正体 - True colors von Mizuki_Matsumoto ================================================================================ Kapitel 4: -4- -------------- „Okay Kouyou, wir haben es jetzt lang genug heraus gezögert. Was genau ist passiert?“ Mit etwas zu viel Schwung warf Kousei seinen Controller neben sich, der daraufhin mein einem stumpfen Laut auf den Boden aufschlug. Auch Kouyou legte nun seinen Controller, wesentlich sanfter jedoch, ab und schaltete die Spielkonsole aus. Sein bester Freund hatte Recht, er konnte die Geschehnisse letzter Nacht nicht ewig für sich behalten. Schließlich war sein bester Freund am Tag zuvor nicht bei ihm gewesen und konnte somit nicht wissen, dass Ruki ihn wieder aufgesucht hatte. „Ich… Ich hab mit Ruki geschlafen.“ Sofort kniff er seine Augen zusammen, wollte die Reaktion seines besten Freundes lieber gar nicht sehen. Zu seinem Erstaunen passierte aber nichts und als er die Augen einen Spalt breit öffnete sah er in das verwunderte Gesicht von Kousei. „Ich weiß Kouyou, du hast mich gleich danach angerufen. Beschäftigt dich das etwa immer noch so sehr?“ Jetzt war es an dem Honigblonden verwundert auf seinen Freund zu blicken. Er hatte ihn gestern oder heute sicher nicht angerufen. Er brauchte noch einen Moment bis er verstand, was Kousei mit seiner Aussage meinte. Hart biss er sich auf seine Unterlippe, bevor er wieder zögerlich den Mund öffnete. „Du… verstehst nicht. Ich habe… wieder mit Ruki geschlafen.“ Es dauerte genau drei Sekunden bis Kousei das Gesagte scheinbar verarbeitet hatte und plötzlich vollkommen außer sich aufsprang. „Du hast WAS getan?! Kouyou, hast du sie nicht mehr alle?!“ Aufgebracht lief er auf und ab und sandte dem Honigblonden währenddessen immer wieder wütende Blicke zu. Dieser sackte nur noch weiter in sich zusammen, denn er wusste, wenn sein bester Freund sich so verhielt, war er wirklich sauer. „Es tut mir Leid… Ich…“ Weiter kam er schon nicht, denn die Türklingel unterbrach ihn. Wenn er ehrlich war, war er froh darüber, er wusste nämlich im Moment nicht, wie er sich erklären sollte. Kousei verließ auch gleich das Zimmer und kam kurz darauf in Begleitung von einem großen Blonden zurück. Toll, jetzt war also noch jemand da, der ihn fertig machen würde. „Hey Kouyou, schön dich zu sehen. Du siehst so verschreckt aus, alles klar bei dir?“ Sofort setzte Kouki sich mit besorgtem Blick zu ihm und legte einen Arm um seine Schultern. „Ob bei ihm alles klar ist? Natürlich nicht, er hat sich schon wieder von diesem Arschloch flachlegen lassen! Gott, wie kann man nur so dumm sein? Er benutzt dich doch nur!“ Es tat weh Kousei so etwas sagen zu hören. Es tat weh, die Verachtung in seiner Stimme so deutlich raus hören zu können. Er wusste doch selber, dass er Scheiße gebaut hatte, da musste sein bester Freund ihm das nicht auch noch so direkt ins Gesicht schreien. Egal wie sehr er es versuchte, er schaffte es nicht die aufkommenden Tränen zu unterdrücken. Lautlos liefen sie aus seinen Augen und Kouyou wandte sein Gesicht von den anderen beiden ab. Er wollte nicht schon wieder als Schwächling da stehen. „Schatz, beruhig dich bitte. Ich kann verstehen, dass du wütend bist, aber ihn jetzt fertig zu machen, bringt dir auch nichts, okay? Du siehst doch, dass er es schwer genug hat.“ Er spürte wie Kouki ihn näher an sich zog und sofort versteckte er sein tränennasses Gesicht an der Brust des Größeren. „Hey, es ist doch alles gut Kou-chan. Wir sind doch immer für dich da, das weißt du doch.“ Zögerlich nickte er, traute sich aber immer noch nicht, wieder aufzublicken und dem Blick seines besten Freundes zu begegnen. „Ich… Ich will doch nur nicht, dass ihr mich jetzt verachtet“, nuschelte er, wobei er sich nicht mal sicher war, ob man ihn hören konnte. Doch als sich kurz darauf noch ein paar Arme um ihn legten, konnte er sich dessen sicher sein. „Kou, ganz egal was ich sage, ich werde dich niemals, wirklich niemals verachten! Du bist mein bester Freund und ich liebe dich, also werde ich immer hinter dir stehen, ja? Es tut mir leid, dass ich dich so angeschrien habe, ich hätte das nicht tun sollen.“ Jetzt liefen ihm erst recht die Tränen aus den Augen. Solche Freunde hatte er einfach nicht verdient. „Das… weiß ich doch“, schluchzte er und kuschelte sich näher an Kousei. Bei seinem besten Freund fühlte er sich einfach immer sicher und geborgen. „Gut und jetzt beruhigen wir uns alle erst einmal und dann erklärt und Kouyou was genau passiert ist. Bleibt ihr hier sitzen, ich geh uns Tee machen.“ Mit diesen Worten erhob sich Kouki, drückte Kousei noch einen kleinen Kuss auf die Lippen und verließ daraufhin den Raum. Es dauerte vielleicht zehn Minuten bis Kouki zurück kam. Sein bester Freund hatte ihn die ganze Zeit nicht einmal losgelassen und er war ihm dankbar dafür. Er brauchte diesen Halt im Moment wirklich. „So und jetzt ganz von Anfang an. Was genau ist passiert und wie ist es dazu gekommen?“ Irgendwie neugierig sah Kouki ihn bei dieser Frage an, reichte ihm gleichzeitig eine Tasse Tee. „Also… Ich war gestern wieder im Club. Ich weiß ihr mögt es nicht, wenn ich allein gehe, aber ich hab das gebraucht… Naja, ich war gerade erst gekommen… und da hat er sich einfach wieder neben mich gesetzt. Ich schwöre, ich hab ihn abgewiesen und das nicht nur einmal! Aber er hat einfach nicht locker gelassen… und irgendwann… ich konnte einfach nicht mehr anders und bin wieder mit ihm mitgegangen und naja… wir haben eben miteinander geschlafen.“ „Und weiter?“ Wartend sah Kousei ihn an und zog skeptisch eine Augenbraue nach oben. „Wie?... Was?“ Verwirrt erwiderte er den Blick, auch wenn ihm klar war, dass der andere nicht aufgeben würde, bevor er nicht alles und zwar wirklich alles erzählt hatte. „Komm schon, wir kennen uns jetzt schon ewig. Mittlerweile erkenne ich doch, ob du mir die komplette Wahrheit sagst oder die Hälfte unterschlägst.“ Kousei knuffte ihn kurz in die Seite und Kouki konnte ein Kichern nicht unterdrücken. Sicher versuchten sie die Atmosphäre etwas zu entspannen, aber der Honigblonde fühlte sich nicht wirklich besser. „Also… Ruki hat gefragt, ob wir nicht… naja… öfter miteinander schlafen können.“Bevor er den Satz richtig beenden konnte, hatten Kouki und Kousei schon geschockt die Augen aufgerissen und nach Luft geschnappt. „Kou-chan, du hast da aber nicht zugestimmt, oder?“ Jetzt war er es, der seine Freunde erschrocken ansah. „Natürlich nicht, was denkt ihr denn von mir?“ „Hey, ganz ruhig. Wir wissen doch, dass du das nicht tun würdest. Also wie ging es weiter?“ Beschwichtigend legte San eine Hand auf seine Schulter und sah ihm abwartend an. Unsicher biss Kouyou sich auf die Unterlippe. Sollte er jetzt wirklich weiter erzählen? Er wusste, dass seine Freunde das Folgende sicher nicht gut aufnehmen würden. „Gut… ich weiß wirklich nicht, wie es dann dazu gekommen ist… Ich war fertig und wollte nach Hause und dann hat Ruki mich das eben gefragt. Da ist mir irgendwie… rausgerutscht, dass ich auf der Suche nach einer festen Beziehung bin und… naja… Ruki hat mich auf ein Date eingeladen.“ Unsicher blickte er seine Freunde an. Im Moment konnte er nicht sagen, wer der beiden die Geschichte wohl schlechter aufgenommen hatte. Gerade sahen beide nicht sonderlich glücklich aus. Schließlich war es aber sein bester Freund, der sich zuerst wieder fing. „Kouyou, sag mir, dass ich mich verhört habe! Wie stellst du dir das vor?! Dir ist klar, dass er nur an Uruha und seinem Körper interessiert ist und er sicher nicht glücklich sein würde, wenn er rausfindet wer hinter dem ganzen steckt!“ „Er wird es nicht rausfinden!“ Es war ja klar gewesen, dass Kousei ihm wieder nicht zutraute, dass er alles im Griff hatte. Dabei hatte er schon alles genau durchdacht und er wusste, dass er das hinbekommen würde. „Siehst du Kousei, kein Grund sich wieder aufzuregen. Kouyou hat Rukis Einladung schon von sich aus abgelehnt.“ Wieder war es Kouki der versuchte die erhitzten Gemüter zu beruhigen, nur hatte er diesmal scheinbar etwas falsch verstanden. „Also… eigentlich hab ich zugestimmt“, flüsterte er leise und kniff dann in Erwartung einer schlechten Erwiderung die Augen fest zusammen. „Oh Gott… Das wird niemals gut gehen. Wie hast du dir das bitte vorgestellt?“ Resigniert legte Kousei seinen Kopf auf die Schulter seines Freundes und seufzte. „Ich dachte… naja, ich komm einfach als Uruha und dann ist es doch egal.“ „Kou, genau da ist doch das Problem! Dir fällt das vielleicht nicht auf, aber nach deiner Erzählung bin ich mir ziemlich sicher, dass du dich Ruki gegenüber immer weniger wie Uruha verhältst. Uruha will keine Beziehung, sondern Kouyou. Und Uruha entwickelt auch keine Gefühle für andere Menschen, aber Kouyou tut das. Verstehst du, was ich meine? Langsam kannst du deine Rolle ihm gegenüber nicht mehr spielen und du weißt was passiert, wenn du auffliegst. Dann ist es für immer vorbei und das willst du doch nicht, oder?“ „Kousei hat Recht, Kou-chan. Aber wir können dir das nicht ausreden, oder?“ Hoffnungsvoll sah Kouki ihn an, doch Kouyou schüttelte schnell den Kopf. Das würde er sich nicht ausreden lassen, auch nicht von den beiden. * Ruki saß im Wohnzimmer, als es an der Tür klingelte. Langsam erhob er sich und begab sich zur Quelle des Lärms um seinem besten Freund zu öffnen. „Hey Shin, du bist heute erschreckend pünktlich.“ Breit grinsend blickte ihm sein bester Freund entgegen und nickte. Scheinbar war er wirklich stolz auf sich, obwohl pünktlich kommen für ihn ja wirklich eine Leistung war. „Ich bin ehrlich gesagt ziemlich neugierig, wie dein Abend gelaufen ist. Deswegen hab ich mich extra beeilt.“ Schon drückte er sich an dem Kleineren vorbei, zog seine Schuhe aus und begab sich in die Küche. Dort holte er sich ein Glas Wasser und ließ sich auf einen der Stühle nieder. „Klar, komm doch rein Shin.“ Augenrollend schloss Ruki die Haustür und begab sich dann zu seinem besten Freund in die Küche. Bevor er sich setzte holte er noch zwei Gläser und eine Flasche Saft und platzierte sie auf dem Tisch, bevor er sich ebenfalls niederlies. „Jaja, schon klar. Jetzt erzähl mir einfach, was gestern los war.“ Scheinbar war der Größere wirklich neugierig, denn sonst verhielt er sich nie so. „Ganz ruhig, da gibt es nicht viel zu erzählen. Ich hab ihn rumgekriegt, wie ich gesagt habe.“ Entspannt lehnte er sich weiter zurück und genoss den geschockten Blick seines Freundes. Natürlich war Shin davon ausgegangen, dass er es nicht schaffen würde. Aber jetzt hatte er ihm ja das Gegenteil bewiesen. „Ernsthaft?! Wie hast du das denn hinbekommen?“ „Sagen wir einfach, ich kann sehr überzeugend sein.“ Shin lachte kurz auf und auch Ruki konnte ein Grinsen nicht unterdrücken. „Na klar, auf jeden Fall. Und wie ging es dann weiter?“ „Anscheinend hab ich nächste Woche ein Date mit ihm.“ Jetzt wurde das Grinsen seines besten Freundes schon fast gruselig so breit war es. Und Ruki wusste ganz genau was das zu bedeuten hatte. „Ich wusste es! Du hast doch Gefühle für ihn!“ Wenn Shin jetzt noch fröhlich im Kreis hüpfen und dabei singen würde, wäre das Bild perfekt. Wieso freute sich der andere bitte so sehr? „Bevor du vor Freude einen Herzinfarkt bekommst, muss ich dich enttäuschen. Ich hab keine Gefühle für ihn, wie du so schön sagtest.“ Es dauerte nur eine Sekunde bis das Grinsen von Shins Lippen fiel, um zum wiederholten Male einem verwirrten Gesichtsausruck Platz zu machen. „Und wieso gehst du dann mit ihm aus?“ „Er hat gesagt, dass er auf der Suche nach einer Beziehung ist und sich nicht wieder auf mich einlassen würde.“ Schulterzuckend nahm er einen Schluck von seinem Saft und schaute gelangweilt aus dem Fenster. „Also… hast du ihn eingeladen, damit du ihn weiterhin flachlegen kannst, obwohl du nicht in ihm verliebt bist.“ Ruki konnte ganz genau sehen, dass sein bester Freund damit gar nicht glücklich war, aber lügen würde er nicht, also nickte er. „So in etwa, ja.“ „Geht’s noch?! Ich weiß, dass du ein ziemliches Arschloch sein kannst, aber das ist jawohl übertrieben! Du kannst nicht so mit seinen Gefühlen spielen!“ Ehrlich gesagt hatte er nicht damit gerechnet, dass Shin so laut werden würde. Klar wusste er, dass der andere mit seinem Handeln sicher nicht glücklich war, aber normal reagierte er immer sehr ruhig und besonnen. „Hey Shin, beruhig dich okay? Ich schließe ja nicht aus, dass ich irgendwann vielleicht Gefühle für ihn entwickle.“ Das tat er wirklich nicht, schließlich war Uruha heiß und er schien auch ganz nett sein zu können. „Dass du vielleicht irgendwann mal Gefühle für ihn entwickelst?! Oh sicher, dass ändert alles! Das macht es natürlich viel weniger unausstehlich!“ Wütend schlug Shin auf den Tisch, was Ruki zusammenzucken lies. Die Reaktion seines besten Freundes erschreckte ihn wirklich. „Gott, jetzt komm mal runt-.“ Die sich öffnende Küchentür unterbrach ihn und als er zu dieser blickte, erkannte er ein ihm zu bekanntes Gesicht. „Hey Kleiner, hey Shin, lang nicht mehr gesehen. Ist alles okay, ich hab irgendwen schreien hören?“ Vorsichtig betrat sein großer Bruder den Raum und lehnte sich entspannt gegen die Küchenzeile. „Ja Byou, es ist alles okay, also kannst du gerne wieder gehen.“ Genervt blickte er seinen großen Bruder an. Eigentlich verstanden sie sich ja wirklich gut, aber der andere mischte sich immer in Sachen ein, die ihn nichts angingen und das konnte er gerade gar nicht gebrauchen. „Willst du mich etwa los werden? Das ist aber nicht besonders nett von dir, Kleiner. Warum ich eigentlich wirklich hier bin, ich hab zufällig euer Gespräch mitbekommen.“ Bei dem Wort ‚zufällig‘ schnaubte Ruki auf, das konnte Byou ihm nicht erzählen. „Klar und sicher willst du dich auch dazu äußern, nicht?“ Abwartend blickte er den Braunhaarigen an und wartete auf seine Antwort. „Du kennst mich einfach zu gut, Brüderchen. Aber jetzt mal ernsthaft, ich muss Shin Recht geben. Ruki, du kannst nicht so mit den Gefühlen eines anderen spielen.“ Shin nickte bestätigend und lehnte sich dann mit vor der Brust verschränkten Armen zurück. „Ihr beide seid echt verdammt nervig. Ich werde zu diesem Date gehen, klar?“ „Oh Ruki, du bist genauso wie ich früher. Sei einfach vorsichtig, bei dem was du tust. Ich hab ehrlich gesagt keine Lust dich irgendwann ins Krankenhaus zu bringen, weil irgendein bester Freund dich zusammengeschlagen hat.“ Mit hochgezogener Augenbraue musterte er Byou. Wie kam er denn jetzt auf die Idee? „Keine Angst, ich werde keinem einen Anlass bieten mich zusammen zu schlagen. Außerdem ist sein bester Freund nicht grade der Typ für sowas.“ Er dachte zurück an den schlaksigen Blauhaarigen, der bei seinem ersten Treffen mit Uruha anwesend gewesen war und ein Grinsen legte sich auf seine Lippen. Mit dem würde er zur Not auch noch allein fertig werden. „Mach doch was du willst, ist mir jetzt auch egal. Wollen wir zocken?“ Resigniert trank Shin seinen Saft leer und verließ dann die Küche. Er hatte keine Lust mehr mit Ruki zu diskutieren, da konnte er auch gegen eine Wand reden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)