Wo der Himmel ist von dadgrin (Sag mir das das hier ein Märchen ist, mit Happy End für alle Leute.) ================================================================================ Kapitel 3: Zwischen Traum und Wirklichkeit ------------------------------------------ I just forgot who I used to be So now I’m strung somewhere between a dream And humdrum day to day routine Frau konnte nicht sagen ob es ein Segen oder Fluch war allein durch die Straßen zu irren, aber wenn es ein Segen war dann ein fragwürdiger. Er brauchte keine Zeit zum denken, dazu hatte er bis vor kurzem noch genug Zeit gehabt. Dennoch war er ganz einmal wirklich für sich zu sein. Auf dem Schiff musste man ja immer befürchten das plötzlich jemand reinkam. Hier waren zwar auch lauter Menschen, doch augenscheinlich niemand den er kannte und er hoffte auch nicht das jetzt noch jemand freudestrahlend auf ihn zugelaufen kommen würde um sich mit ihm zu unterhalten. Das wäre dann doch einfach zu viel für ihn. Aber zum Glück passierte das. Niemand kam fröhlich zu ihm angerannt und das ließ eine leichte Ruhe in seinem inneren frei. Sie breitete sich aus wie eine angenehme Wärme. Für einen Moment hatte er überlegt Gido heimlich zu folgen, kurz nachdem sich ihre Wege getrennt hatten. Doch dann war ihm eingefallen das das so sicher nicht funktionieren würde und er hatte es gar nicht erst versucht. Hatte stattdessen nun seinen eigenen Weg eingeschlagen der immer weiter ins innere der Stadt führte. Der Schwarzhaarige hätte sicher nach keinen zehn Metern gemerkt das er ihn verfolgte und dann aus seinem Versteck gezerrt. Ein Szenario das sich der Blonde momentan lieber schenken wollte. Als er an einem Kiosk ankam kaufte er sich einige Zeitschriften und Zeitungen, zwei Schachteln Zigaretten, ein Fläschchen Brennflüssigkeit für sein Feuerzeug und ein paar Kaugummis. Das sollte fürs erste oder so reichen, soweit zumindest seine Überlegung, während er sie Sachen in seinen Hosentaschen verstaute. Im Normalfall würde er die Zeitschriften und Zeitungen ja unter seinem Mantel verstauen, aber da er keinen anhatte ging das nicht, weshalb er sich dann auch mit der Plastiktüte begnügte die ihm der Kioskbesitzer überlassen hatte. Vielleicht sollte er etwas essen, überlegte er, während seine Schritte langsamer würde und sein Blick für einen Moment an dem Schaufenster direkt neben ihm hängen blieb. Die Puppe in der Auslage trug einen Mantel, der ihn ein wenig an seinen eigenen erinnerte. Nicht ganz so schlicht, mehr Gurte, aber in einer ähnlichen Farbe. Frau hatte währen der Langeweile-Flaute auf der Aegis einmal die Habseligkeiten seines Alteregos durchsucht und es war nicht so das er sich nicht mit seiner Kleidung anfreunden konnte, sie gefiel ihm schon, aber es traf immer noch nicht ganz seinen Geschmack. Vorallem hatte er keinen Mantel gefunden und zugegeben, wenn er hier aushalten sollte, ja dann gottverdammt, er wollte eben einen Mantel. War doch bescheuerte wie er sich hier sich selbst gegenüber versuchte zu rechtfertigen. Mit mürrischer Entschlossenheit betrat er den kleinen Laden. Eine Türglocke schellte, während sich die Tür hinter ihm langsam wieder schloss und sein Blick umherwanderte, während langsam vorwärts Schritt. Seine Augen blieben an einer Stange mit mehreren Mänteln hängen und er steuerte diese an. Es gab noch eine Menge mehr, aber er er wollte ja einen Mantel und gerne auch wieder so einen schlichten, aber das schien es hier nicht zu geben. Für einen Augenblick sah er in Richtung Tür und überlegte ob er nicht noch woanders gucken sollte, verwarf den Gedanken dann aber gleich wieder, weil er sich hier ja eh nicht auskannte. Also wandte er sich wieder den Mänteln vor ihm zu, probierte einige über um zu gucken ob sie passten. Es war ein in schlichtem dunkelblaue gehaltener Mantel der ihm schließlich ins Auge sprang. Der Kragen war schlicht und ähnlich dem an seinem Mantel – den den er hier vermisste. An den Ärmeln befanden sich etwas über den Handgelenken und etwas auf Mitte der Oberarme Gurte die von einer Schnalle zusammengehalten wurde. Am Unterarm waren es insgesamt drei, von denen zwei in ein und der selben Schnalle verliefen, der dritte befand sich in nur kurzem Abstand dahinter. Auf Taillenhöhe befanden sich Schlaufen an denen sich ein Schwertgurt befestigen ließ und darüber zu erst ein breiterer, dann ein dünnerer Gurt, beide wieder mit Schnalle und ebenfalls in Schlaufen hängen. Frau betrachtete sich im Spiegel. Eigentlich war ihm das immer noch zu viel, aber in dieser Hinsicht war die Auswahl hier relativ gleich und es war der einzige mit dem er sich anfreunden konnte. Er hänge sich diesen über die Schulter und sah sich noch ein wenig weiter um, mit dem allein würde er im Verschneiten Norden des ragg'schen Königreiches noch erfrieren. Seine zweite Wahl fiel dabei auf einen tiefschwarzen, gefütterten Ledermantel dessen Schnitt ein wenig an einen zu langen Trenchcoat erinnerte. Auf einen Pelzkragen verzichtete er jedoch lieber, das stand Gido besser als ihm. Frau betrachtete die Mäntel die er über seinen Arm geworfen hatte und irgendwie fühlte es sich komisch an. Gott verdammt er kaufte sich ja schon Kleidung, als ob er den Rest seines Lebens hier verbringen würde. Er durfte nicht vergessen das es nur auf Zeit war. Nein, er wünschte sich das es nur auf Zeit wär. Schluckend legte der Blonde die Mäntel auf den Verkaufstresen und wurde nur kurz von der Stimme des Verkäufers aus seinen Gedanken gerissen. Wollte er das wirklich tun? Wollte er wagen sich hier einrichten? Doch seine Finger schienen wie von selbst nach dem Geld zu greifen und als er es dann auf den Ladentisch legte breitete sich unwillkürlich ein zufriedenes Gefühl in seiner Magengegend aus. Es war ein kleines wohliges, warmes Knäuel das ihm sagte das er hier das richtige für sich tat. Es war die Gewissheit eine Entscheidung getroffen zu haben, die er nicht bereuen würde. Auch wenn das vielleicht ein wenig lächerlich klang, wo es doch gar nichts besonderes war das er sich hier ein paar Mäntel kaufte. Als er wieder aus dem Laden hinaustrat schien die Sonne und das Glockenspiel klimperte leise bei der Bewegung der Tür. Es kam ihm so schrecklich surreal vor, er trug keine Handschuhe und das Plastik der Tüten hinterließ Druckspuren auf seiner Haut. Druckspuren die sich gut anfühlten, real – wie ein fester Boden in dieser Welt die er nicht verstand und die ihn wahrscheinlich auch nicht verstehen würde. Er atmete durch, hob den Kopf und überlegte was er als nächstes tun sollte, während er gen Himmel blickend einige ziellose Schritte ging. Um dann aber nicht noch irgendwo gegen zu laufen senkte er den Blick wieder auf normale Höhe, während er seinen Spaziergang durch die Innenstadt fortsetzte. Etwas anderes konnte er gerade sowieso nicht tun und es waren immerhin noch einige Stunden bis zum Abend. Wobei er da auch nur hoffen konnte das er letztlich auch zu Fallon zurückfand. Sein Orientierungssinn war jetzt zwar nicht der schlechteste, aber er kannte sich und seine Macken. Als er Hunger bekam kaufte er sich etwas zu Essen und hätte wohl noch den Rest seiner Zeit mit durch die Stadt bummeln verbrachte, wenn er Gido nicht über den Weg gelaufen wär. Ein leichtes grinsen legte sich auf seine Lippen, als er den Schwarzhaarigen erblickte. Er saß an einem Parkeingang auf der Bank und trank Kaffee. „Na, alles erledigt?“, fragte er mit einem schmunzeln und blieb vor ihm stehen, die zwei Tüten über der Schulter und mit zwei Fingern die Griffe festhaltend. Der Schwarzhaarige blickte auf und musterte die Gestalt die vor ihm stand, dann grinste er ebenfalls leicht. „Ja, alles erledigt, was hast du da?“ Mit einem nicken wies er auf die Tüten. „Nichts besonderes“, erwiderte der Blonde und zuckte dabei die Schultern. „Was hast du so gemacht?“ „Nichts besonderes“, der Ältere zwinkerte ihm zu und erhob sich schmunzelnd. Für einen Moment wollte Frau grummeln, doch dann sah er ein das sie damit wohl auch quitt waren und beließ es dabei. „Dann gib mir wenigstens was von deinem Kaffee ab, du bedienst dich doch auf bei mir“, meinte der Blonde und schnappte ihm kurzerhand den Pappbecher weg und trank einen Schluck. Mit einem leichten grinsen leckte er sich genüsslich die Lippen und entzog ihm einige Mal lachend den Becher, als Gido versuchte ihn wieder zurück zu schnappen. „Hier“, sagte er dann schließlich, lächelte versöhnlich, doch sein ehemaliger Vormund grummelte trotzdem irgendetwas von einer „nervtötenden Kackbratze“, worüber der Gemeinte allerdings nur lachen konnte. „Hab dich nicht so.“ Der Schwarzhaarige trank den Kaffee fast ganz leer, was unwillkürlich seine Laune zu heben schien, denn er musste nun ebenso schmunzeln. „Ach ich weiß auch nicht... wahrscheinlich Bild ich mir das nur ein, aber dein freches Maul, scheint in den letzten Tagen drei Mal schlimmer geworden zu sein.“ Frau stutzte. „Das bildest du dir sicher ein – ich bin immer so.“ „Nein, im Normalfall bist du schlimm – aber du bist nicht schrecklich.“ „Du hast dich sicher einfach nur daran gewöhnt“, amüsierte sich der Blonde. „Oder du wirst empfindlich alter Mann“, grinsend tätschelte er ihm die Schulter. „Pass auf dein dummes Maul auf“, murrte Gido daraufhin und blickte ihn mahnend an. „Du bist kein Kind mehr, also pass auf das ich es dir nicht stopfe.“ Für einen Moment konnte Frau nicht anders als zu blinzeln, während er wusste das es nicht so gemeint war, er aber trotzdem nicht verhindern konnte das sein Kopf das ganze ein Mal richtig und ein Mal falsch interpretierte. Mit plötzlich roten Wangen wandte er den Blick ab. „Sag sowas nicht...!“, bekam er dann gerade noch so über die Lippen. An sich machte ihm sowas ja nicht aus, nur das er sich das dann auch immer noch gleich bildlich vorstellen musste... Nein, einfach nur nein. Jetzt war es an Gido zu grinsen. „Was denn? Ich hab noch nicht gesagt wie ich es dir stopfen werde...“ Eindringlich blickten ihn die eisblauen Augen an. Doch konnte er diese Ernsthaftigkeit nicht lange beibehalten und musste anfangen zu lachen und Frau stimme mit ein. Froh um die Ablenkung von seinen Gedanken die ihm dieses heitere Gelächter verschaffte. „Aber mal im erst“, der Schwarzhaarige bemühte sich mit einem leichten schmunzeln um ein ernstes Gesicht. „Pass auf deine Zunge auf verstanden?“ „Ja ja“, antwortete er ihm genervt und mit einem Augenrollen. „Sei mal nich so empfindlich.“ „Ich bin nicht empfindlich. Du bist und bleibst ne Kackbratze“, knurrte Gido. „Aber egal, jetzt sag mir endlich was du da gekauft hast. An einem Marktstand kauften sie eine Schale Erdbeeren und setzten ihren Weg fort während sie sich diese teilten. „Na los spucks aus, wenn nichts besonderes ist kannst dus mir ja sagen.“ Frau rollte die Augen. Darum ging es doch auch gar nicht, er wusste selbst nicht so genau wo da sein Problem war. Es war einfach da. „Ach... das kriegst du sicherlich noch früh genug zu Gesicht“, schmunzelte er, erntete dafür aber nur einen verwirrten Blick. Doch weiter ging er nicht darauf ein, grinste nur leicht und zuckte die Schultern. Gido schien das nicht zu gefallen, doch er fand sich offensichtlich damit ab. Es sah fast ein wenig eingeschnappt aus, als er daraufhin die Arme verschränkte. Frau befeuchtete seine Lippen, zog nachdenklich die Unterlippe ein. Er wollte Fragen wie lange sie noch hierbleiben würde, doch er nahm an das der Aufenthalt so kurz wie möglich gehalten werden würde. So war es immer gewesen. Schon immer ständig auf Achse, nie lange an einem Ort. Also fragte er stattdessen, „fliegen wir direkt heute Abend weiter oder erst morgen früh?“ „Erst morgen früh, die Gegend ist zu unübersichtlich ohne Lichter. Aber schalten wir sie ein, sind wir zu leichte Beute.“ „Also im Morgengrauen?“ „Genau“, schmunzelte Gido nickend. „Da wird kaum jemand auf uns achten. Wir werden losfliegen bevor hier die ganzen Arbeiter rumwuseln.“ Sie mussten mehrere Male zwischen Fallons Laden und dem Schiff hin und her gehen, bis alles verladen war und so kam Frau erst bei Einbruch der Nacht zur Ruhe. Glücklicherweise gab es auch direkt auf dem Schiff die Möglichkeit zum duschen. Das Wasser war zwar kalt, aber immerhin. Sich die Haare trocken rubbelnd trottete er den leeren Flur hinab. Der Boden fühlte sich kalt an unter seinen nackten Füßen. Und wahrscheinlich wäre er einfach weiter zurück in sein Zimmer gelaufen, wenn ihm nicht etwas aufgefallen wäre. Die Tür zu Gidos Zimmer stand halb offen und der Schwarzhaarige hatte ihm den Rücken halb zugedreht und dennoch war ihm die verkrampfte Haltung seiner Finger aufgefallen. Er krallte seine Nägel schmerzhaft in die bloße Haut. Der Blonde war stehen geblieben und legte den Kopf ein wenig beiseite um besser unter seinem Handtuch hervor gucken zu können. Zögernd trat der Jüngere näher, spähte durch die Öffnung der Tür und musterte den Schwarzhaarigen für einen Moment. Dieser starrte auf ein Dokument auf seinem Schreibtisch und beachtete ihn gar nicht, bis er das Wort erhob. „Gido?“ Der Ältere wandte sich ihm zu, wobei seine Finger erneut krampfhaft halt suchten. Jetzt auf die kurze Distanz konnte er es auch sehen. Er musste das schon eine Weile tun, denn sein rechter Unterarm zeigte gerötete Kratz und Druckspuren die seine Nägel hinterlassen hatten. Beinahe unbewusst fuhr sich der Blonde selbst über die Stelle am Arm wo sie gewesen war. „Was ist?“, fragte er, während Fraus Blick immer noch an seinem Arm hing und sich erst wieder hob als er merkte wie er gemustert wurde. Es schien also nicht alltäglich zu sein, das er nur halb, und gemeint untenrum, bekleidet war. Gut zu wissen? Erstaunlicherweise wirkte der Gesichtsausdruck seines ehemaligen Vormundes relativ ruhig. Doch er konnte die Anspannung seiner Stimme förmlich anhören. „Dein Arm. Los zeig mal deinen Arm her“, meinte er und machte eine fordernde Handbewegung, während er sich mit der Anderen das Handtuch vom Kopf schob so das es ihm um den Hals lag. Irritation zeigte sich auf dem Gesicht seines Gegenübers, was ihn schon beinahe dazu brachte die Augen zu rollen. Doch er hielt inne, als er sah wie der Schwarzhaarige seinen Arm beinahe instinktiv dichter gegen seinen Oberkörper drückte. Es war nicht das was er tat das ihn stutzig machte, eher wie er es tat. Er wollte verhindern das er den Schriftzug sah, vielleicht nur aus Reflex oder vielleicht wirklich weil er es nicht erklären mochte. Ein schwaches Lächeln zeigte sich auf den Lippen des Blonden und er schüttelte den Kopf. Irgendwie kam ihm das nur allzu bekannt vor. „Jetzt rück schon rüber“, meinte er schmunzelnd und griff nach seinem Arm. „Frau, lass–“, lass den Scheiß, hatte er sagen wollen, doch brach sofort wieder ab, als der Angesprochene seine Hand blitzschnell wieder zurückzog, als hätte er sich verbrannt. Scharf zog er die Luft ein, „scheiße du glühst ja richtig!“ Fast schon vorwurfsvoll blickte der Blonde auf, als ihn Gido daraufhin sprachlos anblickte. Sprachlos nach dem Motto das ist dein einziges Problem? Doch er sagte nichts, denn er war selbst oft nicht besser gewesen und hatte lieber stoisch den Schmerz ertragen, als etwas zu sagen. Aber trotzdem... er hatte wirklich geglaubt das Gido das zumindest... na gut, wenigstens ein bisschen, vernünftiger wäre. „Warte kurz“, Frau wandte sich zum gehen. „Ich was holn bin gleich wieder da!“ Und mit diesen Worten war er auch schon verschwunden. Er holte zwei Beutel mit Kühlpacks mit Eiswürfeln aus der Gefriertruhe in der Küche und kam damit zurück in das Zimmer des Älteren. Dieser saß immer noch genau dort wo er ihn kurz zuvor verdutzt zurück gelassen hatte. Aus dem Badezimmer holte er noch ein kleines Handtuch das er in kaltem Wasser getränkt hatte und eine Packung Mullbinden. „Streck deinen Arm aus“, forderte er und setzte sich vor ihm auf den Boden. Gido zögerte, also Griff Frau nach seiner Hand und zwang ihn dazu diesen auszustrecken. Die Rangelei deswegen währte allerdings nur kurz und der Ältere gab mit einem genervten Seufzen nach. „Darf ich wenigstens erfahren was das wird?“ Er wirkte skeptisch und das was Frau tat schien ihm nicht wirklich zu passen. „Reg dich ab“, der Blonde machte eine abwehrende Handbewegung. „Tut nicht weh und es wird dir helfen. „Helfen?“, echote Gido hohl und blickte ihn fragend an. Frau lachte und grinste ihn an, „so wie dein Arm glüht macht sie bestimmt wieder zicken, stimmts?“ Kopfschüttelnd legte er die beiden Kühlpackungen auf das Handtuch und wickelte es um den ausgestreckten Arm des Schwarzhaarigen. „Halt mal fest“, sagte er und öffnete die Verbandspackung. Unwillkürlich breitete sich eine Gänsehaut auf dem Arm des Dunkelhaarigen aus und er musste sich ein keuchen ob er Kälte verkneifen, so recht verstand er den Jüngeren immer noch nicht. Aber noch während er ihn dabei beobachtete wie er das Handtuch an seinem Arm mit dem Verband festknotete merkte er die hitzelindernde Wirkung der Eiswürfel und des kalten Handtuchs und lehnte sich mit einem leisen seufzen zurück. Er schüttelte den Kopf, das war doch gerade irgendwie absurd. „Und jetzt sag mir bitte wozu das gut ist“, verlangte er von seinem ehemaligen Schützling zu wissen und tastete seinen verbunden Arm ab. „Das hilft gegen die Schmerzen“, erklärte Frau. „Und dagegen das dein Arm brennt wie glühendes Eisen...“, fügte er hinzu und rieb sich den Nacken. „Gegen Devaki hilft das zwar im Grunde nichts, aber es sollte dir wenigstens helfen ruhig zu schlafen...“ Wie aufs Stichwort gähnte er am Ende dieses Satzes und rieb sich mit beiden Händen über das Gesicht. „Woher–?“, sprachlos blickte Gido ihn an. Die Frage woher er ihren Namen kannte wollte er stellen, doch sie blieb ihm im Halse stecken. Vielleicht hatte er sich ja auch einfach nur verhört. Frau wirkte zudem offensichtlich müde, denn er rieb sich auch die Augen. Doch kaum hatte das getan hatte er sich auch schon wieder gefangen. „Kein woher, du gehst jetzt ins Bett!“, bestimmte er und wies auf besagtes. Doch daraufhin konnte Gido nur lachen. Das wurde ja immer besser. „Als ob ich mir von dir was sagen lassen würde“, er drehte sich auf seinem Stuhl wieder herum, hatte dabei den verbunden Arm auf seinem Schoß liegen und merkte erst zu spät das er jetzt ja eh nicht weiter arbeiten konnte. Mit links bekam er ja kaum einen einzigen Buchstaben hin, doch er weigerte sich jetzt klein bei zu geben. Der Blonde hatte sich derweil aufgerichtet und die Arme in die Hüften gestemmt. „Spiel hier nicht den starken Macker“, er ging herüber zum Bett und setzte sich auf die Kante. Er war selbst müde und bevor er noch mitten im Raum umkippte war ihm das so lieber. „Außerdem wette ich das du weder mit links schreiben kannst, noch das du dich auf irgendwas konzentrieren kannst, wenn sie dich so nervt.“ Da, schon wieder. Er nannte ihren Namen nicht wieder, aber er schien dennoch zu wissen wovon er redete und genau das machte Gido stutzig. Ein wenig mürrisch, doch auch irgendwie interessiert drehte er sich wieder in seine Richtung. Mürrisch machte ihn an dem Ganzen vorallem das Frau mit allem was er sagte verdammt recht hatte. Sein Arm tat schon weniger weh als eben und weiterarbeiten konnte er gerade auch nicht. Vielleicht war das aber auch nur die Müdigkeit. „Sag mal wird das jetzt zur Gewohnheit das du hier pennst...?!“ „Wenn du dein Bett nich willst, ich schlaf gern hier“, erwiderte der Blondhaarige nur trocken und drehte sich auf die Seite nachdem er sich hingelegt hatte. Unverhohlen starrten ihn die saphirblauen Augen an, fast auch ein wenig vorwurfsvoll. „Das wird zur Gewohnheit oder?“, wiederholte er seine Frage trocken und fast ein wenig resignierend. „Sowas von“, erwiderte Frau ernst und fügte hinzu, „und jetzt komm her, bevor du auf dem Stuhl einschläfst und wir dich Morgen früh mit heißem Wasser übergießen müssen, weil du steifgefroreren bist.“ „So kalt ist es in diesem Raum nicht.“ „Dein Arm is Morgen früh mit größter Wahrscheinlichkeit trotzdem ein Eisblock.“ „Zwischen nur meinem Arm und meinem ganzen Körper besteht ein weitläufiger Unterschied...!“ „Willst du dich streiten oder schlafen?“ „Ich geb dir gleich streiten“, knurrte der Schwarzhaarige, stand aber dennoch auf und legte sich zu ihm. „Und jetzt raus.“ Der Jüngere öffnete den Mund, doch er rührte keine Miene, sprach einfach weiter bevor er etwas sagen konnte.„Raus aus meinem Bett oder ich schmeiß dich eigenhändig raus. Du hast ein eigenes.“ Frau verzog das Gesicht, „aber da bin ich rausgewachsen.“ „Das bezweifle ich stark.“ Herausfordernd blickte ihn der Blondhaarige bei diesen Worten an. „Du willst es drauf anlegen?“, fragte Gido und konnte nur bestätigende Herausforderung in den Augen des Anderen lesen. Etwas murmelnd das stark wie „das wirst du noch sowas von bereuen“ klang, packte er Frau und wollte ihn aus dem Bett befördern. Seit neuestem war der Blondschopf wirklich eine Klette. So wie damals als Kind. Aber damals war er eben noch ein Kind gewesen und deswegen hatte er es ihm verzeihen können. Jetzt aber wusste er nicht recht was er davon halten sollte. Bekam jedoch auch keine Zeit darüber nachzudenken, denn so einfach wie er sich das vorgestellt hatte war die Realität nicht und das ganze endete in einer Rangelei. Und irgendwie wollte ihm nicht gefallen das er sich am Ende unter ihm wieder fand und ihn sein ehemaliger Schützling nur schelmisch anlächelte, bevor er es sich dann halb auf ihm liegend bequem machte. „Ich bin jetzt dein Kissen oder?“, fragte er Tonlos und Frau gab ein zustimmendes Geräusch von sich. „Ich bin dein Kissen“, wiederholte er wenig begeistert und resignierend. Es war war ja nicht so das er sich für sowas nicht erwärmen konnte. Das er momentan keine Lust auf solche Aktionen hatte, hatte andere Gründe. Doch über die wollte er mit Frau nicht reden, stattdessen seufzte er nur und tätschelte ihm die Schulter nachdem sich besagter an ihn gekuschelt hatte. Wie damals als er noch ein Kind gewesen war. Nur das er jetzt eben wesentlich mehr Platz beanspruchte. Aber irgendwie musste Gido auch zugeben das es gar nicht mal so angenehm war zur Abwechslung mal nicht wieder allein einschlafen zu müssen. Sein rechter Arm fühlte sich schwer und kalt an, doch so wirklich achtete er schon gar nicht mehr darauf, als ihn die Müdigkeit langsam immer mehr übermannte. Der Jüngere schien selbst langsam einzuschlafen, den er merkte mehr und mehr dessen Gewicht auf seinem Brustkorb und an seiner Schulter. Frau hatte eigentlich nur für ein paar Sekunden die Augen schließen wollen, doch dann hatte es ihn trotzdem übermannt und er war eingedöst. Während er kaum noch mitbekam wie es dem Älteren nicht anders erging. Der Schwarzhaarige gähnte und langsam fielen ihm die Augen zu, während er einfach nur hoffte das sich die Verwirrung Morgen etwas lichten würde. Ein wenige Schlaf konnte ja so einige Probleme lösen. Einige aber nicht alle. Als der Schwarzhaarige erwachte war es früher Morgen, die Sonne war nicht mal richtig aufgegangen und daran wie schwer sich sein Körper anfühlte merkte er nur allzu deutlich das er noch nicht ausgeschlafen war. Mit einem leisen murren räkelte er sich und merkte wie sich Frau noch etwas mehr zusammenkauerte und an ihn schmiegte als er aufstehen wollte. Er hatte sich im Schlaf auf die Seite gedreht und musste dabei wohl einen seiner Arme um ihn gelegt haben und irgendwie hatte sich der Blonde jetzt wohl bewegt. Sonst wäre er wohl nicht aufgewacht, er konnte schließlich kein Auge mehr zu tun sobald sich irgendwas neben ihm regte. Mit einem leisen Seufzen rieb er sich die Augen und befreite sich so gut es ging aus dem Griff des Anderen. Und würde sich sein Arm nicht so schwer anfühlen, hätte er wahrscheinlich auch gar nicht an die Eisbeutel gedacht. Er hatte recht gehabt, sein Arm war eingefroren. Aber weh tat er jetzt auch nicht mehr. Schien so als ob er sich davon befreien könnte und da es ihm misslang den Verband zu zerreißen schnitt er ihn letztlich kurzerhand durch und legte das Handtuch mit den Beuteln auf seinen Schreibtisch. Müde tapste er auf nackten Sohlen aus seinem Zimmer in Richtung Cockpit. Es gab außer ihm nur wenige Frühaufsteher in seiner Crew. Nur wenige die den elendigen Job übernahmen das Schiff zu so einer unchristlichen Zeit in Gang zu bringen. Es ging auch weniger darum groß weiter zu fliegen, als darum einen sichereren Hafen zu finden. Für ein paar Tage waren sie hier sicher, doch wenn sie ihr Schiff wirklich reparieren wollten, mussten sie es in die Wälder schaffen. Gebirge in deren Schutz sie sich begeben konnten gab es hier leider keine. Doch soweit er Ayasha vorhin verstanden hatte würde es reichen, wenn sie zumindest für eine Woche ihre Ruhe hatten. Der nächste piratenfreundliche Hafen war zu weit weg und auf Dauer mit einem beschädigten Schiff weiter zu fliegen war zu gefährlich. Sie konnten das Loch auch nicht ewig mit Planen abdecken. Also genau deswegen fanden sich nun er Diego und Kojetan im Cockpit ein. Der Jüngste mit den schwarzen Haaren brachte den Motor in Gang, während Gido seinen Kaffee trank und sich die Augen rieb. Natürlich blieb es an ihm hängen das Schiff fort zu bringen und zu landen. Zum Glück dauerte es auch nicht allzu lange bis sie ein Fleckchen gefunden hatten, an dem sie vorerst vor neugierigen Blicken geschützt waren. Selbst von oben, denn die Lichtung war größer als sie auf den ersten Blick erschien und so verkroch sich die Aegis unter einem grünen Blätterdach. Nach einer vorsichtige und sicheren Landung gab der Schwarzhaarige Kojetan die Anweisung den Motor wieder auszustellen und auch wenn er jetzt eigentlich schon wieder viel zu wach war um weiter zu schlafen verabschiedete er sich wieder auf sein Zimmer. Frau schlief immer noch tief und fest und für einen Moment beneidete er ihn darum, als er langsam die Tür hinter sich schloss. Dieses Mal ganz bedenkenlos legte er sich einfach wieder zu ihm ins Bett und machte es sich an seiner Seite bequem. Selbst wenn er nicht mehr weiterschlafen konnte, er sollte wenigstens versuchen noch eine Weile zu dösen. Der Tag der noch vor ihnen lag würde noch anstrengend genug werden und zugegeben die Wärme die vom Körper des Jüngeren ausging war angenehm. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)