Part of me von Friends ================================================================================ Kapitel 1: Wie fühlt es sich an ... ----------------------------------- Fandom: Prince of Tennis Charakter: Fuji Syusuke, Echizen Ryoma; Für normale Menschen war Urlaub ein Synonym und ein Zustand der Erholung. Zeit, die sich die Leute nahmen, um von ihrem routinierten Alltag, Stress und anderen krankmachenden Dingen zu fliehen. Urlaub war etwas, nachdem sich viele Menschen sehnten, während sie in ihren stickigen Büros verkümmerten oder routiniert pünktlich aus ihren Betten aufstanden, um zu ihrer – meist verhassten – Arbeit zu gehen. Eigentlich auch etwas Schönes … wenn man nicht gerade Echizen Ryoma hieß. Denn für Ryoma war Urlaub grausam. Reine Qual und Folter. Er hatte alles überstanden in seinen 15 Jahren. Brutale Tennisgegner – Verletzungen die ihm sein Augenlicht hätte kosten können – tödliche Knuddel-Attacken von verrückten Teamkammeraden – giftige Gebräue von durchgeknallten Brillenträgern – Hitzschläge – Verrenkungen … Alles Aber einen Tag ohne den Griff seines Schlägers in der Hand zu haben… Ein Tag ohne diesen melodischen Klang von Tennisbällen, die aufgeschlagen wurden … Und das Grauen sollte sich noch 13 Tage, 21 Stunden 37 Minuten so forttragen. Ryoma fragte sich wie er das überleben sollte. Ebenso wieso sein Buchou auf die dämliche Idee gekommen war, mit ihnen Urlaub zu machen – jedoch ohne der schönsten Erholung, die man sich nur wünschen konnte – Tennis. Natürlich hatte er versucht seinen Schläger und ein paar Bälle mit in seiner großen Tasche in den Flieger zu schmuggeln. Allerdings hatte Ryoma außer Acht gelassen, dass sein Buchou ihn genau kannte und somit auch so etwas in der Art vermutet hatte. Somit musste er mit schweren Herzens mit ansehen, wie sein Schläger an seinen Vater übergeben wurde, der sie zum Flughafen gefahren hatte. Ryoma hätte geweint, würden seine Tränendrüsen sich dieser Schmach nicht zu eitel vorkommen … Da half auch Fujis tröstender Schulterklopfer nichts, mit den Worten: „Saa, ich fühle mit dir – meine Kakteen kann ich ebenfalls nicht mitnehmen. Es ist eine Schande …“ Nun jedoch – nach drei Stunden im Flieger und fast einer Stunde Busfahrt – waren sie an ihrem Ziel angekommen. Okinawa Honto war eine sehr schöne Insel Japans. Viel Natur, einfach perfekt für Urlaub. Sie sollten ihren Urlaub jedoch etwas südlicher auf der Insel verbringen, nahe Itoman. Das Städtchen war recht klein und wenig besiedelt und da Tezuka oft dort war, meinte er, dass es der perfekte Ort wäre, für einen erholsamen Urlaub. Erholung von den letzten, stressigen Spielen. Seufzend ließ Ryoma seine Tasche auf das - recht gemütlich wirkende - Bett fallen und schloss für den Moment die Augen. Er vermisste seinen Schläger jetzt schon. Aber er würde sich schon etwas suchen, womit er sich Ablenkung verschaffen konnte. Schließlich drängte er sich dazu seine Sachen auszupacken, um sie in die Kommode zu verstauen. Da fiel ihm etwas aus einem T-Shirt auf den Boden. Leicht blinzelte Ryoma, bevor er den gelben Ball aufhob und erleichtert lächelte. Buchou hatte den wohl übersehen, dachte er zufrieden, eh er den gelben, makellosen Ball an sein Gesicht hob und den Geruch tief in sich aufnahm – dabei die Augen genießend schloss. „Saa …“ Erschrocken fuhr Ryoma zusammen und warf den Ball in voller Hast aus dem offenen Fenster, zu seiner linken, nur um eine halbe Sekunde später ein leises ‚Autsch‘ zu hören. Mit leicht geröteten Wangen, wandte er sich Fuji zu, der unschuldig lächelnd im Türrahmen stand und zu ihm sah. Leicht verlegen zog er seine Kappe tief ins Gesicht, um die Röte zu verstecken. „Wie lange steht Senpai da schon?“ „Saa … lang genug.“ Als wäre nie etwas gewesen, wandte sich Ryoma um und wollte weiter seine Kommode einräumen. Er würde sich nicht von dem Tensai noch mehr verwirren lassen, als er es eh schon getan hatte. Das war nämlich nicht im Sinne von Urlaub. „Saa ich soll hier bei dir schlafen.“ „Bitte? Du bist doch mit Eiji in einem Zimmer … außerdem ist hier nur ein Bett.“ „Saa, egal. Dann wird es uns in der Nacht nicht so kalt.“ Entgeistert blinkte Ryoma, bevor ihm erst mal richtig bewusst wurde, was ihm der Tensai damit sagte. Doch ihm blieb keine Zeit sich zu beschweren, da der Brünette sofort begann seine Sachen auszupacken. Und da Ryoma ihn gut kannte, wusste er auch, dass jeglicher Protest ihn nur noch mehr dazu brachte, hier mit ihm in einem Bett schlafen zu wollen. Fuji war eben … verrückt und durch geknallt, sowie ein Sadist. Da würde ihm Ryoma nicht den Gefallen tun und sich wehren. Noch nicht … ~*~ Etwas genervt zog Ryoma an der Bettdecke. Fuji war entweder dicker, als es unter den Trainingsklamotten aussah oder er wollte ihn eindeutig ärgern. Für jeden Zentimeter Decke, den er sich ergattern konnte, wurden ihm zwei genommen. Verbissen schnaufte er und drehte sich schließlich auf den Rücken. „Senpai!“ „Saa, was denn Ryoma?“ „Ich hab keine Decke … Rutsch endlich mal‘n Stück!“ „Saa … aber gerne doch.“ Etwas verwirrt beobachtete er schließlich, wie der Brünette zu ihm rüber rutschte, so nahe, dass er Fujis Wärme fühlen konnte. Ruckartig drehte er sich zurück, auf die Seite, um ihm den Rücken zuzuwenden. Ryomas Wangen brannten und er sagte sich in Gedanken, dass er dringend mit Tezuka reden musste, sobald der Morgen angebrochen war. Vorsichtig zog er die Decke etwas mehr über sich und schloss schließlich die Augen, nur um sie einen kurzen Augenblick später wieder zu öffnen. Automatisch hielt er den Atem an, als er eine warme Hand spürte, die sich auf seine Hüfte legte, eh sich der dazu gehörige Arm um seine Taille schlang und ihn näher an einen sehr warmen Körper zu drücken. „Saa … schlaf gut, Ryoma.“ „Hm.“ Trotz der wohligen Wärme des Tensais, konnte Ryoma in dieser Nacht nicht schlafen. Er hätte es gewollt und auch sein Körper war müde genug, doch die merkwürdigen Gefühle, die aufgrund der unbekannten Nähe in ihm aufkamen, ließen ihn kein Auge zumachen. Zu sehr verwirrte es ihn, wie angenehm er die Nähe zu dem Tensai fand und mehr davon wollte … Erst als die Sonne aufging, forderte sein Körper die nötige Erholung, wodurch Ryoma schließlich doch einschlief. Somit bekam er nicht mit, dass ihn sehr sanft dreinblickende blaue Augen beobachteten. ~*~ „Nya, Ochibi sieht wirklich müde aus, nee Fujiko-chan.“ „Saa, das ist der Tennisentzug.“ Neckte das Genie ihn von der Seite und Ryoma warf ihm einen bitterbösen Blick zu. Tennisentzug am Arsch. Wohl eher ein sehr schmusebedürftiger Tensai. Allerdings würde er das nicht zu laut sagen. Damit würde er ja vielleicht zugeben, es gemocht zu haben. Und … das würde er laut gewiss nicht kund geben. „Für Tennis hätten wir eh keine Zeit. In zwei Stunden werden wir uns die Stadt ansehen. Es hat sich wirtschaftlich viel getan.“ „Hoi, wenn Buchou das sagt. Ich brauche unbedingt eine neue Zahnpasta, nee Oishi, deine ist nicht so süß.“ Amüsiert blickte Oishi zu seinem rothaarigen Freund und wuschelte sanft durch die roten Haare. Etwas skeptisch musterte Ryoma die zärtliche Interaktion, während er an seinem Brötchen knabberte. Schließlich konnte er seine Frage einfach nicht mehr zurückhalten. „Seid ihr zwei jetzt eigentlich zusammen?“ Prompt sprühte Eiji seinen Kakao quer über den Tisch, direkt in Kaidoh’s Gesicht, dem die Gesichtszüge entglitten. Fuji kicherte neben ihm leise, während Ryoma sein Lachen gerade so noch schlucken konnte. Oishi lief knallrot an und sah ihn sehr besorgt an. „Echi- Echizen wie kommst du denn auf sowas? Eiji … und ich? Ich und Eiji … also … ich ähm … Eiji?“ Zufrieden beobachtete Ryoma, wie die Beiden nur noch mehr rot wurden und ihren Blicken auswichen. Nur sehr langsam schienen sie sich von der Frage zu erholen, während Inui bedacht war, Kaidoh sauber zu tupfen. Dass zwischen den beiden etwas lief, das wusste Ryoma auch, allerdings war es nicht wirklich gewollt – dieses Wissen zu erlangen. Stattdessen wollte er eigentlich nur sein T-Shirt aus der Umkleide holen, welches er vergessen hatte, als er sah, wie Inui einen völlig verdatterten Kaidoh küsste. Da kam ihm plötzlich die Idee … Vielleicht konnte er seinen Tennisentzug nutzen, um mehr über seine einzelnen Teamkammeraden herauszufinden. Ein leicht teuflisches Lächeln bildete sich auf seinen Zügen, was alle anderen schaudern ließ. Abgesehen von Fuji, der die Entwicklungen sehr interessiert beobachtete … ~*~ Ein wenig genervt zog Ryoma an dem Schirm seiner Mütze. Nun gingen sie seit einer geschlagenen Stunde durch die Stadt und er hatte noch nichts gesehen, was nur annähernd seinem Lieblingssport nahe kam. Keine Bälle, keine Schläger, einfach … Nichts. Es war wirklich frustrierend für ihn. Und genauso verhielt es sich mit den Interaktionen seiner Freunde. Da war nicht sehr viel, woraus er Informationen hohlen konnte. Der einzige, der sich anders als sonst verhielt, war Fuji. Anders als sonst, ging er nicht neben Tezuka her, sondern neben ihm und versuchte ihm andauernd irgendwelche komischen Pflanzen nahe zu bringen. Wobei es meist seltene Arten waren, für die Fujis blaue Augen besonders begeistert begannen zu strahlen. Ryoma fand es ja schon recht interessant, wie sich der Tensai für solch merkwürdiges Gewächs begeistern konnte. Und eigentlich würde er sich ja viel lieber über etwas anderes ‚unterhalten‘, doch jedes Mal, wenn er den Brünetten ansah und dabei dieses Strahlen in den sonst verborgenen, blauen Augen sah, ließ er es bleiben. Er ließ seinen Blick ein weiteres Mal über seine Freunde schweifen. Eiji hing an Oishis Arm und von der morgendlichen Unsicherheit war nun nichts mehr zu sehen, doch Ryoma würde es sich gewiss nicht nochmal nehmen lassen und die Beiden mit ihren Gefühlen zueinander zu konfrontieren. Denn wirklich jeder in ihrer Schultenniswelt hatte bemerkt, dass etwas zwischen den Beiden war … Abgesehen von den Beiden selbst. Wirklich eine Schande, wie selbst er fand. Dass beides Jungs waren, interessierte ihn dabei recht wenig. Wer Ryoma kannte, wusste sowieso, dass er von Mädchen nichts hielt. Sie waren laut, schrill und dauernd am Kichern. Richtig Tennis spielen konnten sie ebenso nicht und geschweige denn sich normal mit ihm zu unterhalten. Doch am schlimmsten … sie trugen Pink. Während andere meinten, dass 666 für die Existenz des Teufels stand, war es in Ryomas Augen eindeutig diese Farbe – Pink! Seine Gedanken wurden jäh unterbrochen, als er etwas hörte… Nein – nicht irgendetwas … Sein Kopf wandte sich in die Richtung, aus der dieses schöne, melodische Geräusch herkam. Zwischen ein paar Büschen sah Ryoma es schließlich. Einen gelben Ball, der gleichmäßig, sowie fest von einer Spielseite zur gegenüberliegenden geschlagen wurde. Sehnsüchtig starrte er auf das Geschehen, während er ging. Seine Fingerspitzen zuckten leicht, nach dem Wunsch dort zu sein und selbst spielen zu können. Vor und Zurück … Schnell und kraftvoll. Ryoma war so abgelenkt von dem Geschehen, dass er die Laterne nicht sah, der er stetig näher kam. Erst, als er den einen Schritt tat, mit dem er nichts mehr von dem Spiel sehen konnte, drehte er den Kopf wieder langsam, aber sehr enttäuscht darüber nach vorne. Dabei bemerkte er – zu spät – dass ihm etwas im Weg stand, als er bereits dagegen knallte, zurück stolperte und die Bekanntschaft mit dem Boden machte. Völlig entgeistert hielt er sich die Stirn. Durch das laute Geräusch verwirrt, wandten sich die Anderen um, nur um in der nächsten Sekunde aufzulachen. Ryoma warf jeden einzelnen von ihnen giftige Blicke zu, während Fuji der einzige unter ihnen war, der neben ihm in die Hocke ging. „Saa … geht es dir gut?“ „Meine … wo ist meine Mütze.“ Fragte er leise und bereute es zum ersten Mal, dass er von Tennis so abgelenkt gewesen war. So langsam beruhigten sich die anderen und Kaidoh, der als einziger so respektvoll gewesen war, sein Grinsen wenigstens zu verstecken, hob ihm seine Kappe auf, um sie ihm zu bringen. Doch bevor er sie aufgesetzt bekam, schob sich Fuji erneut in sein Blickfeld. „Moment.“ Ryoma hielt den Atem kaum merklich an, als er lange, weiße Finger sah, die sich von unten durch seinen Pony schoben, um ihn sanft wegzuhalten. Dabei schimmerten die blauen Augen diesmal etwas besorgt und aufmerksam, als der Blick über seinen Haaransatz glitt. „Tezuka ich brauche ein Taschentuch.“ „Hai.“ Verwirrt hob er die Augenbraue. Was war denn los? Und als hätte Fuji seine Frage gewusst, antwortete er ihm sanft. „Du blutest ein wenig. Allerdings nicht schlimm.“ „Oh.“ Mehr konnte er in dem Moment nicht sagen, denn so, wie ihn der Tensai anblickte, wurde alles aus seinem Kopf gefegt. Selbst der Schmerz wurde mit einem Mal betäubt. Doch eh er sich weiter darüber Gedanken machen konnte, begann Fuji sanft damit ihm das Taschentuch auf die kleine Platzwunde zu drücken. Leicht zuckte er, entspannte sich jedoch sogleich wieder, als Fuji ihn mit der anderen Hand an der Wange berührte. „Ihr könnt schon weitergehen. Wir bekommen das schon hin.“ Während ihre Teamkammeraden dem nachkamen, was der Tensai von ihnen wollte, blieben sie alleine auf dem Bürgersteig sitzen, wobei sie sich jedoch etwas ‚bequemer‘ an die Kante setzten. Stumm ließ sich Ryoma von seinem Senpai versorgen. „Saa, es muss dich ja verrückt machen, nicht Tennis spielen zu können, wenn du sogar schon gegen Laternen läufst.“ Giftig sah er den Tensai an, ließ es aber bleiben, ihm einen Kommentar an den Kopf zu werfen. Stattdessen genoss er es ihm Stillen, dass ihm der sonst so abweisend wirkende Brünette Aufmerksamkeit schenkte. „Senpai wann … wann führen wir denn unser Spiel weiter?“ „Saa, unser Spiel?“ Ryoma schluckte etwas bei dem Blick, den ihm zugeworfen wurde, wobei sich seine Wangen automatisch röteten. Wie machte er das? Es war doch zwischen ihnen sonst nie so gewesen oder? Zwar erinnerte er sich an ihr heftiges und wahnsinnig anregendes Spiel im Regen. Die Leidenschaft und dieses merkwürdige Gefühl, welches er zuvor noch nie gespürt hatte, wenn er es schaffte einen Ball zu parieren. Doch bei Fuji war einfach alles anders. Nur was ihn störte, war dass er ihm immer auswich, sobald Ryoma das Spiel ansprach. Entweder ging er ihm dann aus dem Weg oder Fuji begann sich plötzlich mit anderen zu unterhalten. Als wäre er die Aufmerksamkeit nicht mehr wert … „Hai, unser Spiel im Regen …“ „Hm, ach das. Saa, das kannst du doch jeder Zeit wieder haben.“ Schnurrte der Ältere leise und hob leicht die Augenbraue, während das Blau intensiver denn je glitzerte. „Also … reden wir hier noch von Tennis?“ Fragte Ryoma etwas verwirrt darüber und erwiderte den Blick Fujis, der jedoch die Augen sogleich wieder schloss. Dabei legte sich das selige Lächeln aus seinem Alltag wieder auf seine Züge und er entfernte vorsichtig das Taschentuch. „Sicher, es geht doch immer um Tennis.“ Damit stand der Tensai auf und verstaute das leicht blutige Taschentuch in seiner Tasche, eh er Ryoma die Hand hinhielt, um ihn beim Aufstehen zu helfen. Nur zögernd griff er nach der ausgestreckten Hand um sich helfen zu lassen. Hatte er etwas verpasst oder warum schien der Brünette nun wieder so merkwürdig kühl? Ryoma verstand ihn einfach nicht. Um was sollte es denn sonst gehen, wenn er von ihrem Spiel im Regen sprach. Hatten sie denn schon irgendetwas Anderes im Regen gemacht? Da gab es nur dieses eine Spiel, welches sie leider abbrechen mussten aufgrund des Wetters. Von daher war für ihn auch die Reaktion Fujis sehr verwirrend. Doch er würde es wohl akzeptieren müssen – für den Moment zumindest. ~*~ Nachdem sie am Abend alle zu Abend gegessen hatten, verschwanden alle Teamkollegen relativ rasch in ihren Zimmern oder auf dem Gelände der Herberge, um sich etwas umzusehen oder anderes zu machen. Zurück blieben Ryoma und Tezuka. Bevor der Buchou jedoch ebenfalls gehen konnte, hielt ihn Ryoma kurz auf. „Buchou ich … ich hab eine Frage bezüglich Fuji-senpai.“ „Hm.“ Etwas überrascht darüber, setzte sich Tezuka zurück auf seinen Platz und blickte den Jüngeren abwartend an. So recht war sich Ryoma nicht sicher, wie er anfangen sollte, gleichzeitig jedoch … das war sein Buchou und er konnte mit ihm über alles reden. „Geht es … geht es Senpai gut? Er scheint so abweisend wenn es um unser Spiel geht.“ „Unser Spiel? Oder meinst du eures im Regen, welches ihr abbrechen musstet?“ „Das im Regen.“ Tezuka nickte etwas und schob sich die Brille höher, bevor er die Hände auf dem Tisch verschränkte. Dabei wirkte er auf Ryoma irgendwie nicht mehr wie ihr strenger Buchou sondern eher wie der ältere Bruder, den er schon seit einiger Zeit in dem Brillenträger sah, allerdings würde er sowas nie laut zugeben … Auch, wenn viele ihn darauf ansprachen, dass zwischen Tezuka und ihm eine sehr enge Bindung war, die viele sahen. „Hast du vielleicht schon mal in Erwägung gezogen, dass es bei Fuji nicht immer nur um Tennis geht?“ „Also … doch, es geht ihm auch sehr oft umso komische Pflanzen.“ Ein leicht amüsiertes Lächeln bildete sich auf den sonst so ernst verzogenen Lippen und Ryoma seufzte kaum hörbar. Irgendwie schien der ganze Tag etwas sehr Verwirrendes für ihn zu haben. Zuerst die Nacht, in der sich der Tensai an ihn heran gekuschelt hatte, als wäre er eine Art Karupin. Dann der Vorfall auf der Straße und nun das. Er war ja nicht schwer von Begriff, wenn es um andere ging. Doch sobald es um irgendwelcher Interaktionen zwischen ihm und anderer ging, fühlte sich Ryoma ein wenig hilflos. „Du meinst Kakteen. Sicher. Aber nein, diesmal auch nicht mal das. Vielleicht solltest du den Vorteil nutzen, hier kein Tennis spielen zu können und … verbringst Zeit mit ihm?“ „Buchou?“ Schräg sah er Tezuka an und hob eine Augenbraue. Es ging doch bei Ryoma immer um Tennis, also wie konnte er hieraus einen Vorteil ziehen? Allerdings musste er sich wie bereits am Morgen sagen, dass er es irgendwie einfach ausnutzen musste. Ryoma musste sich ablenken. Sonst würde er nachher noch verrückt werden, so ganz ohne seinen Schläger. Und den letzten Halt in Form eines Balles, hatte er ja aus dem Fenster geworfen … „Hm … ich werde es versuchen. Danke, Buchou.“ Ryoma stand auf und ging zur Türe, doch war er nicht ganz draußen, da rief ihm Tezuka noch kurz zurück. Fragend wandte er sich um. „Und Ryoma … Fuji mag schwer zu durchschauen sein doch … er weiß, was er will. Aber selbst dann sollte man ihn nicht zu lange warten lassen. Sonst wird es ihm zu langweilig.“ Perplex blinzelte Ryoma, eh er etwas verdattert nickte. Was meinte Tezuka denn damit? Langsam wandte er sich um und ging schließlich zu seinem Zimmer, welches er sich mit dem Tensai teilen musste. Wenn es doch nur um Tennis gingen würde, dachte er sich fast schon verzweifelt. Dann würde er es ja verstehen. Doch so … Etwas unschlüssig stoppte Ryoma vor der Zimmertür und debattierte kurz mit sich selbst, ob er klopfen oder einfach so eintreten sollte. Doch entschied er sich für Letzteres. Immerhin war es von Anfang an seines gewesen und Fuji hatte sich wie ein kleiner Parasit einfach darin breitgemacht. Überrascht war er jedoch, niemanden im Zimmer zu sehen. Leise schloss er die Türe hinter sich und lehnte sich einen Moment gegen das dunkle Holz. Hatte Tezuka vielleicht Recht gehabt und Ryoma war für ihn zu langweilig geworden? Er konnte doch nichts dafür, dass er sein Leben dem Tennis widmete. Damit war er aufgewachsen – es war sein Leben. Es war das Einzige, was er hatte bei dem er einfach das Gefühl hatte zu leben. Dafür schlug sein Herz. Ryoma war nicht wie die anderen und hatte noch andere Leidenschaften. Klar es gab Karupin, für den er morden würde. Aber mit der kleinen Himalaya-Katze war er ja ebenfalls groß geworden. Doch da hörte es auch schon wieder auf. Es war für ihn einfach nicht einfach sich anderen gegenüber zu öffnen. Sich zu öffnen war gefährlich, denn es machte einen schwach. Zwar hatte er seine Freunde und Bekannte, doch da diese ebenfalls Tennis spielten. Konnten sie das verstehen. Daher hatte Ryoma auch angenommen, dass der Tensai es verstehen würde. Ansonsten wäre es falsch von ihm als Tensai zu sprechen, oder? Als sich die Türe zu seiner rechten öffnete, hob Ryoma automatisch den Blick, bereute es jedoch im selben Moment. Seine Wangen wurden knallrot und er wünschte sich wegsehen zu können, allerdings war das nicht so einfach, mit einem halbnackten Fuji vor seiner Nase. „Saa, Echizen ich hab dich gar nicht gehört.“ „Ich … also ich bin auch grade erst gekommen.“ „Saa, wirklich?“ Fuji öffnete seine Augen und blitzte ihn intensiv an, was ihm einen heißen und sehr unbekannten Schauer über den Rücken jagte. Schwach konnte Ryoma nur nicken, während sein Senpai immer näher an ihn heran trat. Der frische Geruch von seinem Duschgel benebelte ihm regelrecht die Sinne und er musste den Kopf schon fast in den Nacken legen, als der Tensai schließlich direkt vor ihm zum Stehen kam. „Schade, dass ich das verpasst habe.“ „Hm?“ „Dass du gekommen bist.“ Ryomas Wangen brannten und es fiel ihm sehr schwer seine Atmung normal zu halten, da sein Körper merkwürdig kribbelte und sein Herz wie verrückt raste. Was geschah da bitte mit ihm? Es war ja nicht das erste Mal, dass er den Tensai so sah. So … nur mit einem Handtuch und ganz feucht von der frischen Dusche. Die Haare nass genug, dass stetig ein paar Wassertropfen sich daraus lösten, nur um über die makellose, weiße Haut zu gleiten. Goldgrüne Katzenaugen senkten sich ein wenig ab, um einen verirrten Tropfen mit den Blicken zu folgen. Hart schluckte Ryoma, als ihm plötzlich klar wurde, wie zweideutig Fujis Worte waren und dass der Tensai es gewiss mit Absicht so ausdrückte. Und dass er seinen Blick einfach nicht von diesem wirklich – ihm merkwürdige Gefühle bescherenden – attraktiven Körper abwenden konnte. Erneut fühlte er sich wie am Mittag, als er von dem Tennisspiel paralysiert war. Nur, dass es diesmal dieser Körper war, der seinen Blick bannte und sein Blut zum Kochen brachte. „Saa, heiß?“ „Hai- ähm … hm?“ Verwirrt blinzelte Ryoma und blickte hoch in sehr intensives Blau. „Ist dir auch heiß, Echizen?“ „Ähm … etwas.“ Er biss sich nervös auf die Unterlippe und spürte plötzlich nur zu deutlich, wie heiß ihm eigentlich war und dass es absolut nichts mit der Wärme des Sommers zu tun hatte, die sich in diesem Zimmer gestaut hatte. Sondern nur mit Fuji, der ihn ansah, als wäre er etwas zu Essen. Die so weich aussehenden Lippen verzogen sich zu einem sehr verführerischen Lächeln und brachten ihn erneut zum Schlucken. Atmen! Rief ihm seine innere Stimme zu und er war bemüht ihr zu folgen. „Senpai?“ Fragte Ryoma leise, als sich Fuji ihm mehr näherte, so dass sie sich schon beinahe berührten. Mit der Türe im Rücken und Fuji so direkt vor ihm, blieb Ryoma nicht wirklich die Möglichkeit zur Flucht. Höchstens links und rechts konnte er sich davon stehlen, doch als hätte der Tensai seine Gedanken gelesen, stemmte er seine so zart wirkenden Hände links und rechts neben seinem Kopf gegen die Türe. „Saa, Ryoma … es wird Zeit, dass dir dein Senpai beibringt, dass sich … nicht immer alles um Tennis dreht.“ Die goldgrünen Katzenaugen weiteten sich etwas, als Fuji schließlich die letzten Millimeter zwischen ihnen ebenfalls ausmerzte und ihn küsste. Kurz ballte Ryoma die Hände zu Fäusten, bevor sich sein Körper automatisch begann zu entspannen und er die Handflächen auf die warme Brust legte. Dabei konnte er fühlen, wie stark und schnell das Herz des Senpais schlug und für einen Moment verglich er es mit den harten Bällen, die ihm damals im Regen um die Ohre geschlagen wurden. Und wie gut es sich angefühlt hatte, sie zu parieren … Zittrig entließ er seinen Atem, den er unweigerlich angehalten hatte und schloss die Augen langsam. Etwas zaghaft begann er auf die Berührung einzugehen und den Kuss zu erwidern. Dabei ließ er seine Handflächen über die nackte Brust höher fahren, bis hin zu seinem Nacken, wo er sich festhielt. Ryoma meinte zu fühlen, wie seine Finger leicht zitterten, vor der unbekannten Herausforderung, doch gleichzeitig war ihm klar, dass es nicht die Herausforderung an sich war, die ihn nervös machte, sondern Fuji. Nach einiger Zeit – die für Ryomas Meinung viel zu kurz währte – wurde der Kuss gelöst. Sehr langsam öffnete er seine Augen und sah sich dem blau Fujis Augen näher entgegen, als je zuvor. Leicht schluckte er, als er die stumme Begierde sah, die darin stand. „Also … hat Senpai kein Interesse mehr in unser Spiel?“ „Saa, nicht in das Spiel, welches du meinst. Nicht sonderlich …“ Die Worte sollten Ryoma nicht verletzen und dennoch tat es genau das. Dass Fuji kein Interesse mehr an ihrem Tennisspiel hatte, gab ihm das Gefühl, dass es für den Tensai nicht gut genug gewesen war. Denn Fuji spielte nur noch mal gegen jemand, wenn er einen würdigen Gegner in seinem Gegenüber sah. Doch so … Langsam ließ er seine Hände von Fuji gleiten, wobei er den Älteren ein wenig von sich schob, der sich nicht dagegen wehrte. Ryoma biss sich etwas auf die Lippen, die – wie er unweigerlich feststellen musste – immer noch nach Fuji schmeckten. Nur schwer konnte er dem Drang widerstehen, sich über die Lippen zu lecken. Stattdessen wollte er Antworten. „Wieso?“ „Saa, ist es dir so wichtig, Ryoma?“ „Hai.“ Ernst blickte er zu Fuji hoch und hob leicht eine Augenbraue. Dabei wartete er gespannt, ob Fuji etwas erwidern würde oder wenigstens ihm wenigstens eine Antwort geben würde. Denn eigentlich hatte er angenommen, dass der Senpai ihr Spiel gemocht hatte, immerhin hatte er damals ernst gespielt. Etwas, dass der Brünette nur sehr selten tat. Und es hatte Ryoma ein wirklich berauschendes Gefühl gegeben, von diesem Jungen ernst genommen zu werden. Es war ihm aus einem unerfindlichen Grund einfach wichtig. Genauso unergründlich, dass er es genossen hatte, Fujis Kuss zu erwidern. Seinen ersten Kuss mit jemand, der den Ruf vertrat mit allem und jedem, je nach Belieben zu spielen … „Weil ich dich nicht als Gegner sehen will, Ryoma.“ „Aber … wir sind doch deswegen keine Gegner …“ „Saa, auf dem Court schon. Außerdem bist du noch nicht bereit mich zu schlagen.“ Leicht runzelte Ryoma aufgrund dieser Aussage die Stirn. Dass die kleine – inzwischen mit einem Pflaster abgedeckte – Platzwunde an seinem Haaransatz dagegen rebellierte, ignorierte er gekonnt. Ryoma kannte schlimmere Verletzungen. „Was soll das heißen, dass ich dich nicht besiegen könnte?“ „Hm, so könnte man es sagen.“ „Aber …“ „Saa, ich sollte mich anziehen. Nun wird es doch etwas kühl.“ Wie schon so oft, wenn Ryoma versuchte irgendwie auf ihr Spiel zu kommen und mehr Antworten zu bekommen, wandte sich Fuji von ihm ab, als wäre nie etwas gewesen. Und Ryoma könnte es akzeptieren, hätte ihn der Tensai nicht vor wenigen Minuten geküsst, als würde er ihm etwas bedeuten. Somit hielt er den Blauäugigen an seinem schmalen Handgelenk fest und blickte ihn durch dringlich an. Allerdings wusste Ryoma nicht so recht, wie er sagen sollte, dass ihn Fujis kalte Schulter auf Dauer wirklich begann zu verletzen. Eben besonders nach dem, was er eben getan hatte. Schließlich ließ er ihn wieder los und verließ stattdessen das Zimmer. Fuji der nicht damit gerechnet hatte, dass Ryoma regelrecht flüchten würde, fragte sich für den Moment, ob er nicht doch einen Schritt zu weit gegangen war … ~*~ Ryoma wanderte etwas ziellos über die Flure, eh er vor einem Zimmer Halt machte und schließlich an der Türe klopfte. Erleichtert war er, als ihm geöffnet wurde. „Inui-senpai … könntest du …“ Er hielt inne, als er Kaidoh’s Bandana, sowie eine Short auf dem Boden liegen sah und wurde automatisch rot auf den Wangen. Nur sehr langsam konnte er wieder zu seinem eigentlichen Anliegen zurückkommen. „Könntest du mir vielleicht deinen Tennisschläger borgen … und einen Ball? Ich … ich brauche es wirklich dringend!“ „Hm … Eigentlich hätte ich damit gerechnet, dass du zwei Stunden eher kommen würdest, aber … okay.“ Erleichtert atmete er durch und war so dankbar, dass der Datenspieler wohl einkalkuliert hatte, dass Ryoma nicht lange ohne konnte. Und das Letzte was das Team gebrauchen konnte, war ein Echizen auf Entzugserscheinungen. Damit verließ er die Herberge und war froh, um die schöne Vollmondnacht. Ryoma brauchte auch nicht lange zu suchen, um eine geeignete Mauer zu finden, gegen die er seine Bälle schlagen konnte. Tief atmete er durch und begann schließlich gegen den harten Stein zu spielen. Doch als er nach fast zwei Stunden nicht die gewünschte Erleichterung fühlte, gab er es auf. Enttäuscht darüber ließ er sich auf eine Bank fallen, die in der Nähe stand. Zerknirscht schob er seine Finger durch die Bespannung des Schlägers, um sie wieder millimetergenau zu Recht zuschieben. Ryoma hasste es, wenn die feinen Stränge schief lagen. Allerdings war es nicht das, was ihn beschäftigte. Sondern eher die Tatsache, dass ihm Tennis gerade absolut nicht das gab, was er brauchte. Da war etwas in ihm, was nach Linderung rief, aber Tennis war nicht die Antwort. Es war Fuji … Fuji, der ihn geküsst hatte. Der ihm für einen Moment das Gefühl gegeben hatte, dass es wirklich etwas gab, das intensiver als Tennis war. Doch dann verletzte er ihn mit seiner verfluchten Ignoranz, weswegen ihm Ryoma auch am liebsten die Meinung gesagt hätte. Denn auch, wenn er absolut keine Ahnung von solcher Art von Verhalten hatte, so wusste er dennoch, dass man jemanden nicht küsste, wenn man es nicht ernst meinte. Nur leider war Fuji eben jemand, der selten etwas ernst nahm. War es Tennis oder so ein dummer Kuss. Warum hatte er ihn auch küssen müssen, das war nicht richtig gewesen. Egal, wie gut es sich angefühlt hatte und wie gerne Ryoma mehr davon wollte. Wenn es ums Spielen ging, wollte Ryoma nun mal nur Tennis und alle anderen Spiele konnte sich Fuji getrost sonst wohin schieben. „Saa, du spielst nicht?“ Erschrocken fuhr Ryomas Kopf hoch, bei der Stimme. Kurz hatte er ein merkwürdiges, schwindeliges Gefühl im Kopf, welches sich jedoch legte, je länger er den Blick mit Fuji standhielt. „Seh‘ ich so aus?“ Entgegnete er ihm nur kühl, bevor er den Blick wieder auf den Schläger sinken ließ. Wobei Ryoma nur noch verbissener an der Bespannung schob und zog. Inuis Schläger war wirklich gut bespannt, stramm und auch wenn er die einzelnen Stränge wieder perfekt an ihren Platz gebracht hatte, so brauchte er etwas, um seine Finger – und sich selbst – von Fuji abzulenken, der sich neben ihn setzte. „Das eben … war nicht so gemeint.“ „Hab ich gar nicht bemerkt.“ Schnaufte Ryoma sarkastisch. Ruckartig zog er seine Finger zwischen den Strängen hervor und stand dann auf. Er hatte wirklich auf viel Lust, aber gewiss nicht auf Fujis Anwesenheit. „Was?“ Er ging ein paar Schritte, während er versucht war Fuji einfach zu ignorieren, doch er spürte~ seinen intensiven Blick gegen seinen Rücken gebohrt und biss sich auf die Lippen. Schließlich blieb er stehen und drehte sich zu dem Brünetten um. „Warum bin ich nicht gut genug?“ „Ich wiederhole mich, aber … was?“ „Im Tennis. Warum bin ich nicht gut genug? Ich weiß, ich kann Tezuka nicht besiegen. Ist es das? Weil ich nicht wie er bin?“ Ryoma war nicht dumm und in den letzten zwei Jahren in denen er im Team war, hatte sich zwar nicht viel verändert, doch er hatte die Spannungen sehr wohl gemerkt. Zwischen Tezuka, Ryoma und Fuji. Dabei war es genau in der Reihenfolge. Er war in der Mitte zwischen dem Buchou, den er irgendwie als eine Art großen Bruder sah, der ihn vor allem versuchte zu beschützen und dennoch mit starken Gegnern förderte. Während Fuji hartnäckig versuchte in jedem Match immer intensiver nach Tezukas Aufmerksamkeit zu suchen. Besonders in den letzten Wochen war es ihm aufgefallen, dass Fuji Tezuka sehr merkwürdig gegenüber war. Und er hatte es auf den Druck geschoben, der auf jeden lag, da sie eben alle gewinnen wollten. Und alle nach etwas Aufmerksamkeit ihres Buchou‘s forderten. Doch jetzt schien es Sinn zu machen. Die Momente, in denen Fuji immer öfter neben Tezuka stand oder in der Kantine neben ihm saß. Die Gespräche, die beide meist alleine führten. Die merkwürdigen Ausflüchte Tezukas. Es machte in Ryomas Kopf wörtlich ‚klick‘ und er schob das leichte Ziehen in seiner Herzgegend einfach darauf, dass er sich in den zwei Stunden Tennis wohl nicht gefordert genug fühlte. „Ich seh‘ schon…“ Hauchte Ryoma und drehte sich wieder um, um zu gehen. „Iie! Ryoma warte!“ Er hörte die raschen Schritte auf dem harten Boden, als Fuji ihm nachlief, eh er ihn unnachgiebig am Handgelenk festhielt und somit zum Stehenbleiben zwang. Dabei wich er jedoch dem Blick aus, dem ihn Fuji zuwarf. „Du bist vieles … aber gewiss nicht, nicht gut genug.“ „Liegt es dann daran, dass du mit Tezuka zusammen bist?“ Der etwas geschockte Blick des Senpais war mehr, als Ryoma zu wissen brauchte, womit er sein Handgelenk aus dem Griff herausdrehte und dann weiterging. Er blinzelte das Brennen weg, welches sich in seinen Augenwinkeln ankündigte und ihn davor warnte, was kommen könnte, doch er würde es nicht zulassen. Fuji hatte ihn geküsst, mit ihm in einem Bett wirklich … wirklich nahe geschlafen, obwohl er mit Tezuka zusammen war. Tezuka hingegen hatte ihm geraten mehr Zeit mit dem Tensai zu verbringen. Und wo stand Ryoma … wie immer dazwischen. Er war der Puffer zwischen den Beiden. Der metaphorische Tennisball, der von Tezuka an Fuji geschlagen wurde, nur um wieder irgendwo im Aus zu landen. Auf dem Court und in den Matches war es eines … aber in seinem Privatleben etwas anderes. Und er hatte genug davon! ~*~ Somit fand er in der Nacht erneut keinen Schlaf, kam dafür jedoch bei seinem Kuschelsüchtigen Senpai Eiji unter, der sich nur zu sehr freute, dass Ryoma an seiner Türe geklopft hatte. Eigentlich wollte er ja zu Momoshirou, doch irgendwie, war es ihm egal. Solange er keinen Tezuka oder Fuji sehen musste, war ihm alles recht. Dennoch musste er andauernd an weiche Lippen denken und heißen Atem, der gegen seine Wange schlug, sowie den frischen Geruch von Fujis Duschgel. Irgendwann mitten in der Nacht, spürte er eine Träne aus seinen Augenwinkeln fallen, schob es jedoch auf die Müdigkeit, die ihn nicht mehr losließ. ~*~ Am nächsten Morgen fühlte er sich wie gerädert. Einfach nur müde und sein Kopf schmerzte heftiger, als direkt nach der Kollision mit der dummen Laterne. Was musste die da auch stehen, wo er ging … Nur sehr schwerfällig schaffte er es aus dem Bett, wobei er beinahe über die eigenen Füße stolperte. Ryoma tapste barfuß aus dem Zimmer raus, zu dem welches er selbst bezogen hatte. Wobei er innerlich hoffte, dass Fuji entweder noch schlief oder wenigstens nicht da war. Vorsichtig öffnete er die Türe und linste in den Raum. Etwas erleichtert atmete er durch, da er keinen Tensai sah und schloss die Türe hinter sich leise. Dann trat er zur Kommode, wo er sich eine frische Hose, Shorts und ein T-Shirt herausnahm. Sowie zwei Handtücher. Damit ging er ins anliegende Badezimmer und schloss die Türe hinter sich ab. Für einen langen Moment lehnte er sich gegen das Holz, bevor er sich auszog und sich dabei gleichzeitig die Duschbrause anstellte. Zuerst hatte er es nicht richtig wahrgenommen, doch als er unter den heißen Wasserstrahl stieg, erschlug ihn beinahe der intensive Geruch Fujis Duschgel und er biss sich hart auf die Lippen. Der Geruch ließ so viele Gedanken in ihm aufkommen, die ihn in der Nacht schon so beschäftigt hatten und ihn erneut dieses Brennen in die Augen trieb. Diesmal jedoch war Ryoma nicht im Stande es zu unterdrücken, weswegen er die Tränen einfach laufen ließ. Deswegen war sein Leben Tennis! Es brachte einen nicht zum Weinen und es küsste einen auch nicht, obwohl es mit jemand zusammen war. Und benutzte es einen auch nicht als Puffer … ~*~ Kurz bevor Ryoma ins Esszimmer gehen konnte, kam ihm Tezuka entgegen. Eigentlich wollte er dem Buchou schon aus dem Weg gehen, da hielt ihn der Brillenträger sanft fest. „Komm mal mit.“ Verwirrt blinzelte Ryoma und ließ sich nur widerwillig von dem Älteren in sein Zimmer bringen. Eigentlich hatte er ja angenommen, dass der Buchou ihn wegen seines mitternächtlichen Ausflugs etwas zurechtstutzen würde, doch als er Fuji auf dem Bett sitzen sah, so geknickt … Da wusste er nicht recht, was er denken sollte. „Setz dich, Ryoma.“ Nur sehr ungerne setzte er sich – jedoch mit Abstand bedacht – neben Fuji und sah zu Tezuka auf, der vor ihnen stand. Jedoch lag sein Blick auf Ryoma. Es gefiel ihm absolut nicht hier zu sein. Und er wusste, dass die Beiden genau wussten, wie sehr es ihm missfiel! Er sah, wie Tezuka den Mund öffnete, doch er konnte sich bereits denken, um was es ging. Darum stand er auch wieder auf und ging zur Türe. „Sollte es um eure Beziehung gehen, es wird niemand von mir erfahren.“ Ryoma hatte die Türklinke bereits in der Hand, als er es hörte … „Syusuke und ich sind nicht zusammen, Ryoma.“ Entgeistert blinzelte er und drehte sich ruckartig um, um zu Fuji zu sehen, der immer noch unbewegt auf seine Hände blickte. Wollte ihm der Buchou mitteilen, dass er mit ihm schlussgemacht hatte, weil ihn der Tensai geküsst hatte? „Zwischen mir und Syusuke war nie etwas. Was du wohl gestern Nacht zusammen gezählt hast, war Syusuke‘s Idee seine Gefühle runter zuspielen. Und nun … ihr zwei Kindsköpfe, klärt das endlich! So etwas brauch ich nicht auf dem Court …“ Damit schob ihn der Buchou sanft aus dem Weg und ging selbst aus dem Zimmer, um ihnen Zeit alleine zu gewähren. Nun völlig verwirrt, starrte Ryoma an die Stelle, wo zuvor Tezuka noch gestanden und ihm gesagt hatte, dass Fuji seine Gefühle unterdrücken wollte … Wieso? Ryoma verstand nur Bahnhof. „Ich … ich versteh nicht, Senpai.“ Schließlich sah Ryoma zu Fuji und trat ein paar Schritte auf ihm zu, nur um wieder stehen zu bleiben. Er war einfach nicht gut in solchen Dingen und erstrecht nicht, wenn der Tensai so … traurig aussah. Das kannte er einfach nicht. Das kannte wohl niemand aus ihrem Team – na vielleicht ausgenommen von Tezuka. Langsam hob das Genie den Kopf und sah ihn aus sehr sanften, blauen Augen heraus an. „Das bedeutet, dass ich mich einfach nicht richtig ausgedrückt habe. Ich habe einfach …“ Fuji seufzte leise und fuhr sich mit einer Hand durch die Haare. Eine verzweifelte Geste, die Ryoma bislang noch nicht bei ihm gesehen hatte. „Wer dich kennt, weiß wie du tickst und selbst die, die dich nicht kennen, wissen, dass Echizen Ryoma nur für eines lebt – Tennis. Ich dachte, wenn wir es hinter uns bringen – das Spiel, dass ich nur ein weiterer Gegner bin, hinter dem du dein Häkchen setzt. Das will ich allerdings nicht, Ryoma.“ Nun war er etwas baff. Wirkte er wirklich so auf Andere? Vielleicht auf Fremde, ja. Aber Ryoma hätte nicht gedacht, dass er auch so auf seine Teamkollegen und Freunde wirken würde. Und erstrecht nicht auf den Tensai. „Also ich … ich hake eigentlich niemanden ab. Ich meine, natürlich gibt es gewisse Spieler, gegen die ich es nicht erwäge noch mal anzutreten, aber … darunter zähle ich dich gewiss nicht, Fuji-senpai.“ „Ja, weil unser Spiel noch offen ist.“ „Iie!“ Ernst blickte er in die blauen Augen und setzte sich schließlich wieder neben ihn. „Wärst du nur jemand, hinter den ich einen Haken setzen wollte, würde mir nicht so viel daran liegen, wieder mit dir zu spielen. Dann würde ich einfach warten, bis es sich ergeben würde. Aber … mit dir zu spielen war … anders.“ Leicht verlegen senkte Ryoma seinen Blick. Wie sollte man es erklären? Die Art mit Fuji zu spielen war anders gewesen. Aber anders, wie gut. Intensiv, wie die Blicke aus seinen blauen Augen. Innig, so wie ihn Fuji am Vorabend geküsst hatte. Einfach unglaublich. „War es … wie unser Kuss?“ Alleine bei der Frage, spürte Ryoma die Hitze in seine Wangen aufsteigen, weswegen er auch nicht anders konnte, als die Mütze tiefer in sein Gesichts zu ziehen. Allerdings wurde sie ihm keine Sekunde später vom Kopf gezogen. Etwas perplex sah Ryoma Fuji an und wollte protestieren, als er die weichen Lippen des Tensais auf den seinen spürte. Überrascht über die Intensität des Kusses, keuchte er leise auf, eh er begann den Kuss zu erwidern und die Hände in Fujis Nacken zu schieben. Wieso er sich darauf einließ, obwohl sie nicht wirklich weitergekommen waren, wusste Ryoma nicht recht, allerdings war es ihm für den Moment auch egal. Genießend seufzte er auf, als er die weichen Finger seines Senpais auf seiner Hüfte spürte. Bereitwillig ließ er sich nach hinten drücken. Atemlos legte Ryoma den Kopf in den Nacken und zog sachte an Fujis weichen Haaren, damit er den Kuss löste. Mit geröteten Wangen, blickte er in seine Augen. „Fuji … wieso?“ „Weil es nicht immer nur um Tennis geht, Ryoma. Das Spiel damals … es war besonders. Aber nicht wegen dem Spiel, sondern … wegen dir. Du hast es damals zu etwas Besonderem gemacht. Und wie du selbst sagtest, war es mit mir doch auch anders.“ Etwas angestrengt versuchte Ryoma innerlich herauszufinden, ob es das war, was er immer zurückgedrängt hatte. Er erinnerte sich nämlich an viele Gefühle, die er seit dem Spiel fühlte, sobald Fuji in seiner Nähe war oder wenn er ihn mit Tezuka sah. Doch er hatte es immer verdrängt. Das Kribbeln in seinem Bauch, sobald er den Älteren sah. Wobei er immer dachte, dass es aufgrund des Nervenkitzels war, den er bei ihrem Spiel gefühlt hatte. Die Wärme, die ihn erfüllte, wenn der Tensai ihm nahe war und wenn es nur sehr kurz war. Ryoma hatte es hingegen nur auf seine Körperwärme geschoben. Das intensive Verlangen die blauen Augen wieder zu sehen. Doch sagte er sich, dass es nur deswegen war, weil er von ihm ernst genommen werden wollte. Und da wurde es ihm klar. Ryoma starrte Fuji an und öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch es war, als würde ihm dieser den Dienst verwehren. Darum hatte er den Kuss erwidert, ohne sich zu wehren. Und es war auch der Grund dafür, dass er so verletzt über diese Bemerkung war, als er dachte er wäre nicht gut genug. Das was ihn jedoch mehr schockte, als die Erkenntnis war, dass er immer dachte es ging wirklich um Tennis. Dabei ging es die ganze Zeit um Fuji selbst. Er war … Ryoma war in ihn verliebt und das schon so lange, dass es ihn für den Moment der Erkenntnis wirklich schockte. Allerdings kam dann auch schon die nächste Erkenntnis, die ihn traf. Denn wenn Fuji seine eigenen Gefühle unterdrücken wollte und ihn trotzdem küsste, sowie ihm nahe war, dann hieß das ja dass er … „Du magst mich?“ Fragte er den Tensai atemlos und schob ihn von sich runter, um erst mal Luft zu bekommen, da es ihn für den Moment wirklich alles raubte. Wieso hatte er das nicht gesehen? Warum hatte er es nicht selbst gemerkt? Das waren doch seine Gefühle gewesen. Doch war er wirklich so blind gewesen, so stur seine eigenen Gefühle zuzulassen? „Hai.“ Ryoma starrte in Fujis blaue Augen, die ihn sehr intensiv anblickten, allerdings intensiv in Form von liebevoll und es schnürte ihm vor Überwältigung die Kehle zu. Schließlich drehte er sich um und vergrub die Finger in seinen schwarzgrünen Haaren. Hart kniff er die Augen zusammen und wusste einfach nicht, was er sagen sollte. „Ryoma … du musst nicht …“ „Klappe, Senpai.“ Ernst sah er Fuji an und biss sich auf die Lippen. Dann trat er an ihn heran. Stumm sahen sie sich einfach nur an, wobei Ryoma sah, dass in den blauen Augen Zweifel standen. Allerdings wollte er sowas aus einem unerfindlichen Grund nicht mehr sehen. Nicht in diesen schönen Augen, darum hob er eine Hand und schob sie sanft in Fujis Haare. Schließlich beugte er sich zu ihm hinab und küsste ihn. Erst war Fuji über den Kuss überrascht, doch dann schlang er die Arme um Ryomas Taille und zog ihn auf seinen Schoß. Ryoma spreizte leicht die Beine, damit er über Fujis Becken knien konnte. Damit konnten sie sich besser küssen und er drängte sich leicht an den warmen Körper seines Senpais. Erst nach einigen Minuten – die für Ryoma dennoch viel zu kurz waren – lösten sie den Kuss aufgrund von Luftmangels. Tief blickten sie einander in die Augen und Ryoma ließ zum ersten Mal zu, dass dieses Kribbeln, welches er spürte nicht vom Tennis herrührte. Sondern von Fuji. „Ich auch …“ „Saa?“ „Ich … mag dich auch, Senpai.“ Ryoma wurde rot und sah zur Seite. Das war schon mehr, als er gerade rausbringen konnte. Und Fuji wusste das, weswegen er sich auch sehr darüber freute. Was wollte er in dem Moment denn mehr, als den kleinen Rookie auf seinem Schoß, der ihm sagte, wie gern er ihn hatte. Denn auch, wenn er es nicht direkt ausdrückte, so sah er es in seinen Augen. ~*~ Am Abend diesen Tages, ging Ryoma früh ins Bett, denn nach zwei schlaflosen Nächten, forderte sein Körper den Tribut ein. Fuji, der sich noch einige Zeit lang mit Tezuka unterhielt, ging anschließend ins Zimmer. Leicht lächelte er, als er den Kleinen so friedlich sah. Leise schloss er die Türe hinter sich und ging zum Bett. Vor Ryoma ging er in die Hocke und neigte ein wenig den Kopf, während er ihn musterte. Er hatte eigentlich nicht gedacht, dass der Jüngere so empfand, wie er selbst. Sachte strich er Ryoma eine Strähne aus dem Gesicht. Automatisch lächelte er mehr, als der Jüngere sich wohl unbewusst an seine Handfläche schmiegte, bevor er leise seufzte. Wie süß … Schließlich stand er wieder auf und zog sich in seine Schlafsachen um, um sich dann zu ihm zu legen. Sehr vorsichtig kuschelte sich Fuji an Ryoma heran, allerdings mit noch etwas Abstand zwischen ihnen, da er ihn wirklich nicht wecken wollte. Man hatte Ryoma wirklich angesehen, wie müde er war, weswegen auch niemand etwas dagegen hatte, als er so früh schon ging. Hätte Fuji jedoch gewusst, dass Ryoma wie er empfand, hätte er viel früher etwas unternommen. Allerdings war er trotz seiner hohen Intelligenz auch nur ein Mensch mit Ängsten und darum war er sich nicht sicher gewesen. Besonders bei dem Kleinen musste man aufpassen, wenn es um Gefühle ging. Denn man merkte ihm schon an, dass er Schwierigkeiten damit hatte, mit ihnen umzugehen. Fuji beobachtete ihn gut, nur leider musste er zugeben, keine Ahnung davon zu haben, wie Ryoma aussah wenn er richtig glücklich war. Stattdessen hatte er Angst und Unsicherheit in den schönen Katzenaugen gesehen, als Ryoma am Morgen klar wurde, dass Fuji in ihn verliebt war. Er konnte die beiden Gefühle nur zu gut verstehen. Am Anfang ging es ihm auch nicht anders, als ihm klar wurde, was er da für den Rookie fühlte. Stattdessen hatte er es als Nervenkitzel abgetan, der ihn seit dem Spiel nicht mehr losgelassen hatte. Er wollte aus merkwürdigen Gründen in Ryomas Nähe sein und gleichzeitig wollte er es sich nicht eingestehen, gar es zulassen. Darum war er öfter an Tezukas Seite und versuchte sich abzulenken, mit dem Erstreben seiner Aufmerksamkeit. Denn irgendwie war es für ihn schon neu, nicht mehr als Seigaku’s Wunderkind zu gelten und von dem Brillenträger die schweren Gegner zu bekommen. Stattdessen bekam sie Ryoma und der war ja auch ein einzigartiger Spieler. Aber es kratzte an Fujis Ego. Somit verwendete er seine Gefühle, um nach mehr zu streben. Doch landete er schließlich nur wieder dabei, noch mehr Gefallen an dem Jungen zu finden, als er sah, wie hingebungsvoll und leidenschaftlich er spielte. Und wie sehr er sein Spiel immer mehr perfektionierte. Schließlich musste Fuji einfach seine Gefühle eingestehen, spätestens als Ryoma gegen Kirihara spielte. Direkt nachdem ihm der Schwarzhaarige beinahe das Knie zerschlagen hatte. Und Fuji hegte immer noch einen Hass gegen solche Spieler. Trotzdem hatte er ihn besiegt. Darum traf ihm Ryomas inoffizielles Match gegen den Kirihara auch mitten ins Herz. Zwar wusste jeder aus ihrem Team, dass Ryoma nichts mehr hasste, als wenn sich jemand im Tennis oder auch Außerhalb mit seinen Teamkollegen anlegte. Doch dass Ryoma es so persönlich nahm, das hätte Fuji nie gedacht. Zumal Fuji den Jüngeren auch noch nie so hat spielen sehen. Nicht mit dem Ziel, jemanden so zu demütigen. Das war schließlich der Moment gewesen, indem Fuji seine Gefühle zu dem Kleineren zulassen musste, weil er auch nicht anders konnte, als ihn von da an mit anderen Augen zu sehen. Seine Gedanken wurden jäh unterbrochen, als der schlanke Körper sich neben ihn bewegte. Neugierig beobachtete er, wie Ryoma sich leicht streckte und auf den Rücken drehte. Verschlafen blinzelten ihn die goldgrünen Katzenaugen an. „Senpai?“ „Saa … du sollst doch schlafen.“ Leicht amüsiert musste er einfach bei dem Gesicht des Jüngeren lächeln. Ryoma sah einfach so süß aus. Der verschlafene und wirklich so unschuldig wirkende Gesichtsausdruck. Dazu die leicht verwuschelten Haare. Das war wirklich etwas, an das sich Fuji gewöhnen wollte. Etwas, dass er gerne jeden Morgen sehen wollte. „Hm … wie spät ist es denn?“ „Kurz vor eins…“ Ryoma nickte schwach und schloss für einen Moment die Augen, bevor er sich zu Fuji drehte und näher zu ihm rutschte. Dabei blinzelte Fuji ein wenig überrascht von dieser Aktion, eh er wieder lächelte und einen Arm um den zierlichen Körper schlang, um ihn sanft an sich zu drücken. Kurz darauf schlief Ryoma auch schon wieder ein, jedoch mit dem Gedanken, dass er sich zwar absolut nicht damit auskannte, jemand an sich heran zu lassen, doch er würde es wenigstens versuchen zu akzeptieren … ~*~ Als er am nächsten Morgen aufwachte, fühlte sich Ryoma zum ersten Mal seit Tagen wieder richtig erholt. Einzig sein Kopf schmerzte immer noch etwas, von der heftigen Kollision mit der Laterne. Etwas verschlafen streckte er sich, was jedoch schwer war, mit dem Arm, der ihn sanft festhielt. Langsam drehte er den Kopf und sah sich einem schlafenden Fuji entgegen. Er sah so friedlich aus … Der Gedanke, dass er seit dem Spiel – welches fast elf Monate her war – solche Gefühle hegte und sie nicht erkannt hatte, machte Ryoma irgendwie fertig. Bislang hatte er eigentlich immer gedacht, dass er wusste, wie er fühlte und was er empfand. Klar – einzeln gesehen mochten diese ganzen Empfindungen, wie die Wärme, das Kribbeln, sowie dieser merkwürdige Drang nach Fujis Aufmerksamkeit nicht viel bedeuten. Doch nahm man sie zusammen … Trotzdem machte es ihm irgendwie auch Angst so zu empfinden. Und Fuji erwiderte es auch noch. Nur, dass dieser schon viel früher von seinen eigenen Empfindungen Ryoma gegenüber gewusst hatte. Außerdem hatte Fuji Erfahrung mit der Nähe von anderen. Ryoma hingegen hatte sie nicht. Egal ob emotional oder körperlich. Zwar musste er zugeben, dass es sich wirklich angenehm anfühlte, wenn Fuji in seiner Nähe war. So wie jetzt … Und wie sein Körper diese Wärme von sich abgab, aber gleichzeitig fragte sich Ryoma, ob er das denn auch wirklich wollte. Bislang war immer Tennis – dazu Karupin – an seiner ersten Stelle gewesen. Er konnte nichts dafür. Tennis war nun mal sein Leben. Also … was wenn sich mit der Zeit herausstellte, dass er das nicht ändern wollte. Dann war er nicht gut genug für Fuji. Egal wie er empfand. Leise seufzte er und rollte sich vorsichtig auf den Rücken, wobei er sich einen Arm über die Augen legte. Ryoma hatte ja nicht mal innerhalb von elf Monaten mitbekommen, dass er verliebt war. Also wie sollte er wissen, was er wirklich wollte. Es verzweifelte ihn und das war definitiv nicht das, was er wollte. Nach einiger Zeit spürte er eine leichte Bewegung neben sich und für den Moment spielte Ryoma mit dem Gedanken so zu tun, als würde er immer noch schlafen. Jedoch fand er das unangebracht, weswegen er langsam den Arm von den Augen nahm und den Kopf zu Fuji drehte. Mit wachsender Überraschung nahm er dabei war, wie sein Herz begann zu rasen, als sich die schönen, intensiv blauen Augen Fujis öffneten und ihn mit diesem unheimlich zärtlichen Blick ansahen. Ryoma wusste nicht wie lange sie so dalagen und sich einfach nur ansahen, aber es war lang, intensiv und für ihn fühlte es sich an, als würde im Moment nichts anderes mehr existieren, außer sie beide. In Fuji begann langsam wieder etwas Regung zu kommen, denn seine Hand, die bislang nur ruhig auf Ryomas Rückrad gelegen hatte, schob sich langsam, aber sehr sanft über seine Seite, was Ryoma ein angenehmes Gefühl brachte. Langsam beugte sich Fuji zu ihm und eine Gänsehaut bildete sich auf Ryomas Haut, als er seinen heißen Atem auf den Lippen spürte. Und auch, wenn er wusste, dass sie sich bereits geküsst hatten, so war dieser Augenblick vollkommen anders. Die blauen Augen hatten die stumme Frage nach seiner Erlaubnis in ihnen und als Ryoma keinerlei Gegenwehr zeigte, legte der Tensai seine Lippen sanft auf die Seinen. Seine Finger zuckten etwas, aber Ryoma schüttelte den Drang ab, sich gegen die schönen Gefühle zu wehren, weswegen er die Hände in seinen Nacken schob und die Berührung langsam begann zu erwidern. Dabei schloss er seine Augen und gab sich ihm völlig hin. ~*~ Während des Frühstücks versuchte Ryoma den intensiven Blicken Fujis auszuweichen. Sein Blut kochte immer noch von dem, was vor einigen Stunden passiert war und er war sich absolut nicht sicher, wie das überhaupt passieren konnte. Sie hatten zwar keinen Sex gehabt oder … falls man das so überhaupt nannte, wenn zwei Jungs … Ryoma wollte diese Art von Gedanken verdrängen. Trotzdem, war es so heiß gewesen, als sie beide sich geküsst und sich gegenseitig angefasst hatten. Ohne es zu wollen, traf sein Blick auf Fujis und er bekam automatisch einen Flashback. Seine Haut brannte erregend dort, wo Fujis Lippen ihn berührten… Er keuchte und drängte sich den Fingern entgegen, die ihn um den Verstand brachten … „Alles in Ordnung, Echizen?“ Etwas blinzelte Ryoma, eh sein Blick etwas entgeistert auf den skeptischen von Inui fiel. Der hatte inzwischen seinen Stift gezückt und hob abwartend die Augenbraue. Hart musste er aufgrund dessen schlucken und verdrängte die Hitze, die sich in seinem Becken sammelte. „Sicher, Senpai.“ „Er ist bestimmt nur die Hitze nicht gewohnt … nicht wahr, Echizen?“ Fujis Augenbraue zuckte leicht, während sein seliges Lächeln die verborgene Botschaft versteckte, doch Ryoma sah~ sie. Dennoch würde er ihn nicht so leicht damit davon kommen lassen, weswegen er an seiner Kappe zog und wieder zu seinem Kakao griff. „Senpai, ich bin wahrlich jede Art von Hitze gewöhnt!“ „Saa … gewiss doch.“ Irrte er sich, oder schnurrte der Tensai verführerisch? Es brachte ihm hingegen eine Gänsehaut, die sich gießend heiß über seinem Rücken begann auszubreiten. Allerdings war Ryoma standhaft und versuchte sich nicht auf sein Spiel einzulassen. Brachte es ihnen doch jetzt schon leicht verwirrte Blicke ihrer Teamkollegen ein. Und gerade das war gefährlich, denn Inui schien bereits etwas Heißes – wortwörtlich – zu wittern, weswegen er sie besonders unter die Lupe nahm. Ryoma musste sich also etwas einfallen lassen. „Saa … wir habt ihr eigentlich geschlafen?“ „Nya? Sehr angenehm … allerdings sind die Betten ziemlich hart.“ Eiji kratzte sich etwas an der Wange und Ryoma blickte ihn kurz schief an. Vorgestern Nacht hatte es ihm jedoch nicht gestört, Ryoma regelrecht auf sich zu ziehen, wie eine Art Teddybären … „Saa, also ich mag es hart … du doch auch, nicht wahr, Echizen?“ Er verschluckte sich prompt an seinem Kakao. Atemlos starrte Ryoma seinen Senpai an, während Momoshirou ihm sanft auf den Rücken klopfte. Erst, als er nicht mehr das Gefühl verspürte, an seinen Worten zu ersticken, öffnete er den Mund. „Es ist … okay. Allerdings wäre es auch in Ordnung sich nicht gleich auf das Härteste zu … betten.“ „Saa, hart ist jedoch sehr gesund.“ „Nicht in allen Lebensbereichen.“ „Hm … für den Körper schon.“ „Das gilt nicht für alles!“ Durch dringlich sah Ryoma den Tensai an und hob die Augenbraue. Er hatte immer noch das Gefühl, dass sie sich da heute in etwas sehr gefährliches hineingesteigert hatten, ohne nachzudenken. Und hätte Eiji nicht an ihre Türe geklopft … Ryoma wollte nicht wissen, wie weit sie noch gegangen wären. Und er war noch nicht bereit für so etwas. Vorsichtig mischte sich Momoshirou in die ‚Unterhaltung‘ ein. „Öhm … reden wir noch von Matratzen?“ Fuji lächelte wieder selig und nickte etwas, während Ryoma die Augen verdrehte und schließlich vom Tisch aufstand. Der Tensai stand ebenfalls auf und folgte ihm. Nach dem sie etwas vom Esszimmer weg waren, wandte sich Ryoma zu ihm um und sah ihn verwirrt an. „Was machst du da?“ „Saa … gehen?“ Ryoma seufzte leise und nahm seine Kappe ab. Es machte ihn so verrückt, nicht zu wissen, was er denken sollte, gar fühlen. Was sie da heute Morgen getan hatten … Es war so gut gewesen, so schön, doch auch falsch. Denn egal was sie füreinander empfanden, sie kannten sich doch gar nicht gut genug für so viel Intimität. „Nein du folgst mir, wieso?“ „Weil … du verwirrt scheinst. Und irgendwie …“ „Oh verwirrt? Fuji … du weißt dass ich nicht … ich weiß doch gar nicht was ich denken soll.“ Unsicher sah er hoch, was sich jedoch als schweren Fehler herausstellte, als ihn die blauen Augen erneut gefangen nahmen. Die blauen Augen Fujis machten Ryoma regelrecht verrückt. Ein Blick und er fühlte sich von ihnen völlig eingenommen. Und dann konnte er nicht mehr klar denken, denn alles was ab da an nur noch für ihn zählte war Fuji… „Warum lässt du nicht einmal das Denken und lässt dich auf deine Gefühle ein?“ „Weil … du …“ Ryoma zwang sich seinen Blick zu senken und er fuhr sich beinahe schon verzweifelt durch seine Haare, eh er aus dem Fenster sah. Er konnte ihn einfach nicht ansehen, ohne dabei gleich wieder an seine Nähe, sowie die Hitze zu denken. „Weil ich nicht bereit dafür bin. Ich versuche grade die Gefühle von elf Monaten zu verarbeiten, okay … und das heute Morgen … Das geht einfach zu schnell.“ Leicht schluckte Ryoma, bevor er es doch wagte, Fuji anzublicken. Er wünschte sich wirklich nichts sehnlicher, als dass er sich darauf einlassen konnte. Wie heute Morgen sich einfach allem hingeben zu können, doch das konnte er nicht. Noch nicht. „Gut … dann lass ich dir so viel Zeit wie du brauchst. Bis dahin … schlafe ich woanders.“ Ohne ihm noch etwas Zeit zum Antworten zu geben, ging Fuji an ihm vorbei und ließ ihn im Gang stehen. Etwas verwirrt starrte Ryoma gegen den Punkt, wo der Tensai zuvor noch gestanden hatte, eh er sich umwandte, um ihn nachzusehen. Obwohl er das bekommen hatte, was er wollte – Zeit – so fühlte es sich für Ryoma nicht wie ein Gewinn an, sondern eher wie ein Verlust. Etwas geknickt sah er dem Tensai nach, der ohne weitere Worte um die nächste Biegung verschwand. Also, wenn er nun die Zeit, die er zum Nachdenken und Verstehen seiner Gefühle, bekam – wieso fühlte es sich dann so schrecklich an ihn gehen zu lassen … Fortsetzung folgt … Kapitel 2: ... zu verlieren? ---------------------------- Als Ryoma in dieser Nacht erneut keinen Schlaf fand, entschied er sich dazu in die Küche zu gehen, um sich etwas zu Essen zu machen. Allerdings blieb er im Türrahmen stehen, als er Inui sah, der irgendwas am Laptop schrieb. Er haderte einen Moment mit sich, ob er hier bleiben oder doch wieder ins Bett gehen sollte. Ihm wurde die Entscheidung jedoch abgenommen, als sein Senpai den Kopf hob und ihn anblickte. „Ah, Echizen, wie ich sehe kannst du nicht schlafen? Möchtest du wieder meinen Schläger haben?“ „Nein danke, Senpai.“ Inuis Augenbraue flog hoch und augenblicklich klappte er den Laptop zu, womit er sich ihm vollständig zuwandte. Leicht wurde Ryoma rot und verfluchte sich seine Kappe nicht auf zu haben. Etwas zögernd trat er an den Tisch heran. Eigentlich vertraute er sich selten seinen Senpais an … und erst recht nicht so verrückten wie Inui, aber Ryoma brauchte etwas Informationen und wer konnte diese ihm besser beschaffen, als der Datenspieler … „Senpai ich hätte eine Frage …“ „Geht es um Fuji?“ Etwas blinzelte Ryoma und wurde sofort rot auf seinen Wangen. Das schien Inui zu reichen, denn er schlug sofort seinen Ordner auf und schrieb sich eine Notiz auf. „Inui-senpai könntest du bitte … also … musst du wirklich darüber schreiben?“ „Hm? Bittest du mich hiermit, das Gespräch nicht zu notieren?“ „Ja, ganz genau.“ So ernst wie er es in der Situation konnte, blickte er gegen die verspiegelten Gläser. Seufzend schlug sein Senpai schließlich den Ordner wieder zu und er überschlug seine Beine. Aufmerksam blickte er Ryoma an und wies ihm gleichzeitig mit der Hand an, sich zu setzen. Für einen Moment musste Ryoma das Bild eines Psychiaters verdrängen … Inui könnte dem äußerlich sehr nahe kommen. Etwas unangenehmes Schweigen herrschte im Raum, da sich Ryoma nicht sicher war wie er beginnen sollte. Inui hingegen schien geduldig wie immer. Das war eine der wenigen Eigenschaften, die er an dem Brillenträger wirklich mochte. Seine Ruhe und die Geduld. Jedoch merkte der Datenspieler recht schnell, dass der Jüngere den Mund wohl nicht aufbekommen würde. Das witzige war – wie Inui fand – dass Ryoma wirklich kackendreist war, doch die Sache schien ihm so nahe zu gehen, dass er wirklich stumm zu sein schien. Was ihm verdeutlichte, dass er am Morgen wohl doch etwas Wichtiges mitbekommen hatte und auch nicht ganz falsch an seiner These lag. „Seid ihr zwei zusammen – du und Fuji?“ „Was?! Iie … ich meine … nein. Nein…“ Ryoma versuchte dieses merkwürdige Gefühl zu unterdrücken, welches begann sich in ihm aufzubauen. Dieses Kribbeln und gleichzeitig diese Enttäuschung. Es machte ihn einfach fertig nicht zu wissen, was er wollte. „Aber du willst, dass ihr zusammen seid? Entnehme ich das letztere Nein nämlich aufgrund der leisen Tonlage richtig … so kommen wir auf einen Pro-…“ „Könntest du bitte deine Berechnungen sein lassen? Ich bin nicht auf irgendwelche Statistiken aus, Inui-senpai.“ Leicht neigte Inui den Kopf und musterte Ryoma hinter seiner Brille aufmerksam, bevor er schwach nickte. Allerdings würde es nun schwieriger werden, wenn er seine Berechnungen zurückhalten sollte. „Nun gut. Aber da du es nicht abgestritten hast … möchtest du eine Beziehung mit Fuji?“ „Ich weiß nicht ... vielleicht?“ „Hm, das ist kompliziert. Hast du mit ihm bereits darüber gesprochen?“ Etwas unwohl fühlend, rutschte Ryoma auf seinem Stuhl herum. Er wünschte sich wirklich nichts sehnlicher, als im Moment Klarheit über das zu haben, was er wollte. Und wie er es ausdrücken sollte. Doch wie, wenn alles an das er denken konnte, Fujis weiche Lippen waren und seine zärtlichen Hände? „Na ja … so halb?“ „Okay, also wenn ich es richtig verstanden habe – heute Morgen, dann seid ihr euch wohl näher gekommen, was dir wiederrum Angst gemacht hat, weil ihr euch noch nicht gut genug kennt. Du weißt allerdings nicht mal wieso es dir Angst macht?“ Etwas schräg sah er Inui an, der den Nagel wohl auf den Kopf getroffen hatte, wobei es Ryoma absolut nicht gefiel, wie aufmerksam der Brillenträger war. Er sah so vieles und meist mehr, als für seine Augen bestimmt war. Irgendwann würde das Inuis Verderben werden, dachte sich Ryoma, während er langsam nickte. „Nun … weißt du Echizen, manchmal ist es ganz gut entgegen seiner Angst zu handeln. Das Gefühl der Angst ist instinktiv in uns allen verankert. Es dient dazu den Menschen vor Verletzungen zu schützen. In deinem Fall, hast du wohl Angst emotional verletzt zu werden.“ „Nein, ich habe keine Angst dass er mich verletzt. Ich … ich denke nur nicht, dass … Ich kann nicht gut mit Gefühlen umgehen. Das konnte ich noch nie und erst recht nicht mit Nähe. Das ist … ich fühle mich gerade, als würden elf Monate in einem Schnellzug auf mich zurasen und ich habe keine Möglichkeit es zu verhindern, weil ich ja bereits schon so empfinde. Ich mag ihn ja und ich weiß auch, dass er mich mag. Aber … wenn ich das nicht hinbekomme. Dann … tue ich ihm doch weh.“ Da war es. Seine Angst … Ryoma konnte nicht glauben, dass er es ausgesprochen hatte. Und das auch noch vor seinem Senpai. Dieser hingegen schien ziemlich … unbewegt hinter der Brille und Ryoma wünschte sich dieses dämliche Ding weg, um wenigstens etwas Emotion zu sehen. Stattdessen seufzte Inui leise und beugte sich etwas zu ihm, um die Hand auf seine Schulter zu legen. „Denkst du nicht, dass Fuji intelligent genug ist, um zu wissen wie du dich gerade fühlst? Er kennt dich, zumindest deine Eigenarten, bereits seit zwei Jahren …“ „Nein, das denke ich nicht, sonst hätte er mich ja heute Morgen nicht einfach stehen gelassen.“ „Oh.“ Ja Oh! Ryoma nickte schwach und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Leicht verschränkte er seine Arme vor der Brust und starrte auf irgendeinen nicht existenten Punkt im Raum, nur um seine Gefühle zu unterdrücken. „Weißt du, Kaoru war anfangs auch etwas schwer zu verstehen. Er schien immer so … angespannt, wenn ich in seiner Nähe war. Aber mit der Zeit hat es sich gelegt. Das schien … mir damals auch recht normal. Und wenn Fuji dich wirklich mag, dann wird er schon Rücksicht auf deine Gefühle nehmen. Zumindest sprechen meine Prozentsätze dafür, dass er dich sehr mag.“ „Und … wenn nicht? Wenn es nicht genug ist?“ „Hm.“ Ryoma blickte Inui kurz an, eh er den Blick wieder abwandte. Die Sache mit Kaidoh überraschte ihn gar nicht. Dass die Beiden was am Laufen hatte, wusste er schon länger. Allerdings beruhigte es ihn, dass er nicht alleine war, mit dem Problem der Nähe. „Oh … ich … geh dann mal. Gute Nacht, Echizen.“ Etwas verwirrt hob er den Kopf und so schnell konnte er nicht schauen, war Inui auch schon weg. Toll, zuerst verjagte er Fuji und nun auch noch einen weiteren Senpai. Vielleicht konnte er am nächsten Morgen ja weiter machen. Waren ja eh nur noch ein paar Stunden. „Du sprichst also mit Inui über uns?“ Erschrocken fuhr Ryoma zusammen, als er die Stimme hörte und wandte den Kopf um, um Fuji anzusehen. Automatisch bekam er ein Déjà-vu. Der Tensai ging langsam um den Tisch herum, um sich neben ihn zu setzen, allerdings wandte er sich ihm dabei zu. „Du hast gelauscht, ja? War‘s informationsreich?“ „Es war keine Absicht.“ „Hm.“ Ryoma nickte halbherzig und warf ihm einen kurzen Blick zu, eh er die Arme erneut distanziert vor der Brust verschränkte. Leise seufzte sein Gegenüber und er beugte sich etwas vor, wobei er die Hände auf Ryomas Knie legte. Alleine die Berührung reichte ihm aus, um in ihm Herzklopfen hervorzubringen. Wie machte Fuji das nur? „Ryoma … das heute Morgen tut mir leid.“ „Die Sache … oder das Gespräch? Beziehungsweise, dass du mich einfach stehen gelassen hast?“ „Saa, Letzteres.“ Er war wirklich bemüht, ihn ausdruckslos anzusehen, doch war es schwer, wenn Fujis blaue Augen ihn so intensiv anblickten. So … voller Gefühl und Intensität. Sein Herz begann erneut zu rasen und in seinem Bauch begann es zu kribbeln. Ryoma schimpfte seinen Körper als Verräter, wenn dieser so weiter machen würde. Wie sollte er denn da rational denken können? „Weißt du, ich mag dich, weil du so bist wie du bist, Ryoma. Und das heißt auch, wenn du nicht in der Lage bist zu verdeutlichen, wie viel ich dir bedeute … dann ist es okay. Denn, alleine dass du hier sitzt und sogar mit Inui über so etwas sprichst … das zeigt mir ganz deutlich wie viel du für mich fühlst.“ Leicht schluckte Ryoma und eh er sich davon abhalten konnte, zog er Fuji im Nacken zu sich und küsste ihn. Er wusste dabei nicht mal, woher dieses plötzliche Verlangen kam, doch er musste die weichen Lippen einfach spüren. Genießend seufzte er auf, als er den Kuss wieder löste und ihn atemlos ansah. „Ich … okay.“ „Saa, siehst du.“ Und Ryoma sah ganz klar … Fuji mochte ihn so wie er war und seine Ängste nicht gut genug zu sein, brauchte er somit nicht. Genauso wenig musste er sich weiter Sorgen darüber machen, was er wollte. Denn in dem Moment hatte er irgendwie schon genau das, was er wollte. Fuji, der einfach da war. Und das war in diesem Augenblick mehr als genug für Ryoma. „Also … schläfst du wieder bei mir?“ Etwas unsicher sah Ryoma ihn an und neigte ein wenig den Kopf, wobei sich seine Wangen leicht röteten. Das leise Kichern seines Senpais brachte ihn jedoch nur noch mehr dazu, zu erröten. War es nicht schon schwer genug für ihn im Moment? „Saa, wenn du mich so fragst, nur zu gerne.“ Damit stand der Tensai auf und hielt ihm seine Hand hin. Kurz zögerte Ryoma, eh er seine linke Hand hob und sie in Fujis dargebotener schob. Sanft wurde er hochgezogen, an den warmen Körper, was ihm ein sehr angenehmes Gefühl bescherte. Erneut blickten sie sich einfach nur an, was Ryomas Herzschlag nur noch schneller werden ließ. Sanft schlang sich Fujis Arm um seine Hüfte, womit er ihn enger an sich heranzog. Ryoma hob die Hand und legte sie auf seinen Arm, allerdings nicht, um ihn wegzuschieben, sondern um Halt zu haben. „Saa du bist doch nicht etwa nervös?“ Fuji hob amüsiert eine Augenbraue, was Ryoma völlig aus dem Konzept brachte. Verlegen und um es abzustreiten, schüttelte er den Kopf und wollte sich von ihm lösen. Sanft wurde er von dem lachenden Tensai gegen den Tisch geschoben, eh sich die heißen Lippen auf die seinen pressten. Überrascht keuchte Ryoma auf, was ausgenutzt wurde. Er versuchte sich irgendwie zurückzuhalten, seinen Körper nicht einknicken zu lassen. Doch am Ende konnte er sich nur dem intensiven und sehr leidenschaftlichen Kuss hingeben. Seufzend krallte er die Finger In Fujis Oberteil und schob sich ihm automatisch entgegen. Die großen und dennoch sehr feminin wirkenden Hände glitten sanft zu seinen Hüften, wo er hochgehoben und auf den Tisch gehoben wurde. Langsam schob Ryoma die Hände in Fujis Nacken, um sich dort festzuhalten. Erneut ertönte ein leises Keuchen im Raum, allerdings war es sein atemloses, als sie den Kuss lösten. Mit geröteten Wangen, blickte Ryoma zu seinem Senpai. Er war so viel Aufregung und gleichzeitig diese merkwürdig neue Hitze einfach nicht gewöhnt. Jedoch wusste er, dass Fuji ihm das schon beibringen würde. „Also … Ryoma. Magst du das?“ Zuerst war er aufgrund der Frage verwirrt, da Fuji nichts tat, außer zwischen seinen Beinen zu stehen und ihn anzusehen, doch dann senkte er seinen Kopf etwas ab und begann seinen Hals zu küssen. Ryoma schob automatisch seine Finger in die weichen, braunen Haare und seufzte gleichzeitig leise auf. „Saa … ist das ein ja?“ „Mada … mada …“ Der Tensai lachte leise, was ihn regelrecht um den Verstand brachte, da dessen heißer Atem gegen seine Haut schlug. Sanft wurde er gebissen, woraufhin Ryoma leise aufstöhnte. „Senpai!“ „Saa … ich nehme das als ‚ja‘.“ Langsam löste sich Fuji von seinem Hals, nur um ihn erneut sehr intensiv zu küssen. Ryoma begann sich langsam daran zu gewöhnen und er mochte es wirklich. Also schloss er seine Augen und begann seine Ängste loszulassen. Dabei schob er sich seinem Tensai etwas entgegen und ging auf die Intensivität des Kusses voll ein, was Fuji nach einigen Minuten ein genießendes Seufzen entlockte. Ein letztes Mal wurde über seine Lippen geleckt, als sich Fuji von ihm löste und ihn zärtlich ansah. „Hm … du lernst so schnell, Ryoma. Ich denke … wir sollten in unser Zimmer gehen.“ Erneut errötete Ryoma, doch diesmal ignorierte er es gekonnt. Stattdessen nickte er leicht und ließ sich von dem Tensai vom Tisch ziehen, nur damit dieser ihn an seine Seite zog, während sie zu – nun ihrem – Zimmer gingen. Ryoma lächelte innerlich. Ja er lernte wirklich schnell und das nicht nur im Tennis. Überrascht musste er feststellen, dass es das erste Mal innerhalb von 24 Stunden war, das er an Tennis dachte. Es überraschte ihn sehr, doch gleichzeitig wusste er, dass er bei all den Gedanken um Fuji und ihrer … Sache eben nicht viel Zeit hatte, um an den Sport zu denken. Und zum ersten Mal, fand er es nicht erschreckend, sondern in irgendeiner merkwürdigen Art sogar … normal. Inui der etwas außerhalb gewartet hatte, dass Beide wieder auf ihr Zimmer verschwinden würden, betrat das Esszimmer wieder, um seine Sachen zu holen. Ein leichtes Lächeln umspielte dabei seine Lippen. Kaidoh würde ihm wohl etwas schuldig sein, denn nun hatte er die Wette gewonnen, dass Ryoma sich auf Fuji einlassen würden. Beide passten einfach gut zusammen. Und er hatte das schon vor Monaten gesehen, als die Beiden angefangen hatten sich in der Nähe des Anderen irgendwie eigenartig zu verhalten. Kaidoh hingegen hatte versichert, dass Echizen sich nie auf den gruseligen Tensai einlassen würde, weil er dafür einfach viel zu zurückhaltend war. Wie er sich irren konnte. Allerdings würde Kaidoh sich diesen Fehler schnell verzeihen, sobald er sie zusammen sah. Sie waren wahrlich ein schönes Paar. Die Frage die sich ihm jedoch stellte war, wie lange es dauern würde, bis Echizen endlich begreifen würde, dass egal wie sehr er versuchte seine Gefühle zu verstehen, er die ganze Sache nur noch verkomplizieren würde. Inui war sich jedoch sicher, dass der Tensai ihn darauf schnell bringen würde … wenn sogar körperliches Verständnis dafür nötig war … ~*~ Ryoma schnurrte leise, während Fuji ihm mit seinen zärtlichen, langen Fingern durch die Haare streichelte. Nun lagen sie schon seit geraumer Zeit wieder im Bett und obwohl sie eigentlich schlafen sollten, konnte sich keiner dazu durchringen. Viel zu schön war es, einfach nur die Nähe des Anderen zu genießen. Zwar schockte es Ryoma sehr, wie angenehm er es fand, die Berührungen, sowie die Nähe. Aber gleichzeitig war es ihm auch egal. Es war zu schön, als dass er es bestreiten wollte. Sein Kopf lag auf der Brust des Tensais wo er den kräftigen und ziemlich schnell gehenden Herzschlag hören konnte. Es gefiel ihm, diese körperliche Reaktion auszumachen, zeigte sie doch Ryoma, dass er nicht der Einzige war, der irgendwie aufgeregt war. Denn sein Herz schlug ebenfalls schnell aufgrund der Nähe des Tensais. Und es gefiel ihm, zu wissen, dass er ihm wohl genauso unter die Haut zu gehen schien, wie es Fuji bei ihm tat. ~*~ Drei Monate waren bislang vergangen, in denen Ryoma ernsthaft versuchte sich Fuji zu öffnen und zu zeigen, dass er in ihn verliebt war. Allerdings stellte es sich für ihn viel schwieriger heraus, als er dachte. Denn jedes Mal wenn er davor war direkter zu werden, bekam er Zweifel. Sie verbrachten zwar zusammen unzählig viel Zeit miteinander und waren einander dabei sehr nahe. Doch je näher die U.S. Open kamen, desto mehr bekam er auch Schuldgefühle, sowie Zweifel. Zweifel darüber, ob Fuji auf ihn warten würde, sollte er gehen. Denn die Zeit, die sie nicht miteinander verbrachten, war Fuji sehr oft – in Ryomas Augen zu oft – mit Tezuka zusammen und meist schienen die Beiden dabei unter sich zu sein. Und es bescherte ihm ein sehr merkwürdiges Gefühl, wenn er daran dachte. Also was würde passieren, wenn er zu den Open ging? Denn Ryoma hatte eine Einladung erhalten und er wollte auch gehen, doch gleichzeitig wollte er auch nicht so lange von Fuji getrennt sein… „Saa … du tust es schon wieder.“ „Hm?“ Fuji seufzte leise und warf ihm einen zweifelnden Blick zu. Ryoma erkannte seinen Fehler sofort, weswegen er etwas unsicher den Blick senkte. Warum musste er auch so schwer darin sein, ihm zu zeigen, wie viel ihm Fujis Nähe überhaupt bedeutete. „Entschuldige.“ „Schon gut. Soll ich noch mal anfangen oder soll ich gehen?“ „Wie … wie du möchtest.“ Sie saßen seit ein paar Stunden auf Ryomas Bett, wobei Fuji ihm von seinen Kakteen erzählte und dazwischen abschweifte zu Mizuki, der wohl seinen Bruder zu verführen schien. Irgendwo dazwischen war Ryoma unweigerlich in seinen Schuldgefühlen versunken. „Gut, dann gehe ich.“ „Moment … warte!“ Ryoma sprang auf und hielt ihn am Handgelenk fest, woraufhin ihn sein Freund etwas überrascht anblickte. Sobald er in die blauen Augen sah, fühlte er schon wieder diese Hitze und dieses Kribbeln in sich aufsteigen und ihm fehlten einfach die Worte. „Nun sag‘s endlich!“ „Was?“ „Sag es endlich!“ Sprachlos starrte er den Tensai an, wobei seine Hand von seinem Handgelenk rutschte. Ein wenig genervt hob sich eine der braunen Brauen, was ihn nur noch mehr fertig machte. Es war so schwer mit Fuji auf ein Level zu kommen. Er liebte ihn doch, aber gleichzeitig fühlte es sich an, als würde Fuji irgendetwas erwarten … und Ryoma konnte ihm nicht mehr geben, wenn er nicht wusste wie er das anfangen sollte. „Ich gehe … in einer Woche fliege ich nach Amerika. Für einige Zeit.“ „Hm. War das so schwer?“ Langsam ging Ryoma zurück zu seinem Bett, wo er sich auf die Kante setzte und Fuji zusah, wie er seine Sachen packte. Dabei fragte er sich, woher der Tensai davon wusste, dass er überhaupt teilnahm. Bislang war die Teilnehmerliste nicht veröffentlicht worden. „Woher …“ „Tezuka.“ Natürlich von ihm. Er senkte etwas den Blick. Es war ja nicht so, dass er Tezuka nicht respektierte oder nicht mochte. Für ihn war sein Buchou besonders. Doch tat sich seit ungefähr zwei Wochen in ihm der Gedanke auf, dass die Beiden sich näher waren, als es der Fall sein dürfte. Und wenn er dem Glauben schenken konnte, dann hielt ihn hier doch eh nichts mehr. Fuji musterte seinen Freund, der schon wieder diesen Blick hatte und er fuhr sich durch die Haare. „Schau nicht so. Wir sind befreundet und nichts weiter.“ „Hm.“ Von dem Thema inzwischen wirklich müde, stand Ryoma auf und begann sein Bett zu machen. Er wollte nichts mehr von diesen Freundschaftsbekundungen hören. Es tat ihm bereits mehr als weh, an Fuji zu zweifeln, da brauchte er nicht noch mehr Bekundungen. „Ryoma …“ „Was?“ Verletz sah er Fuji an, bevor er sich wieder abwandte. Ryoma kannte den Ton inzwischen in Fujis Stimme und es war wie ein Messer, dass ihm das Herz zerschnitt. Schließlich wurde er etwas bestimmter als nötig umgedreht und durch dringlich angesehen. „Du gehst, okay. Nicht ich. Du bist es der gehen wird, also hör auf hier den Verletzten zu spielen!“ „Ja aber nur, weil ich nicht einmal weiß, ob mich hier etwas hält.“ „Oh gut zu wissen. Weißt du was … geh. Geh und von mir aus, bleib da. Denn Tennis ist und wird immer deine erste Wahl sein. Viel Spaß.“ Ryoma sah den Schmerz in den blauen Augen, gleichzeitig jedoch auch etwas anderes, was er nicht einzuordnen wusste. Ruckartig wandte sich Fuji von ihm ab, griff nach seiner Tasche und verließ sein Zimmer. Ergeben schloss er langsam die Augen und hob seine Hand an die Stirn. Unterdrückt schluchzte Ryoma. Er wollte Fuji doch gar nicht verlieren und er wollte auch nicht dass sie sich trennten. Und am aller wenigsten wollte er gehen. Aber er bekam diese Sache zwischen ihnen nicht auf die Reihe. Er war doch so in ihn verliebt, wieso fiel es ihm denn dann so verflucht schwer das zu zeigen? ~*~ Es war soweit … Die freudigen Augen seiner Teamkammeraden strahlten ihm aufmunternd, sowie bewundernd entgegen. Sie freuten sich für ihn und trotzdem fühlte sich Ryoma schlecht. Schlecht, weil Fuji und er sich getrennt hatten und seit dem auch auf dem Court, sowie in der Schule getrennte Wege gingen. Schlecht, weil auch Tezuka ihm die kalte Schulter zeigte. Und umso schlechter, weil er am Vortag gesehen hatte, wie beide alleine im der Umkleide waren und er wollte nicht wissen, was sie getan hatten. „Nya, du wirst mir so fehlen, Ochibi!“ Eiji krallte sich an ihn fest und er wünschte sich, dass es nicht Eiji wäre, der ihn hielt. Aber Fuji war nicht hier. Genauso wenig wie Tezuka. Beide Tatsachen hinterließen unsagbare Schmerzen in seinem Herzen. Sein Flug wurde aufgerufen und er wandte sich ein letztes Mal an seine Freunde. Dabei setzte er ein leichtes, Ryoma-typisches Grinsen auf und zog etwas an seiner Kappe. „Viel Glück, Echizen!“ „Mada mada dane, Senpais.“ Das erntete ihm ein erfreutes Lachen, doch er wollte nur eines hören … Somit wandte er sich um und ging zum Gate, wo er sein Ticket abgab und durch den Gang ins Flugzeug ging. Bei jedem weiteren seiner Schritte, fiel es ihm schwerer zu atmen und er fragte sich – wieso jetzt. Er wusste doch bereits seit Wochen, dass er fliegen würde. Fuji und er waren nicht erst seit gestern getrennt und er wusste auch nicht erst seit gestern, dass zwischen seinem Ex Freund und seinem Buchou irgendwas war. Ruckartig blieb er stehen, wobei eine ältere Dame beinahe in ihn hineinlief. ~ „Syusuke und ich sind nicht zusammen.“ ~ Nein … sie mussten allerdings nicht zusammen sein um irgendetwas zu tun. ~ „Saa, es gibt Menschen die mögen so etwas …“ ~ In seinen Augen sammelten sich Tränen und er hatte Mühe sie nicht fallen zu lassen, doch es war schwer, denn je mehr er darüber nachdachte, desto mehr Sinn ergab es in seinen Augen. ~ „Unsere Beziehung macht wirklich Spaß, ne Ryoma?!“ ~ Er hatte mit ihm gespielt. Fuji hatte nur … gespielt und deswegen hatte Ryoma sich selbst dazu nicht durchringen können, weil er es die ganze Zeit geahnt hatte. Ryoma hatte es geahnt und … Er war so verflucht blind. Verzweifelt schluchzte er auf und erntete die verwirrten Blicke Fremder. „Entschuldigen Sie, geht es Ihnen gut?“ Ohne auf die besorgte Frau zu achten, drehte er sich um und lief zurück. Dass er seine Sachen im Flieger hatte, interessierte Ryoma dabei nicht. Er musste das ein für alle Mal klären. ~*~ Atemlos stand Ryoma vor der Haustüre von Fujis Zuhause und drückte auf die Klingel. Er wusste, dass seine Eltern nicht zuhause waren, da ihr Auto fehlte. Aber dass Fujis Fahrrad dort stand und Licht im inneren des Hauses brannte, bewies, dass sein Ex Freund anwesend war. Immer und immer wieder drückte er die Klingel, bis ihm geöffnet wurde. „Kö … Ryoma?“ „Du hast mich belogen und benutzt.“ Verletz blickte er in die blauen Augen, die in ihm bislang immer das Gefühl von Hitze gegeben hatten. Doch im Moment fühlte er sich nur dämlich, weil er auf ihn reingefallen war. Dämlich und Schwach, weil er hier stand und weinte, obwohl der Tensai ihn gewiss schon längst abgeschrieben hatte. „Ich habe … Ryoma beruhige dich, was ist los?“ „Ich weiß es. Du und Tezuka … er ist dein Ex Freund … er ist der, der diese ‚Dinge‘ mag und zwischen euch war etwas, nicht wahr. Und mit mir hast du nur gespielt … richtig?“ „Ich …“ „Richtig?!“ Dass Fuji daraufhin etwas den Blick senkte, war für Ryoma ausreichend genug. Seine Tränen ließen sich auch nicht mehr zurückhalten, haltlos liefen sie über sein Gesicht und Ryoma fühlte sich im Leben nie schrecklicher. „Du wolltest immer wissen … warum ich dir nicht sagen kann wie viel du mir bedeutest? Deswegen … ich war nur … zu dämlich um es zu begreifen.“ Damit drehte er sich um und ging. Das war so typisch für ihn. Nicht nur, dass er nach elf Monaten erkannte verliebt zu sein, da er kannte er auch noch viel zu spät, was in ihrer Beziehung eigentlich falsch lief. Er liebte Fuji, aber … es würde sich wohl nie ändern, dass er zwischen den Beiden stehen würde. Es würde immer Tezuka mit in dieser Sache geben. Immer … Das einzige was Ryoma in dem Moment wollte … einfach nur von ihnen weg zu kommen. Er würde zum Flughafen fahren, mit dem nächst besten Taxi und … Ryoma hob den Kopf, als das Letzte was er hörte lautes Hupen und Reifenquietschen war, dann wurde alles schwarz … ~*~ Piep Sein Kopf tat schrecklich weh … Piep Ryoma versuchte sich zu erinnern wo er war, beziehungsweise daran, wieso sein Körper so schmerzte … Piep Vorsichtig öffnete er seine Augen, wobei ihm selbst das Schmerzen bereitete. Leise keuchte er auf, als das helle Licht ihn blendete und er drehte den Kopf stöhnend weg. Wo zum Teufel war er? Es roch so abartig intensiv nach Chlor und Desinfizierungsmittel. Diesmal langsamer als zuvor, öffnete er die Augen. Nach dem zweiten Versuch konnte Ryoma sie wenigstens lang genug offen halten, um zu sehen, dass er wohl oder übel in einem Krankenhaus lag. Angestrengt versuchte er sich zu erinnern, wieso. Allerdings war da nur Leere und Schwärze. Ryoma wusste nur noch, dass er Fuji mit seiner Erkenntnis konfrontiert hatte und wie dieser völlig ungerührt schien. Der Schmerz den Ryoma bei der Erinnerung spürte, ließ seine Augen tränen und er versuchte nicht mehr daran zu denken. Langsam drehte er den Kopf in die andere Richtung und erstarrte… Der brünette Haarschopf, der auf seiner Bettkante ruhte, den kannte er besser als seinen eigenen. Eine seiner Hände hielt Ryomas und je mehr Gefühl er in seine Glieder bekam, desto deutlicher spürte er die Hitze von ihr ausgehen. Für den Moment wollte Ryoma es genießen, doch er entschied sich dagegen und entzog ihm die Hand, was ihn leise keuchen ließ vor Schmerz. Erschrocken fuhr Fuji zusammen und seine blauen Augen öffneten sich sofort. „Oh mein … Schwester!“ Die laute Stimme Fujis ließ ihn zucken, da sein Kopf eh schon genug dröhnte. Sofort trat eine Schwester ins Zimmer, sowie kurz darauf ein Arzt. „Wie schön Sie endlich bei Bewusstsein zu sehen, Echizen-kun.“ „Was … mache ich hier?“ Als er sprach spürte er, seine trockene Kehle und wie merkwürdig es sich anfühlte zu sprechen. Die Schwester goss sofort ein Glas Wasser für ihn ein. Dabei half sie ihm etwas, als er trank. Schließlich sah er wieder zu dem Mann. Ryoma entschied sich dafür Fuji erst mal zu ignorieren. Der Arzt griff nach seinem Krankenblatt, welches an seinem Fußende hing und notierte sich etwas, eh er ihn sanft, besorgt und dennoch erleichtert anlächelte. „Sie wurden von einem Auto angefahren. Dabei haben sie sich drei Rippen gebrochen, mehr Sorgen hingegen haben wir uns um ihren Kopf gemacht. Sie hatten eine schwere Gehirnerschütterung und lagen zwei Tage im Koma. Allerdings hatten sie auch unheimliches Glück. Ihnen hätte viel Schlimmeres zustoßen können. Es war alleine ihr Glück, dass der Fahrer schnell genug reagiert hat.“ Er hatte einen Unfall? Hartnäckig versuchte er sich zu erinnern, doch es war alles schwarz und … blau … Für einen kurzen Moment schoss ihm das Bild von Fujis Augen entgegen die über seinem Gesicht schwebten und wahnsinnig verängstigt blickten. Doch war das Bild so schnell verschwunden, dass Ryoma es nicht zuordnen konnte. „Wir geben Ihnen jetzt noch ein Schmerzmittel, damit Sie sich noch etwas ausruhen können, okay. Ihr Freund kann Sie ja bis dahin noch etwas aufklären. Allerdings sollten sie sich schonen.“ Ryoma drehte den Kopf etwas um die Schwester genau zu beobachten, als sie ihm etwas spritzte. Dann lächelte sie ihn sanft an und ging. Es dauerte nicht lange, da begann das harte Ziehen und Stechen in seinem Oberkörper endlich nach zu lassen. Und für einen Augenblick vergas er, dass Fuji überhaupt noch im Raum war. Erst als er ein leises Schluchzen hörte, drehte er den Kopf danach um. Und es schockte Ryoma ihn so zu sehen. Er kannte Fuji als den immer lächelnden Jungen, der nichts ernst nahm. Er kannte Fuji als einen sadistischen Jungen, der es liebte alles und jeden um sich herum ins Chaos zu stürzen. Aber er hatte Fuji noch nie weinen gesehen… Ryoma biss sich leicht auf die Lippen, denn er wusste nicht was er tun konnte. Schwerfällig rutschte er etwas hoch, um wenigstens seine Hand auf Fujis Kopf zu legen, den er so verzweifelt in seinen Händen vergraben hielt. „Ich dachte, dass du … ich wollte dich doch nicht … ich bin dir nachgelaufen, aber du warst … und das Auto … Ich dachte du wärst …“ „Fuji … atme!“ Er ignorierte den Schmerz, als er sich vorsichtig etwas im Bett aufsetzte. Dabei biss er die Zähne zusammen, um sich nicht der Schwärze hinzugeben, die sich so wohltuend für den Moment um ihn ausbreitete. Schließlich öffnete Ryoma die Augen wieder und er fuhr mit der Hand sanft durch die braunen Haare. „Du musst atmen…“ Fuji hob seinen Kopf und die blauen Augen, die ihn bislang immer so intensiv angesehen hatten, sie sahen wieder so ängstlich. Wie in diesem kurzen Moment, den er sah. Und Ryoma fiel es wieder ein – an das Letzte, bevor er in der Schwärze unterging … ~ Die Reifen quietschten so laut, dass es Ryoma regelrecht erstarren ließ. Das grelle Licht nahm ihn gefangen und bevor er reagieren konnte traf ihn ein heftiger Schmerz. Im nächsten Moment schien alles so unklar und völlig unfokussiert um ihn herum. Er fühlte sein Herz rasen und alles tat ihm weh. Seine Brust, sein Kopf. Ryoma konnte nicht mal atmen. Er hörte so viele durcheinander in sich greifende Geräusche, doch die eine Stimme … „Ryoma … bitte … du darfst nicht … bitte du darfst nicht …“ Irgendetwas schob sich in seinen Blickfeld und alles was er sah war braun und intensives blau. Die Stimme hörte sich so verzweifelt an und dieses blau … es war so schön, doch die Schwärze die von ihm Besitz ergriff, war viel schöner … schmerzfreier. „Ryoma…“ ~ „Es tut mir so schrecklich leid! Ich wollte … Oh Gott, ich wollte dir doch nie wehtun!“ Er musste schlucken und die Hand, die er sanft in seinen braunen Haaren vergraben hatte, rutschte langsam hinab, über seine nasse Wange. Fuji ergriff sie und hielt sie fest, als wäre es das einzige, was ihn am Leben erhalten könnte. „Das … ja ich war mit Tezuka zusammen … nur anders … und … ich mochte dich so sehr, aber … ich dachte nicht du würdest … Verflucht ich wollte dir damit nicht wehtun. Ich wollte nur nicht … ich wollte selbst nicht verletzt werden. Und als Tezuka sagte du würdest gehen … ich dachte einfach nicht nach.“ Ryoma blickte ihn einfach nur ein. Völlig unbewegt, obwohl es so vieles in ihm anrichtete. Es tat ihm so weh, Fuji weinen zu sehen, so völlig verzweifelt und haltlos, denn es erinnerte ihn daran, wie er sich gefühlt hatte, nachdem es ihm erst bewusst wurde … „Ich habe dich geliebt … und ich … ich liebe dich immer noch.“ Da hatte er es … Das war es, was er nie sagen konnte, weil ihn immer etwas zurück gehalten hatte. Doch nun wusste Ryoma, dass er es sagen musste, sonst würde er vielleicht nie mit Fuji abschließen können. Die blauen Augen weiteten sich daraufhin, was ihn dazu brachte wegzusehen. Er wollte nichts daraufhin hören, keine Erwiderung, einfach … Er wollte nur noch damit abschließen. „Ich liebe dich auch.“ „Was?“ Sein Herz schlug so heftig, dass die Maschine neben ihm unangenehme Geräusche machte. Ryoma jedoch konnte ihn nur anstarren. Fuji liebte ihn? So wie er ihn? Und dennoch hatte er … „Und was war … vor ein paar Tagen? Ich sah dich mit Tezuka in der Umkleide.“ „Wir haben geredet. Ryoma ich schwöre dir, das da nichts war. Ich war nur so traurig, weil du am nächsten Tag fliegen wolltest. Ich … wollte zum Flughafen, aber Tezuka meinte es wäre nicht gut. Es würde uns beiden nur noch mehr wehtun.“ „Aber du hast mich nun mal hintergangen … du hast mit mir gespielt… wieso?“ Leicht biss er sich auf die Lippen und Ryoma versuchte die Tränen zurück zu halten. Selbst, wenn Fuji ihn liebte, dann verstand er es dennoch nicht. „Ich dachte einfach, dass es dann einfacher wäre, die Trennung zu verkraften.“ „Wenn du mich hintergehst?“ „Nein. Wenn ich gewusst hätte, wie du wirklich empfunden hättest …“ „Ich hätte dich doch nie an mich heran gelassen, wenn ich nichts für dich empfinden würde.“ Entkräftet lehnte sich Ryoma im Bett zurück und hob seine Hand an die Stirn. Ihm wurde schwindelig. Das war für den Moment einfach zu viel für ihn und das verkraftete er nicht mehr. „Fuji … geh einfach.“ „Nein!“ „Fuji …“ „Nein, ich habe den Fehler einmal gemacht. Ich gehe nicht mehr.“ Ryoma blickte ihn für einen langen Moment aus seinen müden Augen an, eh er den Kopf wandte und auf den Schwesternrufknopf drückte. Kurz darauf kam die junge Frau von eben und fragte ob alles in Ordnung sei. „Können Sie meinen … Freund vielleicht raus begleiten? Und ich will … bitte besuch mich nicht mehr.“ Es tat ihm wahnsinnig weh, das zu sagen, doch er hatte nicht die Kraft im Moment, sich mit Fuji auseinander zu setzen. Die Schmerzmittel mochten ja gegen die Schmerzen in seinem Körper wirken, doch nicht gegen das, was die Anwesenheit des Tensais in ihm auslöste. Damit musste er alleine fertig werden und dafür war er im Moment wirklich nicht fähig. Er spürte den traurigen Blick, jedoch wich er ihm aus. In dem Augenblick fühlte er sich so schwach wie nie. Erst, als die Schwester mit Fuji aus dem Raum war, erlaubte Ryoma seine Tränen laufen zu lassen. Verzweifelt schob er die Finger in seine Haare und schluchzte. Wieso konnte es nicht einfacher sein. Und wieso war es so verflucht schwer los zu lassen? Da bevorzugte er sogar die Schwärze … ~*~ Zwei Tage später nach seinem ‚Erwachen‘ saß Ryoma wieder in der Schule, wobei er das ganze Mitleid bereits nach einer halben Stunde nicht mehr hören konnte. Die Lehrer fragten ihn, ob er es ertrug zu sitzen und ob er nicht viel lieber Nachhause gehen würde. Die Mädchen fragten andauernd, ob sie ihm irgendwie zur Hand gehen sollten und Horio … am liebsten wollte er ihn erschlagen mit seinem ‚tut es dir immer noch weh?‘ oder ‚wie fühlen sich gebrochene Rippen an?‘. Ryomas Geduld war wirklich kurz vor dem Kollaps. Das einzige, was er verhindern konnte, war einem seiner Senpais zu begegnen. Keiner von denen wusste bislang, dass er wieder in der Schule war. Und das war auch gut so. Er brauchte im Moment vieles, aber nicht noch mehr Mitleid und ‚ahh‘ oder ‚ohh’. Etwas gelangweilt stützte er sein Kinn in der Hand ab, während sein Blick aus dem Fenster fiel. Hartnäckig versuchte er seine Gedanken nicht in die eine Richtung zu lenken, die sein ganzes Denken umwerfen konnte. Er musste rational bleiben und konnte es nicht gebrauchen sich seinem emotionalen Schmerz hin zu geben. So war er nie gewesen und er würde so nicht werden. Fuji hatte ihn verletz. Er hatte ihm so wehgetan mit dem, dass Ryoma nicht wusste, ob er ihm je verzeihen könnte. Zwar wusste er, worauf er sich bei ihm einließe, doch … Fuji hatte damals gesagt, er würde ihn auch mögen, also … sollte man doch meinen, dass er nicht mit ihm spielen würde. Und Tezuka? Er hatte ihm vertraut. Ihn als größeren Bruder gesehen. Der Buchou riet ihm doch auch damals mehr Zeit mit Fuji zu verbringen. Also wieso das alles, wenn er doch nur wieder verletzt wurde. Ryoma schluckte und er rieb sich mit den Fingern über seine bandagierte Stirn. Er wollte doch nicht darüber nachdenken. Erstrecht nicht, wenn es ihm Tränen in die Augen trieb. „Echizen-kun, geht es dir nicht gut?“ Sein Geschichtslehrer blickte ihn besorgt an und er zwang sich dazu den Kopf zu schütteln. Dieser jedoch schien nicht überzeugt und schickte ihn an die frische Luft. Er schaffte es jedoch noch nicht Treppen zu steigen, weswegen er sich auf eine Stufe setzte und das Gesicht in den Händen vergrub. „Echizen?“ Ryoma versteifte sich automatisch und er presste die Lippen zusammen. Hinter sich hörte er die stetig näher kommenden Schritte seines Buchou’s, weswegen er sich zwang aufzustehen und die Treppe runter zu gehen. Es tat zwar weh, doch er wollte ihn nicht sehen. Nicht jetzt. „Echizen, verflucht … Ryoma!“ Tezuka hielt ihn unnötig grob fest, was ihn leise auf keuchen ließ. Sein Gesicht wandte er dabei jedoch von ihm ab. Er wollte nicht, dass er ihn so sah. Allerdings hob sein Buchou die Hand und drehte seinen Kopf langsam zu sich. „Es tut mir leid.“ Schweigend schüttelte Ryoma seinen Kopf, wobei er bemüht war seine Tränen in den Griff zu bekommen. Was allerdings nicht so leicht war, wenn Tezuka ihn so ansah, als hätte er einen riesen Fehler begangen. Sie hatten alle Fehler begangen. Ryoma hätte sich einfach nie auf den Tensai einlassen sollen, dann wäre nie etwas passiert. Klar, hatte er elf Monate lang diese unentdeckten Gefühle in sich getragen. Doch war das nichts gegen den Schmerz, den er empfand, wenn er jetzt an Fuji dachte. „Du liebst ihn doch oder?“ Er haderte mit sich. Doch konnte Ryoma es wirklich nicht verhindern zu nicken. Tezuka seufzte leise und nahm ihn – auf seine Rippen achtend – in den Arm. Automatisch versteifte er sich etwas und für einen kurzen Augenblick stellte sich ihm die Frage, warum er sich darauf einließ. Doch wusste er, tief in sich. Egal was sie in der Sache an Fehlern begannen hatten, sie doch alle gute Menschen waren. Und so sehr wie er Fuji liebte, so sehr respektierte er Tezuka als Mensch und Buchou. Doch hieß es nicht, dass er sich ihnen noch mal nähern musste … egal ob es Tezuka oder Fuji war. „Lass … mich einfach los. Und dann … irgendwann … kann ich dir vielleicht auch verzeihen.“ Langsam ließ Tezuka ihn wieder los und Ryoma sah den etwas enttäuschten Ausdruck in den hellen, braunen Augen schimmern. Doch er war fertig damit, sich um die Gefühle anderer zu scheren. Ryoma hatte es zugelassen. Die Liebe, die Sehnsüchte, die Nähe … und was hatte er bekommen? Verrat, ein gebrochenes Herz, Lügen und Kummer. „Ich steige aus dem Team aus. Sobald ich wieder spielen kann, bin ich hier weg.“ Damit fuhr er sich über die feuchten Wangen und ging vorsichtig die Treppe wieder hoch. Am Absatz sah er Fuji, der ihn völlig geschockt über seine Worte anblickte. Wobei es Ryoma nicht wunderte, denn wo Tezuka war, schien Fuji nie weit und es zerriss ihn sein eh schon gebrochenes Herz. „Ich bin mit euch fertig.“ Kühl blickte er Fuji an, bevor er an ihm vorbei ging und sich einen anderen Weg suchte, um aus dem Gebäude raus zu kommen. Denn das einzige war Ryoma in dem Moment brauchte, war Luft. Sonst würde er den Schmerz nicht mehr ertragen… ~*~ „Du hast Besuch…“ Ryoma hob seinen Blick aus dem Geschichtsbuch und nickte Nanako leicht zu, als sie kurz vor ihren Worten an seine offene Türe klopfte. Sanft lächelte sie und hielt die Türe für jemanden auf. Sein etwas neugieriger Blick wurde ausdruckslos. Erst als seine Cousine die Türe hinter Fuji geschlossen hatte, erlaubte er es sich zu sprechen. „Was bildest du dir ein, hier einfach aufzutauchen?“ „Ich denke, dass wir immer noch ein Gespräch offen haben.“ „Das denkst auch nur du!“ Er stand von seinem Bett auf, um zur Türe zu gehen, doch hielt der Tensai ihm um die Hüfte fest. Ein schmerzvolles Geräusch entwich Ryoma und er schlug Fujis Hand weg. „Entschuldige ich vergas …“ „Geh einfach wieder, bevor ich mich vergesse.“ „Nein, ich gehe nicht, eh ich dir nicht das sage, wofür ich hier bin.“ Stur sah er hoch, in Fujis blaue Augen, eh er sich abwandte und durch die Haare fuhr. Sein Herz schlug so schnell, dass es ihn wahnsinnig machte. Wieso musste Fuji immer noch diese Wirkung auf ihn haben. Es war nicht fair. Er hätte diese Gefühle nie zulassen dürfen. „Warum … warum kannst du … mich nicht damit abschließen lassen?“ „Weil ich dich liebe. Und du sagtest …“ „Ich weiß was ich sagte. Verdammt du …“ Langsam drehte er sich wieder Fuji zu und musterte ihn. Das Schlimme war, dass er ihn einfach nicht loslassen konnte. Er wollte. Bei Gott, Ryoma wollte nichts mehr, als seine Gefühle einfach los zu lassen. Aber Fuji war … er liebte ihn und das bedeutete einfach so viel. Gerade Ryoma war niemand der alle Welt liebte oder an sich heran ließ. Er stieß die Meisten von sich oder wollte einfach nur sein Tennis spielen. Doch … das hier. Er hatte sich wirklich Mühe gegeben, weil er ihn liebte. „Du hast gewusst, worauf du dich einlässt. Du sagtest, du würdest mich so mögen wie ich wäre und es sei dir egal ob ich dir zeigen könnte, wie viel du mir bedeutest. Weißt du wie ich mich jetzt fühle? Du hast mich erst da reingezogen. Durch dich, hab ich gesehen dass ich elf verfluchte Monate in dich verliebt war. Und dann … ich hab’s doch wirklich versucht. Drei Monate lang… Hat dir das denn nichts bedeutet?“ Etwas verzweifelt sah er Fuji an und es brachte ihn beinahe um, es ihm zu sagen. Ihm zu sagen, wie er empfand. Und in all der Zeit hatte er die Selbstzweifel. Die Schuldgefühle, weil er meinte nicht gut genug zu sein. Nicht gut genug, wenn er einen Kuss auf dem Schulhof nicht erwiderte … Nicht gut genug, wenn er lieber Tennis spielte, als in eine Kakteenausstellung zu gehen … Aber er hatte sich verflucht noch mal bemüht. Ryoma besuchte mit ihm Yuuta, damit er mit Mizuki ‚plaudern‘ konnte, während Fuji sich mit seinem Bruder unterhielt. Er gab Fuji all seine ersten Male. Seinen ersten Kuss, sein erstes Mal … alles … selbst sein Herz … Fuji trat an ihn heran, was Ryoma alleine aus dem Grund zulassen musste, weil der Schreibtisch in seinem Rücken ihm kaum Platz zum Ausweichen ließ. Sanft legte der Tensai seine warme Hand auf Ryomas Wange. „Es hat mir mehr bedeutet, als du denkst. Ryoma ich kann ohne dich nicht atmen … Du fehlst mir so sehr.“ Ryoma spürte wie sich sein Herz zusammenzog. Was sollte er denn sagen? Alles in ihm tat weh, wenn er Fuji sah. Und dabei war es nur das, was er empfand wenn er ihn sah. Alleine seine Anwesenheit … seine Wärme … Ohne es zu wollen, schmiegte er sich gegen die Handfläche. „Fuji bitte …“ „Als wir uns damals gegenüber standen … im Regen. Da traf es mich wie ein Blitz. Und eh ich mich versah verliebte ich mich in dich. Nur … Ryoma Intelligenz hin und her … ich bin auch nur ein Mensch. Ich habe einen Fehler gemacht. Und wenn ich es könnte, würde ich alles ungeschehen machen. Ich würde zu dir gehen und dich küssen. Weil ich weiß, dass du seit dem Spiel ebenso empfunden hattest. Und ich würde dich nie mehr los lassen. Aber das kann ich leider nicht. Aber ich kann … ich kann hier sein, bei dir und dir versprechen, das ich nie wieder so eine Scheiße baue. Du bedeutest mir so viel. Also bitte … bitte!“ Seine Worte waren so voller Verzweiflung, dass Ryoma nicht glauben konnte, dass sie von Fuji kamen. Es erinnerte ihn daran, wie traurig und verzweifelt er im Krankenhaus geklungen hatte. Und er fühlte die Hand auf seiner Wange zittern, wie er es noch nie gefühlt hatte. Langsam hob er seine Hand und nahm sie von seiner Wange, nur um sie festzuhalten. „Du tust mir weh.“ „Was ich … entschuldige.“ Sofort ließ Fuji ihn los und Ryoma schüttelte schwach seinen Kopf. Hart schluckte er die Tränen runter und für einen Moment zögerte er. Doch dann sah er ihn wieder an. „Du sagst du kannst nicht atmen, wenn ich nicht bei dir bin. Ich bin nicht mehr ich, wenn du da bist. Ich kann nicht klar denken, denn alles was ich will, das bist du. Du bringst mich dazu den Unterricht vorzeitig zu verlassen, nur damit wir in deinem Stundenwechsel ein paar Minuten für uns haben. Du … bringst mich dazu vier Stunden Mizuki zuzuhören, wie er über indische Seide philosophiert. Und du bringst mich dazu … lieber aus dem Tennisteam auszusteigen, als noch mal mit dir und Tezuka auf dem Court zu stehen. Ich bin auch nur ein Mensch. Nur habe ich mich bemüht, weil ich dich liebte. Doch jetzt … ich weiß nicht, wie wir das wieder hinbekommen sollen. Denn vergessen kann ich das nicht.“ Während er sprach, senken sich Fujis Lider etwas ab, doch Ryoma sah ihn. Den Schmerz in den blauen Augen, sowie die Schuldgefühle. Sachte wurde ihm die Hand entzogen und Fuji nickte etwas. Ryoma wusste, dass es nicht fair war, ihm gegenüber. Doch er musste es einfach sehen~ wie viel Fuji bereit war aufzugeben, wenn er ihn wirklich liebte. „Wenn dem so ist … dann trete ich aus und lasse dich in Ruhe. Du wirst mich nicht mehr sehen.“ „Du würdest mich los lassen, ja?“ „Wenn es dir damit besser ginge …“ Fuji drehte sich um und ging zur Türe, doch hielt er ihn am Handgelenk fest. Es machte Ryoma zwar Angst, aber in der Zeit in der sie zusammen waren, hatte er eine einzige Sache mit Gewissheit über ihn herausfinden können und daran gab es keine Zweifel. Fuji trat nie einen Schritt zurück. Egal von was oder wem. Er gab nie etwas auf, wenn es ihm ein Besseres Gefühl gab und er hörte nie auf zu kämpfen. Doch würde er ihn nie loslassen, wenn er nicht wüsste, dass es Ryoma dadurch besser ginge. Dass er es tat, das bewies ihm nur eine Sache, die für ihn für Bedeutung war. Ohne auf den Schmerz an seiner Seite zu achten, hob er die Hand und schob sie ihm in den Nacken. Unnachgiebig zog er Fuji zu sich hinab und küsste ihn auf die weichen Lippen. Verzweifelt küsste er ihn, wobei Fuji seine Arme sanft um seine Hüfte schlang und sich mehr zu ihm beugte, damit er sich nicht so zu strecken brauchte. Als sie sich lösten, lehnte Ryoma seine Stirn gegen die des Tensais und blickte in seine blauen Augen. „Wehe du lässt mich noch mal los!“ Damit küsste er ihn wieder, wobei er nicht wusste ob der etwas salzige Geschmack von Tränen von ihm oder Fuji kam … ~*~ Ein Monat später ~*~ Sein Herz raste vor Aufregung und Adrenalin, welches durch seine Adern gepumpt wurde. Ryoma wusste nicht, wann er das letzte Mal so viel Spaß bei einem Match gehabt hatte und gleichzeitig so gefordert wurde. Er spürte den Sand unter seinen Turnschuhen aufwirbeln, als er Richtung Netz lief. Den Schmerz in seiner Seite nahm er kaum noch wahr. Ryoma sprang, holte aus … und traf. Atemlos sank er auf die Knie und starrte auf die gegnerische Linie. Er hatte es geschafft … „7:5 Echizen gewinnt.“ Seine Freunde jubelten aufgrund des tollen Spiels, doch alles was ihn interessierte war sein Gegner. Langsam stand Ryoma vom Boden auf und ging zum Spielfeldrand, wo der Brünette sich bereits ein Handtuch holte und ihm eines mit der anderen Hand hin hielt. „Und … hakst du mich jetzt ab?“ „Hm, noch nicht.“ Leicht frech sah er hoch in die blauen Augen und er lächelte schließlich. Sanft zog ihm Fuji die Mütze vom Kopf und beugte sich zu ihm hinab. „Noch nicht? Oder nie?“ „Mada mada …“ Fuji ließ ihn nicht aussprechen und küsste ihn stattdessen hingebungsvoll, während Ryoma die intime Berührung nur zu gerne erwiderte. Ihm war bewusst geworden, dass es doch wirklich egal war, ob andere sahen, dass er auch Schwächen hatte. Denn selbst wenn … Fuji war eine Schwäche, die Ryoma mit allem verteidigen würde. Und er würde zu ihm stehen. Sie hatten beide ihre Fehler begangen, nun hieß aus ihnen zu lernen und an Neuem zu wachsen. Denn von nun an, war Fuji ein Teil von ihm … ebenso wie Tennis oder Karupin. Nur, dass sich der Tensai seinen ersten Platz mit seiner Katze teilen musste. Was jedoch keinem der Beiden etwas auszumachen schien. Sein geplanter Ausstieg aus dem Team hatte sich diesbezüglich in Rauch aufgelöst, als Tezuka aus heiterem Himmel verkündete, nach Deutschland zu gehen, um sich der weiteren Nachbehandlung für seinen Arm zu kümmern. Doch Ryoma wusste, dass Fuji seine Hände da mit drinnen hatte. Und innerlich war er froh darum, dass Tezuka ging. Der Respekt war aus unerfindlichen Gründen für den Jungen noch da, doch würde Ryoma in ihm nie mehr das sehen, was er einst in ihm sah. Und seit her lief es in ihrer Beziehung umso besser, denn er musste sich nicht andauernd an dem Älteren versuchen zu messen. Stattdessen schoss sich Tezuka diesmal selbst ins Aus und ging. Für Ryoma eröffnete sich eine bislang unbekannte Chance, denn kurz darauf fragte ihn Ryuuzaki-sensei, ob er nicht das Team als Buchou übernehmen sollte. Und so verrückt es sich anhören mochte, dachte er ernsthaft daran, das Angebot abzuschlagen. Fuji hingegen war es, der ihm sagte, dass er als Buchou mehr als geeignet wäre. Zwar hing viel mehr Zeit mit an dieser neuen Verantwortung, doch Fuji schien es nicht zu stören. Er wusste nun, wo er bei Ryoma stand und diesen Platz würde er sich nicht mehr vermasseln lassen. Fuji war in ihrer vorherigen Beziehung so von seinen eigenen Zweifeln zerfressen gewesen, dass er völlig übersah, was für Opfer Ryoma für ihn brachte und Dinge für ihn tat, die er eigentlich nie für einen anderen tun würde. Stattdessen sah er nur, was Ryoma nicht tat und eh er sich versah begann er seine Vergleiche zwischen Tezuka und Ryoma zu machen, was ihn wieder zu ihrem Buchou trieb. Heute würde er sich für diesen fatalen Fehler selbst nicht verzeihen. Doch tat er das einzige, was ihm logisch erschien. Denn im Sinne von Ryomas Zukunft würde er es nicht zulassen, dass er das Team verlassen würde. Egal ob es für die Open wäre oder wegen seiner eigenen Fehler. Weswegen er Tezuka dazu brachte wieder nach Deutschland zu gehen. Denn auch wenn ihr Buchou in allem ein Meister zu sein schien, Fuji konnte mittels seiner Manipulationen alle dorthin bringen, wo er sie wollte. Und das letzte, wo er Tezuka wollte, war hier. Fuji wollte diesmal alles richtig mit Ryoma machen und es schien, als wären sie endlich auf den richtigen Weg. Zusammen gingen zu Richtung Umkleide, wobei Ryoma seine Finger durch seine Bespannung schob. Kurz sah er zu Fuji, der schweigend neben ihm lief und neigte etwas den Kopf. „Wollen wir nachher zu Yuuta?“ „Saa … und was machen wir mit Mizuki?“ „Hm. Ach inzwischen hab ich mich an ihn gewöhnt. Ich muss zugeben, dass es echt interessant ist zu hören wie lange es braucht, um Seide überhaupt verarbeitungsfähig zu machen …“ Etwas überrascht darüber stockte Fuji in seinem Schritt und warf Ryoma einen ernsthaft zweifelnden Blick zu. „Echt jetzt?“ „Nein, es ist die Hölle. Aber … er ist okay.“ Leise lachte er auf und zog Ryoma sanft an der Seite zu sich heran, eh er ihm einen Kuss auf die Schläfe hauchte. „Na wenn es dich nicht stört. Ansonsten bin ich sicher, dass Mizuki gerne gegen dich im Tennis verlieren würde.“ Amüsiert schüttelte Ryoma den Kopf aufgrund seines Vorschlags. Langsam blieb der Kleinere stehen und sah ihn aus seinen schönen Katzenaugen intensiv an, wobei er seine Arme um Fujis Nacken schob. „Na und wenn nicht, musst du eben herhalten.“ „Saa … für dich gerne.“ Ryoma lächelte mehr und zog ihn sanft zu sich hinab, um ihn zu küssen. Dabei schob er sich eng an den Tensai heran und ignorierte die schaulustigen Blicke der Anderen. „Ich liebe dich. Und ihr läuft noch zehn Runden!“ Bei letzterem erhob Ryoma die Stimme, während sein verliebter Blick auf Fuji blieb. Ja sie waren eindeutig dabei den richtigen Weg einzuschlagen und diesmal … diesmal würden sie es schaffen, weil Ryoma kein einziges Aus mehr akzeptieren würde. Sie blieben im Spiel und wenn es nach ihm ging – für immer! ~*~ Ende ~*~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)