Aftermath von GodOfMischief (God of Mischief) ================================================================================ Kapitel 9: Eisblau ------------------ Es herrschte angespannte Stille in dem großen Konferenzsaal, in dem die Avengers und eine handvoll S.H.I.E.L.D.-Agenten saßen. Sie sahen einander nicht an, doch wenn sie vermuteten, dass man anderweitig beschäftigt war, wurden bitterböse Blicke zu den Anderen geworfen. Auf diese Art und Weise würden sie alle kein Wort miteinander tauschen, nicht ein mal Thor, der sonst immer einer derjenigen war, der seinen Senf dazugeben musste, sah vollkommen ausgelaugt aus. Natasha hatte stur die Arme vor der Brust verschränkt und starrte auf die Tischkante, während sie immer wieder einen Blick zu Maria Hill warf, die so tat, als wäre sie mit den Computern beschäftigt. Sie konnte spüren, wie Clint an ihrer Seite immer wieder den Kopf leicht hob, um ein Auge auf Agent Sitwell zu haben, der vor der Fensterfront stand und hinaus auf New York starrte. Steve sagte kein Wort sondern blickte ebenso bedrückt hinab auf seine gefalteten Hände. Tony hingegen lag beinahe schon quer auf dem Tisch und versuchte etwas Schlaf aufzuholen. Von ihnen allen sah er dank des Schlafmangels beschissener aus. Nach der Sache in Manhatten hatte er kaum geschlafen, hatte tagsüber Panikattacken, dann war er die ganze Zeit am Arbeiten gewesen und nun fand weder er, noch die Anderen einen erholsamen Schlaf. Woran genau der allgemeine Schlafmangel lag, konnten sie nicht sagen, doch es ging nun schon seid ein paar Tagen so. Um genauer zu sein, seid sie aus Nepal zurückgekehrt waren. Zuerst war der Verdacht da, dass es sich wirklich um eine gefangene Hexe handelte, doch die Fremde regte sich in ihrer Zelle kein Stück, noch sprach sie ein Wort zu irgendjemandem. Ein Mitglied ihrer Truppe schien es jedoch besonders schwer getroffen zu haben. Und das machte auch den Anderen das Leben schwer. „Okay, kann mir nun endlich einer erklären, was hier los ist?“, Nick Fury hatte kaum den Raum betreten, als er ihnen diese Worte stocksauer entgegen warf, augenscheinlich genauso wenig ausgeschlafen, wie sie alle, „Verdammt, kann mal jemand Stark aufwecken?“ Während Fury den Platz an Agent Hills Seite einnahm, verpasste Natasha dem Schläfer einen Hieb in die Seite, welcher daraufhin fast von seinem Stuhl aufsprang. Tony blinzelte und fuhr sich mehrmals über die Augen, gähnte leise und lehnte sich in dem Sessel zurück: „Gott, das ist fast so schlimm wie damals“, er sah sich nicht ein mal in dem großen Raum um, sondern stützte den Kopf gleich auf seine Hand und versuchte sich davon abzuhalten, wieder einzunicken. „Also?“, Fury achtete gar nicht auf die versagende Disziplin seiner Truppe, sondern wollte nur eine Antwort haben. „Es ist, als wäre es ein Albtraum in einem Albtraum, in einem Albtraum“, Clint massierte sich die Schläfe und brachte die Worte mühselig über seine Lippen, „Es fängt immer damit an, dass wir uns alle anfeinden, dann kommt der Hulk ins Spiel und zerstört einfach alles. Dann wachen wir auf und denken, alles wäre okay, bis die Durchsage kommt, dass Doktor Banner einen Anfall hatte und das ganze Spiel geht von vorne los, bis wir wirklich aufwachen“ Bruce sah es nicht, doch er spürte, wie sich alle Blicke auf ihn richteten. Von Allen sah er am schlimmsten aus. Dunkle Schatten verfinsterten sein Gesicht und seine Hände schienen unmerklich zu zittern. Bruce Banner war zuvor schon ein hagerer Mann gewesen, hatte keine Statur wie Steve oder gar Thor, doch nach den vergangenen Nächten, nachdem der Rest des Teams aus Nepal zurückkehrte schien es um seine Gesundheit nicht gut bestellt. Was auch immer die Mannschaft plagte setzte ihm am meisten zu. Es war die reinste Farce jeden Morgen aus diesen Albträumen aufzuwachen und seinen Herzschlag zu messen, versuchen sich unter Kontrolle zu halten, warten bis der Grünstich seiner Haut sich verflüchtigte. Stur fixierte er die Kante des Tisches und fühlte sich um einige Jahre zurückgeworfen, als er sich noch verstecken musste. Glücklicherweise hielt das erdrückende Schweigen nicht allzu lange an, denn Thors donnernde Stimme brachte nun alle Aufmerksamkeit auf sich: „Es muss mit diesem Weib zusammenhängen! Sie ist wahrlich eine Hexe, denn zuvor ging es uns deutlich besser“ Direktor Fury ließ diesen Kommentar jedoch vollkommen außer Acht und wandte sich indes lieber an Tony mit einem fragenden Blick, der noch immer so aussah, als wolle er lieber in seinem Bett liegen, als auf dieser nichts bringenden Versammlung zu sitzen. „Der Stein befindet sich im Gebäude“, begann er schließlich und es schien, als müsse er erst ein mal seine Gedanken in diesem Nebel in seinem Kopf sortieren, „Er befindet sich in den Arrestzellen. Und er befindet sich bei ihr“ „Habt ihr versucht mit ihr zu kommunizieren?“ „Sie redet nicht“, Hill und Romanoff sprachen es zur gleichen Zeit aus, da sie bis dato die Einzigen waren, die man dazu anschickte, mit der Fremden zu reden. Sie warfen sich einen kurzen Blick zu und schwiegen dann wieder. „Habt ihr versucht, ihr den Stein abzunehmen?“ „Sie klauen wohl auch kleinen Kindern den Lolli, was?“, ächzend erhob sich Tony von seinem Stuhl und umrundete den Tisch, bis er an Furys Seite stand und auf die Schaltflächen zugreifen konnte. Er fummelte ein wenig an den Knöpfen herum und zog ein Hologramm auf den Tisch, sodass auch alle anderen es sehen konnten. Ein Bild der Gefangenen erschien und sofort zoomte er auf das bunt schillernde Collier, das in ihre Aufmachung eingearbeitet war. Es bestand aus mehreren Steinchen, manche größer, manche kleiner und jeder von ihnen hatte eine andere Farbe. „Es muss einer dieser Steine sein, aber wir können nicht genau ausmachen, welcher von ihnen es ist. Die Gamma-Werte sind für jeden Stein gleich. Es ist, als würden sie absorbiert und verbreitet werden, sodass wir-“ „Habt ihr versucht ihr das verdammte Ding abzunehmen?“, Fury klang von diesen Fortschritten nicht gerade begeistert, sofern er sie denn überhaupt Fortschritte nennen konnte. Er beugte sich über den Tisch, die Hände auf eben jenen gestützt und blickte jeden an, als wären sie seine Beute und er der hungrige Löwe. „Sir, wenn ich anmerken darf“, Hill trat an seine Seite, die Arme noch immer streng vor ihrer Brust verschränkt und musste sich wohl sichtlich beherrschen, dass sie nicht ausfallend wurde, „Die Fremde spricht nicht und soweit es erklärt wurde, hat sie das Team nicht angegriffen. Als Ausgestoßene in einem zerfallenen Tempel wird sie sicher was gegen Eindringlinge gehabt haben und hat nur versucht sich zu verteidigen“ Das war nicht gerade eine Antwort gewesen, die ihn ruhiger stimmte, doch er lehnte sich wieder zurück und sprach nun mit einer ebenso angestrengten Stimme, wie der Agent zuvor: „Einer von Euch wird nun zu den Arrestzellen gehen“ Ein Stuhl kratzte über den Boden, Agent Romanoff war die Erste, die nach diesen Worten aufstand: „Ich werde gehen“ Keiner antwortete ihr, doch Agent Hill nahm es ebenfalls als Aufforderung ihr zu folgen. Der Fahrstuhl im Stark Tower war so leise, dass es keine nervigen Nebengeräusche gab, die ihre Gedanken übertönen würden. Sie hatte ein mulmiges Gefühl, als sie hinunter zu den Arrestzellen fuhr, doch konnte sie es erst nicht direkt einordnen. Sie würde es beinahe gleichstellen mit dem Gefühl, das sie damals hatte, als sie auf dem Weg war, um Loki auszufragen, nachdem sie diesen in Stuttgart aufgesammelt hatten. Die Fahrstuhltüren glitten langsam auf und ein Schwall kühler Luft schlug ihr entgegen. Die Arrestzellen und Verhörungsräume befanden sich im Keller genau über der Quelle, die Alles hier am Laufen hielt. Es war beinahe zappenduster, bis sie die ersten Schritte hinaus auf den kahlen Gang machten und sich die grellen Neonlampen an der Decke von selbst flackernd anschalteten. Zusammen gingen sie den kreisrunden Gang hinunter, das Klackern ihrer Absätze hallte von den Wänden wider. Ansonsten war es beinahe totenstill. Die meisten Zellen waren leer. Eigentlich so gut wie alle, denn in letzter Zeit gab es relativ wenig Verbrecher, die es nötig gehabt hätten, in eine besondere Zelle gesperrt zu werden. Im äußeren Kreis befanden sich die Einzelzellen, in der Mitte ein ganz besonderes Stück; Fury konnte einfach nicht von der Zelle ablassen, die sie damals auf dem Helicarrier für den Hulk installiert hatten. Dabei gab es im Tower mittlerweile spezielle Ebenen, die den Hulk in Schach halten sollten. Die Scheibe, die sie von der Fremden in ihrer Zelle trennte, fühlte sich ungewöhnlich warm unter ihren Fingern an. Schweigend betrachteten die beiden Frauen die Szene, wie das dunkelhaarige Mädchen auf ihrer Bank kauerte und sich nicht rührte. Die schwarzen Haare fielen ihr über beide Schultern und verdeckten ihr Gesicht. Sie spürte ihre Anwesenheit, so war es immer gewesen, wenn sie Besuch kriegte, es dauerte nur eine Weile bis sie den Kopf hob. Doch trotz allem sah sie ihre Gäste nie an, sondern stierte immer auf die ihr gegenüberliegende Wand und wartete darauf, dass man ihr etwas erzählte. Nachdem sie sich jeglichen Dreck herunter gewaschen hatte, zeigte sich darunter ein recht hübsches Gesicht und strahlend grüne Augen. „Wie geht es dir heute?“ Sekunden der Stille vergingen, bis sie endlich das Gesicht zu ihnen wandte und die Hände in ihrem Schoß faltete. Ihre Lippen bewegten sich nicht, doch für einen winzigen Augenblick verengten sich ihre Augen, als sie Agent Hill fixierte, wobei Romanoff ihr diese Frage gestellt hatte. „Immer noch keine Lust zu reden?“ Die Fremde stierte weiterhin, ohne auch nur die kleinste Regung zu zeigen. Doch dieses Spiel konnten die beiden Agentinnen ebenso gut spielen. Und so schienen sich die Sekunden zäh in eine kleine Ewigkeit zu ziehen, bis sich ihre Mundwinkel nach oben bogen und sie mit einer Hand über ihr Collier strich und wenige Sekunden an einem blauen Stein verharrte, den sie zwischen Daumen und Zeigefinger rieb. „Was? Was gibt es da zu grinsen?“, Natasha konnte nicht genau sagen, woher ihr plötzliches Unbehagen kam, doch es kroch ihr eiskalt den Rücken hinunter, als sie diese List in ihren Augen erkannte. Die Rothaarige presste die Kiefer aufeinander und versuchte ihre plötzlich aufkeimende Wut unter Kontrolle zu halten, doch sie schlug mit der flachen Hand gegen die Scheibe und keifte: „Rede!“ Innerhalb eines Augenaufschlags knallte das Weib ihre Hände gegen die Scheibe und sah die Agentin finster an, welche erschrocken über diese Geschwindigkeit einen Schritt zurück wich. Man konnte genau die Verschlagenheit in ihrer Mimik sehen, als sie langsam die Lippen öffnete und ihre ersten Worte gegen die Scheibe hauchte. „Es gibt Angelegenheiten, aus denen auch Sie sich raus halten sollten, Agent Romanoff“ Das eisig kalte Gelächter, welches von der zierliches Frau losbrach, lenkte sie so sehr ab, dass sie den ersten Schlag gar nicht kommen sah. Er traf sie am Kiefer, so kraftvoll, dass sie zu Boden fiel. Ihre Hand tastete nach der schmerzenden Stelle und mühsam, noch immer geschockt, rappelte sie sich langsam auf. „Hill?“ Ihre Blicke trafen sich und augenblicklich stockte ihr der Atem. Da waren sie wieder diese blauen Augen! Für einen Moment setzte ihr Herzschlag aus und begann dann in einem rasendem Galopp gegen ihre Brust zu hämmern. Hektisch sah sie sich um, doch die einzige Fluchtmöglichkeit, die in Frage kam, war der Aufzug, mit dem sie hier runter gekommen waren. Kaum hatte sie diesen Gedanken zu Ende gebracht, hielt Agent Hill erneut auf sie zu. „J.A.R.V.I.S.? Der Aufzug! Informier die Anderen“ „Sehr wohl, Miss“, es erstaunte sie, dass die KI trotz dieser Situation noch vollkommen gefasst klang, als sie einen Schlag von Hill parierte. Vermutlich sollte sie sich eher darüber freuen, dass J.A.R.V.I.S. nach all den Jahren mit Tony eine gefährliche Situation unterscheiden konnte und sie so ebenfalls dazu befugt waren, dem Hausherren Befehle zu erteilen. Maria packte sie an den Oberarmen und warf sie in einer halben Umdrehung zu Boden. Dumpfer Schmerz schoss durch ihren Rücken, doch sie durfte sich davon nicht ablenken lassen, so klammerte sich auch Natasha an die Arme der Anderen und rammte ihr mit voller Kraft die Knie in die Magengrube, sodass Hill gleich schwungvoll über sie hinweg flog. Just in diesem Moment hörte sie das Pling, welches die Ankunft des Fahrstuhls ankündigte. Ihr Kopf schreckte hoch und schnell folgte ihr Körper. Sie musste raus hier, weg! Ihr Atem ging stoßweise, als sie den Gang entlang hastete und hoffte, die offenen Türen vor ihrer Kollegin zu erreichen. Doch eine Hand klammerte sich an ihren Knöchel und sie brach erneut zusammen, versuchte Schwung zu nehmen und traf Hill mit dem Fuß am Kopf. Sie wankte und fiel, doch ihr Griff blieb eisern. Was Natasha nun tat, schmerzte sie sicher ebenso sehr, wie Maria, als sie mit voller Kraft auf das Handgelenk der Frau trat und diese mit einem schmerzvollem Schrei endlich ihren Knöchel losließ. Doch unheimlich schnell kam sie wieder auf die Beine und versuchte mit weiteren Schlägen Natasha außer Gefecht zu setzen. Immer wieder versuchte sie diesen auszuweichen, sie zu parieren und ebenfalls zu zuschlagen, bis sie endlich die Lücke in Hills Verteidigung erkannte und ihren rechten Arm nach einem erneuten Angriff packte. Sie riss an ihm, versuchte ihn auszukugeln, drehte sich in eine Umarmung und schlug der anderen Frau den Ellbogen ins Gesicht. Maria taumelte zurück doch schien sie noch lange nicht ans Aufgeben zu denken. Sie taumelte zur Seite und griff an ihre blutende Nase. Natasha ahnte, wie es ihr ging, Schmerz und Schwindel, womöglich auch Übelkeit, doch keine der Beiden würde aufgeben. Traurig, beinahe mitfühlend sah die schwarze Witwe ihr Opfer an, welches aus eisig blauen Augen hasserfüllt zurück starrte. Stumm bewegten sich ihre Lippen zu einer Entschuldigung, doch wenn es um das eigene Überleben ging, dann musste man kurzen Kompromiss machen. Und so holte Natasha ein letztes Mal aus, setzte einen gezielten Tritt gegen die Schläfe Marias und sandte die taumelnde Frau erneut zu Boden. Ein Zischen war zu vernehmen, als sie auf dem Boden aufschlug. Noch immer starrte sie, doch sie rührte sich nicht und diese Sekunden nutzte Natasha, um in den Aufzug zu gelangen. Die Türen schlossen sich lautlos und das Einzige, was ihr in Erinnerung blieb, als der Strom ausfiel und sie im Dunkeln zurück ließ, war dieses stechende Blau, dass ihr den Magen umdrehte. „Scheiße“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)