Misery Business von abgemeldet (Some like to talk, but I'm into doin'!) ================================================================================ Kapitel 9: All You gotta do is Try and Try ------------------------------------------ Am gleichen Abend wurde sie noch aus dem Krankenhaus entlassen und machte auf dem Domino City Polizeipräsidium ihre Aussage zu der Sache. Was natürlich ziemlich unpassend war, denn so wussten alle ihre Kollegen Bescheid. Es wurde bereits über sie geredet. Die meisten Frauen hielten sie für eine Schlampe, da sie dem Zeitungsartikel glauben schenkten, was ja gar nicht mal so verkehrt war. Es war eine Unverschämtheit in den Augen der Frauenwelt, dass sie sich an den begehrtesten Single-Mann der Stadt rangemacht hatte und ihr das auch noch sichtlich gelungen war. Die Männer hingegen standen auf ihrer Seite. Viele drohten Keith kurz und klein zu schlagen, doch sie lehnte dankend ab. Also machte sie, unter Beobachtung der halben Belegschaft ihre Aussage zu dem Fall und erstattete Anzeige gegen ihren Exfreund. Im Krankenhaus hatte man zuvor festgestellt, dass ihr Knöchel verstaucht war und es hatten sich schrecklichgroße Hämatome auf ihrem Gesicht gebildet, die so schnell nicht verschwinden würden. „Ich hab es grad erst gehört, Chef. Wie geht es dir?“, erkundigte Jared sich, als sie ihn auf dem Weg zum Ausgang traf. Wie sollte es ihr wohl gehen? Sie hatte alles verloren und das alles nur, weil sie dumm gewesen war. „Ich will einfach nur noch nach Hause. Würdest du mich fahren, Jared?“, bat sie ihn und er nickte. Auf Krücken humpelte sie hinaus, während er ihr die Türe aufhielt. „Als ich dich heute morgen nicht bei Kaiba angetroffen habe, dachte ich mir, dass irgendetwas nicht stimmen kann.“, klärte er sie über seinen Verdacht auf. Sie saßen in ihrer Wohnung auf dem breiten Sofa und tranken Kaffee. „Ja, Kaiba und ich hatten Streit... Er hat mich von dem Fall abgezogen.“, berichtete sie ihrem Partner, der sie verwirrt ansah. Was? „Das kann aber nicht sein, Sawa. Du stehst immer noch auf dem Einsatzplan als unsere Leiterin.“, merkte er an und nun war auch sie verwundert. Hatte Kaiba sie nicht streichen lassen? Doch sie wollte gar nicht daran denken, dass es noch mal eine Chance gebe, einen neuen Anfang zu starten. „Dann erteile ich dir hiermit die Leitung, Blondie. Ich werde für die nächsten zwei Wochen sowieso Urlaub nehmen. Und ich habe auch nicht vor noch mal zu diesen Ermittlungen zuzustoßen.“, murrte sie. „Und tu mir bitte einen Gefallen, ja? Erzähl Kaiba nichts von dem, was mit Keith passiert ist.“, sprach sie eine Bitte aus. Dem Mann fiel der Zeitungsartikel auf, der auf dem Wohnzimmertisch lag. „Keine Sorge, Sawa. Aber, sei mal ehrlich. Es liegt daran, dass es wahr ist... Oder? Du willst nicht mehr für Kaiba ermitteln, weil du ihn wirklich liebst.“, erkannte er und ihre traurigen Augen zeigten, dass er richtig lag. „Er hat sich darum gekümmert, dass die Presse den Artikel zurückzieht...“, verabschiedete er sich von ihr. Ohne ihre Antwort abzuwarten, verließ er das Appartement leise. Sawa schluckte und ihr Blick blieb auf dem Bild von dem Millionär und ihr haften. Oh, Gott, Jared hatte ja Recht! Sie hatte sich wirklich in ihn verliebt. Und gerade deswegen, konnte sie nicht zu ihm zurück. Tränen stiegen ihr ins Gesicht, die sie zuerst zurückhalten wollte, doch sie konnte es nicht. Ihre Knie umschlingend, schluchzte sie in die Leere ihrer großen Wohnung. „Also, ich find das wirklich unverschämt von diesen widerlichen Journalisten, dass sie behaupten, du hättest was mit Kaiba. Dieser Widerling ist gar nicht gut genug für dich, Sawalein!“, protestierte Joey lautstark in einem Eiscafé. Tea hielt ihm den Mund zu. Musste der immer so ein lautes Organ haben? „Schrei doch nicht so! Sonst hat Sawa die Paparazzi direkt wieder am Arsch!“, beschwerte sie sich bei ihm und er kratzte sich, mit entschuldigender Miene am Hinterkopf. Alle anderen stimmten der Brünetten zu, nur Sawa selbst musste, zu Überraschung ihrer Freunde, laut lachen. Sie befand es als sehr angenehm mal wieder etwas zu unternehmen. Drei Tage lang hatte sie sich in ihrer Wohnung eingesperrt und keinen der Anrufe beantwortet die reinkamen, wofür sie allerdings so einige böse Worte von Miharu geerntet hatte, die es bestimmt an die dreißig Mal versucht hatte. Mal wieder unter Menschen zu sein, besonders unter solchen, die sie sehr mochte, tat ihr wirklich gut. „Was haltet ihr davon, wenn wir uns noch ein Eis genehmigen? Ich bezahle auch.“, schlug sie vor und der Vorschlag wurde mehrstimmig angenommen. Jared, Tristan und Joey erklärten sich bereit die Eisbecher zu organisieren. Als die Mädchen von den Männern, mit Ausnahme von Yugi, befreit waren, beugte Tea sich zu ihrer Freundin vor. „Sag mal, Sawa, was ist eigentlich wirklich dran an der ganzen Sache? Ich meine, die Zeitung hat zwar erklärt, dass die Bilder gefälscht sein sollen... Aber, das bist doch eindeutig du, die da mit Kaiba im Pool ist.“, stellte sie die Polizistin bloß, die sofort errötete. Sie schluckte einen Kloß hinunter, der so groß war wie ein ausgewachsenes Meerschweinchen. „Eh... Na ja... Gut... Du hast es erfasst, Tea. Ich muss gestehen, ich bin schuldig! Das bin ich und es ist auch wahr, dass Kaiba und ich miteinander rumgemacht haben...“, bedauerte sie das Stillschweigen über ihr Geheimnis. Die beiden Frauen und auch Yugi bekamen so große Augen, dass sie ihnen beinahe herausfielen. „Was?! Und das hast du uns nicht erzählt? Ich dachte, wir wären Freunde!“, kam es gleichzeitig von Miharu und Tea. Yugi hingegen nickte nur empört. Sie seufzte und spielte mit der Speisekarte. „Ich hab mich halt geschämt. Immerhin ist Kaiba immer so unfreundlich zu uns gewesen. Da wollte ich nicht gleich hinausposaunen, dass ich schon zwei mal mit ihm geschlafen habe.“, flüsterte sie in die Runde. Das war nun zu fiel für Tea. „Du hast mit ihm... Was?! Und das schon zwei mal?!“, stieß sie ungläubig hervor und Sawa hatte Mühe nicht über diese Reaktion ihrer Freundin zu lachen. „Das erste Mal in der High School und das zweite Mal kurz, nachdem ich mich in seiner Villa einquartieren musste.“, erzählte sie den neugierigen Mädchen. Der einzige Junge in dieser Runde konnte nichts weiter tun, als zu erröten. „Das hätte ich jetzt wirklich nicht gedacht von dir, Sawa! Wo du ihn doch nie ausstehen konntest! Sag doch auch mal was dazu, Yugi!“, wandte Tea sich verzweifelt an den jungen Mann, der sie nur mit verwirrtem Blick ansah. „Wieso ich denn? Ihr habt doch mit dem Thema angefangen!“, warf er entrüstet zu seiner Verteidigung ein. „Also ich finde das wirklich romantisch!“, schwärmte Miharu plötzlich und die anderen Drei sahen sie perplexer denn je an. „Wie bitte?!“, wollte Sawa nun ebenfalls wissen, da sie selbst nicht gerade von purer Romantik zwischen Kaiba und ihr sprechen sollte. Eher von animalischer Anziehung. „Nun... Es ist doch wirklich süß, wenn aus ehemaligen Feinden ein Liebespaar wird. Wie in diesen Schnulzen.“, verglich sie und Sawa schlug sich vor die Stirn. „Spinnst du? Etwas mit Kaiba zu haben, ist ganz sicher nicht wie in einer Schnulze.“, entgegnete sie und die Blondine lachte. „Aber, er ist sicherlich ein guter Küsser!“, versuchte sie Sawa aus der Fassung zubringen, was ihr eher bei Yugi gelang, dem es ganz und gar nicht gefiel, dass sich seine Freundin vorstellte wie gut Seto Kaiba küsste. „Wie auch immer, Freunde. Wir haben das Ganze beendet. Denn sonst wäre wahrscheinlich noch Schlimmeres passiert, als das hier.“, beendete sie das Thema und zeigte auf ihr geschundenes Gesicht. Die Blutergüsse waren immer noch gut zu sehen. „Aber erzählt bloß den Jungs nichts davon... Joey würde ausrasten, wenn er das wüsste!“, vermutete sie, denn sie kannte das Temperament des Weltrangdritten nur zu gut. „Ich hab erst mal die Schnauze voll von Kerlen!“, murrte sie dann und zündete sich eine Zigarette an. Tea und die Beiden anderen sahen sie mitleidsvoll an. Das konnten sie sich vorstellen. „Aber du solltest dir vielleicht mal wieder ein Date suchen, Tea. Wie wäre es mit meinem Partner?“, witzelte sie und der Tänzerin stieg Schamröte ins Gesicht. „Aber... Ich...“, wollte sie sich rausreden, doch die Inspektorin kannte keine Gnade. „Blondie? Wie findest du eigentlich meine Freundin Tea?“, rief sie ihm zu, der gerade die zweite Portion Eis bezahlte. „Wirklich sehr süß, Chefchen. Warum fragst du?“, beantwortete er unverfroren die Frage und stellte gleich die Nächste. Sawa grinste teuflisch. „Sie würde sich gerne mit dir für morgen verabreden. Hast du morgen Zeit?“, machte sie einfach so einen Termin aus, bevor Tea auch nur den Hauch eines Protests andeuten konnte. Der blonde Officer strahlte bis über beide Ohren. Er mochte Tea wirklich sehr und hatte immer wieder versucht mit ihr zu flirten. Mit mehr oder weniger viel Erfolg. „Sagen wir so gegen acht Uhr hier im Eiscafé?“, offerierte er und sie hielt den Daumen hoch. „Geht klar.“, erwiderte sie und hob ihre Sonnenbrille, die sie zur Tarnung trug, an, um ihm zu zuzwinkern. Tea konnte nicht anders als sich in Grund und Boden zuschämen, während der Rest der Meute sich lauthals amüsierte und damit das komplette Café unterhielt. Als Sawa an diesem Abend ihre Wohnung betrat, ließ sie ihre Handtasche einfach auf dem Boden fallen und humpelte ins Wohnzimmer, um noch etwas fernzusehen, bevor sie ins Bett ging. Sie blieb an dem Liebesfilm P.S. Ich liebe dich hängen. Na, super! Das war eigentlich das Letzte, was sie jetzt gebrauchen konnte. Einen romantischen und todtraurigen Kitschfilm. Doch obwohl sie eigentlich umschalten wollte, sah sie ihn sich weiter an. Ihre Gedanken waren nicht wirklich bei dem Film. Immer wieder erinnerte sie sich an Kaiba und seine Küsse und das, was sie miteinander geteilt hatten. Tränen schossen ihr in die Augen und sie blinzelte. Dieser Mistkerl! Was hatte er nur aus ihr gemacht? Überall kannte man sie als knallharte Polizistin und nun saß sie hier rum und heulte? Sie wollte ihn dafür hassen, konnte es aber nicht. Während sie ihn und sich selbst verfluchte, saß er in seinem Büro im Hochhausgebäude der Kaiba Corp. und versuchte zu arbeiten. Es schien ihm nur irgendwie nicht richtig gelingen zu wollen. Das war schon eigenartig, denn normalerweise konnte ihn nichts und niemand vom Arbeiten abhalten. Wenn er sich erst mal darauf konzentrierte, war alles andere Nebensache. Nur nicht an diesem Tag. Seine blauen Augen wanderten auf die Uhr. Es war bereits viertel vor zehn und er hatte nicht gerade viel geschafft, was ihn ziemlich nervte. Doch die ganze Zeit über war sein Blick zur Tür gewandert. Irgendwie hatte er immer wieder gehofft, dass sie, vorlaut und zickig wie immer, durch diese kommen würde, um ihm zu sagen, was für ein Blödmann er war. Dieser Wunsch wollte sich allerdings nicht erfüllen. Stattdessen war es sein kleiner Bruder, der den Raum betrat. „Hallo, Seto! Ich hab das Archiv sortiert und die Updates gestartet, wie du es mir gesagt hast. Wann fahren wir nach Hause?“, erkundigte er sich und es entging ihm nicht, dass der Ältere so ziemlich desinteressiert und vollkommen ohne, den typischen, Elan an seinem Schreibtisch saß. „Ich denke, ich arbeite die Nacht durch, Mokuba. Ich hab mir vorgenommen noch eine Kündigung auszuschreiben, was ich noch nicht erledigt habe. Du kannst Roland anrufen, damit er dich abholt.“, entgegnete der CEO und seufzte. Der Teenager lehnte sich über den Schreibtisch und blickte seinen großen Bruder direkt in die Augen. „Ganz ehrlich, Seto... Du solltest sie anrufen und nicht im Selbstmitleid versinken.“, platzte es aus ihm heraus und Kaiba sah ihn verwundert an. Solche Töne war er von seinem Bruder ja mal gar nicht gewohnt. „Wen meinst du? Wen soll ich denn anrufen? Ich hab nicht den blassesten Schimmer...“, versuchte er sich dumm zu stellen, was bei Mokuba allerdings nicht klappte. „Du weißt genau, wen ich meine.“, unterbrach er den Älteren und lächelte. „Vielleicht sitzt sie grad bei sich Zuhause und wartet nur auf deinen Anruf. Wer weiß... Zumindest solltest du es versuchen, wenn du sie wirklich liebst.“, riet der Jüngere und verabschiedete sich dann, bevor Kaiba noch irgendwas einwenden konnte. Allein zurückgelassen saß er dort und sein Hirn arbeitete auf Hochtouren. Sollte er sie wirklich anrufen? Nein, das würde nur zeigen, dass er ohne sie nicht könnte und das war schwach. Allerdings hatte Mokuba in einem Punkt auch Recht: Er liebte diese dumme Ziege wirklich. Seit sie weg war, konnte er an nichts anderes mehr denken und irgendwie kam es ihm vor, als ob ein Teil von ihm mit ihr zur Tür der Villa hinaus gegangen war. Er schüttelte sich und versuchte weiterzuarbeiten. Unsinn! Auf eine Frau, die einem nur Schimpfworte an den Kopf warf und ihn nicht ernst nahm, konnte er auch getrost verzichten. Außerdem war sie wahrscheinlich immer noch mit diesen supertollen Professor zusammen. Wenn sie wüsste, was ihr feiner Keith Ferguson für ein Geheimnis hatte, dann hätte sie ihn schon längst verlassen und hätte sich in Kaibas tröstende Arme geflüchtet. Unwillkürlich musste er grinsen. Irgendwie gefiel ihm die Vorstellung. Doch er musste sich wieder an die Arbeit machen, also stellte er, um sich abzulenken, das Radio ein. Was ein fataler Fehler war. Es wurde gerade der Song Try von Mic Donet gespielt. Ein genervtes Stöhnen entwich ihm. Sollte das jetzt ein schlechter Scherz sein? Es klang beinahe so, als ob ihm über diesen Song eine Nachricht hinterlassen wurde, dass er nicht aufgeben sollte und um sie kämpfen sollte. Und alles, was ihm schlussendlich übrig blieb war, es zu versuchen. Auf seiner Lippe herumkauend, griff er, etwas nachdenklich und auch widerwillig zum Hörer des Telefons. Beinahe wie automatisch tippte er ihre Nummer ein und wählte. Das erste Mal ging niemand ran, doch er ließ sich nicht abhalten und wählte die Wahlwiederholung. Sawa, die immer noch schluchzend auf ihrem Sofa saß, blickte gereizt zum Hörer rüber. Mein Gott, wer konnte das denn noch sein? Und das zu so einer unmenschlichen Uhrzeit. Die Nummer kannte sie zumindest nicht. Sollte sie rangehen oder nicht? Nach mehreren Hin- und Herüberlegungen nahm sie ab. „Sawa Ito?“, meldete sie sich und erschrak, als sie am anderen Ende Kaibas attraktive Stimme vernahm. „Hallo, Kätzchen. Ich bin es... Kaiba.“, informierte er sie und sie schwieg einen Moment. „Was willst du?“, fragte sie dann kurzangebunden, was ihn ebenfalls für Augenblicke schweigen ließ. „Wie geht es dir?“, erkundigte er sich und schluckte. Es war schön ihre Stimme zu hören, doch er konnte nicht abstreiten, dass das Klima des Gespräches nicht gerade einladend war. Aber er wollte sich auf keinen Fall von ihr abschütteln lassen. „Ehm... Ganz gut. Danke, der Nachfrage...“, antwortete sie verwirrt. Was war denn mit dem los? Hatte er jetzt angerufen, um einfach nur mit ihr zu plaudern? „Und wie geht es dir, Kaiba?“, stellte sie dann eine Gegenfrage. Er räusperte sich vernehmbar und ein kleines Lächeln huschte ihm über die Lippen. „Nun... Bis auf die Tatsache, dass ich dein Gezeter vermisse, denke ich, dass ich mich nicht beklagen kann.“, erwiderte er und sie musste Kichern. Also darum ging es ihm! „Mein Gezeter? Ich bitte dich! Ich weiß genau, dass du mich wieder bei dir in der Villa sehen willst. Warum sonst solltest du meinen Namen als Einsatzleiterin in der Liste lassen?“, durchschaute sie ihn und er fühlte sich angenehm, eiskalt erwischt. „Woher weißt du davon?“, harkte er etwas überrascht nach. Nun war sie es, die lächelte. „Jared hat mir erzählt, dass ich immer noch im Team bin.“, verriet sie und er dachte nur daran, dass dieser Jared wirklich eine Quasselstrippe war. „Würdest du denn wiederkommen? Ich würde dir auch versprechen, dass ich dich nicht mehr belästige... Zumindest vorerst nicht.“, witzelte er und sie kicherte in den Hörer. „Und Keith werde ich auch kein Sterbenswörtchen, von der ganzen Geschichte zwischen uns, verraten, Sawa.“, schwor er und sie wurde wieder still. „Sawa?“, wollte er sich vergewissern, dass sie noch dran war, da sie seit einigen Minuten nichts mehr gesagt hatte. „Keith hat mich verlassen, Kaiba.“, brach es mit einem Mal aus ihr heraus und er konnte hören, dass sie den Tränen nahe war. „Du brauchst dir also keine Sorgen mehr machen...“, fügte sie hinzu und er wollte ihr seine Betroffenheit zum Ausdruck bringen, was ihm allerdings nicht mehr gelang. „Ich werde morgen pünktlich zum Dienst erscheinen. Gute Nacht, Kaiba.“, verabschiedete sie sich schnell, bevor sie in Tränen ausbrechen konnte und er es auch noch mitbekam. Traurig umschlang sie ihre Knie und weinte bitterlich. Einerseits war sie ja froh, dass er sie angerufen hatte. Doch sie konnte sich nicht erklären, warum es sie auch gleichzeitig so bedrückte. Kaiba ließ den Hörer auf die Station sinken, nachdem er das Tuten vernommen hatte. Bedröppelt strich er sich durchs braune Haar und atmete schwer aus. Was war nur mit diesem Weib los? „Chefchen? Was machst du denn hier?“, stieß Jared am nächsten Morgen hervor, als sie, immer noch zumindest auf einer Krücke humpelnd, den Saal betrat, in dem sie sich immer versammelten. Sofort sprang er ihr um den Hals und war gewollt sie abzuknutschen. „Hast du denn nicht eigentlich noch drei Tage Urlaub?“, harkte er überrascht nach, ließ sie allerdings nicht los. Sawa, die beinahe zerdrückt wurde, löste sich sachte aus seiner Umarmung und lächelte. „Ich hab mich entschlossen den Urlaub zu verkürzen. Ich bin zwar noch nicht hundertprozentig fit, aber ich kann euch doch nicht länger unbeaufsichtigt lassen.“, scherzte sie und lachte. Alle begrüßten sie herzlich, bevor sie sich von ihrem Team lösen konnte. „Ich werde mich dann mal bei unserem Big Boss anmelden. Fangt schon mal ohne mich an.“, bat sie die Officers und dann hüpfte sie einbeinig die Treppen hoch, um zusehen, ob Kaiba in seinem Büro war. Und tatsächlich. „Guten Morgen. Ich wollte nur Bescheid sagen, dass ich wieder am Start bin.“, begrüßte sie ihn, während sie, unaufgefordert, eintrat. Er sah von seinen Unterlagen auf und musterte sie verwirrt. Was war denn mit ihr passiert? Besorgt erhob er sich. „Was hast du denn gemacht, Sawa?“, erkundigte er sich und sie blickte ebenfalls auf ihren Fuß. „Ich bin umgeknickt. Keine große Sache.“, entgegnete sie, doch sie konnte sehen, dass er ihr nicht glaubte. Sie war nur froh, dass sie es geschafft hatte die Blutergüsse mit Make-Up abzuschminken. „Nun gut... Dann geh mal an deine Arbeit.“, kam es von ihm und sie nickte, um sich dann direkt umzudrehen. „Ach, einen Moment noch.“, ertönte plötzlich erneut seine Stimme und sie blickte ihn über die Schulter hinweg an. „Ja?“, fragte sie neugierig. Er schmunzelte. „Ich wollte dich fragen, ob du Lust hättest heute Abend mit mir essen zu gehen... Einfach nur so, um zu feiern, dass du wieder dabei bist.“, schlug er ihr vor und sie musste unbewusst schmunzeln. „Du willst doch bloß ein Date, oder?“, harkte sie nach und er errötete. Ein amüsiertes Lachen entwich ihr. „Schon gut, Kaiba. Ich geh gern mit dir essen.“, nahm sie die Einladung an und entfernte sich dann aus dem Raum, um ihn seiner Arbeit zu überlassen. „Ich bin nur froh, dass mir dein nerviger Partner nicht mehr auf der Pelle hängt.“, wandte Kaiba ein, als sie sich gerade über die Untersuchungen unterhielten, die unverkennbar keine Fortschritte machten. Die Beiden saßen sich in seiner großen, schwarzen Limousine gegenüber. Die Trennscheibe zwischen ihnen und dem Chauffeur war hochgefahren, sodass er nichts von ihrem Gespräch mitbekam. „Dafür kann ich dir jetzt wieder auf den Geist gehen.“, drohte sie ihm und er lachte. „Ja, aber auf eine wesentlich angenehmere Art und Weise, hoffe ich.“, munkelte er und zwinkerte ihr zu. Schamröte stieg ihr in die Wangen und sie zog den Rock ihres Kleides zurecht. Sie hatte sich für ein kirschrotes Abendkleid mit tiefen Ausschnitt, vorne wie hinten, entschieden, wofür sie von ihren Kollegen und auch von dem CEO schon andeutungsvolle Bemerkungen zu hören bekommen hatte. „Was ist, Kätzchen? Hat es dir die Sprache verschlagen?“, wollte er wissen und lehnte sich zu ihr vor, um über ihr Knie zu streichen. Seine Augen hafteten dabei auf ihren Brüsten, was ihr nicht entging, und sie schob seine Hand wieder weg. „Fass mich noch einmal an und ich knall dich ab, Kaiba! Ich hab meine Dienstwaffe in meiner Handtasche!“, warnte sie ihn und er hob abwehrend die Hände. „Fahr die Krallen wieder ein, Tiger! Ich wollte doch nur nett sein!“, wehrte er verteidigend ab und verschränkte die Arme vor der Brust. Pah! Diese Art von Nettigkeiten konnte er sich auch sparen. Was sie allerdings als sehr angenehm befand, war die Tatsache, dass er ihr aus dem Wagen half, als der Chauffeur ihnen die Türe offen hielt. Da sie sich entschieden hatte, stur wie sie war, die Krücke daheim zu lassen, war das Laufen zu einer Tortur geworden. Aber mal ehrlich, das hätte ja auch ziemlich bescheuert ausgesehen, wenn sie in Abendrobe und hohen Schuhen mit einer Krücke ankäme! Stützend reichte er ihr seinen Arm und sie lächelte ihn dankend zu, was er ebenfalls mit einem charmanten Lächeln erwiderte. Erst jetzt wurde Sawas Aufmerksamkeit auf das Restaurant gezogen, in dem sie essen gingen. Gott! War das sein Ernst? Es war das gleiche Restaurant, wie das, in dem sie damals in der High School gejobbt hatte. Sie sah ihn fragend an und er grinste nur schelmisch. Als sie das Restaurant betraten, kam ihnen der Geschäftsführer höchstpersönlich entgegen. „Ah, Mister Kaiba und... Eh... Miss Ito?“, wunderte er sich, dass der reiche Firmenbesitzer gerade mit der Frau unterwegs war, die ihm damals den Anzug ruiniert hat. „Wir hatten reserviert.“, meinte Kaiba nur kurz und knapp und schon wurden sie in eine Lounge geführt. Sawa durfte sich zu Essen wählen, was sie wollte und es wurde ständig dafür gesorgt, dass sie mit reichlich Alkohol ausgestattet waren. Sie aßen und unterhielten sich eine Weile und der Abend war wirklich wunderbar angenehm. Und das in der Gegenwart von Kaiba! Er verhielt sich durchaus wie ein Gentleman, der er nun mal auch sein konnte, und sie musste zugeben, sie fühlte sich gut. Doch mit einem Mal viel das Thema auf Keith. „Warum hat er dich eigentlich verlassen?“, erkundigte Kaiba sich und schwenkte sein Cognacglas. Sie schluckte und blickte auf den leeren Teller vor ihr. Dann lehnte sie sich etwas vor und spielte zaghaft mit einer Serviette. „Das kannst du dir doch denken, oder?“, stellte sie eine Gegenfrage und er wurde schweigsam. Natürlich konnte er sich das denken! Der Zeitungsartikel war schuld. „Er war sowieso nicht gut genug für dich, Sawa. Glaub mir.“, versicherte er ihr dann und seine Hand griff über den Tisch nach ihrer, wodurch sie die goldene Serviette vor Schreck fallen ließ. „Wusstest du, dass er eine Affäre mit Tiffany, meiner Sekretärin angefangen hatte?“, warf er dann mit einem Mal ein und sie erstarrte beinahe zu Stein. Wie bitte? Das durfte doch nicht wahr sein! „Woher...? Ich meine, wie...?“, stammelte sie durcheinander und wollte aufstehen, blieb dann aber doch unschlüssig sitzen. Er sah sie besorgt an. „Ich hab überall in meinem Firmengebäude Sicherheitskameras installiert. Auch im Eingangsbereich meines Büros. Er kam beinahe jeden Tag vorbei und hat sich mit ihr unterhalten... Manchmal auch ein bisschen mehr.“, erzählte er der fassungslosen Beamtin. „Dieser Mistkerl! Und dafür kam er in meine Wohnung und meinte mich mit Gewalt zur Rede zu stellen?“, verfluchte sie diesen schleimigen Uniprofessor und war nun doch aufgestanden. Er folgte ihr, die durch den Raum humpelte. Schließlich hielt er sie fest und sie musste sich gezwungenermaßen ihm zuwenden. „War er das?“, wollte Kaiba, mit Rage in der Stimme. Seine Finger schoben sanft ihr Haar hinter ihr Ohr und wischten das überschüssige Make-Up von ihrer Wange. Sofort schimmerte der blaugrüne Bluterguss durch. Vorsichtig strich er über die Stelle und seufzte verärgert. „Keine Sorge... Ich war deswegen schon vor Gericht. Du brauchst also deine Anwälte nicht von der Leine lassen.“, beschwichtigte sie ihm und er sah sie mit schräggelegten Kopf an. „Woher willst du wissen, dass ich das tun würde?“, harkte er nach und grinste. Ihre Augen formten sich zu Schlitzen. „Dann halt nicht... Ist mir doch egal!“, presste sie zwischen zusammengebissenen Zähnen zusammen, was ihn so sehr amüsierte, dass er nicht mehr aufhören konnte zu lachen. Nachdem sie wieder zurück zum Anwesen gefahren waren, brachte er sie noch bis zu ihrer Zimmertür, damit ihr auf dem Weg dorthin nichts passieren konnte. Als sie dort angekommen waren, blieben sie eine Weile voreinander stehen und blickten beide auf den Boden. Schließlich griff sie dann zur Türklinke. „Gute Nacht, Kaiba...“, wünschte sie ihm und wollte gerade die Klinke runterdrücken, da fasste er nach ihrer Hand. Verdutzt versuchte sie sich zu befreien, doch sein Griff um ihr Handgelenk ließ nicht locker. Sie war schon wieder gewollt ihm eine Ohrfeige zu verpassen. Was wollte der denn jetzt schon wieder? „Sawa... Denkst du, wir könnten... Na ja, ich mein... Vielleicht haben wir ja noch eine Chance... Auf einen Neustart.“, brachte er, mehr als verlegen, hervor und sie konnte nicht anders, als zu lachen. Kaiba sah unheimlich ulkig aus, wenn er sich schämte. Das er überhaupt zu so einer Gefühlsregung in der Lage war, wunderte sie. „Ich weiß es nicht, Kaiba. Ich will im Moment keine Beziehung... Aber, trotzdem danke für diesen schönen Abend. Ich hab das sehr genossen...“, bedankte sie sich wispernd bei ihm. Und schon berührten ihre Lippen seine. Es fühlte sich an wie ein elektrischer Schlag und er zuckte zuerst etwas zurück, schloss dann aber die Augen und ließ es wohlig über sich ergehen. Aber ihr Kuss wehrte nicht lange, denn sie ließ schnell wieder von ihm ab. „Schlaf gut...“, nuschelte sie errötet und schlüpfte schnell in ihr Zimmer, bevor ihr noch weitere Dummheiten einfallen konnten. Die Hand auf dem kühlen Holz der Türe, stand er noch einige Sekunden, die ihm vorkamen wie Stunden, vor ihrem Zimmer. Warum war es nur so schwer? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)