerhin besucht und seine Mutter starb an Krebs. Ich glaube nicht, dass er dir etwas Böses will“, entgegnete Iruka und lächelte seine Schwester aufmunternd an. „Woher weißt du das mit seiner Mutter? Ich habe das nicht erwähnt“, sagte TenTen und runzelte etwas die Stirn. „Von einer Krankenschwester dort. Sie hat gesehen, wie er dich besucht hat und muss wohl auch damals schon gearbeitet haben, als seine Mutter im Krankenhaus lag“, erklärte Iruka mit einem Achselzucken, „und immerhin hast du ja jetzt insgesamt vier Freunde, die von deiner Krankheit Bescheid wissen. Unterstützung kannst du gebrauchen.“ TenTen nickte nur als Zeichen ihres Verständnisses, auch wenn ihr nicht klar war, wieso Iruka sich und Dr. Nara zu ihren 'Freunden' zählte und trank ihren Tee leer. Die warme Flüssigkeit machte sie nur noch schläfriger und schließlich stand die junge Umino gähnend auf. „Ich lege mich dann ein bisschen hin...“, sagte sie und begab sich in ihr Zimmer, um sich dort ein wenig ins Bett zu legen. Iruka begab sich daraufhin in sein Büro und machte sich an die Arbeit. Er hatte sich zwar Urlaub genommen, aber er war noch mit einigen freiwillig abgegebenen Arbeiten im Rückstand, da er sie noch nicht korrigiert hatte. Seine freie Zeit konnte er ja jetzt dafür nutzen. Nach einer halben Stunde legte er gerade seine erste Mappe zur Seite und griff nach der zweiten, als es an der Tür klingelte. Iruka legte seinen Korrekturstift hin und begab sich in den Flur, wo er schließlich die Tür öffnete. „Neji“, stellte er überrascht fest, „was suchst du denn hier?“ „Guten Tag, Herr Umino“, begrüßte Neji ihn etwas holprig, „ist denn TenTen zuhause?“ Die Frage erschien ihm etwas überflüssig, aber er wusste sich in dem Moment nicht besser zu helfen. „Ja... Was gibt’s denn?“, fragte Iruka und lehnte sich an den Türrahmen. Er schien nicht vorzuhaben ihn hereinzubitten. „Ähm... Kann ich kurz zu ihr? Ich habe hier die Unterrichtsmaterialien und Hausaufgaben, die sie die letzten drei Tage versäumt hat...“, erklärte der Hyuuga und zeigte eine dickere Mappe vor. Iruka lächelte ihm leicht zu und nahm ihm die Mappe ab. „Danke. Ich werde sie ihr geben.“ Neji seufzte und trat einen Schritt zurück. „Ist sie noch sauer wegen Samstag und will mich nicht sehen?“, fragte er und schaute zu Iruka, der etwas verwirrt schien. „Nein... Eigentlich hatte sie ein schlechtes Gewissen wegen Samstag, weil sie dich sitzen gelassen hat, aber ich dachte das hätte Gaara dir ausgerichtet? Sie schläft nur gerade, deshalb kann ich dich jetzt nicht zu ihr lassen.“ „Achso...“, sagte Neji und schien erleichtert zu sein, dass es nicht an ihm lag, „ja, ja. Das hat er auch. Ich nehme es ihr nicht böse. Sie hatte ja ihre Gründe.“ „Ich hab ihr auch gesagt, dass du es verstehen wirst. Schließlich wird dir auch bewusst sein, dass mit ihrer Krankheit nicht zu spaßen ist.“ Neji nickte langsam und wunderte sich darüber, wieso Iruka so offen damit umging. Das war er schon damals nach seinem Referat. „Wie geht es ihr denn?“, erkundigte sich der Hyuuga schließlich. „Den Umständen entsprechend. Sie musste operiert werden und jetzt muss man mal schauen wie es sich entwickelt. Das befallene Gewebe konnte fast ganz entfernt werden, aber es kann natürlich auch wieder schlimmer werden.“ „Das befallene Gewebe?“, wiederholte Neji verwirrt. „Ja...“, bestätigte Iruka und verstand Nejis Verständnisproblem nicht, „die Krebszellen schwirren ja nicht einfach so in ihrem Körper herum. Sie lagern sich an und breiten sich aus. Und nach drei Jahren kommt da schon viel zusammen...“ Neji stoppte kurz der Atem und er schaute Iruka geschockt an. Sein Mund wurde trocken und er konnte kaum glauben, was Iruka da gerade gesagt hatte. „W-Was?“, fragte er überrumpelt. Iruka hob eine Augenbraue und musterte Neji. Was genau davon hatte er jetzt nicht verstanden? Er sah seine vor Schock geweiteten Augen und seinen leicht offenen Mund. Erst dann wurde ihm bewusst, was das bedeutete. „Oh, verdammt“, fluchte Iruka leise. Er trat aus der Tür heraus und zog sie hinter sich zu, so dass nur noch ein kleiner Spalt offen war. Das letzte, was er jetzt gebrauchen konnte, war, dass TenTen dieses Gespräch mitbekam. Er blickte immer noch zu Neji und sah leicht verärgert aus, „sie hat es euch gar nicht gesagt, oder?“ Seine Stimme klang leicht verzweifelt, aber auch noch leicht hoffnungsvoll. „TenTen hat...“, das Wort 'Krebs' wollte Neji ebenso wenig über die Lippen kommen, wie am Morgen der Gedanke, dass sie sterben könnte. TenTens großer Bruder fuhr sich mit beiden Händen übers Gesicht. „Mist“, fluchte er immer wieder leise und überlegte, was er tun konnte. „Hör zu“, sagte er schließlich und schaute Neji ernst an, der immer noch nicht fähig war sich zu fassen, „TenTen darf nicht erfahren, dass ich dir das gerade gesagt habe. Sie wird mich umbringen.“ „Seit drei Jahren...“, sagte Neji noch immer abwesend und hörte Iruka gar nicht richtig zu. „Neji“, Iruka trat auf seinen Schüler zu und rüttelte ihn leicht an den Schultern, „hast du das verstanden?“ „Wieso hat sie nichts gesagt?“, stellte Neji die Gegenfrage und musterte seinen Lehrer. „Das frage ich mich auch... Ich dachte sie hätte es dir und Hinata gesagt... Aber anscheinend wart ihr da schon zerstritten...“, seufzte Iruka und fuhr sich durch die Haare, „sie bringt mich sowas von um.“ „Ich werde es ihr nicht sagen...“, versprach Neji und erholte sich langsam vom ersten Schock. „Darüber mache ich mir keine Sorgen. Aber TenTen kennt mich zu gut. Sie weiß wann ich etwas verbockt habe... Und ich bin schlecht im Überspielen...“ „Hm“, meinte Neji nachdenklich und wusste nichts Besseres zu erwidern. „Alles okay?“, fragte Iruka leicht besorgt. Der Hyuuga-Sprössling war etwas blass geworden und sah überfordert aus. „Ja... Ich denke schon... Ich habe nur nicht... damit... gerechnet“, antwortete der Angesprochene nach einigen Sekunden. „Ich auch nicht mit deiner Reaktion“, entgegnete Iruka matt. Er hörte im Innern des Hauses ein leises Poltern und drehte sich kurz zur Haustür, dann wieder zu Neji, „ich denke, du solltest jetzt gehen. Ich werde ihr meine Sünde beichten, wenn ich es nicht mehr länger verstecken kann...“ „Denken Sie ich dürfte sie dann eventuell besuchen?“, fragte Neji vorsichtig, was Iruka mit einem leichten, angstvollen Lachen betonte. „Wenn sie erst einmal weiß, dass du Bescheid weißt... Dann wird sie von ganz alleine auf dich zukommen... Vertrau mir...“ Neji nickte leicht und lächelte Iruka misslungen zu, bevor er sich mit einem 'Bis dann, schätze ich' verabschiedete und sich vom Haus entfernte. Iruka wartete bis Neji in sein Auto gestiegen und losgefahren war und ging erst dann wieder zurück ins Haus, wo TenTen zum Glück noch nicht im Erdgeschoss war. Langsam schleichend begab er sich zurück in sein Büro und tat so, als hätte er die ganze Zeit gearbeitet. „Mit wem hast du geredet?“, ertönte TenTens Stimme, als sie wenige Minuten später die Treppen herunterkam. „Was?“, rief Iruka aus seinem Büro und tat so als hätte er sie nicht verstanden. „Mit wem hast du geredet?“, wiederholte sie ihre Frage und trat in sein Büro. „Achso... Ähm...“, Iruka spielte mit dem Stift in seiner Hand und deutete dann auf die Mappe, die Neji vorbeigebracht hatte. „Ein Schulkamerad hat dir Unterrichtsmaterialien und Hausaufgaben vorbei gebracht“, meinte Iruka beiläufig. TenTen griff nach der Mappe und schaute sich die Arbeitsblätter zufrieden an. „Endlich etwas zu tun. Wer hat die denn gebracht? Lee?“ „Neji“, sagte Iruka schnell und ohne aufzusehen, versuchte aber immer noch so desinteressiert wie möglich zu klingen. „Neji?“, fragte TenTen skeptisch und musterte ihren Bruder misstrauisch. „Ja“, bestätigte Iruka und schaute auf. „Und wieso sagst du das so komisch?“ „Komisch? Ich war nur gerade von der Arbeit hier abgelenkt“, schwindelte Iruka und lächelte seine Schwester an. TenTen seufzte und nahm Iruka die Arbeit ab. „Und jetzt sage es nochmal.“ „Neji war hier und hat die Mappe vorbeigebracht“, sagte Iruka ernst. „Und das war alles, was er wollte?“ „Nein, er wollte zu dir. Aber du hast geschlafen, also hab ich ihn wieder weggeschickt“, erklärte ihr Bruder wahrheitsgetreu. „Und über was habt ihr euch unterhalten?“, hakte TenTen weiter nach. „Neugierig sind wir auch nicht, oder?“, stellte Iruka die Gegenfrage. „Nicht ablenken, mein Lieber“, sagte TenTen schroff. „Über nichts Bestimmtes“, Iruka zuckte mit den Schultern und lehnte sich in seinem Bürostuhl zurück. TenTen schüttelte den Kopf und legte ihm die Arbeit wieder hin. „Ich kenne dich seit ich denken kann. Ich weiß schon, dass du lügst oder mir etwas verheimlichst, bevor du überhaupt etwas gesagt hast.“ „Achja? Und woher weißt du, wann ich lüge?“ „Das wüsstest du jetzt wohl gerne“, TenTen zwinkerte ihm zu und lehnte sich an seinen Schreibtisch, „also?“ Iruka seufzte und schaute seine kleine Schwester an. Sie würde nicht nachgeben bis er ihr die Wahrheit gesagt hatte. „Hast du Hinata und Neji vor drei Jahren von deiner Prognose erzählt?“ „Nein? Hinata und ich hatten uns schon gestritten. Ich dachte das wüsstest du. Aber jetzt lenke nicht vom Thema ab.“ „Tue ich nicht“, sagte Iruka und schaute ertappt, „ich wusste nämlich nicht, dass du ihnen nichts gesagt hast.“ „Wieso dieser Unterton?“, fragte TenTen nervös und richtete sich wieder auf. Ihr Blick lag auf Iruka und ließ keine seiner Bewegungen unbemerkt, „du hast doch nicht etwa -“ „Es tut mir Leid“, unterbrach ihr großer Bruder sie schnell und entschuldigend, „ich schwöre, ich dachte sie wissen Bescheid.“ „Iruka!“, sagte seine kleine Schwester sauer, „ich kann nicht glauben, dass du das getan hast.“ Iruka stand auf und hob beschwichtigend seine Arme. Dann trat er auf seine Schwester zu und wollte ihr beruhigend die Hände auf die Schulter legen, aber sie wich zurück. „TenTen, es tut mir Leid. Wirklich“, bekräftigte er und versuchte sie zu besänftigen. „Ich wusste früher oder später würde es schief gehen“, meinte TenTen bitter und verschränkte die Arme, „aber ausgerechnet Neji?“ „Es tut mir Leid“, wiederholte Iruka erneut und hoffte, dass sie sich schnell wieder beruhigen würde. Nach ihrer Operation war Aufregung bestimmt nicht das Beste. „Er hat versprochen nichts zu sagen.“ „Darum geht es mir doch gar nicht“, widersprach TenTen und klang verzweifelt, „ich will nicht noch jemanden, der mich bemitleidet. Er hat mich am Samstag behandelt wie einen normalen Menschen. Es tat gut nicht ständig umsorgt zu werden. Und nachdem ich es Lee gesagt habe, war er jetzt noch der Einzige, der mich normal behandelte.“ „Du musst ihm jetzt aber nichts mehr vorspielen. Und du musst nicht aufpassen mit dem, was du sagst. Wenn du es ihm erklärst, wird er es bestimmt verstehen und so wie Lee versuchen dich weiterhin normal zu behandeln.“ „Fährst du mich morgen in die Schule?“, fragte TenTen harsch und ging nicht auf seine Aussage ein. „Du darfst noch nicht hin, TenTen...“, ermahnte Iruka sie vorsichtig. „Ich will mit ihm reden“, bat sie streng. „Er hat versprochen niemandem davon zu erzählen“, versicherte Iruka ihr erneut. „Ich will ihn selbst darum bitten. Vielleicht hat er den Ernst der Lage nicht verstanden.“ „Oh, doch. Das hat er. Er war geschockter, als ich es erwartet hatte“, entgegnete Iruka ehrlich. „Dann laufe ich eben in die Schule“, TenTen zuckte mit den Schultern und lief wieder in Richtung Treppe. „TenTen“, seufzte Iruka, „ich fahre dich...“ „Schön“, erwiderte sie knapp, „ich bin in meinem Zimmer. Mir ist schwindelig.“ Sie ging die Treppen hinauf und kurz danach konnte Iruka hören, wie sie ihre Zimmertür schloss. „Sturkopf“, murmelte er und versuchte sich wieder auf seine Arbeiten zu konzentrieren. Jedoch verfolgte ihn immer noch sein schlechtes Gewissen und er hoffte, dass TenTen ihm bald verzeihen würde. Neji war schon fast zuhause gewesen, als er es sich anders überlegte und wendete. Er fuhr zu einem Basketballplatz, der 20 Minuten von dem Hyuuga Anwesen entfernt war und an einem kleinen See lag. Er parkte auf dem kleinen Parkplatz nebenan und holte einen Basketball aus seinem Kofferraum. „Glücklicherweise habe ich immer einen dabei“, dachte er sich und begab sich zu den Körben. Er hatte zwar keine Sportkleidung an, aber das war ihm im Moment egal. Er wollte einfach nur ungestört spielen und seinen Kopf frei bekommen. Und da niemand außer ihm und seinen Freunden diesen Platz benutzte, war das der perfekte Ort. Er dribbelte sich kurz warm und warf dann ein paar Körbe aus verschiedenen Ausgangspositionen. Er knöpfte die obersten Knöpfe seines Hemdes auf, damit er etwas mehr Bewegungsfreiheit hatte und warf dann auch aus dem Laufen heraus und übte einige Sprünge. Er wandte die ganze Zeit über nur Techniken an, die er einwandfrei beherrschte und die er mit verbundenen Augen hätte machen können, damit er seinen Gedanken freien Lauf lassen konnte. TenTen hatte also wirklich Krebs. Bis zu dem Zeitpunkt, an dem Iruka ihm das gesagt hatte, war ihm nicht bewusst, wie schlimm ihr Zustand wirklich war. Natürlich hatte er mit dem Gedanken gespielt, dass sie sterben könne, wenn sie so krank war, wie die Mutter der Sabakunos damals, aber es waren nur Gedanken. Irukas Versprecher hatte es jedoch real gemacht und greifbar. Je mehr der Schock nachließ desto bewusster wurde sich Neji der heiklen Situation und dennoch wollte er es nicht wahrhaben. TenTen war immer ein guter Mensch gewesen. Sie hatte nie schlecht von anderen geredet oder andere bereitwillig verletzt oder sonstiges. Sie war immer nur diejenige, die es abbekommen hatte. Wegen ihrer schulischen Einstellung wurde sie schon früher oft gehänselt und nach dem Streit mit seiner Cousine war es nur noch schlimmer geworden. Dann waren auch noch ihre Eltern gestorben, was ihr den Boden unter den Füßen weggezogen hatte und jetzt hatte sie Krebs. Womit hatte ein einzelner Mensch, der nie etwas falsch gemacht hatte, soviel Leid verdient? „Das ist einfach nicht fair“, murrte Neji und schlug den Ball so fest auf den Boden, dass er höher als gewollt hüpfte und ihm gegen die Nase prallte. „Au“, fluchte er, fing den Ball mit der einen und hielt sich die Nase mit der anderen Hand. „Na, das hattest du auch mal besser drauf“, ertönte eine Stimme hinter ihm und Neji drehte sich zum Besitzer um. „Kiba“, stellte er eher wenig erfreut fest und nickte Sasuke und Shikamaru zu, die ihn begleiteten. „Wir dachten, dass wir dich hier finden können“, sagte Sasuke, schlug ihm den Basketball aus der Hand und fing selbst an zu dribbeln. „Ja, wenn man dich zu Hause nicht findet, bist du immer hier“, meinte Kiba und ließ sich von Sasuke den Ball zuspielen. „Aha“, entgegnete Neji mit wenig Interesse und tastete seine Nase noch etwas ab. Der Schmerz war verebbt und sie blutete zum Glück auch nicht. Shikamaru begab sich zu einer Bank am Rand des Feldes und lehnte sich dagegen. Neji folgte ihm und ließ sich wortlos neben ihm nieder, während die anderen beiden ihnen sich den Ball immer abwechselnd zuspielend näherten. „Kankuro hat erwähnt, dass du nach der Schule zu TenTen bist“, fing Kiba langsam an und auf seine und Sasukes Lippen stahl sich ein Grinsen. „Und weiter?“, fragte Neji monoton. „Wie laufen die Vorbereitungen? Sich um die arme, kranke TenTen zu kümmern, muss sie doch weich werden lassen“, sagte Sasuke schadenfroh. Neji biss sich auf seine Lippen und versuchte sich zu beherrschen. „Es gibt keine Vorbereitungen mehr“, antwortete er schließlich schlicht. „Wie? Hast du sie schon im Sack?“, freute sich Kiba und schaute Neji erfreut an. „Nein, ich mach es nur nicht mehr.“ Neji schaute Kiba standhaft an, während jener ihn ungläubig anstarrte. „Was hast du gesagt?“, wollte er unheilvoll wissen. „Ich bin raus, Kiba. Diese drei Worte wirst du wohl noch verstehen.“ Nejis Blick war kalt und abweisend. „Willst du uns verarschen? Wieso plötzlich dieser Sinneswandel?“, Sasuke schaute ihn etwas verärgert an. „Eure Probleme hätte ich gern“, murmelte Neji genervt und redete dann wieder in normaler Lautstärke, „ich mach es einfach nicht mehr. Findet euch damit ab.“ Kiba und Sasuke setzten zu einer Widerrede ab, wurden aber von Shikamaru unterbrochen. „Jungs, ihr habt ihn gehört. Akzeptiert es und fertig. Ist euch noch nicht aufgefallen, dass wir uns dieses Jahr mehr streiten als Spaß zu haben an unserer Idee?“ „Ja, aber nur weil Hyuuga so ein verdammtes Weichei ist. Diese Umino hat dir wohl den Kopf verdreht, heh?“ Kiba schaute seinen Kumpel angriffslustig an, aber Neji verdrehte nur die Augen und ging nicht darauf ein. „Haben wir irgendetwas verpasst...?“, fragte Temaris Stimme bedacht, als sie sich mit Sakura und Hinata zu den Jungs gesellte und die dicke Luft bemerkte. „Wie man es nimmt“, provozierte Kiba weiter und wandte seinen gehässigen Blick nicht von Neji ab, „unser kleines Baby hier wurde weich. Er ist nicht in der Lage den Streich auszuführen, da er dieses bestimmte Mädchen zu mögen scheint.“ Die Mädchen schauten erst etwas verwirrt umher, bis sie verstanden, um was und wen es ging. „Schon wieder diese elende Geschichte“, seufzte Temari und gesellte sich zu ihrem Freund. „Ja. Es nervt“, stimmte dieser ihr zu, legte seinen Kopf in den Nacken und schaute in den Himmel, „und zwar extrem.“ „Du kannst ja abhauen, wenn es dich nicht interessiert“, motzte Sasuke Shikamaru an und kassierte dafür ein Petzen seiner Freundin, die ihn mahnend anschaute. „Du willst den Streich nicht durchziehen?“, fragte Hinata noch etwas zurückhaltend. „Ich werde den Streich nicht durchziehen“, korrigierte Neji sie betonend. „Wieso? Es ist nur ein Streich. Es geht ja nicht gegen TenTen persönlich. Es gibt jedes Jahr ein Opfer“, rechtfertigte Hinata das Vorhaben. „Danke“, sagte Kiba und verbeugte sich übertrieben vor Hinata aufgrund ihrer Zustimmung. „Das tue ich nicht für dich“, meinte sie abweisend. „Nein, du tust es, um TenTen eins reinzuwürgen, weil sie Recht hatte. Und du in deinem Stolz verletzt bist und deine Fehler nicht eingestehen kannst“, äußerte Neji seine Missgunst. „Hier geht es nicht um meine Probleme mit TenTen. Um die Opfer von den letzten Jahren hast du keinen so großen Wirbel gemacht. Mit ihnen hattest du auch kein Mitleid“, erklärte Hinata sich. „Die waren auch nicht krank“, erwiderte Neji bitter und wandte seinen Blick leicht gen Boden. „Meine Güte, weil sie jetzt eine Grippe oder etwas am Blinddarm oder sowas hat“, regte sich Kiba auf und schüttelte verständnislos den Kopf. „Sprich nicht von Dingen von denen du keine Ahnung hast“, sagte Neji schneidend und klang befehlend, „wenn du unbedingt deinen Streich haben willst. Mach es selber. Aber lass TenTen da raus.“ Kiba schnaubte aus und zeigte seinem Freund den Vogel. „Wieso sollte ich? Es war mit ihr geplant, also ziehen wir das so auch durch. Du kannst gerne gehen, wenn es dir nicht passt.“ Neji verdrehte erneut die Augen, sparte sich aber jegliches Kommentar. Er stand auf und knöpfte sein Hemd wieder zu. Er lief ohne ein weiteres Wort an seinen Freunden vorbei und wollte gehen, Kiba aber wollte ihn nicht so einfach davon kommen lassen. Er rannte ihm hinterher und passte ihn ab. Er stellte sich vor ihn und schubste ihn leicht nach hinten. „Kiba, es reicht jetzt!“, sagte Temari laut und allein an ihrer Stimme konnte man hören, dass sie verdammt wütend war. „Sie hat dich zu einem Weichei gemacht, Mann!“, Kiba schubste Neji erneut, wobei Letzterer nur ein kleines, überlegenes Lächeln auf den Lippen hatte. „Hör auf mit dem Unsinn!“, mischte sich nun auch Sakura ein und forderte ihren Freund auf dazwischen zu gehen. Sasukes Versuch war eher gelangweilt. Er stellte sich lediglich neben die beiden und drückte sie leicht auseinander. „Der alte Neji gefiel mir viel besser. Der war nicht so ein Angsthase“, provozierte Kiba Neji weiter und wollte ihn erneut nach hinten schubsen. Der Hyuuga jedoch fing seine Hände an den Handgelenken ab und drehte diese so weit nach außen bis Kiba leicht das Gesicht verzog. „Ich meine es ernst. Lass es besser nicht darauf ankommen“, warnte Neji ihn und diesmal war er es, der ihn weg stoß. Kiba warf ihm einen vernichtenden Blick zu, welchen Neji ignorierte und seinen Weg zum Auto fortsetzte. „Dein Basketball“, rief Sasuke ihm trocken hinterher. „Kannst du behalten“, entgegnete Neji desinteressiert über seine Schulter ohne sich umzudrehen. Im nächsten Moment saß er im Auto und fuhr davon. Seine Freunde schauten ihm unschlüssig hinterher. „Musste das sein?“, keifte Temari Kiba im nächsten Moment auch schon wieder an. „Der dreht doch durch, nicht ich“, verteidigte sich Kiba und sah keinen Fehler in dem, das er getan hatte. „Das ging echt ein bisschen zu weit, Kiba“, wandte Shikamaru sein Wort an ihn. „Fängst du jetzt auch noch an?“, stöhnte der Angesprochene genervt. „Du treibst einen Keil zwischen uns alle. Und das nur wegen einem dämlichen Streich, den man nach den Ferien schon wieder vergessen hat.“ Shikamaru ließ sich keinesfalls von Kibas 'coolen' Art beeindrucken. „Ich? Wenn Neji sich nicht so quer stellen würde, wäre alles okay. Der soll nicht so ein Aufstand machen, weil die Kleine jetzt mal im Krankenhaus lag. Ist schon nichts Ernstes.“ „Jetzt reichts!“; unterbrach ihn Temari erneut und ballte wütend ihre Hände zu Fäusten, „sie ist verdammt nochmal krank, Kiba. Neji scheint der Einzige von euch zu sein, der versteht, wie schwierig die Situation ist. Sie kann sterben. Sie hat nicht nur eine normale Grippe. Also reiß dich zusammen und such dir ein anderes Opfer oder am besten schlägst du dir diese Streiche aus dem Kopf. Diese Tradition lohnt sich kein Stück.“ Temari packte ihre Tasche und entfernte sich ebenfalls wutentbrannt von der Gruppe. „Temari!“, rief Sakura und lief ihr hinterher, „warte doch!“ „Was kann ich bitte dazu, dass deine Mutter tot ist? Muss ja nicht gleich jeder sterben?“, schrie Kiba ihr gefühlskalt hinterher. Shikamaru stoß sich von der Bank ab und schaute Kiba angewidert an. „Das war jetzt sogar für dein Niveau zu tief“, mit diesen Worten folgte er seiner Freundin und Sakura in die entgegengesetzte Richtung. Hinata seufzte und schaute den dreien hinterher. Dann wanderte ihr Blick zum Parkplatz, auf dem vor wenigen Minuten noch Nejis Auto gestanden hatte. Er schien die Sache mit TenTen wirklich ernst zu meinen. Er war gegenüber von Freunden noch nie handgreiflich geworden, jedoch hatten sie sich auch noch nie so oft und so heftig gestritten, wie in letzter Zeit. Das heute war dann wohl nur das i-Tüpfelchen gewesen. „Irgendetwas muss zwischen den beiden vorgefallen sein... Anders würde er sie nicht so in Schutz nehmen“, überlegte sich Hinata in Gedanken und seufzte, „hoffentlich hat er sich nicht in sie verliebt. Das würde uns gerade noch fehlen.“ „Ich hasse deinen Cousin, weißt du das?“, fragte Kiba immer noch angesäuert. Er schien wirklich nicht zu verstehen, wieso sie ihn nun alle dafür verantwortlich machten. „Das legt sich schon wieder“, meinte Sasuke und klang eher danach, als ob er sich selbst überzeugen wollte. Er wollte nicht zwischen die Fronten geraten, weshalb er sich für keine der beiden Seiten aussprach. Vielleicht hatte er auch nur Angst davor, dass Sakura ihm die Hölle heiß machen würden, wenn er sich für Kibas Seite äußerte. „Wir müssen Neji von der Umino loskriegen... oder andersherum. Hauptsache sie ist weg“, murrte Kiba und griff nach Nejis Basketball. Er warf ihn mit aller Kraft in Richtung des kleinen Sees, auf dem er dann seewärts trieb. „Ich lass mir was einfallen“, sagte Hinata und die beiden Jungs schauten sie mit hochgezogenen Augenbrauen an, „was denn? Ich will sie nicht wieder in meinem Leben haben. Und da Nejis und meine Familie in einem Haus wohnen... Darf sie auch kein Teil von seinem Leben werden.“ Kiba grinste über beide Ohren, als er das hörte und Sasuke wandte schnell seinen Blick ab und hielt nach Sakura Ausschau. „Na da bin ich mal gespannt“, meinte der Inuzuka vorfreudig. Hinata, Sasuke und Kiba machten sich dann schließlich auch auf den Weg nach Hause. Mit einer Vollbremsung parkte Neji das Auto in der großen Einfahrt. Wenige Millimeter mehr und er wäre mit aller Wucht ans Garagentor gefahren. Er stieg aus und schlug die Tür lautstark zu, bevor er immer noch wütend zur Haustür stapfte und diese aufschloss, um einzutreten. „Willst du mich jetzt einfach ignorieren und hier stehen lassen?“, fragte eine leise Mädchenstimme und Neji drehte sich genervt um. Er hatte gar nicht bemerkt, dass jemand etwas abseits von der Haustür stand, aber er hatte auch keine Lust sich jetzt um Besuch zu kümmern. Im nächsten Moment wich jedoch die Verärgerung der Überraschung. „TenTen...“, sagte er fragend. Das brünette Mädchen lehnte an der Hauswand und hatte die Arme verschränkt. Ihr fiel es schwer ihn anzuschauen und er merkte, dass sie sich unwohl fühlte. „Was machst du denn hier?“ „Was denkst du wohl, was ich hier mache?“, kam ihre Gegenfrage. „Iruka hat schon mit dir geredet“, stellte er fest und schloss die Haustür wieder. Er stellte sich neben sie und schaute nach vorne in den gepflegten Garten. TenTen tat es ihm gleich. „Hattest du geklingelt?“, fragte er und versuchte das bestimmte Thema noch vor sich herzuschieben. „Nein“, meinte TenTen langsam, „ich habe mich nicht getraut. Aber ich hab auch kein Auto gesehen, da dachte ich, ich warte einfach vor der Tür...“ Neji nickte verstehend. „Weiß Iruka, dass du hier bist?“ „Er hat mich hergefahren... Eigentlich wollte ich morgen in der Schule mit dir reden, aber ich habe mich dann doch für die unauffälligere Variante entschieden...“ TenTen atmete tief aus und schaute ihren Nachbar an, „können wir den Small-Talk unterlassen?“ „Ich weiß nicht, wie ich damit umgehen soll...“, sagte Neji nach einer kurzen Pause und lächelte matt. „Am Besten gar nicht. Vergiss einfach, was Iruka dir gesagt hat“, meinte TenTen gleichgültig und zuckte mit den Schultern. Sie stoß sich von der Hauswand ab und trat vor ihn, „okay?“ Der Hyuuga hob verständnislos eine Augenbraue. „Klar. Ich mache schnipp und schon habe ich vergessen, dass du Krebs hast und womöglich stirbst.“ Aus Reflex und Angst schaute sich TenTen schnell um und hoffte, dass niemand ihr Gespräch mithörte. „Es ist niemand da. Hinatas und meine Eltern sind in der Firma, Hanabi bei ner Freundin und Hinata noch auf dem Basketballplatz“, nahm Neji ihr im nächsten Moment ihre Angst und richtete sich ebenfalls auf. „Die letzten drei Jahre konntest du auch damit leben, ohne dass es dich beeinflusst hat“, meinte TenTen dann nur. „Ja. Da wusste ich es ja auch noch nicht“, entgegnete Neji und wirkte wieder leicht gereizt. Was wollte sie eigentlich von ihm? „Soll ich einfach so tun, als wäre alles in Ordnung, auch wenn es offensichtlich nicht so ist? Mit Krebs ist nicht zu spaßen, TenTen.“ „Oh, wirklich?“, fragte sie sarkastisch, schüttelte den Kopf und wandte ihren Blick kurz von ihm ab, „behandle mich einfach wie vorher. Ich kann nicht noch mehr Mitleid und Sorge ertragen.“ „Darum geht es dir? Du willst kein Mitleid und niemanden, der sich um dich sorgt? Merkst du selbst wie abgedroschen das klingt? Tut mir Leid, aber es lässt mich nun mal nicht kalt.“ Seine Stimme war ernst und er schaute ihr ehrlich in die Augen. „Wieso nicht?“, schrie sie ihn nahezu an und schien wirklich nicht zu verstehen, wieso Neji sich Sorgen um sie machte. „Weil ich dich mag“, war seine schlichte Antwort, welche TenTen innehalten ließ. Sie starrte ihn kurz an, bevor sich ein trauriges Lächeln auf ihren Lippen bildete und sie sich wegdrehte. „Ich hätte nicht herkommen sollen“, murmelte sie und wollte gehen, aber Neji griff sanft nach ihrer Hand und hielt sie zurück. „TenTen, warte“, bat er und wollte, dass sie ihn anschaut, was sie aber nicht tat, „ich möchte dir nur helfen. Für dich da sein.“ „Ich will deine Hilfe aber nicht“, antwortete sie leise, klang aber wenig überzeugend, „und ich will auch nicht, dass du mich magst. Ignoriere mich einfach so wie die letzten drei Jahre.“ „Wieso sagst du das?“, wollte Neji wissen und ließ ihre Hand nicht los. TenTen hob ihren Blick und der Hyuuga erkannte, dass sie leicht feucht aussahen. „Weil es unfair ist dich dazu zu bringen mich zu mögen, obwohl ich genau weiß, dass ich nächstes Schuljahr womöglich schon gar nicht mehr hier sein werde.“ „Du hast mich ja nicht dazu gezwungen“, widersprach Neji ihr, „wir mochten uns früher doch auch. Und die drei Jahre, in denen ich dich ignoriert habe, waren komplett unbegründet.“ TenTen schüttelte erneut traurig den Kopf, versuchte die Tränen zurückzuhalten und schaute ihn ehrlich an. „Wieso musstest du ausgerechnet jetzt wieder den Kontakt zu mir aufbauen?“ Neji schwieg und wusste nicht, was er ihr sagen sollte. Er konnte ihr schlecht von dem geplanten Streich erzählen. Auf der einen Seite, weil jetzt bestimmt nicht der beste Zeitpunkt war, es ihr zu beichten und auf der anderen Seite, weil es ihm nie wirklich um den Streich gegangen war. Ihm hatte der Gedanke gefallen wieder Zeit mit ihr zu verbringen. „Wieso?“,wiederholte sie mit zitternder Stimme. Neji wusste sich nicht zu helfen, weshalb er sie einfach in eine Umarmung zog, um sie zu beruhigen. Anfangs wehrte sie sich dagegen und wollte sich wieder von ihm wegdrücken, doch als er seinen Griff etwas verfestigte, gab sie nach und ließ es zu. Neji spürte ihre unregelmäßigen Atem und hörte ab und zu ein leises Schniefen, wobei sie ihre Tränen noch immer gut zurückhalten konnte. „Wieso hast du uns damals nichts gesagt?“, flüsterte er leise an ihrem Ohr. „Hinata und ich hatten uns erst gestritten und ihr habt kein Wort mehr mit mir geredet... Außerdem wollte ich genau das hier vermeiden“, nuschelte sie an seiner Schulter, versuchte aber nicht erneut sich aus der Umarmung zu lösen. „Wer weiß noch davon?“, fragte er vorsichtig. „Lee und Gaara... Aber erst seit kurzem... Dabei hat Gaara es erraten...“, antwortete TenTen mit ruhiger Stimme. Auch wenn sie es nicht zugeben wollte, aber Nejis Umarmung half ihr wirklich dabei sich zu beruhigen. „Weil seine Mutter daran gestorben ist...“, schlussfolgerte Neji seufzend und spürte ein vages Nicken von TenTen an seiner Schulter. Nach einigen Minuten der Stille und als sie sich wieder komplett beruhigt hatte, löste sich TenTen von Neji und schaute ihn mit leicht geröteten Wangen an. „Danke...“, sagte sie etwas beschämt. „Gern geschehen“, erwiderte Neji und lächelte leicht aufgrund ihrer Reaktion, „so schlimm war es doch gar nicht.“ „Idiot“, murmelte sie und griff nach ihrem Handy. „Was machst du?“, fragte er und musterte sie. „Ich rufe Iruka an. Damit er mich wieder abholt. Ich darf mich nicht überanstrengen“, in ihrer Stimme lag ein trotziger Unterton, welcher Neji zum Schmunzeln brachte. „Ich kann dich fahren“, bot er ihr an, bevor sie Irukas Nummer wählen konnte, „dann hat Iruka sich den Weg gespart.“ TenTen runzelte skeptisch die Stirn und schaute zu seinem Auto. „Unter einer Bedingung.“ „Ja?“, fragte Neji verwirrt. „Du rast nicht mehr so wie vorhin. Ich dachte einen Moment wirklich ich dürfte dich aus einem Wrack bergen“, antwortete TenTen trocken und Neji lachte. „Okay, versprochen“, grinste Neji und TenTen lächelte schwach. Sie begaben sich zu seinem Auto, wo Neji TenTen Gentlemanlike die Tür aufhob, und fuhren schließlich zu TenTen nach Hause. Kapitel 9: Wahrheit oder Lüge? ------------------------------ Huhu, okay es tut mir echt Leid. Den meisten habe ich gesagt, dass ich das nächste Kapitel vor zwei Wochen online stellen würde, aber wie ihr sicherlich gemerkt hab, habe ich es nicht geschafft. Dafür habt ihr ein extra langes Kapitel vor euch ;) Und ich hoffe natürlich, dass es euch gefällt! Ich versuche in Zukunft schneller neue Kapitel zu laden, was ich aber wegen der Schule und Arbeiten nicht versprechen kann... Aber ich gebe mir Mühe und in jeder Minute, die ich nicht in der Schule sitze oder Hausaufgaben mache oder lerne oder arbeite oder schlafe – werde ich weiter schreiben ;D Schreibfehler dürft ihr behalten, auch wenn es mit Leid tut! Ich lese meistens nicht noch einmal drüber und habe auch keine Beta-Leserin! Liebe Grüße und viel Spaß beim Lesen!! :)) ------------------------------------------------------------------- Kapitel 9: Wahrheit oder Lüge? „Denkst du wirklich, dass du schon wieder fit genug bist?“, fragte Iruka besorgt und musterte TenTen. Es war Freitag und seine kleine Schwester bestand darauf wieder in die Schule zu gehen. Seitdem Neji sie am Mittwoch nach Hause gebracht hatte, war ihr nicht mehr schlecht geworden und ihr fiel es auch einfacher sich auf ihre Hausaufgaben oder andere Tätigkeiten zu konzentrieren, ohne dass sie Kopfschmerzen bekam. „Du hast Dr. Nara doch gestern am Telefon gehört. Die Bluttests sind gekommen und sie sehen alle noch annehmbar aus. Mein nächster Termin ist erst in 4 Tagen und ich fühle mich gut. Ich möchte gerne in die Schule gehen“, antwortete die Brünette und zog sich ihre Schuhe an. Ihre Schultasche hing bereits um ihre Schultern, „und dir kann es auch nicht schaden mal wieder ein bisschen zu unterrichten, anstatt mich zu hüten.“ Sie zwinkerte ihrem Bruder zu, der daraufhin lächelte und schließlich wie jedes Mal nachgab. Kaum waren sie an der Schule angekommen und aus dem Auto ausgestiegen, wurde TenTen auch schon sofort von einem stürmischen Lee begrüßt, der auf sie zu rannte und sie fest umarmte. „Ich bin so froh dich wieder zu sehen“, sagte er theatralisch und drückte noch fester zu. Einige Schüler drehten sich verwirrt nach den beiden um, wandten sich aber genauso schnell auch wieder ab. „Lee, ich bekomme kaum noch Luft“, scherzte TenTen und erwiderte die Umarmung nicht ganz so fest. Iruka belächelte die Szene, verabschiedete sich von seiner Schwester und Lee und begab sich dann ins Schulgebäude. Lee ließ langsam von TenTen ab und grinste sie dann breit an. „Die letzten Tage waren echt die Hölle. Ich bin froh, dass du wieder da bist.“ „Schön, dass ich vermisst wurde“, meinte TenTen und zusammen liefen sie auf den Schulhof. Dort setzten sie sich auf die Mauer, da sie noch gut 20 Minuten Zeit hatten bis der Unterricht begann. „Ich weiß du willst normal behandelt werden, aber darf ich trotzdem fragen wie es dir geht?“, fragte Lee nach kurzer Unentschlossenheit. TenTen hatte ihn vom Krankenhaus aus angerufen und ihm alles erzählt, was passiert war. Natürlich wollte er sofort zu ihr kommen, aber TenTen wollte nach Gaara keinen Besuch mehr außer von Iruka. Und da Lee ihr bester Freund war, akzeptierte er natürlich ihren Wunsch. „Ich fühle mich gut und die Tests fielen auch gut aus... Wenn ich regelmäßig zu Untersuchungen und eventuell dann auch Nachbehandlungen gehe, gibt es vielleicht doch noch einen Funken Hoffnung“, erklärte TenTen, aber an ihrer Stimme konnte ihr bester Freund erkennen, dass sie nicht meinte was sie sagte. Sie hatte die Hoffnung schon vor langer Zeit aufgegeben. „Ja, vielleicht“, erwiderte er deshalb nur und versuchte sich nicht all zu viele Sorgen zu machen. „Lee! Kommst du bitte mal eben?“, rief die Stimme seines Vater und mit einem 'Bin gleich wieder da' rannte Lee über den Schulhof zu ihm hin. „Hyperaktiver Chaot“, schmunzelte TenTen und sah Lee hinterher. „Hey, du bist ja wieder da“, ertönte im nächsten Moment Nejis Stimme neben ihr und TenTen blickte von Lee zu ihm. „Guten Morgen“, grüßte sie ihn leicht lächelnd zurück und nickte. Der Hyuuga kramte in seiner Tasche herum und zog einen schwarzen Stück Stoff hervor, den er ihr dann reichte. „Die hattest du am Samstag liegen lassen... Ich hab sie dir am Mittwoch ganz vergessen zu geben“, sagte er und TenTen nahm dankend ihre Weste zurück. „Tut mir echt Leid, dass ich dich sitzen gelassen habe...“, murmelte TenTen leicht unbehaglich und schaute ihn reumütig an. Neji jedoch winkte nur ab und lächelte. „Deine Gründe... kann man gelten lassen... Da nehme ich das sitzen gelassen werden gerne in Kauf, solange dir geholfen wird...“ Das Mädchen lächelte matt und wusste nicht, was sie darauf erwidern sollte, weshalb sie ihren Blick über den Schulhof wandern ließ. Lee stand immer noch bei seinem Vater, welcher ihm irgendetwas zu erklären schien und Lee hörte ihm natürlich gespannt und aufmerksam zu. Ihr Blick wanderte weiter nach rechts, bis er auf einen anderen traf. Und zwar auf Hinatas. Aus Reflex wandte sie ihren Blick schnell wieder ab und verkrampfte sich etwas. „Natürlich entgeht es ihr nicht, wenn jemand aus ihrem Freundes- oder gar Familienkreis mit mir spricht“, dachte TenTen bitter und seufzte betrübt. „Vielleicht solltest du zu deinen Freunden gehen“, äußerte sich TenTen und fühlte sich auf einmal von mehr als nur einer Person beobachtet. „Wieso?“, fragte Neji verwirrt und sein Blick wanderte ebenfalls zu Hinata und den anderen. Hinata, Ino und Kiba schauten verärgert und missbilligend zu ihnen, während es die anderen nicht wirklich zu jucken schien. Möglicherweise hatten sie seine Entscheidung ja mittlerweile verdaut und akzeptiert. Genervt verdrehte er die Augen und setzte sich demonstrativ neben TenTen auf die Mauer. „Was machst du?“, fragte jene ihn überrascht. „Willst du, dass ich gehe?“, stellte er die Gegenfrage und stellte seinen Rucksack neben sich. „So war das nicht gemeint.. Aber es langt doch, wenn deine Freunde mich nicht mögen... Du musst dich jetzt nicht mit mir abgeben, bevor sie dich noch ausschließen oder so...“, druckste TenTen herum und wusste nicht, wie sie ihn überzeugen sollte zu seinen Freunden zu gehen. „Wenn sie mich deshalb ausschließen würden, wären sie erstens nicht meine Freunde. Zweitens stören sich nur Ino, Hinata und Kiba daran und auf die kann ich verzichten und drittens“, er schaute sie direkt an, „ich mache das hier nicht aus Mitleid, also keine Sorge. Ich wollte schon bevor ich wusste, dass du krank bist, wieder Kontakt zu dir aufbauen.“ Ertappte und etwas beschämt schaute TenTen weg und biss sich leicht auf die Lippe. Woher wusste er, dass ihr in dem Moment wirklich genau dieser Gedanken durch den Kopf gegangen war. „Hältst du mich etwa wirklich für so einfältig?“, fragte Neji und klang leicht enttäuscht, als er merkte, dass er ins Schwarze getroffen hatte. „Entschuldige... ich bin da nur etwas.. eigen, schätze ich...“, sagte TenTen und schaute ihn entschuldigend an. Zu ihrer Überraschung musste sie feststellen, dass er lächelte. „Das war nicht ernst gemeint. Ich bin wirklich der Letzte, der dir irgendwelche Vorwürfe machen sollte. Nachdem wie ich dich die letzten drei Jahre behandelt habe...“ „Lass uns einfach nicht mehr davon reden, okay?“, bat TenTen, „lass uns einfach.. keine Ahnung... Von vorne anfangen. Sozusagen...“ „Okay, von ganz vorne“, stimmte Neji zu und ließ sich von der Mauer rutschen, als es zum Schulbeginn klingelte. Er stellte sich vor TenTen und hob ihr seine Hand hin, „Neji Hyuuga. Freut mich dich kennenzulernen.“ TenTen schmunzelte und schüttelte den Kopf. Sie stand ebenfalls von der Mauer auf und ergriff seine Hand. „TenTen Umino. Die Freude ist ganz meinerseits.“ Neji grinste und verabschiedete sich mit einem 'Wir sehen uns später, Miss Umino' ins Schulgebäude. „Aha, was war denn das?“, fragte auch schon ein grinsender Lee, der sich wieder an ihrer Seite einfand. „Nichts?“, sagte TenTen und schaute ihren Schulkameraden fragend an. „Ach, komm schon. Das sah ganz so aus, als würdet ihr miteinander flirten.“ „Lee, es war nur Neji“, seufzte TenTen und lief mit ihm zusammen ins Schulgebäude, „wir fangen lediglich nochmal bei Null an. Mehr nicht.“ „Wie darf ich das denn jetzt verstehen?“, ihr bester Freund schien wirklich verwirrt zu sein und runzelte die Stirn. „Einfach alles hinter uns lassen, was in den letzten drei Jahren schief gelaufen ist“, erklärte TenTen mit einem Schulterzucken. „Mehr nicht?“, neugierig musterte der Sohn des Sportlehrers das brünette Mädchen. „Mehr nicht“, bestätigte die Angesprochene erneut und lächelte ihm leicht zu. „Okay, gut. Ist wahrscheinlich auch besser so. Wäre ja schon ein bisschen unfair ihm Hoffnungen zu machen, wenn... du weißt schon...“, überlegte Lee ernst. „Er weiß Bescheid...“, gestand TenTen ihm dann vorsichtig, was ihm alle Gesichtszüge entgleiten ließ. „Was?!“, fragte er schockiert und lauter als beabsichtigt, „denkst du nicht, dass er das irgendwie gegen dich verwenden wird? Ich meine sein ganzer Freundeskreis hat es ja auf dich abgesehen.“ TenTen belächelte sein Verhalten und schüttelte überzeugt den Kopf. „Nein, im Gegenteil. Er hat ziemlich besorgt reagiert und verhält sich sehr... fürsorglich seit er es weiß. Er hat versprochen es niemanden zu erzählen.“ „Die Versprechen eines oder einer Hyuuga wiegen nicht viel, das weißt du... Und Gaara weiß es auch noch...“ „Gaara traue ich es nun wirklich nicht zu, dass er irgendjemanden von meiner Krankheit erzählt“, verteidigte TenTen ihn und seufzte dann, „eben warst du Neji gegenüber noch nicht so skeptisch.“ Lee blieb stehen und seine beste Freundin tat es ihm gleich, wobei sie ihn aufmerksam musterte. „Ich habe nur kein gutes Gefühl dabei. Man munkelt, dass seine Gruppe wieder etwas ausheckt wegen dem Schuljahresende und dass du ein Teil davon sein sollst. Ich will nur nicht, dass du verletzt wirst“, der Schwarzhaarige fuhr sich unsicher durch die Haare, „ich meine es ist ja schon etwas seltsam, dass Neji sich nach drei Jahren wieder so auf dich fixiert. Ganz plötzlich aus dem Nichts. Und ich weiß nicht, ob es so gut ist, ihm dann gleich von deinem Zustand zu erzählen. Wir wissen doch gar nicht, ob man ihm vertrauen kann.“ „Iruka ist es rausgerutscht, Lee. Andernfalls wüsste er auch nicht Bescheid. Aber seine Reaktion war so anders... Ganz anders als ich es mir vorgestellt hatte, als Iruka mir gesagt hat, dass er sich verplappert hat... Ich glaube einfach nicht, dass er so gemein wäre, es gegen mich zu verwenden...“, erwiderte TenTen, fühlte sich aber gleich unwohler bei dem Gedanken, dass sie wirklich das Opfer ihres Streiches sein könnte. „Hoffen wir mal das Beste...“, kommentierte Lee und die beiden Freunde trennten sich und begaben sich zu ihrem jeweiligen Unterricht. „Wie weit seid ihr denn eigentlich mit euren Projekten? Habt ihr euch auf einen Ablauf und so weiter einigen können? Es wäre schon, wenn jeweils einer aus der Gruppe nach vorne kommen könnte und eure bisherigen Ergebnisse oder Vorhaben kurz vorstellen könnte“, sagte Yamato und schaute in seine Musikklasse vor sich. Wie aufgefordert begaben sich nacheinander Schüler der einzelnen Gruppen nach vorne, nannten ihren Song, ihre geplante Umsetzungsweise und wie weit sie bereits waren. In der Gruppe von Neji und den anderen übernahm Matsuri diesen Part. „Unsere Gruppe besteht aus Neji, Shikamaru, TenTen und mir. Wir haben uns für den Song 'No one does it better' von You me at six entschieden. Wir haben vor sowohl die Melodie als auch den Text selbst einzustudieren und ihn euch schließlich vorzuführen. Dabei wird TenTen die Akkustik-Gitarre, Shikamaru das Schlagzeug und Neji ein bisschen Keyboard spielen. Ich für meinen Teil werde dann singen. Bisher haben wir unsere Aufgaben verteilt und jeder hat seinen Part geübt. Und heute Mittag treffen wir uns, um es zusammen zu proben.“ Sie lächelte kurz in die Runde und setzte sich dann wieder auf ihren Platz neben TenTen. „Okay, vielen Dank. Das hört sich doch alles sehr vielversprechend an. Ich freue mich schon darauf eure Performances zu sehen“, sagte der Musiklehrer ehrlich und die einzelnen Gruppen setzten sich wieder zusammen, um weiterzuarbeiten. „Das mit heute Mittag nach der Schule steht noch? Wir gehen dann ja gleich nach der sechsten Stunde zu dir, oder?“, fragte Matsuri an Shikamaru gewandt und erhielt ein zustimmendes Nicken, „sehr schön.“ „Ähm, ich konnte meinen Teil nicht wirklich üben... Ich habe gestern versucht es hinzubekommen, aber naja... an einem Tag lernt man das nicht alles...“, sagte TenTen etwas kleinlaut und schaute ihre drei Mitschüler entschuldigend an. „Das ist schon okay. Du hattest andere Probleme“, meinte Shikamaru und spielte damit natürlich auf ihren Krankenhausaufenthalt an. „Richtig. Mach dir da mal keinen Kopf. Wir bekommen das schon irgendwie hin“, bestätigte ihn Neji und lächelte TenTen aufmunternd an. Auch Matsuri schien ihr nicht böse zu sein, was TenTen etwas entspannter werden ließ. „Geht es denn bei dir auch klar, gleich nach der Schule? Du hast die sechste ja frei oder?“, fragte Matsuri an TenTen gewandt. „Ja, klar. Ich warte einfach so lange. Das ist kein Problem. Iruka weiß auch Bescheid“, erwiderte TenTen mit einem kleinen Lächeln. „Außerdem kann ich ihr Gesellschaft leisten. Ich hab die letzte auch frei, dann können wir zusammen auf euch warten“, Neji zwinkerte TenTen verschmitzt zu, was sie mit einem Augenrollen bedachte. Shikamaru schüttelte amüsiert den Kopf und bedachte seinen Freund dann mit einem nachdenklichen Blick, den er aber nicht bemerkte. „Na, wenn das so ist...“, lachte Matsuri und war froh, dass die anfängliche Spannung in der Gruppe verebbt war. Neji und TenTen schienen nicht mehr verfeindet zu sein, was die Zusammenarbeit um einiges einfacher gestalten würde. „Gut, dann sehen wir uns später“, sagte Shikamaru, als es zum Stundenende klingelte und zusammen mit Neji ging er in die Pause. TenTen packte noch ihre Sachen zusammen und verließ dann mit Matsuri ebenfalls den Raum. „Läuft da was zwischen dir und Neji?“, fragte Matsuri einfach direkt heraus. „Was?“, entgegnete TenTen perplex und etwas geschockt. Die Neue lachte etwas über TenTens Reaktion. „Die anderen haben erzählt, dass ihr ein Date hattet. Kurz bevor wir erfahren haben, dass du im Krankenhaus liegst... Sie wollten alle ganz gespannt wissen, wie es gelaufen ist.“ „Die anderen?“, fragte TenTen misstrauisch. Wieso sollten sich Nejis Freunde dafür interessieren, wie ihr 'Date' gelaufen war? „Es sei denn sie planen einen Streich...“, dachte sie bitter. „Ja, Kiba, Sasuke, Kankuro und eben seine anderen Kumpel“, erklärte Matsuri und schaute sie wieder musternd an. „Achso...“, TenTen räusperte sich und schüttelte den Kopf, „wir sind nur befreundet. Das war sozusagen ein freundschaftliches Date.“ „So, so?“, Matsuri wollte ihr nicht glauben, beließ es aber glücklicherweise dabei. Ihre Miene wurde etwas ernster und gleichzeitig verträumt, bevor sie weiter redete, „ich habe gehört, dass Gaara dich im Krankenhaus besucht hat...“ „Ja. Es war überraschend aber er war sehr nett...“, antwortete TenTen mit einem kleinen Schulterzucken. „Ich habe nichts anderes von ihm erwartet...“, murmelte Matsuri und TenTen ging davon aus, dass es eigentlich nicht für ihre Ohren bestimmt war. Sie schaute zu Matsuri und musste über ihr breites Lächeln schmunzeln. „Ich sollte dich wohl eher fragen, ob zwischen dir und Gaara etwas läuft“, bemerkte die Umino beiläufig und Matsuri blieb stehen. „Nein, Schwachsinn!“, konterte sie selbst und schien sich für ihr Verhalten zu schämen, „ich kenne ihn ja kaum... Wobei ich nicht leugnen kann, dass ich nicht mal gerne etwas mit ihm unternehmen würde, um ihn besser kennenzulernen...“ Die beiden Mädchen liefen weiter in Richtung der Cafeteria. „Frag ihn doch einfach, ob er Lust dazu hat“, schlug TenTen vor und Matsuri schüttelte den Kopf. „Ich glaube nicht, dass er das wollen würde...“ „Gaara ist nicht kontaktscheu. Man muss nur selbst etwas mehr auf ihn zugehen“, redete TenTen ihr gut zu und schenkte ihr ein aufmunterndes Lächeln. Matsuri nickte seufzend und die beiden Schülerinnen betraten die Cafeteria. „Wünsch mir Glück“, sagte Matsuri mit einem Blick zu Gaara und lief auf ihn zu, während TenTen sich lächelnd zu Lee begab. „Matsuri schreitet aber selbstsicher dahin“, sagte Lee verwundert, als TenTen sich ihm gegenüber setzte. „Sie möchte Gaara nach einem Date fragen“, weihte sie ihn ein und spähte kurz zu ihrer Freundin herüber. Wenn sie ihn wirklich gefragt hatte, hatte er wohl eingewilligt, denn das brünette Mädchen strahlte förmlich. „Glück in der Liebe...“, nuschelte Lee und grinste dann beklommen. TenTen musterte ihn unbemerkt und etwas mitleidig. Sie wusste, dass für Lee seine Situation nicht gerade einfach war. Er hatte lange gebraucht, um den Mut zusammen zu bekommen sich zu outen und musste seitdem viel einstecken. Als Homosexueller auf einer Schule voll vorurteilsbehafteter Schüler und Schülerinnen musste man einen gewissen Biss mitbringen. Dazu kam, dass Lee ein hoffnungsloser Romantiker war. Er sehnte sich nach Liebe, Zuneigung und Aufmerksamkeit von einer Person, die er liebte. Jedoch fand sich so eine nicht leicht. Und selbst wenn sich auf ihrer Schule noch weitere homosexuelle Jungs befinden sollten, würden sie sich nach dem Aufstand, der um Lee gemacht wurde, bestimmt nicht trauen es zuzugeben. „Weißt du, was wir morgen machen?“, fragte TenTen ihren besten Freund lächelte ihn an, als ihr eine Idee kam. Misstrauisch zog er die Augenbrauen in die Höhe. „Was denn...?“ „Wir gehen morgen Abend nach Shinjuku ni-chome.“ „Nein...“, stammelte Lee leicht errötet und schüttelte den Kopf, „ich geh da nicht hin...“ „Wieso nicht? Dort wird dich niemand verurteilen oder sonstiges“, versuchte TenTen ihr Vorhaben zu rechtfertigen. „Schon, aber es kommt so rüber, als hätte ich es nötig...“, entgegnete Maito Gais Sohn immer noch peinlich berührt und spielte mit dem Strohhalm von seinem Trinken. „Das ist Schwachsinn, Lee. Wir gehen einfach durch ein paar Bars und haben einen netten Abend und vielleicht lernst du dann endlich mal ein paar nette Leute kennen, die verstehen, was du durch machst. Es bedeutet ja nicht, dass du dort mit jedem Typ rummachst. Du lernst einfach nur neue Leute kennen...“ „Ja, aber was machst du dann bitte in Schwulenbars?“, wollte Lee skeptisch wissen und schien die Idee an sich gar nicht mehr zu abstoßend zu finden. „Die beste Art dein Selbstwertgefühl zu steigern ist es mit schwulen Jungs zu reden“, grinste TenTen und zuckte unschuldig mit den Schultern, „komm schon. Wenn ich irgendwann nicht mehr da bin, will ich dich in guten Händen wissen.“ „Jetzt spiele bloß nicht die 'Ich-habe-Krebs'- Karte aus!“, sagte Lee empört, wusste aber, dass es von TenTen nicht auch nur ansatzweise so gemeint war. „Nein, ich spiele die 'Ich-bin-deine-beste-Freundin-und-du-musst-auf-mich-hören'-Karte aus“, TenTen zwinkerte ihm zu und erhob sich dann mit dem Klingeln, das den Anfang der fünften Stunde ankündigte, „ich muss nach der Schule wegen dem Musikprojekt zu Shikamaru, also sehen wir uns dann erst wieder morgen Abend. Mach dich schick, ich fahre und hole dich ab.“ Das Mädchen ließ ihm erst gar keine Chance zu widersprechen und ließ ihn einfach sitzen. Lee seufzte und fuhr sich durch die Haare. Er hatte natürlich schon öfters mit dem Gedanken gespielt in diese sogenannten Schwulenbars zu gehen. Und Shinjuku ni-chome war bekannt für eine ganze Meile solcher Bars. Egal ob für Männer oder Frauen. Aber er hatte sich dennoch nie durchringen können, es wirklich durchzuziehen. Aber weshalb eigentlich? Die Bars waren nicht wirklich verschiedenen zu ganz normalen, außer eben dass man nicht das entgegengesetzte sondern das eigene Geschlecht liebte. Wieso musste er sich auch immer von TenTen zu so etwas überreden lassen? Er wusste gar nicht, was man da anziehen sollte, wie man sich verhielt oder geschweige denn was er überhaupt zu erwarten hatte. Er hatte noch nie einen richtigen Freund. Er hatte lediglich ein einziges Mal auf einer Party mit einem Jungen geflirtet und ein bisschen mit ihm herumgeknutscht. Dass er auf Männer stand, hatte er erst so wirklich realisiert, als ein Mädchen aus der Unterstufe – womöglich aus Mitleid – mit ihm ausgehen wollte und ihm unwohl wurde, als sie ihn zum Abschied küsste. Es hatte sich ganz anders angefühlt als mit diesem Kerl und auf irgend eine Art und Weise widerte ihn der Kuss mit dem Mädchen an, was er ihr aber natürlich nicht an den Kopf geworfen hatte. Einige Wochen später hatte er sich dann geoutet und seit dem hatte er weder Kontakt zu Mädchen und vor allem nicht zu Jungs, weil diese sich bei jeder kleinster Berührung 'sexuell belästigt' fühlten. Nach einigen Minuten fasste Lee sich wieder und stellte fest, dass die Cafeteria sich komplett geleert hatte und er viel zu spät zu seiner Doppelstunde Informatik kommen würde. Neji, Gaara und Naruto waren währenddessen auf dem Weg zum Biologiesaal im unteren Stock der Schule. Da Jiraiya generell immer zu spät erschien, machten sie keine Anstalten sich zu beeilen. „Oh, verdammt!“, fluchte Naruto und blieb stehen, „ich habe meinen Ordner oben liegen lassen. Ich geh ihn schnell holen, geht schon mal vor. Falls der kauzige Opa schon da sein sollte, entschuldigt mich bitte.“ Der Blonde machte auf dem Absatz kehrt und sprinte die Treppen wieder hoch. „Das ist typisch Naruto“, sagte Neji und lächelte leicht. Gaara nickte nur zustimmend und schwieg. Neji war froh, dass Hinata dieses Mal an einen Kerl wie Naruto geraten war und sich nicht wieder auf einen Idioten wie Kiba eingelassen hatte. Auch, wenn seine Meinung und die seiner Cousine in vielen Punkten auseinander gingen, war sie ihm trotzdem wichtig. Und er war nach dem Motto 'Die Familie kommt immer zuerst' aufgezogen worden. Sein Pflichtbewusstsein ließ ihm daher gar keine andere Wahl. Obwohl ihn immer noch die Wut packte, wenn er an den vergangenen Mittwoch und die Szene auf dem Basketballplatz dachte. „Das mit deiner Mutter tut mir Leid, Gaara. Ich fürchte das haben wir dir alle nie wirklich gezeigt...“, meinte Neji, nachdem er die Ereignisse vom Mittwoch nochmal gedanklich durchgegangen war. „Sie hat dir gesagt, dass sie krank ist?“, fragte Gaara überrascht und schaute Neji an. Ihm war sofort klar, dass er von TenTen sprach. „Wie man es nimmt. Iruka dachte sie hätte es mir und Hinata damals schon gesagt und sprach daher ziemlich offen mit mir...“ „Weiß sie, dass du es weißt?“ „Ja... Sie war nicht gerade begeistert, aber...“, Neji zuckte mit den Schultern, „... kann man ja schlecht rückgängig machen...“ Gaara nickte als Zeichen, dass er verstanden hatte und schwieg dann wieder. Kurz bevor sie am Biologiesaal ankamen, vor dem noch alle Schüler standen und auf den Lehrer warteten, seufzte er und schaute wieder zu Neji. „Danke“, bezog er sich widerwillig auf die Aussage zum Tod seiner Mutter, „es war euch auch nicht wirklich möglich, es zu zeigen oder was auch immer. Ich rede ja nie darüber. Dabei würde ich es aber auch gerne belassen.“ „Natürlich“, sagte Neji verständnisvoll, „ich wollte nur, dass du es weißt.“ „Heißt das, dass du den Streich bleiben lässt?“, fragte er mit Missmut in der Stimme und wollte auch von seinen eigenen, persönlichen Dingen ablenken. „Ich wollte ihn schon vorher nicht mehr machen, aber ja. Ich werde das ganz bestimmt nicht mehr durchziehen. Und ich werde auch nicht mit ansehen wie ein anderer ihr das antut. Sie sollen sich was anderes überlegen oder es ganz bleiben lassen...“, Neji zuckte mit den Schultern und versuchte seinen Ärger zu vergessen, was ihm nicht sonderlich gut gelang, „das war wahrscheinlich auch der Grund, wieso Kiba, Sasuke und Kankuro in der Pause nicht bei uns waren. Ihnen gefiel es nicht, dass ich mich weigere.“ „Sie werden darüber hinwegkommen“, meinte Gaara monoton. Im nächsten Moment tauchte Naruto fast zeitgleich mit dem Biologielehrer auf und die Schüler begaben sich in den Saal, um eine weitere Unterrichtsstunde hinter sich zu bringen. Nach der fünften Stunde begab sich TenTen auf den Schulhof. Es war sehr schönes Wetter und die Sonne schien vom klaren, blauen Himmel, weshalb sie lieber hier statt drinnen auf die anderen warten wollte. Sie setzte sich in ein kleines Rondell unter den Bäumen in Nähe des Ein- und Ausgangs der Schule, damit sie Matsuri und Shikamaru auch nicht verpassen würde. Ihre Tasche stellte sie neben sich und entspannt lehnte sie sich zurück und genoss die warmen Sonnenstrahlen. „Siehst du die? Sie verbringt dauernd ihre Freistunden oder Mittagspausen alleine. Ich habe gehört sie soll keine Freunde haben, aber wen wundert das schon?“, kicherte ein blondes Mädchen, das in die Stufe direkt unter TenTens ging zu ihrer Freundin. Die junge Umino dagegen schaute nur kurz teilnahmslos zu den beiden Mädchen herüber, die das Schulgelände immer noch kichernd verließen und wandte dann ihren Blick wieder zur Eingangstür. Was interessierte es sie was andere Leute von ihr dachten? Die beiden kannten sie noch nicht einmal. Als nächstes kam ein kleineres Kind mit traurigem Gesichtsausdruck und verweinten Augen aus der Tür heraus. Ihm folgte ein Junge, der mindestens zwei Klassen über ihm war und lachte ihn aus. „Jetzt renne aber schnell zu deiner Mama, du Heulsuse“, spottete der Ältere und lachte weiter. Er verschwand in die Richtung, in die auch die beiden Mädchen gegangen waren und ließ den immer noch weinenden Jungen stehen. TenTen beäugte ihn noch kurz und konnte sich irgendwie nicht von ihm abwenden. Der kleine Junge tat ihr Leid, wie er da stand mit roten Augen und strubbeligen Haaren. „Jetzt fängt das Mobben schon in der fünften Klasse an...“, dachte sie bitter und wäre am Liebsten zu dem Schüler hingegangen und hätte ihn umarmt. „Kenji, was ist denn passiert?“, fragte plötzlich eine besorgte Stimme und eine hübsche Frau mittleren Alters und ein stattlicher Mann liefen auf ihn zu. Letzterer nahm den Jungen auf den Arm, während die Frau ihm die Haare aus dem Gesicht strich und seine Tränen wegwischte. TenTen bedachte die Szene mit einem traurigen Lächeln und wandte ihren Blick dann schnell ab und versuchte ihre Konzentration auf etwas anderes zu legen. „Du vermisst deine Eltern immer noch sehr, oder?“, ertönte Nejis Stimme ganz in ihrer Nähe. Überrascht blickte sie auf und entdeckte, dass er neben ihr stand. „Wie lange stehst du schon da?“, ohne auf seine Frage einzugehen, rückte sie ihre Tasche etwas auf die Seite, damit Neji sich neben sie setzen konnte. „Nicht lange“, antwortete er, setzte sich neben sie und schaute der kleinen Familie nach, wie sie den Schulhof verließ und ins Auto stieg, „jetzt beantworte meine Frage.“ TenTen blickte an irgendeinen beliebigen Punkt und zuckte mit den Schultern. „Nicht mehr als jeder andere seine Eltern vermissen würde, schätze ich.“ „Das war keine konkrete Antwort, TenTen. Ich wollte wissen, ob du deine Eltern vermisst. Nicht die Allgemeinheit.“ Neji ließ nicht locker und musterte sie eindringlich. Er hatte ihren traurigen und sehnsüchtigen Blick gesehen, als die Eltern des kleinen Jungen sich so liebevoll um ihn gekümmert hatten. „Ja, ich vermisse sie...“, hauchte TenTen geschlagen und lächelte erneut traurig, „aber kann man nichts machen.“ „Ich will jetzt nicht gefühlskalt oder so herüberkommen, im Gegenteil. Aber... denkst du nicht, dass du nach sechs Jahren vielleicht loslassen solltest? Weitergehen und es hinter dir zurücklassen? Natürlich vermisst du deine Eltern, das ist nur menschlich, aber es scheint als ob du dich noch zu sehr davon beeinflussen lässt...“, Neji versuchte seine Worte mit Bedacht zu wählen und hoffte, dass er TenTen nicht zu sehr verärgerte. „Doch, denke ich. Aber ich kann mich nicht dazu zwingen es zu vergessen. Je mehr ich das versuche, desto mehr brennt es sich mir ins Gedächtnis. Jedes Mal, wenn ich einen Lastwagen an mit vorbeifahren sehe, denke ich, dass der Kerl, der da drin sitzt, meine Eltern vielleicht umgebracht hat... Ich kann es nicht hinter mir lassen, solange der Kerl noch da draußen herumläuft und nicht bestraft wurde...“, sagte TenTen ruhig und ehrlich. In ihrer Stimme lag aber auch ein Hauch von Verzweiflung, da es sie wirklich zu verfolgen schien. Sie zog die Beine an und stellte sie danach sofort wieder auf den Boden, da sie ein knielanges, dunkelgrünes Kleid trug, das bei ihrer Bewegung gleich verrutschte. Neji wusste nicht wirklich, was er daraufhin erwidern sollte, weshalb er seine Hand auf ihre legte und sie leicht drückte. Er konnte sich nicht einmal ansatzweise vorstellen, wie sie sich dabei fühlen musste, nicht zu wissen, wer ihren Eltern damals die Vorfahrt genommen hat. Zu gern hätte er jetzt zu ihr gesagt, dass er ihr helfen werde und dass sie das Schwein finden würden, aber wenn die Polizei damals nichts unternommen hat, würden sie es sechs Jahre später erst recht nicht. Die junge Umino schenkte ihm ein kleines, dankbares Lächeln. „Ich weiß noch nicht einmal, wieso ich dir das erzähle... Iruka und ich sprechen kaum darüber. Wir vermeiden es die meiste Zeit...“, gestand sie und biss sich leicht auf die Unterlippe. „Du kannst mir vertrauen“, versicherte Neji ihr und zog seine Hand langsam wieder zurück, „aber ich glaube Irukas Ansicht unterscheidet sich nicht viel von deiner. Hat er dir erzählt, wie oft der damals noch zur Polizei ging und sie umzustimmen versucht hat? Er hat alles unternommen, was er konnte und wollte unbedingt, dass sie weiter nach diesem Lastwagenfahrer suchen. Er ist ihnen schon so sehr auf die Nerven gegangen, dass sie ihn beinahe selbst eingesperrt hätten.“ „Nein, das hat er mir nicht erzählt“, sagte TenTen erstaunt und musste dann lachen, „aber das klingt ganz nach ihm.“ „Von mir hast du es nicht“, zwinkerte Neji und lehnte sich ebenfalls zurück. „Eines meiner Geheimnisse gegen eines seiner Geheimnisse – das ist nur fair“, rechtfertigte sich TenTen und verschränkte die Arme. Sie nahm es Iruka schon lange nicht mehr böse, dass er es Neji aus Versehen verraten hatte. Sie konnte ihrem Bruder generell nicht lange böse sein, schließlich war er auch der Letzte aus ihrer Familie, den sie noch hatte. Und bei allem, was er schon für sie getan hatte, durfte er ruhig ab und an mal in ein Fettnäpfchen treten. Außerdem hatte es Neji ja zu ihrem Glück relativ gut und diskret behandelt. „Hast du denn noch mehr Geheimnisse?“, neckte Neji sie und schaute sie neugierig an. „Wenn ich welche hätte, wieso sollte ich sie ausgerechnet dir anvertrauen?“, fragte TenTen ebenfalls neckend und zog skeptisch eine Augenbraue hoch. „Weil du mich gutaussehend findest“, argumentierte Neji und grinste, als TenTens Wangen sich röteten. „Das hast du dir natürlich wieder gemerkt“, stammelte sie und zupfte ihr Kleid zurecht. „Aber natürlich. Komplimente von hübschen Frauen, vergesse ich nicht“, er zwinkerte ihr erneut zu, streckte sich und schaute auf die Uhr, um zu schauen wann die anderen kommen. „Das darf jetzt nicht wahr sein, oder?“, fragte eine aufgebrachte Stimme und unterbrach Nejis und TenTen Unterhaltung über nebensächliche Dinge. „Was willst du, Kiba?“, murrte Neji genervt und hoffte, dass der Inuzuka nicht schon wieder einen Aufstand machen wollte. „Es war also dein Ernst, ja? Was du am Mittwoch auf dem Basketballplatz gesagt hast?“, Kiba hielt sich mit seinen Äußerungen noch etwas zurück und ließ das Vorhaben mit dem Streich nicht durchscheinen, da er immer noch Hoffnungen hatte, dass Neji ihn verarscht hatte und nur hier mit TenTen saß, um seinem Ziel näher zu kommen. „Es war mein Ernst. Schön, dass du das auch endlich bemerkst.“ Neji Stimme war trocken und kühl. Es war das erste Mal, dass er mit Kiba redete seit sie aneinander geraten waren. „Du bist ein elender Verräter. So etwas wie dich kann man echt nicht seinen Freund nennen“, Kiba fuchtelte mit seinen Händen vor Neji herum und der Hyuuga bemerkte, wie sich TenTen verspannte. Ihr schien die Situation unangenehm zu sein und anscheinend hatte sie Angst, dass es gleich in einer Schlägerei ausartete. „Dann nenne mich nicht deinen Freund, Kiba“, erwiderte der Angesprochene gleichgültig und stöhnte noch genervter aus, als sich Hinata den dreien näherte. „Was ist denn hier schon wieder los?“, fragte sie mit ihrer typischen leisen Stimme. „Dein Cousin gibt sich lieber mit solchen erbärmlichen und unauffälligen Personen ab, wie dieser hier, die auf die Tränen- und Mitleidsnummer kommen, um überhaupt beachtet zu werden“, machte Kiba seinem Zorn Luft und deutete immer wieder auf TenTen, die ihren Blick auf den Boden gerichtet hatte und sich in dem Moment einfach nur wünschte woanders zu sein. Im Hintergrund ertönte die Schulklingel, aber die vier Schüler ließen sich davon nicht beeinflussen. „Lass sie da raus“, meinte Neji nur und bedachte Kiba mit einem angewiderten Blick, „merkst du überhaupt wie sehr du dich verändert hast?“ Kiba wollte erneut zu einem Fluchstrom ansetzen, doch überraschenderweise hielt Hinata ihn zurück. „Lass es. Du erregst hier viel zu viel aufsehen. Wenn er mit ihr Zeit verbringen will, lass ihn eben, ist nicht deine Sache“, meinte sie standhaft und erntete dafür verwunderte Blicke sowohl von ihrem Cousin als auch von ihrer ehemaligen besten Freundin, „dir kann sie eigentlich egal sein oder höchstens Leid tun, weil sie so überaus naiv ist.“ TenTen verdrehte die Augen und wandte ihren Blick wieder von der Hyuuga ab. Wie hatte sie auch nur annehmen können, dass sich irgendwas verändert hätte. „Ja und weißt du, warum du mir noch Leid tust? Wenn du morgen verschwinden würdest, weil du wegziehst oder dich jemand kidnappt oder sonst was – würde es keine Sau bemerken, weil sich einfach keine Sau für dich interessiert. Du existiert an dieser Schule noch nicht einmal.“ Kiba schien jetzt alles losgeworden zu sein, was er loswerden wollte und spuckte TenTen nochmals demonstrativ vor die Füße. Unter den Mitschülern trat Stille ein. Selbst Hinata war durch Kibas Aussage etwas zurückgewichen und schien es als etwas zu hart zu empfinden. Neji starrte seinen ehemaligen Kumpel mit leerem Blick an und ballte seine Hände zu Fäusten. TenTen saß nur da, unfähig etwas zu sagen oder zu denken. Ihr Kopf war leer, ihre Kehle war trocken, in ihrem Magen hatte sie ein mulmiges Gefühl. „Huhu, wir können jetzt los!“, rief Matsuri im nächsten Moment fröhlich und als hätte sie jemand wach gerüttelt, griff TenTen schnell nach ihrer Tasche, sprang förmlich auf und begab sich schnellen Schrittes zu Matsuri, die mit Shikamaru und Temari auf sie und Neji wartete. Auch Neji erhob sich, hängte sich seine Tasche um und entfernte sich stumm von Kiba und Hinata. „Da fällt dir jetzt nichts dazu ein, was?“, provozierte Kiba ihn nochmals und Neji drehte sich zu ihm um. Seine Lippen verzogen sich kurz, als ob er etwas hätte sagen wollen, bildeten daraufhin aber einen strengen Strich und begaben sich wieder in Ausgangsposition, ohne sich zum Reden geöffnet zu haben. Sein Blick fiel auf Hinata, welche leicht zusammenzuckte. Noch nie war Nejis Blick so hasserfüllt, anschuldigend und enttäuscht zugleich gewesen. Der Hyuuga schüttelte den Kopf, schnaubte leicht aus und lief dann zu seiner Musikprojektgruppe und Temari. „Ist also okay mit dir? Du siehst ziemlich blass aus“, sagte Matsuri besorgt und musterte TenTen. „Alles bestens“, sagte sie schnell, gab sich aber keine Mühe es auch überzeugend klingen zu lassen. Temaris Blick wanderte zu Kiba, Hinata und Neji, der auf sie zugelaufen kam. „Hat er sich mal wieder abfällig geäußert?“, fragte sie mit einem Blick zu Kiba, doch von TenTen erhielt sie nur ein teilnahmsloses Schulterzucken. Als Neji bei der Gruppe ankam, verwickelte TenTen Matsuri schnell in ein Gespräch über das Lied, das sie machen wollten, da sie auf keinen Fall mit Neji über das eben Geschehene sprechen wollte. Neji bemerkte es, seufzte leicht und begab sich dann mit den anderen auf den Parkplatz zu seinem und Shikamarus Auto, um zu ihm nach Hause zu fahren. TenTen hatte sich entschieden bei Shikamaru mitzufahren, da sie noch so viel mit Matsuri zu bereden hätte, da sie ja den Song noch nicht wirklich auf der Gitarre geübt hatte. Neji wusste, dass es nur ein Vorwand war, um nicht mit ihm über die Sache mit Kiba reden zu müssen, wandte aber nichts ein und fuhr Shikamaru in seinem eigenen Auto hinterher. Er wollte es nicht unbeaufsichtigt an der Schule stehen lassen; was sein Auto anging, war der Hyuuga etwas eitel. Die Gruppe versammelte sich letztendlich im Haus der Naras und zu TenTens schrecklicher Erkenntnis war auch sein Vater daheim. „Miss Umino. Sie müssten doch eigentlich noch das Bett hüten“, warf er ihr auch vor, sobald er sie unter den anderen erkennt hatte, „Anstrengung ist jetzt wirklich nicht das Beste für Sie.“ TenTen kratze sich verlegen am Hinterkopf und räusperte sich. „Ich fühle mich gut soweit. Ich wollte meine Gruppe nicht hängen lassen...“ „Aber Sie waren doch wohl nicht in der Schule, oder?“, hakte er nach und musterte sie streng. „Ich habe sie gerade vor ihrem Haus abgeholt. Sie hat sich also von ihrem Bett nur in mein Auto und jetzt gleich wieder auf die Couch bewegt“, half Shikamaru ihr aus der Situation, da er wusste, wie es war von seinem Vater eingeschüchtert zu werden, „wir überfordern sie schon nicht, Paps, keine Sorge.“ Der Chefarzt seufzte und bedachte TenTen nochmals kurz mit einem strengen Blick. „Dann will ich euch das mal glauben... Deine Mutter hat euch etwas zu essen gemacht und Getränke sind auch verschiedene da... Ich muss dann mal wieder los, ich hatte nur eine Akte hier vergessen. Bis heute Abend“, verabschiedete sich Shikamarus Vater, drückte seiner Frau einen Kuss auf die Wange und verließ das Haus. TenTen warf Shikamaru einen dankenden Blick zu und der Nara-Sprössling lächelte nur verstehend. „Na, dann kommt mal in die Küche. Der Tisch ist schon gedeckt“, sagte Shikamarus Mutter freundlich und die Schüler setzten sich an den Küchentisch und aßen zu Mittag, bevor sie sich an ihre eigentliche Arbeit machten. TenTen stellte beklemmt fest, dass es Chili gab, das sie auf keinem Fall essen durfte, da es ihren Magen in ihrer Situation viel zu sehr reizte. Mit der Ausrede bei dem heißen Wetter nichts Warmes essen zu können, hielt sie sich entschuldigend an den ohnehin schon üppigen Salat. „Du bist doch wohl nicht etwa auf Diät, oder?“, fragte Matsuri skeptisch, „fang jetzt bitte nicht an wie du weißt schon wer...“ Sie wollte Inos Namen nicht direkt aussprechen, da sie sich in Temaris Anwesenheit nicht sicher war, ob dieser Zug sonderlich schlau gewesen wäre. TenTen lächelte amüsiert. „Nein, bin ich nicht. Bei dem Wetter vertrage ich nur kalte, leichte Gerichte besser...“, versuchte sie sich herauszureden und fühlte sich sichtlich unwohl. Sie fühlte sich unhöflich das Essen abzulehnen, dass seine Mutter extra für die kleine Gruppe vorbereitet hatte, aber auf der anderen Seite wäre es noch unfreundlicher den ganzen Tag in ihrem Badezimmer zu verbringen und in ihr den Anschein zu erwecken, dass ihr Essen schlecht gewesen war. „Ist ja auch viel gesünder so“, sagte Neji und wollte ihr etwas helfen, da er schließlich die wahren Beweggründe erahnen konnte. TenTen lächelte ihm kurz milde zu und wandte sich dann wieder zu ihrem Teller. Nachdem alle aufgegessen hatten begaben sich Shikamaru, Neji, Matsuri, Temari und TenTen in den Keller des Hauses, wo ein kleiner Proberaum eingerichtet war. In der rechten hinteren Ecke stand Shikamarus Schlagzeug, etwas weiter links daneben ein Keyboard und neben der Tür lehnte eine Akustikgitarre an der Wand. „Wie gut, dass ihr alle Instrumente habt. Das hat uns das Herumschleppen erspart“, meinte Matsuri, setzte sich auf den Hocker hinter dem Keyboard und spielte einige Töne, „hast du irgendwo etwas üben können?“ Ihr Blick wanderte zu Neji, der leicht nickte. „Ja, mein Onkel hat mich mit zu einem seiner Freunde genommen, der Musiklehrer ist. Er hat mir die Grundkenntnisse etwas näher gebracht. Ich denke ich dürfte es hinbekommen.“ „Okay, sehr schön“, sagte sie zufrieden und stand wieder auf, „und du schaust einfach mal, ob du es hinbekommst, wenn nicht kann ich das auch noch machen. Ich hatte bisher zwar nur ein oder zweimal eine Gitarre überhaupt in der Hand, aber es wird schon schief gehen.“ „Tut mir wirklich Leid...“, entschuldigte sich TenTen zum wiederholten Male mit schlechtem Gewissen. „Das war sicher kein Vorwurf. Du kannst nichts dafür, wenn du krank wirst oder dich nicht fit genug fühlst“, mischte sich dann auch Temari ein, die sich auf einer Couch auf der anderen Seite der Tür niedergelassen hatte. TenTen musterte sie einen kurzen Moment und fragte sich, ob Gaara ihr vielleicht etwas erzählt hatte. Dann fiel ihr aber wieder ein, dass er ihr versprochen hatte, es für sich zu behalten und sie traute ihm auch nicht zu dieses Versprechen zu brechen. „Nein, es war ganz und gar kein Vorwurf“, wandte Matsuri schnell ein und wollte nicht, dass es falsch herüberkam. „Schon gut, lasst uns anfangen“, meinte TenTen und lächelte zaghaft. Shikamaru positionierte sich hinter seinem Schlagzeug, Neji setzte sich mit seinen Noten hinter das Schlagzeug und Matsuri stellte sich etwas unbeholfen mit einzelnen Textzeilen, die sie sich nicht merken konnte, dazwischen. TenTen schnappte sich ebenfalls einen Hocker und nahm die Gitarre zu sich. Dann fingen sie an zu proben, während Temari ihnen zuschaute und zuhörte und ihnen Verbesserungsvorschläge gab. Nach drei Stunden mussten sie ihre Probe schließlich einstellen, da die ersten Beschwerden der Nachbarn kamen. „Aber wir sind doch einen ganzes Stück weit gekommen“, meinte Shikamaru und schien zum ersten Mal seit TenTen etwas mehr mit ihm zu tun hatte nicht genervt zu sein. „Ja, das finde ich auch“, stimmte Matsuri ihm zufrieden mit der Leistung der Gruppe zu. Neji nickte nur zustimmend und TenTen stellte schweigend die Gitarre wieder zur Seite. Dafür, dass sie nicht viel geübt hatte, war sie ganz gut mitbekommen und die anderen hatten ihre Parts schon ziemlich gut drauf. Sie machte sich also keine Gedanken darüber, dass sie es bis zum vorgegebenen Termin nicht schaffen würden. „Ich würde sagen noch ein oder zwei Proben und dann seid ich auch schon so weit“, meinte Temari lächelnd. Die anderen nahem es ihr nicht böse, dass sie sich ständig einmischte, da ihre Ratschläge wirklich gut waren und sie weiter brachten. Sie schien das musikalische Gehör von ihrem Vater geerbt zu haben und deshalb vertrauten sie auf die Sabakuno. „Gut, dann denke ich war es das für heute“, gähnte Neji und hielt sich eine Hand vor den Mund. „Mhm...“, kommentierte Shikamaru und streckte sich, „wir müssten auch dann auch langsam rausschmeißen... Wir haben für heute Abend noch was anderes geplant. Soll ich euch noch nach Hause fahren?“ Shikamarus Blick galt nun den beiden Mädchen. „Nein, quatsch. Ich wohne ja nicht weit weg. Ich laufe die paar Meter. Es ist ja noch hell draußen“, antwortete Matsuri fröhlich und schnappte sich ihre Sachen. „Und du, TenTen? Ist ja schon ein ganz schönes Stück“, bot er der Umino an. „Mich musst du auch nicht extra fahren. Ich kann genauso gut Iruka anrufen“, winkte sie lächelnd ab und holte ihr Handy heraus. „Ich kann dich auch fahren, liegt sowieso auf dem Weg“, meldete sich nun Neji zu Wort und musterte TenTen, wobei es nicht die ganze Wahrheit war. Einen kleinen Umweg musste er schon fahren aber ob sie wollte oder nicht, irgendwann mussten sie darüber reden, was Kiba gesagt hatte. „Nein... Ist schon okay...“, versuchte TenTen ihn freundlich abzuwimmeln, aber Neji ließ nicht locker. „Jetzt wende dich bloß nicht wieder von mir ab“, blieb Neji standhaft. Er sagte es etwas leiser und nur zu TenTen, aber die anderen hatten es natürlich trotzdem gehört und fragten sich, was passiert war. „Ich kann dich auch fahren.. Is wirklich kein Ding“, meinte Shikamaru und schaute fragen zu seiner Freundin, als sie ihm leicht in den Arm kniff. TenTen seufzte und steckte das Handy weg. „Nein, ist schon okay. Neji kann mich fahren. Aber danke.“ Die kleine Gruppe verabschiedete sich voneinander und während Shikamaru und Temari sich für ihren Abend fertig machten, lief Matsuri einige Meter nach Hause und TenTen stieg zu Neji ins Auto. Schweigend schnallte sie die junge Umino an und Neji starrte zunächst ebenso wortkarg das Auto. Erst nach einigen Metern entschloss er sich dazu die Stille zu stören. „Hast du denn gar nichts dazu zu sagen?“, fragte er sie ruhig. „Wozu?“, wollte sie abweisend wissen. „Du weißt genau wovon ich rede, TenTen.“ „Kiba mochte mich noch nie. Das wusste ich schon vor heute“, entgegnete sie desinteressiert und schaute aus dem Beifahrerfenster. Sie hatte keine Lust darüber zu reden. „Das tut hier nichts zur Sache. Selbst, wenn er dich nicht mag, ist es kein Grund so etwas zu sagen“, versuchte Neji ihr verständlich zu machen. Er konnte beim besten Willen nicht verstehen, wieso es ihr nichts auszumachen schien oder weshalb sie es gekonnt aus ihrem Gedächtnis strich. „Was willst du hören, Neji? Er schikaniert mich und auch Lee seit Jahren. Mich überrascht es nicht, dass er es gesagt hat, auch wenn es weiter ging als sonst. Ich kenne ihn nun mal so. Dass du das nicht wahr haben willst, ist nur natürlich. Schließlich ist er einer deiner besten Freunde. Bei mir sieht das eben anders aus.“ „War“, korrigierte Neji sie ernst und schien schon allein bei dem Gedanken an Kiba wieder stinksauer zu werden. „Sag das nicht“, zum ersten Mal seit sie im Auto waren schaute sie ihn direkt an. „Wieso nicht?“, wollte er wissen, hielt an der roten Ampel an und schaute ebenfalls zu ihr. „Weil du dich nicht wegen mir mit deinen Freunden streiten sollst oder dich mit ihnen prügeln oder von ihnen entfernen oder sonst was.“ „Das alles hat nichts mit dir zu tun. Vielleicht warst du der Auslöser, aber an nichts, was Kiba getan hat, bist du daran Schuld. Das ist allein er und sein Charakter.“ „Achja? Und was ist dann mit eurer Wette? Hat es nicht damit angefangen?“ Ihr Blick lag wieder auf ihm, anschuldigend, verletzt, aber auch mit einem Schimmer Hoffnung, dass sie falsch lag. „Was meinst du...?“, stellte Neji sich dumm und hoffte glaubwürdig herüberzukommen. „Eure jährlichen Streiche. Was sonst. Ich mag unauffällig gewesen sein, aber ich lebe nicht hinter dem Mond. Die ganze Schule spricht jedes Jahr davon. Und dieses Jahr soll ich wohl das Opfer sein. Was zumindest erklären würde, weshalb du plötzlich den Kontakt wieder aufgenommen hast“, sagte TenTen mit fester Stimme und machte Neji unbewusst ein schlechtes Gewissen. Der Hyuuga schaute sie eine Weile lang an, ohne etwas zu sagen, bis er von lauten Hupen hinter ihm aus seinen Gedanken gerissen wurde. Er fuhr schnell an und überquerte die Kreuzung, hinter der er rechts auf einen Parkplatz eines kleinen Imbisses anhielt. Er schaltete den Motor aus, zog die Handbremse und seufzte laut aus. „Der Streich hat nichts mit dir zu tun, TenTen. Alle, die etwas anderes behaupten, lügen“, er schaute sie an und fühlte sich unwohl. Zwar war das keine komplette Lüge, aber auch nicht die komplette Wahrheit. Immerhin hatte er den Streich abgesagt und den anderen regelrecht verboten TenTen da mit reinzuziehen, aber schlussendlich war sie am Anfang immer noch eingeplant gewesen. „Einer gegen Alle. Wieso sollte ich da ausgerechnet dir glauben“, meinte TenTen bitter, „als du erfahren hast, dass ich Krebs habe, hast du dich dann wohl schnell anders entschieden. Oder gehört das alles noch dazu?“ „TenTen“, sagte Neji schon fast bittend. Er wollte nicht, dass sie so etwas sagte und er wollte nicht daran denken, dass sie Recht hatte. Nur zu gern hätte er ihr die Wahrheit gesagt, aber irgendwas in ihm hinderte ihn daran. Er brachte es einfach nicht übers Herz und er wollte sie nicht traurig und verletzt sehen. „Wenn du wirklich nichts damit zu tun hast und aus anderen Gründen wieder Zeit mit mir verbringst, dann sieh mir in die Augen und sag es.“ Abwartend schaute sie ihn an und hatte Angst vor dem, was als nächstes passieren könnte. Neji riss sich zusammen, sperrte sein schlechtes Gewissen in die hinterste Kammer seines Gehirns und schaute TenTen in ihre braunen Augen. „Ich hab nichts mit den Streich zu tun. Ich führe in dieses Jahr nicht aus und du bist auch nicht darin involviert. Jedenfalls nicht so weit ich weiß. Ich habe den Kontakt einfach nur so wieder zu dir aufbauen wollen, weil du mir gefehlt hast. Deshalb – und nicht weil du Krebs hast – werde ich mich auch auf deine Seite stellen, wenn Kiba dir wieder blöd kommt. Ich hasse Leute, die andere beurteilen, obwohl sie sie gar nicht kennen. Und Kiba kennt dich kein Stück. Ich schon.“ TenTen zögerte und musterte ihn weiter. Sie suchte nach dem kleinsten Anzeichen, dass er sie vielleicht doch anlog, aber sie konnte nichts erkennen. Er schaute ihr standhaft und ehrlich in die Augen. Sie wandte ihren Blick weg und verkrampfte sich etwas im Beifahrersitz. „Es tut mir Leid...“, wisperte sie reumütig, „ich sollte vielleicht nicht alles glauben, was man herum erzählt... Lee hat sich nur solche Sorgen gemacht, als er davon gehört hat und da hab ich irgendwie auch angefangen darüber nachzudenken...“ „Du musst dich nicht entschuldigen und auch nicht rechtfertigen. Es ist dein Recht mich anzuzweifeln. Nach drei Jahren dauert es um einige Zeit länger bis das Vertrauen wieder aufgebaut ist“, kam Neji ihr entgegen und lächelte leicht. Dass er ihre Entschuldigung nicht verdient hatte, wollte er an der Stelle noch immer nicht erwähnen. Nachdem sich die Spannung zwischen den beiden gelegt hatte, startete Neji erneut den Motor seines Autos und fuhr TenTen schließlich nach Hause. „So, da wären wir“, sagte er, als er vor der Einfahrt der Uminos parkte. „Danke“, sagte TenTen freundlich und schnallte sich ab. „Ich bring dich noch zur Tür“, meinte Neji und schnallte sich ebenfalls ab. TenTen lachte. „Ist das jetzt dein Ernst?“ „Was denn?“, fragte Hinatas Cousin leicht verwirrt. „Das sind drei Meter. Die bekomme ich gerade noch so hin, glaube ich“, die junge Umino zwinkerte ihm zu und öffnete die Autotür, um auszusteigen. „Warte“, hielt Neji sie zurück und TenTen schaute ihn fragend an, „was machst du morgen Abend?“ „Ich habe keine Zeit“, wie die Angesprochene ihn mit einem entschuldigenden Blick ab und musste an das 'Date' mit Lee denken. „Was machst du denn?“, fragte der Hyuuga etwas misstrauisch und ging wohl davon aus, dass sie ihm nur wieder aus dem Weg gehen wollte. „Ich bin mit Lee verabredet... Ich glaube nicht, dass du wissen willst, was wir machen“, antwortete TenTen ihm wahrheitsgetreu. Neji beließ es dabei und schenkte ihr Glauben. „Und Sonntag?“ „Ich muss mal in meinem Terminkalender schauen, ob ich dich irgendwo unterbringen kann“, scherzte TenTen und kicherte, da Neji den Witz nicht verstanden hatte und sie in seinem Stolz verletzt anstarrte, „das war nicht mein Ernst. Sonntag müsste gehen... Was hast du denn vor?“ „Magst du Überraschungen?“, wollte er wissen. TenTen legte den Kopf schief. „Seit ich vor drei Jahren wegen einem Verdacht auf eine Magen-Darm-Grippe ins Untersuchungszimmer beim Arzt bin und mit Krebs wieder herauskam, eher nicht mehr, nein“, sagte TenTen trocken und Neji musste trotz der makaberen Situation über ihre Art grinsen. „Was hältst du von einem Picknick irgendwo? Natürlich mit deinem Magen angepasster Nahrung“, setzte er übertrieben betont hinzu, was TenTen zum Lächeln brachte. „Einverstanden... Aber bitte irgendwo an einem abgelegeneren Ort... Eben irgendwo, wo man nicht auf so viele Leute trifft, die man kennt...“, bat sie zurückhaltend. „Ist es dir so peinlich, dich mit mir in der Öffentlichkeit sehen zu lassen?“, lachte Neji, wusste aber natürlich was sie meinte. „Nein“, seufzte sie resignierend, „also?“ „Gerne. Ich möchte ihnen auch nicht unbedingt über den Weg laufen“, stimmte er zu. TenTen lächelte und stieg schließlich aus dem Auto aus. Sie winkte ihm lächelnd zu und entfernte sich vom Auto, als Neji das Fenster herunterließ und ihr noch etwas zurief. Verblüfft und gerührt drehte sie sich um. „Falls es dir ein Trost ist: Ich würde es bemerken, wenn du morgen nicht mehr da wärst. Ich hätte es auch die letzten drei Jahre bemerkt.“ Dann fuhr er davon. TenTen lächelte glücklich, als sie dem Auto nachsah. Sie war froh sich in Neji getäuscht zu haben und dass nichts an den Gerüchten mit dem Streich dran war. Wahrscheinlich hatten sich das irgendwelche Fangirls ausgedacht, weil sie eifersüchtig waren. Als das Auto außer Sicht war, drehte sich TenTen zu Haustür um, welche sie dann ansteurte. Aus den Augenwinkeln bemerkte sie, dass Iruka am Fenster stand und herausschaute. „Elender Stalker“, dachte sie amüsiert und machte sich darauf gefasst ihm einige Fragen beantworten zu müssen, sobald sie ins Haus trat. Kapitel 10: Zwischen Hoffnung und Realität. ------------------------------------------- Hey Leute, es tut mir wie immer unbeschreiblich Leid, dass es mit dem neuen Kapital so lange gedauert hat. Ich hab es schon vor Ewigkeiten angefangen, bin aber erst heute dazu gekommen den letzten Abschnitt fertigzustellen. Jetzt, da ich mein Abitur und alles hinter mir habe und nicht mehr zur Schule muss, finde ich aber hoffentlich des Öfteren mal etwas Zeit zum Schreiben! Ich werde meine Geschichte auf jeden Fall zu Ende führen ;) Ich hoffe euch gefällt das Kapitel und ihr bleibt mir weiterhin treu :P Viel Spaß beim Lesen!! -------------------------------------- Kapitel 10: Zwischen Hoffnung und Realität „Ach, Lee. So schlimm war es jetzt auch wieder nicht“, lachte TenTen ins Handy und setzte sich in ihrem Bett auf, „ich fand den Abend lustig.“ „Ja, aber es war ungewohnt und... ach, keine Ahnung, ich weiß ja auch nicht“, ertönte Lees Stimme am anderen Ende der Leitung. „Sieh es positiv. Immerhin hast du jetzt vier neue Nummern von süßen Jungs. Wehe du rufst sie nicht an und verabredest dich einmal!“ „Doch, doch. Werde ich machen... Ich kann mich nur noch nicht entscheiden wen...“ „Verabrede dich doch einfach mit allen einmal?“, fragte TenTen selbstverständlich. „Ja, genau. Dann fühlen sie sich bestimmt auch nicht verarscht“, meinte Lee sarkastisch. „Was denn? Sie müssen doch nicht wissen, dass du dich noch mit anderen triffst? Und selbst wenn, da ist doch nichts dabei. Du triffst dich ja nur mit ihnen und hüpfst nicht gleich mit jedem ins Bett.“ „Man merkt, dass du noch nie mit jemandem richtig aus warst“, lachte Lee und TenTen konnte ihn förmlich durch das Telefon den Kopf schütteln sehen. „Danke“, murrte die junge Umino und zog eine Schnute, die ihr bester Freund natürlich nicht sehen konnte. „Obwohl da fällt mir ein... Du hast ja heute ein richtiges Date mit Neji“, neckte er sie und TenTen seufzte. „Dazu werde ich jetzt einfach nichts sagen.“ „Komm schon, TenTen. Ein Kerl geht nicht einfach mal so mit einem Mädchen picknicken. Jungs picknicken nicht sonntags gerade mal so aus Freundschaft. Es ist ein Date“, bestimmte Lee und grinste. „Was auch immer“, murmelte TenTen und stand von ihrem Bett auf. Sie ging zum Fenster und öffnete es, um ein bisschen frische Luft reinzulassen, was durch die Hitze draußen nicht wirklich funktionierte. „Bist du denn schon aufgeregt? Auch wenn es deiner Meinung nach kein Date ist?“ „Ein bisschen“, gestand TenTen, nachdem sie kurz über die Frage nachgedacht hatte, „wobei ich echt nicht weiß wieso.“ „Wahrscheinlich, weil du ihn magst“, vermutete ihr bester Freund. „Das sollte ich aber nicht...“ „Je mehr du dich dagegen wehrst, desto mehr magst du ihn aber. Lass es doch einfach auf dich zukommen und schau was daraus wird... Denke einmal nicht an deine Krankheit.“ „Das wäre aber nicht fair... Er weiß, dass ich krank bin und ich weiß, dass er es weiß...“ „Du sagst es, Liebes. Er weiß, dass du krank bist. Also weiß er auch, worauf er sich einlassen würde, wenn sich zwischen euch denn mehr als Freundschaft entwickeln sollte... Es ist seine Entscheidung.“ TenTen seufzte geschlagen und schaute aus dem Fenster. „Ich werde mich dann so langsam mal fertig machen... Ich denke ich rufe dich dann später nochmal an und wenn nicht sehen wir uns morgen, okay?“ „Okay. Ich wünsche dir viel Spaß heute Mittag... Ich überlege noch ein wenig, mit wem ich mich denn am meisten treffen möchte...“ „Tu das und teile es mir dann mit“, lachte TenTen, „bis dann.“ Sie klappte ihr Handy zu und schmiss es zurück auf ihr Bett. Sie hatte noch eine Stunde Zeit bevor Neji sie abholen würde und musste sich noch duschen, Haare waschen, Haare föhnen, etwas Nettes zum Anziehen finden und noch etwas zum Essen und Trinken für die beiden zusammenpacken. Da Neji fahren würde und den Platz ausgesucht hatte, wollte TenTen ihm wenigstens beim Essen und Trinken helfen, auch wenn das dem Hyuuga nicht ganz recht gewesen war. Schleppend begab sie sich ins Badezimmer und stieg unter die Dusche. Sie fühlte sich müde und ausgelaugt vom vorherigen Abend. Sie und Lee waren erst gegen drei Uhr nachts nach Hause gekommen und für TenTen war das sehr spät, da sie es einfach nicht gewohnt war und sich generell nicht daran erinnern konnte schon einmal so lange weg gewesen zu sein. Gähnend griff sie nach dem Shampoo und massierte es sich in die Haare ein. Noch beim Shampoonieren bemerkte sie wie sich einzelne Haare ganz leicht lösten und in ihren Fingern verfingen. „Ganz toll“, dachte sie genervt und spülte die ausgefallenen Haare von ihrer Hand, welche schließlich im Abfluss hängen blieben und das Wasser am Abfließen hinderten. TenTen verdrehte noch gereizter die Augen und ignorierte diese Tatsache für einen Moment, bis sie sich das Duschgel und Shampoo abgespült hatte. Sie stellte das Wasser ab, griff nach einem Handtuch, wickelte sich darin in und stieg aus der Dusche. Als nächstes band sie sich ein Handtuch um ihre Haare und machte sich dann auf die Suche nach einem Gummihandschuh, um die Haare aus dem Abfluss zu holen. Als sie letztendlich alles erledigt und ihre Sauerei beseitigt hatte, trat sie aus dem Bad und stellte fest, dass sie nur noch eine halbe Stunde Zeit hatte, um alles andere fertig zu machen. „Verdammt“, fluchte sie und legte einen Zahn zu, damit Neji nicht auf sie warten musste, wenn er kam. In ihrem Zimmer schlüpfte sie schnell in ein paar lange, schwarze Leggins und fischte sich ein blaues, trägerloses Babydoll Top aus dem Schrank, das ihr bis kurz über die Knie ging und zog dazu ebenso blaue Ballerinas an. Danach sprintete sie zurück ins Bad, wo sie sich hastig die Haare föhnte bis sie nur noch leicht feucht waren und sich eine lästige Strähne mit einer Haarklammer aus dem Gesicht hielt. Statt sich zu schminken, trug sie einfach nur eine getönte Tagescreme auf, da sie für mehr ohnehin keine Zeit gehabt hätte. Mit einem letzten Blick in den Spiegel verließ sie das Badezimmer und schnappte sich eine kleine Tasche, in die sie ihre ein- und fünf-Uhr-Tabletten, ein paar Taschentücher, ihr Handy, ihren Geldbeutel und den Haustürschlüssel einpackte. Gerade als sie die Treppe herunter sprintete, klingelte es an der Haustür. „Verdammt“, dachte sie und biss sich auf die Lippen. Jetzt musste Neji wohl doch warten, bis sie das Essen zubereitet hatte. Mit einem entschuldigenden Blick öffnete sie die Tür. „Hey“, begrüßte Neji sie lächelnd. Er trug ein hellbraunes Hemd, dunkelblaue Shorts, braune Turnschuhe und eine Sonnenbrille auf dem Kopf. „Hi“, entgegnete sie und schaute kurz an sich herunter. Neji folgte ihrem Blick und grinste leicht. „In der Farbwahl wären wir uns wohl einig“, sagte er amüsiert. „Sieht ganz so aus“, antwortete TenTen lächelnd, „ähm... willst du noch kurz reinkommen? Ich habe ein wenig getrödelt und muss noch -“ „Hallo, Neji“, ertönte in dem Moment Irukas Stimme und unterbrach seine Schwester, „wie geht es dir?“ „Guten Tag, Herr Umino“, sagte Neji und verbeugte sich leicht aus Höflichkeit, „gut, danke.“ „Das freut mich. Hier“, sagte er dann zu seiner Schwester und reichte ihr einen Picknickkorb, „vergiss das Essen nicht, dass du vorhin extra vorbereitet hast.“ „Was?“, fragte TenTen leicht verwirrt und schaute zum Korb, den ihr Bruder ihr reichte. Iruka zwinkerte ihr zu und lächelte leicht. „Ach so ja, das Essen“, sagte sie dann schnell, als sie verstanden hatte und umarmte ihren Bruder zum Abschied. „Nur falls er fragen sollte: Du hast ein bisschen Sushi, Gyoza, Onigiri und Taiyaki gemacht. Zum Trinken gibt es Wasser, grünen Tee oder Mugicha. Und ein bisschen Obst ist auch noch dabei“, erklärte er ihr leise. „Danke, ich bin dir etwas schuldig“, flüsterte sie Iruka zu und gab ihm einen Kuss auf die Wange. Danach redete sie wieder in normaler Lautstärke. „Wir sehen uns dann später.“ „Ja, bis später. Bringe mir meine Schwester ja wieder heil nach Hause“, wandte er sich scherzend an Neji, welcher es aber sehr ernst nahm. „Natürlich, ich passe auf sie auf“, sagte er schnell, was TenTen zum Kichern brachte. Sie zog ihn an seinem Arm aus der Tür zu seinem Auto, „komm schon. Lass dich nicht von ihm terrorisieren.“ Iruka schaute den beiden zufrieden hinterher und schloss die Tür, als seine Schwester mit Neji davonfuhr. „Verrätst du mir jetzt wohin wir fahren?“, fragte TenTen, nachdem sie schon gut eine halbe Stunde mit dem Auto unterwegs waren. „Lass dich einfach überraschen. Wir fahren in einen kleinen Vorort von Tokio. Ich denke nicht, dass wir dort jemandem über den Weg laufen werden“, antwortete Neji und bog an der nächsten Kreuzung links ab. „So lange es kein heruntergekommenes Kaff ist, werde ich nichts sagen. Und wirklichen einen Tag Ruhe vor all den anderen zu haben, wäre nicht schlecht...“ „Nein“, meinte der Hyuuga amüsiert, „ich bin mir ziemlich sicher, dass es dir dort gefallen wird.“ TenTen gab es auf und sich ihrem Schicksal hin. Sie musste wohl einfach abwarten, wohin Neji sie bringen würde, auch wenn ihr die Autofahrt verdächtig lange vorkam. Nach einer weiteren halben Stunde tauchte dann endlich ein Ortsschild auf, das Neji verriet. „Shinko, Naka Ward, Präfektur Kanagawa“, ließ das Mädchen vom Schild vor und lächelte etwas. Ihre Eltern hatten früher oft von dieser Gegend erzählt, da sie sich hier kennengelernt hatten. Sie schwärmten immer davon, aber TenTen war noch nie hier gewesen. Der Ausflug hatte ich also schon jetzt gelohnt. „Zu viel versprochen?“, fragte Neji und beobachtete TenTen aus den Augenwinkeln, die begeistert die Umgebung betrachtete. „Nein“, sagte sie hin und weg und schaute weiterhin aus dem Fenster. Neji grinste leicht und bog auf einen verhältnismäßig leeren Parkplatz direkt am Stadtrand ab. Er parkte sein Auto im Schatten eines großen Baumes, stieg aus und begab sich schnell auf die Beifahrerseite, um TenTen die Tür zu öffnen, bevor sie es tun konnte. „So, da wären wir“, sagte er lächelnd. TenTen stieg etwas unbehaglich aus dem Auto aus und ließ Neji die Tür schließen. „Du musst das nicht immer machen. Das mit der Tür.“ „Das gehört sich aber so für einen Gentleman“, zwinkerte der Hyuuga ihr zu und holte die Picknickutensilien aus dem Kofferraum. „Ja eben, dann erst recht nicht“, zog die Brünette ihn auf und lachte bei seinem Schmollmund, den er kurz darauf zog. „Willst du damit etwa sagen, dass ich kein Gentleman bin?“, fragte er gespielt schockiert. TenTen zuckte mit den Schultern. „Das muss ich wohl erst noch herausfinden.“ „Dann lass uns mal anfangen“, meinte er euphorisch und ging dem Mädchen voraus. TenTen folgte ihm und ließ sich ohne weiteres Nachfragen einfach von ihm durch die Stadt führen. Nach nur wenigen Minuten waren sie an einem hübschen, kleinen Park angekommen, der voller schön blühender Blumen war. „Zufrieden mit meiner Wahl?“, fragte Neji, als er den Picknickteppich auf die Wiese legte und TenTen sich lächelnd im Park umsah. „Mehr als das“, antwortete sie ehrlich, drehte sich einmal um ihre eigene Achse, um den ganzen Park zu sehen und setzte sich dann neben Neji auf den Teppich. „Dann bin ich ja beruhigt“, seufzte Hinatas Cousin erleichtert und wischte sich den imaginären Schweiß von der Stirn. „Hattest du Angst, dass ich dir etwas antue, wenn du es versaust?“, TenTen hob skeptisch eine Augenbraue. „Wer weiß zu was TenTen Umino alles in der Lage ist. Früher hast du mich auch immer geschlagen, wenn dir was an mir nicht gepasst hat.“ „Das ist doch überhaupt nicht wahr!“, sagte TenTen empört und schaute ihn an. „Oh doch! Weißt du noch an Hinatas 10. oder 11. Geburtstag, an dem wir in diesem Erlebnis-Schwimmbad waren? Ich hab dich nassgespritzt und du hast immer wieder gesagt, ich soll es lassen. Irgendwann hat es dich dann so genervt, dass du mit voller Wucht ins Wasser gesprungen bist und mich erst einmal ein paar Minuten untergetaucht hast. Ich bin fast erstickt!“ „Oh, das meinst du“, sagte TenTen, als sie sich erinnerte und lachte dann, „dann mach eben auch, was man dir sagt.“ „Ich hatte dich nur nassgespritzt“, verteidigte sich der Hyuuga. „Selbst dran Schuld. Dann hättest du dich besser nicht mit mir anlegen sollen“, konterte TenTen belustigt und streckte ihm die Zunge heraus. Neji lachte. „Du bist unmöglich.“ „Das kann ich nur zurückgeben.“ TenTen griff zum Picknickkorb und holte die verschiedenen Sachen heraus, die Iruka freundlicherweise in ihrem Namen zubereitet hatte. „Wasser, grünen Tee oder Mugicha?“, fragte sie den Jungen und hob ihm einen Becher hin. „Hm... Grünen Tee“, antwortete er und TenTen schenkte ihm und sich selbst etwas vom Tee ein, der durch die Thermoskanne noch relativ warm war. „Danke“, Neji nahm TenTen kurz ihren Becher ab, damit sie die Thermoskanne wieder verschließen und verstauen konnte und reichte ihr ihn dann wieder. „Möchtest du auch schon etwas essen?“, fragte sie fürsorglich und trank einen Schluck von ihrem Tee. „Nein, danke“, entgegnete Neji und lächelte leicht, „wir können das Essen ja einfach aus dem Korb holen und uns dann was nehmen, wenn wir wollen.“ „Okay“, stimmte TenTen zu und nahm noch einen Schluck Tee. Ihr fiel nichts ein, was sie sagen könnte, und innerlich verfluchte sie sich dafür, dass sie sich keine Gedanken über mögliche Gesprächsthemen gemacht hatte. Dadurch, dass sie in den letzten drei Jahren kaum soziale Kontakte hatte, fielen ihr spontane Konversationen enorm schwer. Auf der anderen Seite schien Neji jedoch auch nichts einzufallen. Der Hyuuga hatte sich zurückgelehnt und stützte sich mit seinen Ellenbogen auf dem Teppich ab, während er schweigend im Park herum schaute. Auf seinen Lippen bildete sich ein sanftes Lächeln, als zwei spielende Hunde direkt in ihre Richtung rannten und sich vor der Picknickdecke auf den Boden warfen. „Tao! Cho! Kommt sofort wieder her!“, hörte man die leicht genervte Stimme des Besitzers rufen. Die beiden ausgewachsenen Hunde fingen an zu bellen und jagten sich gegenseitig zurück zu ihrem Herrchen. „Was ist eigentlich aus deinem Wunsch für einen Hund geworden?“, fragte TenTen und musterte Neji. „Wie bitte?“, fragte der Angesprochene verwirrt. „Du hast dir früher zu jedem Geburtstag, zu jedem Weihnachtsfest und sonstigen Anlässen immer einen Welpen gewünscht, hast aber nie einen bekommen“, erklärte TenTen und nippte erneut an ihrem Tee. Neji lachte leicht. „Wundert mich, dass du das noch weißt... Aber ja, hab ich. Meine Mutter ist jedoch allergisch gegen Hunde und mein Vater war nicht der Meinung, dass ich in der Lage wäre mich richtig um ihn zu kümmern. Er wollte nicht, dass die Arbeit letzten Endes an ihm hängen bleibt oder Hinata oder sonst wer ständig mit ihm Gassi gehen muss.“ Er zuckte schwach mit den Schultern und schaute zu TenTen. „Und wenn du einfach einen geschenkt bekommen würdest? Würden sie ihn dir trotzdem noch verbieten?“ „Wohl kaum, aber auch die Idee kommt auch niemand. Selbst wenn, wäre meine Mutter immer noch allergisch. Aber dagegen gibt es ja heutzutage auch alle möglichen Medikamente.“ „Mhm...“, sagte TenTen nachdenklich, stellte ihren leeren Becher zur Seite und brachte sich auch in eine gemütlichere Lage auf der Decke. „Was ist mit dir? Wolltest du nie ein Haustier?“ „Nein... Ich glaube Iruka hatte schon und hat auch jetzt noch genug, um das er sich kümmern muss... Ein Haustier würde ihm da gerade noch fehlen. Und ich kann ihm schlecht versprechen mich täglich um einen Hund oder so zu kümmern“, entgegnete TenTen realistisch. „Haustiere wie ein Vogel oder eine Katze machen ja aber nicht so viel Arbeit“, konterte Neji und TenTen musste ihm zustimmen. „Ich hab trotzdem noch nie darüber nach gedacht...“ „Und über andere Dinge..?“, seine Stimme war leiser geworden und er klang nachdenklicher. „Welche Dinge meinst du?“, wollte sie von ihm wissen, ahnte aber schon worauf es hinaus lief. Sie zupfte an ihrem Babydoll herum und schaute durch den Park, um ihn nicht anschauen zu müssen. „Über Dinge, die du noch machen möchtest, bevor du... naja... bevor du eventuell... stirbst...“, es fiel Neji schwer den Gedanken auszusprechen und es klang auch ausgesprochen immer noch sehr surreal. „Nein, hab ich nicht“, antwortete TenTen ehrlich und überrascht. Sie dachte sich, dass er davon anfangen würde, dass sie sterben könne, aber nicht auf diese Weise. „Was würdest du denn gerne noch machen?“, fragte er aufrichtig interessiert. „Keine Ahnung... Wie gesagt, ich habe mir darüber noch nicht wirklich Gedanken gemacht...“, entgegnete TenTen mit einem Schulterzucken. Sie fühlte sich unbehaglich und schaute ihn immer noch nicht an, „können wir bitte über etwas anderes reden?“ „Nein“, antwortete Neji etwas schroff und wühlte im Picknickkorb herum. Er zog einen Kugelschreiber und ein kleines Notizheftchen hervor, „als hätte Iruka es geahnt.“ Neji lächelte leicht, öffnete das Notizheft, machte sich schreibbereit und schaute dann TenTen abwartend an. „Was soll das werden?“, fragte TenTen skeptisch und wandte ihm ihren Blick wieder zu. „Wir werden jetzt eine Liste von Dingen erstellen, die du vor deinem Tod noch machen willst. Egal ob er in naher oder hoffentlich ferner Zukunft eintreten wird.“ Er schrieb etwas nieder und drehte das Heft dann zu TenTen herum, damit sie es lesen konnte. 'TENTEN'S LISTE' stand da in Großbuchstaben. TenTen seufzte. „Irgendwie hab ich mir das Picknick anders vorgestellt.. Ich weiß wirklich nichts, Neji.“ „Nicht herausreden, Sturkopf. Nachdenken“, ließ Neji keine Widerrede zu und wartete auf Punkt eins ihrer Liste, „denk dir besser selbst was aus oder ich schreib einfach irgendwelche peinliche Sachen hin, die du dann noch machen musst – ob du willst oder nicht.“ Er zwinkerte ihr verhängnisvoll zu und grinste leicht. „Schon gut“, murmelte TenTen und versuchte ernsthaft über Nejis Frage nachzudenken. „Komm schon, es muss doch irgendetwas geben, das du unbedingt schon mal machen wolltest und noch nie die Gelegenheit dazu hattest“, meinte Neji nach 20 Minuten, indem TenTen immer noch keine Idee kam, „du musst dich vor mir für nichts schämen. Wenn du willst, erzähle ich dir auch, was ich noch machen will.“ „Okay, dann fang' du an“, stimmte TenTen leicht lächelnd zu, „das ist schwerer als ich dachte, aber ich weiß es wirklich nicht...“ „Na schön“, sagte Neji und legte das Notizbuch zur Seite. Während er erzählte schaute er TenTen offen und ehrlich an. „Bevor ich irgendwann sterbe, möchte ich in die Oper, auch wenn man das von Jungs wie mir nicht erwartet; ich möchte irgendwann wirklich mal einen Hund besitzen, spätestens wenn ich die Uni hinter mir habe und von Zuhause ausgezogen bin; ich möchte es überhaupt erst einmal auf eine gute Uni schaffen; ich möchte Fallschirmspringen von weit oben aus dem Himmel; ich möchte alle möglichen Sportarten durchprobieren und irgendwann vielleicht sogar mit Basketball mein Geld verdienen; und ich möchte irgendwann eine Frau kennenlernen, die mich wegen meiner inneren und nicht äußeren Werte liebt, eine Familie gründen und dann, wenn die Zeit gekommen ist, mit gutem Gewissen sterben... Ich könnte noch mehr erzählen, aber das würde ewig dauern.“ „Wow, da hast du ja noch ne Menge vor dir...“, sagte TenTen. Es überraschte sie, dass er so ehrlich war und ihm nichts unangenehm zu sein schien, „dein Selbstbewusstsein ist echt beneidenswert...“ „Das hat nichts damit zu tun... Du kannst das auch und du wirst es jetzt auch tun. Also?“ Neji schaute sie abwartend an und TenTen und lächelte leicht. Sie wandte ihren Blick auf die Picknickdecke unter ihren Füßen und atmete tief durch. „Was will ich machen, bevor ich sterbe... Ich denke ich möchte... mit Delphinen schwimmen... jemand besonderen kennenlernen, Sportarten wie Surfen, Skifahren und Klettern ausprobieren, ins Ausland gehen, einmal in meinem Leben mit einem Flugzeug fliegen... den Eiffelturm in Paris sehen, Campen und am Lagerfeuer Lieder singen, die Nacht durchmachen und sich am Morgen den Sonnenaufgang ansehen, einen Wochenendtrip an einen schönen Strand... und am wichtigsten: ich möchte Iruka verkuppeln, damit ich weiß, dass er in guten Händen ist.“ Bei ihrem letzten Punkt lachte sie etwas und auch Neji schmunzelte. Er hatte alles mitgeschrieben und schaute erst jetzt auf. Er sah, dass das brünette Mädchen mit den Tränen kämpfte und sie nicht zulassen wollte. „Hey...“, sagte er sanft und legte eine Hand an ihren Arm. „Du wolltest ja, dass ich darüber nachdenke, was ich alles nicht erleben werde...“, sagte TenTen leicht bitter und wischte sich eine Träne schnell weg. „Schau mich an“, bat Neji und betrachtete das Mädchen eindringlich. TenTen kam seiner Bitte nach und sah ihm direkt in die Augen, „sag das nicht. Du hast immer noch die Möglichkeit diese Dinge zu erleben. Du musst nur daran glauben und ein klitzekleines bisschen weniger pessimistisch eingestellt sein... Und zu weinen ist vollkommen okay. Das hab ich dir schon einmal gesagt.“ „Tut mir Leid“, entgegnete TenTen leise und bekam sich wieder unter Kontrolle, „ich... ich weiß nicht, ich bin... ich bin solchen Gedanken und Überlegungen immer aus dem Weg gegangen.“ „Tja, und doch haben wir jetzt elf Dinge, die du noch machen willst und machen wirst“, lächelte Neji aufmunternd, „fällt dir noch was ein oder belassen wir es dabei?“ „Noch eins...“, gestand TenTen, als sie den Jungen vor sich musterte, „mit Hinata Frieden schließen...“ Ihre Stimme war zaghaft aber klar und aufrichtig. Neji beobachtete TenTen kurz eindringlich und schrieb dann schließlich den letzten Punkt auf die Liste. „Schöner Abschluss...“, meinte er und lächelte TenTen leicht zu, welche nickte und seine Geste erwiderte. „Und ich verspreche dir bei meinem eigenen Leben, dass wir so viele Punkte wie möglich davon erledigen werden“, sagte er standhaft und legte das kleine Heftchen beiseite. „Wir?“, hakte TenTen nach und versuchte ihren Frust und ihr Kummer abzuschütteln. „Ja, wir. Ich habe dich in den letzten Jahren schon im Stich gelassen. Den Fehler mache ich nicht noch einmal.“ TenTen musterte Neji mit einem kleinen, gerührten Lächeln und erwiderte nichts. Ihr fiel nichts ein, das sie hätte sagen können und sie wollte den Moment nicht zerstören. Also schwieg sie, trank an ihrem Tee und freute sich ihren alten Freund wieder zu haben. „Na, das scheint gestern aber doch später geworden zu sein“, meinte Neji nach einer Weile amüsiert. TenTen hatte sich vor einer halben Stunde mit dem Rücken auf die Decke gelegt und versuchte angestrengt ihre Augen offen zu halten. „Mhm...“, murrte sie und setzte sich schlapp auf. Sie rieb sich kurz die Augen und verdeckte ihr Gähnen mit der Hand, „ich war gegen drei daheim. Für einen Jungspund wie dich ist das bestimmt noch früh, aber nicht für meine Verhältnisse.“ „Jungspund?“, lachte Neji empört. TenTen grinste und zuckte unschuldig mit den Schultern. „Ich glaube ich rede zu oft mit Lees Vater. Der benutzt doch immer solche Ausdrücke.“ „Wo wart ihr denn so lange gewesen?“, wollte Neji wissen, wirkte dabei aber nicht aufdringlich. „In Shinjuku ni-chome...“, antwortete TenTen ehrlich. Neji nickte verstehend und seine Miene verzog sich etwas reumütig. „Hat er wen kennengelernt?“ Überrascht von seiner Frage hob das brünette Mädchen die Augenbraue. „Interessiert dich das wirklich oder willst du einfach nur versuchen, das Gespräch aufrecht zu erhalten? In dem Fall können wir auch auf ein anderes Thema ausweichen...“ „Nein, die Frage war ernst gemeint“, erwiderte der Hyuuga und seufzte, „ich war wohl in den letzten Jahren ein ziemliches Arschloch. Auch was Lee angeht.“ „Ihm gegenüber sogar noch mehr als bei mir...“, bestätigte TenTen ihn, auch wenn es ihr unangenehm war und sie ihn eigentlich nicht so vor den Kopf stoßen wollte, „aber ich glaube er hat dir schon verziehen. Es scheint dir auch wirklich Leid zu tun.“ „Ich glaube, dass Leute wie wir – also Kiba, Sasuke, Kankuro und ich – erst einmal richtig auf die Schnauze fliegen müssen, um zu kapieren, was wir unseren Mitmenschen mit unserem Verhalten wirklich antun.“ „Oder eine Person, die euch mal nahe stand, muss an einer tödlichen Krankheit erkranken und euch in die Realität zurückholen“, meinte TenTen mit einer dramatischen Stimme und streckte ihm die Zunge heraus. „Wenigstens kann ich dann behaupten, dass du mich zu einem besseren Menschen gemacht hast“, erwiderte Neji im selben Tonfall. TenTen lachte. „Ich komme mir vor wie in einem schlechten Film.“ „Manchmal haben Filme auch ein bisschen Realität“, meinte Neji zwinkernd. „Dann musst du nach meiner Beerdigung, aber auch so bleiben. Anders haben meine Dienste versagt.“ „Vielleicht gibt es ja auch erst gar keine.“ Neji sah das Mädchen an und wollte sie mit seiner Aussage eigentlich aufmunternd, doch in ihrem Gesicht las er nicht die erhoffte Reaktion. Ihr Gesicht wirkte etwas verkrampfter und ihr Lächeln war eher aufgesetzt und gezwungen. TenTen schaute sich im Park um und schaute dann zu Neji. „Es ist schon spät geworden. Morgen ist wieder Schule. Vielleicht sollten wir so langsam aufbrechen...“, schlug sie vor und packte die Sachen schon einmal zurück in den Korb. „Hab ich etwas falsches gesagt?“, fragte Neji behutsam nach und war etwas überrumpelt von ihrem plötzlichen Wunsch aufzubrechen. „Nein“, gab TenTen vor und schüttelte den Kopf, „ich bin nur wirklich müde und die Heimfahrt dauert ja auch noch ein bisschen.“ Sie log ihn nicht an, sagte ihm aber auch nicht die ganze Wahrheit. Sie war müde und es wurde auch schon langsam dunkel, aber viel mehr hatte sie noch das Gefühl, dass sie sich hier im Kreis drehten. Ständig kamen sie auf ihre Krankheit zu sprechen und ständig wollte Neji ihr Hoffnungen machen, dass sie den Krebs vielleicht doch überleben könne. Doch sie wollte sich keine Hoffnungen mehr machen und auch keine von anderen gemacht bekommen. Wer Hoffnungen hat, wird nur enttäuscht. Wer keine hat, kann nicht enttäuscht werden. Neji konnte nicht deuten, ob sie die Wahrheit sagte oder log und entschied sich deshalb ihrer Bitte einfach nachzukommen. Er stand auf, faltete die Decke zusammen und nahm TenTen den Korb ab. Dann machen sie sich auf den Rückweg zu Nejis Auto. „Er hat übrigens jemanden kennengelernt“, unterbrach TenTen die Stille im Auto. Sie befanden sich mittlerweile auf der Autobahn und waren nur noch eine viertel Stunde von Tokio entfernt. „Wie bitte?“, fragte der Angesprochene etwas verwirrt. „Lee“, antwortete sie, „du hattest vorhin gefragt, ob er jemanden kennengelernt hat.“ „Oh ja“, erinnerte sie Neji und entschloss sich an das Gespräch anzuschließen, das sie geführt hatten, bevor sie wieder auf den Krebs zu sprechen kamen, „denkst du, daraus könnte mehr werden?“ „Ich weiß nicht...“, gestand das Mädchen, „Lee hat nicht gerade ein großes Selbstbewusstsein. Er ist sich seiner Sache selten sicher... Ich denke, um eine richtige Beziehung führen zu können, muss er das erst einmal in den Griff bekommen.“ „Vielleicht kann ein Partner ihm dabei ja aber helfen“, überlegte Neji und nahm die nächste Ausfahrt nach Tokio. „Das wäre natürlich noch besser“, meinte TenTen und lächelte leicht. Sie wünschte Lee so sehr glücklich zu werden. Er war der zuverlässigste, treuste und aufrichtigste beste Freund, den sie sich hätte vorstellen können. Wenn jemand verdient hatte glücklich zu sein, dann er. „Hattest du schon einmal so eine Partnerin?“, fragte TenTen und musterte Neji vom Beifahrersitz aus. Sein Blick war auf die Straße gerichtet und auf seinen Lippen bildete sich ein amüsiertes, dennoch leicht bitteres Lächeln. „Nein. Nicht wirklich.“ „Das bedeutet...?“, hakte die junge Umino nach. „Ich hatte bisher nur einmal eine 'längere' Beziehung. Aber die hatte nicht annähernd etwas mit Liebe oder Unterstützung oder sonst so etwas zu tun.“ „Mit wem? Geht sie auf unsere Schule?“ „Ist da jemand eifersüchtig?“, neckte Neji sie und TenTen schüttelte ungläubig den Kopf. „Selbstverliebter Vollidiot“, murmelte sie, war sich aber im Klaren, dass Neji es hören konnte. „Ja, sie geht auf unsere Schule. Yuri Hamaro, eine Stufe unter uns. Sie schmückte sich sozusagen gerne mit mir. Wenn man einen Freund in der Oberstufe hat, gilt man in seiner Stufe immer als cool.“ „Wie lange wart ihr zusammen?“ „Ein halbes Jahr. Vielleicht sogar ein bisschen mehr. Wie gesagt, nichts Besonderes.“ „Was meintest du damit, dass sie sich gerne mit dir schmückte?“ Neji wandte seinen Blick kurz von der Straße zu TenTen und dann wieder zurück. „Wieso interessiert dich das überhaupt?“ TenTen zuckte leicht mit den Schultern und lehnte sich im Sitz zurück. „Ich würde einfach nur gerne etwas mehr über dein Leben in den letzten drei Jahren erfahren. Aber du musst nicht darüber reden, wenn du nicht willst. Ich wollte nicht aufdringlich sein, tut mir Leid.“ „Nein, ist schon okay. Ich habe mich nur gewundert... Ich habe damit gemeint, dass sie mich nicht wirklich als festen Freund wollte. Sie wollte mich ihren Freunden vorführen und sagen können, dass sie eben mit einem aus einer höheren Klasse zusammen ist. Sie wusste nichts über mich und sie zeigte auch kein Interesse daran. Wir unternahmen selten etwas miteinander. Eigentlich sahen wir uns nur in der Schule. Und als dann die Ferien kamen, fand sie einen anderen und teilte es mir per Telefon mit. Und das war es dann. Aber das war schon vor 2 Jahren.“ „Das ist echt mies...“, sagte TenTen mitfühlend und zögerte dann etwas, „bist du deshalb so geworden?“ „Wie bin ich denn geworden?“, stellte er belustigt die Gegenfrage. „Na ja, so wie man sich erzählt. Du gehst ständig mit anderen Mädchen aus. Nie zwei Mal mit derselben und na ja... dass du mit jeder eigentlich nur...“ TenTen stoppte. Irgendwie wurde ihr das Gespräch gerade peinlich und sie wusste nicht, was sie sich dabei gedacht hatte. „...schlafen will?“; vollendete Neji ihren Satz und daran, dass TenTen ihren Blick abwandte, erkannte er, dass er wohl richtig lag, „ich weiß nicht, welche Geschichten über mich erzählt werden, aber ich bin bei weitem nicht der schlimme Finger, als den man mich darstellt... Wenn man Yuri dazu zählt, war ich insgesamt mit 7 Mädchen aus. In den letzten drei Jahren. Und, ja, mit drei von ihnen habe ich geschlafen und es wurde keine Beziehung daraus. Vielleicht wirft es auch kein gutes Licht auf mich, dass meine Freundin nicht unter diesen drei ist. Aber als ich mit diesen anderen sechs Mädchen aus war, war ich nicht in einer Beziehung. Ich bin mir also keiner Schuld bewusst.“ „So genau hättest du nicht werden müssen...“, meinte TenTen zaghaft und mit leicht geröteten Wangen. „Du hast gefragt, ich hab geantwortet. Ich habe keine Probleme darüber zu reden...“ „Womit wir wieder bei dem großen Selbstbewusstsein wären...“, TenTen lächelte sanft und sah aus dem Fenster. „Was ist mit dir? In wen warst du verliebt?“, drehte Neji den Spieß um und bog in TenTens Viertel ab. „Ich war in niemanden verliebt...“, antwortete TenTen beschämt. „Jetzt lügst du aber. Niemand? Nicht einmal verknallt?“, fragte Neji erstaunt. TenTen schüttelte den Kopf. „Niemand... Jedenfalls nicht, dass ich mich erinnern könnte...“ Neji parkte vor TenTens Einfahrt, schaltete den Motor aus und griff zum Picknickkorb auf der Rückbank. Er holte erneut das Notizheftchen heraus und fügte als dreizehnten Punkt „Mich Verlieben“ hinzu. „Ein Punkt mehr auf deiner Liste“, sagte er zufrieden und gab ihr das Heftchen, „damit du dich schon einmal vorbereiten kannst.“ „Ja, wäre jetzt der passende Zeitpunkt mich zu verlieben“, sagte TenTen trocken, nahm das Heftchen aber entgegen. „In der Liebe gibt es keine Regeln“, meinte Neji überzeugt. Im nächsten Moment schaute er auf die Uhr und fluchte. „Oh, verdammt.“ Er startete den Motor wieder und fuhr los. „Ähm...“, sagte die verdutzte TenTen, „wolltest du mich nicht noch aussteigen lassen?“ „Nein“, lachte Neji etwas über ihren Gesichtsausdruck, „ich hab komplett vergessen, dass du noch kurz mit zu mir musst.“ „Und ich muss das weil... ?“ „Meine Mutter hat herausgefunden, dass wir wieder etwas miteinander zu tun haben und... du kennst ja meine Mutter. Sie hat irgendeinen Korb für dich und Iruka zusammengestellt. Sie würde dir ihn gerne selbst geben, weil sie dich schon so lange nicht mehr gesehen hat. Und in einer halben Stunde gehen sie mit Freunden zu Abend essen...“ TenTen war immer noch etwas überrumpelt und erwiderte nichts. Neji bog in seine Straße ein und hielt vor dem Haus. Wie erwartet stieg er aus und hob TenTen ihre Tür auf. Mit einem mulmigen Gefühl stand sie aus und schaute auf das Anwesen der Hyuugas. „Neji, ich weiß nicht... Ich glaube nicht, dass das eine gute Idee ist... Sie wissen doch nicht, dass ich...?“ „Ich habe dir versprochen, niemanden davon zu erzählen. Und ich halte meine Versprechen.“ TenTen biss auf ihre Unterlippe und schüttelte den Kopf. „Ich fühle mich trotzdem nicht wohl dabei...“ „Hinata dürfte nicht da sein. Sonntags ist Mädelstag. Und den veranstalten sie immer abwechselnd bei jemand anderem. Hinata war erst letzte Woche dran.“ TenTen atmete tief durch und schaute Neji kurz an, welcher ihr ein aufmunterndes Lächeln schenkte. „Es dauert auch nicht lange“, versicherte er ihr und TenTen nickte schließlich. „Na schön...“, gab sie nach und folgte ihm zum Haus. Er öffnete die Tür und ließ TenTen eintreten. Ihre Schritte waren klein und zurückhaltend. Neji sah ihr an, dass sie sich nicht sonderlich wohl dabei fühlte, das Haus nach drei Jahren wieder zu betreten und legte ihr unterstützend die Hand auf den Rücken. TenTen lächelte ihm dankbar zu und folgte ihm in den ersten Stock. Es war ungewohnt für sie wieder hier zu sein. Vor drei Jahren hatte sie sich geschworen nie wieder einen Fuß in dieses Haus zu setzen und nun stand sie doch hier und fühlte sich vollkommen fehl am Platz. Erinnerungen an Hinata schlichen sich in ihre Gedanken, welche sie versuchte zu verdrängen. Denn sie wusste, dass, sobald sie sie zulassen würde, die negativen überwiegen würden und das wollte sie nicht geschehen lassen. „Okasan?!“, rief Neji in den zweiten Stock und in der nächsten Sekunde kam seine Mutter zum Vorschein. Sie trug ein schickes, schwarzes Abendkleid und lächelte zufrieden und fröhlich zu Neji und TenTen, die sich etwas hinter ihm versteckte. „Da seid ihr ja. Ich dachte schon, ihr schafft es nicht rechtzeitig“, sagte sie freundlich und lief die Treppen herunter. Sie strich ihrem Sohn kurz über den Arm und wandte sich dann immer noch freundlich lächelnd an TenTen. „TenTen, wie schon dich mal wieder zu sehen“, sagte sie ehrlich und zog sie in eine liebevolle Umarmung. TenTen verkrampfte sich erneut etwas, erwiderte aber die Umarmung und lächelte recht überzeugend. Dennoch musste Nejis Mutter ihre Reaktion bemerkt haben und ließ wieder von ihr ab. „Tut mir Leid, ich bin das von früher noch so gewöhnt“, sagte sie entschuldigend und musterte TenTen. TenTen erinnerte sich daran. Nejis Eltern und auch Hinatas Eltern hatten sich immer sehr aufmerksam und liebevoll um sie gekümmert. Vor allem nach dem Tod ihrer Eltern. Sie waren so etwas wie ihre zweite Familie geworden. Schließlich schüttelte TenTen den Kopf und tat damit die Entschuldigung ab. „Ist schon okay. Macht ja nichts“, antwortete sie zaghaft. „Na dann kommt mal mit in die Küche“, Nejis Mutter ließ sich keineswegs beirren und war immer noch bester Laune und verschwand in der besagten Küche. „Alles okay?“, fragte Neji fürsorglich und begutachtete das Mädchen vor sich. Die Angesprochene nickte, atmete erneut tief durch und betrat in Begleitung von Neji die Küche. „So, ich dachte mir, ich könnte euch nach all der Zeit mal wieder etwas gutes tun“, fing Nejis Mutter an zu erzählen und deutete auf den riesigen Korb, der auf dem Küchentisch bereit stand, „da hätten wir...“ Die Hyuuga begann alles aufzuzählen, was Iruka und TenTen früher gerne gegessen und getrunken hatten. Sie hatte auch DVDs und Magazine in den Korb getan, die sie sich früher immer gemeinsam mit der Familie Hyuuga angeschaut hatten. TenTen war erstaunt und zugleich sehr gerührt von ihrer Geste. „Das ist wirklich sehr nett von Ihnen“, sagte TenTen gerührt und mit einem ehrlichen, ungezwungenen Lächeln. „Ich bitte dich, TenTen. Wann sind wir denn wieder beim 'Sie' angelangt?“, fragte Nejis Mutter empört, doch bevor die Umino irgendetwas erwidern konnte, betrat auch schon Nejis Vater die Küche. „Na, wen haben wir denn da?“, fragte er freundlich, „schön dich zu sehen, TenTen.“ TenTen verbeugte sich leicht aus Höflichkeit. „Guten Abend, Herr Hyuuga.“ „Da, sie tut es schon wieder!“, meldete sich seine Frau zu Wort, „du darfst uns immer noch duzen, TenTen. Wir sind keine Fremde, oder?“ „Entschuldigung, ich wollte nicht unhöflich sein“, meinte TenTen etwas kleinlaut und kratze sich verlegen am Hinterkopf. Etwas hilfesuchend schaute sie zu Neji, welcher sie sanft anlächelte. „Sie macht nur Spaß“, beruhigte er sie und TenTen nickte nur verstehend. „Neji, würdest du mir oben kurz helfen?“, fragte Hizashi seinen Sohn. „Natürlich, Otosan“, sagte Neji und nachdem er sich versichert hatte, dass es für TenTen okay war, verschwand er mit seinem Vater nach oben. „Dauert auch nicht lange. Klar“, dachte TenTen bitter und verkniff sich ein Seufzen. Sie wollte nach Hause. Oder zumindest an die frische Luft. Das alles hier drinnen erdrückte sie zu sehr. „Ist alles in Ordnung mit dir, Liebes? Du siehst ziemlich blass aus“, fragte Nejis Mutter fürsorglich. „Ja, alles bestens... Mir ist nur den ganzen Tag schon etwas übel...“, log TenTen überzeugend und versuchte beiläufig zu klingen. „Dann warte vielleicht besser draußen auf Neji. Er wird dich dann sicher noch nach Hause fahren. Die frische Luft wird dir bestimmt gut tun“, bot die Hyuuga ihr an und TenTen nahm dieses Angebot nur zu gerne an. Sie nahm den Korb nochmals dankend entgegen, verabschiedete sich höflich und begab sich nach draußen. Dort stellte sie den Korb auf der Veranda ab und setzte sich auf eine Stufe, während sie auf Neji wartete. Ihr Blick wanderte durch den schönen und gepflegten Garten, der voller bunter Blumen war. Sie erinnerte sich daran, dass die Hyuugas schon immer viel Wert auf das Erscheinungsbild ihres Hauses und vor allem ihres Gartens gelegt hatten. Im Sommer hatten Hinata und sie früher immer geholfen Blumen zu pflanzen oder die Flächen ausreichend zu bewässern. Als TenTen auf den Stufen der Veranda vorm Hyuugaanwesen saß und in Erinnerungen schwelgte, bemerkte sie gar nicht, dass sich jemand zu ihr gesellt hatte. „Du blockierst den Weg“, riss eine kühle Stimme sie aus ihren Gedanken. Perplex hob TenTen ihren Blick und erkannte Hinata, die direkt vor ihr stand und sich demonstrativ an ihr vorbei zwängte, obwohl die Treppe mehr als breit genug war. TenTen entlockte dieses Verhalten nur ein genervtes Seufzen. Sie stand auf, nahm den Korb und entfernte sich wortlos vom Anwesen. Lieber wartete sie in der Auffahrt auf Neji anstatt sich erneut mit Hinata rumzuschlagen. „Das war ja klar. Du machst dich lieber wieder aus dem Staub anstatt dich deinen Problemen zu stellen“, legte Hinata es darauf an. „Ich habe keine Probleme. Du hast ein Problem mit mir, also kannst du doch froh sein, wenn ich gehe“, erwiderte TenTen ruhig und gelassen ohne sich zu Hinata umzudrehen und setzte ihren Weg fort. Hinata blickte ihr lediglich hinterher und erwiderte nichts mehr darauf. Innerlich freute sie sich schon auf den Tag, an dem TenTen alles erfahren würde. An dem sie erfahren würde, dass Neji das alles nur wegen einem Streich gemacht hat und sie ihm gar nichts bedeutet. Und dieser Tag war nicht mehr so weit entfernt. Sie freute sich darauf TenTens Welt erneut zusammenstürzen zu sehen, obwohl sie sich gleichzeitig über diese Gefühle wunderte. Sie hatte irgendwie auch Angst vor dem, was aus ihr geworden war. Aber wie immer verdrängte sie ihr schlechtes Gewissen erfolgreich. „Wo ist TenTen?“, fragte Neji kurz darauf, als er aus der Tür trat und nur Hinata sah. „Guten Abend, lieber Cousin. Ich freue mich auch, dich zu sehen.“ „Ich hab dich was gefragt“, meinte Neji nur gleichgültig. „Nach vorne gelaufen. Sie konnte wohl meine Gegenwart nicht ertragen aufgrund ihrer Schuldgefühle“, mit diesen Worten verschwand Hinata im Haus und Neji verdrehte genervt die Augen, bevor er zur Auffahrt lief und TenTen bei seinem Auto stehen sah. „Tut mir Leid, dass du ihr jetzt doch begegnen musstest“, entschuldigte er sich sofort bei der Umino und half ihr beim Einladen des Korbes. „Das ist schon okay. Du kannst ja nichts dafür, dass sie... so... ist“, erwiderte TenTen und lächelte leicht. Neji erwiderte die Geste und daraufhin stiegen beide ins Auto und Neji fuhr TenTen für diesen Tag endgültig nach Hause. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)