Part of me von Friends ================================================================================ Kapitel 1: Wie fühlt es sich an ... ----------------------------------- Fandom: Prince of Tennis Charakter: Fuji Syusuke, Echizen Ryoma; Für normale Menschen war Urlaub ein Synonym und ein Zustand der Erholung. Zeit, die sich die Leute nahmen, um von ihrem routinierten Alltag, Stress und anderen krankmachenden Dingen zu fliehen. Urlaub war etwas, nachdem sich viele Menschen sehnten, während sie in ihren stickigen Büros verkümmerten oder routiniert pünktlich aus ihren Betten aufstanden, um zu ihrer – meist verhassten – Arbeit zu gehen. Eigentlich auch etwas Schönes … wenn man nicht gerade Echizen Ryoma hieß. Denn für Ryoma war Urlaub grausam. Reine Qual und Folter. Er hatte alles überstanden in seinen 15 Jahren. Brutale Tennisgegner – Verletzungen die ihm sein Augenlicht hätte kosten können – tödliche Knuddel-Attacken von verrückten Teamkammeraden – giftige Gebräue von durchgeknallten Brillenträgern – Hitzschläge – Verrenkungen … Alles Aber einen Tag ohne den Griff seines Schlägers in der Hand zu haben… Ein Tag ohne diesen melodischen Klang von Tennisbällen, die aufgeschlagen wurden … Und das Grauen sollte sich noch 13 Tage, 21 Stunden 37 Minuten so forttragen. Ryoma fragte sich wie er das überleben sollte. Ebenso wieso sein Buchou auf die dämliche Idee gekommen war, mit ihnen Urlaub zu machen – jedoch ohne der schönsten Erholung, die man sich nur wünschen konnte – Tennis. Natürlich hatte er versucht seinen Schläger und ein paar Bälle mit in seiner großen Tasche in den Flieger zu schmuggeln. Allerdings hatte Ryoma außer Acht gelassen, dass sein Buchou ihn genau kannte und somit auch so etwas in der Art vermutet hatte. Somit musste er mit schweren Herzens mit ansehen, wie sein Schläger an seinen Vater übergeben wurde, der sie zum Flughafen gefahren hatte. Ryoma hätte geweint, würden seine Tränendrüsen sich dieser Schmach nicht zu eitel vorkommen … Da half auch Fujis tröstender Schulterklopfer nichts, mit den Worten: „Saa, ich fühle mit dir – meine Kakteen kann ich ebenfalls nicht mitnehmen. Es ist eine Schande …“ Nun jedoch – nach drei Stunden im Flieger und fast einer Stunde Busfahrt – waren sie an ihrem Ziel angekommen. Okinawa Honto war eine sehr schöne Insel Japans. Viel Natur, einfach perfekt für Urlaub. Sie sollten ihren Urlaub jedoch etwas südlicher auf der Insel verbringen, nahe Itoman. Das Städtchen war recht klein und wenig besiedelt und da Tezuka oft dort war, meinte er, dass es der perfekte Ort wäre, für einen erholsamen Urlaub. Erholung von den letzten, stressigen Spielen. Seufzend ließ Ryoma seine Tasche auf das - recht gemütlich wirkende - Bett fallen und schloss für den Moment die Augen. Er vermisste seinen Schläger jetzt schon. Aber er würde sich schon etwas suchen, womit er sich Ablenkung verschaffen konnte. Schließlich drängte er sich dazu seine Sachen auszupacken, um sie in die Kommode zu verstauen. Da fiel ihm etwas aus einem T-Shirt auf den Boden. Leicht blinzelte Ryoma, bevor er den gelben Ball aufhob und erleichtert lächelte. Buchou hatte den wohl übersehen, dachte er zufrieden, eh er den gelben, makellosen Ball an sein Gesicht hob und den Geruch tief in sich aufnahm – dabei die Augen genießend schloss. „Saa …“ Erschrocken fuhr Ryoma zusammen und warf den Ball in voller Hast aus dem offenen Fenster, zu seiner linken, nur um eine halbe Sekunde später ein leises ‚Autsch‘ zu hören. Mit leicht geröteten Wangen, wandte er sich Fuji zu, der unschuldig lächelnd im Türrahmen stand und zu ihm sah. Leicht verlegen zog er seine Kappe tief ins Gesicht, um die Röte zu verstecken. „Wie lange steht Senpai da schon?“ „Saa … lang genug.“ Als wäre nie etwas gewesen, wandte sich Ryoma um und wollte weiter seine Kommode einräumen. Er würde sich nicht von dem Tensai noch mehr verwirren lassen, als er es eh schon getan hatte. Das war nämlich nicht im Sinne von Urlaub. „Saa ich soll hier bei dir schlafen.“ „Bitte? Du bist doch mit Eiji in einem Zimmer … außerdem ist hier nur ein Bett.“ „Saa, egal. Dann wird es uns in der Nacht nicht so kalt.“ Entgeistert blinkte Ryoma, bevor ihm erst mal richtig bewusst wurde, was ihm der Tensai damit sagte. Doch ihm blieb keine Zeit sich zu beschweren, da der Brünette sofort begann seine Sachen auszupacken. Und da Ryoma ihn gut kannte, wusste er auch, dass jeglicher Protest ihn nur noch mehr dazu brachte, hier mit ihm in einem Bett schlafen zu wollen. Fuji war eben … verrückt und durch geknallt, sowie ein Sadist. Da würde ihm Ryoma nicht den Gefallen tun und sich wehren. Noch nicht … ~*~ Etwas genervt zog Ryoma an der Bettdecke. Fuji war entweder dicker, als es unter den Trainingsklamotten aussah oder er wollte ihn eindeutig ärgern. Für jeden Zentimeter Decke, den er sich ergattern konnte, wurden ihm zwei genommen. Verbissen schnaufte er und drehte sich schließlich auf den Rücken. „Senpai!“ „Saa, was denn Ryoma?“ „Ich hab keine Decke … Rutsch endlich mal‘n Stück!“ „Saa … aber gerne doch.“ Etwas verwirrt beobachtete er schließlich, wie der Brünette zu ihm rüber rutschte, so nahe, dass er Fujis Wärme fühlen konnte. Ruckartig drehte er sich zurück, auf die Seite, um ihm den Rücken zuzuwenden. Ryomas Wangen brannten und er sagte sich in Gedanken, dass er dringend mit Tezuka reden musste, sobald der Morgen angebrochen war. Vorsichtig zog er die Decke etwas mehr über sich und schloss schließlich die Augen, nur um sie einen kurzen Augenblick später wieder zu öffnen. Automatisch hielt er den Atem an, als er eine warme Hand spürte, die sich auf seine Hüfte legte, eh sich der dazu gehörige Arm um seine Taille schlang und ihn näher an einen sehr warmen Körper zu drücken. „Saa … schlaf gut, Ryoma.“ „Hm.“ Trotz der wohligen Wärme des Tensais, konnte Ryoma in dieser Nacht nicht schlafen. Er hätte es gewollt und auch sein Körper war müde genug, doch die merkwürdigen Gefühle, die aufgrund der unbekannten Nähe in ihm aufkamen, ließen ihn kein Auge zumachen. Zu sehr verwirrte es ihn, wie angenehm er die Nähe zu dem Tensai fand und mehr davon wollte … Erst als die Sonne aufging, forderte sein Körper die nötige Erholung, wodurch Ryoma schließlich doch einschlief. Somit bekam er nicht mit, dass ihn sehr sanft dreinblickende blaue Augen beobachteten. ~*~ „Nya, Ochibi sieht wirklich müde aus, nee Fujiko-chan.“ „Saa, das ist der Tennisentzug.“ Neckte das Genie ihn von der Seite und Ryoma warf ihm einen bitterbösen Blick zu. Tennisentzug am Arsch. Wohl eher ein sehr schmusebedürftiger Tensai. Allerdings würde er das nicht zu laut sagen. Damit würde er ja vielleicht zugeben, es gemocht zu haben. Und … das würde er laut gewiss nicht kund geben. „Für Tennis hätten wir eh keine Zeit. In zwei Stunden werden wir uns die Stadt ansehen. Es hat sich wirtschaftlich viel getan.“ „Hoi, wenn Buchou das sagt. Ich brauche unbedingt eine neue Zahnpasta, nee Oishi, deine ist nicht so süß.“ Amüsiert blickte Oishi zu seinem rothaarigen Freund und wuschelte sanft durch die roten Haare. Etwas skeptisch musterte Ryoma die zärtliche Interaktion, während er an seinem Brötchen knabberte. Schließlich konnte er seine Frage einfach nicht mehr zurückhalten. „Seid ihr zwei jetzt eigentlich zusammen?“ Prompt sprühte Eiji seinen Kakao quer über den Tisch, direkt in Kaidoh’s Gesicht, dem die Gesichtszüge entglitten. Fuji kicherte neben ihm leise, während Ryoma sein Lachen gerade so noch schlucken konnte. Oishi lief knallrot an und sah ihn sehr besorgt an. „Echi- Echizen wie kommst du denn auf sowas? Eiji … und ich? Ich und Eiji … also … ich ähm … Eiji?“ Zufrieden beobachtete Ryoma, wie die Beiden nur noch mehr rot wurden und ihren Blicken auswichen. Nur sehr langsam schienen sie sich von der Frage zu erholen, während Inui bedacht war, Kaidoh sauber zu tupfen. Dass zwischen den beiden etwas lief, das wusste Ryoma auch, allerdings war es nicht wirklich gewollt – dieses Wissen zu erlangen. Stattdessen wollte er eigentlich nur sein T-Shirt aus der Umkleide holen, welches er vergessen hatte, als er sah, wie Inui einen völlig verdatterten Kaidoh küsste. Da kam ihm plötzlich die Idee … Vielleicht konnte er seinen Tennisentzug nutzen, um mehr über seine einzelnen Teamkammeraden herauszufinden. Ein leicht teuflisches Lächeln bildete sich auf seinen Zügen, was alle anderen schaudern ließ. Abgesehen von Fuji, der die Entwicklungen sehr interessiert beobachtete … ~*~ Ein wenig genervt zog Ryoma an dem Schirm seiner Mütze. Nun gingen sie seit einer geschlagenen Stunde durch die Stadt und er hatte noch nichts gesehen, was nur annähernd seinem Lieblingssport nahe kam. Keine Bälle, keine Schläger, einfach … Nichts. Es war wirklich frustrierend für ihn. Und genauso verhielt es sich mit den Interaktionen seiner Freunde. Da war nicht sehr viel, woraus er Informationen hohlen konnte. Der einzige, der sich anders als sonst verhielt, war Fuji. Anders als sonst, ging er nicht neben Tezuka her, sondern neben ihm und versuchte ihm andauernd irgendwelche komischen Pflanzen nahe zu bringen. Wobei es meist seltene Arten waren, für die Fujis blaue Augen besonders begeistert begannen zu strahlen. Ryoma fand es ja schon recht interessant, wie sich der Tensai für solch merkwürdiges Gewächs begeistern konnte. Und eigentlich würde er sich ja viel lieber über etwas anderes ‚unterhalten‘, doch jedes Mal, wenn er den Brünetten ansah und dabei dieses Strahlen in den sonst verborgenen, blauen Augen sah, ließ er es bleiben. Er ließ seinen Blick ein weiteres Mal über seine Freunde schweifen. Eiji hing an Oishis Arm und von der morgendlichen Unsicherheit war nun nichts mehr zu sehen, doch Ryoma würde es sich gewiss nicht nochmal nehmen lassen und die Beiden mit ihren Gefühlen zueinander zu konfrontieren. Denn wirklich jeder in ihrer Schultenniswelt hatte bemerkt, dass etwas zwischen den Beiden war … Abgesehen von den Beiden selbst. Wirklich eine Schande, wie selbst er fand. Dass beides Jungs waren, interessierte ihn dabei recht wenig. Wer Ryoma kannte, wusste sowieso, dass er von Mädchen nichts hielt. Sie waren laut, schrill und dauernd am Kichern. Richtig Tennis spielen konnten sie ebenso nicht und geschweige denn sich normal mit ihm zu unterhalten. Doch am schlimmsten … sie trugen Pink. Während andere meinten, dass 666 für die Existenz des Teufels stand, war es in Ryomas Augen eindeutig diese Farbe – Pink! Seine Gedanken wurden jäh unterbrochen, als er etwas hörte… Nein – nicht irgendetwas … Sein Kopf wandte sich in die Richtung, aus der dieses schöne, melodische Geräusch herkam. Zwischen ein paar Büschen sah Ryoma es schließlich. Einen gelben Ball, der gleichmäßig, sowie fest von einer Spielseite zur gegenüberliegenden geschlagen wurde. Sehnsüchtig starrte er auf das Geschehen, während er ging. Seine Fingerspitzen zuckten leicht, nach dem Wunsch dort zu sein und selbst spielen zu können. Vor und Zurück … Schnell und kraftvoll. Ryoma war so abgelenkt von dem Geschehen, dass er die Laterne nicht sah, der er stetig näher kam. Erst, als er den einen Schritt tat, mit dem er nichts mehr von dem Spiel sehen konnte, drehte er den Kopf wieder langsam, aber sehr enttäuscht darüber nach vorne. Dabei bemerkte er – zu spät – dass ihm etwas im Weg stand, als er bereits dagegen knallte, zurück stolperte und die Bekanntschaft mit dem Boden machte. Völlig entgeistert hielt er sich die Stirn. Durch das laute Geräusch verwirrt, wandten sich die Anderen um, nur um in der nächsten Sekunde aufzulachen. Ryoma warf jeden einzelnen von ihnen giftige Blicke zu, während Fuji der einzige unter ihnen war, der neben ihm in die Hocke ging. „Saa … geht es dir gut?“ „Meine … wo ist meine Mütze.“ Fragte er leise und bereute es zum ersten Mal, dass er von Tennis so abgelenkt gewesen war. So langsam beruhigten sich die anderen und Kaidoh, der als einziger so respektvoll gewesen war, sein Grinsen wenigstens zu verstecken, hob ihm seine Kappe auf, um sie ihm zu bringen. Doch bevor er sie aufgesetzt bekam, schob sich Fuji erneut in sein Blickfeld. „Moment.“ Ryoma hielt den Atem kaum merklich an, als er lange, weiße Finger sah, die sich von unten durch seinen Pony schoben, um ihn sanft wegzuhalten. Dabei schimmerten die blauen Augen diesmal etwas besorgt und aufmerksam, als der Blick über seinen Haaransatz glitt. „Tezuka ich brauche ein Taschentuch.“ „Hai.“ Verwirrt hob er die Augenbraue. Was war denn los? Und als hätte Fuji seine Frage gewusst, antwortete er ihm sanft. „Du blutest ein wenig. Allerdings nicht schlimm.“ „Oh.“ Mehr konnte er in dem Moment nicht sagen, denn so, wie ihn der Tensai anblickte, wurde alles aus seinem Kopf gefegt. Selbst der Schmerz wurde mit einem Mal betäubt. Doch eh er sich weiter darüber Gedanken machen konnte, begann Fuji sanft damit ihm das Taschentuch auf die kleine Platzwunde zu drücken. Leicht zuckte er, entspannte sich jedoch sogleich wieder, als Fuji ihn mit der anderen Hand an der Wange berührte. „Ihr könnt schon weitergehen. Wir bekommen das schon hin.“ Während ihre Teamkammeraden dem nachkamen, was der Tensai von ihnen wollte, blieben sie alleine auf dem Bürgersteig sitzen, wobei sie sich jedoch etwas ‚bequemer‘ an die Kante setzten. Stumm ließ sich Ryoma von seinem Senpai versorgen. „Saa, es muss dich ja verrückt machen, nicht Tennis spielen zu können, wenn du sogar schon gegen Laternen läufst.“ Giftig sah er den Tensai an, ließ es aber bleiben, ihm einen Kommentar an den Kopf zu werfen. Stattdessen genoss er es ihm Stillen, dass ihm der sonst so abweisend wirkende Brünette Aufmerksamkeit schenkte. „Senpai wann … wann führen wir denn unser Spiel weiter?“ „Saa, unser Spiel?“ Ryoma schluckte etwas bei dem Blick, den ihm zugeworfen wurde, wobei sich seine Wangen automatisch röteten. Wie machte er das? Es war doch zwischen ihnen sonst nie so gewesen oder? Zwar erinnerte er sich an ihr heftiges und wahnsinnig anregendes Spiel im Regen. Die Leidenschaft und dieses merkwürdige Gefühl, welches er zuvor noch nie gespürt hatte, wenn er es schaffte einen Ball zu parieren. Doch bei Fuji war einfach alles anders. Nur was ihn störte, war dass er ihm immer auswich, sobald Ryoma das Spiel ansprach. Entweder ging er ihm dann aus dem Weg oder Fuji begann sich plötzlich mit anderen zu unterhalten. Als wäre er die Aufmerksamkeit nicht mehr wert … „Hai, unser Spiel im Regen …“ „Hm, ach das. Saa, das kannst du doch jeder Zeit wieder haben.“ Schnurrte der Ältere leise und hob leicht die Augenbraue, während das Blau intensiver denn je glitzerte. „Also … reden wir hier noch von Tennis?“ Fragte Ryoma etwas verwirrt darüber und erwiderte den Blick Fujis, der jedoch die Augen sogleich wieder schloss. Dabei legte sich das selige Lächeln aus seinem Alltag wieder auf seine Züge und er entfernte vorsichtig das Taschentuch. „Sicher, es geht doch immer um Tennis.“ Damit stand der Tensai auf und verstaute das leicht blutige Taschentuch in seiner Tasche, eh er Ryoma die Hand hinhielt, um ihn beim Aufstehen zu helfen. Nur zögernd griff er nach der ausgestreckten Hand um sich helfen zu lassen. Hatte er etwas verpasst oder warum schien der Brünette nun wieder so merkwürdig kühl? Ryoma verstand ihn einfach nicht. Um was sollte es denn sonst gehen, wenn er von ihrem Spiel im Regen sprach. Hatten sie denn schon irgendetwas Anderes im Regen gemacht? Da gab es nur dieses eine Spiel, welches sie leider abbrechen mussten aufgrund des Wetters. Von daher war für ihn auch die Reaktion Fujis sehr verwirrend. Doch er würde es wohl akzeptieren müssen – für den Moment zumindest. ~*~ Nachdem sie am Abend alle zu Abend gegessen hatten, verschwanden alle Teamkollegen relativ rasch in ihren Zimmern oder auf dem Gelände der Herberge, um sich etwas umzusehen oder anderes zu machen. Zurück blieben Ryoma und Tezuka. Bevor der Buchou jedoch ebenfalls gehen konnte, hielt ihn Ryoma kurz auf. „Buchou ich … ich hab eine Frage bezüglich Fuji-senpai.“ „Hm.“ Etwas überrascht darüber, setzte sich Tezuka zurück auf seinen Platz und blickte den Jüngeren abwartend an. So recht war sich Ryoma nicht sicher, wie er anfangen sollte, gleichzeitig jedoch … das war sein Buchou und er konnte mit ihm über alles reden. „Geht es … geht es Senpai gut? Er scheint so abweisend wenn es um unser Spiel geht.“ „Unser Spiel? Oder meinst du eures im Regen, welches ihr abbrechen musstet?“ „Das im Regen.“ Tezuka nickte etwas und schob sich die Brille höher, bevor er die Hände auf dem Tisch verschränkte. Dabei wirkte er auf Ryoma irgendwie nicht mehr wie ihr strenger Buchou sondern eher wie der ältere Bruder, den er schon seit einiger Zeit in dem Brillenträger sah, allerdings würde er sowas nie laut zugeben … Auch, wenn viele ihn darauf ansprachen, dass zwischen Tezuka und ihm eine sehr enge Bindung war, die viele sahen. „Hast du vielleicht schon mal in Erwägung gezogen, dass es bei Fuji nicht immer nur um Tennis geht?“ „Also … doch, es geht ihm auch sehr oft umso komische Pflanzen.“ Ein leicht amüsiertes Lächeln bildete sich auf den sonst so ernst verzogenen Lippen und Ryoma seufzte kaum hörbar. Irgendwie schien der ganze Tag etwas sehr Verwirrendes für ihn zu haben. Zuerst die Nacht, in der sich der Tensai an ihn heran gekuschelt hatte, als wäre er eine Art Karupin. Dann der Vorfall auf der Straße und nun das. Er war ja nicht schwer von Begriff, wenn es um andere ging. Doch sobald es um irgendwelcher Interaktionen zwischen ihm und anderer ging, fühlte sich Ryoma ein wenig hilflos. „Du meinst Kakteen. Sicher. Aber nein, diesmal auch nicht mal das. Vielleicht solltest du den Vorteil nutzen, hier kein Tennis spielen zu können und … verbringst Zeit mit ihm?“ „Buchou?“ Schräg sah er Tezuka an und hob eine Augenbraue. Es ging doch bei Ryoma immer um Tennis, also wie konnte er hieraus einen Vorteil ziehen? Allerdings musste er sich wie bereits am Morgen sagen, dass er es irgendwie einfach ausnutzen musste. Ryoma musste sich ablenken. Sonst würde er nachher noch verrückt werden, so ganz ohne seinen Schläger. Und den letzten Halt in Form eines Balles, hatte er ja aus dem Fenster geworfen … „Hm … ich werde es versuchen. Danke, Buchou.“ Ryoma stand auf und ging zur Türe, doch war er nicht ganz draußen, da rief ihm Tezuka noch kurz zurück. Fragend wandte er sich um. „Und Ryoma … Fuji mag schwer zu durchschauen sein doch … er weiß, was er will. Aber selbst dann sollte man ihn nicht zu lange warten lassen. Sonst wird es ihm zu langweilig.“ Perplex blinzelte Ryoma, eh er etwas verdattert nickte. Was meinte Tezuka denn damit? Langsam wandte er sich um und ging schließlich zu seinem Zimmer, welches er sich mit dem Tensai teilen musste. Wenn es doch nur um Tennis gingen würde, dachte er sich fast schon verzweifelt. Dann würde er es ja verstehen. Doch so … Etwas unschlüssig stoppte Ryoma vor der Zimmertür und debattierte kurz mit sich selbst, ob er klopfen oder einfach so eintreten sollte. Doch entschied er sich für Letzteres. Immerhin war es von Anfang an seines gewesen und Fuji hatte sich wie ein kleiner Parasit einfach darin breitgemacht. Überrascht war er jedoch, niemanden im Zimmer zu sehen. Leise schloss er die Türe hinter sich und lehnte sich einen Moment gegen das dunkle Holz. Hatte Tezuka vielleicht Recht gehabt und Ryoma war für ihn zu langweilig geworden? Er konnte doch nichts dafür, dass er sein Leben dem Tennis widmete. Damit war er aufgewachsen – es war sein Leben. Es war das Einzige, was er hatte bei dem er einfach das Gefühl hatte zu leben. Dafür schlug sein Herz. Ryoma war nicht wie die anderen und hatte noch andere Leidenschaften. Klar es gab Karupin, für den er morden würde. Aber mit der kleinen Himalaya-Katze war er ja ebenfalls groß geworden. Doch da hörte es auch schon wieder auf. Es war für ihn einfach nicht einfach sich anderen gegenüber zu öffnen. Sich zu öffnen war gefährlich, denn es machte einen schwach. Zwar hatte er seine Freunde und Bekannte, doch da diese ebenfalls Tennis spielten. Konnten sie das verstehen. Daher hatte Ryoma auch angenommen, dass der Tensai es verstehen würde. Ansonsten wäre es falsch von ihm als Tensai zu sprechen, oder? Als sich die Türe zu seiner rechten öffnete, hob Ryoma automatisch den Blick, bereute es jedoch im selben Moment. Seine Wangen wurden knallrot und er wünschte sich wegsehen zu können, allerdings war das nicht so einfach, mit einem halbnackten Fuji vor seiner Nase. „Saa, Echizen ich hab dich gar nicht gehört.“ „Ich … also ich bin auch grade erst gekommen.“ „Saa, wirklich?“ Fuji öffnete seine Augen und blitzte ihn intensiv an, was ihm einen heißen und sehr unbekannten Schauer über den Rücken jagte. Schwach konnte Ryoma nur nicken, während sein Senpai immer näher an ihn heran trat. Der frische Geruch von seinem Duschgel benebelte ihm regelrecht die Sinne und er musste den Kopf schon fast in den Nacken legen, als der Tensai schließlich direkt vor ihm zum Stehen kam. „Schade, dass ich das verpasst habe.“ „Hm?“ „Dass du gekommen bist.“ Ryomas Wangen brannten und es fiel ihm sehr schwer seine Atmung normal zu halten, da sein Körper merkwürdig kribbelte und sein Herz wie verrückt raste. Was geschah da bitte mit ihm? Es war ja nicht das erste Mal, dass er den Tensai so sah. So … nur mit einem Handtuch und ganz feucht von der frischen Dusche. Die Haare nass genug, dass stetig ein paar Wassertropfen sich daraus lösten, nur um über die makellose, weiße Haut zu gleiten. Goldgrüne Katzenaugen senkten sich ein wenig ab, um einen verirrten Tropfen mit den Blicken zu folgen. Hart schluckte Ryoma, als ihm plötzlich klar wurde, wie zweideutig Fujis Worte waren und dass der Tensai es gewiss mit Absicht so ausdrückte. Und dass er seinen Blick einfach nicht von diesem wirklich – ihm merkwürdige Gefühle bescherenden – attraktiven Körper abwenden konnte. Erneut fühlte er sich wie am Mittag, als er von dem Tennisspiel paralysiert war. Nur, dass es diesmal dieser Körper war, der seinen Blick bannte und sein Blut zum Kochen brachte. „Saa, heiß?“ „Hai- ähm … hm?“ Verwirrt blinzelte Ryoma und blickte hoch in sehr intensives Blau. „Ist dir auch heiß, Echizen?“ „Ähm … etwas.“ Er biss sich nervös auf die Unterlippe und spürte plötzlich nur zu deutlich, wie heiß ihm eigentlich war und dass es absolut nichts mit der Wärme des Sommers zu tun hatte, die sich in diesem Zimmer gestaut hatte. Sondern nur mit Fuji, der ihn ansah, als wäre er etwas zu Essen. Die so weich aussehenden Lippen verzogen sich zu einem sehr verführerischen Lächeln und brachten ihn erneut zum Schlucken. Atmen! Rief ihm seine innere Stimme zu und er war bemüht ihr zu folgen. „Senpai?“ Fragte Ryoma leise, als sich Fuji ihm mehr näherte, so dass sie sich schon beinahe berührten. Mit der Türe im Rücken und Fuji so direkt vor ihm, blieb Ryoma nicht wirklich die Möglichkeit zur Flucht. Höchstens links und rechts konnte er sich davon stehlen, doch als hätte der Tensai seine Gedanken gelesen, stemmte er seine so zart wirkenden Hände links und rechts neben seinem Kopf gegen die Türe. „Saa, Ryoma … es wird Zeit, dass dir dein Senpai beibringt, dass sich … nicht immer alles um Tennis dreht.“ Die goldgrünen Katzenaugen weiteten sich etwas, als Fuji schließlich die letzten Millimeter zwischen ihnen ebenfalls ausmerzte und ihn küsste. Kurz ballte Ryoma die Hände zu Fäusten, bevor sich sein Körper automatisch begann zu entspannen und er die Handflächen auf die warme Brust legte. Dabei konnte er fühlen, wie stark und schnell das Herz des Senpais schlug und für einen Moment verglich er es mit den harten Bällen, die ihm damals im Regen um die Ohre geschlagen wurden. Und wie gut es sich angefühlt hatte, sie zu parieren … Zittrig entließ er seinen Atem, den er unweigerlich angehalten hatte und schloss die Augen langsam. Etwas zaghaft begann er auf die Berührung einzugehen und den Kuss zu erwidern. Dabei ließ er seine Handflächen über die nackte Brust höher fahren, bis hin zu seinem Nacken, wo er sich festhielt. Ryoma meinte zu fühlen, wie seine Finger leicht zitterten, vor der unbekannten Herausforderung, doch gleichzeitig war ihm klar, dass es nicht die Herausforderung an sich war, die ihn nervös machte, sondern Fuji. Nach einiger Zeit – die für Ryomas Meinung viel zu kurz währte – wurde der Kuss gelöst. Sehr langsam öffnete er seine Augen und sah sich dem blau Fujis Augen näher entgegen, als je zuvor. Leicht schluckte er, als er die stumme Begierde sah, die darin stand. „Also … hat Senpai kein Interesse mehr in unser Spiel?“ „Saa, nicht in das Spiel, welches du meinst. Nicht sonderlich …“ Die Worte sollten Ryoma nicht verletzen und dennoch tat es genau das. Dass Fuji kein Interesse mehr an ihrem Tennisspiel hatte, gab ihm das Gefühl, dass es für den Tensai nicht gut genug gewesen war. Denn Fuji spielte nur noch mal gegen jemand, wenn er einen würdigen Gegner in seinem Gegenüber sah. Doch so … Langsam ließ er seine Hände von Fuji gleiten, wobei er den Älteren ein wenig von sich schob, der sich nicht dagegen wehrte. Ryoma biss sich etwas auf die Lippen, die – wie er unweigerlich feststellen musste – immer noch nach Fuji schmeckten. Nur schwer konnte er dem Drang widerstehen, sich über die Lippen zu lecken. Stattdessen wollte er Antworten. „Wieso?“ „Saa, ist es dir so wichtig, Ryoma?“ „Hai.“ Ernst blickte er zu Fuji hoch und hob leicht eine Augenbraue. Dabei wartete er gespannt, ob Fuji etwas erwidern würde oder wenigstens ihm wenigstens eine Antwort geben würde. Denn eigentlich hatte er angenommen, dass der Senpai ihr Spiel gemocht hatte, immerhin hatte er damals ernst gespielt. Etwas, dass der Brünette nur sehr selten tat. Und es hatte Ryoma ein wirklich berauschendes Gefühl gegeben, von diesem Jungen ernst genommen zu werden. Es war ihm aus einem unerfindlichen Grund einfach wichtig. Genauso unergründlich, dass er es genossen hatte, Fujis Kuss zu erwidern. Seinen ersten Kuss mit jemand, der den Ruf vertrat mit allem und jedem, je nach Belieben zu spielen … „Weil ich dich nicht als Gegner sehen will, Ryoma.“ „Aber … wir sind doch deswegen keine Gegner …“ „Saa, auf dem Court schon. Außerdem bist du noch nicht bereit mich zu schlagen.“ Leicht runzelte Ryoma aufgrund dieser Aussage die Stirn. Dass die kleine – inzwischen mit einem Pflaster abgedeckte – Platzwunde an seinem Haaransatz dagegen rebellierte, ignorierte er gekonnt. Ryoma kannte schlimmere Verletzungen. „Was soll das heißen, dass ich dich nicht besiegen könnte?“ „Hm, so könnte man es sagen.“ „Aber …“ „Saa, ich sollte mich anziehen. Nun wird es doch etwas kühl.“ Wie schon so oft, wenn Ryoma versuchte irgendwie auf ihr Spiel zu kommen und mehr Antworten zu bekommen, wandte sich Fuji von ihm ab, als wäre nie etwas gewesen. Und Ryoma könnte es akzeptieren, hätte ihn der Tensai nicht vor wenigen Minuten geküsst, als würde er ihm etwas bedeuten. Somit hielt er den Blauäugigen an seinem schmalen Handgelenk fest und blickte ihn durch dringlich an. Allerdings wusste Ryoma nicht so recht, wie er sagen sollte, dass ihn Fujis kalte Schulter auf Dauer wirklich begann zu verletzen. Eben besonders nach dem, was er eben getan hatte. Schließlich ließ er ihn wieder los und verließ stattdessen das Zimmer. Fuji der nicht damit gerechnet hatte, dass Ryoma regelrecht flüchten würde, fragte sich für den Moment, ob er nicht doch einen Schritt zu weit gegangen war … ~*~ Ryoma wanderte etwas ziellos über die Flure, eh er vor einem Zimmer Halt machte und schließlich an der Türe klopfte. Erleichtert war er, als ihm geöffnet wurde. „Inui-senpai … könntest du …“ Er hielt inne, als er Kaidoh’s Bandana, sowie eine Short auf dem Boden liegen sah und wurde automatisch rot auf den Wangen. Nur sehr langsam konnte er wieder zu seinem eigentlichen Anliegen zurückkommen. „Könntest du mir vielleicht deinen Tennisschläger borgen … und einen Ball? Ich … ich brauche es wirklich dringend!“ „Hm … Eigentlich hätte ich damit gerechnet, dass du zwei Stunden eher kommen würdest, aber … okay.“ Erleichtert atmete er durch und war so dankbar, dass der Datenspieler wohl einkalkuliert hatte, dass Ryoma nicht lange ohne konnte. Und das Letzte was das Team gebrauchen konnte, war ein Echizen auf Entzugserscheinungen. Damit verließ er die Herberge und war froh, um die schöne Vollmondnacht. Ryoma brauchte auch nicht lange zu suchen, um eine geeignete Mauer zu finden, gegen die er seine Bälle schlagen konnte. Tief atmete er durch und begann schließlich gegen den harten Stein zu spielen. Doch als er nach fast zwei Stunden nicht die gewünschte Erleichterung fühlte, gab er es auf. Enttäuscht darüber ließ er sich auf eine Bank fallen, die in der Nähe stand. Zerknirscht schob er seine Finger durch die Bespannung des Schlägers, um sie wieder millimetergenau zu Recht zuschieben. Ryoma hasste es, wenn die feinen Stränge schief lagen. Allerdings war es nicht das, was ihn beschäftigte. Sondern eher die Tatsache, dass ihm Tennis gerade absolut nicht das gab, was er brauchte. Da war etwas in ihm, was nach Linderung rief, aber Tennis war nicht die Antwort. Es war Fuji … Fuji, der ihn geküsst hatte. Der ihm für einen Moment das Gefühl gegeben hatte, dass es wirklich etwas gab, das intensiver als Tennis war. Doch dann verletzte er ihn mit seiner verfluchten Ignoranz, weswegen ihm Ryoma auch am liebsten die Meinung gesagt hätte. Denn auch, wenn er absolut keine Ahnung von solcher Art von Verhalten hatte, so wusste er dennoch, dass man jemanden nicht küsste, wenn man es nicht ernst meinte. Nur leider war Fuji eben jemand, der selten etwas ernst nahm. War es Tennis oder so ein dummer Kuss. Warum hatte er ihn auch küssen müssen, das war nicht richtig gewesen. Egal, wie gut es sich angefühlt hatte und wie gerne Ryoma mehr davon wollte. Wenn es ums Spielen ging, wollte Ryoma nun mal nur Tennis und alle anderen Spiele konnte sich Fuji getrost sonst wohin schieben. „Saa, du spielst nicht?“ Erschrocken fuhr Ryomas Kopf hoch, bei der Stimme. Kurz hatte er ein merkwürdiges, schwindeliges Gefühl im Kopf, welches sich jedoch legte, je länger er den Blick mit Fuji standhielt. „Seh‘ ich so aus?“ Entgegnete er ihm nur kühl, bevor er den Blick wieder auf den Schläger sinken ließ. Wobei Ryoma nur noch verbissener an der Bespannung schob und zog. Inuis Schläger war wirklich gut bespannt, stramm und auch wenn er die einzelnen Stränge wieder perfekt an ihren Platz gebracht hatte, so brauchte er etwas, um seine Finger – und sich selbst – von Fuji abzulenken, der sich neben ihn setzte. „Das eben … war nicht so gemeint.“ „Hab ich gar nicht bemerkt.“ Schnaufte Ryoma sarkastisch. Ruckartig zog er seine Finger zwischen den Strängen hervor und stand dann auf. Er hatte wirklich auf viel Lust, aber gewiss nicht auf Fujis Anwesenheit. „Was?“ Er ging ein paar Schritte, während er versucht war Fuji einfach zu ignorieren, doch er spürte~ seinen intensiven Blick gegen seinen Rücken gebohrt und biss sich auf die Lippen. Schließlich blieb er stehen und drehte sich zu dem Brünetten um. „Warum bin ich nicht gut genug?“ „Ich wiederhole mich, aber … was?“ „Im Tennis. Warum bin ich nicht gut genug? Ich weiß, ich kann Tezuka nicht besiegen. Ist es das? Weil ich nicht wie er bin?“ Ryoma war nicht dumm und in den letzten zwei Jahren in denen er im Team war, hatte sich zwar nicht viel verändert, doch er hatte die Spannungen sehr wohl gemerkt. Zwischen Tezuka, Ryoma und Fuji. Dabei war es genau in der Reihenfolge. Er war in der Mitte zwischen dem Buchou, den er irgendwie als eine Art großen Bruder sah, der ihn vor allem versuchte zu beschützen und dennoch mit starken Gegnern förderte. Während Fuji hartnäckig versuchte in jedem Match immer intensiver nach Tezukas Aufmerksamkeit zu suchen. Besonders in den letzten Wochen war es ihm aufgefallen, dass Fuji Tezuka sehr merkwürdig gegenüber war. Und er hatte es auf den Druck geschoben, der auf jeden lag, da sie eben alle gewinnen wollten. Und alle nach etwas Aufmerksamkeit ihres Buchou‘s forderten. Doch jetzt schien es Sinn zu machen. Die Momente, in denen Fuji immer öfter neben Tezuka stand oder in der Kantine neben ihm saß. Die Gespräche, die beide meist alleine führten. Die merkwürdigen Ausflüchte Tezukas. Es machte in Ryomas Kopf wörtlich ‚klick‘ und er schob das leichte Ziehen in seiner Herzgegend einfach darauf, dass er sich in den zwei Stunden Tennis wohl nicht gefordert genug fühlte. „Ich seh‘ schon…“ Hauchte Ryoma und drehte sich wieder um, um zu gehen. „Iie! Ryoma warte!“ Er hörte die raschen Schritte auf dem harten Boden, als Fuji ihm nachlief, eh er ihn unnachgiebig am Handgelenk festhielt und somit zum Stehenbleiben zwang. Dabei wich er jedoch dem Blick aus, dem ihn Fuji zuwarf. „Du bist vieles … aber gewiss nicht, nicht gut genug.“ „Liegt es dann daran, dass du mit Tezuka zusammen bist?“ Der etwas geschockte Blick des Senpais war mehr, als Ryoma zu wissen brauchte, womit er sein Handgelenk aus dem Griff herausdrehte und dann weiterging. Er blinzelte das Brennen weg, welches sich in seinen Augenwinkeln ankündigte und ihn davor warnte, was kommen könnte, doch er würde es nicht zulassen. Fuji hatte ihn geküsst, mit ihm in einem Bett wirklich … wirklich nahe geschlafen, obwohl er mit Tezuka zusammen war. Tezuka hingegen hatte ihm geraten mehr Zeit mit dem Tensai zu verbringen. Und wo stand Ryoma … wie immer dazwischen. Er war der Puffer zwischen den Beiden. Der metaphorische Tennisball, der von Tezuka an Fuji geschlagen wurde, nur um wieder irgendwo im Aus zu landen. Auf dem Court und in den Matches war es eines … aber in seinem Privatleben etwas anderes. Und er hatte genug davon! ~*~ Somit fand er in der Nacht erneut keinen Schlaf, kam dafür jedoch bei seinem Kuschelsüchtigen Senpai Eiji unter, der sich nur zu sehr freute, dass Ryoma an seiner Türe geklopft hatte. Eigentlich wollte er ja zu Momoshirou, doch irgendwie, war es ihm egal. Solange er keinen Tezuka oder Fuji sehen musste, war ihm alles recht. Dennoch musste er andauernd an weiche Lippen denken und heißen Atem, der gegen seine Wange schlug, sowie den frischen Geruch von Fujis Duschgel. Irgendwann mitten in der Nacht, spürte er eine Träne aus seinen Augenwinkeln fallen, schob es jedoch auf die Müdigkeit, die ihn nicht mehr losließ. ~*~ Am nächsten Morgen fühlte er sich wie gerädert. Einfach nur müde und sein Kopf schmerzte heftiger, als direkt nach der Kollision mit der dummen Laterne. Was musste die da auch stehen, wo er ging … Nur sehr schwerfällig schaffte er es aus dem Bett, wobei er beinahe über die eigenen Füße stolperte. Ryoma tapste barfuß aus dem Zimmer raus, zu dem welches er selbst bezogen hatte. Wobei er innerlich hoffte, dass Fuji entweder noch schlief oder wenigstens nicht da war. Vorsichtig öffnete er die Türe und linste in den Raum. Etwas erleichtert atmete er durch, da er keinen Tensai sah und schloss die Türe hinter sich leise. Dann trat er zur Kommode, wo er sich eine frische Hose, Shorts und ein T-Shirt herausnahm. Sowie zwei Handtücher. Damit ging er ins anliegende Badezimmer und schloss die Türe hinter sich ab. Für einen langen Moment lehnte er sich gegen das Holz, bevor er sich auszog und sich dabei gleichzeitig die Duschbrause anstellte. Zuerst hatte er es nicht richtig wahrgenommen, doch als er unter den heißen Wasserstrahl stieg, erschlug ihn beinahe der intensive Geruch Fujis Duschgel und er biss sich hart auf die Lippen. Der Geruch ließ so viele Gedanken in ihm aufkommen, die ihn in der Nacht schon so beschäftigt hatten und ihn erneut dieses Brennen in die Augen trieb. Diesmal jedoch war Ryoma nicht im Stande es zu unterdrücken, weswegen er die Tränen einfach laufen ließ. Deswegen war sein Leben Tennis! Es brachte einen nicht zum Weinen und es küsste einen auch nicht, obwohl es mit jemand zusammen war. Und benutzte es einen auch nicht als Puffer … ~*~ Kurz bevor Ryoma ins Esszimmer gehen konnte, kam ihm Tezuka entgegen. Eigentlich wollte er dem Buchou schon aus dem Weg gehen, da hielt ihn der Brillenträger sanft fest. „Komm mal mit.“ Verwirrt blinzelte Ryoma und ließ sich nur widerwillig von dem Älteren in sein Zimmer bringen. Eigentlich hatte er ja angenommen, dass der Buchou ihn wegen seines mitternächtlichen Ausflugs etwas zurechtstutzen würde, doch als er Fuji auf dem Bett sitzen sah, so geknickt … Da wusste er nicht recht, was er denken sollte. „Setz dich, Ryoma.“ Nur sehr ungerne setzte er sich – jedoch mit Abstand bedacht – neben Fuji und sah zu Tezuka auf, der vor ihnen stand. Jedoch lag sein Blick auf Ryoma. Es gefiel ihm absolut nicht hier zu sein. Und er wusste, dass die Beiden genau wussten, wie sehr es ihm missfiel! Er sah, wie Tezuka den Mund öffnete, doch er konnte sich bereits denken, um was es ging. Darum stand er auch wieder auf und ging zur Türe. „Sollte es um eure Beziehung gehen, es wird niemand von mir erfahren.“ Ryoma hatte die Türklinke bereits in der Hand, als er es hörte … „Syusuke und ich sind nicht zusammen, Ryoma.“ Entgeistert blinzelte er und drehte sich ruckartig um, um zu Fuji zu sehen, der immer noch unbewegt auf seine Hände blickte. Wollte ihm der Buchou mitteilen, dass er mit ihm schlussgemacht hatte, weil ihn der Tensai geküsst hatte? „Zwischen mir und Syusuke war nie etwas. Was du wohl gestern Nacht zusammen gezählt hast, war Syusuke‘s Idee seine Gefühle runter zuspielen. Und nun … ihr zwei Kindsköpfe, klärt das endlich! So etwas brauch ich nicht auf dem Court …“ Damit schob ihn der Buchou sanft aus dem Weg und ging selbst aus dem Zimmer, um ihnen Zeit alleine zu gewähren. Nun völlig verwirrt, starrte Ryoma an die Stelle, wo zuvor Tezuka noch gestanden und ihm gesagt hatte, dass Fuji seine Gefühle unterdrücken wollte … Wieso? Ryoma verstand nur Bahnhof. „Ich … ich versteh nicht, Senpai.“ Schließlich sah Ryoma zu Fuji und trat ein paar Schritte auf ihm zu, nur um wieder stehen zu bleiben. Er war einfach nicht gut in solchen Dingen und erstrecht nicht, wenn der Tensai so … traurig aussah. Das kannte er einfach nicht. Das kannte wohl niemand aus ihrem Team – na vielleicht ausgenommen von Tezuka. Langsam hob das Genie den Kopf und sah ihn aus sehr sanften, blauen Augen heraus an. „Das bedeutet, dass ich mich einfach nicht richtig ausgedrückt habe. Ich habe einfach …“ Fuji seufzte leise und fuhr sich mit einer Hand durch die Haare. Eine verzweifelte Geste, die Ryoma bislang noch nicht bei ihm gesehen hatte. „Wer dich kennt, weiß wie du tickst und selbst die, die dich nicht kennen, wissen, dass Echizen Ryoma nur für eines lebt – Tennis. Ich dachte, wenn wir es hinter uns bringen – das Spiel, dass ich nur ein weiterer Gegner bin, hinter dem du dein Häkchen setzt. Das will ich allerdings nicht, Ryoma.“ Nun war er etwas baff. Wirkte er wirklich so auf Andere? Vielleicht auf Fremde, ja. Aber Ryoma hätte nicht gedacht, dass er auch so auf seine Teamkollegen und Freunde wirken würde. Und erstrecht nicht auf den Tensai. „Also ich … ich hake eigentlich niemanden ab. Ich meine, natürlich gibt es gewisse Spieler, gegen die ich es nicht erwäge noch mal anzutreten, aber … darunter zähle ich dich gewiss nicht, Fuji-senpai.“ „Ja, weil unser Spiel noch offen ist.“ „Iie!“ Ernst blickte er in die blauen Augen und setzte sich schließlich wieder neben ihn. „Wärst du nur jemand, hinter den ich einen Haken setzen wollte, würde mir nicht so viel daran liegen, wieder mit dir zu spielen. Dann würde ich einfach warten, bis es sich ergeben würde. Aber … mit dir zu spielen war … anders.“ Leicht verlegen senkte Ryoma seinen Blick. Wie sollte man es erklären? Die Art mit Fuji zu spielen war anders gewesen. Aber anders, wie gut. Intensiv, wie die Blicke aus seinen blauen Augen. Innig, so wie ihn Fuji am Vorabend geküsst hatte. Einfach unglaublich. „War es … wie unser Kuss?“ Alleine bei der Frage, spürte Ryoma die Hitze in seine Wangen aufsteigen, weswegen er auch nicht anders konnte, als die Mütze tiefer in sein Gesichts zu ziehen. Allerdings wurde sie ihm keine Sekunde später vom Kopf gezogen. Etwas perplex sah Ryoma Fuji an und wollte protestieren, als er die weichen Lippen des Tensais auf den seinen spürte. Überrascht über die Intensität des Kusses, keuchte er leise auf, eh er begann den Kuss zu erwidern und die Hände in Fujis Nacken zu schieben. Wieso er sich darauf einließ, obwohl sie nicht wirklich weitergekommen waren, wusste Ryoma nicht recht, allerdings war es ihm für den Moment auch egal. Genießend seufzte er auf, als er die weichen Finger seines Senpais auf seiner Hüfte spürte. Bereitwillig ließ er sich nach hinten drücken. Atemlos legte Ryoma den Kopf in den Nacken und zog sachte an Fujis weichen Haaren, damit er den Kuss löste. Mit geröteten Wangen, blickte er in seine Augen. „Fuji … wieso?“ „Weil es nicht immer nur um Tennis geht, Ryoma. Das Spiel damals … es war besonders. Aber nicht wegen dem Spiel, sondern … wegen dir. Du hast es damals zu etwas Besonderem gemacht. Und wie du selbst sagtest, war es mit mir doch auch anders.“ Etwas angestrengt versuchte Ryoma innerlich herauszufinden, ob es das war, was er immer zurückgedrängt hatte. Er erinnerte sich nämlich an viele Gefühle, die er seit dem Spiel fühlte, sobald Fuji in seiner Nähe war oder wenn er ihn mit Tezuka sah. Doch er hatte es immer verdrängt. Das Kribbeln in seinem Bauch, sobald er den Älteren sah. Wobei er immer dachte, dass es aufgrund des Nervenkitzels war, den er bei ihrem Spiel gefühlt hatte. Die Wärme, die ihn erfüllte, wenn der Tensai ihm nahe war und wenn es nur sehr kurz war. Ryoma hatte es hingegen nur auf seine Körperwärme geschoben. Das intensive Verlangen die blauen Augen wieder zu sehen. Doch sagte er sich, dass es nur deswegen war, weil er von ihm ernst genommen werden wollte. Und da wurde es ihm klar. Ryoma starrte Fuji an und öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch es war, als würde ihm dieser den Dienst verwehren. Darum hatte er den Kuss erwidert, ohne sich zu wehren. Und es war auch der Grund dafür, dass er so verletzt über diese Bemerkung war, als er dachte er wäre nicht gut genug. Das was ihn jedoch mehr schockte, als die Erkenntnis war, dass er immer dachte es ging wirklich um Tennis. Dabei ging es die ganze Zeit um Fuji selbst. Er war … Ryoma war in ihn verliebt und das schon so lange, dass es ihn für den Moment der Erkenntnis wirklich schockte. Allerdings kam dann auch schon die nächste Erkenntnis, die ihn traf. Denn wenn Fuji seine eigenen Gefühle unterdrücken wollte und ihn trotzdem küsste, sowie ihm nahe war, dann hieß das ja dass er … „Du magst mich?“ Fragte er den Tensai atemlos und schob ihn von sich runter, um erst mal Luft zu bekommen, da es ihn für den Moment wirklich alles raubte. Wieso hatte er das nicht gesehen? Warum hatte er es nicht selbst gemerkt? Das waren doch seine Gefühle gewesen. Doch war er wirklich so blind gewesen, so stur seine eigenen Gefühle zuzulassen? „Hai.“ Ryoma starrte in Fujis blaue Augen, die ihn sehr intensiv anblickten, allerdings intensiv in Form von liebevoll und es schnürte ihm vor Überwältigung die Kehle zu. Schließlich drehte er sich um und vergrub die Finger in seinen schwarzgrünen Haaren. Hart kniff er die Augen zusammen und wusste einfach nicht, was er sagen sollte. „Ryoma … du musst nicht …“ „Klappe, Senpai.“ Ernst sah er Fuji an und biss sich auf die Lippen. Dann trat er an ihn heran. Stumm sahen sie sich einfach nur an, wobei Ryoma sah, dass in den blauen Augen Zweifel standen. Allerdings wollte er sowas aus einem unerfindlichen Grund nicht mehr sehen. Nicht in diesen schönen Augen, darum hob er eine Hand und schob sie sanft in Fujis Haare. Schließlich beugte er sich zu ihm hinab und küsste ihn. Erst war Fuji über den Kuss überrascht, doch dann schlang er die Arme um Ryomas Taille und zog ihn auf seinen Schoß. Ryoma spreizte leicht die Beine, damit er über Fujis Becken knien konnte. Damit konnten sie sich besser küssen und er drängte sich leicht an den warmen Körper seines Senpais. Erst nach einigen Minuten – die für Ryoma dennoch viel zu kurz waren – lösten sie den Kuss aufgrund von Luftmangels. Tief blickten sie einander in die Augen und Ryoma ließ zum ersten Mal zu, dass dieses Kribbeln, welches er spürte nicht vom Tennis herrührte. Sondern von Fuji. „Ich auch …“ „Saa?“ „Ich … mag dich auch, Senpai.“ Ryoma wurde rot und sah zur Seite. Das war schon mehr, als er gerade rausbringen konnte. Und Fuji wusste das, weswegen er sich auch sehr darüber freute. Was wollte er in dem Moment denn mehr, als den kleinen Rookie auf seinem Schoß, der ihm sagte, wie gern er ihn hatte. Denn auch, wenn er es nicht direkt ausdrückte, so sah er es in seinen Augen. ~*~ Am Abend diesen Tages, ging Ryoma früh ins Bett, denn nach zwei schlaflosen Nächten, forderte sein Körper den Tribut ein. Fuji, der sich noch einige Zeit lang mit Tezuka unterhielt, ging anschließend ins Zimmer. Leicht lächelte er, als er den Kleinen so friedlich sah. Leise schloss er die Türe hinter sich und ging zum Bett. Vor Ryoma ging er in die Hocke und neigte ein wenig den Kopf, während er ihn musterte. Er hatte eigentlich nicht gedacht, dass der Jüngere so empfand, wie er selbst. Sachte strich er Ryoma eine Strähne aus dem Gesicht. Automatisch lächelte er mehr, als der Jüngere sich wohl unbewusst an seine Handfläche schmiegte, bevor er leise seufzte. Wie süß … Schließlich stand er wieder auf und zog sich in seine Schlafsachen um, um sich dann zu ihm zu legen. Sehr vorsichtig kuschelte sich Fuji an Ryoma heran, allerdings mit noch etwas Abstand zwischen ihnen, da er ihn wirklich nicht wecken wollte. Man hatte Ryoma wirklich angesehen, wie müde er war, weswegen auch niemand etwas dagegen hatte, als er so früh schon ging. Hätte Fuji jedoch gewusst, dass Ryoma wie er empfand, hätte er viel früher etwas unternommen. Allerdings war er trotz seiner hohen Intelligenz auch nur ein Mensch mit Ängsten und darum war er sich nicht sicher gewesen. Besonders bei dem Kleinen musste man aufpassen, wenn es um Gefühle ging. Denn man merkte ihm schon an, dass er Schwierigkeiten damit hatte, mit ihnen umzugehen. Fuji beobachtete ihn gut, nur leider musste er zugeben, keine Ahnung davon zu haben, wie Ryoma aussah wenn er richtig glücklich war. Stattdessen hatte er Angst und Unsicherheit in den schönen Katzenaugen gesehen, als Ryoma am Morgen klar wurde, dass Fuji in ihn verliebt war. Er konnte die beiden Gefühle nur zu gut verstehen. Am Anfang ging es ihm auch nicht anders, als ihm klar wurde, was er da für den Rookie fühlte. Stattdessen hatte er es als Nervenkitzel abgetan, der ihn seit dem Spiel nicht mehr losgelassen hatte. Er wollte aus merkwürdigen Gründen in Ryomas Nähe sein und gleichzeitig wollte er es sich nicht eingestehen, gar es zulassen. Darum war er öfter an Tezukas Seite und versuchte sich abzulenken, mit dem Erstreben seiner Aufmerksamkeit. Denn irgendwie war es für ihn schon neu, nicht mehr als Seigaku’s Wunderkind zu gelten und von dem Brillenträger die schweren Gegner zu bekommen. Stattdessen bekam sie Ryoma und der war ja auch ein einzigartiger Spieler. Aber es kratzte an Fujis Ego. Somit verwendete er seine Gefühle, um nach mehr zu streben. Doch landete er schließlich nur wieder dabei, noch mehr Gefallen an dem Jungen zu finden, als er sah, wie hingebungsvoll und leidenschaftlich er spielte. Und wie sehr er sein Spiel immer mehr perfektionierte. Schließlich musste Fuji einfach seine Gefühle eingestehen, spätestens als Ryoma gegen Kirihara spielte. Direkt nachdem ihm der Schwarzhaarige beinahe das Knie zerschlagen hatte. Und Fuji hegte immer noch einen Hass gegen solche Spieler. Trotzdem hatte er ihn besiegt. Darum traf ihm Ryomas inoffizielles Match gegen den Kirihara auch mitten ins Herz. Zwar wusste jeder aus ihrem Team, dass Ryoma nichts mehr hasste, als wenn sich jemand im Tennis oder auch Außerhalb mit seinen Teamkollegen anlegte. Doch dass Ryoma es so persönlich nahm, das hätte Fuji nie gedacht. Zumal Fuji den Jüngeren auch noch nie so hat spielen sehen. Nicht mit dem Ziel, jemanden so zu demütigen. Das war schließlich der Moment gewesen, indem Fuji seine Gefühle zu dem Kleineren zulassen musste, weil er auch nicht anders konnte, als ihn von da an mit anderen Augen zu sehen. Seine Gedanken wurden jäh unterbrochen, als der schlanke Körper sich neben ihn bewegte. Neugierig beobachtete er, wie Ryoma sich leicht streckte und auf den Rücken drehte. Verschlafen blinzelten ihn die goldgrünen Katzenaugen an. „Senpai?“ „Saa … du sollst doch schlafen.“ Leicht amüsiert musste er einfach bei dem Gesicht des Jüngeren lächeln. Ryoma sah einfach so süß aus. Der verschlafene und wirklich so unschuldig wirkende Gesichtsausdruck. Dazu die leicht verwuschelten Haare. Das war wirklich etwas, an das sich Fuji gewöhnen wollte. Etwas, dass er gerne jeden Morgen sehen wollte. „Hm … wie spät ist es denn?“ „Kurz vor eins…“ Ryoma nickte schwach und schloss für einen Moment die Augen, bevor er sich zu Fuji drehte und näher zu ihm rutschte. Dabei blinzelte Fuji ein wenig überrascht von dieser Aktion, eh er wieder lächelte und einen Arm um den zierlichen Körper schlang, um ihn sanft an sich zu drücken. Kurz darauf schlief Ryoma auch schon wieder ein, jedoch mit dem Gedanken, dass er sich zwar absolut nicht damit auskannte, jemand an sich heran zu lassen, doch er würde es wenigstens versuchen zu akzeptieren … ~*~ Als er am nächsten Morgen aufwachte, fühlte sich Ryoma zum ersten Mal seit Tagen wieder richtig erholt. Einzig sein Kopf schmerzte immer noch etwas, von der heftigen Kollision mit der Laterne. Etwas verschlafen streckte er sich, was jedoch schwer war, mit dem Arm, der ihn sanft festhielt. Langsam drehte er den Kopf und sah sich einem schlafenden Fuji entgegen. Er sah so friedlich aus … Der Gedanke, dass er seit dem Spiel – welches fast elf Monate her war – solche Gefühle hegte und sie nicht erkannt hatte, machte Ryoma irgendwie fertig. Bislang hatte er eigentlich immer gedacht, dass er wusste, wie er fühlte und was er empfand. Klar – einzeln gesehen mochten diese ganzen Empfindungen, wie die Wärme, das Kribbeln, sowie dieser merkwürdige Drang nach Fujis Aufmerksamkeit nicht viel bedeuten. Doch nahm man sie zusammen … Trotzdem machte es ihm irgendwie auch Angst so zu empfinden. Und Fuji erwiderte es auch noch. Nur, dass dieser schon viel früher von seinen eigenen Empfindungen Ryoma gegenüber gewusst hatte. Außerdem hatte Fuji Erfahrung mit der Nähe von anderen. Ryoma hingegen hatte sie nicht. Egal ob emotional oder körperlich. Zwar musste er zugeben, dass es sich wirklich angenehm anfühlte, wenn Fuji in seiner Nähe war. So wie jetzt … Und wie sein Körper diese Wärme von sich abgab, aber gleichzeitig fragte sich Ryoma, ob er das denn auch wirklich wollte. Bislang war immer Tennis – dazu Karupin – an seiner ersten Stelle gewesen. Er konnte nichts dafür. Tennis war nun mal sein Leben. Also … was wenn sich mit der Zeit herausstellte, dass er das nicht ändern wollte. Dann war er nicht gut genug für Fuji. Egal wie er empfand. Leise seufzte er und rollte sich vorsichtig auf den Rücken, wobei er sich einen Arm über die Augen legte. Ryoma hatte ja nicht mal innerhalb von elf Monaten mitbekommen, dass er verliebt war. Also wie sollte er wissen, was er wirklich wollte. Es verzweifelte ihn und das war definitiv nicht das, was er wollte. Nach einiger Zeit spürte er eine leichte Bewegung neben sich und für den Moment spielte Ryoma mit dem Gedanken so zu tun, als würde er immer noch schlafen. Jedoch fand er das unangebracht, weswegen er langsam den Arm von den Augen nahm und den Kopf zu Fuji drehte. Mit wachsender Überraschung nahm er dabei war, wie sein Herz begann zu rasen, als sich die schönen, intensiv blauen Augen Fujis öffneten und ihn mit diesem unheimlich zärtlichen Blick ansahen. Ryoma wusste nicht wie lange sie so dalagen und sich einfach nur ansahen, aber es war lang, intensiv und für ihn fühlte es sich an, als würde im Moment nichts anderes mehr existieren, außer sie beide. In Fuji begann langsam wieder etwas Regung zu kommen, denn seine Hand, die bislang nur ruhig auf Ryomas Rückrad gelegen hatte, schob sich langsam, aber sehr sanft über seine Seite, was Ryoma ein angenehmes Gefühl brachte. Langsam beugte sich Fuji zu ihm und eine Gänsehaut bildete sich auf Ryomas Haut, als er seinen heißen Atem auf den Lippen spürte. Und auch, wenn er wusste, dass sie sich bereits geküsst hatten, so war dieser Augenblick vollkommen anders. Die blauen Augen hatten die stumme Frage nach seiner Erlaubnis in ihnen und als Ryoma keinerlei Gegenwehr zeigte, legte der Tensai seine Lippen sanft auf die Seinen. Seine Finger zuckten etwas, aber Ryoma schüttelte den Drang ab, sich gegen die schönen Gefühle zu wehren, weswegen er die Hände in seinen Nacken schob und die Berührung langsam begann zu erwidern. Dabei schloss er seine Augen und gab sich ihm völlig hin. ~*~ Während des Frühstücks versuchte Ryoma den intensiven Blicken Fujis auszuweichen. Sein Blut kochte immer noch von dem, was vor einigen Stunden passiert war und er war sich absolut nicht sicher, wie das überhaupt passieren konnte. Sie hatten zwar keinen Sex gehabt oder … falls man das so überhaupt nannte, wenn zwei Jungs … Ryoma wollte diese Art von Gedanken verdrängen. Trotzdem, war es so heiß gewesen, als sie beide sich geküsst und sich gegenseitig angefasst hatten. Ohne es zu wollen, traf sein Blick auf Fujis und er bekam automatisch einen Flashback. Seine Haut brannte erregend dort, wo Fujis Lippen ihn berührten… Er keuchte und drängte sich den Fingern entgegen, die ihn um den Verstand brachten … „Alles in Ordnung, Echizen?“ Etwas blinzelte Ryoma, eh sein Blick etwas entgeistert auf den skeptischen von Inui fiel. Der hatte inzwischen seinen Stift gezückt und hob abwartend die Augenbraue. Hart musste er aufgrund dessen schlucken und verdrängte die Hitze, die sich in seinem Becken sammelte. „Sicher, Senpai.“ „Er ist bestimmt nur die Hitze nicht gewohnt … nicht wahr, Echizen?“ Fujis Augenbraue zuckte leicht, während sein seliges Lächeln die verborgene Botschaft versteckte, doch Ryoma sah~ sie. Dennoch würde er ihn nicht so leicht damit davon kommen lassen, weswegen er an seiner Kappe zog und wieder zu seinem Kakao griff. „Senpai, ich bin wahrlich jede Art von Hitze gewöhnt!“ „Saa … gewiss doch.“ Irrte er sich, oder schnurrte der Tensai verführerisch? Es brachte ihm hingegen eine Gänsehaut, die sich gießend heiß über seinem Rücken begann auszubreiten. Allerdings war Ryoma standhaft und versuchte sich nicht auf sein Spiel einzulassen. Brachte es ihnen doch jetzt schon leicht verwirrte Blicke ihrer Teamkollegen ein. Und gerade das war gefährlich, denn Inui schien bereits etwas Heißes – wortwörtlich – zu wittern, weswegen er sie besonders unter die Lupe nahm. Ryoma musste sich also etwas einfallen lassen. „Saa … wir habt ihr eigentlich geschlafen?“ „Nya? Sehr angenehm … allerdings sind die Betten ziemlich hart.“ Eiji kratzte sich etwas an der Wange und Ryoma blickte ihn kurz schief an. Vorgestern Nacht hatte es ihm jedoch nicht gestört, Ryoma regelrecht auf sich zu ziehen, wie eine Art Teddybären … „Saa, also ich mag es hart … du doch auch, nicht wahr, Echizen?“ Er verschluckte sich prompt an seinem Kakao. Atemlos starrte Ryoma seinen Senpai an, während Momoshirou ihm sanft auf den Rücken klopfte. Erst, als er nicht mehr das Gefühl verspürte, an seinen Worten zu ersticken, öffnete er den Mund. „Es ist … okay. Allerdings wäre es auch in Ordnung sich nicht gleich auf das Härteste zu … betten.“ „Saa, hart ist jedoch sehr gesund.“ „Nicht in allen Lebensbereichen.“ „Hm … für den Körper schon.“ „Das gilt nicht für alles!“ Durch dringlich sah Ryoma den Tensai an und hob die Augenbraue. Er hatte immer noch das Gefühl, dass sie sich da heute in etwas sehr gefährliches hineingesteigert hatten, ohne nachzudenken. Und hätte Eiji nicht an ihre Türe geklopft … Ryoma wollte nicht wissen, wie weit sie noch gegangen wären. Und er war noch nicht bereit für so etwas. Vorsichtig mischte sich Momoshirou in die ‚Unterhaltung‘ ein. „Öhm … reden wir noch von Matratzen?“ Fuji lächelte wieder selig und nickte etwas, während Ryoma die Augen verdrehte und schließlich vom Tisch aufstand. Der Tensai stand ebenfalls auf und folgte ihm. Nach dem sie etwas vom Esszimmer weg waren, wandte sich Ryoma zu ihm um und sah ihn verwirrt an. „Was machst du da?“ „Saa … gehen?“ Ryoma seufzte leise und nahm seine Kappe ab. Es machte ihn so verrückt, nicht zu wissen, was er denken sollte, gar fühlen. Was sie da heute Morgen getan hatten … Es war so gut gewesen, so schön, doch auch falsch. Denn egal was sie füreinander empfanden, sie kannten sich doch gar nicht gut genug für so viel Intimität. „Nein du folgst mir, wieso?“ „Weil … du verwirrt scheinst. Und irgendwie …“ „Oh verwirrt? Fuji … du weißt dass ich nicht … ich weiß doch gar nicht was ich denken soll.“ Unsicher sah er hoch, was sich jedoch als schweren Fehler herausstellte, als ihn die blauen Augen erneut gefangen nahmen. Die blauen Augen Fujis machten Ryoma regelrecht verrückt. Ein Blick und er fühlte sich von ihnen völlig eingenommen. Und dann konnte er nicht mehr klar denken, denn alles was ab da an nur noch für ihn zählte war Fuji… „Warum lässt du nicht einmal das Denken und lässt dich auf deine Gefühle ein?“ „Weil … du …“ Ryoma zwang sich seinen Blick zu senken und er fuhr sich beinahe schon verzweifelt durch seine Haare, eh er aus dem Fenster sah. Er konnte ihn einfach nicht ansehen, ohne dabei gleich wieder an seine Nähe, sowie die Hitze zu denken. „Weil ich nicht bereit dafür bin. Ich versuche grade die Gefühle von elf Monaten zu verarbeiten, okay … und das heute Morgen … Das geht einfach zu schnell.“ Leicht schluckte Ryoma, bevor er es doch wagte, Fuji anzublicken. Er wünschte sich wirklich nichts sehnlicher, als dass er sich darauf einlassen konnte. Wie heute Morgen sich einfach allem hingeben zu können, doch das konnte er nicht. Noch nicht. „Gut … dann lass ich dir so viel Zeit wie du brauchst. Bis dahin … schlafe ich woanders.“ Ohne ihm noch etwas Zeit zum Antworten zu geben, ging Fuji an ihm vorbei und ließ ihn im Gang stehen. Etwas verwirrt starrte Ryoma gegen den Punkt, wo der Tensai zuvor noch gestanden hatte, eh er sich umwandte, um ihn nachzusehen. Obwohl er das bekommen hatte, was er wollte – Zeit – so fühlte es sich für Ryoma nicht wie ein Gewinn an, sondern eher wie ein Verlust. Etwas geknickt sah er dem Tensai nach, der ohne weitere Worte um die nächste Biegung verschwand. Also, wenn er nun die Zeit, die er zum Nachdenken und Verstehen seiner Gefühle, bekam – wieso fühlte es sich dann so schrecklich an ihn gehen zu lassen … Fortsetzung folgt … Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)