Aftermath von GodOfMischief (God of Mischief) ================================================================================ Kapitel 7: Die Schneehexe ------------------------- „Sie kam vor wenigen Tagen. Trug ähnliche Kleidung wie ihr, sagte jedoch kein Wort, was sie hier wollte, oder woher sie kam. Wir nahmen sie auf, als wäre sie Teil unserer Familie, doch sie kommunizierte in keinster Weise mit uns. Sie war einfach da.“ Man hatte sie in das Haus eingeladen, es war klein, muffig und voll gestellt mit allerlei Dingen. Die Alte gab ihnen etwas zu Trinken und Essen und bot ihnen einen Platz zum Sitzen an, den jedoch jeder von ihnen ablehnte. Sie wollten herausfinden, warum man sie hier her gebracht hatte und wie es ihnen weiterhelfen konnte. So wenig Zeit wie möglich verlieren lautete die Devise. Es gab einen kleinen Feuerplatz in der Mitte des Raumes, wo bereits ein Feuer entfacht worden war und die Hausherrin mit einem Schürhaken herum stocherte. „Je länger sie da blieb, desto merkwürdiger wurde es. Erst war es nur eines der Schafe, dann folgten weitere, Hunde, Vögel, alles starb. Die Ernte gammelte. Die Kälte stieg an. Es war, als würde sie Unheil über unser Dorf bringen. Also verbannten wir sie“ Steve stand am nächsten zu ihr, zusammen mit Thor an einen Tisch gelehnt, Natasha ihnen gegenüber an der Wand mit ihrem StarkPhone in der Hand, um die Worte zu übersetzen. Clint und Tony lauschten der Geschichte vom Fenster aus, welches sie geöffneten hatten um einen besseren Blick auf den Tempel zu haben. Sie sahen niemanden dort hinauf oder hinunter gehen. „Es ist als bringe sie Kälte und Tod mit sich. Wir kennen ihren richtigen Namen nicht, weil sie kein Wort mit uns wechselte, doch wir bezeichnen sie hier nur als Schneehexe“ Als er die Worte hörte, wandte Clint sich mit hochgezogener Augenbraue zu den Anderen um und betrachtete die Alte, doch es schien ihr vollkommener Ernst zu sein. Wenn er selbst nicht schon so einiges in seiner Laufbahn als S.H.I.E.L.D.-Agent erlebt hätte, würde er sie für verrückt halten. „Aber sie ist ein Mensch. Oder?“, Natashas Blick fing seinen auf, als sie diese Frage stellte und auf die Antwort wartete, die sie wohl erhalten würden. Die Frau schwieg, als müsse sie gründlich darüber nachdenken, versuchen sich zu erinnern, wie es war, bevor sie die Fremde in den Tempel verbannt hatten. „Äußerlich ja“, es hörte sich so an, als wolle sie noch etwas sagen, doch sie schwieg sich aus. Sie hofften sie würde noch weitere Informationen über diese Schneehexe ausspucken, doch auch nach wiederholtem Nachfragen kam nichts, stattdessen lenkte sie das Thema auf den Weg, den sie zu erklimmen hatten. „Der Tempel ist zu Fuß schwer zu erreichen, wir schickten immer unsere stärksten Männer“, und wenn sie nun noch etwas hatte sagen wollen, so wurde sie gleich von Stark unterbrochen, der an ihr vorbei zur Tür stakste und dabei den Parka auf den Boden warf. „Wie gut, dass nicht alle von uns zu Fuß unterwegs sind“ „Stark, nicht!“, Steve hatte sofort erkannt, was Tony vor hatte und stieß sich von dem Tisch ab, um Tony nachzukommen und ihn abzuhalten, doch dieser hatte bereits die Tür aufgerissen und ein eiskalter Windstoß glitt durch das Haus. Mit einem Scheppern landete der rot-silberne Koffer auf dem Schotterboden vor dem Haus und Tony wandte sich mit einem seiner frechen Grinsen zu dem Rest des Teams um, das sich bereits in der Haustür scharrte. „Hey, immerhin muss einer von uns auch mal die Drecksarbeit erledigen“ „Wir haben doch ausführlich besprochen, das wir keinen Alleingang starten“, Steve brauste allmählich auf und als Tony bereits mit seinem Fuß den Koffer aktivierte, war Steve gerade ein mal die Hälfte der Treppe hinunter gekommen. „Tony, das kann nicht dein Ernst sein“ „Und wie das mein Ernst ist. Also wirklich, nachdem ich das da gehört habe-“, er machte eine wegwischende Handbewegung in Richtung der alten Frau, „Ihr glaubt doch nicht noch immer, dass das hier ein Sonntagsspaziergang wird?“ „Genau das ist es ja. Was ist, wenn diese Hexe wirklich eine Hexe ist, kein Mensch?“, Natasha klang ebenso aufgebracht wie Steve und deutete fahrlässig mit einer Hand in die Richtung, in der sich der Tempel befinden musste, doch auch davon ließ sich Tony nicht beeindrucken. „Bitte, wofür haben wir den nordischen Gott eingestellt?“, Tony griff nach der Rüstung und hob sie sich an die Brust, zog die Mechanik der Arme heraus und lächelte zufrieden, als sich das Metall seines Babys mit einem rhythmischen Klackern um seine Glieder schloss und die Repulsoren sich mit einem elektrischen Surren aufluden. „Wenn ihr das überhaupt noch durchziehen wollt, könnt ihr mir folgen“, kaum hatte er diese Worte ausgesprochen, schloss sich der Helm und er wandte den Blick von dem Rest des Teams ab, das noch immer nicht sonderlich begeistert von seinem plötzlichen Sinneswandel schien. „Tony, du kannst nicht einfach wieder alleine los ziehen, was ist wenn-“ „Was? Das mit der Hexe wahr sein sollte? Ich bitte dich, Cap, in dieser Welt gibt es so was wie Magie nicht“, so selbstsicher Tony auch klang, ihnen allen entging der kleine Bruch in seiner Stimme nicht, als er die Magie erwähnte. Anscheinend war er noch immer nicht darüber hinweg, in seinen Forschungen nicht allzu weit gekommen zu sein. Stark brachte kein weiteres Wort mehr über seine Lippen und stieß sich vom Boden ab, ließ den Captain unter ihm in einer Staubwolke zurück, während er den kürzeren Weg zum Tempel bevorzugte. Der Kiefer des Blondschopfs knirschte hörbar und dieses mal wirklich wütend stürmte er zurück ins Haus, schnappte sich seinen Schild und wies die Anderen sofort an: „Romaoff, Barton! Thor-“ Doch Thor hatte schon selbst einen Plan gefasst und war am Captain vorbei gestapft, hielt Mjölnir bereits an der ledernen Lasche fest, um ihn draußen zu schwingen und Iron Man durch die Luft zu folgen. Hin und her gerissen von der Wut, die sich in seinem Magen staute, vergaß sogar Steve sein gutes Benehmen und verabschiedete sich nicht von der Alten, ehe er fluchtartig mit den beiden Agents das Haus verließ und sie den Weg ansteuerten, der sie hinauf zum Tempel führen würde. Hoffentlich würde Stark sie nicht wieder allesamt in die Scheiße reiten. Je näher er dem Tempel kam, desto deutlicher schien es, als könne er die Kälte, die von diesem Ort ausging, durch seinen Anzug spüren. JARVIS hatte ihm durch das Rauschen des Windes einen Statusbericht gegeben. Der Tempel war verschüttet, einen Eingang gab es nur über das Dach. Die Anderen waren ebenfalls auf dem Weg hier her, Thor direkt hinter ihm. Tony umflog mehrmals den Tempel, nicht nur um den Eingang zu finden, sondern auch um von JARVIS mögliche Gefahrenstellen orten zu lassen. Daten schossen über seinen Schirm. Der Eingang am Dach war einige Meter breit, mehrere vordere Türme waren eingestürzt und hatten den direkten Eingang verschüttet. Der Scan zeigte Bewegungen im Inneren, keine hektischen, nur leichte Bewegungen, als wüsste die Hexe bereits, dass sie Besuch kriegen würde. Außerdem verdeutlichte die Gammasignatur sich. Ein Zustand, der Tony leise Schnauben ließ. Er drosselte sein Tempo und nutzte die Öffnung im Dach, um in dem alten Tempel zu landen. Es war nicht sonderlich groß. Dunkelheit kroch aus den Ecken und nur durch wenige Öffnungen in der Decke konnte Licht in den Raum strömen. Staub tanzte durch die Lichtkegel. Früher war es an diesem Ort sicher ein mal schön gewesen, doch mittlerweile wirkte es ebenso tot, wie der Rest des Dorfes. Und zu ruhig. Ein plötzliches Donnern ließ ihn herum fahren und er sah, wie Thor sich gerade wieder aufrichtete und seinen Blick durch das Zwielicht streifen ließ, auf der Suche nach Leben. Entgegen seiner Erwartungen blieb er vollkommen still, es schien beinahe so, als würde er sich konzentrieren, auf etwas, das Tony selbst nicht fassen konnte. Wenn Thor seinen fragenden Gesichtsausdruck sehen könnte, würde er vermutlich verwundert gucken, irritiert und gar fragen, warum er es selbst nicht spürte. Denn genau in dem Augenblick, als Thor diesen Ort betreten hatte, spürte er diese Präsenz, von der die alte Frau gesprochen hatte. Sie war anders, nicht gemeinhin bösartig, wie die Dorfbewohner es vermuteten, doch irgendwie bekam er das Gefühl nicht los, als wäre sie ein wenig vertraut. Als die Stille nicht weichen wollte und sich nichts regte, umfasste der Donnergott seinen Hammer fester und schritt mit grimmigem Blick auf Tony zu: „ Ihr seid so töricht wie eh und je! Drängt euch vor den Gott des Donners in einer asgardischen Sache“ „Ganz ruhig, Conan, aber vielleicht würde es dich auch interessieren, dass wir hier nicht auf deine verhoffte Goldader gestoßen sind“, Tony ließ den Schein einer eingebauten Lampe durch das dunkle Gemäuer schweifen. Thors entschlossener Blick glitt über die Wandmalereien bis hin zu dem, was von dem Altar übrig geblieben war. Auf dem mit metallenen Blumen umrankten Sockel thronten nur noch die verschränkten Beine einer ehemaligen Statue. Tony meinte weit dahinter den Kopf ausmachen zu können, doch der Rumpf war scheinbar verschwunden. Aber anscheinend interessierte sich ihr göttliches Teammitglied gar nicht für Tonys Neuigkeiten. „Sir, Agent Barton und Romanoff werden in Kürze mit Steve Rogers eintreffen“ „Spürt ihr auch diese Präsenz?“ „Sorry, ich stecke in 'nem Metallanzug. Jedenfalls scheint mein Radar die Steine auf ein mal nicht mehr orten zu können“ Tony machte vorsichtshalber bereits einen Schritt zurück, weil er dachte, Thor gebe ihm die Schuld für diesen Umstand. Wobei er es sich selbst nicht genau darüber im Klaren war, warum er die Steine selbst nicht ausmachen konnte, die Gammasignatur eben jener allerdings noch immer klar und deutlich zu vernehmen war. Doch abrupt blieb Thor stehen und sein Kopf schnellte nach links, Tonys nach rechts, als sie aus dem Augenwinkel eine Bewegung wahrnahmen. Lautlos und beinahe vollkommen unbemerkt. Doch es war nicht Thors Faust, oder gar Gebrüll, sondern sein Hammer, der mit einem Pfeifen die Luft zerschnitt und mehrere Säulen in Schutt und Asche legte. „Hey!“, der Boden unter ihren Füßen wackelte, als sich das Dach über ihnen mühselig verschob und weiteres Gestein auf sie herab fiel. „Sir, die Wahrscheinlichkeit, dass Sie hier lebendig begraben werden, steigt“ „Was du nicht sagst, JARVIS“, noch ehe Tony reagieren konnte, hastete Thor an ihm vorbei, doch nicht schnell genug. JARVIS gab ihm über die Position ihres Ziels Bescheid und Tony flüchtete in die andere Richtung. Vor ihm sprang der Schatten von Versteck zu Versteck, reichlich schnell für einen Menschen und zu präzise dazu. Der Gedanke, dass es sich tatsächlich um eine Art Hexe handeln sollte, kam auf, doch er tat ihn sogleich wieder ab. Egal, was er damals gesehen hatte, es gab keine Magie, für alles würde es eine wissenschaftliche Erklärung geben. „Einengen!“, Thor lief schon auf die andere Seite, Mjölnir fest umklammert. So versuchte es Tony einfach auf der Anderen, die Arme ausgestreckt, die Repulsoren bereit zum Abschuss. Das Rascheln von Kleidung drang an ihre Ohren, ebenso ein leises Schluchzen. Das Mädchen schien Angst zu haben, doch kaum machte Tony einen weiteren Schritt, huschte der Schatten durch sie hindurch. Entgegen aller Vernunft warf Thor erneut seinen Hammer, der mit schallendem Geräusch den Sockel der Statue traf und ein Geräusch ähnlich eines Glockenklangs durch die Luft hallte. „Was habe ich vorhin gesagt?“ Das ganze Gebilde bebte und Tony war nicht sonderlich darauf aus, in einem nepalesischem Tempel begraben zu werden. Kiesel prasselten auf seinen Anzug, in der Ferne konnte er Thor rufen hören, dass die Hexe aufhören sollte, sich zu verstecken. Hektisch suchte er nach einem Ausweg, denn der Tempel wollte nicht aufhören zu wackeln. „Sir, wenn Thor noch ein mal ausholen sollte, wird das ganze Gebilde in sich zusammenbrechen“ Und wie nicht anders erwartet, schien der junge Gott nicht dazu gelernt zu haben. Womöglich mochte ihm selbst es nicht so viel ausmachen, wenn das Gemäuer zusammenbrach doch immerhin waren hier zwei weitere Menschen mit ihm eingesperrt – mehr oder weniger. Also entschied sich Tony für das einzig Richtige in dieser Situation und stürmte auf Thor zu, statt sich weiter um die Fremde zu kümmern und tacklete ihn, als dieser bereits seinen Arm erneut erhoben hatte und mit voller Wucht krachten die beiden in eine noch stehende Säule. Zu genau spürten sie, wie sich das Stein unter ihrem Gewicht verschob. „Da!“, beide sprangen auf und sahen, wie die Gestalt auf der anderen Seite zwischen den Gesteinsbrocken hin und her huschte, geduckt und unheimlich flink. Thor, abermals den Hammer in der Hand, wollte direkt hinterher hechten, doch Tony hatte bereits herausgefunden, wo sie hin wollte. „Zum Eingang!“ Unter Thors brachialer Kraft hatte sich nicht nur das Gewölbe verschoben, sondern auch die Grundmauern und ein kleiner Spalt war am Eingang sichtbar geworden, so groß, dass ein Erwachsener hindurch passen würde. Der Demi-Gott reagierte schnell und sprang hinter der Fremden her, bevor sie flüchten konnte. Ein Aufschrei folgte, der ihnen das Blut in den Adern gefrieren ließ, viel zu laut und verzerrt hallte das Gekreische der Hexe von den Wänden wider. Thor hatte sie am Fußgelenk gepackt und beide stürzten zu Boden. Er konnte kaltes Leder unter seinen Händen fühlen und einen kräftigen Zug, als sie sich befreien wollte, doch sein Griff verstärkte sich nur noch mehr, was sie dazu veranlasste nach ihm zu treten. Und entgegen seiner Erwartungen hatte sie verdammt spitze Absätze, ehe ihm nachher ein Auge fehlen würde, ließ er lieber los. Tony hechtete ebenfalls hinterher, genau in dem Moment, als auch Thor sich wieder erhob und einen zweiten Anlauf wagte. Mit voller Wucht prallten sie auf die schmale Gestalt, Stein kratzte über ihre Rücken und Funken sprühten von dem Metall des Anzugs. Im Nachhinein fragte Tony sich noch immer, wie sie zu dritt durch diesen Spalt gebrochen sind, ohne, dass der Tempel komplett einstürzte, doch als er es wagte, die Augen wieder zu öffnen, fand er sich in einer Staubwolke und einem Gemenge aus Gliedmaßen an der frischen, kalten Luft Nepals wieder. Er spürte die Tritte gegen seinen Anzug, hörte das Fauchen und schnelle Schritte. Thor versuchte das Biest – er fand keinen anderen Ausdruck bei dieser Kratzbürstigkeit, die ihnen diese Hexe entgegenbrachte – in Schach zu halten, als die Anderen plötzlich eintrafen. „Tony?“, Steve blickte auf ihn herab, sein Ausdruck spiegelte nicht nur Unverständnis, sondern auch ein wenig Angst wider. In den vergangenen Jahren bekam es ihm noch immer nicht, seinen Kollegen so geschlagen auf dem Rücken liegen zu sehen. „Ach, seid ihr auch endlich da?“, mühsam rappelte er sich in dem Metallanzug auf und öffnete den Helm, um sich einen besseren Überblick zu verschaffen. Während die drei Neuankömmlinge zu verarbeiten versuchten, was hier wohl soeben vorgefallen war, hatte das junge Mädchen, welches den ganzen Trubel verursacht hatte, jegliche Gegenwehr aufgegeben, war auf ihre Knie gesunken und ließ sich wortlos den eisernen Griff Thors gefallen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)