Dark horizon III von Nocturna ================================================================================ Kapitel 1: Fading ----------------- Ein dumpfes Rauschen schien in seinem Kopf zu dröhnen, als säße ein schlecht eingestelltes Radio hinter seiner Stirn, und dieser Ton- der eigentlich mehr ein Gefühl war als ein Geräusch- verhinderte dass er atmete. Seine Brust krampfte sich völlig wirkungslos zusammen und ein scharfer Schmerz zuckte durch seinen Körper. Aber das war schon in Ordnung, das störte ihn nicht wirklich. Er fühlte sich gut! Wobei- nein. Eigentlich fühlte er gar nicht viel. Das alles schien ihn kaum zu betreffen, was er empfand war hinfällig, nicht mehr als nur ein Echo. Dass er wach war fiel ihm erst auf, als er die Augen aufschlug, und er hatte die Regung auch nicht beabsichtigt. Alles was er sah und spürte war ein weißes, glühendes Licht das sich in seine Augen bohrte und noch mehr Schmerzen durch seinen Körper jagte. Als er nach Luft schnappte bemerkte er dass er noch immer nicht atmen konnte, aber er hatte nicht das Gefühl zu ersticken. Er konnte auch nicht blinzeln. Das Rauschen in seinem Kopf veränderte sich und begann langsam zu stören, bis er nach einer Weile verblüfft begriff- falls er in seinem Zustand so etwas wie Verblüffung empfinden konnte- dass es eine Stimme war die er hörte, auch wenn er nicht verstand was sie sagte. Das war auch nicht wichtig… hatte nichts mit ihm zu tun. Ein raues, spitzes Lachen riss ihn aus seinem Dösen und er bemerkte dass er schon wieder fast abgeglitten wäre, in Schlaf oder Bewusstlosigkeit- war das wichtig? Zeit hatte keinerlei Bedeutung. Er versuchte wirklich an diesem Gedanken festzuhalten, aber genau das ließ ihn aufwachen, machte ihm alles bewusster- auch die Schmerzen, selbst wenn er sie noch immer nicht einordnen oder lokalisieren konnte, sie betäubten seinen Kopf und machten ihn schwindelig. Als er diesmal einatmen wollte hustete er unwillkürlich und spürte etwas Feuchtes auf den Lippen. Das Lachen verstummte abrupt und er hörte nur noch ein leises, weniger malträtierendes Murmeln das ihm aus irgendeinem Grund einen kalten Schauer über den Rücken jagte. Für einen Moment glaubte er sich übergeben zu müssen, aber irgendetwas sagte ihm, dass er das nicht konnte. Das verhinderte nicht, dass sein Körper sich erneut zusammenkrampfte und er wieder hustete, atemlos, hilflos, verwirrt; er registrierte dass er auf dem Rücken lag, völlig ausgeliefert und wollte sich aufsetzen, aber etwas hielt ihn davon ab- er ließ leise stöhnend den Kopf zurücksinken. Plötzlich erlosch das grelle Licht über ihm und beendete den Aufruhr in ihm auf einen Schlag. Kalte Hände berührten ihn, das verstimmte Gemurmel setzte wieder ein, und er zuckte abrupt zusammen. Er spürte dass der Schmerz in seinem Arm nicht stark war, aber er zog sich durch seinen ganzen Körper. Einen Moment später hörte es auf und alles was zurückblieb war ein zurückhaltendes Brennen in seinen Adern und ein dumpfes Pochen. Angestrengt bemühte er sich die Augen richtig aufzubekommen um zu sehen was um ihn herum vorging, aber er konnte die Bilder nicht ganz fassen, die Eindrücke. Sie schienen sich mit etwas zu vermischen das passiert war. Dieser scharfe Schmerz in seiner Brust, kaltes Metall unter ihm, das ihn trotzdem irgendwie zu zerquetschen schien, dann Hitze auf seinem Gesicht anstatt der kühlen, stillen Luft. Er spürte wie seine Haarspitzen sich um sein Gesicht herum knisternd kräuselten und er wehrte sich nicht mehr; zum ersten Mal in seinem Leben… er wusste dass es zu spät war, aber- diese Hände auf seinem Gesicht, seiner Brust, die das Gewicht von ihm nahmen- es wurde dunkel, und er wusste nicht in welcher Version. Vielleicht in Beiden. Als er die Augen wieder öffnete verließ ein leichtes Keuchen seine Lippen. Er spürte wie die Luft seine Lungen füllte, auch wenn ihm von den Schmerzen immer noch schwindelig wurde. Er sah schemenhafte Bewegungen am Rand seines Blickfeldes und sein Kopf fiel kraftlos auf die Seite. Die beiden Personen waren kaum zu erkennen, und vielleicht wollte er das auch nicht. Er hatte Kopfschmerzen. Es ging ihm schlecht… das fühlte er ganz genau. In seiner Brust, seinem Bauch, seinen Schultern… Es ging ihm schlecht. Ja. Die Deutlichkeit mit der er die schneidend kalte Stimme plötzlich wahrnahm ließ ihn erzittern, aber es schien niemand auf ihn zu achten. “Sie wissen um unsere Situation, Professor, und ich sage Ihnen: Sie brauchen eine Genehmigung! Was passiert ist war ein dummer Unfall, aber er ist ohne Zweifel schwach und er gehört auf die Krankenstation, und nicht in Ihr… Versuchslabor! Ich weiß nicht was Sie mit ihm machen, aber ich verlange dass es aufhört und Sie ihn auf die Krankenstation verlegen bis Sie mir eine Genehmigung dafür vorlegen können die-” Die Stimme wurde von einem weiteren krächzenden Lachen unterbrochen und die zwei Gestalten verschwammen noch mehr, als seine Kopfschmerzen anschwollen. “Er bleibt hier, Turk… Frag doch deinen Präsidenten nach seiner Meinung… und jetzt verschwinde! Ich habe zu arbeiten!” Den Rest des Gesprächs schien er nicht mitzubekommen, doch das Bild das sich ihm bot als er die Augen öffnete grub sich in sein Gedächtnis ein. Der Director schaute auf ihn hinab, die schwarzen Haare fielen in sein weißes Gesicht, seine Lippen waren fest zusammengepresst und er streckte die Hand aus, vielleicht um ihn zu berühren. Wenn er es tat, spürte er nichts. Der Blick auf ihm hielt ihn fest, aber er dachte viel zu spät daran zu reagieren. Die letzten Worte die er hörte bevor wieder die Dunkelheit über ihn hereinbrachen, hatten keine Bedeutung für ihn. “Hab keine Angst… er wird die richtige Entscheidung treffen. Tut er immer.” Sie beide waren Turks. Sie beide erkannten eine Lüge, wenn sie eine zu hören bekamen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)