Schritte in der Dunkelheit von Night_Baroness ================================================================================ Kapitel 3: Panik ---------------- „Es ist mir eine Ehre.“ Kogoro ging auf die Knie und gab der verdutzten Vermouth einen äußerst charmanten Handkuss. Diese quittierte ihn trotz seiner Unangebrachtheit mit einem freundlichen, ja beinahe anzüglichen Lächeln. „Mir ebenso, Meisterdetektiv Kogoro Mori.“ Einen Moment lang herrschte ein seltsames Schweigen zwischen ihnen, vielleicht weil selbst Kogoro, in seiner vollkommenen Fasziniertheit von Vermouth, die Anspannung zu spüren glaubte, die von Ai und Conan ausging wie ein dunstiger Nebelhauch. „Alles in Ordnung ihr beiden?“ Ran musterte sie besorgt. „Seid ihr aufgeregt wegen der berühmten Schauspielerin?“ Sie lachte. „Ihr seid doch sonst nicht auf den Mund gefallen, keine Angst, ich bin sicher, sie ist ganz nett.“ Ihr erwartungsvoller Blick streifte den äußerst kalten von Vermouth, der ruhig und berechnend über die Anwesenden glitt, als beabsichtigte sie, sich geistige Notizen zu machen. „Ich denke, wir sollten langsam ans Set gehen, sie wollen sicher anfangen.“ Katsuragi lachte äußerst nervös. Obwohl es aufgrund der Hitze nicht verwunderlich war, kam es Conan auch so vor, als würde er übertrieben stark schwitzen, aber ihm blieb keine Zeit, nachzufragen. Seine ganze Aufmerksamkeit gehörte Ai, die so bleich war, als hätte sie gerade einen Geist gesehen. „Hier ist der Bereich für die Statisten.“ Katsuragi führte sie energisch zu einem kleinen Zelt am Rande des weitläufigen Platzes. Vermouth war, bevor sie Conan und Ai näher ins Visier hätte nehmen können, von ihrem Regisseur, der zu drehen beginnen wollte, zurückbeordert worden. Erleichterung hatte die beiden wie ein wohliger Regenschauer nach einem Spaziergang in der Wüste ergriffen und die beklemmende Anspannung etwas gelöst. Vorläufig. Conans Gehirn arbeitete auf Hochtouren. Es war zweifelsohne gefährlich hier, also war es besser, zu verschwinden. Aber so einfach war es nun einmal nicht. Sie waren hier in einem fremden Land, weit weg von Japan und sahen aus wie Kinder. Es war ein Wunder, dass die gefälschten Reisepässe nicht entdeckt worden waren. Würden sie ein zweites Mal so viel Glück haben? Aber niemand würde zwei Kinder alleine fliegen lassen, nicht ohne irgendwelche Erklärungen von ihren Eltern oder Erziehungsberechtigten. Würde Ran mitfliegen? Womöglich. Aber wie sollte er das erklären? Momentan schien das einzig Sinnvolle zu sein, darauf zu achten, immer mit Menschen zusammen zu sein und Vermouth nicht zu nahe zu kommen. Dann würde sie ja keine Möglichkeit haben, sie zu töten, oder? Oder? „Hier könnt ihr fürs Erste bleiben. In der Drehpause führe ich euch dann ein bisschen auf dem Set herum und zeige euch alles.“ Er rückte seine Brille zurecht. Etwas, was ein Tick oder etwas in dieser Art von ihm zu sein schien. „Es gibt auch Kleinigkeiten zu essen und zu trinken, in der Hitze wirklich ein Segen.“ Er wandte sich zum Gehen und begab sich zur Straße, wo Scheinwerfer, Mikrophone und allerlei weitere Gegenstände aufgebaut waren, die für den Filmdreh von Nöten waren. „Warten Sie mal!“ Er drehte sich überrascht um. „Ja?“ Conan lachte verlegen. „Wo ist denn die Toilette?“ Nachdem Katsuragi den Weg eilig erklärt hatte, lief Conan sofort in Richtung der Chemietoiletten, die nicht weit von ihnen in einer Reihe aufgestellt worden waren. Er würde so tun, als würde er aufs Klo gehen und sich dann unauffällig in Vermouths Wohnwagen umsehen. Womöglich fand er sogar einen Hinweis auf die schwarze Organisation. Und solange sie beschäftigt war, sollte es ja keine Gefahr geben, zumindest keine rational begründbare. Oder? Wenig später beobachte eine geschockte Ai Haibara, wie Vermouth sich den Toiletten näherte. Wo bleibst du nur?, dachte sie. Panik stieg in ihr auf. Was war, wenn er ihr direkt in die Arme rannte? Was würde sie tun? Würde sie…? Ohne darüber nachzudenken, was sie eigentlich vorhatte, sprang sie auf, murmelte etwas davon, dass sie aufs Klo müsse und lief in dieselbe Richtung, in der auch schon Conan verschwunden war. Dort angekommen stellte sie überrascht fest, dass niemand bei den Toiletten zu sein schien. Keine der Kabinen war verschlossen. Was treibst du nur? Keine Sekunde zu spät erkannte sie Vermouth, die hinter den Toiletten am Rand des Geländes stand und telefonierte. Hastig schlüpfte sie in eine der Kabinen und ließ die Tür einen Spalt breit offen, um lauschen zu können. Vielleicht würde sie nun mehr darüber erfahren, was Vermouth wirklich vor hatte und ob die so von ihr gefürchtete Organisation tatsächlich verwickelt war oder Vermouth rein beruflich hier war. „Natürlich….“ Stille. „Er ist bereits angekommen. Ich muss nur noch auf einen günstigen Moment warten, um zuzuschlagen.“ … „Keine Sorge, dieser Narr wird bereits heute Abend tot sein. Seine kleinen Spielchen werden unsere Pläne ganz sicher nicht gefährden. Der Blödmann ist ahnungslos wie eh und je. Ich verstehe immer noch nicht, wie er es so weit bringen konnte.“ Sie legte auf und ging, trotz der hohen Schuhe, sicheren Schrittes zurück zum Dreh. Ai blieb noch eine Weile in der Toilette zurück, damit sie auf keinen Fall merkte, dass ihr jemand gefolgt war. Angstschweiß stand auf ihrer Stirn und Vermouths Stimme echote grausig verzerrt und in schmerzhafter Lautstärke und Intensität in ihren Ohren. Der Blödmann ist ahnungslos wie eh und je... wen konnte sie da schon meinen? Was für einen Blödmann gab es hier? Jemanden, der es weit gebracht hatte, aber wie ein Trottel wirkte, jemand, den die Organisation fürchten konnte… „Sie wollen Kogoro töten!“ Der Schock der Erkenntnis trieb ihr die Tränen in die Augen, während sie mit der Hand vor dem Mund verzweifelt versuchte, ein lautes Schluchzen zu unterdrücken. Auf einmal glaubte sie, in dem engen Raum ersticken zu müssen. Sie musste sich beruhigen, durfte die Panik nicht Überhand gewinnen lassen, sie musste Shinichi warnen. Gerade, als sie die Kabine verlassen wollte, hörte sie einen markerschütternden Schrei, der sie, wenn sie auch körperlich so zerbrechlich gewesen wäre, wie sie sich jetzt fühlte, vermutlich in tausend Stücke zerspringen hätte lassen. „Oh Gott, er ist tot!“ Ohne zu versuchen einen weiteren klaren Gedanken zu fassen, ließ sie das Chaos in ihrem Kopf zu und lief los, lief los, um der Katastrophe ins Auge zu blicken, um sich klarzuwerden, dass sie und die Menschen, die ihr wichtig waren, der Organisation niemals entrinnen konnten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)