Vom West Blue in die Neue Welt von Nephaya (Eine Geschichte über drei Freunde, die sich auf das größte Abenteuer ihres Lebens machen) ================================================================================ Prolog: -------- Es war ein ungewöhnlich harter Winter gewesen, und obwohl der dritte Monat des Jahres 1504 schon begonnen hatte, ließen die ersten Anzeichen des Frühlings noch auf sich warten. Ein schwerer Schneesturm war aufgekommen, welcher alles unter einer dicken Schneeschicht begrub und die Sonne tagelang verdunkelte. Und genau zu dieser Zeit, an einem besonders stürmischen Abend, wurde ein Kind geboren, ein Mädchen, mit Augen so golden wie ein Blatt im Herbst und Haaren, so leuchtend rot wie frisches Blut. Die Mutter, eine unberechenbare Piratin, gab ihrem jüngsten Kind den Namen Sukira und legte ihr einen kleinen Stein mit in die Wiege, dessen Farbe genauso rot war wie die Haare des Mädchens. Doch nur wenige Zeit später starb die Mutter, und das kleine Mädchen wuchs unter Männern heran, den Stimmungen des Vaters ausgesetzt und auf sich selbst gestellt. Kapitel 1: Sukira - Wie alles begann ------------------------------------ Man hatte sie nie als hübsch bezeichnet. Kaum einer sah sie jemals lächeln, und die Haltung erinnerte mehr an einen Knaben als an ein junges Mädchen. Sukira würde bald ihr sechstes Lebensjahr erreichen, und doch hatte sie so etwas wie Nächstenliebe nicht mehr gekannt, seit ihr ältester Bruder vor drei Jahren die Insel verlassen hatte. Ein Windstoß wehte ihr die Haare unsanft ins Gesicht, doch Sukira achtete nicht darauf. Sie rannte den Berg hinauf, die Bambusstöcke in einer Hand, den kleinen Beutel mit Reisbällchen in der anderen. Hinauf zu dem Vorsprung, wo sie die meiste Zeit verbrachte. Der alte Kirschbaum war bereits zu sehen, noch weiß vom letzten Schnee des Jahres. Sie verlangsamte ihren Schritt und trat auf den Vorsprung, auf dem nur die Kirsche und ein weiterer, bereits stark in Mitleidenschaft gezogener Baumstamm standen. An diesem Stamm hing ein weißer Stofffetzen, welcher einst der Umhang ihres Vaters gewesen war. Hass stieg in Sukira auf, als sie an den Tag dachte, an dem ihr Vater Markos verschlagen hatte und wütend seinen Mantel von den Schultern gerissen hatte. Sukira erinnerte sich nur zu gut daran, wie sie tagelang nicht von der Seite ihres Bruders gewichen war und sich um ihn gekümmert hatte. Markos war es auch gewesen, der die Idee gehabt hatte, den Mantel an den Stamm zu hängen, den er zum Üben benutzte. Das Mädchen warf den Beutel mit den Reisbällchen unsanft zu der Kirsche, nahm je einen Bambusstab in eine Hand und stellte sich dann breitbeinig vor den alten Stamm. Sukira holte tief Luft, und schlug dann mit voller Kraft auf das mitgenommene Holz ein. Dabei schrie sie alles heraus, was ihr auf dem Herzen lag, denn hier oben würde sie keiner hören. Sie schlug wieder und immer wieder zu, und genau wie jeden Tag stellte sie sich vor, dass ihr Vater vor ihr stand. Nie hatte sie ihrem Vater widersprochen oder in der Öffentlichkeit etwas Schlechtes über ihn gesagt, dafür hatte sie zu viel Respekt vor ihm. Aber umso größer war der Hass, der in dem Mädchen immer weiter wuchs, und das war der einzige Weg, alles rauszulassen. Im ersten Moment nahm Sukira die Hand nicht wahr, die auf ihrer Schulter lag, doch dann zuckte sie zusammen, drehte sich um und schlug mit einem Stock nach der Person hinter ihr. Es war Markos, der jüngste Sohn in der Familie, und er wehrte den Schlag lächelnd und mit Leichtigkeit ab. ,, Du wirst besser, Suki.“ Äußerte er, reichte ihr eines der Reisbällchen und setzte sich auf den Boden. Sukira folgte seinem Beispiel und verschlang ihr Mittagessen genüsslich, denn sie war mit der Zeit hungrig geworden. Markos wartete, bis sie fertig gegessen hatte, dann blickte er in ihre Augen, die niemals lächelten, und sagte: ,,Warum hasst du unseren Vater so sehr, Suki? Manen ist ein angesehener Marinesoldat. Er will nur das beste für uns.“ ,,Er hat dich verschlagen! Er hat gemacht, dass du tagelang nicht aufstehen konntest! Und jetzt sagst du, er will unser bestes?“ verständnislos sah sie ihren Bruder an. Wie konnte ein Vater das Beste für seine Kinder wollen, wenn er sie verschlug, sobald sie anfingen, von Piraten zu erzählen? Markos sah seiner Schwester tief in die Augen. ,,Versteh doch. Manen ist ein angesehener Marinesoldat. Er möchte, dass wir ein genauso gutes Leben führen wie er. Denn Piraten sind böse, sie morden, stehlen und saufen den ganzen Tag. Wenn du so ein Leben lebst, endest du irgendwann auf dem Schafott.“ Sukira sah Markos mit geweiteten Augen an und ballte dann wütend die Fäuste. „Aber du warst es doch, der mir erzählt hat, wie toll das Piratenleben ist!“ schrie sie mit Tränen in den Augen. „Es war dein Traum, frei zu sein und alles machen zu können was du willst. Und Shanks ist jetzt sogar ein Pirat!“ sie verstummte kurz und wischte die Tränen weg, die über ihre Wangen rollten. „Shanks hat seinen Traum wahrgemacht. Und du wolltest immer so werden wie er! Was ist mit dir passiert? Hat Manen dir das angetan? Hat er dir eingeredet, dass dieses falsche Leben, was er führt, richtig ist!?“ jetzt völlig außer sich sprang das Mädchen auf und schlug die Stöcke gegen den alten Stamm. Dabei schrie sie immer wieder „was ist mit dir los!?“ und ließ den Wuttränen freien Lauf. Schließlich sank sie auf den Boden und lehnte erschöpft den Kopf gegen das kalte Holz. Markos war mittlerweile aufgestanden und seufzte mitgenommen. ,,Irgendwann wirst du verstehen.“ Mit diesen Worten drehte er sich um und kehrte zurück ins Dorf. Sukira sah ihm noch lange nach, und auch als die Sonne schon lange untergegangen war, saß sie noch dort, an den Stamm gelehnt, und weinte. So viele Gedanken schossen ihr durch den Kopf, Gedanken an die Zeit, in der Shanks noch dagewesen war. Als sie alle darüber geredet hatten Piraten zu werden, und Shanks sie sogar mit dem Ruderboot auf das Meer hinaus gefahren hatte. Doch Shanks war nicht mehr da, und Manen gewann immer mehr die Oberhand. Weder Markos, noch ihr anderer Bruder Nevan redeten nun noch davon, Piraten zu werden. Nein, zur Marine wollten sie gehören, ihre Freiheit aufgeben. Der Mond stand noch hoch am Himmel, als Sukira erwachte. Sie fror, denn es hatte erneut angefangen leicht zu schneien. Schnell stand sie auf, nahm die Bambusstöcke und den leeren Beutel und rannte den Berg hinunter zum Dorf. Doch beschloss sie kurzerhand, vorher noch an den Strand zu gehen und das Meer zu beobachten, wie sie es früher immer mit Shanks getan hatte. Eines Tages werden wir da draußen sein, Suki. Wir werden frei sein und unser Leben leben, so wie wir es wollen. Keiner wird uns vorschreiben, was wir zu tun haben. Ja, das hatte er immer zu ihr gesagt, in diesen Nächten am Strand. Und er hatte es geschafft, er war seinem Traum gefolgt und Pirat geworden. Doch Sukira saß immer noch auf dieser Insel fest, wo nach und nach jeder der Freiheit absagte und sich auf irgendeine Weise der Marine anschloss. Sukira stapfte durch den kalten Sand und lauschte dem Rauschen der Wellen. Die Sterne spiegelten sich im Meer, und der Horizont schien unendlich weit. Im Sommer würden hier die Grillen zirpen, doch jetzt im Winter gab es kein anderes Geräusch außer dem des Wassers. Ein paar Steine, die schön breit und flach waren, hob sie auf und schmiss sie ins Wasser, wo sie unruhige Wellenkreise verursachten. Das Mädchen hob schon den Arm, um den nächsten Stein zu werfen, als sein Blick an etwas draußen auf dem Meer hängen blieb. Kleine Lichtpunkte, nah beieinander. Ein Schiff? Dachte Sukira, doch rasch verschwanden die Lichter wieder. Sie starrte noch eine Weile in die endlose Dunkelheit, doch die Lichter blieben verschwunden. „Ich muss es mir eingebildet haben“ murmelte sie und eilte zum Dorf. Die Haustür stand noch einen Spalt weit offen und auf dem Küchentisch stand ein Glas Milch, daneben die Reste des Abendessens. Innerlich lächelnd aß Sukira, trank die Milch und schlich dann leise in ihr Zimmer, um keinen zu wecken. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)