Aftermath von GodOfMischief (God of Mischief) ================================================================================ Kapitel 4: [Intermezzo] ----------------------- Hel. Ein Ort der seinesgleichen suchte. Verschachtelte Gänge, hohe Hallen, alle getaucht in dunkle Schatten, welche die wenigen Fackeln, verstreut an den kalten Steinwänden, gegen eben jene warfen. Er zeigte keine Eile, noch war er sonderlich beeindruckt von den kunstvollen Bögen, Toren und Verzierungen aus menschlichen Knochen. Und doch zögerte er einen Moment lang, als er vor dem Eingang stand, der ihn tiefer ins Innere brachte. Es brauchte ein gutes Gehör, um den Höllenhund selbst wahr zu nehmen, während die Ketten, an die er gebunden war, rasselten. Doch kaum streifte der heiße Atem über seine Haut, gab es keinen Zweifel mehr daran, dass Garm hinter ihm verweilte. „Sie erwartet dich, Gott des Unheils“ Die tiefe Stimme hallte von den Wänden wider, hörte sich an, als wäre sie viel zu weit entfernt, als dass das riesige Biest direkt hinter ihm sein könnte. Mit geschürzten Lippen wartete er. Doch als nichts folgte, so setzte er seinen Weg fort. Der Fußmarsch erschien viel länger, als er tatsächlich war. Je weiter, je tiefer er ins Innere Hel's vordrang, umso erdrückender schien die Luft zu werden, umso dunkler die Atmosphäre. Die Knochen häuften sich. Es fühlte sich an, als würde man ihm eine Last auferlegen, die er alleine nicht bewältigen kann. Wo er auch ging, gequältes Stöhnen, flehende Bitten folgten ihm nach. Als er den Thronsaal erreichte, wallte die Hitze durch Mark und Bein, gefolgt von einem eiskalten Schauer. Die hohen Hallen strahlten in warmen Rot- und Orangetönen. Der lange Weg zum eigentlich Thron der Königin des Todes war gesäumt mit Totenschädeln, erleuchtet vom flackernden Licht tausender Kerzen. Wo diese auf den Stufen, die hinauf zum Thron führten, endeten, begann das grüne Gewand der Herrscherin. Der Umhang schien die Stufen kaum zu berühren, als handle es sich um flüssige Seide, die von dem hohen Stehkragen, über den schmalen, nahezu knochigen Körper der Besitzerin floss. Ihre Haut war aschfahl, ein vollkommener Kontrast zu dem rabenschwarzen Haar, welches wie das Geäst eines sterbenden Baumes in feinen Strähnen ihren schmalen Kopf umrahmte. Sie beobachtete ihren Besucher aus stechend roten Augen und mit einer hochgezogenen Augenbraue, als wäre es eine besondere Überraschung ihn hier unten Willkommen zu heißen. So war es jedoch auch. Loki deutete ein leichtes Nicken an und reichte ihr die Hand. Ein überraschter Ausdruck trat auf das aschfahle Gesicht seines Gegenüber, als sich Hela erhob und die Stufen von ihrem Thron herunter schwebte. Das einzige Geräusch stammte vom raschelnden Stoff ihres Umhanges. „Mein Kind“ Sie machte sich nicht ein mal die Mühe auf seine Geste zu reagieren, stattdessen sah sie ihm in die Augen und erwiderte schon beinahe trotzig seinen Blick. „Was suchst du in den Tiefen meines Reiches?“, sie hatte eine angenehme, dunkle Stimme. Rauchig, einhüllend. Langsam ließ er die Hand sinken und das schelmische Grinsen, welches man von ihm gewohnt war, stibitzte sich auf seine Lippen. „Ich möchte dir einen Handel unterbreiten“, als sie sich auf seine Worte hin noch immer nicht rührte, wurde sein Grinsen nur noch breiter. Er faltete die Hände auf dem Rücken und begann sie mit bedächtigen Schritten zu umkreisen, während Hela unbeirrt weiter nach vorne starrte, auf den Punkt, an dem sich Sekunden zuvor noch Loki befunden hatte. „Rede“, obwohl sie nicht schrie, hallte dieses Wort mit einem unglaublichen Nachdruck von den Wänden wider und ließ den Gott beinahe, für einen winzigen Augenblick, in Ehrfurcht erstarren. „Ich brauche deine Hilfe, um zu bekommen, wonach ich mich schon so lange sehne. Und im Gegenzug sollst du erhalten, wonach du dich seid Jahrzehnten verzehrst“ Mit einem Mal zuckte ihr Kopf zur Seite; er hatte ihre ungeteilte Aufmerksamkeit. Loki bleckte die Zähne, seine Stimme war kaum mehr ein Wispern. „Ich will dir gewähren, wonach du so lange strebst. Das, was du von ganzem Herzen begehrst. Es soll dein sein und dein allein. Und ich bin gewillt es dir zu überlassen, wenn du bereit bist, mir zu helfen, auch mein Ziel zu erreichen“ Ihr Blick richtete sich wieder nach vorne. Die Mundwinkel zuckten, als sie die Namen in die Stille hauchte. „Thor und Odin“ Es schien, als wäre die Zeit stehen geblieben. Sie alle warteten. Keiner sagte ein Wort, noch rührte er einen Finger. Die Sonne verschwand langsam am Horizont und die Dunkelheit breitete sich im Thronsaal Asgards aus. Nur ein schwacher Schein verblieb. Odin stierte auf das hohe Tor am anderen Ende, seine Frau Frigga saß neben ihm, den Kopf gesenkt, die Miene getrübt von Trauer und der Anstrengung, der ganzen Aufregung vergangener Jahre. Sie wirkte ebenso ausgelaugt wie der Allvater. Zu ihrer Rechten standen die drei glorreichen Krieger und Lady Sif. Alle schwiegen, standen dort, als wären sie fest mit dem Boden verwurzelt. Die Männer fixierten einen Punk auf dem Boden, den Kopf ergeben gebeugt. Nur Sif folgte dem Blick Odin's zur Türe am anderen Ende des Saals. Sie hatte die Lippen aufeinander gepresst, die Augenbrauen störrisch zusammen gezogen. Man konnte beinahe hören, wie ihre Kiefer mahlten. Vollkommen unzufrieden mit der Situation. Keiner von ihnen ward beauftragt mit der Findung der ältesten Söhne Odin's. Stattdessen jedoch jemand vollkommen anderes. Die Türen öffneten sich mit einem lauten Knarren, welches die Stille durchbrach. Keiner der sechs blickte auf, nur Odin hob leicht den Kopf, sodass er das Ende der Stufen im Blick hatte. Schwere Schritte, das Klappern von Rüstungsteilen war zu vernehmen. Die Schritte waren schnell, so brauchte es nicht lange, bis der junge Mann in sein Blickfeld trat und dort vor ihm auf ein Knie niederging, die Faust über dem Herzen auf der Brust geballt. Kurz darauf kamen auch die Schritte seiner Begleitung zum Stehen. „Vater“, der junge Mann ließ die Faust sinken und stützte sich auf sein Schwert, doch blieb er auf den Knien, „Lass mich gehen.“ Es sah aus, als würde der Allvater nicken, doch nur ein ergebenes Seufzen kam über seine Lippen. Er würde es nicht ertragen können, wenn nach und nach alle um ihn herum, Familie, Krieger, Asen, verschwanden und in etwas hineingezogen wurde, das Loki in seiner Machtgier anzettelte. „Vater, ich werde dich nicht enttäuschen und meine Brüder zurück nach Asgard holen. Heimdall wird mein Begleiter sein, meine Augen, um zu sehen, was ich nicht sehen kann. Ich werde-“ Kurz stoppte der junge Mann, als er sah, wie Frigga die Hand an Odin's Unterarm legte, als wolle sie ihn dazu bewegen das Kind aufzuhalten. Immerhin war es der letzte Odinson, der in Asgard verblieben war. „Es ist meine Pflicht!“, sekundenlang hallte der wütende Ausruf von den Wänden wider. So stark, dass selbst die kriegerischen Drei überrascht aufsahen. Der Mann erhob sich und sah den Herrschern Asgards trotzig in die Augen. Lange blieb es still zwischen ihnen, doch dann hob der Allvater die Hand, als wolle er die beiden vor ihnen segnen, für den harten Weg, der ihnen bevorstand. „So sei es. Balder Odinson begibt sich auf die Suche und Rückholung seiner Brüder Thor Odinson und Loki Laufeyson“ Er blickte von seinem Sohn zu dem Wächter in seiner goldenen Rüstung hinter ihm, bevor sein Blick langsam zu seiner Gattin glitt. Er konnte in ihren Augen sehen, wie enttäuscht sie war, am Boden zerstört. Doch Frigga versuchte Fassung zu bewahren. Er nickte dem Jüngsten ein letztes Mal zu, welcher sich leicht verneigte und sich aufmachte Asgard für unbestimmte Zeit zu verlassen. Der Klang der Schritte ebbte ab, das große Tor schloss sich mit einem dröhnenden Nachhall. Nun war es an Odin die Hand auf den Unterarm seiner Frau zu legen, zur Beruhigung, zur Stärkung seinerseits, ehe er mit einem Nicken zu seinen Kriegern blickte, die wenige Minuten darauf ebenfalls den Thronsaal verließen. Und dieser sich wieder in Stille hüllte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)