World of Faerûn - 1. Staffel von Kyle (Demon Bell-Saga) ================================================================================ Folge 17: Die Wunden des Kampfes -------------------------------- Folge 17: Die Wunden des Kampfes Wütend musterte Shougun Diron und die beiden Trolle, die ihn begleitet hatten. Verstimmt trommelte er mit den Fingern auf den Lehnen seines Thronstuhls herum. „Ihr habt versagt! Und dabei wart ihr zu viert! Und überhaupt? Wo steckt dieser elende Vampir?“, fauchte er seine Untergebenen an, doch zunächst erhielt er keine Antwort. „Ich habe nicht versagt. Ich habe das getan was nötig war.“, erwiderte der Nekromant kühn, obwohl er sehr wohl wusste das es nicht besonders klug war Shougun zu widersprechen. „Pah! Ihr habt nichts erreicht! Ihr habt genauso versagt, Zauberer!“, schrie er zurück und schlug erbost auf seine Armlehnen. Dennoch blieb Diron von diesem Wutausbruch unberührt und selbst als sich sein Herr erhob und einige Schritte näher kam. „Ihr werdet mir noch dankbar sein, für das was ich getan habe ...“, tönte der Nekromant ihm arrogant entgegen, bevor er sich aus seiner verneigenden Haltung erhob. „Kein ... Interesse ...“, entgegnete ihm Shougun grinsend und wies strafend mit ausgestreckten Arm in die Richtung seiner drei Untergebenen. Als er auf einmal seinen Zeigefinger hervorstreckte und damit auf sie deute ahnte noch niemand was diese Geste zu bedeuten hatte. Kurz darauf traten drei Energiestrahlen mit rasanter Geschwindigkeit aus seinem Finger hervor. Nun war klar was die Strafe für ihr Versagen sein würde. Zufrieden schloss der Yuan-Ti die Augen und senkte seinen Kopf als er hörte wie Körper leblos zu Boden plumpsten. Er wusste das er mit diesen Zauber die Schädel seiner Diener zerschossen hatte, was selbst für Trolle tödlich war, aber als er wieder aufsah stellte er zu seinem erstaunen fest, dass Diron noch immer stand und sich bester Gesundheit erfreute. Regungslos verharrte er in seiner bisherigen Position und nur sein Kopf war etwas nach links geneigt, gerade weit genug um dem tödlichen Geschoss auszuweichen. Statt den Magier zu treffen, hatte der Strahl eine Schlangenwache an den Eingangstoren durchbohrt, die nun langsam zu Boden sackte. Nun war klar warum dieser höhere Diener Bells die Fähigkeit hatte sich in einen schwächlichen Menschen zu verwandeln, denn es schien so als brauchte er diese Gestalt um solche Zauber auszuführen. Zwar gab es auch unter den Yuan-Ti Zauberkundige, aber dessen Zauberei war mit der eben vorgeführten Magie nicht zu vergleichen. Für Diron war es ein leichtes gewesen eine magische Energiequelle zu erspüren, wo er ja selbst ein Zauberer war und so stellte es auch kein Problem dar, die Attacke seines Herren vorauszuahnen. Der wirkte beeindruckt von dieser Reaktionsschnelligkeit. „Nun gut. Ihr wollt also nicht versagt haben? Dann erzählt - Ich höre mir an was ihr zu sagen habt.“, sagte er in einen ruhigen Ton und setzte sich wieder auf den Thronstuhl zurück. Er erkannte das Potential dieses Menschen, denn jemand, der den Trotz hatte sich seiner Hinrichtung zu bewähren war mit Sicherheit ein starker Verbündeter. Frustriert ließ sich Jason nach einer kleinen Heilbehandlung Larissas an einen Felsen nieder, denn wieder warf er sich vor im Kampf versagt zu haben. Nachdenklich beobachtete er das Treiben seiner Freunde und sah zu wie sich die rothaarige Helm-Priesterin fürsorglich um Shanes angebrochenen Knöchel kümmerte, während Zelda die völlig erschöpfte Kyren behandelte. „Hey Shane. Geht es wieder?“, fragte Larissa und stupste mit ihren Zeigefinger leicht gegen sein verletztes Bein. Ihre Heilzauber wirkten wahre Wunder und sein Knöchel war schnell wieder in einwandfreien Zustand. Es war erstaunlich, denn auch wenn viele Priester und Kleriker solche Heilzauber beherrschten, gelang es den wenigsten so gut damit umzugehen. Er antwortete ihr jedoch nicht, denn auch er war zu tief in Gedanken versunken und starrte unablässig zu der kleinen Elfin herüber, die gerade wieder zu Kräften kam. Er fragte sich ob es stimmte was ihnen der Magier gesagt hatte und ob man ihm überhaupt trauen sollte. Von nun an würde er wohl immer ein mulmiges Gefühl im Bauch haben wenn er mit ihr reisen würde, denn schließlich war sie ja eine echte Prinzessin. „Danke Larissa.“, sagte er schließlich, bevor er aufstand und sich seinen Zweihänder umschnallte. „Wir sollten weiter ziehen. Je ehr wir in Suldanessalar sind, desto schneller hat dieser Albtraum ein Ende.“, schlug er vor. Man merkte ihm deutlich an wie sehr ihn die Worte des Nekromanten verunsichert hatten, so das auch Larissa besorgt zu ihm aufsah. Kurz darauf zogen sie weiter ihres Weges. Kein noch so aufmunternder Blick Zeldas in Richtung Jason konnte dessen Laune verbessern. Es bereitete ihr Sorge, denn normalerweise gelang es ihr immer ihn somit ein wenig zu erheitern. Auch die schöne Landschaft und das rauschen eines kleinen Wasserfalls in der Nähe vermochte dies nicht zu ändern. Unerwartet kreuzte auf einmal ein kleiner alter Greis den Weg, der an einen barschen alten Wanderstock ging. Ein weißer Bart zierte sein altes faltiges Gesicht und er trug alte lumpige Kleidung, wie die eines Bettlers. Viel wunderlicher waren jedoch die Worte die er sprach. „Los Kinder, rückt euer Geld raus. Das ist ein Überfall.“ Verdutzt blickten sich die jungen Gefährten an, denn niemand konnte so recht glauben dass dieser alte gebrechliche Mann in der Lage wäre eine solche Aktion durchzuführen. Kurzerhand entschloss sich Jason dem Fremden entgegenstellen, wobei er drohend seine Muskeln anspannte. „Ha, Alterchen. Selbst wenn wir Geld hätten würdest du wohl kaum in der Lage sein uns auszurauben.“, protze er und verschränkte selbstsicher die Arme. „Ja, ja ... immer noch derselbe alte Angeber.“, murmelte der Greis, doch nicht so leise das man es nicht verstehen konnte. „Was?“, staunte der junge Mönch und riss entsetzt die Augen auf. „Warmduscher, Heulsuse, Angeber, Hosenscheißer ...“, beleidigte ihn der merkwürdige Mann unablässig. Jason schien völlig baff, denn so viel Frechheit hatte er wahrlich noch nie erlebt. „Na warte. Ist mir egal ob du hundert bist. Das lass ich mir nicht gefallen!“, fauchte er und stürmte auf den Fremdling zu um ihm eine deftige Lektion zu verpassen. Mit einem kräftigen Hieb wollte er den Greis wieder zur Besinnung bringen, aber zu seinen erstaunen schlug dieser Angriff fehl. Mit einer unfassbaren Leichtigkeit blockte sein alter Gegner diesen Schlag und verpasste den stolzen Mönch fast noch im selben Moment eine einfache Ohrfeige, so dass er ein paar Schritte zurücktorkelte. „Wie ... wie ...“, stotterte er fassungslos und hielt sich die Wange. Er konnte einfach nicht glauben dass ein scheinbar so wehrloser Gegner ihm so zum Narren halten würde. „Na warte!“, grummelte er und ging nun etwas barscher zur Sache. „Jason - nicht! Das ist doch nur ein alter Mann. Du wirst ihn nur unnötig verletzen!“, kreischte Zelda besorgt, doch er ließ diese Schande nicht auf sich sitzen und griff ein zweites mal an. Wie schon zuvor schlug sich der Greis ziemlich gut und blockte jeden noch so guten Schlag Jasons mit optischer Leichtigkeit ab. Schließlich setzte er den jungen Kämpfer mit einem unerwarteten Tritt außer Gefecht und streckte ihn somit zu Boden. „Wann habe ich dir beigebracht so miserabel zu kämpfen, Jason Stormgald?“, fragte der Mann enttäuscht und richtete seinen Stock gegen dessen Kehle. „Woher ... woher kennt Ihr meinen Namen?“, erwiderte er erschrocken und kroch etwas zurück. „Erkennst du deinen alten Meister etwa nicht wieder, junger Mann?“, fragte der Greis freundlich und half seinem Gegner auf, der ihn nun etwas genauer musterte. „Mei ... Meister Fiyu?“, fragte er zögerlich. „Ah, wie ich sehe funktioniert dein Gedächtnis doch noch.“, gab er lachend von sich und strich sich gemächlich durch den Bart. Jason staunte nicht schlecht, denn diese Gestalt war tatsächlich sein alter Lehrmeister von dem er seine Kampfkünste erlernt hatte. Er war sein Ausbilder während seiner Zeit bei den Mönchen, die ihm nach nicht einmal einen Jahr verbannt hatten. „Ihr seid es wirklich!“, bekräftigte er noch einmal seine Vermutung, so dass auch seine Freunde etwas erleichterter dreinschauten. Schnell hatte man einen Rastplatz in der Nähe des kleinen Wasserfalls gefunden. Gebannt saßen alle um Meister Fiyu versammelt und hörten sich seine Geschichten an. Er war kein Räuber, sondern eher ein munterer, alter Mann, der noch etwas Spaß am Leben haben wollte. Seine Anekdoten über seine Zeit bei den Mönchen und als Jasons Lehrmeister brachten sogar seinen einstigen Schüler selbst zum lachen. Es kam ihn wie eine Ewigkeit vor seit er seinen Lehrmeister das letzte mal gesehen hatte und doch waren es nicht einmal zwei Jahre. Irgendwie vermisste er diese Zeit bei den Mönchen, doch statt der erwarteten Toleranz brachte man ihn auch dort nur Argwohn gegenüber, was eine Rückkehr ausschloss. Dennoch war er mit seiner Ausbildung noch lange nicht fertig gewesen und dies war für ihn die Gelegenheit um seine Fähigkeiten zumindest ein wenig zu erweitern. Plötzlich stand er auf und ballte entschlossen seine Hand. „Meister, dürfte ich mir eine Frage erlauben? Würdet ihr mir helfen noch stärker und besser zu werden?“, fragte er entschlossen. „Ich dachte mir schon dass du fragen würdest. Dein Stolz wird vielleicht eines Tages noch dein Untergang sein, aber nun gut. Ich werde dir diesen Wunsch nicht abschlagen, junger Mann. Dann kann ich auf meine alten Tage wenigstens noch etwas Gutes vollbringen.“, antwortete er schmunzelnd und erhob sich ebenfalls. Jasons Augen glänzten förmlich vor Freude als er zustimmte, denn er war sich sicher dass er dank ihm wieder zu neuer Stärke auftrumpfen würde. „Wenn ihr nichts dagegen habt, würde ich gerne dabei sein.“, sagte Zelda zögerlich obwohl sie den Kampf mit dem Bogen mehr bevorzugte, woraufhin seine Freude keine Grenzen mehr kannte. Sie wollte ihren Freund zur Seite stehen, auch um ihn zu beweisen das er nicht alleine war. Jason war froh so viel Zuneigung und Unterstützung von ihr zu empfangen und strahlte über das ganze Gesicht. Grinsend stupste Larissa ihre kleine Elfengefährtin an und deutete mit ihren Augen auf das junge Paar. „Ist das nicht süß?“, fragte sich kichernd. Auch bei Kyren brachte Zeldas Verhalten ein erleichterndes Strahlen zum Vorschein, denn wenn Jason jemanden helfen konnte sein Selbstvertrauen zurück zu erlangen, dann war sie es. „Aaaaaaaaahhhhhhrr!“, schrie Diron schmerzerfüllt und schlug wütend auf eine Wand seiner Unterkunft ein. „Warum schreit Ihr denn so?“, fragte Alexandra erstaunt, aber ihre besorgten Worte änderten die Stimmung des Magiers auch nicht wirklich. „Wenn dir ein Tarraske mit voller Wucht gegen den Rücken schlägt, würdest du sicher auch ein bisschen rumschreien.“, fauchte er sie an. „Ja ... sicher ...“, stotterte sie schwitzend zurück und tat so als ob sie nichts gesagt hätte. Als er sie so auf seinen Stuhl sitzen sah, fiel ihm erneut auf das sie noch die Sachen trug, die sie sich herausgesucht hatte nachdem er sie aus Bells Gefängnis geholt hatte. Ihr schien es egal zu sein wie sie aussah, denn ihr Oberteil war ihr zu groß und zu weit und das Röckchen zu kurz, so dass er wegen ihrer Schneiderartigen Sitzhaltung, die sie oft anwendete, ohne Probleme auf ihr Höschen sehen konnte. Er fragte sich ob sie das absichtlich tat um ihn zu provozieren oder ob es ihr nicht bewusst war das so mancher deswegen auf schändliche Gedanken kommen konnte. Seine Mimik verkühlte, denn sein eiskaltes Herz konnte dieses Kind mit ihrer naiven Art scheinbar nicht beeindrucken. Er wendete sich kurz ab und ging auf einen kleinen Schrank zu, dessen oberste Schublade er öffnete. Darin befand sich ein Päckchen, das mehrfach umschnürt war. Er hatte es erst vor kurzen dort versteckt und kannte den Inhalt. Er nahm es heraus und warf es der jungen Halbelfin zu, die es überrascht auffing. „Was ist das?“, fragte sie, doch Diron schwieg und ließ ihre Neugier walten. Als sie das Päckchen öffnete fand sie daran frische neue Kleidung in ihrer Größe vor. „Zieh das an. Ich wünsche nicht das du so herumläufst, klar!“, mahnte er sie grob. Er bemerkte zunächst gar nicht wie sehr sich Alexandras Augen weiteten als sie ihre neuen Kleider in den Händen hielt. „Danke! Vielen Dank!“, erwiderte sie glücklich, doch Diron erwartete keinen Dank. Nur einen Augenblick später blieb ihm wieder vor Erstaunen der Atem stehen als sich das Mädchen völlig ungeniert ihrer alten Kleider entledigte und sie unbändig durch die Luft warf. Leicht resignierend schüttelte er den Kopf und sah bedächtig nach unten. „Was ist das nur für ein Kind?“, fragte er sich grummelnd. Schon nach wenigen Momenten stand sie eingekleidet vor ihm und blickte erfreut an sich herab. „Es sind ja die gleichen Sachen die ich anhatte als ...“, sagte sie erstaunt, bevor er sie einfach unterbrach. „Es ist eine Nachbildung der Sachen die du getragen hast als wir dich gefangen nahmen. Bilde dir nichts drauf ein.“, meinte er kühl, was die kleine Halbelfe trotzdem nicht daran hinderte ihm ein freundliches Lächeln zu schenken. Nun trug sie wieder ihre ursprüngliche kurze blaue Hose und ihr beiges Oberteil, von dem sie gar nicht die Finger lassen konnte. Ihr war nicht klar dass er ihre Kleidung mit einem kleinen Zauber versehen hatte, so dass er sie jederzeit aufspüren konnte, falls sie flüchten wollte. Allerdings war sich Diron einen Moment lang selbst nicht mehr sicher ob dies der einzige Grund war, ihr ihre alten Sachen wieder zu geben. Er verwarf diesen Gedanken wieder, da er sich zunächst um Wichtigeres zu kümmern hatte. Shougun war mit seinen geheimen Plan einverstanden und hatte sich vorerst nach Amn in seine Bergfestung zurückgezogen. Er spürte dass seine Zeit bald kommen würde, denn der Yuan-Ti ahnte nicht dass auch er nichts weiter als eine Marionette für ihn war. Plötzlich erleuchtete eine Glaskugel auf einen Tisch des Zauberers, worauf er vorsichtig an diese herantrat. Nach und nach bildeten sich Farben darin bis ein klares Bild entstand. „Seid gegrüßt, alter Freund. ’Er’ möchte wissen ob alles nach Plan verläuft.“, erklang auf einmal eine leicht verzerrte Stimme. „Ihr könnt beruhigt sein, Derryl. Alles läuft genauso so wie es soll.“, antwortete er grinsend und schielte beiläufig zu dem Halbelfenmädchen herüber. „Fein! Du weißt das du dir kein Versagen erlauben solltest.“, gab der Fremde nüchtern zurück. „Keine Sorge, ich kriege schon das was wir brauchen. Erfülle du lieber deine Mission.“, erwiderte er ihm schroff und brachte die Kugel zum erlöschen, womit das Gespräch ein schnelles Ende fand. Alexandras Blick nahm eine fragende Form an, denn sie begriff nun gar nicht mehr was der Magier eigentlich vorhatte und welche Ziele er verfolgte. Mit wilden Kampfgeschrei demonstrierte Jason seine Kräfte an einen Baumstamm. Mit wenigen Anweisungen in Sachen Körperbeherrschung und Konzentration, hatte er sich gesteigert, was selbst Meister Fiyu sehr erstaunte. Immer wieder linste er zu Zelda herüber, die mit einigen Luftkickübungen gegen einen Beutel, der am Ast eines Baumes angebunden war, ihre Beweglichkeit steigerte und dabei immer wieder interessante Einblicke unter ihr knappes Kleid ermöglichte. Schon fast Spagatartig wirkten ihre Tritte, so das dem alten Greis sich nur mühsam einen lechzenden Blick verkneifen konnte. Er schniefte einmal tief ein und wendete sich fortan wieder seinem eigentlichen Schüler zu. „Hör nun auf!“, rief er ihm zu, worauf er seine Übung beendete. „Du bist äußerst talentiert, Junge, aber in dir steckt noch viel mehr Kraft als du wahrhaben willst.“, fügte er an. Betrübt senkte Jason seinen Kopf, denn er wusste was er damit meinte. „Ihr meint mein Berserkerblut ...“, sagte er leise. „Ja, du musst lernen diese Kraft zu deiner Waffe zu machen. Du musst lernen sie einzusetzen wenn es nötig ist und nicht erst wenn du wütend wirst.“, erwiderte sein Lehrer streng. „Aber wenn ich mich in einen Berserker verwandele laufe ich Gefahr meine Selbstkontrolle zu verlieren! Ich könnte auch meine Freunde versehentlich angreifen. Das wisst Ihr doch.“, protestierte er, doch der alte Mann wank schmunzelnd ab. „Ich kenne dich, Jason. Du wirst es schaffen. Du hast das Potential dazu. Lerne dich zu konzentrieren. Dein Kampf fängt immer hier oben an.“, erwiderte er ihm und deutete auf seine Stirn. Zelda war nicht entgangen was man ihren Gefährten aufgetragen hatte zu tun, so das auch sie ihre Übung unterbrach und besorgt zu ihm herüber sah. Durch die letzten Niederlagen, so merkte sie, wurde sein Stolz scheinbar viel mehr verletzt als sie zunächst gedacht hätte. „Also los! Zeig mir was in dir steckt! Fokussiere dich!“, rief Meister Fiyu den jungen Kämpfer zu, worauf dieser konzentriert seinen Kopf absenkte und all seine Muskeln anspannte. Noch nie war es ihm gelungen sein Berserkerblut ohne solche Gefühle wie Angst, Hass oder Erregung zu aktivieren. Unsicher trat seine Gefährtin ein paar Schritte zurück als er plötzlich aus ganzem Halse zu schreien begann. Immer weiter und immer stärker spannte er seine Muskeln an, während seine Puppillen auf einmal äußerst klein wurden und seine Adern pulsierten. „Ja, du schaffst es!“, feuerte ihn sein Meister an, bevor Jason Sekunden später noch ein weiteres mal aufschrie. Als seine Muskeln und sein ganzer Körper anwuchsen war klar das er es geschaffte hatte, doch lange währte dieser Zustand nicht, denn schon nach wenigen Sekunden brach er zusammen und er verwandelte sich zurück. Keuchend und schwitzend stütze er sich vom Boden ab, während Zelda besorgt zu ihm eilte. „Das war gut, Junge. Du musst deinen Geist trainieren, denn erst dann hast du dein Blut unter Kontrolle. Dann wärst du ein ebenwürdiger Gegner für mich.“, gratulierte ihm sein Lehrer und half ihm auf. „Ich will es noch mal versuchen!“, sagte er plötzlich und stieß sich frei. „Was? Aber du bist noch erschöpf!“, mahnte ihm die schöne Waldläuferin. Zustimmung fand sie in Meister Fiyu der dem jungen Mann mit seinem Krückstock einen Klaps auf dem Kopf gab. „Sie hat recht. In deinem Zustand ist das Lebensgefährlich. Du machst erst mal eine Pause!“ Grummelnd schälte Larissa währenddessen eine Kartoffel nach der anderen. „Pah, während die sich kloppen muss ich das Essen zubereiten – wie undankbar.“, murrte sie leise vor sich hin. Wütend wandte sie sich zu Shane der gerade dabei war ein wenig zu meditieren. „Hey, Shane. Wo ist eigentlich Kyren? Sie soll mir gefälligst helfen!“, fauchte sie ihn an und somit aus seinem Zustand heraus. „Hm ... Zuletzt habe ich sie gesehen wie sie zu den Wasserfällen gegangen ist.“, antwortete er nachdenkend. „Dann such sie und bring sie her. Gar nicht auszudenken was ihr alleine zustoßen könnte.“, befahl die junge Priesterin förmlich. Grummelnd leistete er ihren Worten folge und machte sich auf den Weg, doch kaum war er fort, traf es sie wie ein Blitz. „Bin ich denn total blöd ... Shane und ich ... wir waren ganz alleine ... und ich schicke ihn auch noch weg?“, stotterte sie und kippte heulend um. „... Shane komm wieder her!“, jammerte sie ihm vergeblich hinterher, aber ihr Ruf war umsonst, so das sie sich deprimiert ihren Kartoffeln zuwendete und weiterschälte. Nachdenklich sah Shane in die Baumkronen des Waldes hinauf und döste gedanklich vor sich hin. Irgendwie beschäftigten ihn noch immer Dirons Worte und die Frage ob es ihm wohl gelingen würde seine Schwester zu befreien. „Toll, Larissa degradiert eine kleine Prinzessin zum Kartoffelschälen, statt mich zu fragen. Frauen ...“, murmelte er in sich hinein und stupste einen kleinen Stein vor sich her. Sorglos näherte er sich dem Wasserfall zu dem die kleine Elfe unbedingt wollte, denn er hatte nicht das Gefühl das ihr etwas passiert sein könnte. Als er aus dem dichten Wald heraustrat offenbarte sich ihm eine wunderschöne Lagune, wo die schönsten Pflanzen wuchsen und klares, reines Wasser sich in einem Becken vor ihm aufstaute. Plötzlich bemerkte er an einen kleinen Ast direkt neben sich Kyrens Sachen hängen Er fragte sich ob sein Gefühl ihn doch getäuscht hatte und ihr vielleicht etwas zugestoßen war. Panisch musterte er die Gegend nach seiner kleinen Gefährtin ab bis sein Blick zum Wasserfall schweifte. Ihm klappte die Kinnlade herunter als er sie dort splitternackt unter einen dünneren Strahl des Wasserfalls stehen sah. Ganz offensichtlich genoss sie das erfrischende Nass, denn sie summte mit ihrer sanften Stimme eine fröhliche Melodie vor sich hin, die sogar einige Vögel und Eichhörnchen aus den Baumkronen herunterlockte. Obwohl er sie nur von hinten sah, begann sein Herz wie wild zu schlagen und binnen weniger Sekunden schoss ihm eine verräterische Röte in Gesicht. Sie schien ihn nicht bemerkt zu haben und dies verwirrte ihn noch mehr. Sein Köper wollte ihn nicht mehr recht gehorchen so das er völlig außer Kontrolle rückwärts in den Wald hinein stolperte. In Panik versteckte er sich hinter einen dicken Baum und starrte stur in den Himmel. Er atmete vor Aufregung so hastig als ob er gerade einen Marathon gelaufen wäre und senkte seinen Blick wieder zur Erde. „Nein! Das ist nicht passiert! Ich habe nichts gesehen! Das ... habe ... ich ... nicht ... gesehen ...!“, predigte er sich selber ein und krallte sich nervös in die Baumrinde, bevor er kraftlos am Baum zu Boden glitt und seine Knie anwinkelte. Er seufzte tief und versuchte vergeblich er zu vergessen was ihm gerade wiederfahren war. Er saß noch eine Weile so da und wartete bis sein Herz sich wieder beruhigte. Nachdenklich grub er seinen Kopf zwischen die Arme und starrte ziellos vor sich hin. Etwas längst Vergessenes schien wieder in ihm aufzukeimen und es fühlte sich seltsamerweise genauso gut wie giftig an. „Sie ist … süß ... wieso nur ...“, seufzte er bedächtig vor sich hin, bevor er sein Gesicht vollends in seinen Armen vergrub. Noch nie in seinem Leben hatte er sich so schuldig und verdorben gefühlt. Shougun hatte es sich inzwischen in seinen Thron gemütlich gemacht. Schon lange hatte er seine Bergfestung nicht mehr besucht. Um sie herum ging es tief in eine Schlucht hinab und nur eine Brücke gewährte Fremden zutritt zu diesen Gemäuer. Ursprünglich, so dachte der Yuan-Ti zurück, gehörte dieses alte Schloss einem Fürsten der Menschen, aber vor einiger Zeit hatte er es erobert und alle Einwohner auf grausame Art und Weise getötet. Voller wohlwollen dachte er an diese schreckliche Tat zurück. Noch einmal rief er sich die panischen Schreie ins Gedächtnis und grinste selbstzufrieden vor sich hin. Er war sich sicher das dies nicht die letzten Menschen sein würden die qualvoll in den Tod schicken würde. Leaths Niederlage hatte er persönlich durch die List mit dem Ankheg und seinen magischen Geschossen besiegelt und den Tarraske-Mutanten hatte Diron für ihn beseitigt. Trotzdem fragte er sich warum es dem Nekromanten nicht gelungen war die Elfe zu fassen, aber die Versprechen, die er ihm gemacht hatte ließen diesen Gedanken schnell in Vergessenheit geraten. Er glaubte dass der Magier sich nie gegen ihn auflehnen würde, da er selbst um einiges mächtiger als er war. Letztendlich war Diron auch nur eine Marionette für ihn, die früher oder später den Tod finden würde. Nachdenklich kreuzte er seine Finger ineinander und ließ seinen kranken Gedanken weiter freien Lauf. Als die Abendsonne Einzug hielt, legte Zelda gebannt ihre Hände auf ihre Brust und auch Meister Fiyu war gespannt ob es Jason schaffen würde, sich dauerhaft Kraft seines Willens in einem Berserker zu verwandeln. Seine Motivation war einmalig, denn er hatte sich für den Fall das es ihm gelingen würde fest vorgenommen Zelda seine Liebe zu gestehen. Er spürte dass dies der richtige Zeitpunkt war und schloss seine Augen. Vorsichtig trat sie von ihm zurück und gesellte sich zu seinem Meister in sicherer Entfernung. Nun war der Augenblick gekommen es ein weiteres mal zu versuchen und beide drückten ihm fest die Daumen. „Hör auf deine Atmung, hör auf deine innere Stimme, konzentriere dich, spüre das Blut, bleibe im Einklang.“, predigte seine alter Meister auf ihn ein. Sekunden der Ruhe vergingen in denen Jason tief in sich ging. „Ich schaffe EEEEEEES!“, schrie er plötzlich lauthals heraus und kniff seine Augen fester zu. Sein Schrei schreckte einige Vögel auf die daraufhin davonflogen, doch dann herrschte eine totenstille. Für einen Moment traute er sich gar nicht seine Augen zu öffnen, aber als er sich schließlich dazu durchrang und an sich herabsah, merkte er dass die Verwandlung geglückt war. Er spürte die Kontrolle über sich selbst, obwohl das Blut in seinen Adern pochte. Jubelnd riss er die Arme in die Luft und sprang auf, während Zelda mit kleinen Freudentränen auf ihn zugerannt kam. Nur Augenblicke später umarmte sie ihn freudig. „Du hast es geschafft. Du hast es geschafft, Jason!“, meinte sie überglücklich und auch Meister Fiyu applaudierte. „Ich habe es geschafft, Zelda. Ich habe in mich gesehen. Ich wusste, wenn ich das schaffe, dann schaffe ich es auch …“, sprach er mit ruhiger Stimme, bevor seine Worte kurz verstummten. „Was schaffst du auch?“, wollte sie daraufhin wissen. „Dich mit jeder Faser meines Körpers und mit reinen Gewissen zu beschützen. Du hältst immer zu mir, unterstützt mich und siehst über meine Fehler hinweg. Deine Augen sehen in mir mehr als ich mir je bewusst war. Manchmal glaube, ich hätte dich nicht verdient, weil du so wunderschön bist, aber dann lächelst du mich einfach an und alle Zweifel sind wie weggeblasen. Ich … ich liebe dich, Zelda.“, fuhr er mit leiser Stimme fort. Zeldas Augen weiteten sich vor Freude. Sie hatte zwar nicht mit einer Liebeserklärung gerechnet, aber sie brauchte nicht lange in ihr Herz zu sehen, um zu erkennen, dass er ihr ebenso viel bedeutete. „Ich … Ich liebe dich auch, Jason.“, erwiderte sie, wobei ihr etwas Röte in die Wangen schoss. Jason wandelte sich ohne Schmerz zurück. Beide umarmten sich noch eine ganze Weile, bevor sie schließlich in einem tiefen Kuss versanken. Meister Fiyu lächelte glücklich und wendete sich höflich ab. Tags darauf verabschiedete sich Jasons alter Meister wieder. „Gute Reise, Kinder. Passt auf euch auf. Ich muss euch nun verlassen. Meine Enkelin erwartet ein Kind und ich wäre sehr gerne bei der Geburt dabei.“, sagte er und erhob sich, nachdem er das Abendmahl zu sich genommen hatte. Hastig schrak Jason auf und nahm danken seine Hand. „Vielen Dank für Eure Hilfe. Ich verspreche mich noch weiter zu verbessern bis ich irgendwann der Stärkste auf Erden sein werde.“, meinte er begeistert, auch wenn er einen erschöpften Eindruck machte. Auch wenn er wieder aus seinem Leben verschwand, so hatte nicht nur er bei ihm einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Der junge Mönch war sich nun sicher Bell besiegen zu können und war wieder bester Dinge. Überraschend umarmte ihn Zelda von hinten und drückte ihm einen Kuss auf die Wange. „Schön das du wieder der alte bist.“, rechtfertigte sie ihre Aktion lächelnd. „Danke, Zelda. Danke für deine Geduld und dein Verständnis.“, erwiderte er gerührt und hielt ihre Hand fest in seiner. Die beiden vergaßen dass sie nicht ganz alleine waren und auf einmal ein paar neugierige Blicke ihrer Gefährten ernteten. „Öhm ... ich denke ... wir ... wir gehen mal kurz weg ...“, stotterte Jason schwitzend als er sich bei seinen Streicheleinheiten ein wenig zu beobachtet fühlte und seinen Freunden doch schon ein breites Grinsen im Gesicht stand. „Ja, gute Idee, glaube ich.“, meinte Kyren kichernd. „Sie haben sich gefunden. Wie romantisch!“, schwärmte Larissa mit glänzenden Augen. „Wer hat es euch gesagt?“, fragte Zelda leicht verlegen, worauf die kleine Elfe Meister Fiyu erwähnte. Innerlich seufzend wünschte sich Larissa ebenfalls eine solch liebliche Umarmung von Shane herbei, doch dies, so musste sie einsehen, war bisher nur Wunschdenken. „Wie ist das wohl verliebt zu sein?“, fragte Kyren als sie ihren beiden Freunden nachsah, die sich nun in lieblicher Umarmung zurückzogen. Sie ahnte nicht dass die junge Helm-Priesterin diese Frage auf eine ganz besondere Art beantworten würde als sie sich um sie schlang und ihre Hand auf ihr Herz legte. „Hier entsteht die Liebe, Kyren. Du wirst sie erkennen wenn sie da ist. Glaub mir.“, flüsterte sie ihr lieblich ins Ohr, so das sie sogar ein wenig Röte in die Wangen stieg. „Hab ich nicht recht, Shane?“, hakte Larissa schmunzelnd nach. „Ja, ich vermute schon.“, erwiderte er leise und versuchte unauffällig seinen Blick von der jungen Elfe abzuwenden. Für diesen Moment vergaßen die Abenteurer einmal die Sorgen, die sie während ihrer Reise begleiteten. Niemand ahnte dass das bevorstehende Gebirge noch viel größere Gefahren bereithielt als nur seine tiefen und dunklen Schluchten ... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)