Das Erbe des Meisters von abgemeldet (Dream Of Her Heart -ManaxMahado-) ================================================================================ Kapitel 1: Die Freundin im Geiste --------------------------------- Mein Dank gilt: Meinen Kommentatoren: Yuugii Guardian ShioChan Kuri-muff Und Vaness1 fürs Betalesen, ich danke euch allen für eure Unterstützung PS: Falls sich noch immer wer fragt warum ich die –ss Variante benütze, hier gibt’s die Aufklärung: Ich bin Schweizerin und in meinem Land benützen wir nur die –ss. Also ergo, meine Tastatur besitzt dieses Zeichen nicht… Ich dachte, ich stell das hier mal klar, da ich schon einige Male darauf angesprochen wurde. Die Freundin im Geiste Leise seufzend, den Binsenstift zwischen die Lippen geklemmt, blickte Mana von der vor ihr ausgebreiteten Papyrusrolle auf und starrte gedankenverloren an die Decke ihres Gemaches. Die Luft hier war warm, trotz der kleinen Fenster, und doch fühlte sich ihr Körper eiskalt an. Der Kopf war leer, die Gedanken nicht fähig sich zu sammeln und so fühlte sie sich auch in ihrem Inneren. Seit einigen Tagen schon war sie unruhig, konnte nachts kaum noch schlafen und auch tagsüber so unkonzentriert, dass ihr junger Magierlehrling sich wohl bereits fragen musste, was mit ihr nicht stimmte. Ein dünnes Lächeln zog sich über ihr schmales Gesicht, als sie an den aufgeweckten und äußerst ehrgeizigen Priesteranwärter dachte, in welchem sie ein großes Talent für den schwierigen Zweig der Magie und Zauberei zu finden glaubte. Manchmal fiel es Mana schwer zu begreifen, wie schnell die Zeit vergehen konnte. Für sie war es erst einen Tag her, seit sie begonnen hatte, Kenna zu unterrichten. Dabei war seither der Nil bereits zweimal über die Ufer getreten und die Fortschritte des Jungen wurden immer deutlich sichtbarer. Mana glaubte fest daran, dass er eine glorreiche Zukunft vor sich hatte. Möge er ruhmreich in den Diensten von Ägyptens Licht in dessen Leibwache aufsteigen, wenn er seine Ausbildung abgeschlossen hatte. Ja, genau so würde es wohl geschehen, wenn Kenna erst ein vollwertiges Mitglied des Priesterhofes geworden war. Würde der Junge dann auch ihrem Weg folgen und jungen Magietalenten diese Ausbildung ermöglichen? So, wie es auch einst ihr Meister getan hatte, vor so langer Zeit... Meister Mahado… Obwohl seit seinem Tod schon fünf Jahre vergangen waren und die Wunden in ihrem Herzen mit der Zeit zu heilen begannen, hatte sie ihn dennoch niemals vergessen können. Mana wollte das auch nicht, so lange ihr Erinnerungsvermögen sie nicht im Stich lassen würde. Doch wenn ihre Gedanken bei ihm waren, würde er nicht in Vergessenheit geraten und sein Opfer geehrt werden. Schließlich trug sie nun mit Stolz den goldenen Ring, welchen Mahado einst sein Eigen nannte. Dieser Gegenstand symbolisierte Manas Verbundenheit mit ihrem Meister, da sie sich niemals richtig von ihm hatte verabschieden können. Mahados Körper wurde nie gefunden. Also hatte man keine Bestattung, wie sie ihm eigentlich zugestanden hätte, durchführen können. Ein Grab gab es bis heute nicht. Mana hoffte mit jeder Faser ihres Herzens, dass seine Seele trotzdem im Reich der Toten ihren Platz und vielleicht auch Frieden gefunden hatte. Sie seufzte nochmals leise und schloss die Augen, ihren Kopf ließ sie mit einem kaum hörbaren Knacksen in den Nacken fallen. Ein gewispertes „Meister“ durchdrang den Raum und verhallte ungehört in dem sandfarbenen Stein. Würden sie sich wiedersehen, wenn sie selbst einmal die irdische Welt verließ? Und würden all die Worte, welche niemals ausgesprochen wurden, jemals das Innere ihres Herzens verlassen? Worte, welche Mana nur zu gerne ihrem Meister anvertraut hätte. Worte, welche alleine für ihn bestimmt gewesen wären. Ein Klopfen riss Mana aus ihren trüben Gedanken und vor Schreck fiel sie beinahe vom Stuhl, bevor sie wieder vollständig ins Hier und Jetzt zurück fand. Ein leises „Ja, bitte?“ verließ ihre Lippen und ihr Körper straffte sich wieder, ehe die Magierin sich erhob. Die Tür zu ihrem Gemach öffnete sich und ein Junge mit kurzem, dunklem Haar und dunklen Augen trat in ihr Sichtfeld. Er atmete hektisch, so als sei er den ganzen Weg hierher gerannt. Dies bezeugten auch die Schweißperlen, welche auf seiner Stirn glitzerten. „Meisterin, ich weiß, dass ich noch zu früh für den Unterricht bin und Ihr noch viele Dinge zu erledigen habt, jedoch werdet Ihr erwartet. Die ehrwürdige Beraterin, Meisterin Aisis trug mir auf, Euch auszurichten, dass sie Euch auf ein Wort in ihrem Gemach erwartet“, ließ der Junge, durch das heftige Atmen etwas stockend verlauten und kratzte sich wie beiläufig an der linken Schulter, wo zwei mittelgroße Schnitte langsam abheilten. Die Überbleibsel eines missglückten Zaubers, welchen Mana eigentlich heute mit ihrem Schüler üben wollte. Doch halt, was hatte Kenna noch gleich gesagt? Aisis wollte sie sprechen? Warum denn das? Mana runzelte leicht die Stirn und blickte das Kind vor sich fragend an: „Weißt du, was Meisterin Aisis von mir möchte?“ Kenna zuckte nur mit den Schultern und entließ geräuschvoll die Luft aus seinen Lungen. „Nein, ich weiß es nicht. Einem Lehrling wie mir erzählt man doch nichts“, antwortete er artig, jedoch glaubte Mana einen enttäuschten Unterton aus seiner Stimme herauszuhören, was ihr ein Schmunzeln auf die Lippen trieb. Diese Reaktion kam ihr ziemlich vertraut vor... Als sie noch der kleine Magierlehrling war, hatte man sie auch aus allem Möglichen heraus gehalten. Mana kniete sich zu dem Jungen hinunter, noch immer das leichte Schmunzeln auf den Lippen, und strich mit den Fingern durch sein dunkles Haar. „Vergiss nicht, Kenna! Jeder der hohen Priester hier, stand einst genau da, wo du jetzt auch bist. Selbst sie mussten als Anwärter auf die Priesterämter vorbereitet werden. Schließlich gehören wir zu den königlichen Wächtern, welche unseren Pharao beschützen. Wenn du weiter fleißig lernst und immer dein Bestes gibst, könnte diese große Ehre vielleicht auch dir zuteilwerden. Und...“, Mana deutete mit der linken Hand auf den goldenen Ring um ihren Hals, „dann wird dieser Ring, dieses mächtige Artefakt, dir gehören, damit du mit seiner Hilfe den König vor allen Gefahren schützen kannst“, schloss sie mit einem aufmunternden Kopfnicken und erhob sich wieder. Aisis wartete schließlich auf sie und Mana wollte sie nicht warten lassen. „Kenna? Wirst du gerade an einem anderen Ort gebraucht? Sonst könntest du hier auf mich warten und dir nochmals die Theorie des Zauberspruchs, welcher so gründlich schief gelaufen ist, verinnerlichen. Wenn ich zurück bin, werden wir weiter üben.“ Kenna nickte bloß und setzte sich auf den Boden, die mitgebrachte Schriftrolle wurde entrollt und gleich danach verdrängte leises Murmeln die Stille des Zimmers. „Ich werde bald zurück sein“, gab Mana noch von sich, ehe sie ihr Gemach verließ und jenes der obersten, königlichen Beraterin ansteuerte. Das knielange Kleid aus weisen Leinen raschelte zusammen mit ihrem Umhang bei jedem Schritt, während der goldene Ring um ihren Hals leise klirrte. Außer einigen Dienern, welche sich vor ihr verbeugten, begegnete Mana keiner anderen Seele in den prachtvollen Gängen des königlichen Palastes, sodass sie bereits nach kurzer Zeit vor Aisis‘ Gemach stand. Etwas angespannt, da Mana keine Ahnung hatte, was die ältere Frau wohl von ihr wollte, straffte sie noch etwas die Schultern und nahm eine gerade Haltung ein. Zupfte ein wenig an ihrem Gewand herum, bevor sie endlich anklopfte. Einige Momente verstrichen, ehe sich die Tür öffnete und Aisis‘ Gesicht zum Vorschein kam. „Ah Mana, wie schön, dass du Zeit gefunden hast, meiner Bitte nachzukommen. Ich weiß ja selbst, wie viel Arbeit auf den Schultern der königlichen Wächter ruht. Doch mein Herz verlangte dich zu sprechen. Bitte, komm herein, ich möchte nicht, dass unvorsichtige Ohren zuhören“, erklang sofort ihre weiche, freundliche Stimme an Manas Ohr, welche auch gleich mit leisen Schritten den Raum betrat. Hinter ihr fiel die Tür mit einem unmissverständlichen Geräusch ins Schloss. Fließende Stoffe, in der Farbe von hellem Flieder und warmem Sandgelb, verhüllten das Gemach der Beraterin und der süße Duft von reifen Feigen und Trauben lag in der Luft. „Bitte, setz dich doch, Mana. Im Stehen spricht es sich nicht so gut“, bot Aisis Mana mit einem herzlichen Lächeln einen Stuhl an, welche natürlich das Angebot nicht ausschlug und sich darauf niederließ. Sie selbst setzte sich ihr gegenüber und mit dem Rücken zum Licht, sodass ihr Gesicht im Schatten lag. Dennoch, wenn man genau hinsah und die Zeichen zu deuten vermochte, wurden die Überbleibsel jener großen Tragödie vor fünf Jahren für das geschulte Auge sichtbar. Aisis lächelte nicht mehr so oft wie früher und wenn sie es tat, bekamen es nur noch wenige Personen zu sehen. Eine war sie selbst und die anderen niemand geringeres, als der Herrscher über Ober- und Unterägypten, der strahlende Stern ihres Landes. Mana wandte den Blick ab, ehe er auf eine fein verzierte Keramikschale traf, die auf dem niedrigen Tisch vor ihr thronte, in welcher jenes Obst lag, dessen Geruch ihr in die Nase gestiegen war. Der königlichen Beraterin musste Manas sehnsüchtiger Blick wohl aufgefallen sein. „Wenn du möchtest, bediene dich! Die Früchte sind köstlich für diese Jahreszeit. Selten waren die Trauben so süß und saftig. Die Götter haben uns mit einer ausgezeichneten Ernte reich beschenkt“, sagte sie bloß und wies mit einer einladenden Geste auf die Schale. Mana spürte, wie ihr das Wasser im Mund zusammenlief und griff mit einem aufrichtigen „Ich danke Euch“ nach einem kurzen Stängel, geschmückt mit einem halben Dutzend weinroter Trauben. Genießend schob sie sich eine der kleinen Früchte in den Mund und spürte, wie der Saft angenehm die Geschmacksnerven kitzelte. Die andere Frau nahm nichts zu sich, ließ aber mit einem eindeutigen Befehl einen Krug, gefüllt mit einem süßen Dattelgetränk und zwei Trinkgefäße in den Raum bringen. Kaum stand der Krug auf dem Tisch, verschwand die Dienerin auch sofort wieder. Es war ein junges Mädchen mit dunkler Haut und langem Haar. Sie hatte wohl noch Arbeiten zu erledigen… Mana griff durstig nach einem der Becher und trank einen Schluck des herrlich erfrischenden und kühlen Saftes, sodass sich ihre Kehle gleich nicht mehr so schrecklich trocken anfühlte. „Nun Meisterin Aisis, was wolltet Ihr dann so Dringendes mit mir besprechen? Offenbar hatte Kenna es sehr eilig gehabt, mir diese Nachricht zu überbringen“, fragte Mana, nachdem sie das Gefäß wieder zurück auf den niedrigen Tisch gestellt hatte und sich darum bemühte ihre Stimme ruhig zu halten, während sie innerlich vor Neugierde erbebte. „So ist es. Ich trug ihm auf, dass er sich mit der Nachricht beeilen möge“, Aisis straffte ihren Körper etwas und sah Mana geradewegs in die grünen Augen, welche fragend zurückblickten. Ein leises Seufzen vertrieb die Stille in dem edlen Raum, ehe Aisis ihre Stimme wieder erhob: „Mana, du weißt, dass ich dich als meine Freundin und Vertraute betrachte und deshalb ist es für mich eine Herzensangelegenheit dich zu fragen, was dich bedrückt. Du wirkst seit einigen Tagen so geistesabwesend, als würdest du am liebsten ganz woanders sein. Du bemühst dich zwar es zu verbergen, jedoch ist es bereits Kenna aufgefallen. Da der Junge jedoch durch Geheimhaltung glänzt und noch keine beunruhigenden Gerüchte in verschwiegenen Ecken kursieren, dürfte es bisher noch niemand anderem aufgefallen sein... Deshalb, hier nochmals meine eindringliche Bitte an dich. Erzähl mir, was dir auf der Seele liegt, Mana.“ Mana verschluckte sich beinahe an dem süßen Dattelsaft, als sie diese Worte hörte und ihr Herz begann vor Anstrengung schneller zu schlagen. Das durfte doch einfach nicht wahr sein! Wütend über sich selbst und ihre geringe Selbstbeherrschung biss sie sich auf die Unterlippe und ballte ihre Hände zu Fäusten. Warum konnte sie nicht ihre Gefühle verbergen, so wie alle anderen auch? Sie glaubte nicht daran, dass auch nur ein einziges Mitglied des Könighofes, außer ihrem Herrscher vielleicht, die Veränderung von Aisis‘ einst so herzlichem Wesen auch nur bemerkt hatte. Dafür kannte sie niemanden gut genug... Die meisten der hochrangigen Priester und Beamten kamen erst nach Zorks Vernichtung hinzu und es war, als würde Aisis es zu verhindern wissen, dass ihr jemand anderes außer Mana und dem König zu nahe kam. Die ältere Priesterin hatte bisher geschwiegen. Sei es um Mana genug Zeit zu lassen, damit das Gesagte auf sie einwirken konnte oder hatte sie andere, vielleicht auch persönliche Gründe? Aisis erhob sich und drehte ihren Körper in Richtung eines der kleinen Fenster, sodass ihr Gesicht durch das schwache Tageslicht erhellt wurde. Jedoch schien ihr Blick ziellos ins Leere zu laufen. Mana trat neben die ältere Frau, brachte jedoch auch keinen einzigen Ton zwischen den Lippen hervor. Aisis Worte hatten sie zum Nachdenken gebracht und sie beschloss, dass sie ihr Möglichstes tun würde, um ab dem heutigen Tag ihre Gefühle endlich hinter einer eisernen Maske zu verbergen… „Vermisst du ihn?“, erhob Aisis wieder ihre Stimme, die Worte jedoch trafen Mana wie ein einzelner, sirrender Peitschenhieb mitten in ihr Herz. Sie wusste vom ersten Augenblick an, von wem Aisis sprach. In ihrem Inneren versteifte sich etwas schmerzhaft. Wieder fühlte sie diese verschlingende Kälte in sich, welche langsam in ihr Herz hineinschlich. Mana verzog kurz das Gesicht, wandte ihren Blick aber keinen Moment von Aisis‘ glasklaren Augen ab. Sie war kein kleines Mädchen mehr, sondern eine erwachsene Frau mit Würde und ein hoch angesehenes Mitglied des Königshofes. Es gab kein Grund, weshalb sie Aisis nicht auf deren Frage antworten sollte, schließlich besaß die Beraterin ihr uneingeschränktes Vertrauen. Dennoch schien eine Ewigkeit vergangen zu sein, ehe Mana den Mund öffnete. Ihre Stimme erklang im Gegensatz zu ihrem Zögern fest und klar. „Ja, ich vermisse ihn, mehr als ich es in Worten fassen kann. Wie könnte ich auch nicht? Er war schließlich mein Meister, der mir so viel beigebracht hat. Und ungeachtet dessen war Meister Mahado auch mein Freund, mein Vertrauter und Mentor. Manchmal, besonders zu Beginn meiner Ausbildung, hatte er mich erst mit ernsten Worten zu Recht gewiesen, wenn mir ein Zauber nicht gelungen ist, nur um mich danach zu trösten und aufzumuntern. Er hat mir die Kraft gegeben, die Ausbildung durchzustehen. Auch noch heute, wenn ich an sein sanftes Lächeln denke, gibt es mir den Antrieb immer weiterzumachen, einen weiteren Tag zu leben. Nicht an ihn zu denken, wäre eine Beleidigung, eine Verschmähung des Erbes an mich und seines Andenkens. Kenna und jeden weiteren Schüler nach ihm bilde ich im Namen meines Meisters aus, auf dass er niemals aus den Erinnerungen verschwinden möge. Manchmal ist es mir, als würde ich seine Präsenz spüren, welche mich während den Unterrichtsstunden mit Kenna leitet, mir den richtigen Weg zeigt. Ich bin mir sicher, dass er mich nicht alleine lässt... Dieser Umstand erweckt in mir so viele Erinnerungen an eine vergangene, bessere Zeit, in der die Welt noch in ihrem gewohnten Gang verlief“, Mana verstummte und blickte an Aisis vorbei zu dem kleinen Fenster. Ein leichter Rotschimmer hatte ihre Wangen überhaucht, als sie von Mahado gesprochen hatte, während eine angenehme Wärme in ihrem Körper brodelte. Eine Wärme, welche sie nur verspürte, wenn sie an ihren Meister dachte oder von ihm sprach. Ein kleines Lächeln zierte ihr Gesicht. „Dein Trübsal und deine Unkonzentriertheit… Rühren die von der Zeremonie her, welche in einigen Tagen stattfinden wird? Eine Zeremonie, an welcher wir den Opfern gedenken, die bei diesem schrecklichen Krieg ihr Leben lassen mussten? Weil wir uns wieder in vollstem Bewusstsein eingestehen müssen, wie viele geliebte Menschen wir damals verloren. Shada, Mahado, Meister Shimon, Meister Akunadin und schließlich auch noch Karim...“, Aisis‘ Stimme war gegen Ende immer leiserer geworden und der Hauch eines leidenden Ausdrucks durchzog ihre blauen Augen, welche sie gleich darauf kurz schloss, um ihrer Gefühle wieder Herr zu werden. Sie hob ihre Hand und fuhr sich mit einer zitternden Geste über die Stirn, als plagten sie Kopfschmerzen. Eine bleierne Müdigkeit legte sich wie ein dunkler Schleier über das hübsche Gesicht der älteren Priesterin und ließ sie beinahe um Jahre altern. „Meisterin Aisis? Erlaubt Ihr mir eine Frage? Ich weiß, dass ich damit vielleicht meine Grenzen überschreite und Euch zu nahe trete. Falls dies der Fall sein sollte, verzeiht mir bitte, aber...“, Mana starrte völlig verblüfft in Aisis’s Gesicht, als sich ein dünnes Lächeln um ihre Lippen kräuselte. Sie ahnte anscheinend, worauf Mana hinaus wollte. „Du fragst dich wohl, ob ich Karim nahestand? Ob ich ihn vermisse und oft an ihn denke?“, die Beraterin verstummte kurz und atmete erst tief durch, bevor sie fortfuhr, „Natürlich fehlt er mir und ich wünschte wirklich, er wäre noch hier, bei mir. Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht an ihn denke...“ Ein Zittern hatte sich in Aisis‘ Stimme geschlichen, während sich ihre innerliche Zerrissenheit in ihrem Gesicht offenbarte. Mana schluckte erst einmal hart, erwiderte aber nichts. Eine Unterbrechung wäre jetzt nicht angebracht gewesen, wenn Aisis schon von sich aus über dieses heikle und schwierige Thema sprach. „Ich habe meine Tränen für Karim vergossen und meinen Frieden gemacht, doch vergessen werde ich ihn niemals, dafür bedeutete er mir zu viel“ Diesen Worten folgte ein kleines Lächeln. Ein Lächeln, aus dem Liebe und Zuneigung sprach. „Manchmal begegne ich ihm nachts in meinen Träumen und darf ihm nahe sein. Er nimmt mich in seine Arme, ohne dass wir irgendwelche Gerüchte befürchten müssen und wir können glücklich miteinander sein, bis der neue Morgen mich wieder von ihm trennt. Diese Träume geben mir Kraft und nähren die Hoffnung in mir, dass er auf mich wartet und ich ihn wiedersehen werde…“, Aisis verstummte abermals und sie schüttelte leicht den Kopf. Ein unmissverständliches Zeichen dafür, dass sie nicht weitersprechen würde. Ihre geheimsten Gefühle und Gedanken gehörten ihr alleine und würden niemals das Ohr eines Anderen erreichen. Die Beraterin drehte Mana den Rücken zu und setzte sich leise seufzend auf ihr Bett. Sie hatte Mana zwar versichert, dass sie über den Tod Karims hinweg wäre, doch Worte waren schnell daher gesagt, auch wenn es nicht direkt gelogen war. Richtig glücklich würde sie vielleicht nie wieder werden, dennoch hatte das Licht der Götter ihr Herz nicht verlassen und das Leben bot noch Momente der Freude und Glücksmomente. „Meisterin Aisis? Braucht Ihr noch etwas von mir? Kenna wartet auf mich und ich sollte mal nach dem Jungen sehen, bevor noch ein Missgeschick passiert und er dafür verantwortlich gemacht wird“, fragte Mana leise und trat vor die ältere Priesterin. Eine fragende Erwartung stand in den grünen Augen. „Nein Mana, du darfst dich zurückziehen, doch bitte nimm dir meine Worte zu Herzen. Bisher hast du noch Glück gehabt, doch Gerüchte verbreiten sich hier schnell. Du bist mir wichtig als meine Freundin und ich möchte, dass es dir gut geht.“ - „Ja, ich weiß und ich danke Euch, Meisterin Aisis. Für Eure Fürsorge und Eure Freundschaft…“, mit einem seltsamen Gefühl im Magen verbeugte sich Mana vor der Beraterin, drehte sich um, verließ auf leisen Sohlen den Raum und schloss sorgsam die Tür. Sie atmete tief durch und berührte nachdenklich den goldenen Ring um ihren Hals, als könnte dieser ihr die Antwort auf alles geben, was in diesem Moment durch ihren Kopf wirbelte. Doch wie erwartet blieb das Artefakt stumm. Mana krallte ihre Hand in die linke Brust, spürte den unruhigen Schlag ihres Herzens. Beinahe fühlte sie sich verwirrter und rastloser, als noch vor dem Gespräch, doch das sollte nicht sein. Eigentlich müsste sie sich besser, vielleicht auch befreiter fühlen, da sie Aisis ihre Sorgen anvertrauen konnte, dem aber war nicht so. Ihre Hand lockerte sich merklich, als sie ein leises Geräusch aus der Nähe hörte. Ihre Miene erstarrte zu Eis und mit bemüht festen Schritten trat sie den Weg zurück in ihr Gemach an. Ich weiß, dass in der altägyptischen Oberschicht meist Wein oder auch Bier konsumiert wurde, jedoch fand ich es für solch ein Gespräch unpassend, wenn die beiden Alkohol zu sich genommen hätten. Da griff ich doch lieber zu einem Fruchtsaft, den es ebenfalls gegeben hatte. Wohl auch für eher Wohlhabende gedacht, welche sich aber keinen Wein leisten konnten. Danke fürs Lesen… See you soon, maybe ♥♥Maulwuerfchen♥♥ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)