Emotionless von HannaHanoka ================================================================================ Kapitel 5: Fremdling -------------------- Kapitel 5 - Fremdling Ich fühle wie die Hand von meiner Hand aus über meinen Arm streift, auf meine Schulter in Richtung meines Nackens wandert und somit unter meine Kapuze, die ich mir irgendwann vorhin übergezogen haben muss. Wie mir die Kapuze von meinem Kopf gestrichen wird und die Hand von dort aus unter mein T-Shirt fährt. Gänsehaut. Moment mal! Das ist doch nicht Kyouha?! Kyouha würde SO etwas niemals tun..! Ich komme zurück in die Realität und weiche reflexartig von dem neben mir Stehenden nach hinten zurück. Ich wische mir einmal mit meinem rechten Handrücken über mein Gesicht, sodass die Tränen vorerst verschwinden. „Tut mir leid, ich wollte dich nicht erschrecken.“, kommt es gelassen. Die Stimme ist so – kühl, dennoch klingt sie nicht abweisend. „Es gibt da wohl ein Missverständnis. Mein Name ist nicht Kyouha. Ich heiße Zero.“, ein wärmendes Lächeln erscheint auf den Lippen des mir Fremden. Wer ist das? Wieso will er mir... helfen? „Wie heißt du?“, fragt er mich höflich und ich muss zunächst einmal schlucken, bevor ich überhaupt in der Lage bin etwas sagen zu können. Mit leiser zittriger Stimme antworte ich ihm: „Ich... Mein Name ist Kira.“ Er hockt sich vor mich und ergreift meine Hand, mit welcher ich vor kurzem noch auf die Bank eingeschlagen habe. „Kann ich dir vielleicht irgendwie helfen? Du siehst aus als könntest du Hilfe im Moment gut gebrauchen.“ Seine grauen Augen, welche im ersten Moment sehr kalt wirken, strahlen erstaunliche Ruhe und Wärme aus. Ich sehe auf den Boden. Irgendetwas stimmt mit dem Jungen doch nicht, ich mein er kennt mich nicht und will mir trotzdem helfen? Und dann diese Gestik vorhin..! Ich meine, was hat er denn bitte unter meinem T-Shirt zu suchen?! „Ich bezweifle, dass man mir helfen kann. Und schon gar nicht, wenn man mich nicht kennt.“, erwidere ich ihm, trotziger klingend* als gewollt. Aber es stimmt nun einmal, wie will er jemandem helfen, den er nicht einmal kennt? Er rückt näher an mich heran und zieht mich an meinem Nacken zu sich. Was zum?! Er drückt meinen Kopf an seine Brust und streicht mir dann sanft über den Rücken. „Ich kenne dich vielleicht nicht, aber ich kann durchaus erkennen, dass du leidest – und das nicht gerade wenig.“, meint der Typ – Zero wenn ich mich nicht verhört habe – sachte. Ich kann nicht mehr. Ich fange wieder bedingungslos zu weinen an. Sehe ich wirklich so hundeelend aus? Sehe ich so beschissen aus, dass mir ein Fremder einfach mal eben eine Runde Mitleid und Hilfe spendieren will? Verdammt..! Wie kann ein Mensch einem Fremden soviel Wärme und Güte entgegenbringen? „Du willst mir helfen?“, schluchze ich schwerfällig. „Wenn ich denn darf.“ „Dass das klar ist, ich glaube trotzdem nicht daran, dass du mir helfen kannst..!“, meine ich – mit ziemlich kratziger Stimme, da ich die letzte Zeit schließlich ewig viel geheult hatte – und sehe dabei zur Seite. Soll er mal schauen, ob er mir helfen kann, ob er damit etwas anfangen kann. Ich glaube nicht daran. Ich glaube einfach nicht daran, dass einem ein Fremder Mensch einfach helfen kann – ohne den leisesten Schimmer über diese Person zu haben. Ich greife mit der Hand die nicht in der Hand des grauhaarigen liegt in meine hintere Hosentasche und hole einen Zettel hervor. Da ich nun schon mehrere Tage in den gleichen Klamotten rumrenne, ist er noch immer dort drin. Ich versuche ihn mit einer Hand zu entfalten. Es fällt mir allerdings sichtlich schwer. Letztlich fällt er mir auch noch aus der Hand. „Verdammt“, fluche ich leise, worauf der Fremde meine Hand loslässt – nur um den Zettel aufzuheben und im Anschluss die Hand hinter meinen Rücken wandern zu lassen. Was soll das jetzt schon wieder werden?! Schließlich entfaltet er jedoch nur den Zettel hinter meinem Rücken. „Das ist nicht sehr nett. Wieso hast du solch einen Zettel bei dir?“, fragt mich der Fremde ziemlich perplex. „Er hat mein Leben verändert.“, antworte ich monoton. „Inwiefern?“, hakt mein Gegenüber nach und streichelt dabei nun meinen Rücken auf und ab. „Ich wurde schon immer... anders behandelt, weil ich anders bin. Weil ich nicht auf Mädchen stehe. Und gestern, habe ich zum ersten mal diesen Zettel an den Kopf geworfen bekommen. Und gestern war es auch, als der in den ich nun schon seit Jahren verliebt bin, zu mir sagte ich solle doch verrecken. Wir waren bis zu diesem Zeitpunkt beste Freunde... Ich... Es tut einfach nur weh. Ich will diesen Schmerz nicht mehr spüren.“, platze ich aus mir heraus und heule nun vollends los. „Du willst keinen Schmerz mehr spüren?“ „Ja, ich will keinen Schmerz, keine Trauer, keinen Hass mehr fühlen. Ich will auch gar nicht mehr wissen was es heißt, fröhlich zu sein. Denn wenn ich nicht wüsste was es heißt fröhlich zu sein, dann würde es mir jetzt nicht so verdammt dreckig gehen.“ „Soll ich dir denn helfen?“ „Wie willst du das denn bitte anstellen? Als ob du etwas dagegen ausrichten könntest!“, schreie ich ihn an und stoße ihn von mir, falle dabei rückwärts auf meinen Hintern. Will der Kerl mich verarschen? Sehe ich denn wirklich SO verzweifelt aus, dass andere Menschen denken sie könnten einfach keine Ahnung was tun, um mich aufzuheitern? Am besten kommt jetzt so etwas wie 'Abrakadabra, weg ist der Schmerz' – oder weiß der Geier was für ein Scheiß! So eine Scheiße will ich gar nicht hören! Ich erhebe mich zitternd, da mir noch immer alles weh tut und ich auch gerade ziemlich wütend darüber bin, dass sich dieser Fremdling ganz offensichtlichen einen Scherz mit mir erlaubt Ich drehe mich gerade um, als eine seiner Hände mein Handgelenk erneut umfasst und mich wieder nach unten zieht. Ich lande geradewegs so, dass ich nun mit dem Rücken auf seinem Schoß sitze. „Hör' mir wenigstens zu!“, zischt er mir leise ins Ohr. Gänsehaut. Schon wieder. Ich schlucke laut – Ich kann mich einfach nicht bewegen. Ich spüre keinen einzigen Muskel in meinem Körper. Mein Körper gehorcht mir einfach nicht mehr! Ich will hier weg! „Du sagst du willst vergessen wie es ist zu fühlen. Du sagst du willst nicht mehr leiden. Dann kommt hier jemand vorbei, der dir helfen will und du rennst davon.“, meint der hinter mir Sitzende, diesmal jedoch ein wenig ruhiger. „Wie willst du mir denn bitte helfen?“, meine ich verächtlich und versuche mich aus seinem Griff zu befreien, doch meine Muskeln regen sich noch immer nicht. Liegt das an dem Griff?! Oder hab ich einfach so viel Schiss, dass ich mich nicht bewegen kann?! „Wirst du mir vertrauen und mich dir helfen lassen?!“, raunt mich der hinter mir Sitzende an. „Woher weiß ich, dass du mir helfen kannst?! Und woher weiß ich, dass du mir nicht sonst etwas antun wirst?!“, fauche ich zurück. „Grr...“, knurrt mich mein Gesprächspartner an. Mir läuft ein eiskalter Schauer über den Rücken. „Du wirst mir wohl vertrauen müssen“, säuselt er mir, nun fast schon zu sanft für mein Gehör, zu. Ich reiße meine Augen weit auf und auf einmal, ein Wunder, kann ich zumindest meinen Kopf wieder bewegen und drehe mich mit diesem zu ihm. Mit einem entsetzten Blick schaue ich ihm in die Augen. Er dreht seinen Kopf zur Seite und hebt seine Hand an seinen Mund. Muss er sich räuspern? Und im nächsten Moment spüre ich nur seine Lippen auf meinen. Weit reiße ich meine Augen auf. Was zum?! Er drückt mit einer Hand gegen meinen Hinterkopf, um meinen Kopf bei sich zu halten, vermutlich um sicherzugehen, dass ich der Situation nicht entkommen kann. Wie auch? Ich bin noch immer wie gelähmt. Ich kann mich noch immer nicht bewegen. Mit der anderen Hand streift er mir über den Nacken. Nicht..! Da bin ich so... empfindlich. Ein Keuchen meinerseits, was es dem Kerl ermöglicht, seine Zunge zwischen meinen Lippen hindurchzupressen. Ich fühle wie seine warme, weiche Zunge nach meiner tastet. Ich bin völlig überfordert. Ich weiß nicht was ich tun soll. Nicht, dass ich sonderlich viel tun könnte... Das kommt alles viel zu plötzlich! Und doch gebe ich mich ihm letzten Endes hin und wehre mich, keineswegs. Ganz im Gegenteil. Bis – Ich etwas fühle, was irgendwie nicht dort hin gehört. Es fühlt sich an wie eine Pille, oder so.. Aus Reflex schlucke ich sie natürlich hinunter. Was zum!? Mir wird schwindelig. Ich halte meine Hand an meinen Kopf, worauf Zero aufsteht und mich hochzieht. „Was..?“, will ich ihn fragen doch er hält mir einen Finger an die Lippen und küsst mich erneut. So warm. Kurz bevor ich erneut den Status der Bewusstlosigkeit erreiche, höre ich Kyouhas Stimme. „Hey, verdammt! Was machst du da mit Kira! Lass ihn los du...“ Die letzten Worte Kyouhas kann ich nicht mehr vernehmen, da ich immer mehr der Schwärze verfalle. Ich fühle wie ich hochgehoben werde und auf zwei Armen in irgendeine Richtung getragen werde. Danach ist es endgültig vorbei. Ich höre auf mich gegen die Schwärze zu wehren und gebe mich nun auch dieser hin. Es ist sowieso alles egal. ____________________________________________________________________________ Guten Abend an alle, tut mir leid, dass es etwas länger gedauert hat als geplant s:  Aber das Kapitel ist noch durch die Probe gelaufen... Und hat es vorerst überstanden... Ich werde auch noch das ein oder andere Mal darüber lesen und das alles nochmal korrigieren, aber nicht mehr heute, ich wollte euch aber dennoch nicht das neue Kapitel vorenthalten.  Ich hoffe es hat euch ein wenig gefallen, auch wenn ich noch nicht damit zufrieden bin.  Bis zum nächsten Kapitel. :) *Da haben meine Beta-Leserin und ich sehr gegrübelt, weil wir uns auf einmal nicht sicher waren wie es heißt: „trotziger klingend“ oder „trotzig klingender“... Wer es besser weiß – gerne einfach mal Bescheid geben ;) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)