Run von abgemeldet ================================================================================ Prolog ------ Er lag auf seinem Bett, ganz still, vom Kampf schwer gezeichnet. Es tat mir in der Seele weh, ihn so zu sehen. Sein Oberkörper steckte in dicken Verbänden. Nicht auszudenken, welche Schmerzen er hatte erdulden müssen. Das Brechen seiner Knochen hallte immer noch in meinem Kopf wider und bei der Vorstellung, dass Carlisle sie hatte neuerlich brechen müssen, verlor ich beinahe den Boden unter den Füßen. Alles war meine Schuld, ohne mich hätte er nicht so sehr leiden müssen. Weder physisch noch psychisch. Ganz zu schweigen von dem emotionalen Schmerz, dem ich ihn über Wochen und Monate ausgesetzt hatte. Ich traute mich kaum, auf ihn zu zugehen, geschweige denn, ihn zu berühren. Mir war, als ob ich zu meiner eigenen Hinrichtung gehen müsste, doch es war nicht meine Hinrichtung, sondern der sichere Tod unserer Liebe, die niemals eine Zukunft gehabt hatte. War es ein Fehler gewesen, ihn zu küssen? Wäre es besser gewesen, wenn ich mir meiner Gefühle für ihn nie bewusst geworden wäre und mich weiter dagegen gewehrt hätte? Wir hatten gekämpft, bis zum bitteren Ende unserer Kräfte, um letztendlich einzusehen, dass wir als Verlierer aus dieser Schlacht hervorgingen. Zu keiner Zeit hatten wir die Chance gehabt, einen Sieg davonzutragen, die glücklichen Gewinner zu sein. Wir waren uns so ähnlich. Starrsinnig, impulsiv, leidenschaftlich, auf gewisse Weise manchmal naiv, lebten in unserer eigenen Welt, waren Seelenverwandte und würden es immer sein. Ob es ein UNS gegeben hätte, wenn wir in einer normalen Welt gelebt hätten? In einer Welt ohne mystische Wesen, die ich bis vor einigen Monaten nur aus Büchern kannte? In einer Welt ohne Vampire und Werwölfe? In einer Welt, in der es einfach nur Jacob und Bella gegeben hätte, zwei junge Menschen, die tiefe Gefühle füreinander hegten? In einer anderen Welt wäre alles so leicht mit uns gewesen, aber wir lebten im Hier und Jetzt, es gab keine andere Welt und somit keinen gemeinsamen Weg für uns. Wir redeten offen über unsere Gefühle, über das, was in uns vorging, doch es brachte uns nicht weiter. Dass wir uns liebten war klar, aber es änderte nichts. Nicht für ihn und nicht für mich. Jacob fragte mich, was das Schlimmste für mich sei. Meine Antwort verletzte uns beide zutiefst und riss die Wunden, die der fatale Kuss uns zugefügt hatte, wieder auf. Er hätte mir alles geben können, was ich mir wünschte. Für ihn hätte ich mich nicht ändern müssen. Wir wären glücklich geworden, das wusste ich genau, dennoch war es an der Zeit, zu gehen. Als ich seine Wange mit einem unschuldigen Kuss berührte, trieb es mir Tränen in die Augen. Alles in mir schmerzte auf eine merkwürdige Weise. Ich spürte die Trennung körperlich, als ob ein Teil von mir bei ihm zurückbleiben würde und so war es auch. Ich würde nie wieder vollständig sein. „Du weißt, dass ich dich liebe“, waren die letzten Worte, die ich sagte, bevor ich die Tür einen spaltbreit öffnete, um zu gehen. „Ich liebe dich mehr“, flüsterte er matt. Mir stockte der Atem. Ich wollte ihm sagen, dass er sich irrte, dass ich genauso für ihn empfand, wie er für mich. Mein Mund öffnete sich, doch meine Stimme versagte und ich war froh, dass sie es tat. Jedes weitere Wort von mir hätte ihn nur unnötig gequält. Als ich die Tür hinter mir schloss, erstarrte der kleine Teil meines Herzens, der ihm gehörte. Die Zeit der Sonnenfinsternis war für mich angebrochen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)