Leer von Nikolaus (TaiTo) ================================================================================ Kapitel 1: Hard to breathe -------------------------- » Please, don’t let this turn into something it’s not I can only give you everything I’ve got Laut und schwer prasselte der Regen auf den Rindstein und lief in breiten Bächen neben dem Bürgersteig hinab. Neben dem Gully hatte sich eine große Pfütze gesammelt und als ein Auto hindurch fuhr, spritzte das schmutzige Wasser in hohem Bogen hinauf. Gerade noch rechtzeitig konnte ich beiseite springen, obwohl es im Endeffekt egal gewesen wäre; ich hatte keine Jacke dabei und war jetzt schon bis auf die Knochen durchnässt. Mein Hoodie klebte an mir, genauso wie die schwarze Röhrenjeans und bei jedem Schritt presste es das Wasser aus meinen Chucks. Sogar meine Unterhose war nass. Ein paar Jugendliche sprangen auf der anderen Straßenseite mit Flaschen voller Alkohol an mir vorbei und riefen mir irgendetwas zu, fuchtelten mit ihren schwach glühenden Zigaretten in der Gegend herum und einer von ihnen schüttete sein Bier auf den Bürgersteig. Sie lachten und einer von ihnen pfiff laut. Ich streckte ihnen wüst den Mittelfinger entgegen und erntete lautes Gegacker. Dann verschwanden sie in dem kleinen Park, der einzige grüne Punkt in unserem Viertel, dass vor lauter Menschen, Reihenhäuser, Mülleimer und toten Ratten nur so stank. Und ich war wieder alleine. Kurz startete ich einen Versuch meine Hände in die Taschen meines Hoodies zu stecken, gab es aber schnell auf. Der Stoff war so klamm, dass ich nur mit Mühe meine Finger hindurch bekam und es hätte sowieso keinen großen Sinn gehabt. Also ließ ich sie neben meinem Körper baumeln, kam mir doof und absolut ungelenk vor. Wie ein zu klein geratener Riese mit ellenlangen Armen und Beinen, aber dafür winzigen Händen und einem noch winzigeren Oberkörper. Von meinem unproportionierten Mondgesicht ganz zu schweigen. Irgendwo in den schöneren Vierteln tönte laut eine Uhr und ich zählte leise die Schläge mit. … sieben, acht, neun, zehn. Punkt zehn Uhr abends. Eigentlich dürfte ich um diese Uhrzeit schon nicht mehr hier draußen sein, mein Vater hatte es mir strickt verboten; ich war doch erst siebzehn und könnte ausgeraubt, vergewaltigt, zusammengeschlagen oder getötet werden. Aber ich hörte schon lange nicht mehr auf meinen Vater. Was wusste der schon? Der sollte sich lieber in seiner Firma verkriechen, seine Sekretärin vögeln und schön seine Klappe halten. Der hatte doch eh keine Ahnung—von rein gar nichts. Als ich um die Ecke bog, konnte ich die rot glühenden Spitzen ihrer Zigaretten sehen, die gespenstisch unter dem kleinen Vordach leuchteten. Das Schild über ihren Köpfen hatte vor einigen Jahren noch funktioniert. Aber dann hatten ein paar Typen sich in der Disco geschlagen, waren rausgeschmissen worden und hatten als Rache die Neonröhren zerschlagen; Zapfenstreich für das Pinky. Doch der Besitzer machte sich nichts daraus, schließlich kamen wir immer noch zu ihm—wir wussten ja, wo sein Laden war, auch ohne dieses dumme Schild. „Prinzessin, wir dachten schon, du kommst nicht mehr“, einer von den Jungen löste sich aus der Gruppe, in einer Hand seine Zigarette, die er sich eilig zwischen die Lippen klemmte, und in der anderen eine Flasche Barcadi-Cola. Kurz bevor er mich erreichte, spuckte er die Zigarette auf den nassen Asphalt und umarmte mich, sein Mund presste sich feucht auf meine Stirn. „Finger weg von meinem Freund, Takuya“, schnarrte eine dunkle Stimme hinter ihm und ich konnte spüren, wie Takuya erstarrte; Schisser. Aber er gab sich gewohnt cool, löste sich mit gehobenen Händen von mir—Ganz cool, alles locker, Alter, nur keine Panik—und ging auf Abstand. Dann wurde ich an einen warmen—heißen—Körper gezogen und raue Lippen fanden meine. Ich stöhnte leise auf als er stürmisch meinen Mund eroberte, jegliche Dominanzversuche meinerseits in die Knie zwang und schließlich zu meinem Nacken wanderte, um dort einen dunklen Fleck zu hinterlassen; sein Territorium markieren. Dann spürte ich plötzlich einen heißen Schmerz an meiner linken Hand und schob ihn mit einem lauten Schrei von mir—Scheiße Tai! Er nahm meine Hand, musterte die Verbrennung, die er mir eben gerade mit seiner Zigarette zugefügt hatte und murrte nur: „Halb so schlimm, Baby.“ „Fick dich“, zischte ich nur und zog meine Hand aus seinem Griff. Er schenkte mir einen Blick, der mir deutlich machte, dass ich mich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen durfte—konnte. Ich wusste genau, welche Folgen es hatte, wenn ich versuchte, ihn bloßzustellen. Aber ich wandte mich mit gerecktem Kinn ab und ging hinüber zu den anderen. Taichi konnte mich mal am Arsch lecken. „Schön dich zu sehen“, grinste mir Ken unsicher entgegen, dicht an seinen Freund Daisuke gelehnt, der lässig neben ihm stand, die Baseballkappe tief ins Gesicht gezogen und ab und zu an seiner Flasche nippend. Der Inhalt spiegelte so deutlich den roten Schein der Zigaretten wider, dass ich mich für einen Moment fragte, ob er wirklich Wodka pur trank. Aber nur einen Moment. Daisuke war schon immer ein Schluckspecht gewesen. „Hm“, machte ich nur und nickte ihm zu. Ken war erst seit ein paar Wochen dabei und das auch nur, weil er von Daisuke gevögelt wurde. Normalerweise würden solche Schisserhemdchen, die immerzu den Moralapostel spielen mussten—Ihr könnt ihn doch nicht schlagen! Man kann Konflikte doch auch mit Worten regeln!—erst gar nicht bei uns aufgenommen. Der konnte sich seine scheiß Worte getrost in den Arsch schieben. Solche Weicheier konnten wir hier ganz bestimmt nicht gebrauchen. Ich wunderte mich, wie er es überhaupt überlebt hatte, in dieser Gegend zu leben als Daisuke sich noch nicht als sein großer Beschützer aufspielte. Starke Arme legten sich von hinten um meine Taille und ein warmer Körper drückte sich von hinten an mich. Ich lehnte mich zurück, legte den Kopf in den Nacken, damit Taichi einen weiteren Knutschfleck auf meiner Haut hinterlassen konnte und trank einen tiefen Schluck aus der Flasche, die Takuya mir hinhielt. Tequila mit Cola gemischt; Takuya zog sich auch echt jeden Mist rein. „Kann es sein, dass da jemand schlecht drauf ist?“, murmelte Taichi leise gegen meinen Hals und pustete über die kleine Blessur, die er mir mit viel Mühe gemacht hatte. „Kann sein“, wehrte ich ab, drehte mich in seinen Armen um und sah ihm in die dunkelbraunen Augen— Und ganz kurz hielt meine Welt still. Da waren keine halb besoffenen Jugendlichen um uns herum, keine dreckige Gosse, kein heruntergekommener Laden, kein Gestank nach Abfall. Ich fühlte mich gut, glücklich, zufrieden. Ein schmales Lächeln huschte über mein Gesicht und Taichi beugte sich zu mir hinunter, küsste mich und raunte mir dunkel „Ich liebe dieses Lächeln“ entgegen. Und in diesem Moment mochte ich die Tatsache, dass ich so klein war, dass Taichi sich so tief zu mir hinunter beugen musste. Dass ich so schmal war, dass ich spielend leicht von seinen starken Armen umfangen werden konnte. Dass ich so leicht war, dass er mich anheben und auf seine Hüfte setzen konnte, während der Kuss intensiver wurde. Dass meine Finger so lang und dürr waren, dass ich den empfindlichen Punkt hinter seinen Ohren streicheln konnte, ohne meine Handflächen von seinen Wangen wegzubewegen. Aber dann stießen Daisuke und Takuya neben uns laute Pfiffe aus und brachen in dämliches Gegacker aus. Und ich hasste es wieder. Meine Größe, meine Statur, meine Hände, meine Haare, meine Beine, meine Arme, meine Augen… scheiße, einfach alles. „Haltet die Klappe“, zischte ich ihnen zu und Takuya machte ein gespielt verängstigtes „Uhuhuuu“, nur um panisch zurück zu zucken als Taichi mit einem Grummeln zu ihm herum wirbelte. Sofort waren die Hände wieder abwehrend gehoben und er murmelte irgendetwas, was ich nicht verstehen konnte; Arschloch. „Sei nicht so pampig“, wie aus dem Nichts tauchten die Zwillinge neben der Tür der Disco auf und schenkten mir anklagende Blicke. Eigentlich waren die beiden meine besten Freunde; zumindest Kouji. Aber manchmal waren sie einfach zu ätzend. Schlimm genug, dass sie beide mit Takuya ins Bett sprangen, obwohl sie Brüder waren – das wäre ja so, als ob ich mit Takeru vögeln würde! Und dann immer dieses synchrone Plappern und dieser Blickaustausch… das könnten sie auch gerne für sich behalten. „Ich bin nicht—“, begann ich, aber raue Lippen unterbrachen mich. Taichi küsste mich sanft, seine Hände strichen über meine Seiten und ich lehnte mich an ihn. In meiner Brust hüpfte schwach etwas auf und ab, aber bevor ich die Möglichkeit hatte, mich darauf zu konzentrieren, hatte Taichi sich auch schon wieder von mir gelöst— Gehen wir. Er stieß die schwere Türe auf, weißer Dampf schlug uns entgegen und nur eine Sekunde später hämmerten dumpfe Bässe auf mein Trommelfell ein. Noch bevor ich überhaupt auf der Tanzfläche angekommen war, hatte ich die halbe Flasche geleert, die Takuya mir vorhin gegeben hatte. Es war mir egal, dass ich Tequila eigentlich nicht ausstehen konnte, erst recht nicht mit Cola. Oder dass ich dank der fehlenden Lüftung schon schwitzte, bevor ich anfing zu tanzen. Oder dass ich immer noch komplett durchnässt war – was auch Taichi nicht zu stören schien. Sein Körper war dicht an meinen gedrängt. Die Bässe ließen den Alkohol in der Flasche vibrieren, ließen mein Blut vibrieren. Ich konnte den Rhythmus in meinem ganzen Körper spüren, wie er hinter meinen Augäpfeln und in meinem Kopf schlug. Die mechanische Stimme war viel zu laut, hallte in meinen Ohren wider und trotzdem fühlte ich mich gut. Der Alkohol machte mich leicht und beschwingt und ich presste mich dichter an Taichi. Er nahm mir die Flasche aus der Hand und warf sie zu Boden, wo sie zersprang – keiner von uns achtete darauf. Seine Hände waren überall, brachten mich zum Stöhnen und ich biss mir heftig auf die Lippe, damit es niemand hörte. Sein Mund klebte auf meinem, an meinem Schlüsselbein und meinem Hals. Ich drängte mich so dicht an ihn heran, als ob ich in ihn hinein kriechen wollte. Von irgendwoher hatte Taichi eine neue Flasche in der Hand, Wodka oder Rum oder sonst irgendetwas, das pur in der Kehle brannte. Aber das war egal. Aus den Augenwinkeln sah ich die Zwillinge und Takuya und ganz kurz auch Daisuke und Ken, die sich gegenseitig aufzufressen versuchten. Aber dann war da schon wieder Taichi, der mich küsste, und der Alkohol, der meine Bewegungen immer weicher werden ließ. Mein Hals brannte, meine Augen juckten. Von meiner Stirn lief der Schweiß. Ich nahm einen neuerlichen Schluck aus der Flasche; noch einen und noch einen und noch einen. Taichis tiefe Stimme lachte neben meinem Ohr. Und dann— „Was soll der Scheiß verdammt noch mal?!“, verwirrt öffnete ich die Augen, aber ich konnte nicht erkennen, wo ich war. Ich hörte nur Taichi, der aufgebraust jemanden anschrie und dann viel eine Tür mit einem lauten Knall zu. Der Boden unter mir vibrierte für einen Moment, aber dann war er still – wo waren die Bässe geblieben? Wo war die Flasche in meiner Hand? „… Taichi?”, meine Stimme klang merkwürdig fremd. Kratzig, rauchig. Wie als hätte ich mich mehrmals übergeben und so lange geschrieen, bis ich nicht mehr konnte. Ich drückte mich auf den Ellenbogen in die Höhe und sofort begann alles um mich herum zu schwanken, drehte sich, wirbelte herum und— „Fuck“, warme Hände strichen das Haar aus meinem Gesicht und heiße Lippen pressten sich auf meine Stirn. „Alles okay, Baby. Alles okay.” Raue Finger strichen über meine Wangen, die nassen Tränen fort; ich hatte überhaupt nicht gemerkt, dass ich geweint hatte. Erst als mein Magen aufhörte zu krampfen, richtete ich mich langsam auf und nahm einen Schluck aus der Flasche die Taichi mir hinhielt – Wasser. „Wieso tust du das immer?“, fragte Taichi mich, als mich gerade hinsetzte und mich umsah. Ein leises Hicksen entfloh mir. Wir saßen auf dem Dach, irgendeinem Dach, das ich nicht kannte. Links von uns ragte ein Hochhaus in den Himmel empor, rechts von uns lag ein dunkler Abgrund, ein klaffendes Loch, wie ein wartender, offener Mund. Langsam zuckte ich mit den Achseln. Taichi knurrte. Er zog mich hoch, weg von dem Erbrochenen und hinüber zum Rand des Daches, wo wir uns gegen die Absperrung aus massivem Draht lehnten. Ich legte den Kopf auf seine Schulter und er wiederholte seine Frage, diesmal nicht mehr ganz so wütend. Nur noch ein wenig. Und resignierend. „Ich… keine Ahnung“, und ich hatte wirklich keine Ahnung. Ich hatte ja nicht einmal richtig mitbekommen, wie ich mich zugesoffen hatte. Außerdem ging das immer so schnell. Da konnte doch kein Mensch richtig aufpassen. „Du weißt, dass Trinken deine Leber zerstört?“ „Du weißt, dass Rauchen deine Lunge zerstört?“, erwiderte ich nur und er lachte leise. Seine Brust vibrierte und ich drängte mich näher an ihn. Der Wind wehte kalt und klamm um unsere Ohren und Taichi legte beide Arme um mich. Ganz kurz konnte ich wieder dieses Gefühl in mir spüren, das heiß pochte und drückte, aber als ich es greifen wollte, flutschte es durch meine Finger wie ein Stück nasse Seife. „Ich…“, er stockte und lehnte den Kopf gegen das Gitter hinter ihm, „ich mach mir nur Sorgen um dich, verstehst du?“ „Klar“, ich zuckte die Achseln. „Aber es ist nicht so schlimm. Ehrlich.“ „Baby, du hast dich so zugesoffen, dass du auf der Tanzfläche ohnmächtig zusammen geklappt bist.“ „… oh.“ „Ja oh", er strich mir mit ein wenig Druck über den Kopf und küsste ich mich dann energisch auf die Stirn. „Ich weiß echt nicht, warum du diesen Scheiß jedes Mal abziehst. Ich hatte gedacht, wir hätten ausgemacht, dass du nicht mehr so zu säufst. Du wolltest darauf achten, was du trinkst. Und wie viel.“ „Hab halt nicht aufgepasst“, murrte ich abwehrend. Ich wollte nicht darüber sprechen, es war mir so schon peinlich genug. Allein der Auftritt vor Takuya und den anderen Deppen würde mich für den Rest meines Lebens demütigen. All diese kleinen Idioten—nur weil bei denen keiner mitbekam, wenn sie irgendwo kotzten. Aber Taichi hatte Recht; wir hatten ausgemacht, dass ich das nächste Mal nicht mehr so viel trinken würde. Nur—„Ich war… schlecht drauf.” „Das habe ich beides gemerkt. Stellt sich nur die Frage, warum du schlecht drauf warst“, sagte Taichi. Seine eine Hand lag warm auf meiner Schulter, die andere auf meinem Bauch. In meinem Kopf zuckte der Gedanke umher, dass ich Taichi hiermit mehr weh tat als mir. Dass ich ihn verletzte, obwohl ich es nicht wollte und plötzlich fingen meine Augen an zu brennen. In meiner Brust zog sich alles zusammen und ich wollte einfach nur noch den Draht hinter mir in Stücke reißen und von dem Hausdach springen. „… alles in Ordnung?“ — nein. „Komm schon, du weißt, dass du mit mir über alles reden kannst, Baby.“ — ja. „Also: was stimmt nicht?“ — keine Ahnung! Ich starrte an seinem Kopf vorbei in die Dunkelheit und fragte mich, was nicht stimmte. Warum war ich die ganze Zeit so schlecht drauf? Warum kratzte und biss ich mich so stark, dass ich anfing zu bluten? Warum hasste ich mich selbst so sehr, dass ich mich am liebsten möglichst schmerzvoll selbst zusammenschlagen wollte? Warum verabscheute ich alle Personen, die mir begegneten? Warum verlor ich jedes Mal die Kontrolle, wenn ich sie unbedingt behalten wollte? Warum konnte ich mich nicht ein einziges Mal an das halten, was ich versprochen hatte? Warum war ich so ein verdammter Idiot?! „… Yama?“, ich schüttelte den Kopf. „Ich… ich habe keine Ahnung, okay?“, erwiderte ich, bissig und unfreundlich. Taichis braune Augen sahen mich erschrocken an und es tat mir leid—so leid—und ich wollte mich entschuldigen, ihn küssen und sagen, dass es mir leid tat, aber ich konnte es nicht. Stattdessen plapperte ich einfach weiter; „Es ist einfach… scheiße, okay? Ich—ich hab keine Ahnung, was nicht stimmt, aber irgendetwas stimmt nicht. Und es—es pisst mich verdammt noch mal an!“ Taichi sah mich nur an. Einfach nur an. Für endlose, endlose Sekunden. Dann zog er mich in seine Arme, bettete sein Kinn auf meinen noch immer feuchten Haaren und fragte leise: „Hat dein Dad irgendetwas gemacht?“ „Nein, hat er nicht. Der fickt eh nur seine Sekretärin.“ „Deine Mum?“ „Die ist mit Takeru in Europa, Tai. Die schert sich einen Scheißdreck um mich.“ „Hab ich irgendetwas getan?“ „Nein“, und das war das einzige Mal an diesem Abend, dass ich mir hundertprozentig sicher war, „du hast nichts getan. Es liegt nicht an dir, wirklich.“ „Und was ist es dann?“, sein warmer Atem strich über meinen Hals und ich erschauderte leicht. Lehnte mich zur Seite und spürte den kalten Draht durch meinen Hoodie hindurch an meiner Haut. „Ich hab keine Ahnung“, ich sah an seiner Schulter vorbei über das Dach. Seine Lippen legten sich sanft auf meine Wange, er küsste sich einen Weg hinunter bis zu meinem Nacken und vergrub schließlich seinen Kopf darin. Ich schlang die Arme um ihn und presste mich an ihn. Seine Hände zogen mich auf seinen Schoß, malten feine Kreise auf meinem Rücken. Wieder war da dieses warme, drückende Gefühl in meinem Bauch. Ich streckte die Hände danach aus, wollte es packen, an mich heran ziehen und sehen, was es war. Meine Finger streiften eine glitschige Oberfläche. Und ich griff ins Leere. »The walls we build around us to keep out the sadness also keep out the joy.« Jim Rohn Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)