A Song of Remedy and Attachment von abgemeldet (Another Game of Thrones) ================================================================================ Prolog: Once Upon a Time... --------------------------- “Mica, Leah, kommt endlich rein. Es ist Zeit fürs Bett.”, rief sie nach ihrem fünfjährigen Sohn und der gleichaltrigen Tochter, die im Garten mit ihrer alten Schattenwölfin tollten. Der Junge sah sie mit seinen stechend grünen Augen an und strich sich sein blondes Haar aus dem Gesicht. “Müssen wir wirklich, Mutter?”, nölte er im bettelnden Ton. Sie winkte die Beiden zu sich. “Die Sonne geht jeden Moment unter, also kommt endlich.”, forderte sie die Kinder auf und die Zwillinge gehorchten ihr. Sie begleitete sie in ihr Zimmer und deckte sie zu, nachdem sie in das große Bett geschlüpft waren. “Warum kann ich nicht länger wach bleiben, Mutter. Ich bin doch schon bald alt genug, um ein Knappe zu werden. Onkel Robb hat mir gesagt, dass er mich mit auf die Jagd nimmt, wenn zwei Monde vergangen sind.”, versuchte er ihr zu erklären, dass er schon beinahe ein Mann war. Sie lächelte ihm zu und ihre eisigblauen Augen wurden wärmer. “Wenn Mica auf die Jagd darf, dann will ich das aber auch, Mutter.”, ertönte Leahs Stimme und die gleichen Augen, wie die der Mutter, blitzten empört auf. Die Augenfarbe war das Einzige, was die Zwillinge unterschied. Sie strich ihrer Tochter durch das lange, ebenso blonde, Haar, wie das ihres Bruders und schmunzelte. “Dein Onkel wird sich auch noch ein wenig gedulden können... Es ist immerhin noch etwas früh für euch beide.”, murmelte sie und drückte ihnen jeweils einen Kuss auf die Stirn, damit sie nicht sehen konnten, wie ihr die Tränen in die Augen stiegen. Sie sahen ihrem Vater so unglaublich ähnlich, dass es ihr beinahe das Herz brach die Kinder auch nur anzublicken. Auch dieses Waagemutige und Unerschrockene hatten sie hauptsächlich von ihm, auch wenn sie nicht ganz unschuldig daran war, dass auch die Tochter sehr waghalsig war. Besonders der Junge jedoch war es, der ihm wie aus dem Gesicht geschnitten war. Alles an Mica erinnerte sie an ihren Geliebten. Das blonde Haar, die frechen, aber charmanten, grünen Augen. Sogar die Form seiner Nase nahm die ihres Liebsten an. Der Junge wusste nicht mal, wie sehr er seinem Vater ähnelte. Wie auch. Immerhin war dieser schon lang nicht mehr bei ihnen. “Mutter? Warum weinst du?”, kam es von Mica, der eine warme, feuchte Träne auf seiner Stirn spürte. Sie schluckte und sah ihm ins Gesicht, wobei sie über seine Wange strich. “Es ist nichts. Ich bin nur so unheimlich glücklich, euch Beide zu haben, mein Liebling. Dich und deine Schwester.”, gestand sie ihnen. Er setzte sich auf und fiel ihr um den Hals. “Ich werde dich immer beschützen. So wie Vater es getan hätte.”, versprach er ihr ritterlich und küsste ihr pechschwarzes Haar. Auch Leah klammerte sich an den Hals ihrer Mutter. “Und ich werde dir immer helfen und irgendwann werde ich einem Mann eine gute Frau sein, damit du stolz auf mich sein kannst.”, schwor sie ihr und drückte einen kleinen Kuss auf die Wange ihrer Mutter. “Ich bin auch so schon stolz auf euch. Ihr seid meine Schätze und mir das Wertvollste auf Erden.”, wertschätzte sie die Beiden und drückte sie dann sanft von sich. Sie erhob sich und zeigte der Schattenwölfin an, dass sie sich zu den Kindern ans Fußende des Bettes legen sollte, was sie auch ohne große Verweigerung machte. Dann ging sie Richtung Tür. “Schlaf nun, meine Engelchen. Morgen früh habt ihr wieder viel zu erleben.”, hauchte sie ihnen noch zu und ging dann in ihr eigenes Zimmer, um sich umzukleiden. Sie saß vor ihrem Spiegel und sah in ihre eisblauen Augen, die traurig auf sie zurückblickten. Für ihre Kinder blieb sie stets stark, doch bei Nacht wurde sie von ihren Erinnerungen heimgesucht. Sie rief sich den Tag in Erinnerung, an dem sie das erste Mal auf ihren Geliebten getroffen war... Kapitel 1: Kingslayer --------------------- Es war ein denkwürdiger Tag für die Familie Stark, die über Winterfell herrschte. Heute würde der König der sieben Königreiche bei ihnen eintreffen, mit all seinem Gefolge. Er hatte eine lange Reise hinter sich bringen müssen, deswegen gingen alle davon aus, dass er ein wichtiges Anliegen mitbringen würde. Lord Eddard Stark, kurz auch Ned gennant, versammelte seine Frau Catelyn und seine fünf Kinder um sich. Robb, der älteste Sohn, die beiden jüngeren Brandon, kurz Bran, und Rickon und die beiden Töchter Sansa und Arya. Hinzu kamen noch Jon Schnee, den Eddard mit einer anderen Frau gezeugt hatte und der deshalb nur von vielen als sein Bastard bezeichnet wurde, und die beiden Mündel Theon Greyjoy und Rae Forsyth, die er als Kinder bei sich aufgenommen hatte. “Heute wird mein alter Freund, König Robert Baratheon, unser Gast sein. Er wird einige Tage unter uns weilen. Ich erwarte von euch allen, dass ihr euch von eurer besten Seite zeigt.”, verlangte er und alle waren sich darüber einig, dass es das Mindeste sei, sich dem König gegenüber vorbildlich zu verhalten. Während die Jungen sich in ihren Zimmern zurecht machten, saßen die Mädchen in Raes Zimmer, um sich gegenseitig das Haar zu flechten. “Ich freue mich schon Bekanntschaft mit Ser Jaime Lannister, den gutaussehenden Lannisterbruder, und dem Gnom, Tyrion Lannister, zu machen.”, jubelte die kleine Arya, sodass Rae sie zügeln musste. “Halt still, Arya, sonst kann ich deinen Zopf nicht grade flechten. Und du solltest Tyrion Lannister besser nicht als Gnom bezeichnen, wenn er dabei ist.”, mahnte sie sie. Dieser war nämlich als Kleinwüchsiger auf die Welt gekommen, was ihm den Beinamen Gnom eingebracht hatte. Sansa, die währendessen das schwarze Haar des Mündels flocht, überlegte einen Augenblick. “Der König soll einen Sohn haben, habe ich zumindest gehört. Er heißt Joffrey...”, murmelte sie und beendete die Hochsteckfrisur der Älteren. Diese war auch gerade mit dem Haar der jüngsten Starktochter fertig geworden und drehte sich zu der rothaarigen Sansa, die ihrer Mutter am ähnlichsten war, um. “Du bist doch nicht auf eine Verlobung aus, liebste Schwester?”, munkelte sie. Sie hatte sich so in die Familie integriert, dass sie Eddard und Catelyn Stark als ihre Eltern ansah und deren Kinder als ihre Geschwister. Immerhin war sie in sehr jungen Jahren zu der Familie gekommen. Sansa machte große Augen. “Nicht doch, Rae. Ich meine... Nur, wenn er stattlich ist.”, versuchte sie sich aus dieser prekären Sache herauszuziehen. Die Ältere lachte amüsiert. “Schon gut, Sansa. Geht nun und kleidet euch ein.”, scheuchte sie die Beiden hinaus. Dann ging sie zu ihrem Kleiderschrank und suchte ein schneeweißes Samtkleid raus, dass mit goldenen Stickereien verziert war. Sie hielt es an ihre zierliche Gestalt. “Was meinst du, Luna?”, fragte sie ihre schwarze Schattenwölfin, die sie als Welpe von Lord Stark geschenkt bekommen hatte. Jedes der Starkkinder besaß einen. Sie waren treue Weggefährten und ein Wolf zierte das Wappen der Familie. Die Wölfin legte den Kopf etwas schräg und heulte dann kurz auf. Rae lachte und nickte. “Du hast Recht. Ich muss Angst haben, dass ich mehr auffalle als die Königin.”, überlegte sie laut. Wenige Stunden später sammelten sich alle Bürger von Winterfell hinter der Familie, die ihr Land repräsentieren musste. Die Kinder wurden nach dem Alter her aufgestellt, also kam erst Robb, dann Rae, Theon, Sansa, Arya, Brandon und zum Schluss Rickon. Des Königs Gefolge ritt in das Dorf ein und zuerst stieg der König selbst ab, um die Familie zu begrüßen. Eddard und Robert Baratheon kannten sich schon sehr lange und witzelten etwas. “Dein Mündel wird von Jahr zu Jahr hübscher, Ned. Wie alt ist sie jetzt?”, erkundigte er sich bei seinem alten Freund. Lord Stark lächelte. “Zweiundzwanzig, Robert.”, erwiderte er. “Was? Soll sie etwa als alte Jungfer sterben? Warum verheiratest du sie dann nicht mit einem Mann aus einer der reichen Familien? Ich könnte dir meinen Schwager anbieten.”, scherzte König Robert, als er Raes Hand geküsst hatte. Ihr Blick fiel auf einen Ritter in einer goldschimmernden Rüstung auf einem weißen Ross, der gerade seinen Helm abzog. Das war der Schwager des Königs, Jaime Lannister, Zwillingsbruder der Königin Cersei Lannister. Die Lannisters waren, durch den Bund mit dem König, die reichste Familie weit und breit. Er lächelte ihr zu und sie erwiderte, allerdings mehr aus Höflichkeit. Ganz sicher würde sie diesen Schönling nicht heiraten! “Bis jetzt hat sie sich gesträubt sich einem Mann zu beugen, Robert. Der Mann, der mit ihrem Temperament zurechtkommt, bekommt von mir zehn meiner besten Pferde.”, erwiderte er und beide Männer grölten belustigt drauf los. “Na, ich bin mir sicher, dass sich noch einer findet, der eine wilde Stute, wie sie zügelt.”, juxte der König und musste sich eine Träne wegwischen. Auch der Lord konnte sich kaum halten. “Wenn sie ihm nicht vorher die Sporen gibt!”, warf er ein, was die Männer noch mehr amüsierte. “Vater!“, beschwerte sie sich, doch Robb stieß ihr in die Seite, damit sie sich ruhig verhielt, also schluckte sie ihre Empörung hinunter. Diese alten Männer! Immer war es das Gleiche, wenn sie aufeinander trafen. Sie bemerkte, das auch der Schwager des Königs sich ein Schmunzeln nicht verkneifen konnte, was sie, zur ihrer Verwunderung, noch mehr beschämte. Dann stieg die Königin aus dem Pferdewagen. Sie wurde von allen mit dem größten Respekt begrüßt, was sie nicht gerade sehr zu schätzen wusste. Rae erlaubte sich ihr, bei der Verneigung, in die Augen zu sehen. Dieser Frau fehlte eindeutig das gütige Lächeln einer guten Königin. Cersei Baratheon wirkte eher angewidert und genervt davon, dass sie so einen langen Weg hinter sich hatte bringen müssen, nur um ihren Mann zu den Starks zu begleiten. Doch Rae vergaß das Ganze schnell wieder und brachte sich lieber mit in die abendliche Feier ein, in dem sie mit einigen der Ritter tanzte, sich jedoch nicht allzu sehr anmachen ließ. Plötzlich wurde sie von jemanden abgeklatscht und fand sich in den Armen des attraktiven Jaime Lannisters wieder. “Rae Forsyth, das Mündel von Lord Stark, habe ich Recht, my Lady?”, erkundigte er sich bei ihr und schenkte ihr ein charmantes Lächeln. Sie errötete etwas, riss sich dann allerdings wieder zusammen. “Ja, Ser.”, antwortete sie kurz und knapp. “Keine Angst. Ich will Euch nicht mit auf mein Zimmer nehmen, so wie all diese anderen Männer. Ich möchte nur etwas tanzen.”, beruhigte er sie, da er bemerkte, wie nervös sie war. Sie atmete erleichtert auf. Ihm hätte sie immerhin die Gesellschaft, was bei ihnen bedeutete mit ihm zu schlafen, nicht verwehren können, wie sie es heute bereits bei allen anderen getan hatte. “Ich kannte Eure Eltern. Mein Vater nahm mich einmal mit auf ihr Schloss, die Eyrie. Ich war damals noch ein Bube und Ihr wart gerade mal drei Tage alt. Nun seid Ihr zu einer Frau geworden und Ihr seid Eurer Mutter wirklich aus dem Gesicht geschnitten.”, bemerkte er, während er sie zu einer kleinen Hebefigur hochhob. Sie sah ihn mit schräggelegten Gesicht an. Als sie wieder Boden unter den Füßen hatte, legten sie ihre Unterarme so aneinander, dass sich ihre Handflächen berührten. Sie tanzten in einem Kreis umeinander herum. “Vielen Dank, Ser.”, murmelte sie, wobei sie ihm nicht in die Augen sah. Er berührte eine ihrer Haarsträhnen und strich sie ihr aus dem Gesicht. “Ihr braucht Euren Blick nicht zu senken. Ich sollte mich verneigen, dass ich mit Euch über so etwas rede. Eure Familie war immerhin zwei Jahrzehnte Herrscher über das Tal von Arryn, nachdem sie das Haus Arryn vertrieben haben. Erst Euer Großvater und dann Euer Vater. Bis man Eure Eltern ermordetete und die Arryns sich das Königreich zurückeroberten. Bis heute ist es immer noch ein Rätsel, wie ihr als kleines Mädchen überleben konntet.”, raunte er ihr zu und seine grünen Augen zogen ihre Blicke auf sich. Sie blieb seinem Blick standhaft. “Nicht nur Euch, Ser.”, murmelte sie und errötete wieder, als er ihr näher kam. “Schämt Ihr Euch, my Lady? Es scheint mir, Ihr seid etwas unpässlich.”, bemerkte er. “Das ist es nicht, aber ich denke die Königin möchte, dass wir unseren Tanz für heute beenden.”, entgegnete sie und deutete mit einem seitlichen Nicken zum Tisch hinüber an dem die Königin und Lady Stark saßen und sich unterhielten. Als er einen Blick hinüberwarf und bemerkte das Cersei sie beide beobachtete, ließ er mit sofortiger Wirkung von ihr ab und verneigte sich kurz vor ihr. Sie machte einen eleganten Knicks. Dann trennten sie sich voneinander. Rae dachte noch eine Weile über diese komische Situation nach, wurde dann allerdings von anderen erfreulicheren Dingen abgelenkt. Ihr Ziehvater, Eddard Stark, war von König Robert gebeten worden die rechte Hand zu werden. Das hieß, er wäre der höchste Berater des Königs und hätte eine wichtige Aufgabe im Palast, was wieder rum bedeutete, dass er Winterfell verlassen würde. Sansa, die man nun wirklich mit dem Sohn des Königs, Joffrey, verlobt hatte, würde ihn begleiten und auch Arya sollte mit ihnen gehen. Natürlich war es für alle schwer die Drei ziehen zu lassen, aber es war ihre Pflicht, und auch eine Ehre, dem König dienen zu dürfen. Etwa ein halbes Jahr später war alles in genau die gegenteilige Richtung verlaufen, wie sie alle gehofft hatten. Brandon war vom Turm, auf den er immer so gerne geklettert war, gestürzt, hatte daraufhin in einem Koma gelegen und war seit seinem Erwachen unfähig zu laufen. Die Familie ging davon aus, dass es die Lannisters gewesen waren, die ihn vom Turm gestoßen hatten, da ein Attentäter versucht hatte den Jungen umzubringen, mit dem Dolch von Tyrion Lannister. Jon Schnee, der Bastardsohn Eddard Starks, hatte beschlossen Winterfell zu verlassen und zur Nachtwache, die die Mauer, einen Befestigungswall, der Westeros vom restlichen Kontinent trennt, überwachte, zu gehen. Doch das Schlimmste war die Nachricht vom Tode Robert Baratheons und die darauffolgenden Ereignisse. König Robert war bei einer Jagd tödlich verletzt worden und sein Sohn Joffrey war zum neuen König gekrönt worden. Doch er war unberechenbar und selbstsüchtig. Eddard Stark hatte versucht Joffrey umzubringen, was allerdings misslang und daraufhin hatte der junge König den Lord von Winterfell köpfen lassen. Zwischen den Familien war Krieg ausgebrochen und für niemanden war es einfach, die Nerven zu behalten. Joffrey hatte Sansa und auch Arya immer noch bei sich, was natürlich das perfekte Druckmittel gegen die Starks war. Doch auch die hatten sich eine Geisel besorgt. “Damit werden sie nicht rechnen, diese Mistkerle. Ich freue mich schon auf den Blick der Königin, wenn wir ihr den geliebten Brüder in Fesseln präsentieren.”, prahlte Robb, der mittlerweile das Oberhaupt der Familie geworden war. Alle anderen stimmten ein. Rae, der diese ganzen Kämpfe und Opfer mächtig gegen den Strich gingen, versuchte nicht hinzuhören. Sie hatten Jaime Lannister gefangen nehmen können, nachdem sie dessen Truppen überrascht hatten. Ihr Bruder wollte geradewegs auf den Palast in Königsmund zusteuern, doch ihr war das viel zu riskant. Als ob die dort nicht damit rechnen würden. Sie wollte lieber mit ihrer Mutter reden und ihr einen anderen Vorschlag machen, denn ihr Bruder würde es nicht dulden, wenn sich eine Frau, vor allem seine jüngere Schwester, in seine Pläne einmischte. “Robb, wo ist Mutter?”. fragte sie ihn, während er sich einen ganzen Krug Wein in die Kehle goss. “Die ist bei dem Lannister. Keine Ahnung, was sie von dem will. Aber geh du lieber nicht zu ihm hin. Er könnte versuchen dich zu vergewaltigen.”, lallte er bereits etwas und stimmte in ein Lied ein, dass irgendwer sang. Sie verdrehte gereizt die Augen. Wie sollte ein Gefesselter sie denn vergewaltigen? Außerdem konnte sie sich ganz gut wehren. Langsam und möglichst unauffällig erhob sie sich und schnappte sich ein Tablett mit Brot und Käse und einen Krug mit Wasser und einem mit Tee. Luna, ihre Wölfin, schlich hinter ihr her, während sie sich einen Weg aus dem Zelt hinaus nach draußen bahnte. Als sie sich dem Pfahl näherte an dem Jaime Lannister gefesselt war, hörte sie die Stimme des Mannes. “Ihr seht heute Nacht bezaubernd aus, Lady Stark. Die Verwitwung schmeichelt Euch.”, machte er sich über ihre Situation lustig. Rae sah, wie ihre Ziehmutter sich bückte und etwas großes, wahrscheinlich einen großen Stein, hochhob. Doch Jaime Lannister ließ sich nicht einschüchtern, stattdessen verhöhnte er sie noch mehr. “In Eurem Bett muss es einsam sein. Ist es der Grund, warum Ihr zu mir kommt? Ich bin nicht in bester Form, aber ich denke, ich kann Euch trotzdem gut dienen. Lasst Eure Kleider fallen und wir werden sehen.”, spottete er. Sie ging einige Schritte auf ihn zu und holte aus, um ihn mit voller Wucht an der Schläfe zu treffen. Sofort schwoll Blut aus der Platzwunde. Rae hörte das angestrengte Atmen des Mannes, der seine Schmerzen unterdrückte. “Ich steh drauf, wenn Frauen mich schlagen.”, gab er nur belustigt von sich und spuckte Blut. Lady Stark wurde nun ungehaltener. “Ich werde Euch töten. Ich schließe Euren Kopf in eine Box und schicke ihn zu Eurer Schwester.”, warnte sie ihn und Rae sah deutlich, dass die Frau vor Aufregung zitterte. Er lachte amüsiert. “Ich zeige Euch gerne wie es geht. Schlagt mich noch mal. Und wieder und wieder... Oberhalb des Ohrs. Ihr seid stärker als ihr denkt. Es wird nicht lange dauern.”, murrte er. Sie blickte herablassend auf ihn nieder. “Das, was Ihr der Welt mit Euren gehässigen Worten vormachen wollt, ist, dass Ihr den Tod nicht fürchtet.”, zischte sie. Er sah sie ernst an. “Das tue ich auch nicht. Jeder von uns wird irgendwann mal gehen.”, erwiderte er und diese Worte beeindruckten Rae. Es gab nicht viele Männer, die ihr bis jetzt begegnet waren, die sich so zum Tod äußerten. “Aber Ihr werdet in die tiefste der sieben Höllen stürzen. Die Götter sind gerecht.”, versprach Catelyn Stark ihm. Er sah sie fragend an. “Was für Götter sind das? Die Bäume, zu denen Euer Mann gebetet hat? Wo waren denn die Bäume, als sein Kopf abgeschlagen wurde?”, erkundigte er sich spöttischer als vorher. “Wenn Eure Götter Wirklichkeit sind und wenn sie gerecht sind... Warum ist diese Welt dann so ungerecht?”, fragte er sie, was Rae, die gebannt zu hörte, stutzig machte. Er hatte Recht. Wo waren die Götter gewesen? “... Weil es Männer wie Euch gibt.”, kam es als Antwort von Catelyn Stark. Er schüttelte den Kopf, wodurch sein blondes Haar hin un her geschleudert wurde. “Es gibt keine Männer wie mich... Nur mich.”, machte er ihr klar und seufzte. Sie schluckte und wollte dann etwas anderes wissen. “Mein Sohn, Bran, wie kam es, dass er vom Turm stürzte?”, verhörte sie ihn, doch ohne große Gegenwehr antwortete er ihr. “Ich habe ihn hinuntergestoßen.”, brachte er hervor. Beide Frauen, Rae, wie auch Catelyn, sahen geschockt auf den Mann. “Wieso?”, sprach Catelyn die Frage aus, die ihrem Mündel durch den Kopf schoss. Jaime Lannister sah sie mit ehrlichen grünen Augen an. “Ich hoffte, der Sturz würde ihn töten.”, offenbarte er ihr, was sie nur noch mehr schockte. “Wieso?”, wiederholte sie ihre Frage. Doch auf diese Frage bekam sie keine Antwort. Stattdessen sah er sie an und schüttelte den Kopf. “Ihr solltet besser schlafen gehen. Es wird ein weiter Marsch.”, verabschiedete er sich von ihr. Catelyn holte tief Luft, ließ den großen Stein aus ihrer Hand gleiten und ging zurück zum Lager. Rae wartete noch etwa fünf Minuten lang, um sicher zu gehen, dass sie niemand sehen konnte und ging dann vorsichtig auf den gefangenen Mann zu. Der blickte verwundert auf, als er ihre Schritte auf dem schlammigen Boden hörte. “Oh, my Lady Forsyth. Seid Ihr die Nächste, die sich danach sehnt gevögelt zu werden?”, begrüßte er sie. “Ich muss sagen, Ihr seht im Mondschein noch umwerfender aus, als auf dem Fest.”, fügte er noch hinzu und grinste breit. Doch sie ließ sich nicht von ihm beeindrucken und lächelte nur auf ihn herab. “Seht Ihr Euch wirklich in der günstigen Lage, mit mir zu kokettieren? Es ist nicht sonderlich klug von Euch, so mit meiner Mutter oder mit mir zu reden. Meine Mutter hat Euch geschlagen, aber mein Bruder schlägt Euch den Kopf ab, wenn er erfährt was für Manieren Ihr gegenüber einer Frau habt.”, bedachte sie sein Verhalten und zog eine Augenbraue hoch. Jaime lachte nur über ihre Aussage. “Er wird mich nicht töten. Ihr braucht mich noch, um an den König ranzukommen.”, durchschaute er den Plan ihres Bruders. Das Lächeln auf ihren Lippen wurde noch breiter und sie kniete sich, genau zwischen seine abgespreizten Beine, in den Schlamm. “Ihr seid Euch so sicher, Ser. Aber es gibt noch andere Wege, an König Joffrey ranzukommen.”, klärte sie ihn auf und sie beugte sich vor, sodass ihre Lippen seinen ziemlich nahe kamen. Er blickte ihr in die schönen blauen Augen. “Weiß Euer Bruder davon, hübsches Kind?”, erkundigte er sich und stieß mit dem Kopf nach vorne, um ihr einen Kuss zu rauben, doch sie holte aus und ohrfeigte ihn so heftig, dass sein Kopf zur Seite geschleudert wurde. Das hatte er sich wohl so gedacht! Aber nicht mit ihr! Dann beugte sie sich zu seinem Ohr vor. “Nein, dieses Geheimnis behalte ich lieber für mich, Ser.”, gab sie zu und er grinste ihr unverfroren ins Gesicht. “Ihr seid zu süß, my Lady. Warum mussten wir uns nur unter solchen Umständen näher kennen lernen?”, fragte er mehr sich selbst, als sie, wobei er etwas Ironie in der Stimme trug. “Was würde Eure Schwester nur dazu sagen, dass ihr Liebhaber mit dem Feind anbändelt?”, munkelte sie und traf dabei seinen wunden Punkt. “Woher weißt du davon?”, schrie er beinahe hysterisch und sie hielt ihm den Mund zu, damit die Wachen nicht aufgescheucht wurden. “Ich hatte schon immer die Gabe andere Menschen zu durchschauen. Und Eure Beziehung zu Eurer Schwester war für mich mehr als offensichtlich.”, machte sie ihm klar. “Bran hat Euer Geheimnis aufgedeckt und deshalb habt Ihr ihn hinuntergestoßen, hab ich Recht? Das habe ich.”, beantwortete sie ihre Frage selbst. Er schluckte. Sie war wirklich außergewöhnlich scharfsinnig. Rae nahm das Tablett mit dem Brot und dem Käse und brach etwas von jedem ab, um es ihn anzureichen. “Esst ruhig, Ser. Wer weiß, wann ich Euch das nächste Mal etwas zu essen geben kann.”, forderte sie ihn auf, alles zu vertilgen. Auch gab sie ihm zu trinken. “Warum hilfst du mir? Dein Bruder würde mich verhungern lassen, für das was ich Eurer Ziehfamilie angetan habe.”, meinte er misstrauisch. Vielleicht hatte sie das Essen ja vergiftet. Sie schmunzelte und begutachtete die Wunde an seiner Schläfe. “Ich denke nicht, dass es von großer Ehre zeugt, wenn man anderen Leid zufügt. Selbst, wenn es der ärgste Feind ist.”, bedachte sie dies alles. Ein amüsiertes Lächeln huschte über seine Lippen. “Ihr macht Euren Namen und dem Eurer Vorfahren wirklich alle Ehre. Wirklich schade, dass man Euch damals aus dem Schloss verjagt hat.”, ließ er anmerken. Sie nahm einen anderen Krug, in dem sich ein heißer Tee befand und ging nicht weiter auf seine Worte ein. “Trinkt den... Heute Nacht wird es kalt werden. Ihr könntet auskühlen.”, forderte sie ihn auf und ließ ihn dann vorsichtig trinken. “Vielen Dank, my Lady.”, flüsterte er ihr zu und ihre Wangen füllten sich mit Scham. Mit einem Mal kam jemand auf sie zugerannt, sie hörte die Schritte, und packte sie am Arm. “Rae, was treibst du da? Hab ich dir nicht gesagt, du sollst nicht zu ihm gehen?!”, schimpfte ihr Bruder drauf los und schob sie in Richtung Lager. “Aber, er braucht doch was zu Essen und Decken, sonst wird er erfrieren. Und er ist verwundet, die Wunde muss...”, wollte sie einwerfen, doch Robb wollte von all dem nichts hören. “Er ist ein Gefangener und nicht dein Herr! Geh jetzt schlafen, Rae!”, befahl er ihr fassungslos. “Dann bist du genauso barbarisch wie der König, Bruder!”, platzte es aus ihr heraus. Sie sah ihn noch einmal trotzig an und gab dann schließlich doch nach. Diskutieren hatte ja auch keinen Sinn. Nach dem sie in ihrem Zelt verschwunden war, dachte Robb noch lange über ihre Worte nach. Als sie am nächsten Morgen müde die Augen öffnete, vernahm sie lautes Getöse vor ihrem Zelt und das Gelache von Männern drang an ihre Ohren. Sie erhob sich, schlüpfte in ihren Mantel und ging hinaus. Was sie dort sah, machte sie wirklich wütend. Ihre Brüder Theon und Robb hatten Jaime Lannister von seinem Pfahl gebunden und schlugen nun auf ihn ein, sodass er zu Boden ging. Um noch einen draufzusetzen, traten sie ihm in die Rippen. Mit zorniger Miene, drängte sie sich durch die Meute grölender Soldaten hindurch und trat auf ihre beiden Brüder zu. “Robb, Theon, was hat das zu bedeuten?”, rief sie den beiden zu. Robb grinste ihr höhnisch zu. “Ich habe herausgefunden, was er mit Bran gemacht hat und wie er mit dir und Mutter geredet hat. Ich dachte, so eine kleine Abreibung könnte diesem Lannister mal ganz gut tun.”, klärte er sie auf. Rae kam nach näher an die Beiden ran und ohrfeigte sie so fest, dass sie im ersten Moment nicht mehr wussten, wo vorne und hinten war. “Wo ist eurer Verstand?! Ihr schlagt und tretet auf einen Mann ein, der bereits am Boden liegt? Und dann auch noch in Handfesseln? Das ist doch genauso, wie wenn ihr auf einen wehrlosen Welpen einprügelt.”, warf sie ihnen verächtlich an den Kopf. Durch die Soldaten, um sie herum, ging ein verwundertes Raunen. Das eine Frau es sich wagte, so mit dem Lord von Winterfell zu reden! Unerhört! Robb, der nicht vorhatte sich, vor seinen Männern, von seiner Schwester erniedrigen zu lassen, griff nicht gerade zärtlich nach ihrem Arm und zog sie mit den Rücken an sich. “Sie ihn dir an, Schwesterchen. Er ist der Königsmörder. Er hat Aerys Targayen hinterrücks mit dem Schwert durchbohrt, obwohl er ihm zuvor ewige Treue geschworen hatte. Was für ein Mensch tut so etwas? Nur ein Feigling...”, raunte er ihr zu und zog ihr Gesicht so am Kinn herum, dass sie gezwungen war, den geschundenen Mann genau in die Augen zu sehen. Und für sie sah er keineswegs aus, wie ein Mann, der ein Feigling war. “Hätte er Targayen nicht umgebracht, wäre die Familie Stark heute sicherlich nicht hier, Bruderherz...”, zischte sie und holte aus, um ihrem eigenen Bruder den Ellebogen unter das Kinn zu schlagen, sodass er benommen zurücktaumelte. Als er sich wieder gefangen hatte, zog er sein Schwert und holte aus, um nach ihr zu schlagen, doch sie war genauso schnell und wehrte die Attacke mit ihrer eigenen Klinge ab. Sie standen sich gegenüber und Rae drückte ihren Bruder von sich. “Du solltest langsam wissen, dass du gegen mich keine Chance hast. Ich war dir schon immer überlegen.”, spottete sie und steckte ihr Schwert wieder in die Scheide zurück, während er sie nur beleidigt ansah. Dann ging sie zu Jaime Lannister und befühlte seine Stirn und seine Wangen. Er glühte förmlich. “Er hat starkes Fieber. Seine Wunden haben sich wohl entzündet. Ich werde mich um ihn kümmern...”, erklärte sie dann ihren Brüdern und stützte den Königsmörder, damit er aufstehen konnte. Langsam führte sie ihn durch die Menschenmenge zu ihrem Zelt, die sich für sie spaltete, wie das rote Meer für Moses. “Ja, nimm ihn mit dir, Rae! Du gute Seele! Aber komm nicht zu mir, wenn er dich tausend Mal vergewaltigt hat.”, schrie er ihr wutentbrannt nach. Sie blickte ihn über ihre Schulter hinweg an. “Ich denke nicht, dass ein Mann in seinem Zustand zu so etwas fähig wäre... Sollte es anders sein, bin ich mir sicher, dass ich auch ganz gut allein damit klarkomme.”, konterte sie und verschwendete kein weiteres Wort mehr an diesem Thema. In ihrem Zelt legte sie ihn auf ihr Bett und zog ihn Stück für Stück aus, um ihn mit heißen Wasser zu waschen. Seine Wunden waren in einem schlechten Zustand und sein Körper vollkommen unterkühlt. Einige der Verletzungen hatten schon angefangen zu Eitern. Sie schüttelte fassungslos den Kopf. Wie konnte man jemanden nur so zurichten? Für sie war diese unnötige Gewaltanwendung nicht wirklich zu verstehen. Sie nutzte ihre Fähigkeiten nur, um sich zu verteidigen, aber während der Kriege lief es doch immer nur darauf hinaus, der jeweils gegnerischen Seite Leid zu zufügen. Sie deckte den Unterleib des Mannes mit ihren Decken zu und bestrich seine Wunden mit einer Kräuterpaste, die sie selbst zubereitet hatte. Er kam mittlerweile zu sich. Mit Mühe öffnete er seine Augen und als er sie erblickte, konnte sie, selbst durch seine Müdigkeit und Erschöpfung hindurch, sein Erstaunen erkennen. “Wo bin ich? Und vor allem, warum bin ich nackt?”, fragte er mit schwacher, kratziger Stimme. Sie beugte sich vor und strich behutsam die Platzwunde an seiner Schläfe ein. “Scht... Schont Eure Kräfte, Ser. Ihr seid in seinem Zelt. Ich behandle Eure Wunden und versuche Euer Fieber zu senken.”, erklärte sie ihm und streichelte dann durch sein blondes, etwas schweißiges, Haar. Er versuchte seine Mundwinkel zu einem Lächeln zu verziehen, was ihm allerdings nicht sonderlich gelang. “Warum seid Ihr mir nur so ein Engel, my Lady?”, wollte er dann plötzlich von ihr wissen. Ein sanftes Lächeln bildete sich auf ihren vollen, roten Lippen. “Das sagte ich Euch doch bereits gestern. Ich bin nicht so, wie alle anderen.”, antwortete sie und deckte ihn komplett zu. Dann liebkoste sie sein Gesicht mit ihren Fingern, so wie es eine Mutter bei ihrem Kind tun würde, das krank ist. “Schlaft nun. Morgen werdet Ihr Euch besser fühlen.”, versprach sie ihm. Überraschenderweise legte er seinen Kopf etwas zur Seite, sodass seine Lippen ihre Handfläche berühren konnten und küsste diese zärtlich. “Danke.”, murmelte er noch, bevor er in einen tiefen, aber unruhigen Schlaf viel. Drei lange Tage befand er sich in diesem Zustand, wenn auch eine Verbesserung sichtbar war. Sie versorgte zweimal täglich seine Wunden, gab ihm zu Essen und beruhigte ihn, wenn er aus einem schrecklichen Fiebertraum erwachte. Der Rest ihrer Familie und auch alle anderen brachten ihr nur Verachtung entgegen. Hinter ihren Rücken tuschelten sie über Rae und nannten sie heimlich die Hure des Königsmörders. Doch sie nahm sich dieser Worte nicht an. Sie wusste, dass es nicht so war. “Du kümmerst dich immer noch um ihn?”, ertönte Robbs Stimme hinter ihr, während sie, Jaime Lannisters Kopf in ihren Schoß gebetet, durch das blonde Haar fuhr und ab und zu das Tuch auf seiner Stirn neu befeuchtete. “Das siehst du doch. Es geht ihm nicht gut. Und das alles wegen deinem und Theons kindischen, debilen Verhaltens.”, entgegnete sie und würdigte ihren Bruder keines Blickes. Er bemerkte, wie der Mann sich an die Oberschenkel seiner Schwester drängte und in seinem Traum schmerzlich aufstöhnte, so als würde man ihn foltern. “In zwei Tagen werden wir weiterreiten, Rae... Wenn er bis dahin nicht wieder auf den Beinen ist, werden wir ihn zurücklassen. So ist er uns nicht von Nutzen.”, machte er ihr klar. Sie sah ihn mit finsteren Blick an. “Dann müsst ihr mich auch zurücklassen. Ich lasse ihn nicht so sterben.”, wandte sie ein. Nun wurde Robb erneut ungehalten. “Er ist Abschaum. Wegen ihm ist Bran ein Krüppel. Also, warum hilfst du ihn? Hast du dich etwa in ihn verliebt...?”, löcherte er sie mit Fragen. Sie erkannte den eifersüchtigen Unterton in seiner Stimme. “Du solltest dich vielleicht mal selbst fragen, in wem du dich verliebt hast, Bruder. Denkst du immer noch an diese eine Nacht?”, harkte sie wissend nach und warf ihn ein süffisantes Lächeln zu. Er schnaubte. “Diese eine Nacht hätte mehr sein können, Rae. Das weißt du auch... Aber du hast dich geweigert, als ich um deine Hand anhielt. Obwohl selbst Vater damit einverstanden gewesen war. Du hättest nun die neue Herrin von Winterfell sein können.”, erinnerte er sich. Sie sah ihm ernst in die Augen. “Ich könnte nie deine Frau sein, Robb. Gut, wir hatten miteinander unser erstes Mal und ich liebe dich. Aber nur als meinen Bruder. Selbst, wenn du nicht wirklich vom gleichen Blut bist.”, raunte sie ihm zu. “Du hieltest um meine Hand an, nach nur einer Nacht... Ich bin nicht wirklich dazu bestimmt deine Frau zu werden. Aber eine gibt es sicherlich irgendwo und du wirst sie finden.”, offenbarte sie ihm dann mit zuversichtlicher Miene. Er sah sie trotzig an, dem Tränen nahe und verließ dann so schnell es ging ihr Zelt. Sie seufzte. Manchmal musste man Menschen, die einem wichtig sind, eben verletzen. Luna, die auf den Beinen des Mannes lag und ihn wärmte, sah ihre Herrin aus braunen, klugen Augen an und winselte leise. “Schon gut, Luna. Ich bin mir sicher, Robb findet, die Frau, die wirklich zu ihm gehört.”, wisperte sie und sah dabei auf Jaime Lannister, der sich erneut in seinen Träumen wandte. Leise begann sie ein Lied zu singen. Das Lied, dass ihre eigene Mutter ihr damals immer vorgesungen hatte, wenn sie nicht hatte schlafen können. Kapitel 2: Hummingbird Heartbeat -------------------------------- Sie wurde von seinem schmerzerfüllten Gekeuche und Gestöhne aufgeweckt und beruhigte ihn mit sanften Händen. Er öffnete die Augen, die in ihren intensiven Dunkelgrün leuchteten. “Ihr seid ja immer noch da und kümmert Euch um mich...”, stellte er fest und versuchte sich aufzurappeln. Sie unterstützte ihn dabei. “Wie fühlt Ihr Euch heute, Ser?”, erkundigte sie sich und säuberte sein Gesicht mit einem feuchten Tuch. “Schon viel besser... Aber immer noch etwas schwach.”, klärte er sie auf. Sie entkleidete ihn von seinem Hemd und reinigte seinen Oberkörper, der von kleinen Schweißperlen übersät war. “Ich gebe Euch gleich neue Kleidung, dann werdet Ihr Euch sicherlich wohler fühlen.”, murmelte sie. Er hob ihr Kinn etwas an und sah ihr eindringlich in die Augen. “Ich danke Euch... Wirklich.”, hauchte er ihr zu und wollte sich zu ihr vorbeugen, um ihr einen Kuss zu geben, doch sie wich zurück und besorgte lieber neue Kleidung. Während sie nach einer neuen Hose suchte, atmete sie erleichtert aus. Das war knapp gewesen. Was war nur los mit diesem durchgeknallten Lannister? War das immer noch das Fieber? “Jetzt, wo ich beinahe wieder gesund bin, wird Euer Bruder mich wohl wieder an den Pfahl ketten, nicht wahr?”, kam es von ihm und er stand auf, wobei er ziemlich wackelig auf den Beinen war und sich am Pfosten festhalten musste, der das Zelt oben hielt. Sie drehte sich um und schmunzelte. “Sicher nicht, Ser. Denn wir werden gleich losreiten... Richtung Königsmund. Und zwar alleine.”, offenbarte sie ihm den Plan, über den sie sich die Tage, in denen sie ihn gepflegt hatte, Gedanken gemacht hatte. Er zog eine Augenbraue hoch, was sein, ohnehin schon ausdrucksstarkes, Gesicht noch charmanter machte. “Wie stellt Ihr Euch das vor? Das wir hier einfach so raustraben können? Sie werden uns jagen!”, stieß er hervor und sie ging auf ihn zu. “Wenn Ihr Euren Mund haltet und das macht, was ich Euch sage, dann wird uns schon nichts passieren. Ich hab alles gut durchdacht.”, klärte sie ihn auf und stieß ihn zurück aufs Bett. Er grinste amüsiert und zog sich ein neues Hemd an, während sie ihm die Hose runterzog. Dann beobachtete er sie, wie sie ihm die saubere Hose über die Waden streifte. “So oft wie Ihr mich in diesen Tagen nackt gesehen habt, könnte man ja glatt meinem, Ihr wäret die Meine.”, munkelte er. Sie blickte zu ihm auf, wobei ihre eisigen Augen aufblitzten. “Ich denke nicht, dass es Eurer wehrten Schwester gefallen würde...”, konterte sie, was ihn ein wenig geknickt dreinblicken ließ. Er erhob sich und sie mit ihm. Beide standen sich nun gegenüber und sie reichte ihm einen alten Mantel von ihrem Bruder Robb. “Sagt, my Lady... Hat es Euch gefallen mich so betrachten zu können?”, wisperte er ihr ins Ohr und zog sich den Mantel über. Ein belustigtes Schmunzeln huschte über ihre Lippen. “Ich weiß nicht, ob ihr die Antwort darauf wirklich hören wolltet...”, erwiderte sie und klopfte ihm auf die Schulter, um dann schnell einige Sachen wie Waffen und Decken zusammenzusuchen und anschließend zum Zeltausgang zu schleichen. Sie sah sich um. Alles war noch ruhig und alle schienen noch zu schlafen, also stieß sie einen kurzen Pfiff aus. Man konnte das Getrampel von Hufen auf dem matschigen Grund vernehmen und schon erschien der Kopf eines edlen Hengstes mit fuchsfarbenden Fell neben ihr. Sein Fell war von so einem reinen Rot, dass es schon wie Feuer wirkte. Sie holte ihren Sattel und das Zaumzeug und er ließ sich ohne jeglichen Widerstand von ihr aufsatteln. “Kommt.”, verlangte sie nun nach dem Mann. Er ging langsam auf sie und dem Hengst zu, der einen Moment mit verschreckten Blick tänzelte. Doch als sie ihm den Hals klopfte, wurde er ruhiger. “Ich helfe Euch in den Sattel, Ser.”, bot sie ihm ihre Hand an und er legte sein Bein hinein, sodass sie ihn mit Schwung ins Leder brachte. Er hielt sich am Sattelknauf fest, während sie sich hinter ihn, beinahe schon auf die Kruppe des Hengstes schwang. Sie trieb den Hengst zu einen raschen Galopp an und sie verließen das Lager der Starks, gefolgt von der Schattenwölfin. Jaime blickte auf sie zurück, als sie in einem Wald ritten. “Warum tut Ihr das?”, wollte er von ihr wissen. Sie lächelte. “Ich helfe Euch nur, damit ich Einlass in den Palast bekomme. Ich will meine Schwestern wiedersehen. Weiter nichts...”, erzählte sie ihm nur die halbe Wahrheit, denn im geheimen hatte sie ganz andere Pläne, wenn sie den Palast erreichen würden. “Ihr habt mir das Leben gerettet, also bringe ich Euch in den Palast.”, ging er ihre Bedingungen ein. Sie ritten immer weiter, schneller als er je zuvor geritten war. Das rote Ross unter ihnen schnaubte, doch lief es unermüdlich weiter und es würde erst stoppen, wenn seine Herrin ihm den Befehl dazu geben würde. Einige Stunden, es wurde bereits dunkel, hielt sie an einer, wie ihr schien, sicheren Stelle an und sie stiegen ab. “Wir übernachten hier und reiten morgen weiter.”, befahl sie und wollte gerade den Sattelgurt ihres Hengstes lösen, da wurde sie von hinten gepackt und zu Boden geschleudert. Jaime stand über ihr mit einen Knüppel in der Hand und wollte schon ausholen, als Luna ihn den dicken Ast aus der Hand riss und Rae sich so auf den überraschten Mann stürzen konnte. Es gelang ihr, ihn zu Boden zu bringen und nun hielt sie ihm einen Dolch an die Kehle, was ihn schlucken ließ. Doch trotz allem behielt er ein Lächeln auf den Lippen. “So ist das... Ihr seid wohl gerne oben, my Lady.”, scherzte er, doch schnell bemerkte er, dass mit ihr nicht zu spaßen war, denn die Klinge des Dolches aus valyrischen, sehr beständigen, Stahl bohrte sich immer tiefer in seine Haut. “Ihr seid ein undankbarer Mistkerl, Lannister!”, zischte sie und ohrfeigte ihn gleich zweimal. Sein charmantes Lächeln blieb ihm jedoch weiterhin. “Liegt in der Familie.”, antwortete er nur kurz. “Werdet Ihr nun das tun, was ich Euch sage? Wir hatten eine Abmachung!”, murrte sie und blickte ihn nach einer Antwort suchend an. Er nickte und sie ließ von ihm ab, um sich um ihren Hengst zu kümmern. Sie sattelte ihn ab und legte eine Decke über das verschwitzte Fell, damit er sich nicht erkälten konnte. Jaime schickte sie, in Begleitung von Luna, runter zum Fluss, um Wasser zu holen. Als er wiederkam hatte sie bereits ein Lagerfeuer entzündet und ein Lager errichtet. “Sagt mir nur eins...”, wollte er gerade ein Gespräch mit ihr anfangen, als sie ihm die Hand vor den Mund hielt, um ihn zum Schweigen zu bringen. Es ertönte das Knacken von Ästen im Unterholz. Sie schnappte sich ihre Pfeile und ihren Bogen und versteckte sich hinter einen Baum. “Lady Forsyth! Wo seid Ihr?”, kam es von nicht weit weg und ehe sie sich versah, stand sie einem der Männer ihres Bruders, auf seinem Pferd, gegenüber. Man hatte ihn wohl losgeschickt, dass er nach ihr suchen sollte. Ohne zu Zögern schoss sie einen Pfeil ab, der dem Mann binnen Sekunden die Stirn durchbohrte. Sein Pferd machte kehrt und galoppierte, mit seinem Herren in den Steigbügel hängend, heimwerts. Sie seufzte. “Ein wirklich sauberer Schuss, my Lady.”, lobte Jaime sie und klatschte in die Hände. Sie sah ihn finster an. “Das wird sie nur noch mehr aufscheuchen...”, bedauerte sie ihre Tat und setzte sich zu ihm ans Feuer. Sie aßen von dem Trockenfleisch, dass sie eingepackt hatte. Luna bekam einige ab, die Rae ihr hinwarf, was die Wölfin sehr freute. Einige, sehr lang wirkende, Minuten herrschte ein bedrückendes Schweigen zwischen den Beiden, bis er sich räusperte. “Woher könnt Ihr so gut kämpfen und mit dem Bogen umgehen, my Lady? Ihr seid doch eine Frau.”, erkundigte er sich interessiert und kaute an einem zähen Fleischstück und etwas Brot. Sie atmete tief ein und sah ihn dann an, um anschließend den Blick auf die lodernden Flammen zu richten. “Was wisst ihr über meine Familie, Ser? Meine wirkliche Familie.”, stellte sie ihm eine Gegenfrage. Er überlegte kurz. “Na ja, ich war noch ein kleiner Junge... Aber der Lord und die Lady Forsyth haben auf mich immer sehr gütig und zufrieden gewirkt. Sie war eine außergewöhnlich schöne Frau und er ein außergewöhnlich weiser, gnädiger Herrscher. Man hätte glauben können es...”, wollte er etwas sagen, doch sie unterbrach ihn. “... Sei etwas zu perfekt?”, beendete sie seinen Gedankengang und er nickte. “Ja, genau... Ich wollte einen solchen Verdacht nicht in Eurer Gegenwart aussprechen.”, entschuldigte er sich, doch sie winkte ab. “Aber Ihr habt Recht. Meine Eltern waren nicht die, für die sie sich ausgaben. Zumindest mein Vater war nicht der Mann, für den die Meute, die er regierte, hielt.”, klärte sie ihn auf und er bemerkte, dass dieses Thema sie sehr bedrückte. “Wisst Ihr, mein Vater hat meine Mutter nur aus politischen Gründen geheiratet. Nicht aus Liebe... In seinem Inneren war sie für ihn nicht mehr Wert als ein altes Pferd, das ausgedient hat.”, sprach sie weiter und ihre Fäuste ballten sich. Er sah sie verwundert und zugleich auch verständnisvoll an. “Wollt Ihr die Wahrheit über die Ermordung meiner Eltern wissen, Ser?”, fragte sie ihn und Tränen standen ihr in den Augen, doch sie wartete nicht auf seine Antwort. “Mein Vater war sehr gewalttätig und schlug gerne auf meine Mutter ein, wenn er betrunken war. Eines Abends schlug er sie so fest, dass er ihr das Genick brach. Ich war damals zehn Jahre alt gewesen und hatte durch einen Spalt in der Türe geschaut und alles mit angesehen.”, erzählte sie ihm. “Es dauerte nicht lange und er entdeckte mich. Und auch auf mich schlug er ein... Wieder und wieder... Er sagte, meine Mutter und ich seien Missgeburten und es nicht wert seinem Haus anzugehören, weil unsere Haut beinahe so blass ist, wie Milch.”, zischte sie nun wütend und sah ihn durchdringend an. “Er hätte mich auch getötet, wenn ich nicht nach dem Schürhaken gegriffen hätte und ihn in sein eisernes Herz gerammt hätte.”, verriet sie ihm dann ihre Tat, was ihn dem Atem raubte. “Ihr habt Lord Forsyth umgebracht?”, harkte er noch einmal fassungslos nach. Sie nickte und schluckte ihren Zorn hinunter. “Ich verließ daraufhin das Schloss und ging in den Norden, um den Armeen der Arryns zu entkommen. Es dauerte nicht lange und ich traf auf eine Gruppe Reiter. Sie hielten mich fest, rissen mir die Kleidung vom Leib und hätten mich vergewaltigt, wenn Eddard Stark nicht gewesen wäre. Er hat mir das Leben gerettet. Ich wurde sein Mündel, lernte kämpfen wie ein Mann und vergaß meine Vergangenheit.”, beendete sie ihre Geschichte und atmete tief aus. Er sah erst auf sie, dann in das Feuer, unentschlossen, was er ihr sagen sollte. Plötzlich bemerkte er, das ihr eine Träne die Wange hinunterlief. “Das tut mir leid. Einer Frau sollte so etwas nicht widerfahren... Aber lasst mich Euch eins sagen, my Lady...”, bedauerte er sie und beugte sich dann vor, um ihr die Tränen wegzuwischen. “Ihr seid keineswegs missgebildet... Eher von unglaublicher Schönheit.”, gestand er ihr und strich ihr eine Haarsträhne, die auf ihre Schulter lag zur Seite. Sie errötete geschmeichelt. “Wir sollten uns jetzt lieber hinlegen... Morgen wartet ein langer Weg auf uns, Ser.”, bestand sie. Er schmunzelte und sah sie forschend an. “Wir sollten uns nah zueinander betten. Es wird sicherlich kalt werden. Wie lange herrscht hier nun schon Winter?”, fragte er sie. Sie wickelte eine Decke um ihren Leib. “Ganze zehn Monate.”, erwiderte sie und legte sich zu ihm, allerdings so, dass er ihren Rücken vor Augen hatte. Sie bemerkte, wie er seine Decke ebenfalls um sie warf und spürte seine Hände die sich an ihre Taille legten und sie näher an ihn pressten. Es war ein komisches Gefühl von Geborgenheit und Sicherheit, dass sie durchzuckte und schnell schlief sie ein. Die nächsten Tage ritten sie Kilometer weit und mussten sich immer wieder vor den Truppen ihres Bruders verstecken, der dachte, Jaime hätte sie entführt. Was natürlich wohl eher andersrum war. Die Beiden wurden eine Art eingespieltes Team und das anfängliche, gegenseitige Misstrauen war, seitdem sie ihm ihre Familiengeschichte verraten hatte, verschwunden. Sie trabten gerade an einem Fluss entlang, als der rote Hengst plötzlich stieg und sich weigerte weiterzugehen. “Ignis, was hast du denn?”, redete Rae auf das Tier ein und stieg ab, um den Kopf des aufgeregten Tieres in ihre Richtung zu drehen, was den Hengst zu beruhigen schien. “Er wittert irgendetwas...”, richtete sie sich an Jaime, der mittlerweile auch abgesprungen war, als sie die erweiterten Nüstern des Pferdes bemerkte. Und ehe sie sich versahen, tauchte vor ihnen ein Bär auf. Er hatte wohl ihre Fährte aufgenommen und bäumte sich nun vor ihnen auf. Der rote Hengst zerrte an seinen Zügeln und ging ebenfalls in die Senkrechte. “Pfeil und Bogen, Ser!”, rief sie ihm zu, doch es war bereits zu spät, der Bär war ihr bereits zu nahe gekommen. Jaime zog sein eigenes Schwert und ging auf das große dunkelbraune Tier los. Mit einem kräftigen Schwerthieb schlug er dem Bären den Kopf ab, bevor dieser seine Pranke nach Rae ausstrecken konnte. “My Lady, seid Ihr wohlauf?”, fragte er und half ihr wieder auf die Beine, da sie gestolpert war. Sie sah auf das tote Raubtier und sah ihn dankbar an. “Ja, dank Euch.”, meinte sie erleichtert und drückte ihn, zu seiner Verwunderung einen Kuss auf die Wange. “Wir sollten nun wieder weiterreiten, damit wir vor Anbruch der Dunkelheit Königsmund erreichen. Bären sind unser kleinstes Problem in diesem Wald...”, mahnte sie ihn. Und schon ging ihre Reise weiter. Und, als sie in der Dämmerung durch die Tore von Königsmund ritten, waren sie beide erleichtert den dunklen Wald hinter sich gelassen zu haben. “Ser Lannister? Seid Ihr es wirklich?”, ertönte die Stimme einer seiner Untergebenen, als sie im königlichen Hof einritten. “Sehe ich aus, als wäre ich es nicht?”, witzelte Jaime nur und stieg von dem Pferd, um ihr beim Absteigen behilflich zu sein. “Es soll sich jemand um Lady Forsyths Pferd kümmern und ich verlange augenblicklich die Königin und König Joffrey zu sprechen.”, befahl er im äußerst gebieterischen Ton. Sie sah ihn amüsiert von der Seite an un er grinste, wobei eine seiner Augenbraue aufgeregt aufzuckte. “Wie ich es vermisst habe, alle herumzuscheuchen!”, sprach er seine Gedanken aus und sie kicherte belustigt. Es dauerte auch nicht lange, da hatten sie eine Audienz bei Joffrey, der nicht gerade begeistert davon war, dass sein Onkel einen Schattenwolf mit in den Palast gebracht hatte, da er mit diesen sehr schlechte Erfahrungen gemacht hatte. “Ich will, dass dieses Untier getötet wird, Onkel!”, forderte er. Rae stellte sich schützend vor ihre Wölfin und bevor sie dem König irgendetwas an den Kopf schleudern konnte, ging Jaime dazwischen. “Nicht doch, Majestät. Ich bin mir sicher, dass Lady Forsyth ihn unter Kontrolle hat.”, wandte er ein. Joffrey schien nicht wirklich begeisterter. “Sie soll auch geköpft werden, so wie ihr Ziehvater, Lord Stark!”, sprach er sein voreiliges Urteil aus. Cersei, der es sowieso nicht passte, dass ihr Zwilling diese junge Frau mitgebracht hatte, lächelte nur selbstgefällig und unternahm keinen einzigen Schritt, um ihren Sohn umzustimmen. Jaime ging auf die Knie und drückte Rae mit hinunter. “Ich bitte Euch, mein König. Sie hat mich aus der Gewalt der Starks befreit und mir bei der Flucht geholfen. Ich schulde ihr etwas. Lasst sie im Palast Unterschlupf finden. Ich werde für sie bürgen und Ihr könnt mich gerne für ihre Fehler zur Rechenschaft ziehen.”, bat er seinen Neffen und Raes ensetzte Augen huschten von einen auf den anderen. Ihr Herz schlug so schnell, dass sie glaubte, es würde jeden Moment aufhören. Hatte er gerade wirklich gesagt, dass er für sie sterben würde? Und das aus dem Munde eines Lannisters! “Und ich erkenne Euch als einzigwahren König der sieben Königreiche an, Majestät, und bitte lediglich meine Schwestern sehen zu dürfen.”, gab sie sich ebenfalls devot. Joffrey grinste erfreut und schien sich anscheinend an der Unterwürfigkeit der Beiden zu ergötzen, während seiner Mutter sichtlich alles aus dem Gesicht gefallen war. Damit hatte sie wohl am Wenigsten gerechnet. Schließlich gab Joffrey sich zufrieden und nickte, dann befahl er einem seiner Diener Sansa zu holen. Die Freude war groß, als Rae das rothaarige Mädchen in ihre Arme schließen durfte. “Ich dachte schon, ich würde dich nie wieder sehen!”, schluchzte Sansa erleichtert. Die Ältere drückte ihre Schwester an sich. “Ich bin doch da, Sansa.”, beruhigte sie das Mädchen und hielt sie dann etwas von sich. “Wo ist Arya?”, wollte sie dann wissen, doch Sansa konnte ihr dazu nichts sagen. Sie hatte ihre kleine Schwester schon seit einigen Wochen nicht mehr gesehen. Eigentlich seit dem Tag, an dem ihr Vater verurteilt wurde. Nachdem sie sich begrüßt hatten, schickte sie Sansa wieder zurück auf ihr Gemach, um später noch einmal mit ihr zu reden. Dann wurde sie von Jaime zu ihren Gemächern begleitet. “Wie kann ich Euch nur danken, Ser. Ihr habt mir meine Schwester wiedergegeben und Ihr habt mich vor dem gleichen Schicksal, das meinem Ziehvater ereilte, bewahrt.”, brabbelte sie strahlend vor sich hin und drehte sich in ihrem Türrahmen noch einmal zu ihm um. “Euch fröhlich zu sehen, ist mir Dank genug.”, entgegnete er, doch trotzdem kam er ihr immer näher, sodass sie gegen den Türrahmen gedrückt wurde. “Ich möchte nicht, dass Euch irgendetwas passiert...”, flüsterte er und dann beugte er sich zu ihr vor, um mit seinen Lippen ihre zu berühren. Sanft küssten sie sich und erneut begann Raes Herz mit flatternden Rhythmus laut zuschlagen. Als sie sich wieder voneinander trennten, sah er sie liebevoll an und errötete dann, zum ersten Mal, seit sie sich begegnet waren. “Es tut mir leid, my Lady. Ich weiß nicht, was mich überkam...”, stammelte er. “Gute Nacht!”, fügte er dann noch hinzu und eilte den Gang hinunter zu seinen eigenen Gemächern. Sie sah ihm nach und strich über ihre Unterlippe. Was war das nun wieder gewesen? Erst diese Verteidigungsaktion und dann dieser süße und doch verlangende Kuss. “Gute Nacht, Ser...”, wünschte sie ihm ebenfalls und verschloss dann ihre Tür. Jaime seufzte, als er ihre Stimme hinter sich hörte. Was tat er denn da? Liebte er denn nicht Cersei? Sie würde es sicher nicht dulden, eine Nebenbuhlerin in ihrem Palast zu haben. Er musste sich zusammenreißen. Ein Lannister ließ sich doch nicht von albernen Gefühlen lenken. Kapitel 3: The Hero and the Saint --------------------------------- “My Lady, ich habe mir erlaubt Euch Badewasser einzulassen.”, begrüßte die, ihr zugeteilte, Bedienstete sie am Morgen. Rae reckte sich und blickte in den sonnigen Himmels von Königsmund. Es war im Süden doch weitaus angenehmer als im rauen Norden, in dem sie aufgewachsen war. “Du kannst jetzt gehen... Ich lasse nach dir rufen, wenn ich noch etwas brauchen sollte.”, schickte sie die Dienerin fort, die sich mit einen Knicks bedankte. Ohne sich etwas überzuziehen, stieg sie aus dem Bett und stolzierte durch ihr Zimmer, um sich dann in die Wanne zu begeben. Sie entspannte sich, als das angenehm heiße Wasser ihren Körper umhüllte. Jetzt war sie bereits sieben Tage hier und hatte immer noch nicht mit Sansa über ihre Pläne sprechen können, da sie immer von Joffrey vereinnahmt worden war. Seufzend beobachtete Rae zwei Spatzen die auf dem Baum, vor ihrem Balkon, hin und her hupften und ihr ein Lied sangen. Worüber es wohl handelte? Es klopfte an ihrer Tür und ohne auf eine Antwort abzuwarten, wurde diese geöffnet. Jaime Lannister trat ein, in eine ledernde Robe gekleidet und wesentlich erholter als in der Zeit seiner Gefangenschaft. “Ser!”, brachte sie nur beinahe schreiend hervor und hielt sich die Hände vor ihre Brüste. Luna eilte auf den blonden Mann zu und tänzelte um ihn herum, bis er ihr über den Kopf streichelte. “Guten Morgen. So voller Scham, my Lady?”, grüßte er sie und betrachtete ihre, im Sonnenlicht glänzende, Haut, mit schräggelegten Kopf. Sie sah ihn fassungslos an und suchte nach den passenden Worten, um ihre Empörung zum Ausdruck zu bringen. “Ihr... Ihr... Habt Ihr etwa kein Benehmen? Es gehört sich nicht, einfach unaufgefordert in das Zimmer einer Frau einzutreten, besonders, wenn diese gerade ein Bad nimmt.”, begann sie zu zetern, doch er lachte nur amüsiert. “Aber damit ist doch unsere Rechnung beglichen. Ihr habt mich so oft nackt gesehen, da ist es doch nur fair, wenn ich auch mal etwas von Euren Körper sehen darf. Keine Sorge, meine Schwester wird schon nichts davon erfahren...”, klärte er sie auf und grinste äußerst süffisant. Sie verdrehte die Augen. “Aber das war doch aus ganz anderen Gründen.”, erwiderte sie, was ihm allerdings nicht abspeisen konnte. “Wie Ihr wollt, Ser.”, murmelte sie schließlich und erhob sich aus dem Wasser, um auf ihn zuzugehen. Er musterte sie von oben bis unten und sie bemerkte, dass seine Augen anfingen zu funkeln. “Gefällt Euch, was Ihr seht...?”, raunte sie ihm zu und drehte sich einmal um die eigene Achse. Sein Schmunzeln wurde noch breiter. Gerne hätte er ihre Haut berührt, um zu wissen, ob sie wirklich so weich und ebenmäßig war, wie sie aussah. “Ist es der einzige Grund, aus dem Ihr zu mir kamt, Ser. Oder liegt Euch noch etwas auf dem Herzen?”, fragte sie ihn, als sie sah, dass sein Gesichtausdruck immer lüsterner wurde, und zog sich einen dünnen Seidenmantel über. Er schien etwas enttäuscht, versuchte es sich aber, so gut es ging, nicht anmerken zu lassen. “Ich hatte gehofft, Ihr nehmt meine Einladung zu einem Ritt durch Königsmund an. Ihr seid nun schon Tage im Palast... Es muss Euch sicher langweilen.”, vermutete er. Sie lächelte ihm zu. “Ich habe noch etwas wichtiges zu erledigen, aber danach würde ich mich sehr darüber freuen mit Euch auszureiten. Sagen wir nach dem Mittagsmahl?”, schlug sie vor und er willigte ein. Nachdem er ihr Gemach wieder verlassen hatte, ging sie zu dem Ihrer Schwester. Die schickte ihre Bediensteten sofort weg. “Schön, dass wir uns nun ungestört unterhalten können, Sansa.”, sprach sie erfreut und umarmte die Jüngere. “Erst einmal, wie geht es dir?”, fragte Rae die Rothaarige, die sich auf ihr Bett setzte. “Oh, Schwester, es ist schrecklich... Anfangs war Joffrey so liebenswürdig und nun ist er ein Monster geworden. Er hat Vater getötet und mich schlagen lassen.”, schluchzte das Mädchen drauf los. Rae strich ihr über ihre Hand und sah sie mitleidsvoll an. Dann fiel ihr etwas ein. “Sansa, sag, hattest du schon deine Blutung?”, wollte sie wissen und betrachtete ihre Schwester. Die schüttelte, zu Raes Erleichterung, den Kopf. “Gut, also bist du noch nicht schwanger von dieser kleinen Made.”, murrte sie und erhob sich, um durch das Zimmer zu tigern. “Ich bin mit Jaime Lannister nur aus einen Grund hergekommen, Schwester. Ich werde versuchen Joffrey und auch seine Geschwister und seine Mutter zu töten, damit diese Schreckensherrschaft ein Ende haben.”, verriet sie ihr ihre geschmiedeten Pläne und blickte dann aus dem Fenster, wo die jungen Knappen trainierten, um später mal gute Ritter werden zu können. Sie merkte wohl, dass Sansas blaue Augen sich geschockt weiteten. “Rae, das ist Wahnsinn! Vater hat es bereits versucht und du weißt doch, was mit ihm geschehen ist... Bitte, ich will nicht noch jemanden verlieren, den ich liebe!”, bettelte sie ihre ältere Schwester an, dass sie von ihrem Vorhaben abhielt. Doch Rae hielt sie von sich und sah ihr zuversichtlich ins Gesicht. “Mach dir bitte keine Sorgen; Sansa. Ich bin eine Forsyth, in meinem Haus wusste man stets, wie man jemanden überlisten konnte.”, erinnerte sie das Mädchen an ihre Abstammung. Dann ließ sie sie zurück und begab sich in Richtung Hof. “Ah, my Lady Forsyth.”, wurde sie von jemanden aufgehalten. Es war einer der Berater des Königs und ein alter Freund von Eddard Stark. “Guten Tag, my Lord.”, entgegnete sie und wollte an ihm vorbeihuschen, doch er stellte sich ihr in den Weg. “Ihr haltet Euch wohl für sehr schlau, aber ich weiß genau, warum Ihr hier seid und was Ihr vorhabt.”, wisperte er ihr mysteriös zu und sie musste schlucken. Woher wusste er davon? Sie hatte doch nur Sansa davon erzählt und dabei waren sie ganz sicher nicht belauscht worden, da war sie sich sicher. Der Mann schmunzelte. “Ihr wollt Euch mit Eurer Schönheit und Euren Verführungskünsten Lord Lannister gefügig machen, um später einmal das Haus Lannister zu übernehmen.”, munkelte er und grinste ihr teuflisch zu. Rae zog verdutzt die Augenbrauen hoch, spielte dann aber mit. Sie war erleichtert zu hören, dass es nicht das war, was sie wirklich vorhatte, dass ih, aufgefallen war. “Eh... Und wenn es so wäre, my Lord... Ich habe jetzt keine Zeit mit Euch darüber zu konferieren. Entschuldigt mich bitte.”, verabschiedete sie sich und ließ ihn dort stehen, was ihn ihr verwundert hinterher sehen ließ. Wenig später fand sie sich, nicht gerade zu ihrem Vergnügen, am Tisch des Königs wieder. Vor ihr Cersei Baratheon, die sie mit Argusaugen beobachtete. Der König an der Kopfseite des langen Tisches. Sansa am anderen Ende. Jaime hatte sich direkt neben sie gesetzt und ihm gegenüber saß Tyrion Lannister, der Gnom. “Ihr hättet Euren Ziehvater sehen müssen, my Lady. Als ich das Urteil aussprach, konnte er es kaum fassen, das im wenige Sekunden später der Kopf vom Hals geschlagen wurde...”, erzählte der junge König seinem Gast. Sofort verkrampfte sich Raes Hand um das Messer, dass sie festhielt, und sie hätte es ihm am liebsten in die Brust gerammt, doch sie konnte sich gerade noch zurückhalten. Sie bemerkte die Blicke der restlichen Anwesenden und räusperte sich. “Nun, Majestät, ich würde es weniger amüsant, sonder mehr als abartig ansehen, einen Mann zu köpfen, der seine Tat eingestanden hat und Euch als rechtmäßigen Herrscher angesehen hat. Und das, obwohl man es vorher einer gewissen Lady versprochen hatte.”, erwiderte sie, denn Sansa hatte ihr erzählt, dass Joffrey ihr versprochen hatte, dass Ned Stark verschont werden würde, wenn er sich an die Bedingungen hielt. Er blitzte sie mit Zorn in den Augen an und schnaufte. “Stark war ein Verräter der Krone, Lady Forsyth, und mit Verrätern muss man streng sein.”, mischte die Königin sich ein und zwischen den beiden Frauen hagelte es Blitze der Verachtung. “Wie Ihr meint, meine Königin. Nur frage ich mich dann, warum einige Verräter unter den adligen Reihen dann immer noch atmen.”, provozierte sie die Frau. “Die einzigen Verräter heißen Stark.”, konterte sie und strich sich ihr blondes, langes Haar aus dem Gesicht. Rae erhob sich mit einem Klirren und entschuldigte sich, um dann, begleitet von Luna den Tisch zu verlassen. Jaime wollte sich ebenfalls erheben und hinter ihr her, doch Tyrion hielt ihn zurück. “Mach dir keine Umstände, Bruder. Ich kümmere mich um die junge Lady.”, meinte der Kleinwüchsige und lief Rae hinterher. “Was wollt ihr? Hat mich Eure Familie nicht schon genug gedemütigt?”, zischte Rae dem Jüngsten der Lannisters zu. Der grinste nur und setzte sich ihr gegenüber auf einen Schemel. Sie hatte sich in den Pferdestall geflüchtet und bürstete nun Ignis über das feuerrote Fell. “Ich will Euch nicht demütigen, schönes Kind. Ich will Euch meine Bewunderung aussprechen.”, erwiderte er, was sie mehr als konfus dreinblicken ließ. Was wollte er? Hatte sie da eben nicht richtig gehört, oder wie? “Noch nie hat es sich jemand gewagt so offen und direkt mit meiner Schwester und ihrem verzogenen Balg zu reden. Nicht mal mein Bruder, Jaime.”, klärte er sie auf. “Ich weiß, was Eure Schwester getan hat. Sie hat König Baratheon mit Eurem Bruder, ihrem Zwilling, betrogen und dem König die Kinder zugespielt. Die Drei sind vollkommene Kuckuckskinder. Jaime ist der wirkliche Vater, was er scheinbar nicht weiß. Und jetzt will sie, durch Joffrey, zu immer mehr Macht kommen.”, brabbelte sie drauf los. Tyrion unterbrach sie, in dem er die Hand hob, und sie so zum Schweigen aufforderte. “Cersei weiß, dass Ihr das wisst, my Lady Forsyth. Und sie weiß auch, dass unser Bruder von Euch etwas zu sehr fasziniert ist. Sie wird versuchen, Euch loszuwerden.”, verriet er ihr. Sie sah ihn mit fassungslosen blauen Augen an und schüttelte bloß den Kopf. “Seht mich nicht so ungläubig an, Mädchen! Nur weil ich der Gnom bin und nicht so äußerordentlich gut aussehe, wie mein schöner Bruder, heißt das noch lange nicht, dass ich dämlich bin.”, murrte er etwas beleidigt. Sie schüttelte nur erneut den Kopf, um dann wieder Worte zu fassen. “Das ist es nicht, es wundert mich nur, dass Ihr mich warnt, obwohl sie Eure Schwester ist...”, entgegnete sie und strich sich ihre schwarzen Locken beiseite. Er grinste. “Ihr solltet eins wissen, my Lady... Als meine Schwester zehn Jahre alt war, bekam sie von einer Hexe prophezeit, dass sie einst Königin wird, doch wird sie den Tod aller ihrer Kinder mitansehen müssen und daran verzweifeln. Es wird eine schönere und jüngere Königin den Thron besteigen und ihr jüngerer Bruder wird sie, wenn sie an ihren Tränen beinahe ertrinkt, ersticken.”, berichtete er ihr das Geheimnis, dass nur er und die Königin selbst kannten. Rae legte den Kopf schräg. “Ihr wollt doch nicht sagen, dass diese neue Königin ich sein soll, Ser?”, meinte sie spöttisch und fasste nicht wirklich, was er da von sich gab. Sein Grinsen wurde nur noch breiter. “Wer weiß das schon? Sie denkt es auf jeden Fall und sie fürchtet auch, dass ich sie irgendwann erwürgen würde... Aber keiner kann sagen, ob sich diese eigenartige Prophezeiung bewahrheiten wird.”, beendete er ihr Gespräch und ging zurück zum Schloss. Sie sah dem Gnom nur nach und streichelte Gedanken versunken die Mähne ihres Rosses. Wenn es wirklich so sein würde, wie würde sie die neue Königin werden und wie wollte er, als kleiner, nicht gerade kräftiger Mann, seine Schwester erwürgen können? “Du wolltest mich sprechen, Cersei.”, richtete Jaime sich an seine Schwester, die in ihrem Gemach vor ihrem Spiegel saß und sich das Haar bürstete. “Schick diese Frau weg.”, bekam er nur als Antwort und er stutzte. Was war nur mit seiner Schwester los? “Sie ist gefährlich. Sie könnte mir den Platz auf dem Thron streitet machen.”, gestand sie ihm ihre Angst, was ihn scheinbar amüsierte, denn er lachte laut auf. “Ich bitte dich! Eine Forsyth? Sie hat noch nicht mal eine Armee, die ihr dabei helfen könnte. Und außerdem habe ich doch gesagt, dass ich auf sie achten würde, sodass sie gar nicht erst auf so dumme Ideen kommen könnte.”, erinnerte er sie und wollte über ihre Schulter streicheln, doch sie wich seiner Berührung aus. “Solange du sie nicht wegschickst oder am besten noch tötest, will ich dich nicht mehr sehen, Jaime. Die Gefangenschaft durch die Starks scheint dich ja wirklich verändert zu haben, wenn du eher zu dieser Frau hältst, als zu deinem eigenen Fleisch und Blut.”, fauchte sie erbost und zeigte in Richtung Tür. Er wandte sich verwundert und gekränkt von ihr ab. Diese Frau war so was von launisch und eifersüchtig, dass es ihm fast schlecht wurde. “Ich werde mit ihr ausreiten und sie bleibt solange Gast, wie Joffrey es will. Er scheint einen Narren an ihr gefressen zu haben, auch wenn sie sich ihm widersetzt und unverfroren ihre Meinung sagt.”, bedachte er die Unterhaltung und verließ sie. Wütend schleuderte Cersei ihm ihren Kamm hinterher, traf allerdings nur noch die geschlossene Tür. Dieser verdammte Mistkerl! Was tat er da? “Ich bitte Euch um Verzeihung, Ser. Mein Verhalten bei Tisch war nicht gerade löblich.”, entschuldigte Rae sich bei Jaime, als er ihr auf ihr Pferd half und anschließend auf seinen stattlichen Schimmel aufstieg. Er winkte ab und lächelte. “Das ist bereits verziehen, my Lady. Euer Anblick lässt alles ungeschehen machen.”, bemerkte er und blickte auf ihr nacktes linkes Bein, von dem der Stoff des Kleides gerutscht war, nachdem sie ihre Füße in die Steigbügel gesteckt hatte. Sie errötete und warf ihn einen empörten Blick zu. “Ihr beliebt zu scherzen.”, warf sie ein, was ihn dazu brachte lachend mit dem Kopf zu schütteln. “Nicht doch, my Lady. Es gibt keine Frau im ganzen Königreich, die den Hof so zum erstrahlen bringt, wie Ihr.”, gestand er ihr und schenkte ihr ein charmantes Zwinkern. Sie lachte belustigt und die Beiden trieben ihre Pferde zu einem flotten Trab an, damit sie ihre kleine Tour durch Königsmund starten konnten. Rae warf noch einen kurzen Blick zum Balkon der Königin rauf, wo sie stand und beide beobachtete. Die scharfen Augen fingen im Hintergrund die Silhouette eines jungen Mannes ein, der anscheinend nackt war. Die Königin schien sich also nicht nur mit ihrem Zwilling zu begnügen, sondern auch mit anderen Männern. Mit einem bitteren Blick auf ihren Begleiter, trieb sie ihr Pferd weiter. Sie würde es ihm sagen müssen, wenn er nicht bereits davon wusste. Jaime Lannister zeigte ihr beinahe jeden Winkel der Stadt und führte sie über den Wochenmarkt, auf dem beinahe alles angeboten wurde. Als sie an einen Stand mit Blumen vorbeiritten, kam der Verkäufer direkt auf Rae zugerannt und reichte ihr eine weiße Lillie. “Um Eure unglaubliche Schönheit zu unterstreichen, my Lady.”, rief er ihr zu und sie ließ sich die Blume von ihm ins Haar stecken. Jaime warf ihm ein Silberstück zu. “Oh! Ich danke Euch, Ser!”, säuselte er untertänigst. Rae warf Jaime ein Lächeln zu, was ihm den Anlass gab, näher an sie heranzureiten und über die Blume in ihrem Haar zustreichen. “Keine Blume kann Euch in Anmut und Erlesenheit übertreffen.”, wisperte er ihr zu und nahm ihre Hand, um diese sanft zu küssen. Nun konnte sie ihre Scham nicht mehr verbergen. “Ihr solltet so etwas nicht sagen... Eure Schwester...”, mahnte sie ihn. Er lachte nur, über ihre Furcht. “Denkt Ihr, sie kann mir vorschreiben mit wem ich meine Zeit teilen möchte?”, fragte er sie, worauf er keine Antwort bekam, denn sie blickte schamhaft zu Boden. Ihr Ritt führte sie nun zum Trainingsplatz der Ritter, auf dem man ihn respektvoll begrüßte. “Würde Euch eine kleine Vorführung meiner Fähigkeiten imponieren?”, erkundigte er sich bei ihr und half ihr vom Pferd. “Ihr könnt es ja mal versuchen.”, hauchte sie ihm auffordernd zu und kam ihm mit ihrem Gesicht so nahe, dass ihre Lippen sich beinahe berühren konnten. Er konnte nicht anders, als selbstgefällig zu grinsen. Sie gefiel ihm immer mehr. Eine Frau, die sich nicht scheute, einen Mann herauszufordern. Er zwinkerte ihr noch einmal zu und drehte sich dann zu seinen Männern um und zog sein Schwert. “Greift mich an.”, forderte er sie auf und sie folgten seinem Befehl. Innerhalb von Minuten hatte er zehn von ihnen niedergerungen und bewusstlos geschlagen. Rae beobachtete dabei jede seine Bewegung. Er war ein wirklich attraktiver und kräftiger Mann. Sicherlich würde er einen guten Vater und Ehemann abgeben. Ihre Augen taxierten sein männliches Gesicht, wobei seine grünen Augen ihr am besten gefielen. Als er jeden seiner Männer ausgeknockt hatte, klatschte sie beeindruckt in die Hände, dann ging sie zu ihrem Hengst und zog ihr eigenes Schwert aus einer der Satteltaschen. “Eure eigenen Männer würden es sicherlich nicht wagen, Euch zu verletzen, Ser. Also überprüfe ich Eure Technik lieber noch einmal persönlich.”, verlangte sie und er senkte sein Schwert. “Nein, my Lady. Ich würde es mir nie verzeihen, wenn ich Euch verletzen würde, außerdem...”, versuchte er sie von dieser Idee abzubringen, doch sie ging bereits mit der Waffe auf ihn los, sodass ihm nichts anderes übrig blieb, als sie abzuwehren. Mit einer außergewöhnlichen Kraft zwang sie ihn einige Schritte zurück, was ihn wirklich verwunderte und ihn auch anspornte. “Na, kommt schon, Ser. Oder seid Ihr nicht der Mann, für den ich Euch gehalten habe?”, neckte sie ihn und duckte sich, um seinem Schwerthieb zu entgehen und aus einer Drehung heraus erneut zuzuschlagen. Ein hitziges Gefecht entfachte zwischen ihnen und schnell fanden sich einige Schaulustige ein, die dem Kampf gespannt verfolgten. Sie hatte gerade die Oberhand gewonnen, da klemmte er denn Stoff ihres langen Kleides mit seiner Klinge ein und zog ein Kurzschwert mit dem er ihr ihre eigene Waffe aus der Hand schlug. Dann ließ er seinen Dolch fallen und packte sie an den Armen, um sie an sich zu ziehen, sodass sie sich von Angesicht zu Angesicht gegenüberstanden. “Ich habe wohl gewonnen, was bekomme ich als Gewinner...?”, wollte er nun wissen. Sie schmunzelte ihn äußerst verführerisch an und ging auf Zehenspitzen, um ihm ins Ohr zuflüstern. Er zog nur erregt das Schwert aus ihrer Schleppe und folgte ihr sprachlos zu den Pferden zurück. “Oh ja, noch etwas fester!”, stieß er etwa eine Stunde später hervor. Er lag mit entkleideten Oberkörper und mit dem ihr zugewandten Rücken, auf ihrem Bett. Nachdem sie das Schloss wieder erreicht hatten, hatte sie ihn in ihre Gemächer geführt und saß nun auf seinem Gesäß, während sie seinen Rücken massierte. Und das bereits seit einer guten halben Stunde. Mit all ihrer Kraft knetete sie die, für einen Mann, wirklich schöne Haut durch. “Ich wusste, dass es Euch gefallen würde.”, meinte sie nur wissend und fuhr nun mit ihren Nägeln so über seine Oberarme und seinen Nacken, dass es ihm eine Gänsehaut verpasste. “Ich hätte Euch viel früher kennen lernen müssen, my Lady. Was Ihr einem Mann wie mir antut, ist mehr als göttlich...”, murmelte er wohlig seufzend. Sie lachte wirklich hochamüsiert fuhr mit einem ihrer Zeigefinger über seine Wirbelsäule. “Eure Schwester scheint nicht die zärtliche Liebhaberin zu sein, die Ihr Euch wünscht...”, entgegnete sie, bekam jedoch kein Kontra. Er seufzte nur erneut und ließ sich weiter von ihr verwöhnen. “Eure Haut trägt kaum Wunden, Ser...”, bemerkte sie also stattdessen und lehnte sich so weit vor, dass sie ihm ins Gesicht schauen konnte. Ein Schmunzeln lag auf seinem sinnlichen Lippen. “Das liegt daran, dass es bis jetzt keiner meiner Gegner geschafft hat, meine Rüstung zu durchbohren und mich zu wirklich schwer zu verletzten. Die kleinen Narben entstanden in meiner Zeit als Knappe.”, erzählte er ihr mit geschlossenen Augen. Sie zog ihm am Haar, sodass er ihr genau ins Gesicht blicken musste. “Ihr habt Euch Eure Gegner wohl mit Bedacht ausgesucht.”, spekulierte sie, was ihn dazu veranlasste, sich blitzschnell umzudrehen und sie in die Laken zu schleudern. Nun saß er über ihr und strich mit einen Finger zwischen ihren Busen entlang. “Ihr seid wirklich vorlaut, doch das gefällt mir...”, gab er zu und seine Augen begutachteten ihre Brüste und ihre Hüfte. Vollkommen unbeeindruckt blieb sie ruhig unter ihm liegen und wartete darauf, was als Nächstes passieren würde. Doch er schien nicht zu wissen, ob er weitergehen sollte oder lieber nicht. Deshalb drehte sie flink den Spieß um und saß nun auf seinem Schoß. Ihre Münder waren sich näher als je zuvor und man konnte die aufflammende Hitze zwischen ihnen förmlich sehen. Bevor sie sich küssen konnte, rutschte sie allerdings an ihm herunter und begann seine Füße zu massieren. Geschafft von ihrer verführerischen Aktion ließ er sich in die Kissen sinken und stöhnte gereizt auf. “Mein Bruder nannte Euch Königsmörder...”, begann sie plötzlich, nach etwa fünf Minuten, erneut ein Gespräch. “So nennt mich hier jeder, my Lady.”, erwiderte er und sah sie fragend an. Was wollte sie denn nun wieder? Sie sollte ihn lieber noch mehr verwöhnen. “Als Ihr Aerys Targayen, den irren König, erstacht... Wisst Ihr noch, was seine letzten Worte waren?”, harkte sie interessiert nach und hockte sich neben seinen Kopf, sodass sie seine Kopfhaut massieren konnte. Dieses Thema schien in keineswegs unangenehm zu sein. Es machte ihn eher traurig und verbittert. “Es waren dieselben drei Worte, die er schon seit Stunden rief... Verbrennt sie alle!”, verriet er ihr und sah ihr eindringlich in die Augen. Sie schluckte und blickte weg. “Es tut mir leid, Ser. Ich habe Euch nicht damit belästigen wollen...”, versuchte sie sich zu entschuldigen. Sie war schon immer viel zu neugierig und wissbegierig gewesen. Er griff an ihr Kinn und zwang sie in seine Augen zu blicken, die ehrlich und ohne Reue ihr Gesicht betrachteten. “Es ist schon gut... Ich bereue meine Tat keineswegs... Doch ich muss zugeben, dass es mir ziemlich zu schaffen macht, wenn die Leute mich hinter meinen Rücken mit diesem Titel beschimpfen.”, brachte er seine innersten Gedanken zum Vorschein. Er fragte sich gleichzeitig jedoch, warum er ihr das alles erzählte. Sie musste lächeln und streichelte ihm über die Wangen, die Stirn und das Kinn, was er sichtlich genoss. “Ich nenne Euch keineswegs so... Ihr habt Targayen damals zwar geschworen, ihm allein zu dienen, und ihm dann trotz allem ermordet. Aber ich denke, dass Ihr mehr Mut bewiesen habt als alle anderen in diesem verdammten Königreich.”, sprach sie ihm ihre Bewunderung aus. “Ihr müsst verrückt sein, Lady Forsyth.”, entgegnete er fassungslos und legte seinen Kopf etwas schräg, so wie ein verwirrter Hund. Doch sie schüttelte nur ihren Kopf, sodass ihre wunderschönen Locken hin und her schwangen. “Nein, und selbst, wenn es bedeuten würde, dass ich es bin... In meinen Augen seid Ihr ein Held, Ser. Niemand hat es sich gewagt, dem ganzen Höllenschauspiel ein Ende zu setzen. Es mussten so viele Menschen einen qualvollen Tod sterben, bis Ihr Eurer Schwert zogt...”, erklärte sie ihm ihre Sichtweise. Er lachte. “Ja, um meine Ehre vor die Säue zu werfen.”, verspottete er ihre Worte und verhöhnte gleichzeitig auch sich selbst. Sie holte aus und ohrfeigte ihn. “Redet nicht so darüber! Ehre bedeutet nichts, wenn es darum geht das Leben von unschuldigen Menschen zu retten. Was ist Ehre im Vergleich zu Familie, Mitgefühl oder sogar Liebe?”, stellte sie ihm eine Frage, die er ihr nicht beantworten konnte. Stattdessen wandte er von ihrem Schlag gedemütigt den Blick ab. Ihre Worte ergaben schon Sinn, aber in der Sicht aller anderen waren sie falsch und verlogen. “Ihr seid ein Held... Der erste Lannister, der nicht an sich selbst gedacht hat.”, wisperte sie ihm zu und kletterte wieder auf seinem Schoß, um ihm zu umarmen, was ihn etwas zusammenzucken ließ. Sie sah ihn mit halbgeöffneten Augen ins Gesicht und das Blau ihrer Iris blitzte beinahe silbern. “Wenn ich ein Held bin, seid Ihr dann eine Heilige?”, fragte er sie und hob ihr Kinn mit seiner Hand etwas an. Sie musste kichern. “Ich? Eine Heilige? Nachdem, was ich meinem Vater angetan habe?”, löcherte sie ihm mit Gegenfragen und erhob sich dann, um hinaus auf den Balkon zu schreiten. Er folgte ihr. “Ihr habt Euch nur verteidigt... Und außerdem habt Ihr mir das Leben gerettet und sagt mir nun so bezaubernde Sachen. Ihr seht das Gute in jemanden, der sich selbst für vollkommen missraten hält. Wenn sich so keine Heilige verhält...”, hauchte er ihr ins Ohr, während er ihre Taille von hinten umfasste. Urplötzlich drehte sie sich um und presste ihre Lippen auf seine. Er war so überrumpelt, dass er etwas zurücktaumelte, sich allerdings schnell wieder fing. Sie neckte seine Mundwinkel mit ihren zarten, vollen Lippen und leckte mit ihrer Zunge über seine Unterlippe, damit er ihr Eintritt gewährte. Er ließ sich voll auf sie ein und fuhr mit seinen großen Händen über ihren Hintern und ihre Schenkel, um dann hinauf zu ihren Brüsten zu wandern. Raes Küsse wurden immer intensiver und leidenschaftlicher, sodass es nur noch eine Frage der Zeit war, bis er sie aufs Bett werfen würde und über sie herfallen würde. Provozierend griff sie in seinen Schritt, was ihn ein gedämpftes Stöhnen entlockte und ihn dazu veranlasste, sie, etwas rüpelhaft, noch näher an sich zu ziehen. “Schwester?”, ertönte jedoch mit einem Mal Sansas Stimme im Raum und sie fuhren auseinander, wie Kinder, die man bei etwas Verbotenen erwischt hatte. Rae sah ihrer jüngeren Schwester beschämt in die Augen, als sie sah, dass das Mädchen vollkommen fassungslos und außer sich war. Ihre große Schwester hatte den Feind geküsst? “Sansa, ich kann es dir erklären... Bitte, lauf nicht weg!”, wollte sie alles bereinigen, doch es war bereits zu spät. Entsetzt hatte das Mädchen das Weite gesucht. Erzürnt schnappte sich die Ältere eine Vase und warf sie quer durch den Raum, sodass sie an der steinernen Wand zerbrach. Wie sollte sie das nun wieder gut machen? Sansa würde doch kein einziges Wort mehr mit ihr reden wollen. “My Lady... Ich...”, stammelte Jaime hinter ihr und wusste nicht wirklich, was er zu ihr sagen sollte, um sie zu besänftigen. “Geht jetzt besser, Ser.”, bat sie ihn und er bemerkte ihr Zittern, als er an ihr vorbeieilte, um so schnell wie möglich ihr Gemach zu verlassen, bevor sie noch etwas nach ihn werfen konnte. Rae rieb sich über die Augen und machte sich dann auf den Weg, um zu versuchen mit ihrer Schwester zu reden. Was hatte sie sich nur dabei gedacht, als sie ihm nachgab? Kapitel 4: The Flower that brings Life to Me -------------------------------------------- Es vergingen einige weitere Tage, in denen Sansa und auch Jaime Lannister kein einziges Wort mit der jungen Frau sprachen. Jedes Mal, wenn sie versucht hatte mit einem von beiden zu reden, taten sie so, als hätten sie besseres zu tun oder sie rannten, sozusagen, vor ihr davon. Sie spazierte gerade durch die Gänge des großen Palastes. “My Lady Forsyth... Ich suchte bereits nach Euch. Kommt, begleitet mich ein Stück weit.”, forderte König Joffrey sie eines Vormittags auf. Sie machte einen höfflichen Knicks vor ihm und nickte einverständlich. Es war das erste Mal, dass er ohne seinen Diener, den man den Hund nannte, unterwegs war. “Wie ist es Euch bis jetzt ergangen, my Lady? Es muss nicht einfach sein, im Hause des Henkers des eigenen Vaters, oder besser Ziehvaters, zu leben...”, bemerkte der Junge und sah sie herablassend, von seinem niedrigeren Standpunkt aus an, denn er war etwa einen Kopf kleiner als sie. Sie strich sich ihr Haar aus dem Gesicht und schluckte. Miese kleine Made! “Ned Stark war mehr mein Vater, als es mein leiblicher war.”, erwiderte sie und pfiff nach Luna, die gerade einer Maus hinterhergejagt haben musste. Beim Anblick der dunklen Bestie, wie er sie immer nannte, wich der König erschrocken zurück. Rae tätschelte die Schulter der Wölfin und ließ sie neben ihr Platz nehmen. “Was beunruhigt Euch so, Majestät? Sind es mehr die, alles durchbringenden, Zähne oder die geheimnisvollen Augen?”, erkundigte sie sich und legte ein zuckersüßes Lächeln auf. Er blickte ihr nur verächtlich entgegen. “Haltet das Biest lieber in Zaum, sonst wird es auch getötet, so wie das Eurer kleinen Schwester.”, warnte er sie. Sie zuckte mit den Schultern. “Mein Wolf fällt einen Menschen nur an, wenn ich es ihm befehle.”, beschwichtigte sie ihm und die Beiden liefen nebeneinander her. Sie kamen an den Ort, wo die Köpfe der Enthaupteten auf Speeren aufgespießt waren. “Seht dort, my Lady... Dieser dort ist mein Liebling.”, meinte er mit einem amüsierten Lachen und deutete auf einen ganz bestimmten Schädel. Rae hob den Blick und sah ihn sich an, als sie bemerkte, dass es der von Lord Stark war, blickte sie sofort wieder weg. Er hatte sichtlich Vergnügen daran, sie mit derart abartigen Methoden aufzuziehen. “Ich befehle Euch, als Euer König, hinzusehen.”, verlangte er und sie blickte wieder hin. Es war ein widerwärtiger Anblick. Sie kannte Lord Stark als stolzen und ehrwürdigen Mann und nun sah sie seinem körperlosen Kopf auf einem Spieß aufgestochen zur Abschreckung für andere, die den König verraten wollten. Die Augen des Mannes waren so milchigglasig, dass man meinen könnte, er wäre von Geburt an erblindet. Ihre blauen Augen wurden noch eisiger, als sie es ohnehin schon waren, und füllten sich mit bitteren Tränen. Sie war gewollt das kleine, aber wirklich scharfe, Messer, dass sie ihn ihrem Stiefelschaft gesteckt hatte, zu ziehen und ihm die Kehle aufzuschneiden und seinen Kopf genau neben Ned Starks aufzuspießen. “Wie lange soll ich hinsehen, Majestät?”, erkundigte sie sich stattdessen und versuchte ihre ganze Wut runterzuschlucken. Dieser Bengel würde noch dafür bezahlen, aber nicht heute. “So lange, wie es mir beliebt. Es wäre mir aber noch viel lieber, wenn Ihr Euch dabei entkleiden würdet.”, schlug er ihr vor und sah sie herrisch an. Nun platzte ihr eindeutig der Kragen, sie griff nach dem kleinen Messer und wollte ihn schon angreifen, doch genau in diesem Moment tauchte Jaime auf und umfasste sie so, dass sie sich nicht mehr bewegen konnte. Von der ganzen Aufregung wurde ihr Schwarz vor Augen und sie fiel ihn Ohnmacht. Luna, die bemerkt hatte, was vor sich ging, knurrte dunkel und fletschte ihre Reißzähne. Tyrion Lannister, der zusammen mit seinem Bruder, durch den Palast flaniert war, kam ebenfalls angestürmt und packte seinen Neffen an dessen Ohren, sodass der Junge vor Schmerz aufschrie. “Was hast du wieder gemacht, Bengel?!”, knurrte der Gnom den jungen König erbost an und zog ihn zu Jaime und Rae rüber, die immer noch ohnmächtig war. “Sieh sie dir gut an! Ich hoffe, du weißt jetzt, dass man so nicht mit einer Frau umgeht. Schon gar nicht als König!”, meckerte er weiter und ohrfeigte den Jungen ordentlich links und recht. Der hatte allerdings mehr Angst vor der zornigen Luna, die, wenn Jaime sie nicht im Nackenfell gepackt hätte, sicher auf den Jungen losgegangen wäre. “Ich bringe sie in ihre Gemächer.”, meinte Jaime und hob die junge Frau in seine Arme, um sie fortzutragen. Mit etwas bitteren Blick sah er auf sie herab. Wie konnte jemand nur so mit anderen Menschen umspringen, wie sein Neffe. Selbst er hatte in seinen, man konnte sagen, besten Zeiten nicht so erbarmungslos auf anderen rumgehackt. Was bei einem Lannister schon was heißen musste! Es war Nachmittag, als er sie an dem Brunnen entdeckte, der mitten im Steinhof stand. Sie las gerade ein Buch und war anscheinend total vertieft in die Geschichte, denn sie bemerkte nicht, wie er sich ihr näherte. Ihre Haut schimmerte so ebenmäßig in der Sonne, wie ihr ebenholzschwarzes Haar. “Wie geht es Euch, my Lady?”, erkundigte er sich schließlich bei ihr und der Klang seiner Stimme ließ sie etwas aufschrecken. Sie legte das Buch zur Seite und klopfte auf den Platz neben sich, damit er sich zu ihr setzte. “Ich bin immer noch ziemlich angeschlagen. Aber ich werde es wohl verkraften, Ser.”, entgegnete sie sich. Auch, wenn ihr, bei dem Gedanken an den abgeschlagenen Kopf ihres Ziehvaters übel wurde. Jaime lächelte sie zuversichtlich an und griff nach ihrer Hand. “Tyrion hat sich schon darum gekümmert, dass der König eine angemessene Strafe erhält.”, verriet er ihr dann und beide mussten lachen. Doch dann sah sie ihn plötzlich wieder etwas besorgt an. “Aber, hat das keine Folgen für ihn? Immerhin ist Tyrion immer noch Joffreys Untergebener.”, bedachte sie das Ganze, doch Jaime schüttelte den Kopf. “Nein, nein, my Lady... Macht Euch darum keine Sorgen! Joffrey hatte schon immer eine Heidenangst vor Tyrion.”, beschwichtigte er sie und wollte sich schon wieder erheben, da hielt sie ihn auf. “Ser, es gibt da etwas, dass ich Euch sagen muss... Es geht um Eure Schwester.”, begann sie und er sah ihr an, dass ihr das Thema wirklich unangenehm war. “Bitte...”, bat er sie mit der Sprache rauszurücken. Rae rutschte etwas unbehaglich auf ihrem Platz hin und her. Wie sollte sie ihm das nur erklären? “Na ja, es ist mir nicht entgangen, dass Eure Schwester wirklich sehr abweisend Euch gegenüber war, Ser... Seitdem ich im Palast umhergehe. Und ich muss Euch leider sagen, dass ich in letzter Zeit immer wieder beobachtet habe, wie andere Männer in ihr Gemach geschlichen waren.”, meinte sie mit Bedauern in der Stimme. Jaime, der sie nun fassungslos ansah, schüttelte den Kopf. “Seid Ihr etwa eifersüchtig auf meine Schwester? Wärt Ihr lieber an Ihrer Stelle oder warum erzählt Ihr solche Lügengeschichten?”, empörte er sich und sein Gesichtsausdruck sagte ihr, dass er ihr nicht glauben wollte. “Eifersüchtig? Ihr seid doch derjenige, der scheinbar unersättlich nach mir begehrt! Ich verbitte mir, dass Ihr mich als Lügnerin hinstellt!”, warf sie ihm voller Empörung entgegen. Er sah sie geknickt und auch etwas traurig an. Schnell, bevor sie ihn zurückhalten konnte, machte er auf den Absätzen kehrt und marschierte davon. Sie erhob sich sofort und rannte ihm, auf ihren hohen Schuhen, so gut es ging nach. “Ser, wartet doch! Es tut mir leid!”, rief sie ihm nach, doch er blickte nicht einmal auf sie zurück. Kurz bevor sie die Gemächer der Königin erreichten, blieb sie zurück und versteckte sich hinter einer Säule. Was hatte er jetzt vor? Jaime, der nicht wusste, ob er Rae glauben sollte, ging schnurstracks auf die Tür des Schlafgemachs seiner Schwester zu. Dort blieb er einen Moment stehen und ging dann einfach, ohne sich anzukündigen hinein. Rae wusste nicht, was darin vor sich ging, doch es hörte sich nicht gut an. Sie hörte die wütende Stimme des Blonden und dann das hysterische Gekreische seiner Schwester. Es ertönte das Geräusch von zerspringenden Porzellan und Metall klirrte. Wenig später sprang ein junger Mann aus dem Zimmer und flüchtete sich halbnackt den großen Gang hinunter an Rae vorbei. Ein Lächeln huschte über ihre Lippen. Da hatte er die blanke Wahrheit! “Schön, wenn es das ist, was du willst, Cersei! Dann kannst du haben, was du willst!”, brüllte Jaime und verließ ebenfalls das Gemach der Königin. Sie versuchte noch hinter ihm her zu gehen, ließ es jedoch bleiben und blickte stattdessen Rae mit mehr als zornigem Blick an. Diese hatte sich nämlich mittlerweile hinter der Säule hervorgetraut und erwiderte nun den Blick der Königin. “Das ist alles nur Eure Schuld! Hure!”, fauchte Cersei der jüngeren Frau entgegen und knallte ihre Türe hinter sich zu, sodass es im ganzen Palast wiederhallen musste. Rae seufzte gereizt. Na, toll! Jetzt war sie wieder der Sündenbock! Sie schüttelte nur vollkommen genervt den Kopf und machte sich dann auf die Suche nach Jaime Lannister. Sie wollte schließlich nicht, dass er auch noch auf sie sauer war. Es dauerte seine Zeit, bis sie ihn fand. Er war wohl einige Runden durch den Palast gelaufen, bis er sich in sein Gemach zurückgezogen hatte. Sie hatte eine Weile vor seiner Tür gestanden und gelauscht. Zuerst hatte man hören können, wie er etwas umgeworfen hatte und eine Vase heruntergefallen sein musste und dann war es auf einmal verdächtig leise geworden. Sie war sich zuerst unschlüssig, ob sie das Zimmer betreten sollte oder nicht. Immerhin hatte er soeben erfahren, dass er von seiner Schwester, die er ja eigentlich geliebt hatte, die ganze Zeit über betrogen worden war. So etwas ließ Menschen manchmal komische Sachen machen, was auch immer man darunter verstehen konnte. Doch nach etwaigen hin- und her überlegen, entschloss Rae sich schließlich, jedoch mit Bedacht, einzutreten. Sie steckte zuerst nur den Kopf hinein und das erste was ihr in die Augen stach, war ein Tisch, der anscheinend quer durch den Raum geflogen war und viel zerbrochenes Porzellan. Sie tapste auf leisen Sohlen hinein. Jaime Lannister, der sonst immer so stark und unberechenbar wirkte, saß nun, wie ein kleiner, verlassener Junge, auf der Brüstung seines Balkons und wollte sich wahrscheinlich mit dem Anblick des königlichen Gartens etwas ablenken. Er bemerkte Rae erst, als sie aus Versehen mit ihrem Fuß gegen einige Scherben stieß und diese klirrend über den Boden rutschten. Sie zuckte erschrocken zusammen, als er sie verwundert ansah. Oder lag doch mehr Bitterkeit in seiner Miene? Sie machte einen höflichen Knicks und ging dann zielstrebig auf ihn zu, ohne von ihm aufgefordert worden zu sein. “Es tut mir leid, Ser. Wegen meinem losen Mundwerk seid Ihr nun betrübt.”, bedauerte sie ihre Tat aufrichtig. Hätte sie gewusst, dass es ihn so mitnehmen würde, hätte sie sich zurückgehalten. Doch zu ihrer Verwunderung winkte er ab und richtete seine hübschen grünen Augen auf sie. “Nein, my Lady. Euch trifft keine Schuld. Ich hätte wissen müssen, dass meine Schwester sich von mir abwenden würde, wenn ich mich vom Gegner gefangen nehmen lasse und dann bei meiner Rückkehr auch noch eine andere Frau an meiner Seite habe.”, bedachte er das Geschehene und lächelte schwach. Sie sah ihn mit zärtlichen Blick an. “Trotzdem... Ich möchte das wieder gut machen. Deshalb wäre ich sehr erfreut, wenn Ihr mich gegen Abend bei den Stallungen trefft.”, munkelte sie geheimnisvoll und zwinkerte ihm zu. Er grinste wohlwissend, dass es sich dabei nur eine besondere Überraschung handeln konnte und war gleich wieder besser gelaunt. “Es wäre mir eine Ehre, my Lady.”, entgegnete er und nickte ihr zu. Sie schritt noch etwas näher an ihn ran und sanft berührten ihre Lippen seine Wange. Er spürte die Wärme, die von ihr aus ging und seufzte. Gerade als sie sich abwenden wollte, um ihn wieder allein zulassen, griff er nach ihren zierlichen Handgelenk und hielt sie auf. Sie wurde etwas herumgeschleudert und landete an seiner kräftigen Brust. Verdutzt blickte sie zu ihm auf und seine Hand griff nach einer Haarsträhne, die ihr ins Gesicht gefallen war. “Ich danke Euch...”, flüsterte er und beugte sich zu ihr vor, um sie sanft zu küssen. Sie ließ es einfach geschehen und wartete ab, ob er weiter gehen würde, doch es blieb bei diesem schüchternen, kleinen Kuss. Und das obwohl er sie sonst immer so sehr wollte? Was war denn in ihn gefahren? Das war ja vollkommen untypisch für einen Lannister! Voll höflichem Anstand verabschiedeten sie sich schließlich und jeder von beiden ging seinen gewohnten Gang nach. “Wie ich mit Freuden sehe, habt Ihr Euch von Eurer Ohnmacht erholt, my Lady. Ihr könnt ja schon wieder mit diesem ungestümen Pferd umgehen. Ich wäre schon längst am ihm verzweifelt.”, bemerkte Tyrion Lannister das Temperament von Ignis, während er von seinem Diener in den Sattel seines dunkelbraunen Rosses gehoben wurde. Rae, die gerade dabei war den Sattel ihres Pferdes auf dessen Rücken zu hieven, lächelte bescheiden. “Man muss nur wissen, was man sich erlauben darf, wenn man mit ihm arbeitet. Ignis war schon immer stürmisch und etwas schreckhafter als andere Pferde.”, klärte sie ihn auf und gurtete den Sattel fest, während der Hengst etwas zur Seite tänzelte. Tyrion beobachtete das rote Pferd mit Bewunderung. “Schreckhaft, ja... Aber dafür auch ein wirklich edles Tier. Als wäre er aus den Flammen der Hölle selbst entsprungen.”, stellte er sich die Entstehung des Hengstes vor. Rae musste unwillkürlich lachen. Der jüngere Lannister hatte eine ziemlich rege Fantasie. “Wenn Ihr es so nennen wollt, Ser.”, erwiderte sie nur und kicherte. Er schmunzelte. “Habt Ihr vor auszureiten, my Lady?”, fragte er sie dann mit neugierigen Augen und nickte bestätigend. “Ja, ich wollte zum nahegelegenen See runter reiten und dort etwas entspannen. Es war ein anstrengender Tag.”, antwortete sie und war gerade dabei Ignis das Zaumzeug anzulegen. “Ich bin mir sicher Ihr werdet Entspannung finden... Mein Bruder wird sicherlich ganz zu Euren Diensten sein.”, neckte er sie, wissend, dass Jaime sie begleiten würde. Sie errötete und wollte etwas erwidern, doch er hatte sein Pferd schon zu einem Trab angetrieben, um den Hof zu verlassen. Dieser verrückte Gnom! Sie schüttelte innerlich den Kopf. Jaime, der sich gerade neu einkleidete, wusste nichts von dem Gespräch der Beiden. Er freute sich lediglich auf die Überraschung, die ihm erwartete, wenn er die Stallungen betreten würde. Hatte sie etwa vor ihn zu verführen? Er wollte diese unreinen Gedanken aus seinem Kopf verbannen, doch es gelang ihm nicht wirklich. Sie war einfach besonders anziehend für ihn. Gerne würde er sie unter sich spüren, wie sie sich ihm leidenschaftlich hingab. Oder vielleicht würde sie ihn auf bändigen, wie einen jungen Hengst, den man zureiten musste. Ein smartes Grinsen huschte über seine Lippen und er machte sie lieber schnell auf den Weg hinunter. Doch zu seiner Enttäuschung lag keine nackte Schönheit im Stroh und wartete auf ihn, als er den Stall betrat. Stattdessen standen sein Schimmel und ihr Fuchs gesattelt und gezäumt vor ihren Boxen. Sie kam gerade mit einer dünnen Decke bewaffnet aus der Sattelkammer und band diese an den Sattel ihres Hengstes fest. “Oh, Ser. Schön, dass Ihr hierher gefunden habt. Seid Ihr zu einem kleinen Ritt aufgelegt? Ich würde Euch gerne etwas zeigen.”, erkundigte sie sich, wobei die Frage sich eher wie eine Forderung anhörte. Er konnte sich ein belustigtes Lachen nicht verkneifen und wenig später machten sie sich auf den Weg. Sie ritten nebeneinander her, während sie die Tore der Stadt durchquerten. “Was wollt Ihr mir denn zeigen, my Lady?”, harkte er von Neugier erfüllt nach. Doch sie verriet ihm kein einziges Wort. “Das werdet Ihr schon früh genug sehen.”, murmelte sie und zwinkerte ihn mit ihren geheimnisvollen Augen zu. Dann trieb sie Ignis in einen schnellen Galopp. Das Fell des Hengstes glänzte golden in der untergehenden Sonne. Und sie beide fühlten sich wie im Himmel. Es war als ob sich alles um sie herum auflöste und Sorgen, Ängste und jeglicher böse Gedanke von Glück verschluckt wurde. Rae ritt voran, während er ihr folgte, bis sie eine Lichtung erreichten. In der Mitte dieser Lichtung stand eine einzige Trauerweide, die sich über einen See beugte, dessen Wasser glasklar und still in der Abendsonne schimmerte. Jaime war von diesen Anblick vollkommen überwältigt. “Ich hatte überhaupt nicht gewusst, dass es hier diese Lichtung gibt...”, brabbelte er erstaunt vor sich hin und sie stiegen ab, um die Pferde unter der Weide grasen zu lassen. “Ihr hattet Eure Augen wohl die ganze Zeit vor der Schönheit, die Westeros bieten kann, verschlossen, Ser.”, rieb sie ihm diese Tatsache unter die Nase und lächelte dann. Er erwiderte ihre Geste und ging einige Schritte auf sie zu. “Nicht nur vor der Schönheit des Landes, my Lady.”, konterte er und berührte behutsam ihre dunklen Locken, die sich um seine Finger wunden. Sie sah ihn mit vor Scham geröteten Wangen an. “Ihr solltet so etwas nicht sagen, Ser...”, schallte sie ihn und wollte sich gerade umdrehen, als Ignis sie mit seinem Kopf noch näher an den Ritter schob und sie sich an ihm festhalten musste, um nicht zu stürzen. “Verzeiht...”, murmelte sie und wollte gerade den Hengst ein paar vernichtende Blicke zuwerfen, als sie seinen Griff um ihrem Kinn spürte und sie sich wenige Sekunden später zu einen hingebungsvollen Kuss vereinten. Sie konnte nicht anders, als sich mit ihren Fingern in seinem blonden Haar zu verfangen, da ihr sonst womöglich die Knie den Dienst versagt hätten. Er umfasste ihre Hüfte und zog sie noch näher an sich, sodass nicht mal mehr eine Fliege Platz zwischen ihren Körpern gefunden hätte. Jaime schmeckte ihre Süße. Sie war wie eine Blume, eine seltene Blume, die sich nur demjenigen öffnete, der es wagte sich ihr hinzugeben und ihren Duft aufzunehmen. Rae konnte erneut ihren schnellen Herzschlag hören, der sich anfühlte, als würde ein Kolibri mit rotierenden Flügeln gegen ihren Brustkorb schlagen. Sie befanden sich so sehr in Ekstase, dass sie nicht mal bemerken, wie sie sich im hohen, saftigen Gras niederließen. Er übersäte sie mit liebevollen Küssen und hielt dann inne, um sie zu betrachten, während er ihr Gesicht mit beiden Händen umfasst hatte und ihre Wangen mit seinen Daumen liebkoste. “Ihr seid wunderschön, my Lady.”, gestand er ihr und seine Stimme bebte leicht, aber doch unverkennbar. Sie hielt ihn den Zeigefinger vor dem Mund. “Still... Wir sollten diesen Moment genießen, findet Ihr nicht?.”, flüsterte sie ihm zu und brachte dadurch nur noch mehr Intimität in die Situation. Ihm stieg Röte ins Gesicht und er musste lächeln. “Wie Ihr wünscht!”, erwiderte er schließlich und sie verfielen erneut einander. “Ich wäre für eine Abkühlung... Ihr nicht, Ser?”, schlug sie etwa eine Stunde später vor. Es war bereits dunkel geworden und Glühwürmchen flogen durch die Böschung des Sees. Er sah sie abwartend an, als sie sich erhob. Dann entkleidete sie sich, was ihn etwas verschreckt, aber nicht mit Missfallen, auffiel. Mit ihrer Eleganz, die ihn sehr ansprach, schritt sie zum Ufer und stieg dann in das kühle, jedoch angenehme, Wasser des Sees, dass sie sogleich umspülte und sich an ihre Haut schmiegte. Als sie den Halt unter den Füßen verlor, schwamm sie ein Stück und wandte sich ihm dann zu, um ihn herein zuwinken. “Kommt... Das Wasser ist wirklich wohltuend.”, meinte sie fordernd und tauchte einige Sekunden ab. Er schmunzelte nur über ihre Lebensfreude und beschloss ihren Beispiel zu folgen. Bald darauf tobten sie im Wasser, wie zwei junge Fischotter es tun würden. Sie spritzte ihn etwas Wasser ins Gesicht, so dass er einen Moment ausharren musste, um sich das Wasser aus den Augen zu reiben. “Ihr wagt es, einen Lannister anzugreifen?”, begann er zu spaßen und tat unglaublich gekränkt, was sie sehr amüsierte. “Oh, verzeiht, Ser Lannister! Wie konnte ich es nur wagen?”, antwortete sie theatralisch. Er schwamm auf sie zu und zog sie an sich, um ihr tief in die polarblauen Augen zu sehen. “Durfte ich Euch um etwas bitten?”, hauchte er und sie war sofort wieder hin und weg. Mit ihren Händen hielt sie sich in seinen Nacken fest, ließ ihre Handflächen allerdings über seine Schultern gleiten, während sie so tat, als müsste sie überlegen, ob sie ihn gewähren lässt. “Kommt ganz drauf an, worum es geht...”, raunte sie ihm zu und sie kamen sich wieder verdammt nahe. Es war schon beinahe gefährlich wie sehr das Feuer der Leidenschaft zwischen ihnen knisterte. “Ich würde Euch gerne als meine Begleitung auf dem Ball sehen, den mein Neffe in drei Tagen veranstalten will.”, sprach er sein Anliegen aus und wartete auf ihre Reaktion. “Liebend gerne... Wenn Eure Schwester es mir erlaubt.”, zerstörte sie mit diesen Worten die Romantik, wenn auch nur ein kleines Bisschen. Er verzog genervt die Mundwinkel und es bildeten sich kleine vertikale Falten zwischen seinen Augen. “Sie ist mir vollkommen egal, my Lady. Und wenn sie mich verflucht... Ich will viel lieber der Eure sein, als noch länger ihrer Tyrannei ausgesetzt zu sein... Wenn Ihr nur die meine wärt... Nennt mich töricht, aber es ist die Wahrheit. Ich habe mich in Euch verliebt.”, wisperte er und sie erschrak, als sie verstand, was er ihr mit diesen Worten sagen wollte. “Es scheint, dass wir beide ziemlich töricht sein müssen, Ser, denn auch ich habe in meinem einstigen Feind, mehr als nur einen Freund gefunden...”, erwiderte sie sein Geständnis und sie vereinten sich erneut zu einen süßen Kuss, der nur durch ihre Tränen einen salzigen Beigeschmack bekam. Er hob sie an sein Becken und war gewollt sie sofort zu nehmen, doch er hielt sich zurück, denn er wollte die Verletzlichkeit dieses Momentes nicht durch seine unkontrollierte Lust zerstören. Doch als sie aus dem Wasser stiegen und er die mitgebrachte Decke um ihrer beider Körper legte, war sie es, die weiter ging. Mit samtigen Lippen und weichen Fingern erregte sie ihn. Ihre Lippen erforschten die Form seines maskulinen Halses. Ihre Zunge den Innenraum seines Mundes. Ihre Finger die ausgeprägte Bauchmuskulatur. Er ließ die angenehme Folter über sich ergehen und verlor sich lediglich in einen leisen, zitternden Stöhnen. Doch als sie den empfindlichsten Teil seines Körpers erreichte und ihm auf Knien zu Dienste war, ließ er seiner Wonne und seiner Wolllust freien Lauf. Mit einer Hand fasste er in ihr Haar und hielt sie in ihrer Position fest, damit sie gezwungen war, ihn mit zarten Berührungen zu verwöhnen. Kurz bevor er zum Höhepunkt kam, stieß er sie sanft auf die Decke, die in der Wiese gelandet war und legte sich über sie. Ein Kuss besiegelte ihre Liebe und schon war er es, der sie nach allen Künsten verwöhnte. Sie fiel in eine Art Rausch, aus dem sie nicht mehr entkommen konnte. Er war überall auf ihrem Körper und schließlich waren sie vereint. “Euer wirklich gutes Aussehen scheint nicht Euer einziger Vorzug zu sein, Ser.”, lobte sie ihn später, an seine Brust geschmiegt und blitzte ihn dabei frech an. Er grinste, wohlig seufzend, und ließ es sich gut gehen. Die frische Nachtluft legte sich auf ihre Körper und kühlte erhitzte Gemüter ab. “Schön, dass wir uns darüber einig sind.”, murmelte er nur und bekam sogleich ihre Nägel aus seiner Brust zu spüren. “Seid Ihr des Wahnsinns?”, schrie er beinahe auf, da sich ihre Nägel in sein Fleisch gruben und brennende Kratzer hinterließen. Sie kicherte bespaßt und küsste die Stellen, die sie soeben noch traktiert hatte. “Vorhin habt Ihr noch nach mehr gebettelt, Ser. Ihr solltet Euren Rücken sehen...”, erinnerte sie ihn an ihr Lustspiel. Wieder musste er grinsen, wenn auch breiter als zuvor. Ja, es hatte ihn tierisch angemacht, sich selbst in der Rolle des Sklaven zu sehen, während sie ihn kratzte und biss. “Mh... Das war doch was anderes... Wo wir gerade bei dem Thema sind... Ich wäre ja für eine Weiterung...”, kokettierte er und seine grünen Augen schienen sie zu hypnotisieren. “Darüber ließe sich bestimmt verhandeln...”, entgegnete sie und ihre Nase rieb zärtlich an seinem Jochbein und seiner Nasenspitze, bevor sie ihn liebevoll küsste. Sie ließen sich erneut gehen und für Beide war es das Erste mal, dass sie nicht aus reiner Lust, sondern aus tieferen Gefühlen heraus Sex hatten. Sie vergaßen alles um sich herum, um nur noch einander zusehen und daran zu denken, wie sie dem jeweils anderen ihre Liebe am Besten zeigen konnten. Es war ihnen egal, ob man sie im Palast bereits suchte oder nicht. Ihnen war nur wichtig jeden Moment miteinander auszukosten und zu hoffen, dass dieser nie vergehen würde. Kapitel 5: Permission to Luck ----------------------------- “Hast du gut geschlafen?”, erkundigte Jaime sich am nächsten Morgen bei Rae, als sie gemeinsam in ihren Gemächern aufwachten. Sie tat so, als müsse sie überlegen, was ihn schmunzeln ließ. “Natürlich, Jaime. Wie könnte ich das nicht?”, stellte sie eine Gegenfrage und schmiegte sich an seinen nackten Körper. Er nahm sie in seinen Arm und beobachtete die Sonnenstrahlen, die über ihre ebenmäßigblasse Haut tanzten. “Also, ich hab wunderbar träumen können neben dir, Rae.”, hauchte er ihr zu und sie vereinten sich zu einen liebevollen Kuss. Dann seufzte er und setzte sich auf die Bettkante. Langsam zog er sich seine Hose an. “Musst du etwa schon gehen?”, nölte sie enttäuscht und begann seinen Nacken mit ihren Lippen zu bearbeiten, sodass sich Gänsehaut über seinen Körper zog. Er erschauderte wohlig. “Tut mir wirklich leid, Rae. Aber ich muss mich darum kümmern, dass die Ritter ihr Training bekommen.”, bedauerte er und ließ sich erneut von ihr küssen. Diesmal etwas flüchtiger, aber nicht weniger zärtlich. “Wollen wir heut Mittag in der Stadt spazieren gehen?”, wollte sie noch von ihm wissen, bevor er aufstand und sich aus dem Staub machte. Er nickte und grinste ihr zu. “Wirklich gerne.”, bestätigte er und nahm noch einmal ihre Hand, um diese zu küssen. “Ich werde jetzt wohl zu meiner Schwester gehen, da du mich ja alleine lässt.”, scherzte sie und er packte sie um die Hüfte. “Tu dies, meine Liebste. Aber vergiss nicht, dass ich den ganzen Tag an dich denken werde, auch wenn du nicht an meiner Seite bist.”, versicherte er und sie bekam bei so viel Romantik weiche Knie. Ihre Nasenspitzen berührten sich verliebt und schließlich konnten sie dann doch voneinander lassen, um ihren Tätigkeiten nachzugehen. Rae beobachtete Jaime noch vom Balkon aus, wie er sich auf seinen Schimmel aufmachte, um vor den anderen Rittern am Trainingsplatz zu sein. Sie lächelte. Das sie sich einmal so sehr in jemanden verlieben würde, hätte sie nie für möglich gehalten. Sie kannte ihn erst seit ein paar Wochen, doch sie konnte sich durchaus vorstellen ihr ganzes, restliches Leben mit ihm zu verbringen. Und er schien das Gleiche zu empfinden Langsam schritt sie durch die Gänge des riesigen Palastes und kam schließlich an der Tür zum Gemach ihrer Schwester an. Sie klopfte einmal und trat dann mit Acht ein. Sansa saß an ihrem Spiegeltisch und bürstete ihr rotes Haar. Sie blickte kurz zu der Älteren rüber und wandte dann den Blick wieder ab. “Bist du immer noch wütend auf mich, Sansa?”, fragte Rae und ging langsam auf sie zu, um sich ihr gegenüber zu setzen. “Ich hätte nicht gedacht, dass du es wagst unsere Familie zu verraten. Nach allem was Vater für dich getan hat!”, meinte die kleine Schwester empört und sah sie ernst an, aus ihren blauen Augen. Doch Rae hielt ihren Blick stand. “Ich habe unseren Vater nicht verraten, Schwester. Ich will immer noch König Joffreys Tod und den der Königin. Aber für meine Gefühle kann und brauche ich mich vor dir nicht zu rechtfertigen.”, entgegnete sie mit etwas Wut in der Stimme. Warum wollte ihre Schwester denn nicht verstehen, was sie empfand? Sansa erhob sich und ging zum Fenster, um ihrer Schwester nicht ins Gesicht sehen zu müssen. “Aber Gefühle für Jaime Lannister? Ich bitte dich, Rae! Er ist ein herzloses Monster! Und die Lannisters hatten schon immer etwas gegen die Starks!”, bedachte sie die Situation. Mit so jemanden eine Verbindung einzugehen, war beinahe so schlimm, wie wenn sie Ned Stark selbst geköpft hätte. Nun wurde es Rae zu viel. “Sansa! Bist es nicht du gewesen, die sich in Joffrey verliebte und seine Königin werden wollte? Verurteile mich nicht, denn du bist von uns beiden diejenige, die mit einem Monster verbunden ist! Und genau mit dem Monster, dass unseren Vater hat hinrichten lassen!”, schrie sie nun zornig und erhob sich so ruckartig, dass der Stuhl, auf dem sie eben noch gesessen hatte, lautstark umfiel. Mit Tränen in den Augen sah sie Sansa an und machte dann auf dem Absatz kehrt, als die Jüngere nichts erwiderte, sondern in ein Schluchzen ausbrach. Rae hatte nicht gewollt, dass ihre kleine Schwester weinte, aber so etwas ließ sie sich von niemanden gefallen. Etwa eine halbe Stunde später marschierte sie durch die Stadt, um zum Trainingsplatz der königlichen Garde zu gelangen. Als sie auf dem Platz auftauchte, hielten einige der Ritter in ihren Übungen inne und sahen ihr mit forschenden Blicken nach. “Rae, was machst du denn hier?”, wollte Jaime wissen und zog seinen Helm ab. Sie ging auf Zehenspitzen und drückte ihn einen begrüßenden Kuss auf die Lippen. Die Kameraden des Lannisters blinzelten ungläubig mit den Augen. War das gerade wirklich passiert? “Ich wollte mit dir reden... Aber trainier ruhig bis zum Ende. Ich werde hier warten und dir zusehen.”, beantwortete sie seine Frage und setzte sich auf einen großen Fels, der etwas abseits der Kämpfer aus dem Boden hervorstand. Jaime schien etwas verwirrt, beendete allerdings sein Training. Dann gingen die Beiden Hand in Hand spazieren. “Über was wolltest du mit mir reden?”, harkte er nach etwa fünf Minuten nach. Sie seufzte. “Ich war vorhin bei Sansa und sie ist wirklich sauer auf mich, da ich mich auf einen Lannister eingelassen habe. Sie meint, du willst unserer Familie nur unheil und es wäre Verrat, dich zu lieben.”, berichtete sie von ihrem Gespräch. Jaime sah sie leicht betrübt an. Er hatte gewusst, dass eine Beziehung zu ihr viele Schwierigkeiten mit sich bringen würde. Doch er drückte ihre Hand etwas, um ihr Mut zu machen. “Ich bin mir sicher, ich kann deine Schwester doch noch irgendwie davon überzeugen, dass ich es würdig bin mit ihrer wunderschönen, großen Schwester in den Laken zu wühlen.”, witzelte er, um sie aufzumuntern, und zwinkerte ihr zuversichtlich zu. Sie musste amüsiert lachen und lehnte sich an seine Schulter, während das Pärchen seinen weg fortsetzte. Nach einer Weile setzten sie sich an den Brunnen, der mitten auf dem Marktplatz stand und schon kamen zwei Mädchen, ungefähr im Alter von fünf Jahren, auf die Zwei zu. Sie hatten einen Blumenkranz aus zartrosafarbenen und weißen Nelken in ihren kleinen Händen. Vor Rae blieben sie schüchtern stehen. “Ihr seid so hübsch, my Lady. Dürfen wir Euer zedernschwarzes Haar mit diesen Blumen schmücken?”, fragte eines der Mädchen mit schüchternen Blick. Rae strahlte die Beiden an. “Das ist wirklich lieb von euch. Vielen Dank!”, gestattete Rae ihnen, den Schmuck auf ihren Kopf zu setzten, in dem sie sich zu ihnen vorbeugte. Lachend und quietschend liefen die Kleinen zu ihren Müttern zurück, um ihnen von ihrem Mut zu berichten. Jaime berührte die zarten Blüten der Blumen. “Blumen für eine Prinzessin...”, murmelte er und strich ihre Locken, die sich an ihren Hals schmiegten zur Seite, um sie näher an sich zu ziehen. Sie errötete beschämt. “Ich bin doch keine Prinzessin.”, winkte sie ab, doch er lachte belustigt. Dann küsste er sanft ihre Lippen. “Für mich wirst du immer eine Prinzessin sein. Die schönste von allen, Liebste.”, versprach er ihr und sie fiel ihm um den Hals. Nachdem sie sich gegenseitig Liebesgeständnisse zugeflüstert hatten, kehrten sie zum Schloss zurück. “Mein Vater wird übrigens auch zum Fest erscheinen. Er kommt alleinig von Casterlystein hierher, da ich wichtiges mit ihm zu bereden habe.”, klärte er sie auf und sie sah ihn neugierig an. “Und was ist so wichtig, Jaime?”, wollte sie wissen, doch er grinste nur verschmitzt. “Das wirst du schon noch erfahren. Aber jetzt noch nicht...”, speiste er sie ab und sie war enttäuscht. “Na ja... Wenn dein Vater wirklich diesen weiten Weg auf sich nimmt, dann werden wir uns wohl sehr benehmen müssen, nicht andauernd übereinander herzufallen.”, dachte sie laut nach und musste schmunzeln. Da packte er sie urplötzlich, drängte sie an eine der Schlossmauern und küsste sie leidenschaftlich und völlig ungeniert. Alle umstehenden konnten sie beobachten und sahen sich gegenseitig überrascht aus. Tyrion, der am Stalleingang stand, streckte die Hand nach einem der Stallburschen aus, der ihm eine Silbermünze hineinwarf. “Die Wette habe ich wohl gewonnen.”, raunte er dem Jungen zu und kicherte in sich hinein. Er hatte es gewusst. Jaime hatte Rae nicht lange standhalten können. Welcher Mann war dazu auch in der Lage? Cersei, die gerade mit einem ihrer vielen Liebhaber beschäftigt gewesen war, stürzte in ein leichtes Gewand gehüllt, auf ihren Balkon, als sie den Tumult draußen vernahm. Als sie Rae in den Armen ihres Bruders sah und bemerkte, dass er sie sinnlich küsste und nicht mehr loslassen wollte, hätte sie überschäumen können vor Wut und Hass. Diese frigide Forsyth hatte ihr binnen kürzester Zeit so viel zerstört und schamlos Jaime für sich gewonnen? War es wirklich möglich, dass sie die Frau aus der Prophezeiung war, die ihr den Thron streitet machen würde? Das durfte einfach nicht wahr sein! Entrüstet huschte die Königin zurück in ihre Gemächer und ließ das Liebespaar unter Beobachtung der anderen Mitglieder des königlichen Hofes. “Ich bin wirklich gespannt, das Mädchen kennen zu lernen, mein Sohn. Ist sie schön und jung? Wie alt ist sie?”, wollte Jaimes Vater, Lord Tywin Lannister von Casterlystein, von seinem Ältesten wissen. Sie hatten sich gemeinsam auf dem Weg zum Festsaal gemacht. Beide Männer trugen eine traditionelle Robe aus roten Samt und dem Wappentier, dem Löwen, der Familie mit goldenen Fäden auf die Brust gestickt. Jaime überlegte kurz, was er seinem Vater antworten sollte. “Sie ist kein kleines Mädchen mehr, Vater, wie sie es war, als du sie das letzte Mal sahst. Sondern zweiundzwanzig...”, bedachte er und sah ihn aus entschuldigenden Augen an, weil er sich eine, für ihre Anforderungen, so alte Frau ausgesucht hatte. “Nun... Mit zweiundzwanzig ist sie ja gerade noch in der Blüte. Sie ist immer noch fruchtbar genug, um dir einige Söhne und Töchter zu gebären.”, entgegnete er, was seinen Sohn sehr zuversichtlich stimmte. “Du fragtest mich, ob sie schön sei, Vater? Wenn Schönheit eine Gestalt hat, dann ist sie es gewiss.”, prahlte der junge Lannister und strahlte bis über beide Ohren. Sie hatten nun den Festsaal erreicht und setzten sich zu Cersei und Tyrion. “Sag, Kind. Wie ist es dir ergangen in all der Zeit nach Roberts Tod?”, sprach der Vater seine Tochter an. Die blickte ihn nur erbost an und sah dann zu Jaime. “Ich werde es verkraften, Vater. Auch, wenn einige es mir nicht ganz leicht machen.”, erwiderte sie. Jaime, dem egal war, was sie nervte, lehnte sich zu Tyrion vor. “Wo ist Lady Forsyth?”, erkundigte er sich. Der jüngere Bruder schmunzelte wissend. “Wie mir scheint, richtet sie sich noch etwas her.”, vermutete der Gnom und tätschelte die Schulter seines Bruders. “Pass auf, dass ich nicht heute den ganzen Abend mit ihr tanzen werde.”, mahnte er den Älteren und die Beiden lachten vergnügt und tranken ihre Kelche mit Wein gefüllt. Rae wurde währenddessen tatsächlich in ihren Gemächern hergerichtet. Sie war schon total genervt von ihrer Bediensteten, die ihr bereits seit zwei Stunden in den Haaren herumzupfte. “Elaine, wann bist du denn endlich fertig? Wenn du so weitermachst, verpasse ich das Fest noch.”, fluchte sie vor sich hin, was die alte Frau nur zum lachen brachte. “Ihr seid zu ungeduldig, my Lady. Seid ihr besorgt, dass Ser Lannister sein Auge auf eine andere Hofdame werfen könnte?”, neckte sie Rae, die sie nur aus zu Schlitzen geformten Augen anblickte. “Er ist eine gute Wahl. Ein Kavalier am Hofe, ein Löwe im Kampf und wahrscheinlich ein exzellenter Liebhaber.”, bewertete die Magd den Ritter. “Aber, Elaine!”, empörte die Jüngere sich über die Offenheit der Alten, doch sie musste ihr insgeheim schon zustimmen. Ihre Worte hatten den jungen Lannister schon sehr gut beschrieben. “Vielleicht seid Ihr die glückliche, die er einmal trauen wird, my Lady. Immerhin scheint der Löwe von Eurer Eleganz eingeschüchtert.”, überlegte die Frau weiter und Rae dachte, dass es wirklich wundervoll wäre, wenn die Überlegungen der Alten sich bewahrheiten würden. Genauso aufgeregt, wie vor ihrem Gespräch mit der Dienerin, machte sie sich schließlich auf den Weg zum Festsaal. Kurz bevor sie die Halle betreten konnte, stieß sie auf Sansa, die ebenfalls erst jetzt dort ankam. Die beiden Frauen blickten sich musternd an und Rae musste zugeben, dass ihre kleine Schwester zu einer jungen Frau herangewachsen war. Sie sah wunderschön aus, in der hellblauen Seide, die sie umhüllte. Gerade wollte sie etwas an das rothaarige Mädchen richten, da kam der König selbst auf sie beide zu. “My Lady Forsyth, Sansa...”, begrüßte er sie und sie verneigten sich vor ihm. “Ich hoffe, Ihr werdet das Fest genießen, my Lady.”, wandte er sich dann an Rae, die gekünstelt lächelte. “Oh, das hoffe ich auch, Majestät.”, erwiderte sie und er entdeckte Luna, die sich etwas hinter ihrer Herrin aufhielt und ihn mit wachsamen goldenen Augen beobachtete. “Gebt nur Acht auf Eure Bestie, dass sie ja nicht den Gästen etwas vom Teller stiehlt.”, mahnte er sie und sie tätschelte desinteressiert den schwarzen Kopf der Wölfin. “Sorgt Euch deswegen nicht.”, beruhigte sie ihn und die Wölfin knurrte leise, als sie am König und seiner Verlobten vorbeigingen. “Schau, Bruder. Da ist sie?”, machte Tyrion seinen älteren Bruder auf die Ankunft von Rae aufmerksam, während dieser mit seinem Vater räsonierte. Als er die Worte des Gnoms vernahm, richteten sich seine grünen Augen sofort auf die junge Lady. “Nun, Jaime... Sie ist wirklich ein erfreulicher Anblick, selbst für meine alten Augen.”, bedachte er, doch sein Sohn hatte sich bereits erhoben. “Entschuldige mich, Vater. Ich werde sie dir gleich vorstellen.”, murmelte er und entfernte sich vom Tisch, während die Augen seines Vater und auch der erzürnte Blick Cerseis ihn verfolgten. “Du hast doch noch hierher gefunden, meine Liebste?”, kam es von ihm, als er sie erreichte und ihre Hand nahm, um diese zu küssen. Sie errötete und deutete auf ihre Kleidung. Sie trug ein schwarzes Seidenkleid, dass im Rücken frei war und ihre glatte Haut entblößte. “Elaine hat mich nicht zu dir gelassen... Sie meinte, du wirst dir schon keine andere Lady suchen.”, sprach sie und lächelte, woraufhin er ebenfalls lächeln musste. “Wie Recht sie da hat.”, entgegnete er und verbeugte sich dann etwas vor ihr. “Nie sah ich einen funkelnderen Diamanten am königlichen Hof. Darf ich bitten?”, wertschätzte er sie und forderte sie gleichzeitig zum Tanz auf. Sie nickte erfreut und reichte ihm ihre Hand, die er zärtlich nahm. “Du siehst heute aber auch überaus stattlich aus, Liebster.”, bemerkte sie, als sie sich zur Musik bewegten. In seiner festlichen Robe sah er noch mehr nach einem Ritter aus als sonst. Er schmunzelte. “Doch neben dir wirke ich wie ein Bauer.”, gestand er ihr und ihre Lippen näherten sich einander. Doch als sie aus dem Augenwinkel bemerkte, dass sie vom Rest der Lannisters beobachtet wurden, ging sie etwas auf Abstand. “Wolltest du mich nicht deinem Vater vorstellen?”, erkundigte sie sich, denn er hatte das schon wieder völlig vergessen. Er hatte nur noch Augen und Ohren für sie, wenn sie zusammen waren. Sie beendeten ihren Tanz indem sie sich voreinander verbeugten und er führte sie an seinem Arm hinüber zum Tisch, an dem sein Vater saß. Cersei und sie warfen sich vielsagende Blicke der Verachtung entgegen. Man konnte beiden Frauen ansehen, was sie für die jeweils andere übrig hatten. Doch Rae wurde schnell davon abgelenkt, dass sich Tywin Lannister vor ihr erhob. Ehrfürchtig machte sie einen Knicks, wobei sie tiefer in die Knie ging als sonst, doch er deutete ihr an, dass sie sich erheben sollte. “Nicht doch, my Lady. Ich bin es, der vor Euch in die Knie gehen muss.”, meinte er, doch küsste er nur höflich, aber deutlich länger als üblich ihre Hand. “Bitte, setzt Euch zu mir.”, bat er sie und sie tat ihm den Gefallen. Jaime gesellte sich ebenfalls hinzu, während Tyrion sich aufmachte, um selbst ein bisschen zu tanzen. “Wie mein Sohn mir berichtete seid Ihr schon seit einiger Zeit in Königsmund. Sagt, wie gefällt es Euch hier? Bekommt Euch die Wärme gut?”, befragte er sie nach seinem Wohlbefinden. Sie schenkte ihm ein Lächeln, dass jeden Mann verzaubern konnte. “Oh, es ist wirklich schön die Sonne genießen zu können, my Lord. Immerhin sind die Winter im Norden wesentlich länger und eindeutig härter als hier.”, antwortete sie und er lachte amüsiert. “Da mögt Ihr Recht haben. Wie ich hörte wart Ihr diejenige, die meinem Sohn befreite und sich um seine Verletzungen kümmerte. Es muss schmerzlich für Euch sein, die Starks, die Eure Familie waren, verraten zu haben...”, bedachte er das Ganze. Sie seufzte und nahm einen Schluck von ihrem Wein. “Erlaubt mir, my Lord, Euch sagen zu dürfen, dass ich mich nicht in der Rolle des Verräters sehe... Ich bin lediglich der Ansicht, dass Euer Sohn, Gefangener der Starks oder nicht, mehr Respekt verdient hatte, als ihm in seiner Gefangenschaft zu Teil wurde.”, erklärte sie ihm ihre Tat. Ein belustigtes Schmunzeln huschte über Lord Lannisters Lippen. “Ein wirklich nobler Zug von Euch, my Lady. Ihr macht Euren Haus alle Ehre. Und ich möchte mir die Freiheit nehmen und Euch gestehen, dass Ihr zu einer wirklich bemerkenswert und faszinierend seid in Eurer Schönheit. So prachtvoll und makellos wie eine Königin und unübertrefflich in Eurer Erlesenheit und Euren Liebreiz.”, gab er zu und küsste erneut ihre Hand. Jaime lachte in sich hinein. Selbst sein Vater verfiel ihrem Zauber. Sie errötete leicht. “Aber, my Lord. Ich habe nicht mal ein eigenes Land, dass ich regiere und Ihr stellt mich mit einer Königin gleich.”, bedachte sie und er strich über eine ihrer Haarsträhnen. “Aber Ihr seid die rechtmäßige Erbin des Reiches von Berg und Tal. Die Arryns haben dort nichts mehr zu suchen.”, sprach er laut aus, was er dachte. Rae wusste nicht so ganz, ob sie sich deswegen geschmeichelt fühlen sollte oder beleidigt. Immerhin war der jetzige Herr über das Tal, Robert Arryn, der Sohn von Jon Arryn, der der Ziehvater ihres eigenen Ziehvaters, Eddard Stark war, und Lysa Tully, der Schwester von Catelyn Stark. “Entschuldigt meine gegenteilige Ansicht der Dinge, my Lord Lannister. Aber ich denke, dass das Land meiner Vorfahren bei den Arryns in guten Händen ist.”, meinte sie. Den Mann und auch seinen ältesten Sohn imponierte ihr Verhalten in diesem Moment wirklich sehr. “Weise Worte, my Lady. Doch bedenkt, dass der junge Lord Arryn schwer krank ist. Sollte nicht jemand von gesundem Verstand und mehr Erfahrung als Wächter des Osten eingesetzt werden?”, machte er sie nachdenklich. Sie lauschte interessiert seinen Worten, während sie durch das Fell ihrer Wölfin strich. “Vielleicht wird es irgendwann einmal so sein, dass sich die Eyrie wieder in meinem Besitz befindet. Doch vorerst kann ich nichts weiter tun, als auf Robert Arryn zu vertrauen. Ich benötige immerhin einen Gatten, der an meiner Seite regiert und eine Armee, die meine Mauern verteidigen kann.”, konterte sie die Bemühungen des Lannisters. Der nickte andächtig. “Ihr seid sehr weise, my Lady. Da wird es wohl nicht lange auf sich warten lassen, bis sich ein geeigneter Gemahl für Euch finden wird.”, erwiderte er. Plötzlich kam Tyrion Lannister herbeigeeilt und bat sie um einen Tanz. Mit einen kurzen Blick auf Jaime und seinem Vater, reichte sie dem Gnom ihre Hand und sie tanzten. Jaime setzte sich näher zu seinem Vater. “Und was denkst du über sie, Vater?”, wollte er neugierig und gespannt wie ein Bogen wissen. Der Vater beobachtete sie, wie sie mit seinem jüngsten Sohn tanzte. “Nun... Sie ist eine Forsyth und zweifellos von gnadenlos, unübersehbarer Schönheit und angeborener Anmut... Du weißt, ich kannte Ophelia Lumis und Dorian Forsyth seit ich selbst Knappe war. Aber ich bin mir nicht ganz sicher, ob sie die nötigen Ambitionen hat, um dem Hause Lannister beitreten zu können. Immerhin ist sie nicht einmal daran interessiert ihr Land zurückzubekommen.”, überlegte er, was Jaime etwas betrübte. Für ihn stand es fest, dass er sie für immer an seiner Seite haben wollte, auch wenn sie nicht so machthungrig war, wie sein Vater. “Das wird sich schon legen, wenn sie sich mir versprochen hat, Vater. Außerdem kann sie für unser Haus nur vom Nutzen sein. Sie ist eine ausgezeichnete Strategin und eine Kämpferin. Das konnte ich mit eigenen Augen sehen.”, beschwichtigte er seinen alten Herrn, der laut auflachte. “Das erwarte ich auch von einer Forsyth. Nicht umsonst tragen sie den Fuchs, das listigste aller Tiere, in ihrem Wappen.”, entgegnete Tywin Lannister. Doch ihm war aufgefallen, dass sein Sohn wohl ziemlich vernarrt sein musste in diese junge Füchsin. Sie bedeutete ihm anscheinend sehr viel. Auch er hatte seine, bei der Geburt von Tyrion, verstorbene Frau sehr geliebt. So sehr, dass er ihr bis heute treu geblieben war und den Ehering immer noch trug. Mehr als alles andere auf der Welt. Jaime kam seinem Vater noch etwas näher, um ihm etwas zuzuflüstern. “Und sie ist eine ausgezeichnete Liebhaberin... Oh, dieses Weib scheint aus meinen kühnsten Träumen entsprungen zu sein.”, beteuerte er ihre Verführungskünste, was selbst den alten Lord Lannister Schamröte ins Gesicht trieb. Er gab sich nun schließlich geschlagen. “Das sieht dir ähnlich, mein Sohn!”, stellte er fest und klopfte ihm auf die Schulter. “Gut, wenn es dich glücklich macht, soll mir eine Verbindung zwischen euch beiden recht sein. Sie soll an deiner Seite, nach mir, über Casterlystein herrschen, wenn du einmal Wächter des Westens wirst. Auf das ihr zwei mir viele Enkel schenkt, so wie es Cersei bereits getan hat.”, wünschte er. Jaime nickte, wusste allerdings, dass sein Vater weniger an das Glück seines Sohnes, sonder mehr an die Machterweiterung des Hauses dachte. Würde Rae sich entschließen ihren Besitz zurückzufordern, würde das Reich von Berg und Tal automatisch mit in den Besitz der Lannisters gehen. Cersei kochte unterdessen vor Zorn. Ihr Zwilling hatte es tatsächlich gewagt, ihren Vater um Erlaubnis für eine Heirat zu bitten und nun redeten sie bereits über Enkelkinder. Dabei war Jaime doch bereits, wenn auch unwissend Vater, ihrer Kinder. Sie musste sich etwas überlegen, um diese Forsyth loszuwerden, bevor es zu spät war. Sansa, die neben Joffrey saß, hatte ebenfalls das Gespräch der beiden Lannister mitbekommen. Jaime Lannister wollte also ihre große Schwester heiraten? Meinte er es also wirklich ernst? Sansa hatte immer gedacht, dass der hübsche Lannister nur mit den Frauen spielen würde, so wie es die meisten einflussreichen Männer taten, doch anscheinend, hatte er mehr im Sinn. Das würde heißen, dass die Lannisters sich mit einem zweiten großen Haus, neben dem der Baratheons, verbinden würden. Irgendwas mussten sie damit doch im Schilde führen. Das junge Mädchen überlegte angestrengt. Einerseits fand es ziemlich offensichtlich, dass Tywin Lannister nur Macht im Sinn hatte, doch bei Jaime war sie sich nicht ganz sicher. Er hatte so unterwürfig bei seinem Vater um Erlaubnis gebettelt, dass es schon schien, als würde er sterben, dürfe er nicht um die Hand ihrer Schwester anhalten. Ihr Blick fiel auf Rae, die immer noch mit dem Gnom tanzte und vergnügt wirkte. Es war lange her, dass die junge Frau so ausgiebig hatte lachen können. Selbst vor dem Tod ihres Vaters hatte man ihr angesehen, dass sie bedrückt gewesen war, was wahrscheinlich an dem Fakt gelegen hatte, dass sie nie wirklich zu den Starks gehört hatte. Doch wer wusste das schon genau? Kapitel 6: Return of Times in Winter ------------------------------------ “Wo bist du, Jaime?”, rief sie durch die großen Gänge des Palastes und suchte die dunklen Nischen mit ihren wachsamen blauen Augen ab. Die Beiden hatten sich noch während der Festlichkeiten weggestohlen, ohne das auch nur ein Einziger etwas davon mitbekommen hatte. Nun war Jaime vorgelaufen und versteckte sich vor ihr. Sie kam sich vor, als wäre sie wieder in ihre Kindertage zurückversetzt worden. Mit ihren großen Brüdern hatte sie immer sehr gerne verstecken gespielt auf Winterfell. “Such du ihn, Luna...”, flüsterte sie der Wölfin zu, die sofort die Fährte des Lannisters aufnahm und um eine Ecke hechtete. Sie konnte ihn hören wie er fluchend lachte. “Luna, aus! Du verrätst mich noch!”, schimpfte er mit dem schwarzen Ungetüm. Sofort rannte Rae los und sprang ihn um den Hals, wobei sie Luna beinahe mit ihren Füßen traf. Die Wölfin huschte erschrocken zur Seite. Jaime, der ihr an die Hüfte fasste, stieß ein gellendes Lachen aus. Dann lehnte er seine Stirn an ihre und seine linke Hand legte sich an ihre Wange. “Oh, Liebste... Kannst du dir überhaupt vorstellen, wie sehr dir mein Herz gehört?”, fragte er sie und sie küsste ihn zärtlich. “Ich hoffe wohl im Ganzen, Geliebter. Denn auch meines ist ganz dein, so wie mein Körper und meine Seele.”, erwiderte sie seine Liebeserklärung und sie küssten einander feuriger und leidenschaftlicher. Cersei, die die Worte der Beiden gehört hatte, war, auch wenn sie das Paar, von der Türe ihrer Gemächer aus, nicht sehen konnte, errötet vor Hass und Wut. Wie konnten sie es nur wagen, sich in ihrem Palast Liebesschwüre zu zuwispern und zu turteln wie Kinder, die zum ersten Mal wirklich verliebt waren. Das erlaubte sie nicht und ihr würde sicherlich noch etwas einfallen, dies zu unterbinden. Da war sie sich ziemlich sicher. Es war als ob er in ihr explodieren würde, als er seiner Lust freien Lauf ließ und sie fiel mit ein. Sie spürte seine Stärke und seine Liebe, die er ihr wie in jeder Nacht zuvor vermittelte. Mit einem Seufzen rollte er sich von ihr und schnaufte außer Atem. Sie schmiegte sich wie jedes Mal an seine Seite und streichelte zärtlich liebkosend über seinen muskulösen Bizeps. Nach einer Weile des angenehmen Schweigens, begann er zu sprechen. “Mein Vater war vollkommen hingerissen von dir und er freut sich wirklich für unsere Zuneigung.”, murmelte er, wobei er an die Decke des Raumes starrte. Sie lächelte. Das wusste sie doch bereits. “Was für eine Ehre mir damit zu teilte wird, wage ich nicht zu bezweifeln, mein Liebster. Es schmeichelt mir, dass er dazu bereit wäre seine Männer auszuschicken, um mir das Reich von Berg und Tal zurückzuerobern. Doch ich weiß auch, um seinen Vorteil, den dies ihn bringen kann.”, erwiderte sie und er setzte sich mit fragenden Blick auf. “Was für einen Vorteil, mein Engel?”, wollte er neugierig wissen, obwohl er dies eigentlich schon selbst wusste. Sie richtete sich ebenfalls etwas auf und lehnte sich an seine Schulter. Ihre weichen Brüste rieben gegen seinen Arm. “Dein Vater erhofft sich dadurch eine gewisse Erweiterung an Macht. Immerhin würde ich tief in seiner Schuld stehen, wenn er mir seine Streitkräfte leiht, um das Land meiner Ahnen zurückzuerobern.”, kombinierte sie und er lächelte. Er hatte gewusst, dass sie gerissen genug sein würde, um zu erahnen, was sein Vater mit dem Angebot, das er ihr offeriert hatte, im Sinn hatte. Sanft küsste er sie und legte sie wieder zurück ins Laken. “Ich weiß genau, warum ich mich für dich entschieden habe, my Lady Forsyth. Gibt es eine weisere Frau, die gleichzeitig in hellerer Schönheit erstrahlt, als jeder Stern am Firmament?”, stellte er eine Frage in den Raum. Sie kicherte amüsiert und umschlang seinen Nacken mit ihren Armen. “Nun, du musst wohl ein ziemlicher Glückspilz sein, wenn du so eine Frau betten darfst...”, vermutete sie keck und er übersäte ihren Körper mit Liebkosungen, die sie vor Wonne schreien ließen. Er war sich sicher, dass er der einzige Glückpilz in diesem verdammten Königreich war. Und gerade als er diesen Gedanken zu Ende gedacht hatte, lud sie in dazu ein, sich in die Wärme ihres Schoßes fallen zu lassen. “Heute werde ich mit meinem Neffen zur Jagd ausreiten... Er erhofft sich, einen der seltenen weißen Hirsche zu erhaschen. Es soll einer gesichtet worden sein, vor zwei Tagen.”, erzählte er ihr am nächsten Morgen. Sie saß an ihren Spiegeltisch und steckte ihre Locken ordentlich zusammen. “Vielleicht habt ihr Glück und könnt ihn zur Strecke bringen. Nehm doch Luna mit. Sie wird euch sicherlich auf die richtige Fährte führen.”, schlug sie vor, doch er hörte eine gewisse Verbitterung in ihrer Stimme. Jaime strich sich sein blondes Haar zurück und näherte sich ihr von hinten, um ihre Schultern zu umfassen. “Du weißt doch ganz genau, dass ich lieber den Tag mit dir verbringen würde, als mit dem König. Aber ich bin nun mal verpflichtet seiner Einladung nachzugehen.”, bedauerte er und küsste ihre Wange. Sie hob ihre zierliche Hand und strich über sein Kinn. Die rauen Stoppel seines Dreitagebarts pieksten sie etwas. “Darum geht es nicht... ”, nölte sie, sah ihn allerdings mit ihren liebevollen blasblauen Augen an. Er seufzte. “Ich werde an dich denken, wenn ich den Hirsch schieße und er in die Knie geht.”, versprach er ihr und wandte sich zum Gehen ab. Sie verdrehte die Augen. “Ich würde es bevorzugen, wenn das Pferd des Königs in die Knie geht und er im hohen Bogen über den Kopf des Tieres hinwegsegelt und mit dem Gesicht voran im Matsch des Waldes landet.”, maulte sie garstig mit leiser Stimme, was Jaime allerdings nicht überhörte und was ihm zum schmunzeln brachte. Er kam noch einmal zu ihr zurück und kniete sich vor ihr, um ihre Hand zu nehmen und diese zu küssen. “Glaub mir, Liebste. Ich würde dir diesen Wunsch erfüllen, wenn meine Schwester nicht die Mutter dieses vorlauten Bengels wär...”, witzelte er und sie lachte ein wenig amüsiert. “Ja, Cersei scheint ein wenig zu fürsorglich mit dem Jungen zu sein... Kein Wunder, dass er sich immer hinter ihr versteckt.”, entgegnete sie und beide lachten. Der blonde Lannister hatte sich gerade erhoben, da platzte der Herold der König hinein. Er trug eine Rolle Papier mit sich, deren Siegel bereits gebrochen war. Rae erkannte es zuerst nicht, doch dann sah sie den Schattenwolf der Starks, der ins Wax gedrückt worden war. “My Lady, eine wichtige Botschaft. Der König verlangt auf der Stelle, dass ihr sie empfangt.”, übermittelte er ihr die Nachricht und reichte ihr die Rolle. Erst jetzt entdeckte der Junge, der ungefähr im jungen Alter von vierzehn sein musste, den Königsmörder, der sich gegen den Spiegeltisch von Rae gelehnt hatte. “Ist es neuerdings üblich, dass der Herold meiner Schwester einfach so ungebeten in das Gemach einer Lady stürzt?”, erkundigte er sich bei dem Jungen, der bei seinen Worten erschrocken die Augen aufriss. Sofort ging er in die Knie. “Verzeiht mir, Ser Lannister. Der König drohte mir, mich zu bestrafen, hätte ich die Nachricht nicht so schnell es mir eben möglich war, zu übermitteln.”, stammelte er aufgeregt. Rae lächelte den jungen Boten gutmütig zu. Sie wusste, wie gerne Jaime die Diener des Hofes neckte. “Ich danke dir, mein Junge. Du darfst gehen. Sag dem König bitte, ich würde mich freuen, wenn er nach seinem Jagdausflug Zeit hätte, mich anzuhören.”, entließ sie ihn und er eilte davon, so schnell wie er eben gekommen war. Jaime räusperte sich. “Ich werde mich nun auf den Weg machen, Liebste. Was in den Brief steht, werde ich ja wohl auch später erfahren können.”, verabschiedete er sich von ihr und küsste sie noch einmal auf den Mund. Sie schickte Luna hinter ihm her und sah den Beiden noch zu, wie sie den Gang hinuntermarschierten. Die schwarze Wölfin war aufgeregt und hüpfte um den Ritter herum. Als sie nicht mehr zu sehen waren, schloss sie sorgfältig ihre Türe und entrollte den Brief. Sofort erkannte sie die Handschrift ihres Bruders Robb. Seine Worte erschütterten sie, als sie diese las. Er erklärte dem König Krieg und würde innerhalb von einer Woche die Mauern erreichen, zusammen mit all seiner Gefolgschaft, den Häusern, die den Starks Treue geschworen hatten. War ihr Bruder nun vollkommen verrückt? Mit zittrigen Händen eilte sie einige Minuten später zum Thronsaal und hatte Glück als sie sah, dass der König gerade dabei war diesen zu verlassen. Höfflich verneigte sie sich vor ihm und überreichte ihm dann den Brief. “Ihr habt die Nachricht Eures Bruders gelesen, my Lady?”, meinte er mit einem erfreuten Grinsen. Sie spürte sofort wieder Zorn in ihr aufsteigen und am liebsten hätte sie zugelangt und ihm windelweich geschlagen. Was dachte er, was passieren würde, wenn die Bannermänner der Starks die Stadt stürmen würden? Ein fröhliches Fest würde das ganz bestimmt nicht geben. “Entschuldigt meine groben Worte, Eure Majestät, aber denkt Ihr nicht auch, dass es langsam mal an der Zeit wäre, sich zu sorgen? Immerhin erklären die Starks Euch den Krieg.”, erinnerte sie ihn an die geschriebenen Worte von Robb. Joffrey lachte amüsiert. “Und wer hat uns in diese Misere getrieben, my Lady? Hättet Ihr meinen Onkel nicht begleitet, dann wäre es nicht so weit gekommen. Euer Bruder ist im Glauben, mein Onkel hätte Euch entführt.”, erwiderte er bissig und nun mischte sich Jaime in das Gespräch der Beiden ein, während der hohe Rat des Königs, und die Königin selbst, schwiegen. “Verzeiht, Majestät. Aber ohne Lady Forsyth Hilfe, wäre ich nie heil in Königsmund angekommen.”, warf er ein. Joffrey seufzte. “Wenn sie eine so große Hilfe ist, dann soll sie zusammen mit meinen Beratern eine Antwort verfassen und diese an die Starks schicken. Komm, Onkel. Ich will nicht, dass uns der weiße Hirsch entkommt.”, befahl er und die beiden Männer machten sich, gefolgt von Luna, die wie ein Schatten an Jaimes Fersen klebte, auf den Weg. Rae seufzte. Was war dieses Balg für ein missratener König. So würde das Reich schneller fallen, als er es sich vorstellen konnte. Sie gab sich allerdings geschlagen und verfasste eine passende Antwort, in der erklärt wurde, dass die Starks ruhig angreifen sollten, man würde sie bereits vor den Toren zerschmettern. Am Abend saß sie an ihren Schreibtisch und tauchte ihre Feder in ein Tintenfass. Sie hatte sich überlegt, dass sie die Pläne des Königs durchkreuzen würde. Also schrieb sie an einen zweiten Brief, der Robb über alles aufklären sollte. Geliebter Bruder, ehrenwerter Lord von Winterfell, Wächter des Nordens, Dieser Brief soll dich über die wirklichen Umstände aufklären, deshalb wäre ich dir sehr verbunden, wenn du die Nachricht des Königs nicht ernst nimmst. Er ist nur ein stupider Junge mit einer machthungrigen Mutter. Deine Vermutung, dass Jaime Lannister mich entführte und der König mich in seinen Kerker als Geisel hält, entspricht keinesfalls der Wahrheit. Ich befreite Ser Lannister und ritt mit ihm nach Königsmund, um mich dort am Hofe einzuschmeicheln und so der Königsfamilie näher zu kommen. Jaime Lannister diente mir dabei aus freien Stücken als Schutzschild und ist mir mehr als das geworden. An seiner Seite werde ich es euch ermöglichen können den König und seine arrogante Mutter zu stürzen, aber dazu müsst ihr, und besonders du, mir vertrauen. Es ist sehr wichtig, dass du deine Truppen ruhig hältst, bis ich dir ein Zeichen schicke. Sobald ich meinen Plan umsetzen kann, schicke ich Euch Sansa auf Ignis. Sie ist wohlauf, doch möchte ich sie nicht in Gefahr sehen, wenn die Armee des Nordens in Königsmund einreitet. Darum bitte ich dich, liebster Bruder, wenn dir noch etwas an dem liegt, was uns verbindet, als Bruder und Schwester, und wenn die Liebe, die stets zwischen uns war und immer noch ist, dein Herz im kalten Wind wärmen kann, dann vertraue mir und greife erst an, wenn die Zeit bereit ist. Denn der Winter naht und es ist besser, wenn man mit List und Verstand kämpft. In Liebe, Rae Forsyth Nachdem sie das Siegel der Forsyth, den jagenden Fuchs, in das warme Wax gedrückt hatte, und somit den Brief versiegelt hatte, eilte sie hinauf in den Rabenhorst, um sich einen besonders schnellen und klugen Vogel rauszusuchen. Als sie ihren Boten erwählt hatte, befestigte sie die Rolle am Fußring des Tieres und hob ihn um Fenster des Turms. “Flieg, mein Freund, und bringe meinem Bruder meine Worte. Egal wie schwer der Weg sein wird.”, flüsterte sie dem Raben zu und schon schwang dieser sich in die Luft. Seine schwarzen Schwingen verschwanden in der Dunkelheit, doch sie blickte ihm noch einige Momente nach. Es war, als ob er einen Teil ihres Herzens mitgenommen hätte, um es zu ihrer Ziehfamilie zu tragen. Zwei Tage später trug ein Gefolgsmann der Starks die Krähe zu Robb, der gerade mit einigen Lords über einen Schlachplan grübelte. “Lord Stark? Entschuldigt die Störung, aber das solltet ihr euch ansehen.”, stotterte er nervös. Robb, der nun, seitdem er Lord von Winterfell war, viel ernster und strenger geworden war, nahm dem Mann die Rolle Papier ab. Doch als er das Siegel sah, dass die Nachricht verschloss, drehte er sich mit blassen Gesicht zu den übrigen Lords um. “Verzeiht, my Lords. Aber ich wäre gerne einen Moment allein... Die Besprechung verlegen wir auf den Abend.”, entließ er die Bannermänner der Starks. “Du nicht, Theon.”, befahl Robb dem Mündel seines Vaters. Theon war mittlerweile zu seinem Berater geworden. “Lasst meine Mutter hierherholen!”, forderte er dann den Überbringer der Botschaft auf und der Mann hastete davon. Eine gefühlte Ewigkeit später erschien Catelyn Stark im Eingang des Zelts. “Du wolltest mich sprechen, mein Sohn?”, erkundigte sie sich und winkte sie heran. “Schau, was der Rabe gebracht hat, Mutter.”, murmelte er und sie bemerkte, dass er kalkbleich war. Sie begutachtete die Rolle und auch ihr viel das Siegel auf. Der Fuchs der Forsyths war in nachtblaues Wax gedrückt worden. “Vielleicht ist ein Trick...? Vielleicht hat man ihr den Ring abgenommen?”, brabbelte Catelyn vor sich hin, genau so überrascht wie Robb und Theon. “Wir sollten den Brief lesen, dann werden wir herausfinden, ob man sie zu irgendetwas gezwungen hat...”, schlug Theon vor, mit seinem typischen Grinsen auf den Lippen. Catelyn überreichte die Rolle wieder ihren ältesten Sohn. “Öffne du ihn.”, meinte sie und er brach vorsichtig das Siegel. Als er es öffnete, stockte ihm der Atem. Es war Raes Handschrift, wie sie alle sehen konnten. Schnell lasen alle drei den Brief durch, mehrmals. “Ich wusste, dass sie sich in diesen Lannister verliebt hat!”, knurrte Robb drauf los und Theon lachte amüsiert. “Rae scheint eine Vorliebe für Männer aus den Süden zu haben. Hättest du dich nur ein bisschen mehr angestrengt, Robb!”, neckte er ihn. Der neue Lord von Winterfell blitzte ihn erzürnt an. “Achte auf deine Worte, Theon.”, mahnte er ihn und ging mit geschwollener Brust auf ihn zu, doch Catelyn mischte sich ein, bevor sie sich gegenseitig an die Gurgel gehen konnten. “Was gedenkst du zu tun, Robb?”, wollte sie von ihren Sohn wissen, der sich auf seinen provisorischen Thron setzte. Er raufte sich das Haar. Genau, was sollte er tun? Das war wirklich eine gute Frage. Wenn er trotz Raes Plan angriff, würden Sansa und sie verletzt werden. Obwohl. Ihm konnte es doch egal sein, was aus diesem verlogenen Weib wurde. Sie hatte einfach so seinen Gefangenen befreit und hatte sich allein auf gemacht, um die Königsfamilie zu stürzen. Und nun brach sie ihm das Herz, in dem sie ihm mitteilte, dass Jaime Lannister ihr sehr viel bedeutete. Wie viel konnte er aus dem Brief noch nicht erahnen. Aber es machte ihn rasend zu wissen, dass dieser arrogante Ritter seine wunderschöne Schwester an seiner Seite hatte. Ein Lannister hatte eine Frau wie Rae nicht verdient. Eigentlich hatte das kein Mann. Grauwind, sein Schattenwolf, huschte mit einem Mal ins Zelt und setzte sich ihm zu Füßen. Eine seiner enormen Pfoten legte er auf den Oberschenkel des jungen Starks. Seine treuen Augen blickten Robb an und er erinnerte sich, wie es war, als die Welpen noch alle vereint gewesen waren. Sansas Lady, Rickons Strubbel, Aryas Nymeria, Jons Schnee, Brandons Sommer, sein Grauwind und Raes Luna. Die Wölfe hatten oft miteinander herumgealbert, genau wie ihre Besitzer. Doch nun war Lady, die Zierlichste der Welpen, von einem Diener Ned Starks tot nach Winterfell zurückgebracht worden, um sie dort zu beerdigen. Königin Cersei hatte darauf bestanden, dass man, nachdem Joffrey von Nymeria gebissen worden war, einen der Wölfe umbringt. Und da Arya ihre Wölfin vorher fortgeschickt hatte, hatte Lady den Kopf hinhalten müssen. Eddard Stark hatte darüber in einem Brief berichtet, bevor er selbst hingerichtet wurde. Ob man Raes Wölfin auch getötet hatte? Er blickte wieder auf Grauwind, der traurig winselte. Und nun wusste er, was er zu tun hatte. “Wir werden auf Rae vertrauen. Wir werden erst nach Königsmund marschieren, wenn sie uns Sansa schickt.”, entschied er und streichelte betrübt über Grauwinds Ohren. Er konnte nicht abstreiten, dass seine Gefühlte für sie immer noch dieselben waren, wie vor zehn Jahren. Es waren zwei Wochen vergangen und die Starks hatten nicht angegriffen. Rae wusste, dass Robb ihr vertraute und darauf hoffte, dass ihr Plan aufgehen würde. Seelenruhig saß sie im Schlossgarten und überlegte, wie sie weiter vorgehen würde. Da leckte Luna über ihre Hand und blickte sie mit ihren großen Augen, die den blauen Schimmer des Mondsteins trugen, an und klimperte einmal. Rae griff nach dem zedernschwarzen Fell der Wölfin, um sie zu streicheln. “Du denkst auch an sie, nicht wahr?”, fragte sie ihre stete Begleiterin und man konnte ein leises Fipsen vernehmen, dass die Wölfin ihr zur Bestätigung entgegenbrachte. “Keine Sorge, es dauert nicht mehr lang, dann werden wir wieder alle... oder zumindest fast alle zusammen sein.”, entgegnete sie und strich sich durch ihre Locken. Luna hatte immer sehr gerne mit Geist gespielt. Jon und Rae hatten oft zusammengesessen und darüber nachgedacht, ob sich Wölfe ineinander verlieben konnten und wie Welpen der beiden Schattenwölfe wohl aussehen würden. Ihre Gedanken drifteten von Winterfell und Robb zur großen Mauer auf der Jon Wache hielt. Ob sie ihm jemals wiedersehen würde? Mit ihm hatte sie gerne diskutiert, da Robb dafür zu hitzköpfig war, was er definitiv von Catelyn hatte, während die anderen Geschwister zu jung waren und Theon sowieso nie irgendein Thema ernst nahm. Auf eine gewisse Art und Weise hatte die Waise und den Bastard etwas verbunden. Vielleicht die Tatsache, dass sie nie wirklich dazu gehört hatten? Oder war es wohl eher ihre Denkweise, die sich in vielen Sachen überschnitt? Rae seufzte. Wie gerne würde sie alles ungeschehen machen und einfach wieder mit ihrer Familie auf Winterfell hausen. Sie hatte gerade diese Vorstellung fortgewischt, da tauchte auch schon der Grund dafür auf, dass sie es wohl doch bereuen würde, wäre das Ganze anders gekommen. Jaime spurtete auf sie zu und lächelte dabei. Endlich war er von der Jagd zurückgekehrt. Er war die letzten fünfzehn Tage mit Joffrey unterwegs gewesen und sie hatte ihn mehr als vermisst. Auch Luna freute sich, dass der blonde Mann wieder bei ihnen war und sprang jankend um ihn herum. “Habt ihr den weißen Hirsch erwischt, Liebster?”, rief sie ihm zu und ließ sich in seine Arme fallen, als er bei ihr ankam. Er zog sie so nah es eben ging an sich und atmete ihren Duft ein. Dann küsste er ihr glänzendes Haar. “Natürlich, Engel. Es war wirklich schwierig diesen weißen Teufel zu finden, doch schließlich habe ich ihn erwischt.”, berichtete er ihr und sie setzten sich nebeneinander an den Brunnen, dessen Wasser glasklar vor sich hin plätscherte. “Ich hatte schon befürchtet, du kehrst nicht mehr heil zu mir zurück, Jaime.”, sprach sie ihre Befürchtungen aus und strich über seine Wange. Er lächelte liebevoll. “Wie könnte ich so einfach sterben, wenn du auf mich wartest?”, stellte er mehr sich selbst die Frage, als ihr. Ein amüsiertes Kichern entwich ihr. “Das Einzige, was uns bei unserer Jagd zu schaffen gemacht hat, war diese unglaublich Hitze. Es ist diesen Sommer wie verhext.”, murrte er und wischte sich den Schweiß von der Stirn, der sich wie ein Film auf seiner Haut bildete. Auch Rae hatte am eigenen Leib erfahren, wie unerträglich der Sommer im Süden sein konnte. Sie schnaubte. “Ja, da magst du Recht haben. Ich selbst habe mich an einigen der vergangenen Tagen nicht mal aus meinen kühlen Gemächern getraut. Schließlich bin ich kalte, verschneite Sommer und noch härtere Winter gewohnt. Wir hatten Glück, dass durch die Mauern von Winterfell heiße Geysire sprudeln.”, bedachte sie das Wetter und er bemerkte sofort wieder, wie betrübt sie war. Er konnte verstehen, dass sie lieber auf Winterfell wäre, anstatt hier im Königsmund zu kochen. “Doch Vater sagte immer, dass nur derjenige friert, dessen Herz verbittert und ohne Liebe ist.”, fügte sie ihren traurigen Worten noch hinzu. Er nahm ihre Hände in die seine und drückte sie sanft. “Lord Stark war anscheinend ein sehr weiser Mann... Du vermisst deine Familie und den Norden, nicht wahr, Rae?”, wollte er vorsichtig von ihr wissen. Bei seiner Frage bildeten sich Tränen in ihren Augen, die sie allerdings wieder wegdrückte, damit er sie nicht bemerkte. “Das ist wahr... Ich sehne mich jeden Tag nach ihnen...”, antwortete sie ihm und nun war er es, den ihre Worte schwermütig machten. Sie lehnte sich zu seinem Ohr vor. “Aber würde ich Königsmund ohne dich verlassen müssen, so würde ich im Norden erfrieren.”, wisperte sie ihm zu und küsste seinen Hals. Er schien einen Moment überrascht darüber, doch erwiderte er bald ihre Zärtlichkeiten und ihre Lippen vereinten sich zu einen leidenschaftlichen Kuss. Sansa, deren Balkon auch zum Garten hinausging, lächelte als sie die Beiden sah. Wie verliebt die Zwei waren. Es war wirklich schön zu sehen, dass ihre große Schwester so glücklich war. Sie musste sich eingestehen, dass Jaime Lannister kein wirklich schlechter Mensch sein konnte, wenn er dazu fähig war, so zu lieben. “Elaine? Würdest du meine Schwester Rae bitten, mir beim Abendessen Gesellschaft zu leisten?”, bat sie die Dienerin, die sich sofort auf dem Weg machte. Beim gemeinsamen Abendessen versöhnten sich die beiden Schwestern schließlich wieder und schworen sich, sich nie wieder so zu streiten, egal was kommen würde. Kapitel 7: Truth to be Told... ------------------------------ “Oh, und du hättest Ser Daisy, den Ritter der Blume, sehen sollen, Rae. Er ist einfach nur hinreißend gewesen auf seiner grauen Stute.”, schwärmte Sansa vom letzten Turnier, das noch zu König Roberts Regentschaft veranstaltet worden war. Ser Daisy, hieß eigentlich Loras Tyrell und war ein junger Ritter in Robbs Alter. Rae kicherte über die jugendliche Entzückung ihrer kleinen Schwester. Die Beiden ritten nebeneinander durch den kleinen Wald in der Nähe von Königsmunds Toren. Kurzes Schweigen brach über sie herein, bis Sansa in ein anderes Thema überleitete. “Ser Jaime und du, ihr seid euch wirklich nahe, nicht?”, harkte sie neugierig nach und Rae warf ihr ein verliebtes Lächeln zu, als der Name ihres Liebsten fiel. “Oh, mehr als das, liebste Schwester. Weißt du, man mag ihn hinter seinen Rücken Königsmörder nennen und mich ebenfalls verachten, dafür, dass ich seine Gesellschaft so schätze... Aber, wenn er bei mir ist, dann fühlt es sich so an, als würde ich erst dann vollkommen sein. Verstehst du, was ich meine?”, entgegnete sie und die blauen Augen ihrer Schwester funkelten gerührt. “Oh, das ist so romantisch... Und ich hörte vor zwei Tagen erstes Geflüster unter den Bediensteten, dass er bald um deine Hand anhalten wird.”, verriet sie ihr. Die Augen der Älteren weiteten sich und sie errötete sehr stark. “Nun, das würde mich sehr ehren...”, gab sie zu. Ehren? Es würde sie zur glücklichsten Frau der Welt machen! Die Rothaarige blickte sie mit etwas neidischen Blick an und seufzte. “Du bist wohl vollkommen vernarrt in diesen Königsmörder.”, murmelte sie und schon trafen sie die erbosten Augen ihrer Schwester. Sie konnte es nicht leiden, wenn man ihn so nannte. “Ja, auch wenn es für einige schwer vorstellbar ist.”, zischte sie und ihre kleine Schwester dachte eine Weile über alles nach. “Aber, wenn ich das alles bedenke... Passt ihr schon sehr gut zueinander. Eleganz, Kraft, List, Schönheit... Ihr habt alles, was ein hochgeborenes Paar ausmacht. Und dazu noch die Westlande und, wenn du es nur willst, das Reich von Berg und Tal...”, zählte sie alles auf, was Jaime und ihre Schwester hatten und sie und Joffrey schon lange verloren hatten. Sie seufzte. “Ich wünschte nur es wäre bei mir und Joffrey nicht so, wie es eben ist.”, nölte sie vor sich hin. Sie hatte immer davon geträumt, dass sie einmal ihren persönlichen Helden finden würde. So wie es die Prinzessinnen in den Liedern und Legenden immer getan haben. Bei ihrer ersten Begegnung hatte sie gedacht, oder mehr gehofft, dass Joffrey dieser Held sei. Doch mit der Zeit hatte sich herausgestellt, dass er der Tyrann war, aus dessen Fängen die Prinzessin befreit werden musste. “Na ja, wenn mein Plan aufgeht, dann wirst du bald wieder bei unseren Brüdern und Mutter sein, Sansa. Du musst mir nur versprechen, dass, wenn ich dich um Hilfe bitte, und das wird gewiss irgendwann so sein, dann gewähre sie mir.”, klärte Rae die Jüngere auf. Die sah ihre Schwester etwas verängstigt an. Sie wusste nicht, ob sie daran glauben sollte, dass es ihr gelingen würde die Königin und König Joffrey zu stürzen. Sie war immerhin nur eine Frau und keiner der Helden aus den Sagen. Jedoch, irgendetwas in ihr sagte ihr, dass sie darauf vertrauen musste. Es war allerdings die einzige Hoffnung auf die sie in diesen dunklen Zeiten bauen konnte. “Schön, ich werde es tun... Oder zumindest werde ich es versuchen.”, schlug sie in den Plan ein, auch wenn sie noch nicht so genau wusste, wie dieser aussehen sollte. Rae wusste es ja selbst noch nicht. Sie würde spontan ihren Nutzen aus den nächsten Ereignissen ziehen und beten, dass es ihr irgendwie gelingen würde. Sie lächelte das rothaarige Mädchen an und trieb ihren Hengst zu einen flotten Galopp an, sodass sie ihr auf ihrer kleinen Stute folgen musste. “My Lady? Etwas wichtiges...”, entschuldigte sich ein Diener bei ihr, als er in ihr Gemach eintrat. Sie hatte sich gerade frisch gemacht von ihrem Ausritt mit Sansa und erhob sich neugierig. “Sprich.”, befahl sie ihm und er zuckte nervös zusammen. “Die Königin möchte Euch sehen... Sie erwartet Euch im Garten bei den Götterbäumen der alten Religion.”, überbrachte er ihr die Anweisung. Sie nickte und entließ ihn, um sich dann, mit Luna an ihrer Seite, auf den Weg zu machen. Was konnte Cersei nur von ihr wollen? Wahrscheinlich nichts Gutes. Wenige Minuten später kam sie an den Treffpunkt an. Es war ein separater Garten in dem die alten Bäume standen, die auch in Winterfell standen, und zu denen Ned immer gebetet hatte. Im Norden herrschten noch die alte Religion und man dachte in den Bäumen würden Götter wohnen, die über alles herrschten, während der Rest des Reiches an sieben große Götter glaubte. “Ah, ich fühle mich geehrt, dass Ihr meine Einladung angenommen habt, my Lady Forsyth.”, ertönte plötzlich Cerseis Stimme und Rae entdeckte sie neben einem der großen Bäume, in deren Baumstämmen sich Gesichter abzeichneten und sie gespenstig wirken ließen. Rae verneigte sie etwas vor ihr, der Etikette wegen. Sie wollte ja nicht als unerzogenes Mündel der Starks gelten. “Die Ehre ist meine, Majestät.”, erwiderte sie und legte ein zuckersüßes Lächeln auf. Doch der Blick der Königin fiel auf Luna, die sich zu Füßen ihrer Herrin gelegt hatte. Ein süffisantes, arrogantes Lächeln bildete sich auf den Lippen der blonden Frau, deren grüne Augen die Gleichen waren, wie die von Jaime. “Die Verlobte meines Sohnes, Sansa Stark, und das andere kleine, schmutzige Starkmädchen hatten auch zwei solcher Bestien bei sich. Allerdings habe ich diese töten lassen.”, meinte sie gehässig, doch Rae ließ sich davon nicht einschüchtern. “Wollt Ihr mir damit sagen, dass Ihr gedenkt meinen Schattenwolf auch abschlachten zu lassen?”, konterte sie, ihre Höflichkeit allerdings beibehaltend. Luna begann bei ihrem Satz zu knurren und fletschte ihre Zähne, wobei die großen, scharfen Eckzähne besonders hervorstachen. “Sie scheint jedenfalls nicht sonderlich erfreut darüber zu sein. Wusstet Ihr, dass Schattenwölfe größer als ein kleines Pferd werden, Majestät? Sie ist erst halb so groß und doch schon gefährlicher als Hund oder sogar Silberlöwe, wie sie in den Bergen des Mondes noch vorkommen.”, klärte sie Cersei über die seltenen Tiere der nordischen Wälder auf. Der Königin schienen beim Anblick die Nerven blank zu liegen, denn sie wirkte nicht mehr so selbstsicher, wie zu Anfang. “Was habt Ihr vor, Forsyth?”, wollte sie mit wütendem Tonfall wissen. Rae schmunzelte und verbeugte sich elegant vor ihr. “Wenn Ihr erlaubt, könnte ich Euch dasselbe fragen.”, erwiderte sie und lächelte, was die blonde Lannistertochter nur noch mehr aufregte. “Ich weiß, dass Ihr Euch neben Euren Zwillingsbruder gebetet habt und ich weiß auch, dass Joffrey, Tommen und Myrcella nicht Roberts, sondern Jaimes wirkliche Kinder sind und somit Joffrey nicht der rechtmäßige König ist.”, streute sie Salz in die Wunden der ohnehin schon angegriffenen Frau. Die war zuerst schockiert über das Wissen ihrer Gegnerin, wurde dann allerdings wieder so kühl und glatt wie ein Aal. “Ja, das ist wahr. Wisst Ihr, Lady Forsyth... Es war nicht immer so, dass ich Robert hasste, aber in unserer Hochzeitsnacht war er so betrunken, wie er es eigentlich immer war, und während er mich nahm, hörte ich wie er in seiner Trunkenheit Lyanna Starks Namen rief.” , erzählte sie ihr plötzlich, womit nun Rae nicht gerechnet hatte. Lyanna Stark war Neds Schwester gewesen und Robert versprochen. Während dem großen Krieg gegen Aerys Targayen wurde Lyanna von Rhaegar, Targayens ältesten Sohn, entführt, da dieser sie zu seiner Frau nehmen wollte. Robert kämpfte gegen Rhaegar in den Strömen des Trident und besiegte ihn, doch für Lyanna war es zu spät gewesen. Sie verstarb noch am selben Tag und Roberts Liebe war, bis zu seinem Tod wohl die ihre gewesen. Rae wusste davon, weil Ned ihr damals von alle dem erzählt hatte und die Geschichte rührte sie auch jetzt in dem Moment, in dem sie vor der Königin stand, zu Tränen. “Lyanna Stark wäre eine bessere Königin geworden.”, zischte sie Cersei zu, die durch diesen Satz in Rage geriet. “Meint Ihr, diese Starkschlampe hätte meinen Thron verdient? Sie hat ihn genauso wenig verdient, wie Ihr Jaime!”, fauchte sie zurück und schritt wutentbrannt auf ihr Gegenüber zu, um ihr in das lange, lockige Haar zu fassen und sie so in die Knie zu zwingen. “Er liebt Euch nicht, süße, dumme Lady Forsyth. Er benutzt Euch nur, um dem Hause Lannister mehr Macht zu verleihen. Er liebt nur mich! Hört Ihr!”, schrie sie und der Zorn blitzte aus ihren Augen. Luna, die soeben noch ruhig dagesessen hatte, sprang nun auf Cersei zu und riss sie von Rae fort. Die erhob sich schnell und stieß einen schrillen Pfiff aus, was die Wölfin zusammenzucken ließ. Mit eingezogenem Schwanz schlich sie hinter Rae, die trotzig auf die Königin hinuntersah. “Seid dankbar dafür, dass sie nur auf meinem Befehl Eure Kehle herausreißt, Majestät!”, mahnte sie, mit Verachtung in ihrer Stimme, die andere Frau und marschierte ab, ohne sich noch einmal die zerstörte Frisur zu richten. Als sie außer Sichtweite der Königin war, hob sie die lange Schleppe ihres Kleides hoch und rannte so schnell sie konnte. Bis sie in ihren Gemächern ankam. Dort schlug sie die Türe hinter sich zu und schmiss sich auf ihr federndes Bett, um sogleich ihr Gesicht in die Kissen zu vergraben und zu weinen. Sie konnte die Tränen nicht mehr zurückhalten. In der ganzen Zeit, in der so viele schreckliche Dinge passiert waren, hatte sie nicht einmal geweint. Sie hatte nicht geweint, als Jon Winterfell verlassen hatte, um das Schwarz der Nachtwache anzulegen, oder als Ned, Sansa und Arya nach Königsmund ausgeritten waren. Sie hatte nicht geweint, als sie von Neds Tod gehört hatte und als König Joffrey ihr den Kopf des stolzen Lords gezeigt hatte. Nie hatte sie auch nur eine Träne vergossen. Sie wollte ihren Feinden einfach keine Schwäche zeigen, doch nachdem Cersei ihr diese Worte, Lüge oder nicht, ins Gesicht geschmettert hatte, ließ sich ihre Trauer nicht zurückhalten. Luna sprang auf ihr Bett und leckte ihr die salzige Flüssigkeit von den Wangen und Augen. “Wir müssen stark sein, Luna. Für Ned und für Jon. Und auch für die anderen.”, japste sie nach Luft schnappend und vergrub ihr Gesicht dann in dem nachtschwarzen Fell der Schattenwölfin, die ihren großen Kopf auf Raes Schulter sinken ließ und leise winselte. “Hier bist du.”, ertönte, etwa eine halbe Stunde später, Jaimes Stimme hinter ihr und sie drehte sich zu ihm um. Sofort bemerkte er ihre geröteten Augen und die Sorge, die in ihrem Gesicht lag. “Liebste? Was ist denn geschehen?”, wollte er wissen und setzte sich hastig neben sie, um nach ihrer Hand zu greifen, die sie, zu seiner Verwunderung, wegzog. Sie erhob sich und schritt hinaus auf dem Balkon. Trotz ihrer Traurigkeit und ihrem Kummer, sangen die Vögel in den Bäumen und die Sonne schien in ihr Gesicht, um sie zu wärmen. “Rede mit mir, Geliebte.”, bat er sie hartnäckig und umfasste ihre Hüfte, um sie an sich zuziehen. Sie begann sofort wieder zu schluchzen. “Es ist... Deine Schwester...”, presste sie zwischen Schniefen hervor und rieb sich die erneut aufkommenden Tränen mit ihrem Handrücken weg. “Cersei? Was ist mit ihr?”, harkte er nach und drehte sie so zu sich um, dass sie ihm ins Gesicht sehen musste. “Liebst du sie noch, Jaime?”, warf sie ihm die Frage ins Gesicht, sodass er beinahe zurückgetaumelt wäre. Er seufzte. “Hat sie dir das gesagt? Du weißt doch, wie verlogen Cersei sein kann, wenn sie etwas für sich haben will. Glaub so etwas doch nicht, Liebste.”, versuchte er sie zu beschwichtigen. Sie schien noch nicht vollkommen von seinen Worten überzeugt zu sein. “Es gibt nur eine wundervolle Frau, der mein Herz gehört... Und das bist du, Rae. Ich liebe dich.”, flüsterte er zärtlich und küsste ihren Hals, um sie davon zu überzeugen, was ihn endlich zu gelingen schien, denn sie erzitterte unter seinen Berührungen. “Ich liebe dich auch, Liebster.”, erwiderte sie und näherte sich seinen Lippen, um ihn sanft zu küssen, wobei ihre Knie weich wurden und ihr versagten, als sie leidenschaftlicher wurden. Also hob er sie hoch und trug sie zu ihrem Bett. Dort zeigte er ihr, wie stark seine Liebe zu ihr war, in dem er sie mit Haut und Haaren in sich aufnahm. Ihre Hand glitt über sein Kinn und seinen Adamsapfel, als sie ihn betrachtete, so wie er neben ihr lag. Er hatte die Augen geschlossen, doch ein Lächeln huschte über seine schönen Lippen, die sie jedes Mal dazu einluden ihn zu Küssen. “Wirst du je eine andere lieben?”, hauchte sie und nun sahen seine smaragdgrünen Augen sie an. Er nahm ihre Hand und legte diese an die linke Hälfte seiner Brust. Sie spürte seinen kräftigen Herzschlag unter ihren Fingern. “Niemals...”, offenbarte er ihr und sie umarmten sich, um sich in einen weiteren Kuss fallen zu lassen. Nachdem sie sich erneut geliebt hatten, zog er sich an. “Ich muss noch etwas mit der königlichen Garde trainieren... Aber komm doch bitte heute Abend auf unsere Lichtung, ja?”, bat er sie und sie nickte, mit Neugier in den blauen Augen. “Was wird mich dort erwarten, Geliebter?”, wollte sie wissen, doch er zwinkerte nur, schelmisch grinsend. “Das wirst du dort sehen, Rae... Bis dahin...”, verabschiedete er sich von ihr und seine Lippen strichen über ihre, bevor er entgültig verschwunden war. Sie blieb allein zurück in ihrer freudigen Erwartung. Etwa zwei Stunden verbrachte sie in ihren Gemächern, doch dann trieb sie die Langeweile in die Gänge und sie ging mit Luna spazieren. Die Wölfin jagte jeder kleinsten Bewegung hinterher und Rae hatte manchmal Mühe mitzuhalten. Plötzlich hörte sie Stimmen aus den Gemächern eines der Ratsmitglieder von König Joffrey. Sie blieb ruhig stehen und lauschte auf die Worte. Es waren Varys, der Eunuch, der seine Augen und Ohren, in Form von Spionen, in ganz Königsmund hatte, und Lord Petyr Baelish, der einst Mündel von Lord Tully, Catelyns Vater, gewesen war. “...Wenn Lady Forsyth den jungen Jaime Lannister heiraten sollte und das Reich von Berg und Tal an sie zurück und somit auch an die Lannisters geht, wird sich Tywins Macht ausbreiten und es wird unmöglich sein, einen Umbruch zu erzwingen.”, überlegte Lord Baelish und strich sich über seinen kleinen Kinnbart. Varys nickte bedächtig. “Und wenn wir sie aus dem Weg räumen?”, fragte der glatzköpfige Kastrat seinen Gesprächspartner. “Wenn Ihr eine Idee habt, Varys? Ich bin ganz Ohr.”, bat Petyr Baelish um einen Vorschlag. Doch der Eunuch schwieg. “Nun, ich werde meine Netze weiter um sie spinnen. Mehr kann ich im Moment nicht dazu sagen.”, murmelte der dickere Mann und reichte Lord Baelish die Hand. Mit einem Mal verabschiedeten sie sich und Varys wollte den Raum verlassen. Rae schlüpfte hektisch in eine der Nischen und versteckte sich so vor den wachsamen Augen des Mannes. Als er außer Sichtweite war, kam sie wieder hervor. Sie schluckte. Die hatten doch nicht etwa vor, sie umzubringen? Ihre Augen blitzten wütend und hinterlistig zugleich. So schnell würde sie sich nicht geschlagen geben. Immerhin hatte sie eigene Pläne und niemand würde sie davon abbringen können. Entschlossen trat sie an Baelishs Türe und klopfte energisch. Ihr wurde geöffnet und der kleine Mann, der mit ihr auf Augenhöhe war, schien etwas überrascht. Wahrscheinlich hatte er nicht damit gerechnet, dass sie gerade jetzt, wo er gerade mit Varys über sie geredet hatte, auftauchte. “My Lady! Was führt Euch zu mir?”, wollte er wissen und bot ihr einen Platz an, doch sie lehnte ab. “Sagt mir, Lord Baelish... Seid Ihr dem Hause Tully immer noch treu ergeben?”, fragte sie ihn und ihre blassblauen Augen schienen ihn zu durchleuchten. So kam es ihm zumindest vor. Er schluckte etwas nervös, immer ein aufmerksames Auge auf Luna gerichtet, die gehorsam neben ihrer Herrin saß und ihn genauso beobachtete, wie er sie. Schließlich huschte ein leichtes Lächeln über die Lippen des scharfsinnigen Lords. “Ihr wisst um meine Liebe zu Eurer Ziehmutter. Ich könnte sie nie betrügen...”, erinnerte er sie und ihre Blicke hafteten aufeinander. Sie schmunzelte. Schon hatte sie ihn dort, wo sie ihn wollte. “Und wie ist es mit ihrer Gefolgschaft? Hättet Ihr auch etwas Loyalität für ein Mündel übrig?”, wollte sie nun wissen und ging auf ihn zu. Er, der wie jeder andere Mann, ihre Schönheit und Verführung nicht verkannte, musterte ihre weichen Gesichtszüge und sein Blick wanderte hinunter zu ihrem Busen. “Es wäre möglich. Was könntet Ihr mir denn dafür bieten?”, verlangte er eine Gefälligkeit. Ihre Lippen näherten sich seinen. Doch sie ließ ihn nicht näher kommen. “Nun, wenn Ihr mir helft, dann verspreche ich Euch Macht und Geld. Mehr, als Ihr Euch vorstellen könnt. Und die Hand meiner Ziehmutter.”, versicherte sie ihm und er sah sie verwundert an. “Wie könnt Ihr mir dies versprechen?”, harkte er nach und sie kicherte. Dann schritt sie durch den Raum, ihre Wölfin immer an ihren Fersen. “Ich verrate Euch etwas, Lord Baelish... Wenn Ihr es nicht bereits wisst... Cerseis Sohn Joffrey ist nicht der rechtmäßige Sohn von Robert Baratheon.”, flüsterte sie in sein Ohr, als sie ihn wieder erreicht hatte. Er lachte amüsiert. “Was sagt Ihr da, Lady Forsyth? Das kann unmöglich Euer Ernst sein!”, machte er sich über sie lustig, doch ihr Grinsen wich nicht von ihren Lippen, was ihn etwas verunsicherte. “Was macht Euch so sicher?”, forschte er mit nachdenklichem Blick. Sie setzte sich nun hin. “Ich teile mein Bett mit Jaime Lannister, my Lord. Er hat es mir gesagt.”, erklärte sie ihm und räusperte sich. “Und die Königin selbst sagte mir, dass ihr eigener Zwilling der Vater all ihrer Kinder ist. Sie schlief mit ihm und schob Robert die drei vermeindlichen Erben unter.”, berichtete sie ihm von ihrem heutigen Gespräch. Baelishs fassungsloses Gesicht, verwandelte sich in eine teuflischgrinsende Grimasse und er setzte sich ihr gegenüber, um nach ihrer Hand zu greifen. “Ihr habt Pläne mit dieser Information, my Lady?”, erkundigte er sich und sie nickte zustimmend. “Ja, und ich möchte, dass Ihr mir dabei helft, my Lord. Wenn es mir gelänge, den wirklichen Erben Roberts zu finden. Vielleicht einen Bastard... Dann wäre es eventuell möglich Cersei zu stürzen und somit die Lannisters.”, munkelte sie ihm zu. Er schien einen Moment misstrauisch zu überlegen. “Warum wollt Ihr Jaime Lannister schaden? Würde seine Schwester entlarvt werden und sein Vater dadurch ebenfalls in Verruf geraten, so würde er es ebenfalls.”, bedachte er klug. Sie schluckte. “Glaubt Ihr, dass ich Jaime Lannister wirklich liebe, Lord Baelish? Es brach mir das Herz, als ich erfuhr, was er mit seiner Schwester getan hat... Ich will, dass er dafür blutet.”, log sie, ohne dass er etwas davon merkte. Der Mann erhob sich und holte ein Schriftstück hervor. “Geht zu dieser Adresse, my Lady. Dort werdet Ihr das bekommen, was Ihr sucht... Aber, falls irgendwas schief geht, dann habt Ihr das nicht von mir.”, bat er sie und drückte ihr das Papier in die Hände. Sie ging auf Zehenspitzen und drückte ihm einen Kuss auf die Stirn. “Seid unbesorgt, my Lord. Meine Lippen werden versiegelt sein. Ihr werdet bald ein geehrter Mann sein, das verspreche ich Euch.”, verabschiedete sie sich von ihm und schlüpfte durch die Türe hinaus. Was er nicht wusste, war, dass sie ein genauso verkapptes Spiel spielen konnte, wie er und Varys. Die würden sich noch wundern, wenn sie ihren Plan bis zum Ende durchzog. Sie vermied es gesehen zu werden, während sie durch die Straße des Stahls ging. Um nicht aufzufallen zwischen all den Schmieden, die an ihren Feuern arbeiteten, und den Rittern die sich nach guten Rüstungen und Schwerter und dergleichen umsahen, hatte sie sich in einen einfachen Wollumhang gehüllt, der ihre Seidenkleider und ihren Schmuck komplett umhüllte. Ihre Kapuze hatte sie so in ihr Gesicht gezogen, dass man nicht erkennen konnte, wer sie war. Luna strich neben ihr her, genauso vorsichtig und wachsam wie sie. Rae suchte nach einer besonderen Schmiede. Petyr Baelish hatte ihr die Adresse einer renommierten Meisterschmiede gegeben. Diese befand sich am Ende der Straße und war ein absoluter Geheimtipp unter Rittern. Auch Jamies Schwert und seine Rüstung wurden von dem Schmiedemeister gefertigt. Nach einiger Zeit kam sie an ihrem Ziel an. Es herrschte ausnahmsweise wenig Betrieb, was sie sehr willkommen hieß, denn es würde weniger Risiko mit sich bringen. „Hier haben nur Adlige oder Knappen zutritt!“, ertönte die Stimme von Tobho Mott, dem Meisterschmied. Es war nur er und einer seiner Gesellen in der Schmiede und nur eines der Feuer knitsterte. Noch einmal sah sie sich um und zog dann vorsichtig ihre Kapuze ab. „Dann bin ich ja genau richtig, Schmied.“, witzelte sie und streichelte Luna über den schwarzen Kopf. Er erschrak auf der Stelle und ging vor ihr auf die Knie, nahm ihre Hand und küsste behutsam den Siegelring an ihrer rechten Hand. „My Lady Forsyth... Entschuldigt meine Worte. Ich erkannte Euch nicht.“, meinte er ehrfürchtig. Sie lächelte und befahl ihm, dass er sich wieder erheben sollte. „Ich bin im Auftrag von Lord Baelish hier. Über meinem Besuch muss stillschweigen herrschen.“, weihte sie ihn ein und er nickte verständlich. „Ihr wollt sicher den Jungen sehen...“, raunte er ihr dann zu und sie wirkte etwas verwundert. Das Lord Baelish sie wirklich zu einem von Roberts Bastarden führen würde, damit hatte sie nicht gerechnet. Sie hatte gedacht, es wäre einfach eine Finte gewesen. „Den Jungen...?“, erkundigte sie sich verwirrt und er nickte. „Lord Arryn brachte ihn zu mir, bevor er starb und zahlte mir jeden Monat Geld für seine Ausbildung und seinen Unterhalt. Auch Lord Stark hatte ihn sehen wollen, bevor er hingerichtet wurde.“, berichtete er ihr und ihr wurde so einiges klar. Die beiden Männer hatten anscheinend auch das Geheimnis um Cersei und Jaime gelüftet und mussten anscheinend deshalb sterben. Sie nickte und der Schmied richtete sich an seinen Gesellen, der am Amboss arbeitete. „Gendry, komm her!“, rief er ihn und er gehorchte sofort. „Lady Forsyth ist hier, um dich zu sehen.“, erklärte er dem Jungen und er blickte sie konfus an. Warum wollte sie ihn sehen? „My Lady, entschuldigt meine Neugier, aber was kann ich für Euch tun? Ich bin nur ein einfacher Geselle.“, wollte er wissen und sie schmunzelte. Wenn der Junge nur wüsste, wer er wirklich war. „Lasst mich alleine mit ihm.“, verlangte sie von Tobho Mott, der sich in einer Verneigung zurückzog. Sie setzte sich auf einen Schemel und deutete ihm an, dass er sich ebenfalls zu ihr setzen sollte. Dann betrachtete sie ihn eine Weile. Er war tatsächlich Roberts Saat. Das dunkle, etwas lockige, Haar und die hellblauen Augen. Harte Gesichtszüge und ein kräftiger Körperbau. Er musste jetzt ungefähr in Robbs und Jons Alter sein. „Wer war deine Mutter?“, fragte sie und er sah sie zuerst erschrocken und dann nichtswissend an. „Meine Mutter starb, als ich noch klein war, my Lady. Das Einzige, an das ich mich erinnern kann ist, dass sie gelbes Haar hatte.“, überlegte er und in seinen Augen erkannte sie, dass er sie nicht belog. Eine blonde Frau? Roberts Gene setzten sich also immer durch. Das war der eindeutige Beweis, dass Joffrey und seine Geschwister durch und durch Lannisters waren. „Könntest du mir mein Schwert schärfen, Gendry?“, wechselte sie nun das Thema und er nickte. Als sie ihm die Waffe reichte, machte er große Augen. „Valyrischer Stahl.“, stellte er fest und zeigte ihr, dass er wohl sehr viel von Stahl verstand. Während er die Klinge schärfte, beobachtete sie ihn. „Es war das Schwert meines Vaters.“, murmelte sie und er sah sie an. Ihre eisigen Augen starrten ihn an und schienen in ihn hineinzusehen. Sie war wirklich so schön, wie es sich hier erzählt wurde. Er hatte noch nie so eine Frau gesehen. Nur, was suchte sie hier? In einer Schmiede und das ausgerechnet, um ihn zu sehen. Sie schien seine Gedanken lesen zu können, denn sie räusperte sich. „Du fragst dich sicher, was jemand wie ich hier suche.“, hauchte sie und er nickte, reichte ihr das Schwert wieder und sie steckte es zurück in die Scheide. Dann räusperte sie sich erneut. „Nun, ich würde dich gerne mit in den Palast nehmen. Es gibt da jemanden, der dich gerne zu seinem Knappen machen würde.“, verriet sie ihm und ihm blieb die Kinnlade offen stehen. Er hätte nie gedacht, dass er mal die Chance haben würde den Palast von ihnen sehen zu können und dann auch noch als Knappe eines Ritters. „Wenn du einverstanden bist, dann werde ich dich morgen persönlich abholen.“, verabredete sie und begutachtete einen Helm mit Bullenhörnern, den er anscheinend selbst geschmiedet hatte. Dann drehte sie von ihm ab und wollte die Schmiede wieder verlassen, ihre Kapuze wieder über ihren Kopf gestülpt. „Wartet, my Lady! Wie ist der Name dieses Jemanden?“, forschte er mit Vorsicht nach und sie lachte. „Ser Jaime Lannister.“, antwortete sie und zwinkerte ihm zu. Fassungslos blieben ihm weitere Worte im Halse stecken und er konnte nicht anders, als ihr hinterher zustarren. Ihre zierliche, verführerische Gestalt verschwand auf der Straße, gefolgt von ihrem Untier von einem schwarzen Wolf. Kapitel 8: Oaths ---------------- Der schwarze Wollumhang schleifte über den staubigen Boden der Stallungen, als sie diese betrat. Schnell nahm sie ihn und versteckte ihn in einer Ecke, in der Säcke voll Hafer gelagert wurden. Erleichtert, dass man sie nicht bemerkt hatte, atmete sie aus und ging dann zu Ignis, der geduldig, auf einem Bündel Heu kauend, in seiner Box stand. Er hob den Kopf, als er bemerkte, dass sie auf ihn zukam. „Hallo, mein Freund.“, begrüßte sie ihn und streichelte über die rote Stirn des Hengstes, der den Kopf wieder gesenkt hatte, um ihr, warme Atemluft durch seine Nüstern, ins Gesicht zu pusten. Sie lachte amüsiert. „Du, Junge... Sattel bitte mein Pferd, sodass ich in einer halben Stunde ausreiten kann.“, befahl sie ihm im freundlichen Ton und er verneigte sich vor ihr. „Jawohl, my Lady.“, befolgte er ihre Bitte und machte sich sofort an die Arbeit. Währenddessen lief sie in Richtung ihrer Gemächer. Auf halben Wege humpelte ihr der Gnom entgegen. Seine kurzen Beine ließen ihn grotesk watscheln, doch seine verschiedenfarbigen Augen, ein braunes und ein grünes, lächelten ihr freundlich zu, als er ihr zum Gruß zunickte. „Wohin des Weges, Lady Forsyth?“, erkundigte er sich und sie erwiderte sein Lächeln. „Ich möchte mich zurecht machen. Euer Bruder hat mir eine Überraschung an dem kleinen See, im Wald südlich von hier, versprochen.“, klärte sie ihn auf und er zwinkerte ihr zu. Der jüngste Lannister wusste genau, was sein gutaussehender Bruder da ausgeheckt hatte, aber er würde ihr sicherlich nichts verraten. „Mit Bestimmtheit eine überaus schöne Überraschung, my Lady. Entschuldigt mich nun, ich muss noch anderen Pflichten nachgehen.“, verabschiedete er sich und sie verneigten sich voreinander. Rae blickte ihm noch einen Moment nach. Tyrion war nun die rechte Hand des Königs, wenn auch zu Cerseis Missbilligung. Sie hatte eigentlich gehofft, dass ihr Vater diese Ehre annehmen würde, doch Lord Tywin bestritt lieber Schlachten und hatte deshalb Tyrion diese Aufgabe überlassen, solange dort draußen Krieg herrschte. Mit Luna an ihrer Seite, machte Rae sich auf dem Weg zur Lichtung, auf der Jaime auf sie wartete. Die ganze Zeit hatte sie schon hin und her überlegt, worum es sich bei seiner mysteriösen Überraschung handelte, doch ihr war nichts besonders gutes eingefallen. Schließlich hatte sie es aufgeben. Nun trabte sie durch die Tore der Stadt und trieb ihren schnellen Fuchs zum Galopp an, als sie diese durchquert hatte. Luna, die dem zierlichen Hengst bereits bis zu den Schultern reichte, und hoffentlich nicht mehr allzu viel wachsen würde, preschte neben ihr her und schlug manchmal Haken. Auch sie schien aufgeregt zu sein. Kurz bevor sie die Lichtung erreichte, zügelte sich Ignis und stieg schließlich ab, um ihn den Rest des Weges zu führen. Und ihre Augen weiteten sich, als sie sah, was Jaime vorbereitet hatte. Es dämmerte bereits und auf der Wiese stand ein Tisch, in der Nähe des Ufers. Speisen und Kerzen schmückten diesen und ein junger Diener schenkte Wein ein. Und dort war er. Jaime stand, mit erfreutem Blick, etwa fünfzig Meter von ihr entfernt und öffnete einladend die Arme. Sie nahm seine Einladung natürlich an und rannte ihm entgegen, um ihm um den Hals zufallen. Sie küssten sich zärtlich und er führte sie zu dem Tisch. „Das ist wirklich wunderschön, Geliebter.“, gestand sie ihm und er lachte über ihre Reaktion. „Nicht so schön, wie du.“, machte er ihr ein Kompliment. Sein Blick fiel auf ihr gelbes Seidenkleid und sie errötete. Sie wirkte bezaubernd, wenn sie so dasaß. Die ebenmäßige Haut leuchtete feenhaft im Kerzenlicht und ihre schwarzen Locken glänzten majestätisch. Zusammen aßen sie und auch Luna bekam etwas ab. Sie erzählten sich Witze oder turtelten einfach nur. Rae fand, dass der Abend nicht enden dürfte und sie konnte sehen, dass es auch ihm so erging. Die Sonne war nun entgültig untergegangen und der See lag dunkel und still vor ihnen. Plötzlich leuchten viele kleine Lichter in den Büschen und im Schilf. Raes Augen begangen zu funkeln, als sich die Lichter vermehrten und es unmöglich war, sie alle zu zählen. Überall schwirrten Leuchtkäfer durch die Luft und einer setzte sich keck auf ihr Haar. Sie lachte, fröhlich wie ein kleines Mädchen. „Wie toll.“, brachte sie nur hervor und bemerkte nicht mal, dass Jaime sich erhob und sich vor sie kniete. Als es ihr auffiel, griff er nach ihrer Hand und küsste diese. „Meine süße Rae...“, flüsterte er und sie strich über seine Wange. Ihre blauen Augen blickten ihn forschend an, da sie herausfinden wollte, was er vor hatte. Doch mit dem, was sie erwartete, hatte selbst sie an diesem angenehm kühlen Sommerabend nicht gerechnet. „Du weißt, dass du mir das Liebste bist, my Lady. Und ich könnte nicht damit leben, dich neben einem anderen zu sehen...“, fuhr er mit seinem schmeichelnden Worten fort und sie spürte, wie ihr warm ums Herz wurde. „Das wird nie geschehen, geliebter Jaime. Mein Herz wird deins sein, bis zu dem Tage an dem ich sterbe.“, schwor sie ihm hingebungsvoll und sie konnte nicht verhindern, dass Tränen ihre Wangen hinunterliefen. Auch in seinen Augen entdeckte sie den verräterischen, feuchten Schimmer. „Dann sag ja, wenn ich dich nun bitte, meine Lady zu werden. Schreite mit mir vor den Altar der Sieben und offenbare deine Liebe zu mir vor dem Volk und den Götter. So wie ich es für dich tun werde.“, bat er sie und sie deutete ihm, sich zu erheben, damit sie sich gegenüberstehen konnten. Die Tränen liefen nun wie der Trident ihre rosigen Wangen hinunter, während der Rest ihres Gesichts kreidebleich geworden war. Er hatte ihre eben einen Antrag gemacht. Jaime wollte sie tatsächlich heiraten und sie würden sich in der Stätte des Gottes Baelor die ewige Treue und Liebe schwören. Die sieben Götter des Südens und auch die alten Götter des Nordens würden ihre Zeugen sein. Sie musste nur noch zustimmen. „Nie könnte ein Mann mich mit dieser Bitte mehr ehren, als du es tust, Jaime.“, erwiderte sie und als er verstand, dass sie ihn heiraten wollte, konnte er seine Freude nicht mehr unterdrücken. Jubelnd hob er sie hoch und schleuderte sie in einer Drehung. Sie lachten beide und schließlich umfasste sie sein liebevolles Gesicht und küsste ihn zärtlich. Nachdem er sie heruntergelassen hatte, befahl er dem Diener alles stehen und liegen zu lassen und zum Palast zu reiten, um alle von dieser Verbindung zu informieren. Und so tat es der Junge. „Jetzt, wo wir bald Mann und Frau sind... Wäre ich dir sehr dankbar, wenn du mir einen Wunsch erfüllst, Liebster.“, sprach sie sanft und leise, als sie neben ihm im Gras lag. Sie hatten gerade miteinander geschlafen und ihre Lippen liebkosten immer noch seine Brust. Ein Schmunzeln huschte über seine Mundwinkel. „Ich könnte dir nie einen Wunsch unerfüllt lassen.“, bestand er darauf, dass sie ihm ihren Wunsch mitteilte. Leises Kichern drang an sein Ohr und er öffnete, die bis dahin, geschlossenen Augen. „Ich möchte dich bitten, einen Jungen zu deinen Knappen zu machen.“, entgegnete sie ihm und er sah sie verwundert an. Was war das denn für einen Wunsch? Doch, wenn es sie glücklich machte. „Gerne... Aber, wie kommst du nur auf so etwas?“, harkte er nach und sah sie forschend an. Er hatte eher damit gerechnet, dass sie sich Schmuck wünschte, Kleider oder seinetwegen auch die Freilassung von Sansa Stark, sodass sie nach Winterfell zurückkehren konnte. Aber so eine Bitte? „Es ist so... Ich hätte gerne jemanden, der mich ab und an begleitet, wenn ich ausreiten möchte oder in die Stadt gehen will.“, erklärte sie ihm und merkte allerdings, dass er ziemlich skeptisch schien. „Du bist schließlich auch nicht immer da, Liebster. Vielleicht musst du bald in eine Schlacht ziehen oder wirst anderweitig gebraucht. Und um uns herum wird es für mich, generell für eine Lady, immer gefährlicher... Und wer könnte meinen Beschützer besser ausbilden, als du?“, behaarte sie und das leuchtete ihm dann doch ein. „Schön... Aber warum nimmst du dir nicht einen Mann aus der Königsgarde. Ich könnte dir Ser Jacelyn empfehlen.“, versuchte er sie umzustimmen, doch sie schüttelte ihren Kopf so heftig, dass ihr schwarzes Haar hin und her schwang. „Es sind nicht nur deine Männer, sondern auch Männer deiner Schwester, Liebster.“, bedachte sie und er nickte geschlagen. Er konnte sie wohl nicht umstimmen und einerseits konnte er auch verstehen, dass sie seiner Familie nicht vollkommen über den Weg trauen konnte. Schließlich hatte Joffrey ihren Ziehvater umbringen lassen und sein Vater führte Krieg gegen Robb Stark. Also versicherte er ihr, dass er ihr diesen Wunsch erfüllen würde und die Beiden machten sich auf dem Rückweg. Im Schloss wurden sie schon, mehr oder weniger, sehnlichst erwartet. „Gratuliere dem frischverlobten Paar!“, kam es von Tyrion, der auf beide zugetorkelt kam. Ein Diener folgte ihm und stellte ihm einen Schemel vor die Füße, sodass er den Beiden besser in die Augen sehen konnte. Er nahm Raes Hand und küsste diese, dann umarmten sie sich. „Ich hoffe, mein Bruder wird Euch ein guter Ehemann sein, my Lady. Ihr wisst ja mittlerweile mit ihm umzugehen, wenn er nicht spurt.“, scherzte der Zwerg und sie lachte belustigt. Seine Umarmung ging an seinem Bruder und die Männer schlugen ein. „Bruder, du hast eine ausgezeichnete Wahl getroffen. Lass sie bloß nicht mehr aus den Augen, sonst schnappe ich sie mir noch!“, warnte er seinen stattlichen Bruder, der ebenfalls in Gelächter ausbrach. Cersei, die nicht wirklich begeistert von dieser Nachricht war, konnte man ihren Missmut ansehen und auch ihre Gratulation beinhaltete nur die mindeste Höflichkeit. Auch Joffrey schien nicht wirklich zu wissen, was er von der Verlobung seines Onkels mit der jungen Forsyth halten sollte, doch er lächelte zumindest. Tommen und Myrcella hingegen, tanzten mit ihrer kindlichen Freude um das Paar herum. Und Sansa küsste ihre Schwester auf die Wange. Sie betete, dass Jaime ein besserer Mann sein würde, als Joffrey. „Du wirst meine Blumenlady sein.“, versicherte Rae der Rothaarigen, die sich darüber freute und ihr gleich noch einmal um den Hals fiel. „Ihr habt wirklich nicht falsch entschieden, Ser. Rae ist einfach perfekt.“, wandte die junge Starktochter sich an den Ritter. Er küsste ihre Hand und nickte. „Das weiß ich, my Lady Sansa.“, erwiderte er und beide lächelten sich an, was Rae nicht entging. Vielleicht würden die Starks eines Tages doch noch Frieden mit dem Lannisters schließen können. Auch wenn dies wahrscheinlich noch in ferner Zukunft lag. Nachdem Sansa, der junge König und dessen Geschwister gegangen waren, trat Cersei erneut an sie heran. „Eine Hochzeit, Jaime? Zu diesen ungünstigen Bedingungen? Immerhin befindet sich das gesamte Königreich im Krieg.“, erinnerte sie ihren Zwilling, doch der ließ sich die gute Laune davon nicht verderben. Auch Rae warf der Königin nur einen vernichtenden Blick zu. „Gerade zu diesen Zeiten sollte man doch auch mal einen Anlass zum feiern haben, anstatt immer nur um die zu trauern, die ihr Leben verloren haben. Vielleicht wird es bald neues Leben in Königsmund geben.“, konterte er und tauschte liebevolle Blicke mit seiner Verlobten aus. Tyrion bemerkte, wie sehr das seine Schwester zu wurmen schien. Und es machte ihm Spaß, sie noch etwas mehr zu ärgern. „Ich hätte es nicht besser ausdrücken können, liebster Bruder! Hoffentlich wird es hier bald von kleinen Lannistern wimmeln.“, wünschte er den Glücklichen einen großen Kindersegen. „Schickt unserem Vater einen Raben, damit er endlich mal von seinem Schlachtross steigt und sich dem ebenfalls erfreuen kann.“, forderte er und ein Bediensteter spurtete sofort zum Maester, dem Hofmediziner und Verwalter, um ihm den Auftrag zu übermitteln. „Und du, Bruder, kommst mit mir mit! Darauf müssen wir trinken!“, verlangte Tyrion von Jaime, der einen Blick auf Rae warf. Sie nickte nur und er verließ den königlichen Hof, um mit seinem Bruder eine Kneipe aufzusuchen. Sie richtete sich an ihre jüngere Schwester. „Komm mit mir, Sansa. Ich hätte gerne, dass du mir Gesellschaft leistest.“, machte sie ihr ein Angebot und die Beiden gingen in das Gemach der Älteren. „Sag, wie hat er dich gefragt?“, erkundigte Sansa sich bei ihrer Schwester, als sie gerade den Raum betraten. Die Ältere lächelte. „Es war sehr romantisch. Überall um uns herum waren Glühwürmchen.“, berichtete sie und die blauen Augen der Starktochter blitzten begeistert auf. „Das ist wirklich toll.“, schwärmte sie und wünschte sich, dass sie nicht an Joffrey versprochen worden wäre. „Die Königin schien aber nicht sehr begeistert von euren Plänen zu sein.“, merkte sie dann an, als die Schwestern sich im Bett gegenübersaßen. Rae lächelte mit sorgenvollem Gesicht. „Sie scheint es nicht zu mögen, dass ihr Bruder mich heiratet. Immerhin bin ich bei Starks aufgewachsen.“, entgegnete sie und strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Ich vermisse Mutter und Robb, Bran, Rickon, Arya und sogar Jon... Selbst den Stallburschen Hodor, der immer nur seinen Namen sagt.“, wisperte die Jüngere und Rae sah, wie sich Tränen in ihren Augen bildeten. Behutsam nahm sie Sansa in ihre Arme. „Mach dir keine Sorgen, süße Schwester. Bald wirst du wieder zu ihnen zurückkehren.“, machte sie ihr Mut und das rothaarige Mädchen wischte sich die Tränen weg. „Wirst du denn nicht mitkommen, Rae?“, wollte sie verwirrt wissen und der Blick der jungen Forsyth sagte ihr, dass das wahrscheinlich nicht der Fall sein würde. „Nein... Wenn ich erst mal Jaime geheiratet habe, werde ich an seiner Seite bleiben. Das ist meine Pflicht und Ehre, Sansa. Aber ich hoffe, dass sich die Häuser irgendwann in Frieden gegenübertreten werden.“, sprach sie, beinahe schon flehend und drückte das junge Mädchen noch näher an sich. Als Rae später alleine war, setzte sie sich an den großen Tisch und nahm sich Papier und Feder zur Hand. In ihrer geschwungenen Handschrift verfasste sie einen Brief an Robb. Liebster Bruder, ich habe mich dazu entschlossen eine Bindung mit Jaime Lannister einzugehen. Wir werden in einem Mond vor den Altar des Gottes Baelor treten und vor ganz Königsmund unser Gelübde abgeben. Ich verstehe, wenn du mich jetzt hasst, schließlich muss ich dich sehr enttäuschen. Das Einzige, was ich mir wünsche ist, dass du an unserem Plan festhältst und die Hauptstadt erst angreifst, wenn ich Sansa nach Winterfell geschickt habe. Verfluche mich ruhig, doch ich werde an das, was uns verbindet, die Familie, die uns großzog, und die Freunde, die wir teilen, festhalten. Rae Forsyth So schickte sie den Brief mit einem Raben fort und hoffte, er würde sicher an seinem Ziel ankommen. Wie würde Robb wohl reagieren? Würde er sich für sie freuen? Wohl kaum. Und doch brach es ihr das Herz, dass er und der Rest ihrer Familie nicht dabei sein konnte, wenn sie den Mann ehelichte, den sie mehr liebte als alles andere. „Du bist also Gendry.“, stellte Jaime am nächsten Morgen fest und sah den Jungen musternd an. Er war ein wirklich kräftiger Junge und würde einen guten Knappen abgeben. Wo hatte Rae den nur wieder aufgetrieben? „Ja, Ser.“, antwortete er und sah den Mann aus Ehrfurcht nicht an. Immerhin war das der berüchtigte Jaime Lannister. Der blonde Ritter hob den Helm, den der junge Schmiedgeselle gefertigt hatte, auf und begutachtete ihn. Den Helm mit den Bullenhörnern. Gendry war vor ihm auf die Knie gegangen und seitdem nicht mehr aufgestanden, während Rae ihn präsentiert hatte. „Ein wunderschöner Helm, nicht Liebster?“, machte Rae ihn auf das Talent des Schmiedes aufmerksam. Die grünen Lannisteraugen glänzten, als sich das Metall in seinen Augen spiegelte. Sie hatte wirklich recht. „Der ist nicht verkäuflich!“, platzte es aus Gendry heraus und seine blauen Augen blickten mutig auf Jaime und Rae, die erst ihn und dann sich ansahen. „Schon gut, Junge. Du sollst ihn behalten. Wenn du einmal zum Ritter geschlagen wirst, wird der Helm dein Erkennungszeichen werden.“, beruhigte Jaime ihn und lächelte. Dann wurde ihm ein Treueschwur abgenommen, dass er dem Ritter und auch Rae dienen würde und tat, was von ihm verlangt wurde, auch wenn dies sein Leben kosten würde. „Gut, pack deine Sachen und steig auf dein Pferd. Wir reiten zum Palast.“, forderte er den jungen Burschen und alle anderen danach auf. Während sie ihren Weg antraten, ritt Jaime, flankiert von Ser Meryn Trant und dessen Bruder Ser Boros Blount, voraus. Die Beiden gehörten ebenfalls zur königlichen Garde. Das Lachen der Ritter war auf den Straßen kaum zu überhören, während sie durch die Straßen der Stadt trabten. Ihre weißen Umhänge, die bezeugten, dass sie dem König dienten, wehten im Wind und es wurden, teilweise geschmacklose Witze ausgetauscht. Rae ließ Ignis neben der kleinen, flinken braunen Stute, die Gendry von ihr bekommen hatte, hertrotten und beobachtete den Jungen aus den Augenwinkeln heraus. Er schien etwas aufgeregt zu sein, also ritt sie näher an ihn ran und lächelte ihm zu, als er sie bemerkte. „Keine Sorge, mein Verlobter ist nicht so unbarmherzig, wie alle immer sagen.“, beruhigte sie ihn und klopfte aufmunternd die breiten Schultern. „Der Königs... Ich meine, Jaime Lannister ist Eurer Verlobter, my Lady?“, fragte er, obwohl er es bereits aus Aller Munde gehört hatte. Man redete davon beim Bäcker, beim Metzgerei, in der Schmiede. Eigentlich überall, wo Zeit war darüber zu tratschen. Doch er wollte es von ihr bestätigt haben. Sie nickte, immer noch dieses ruhige Lächeln auf den Lippen. „Ja, wir werden in einem Monat heiraten.“, klärte sie ihn auf. „Vielleicht wirst du ja dann bereits auf dem Turnier, das Lord Tywin zu meinem Hochzeitstag veranstalten will, antreten. Ich bin mir sicher, dass Jaime dich schnell zu einem guten Kämpfer machen kann.“, munkelte sie und er erwiderte ihr Lächeln, allerdings etwas angespannt. „Das ist es nicht, worum ich mich sorge, my Lady Forsyth. Ich befürchte bloß, dass ich nicht ganz für den königlichen Hof geschaffen bin... Die Etikette...“, bangte er und sie blickten sich einen Moment nachdenklich an. Dann winkte die Frischversprochene jedoch ab. „Ich bin mir sicher, dass du das schon lernst. Meine Schwester Sansa könnte dir da einiges beibringen. Sie weiß so einiges über galantes Verhalten.“, beteuerte sie und er wirkte verwirrt. „Könnt Ihr mir das nicht beibringen, my Lady?“, wollte er wissen, denn es wäre ihm wesentlich lieber gewesen, wenn er nicht sofort von einem Fremden zum nächsten gereicht werden würde. Sie schüttelte ihre schwarzen Locken und lachte kurz auf. „Ich bin mehr ritterlich als damenhaft, Gendry, glaub mir.“, versicherte sie ihm und er blickte sie skeptisch an. Das nahm er ihr nicht wirklich ab. „Du wirst dich schon einleben und bemerken, dass du im Palast ganz Zuhause bist.“, garantierte sie und ihre blauen Augen richteten sich wieder geradeaus, als sie ihr Ziel beinahe erreicht hatten. Dieser Junge gehörte mehr an den königlichen Hof als jeder andere. Rae grinste teuflisch, da sie wusste, dass es Cersei ganz bestimmt nicht passen würde, wenn sie gerade diesen Jungen an den Hof bringen würde. Kapitel 9: The unexpected Quest ------------------------------- Die Vorbereitungen waren im vollen Gange. Es war jetzt zwei Wochen her, seitdem sie sich versprochen hatten. Das gesamte Königreich war bereits darüber informiert, dass Jaime Lannister und Rae Forsyth sich verlobt hatten und bald heiraten würden. Einige befanden dies als eine gute Nachricht, einige eher nicht. Und doch ließ sie sich nicht die Laune verderben. Während Bedienstete den Thronsaal mit Bannern des Hauses Lannister und des Hauses Forsyth schmückten und Hofdamen aufgeregt miteinander tuschelten, gab sie Anweisungen. „Die Blumen müssen dort rüber, Elaine. Und sag bitte im Weinkeller Bescheid, dass sie ja genügend Fässer hochbringen.“, wies sie die Magd zurecht und seufzte dann. In einigen Stunden würden die Gäste eintreffen, die an ihrer und Jaimes Verlobungsfeier teilhaben würden und sie waren gerade mal mit der Hälfte fertig. Sie betrachtete die roten Banner mit dem goldenen Löwen neben den nachtblauen Fahnen mit dem silbernen Fuchs. Wie würde es wohl sein, wenn sie mit Jaime verheiratet war? Würde sie ihm gerecht werden können? Ihm Söhne und Töchter gleichermaßen gebären können? Und wie würde sein Vater reagieren? Würde er sich für sie beide freuen? Sie machte sich bereits den ganzen Morgen darüber Gedanken und das nicht zu unrecht. Es würden nur die edelsten Lords und Ladys der großen Häuser zu geben sein. Natürlich die Lannister. Dann noch die Häuser Brax, Crakehall, Westerling und noch viele weitere. Alle standen unter dem purpurroten Banner der Lannisters und bald auch unter ihren, wenn sie und Jaime, nach Tywins Tod, gemeinsam die Westlande regieren würden. Das Alles würde ziemlich viele Anstrengungen kosten. Eine gute Ehefrau sein, die Kinder hüten und gleichzeitig mit ihrem Liebsten dafür sorgen, dass niemand aus ihrem Volk etwas zu befürchten hatte. Mit einem Mal, sie war ganz in ihre Sorgen versunken, umfassten zwei starke Hände ihre Hüfte und Lippen küssten ihre Wange. Sie drehte sich um und blickte in die smaragdgrünen Augen von Jaime Lannister. Er schien gerade von seinem Training mit Gendry gekommen zu sein, denn der Junge stand, mit etwas Abstand, hinter seinem Herrn. Zu ihrer Hochzeit würde ein großes Turnier stattfinden und Jaime wollte unbedingt zum Champion gekürt werden, zu Ehren seiner Braut. Die befand das Ganze allerdings als etwas grotesk ein Turnier mitten in Kriegszeiten zu veranstalten. Aber ihr Schwiegervater war der noble Spender, also war es sinnlos irgendetwas dagegen einzuwenden. „Wie ich sehe, bekommst du das alles auch ohne meine Hilfe hin.“, bemerkte der blonde Lannister und strich sich durch sein goldenes Haar, während er sich umsah. „Erwartest du etwas anderes von deiner zukünftigen Frau... Die auch noch eine Forsyth ist.“, witzelte sie und er lachte. Dann gaben sie sich einen zärtlichen Kuss. Gendry, dem das sichtlich peinlich war, errötete und richtete seinen Blick auf den Boden. „Ich bin so glücklich, Rae... Das kannst du dir nicht vorstellen.“, flüsterte er ihr ins Ohr und sie lächelte. „Doch, Liebster. Das kann ich, glaub mir.“, erwiderte sie und streichelte seine Wange. Er küsste die Innenfläche ihrer zarten Hand. „Wie ist es dir bis jetzt ergangen, Gendry? Machst du Fortschritte? Wie verstehst du dich mit Sansa?“, befragte sie dann den Jungen, der erschrocken kein Wort herausbrachte. Er hatte wohl nicht gedacht, dass sie ihn ansprechen würde, wenn sie sich zuvor noch mit dem Ritter unterhalten hatte. „Er macht sich wirklich gut, Liebling. Wenn es so weitergeht, kann ich ihn schon bald zum Ritter schlagen lassen. Joffrey wird mir den Gefallen sicher tun.“, nahm Jaime dem Knappen die Antwort ab, da dieser immer noch paralysiert zu sein schien. „Und mit deiner Schwester kommt er anscheinend mehr als gut aus. Schade nur, dass Lady Sansa schon meinem Neffen versprochen ist.“, neckte Jaime seinen Schützling dann noch etwas, sodass dieser gleich noch roter wurde, als er es schon war. Rae lachte. „Das hatte ich mir gedacht. Sansa ist wirklich sehr umgänglich.“, bestätigte sie den Bericht ihres Verlobten. Sie wünschte sich, Sansa würde Gendry heiraten und nicht Joffrey. Doch darum konnte sie sich immer noch kümmern. Cersei hatte sie ja zumindest schon einmal mit der Anwesenheit von Roberts Bastard am königlichen Hofe ärgern können. Der Königin war nicht entgangen, wie ähnlich der, für sein Alter, große Junge ihrem verstorbenen Ehemann sah. „Ihr solltet euch jetzt waschen und einkleiden. Unsere Gäste treffen bald ein, mein Liebster.“, erinnerte Rae den gutaussehenden Lannister dann und gab ihm einen letzten, langen Kuss. Er zwinkerte ihr zu, bevor er sich umdrehte. „Aber erwarte nicht, dass ich die Empfangsrede nüchtern halten werde, my Lady.“, scherzte er und sie musste lachen. Nach etwa zwei Stunden hatten sie es doch geschafft den Saal so weit herzurichten, dass er den Ladys und Lords gefallen musste. Nun stand sie allein in dem riesigen Raum mit den hohen Decken und blickte sich um. Sie war mit ihrem Werk wirklich zufrieden und freute sich schon darauf, heute Abend mit allen Anwesenden zu speisen und zu tanzen. Doch auf einmal wurde ihre Aufmerksamkeit von der fröhlichen Dekoration auf den eisernen Thron gezogen, der monströs in der Mitte verhaarte. Es war wirklich ein Ungetüm von einem Thron. Gefertigt aus Stahl und Schwerter, dessen Klingen herausragten. Sie ging auf das hässliche Monstrum zu und berührte eine der Klingen. Wegen so einem Stuhl wurde in ganz Westeros Krieg geführt? Wegen diesem Ding mussten so viele Menschen sterben? Eddard Stark, Robert Baratheon, Jon Arryn und noch viele mehr. Manche waren wohl hochgeborene Söhne der edlen Lords gewesen, andere wiederum waren namenlose Bauern oder Bastarde, um die wohl kaum jemand trauern würde. Und trotzdem hatten sich alle dafür geopfert? Sie wurde von einer Stimme aus den Gedanken gerissen. „Ein wirklich scheußlicher Anblick, der eiserne Thron, nicht wahr, my Lady?“, fragte Petyr Baelish sie mit einem leichten Grinsen auf den Lippen. Sie nickte. „Ja, und ich hörte schon einige, darunter Robert Baratheon sagen, dass er ziemlich unbequem sei.“, entgegnete sie und er lachte amüsiert. „Ja, das sah dem guten alten Robert ähnlich. Aber es wundert kaum... Immerhin ließ Aegon, der Eroberer, ihn aus den Schwertern Tausender seiner Feinde schmieden... Durch das Feuer seines Drachen.“, meinte er und sie erinnerte sich an die Erzählungen. Vor mehr als dreihundert Jahren kam Aegon Targaryen, welches ein nobles valyrisches Haus war, nach Westeros, um dieses zu erobern. Er und seine beiden Schwestern, Visenya und Rhaenys, ritten auf ihren drei furchteinflößenden Drachen und verbreiteten Angst und Schrecken. Schließlich herrschte die Familie Targaryen bis zu dem Zeitpunkt über Westeros, an dem Robert, zusammen mit Ned Stark, rebellierte. Es hieß sie verheirateten Bruder und Schwester, Onkel und Nichte, Cousin und Cousine miteinander, um ihr Blut rein zu halten. Doch die bekannteste Geschichte war die Entstehung des eisernen Throns. Aegon selbst schmiedete die vielen Schwerter seiner Feinde in dem Feuer seines Drachen. Er war der größte und stärkste aller Drache. Balerion. Ein Biest, dessen Flammen genauso schwarz waren, wie seine schuppenbedeckte Haut. Rae kannte alle diese Geschichten. Sie wurden oft in Liedern besungen und ihr Kindermädchen auf Winterfell hatten ihr und den anderen immer Geschichten über diese alten Zeiten erzählt. Doch die Drachen waren schon lange nicht mehr da. Die letzten starben, als sie noch nicht auf der Welt war. „Er ist wirklich eines Königs würdig... Der eiserne Thron. Findet Ihr nicht, my Lady Forsyth?“, brachte Lord Baelishs Stimme sie wieder zurück in die Realität. Sie sah ihn aus misstrauischen Augen an und er erkannte den Zorn in ihren sonst so feinen, reizenden Gesichtszügen. „Für einen der weiß, dass regieren nicht immer eine gemütliche Angelegenheit ist, sicherlich, my Lord.“, gab sie zurück und schritt um den Thron herum. „Und ich sah noch keinen König, der ihn würdig bestiegt, seitdem der irre König ihn besudelte mit dem Blut so vieler Unschuldiger.“, fügte sie hinzu und strich über eine der vielen Klingen, wobei sie Gefahr lief, sich zu schneiden. Der Mann mit dem kleinen Ziegenbart schien verwundert über ihre Reaktion. Das sie sich traute diese Worte so offen von sich zu geben, wo es doch sein konnte, dass irgendjemand mithörte. „Aerys war verrückt. Robert ein lüsterner Säufer, der sich lieber seinen Lastern hingab, als sich um das Reich zu kümmern und Joffrey... Nun er ist nicht mehr als ein kleines Kind, dass sich hinter dem Rock von Cersei versteckt.“, erklärte sie ihm ihre Ansicht der Dinge. Er grinste und verneigte sich etwas vor ihr. „Weise Worte, my Lady. Wie wäre es, wenn Ihr ihn besteigt? Setzt Euch hin und kostet das Gefühl königlicher Macht.“, schlug er ihr vor und sie war einen Augenblick lang wirklich gewollt. Schüttelte dann allerdings den Kopf. „Nein, ich will diese Bürde nicht tragen, mein lieber Lord Baelish. Mir würde es vollkommen reichen wieder die Wächterin des Ostens zu sein, während mein zukünftiger Gemahl den Westen beschützt. Der Thron ist für jemand anderen bestimmt.“, lehnte sie ab und ging auf ihm zu. Die grüne Seide ihres Kleides umschmeichelte ihre zierliche Gestalt. „Der junge Gendry?“, harkte Petyr nach und sah ihr hinterher, als sie an ihm vorbeiging. Sie lächelte geheimnisvoll. „Vielleicht, my Lord. Aber vielleicht wird es auch mein Bruder Robb sein, der den Thron besteigen wird. Wir sollten uns überraschen lassen.“, munkelte sie und zwinkerte ihm zu, als sie die Türen aufstieß. Luna, die die ganze Zeit über unter einem der aufgestellten Tische gesessen hatte, sprintete hinter ihr her. Und beide verschwanden wie Schatten. Doch ihr blieb nicht lange Zeit zum verschnaufen. Sie war gerade bei Ignis im Stall und striegelte dessen rotes Fell, als ein junger Knabe herbeigeeilt kam und ihr eine Botschaft von Cersei übermittelte. Sie sollte so schnell wie möglich in den Saal der Hand des Königs kommen. Seufzend machte sie sich auf den Weg, wieder gefolgt von ihrer Schattenwölfin, die nun kaum jemanden nicht mehr aufzufallen schien. Dort angekommen waren alle Ratsmitglieder versammelt. Der Eunuch Lord Varys, Lord Baelish, der alte Maester Pycelle, die rechte Hand Tyrion Lannister und natürlich Cersei, als Ersatz für Joffrey, der noch nicht volljährig war. Doch auch der glänzte mit seiner Anwesenheit. Und auch ihr Verlobter war dort. Er saß flankiert von Cersei und Petyr Baelish am Tisch und erhob sich, so wie auch alle anderen Männer im Raum, außer Joffrey, als sie eintrat. Sie sah sich verwundert um. Doch dann vielen ihr wieder die Geflogenheiten am königlichen Hofe ein. Sie schritt entschlossen auf Joffrey und Cersei zu und verneigte sich tief vor beiden, was den König befriedigt grinsen ließ. „Euer Majestät... Meine Königin.“, begrüßte sie sie und der König deutete ihr an, dass sie sich setzen sollte, obwohl seine Mutter sie wohl lieber stehen sehen wollte. Er blickte sie aus seinen blassgrünen Augen an und strich sich dann durch sein lannisterblondes Haar. „My Lady Forsyth. Es gibt ein paar sehr unerfreuliche Dinge zu bereden. Ich denke, Varys wird der Richtige sein, um Euch in Bilde zu setzen.“, schlug er vor, doch seine Mutter mischte sich ein. „Habt Ihr davon gehört, dass Stannis Baratheon die Lüge verbreitet, dass Joffrey nicht der rechtmäßige Erbe des eisernen Throns ist?“, regte sie sich wirklich auf und ihre Stirn legte sich in Falten. „Er erzählt herum, dass meine Kinder nicht Roberts, sondern Jaimes Saat sind. Lächerlich!“, fügte sie empört hinzu und schnaubte verächtlich. Rae wollte laut loslachen, ließ es jedoch bleiben. Lächerlich? Pah! Wenn hier etwas lächerlich war, dann ihr Verhalten. „Nein, meine Königin. Von dieser frevelhaften Lüge ist mir bisher nichts zu Ohren gekommen. Und Ihr wisst ja, wie gerne ich durch die Straßen spaziere.“, erwiderte sie und nun war es Tyrion, der sich einbrachte. „Die Nachricht hat Königsmund noch nicht wirklich erreicht.“, warf er ein und stellte sich auf seinen Stuhl, damit man ihn besser sehen konnte. An seinem roten Umhang war die goldene Hand, als Zeichen seines Ranges, befestigt. „Was gedenkt Ihr zu tun, my Lord Hand?“, kam eine Frage von Varys. Tyrion grinste dämonisch, wobei seine Augen funkelten. „Wir werden Stannis mit seiner eigenen Lüge konfrontieren.“, antwortete er und alle sahen ihn verdutzt an, nur Rae schien zu verstehen, was er sagen wollte. „Wir werden also eine Lüge über ihn in die Welt setzen?“, harkte sie nach und er nickte. „Sehr scharfsinnig beobachtet, my Lady.“, lobte er sie. Jaime, der bis jetzt noch nicht mal etwas zu ihr gesagt hatte, meldete sich zu Wort. „Das ist ja alles schön und gut, Bruder. Aber was willst du über ihn erzählen?“, wollte er skeptisch wissen und auch Cersei und Joffrey schienen noch nicht überzeugt. „Na ja, ich dachte daran, dass wir verbreiten, dass Stannis einzigstes Kind, die kränkelnde Shireen, nicht wirklich seine Tochter ist, sondern aus einer Beziehung zwischen seiner Frau, Lady Selyse, und deren Onkel, Ser Axell Florent, entsprungen ist.“, überlegte er und die Königin schien mit dieser Lüge zufrieden zu sein, denn sie lächelte sogleich wieder und ihre harten Gesichtszüge wurden weicher. Aber für Rae klang das ein wenig zu ähnlich der Lüge, die Stannis über die Lannisters verbreitete. Auch wenn diese die Wahrheit war. „Ich habe eine bessere Idee, wenn Sie äußern dürfte, Hoheit, Königin...“, sprach sie und erhob sich. Cersei nickte auffordernd. „Sprich, mein Kind.“, verlangte sie danach, dass die junge Forsyth ihr ihren Einfall nicht verschwieg. Raes charmantestes Lächeln kam zum Vorschein. „Wenn wir jetzt auch über eine inzestuöse Beziehung im Haus Florent reden, dann wird man sofort wissen, dass wir nur auf Vergeltung aus sind. Jeder dümmste Bauer würde irgendwann dahinter kommen. Ich wäre dafür, dass wir uns etwas gemeineres einfallen lassen.“, begann sie mit ihrer Präsentation. „Wie alle wissen, gibt es einen geisteskranken Hofnarren auf Drachenstein. Wäre es nicht weitaus amüsanter für uns und erniedrigender für den guten Stannis, wenn sich herumspricht, dass seine Frau mit dem verrückten Narren das Kind gezeugt hat? Immerhin voll Stannis, nachdem was man so erzählt, nicht gerade der leidenschaftlichste Gatte sein.“, endete sie und gab allen Zeit darüber nachzudenken. Tyrion lachte laut auf und zwinkerte ihr zu. „Süße Lady Forsyth... Ihr überrascht mich immer wieder!“, brach es aus ihm heraus und auch der Rest der Anwesenden mussten zugeben, dass dies kein schlechter Vorschlag war, also wurde sofort beschlossen, dass Briefe mit dieser Lüge aufgesetzt werden sollten und ins ganze Land verteilt werden würden. Doch nun kamen sie zu weitaus weniger amüsanten Punkten der Besprechung. „Was mich aber noch mehr beunruhigt ist, dass Stannis seine Segel hisst und sich zum König der Meerenge, die uns noch von ihm trennt, ernannt hat. Renly hat die Macht der Weite hinter sich und Margaery Tyrell geheiratet. Er ist nun König von Hochgarten. Auch Euer Bruder Robb Stark, hat sich selbst zum König des Nordens gekrönt und zusammen mit seinem Onkel, Ser Edmure Tully, die Armeen meines Vaters am Ochsenkreuz und an der roten Gabel des Trident niedergeschlagen. Dabei wurden viele meiner Verwandten gnadenlos abgeschlachtet, Lady Forsyth.“, klärte Cersei sie auf und ihre Augen zeigten ihr die Verachtung, die sie für Robb Stark und die Tullys übrig hatte. „Ich befürchte, dass Lannisport auch nicht mehr lange durchhalten wird. Obwohl mein Vater die Streitkräfte auf die Stadt konzentriert hat. Aber meine größte Sorge liegt hier in Königsmund. Die Hauptstadt würde einen Angriff nicht standhalten können.“, meinte sie und Rae freute sich innerlich, dass Robb so einen Erfolg hatte. Einerseits fürchtete sie allerdings auch, dass durch den Fall der Lannisters in den Westlanden, ihre Verbindung zu Jaime von Tywin ungeschehen gemacht werden könnte. Immerhin war sie so gut wie eines von Ned Starks Kindern. Sie musste nun schnell handeln. „Macht Euch keine Sorgen, Majestät. Stannis wird wohl eher damit beschäftigt sein, Sturmende für sich einzunehmen. Während Renly seinem Bruder die Stirn bieten muss und mein eigener Bruder, Robb, wird wohl zuerst nach Lannisport und anschließend nach Harrenhaal marschieren, um Lord Tywin herauszufordern. Königsmund sollte also fürs erste in Sicherheit sein. Außerdem würde er es nie wagen anzugreifen, bevor Sansa und ich nicht außer Gefahr sind.“, bedachte sie, was für alle einleuchtend schien. „Lady Forsyth hat Recht, süße Schwester. Genießen wir lieber den bevorstehenden Abend. Sobald Vater hier ist, brauchen wir so oder so nichts mehr zu befürchten.“, sprach der Zwerg auf die Königin ein, die sich etwas zu beruhigen schien. Und als Lord Tywin am Abend dann wirklich mit all seinem Gefolge und hohen Lords und Ladys eintraf, war Cersei wirklich wieder ganz die Alte. Garstig und schlecht gelaunt wie immer. „Es freut mich, dass ihr zwei zueinander gefunden habt, Kinder.“, meinte er an das frischverlobte Paar gerichtet und hob seinen Weinkelch. „Auf das ihr mir viele Enkel schenken werdet, sodass das starke Geschlecht der Lannister fortbestehen kann.“, prostete er und alle klatschten. Es war von überall her lautes Gelächter zu hören und die Musik spielte. Nur die Königin schien nicht zufrieden zu sein. Als ob diese Forsyth die Einzige wäre, die ihm Enkel schenken konnte. Immerhin hatte sie bereits drei Kinder. Und die waren mehr Lannister, als es die Kinder von Jaime und ihr je sein könnten. Was hatte ihr Vater nur dabei gedacht, als er Jaime die Erlaubnis zu dieser Verbindung gegeben hatte. Rae, die heute die Farben ihres Hauses trug, bemerkte, was in Cersei vorging, versuchte dies allerdings zu ignorieren. Sie wollte den Abend genießen. Deshalb kontrollierte sie kurz, die weißen Rosen, die ihr Haar zierten und lehnte sich dann zu ihrem zukünftigen Schwiegervater vor, der neben Jaime saß, neben welchem sie Platz genommen hatte. „My Lord... Jetzt, wo die Häuser Lannister und Forsyth eine Familie werden, hätte ich doch eine Bitte...“, sprach sie und Jaime blickte sie verwundert an. Sein alter Herr schien erquickt von Raes Ausstrahlung, die in ihrem Auftreten einer südländischen Lady glich, in ihrem Wesen allerdings undurchsichtig, wie der Schnee des Nordens war. „Sprich, mein liebes Kind. Ich werde deiner Bitte nachkommen, sofern es mir erlaubt ist.“, forderte er sie auf und sie spielte mit dem Rand ihres Trinkgefäßes, dessen goldener Kelch verziert war mit den Tieren der Häuser. Der Hirsch der Baratheons, der Löwe der Lannisters, der Schattenwolf der Starks und viele andere. Einen kurzen Moment zögerte sie, doch entschied sich dann weiterzusprechen. „Ihr hattet mir, bei unserer letzten Begegnung, offeriert, dass Ihr für mich das Reich von Berg und Tal wieder zurückerobern könnt. Ich habe lange über dieses großzügige Angebot nachgedacht und möchte es annehmen.“, gestand sie ihm und er sah sie einen Moment verwundert an, genauso wie sein ältester Sohn, dessen Hand nach ihrer gegriffen hatte. Warum wollte sie das so plötzlich? Um sie nicht misstrauisch zu machen, erklärte sie es ihnen. „Nun, es gehört rechtmäßig in den Besitz meiner Familie, da ich Dorian Forsyths Erbin bin. Außerdem wäre es doch eine hervorragende Idee, wenn Tommen dort als Kastellan für mich tätig sein könnte, bis Eurer Sohn und ich selbst Kinder haben, die nach erlangen ihrer Volljährigkeit als Wächter des Ostens eingesetzt werden können.“, unterbreitete sie ihm ihre Absichten. Wobei selbst Cersei überrascht schien, als sie hörte, dass eines ihrer Kinder Kastellan werden sollte. „Wirklich gut durchdacht, my Lady. Ihr überrascht mich immer wieder.“, lobte er sie und klopfte seinem Sohn auf die Schultern. „Du hast dich wahrhaftig für die richtige Frau entschieden, Jaime.“, meinte er lachend und hob den Kelch zu einem Toast. „Die Eyrie wird sobald Ihr meinen Sohn geehelicht habt Euch gehören, Lady Forsyth. Seht es als eine Art Hochzeitsgeschenk an.“, schwor er ihr und sie nickte ihm dankend zu. Ihre eigentliche Absicht bestand allerdings darin, das Ziel von Tywin Lannisters Truppen in eine andere Richtung zu lenken, damit Robb freie Bahn auf Harrenhaal und Königsmund hatte. Das mit Tommen hatte sie nur gesagt, um keinen von ihnen skeptisch zu machen. Jaimes lächelnde grüne Augen, trafen ihre und sie schluckte. Es gefiel ihr überhaupt nicht ihn zu belügen oder irgendetwas vor ihm geheim zu halten. Aber sie tat das alles nur aus Liebe zu ihm und wollte nur, dass er nicht in der Stadt sein würde, wenn ihr Bruder einmarschieren würde. Hoffentlich würde Lord Tywin genau zu diesem Zeitpunkt losziehen, um das Reich von Berg und Tal für sie zu erobern und hoffentlich würde Jaime dann auch mit ihm gehen. Während sie so in Gedanken versank, verlief das Fest weiter. Andauernd hallten die Worte der beiden Häuser aufgerufen, die bald nicht mehr länger verfeindet sein würden. Das Hört mich brüllen der Lannisters wurde mit dem Kämpfe mit List und Verstand des Hauses Forsyth beantwortet. Obwohl es eigentlich niemanden gab, der unter ihrem Banner kämpfte, seit dem Tod ihrer Eltern. „Entschuldigt mich, my Lords.“, murmelte sie mit einem Mal und erhob sich, um sich ein wenig abseits der Feierlichkeiten gegen eine Wand zu lehnen. Luna schlich hinter ihr her und leckte über ihre Finger, um sie dann aufmunternd anzusehen. Rae lächelte. Warum war nur alles so kompliziert? Plötzlich bemerkte sie aus den Augenwinkeln, dass sie beobachtet wurde. Die großen Tore des Thronsaals standen offen und man konnte in den Garten hinaussehen. Dort, hinter einem der Bäume schien sich eine Person zu verstecken. Rae konnte nicht erkennen, ob es sich dabei um eine Frau oder einen Mann handelte. Doch irgendjemand stand definitiv dort und sah nur zu ihr rüber, ohne sich zu rühren. Luna, die leise winselte, spurtete auf einmal los. Mit ihr rannte die Gestalt davon. Mit einem letzten Blick auf ihren Verlobten, der schon ziemlich betrunken zu sein schien, verließ Rae ebenfalls den Saal und rannte die dunklen Gänge des Palastes hinunter. Immer den Schatten der großen Wölfin im Auge. Die Spur endete im Götterwald und sie blickte sich nervös um, während Luna hinter einem Baum verschwand. „Pst, Luna! Ruhig!“, ertönte plötzlich eine weibliche Stimme und Rae erkannte sie sofort. Es war Catelyn Stark, die von der schwarzen Wölfin hinter dem Baum hervorgeholt wurde. Das Maul hatte Luna behutsam um das Handgelenk der rothaarigen Frau gelegt. „Cat? Was machst du denn hier?“, fragte sie ihre Ziehmutter, die sofort auf sie zukam und sie in ihre Arme schloss. „Rae, Liebes. Ich musste herkommen, nachdem, was du Robb geschrieben hast. Ist es war, dass du den Königsmörder heiratest?“, begrüßte die Frau sie und sie hielten einander die Hände. Rae nickte mit dem Kopf und schluckte. „Ich liebe ihn, Cat. Aber sag... Wie bist du hierher gekommen? Es stehen überall Wachen.“, harkte sie nach mit Sorge in der Stimme. Ned Starks Witwe lächelte. „Nicht nur die Lannisters kennen sich mit Tricksereien aus. Aber sag, wie geht es dir?“, flüsterte sie und betrachtete die junge Frau. Catelyn bemerkte, dass es ihr anscheinend nicht schlecht ergangen war, denn sie hatte nirgends Verletzungen oder war abgemagert. „Mir geht es gut... Jaime kümmert sich um mich. Sansa geht es auch soweit gut.“, versicherte sie der besorgten Mutter und kam dann auf ein anderes Thema zu sprechen. „Ich hörte Robb war erfolgreich am Ochsenkreuz. Und plant nun Lannisport einzunehmen.“, sprach sie und Lady Stark nickte. „Er soll sobald er dies getan hat, Harrenhaal angreifen. Ich konnte Lord Tywin aus dieser Festung herauslocken. In einem Monat wird Harrenhaal so gut wie unbewacht sein.“, erklärte sie der Frau, die wieder nur nickte, um zu signalisieren, dass sie verstanden hatte. „Theon ist sicher bei ihm, oder?“, erkundigte Rae sich bei ihr und sofort verdunkelte sich das Gesicht der Älteren. „Was ist?“, stocherte die junge Forsyth nach, als sie dies bemerkte. „Hat dich die Nachricht noch nicht erreicht? Theon hat uns verraten, mein Kind. Er hat Winterfell eingenommen und hält Bran und Rickon als Geiseln. Ich habe Ser Rodrik Cassel mit Männer zu ihnen geschickt. Hoffentlich können sie Winterfell zurückgewinnen.“, berichtete sie ihr und Raes blaue Augen schimmerten geschockt. Was? Theon Greyjoy, der von ihr und Robb stets wie ein Bruder, statt wie ein Gefangener der Starks, behandelt wurde, hatte sie hintergangen? Das waren mehr als schlechte Nachrichten. So würde es nur noch mehr Feinde geben, die es zu bekämpfen galt. „Cat... Ihnen wird nichts passieren. Egal, wie viel Hass er auf Ned hat... Er würde Rickon und Bran nie etwas tun... Vertrau mir.“, versuchte sie ihre Mutter zu beruhigen. Die unterdrückte ihre Tränen so gut es eben ging. „Ich hoffe, du hast Recht, Rae. Ich möchte nur eins von dir. Bring mir Sansa wohlbehalten zurück.“, bat sie sie und strich über die Wangen des Mündels, dass sie so sehr liebte, wie ihre eigenen Kinder. „Und werde glücklich mit dem Mann, den du so sehr liebst, dass du für ihn deine Familie verlässt.“, wünschte sie ihr noch und küsste ihre Stirn. „Ich wünschte, es wäre anders und ihr könntet ihn so sehen, wie es tue.“, wisperte Rae zum Abschied und die Frau war in der Dunkelheit verschwunden. „Was machst du denn hier, Liebste?“, erklang Jaimes Stimme und er kam auf sie zu. Hatte er Catelyn gesehen? Nein, sie war viel zu schnell fortgewesen, als dass er es bemerkt haben konnte. Lächelnd legte sie ihm die Arme um den Hals. „Ich habe gebetet.“, log sie widerwillig. „Und wofür?“, fragte er neugierig und er küsste sie zärtlich. „Dafür, dass wir für immer zusammen bleiben, Geliebter.“, entgegnete sie und sie küssten sich leidenschaftlich im Mondschein, der die Bäume in ein silbernes Licht hüllte. Kapitel 10: Growing Red ----------------------- Endlich. Heute würde sie den Mann, den sie liebte, heiraten. Von draußen ertönte lautes Gelächter und aufgeregte Rufe. Die Vorbereitungen waren so gut wie abgeschlossen. Und doch war sie angespannt. „My Lady, ist es so gut oder wollt Ihr doch eine andere Flechtung?“, fragte Elaine sie nach ihrer Frisur. Sie drehte sich zum Spiegel und lächelte zufrieden. Ihre schwarzen Locken waren übersät mit roten Rosen und zu einer komplizierten Hochsteckfrisur zusammengebunden. „Es ist wundervoll, Elaine. Ich danke dir.“, freute sie sich und drückte die Hand der alten Magd. „Ich hoffe, es wird Ser Jaime auch gefallen.“, betete die Alte und ihre grauen Augen zeigten Rae, dass sie zu Tränen gerührt war. „Da bin ich mir sicher.“, versicherte sie schnell und stand dann auf, als ein Klopfen ertönte. Hereintrat Lord Tywin Lannister. Er als Vater des Bräutigams würde sie zur Stätte von Baelor begleiten. Eigentlich wäre dies die Aufgabe ihres Vaters, Dorian Forsyth, oder zumindest die von Eddard Stark gewesen. Doch beide waren tot. „My Lady, Ihr seht bezaubernd aus. Ich hatte nicht erwartet, dass es, neben meiner verstorbenen Joanna und meiner Tochter Cersei, je eine andere Frau geben wird, der die Farben meines Hauses besser kleiden würden.“, bemerkte er ihr Auftreten. Ihr Hochzeitskleid war aus reinster Seide genäht. Goldene Ornamente, in Form von Blumen, waren aufgestickt wurden. Sie verneigte sich etwas vor ihm, doch er bat sie, sich wieder aufrecht vor ihn hinzustellen. „Nicht, mein Kind. Am heutigen Tage bin ich es, der sich vor Euch verneigen muss.“, meinte er und ging sogar vor ihr auf die Knie, um ihre Hand zu küssen. Sie errötete sichtlich, sodass sie ihre Verlegenheit nicht verbergen konnte. Ein so stolzer und unbeugsamer Mann wie Tywin Lannister kniete vor ihr? Das konnte sie nicht wirklich fassen. „Ich danke Euch, my Lord!“, murmelte sie höflich, als er sich wieder erhob. „Nein, ich danke Euch, my Lady Forsyth. Dafür, dass Ihr meinen Sohn so glücklich macht.“, erwiderte er und seine grünen Augen, die mit goldenen Punkten gesprenkelt waren, zeigte sich so etwas wie väterliche Liebe ihr gegenüber. Sie hätte jetzt schon vor Freude weinen können. „Kommt, my Lady. Jaime wartet schon sehnsüchtig auf Euch.“, forderte er sie dann auf und reichte ihr seinen Arm, damit sie sich einharken konnte. Gemeinsam schritten sie in den Hof, wo bereits die Pferde, gesattelt und gestriegelt, bis sie wie Speckschwarten glänzten, warteten. Sie ritten im Trab zur Stätte vor und er half ihr herunter. Als sie wieder aufblickte entdeckte sie Jaime vor dem Altar, zusammen mit dem Septon, der die Zeremonie durchführen würde. Tywin begleitete sie noch bis zu ihrem Zukünftigen. Sie bemerkte Sansa, die wunderschön war in ihrer blauen Seide. Ihr rotes Haar, das etwas heller als das von Catelyn, wirkte wie Feuer im Licht, dass durch die Kristallfenster schien. Sie weinte mit einem glücklichen Lächeln. Auch die Königin und ihre Kinder waren anwesend. Einer herausgeputzter als der andere. Lord Lannister entfernte sich, als er sie an seinen Sohn übergab. „Du bist unglaublich, Rae.“, flüsterte er ihr zu und sie nahm seine Hand, drückte diese sanft. Auch er trug das Lannisterrot und strahlte heller als die Sonne. Sein goldenes Haar schien jeden Lichtstrahl zu reflektieren. Schon begann die Zeremonie. Eine Welle von Gebeten rieselten aus dem Mund des Priesters auf die Zwei nieder, um ihnen Glück, Liebe und Gesundheit zu bringen. Er segnete Rae, damit sie imstande war ihrem Mann viele Nachkommen zu schenken und weihte Jaimes Schwert, damit es in der Lage war seine Familie vor jeglicher Gefahr zu beschützen. Sie mussten während des gesamten Ritus knien, doch durften sie schließlich aufstehen, um sich gegenseitig ihr Gelübde abzugeben. Jaime war, als Mann, derjenige der den Anfang machen musste. Ser Kevan Lannister, Tywins Bruder, war dabei auserkoren worden, den Beiden die Ringe zu überbringen. „Ich, Ser Jaime Lannister, Erbe Lord Tywins, gelobe hiermit, Lady Rae Forsyth zu ehren und mit meinem Leben zu beschützen. Sie zu lieben und alles zu tun, um sie zur glücklichsten Frau im ganzen Königreich zu machen.“, versprach er und alle waren seine Zeugen. Er nahm den, aus Gold geschmiedeten, Ring und steckte ihn an ihren schmalen Finger. Nun war sie an der Reihe. „Ich, Lady Rae Forsyth, Erbin Lord Dorians, schwöre, Ser Jaime Lannister zu lieben und ihm mit dem Rat einer liebenden Frau zur Seite stehen. Ich will ihm viele Kinder schenken. Einen Erben und viele weitere. Nie werde ich einen anderen Mann so begehren, wie ihn.“, entgegnete sie und steckte ihm seinen Ring an. Dann beugten sich beide vor und besiegelten ihre Schwüre mit einem Kuss, den Sansa vorher nur aus Erzählungen der berühmten Liebespaare, wie Jonquil und Florian, gekannt hatte. Es war schöner als sie es sich vorgestellt hatte und Rae und Jaime gaben so ein schönes Paar ab, dass sie nur noch mehr weinen konnte. Die Stätte wurde mit jubelnden Zurufen und Applaus gefüllt. Und das Paar drehte sich überglücklich den Anwesenden zu. Es wurde Musik gespielt, als sie Hand in Hand hinaustraten, gefolgt von Myrcella und anderen jungen Mädchen, der hochgeborenen Ladies, die Blumenblüten warfen. Als sie draußen ankamen, war auch der Rest des Volkes, dem es nicht erlaubt war an der Zeremonie teilzuhaben, versammelt. Auf Abstand gehalten wurden sie von der königlichen Garde. Rae und Jaime grüßten jeden der Gratulanten. Mit einem Mal erkannte sie ein kleines Mädchen unter ihnen. „Arya?“, rief sie und das zerzauste Mädchen wurde durchgelassen. Sie war es wirklich. Sie hatten sie wiedergefunden. Wo war sie nur die ganze Zeit gewesen? Jaime erlaubte ihr, ihre Schwester mit in den Pferdewagen zu nehmen, der von oben bis unten mit Blumen übersät war. Arya erzählte ihr dort, dass sie, nach Neds Festnahme geflohen war und sich seitdem auf den Straßen durchgeschlagen hatte. Der Wagen fuhr direkt zum Palast, sodass sie auf der Stelle von einigen Dienstmädchen gewaschen und neu eingekleidet wurde. Als Arya, die ihrem Vater sehr ähnelte, wieder zu den anderen stieß, war das Fest im vollen Gange. Es wurde gegessen, gesungen und getanzt. Myrcella und Tommen tanzten mit einigen anderen Kindern, um das frischvermählte Paar herum und lachten mit quietschenden Stimmen. „Du machst mich wirklich sehr glücklich, Liebste.“, flüsterte Jaime ihr zu und hielt sie fest, während er sie zu einer Hebefigur hochhob. „Mag sein, aber ich bin mir sicher, dass es niemanden gibt, der glücklicher ist, als ich.“, konterte sie und beide lachten vergnügt. Nach ihrem Tanz wurde sie noch einmal von Tyrion mit einer festen Umarmung in der Familie Willkommen geheißen. Tywin Lannister gab ihr einen segnenden Kuss auf die Stirn. „Ich bin jetzt schon in freudiger Erwartung, wenn ich mein erstes Enkelkind in den Händen halte.“, sprach er an die Beiden gerichtet. Cersei fand das ganz und gar nicht erfreulich. „Das erste Enkelkind, dass du in Händen gehalten hast, war Joffrey, Vater.“, erinnerte sie ihn und er sah sie verdutzt an. „Ja, Cersei. Das weiß ich doch. Ich meine ja auch, das erste Kind deines Bruders.“, gab er zurück und richtete sich wieder an Rae. „Ich hoffe ja, dass es ein Junge wird. Ein Erbe für Jaime.“, offenbarte er seine Erwartungen. Sie lachte und lehnte sich an Jaimes starke Schulter. „Ich werde mein Bestes geben, my Lord.“, versprach sie und küsste dann ihren Ehemann. Es war ein schönes Gefühl eine Familie zu haben, auch wenn sie schon so viele geliebte Menschen verloren hatte. „Oh, Liebste...“, wisperte Jaime, als er sie in den Gängen in eine Nische drängte. Es war bereits spät in der Nacht, beinahe schon der nächste Morgen. Sie hatten so lange gefeiert, gelacht und getrunken. Und jetzt, wo er trunken war von dem ganzen Wein, wollte er nur noch eines. Sie kicherte und ihre Lippen neckten seine Mundwinkel, während er so erregt war, dass seine Berührungen tollpatschig wie die eines kleinen Kindes waren. Er schmeckte nach dem süßlichen, aber starken, Wein. Ihre Hände wanderten an seiner Brust hinunter und öffneten flink die Schnalle seines Gürtels. Seine Zähne verwöhnten ihren Hals und ihr Kinn und seine Finger suchten sich ihren Weg unter ihr Kleid. Plötzlich hob er sie hoch und schleppte sie in ihr Zimmer, wo er sie aufs Bett warf, um sich sofort wieder über sie herzumachen. „Ich liebe dich, Jaime.“, wisperte sie, während sie ihn entkleidete. Er tat dasselbe. „Ich dich auch.“, flüsterte seine weiche, warme Stimme und er fuhr die Form ihrer Brüste nach. Sie gab sich ihm mehr hin, als sie es je zuvor getan hatte und er wusste, wie wertvoll diese Nacht war. Es war die erste Nacht, die sie als Mann und Frau verbrachten. Umso leidenschaftlicher und ungestümer würde es werden. Als sie ihn umfasste, stöhnte er laut auf und ließ sich von ihr liebkosen, bis ihm schwindelig wurde. Dann war sie auf ihm. Ihr Schoß an seinem Becken und das Gefühl, sein Herz würde gleich zerspringen. Ihre Hüfte kreiste unaufhörlich, obwohl er bereits erzitterte. „Ich werde nie eine andere lieben, Rae.“, nuschelte er an die zarte Haut ihres Halses, nachdem er sich aufgesetzt hatte, um sie näher an sich zu drücken. Ihre blauen Augen trafen seine smaragdgrünen und er erkannte, dass es ihr genauso ging. Dann führte sie ihn auf diese verführerische Art und Weise zu einem unglaublich heftigen Höhepunkt. Ihr Blick blieb dabei die ganze Zeit an seinem haften. Und mit großer Wahrscheinlichkeit hörte sie gerade der gesamte Palast, doch sie störten sich nicht daran. Es gab nur sie beide. Und sie wussten, dass diese Nacht, die sein würde, die alles ändern würde, als er seine Saat in ihren Schoss ergoss. Cersei, deren Zimmer nicht weit entfernt von Raes Gemächern war, lag neben Lancel Lannister, ihrem Cousin, im Bett. Ihn hatte sie sich zum neuen Liebhaber gemacht. Sie zuckte jedes Mal zusammen, wenn sie hörte, wie er ihren Namen rief und laut stöhnte, beinahe schon schrie vor Lust. Warum taten sie ihr das nur an? Was hatte sie getan, um so von den Göttern gestraft zu werden? Sie versuchte die Geräusche zu ignorieren, schaffte es aber nicht. Rae Forsyth würde sie sich damit ganz sicher nicht zur Freundin machen. Niemals. „Heute werde ich der Champion sein. Für dich, Liebste.“, versprach er ihr und sie küsste seine Stirn. „Das wirst du. Da bin ich mir sicher.“, erwiderte sie und Jaime Lannister wurde von Gendry in die, goldüberzogene, Rüstung gepackt. Er sah wirklich stattlich aus, umgeben von dem ganzen Metall. Als er fertig war und Gendry zurücktrat, übergab sie ihm sein Schwert und öffnete dann das Band, dass ihr Haar zusammenhielt, um es ihm ums Handgelenk zu binden. Es war nachtblau, genauso wie die Farben ihres Hauses. „Ich werde es in Ehre tragen.“, versicherte er ihr und küsste ein letztes Mal seine Hand, bevor er hinaustrat, um zusammen mit Gendry sein Pferd vorzubereiten. Sie gesellte sich derweilen zu Sansa und Königin Cersei, die neben Joffrey saßen, der, weil seine Mutter es verboten hatte, nicht an dem Turnier teilnehmen würde. „Ich hoffe, Ser Jaime kann gewinnen.“, raunte Sansa ihrer älteren Schwester zu, die nur zustimmend nickte. Die Königin, die alles gehört hatte, lehnte sich vor, um sich an dem Gespräch zu beteiligen. „Gewiss, süße Sansa. Mein Bruder pflegt immer zu sagen, dass die Schlacht das Einzige ist, was ihm zeigt, dass er noch lebendig ist... Und natürlich die Lust im Bett.“, warf sie ein und Rae wusste genau, worauf sie hinauswollte, während Sansa bei diesen Worten leicht errötete. Jaimes Zwillingsschwester wollte der jungen Forsyth damit verständlich machen, dass Jaime es mehr genossen hatte mit ihr zu schlafen, als mit seiner Angetrauten. Doch sie wussten beide, dass das nicht stimmen konnte. „Nun, da habt ihr wohl Recht, Majestät. Erst gestern Nacht konnte ich das am eigenen Leib bezeugen. Ich entschuldige mich, falls wir uns störend verhalten haben.“, konterte sie und man konnte sehen, dass die grünen Augen Cerseis sich verächtlich schmälerten. Aber das Turnier begann und lenkte somit die volle Aufmerksamkeit auf sich. Es waren viele junge Ritter anwesend, die ihre Kräfte messen und ihr Können unter Beweis stellen wollten. Doch schließlich scheiterten sie alle an dem blonden Lannister, der an diesem Tag, wie es aussah, außerordentlich motiviert zu sein schien. Er strahlte bei jedem Sieg und ritt stets an Rae vorbei, um ihren einen Kuss zuzuwerfen. Sie und auch die anderen erhoben sich dann jedes Mal, um lautstark zu applaudieren. „Ser Jaime ist ja wirklich in Hochform.“, hörte man zwei Männer miteinander tuscheln. „Ja, aber das wundert mich nicht. Ich würde mich auch um zehn Jahre verjüngt fühlen, wenn ich ein so liebreizendes Wesen, wie Lady Forsyth betten dürfte.“, entgegnete der andere und sein Gesprächspartner lachte. „Du meinst wohl Lady Lannister.“, erinnerte er und beide grinsten. Auch Rae musste schmunzeln. Es stimmte. Sie war nun nicht mehr länger Lady Rae Forsyth, sondern Lady Lannister, die Gattin des Erben Lord Tywins. Und sie würde ihrer Rolle gerecht werden, egal, was Cersei oder sonst wer davon hielt. Nach dem Turnier und Jaimes Kürung zum Champion wurde erneut gefeiert bis in die Nacht. Nachdenklich saß sie vor ihrem Spiegel und frisierte ihr Haar. Sie fühlte sich irgendwie eigenartig. So unruhig. Doch nicht nach außen hin. Äußerlich wirkte sie gelassen und geduldig wie immer, doch innerlich brodelte es. Luna, die ihren Kopf auf den grünen Stoff ihres Kleides gelegt hatte, sah sie aus großen mondsteinblauen Augen an. Auch sie spürte, dass irgendetwas anders war. Und mit einem Mal wurde Rae bewusst, was er war. Seit einem Monat hatte sie schon nicht mehr geblutet. Ihre Blutung war sonst nie ausgeblieben. Konnte das also heißen, dass in ihr ein Kind heranwuchs? War es möglich, dass Jaime sie gleich in ihrer Hochzeitsnacht mit seiner herrlichen Saat befruchtet hatte? Sie schluckte und unterdrückte ihre Freude. Bevor sie voreilige Schlüsse zog, sollte sie zu Maester Pycelle gehen. Der alte Mann würde ihr sicher Gewissheit geben können. Also machte sie sich zügig auf dem Weg, Luna hektisch hinter ihr. „Master Pycelle? Habt Ihr einen Augenblick Zeit für mich?“, rief sie schon nach ihm, als sie sah, dass die Türe zu seinen Gemächern offen stand. Der Greis humpelte hinaus. Die schwere Kette, mit den vielen verschiedenen Metallelementen, klapperte, als er ihr den Kopf zuwandte. „Oh, my Lady Lannister.“, wunderte er sich über ihr plötzliches Auftauchen. „Was kann ich für Euch tun, Kind?“, erkundigte er sich dann, als sie in seine Gemächer trat und hinter sich die Tür verschloss. „Es ist... Nun, meine Blutung ist diesen Monat ausgeblieben und da fragte ich mich...“, wollte sie ihm erklären, doch er war ja nicht dumm und konnte sich denken, worauf sie hinauswollte. „Ist Euch gelegentlich in den Morgenstunde etwas übel? Seid Ihr träger geworden?“, fragte er und sie dachte nach. „Etwas Schwindel beim Aufstehen, aber ansonsten habe ich keine weiteren Beschwerden.“, klärte sie ihn auf und er sah sie sich etwas genauer an. „Nun, wenn Ihr wirklich in Erwartung seid ein Kind zu bekommen, dann kann ich Euch dies leider noch nicht vergewissern. Aber es ist durchaus möglich. Wir sollten einen weiteren Monat abwarten.“, riet er ihr und sie war damit einverstanden. Sie hielt also noch einen Monat geduldig Abstand von dem Thema Nachwuchs in Jaimes Gegenwart, doch Sansa berichtete sie von ihrem Verdacht, der sich auch bei ihrem nächsten Treffen mit dem Maester bestätigte. Man konnte deutlich eine Veränderung an ihr erkennen, die nur bei Schwangeren vorkam. Sie wurde deutlich ruhiger und vorsichtiger, ritt auch nicht mehr allzu viel und lange aus, sodass auch Jaime auffiel, dass sie sich veränderte. „Ist irgendetwas nicht in Ordnung mit dir, Geliebte?“, wollte er eines Tages wissen, während er gerade Gendry trainierte. Sie lächelte ihn an. „Nun, du wirst es bereits bemerkt haben, dass ich nicht mehr so herumalbere, wie zuvor. Aber ich bin nur besorgt, um unseren Nachwuchs, der in mir heranwächst.“, verriet sie ihm mit einem Zwinkern und er war auf einmal so unachtsam, dass Gendry es schaffte ihm mit dem Schwert gegen das Kettenhemd zu schlagen. Ungeachtet der Schmerzen stürzte er allerdings auf sie zu und hob sie hoch, um sie herumzuwirbeln. „Wir bekommen ein Kind?“, harkte er ungläubig nach und sie nickte aufgeregt. „Ja, ich weiß es seit zwei Monaten, aber Maester Pycelle hat mir geraten, noch ein wenig auszuharren, bis es ganz sicher ist.“, gestand sie ihm und sie küssten sich. Gendry kam natürlich auch hinzu, um ihr auf Knien zu gratulieren, doch sie drückte den jungen Mann freudig an sich, was ihm Röte ins Gesicht trieb. Der Rest des Hofes wurde schneller informiert, als ein Hase Haken schlagen konnte. „Jaime, du Glückspilz. Konntest deine süße Lady gleich in eurer Hochzeitsnacht mit deinem Samen beglücken.“, lobte Tyrion seinen großen Bruder und umarmte ihm brüderlicher denn je. Alle freuten sich und auch Cersei konnte ausnahmsweise wohl mal ihre Waffen senken und sie beglückwünschen. „Eine Frau ist immer am schönsten, wenn in ihr neues Leben heranwächst, my Lady Rae. Das sagte mein Vater mir immer, als ich in den Umständen war. Er meinte, ich würde richtig erblühen.“, erzählte sie friedlich und Rae musste lächeln. „Danke, Majestät. Ich hoffe, dass es bei mir so sein wird, wie bei Euch.“, erwiderte sie und beiden huschte ein zaghaftes Lächeln über die Lippen. Auch Lord Tywin wurde benachrichtigt. Jaimes alter Herr würde wohl Freudensprünge machen, wenn er das erfahren würde. Momentan war er ausgezogen, um ihr das Reich von Berg und Tal zurückzuerobern, was er schon bald geschafft haben würde, obwohl es schwer war die Eyrie zu stürmen. Die Aussicht auf Enkel würde ihn wahrscheinlich noch mehr antreiben. Rae schrieb außerdem noch Robb und Catelyn von den Ereignissen und hoffte, dass sie ihnen irgendwann ihr Kind präsentieren könnte. Sie hatten jetzt immerhin Winterfell zurückerobert. Die Nachricht hatte Königsmund vor einigen Tagen erreicht. Theon war dabei getötet worden, doch Rae trauerte nicht um diesen Verräter. Nun konnten Bran und Rickon wieder sicher aufwachsen und vielleicht würden Jaimes und ihre Kinder bald zusammen mit den Beiden über Winterfells Hof jagen und so viel Spaß miteinander haben, wie sie es in ihrer Kindheit immer gehabt hatte. „Man sagt ja immer, dass ein Mann, der eine Frau, mit einem Kind im Bauch, leidenschaftlich bettet, großes Glück haben wird... Aber ich kann gar nicht noch mehr Glück haben, als es mir nicht schon wiederfahren ist.“, flüsterte er in ihr Haar und sie küssten sich romantisch. Seine Hand lag auf ihrer, die schützend den Babybauch behütete, der bereits ziemlich angeschwollen war. Sie war jetzt im siebten Monat und man konnte schon, ab und an, fühlen, wie sich die Decke aus Haut, die das Leben, dass in ihr heranwuchs, bedeckte, sich wölbte und kleine Füße nach den beschützenden Händen traten. Seine Lippen küssten ihren Bauch und dann horchte er auf Geräusche, die vielleicht herausdringen würden. „Es wird bestimmt ein Junge. So viel wie er tritt sogar ein ziemlicher Raufbold.“, vermutete er und sie lachte amüsiert, sodass er sie verdutzt anblickte. Seine Augen funkelten in ihrem wunderschönen Grün. „Es werden Zwillinge, Liebster. Ein Junge und ein Mädchen.“, machte sie ihm klar und zwischen seinen Augen bildeten sich skeptische Falten. „Was macht dich da so sicher?“, harkte er neugierig nach und sie streichelte über ihren Bauch. Sie konnte schon nicht mehr ihre Füße sehen, so groß war er. Es konnten nur Zwillinge sein. „Ich trage sie in mir, Jaime. Warum sollte ich falsch liegen?“, stellte sie ihm eine Gegenfrage auf die er keine Antwort kannte. Und man sagte ja, dass eine Mutter wüsste, welches Geschlecht ihr Ungeborenes haben wird. Die Vermutung mit den Zwillingen war auch nicht so abwegig, da er und Cersei ja auch kurz hintereinander zur Welt gekommen waren. Mit einem Mal begann sie zu singen. Ihre glockenähnliche Stimme klang durch das Zimmer und drang in seine Ohren. Es war ein schönes, zartes, aber auch trauriges Lied, dass davon handelte nach Hause zu kommen. Denn nur an dem Ort, an dem man sich wohlfühlte, war man in der Lage frei zu atmen und einen Neustart zu wagen. Als sie endete, sah er sie an und sein Blick sagte ihr, dass er sie so sehr liebte, dass er es nicht vermochte, seine Gefühle in Worte zufassen. „Ich will nur bei dir sein, Jaime, denn nur dann fühle ich mich zuhause.“, wisperte sie und erneut küssten sie sich. Doch ihre Liebkosung wurde vom Klopfen unterbrochen, dass wie ein Donnern auf die Tür eindrosch. Schnell zogen sie sich etwas über, um einen Boten zu empfangen. „My Lady, Ser. Die Königin verlangt nach Eurer Anwesenheit im Rat.“, überbrachte er den Befehl und Jaime blickte auf sie, die sich schwermütig erhob. „Ich gehe allein. Du solltest dich ausruhen, Rae.“, bat er sie, wobei es eher wie eine Aufforderung klang. Sie schüttelte allerdings energisch den Kopf. Damit Cersei sich nur wieder über sie beschweren konnte? Den Gefallen würde sie ihr nicht tun! „Nein, Liebster. Es geht schon. Wir wollen doch deine Schwester nicht mit meiner Abwesenheit beleidigen.“, winkte sie ab und sie kleideten sich, trotz seiner besorgten Blicke, angemessen ein. Kapitel 11: A Mother's Tears Madness ------------------------------------ „My Lady Rae, lasst mich Euch helfen.“, bot Lord Baelish sich an und rückte ihr den schweren Stuhl zurecht. Sie lächelte ihm dankbar ein. Seitdem sie in den Umständen war, war jegliche Anstrengung zu einer Herausforderung geworden. Ab dem sechsten Monat konnte sich noch nicht einmal mehr allein auf ihr Pferd steigen. Doch jeder am Hof war sehr zuvorkommend, selbst Cersei. Diese schien momentan allerdings wirklich aufgebracht, was man an ihren Augen sah. „Warum hast du meine Gattin und mich rufen lassen, Schwester?”, erkundigte Jaime sich und streichelte unentwegt über Raes zarte Hand, die er die ganze Zeit hielt. „Renly Baratheon ist tot, Jaime. Ermordet durch seinen Bruder Stannis. Robb Stark hat Lannisport und Harrenhaal eingenommen, während Vater für deine Gattin die Eyrie, und somit Lady Lysa und ihren Sohn Robert Arryn, gestürzt hat. Und nun kam uns zu Ohren, dass Stannis mit seiner Flotte von Kriegsschiffen über den Blackwater in Richtung Königsmund segelt... Und du fragst mich, warum ich euch rief?“, machte sie sich über ihn lächerlich, doch er erwiderte dies nur mit einem bösen Blick. Rae beobachtete die Beiden. Es war schon eigenartig, dass sie in so kurzer Zeit von liebenden Geschwistern zu Feinden geworden waren. Jedes Mal, wenn sie aufeinander trafen, entstand eine Art negative Spannung zwischen den Beiden. „Liebster Bruder, mir ist bewusst, dass du nun anderes im Kopf hast, als mit mir Kriegspläne zu schmieden, wo deine hübsche Frau dir bald ein Kind in die Arme legen wird.“, versuchte Cersei es auf eine sanftere Weise und er schien dadurch beschwichtigt. „Aber ich fürchte, dass Königsmund den Angriff nicht standhalten kann, sollte Stannis es schaffen an die Ufer zu kommen. Und dann wären wir alle in Gefahr. Ich mache mir bloß Sorgen um meine Kinder und mein Volk.“, fügte sie hinzu und er nickte verständnisvoll. Joffrey, der zur rechten seiner Mutter saß, erhob die, immer noch jungenhafte, Stimme. „Meine Schlachtschiffe werden Stannis schon in seine Schranken weisen Mutter.“, versicherte er ihr und grinste siegessicher. „Da bin ich mir sicher, Joffrey, aber wir sollten vorher doch besprechen, wie wir vorgehen.“, holte sie ihn auf den Boden der Tatsachen zurück. „Wir sollten vielleicht in Erwägung ziehen, einen Pakt mit Doran Martell einzugehen. Wir könnten Dorne gut als Verbündeten gebrauchen.“, schlug Tyrion vor und Jaime sah ihn ungläubig an. Doran Martell war Prinz von Dorne und das Haus Martell war nicht gerade dafür bekannt sich in die Kriege anderer einzumischen. Schon damals, bei der Rebellion hielten sie sich zurück, obwohl Dorans Schwester, die Prinz Rhaegar angetraut war, und auch noch schwanger gewesen war, von Tywins Männern getötet wurde, als die Lannisters Königsmund einnahmen. „Wie stellst du dir das vor, Tyrion? Doran Martell verabscheut unsere ganze Sippe!“, erinnerte der ältere Lannister seinen kleinen Bruder. Doch der ließ sich seinen Plan nicht madig reden. „Nicht, wenn wir ihm ein Angebot unterbreiten, dass er nicht ausschlagen kann.“, munkelte er und nahm einen Schluck von seinem Wein. „Und wie stellst du dir das vor, lieber Bruder?“, wollten Cersei und Jaime gleichzeitig wissen und ein dämonisches Grinsen legte sich über das Gesicht des Zwerges. „Nun, wir könnten ihm eine Verbindung zwischen seinem jüngsten Sohn Trystane und Myrcella anbieten. Damit sehe er eine Chance auf eine Machtausweiterung und wir hätten sein Vertrauen, in dem wir ihm das Mädchen aushändigen.“, klärte er seine Geschwister auf. Cersei wurde dadurch nur noch rasender. „Du verlangst von mir meine kleine Tochter an jemanden wie Doran Martell auszuliefern, als wäre sie ein Stück Fleisch! Er würde sie töten, nur um sich an Vater zu rächen!“, zischte sie außer sich und stand auf, um aufgeregt durch den Raum zu tigern. Ihr sonst schönes Gesicht, war verzogen zu einer grimmigen Fratze. Sie würde dem ganz sicher nicht zustimmen. „Aber, Majestät, Euer Bruder hat Recht. Myrcella ist hier nicht sicher, dass sagtet ihr selbst. In Dorne wäre sie außer Reichweite für Stannis.“, wandte Rae ein und erhob sich, um auf die besorgte Mutter zuzugehen. „Und wir könnten jemanden aus der Königsgarde mit ihr schicken.“, fügte sie hinzu und griff nach Cerseis zitternden Händen. „Ser Arys Oakheart, zum Beispiel. Ich kenne ihn schon sehr lange und er ist ein guter Mann.“, versicherte Jaime ihr und sie blickte zuerst auf ihrem Bruder und dann wieder auf Rae. Dann von einem zum anderen. Ihr Bruder würde den Kindern, die sein Fleisch und Blut waren, nie schaden wollen und Rae schien ihr nicht so kaltherzig, selbst, wenn sie und die Erbin Forsyths nie Freundinnen werden würden. „Gut. Schreibt Martell einen Brief. Aber Myrcella ist nicht mein einziges Kind. Was ist mit Tommen?“, richtete sie sich wieder an Tyrion, dem wohl die besten Ideen in diesem Rat kamen. „Nun, ich dachte, wir schicken ihn fort von hier. Ser Jacelyn Bywater könnte ihn begleiten.“, schlug er vor. „Und man könnte ihm das Haar braun färben. So würde ihn niemand erkennen und er könnte unentdeckt untertauchen, bis wir Stannis aus dem Weg geräumt haben.“, kam Raes Vorschlag hinzu. Sie wusste, was Tyrions wahre Absicht war. Er wollte die beiden Jüngsten Cerseis von Joffrey trennen, weil der junge König mit seinem rauen und ungnädigen Verhalten den Charakter der Kinder verderben würde. Und sie war sich sicher, dass er sie auch von Cerseis Einfluss befreien wollte. Sie hatte bei Joffrey schon viel zu viel Schaden angerichtet. Das durfte ihr bei Myrcella und Tommen nicht gelingen. Auch für Rae war es erleichternd die Kinder nicht mehr im Palast zu haben. Sie mochte die Beiden zwar, aber immer wieder führten sie ihr vor Augen, was Jaime mit Cersei getan hatte. Und obwohl er jetzt ihr Gatte war und ihr immer wieder schwor, nur sie zu lieben, schmerzte es sie fürchterlich. Es wurde noch eine Menge ausdiskutiert und schließlich waren sich alle einig, dass Cerseis jüngste Kinder Königsmund verlassen sollten. Für Cersei kam der Tag des Abschieds von ihrer Tochter Myrcella anscheinend viel zu schnell, denn Rae bemerkte, dass ihr Tränen in den Augen standen, als sich die blonde Prinzessin vor den Septon kniete und seinen Segen entgegennahm. Doran Martell hatte natürlich einer Verlobung zugestimmt und nun würde Myrcella Baratheon, begleitet von Ser Arys Oakheart, wie es Jaime vorgeschlagen hatte, mit einem der königlichen Galeeren nach Sonnspeer, die Hauptstadt von Dorne, segeln. Es war jedem, der gekommen war, um sie zu verabschieden, die Trauer anzusehen. Nur Tommen ließ die Tränen über seine roten Wangen kullern. Nachdem das Schiff abgelegt hatte und Myrcella nur noch ein Punkt am Horizont war, bestiegen alle ihre Pferde und machten sich auf den Rückweg nach Königsmund. Jaime hatte Rae auf ihrem roten Ignis geholfen, da sie nicht mehr wirklich dazu in der Lage war, allein auf den aufgeregt tänzelnden Hengst zusteigen. Ihr Babybauch war ihr dabei auf vielerlei Weise im Weg. Doch schließlich trottete der Fuchs neben dem staatlichen Schimmel ihres Mannes her. Jaimes weißer Umhang lag auf der Kruppe des Tieres, sodass er sich mit dem schneeweißen Fell vermischte und es aussah, als seinen sie zusammengewachsen. Hinter ihnen ritten noch mehr Männer der Garde. „Ich muss mich nachher erst mal hinlegen. Meine Füße schwellen in letzter Zeit so häufig an. Maester Pycelle sagt, dass die Hitze der Schwangerschaft nicht besonders gut bekommt.“, murmelte sie ihm zu und er beugte sich zu ihr rüber, um über ihre Wange zustreicheln. „Aber sie schadet sicherlich nicht deiner Schönheit, Liebste.“, gab er zu und küsste dann ihre Hand, was ihr Röte ins Gesicht schießen ließ. Doch ihre Turtelei wurde von Sansas Aufschrei gestört. Ihre kleine braune Stute, stieg, als ein Bettler vor ihr und dem König, dem sie gezwungenermaßen Gesellschaft leisten musste, auftauchte und mit Pferdemist nach ihnen warf. Joffrey wurde mitten im Gesicht getroffen und ließ ein entsetztes Fluchen von sich. Aber es blieb nicht bei diesem einen Angriff. Schnell kamen noch mehr dazu. Alles Menschen aus der Unterschicht. Arme Mägde, Bäcker, Wirte und dergleichen. Sie warfen mit mehr Dreck nach dem König und seiner Begleitung und riefen ihnen hässliche Namen entgegen. Bastard nannten sie ihn, Bruderfickerin die Königin und auch Rae wurde als Hure bezeichnet. Stannis Gerüchteküche hatte wohl auch ihre Wurzeln in Königsmund geschlagen. Einer der Männer griff nach Raes Bein und wollte sie vom Pferd holen, doch sie griff blitzschnell nach ihrem Schwert und hackte ihm mit einem gekonnten Schlag die Hand ab. Der Mann schrie auf und wich von ihr zurück. Blut besudelte die junge Forsyth und schon wurden die Angreifer immer mehr. Jaime ging dazwischen, um sie von der Meute abzuschirmen. Immer wieder schlug er mit seinem Schwert zu und tötete dabei mehr als nur einen. Der Rest der königlichen Garde verteidigte Cersei, Joffrey und Tommen. Sansa wurde dabei vollkommen vergessen und sah sich allein dem Volk ausgeliefert. „Gendry! Hilf, Sansa.“, befahl Rae ihm und zeigte auf das Mädchen, das damit kämpfte nicht vom Pferd gerissen zu werden. Rae hatte selbst alle Hände voll damit zu tun, Ignis, dem das Ganze sichtlich ängstigte, unter Kontrolle zu halten. Der imposante Hengst stieg und zertrat dabei mit seinem ausholenden Vorderhufen eine junge Frau, die sich vor ihn gestellt hatte. Jaimes Knappe gehorchte seiner Herrin und schlug sich bis zu Sansa durch, um sie von der kleinen Stute auf seinen grauen Wallach zu holen, während jemand ein Beil in die Brust der Stute rammte und sie sterbend zu Boden ging. „Alle zurück zum Palast!“, hörte man Cersei schreien und schon donnerten die Hufe ihrer Pferde über das aufgebrachte Volk hinweg. „Was zur Hölle war das? Diese Verräter! Ich werde sie alle hinrichten lassen!“, knurrte Joffrey, als er von seinem dunklen Hengst sprang. Der Mist hing immer noch in seinem blonden Haar. „Und wen willst du dann regieren, Neffe?“, rief Tyrion ihm erbost zu. Rae und auch Jaime folgten ihm, als der Gnom durch die Tore trabte. Danach kam Sansa, die hinter Gendry auf seinem Pferd saß. Der Rest der Garde zerschlug noch immer den Aufstand der Untertanen. „Geht es dir gut, Sansa?“, rief Rae ihrer Schwester zu, während Jaime ihr beim Absteigen half. Die Rothaarige nickte. „Ja, Gendry hat mich gerettet.“, antwortete sie überglücklich und dankte dem jungen Knappen. „Warum verhalten die Menschen sich nur so?“, stellte sie dann eine Frage an alle, die aber nur Tyrion wagte zu beantworten. „Die Menschen hungern und haben Angst. Sie wollten, dass ihr König ihnen hilft, was Joffrey leider verpasst hat. Nun wollen sie ihn zur Verantwortung ziehen.“, platzte es aus ihm heraus und er verließ die Gruppe, gefolgt von Cerseis vernichtenden Blicken. Joffrey machte derweilen einen Schritt auf Gendry zu, der beinahe zwei Köpfe größer war als er. Sofort ging der ehemalige Schmiedsgeselle auf die Knie und senkte den Blick. „Du hast meine süße Lady Sansa, meine Verlobte, vor diesen Tieren gerettet. Ich werde dir danken, in dem ich dich zum Ritter schlagen lasse. Heute Abend noch.“, klang sein Dank mehr nach einem Befehl. „Es wäre mir eine Ehre, einer Eurer Ritter zu sein, mein König.“, erwiderte Gendry und Rae und Jaime sahen sich gegenseitig verwundert an. Damit hatten sie jetzt am wenigsten gerechnet. Auch Sansa konnte diesen Entscheid von Joffreys Seite nicht verstehen. Sie hatte gedacht, ihm würde nichts an ihr liegen. Ohne ein weiteres Wort ging der König, seine Verlobte an die Hand nehmend, und seine Mutter folgte ihm. Jaime wandte sich ihr zu und strich mit beiden Händen über ihren Bauch. „Ich hoffe, du und unsere beiden Kinder haben diese Aufregung gut überstanden.“, bedachte er das Geschehene. Ein Lächeln zeigte sich auf ihren roten Lippen und sie ging auf die Zehenspitzen, um ihm einen Kuss zu geben. „Keine Sorge, Liebster. Wir sind stärker, als du vermutest.“, witzelte sie und zwinkerte, was ihn zu amüsieren schien, denn er lachte herzlich. Doch als sie einen Schritt in Richtung Treppe machen wollte, wäre sie beinahe gestürzt, hätte er sie nicht gestützt. „Ist schon in Ordnung. Mir ist nur ein bisschen schwindelig!“, versuchte sie das abzutun, doch er bemerkte Blut, dass zwischen ihren Beinen auf den Boden tropfte. Nein. Das durfte nicht sein. So schnell er konnte, brachte er sie zu Maester Pycelle, der sich ihr sofort annahm. Am Abend wurde Gendry von Joffrey zum Ritter geschlagen, doch Jaime hatte sich entschuldigt. Er wollte nicht an den Feierlichkeiten teilnehmen, wenn seine Frau immer noch bei dem Mediziner war. Nach drei Stunden, die sich anfühlten wie einige Tage, in denen er vor der Tür des Maesters auf und ab getigert war, tauchte Tyrion auf. „Schon etwas Neues, Bruder?“, erkundigte er sich, konnte aber an Jaimes Gesicht ablesen, dass er genauso im Dunkeln tappte, wie jeder andere. „Hoffentlich ist nichts mit ihr... Gott bewahre! Hoffentlich ist nichts mit den Kindern.“, betete der ältere Lannister leise und Tyrion horchte auf. „Kinder?“, fragte er und dachte, er hätte sich verhört. Jaimes grüne Augen funkelten feucht von den Tränen, die sich anstauten. „Sie sagt, es sind Zwillinge. Ein Junge und ein Mädchen. Rae meint, als Mutter würde sie es spüren.“, klärte er den Kleinwüchsigen auf. Der lächelte nur. „Eine schlaues Kind, deine Frau, liebster Bruder.“, gestand er ihm und seine verschiedenfarbigen Augen wirkten vergnügt. „Es geht ihr und den Zwillingen bestimmt gut. Sie ist stark. Eine Forsyth. Und die Kinder in ihr stammen aus starken Geschlechtern. Forsyth und Lannister.“, machte er ihm klar und gerade in dem Moment in dem er dies gesagt hatte, ging die Türe auf und Jaime wurde eingelassen. Rae lag in einem Bett. Sie wirkte schwach, aber dennoch gesund. „Der Stress hat die Blutung ausgelöst, Ser Jaime. Aber ich konnte keinen Schaden an dem Ungeborenen feststellen.“, berichtete der Maester, doch Jaime hörte ihm gar nicht mehr zu. Er war nur froh, dass Rae wohlauf war. „Jag mir nie wieder so eine Angst ein, Liebste.“, mahnte er sie, was sie zum Lachen brachte. „Es gibt also doch etwas, dass den großen Jaime Lannister ängstigt.“, entgegnete sie und beide lächelten sich liebevoll an. Er beugte sich zu ihr vor, um ihre Stirn zu küssen. „Ich werde dann mal die anderen informieren.“, verabschiedete sich Tyrion, als er bemerkte, dass Beide lieber allein sein wollten. Während er den Gang hinunterwatschelte, dachte er daran, wie glücklich Jaime ausgesehen hatte. Was machte der Rest der Familie nur verkehrt? Cersei hatte ihr Glück selbst verspielt. Er war ein Gnom, dem es nicht erlaubt war Glückseligkeit zu erfahren. Und ihr Vater? Nun Lord Tywin hatte seine Fröhlichkeit an dem Tag verloren an dem Tyrion geboren wurde und seine Frau Joanna starb. Wenigstens konnte ein Lannister das Gegenteil erreichen. Am nächsten Tag ging es Rae wieder so weit gut und sie konnte an der Verabschiedung von Tommen teilnehmen. Sie nahm den kleinen Jungen ein letztes Mal in den Arm und strich über sein, mittlerweile, dunkelbraunes Haar. Cersei konnte diesmal die Tränen nicht zurückhalten und übersäte ihren Jüngsten mit Küssen. Als er sich mit Ser Jacelyn und einigen anderen Rittern auf den Weg machte, schluchzte die Königin und Rae konnte es ihr nicht verübeln. Sie würde genauso reagieren, wenn sie ihre Kinder gehen lassen müsste. Gerade als sie wieder zurück in ihrem Zimmer war, platzte Sansa unaufgefordert zur Tür hinein und Rae bemerkte, dass sie geweint hatte. „Er hat es schon wieder getan, Schwester. Er hat mich wieder geschlagen.“, erzählte sie schniefend und ein roter Handabdruck prangte auf ihrer sonst blassen Wange. Die werdende Mutter erhob sich und öffnete die Arme, um Sansa schützend zu umarmen. „Sansa, Liebes, das ist das letzte Mal, dass er das getan hat. Ich werde sofort zu ihm gehen und ihn zur Rede stellen.“, versprach sie ihr und rief nach Luna, die sofort gehorchte. Sie ließ Sansa in ihrem Zimmer zurück. Zusammen mit der schwarzen Schattenwölfin marschierte sie schnurstracks auf die Gemächer des Königs zu und schritt, ohne vorher zu klopfen ein. „My Lady? Oder sollte ich Euch Tante nennen? Was führt Euch zu mir?“, wollte er verblüfft wissen und erhob sich von seinem Stuhl. Er wollte auf sie zugehen, doch als er das schwarze Biest an ihrer Seite bemerkte, wich er wieder zurück. „Ich bin nur gekommen, um Euch zu sagen, dass Ihr aufhören sollt meine kleine Schwester zu schlagen.“, verlangte sie, doch erntete nur Gelächter von ihm. „Seid Ihr meine Königin, Tante? Ihr habt mir nichts zu sagen. Ich könnte Euch hinrichten lassen, wenn Ihr es drauf anlegt.“, drohte er ihr und packte dann nach ihrem Arm, um sogleich auch in ihr langes schwarzes Haar zu fassen und daran zu ziehen. Luna wollte sich auf ihn stürzen, doch Rae hielt sie davon ab. „Ein feiner König seid Ihr mir, Majestät. Vergreift Euch lieber an schwachen Frauen, anstatt im Krieg Stannis oder meinem Bruder gegenüberzutreten.“, belächelte sie sein Verhalten und schon war es geschehen. Er hatte die Hand erhoben und schlug zu, sodass ihr Kopf herumgeschleudert wurde. Rae, die mittlerweile auf die Knie gegangen war, hielt sich die gerötete Wange und blitzte ihm trotzig entgegen. „Was hat das alles zu bedeuten, Joffrey?!“, ertönte plötzlich Cerseis Stimme und der Junge zuckte erschrocken zusammen. „Sie hat mir nicht gehorcht, Mutter!“, beschwerte er sich, doch schon landetete Cerseis Hand in seinem Gesicht. „Sollst du eine Frau schlagen? Noch dazu deine Tante?“, wollte sie wissen und er blickte stur zu Boden. „Sie ist keine Lannister.“, brabbelte er wütend und fing sich sofort noch eine Ohrfeige. „Aber die Frau deines Onkels. Meines Zwillingsbruders. Du wirst dich in Zukunft anders verhalten, wenn du in ihrer Gegenwart bist.“, forderte sie ihn auf und der Junge rannte, weinerlich dreinblickend, aus dem Raum. „Es tut mir wirklich leid, Lady Rae.“, entschuldigte Cersei sich und half ihr auf die Beine. Rae schüttelte den Kopf. „Schon gut, meine Königin. Er wird langsam zum Mann, da testet ein junger König eben seine Grenzen aus.“, winkte sie ab und Cersei lächelte. „Ihr werdet es doch nicht Jaime sagen, oder?“, harkte sie misstrauisch nach, doch wieder antwortete die junge Frau ihres Zwillings mit einem Kopfschütteln. Nein, sie würde es ihm nicht sagen, aber sie würde auch nicht an Joffreys Grab weinen, wenn sein Onkel das herausfinden würde, und ihm mit einem einzigen Schwerthieb niederschlagen würde. Es vergingen drei Wochen, nach der Auseinandersetzung zwischen Rae und Joffrey, die schon längst vergessen war. Rae und Jaime saßen gerade zusammen im Garten, als die Nachricht sie erreichte. Tommen, der zusammen mit Ser Jacelyn die Stadt verlassen hatte, war von Wegedieben überfallen worden und tödlich verwundet wurden und auch von Prinzessin Myrcella gab es schlechte Nachrichten. Nach ihrer Ankunft hatte Doran Martell sie von all seinen Männern vergewaltigen lassen und ihr danach einfach die Kehle durchgeschnitten, obwohl er mit den Lannistern den Vertrag eingegangen war, ihr nichts anzutun. Im Thronsaal wurde ihnen gedacht und Rae tat es leid, dass Cersei so viele Tränen vergießen musste. Keine Mutter hatte es verdient zu erfahren, dass gleich zwei ihrer Kinder gestorben waren. Sie konnte den Schmerz der Königin spüren, als diese anfing hysterisch zu schreien, obwohl Jaime und auch Tyrion, den sie nun für den Tod der Kinder verantwortlich machte, versuchten sie zu beruhigen und ihr, als ihre Brüder, Trost zu spenden. Doch sie verfluchte beide nur und ließ sich nicht von ihnen anfassen. Die Männer schienen ratlos. Also versuchte es Rae nach der Trauerfeier. Cersei war allein in ihrem Zimmer, als sie beinahe lautlos eintrat. „Verzeiht, meine Königin. Ich wollte nicht stören.“, entschuldigte sie sich, als die blonde Frau sich mit verschreckten, und verweinten, Blick zu ihr umdrehte. „Ich wollte Euch nur mein Beleid aussprechen... Eine Mutter sollte nicht ihre Kinder zu Grabe tragen müssen...“, säuselte sie und ihre Stimme erstickte bei diesen Worten. Aber in Cerseis schönen Augen, in denen Rae auch immer etwas ihres Gemahlen sah, spiegelte sich nur blanker Hass wieder, der sich ihr entgegenwarf. „Ihr wagt es, hierher zukommen, in Eurer Blüte? Mit diesen wunderschönen Bauch, in dem Jaimes Erbe heranwächst? Ihr wagt es, so vor mich zu treten und den Tod meiner süßen Kinder zu betrauern?“, brach es zornig aus ihr heraus und sie warf eine Vase zu Boden, die in tausend kleine Scherben zersprang. „Oh, liebste Lady Rae... Liebste Schwägerin... Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, dass Ihr und mein missratener Zwergenbruder das Alles so geplant habt. Ihr wolltet Myrcella und Tommen von mir trennen, damit ihnen etwas zustoßen musste. Ihr habt mir meine Kinder genommen. Ihr habt sie getötet!“, machte sie der jungen Forsyth Vorwürfe und nun war es Rae, die bittere Tränen weinte. „Ich wollte nie, dass die Beiden sterben! Ich wollte das nicht... Glaubt mir doch!“, bat sie die unbarmherzige Königin. „Spart Euch Eure falschen Tränen. Erst verführt Ihr meinen Bruder und dann ermordet ihr meine Kinder. Ich wusste immer, dass es Euch ein Dorn im Auge war, dass Jaime der Vater meiner drei Kinder ist. Aber ich hätte selbst von Euch so etwas nicht erwartet.“, beendete sie die Diskussion und schickte sie hinaus. Weinend lehnte Rae sich an das Gemäuer. Sie hatte das so nicht gewollt. Ja, sie wollte Cersei von den Beiden fernhalten. Und ja, sie hasste es, dass Jaime der Vater der Drei war. Aber sie hatte nie den Tod von unschuldigen Kindern gewollt. Kapitel 12: Fall of a false King -------------------------------- Trotz dass Königsmund um den Verlust von Prinzessin Myrcella und Prinz Tommen trauerte, durften sie nicht außer Acht lassen, dass Stannis Baratheon, der selbsternannte König der Meeresenge, sich unaufhörlich mit seiner Flotte der Hauptstadt näherte. Sie waren zuletzt in der Nähe von Rosby gesichtet worden, was bedeutete, dass es sich nur noch um einige Tage handeln konnte, bis sie die Stadt erreichen würden. Cersei, die scheinbar ihre Trauer vergessen konnte, als diese Nachricht sie erreichte rief sofort wieder ihren Rat zusammen. Diesmal war es Rae nicht gestattet der Sitzung beizuwohnen. Wahrscheinlich war die Verbitterung der Königin schwerwiegender als Jaime gesagt hatte, als sie ihm von dem Gespräch zwischen seiner Schwester und ihr berichtet hatte. Er hatte gemeint, dass Cersei sich schon wieder beruhigen würde. Sie sollte ihr einfach nur Zeit lassen. Doch es wurde ohne sie ein Plan geschmiedet, woraufhin sich jeder Mann, der irgendwie in der Lage war eine Waffe zu benutzen, aufgerufen wurde sich eine Schlacht mit Stannis Baratheons Leuten zu liefern, sobald die Zeit dafür reif war. Auch wurden Joffreys Schiffe hinzugezogen, um dem Bruder Roberts schon in der Bucht des Blackwaters entgegenzutreten. Tyrions Plan dabei würde es sein, die Schiffe mit Wildfeuer zu beladen. Eine Substanz die hochexplosiv und stark brennbar war. So würden die Männer des Verräters nicht ihr blaues, sondern ihr grünes Wunder erleben! Rae hatte nicht viele Hoffnungen in diese Pläne, nachdem ihr Gatte sie darüber informiert hatte. Für sie war jetzt schon klar, dass es mehr Tote auf der Seite Joffreys als der des Gegners geben würde. Cersei und Tyrion handelten unüberlegt. Sie nahmen in Kauf ihre eigenen Männer zu opfern, nur um dem kleinen blonden, verwöhnten König den Hintern zu retten. Und das würde ihnen auch nicht viel nutzen, da Stannis mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht alle seine Leute auf einmal schicken würde, sondern selbst nach einer Niederlage noch genug Krieger haben würde, um einen erneuten Angriff auf Königsmund zu starten, was das Verderben aller bedeuten würde. Aber man wollte ihren Rat ja nicht hören. Nun saß sie auf Jaimes Bett, in dessen Gemächern, und sah einem neuen Knappen zu, wie er seinen Herrn einkleidete. Luna lag neben ihr auf den Laken und beobachtete den Jungen, wie er Jaime den schweren Harnisch anlegte. Gendry war ja mittlerweile selbst zum Ritter ernannt und nicht länger im Dienste des Lannisters. Die goldene Rüstung schimmerte jedes Mal, wenn er sich bewegte und die Sonnenstrahlen sie streiften. Er war so edel und wirkte dadurch noch galanter, als er es war. Und doch trieb es ihr Tränen in die Augen, wenn sie daran dachte, wozu er die Rüstung anlegte. „Ich will nicht, dass du gehst, Liebster.“, murmelte sie, als der Knappe fertig war und sich selbst einkleiden ging, da auch er mitkämpfen musste. Jaimes Hände legten sich seitlich auf ihren geschwollenen Bauch. Er spürte, wie kleine Füße sofort anfingen nach ihm zu treten. „Ich muss, Rae... Meine Ehre...“, versuchte er ihr klarzumachen, doch sie wollte von alledem nichts wissen. Empört drehte sie sich weg, um ihm ihre Tränen nicht zu zeigen. „Ehre? Das ist wohl alles, woran ihr Lannisters denkt! Ist dir deine Ehre wichtiger als ich... Als deine ungeborenen Kinder?“, fragte sie ihn mit zittriger, aufgeregter Stimme. Ein zerknirschter Gesichtsausdruck zierte sein so makelloses, für einen Mann wunderschönes, Gesicht. Er nahm ihre Hand und zwang sie so ihn anzublicken. Tränen rannen ihre, trotz der Sonne des Südens, weiße Wangen hinunter und fassungslose wasserblaue Augen bettelten ihn förmlich an, nicht zu gehen. Er schluckte und wusste zuerst nicht, wie er sie beschwichtigen könnte, wenn das überhaupt möglich war. Bei den Göttern! Er wusste doch, wie sie sich fühlte! „Rae, Liebste, du weißt genau, wie sehr ich dich liebe... Und wie sehr ich liebe, was du in dir trägst.“, flüsterte er ihr zu und beugte sich hinunter, um sie zu küssen. Der salzige Geschmack ihrer Tränen verdeckte die Süße ihres Kusses. Nachdem sie sich, nach etwa fünf Minuten, wieder voneinander gelöst hatten, sahen ihre Augen ihn immer noch bittend an und er konnte nicht anders, als sich von seiner eigenen Trauer überwältigen zu lassen. Sein Vater hatte ihn davor gewarnt, dass er, wenn er erst mal verheiratet war und sie schwanger sein würde, auch sein Sinn für Ehre verfliegen würde. Sobald sie ihn bettelnd mit ihren großen blassblauen Augen ansehen würde, würde er vergessen, dass er geschworen hatte jede Schlacht zu bestreiten, die es zu bestreiten gab. Sein ritterlicher Stolz würde schmelzen an ihren sorgenvollen Küssen und jede ihrer Blicke würde ihm einen stechenden Schmerz in der Brust verpassen. Und er würde dem größten Feind gegenüberstehen, den ein Krieger haben konnte. Die Liebe. Doch während seine Finger ihr schwarzes Haar durchkämmte und eine kleine Träne seine eigene Wange hinunterkullerte, wurde ihm bewusst, dass sein Vater falsch gelegen hatte. Liebe war keineswegs ein Feind im Krieg, sondern ein Verbündeter. Er würde seine Liebe für sie im Kampf gegen Stannis nutzen. Um zu überleben. Um zu gewinnen. „Ich werde gehen, Rae. Joffrey ist mein König und ich muss ihm gehorchen.“, erklärte er ihr und sie verließ ihn, schluchzend, und leise wie ein Schatten. Aber Rae würde nicht so einfach aufgeben. Wenn Jaime kämpfen musste, sollte er es auch tun. Die Wurzel allen Übels sollte sich dem stellen, was sie verursacht hatte. Sie fand ihn im Thronsaal, mit Cersei. Er schien sich mit seiner Mutter zu unterhalten. Die prachtvolle Krone auf seinem blassblonden Haar. Es war Rae erst nicht aufgefallen, doch Tyrion war auch dort, wenn er sich auch in Schweigen hüllte und sich erst erhob, als sie hineinstürmte. „My Lady Rae? Was macht Ihr hier? Solltet Ihr nicht bei meinem Bruder sein?“, fragte er, als er sie auf Cersei und ihrem Sprössling zusteuern sah. Sie vergeudete keine Zeit damit, dem Gnom Beachtung zu schenken, sondern ging auf Joffrey los. Sie hatte ihr Schwert gezogen, wurde allerdings von Ser Meryn Trant und zwei anderen Mitgliedern der Königsgarde gestoppt. Sie ließ widerwillig die Klinge sinken, da sie wahrscheinlich nicht mal eine Schwangere verschonen würden. „Ihr solltet an seiner Stelle sein! Was seid Ihr bloß für ein König, der seine Männer in den sicheren Tod schickt und selbst mit seinem royalen Hintern auf dem Thron sitzt und sich außer Gefahr sieht! Mein Bruder Robb sollte den eisernen Thron halten! Wenigstens kämpft er und sieht dem Tod entgegen, wie die Männer, die ihm dienen!“, brüllte sie wütend und versuchte sich an den Wachen vorbeizudrücken. Doch wie vermutet, hielten sie die junge Frau trotz ihrer Schwangerschaft grob zurück, sodass sich wahrscheinlich Blutergüsse an ihren Armen bilden würden. „Lady Lannister, lasst das Schwert fallen!“, verlangte Ser Meryn, aber er erntete für diese Forderung nur ein höhnisches Lachen. Sie richtete die Spitze an die Kehle des Mannes. Genau auf den Kehlkopf und drückte etwas zu. Sofort richteten sich die Schwerter der Garde auf ihren Bauch. Luna, die hinter ihr stand, knurrte finster und den Wachen schien bei dem Anblick der großen Bestie nicht ganz wohl zu sein. „Ihr wagt es mich zu befehligen, Ser Meryn? Ihr wisst anscheinend nicht mehr, mit wem Ihr sprecht... Ich bin...“, wollte sie sich über die Bewacher des Königs lustig machen, doch Cersei unterbrach sie. „Die Frau meines Zwillingsbruders... Eine Lannister durch den Bund der Ehe. Doch mein Sohn, der König, ist erst vierzehn, my Lady. Es ist noch nicht an der Zeit für ihn in eine Schlacht zu ziehen.“, erinnerte Cersei die junge Gemahlin ihres Bruders. Tyrion, der sich mittlerweile vom ersten Anflug der Schockierung erholt hatte, die sie mit dieser Aktion in ihm ausgelöst hatte, befahl der Garde sie loszulassen, was seine Schwester zu erzürnen schien. Doch sie sagte nichts weiter, denn Rae ließ ihr Schwert zurück in die Scheide gleiten, die an dem Gürtel befestigt war, der inzwischen beinahe nicht mehr um ihre Hüfte passte. Die Königin blitzte ihrem Bruder mit ihren grünen Augen an. War er etwa auf der Seite dieser Intrigantin? „Vierzehn oder nicht, liebste Schwester! Lady Rae hat Recht, Cersei. Er ist der König und sollte sich seinen Soldaten präsentieren und ihnen Zuversicht schenken. Wir alle wissen, dass Stannis ein Feind ist gegen den wir, ehrlich gesagt, nicht den Hauch einer Chance haben. Die meisten ehemaligen Bannermänner Renlys stehen hinter ihm. Und dazu noch Sturmende...“, warnte er sie. „Unsere Soldaten bestehen zum Großteil aus jungen Männern, die noch nie eine Schlacht bestritten haben. Uns fehlen Männer wie Jaime, die auch in der Unterzahl den Mut nicht verlieren. Wenn unsere Leute sehen, dass Joffrey an sie glaubt, werden sie durchhalten. Da bin ich mir sicher.“, fügte er hinzu, doch Cersei wollte von alle dem nichts hören. Es konnte nicht Tyrions Ernst sein, dass er Joffrey da hinausschicken wollte, nachdem, was mit Myrcella und Tommen passiert war. „Du willst den König doch nicht dieser Gefahr aussetzen. Sollte er fallen, wer soll dann den Thron halten?“, ertönte Jaimes Stimme hinter ihnen und alle Blicke richteten sich in Richtung des großen, goldblonden Lannisters. Er trug den weißen Umhang der Königsgarde. „Tommen und Myrcella sind leider nicht mehr unter uns, falls es dir aufgefallen ist, Bruder. Also gibt es keinen Nachfolger nach dem Geburtsrecht.“, meinte er und strich sich das Haar aus der Stirn. Rae und auch sein Bruder sahen ihn enttäuscht an. Sie hatten nicht damit gerechnet, dass Jaime ihnen in den Rücken fallen würde, wo er doch sonst immer mehr der riskante Typ war, als der fürsorgliche. Aber vielleicht war es ja wahr, dass die Ehe und das Vater werden einen Mann erweichen konnte. „Nein, Onkel Jaime... Onkel Tyrion und Lady Rae haben wirklich Recht mit dem, was sie sagen. Meine Männer brauchen mich. Ich will an eurer Seite kämpfen.“, mischte sich nun Joffrey ein und Cersei starrte ihren Sohn fassungslos an. „Joffrey, du...“, wollte sie ihm widersprechen, doch er unterband ihre Klage, in dem er eine Hand hob. „Du hast das weiche Herz einer Frau und Mutter, die ihren einzigen, noch verbliebenen, Sohn nicht auch verlieren möchte. Aber ich bin der König und das muss ich Stannis zeigen. Er soll vor Angst zittern, wenn er den gekrönten Hirsch der Baratheons und den Löwen der Lannisters erblickt.“, warf er ein und es war das erste Mal, dass Rae ihn für seine eigene Entscheidung bewunderte. In diesem Moment erkannte sie das Einzige, was er anscheinend von Roberts Wesen übernommen hatte. Auch wenn nicht das gleiche Blut mit dem einstigen König teilte. Und so sollte es sein. Zwei Tage später machte sich die kleine, aber dennoch nicht zu unterschätzende, Armee des Königs fertig für ihren Ausritt. Rae stand bei Jaime, während sein Knappe ihm seinen weißen Schimmel festhielt. Ein letztes Mal nahm sie seine große Hand und legte sie behutsam auf ihrem Bauch. Erneut standen ihr Tränen in den Augen und doch lächelte sie leicht. „Ich will, dass du daran denkst, wenn du Stannis den Kopf abtrennst.“, verlangte sie und er musste ebenfalls lachen. „Das werde ich, Geliebte. Und ich werde zu dir zurückkehren, das verspreche ich.“, schwor er und lehnte sich vor, um sie, hoffentlich nicht zum letzten Mal zu küssen. Sie schmeckte nach Tränen und nach der Liebe, die ihn vorantreiben würde, wenn er seinen Gegnern sein Schwert zeigen würde. „Du weißt, ich würde mit dir reiten, wenn ich könnte...“, wandte sie mutig ein, aber er hob ihr Kinn an und schüttelte den Kopf. „Dein Platz ist nun hier... Ich finde die Vorstellung schön, dass du es bist, die auf mich wartet.“ „Wenn du zu mir zurückkehrst, wird es nur einen Ort geben, an dem ich auf dich warten werde...“, wisperte sie in sein Ohr, als sich ihre Lippen trennten. Er lachte amüsiert, da er genau wusste, dass sie damit ihr Ehebett meinte. „Dann werde ich mich beeilen, damit du nicht allzu lang warten musst, süße Lady.“, witzelte er und sie küsste ihn erneut. „Ich liebe dich.“, gestand sie ihm und ihre Arme legten sich um seinen Hals. „Ich dich auch.“, entgegnete er, als er sich von ihr löste und schweren Herzens auf seinen Schimmel stieg. Rae bemerkte, dass Sansa, nicht weit von ihr und Jaime entfernt, gezwungen war, Joffreys Schwert zu küssen, was ihm Glück bringen sollte. Doch eigentlich wollte Sansa, dass Joffrey in der Schlacht umgebracht wurde. Er sollte vom Pferd stürzen oder von einer Lanze aufgespießt werden. Am Besten Stannis selbst würde sich um ihn kümmern. Der junge König würde in einem Einzelkampf keine Chance gegen einen erfahrenen Schlachtenführer wie Stannis Baratheon haben. Und dann wäre sie endlich von ihm befreit. Aber darauf konnte das Mädchen nur hoffen, denn der Mann ihrer Schwester, Ser Jaime, und der Gnom, Tyrion, würden die ganze Zeit über auf ihn achten. So hatte Cersei es ihnen aufgetragen. Und jeder wusste, dass, besonders, der Königsmörder ein ernstzunehmender, skrupelloser und hinterhältiger Gegner im Kampf sein konnte. Jaime liftete das Visier seines Helms und machte sich ein Bild von der Seeschlacht, die sich die Schiffe von Joffrey und Stannis lieferten. Es waren so viele, dass er nicht vermochte sie zu zählen. Von riesigen Kriegsschiffen, bis hin zu kleinen Kähnen. Doch man bemerkte sofort, dass die Galeeren der Gegner eindeutig die Oberhand hatten. Viele von Joffreys Kriegsschiffen waren eingepfercht oder bereits so zerstört, dass sie begangen zu sinken. Man hörte das Geschrei von verwundeten Männern, das Surren von Pfeilen, die von einem zum anderen Schiff geschossen wurden, und das zerbrechen von Holz, das gegen Holz prallte. Der Geruch von Schweiß, Blut und Angst lag in der Luft. Und plötzlich war es geschehen! Das Wildfeuer, dass in den Schiffen Joffreys gelagert war, war entfacht worden. Eine grüne Spur, wie Öl, auf dem Wasser, die sich in gelbrote Flammen verwandelte, die immer höher stiegen und den azuren Himmel in ein tödliches Licht hüllten. Hatten sie jetzt gewonnen? War nun die erste Schlacht geschlagen? Nein, denn das Kriegshorn warnte vor den Angriff an Land und die grünen Augen des Lannisters erhaschten einen Blick auf einige feindliche Kämpfer, die es geschafft hatten, sich rechtzeitig an Land zuschleppen. Voller Kampfeslust zog er sein Schwert und schwang es auffordernd, das Stahl in den Flammen des Wildfeuers blitzend, um den Ersten, der sich ihm näherte, den Kopf abzuschlagen. „Casterlystein! Lannister!“, rief er den anderen aufmunternd zu und ein hitziges Gefecht entfachte. „Königsmund! Joffrey!“, hörte man weitere Rufe. Doch so sehr er auch dem Fieber der Schlacht verfiel, so sehr der Geruch des Todes ihn verfolgte und der Blutdurst in ihm stieg. Im Hinterkopf behielt er immer die besorgten Worte seiner jungen, schwangeren Frau, die hoffte, vielleicht betete, dass er unbeschadet zu ihr zurückkehrte. Und so tanzte er auf seinem weißen Hengst durch die Reihen der Angreifer und wich jedem Schlag aus. Rae saß mit Cersei, Sansa und den anderen hochgeborenen Hofdamen in der Halle der Königin. Sie war nicht so groß, wie der Thronsaal und die Halle der Hand, aber dennoch bot sie genug Platz, um selbst den Bediensteten Schutz zu gewähren. Es wurde Musik gespielt und Essen und Wein dargeboten, um alle zu beruhigen und bei Laune zu halten, während draußen die Hölle auf Erden herrschte. Rae konnte darüber nur lachen. Was konnte diese verängstigten Frauen und Kinder noch beruhigen? „Ihr seht nicht gerade belustigt aus, my Lady Rae. Soll ich den Narren rufen lassen?“, erkundigte Cersei sich und nahm einen Schluck des süßen Weins. Sie trug heute ein weißes Gewand aus feinster Seide, dass sie unschuldiger wirken ließ, als sie war. Rae hingegen war in den Farben ihres Hauses, den Nachtblau der Forsyths, gekleidet. Ohne die Königin eines Blickes zu würdigen, antwortete sie, wobei sie scheinbar geistesabwesend Lunas Kopf streichelte. Hätte sie die Wölfin nur mit ihm geschickt, um die Soldaten zu unterstützen. „Ihr denkt, Ihr könntet diesen Menschen Hoffnung geben? Das ist lachhaft... Diese Frauen werden erst wieder aufhören können zu weinen und zu flehen, wenn sie ihre Männer und ihre Söhne wohlbehalten wieder in ihre Arme schließen können. Und auch ich, werde erst wieder lächeln können, wenn mein Gemahl wieder an meiner Seite ist. Aber bei den Göttern... Es ist unwahrscheinlich, dass auch nur die Hälfte von ihnen wieder heimkehrt.“, konfrontierte sie sie mit der Wahrheit und die etwa zehn Jahre ältere Frau blickte sie erbost an. „Was wisst Ihr schon davon jemanden Hoffnung zu machen? Ihr habt nicht mal mehr Untertanen, die ihr regieren könnt.“, warf sie ihr entgegen, was der werdenden Mutter dann doch ein Lächeln auf die roten Lippen zauberte. „Oh, Ihr habt wohl vergessen, dass es Euer Vater war, der mir mein Reich als Hochzeitsgeschenk zurückgegeben hat.“, erwiderte sie und für sie war damit die Diskussion beendet. Von draußen hörte man das Dröhnen der Krieghörner und das grelle Licht des aufflammenden Wildfeuers und dessen aufsteigender Rauch, war vom Weiten sichtbar. Was ging da nur vor sich? „Tyrion, gib auf Joffrey Acht!“, rief Jaime seinem kleinen Bruder zu und ritt auf eine Gruppe feindlicher Ritter zu, um sie niederzuschlagen, was ihm auch gelang. Seine Rüstung und auch das Fell seines schneeweißen Hengstes waren gesprenkelt vom Blut seiner Widersacher. Es sah aus, als hätte es rot auf sie niedergeregnet. Er selbst hatte bis jetzt allerdings keinen Kratzer abbekommen. Gerade, als er einen von Lord Celtigars Männern erschlug, hörte er Tyrion seinen Namen rufen und er wendete seinen Hengst, um zu mit anzusehen, dass sein Bruder und sein Neffe von einer Meute von Gegnern eingekreist worden waren. Die Pferde der Beiden stiegen verängstigt, das weiße in ihren Augen sichtbar. Joffrey schrie auf und versuchte einen Mann mit seinem Schwert abzuwehren, der ihn aus dem Sattel holen wollte, was ihm glücklicherweise auch gelang, und Tyrion hatte alle Hände voll damit zu tun nicht von seinem steigenden Fuchs zu fallen. Jaime versuchte sie noch zu erreichen, doch bevor er das Schwert erheben konnte, wurde sein Pferd von einer heranfliegenden Lanze getroffen und stürzte, einen Todesschrei von sich gebend, zu Boden. Das Geräusch des Aufpralls hörte sich beinahe so an, als ob seine Knochen zerbrachen. Aber es waren die Beine des Schimmels, deren Knochen splitterten. Das Pferd zappelte hektisch, die Hufe um sich schlagend, beim Versuch sich wieder aufzurichten. Jaime zückte seinen Dolch und durchtrennte die Kehle des, sich nur quälenden, Tieres und beendete somit sein Leben. Der Unterleib des Ritters wurde dabei von dem schweren Tier begraben und er konnte sich nicht rechtzeitig befreien, um zu verhindern, dass Joffrey vom Pferd geschleudert wurde und sich einem Gegner gegenüber sah, der ihm weitaus überlegen war. Ein blutverschmiertes Schwert senkte seine Klinge zwischen Brustharnisch und Armschiene nieder und verwundete den König an dieser Stelle. Der Aufschrei des Jungens hallte in Jaimes Ohren wieder und zwang ihn, sich zusammenzureißen, sein Schwert zu nehmen und sich mit Entschlossenheit auf Stannis Baratheons Männer zu stürzen. Er hatte Cersei versprochen Joffrey unbeschadet zurückzubringen und er würde nicht zulassen, dass sein Neffe vor seinen Augen abgeschlachtet wurde. Nicht, wenn er es verhindern konnte. Joffrey sank auf die Knie und der andere Soldat hätte ihn getötet, wenn Tyrion nicht dazwischen gegangen wäre. Er hatte es währenddessen geschafft seinen ungestümen Hengst zu kontrollieren und eilte dem König zu Hilfe, in dem er das Pferd zwischen die Beiden drängte. Auch Jaime erreichte das Szenario. Gemeinsam konnten sie Schlimmeres verhindern, doch die Gegner schienen einfach nicht weniger zu werden. Doch gerade, als sie dachten, alle Mühe sei vergeblich und das ihnen der Tod schon die Hand reichen würde, tauchten andere Ritter am Horizont auf. Sie erkannten die Banner der Häuser, deren Kämpfer nun Stannis Einhalt geboten. Das violette Einhorn auf silbernen Grund, des Hauses Brax. Das schwarzweiße Wildschwein auf brauner Flagge der Crakehalls und Lord Gawen Westerlings sechs weiße Muscheln auf sandigen Untergrund. Und noch viele mehr. Alles Häuser, die ihre Treue Tywin Lannister geschworen hatten. „Vater, Tyrion! Es ist unser Vater!“, jubelte Jaime und schnappte sich Joffreys Schlachtross, um den Männern Lord Tywins entgegenzureiten und sich ihnen im Kampf anzuschließen. Tyrion packte Joffrey und half ihm auf seinen eigenen Fuchs, was leichter gesagt war, als getan, da er selbst immer Hilfe beim Aufsteigen benötigte. Mit einem Klaps auf die Kruppe, ließ er den Hengst in Richtung Palast galoppieren und betete, dass der junge König schnell genug dort ankommen würde. Dann warf er sich selbst wieder in die Schlacht, die eine unerwartete Wendung angenommen hatte. „Der König ist zurück! Der König ist zurück!“, ertönte die Stimme eines aufgeregt heraneilenden Boten, der in den Saal der Königin huschte. Cersei erhob sich auf der Stelle und folgte ihm, auch Sansa und Rae wollten sehen, warum der Bote so einen entsetzten Gesichtsausdruck aufgesetzt hatte. Als sie in den Hof kamen, war Maester Pycelle bereits bei dem Jungen, der von zwei Rittern, die im Palast verblieben waren, von dem erschöpft schnaubenden Pferd heruntergeholt wurde. Sansa hielt sich die Hand vor dem Mund, als sie das ganze Blut sah, dass aus Joffreys Wunde quoll. Der König war wirklich schwer getroffen worden. Cerseis Wehruf hörte sich schrill in Raes Ohren an, als sie den Rittern und Maester Pycelle nachlief, damit der König sofort behandelt werden konnte. Rae, die sich mehr um Jaime sorgte, als um den verletzten Jungen, wandte sich an den Boten. „Was ist passiert? Geht es meinem Gemahlen gut?“, verlangte sie Auskunft, wobei ihre Stimme sich hysterisch anhörte, und der Bursche zuckte verschreckt zusammen. „Sie sind umzingelt worden. Einer der Schützen sagte mir, dass Tyrion Lannisters Hengst durchging und Ser Jaimes Pferd, von einer Lanze durchbohrt, stürzte, als sie den König angriffen. Aber jetzt soll Lord Tywin hinzugestoßen sein und es sieht so aus, als ob wir die Schlacht gewinnen würden.“, verriet er ihr. Jaimes Pferd war gestürzt? Hoffentlich ging es ihm gut. Sie wollte nicht, dass man ihr nichts als sein Schwert bringen würde. Nicht, wo sie ihm doch noch so viel von ihrer Liebe schenken wollte und er ihre ungeborenen Kinder noch nicht in den Armen gehalten hatte. Doch ihre Befürchtungen waren vollkommen umsonst. Jaime und Tyrion trabten am Abend, ihren Vater flankierend, in den Hof ein und berichtete davon, dass Stannis tot sei und die meisten seiner Männer nun dem Haus Lannister ihre Treue schwören würden. Rae war außer sich vor Freude, als sie ihn wieder in die Arme schließen konnte und übersäte auch Tyrion und Tywin, die ihr ihren Ehemann unverletzt zurückgebracht hatten, mit Küssen des Glücks. Doch Joffrey befand sich immer noch in einer äußerst kritischen Situation. Er hatte sehr viel Blut verloren und die Wunde hatte sich entzündet. Maester Pycelle hatte ihm Mohnmilch gegen die Schmerzen gegeben. Tywin und Tyrion standen Cersei bei, während Jaime sich um seine Frau kümmerte, oder eher anders rum. Er hatte ihr von der, mehr oder weniger, spektakulären Schlacht alles erzählt. Bis ins kleinste Detail. Auch, dass er versagt hatte, als Joffrey angegriffen wurde. „Wird er sterben müssen, Liebster? Ich meine, Joffrey?“, fragte sie ihn, während sie seinen verschwitzten und müden Körper mit warmem Wasser übergoss. Sie wünschte sich nichts sehnlicher als das, doch befürchtete sie die Folgen. Was würde Cersei tun, wenn nun auch noch ihr letztes Kind sterben würde? Wahrscheinlich würde sie, ähnlich wie Aerys Targaryen, dem Wahnsinn verfallen. Er saß vor ihr, in einer Wanne aus Gusseisen und seufzte, als das Wasser ihn umspülte. „Ich weiß es nicht, Rae. Aber ich hoffe es nicht... Immerhin ist er ein Lannister und hat die Sturheit seiner Mutter. Diese Wunde wird ihn nicht so leicht unterkriegen.“, erwiderte er und ließ sich von ihr Waschen. „Wenn er sterben würde... Wer würde dann König sein?“, harkte sie nach und sah nachdenklich auf das Badewasser, dass sich in Wellen kräuselte. Jaime sah sie verwundert an. Was interessierte sie das? „Nun... Cersei wäre wohl gezwungen einen neuen Mann zu heiraten und noch einmal Kinder mit diesem zu zeugen. Oder Vater besteigt den eisernen Thron...“, spekulierte er und sie bat die Götter für nichts inbrünstiger, als dass Tywin König werden würde. Das würde bedeuten, dass nach ihm Jaime regieren würde. Mit ihr als Königin an seiner Seite. Jedoch wurde sie aus diesen Gedanken gerissen, als er aufstand und sich ihr gegenüberstellte. Seine Hände wieder zärtlich an ihren Bauch und seine Lippen, die sich auf ihre pressten. Sie konnte nicht anders, als sich ihm hinzugeben und sie versanken in der Liebe zueinander. Kapitel 13: Rain of Rebellion ----------------------------- Der Vollmond stand hoch am Himmel und es waren tausend kleiner Sterne am Firmament zusehen. Rae, mittlerweile im achten Monat ihrer Schwangerschaft, rappelte sich auf und zog sich etwas an. Ihr Blick fiel, über ihre Schulter, auf Jaime, der friedlich schlief. Ein Lächeln bildete sich auf ihren Lippen. Sie musste leise sein, um ihn nicht zu wecken. Luna hob sofort den Kopf, als sie das seichte Rascheln der Kleider ihrer Herrin hörte. Die junge Frau wies die Wölfin an ihr zu folgen und, die Türe leise hinter sich schließend, schlich sie auf den Gang und steuerte sofort das Gemach von Arya an, die hoffentlich ausnahmsweise mal in ihrem Bett lag, anstatt immer des Nachts über die Gänge zu streunen und Katzen oder ähnliches zu jagen. Und sie hatte Glück. Die jüngste Tochter Eddards lag unter ihre Decke gekuschelt in ihrem Bett und man hörte nur die leisen Atemgeräusche. Behutsam weckte sie ihre Schwester. „Rae? Was ist denn los? Warum bist du wach?“, murmelte das dunkelhaarige Mädchen fragend und blinzelte sie müde aus verschlafenen Augen an. „Arya, hör mir gut zu. Du musst dich anziehen und ein paar Kleider einpacken. Nur das Wichtigste. Keinen unnötigen Ballast.“, wies sie die Jüngere an und ging, ohne ihr weiteres zu erklären, zu Sansa rüber, der sie dasselbe sagen wollte. Doch als sie das Mädchen weckte, machten beide eine erschreckende Entdeckung. Die weißen Laken und selbst die Matratze des Mädchens waren voller Blut. Zuerst dachte Rae, sie wäre verletzt, doch als sie bemerkte, dass das Blut nur zwischen ihren Beinen war, wusste sie, was los war. „Den Göttern sei Dank, dass Joffrey schwerverletzt ist.“, brachte sie erleichtert hervor und half Sansa sich zu säubern. „Deine erste Blutung, Sansa. Jetzt bist du eine Frau.“, beglückwünschte sie dann die Rothaarige mit einem Lächeln. „Ich dachte irgendwie, es wäre anders. Nicht so blutig.“, erwiderte sie nur mit erschrockenem Tonfall und zog sich wieder an. „Das ganze Leben einer Frau besteht daraus für einen Mann zu bluten, süße Schwester. Wir bluten, wenn wir bereit sind ein Kind zu empfangen und wir bluten, wenn wir es gebären, Liebes.“, klärte sie sie auf und lachte amüsiert. Hatte sie gedacht, dass es angenehm sein würde? Wie ein heißes Bad in Rosenöl? Dann gingen sie gemeinsam zu Arya, um diese abzuholen. Rae führte die Mädchen, so unauffällig wie es ging, zu den Stallungen und sattelte Ignis, der vollkommen überrascht war von dem nächtlichen Besuch. Er schnaubte, als er bemerkte, dass es nicht Rae war, die sich in den Sattel schwang. „Lasst Ignis einfach die Zügel. Er findet schon nach Hause. Reitet am besten die ganze Nacht und versteckt euch tagsüber, um Rast zu machen. Ich weiß nicht, wie viele Lannistertruppen draußen unterwegs sind.“, riet sie ihnen und streichelte noch einmal das feuerrote Fell ihres Hengstes. „Warum kannst du nicht mitkommen?“, nölte Arya, als Rae sie hinter Sansa auf die Kruppe des Pferdes setzte. Sie streichelte über die Wange des Mädchens. „Mein Platz ist bei Jaime, Kleines. Und in meiner momentanen Situation bin ich nicht in der Lage so lange zu reiten. Aber keine Sorge, wir sehen uns wieder. Das verspreche ich.“, schwor sie ihnen und gab dann dem Pferd einen kräftigen Klaps, sodass es einen Satz nach vorne machte und im rasenden Tempo durch das Tor galoppierte. Einen Moment blickte sie den Beiden nach. Hoffentlich würden sie es schaffen und Robb damit das Zeichen geben, dass er den Angriff auf Königsmund wagen konnte. Am Morgen spazierte sie allein, und sichtlich erschöpft, durch den Palast. Sie war, nachdem sie Arya und Sansa weggeschickt hatte, zurück zu Jaime ins Bett gegangen. Doch kurze Zeit später wurden Beide zu Cersei gerufen, die herausgefunden hatte, dass die Mädchen auf Raes roten Hengst geflohen waren. Rae hatte so getan, als ob sie geschlafen hätte und von nichts wüsste. Jaime, der nicht mitbekommen hatte, dass sie für einige Zeit weggewesen war, hatte unwissentlich für sie gelogen. Daraufhin hatte die Königin es dabei belassen, da es sie augenblicklich sowieso nicht sehr interessierte, und war zu Joffrey zurückgekehrt. Seit er vom Schlachtfeld zurück gekommen war, war sie nie für längere Zeit von seiner Seite gewichen und man konnte, an ihren eingefallenen, rotunterlaufenen Augen erkennen, dass sie nicht sehr viel geschlafen hatte in letzter Zeit. Am liebsten würde Rae ihr irgendetwas sagen, aber so langsam wusste sie auch nicht mehr, was man einer verzweifelten Mutter sagen konnte. Vor allem, weil Cersei ihr Mitgefühl so oder so nicht angenommen hätte. Während der Abwesenheit der Regentin hatte die Hand, deren Amt nun wieder Tywin Lannister übernommen hatte, alle Befehlsmacht. „My Lady. Wie geht es Euch, Kind? Verzeiht, aber Ihr seht furchtbar aus.“, grüßte nun dieser die junge Gemahlin seines Sohnes und gab ihr einen langen Handkuss. Sie verneigte sich, so gut es eben ging, vor dem stattlichen Mann. „Nein, Ihr könnt ruhig ehrlich mit mir sein. Und ich weiß es ja selbst... Ein wenig Schlaf könnte mir wirklich nicht schaden, my Lord.“, bestätigte sie seine Beobachtung. Flankiert wurde er von Tyrion, der neben der großen Gestalt seines Vaters noch kleinwüchsiger wirkte, als er es überhaupt schon war. „Ihr solltet Euch ausruhen, Lady Rae. Denkt an Euren Nachwuchs.“, erinnerte Tyrion sie und sie lächelte. „Liebster Ser, wir sprechen hier von Jaimes Kindern. Und den starken Lannistern kann nichts anhaben. Aber Ihr habt Recht. Ich werde Euren Rat befolgen und mich schonen.“, bedachte sie seine Worte und auch der Gnom schmunzelte. Tywins Hand legte sich sanft auf die Wölbung ihres Bauches. „Ich traure immer noch um Myrcella und Tommen, genau wie meine Tochter. Doch ich freue mich trotzdem darauf, wenn Jaime mir meine Enkel präsentiert.“, offenbarte er ihr und er zuckte etwas, als ein Fuß nach ihm trat. Rae konnte das goldene Funkeln in seinen blassgrünen Augen sehen. Als er erfahren hatte, dass sie Zwillinge erwarten würde, hatte man ihm die Freude sogar durch ein Lächeln ansehen können, was ziemlich viel war, für einen so emotionskühlen Mann wie ihn. „Danke, my Lord.“, entgegnete sie und er verließ sie. Nur Tyrion blieb bei ihr und ließ ihr den Vortritt, als sie entschieden ihren Weg gemeinsam fortzuführen. Sie gingen nebeneinander her. Luna tollte vor ihnen von einer Nische zur anderen und jagte kleinen Mäusen hinterher, die sich in Spalten versteckten. „Wie geht es dem König? Cersei hat mir verboten ihn zu besuchen.“, erkundigte sie sich nach einiger Zeit des Schweigens. Der jüngere Bruder ihres Mannes räusperte sich und sah sie dann von unten an. „Es wird von Tag zu Tag schlimmer. Er wird wohl sterben, my Lady.“, antwortete er bedrückt und Rae schluckte. „Ist es nicht das, was Ihr euch gewünscht habt?“, harkte er nach, als er ihre Reaktion bemerkte. Sie schüttelte energisch den Kopf. „Ihr wisst, dass ich ihn für das, was er Ned Stark angetan hat, hasse. Aber einen Tod wie diesen... Qualvoll für ihn, wie auch für Cersei... Das wünsche ich nicht mal meinen ärgsten Feinden.“, verteidigte sie sich und er nickte andächtig. „Ich werde, schon sehr bald, auch eine Mutter sein und ich will es nicht wagen, mir vorzustellen wie sehr es Eure Schwester zerreißen muss... Jetzt, wo auch ihr letztes Kind dem Tode geweiht ist.“, murmelte sie und eine kleine Träne rollte ihre Wange hinunter. Nun konnte sie sich wirklich vorstellen, wie Catelyn Stark sich gefühlt haben musste, als Rickon und Bran, durch Theons Überfall auf Winterfell, in Gefahr gewesen waren und Arya und Sansa, ohne Aussicht auf Heimkehr, hier in Königsmund gefangen gehalten wurden. Tyrion traute sich nicht, noch etwas darauf zu erwidern, also ließ er es bleiben. Es dauerte nur zwei Tage, da läuteten die Glocken der großen, prachtvollen Türme in der Hauptstadt und zwar alle. Es war eine traurige Musik, denn heute Morgen hatte der König seinen letzten Atemzug getan und war in den Armen Cerseis zu den Göttern entglitten. Der Hof trug schwarz und es schien, als ob an diesem Tag niemand lachen würde. Nicht mal die Vögel sangen ihre gewohnten Melodien in den schattenspendenden Baumkronen. Selbst das Wetter änderte sich. Der Sonnenschein wich grauen Wolken und es begann in Strömen zu regnen, als man Joffrey beerdigte. Luna heulte auf, als der Septon mit seinem Gebet geendet hatte, so als wollte sie selbst noch etwas sagen. Allen Anwesenden jagte das Geräusch einen Schauer den Rücken hinunter. Während Tywin seine Tochter in den Armen hielt und versuchte ihr Trost zu spenden, drückte Rae sich an Jaime. Sie hoffte, dass sie nicht auch eines Tages eines ihrer Kinder zu Grabe tragen musste. Nach der Beerdigung ging Rae zum Gemach der Königin, obwohl Jaime ihr davon abgeraten hatte. Nun folgte er ihr besorgt, um notfalls eingreifen zu können, falls es zwischen den Frauen zu einem Streit kommen würde. Auch Gendry war dabei, um ihn zu unterstützen. „Was wollt ihr hier?!“, war das Einzige, was Cersei für den Besuch übrig hatte, als dieser eintrat. Die werdende Mutter ging auf die blonde Frau zu und kniete sich vor sie, um ihre Hand zu berühren. Zum Erstaunen aller, zog sie sie nicht zurück, sondern erschrak nur für eine Sekunde. „Majestät, meine Königin... Cersei... Ich kann Euch nicht sagen, wie sehr es mir leid tut. Euer Sohn war noch viel zu jung... Seine Regentschaft hätte nicht so früh enden dürfen.“, versuchte sie ihr Trost zu spenden, doch bei diesen Worten wurde Cerseis Blick sofort wieder ernster und vor allem zorniger. Sie schlug Raes Hand weg und erhob sich ruckartig. „Das Ihr es immer noch wagt!“, schrie sie wütend und warf ihren Stuhl um. Dann ging sie auf die jüngere Frau los und zog sie an den Haaren hoch. „Ich sollte diejenige sein, die an Eurer Stelle ist... Glücklich mit Jaime und seine Kinder in meinem Leib. Ihr solltet sehen, wie Eure Euch grausam genommen werden! Und Ihr solltet in tiefer Trauer um sie versinken.“, zischte sie und schubste sie, sodass Rae hinfiel. Sie konnte gerade noch ihre Hände schützend vor ihren Bauch legen und verhindern, dass sie nicht genau mit diesem auf den Boden aufprallte. Ein schmerzvolles Keuchen entwich ihr und sie hatte Not nach Luft zu schnappen. Jaime reichte das. Er konnte seine Schwester verstehen, doch das Alles gab ihr sicherlich nicht das Recht, so mit seiner Ehefrau umzuspringen und dabei das Leben seiner Kinder aufs Spiel zu setzen. „Gendry, bring sie hinaus.“, befahl er seinen ehemaligen Knappen, der der Schwangeren schnell aufhalf und sie hinausführte, auch wenn diese sich davor sträubte ihren Mann allein zu lassen. Jaime schloss die Zimmertür hinter ihnen. Mit erzürntem Gesichtsausdruck ging er nun auf Cersei los, die im ersten Moment nicht realisierte, was sie erwartete. Mit einer Hand schleuderte er sie auf ihr Bett und setzte sich über sie, um mit der anderen zuzuschlagen. Sie schrie auf vor Schmerz, doch das interessierte ihn nicht. Flehend bat sie ihn aufzuhören und versuchte ihr Gesicht zu schützen, doch er hörte ihr nicht zu. Noch zweimal schlug er sie, um dann ihren schlanken Hals zu umfassen und zuzudrücken. „J... Jaime, lass mich... los!“, verlangte sie stammelnd, als sie bemerkte, dass seine Hände sich um ihre Kehle schlossen. Furcht stieg in ihr auf und sie erinnerte sich an die Prophezeiung. Sie hatte alle ihre Kinder vor ihr sterben sehen und nun war es ihr jüngerer Bruder, der sie, in ihrer ganzen Trauer, erwürgte. Nur handelte es sich um ihren Zwilling, Jaime, und nicht um den missgebildeten Tyrion. „Du denkst, dass du so einfach davon kommst, wie, Cersei? Aber keiner, nicht mal du, fasst meine Frau an, ohne von mir dafür bestraft zu werden!“, knurrte er und war in eine Art Wahn verfallen. Seine grünen Augen waren weit aufgerissen und glänzten diabolisch, während sein Gesicht zu einer Fratze des Hasses verzogen war. Er konnte seine Kräfte nicht mehr zügeln und drückte noch fester und noch fester. Bis nur noch ein Röcheln zu hören war und wenig später nicht mal mehr das. Mit nun etwas sanfteren Gesichtsausdruck ließ er von ihr ab. Sie rührte sich nicht mehr. Erschrocken wich er zurück und fiel beinahe vom Bett hinunter. Nein. Er hatte sie getötet. Seine eigene Schwester. Rae, die sich Sorgen darüber machte, was Jaime Cersei vielleicht angetan haben könnte, tigerte unruhig in ihrem Zimmer auf und ab. „My Lady, Ihr solltet Euch beruhigen.“, riet Gendry ihr und sie sah den dunkelhaarigen, jungen Mann fassungslos an. Er war genau wie Robert! Die Ruhe selbst. „Erteile mir keinen Rat, Gendry. Auch wenn du jetzt Ser bist. Wenn ich mir Sorgen machen will, dann tue ich dies auch... Außerdem...“, wollte sie ihn gerade zurechtweisen, da ertönte ein Kriegshorn. „Robb Stark kommt! Der Wolf greift Königsmund an!“, rief eine Männerstimme über den Hof und man konnte andere, verängstige Stimmen hören. Einige schrieen aus Angst, andere um Befehle zu erteilen. Gendry und Rae sahen sich überrascht an. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass Robb so schnell bei ihnen sein würde und das der Angriff so unerwartet über sie hereinbrechen würde. „Folgt mir, my Lady. Ich bringe Euch in Sicherheit.“, forderte der junge Ritter sie auf und zog sein Schwert, als sie ihre Gemächer verließen. Auf den Gängen hörte man Hilferufe von Frauen, die bereits von den Männern Robb Starks überrumpelt wurden und nun von ihnen vergewaltigt werden würden. Das Geräusch von Stahl auf Stahl ertönte, als sie sich in Richtung Saal der Königin bewegten und hallte in Raes Ohren wieder. Sie hatten beinahe den Saal erreicht, in dem schon einige der hohen Ladys auf Rettung warteten, da erblickte sie Jaime, der sich durch eine Reihe von Angreifern kämpfte. Er war nicht in seiner Rüstung, was hieß, dass er vorher keine Zeit gehabt hatte sich zu rüsten, da er sich mit Cersei auseinandergesetzt hatte. Rae wollte nicht daran denken, was er ihr getan hatte, da die Königin auch nicht in ihrem Saal aufzufinden war. Also beschloss Rae ihrem Bewacher zu entfliehen und rannte, ihr eigenes Schwert in der Hand, hinunter, um ihrem Mann beizustehen. „My Lady, nicht!“, rief Gendry ihr nach und ihm blieb nichts anderes übrig, als ihr nachzulaufen. Würde er zulassen, dass ihr etwas passierte, würde Jaime Lannister ihn persönlich köpfen. Doch er musste zugeben, dass die junge Frau sich auch ganz gut selbst verteidigen konnte, als sie sich durch eine Reihe aus drei Soldaten schlug. Blut besudelte ihre schöne Gestalt und ließ sie wie eine verführerische, aber tödliche, Märchengestalt wirken. Entschlossen kämpfte er sich, Seite an Seite mit ihr, durch die Mauern der Starkmänner, die nicht genau wussten, warum Rae Forsyth sie angriff und sich auch nicht sehr dagegen wehrten. „Jaime!“, schrie sie, als sie beinahe bei ihm war und er drehte sich ihr zu. Mit entsetztem Blick musste er feststellen, dass er sich nicht geirrt hatte, als er ihre Stimme gehört hatte. „Rae, was machst du hier?! Bleib weg!“, forderte er sie auf, doch sie gehorchte nicht, sondern kämpfte sich weiter voran. Luna bewegte sich wie ein monströser Schatten zwischen ihr und den feindlichen Soldaten und sprang jedem an die Kehle, der es wagte sie hinterrücks anzugreifen. Jaime, der ihr am liebsten zu Hilfe geeilt wäre, stand mit einem Mal einen ganz anderen Gegner gegenüber. Robb Stark. Er saß auf einen grauen, eisenfarbenen Hengst, der vor dem blonden Lannister stieg, sein Schwert hoch erhoben. Grauwind, seine graue Bestie von einem Wolf wich nicht von seiner Seite. Blut tropfte aus dem Maul des Tieres. „Endlich sehen wir uns wieder, Lannister.“, begrüßte er ihn und sprang von dem Pferd, um sich, mit dem Schwert voran, gegen ihn zu werfen. Jaime wehrte ihn ab. „Stark! Ich hätte nicht gedacht, dass Ihr es bis hierher schafft.“, raunte er dem jüngeren Kriegsherrn zu und drückte ihn von sich. „Ihr habt immer noch meine Schwester, Ser. Ich will sie nur wieder nach Hause bringen.“, entgegnete er und sie trafen erneut mit funkensprühenden Klingen aufeinander. Als Robb ein erneutes Mal ausholte, war es urplötzlich Rae, die sich zwischen die beiden Männer geworfen hatte und seine Attacke mit ihrer Klinge abgewehrt hatte. „Schwester?!“, stieß er hervor und sah sie verblüfft an. „Mein Zuhause ist nun hier. Bei meinem Mann, Robb!“, gestand sie ihm und er bemerkte, wie stark ihr Bauch angeschwollen war. Vorsichtig ließ er sein Schwert sinken, Jaime Lannister dabei immer im Blick. „Das ist nicht dein Ernst, du Verräterin!“, fauchte er enttäuscht und wollte gerade auch auf sie losgehen, da stieß Jaime sie zur Seite, sodass sie im Gras hinter dem blonden Ritter landete und erschrocken aufschrie, während sie den Blick abwandte. Doch es war nicht Robb, der von dem Langschwert des Lannisters getroffen wurde, sondern einer seiner eigenen Leute. Ein weißer Umhang war gesprenkelt von Blut, als Jaime die Klinge aus dem Leib eines Mitglieds der königlichen Garde zog und der Mann röchelnd zu Boden fiel. Robb und auch Rae konnten nicht wirklich fassen, was gerade passiert war. „Was? Warum habt Ihr...?“, fragte er konsterniert, die blauen Augen weit geöffnet. Schmunzelnd hielt sich der ältere Mann an dem jungen König des Nordens fest. „Sie liebt Euch... Ihr seid ihr Bruder, Stark. Ich beschütze Euch. Um ihretwillen.“, brachte er hervor. Etwas Blut quoll aus seinem Mund, sein Kinn hinunter. Erst jetzt fiel ihrem Bruder und auch Rae auf, dass Jaime verletzt war. Die Klinge seines Gegners hatte auch ihn nicht verfehlt. Eine große Wunde klaffte zwischen seiner linken Schulter und seiner Brust. Tränen in ihren schönen blassen Augen, eilte sie auf ihre Beine und umfasste das Gesicht ihres Mannes. „Jaime! Nein, bitte!“, bettelte sie leidvoll und angsterfüllt die Götter an. Er griff nach ihrem Haar und küsste eine schwarze Locke, dann beugte er sich vor und gab ihr einen Kuss. Sie schmeckte sein Blut und bangte. Hoffentlich würde dies nicht ihr Letzter sein. „Bringt sie fort von hier, König des Nordens.“, bat er dann Robb und der nickte nur. Er sah nun, wie viel sie ihm bedeutete, wenn er lieber von ihr getrennt war, als sie hier sterben zu sehen. Rae, die nicht weg wollte, begann zu protestieren. „Nein! Nein, Jaime! Ich werde nirgendwo hingehen!“, kreischte sie hysterisch, doch es war bereits zu spät. Robb hatte Ser Rodrik Cassel, den Lehrer für Strategie und Kampf auf Winterfell, herangewinkt und hob sie nun auf dessen kleinen braunen Wallach. „Bringt sie weg hier!“, befahl er ihm und der alte Ritter, mit dem ergrauten, vollen Schnurrbart, trat seinem Pferd die Fersen in die Flanken, um es in einen schnellen Galopp zu zwingen. Rae schimpfte und versuchte abzusteigen, doch der Mann hielt sie stur fest. Das Einzige, was sie noch von ihrem Geliebten erhaschen konnte, war, wie er, trotz der schweren Verletzung sein Schwert hob und seinen Angreifern die Stirn bot. Sich nahezu in ihre Schwerter warf. Dann trübten ihre Tränen ihren, sonst so klaren, Blick. Die Schlacht war so schnell vorbei, wie sie begonnen hatte. Rae saß in Lady Catelyn Starks Zelt, vor den Mauern von Königsmund und hatte ihre Emotionen bereits wieder unter Kontrolle. Drei Stunden lang hatte sie geweint, geschrieen und verlangt zu ihrem Mann zu dürfen, doch ihre Ziehmutter war hartnäckig gewesen, obwohl sie den Schmerz der schwangeren Frau verstehen konnte. Nun saß sie auf einem Feldbett, strich mit einer Hand über Lunas schwarzes, glänzendes Fell und mit der anderen über ihren prallen Babybauch. „Die Lannisters haben Königsmund aufgeben und werden sich uns anschließen. Es wird einen Friedensvertrag geben.“, erklang Robbs dunkle Stimme, als er das Zelt betrat. Sie wandte sich zu ihm um und sah ihn hoffnungsvoll an. „Jaime... Ist er...?“, wollte sie wissen und hatte sich schon erhoben, doch der Gesichtsausdruck ihres Bruders sagte ihr mehr, als tausend seiner Worte. Er holte das Schwert des Mannes unter seinen grauen Umhang hervor, den sie am meisten liebte und von dem sie nun wusste, dass sie ihn für immer verloren hatte, und legte es auf eine Truhe. Mit starrem Blick betrachtete sie die blutverschmierte Klinge. „Er hat tapfer an meiner Seite gekämpft, Rae. Hat mir mehrmals das Leben gerettet. Du hattest Recht... Er ist kein Verräter, kein Königsmörder. Er ist ein Held.“, wollte er ihr tröstende Worte spenden, doch sie schüttelte nur abwehrend den Kopf. Nein! Es durfte nicht stimmen! Jaime durfte nicht tot sein! Nicht er! „Du lügst! Das kann nicht wahr sein!“, rebellierte sie gegen diese Nachricht, aber in Robbs Augen lag keine Lüge. Nur Trauer. Schluchzend ging sie auf die Knie und begann bitterlich zu weinen. „Nein! Nein!“, stieß sie keuchend zwischen ihrem Schluchzen hervor. Warum er? Warum mussten die Götter ihr ihren Ehemann nehmen, wo sie doch gerade erst ihren Liebesschwur vor ihnen gesprochen hatten? Als sie auf einmal aufhörte zu weinen, wusste Robb sofort, dass das nichts Gutes bedeuten konnte und war sofort zur Stelle, als sie einen Dolch zog und versuchte ihn auf sich selbst zu richten. „Lass mich, Robb! Ich will so nicht weiterleben!“, beschwerte sie sich lautstark und versuchte sich die Klinge aus valyrischen Stahl in den Leib zu rammen. „Rae, das ist Irrsinn! Dadurch wird es nicht besser!“, versuchte er sie zu beschwichtigen, was ihm nicht gelang. „Nein, wenn auch ich sterbe, bin ich wenigstens bei ihm!“, warf sie ihm entgegen. Catelyn stürzte plötzlich hinein. Sie hatte ihre Worte deutlich mitbekommen, da sie nicht weit von dem Zelt entfernt gewesen war. Mit voller Wucht holte sie aus und schlug ihr Mündel mitten ins Gesicht, sodass der jungen Frau der Dolch aus den Händen glitt. Robb ließ sie los, sodass sie nach vorne taumelte, sich die schmerzende Wange haltend. Trotzig sah sie Catelyn an, die allerdings mit sanften Augen auf sie blickte. „Robb, lass uns allein. Bitte.“, forderte sie ihren ältesten Sohn auf und er verließ, wenn auch nur widerwillig, das Zelt. „Was denkst du dir dabei, Kind?! Denkst du, dass du irgendetwas erreichst, wenn du dich umbringst?“, schimpfte sie und packte die Schwangere, um sie zu dem Bett zurückzuführen. Rae weinte mittlerweile wieder. „Er ist tot, Cat. Mein geliebter Jaime ist tot.“, brachte sie mit zittriger Stimme hervor. Die beschützenden Arme der rothaarigen Tullytochter schlossen sich um sie, wie es damals immer gewesen war, als Rae noch ein kleines Mädchen gewesen war. „Ich weiß, Liebes. Ich weiß...“, sprach sie beruhigend auf das Mündel ein und strich über das pechschwarze Haar. Auch ihr Schmerz, um Neds Tod, stieg wieder in ihr auf, wo sie die junge Frau um Jaime Lannister trauern sah. Sie konnte verstehen, was in ihr vorging, denn auch sie hatte ihren Geliebten verloren. „Aber denk nach, Rae. Du musst stark sein, denn du erwartest seinen Ehesegen. Die Saat, die er dir schenkte, trägst du in dir und sie ist beinahe reif. Du bist jetzt die Einzige, die sein Erbe beschützen kann.“, erinnerte Lady Stark sie und diese Worte gaben ihr, zumindest, für den Moment einen gewissen Trost, auch wenn sie wusste, dass dieser Verlust so große Wunden hinterlassen hatte, dass diese unmöglich heilen würden. Kapitel 14: Life ---------------- Es verging nicht viel Zeit in der sich das Königreich neu ordnen musste. Nach einer tagelangen Debatte, der auch Rae beiwohnte, wurde entschieden, dass Gendry wirklich Roberts rechtmäßiger Erbe war und er von nun an in Königsmund regieren würde. Sansa wurde mit ihm verlobt und heiratete ihn. Sie erwarteten bereits ihr erstes Kind, das nach der Regentschaft seines Vaters den Thron besteigen würde. Sansa war nun wieder das glückliche Mädchen, dass ihre Familie kannte und das würde sie an Gendrys Seite sicher noch lange Zeit bleiben. Lord Tywin, Robb und alle anderen Häuser des Reiches hatten dem neuen König und seiner schönen Königin die Treue geschworen und ihr Schicksal in seine Hände gelegt. Tywin Lannister behielt seine Titel als Lord über Casterlystein, Schild von Lannisport und Wächter des Westens, wofür er sehr dankbar war. Allerdings konnte sich auch keiner einen anderen Mann vorstellen, der dafür geeigneter war. Immerhin hielten die Lannisters den Westen bereits seit Ewigkeiten. Robb blieb Lord über Winterfell und Wächter des Nordens und legte seinen selbsternannten Königstitel ab, um der Krone mit all seiner Kraft zu dienen. Auch Rae wurde von Gendry, dem sie ja immerhin zum Regent gemacht hatte, geehrt. Sie erhielt den Titel als Wächterin des Ostens. Ihre Nachkommen sollten das Reich von Berg und Tal noch lange regieren und beschützen. Den Titel der Hand behielt Tywin. Rae, die nach allen, was passiert war, es ablehnte allein die Eyrie zu halten, schickte einen Kastellan dorthin und folgte ihrer Familie zurück nach Winterfell, wo sie irgendwie auch hingehörte. Allein saß sie nun in ihrem Zimmer und blickte von ihrem Fenster aus auf den Hof hinunter, wo Luna mit ihren Geschwistern Grauwind, Strubbel und Sommer herumtollte. Wenigstens die Wölfin war wieder glücklich, was man ihr auch ansehen konnte. Nur Rae wusste noch nicht so ganz, was sie nun tun sollte. Es war nun sechs Wochen her, dass sie ihn verloren hatte. Mit traurigem Blick starrte sie auf ihren Bauch. Bald würde es soweit sein, das konnte sie spüren und doch wusste sie nicht, ob sie sich auf ihre Kinder freuen sollte oder nicht. Es waren seine Erben, jedoch schmerzte sie immer noch der Gedanke, dass ihr geliebter Jaime nie seine Kinder in den Armen halten könnte und auch sie nie ihren mutigen und liebevollen Vater kennen lernen würden. Eine Träne kullerte ihre Wange hinunter als sie daran dachte, wie sehr sie sich geliebt hatten und wie sehr sie sich danach sehnte in seinen Armen zu liegen und seine Lippen zu küssen. Als sie ihre Lippen berührte, konnte sie noch immer seinen Kuss spüren, an dem sie festhielt. Ein Klopfen riss sie aus den Gedanken und sie erhob sich vorsichtig, als Robb in das Zimmer trat. Mit ihren Handrücken versuchte sie die Tränen wegzuwischen, damit er es nicht sah. Aber der junge Lord Stark merkte sofort, dass sie wieder geweint hatte. „Jon ist da, Rae. Und Tywin und Tyrion Lannister ebenfalls. Sie warten alle in der großen Halle auf dich.“, erklärte er ihr den Grund seiner Störung. Sie regte sich nicht vom Fleck. „Ich will sie nicht sehen. Ich möchte lieber allein sein.“, entgegnete sie und sah ihn trotzig an. Sie konnte ihnen noch nicht gegenübertreten. Tywin und Tyrion würden sie nur trübseliger stimmen. Ihr Blick brach ihm fast das Herz. „Du sitzt schon seit Wochen in deinem Zimmer und nimmst nicht mal mehr an unserem gemeinsamen Abendmahl teil. Mutter macht sich wirklich sorgen um dich. Sie ist der Meinung, dass du nicht immer um ihn trauern kannst, denn er kommt nicht mehr zurück. Und ich bin der gleichen Meinung.“, stellte er sie vor die Wahrheit. Sie sah ihn aus betrübten, weinerlichen Augen an. Das Blau ihrer Augen wechselte von der eisigen zu einer wässrigen Färbung. „Sag mir nicht, was ich tun kann. Ich bin eine Forsyth und die Wächterin des Ostens. Wenn ich um meinen verstorbenen Mann trauern will, dann tue ich das. Und zwar so lange, wie ich es für richtig halte.“, konterte sie und er kam wütend auf sie zu. Wollte sie nicht verstehen, dass alle nur ihr Bestes wollten? Grob packte er ihre Hand und drehte dabei, aus Versehen, ihren Arm um. „Du kommst jetzt sofort mit, das befehle ich dir als der Lord von Winterfell. Du musst gehorchen... Du bist nur mein Gast hier!“, verlangte er, doch sie holte mit der anderen Hand aus und schlug zu. Geschockt ließ er von ihr ab und rieb sich die gerötete Wange, während seine blauen Augen sie fassungslos anstierten. Sie rieb sich ihr schmerzendes Handgelenk und sah ängstlich, wie ein junges Reh, zu ihn auf. „Du magst der Lord von Winterfell sein. Aber ich bin die Lady der Eyrie. Ich weiß nicht, seit wann du so mit deiner Schwester umspringst, Robb. Womit habe ich das verdient?“, fragte sie mit zittriger Stimme und sie entdeckte eine tiefe Betroffenheit in seinem schönen, stolzen Gesicht, dass sie an Ned Stark erinnerte. „Rae, warum bist du nur bei ihm geblieben? Du hättest glücklich werden können... Glücklich mit mir.“, begann er, doch gerade davon wollte sie nichts hören. „Du fragst mich das? Ich könnte mit dir nie glücklich werden, Robb. Niemals! Ich liebe nur ihn und ich war glücklich mit ihm!“, zischte sie hysterisch und stieß einen Stuhl um. Sie regte sich so sehr auf, dass sie nicht mal bemerkte, wie sich unter ihr eine Pfütze bildete. Aufgeregt deutete er darauf. „Rae! Deine Fruchtblase... Sie...!“, stammelte er und erst jetzt sah sie unter sich. Bei den Göttern! Das durfte doch nicht wahr sein! Nicht jetzt! Sie konnte doch nicht jetzt ihre Kinder bekommen! „Hol Maester Luwin, Robb. Schnell.“, forderte sie ihn auf und schon spürte sie die erste Wehe. Robb hastete los und holte den Maester. „Wir müssen jetzt schnell machen. Lord Stark, wenn ich Euch rausbitten dürfte.“, wandte sich Luwin an den jungen Lord. Doch Rae griff nach seiner Hand, während die nächste Wehe sie schmerzvoll aufschreien ließ. „Nein, bitte... Bleib bei mir. Ich will, dass du dabei bist.“, bat sie ihn und er erfüllte ihr diesen Wunsch. Es ehrte ihn, dass sie ihn so sehr vertraute und liebte, dass sie ihn dabei haben wollte, wenn sie Jaimes Kindern das Leben schenkte. Die Geburt entpuppte sich allerdings als äußerst schwierig und schmerzhaft. Rae drückte während der ganzen Prozedur Robbs Hand so fest, dass er selbst beinahe aufschrie. „Götter.“, brachte Luwin hervor, als er das erste Neugeborene in der Hand hielt. „Was ist?!“, rief Rae panisch, die nicht sehen konnte, was vor sich ging. „Es tut mir leid, my Lady. Das Kind atmet nicht...“, erwiderte er mit sorgenvollem Blick, die Stirn noch mehr in Falten gelegt als sonst, und sie hatte aufstehen wollen, konnte es aber nicht. „Nein, das kann nicht sein! Nein!“, brachte sie verzweifelt hervor und schon wollte ihr zweites Kind das Licht der Welt erblicken. Jaimes Kind durfte nicht tot sein. Gerade als sie aufgeben hatte, nach dem ersten Kind zu betteln, und anfing sich mit diesem Verlust abzufinden, hörte man lautes Babygeschreie. „My Lady... Das Erste, es ist ein Junge, es atmet wieder. Das ist ein Wunder!“, klärte er sie auf und eine der Mägde übergab ihr einen gesunden Jungen, den sie neben die frischgebackene Mutter legte. Kurze Zeit später bekam sie auch das Mädchen an die Brust gelegt. Die Kinder saugten sofort und wollten die nahrhafte Muttermilch. „Ich habe es gewusst. Zwillinge... Ein Junge und ein Mädchen.“, freute sie sich tränenreich und gab beiden Säuglingen einen Kuss auf die Stirn. „Zwei sehr gesunde und aufgeweckte Kinder, wie es scheint. Meine Glückwünsche, My Lady.“, bedachte Maester Luwin und zog sich zurück. „Sie sind geboren, um zu leben. Starkes Lannisterblut und die Seele der Forsyths.“, gab sie zurück und lächelte erschöpft. Robb beugte sich vor, um ihr einen Kuss auf die Wange zu drücken. Es fühlte sich gut an, ihr wieder so nah sein zu dürfen. „Sie sehen aus wie er, nicht? Blondes Haar... Zwar blaue Augen, aber das kann sich noch ändern.“, merkte sie an und seine Hand streichelte über ihr pechschwarzes Haar. „Wie willst du sie nennen, liebste Schwester? Hast du dir schon Namen überlegt?“, fragte er mit Neugier und musste gezwungenermaßen zugeben, dass die Kinder ihrem Vater wirklich jetzt schon sehr ähnelten. Die Lannistersaat war stärker, als die der Forsyths, wie es aussah. „Den Jungen Mica und das Mädchen Leah...“, raunte sie ihm zu und wollte ihre Kinder nicht mehr loslassen. Nachdem sie sich etwas erholt hatte, kamen auch die anderen, um sie zu beglückwünschen. Sie war froh Jon mal wieder sehen zu können, da seine Besuche nur sehr rar waren. Tywin und Tyrion kamen beinahe die Tränen, so sehr freuten sie sich für die junge Mutter und Lord Tywin versprach ihr, dass er für sie und ihre Kinder alles tun würde, was sie wünschte. Mit Stolz nahm er die beiden Neugeborenen entgegen, um sie halten zu können. Und zum ersten Mal seit langem, fühlte sie sich geborgen in der Gegenwart ihrer Familie und der ihres Geliebten. Sie fühlte sich wieder als ein Teil von ihnen. Etwa eine Woche später, saß sie in einem Schaukelstuhl, das eine Kind an der einen und das andere an der anderen Brust. Gierig nährten sie sich an ihrer Milch und sahen so friedlich aus. Rae beneidete sie, sie wussten noch nicht um die Härte des Lebens und den Schmerz der Liebe. Sie waren noch so unschuldig. Aber irgendwann, eines Tages, würde aus Mica der nächste Lord des Westens wie des Ostens werden, denn er war der Nächste in der Rangfolge nach Lord Tywin und vor Tyrion. Und Leah würde, wenn sie soweit war, einen ehrenhaften, staatlichen Lord einer Burg heiraten und ihm viele Kinder schenken. Robbs Eintritt riss sie aus ihren Gedanken und als er sah, dass sie gerade stillte, errötete er stark. Der Anblick ihrer nackten Brüste, erinnerte ihn an ihr gemeinsames Mal. „Du musst dich nicht schämen, Bruder. Da ist nichts, was du nicht auch schon gesehen hast.“, neckte sie ihn und bat ihn, sich ihr gegenüber zu setzen. „Sie wachsen schnell.“, stellte er fest, als er die, geruhsam an die warme Haut ihrer Mutter gekuschelten, Babys daliegen sah. Sie schenkte ihm eines dieser Lächeln, die er schon immer an ihr geliebt hatte. „Ich hätte dir auch ein guter Mann sein können... Einer, der dich liebt, dich vergöttert... Und der deinen Kindern ein guter Vater sein könnte.“, fing er an und sie griff nach seiner Hand. „Ich könnte ihnen immer noch ein Vater sein, Rae. Meine Gefühle für dich sind immer noch die Gleichen.“, wisperte er, doch sie schüttelte den Kopf. „Du hast bald selbst ein Kind, Bruder. Und deine Frau und andere Verpflichtungen. Wie würde es aussehen, wenn du die Kinder eines anderen Mannes großziehst?“, appellierte sie an seiner Ehre. Nach dem Krieg hatte er Lady Jeyne Westerling, deren Vater unter Tywins Banner marschierte, geheiratet und sie erwartete mittlerweile ebenfalls ein Kind. Robb schluckte. Wie wäre es wohl gewesen, wenn das alles nie passiert wäre? Wenn sie damals Ja zu ihm gesagt hätte? Doch darüber konnte man sich so viel streiten, wie man wollte. Es war nicht mehr rückgängig zu machen. „Ich will zur Eyrie zurückkehren, süßer Bruder.“, offenbarte sie ihm dann nach einiger Zeit des Schweigens. Er wäre beinahe vom Stuhl gefallen, als er realisierte, was sie ihm da gerade gesagt hatte. „Jetzt?“, harkte er nach und sie schüttelte wieder den Kopf. Wie sollte sie das machen mit den kleinen Babys im Schlepptau? „Nein, jetzt will ich erst mal zur Mauer, um mit Jon über alles zu reden. Ich habe das Bedürfnis danach. Du weißt doch, wie gut ich mich immer mit ihm verstanden habe.“, erinnerte sie ihn. „Eine Amme wird solange auf meine Kleinen aufpassen und wenn ich wieder da bin, werde ich Winterfell verlassen. Ich muss nach Hause, Robb.“, klärte sie ihm auf. Zuerst war er nicht damit einverstanden. Der Weg bis zur Mauer war gefährlich für eine Frau, doch sie konnte ihn dennoch überzeugen und versprach Ser Rodrik Cassel zu ihrem Schutz mitzunehmen. Also ließ er sie ziehen. Es dauerte drei Tage bis sie die Mauer erblickte. Ein eigenartiges Gefühl durchfuhr sie, als sie den kalten, reglosen Wall hinaufsah. Nachdem sie sich vorgestellt hatte, ließ man sie passieren. Luna, immer hinter ihrer kleinen blaugrauen Stute, die Tywin ihr zur Geburt der Kinder geschenkt hatte. Er meinte, sie würde mit ihrer Fellfarbe gut zu einer Forsyth passen. Ignis war während Sansas und Aryas Flucht tödlich verletzt worden, als die Männer von Robb Stark die beiden Mädchen mit Angreifern verwechselt hatten. Sie war allerdings sehr zufrieden mit dem trittsicheren, temperamentvollen blauen Pferd. „Rae? Was führt dich denn hierher?“, ertönte Jons muntere Stimme und er hielt ihr Reittier, während sie abstieg. Dann fielen sich die Beiden um die Hälse. „Ich wollte dich noch einmal sehen.“, erklärte sie ihm, während sie gemeinsam über den windigen, verschneiten Wachtposten spazierten. Ihr Blick wanderte hinter die Mauer. Es war hier am kältesten, war es doch auch der nördlichste Punkt von Westeros. Alles was hinter dieser Mauer lag, gehörte schon nicht mehr dazu und sie wollte nicht mal daran denken, was für Kreaturen durch den dichten, alten Wald huschten. Das Kindermädchen der Starks hatte ihnen häufig Geschichten von Mammuts, Schattenkatzen, Wildlingen, Wargs und Gestalenwandlern erzählt, die dort ihr Unwesen trieben. Ob das allerdings stimmte, wusste man nicht so genau. Aber Rae war sicher nicht scharf darauf, es irgendwann herauszufinden. Geist, jagte still wie er war, denn er heulte noch nicht mal, hinter Luna her. Seine rubinroten Augen funkelten in der dunklen Kälte. Es schien ihn sehr zu freuen, dass seine geliebte Wolfschwester mal wieder zu Besuch war. „Aber ich war doch erst vor ungefähr einer Woche zu Besuch.“, erwiderte er lächelnd. Sie lächelte ebenfalls. „Nun... Ich werde Winterfell aber verlassen und dadurch werden deine Besuche sicher noch spärlicher ausfallen. Zusammen mit meinen Kindern werde ich die Eyrie besetzen.“, enthüllte sie ihren Plan. „Ist es wegen Robb, Rae? Ist es, weil er dich immer noch liebt?“, fragte der Bastard Eddard Starks sofort, da er sich keinen anderen Grund vorstellen konnte. Sie nickte langsam. „Ja, ich befürchte, dass Lady Jeyne irgendwann denken könnte, er würde sie betrügen. Außerdem kann ich ihn immer noch nicht vergessen, Jon.“, antwortete sie und er legte einen Arm um ihre schmalen Schultern. Er wusste, was in ihr vorging. „Jaime Lannister? Rae... Das verlangt doch auch keiner von dir. Du sollst ihn nicht vergessen, Wenn du ihn so einfach vergessen würdest, dann hättest du ihn ja nie geliebt.“, bedachte er ihre Situation und sie schluckte. Er hatte schon Recht. Aber jedes Mal, wenn sie an Jaime dachte, dann schnürte sich eine Schlinge um ihr Herz und zog es zusammen, sodass sie am liebsten laut schreien wollte. „Wird es jemals besser werden? Der Schmerz?“, wollte sie dann wissen, doch auf diese Frage konnte er ihr keine Antwort geben. Immerhin war es ihm, als Bruder der Nachtwache, nicht vergönnt sich zu verlieben und eigene Kinder zu bekommen. „Ich weiß es nicht, Rae... Vielleicht in einem Jahr, vielleicht in fünf Jahren... Vielleicht aber auch nie.“, versuchte er ihr keine allzu große Hoffnung auf Linderung zu machen. Aber selbst für diese Sichtweise war sie ihm dankbar. Immerhin probierte er sie zu verstehen. Sie verbrachten noch zwei Tage miteinander und dann machte Rae sich an den Rückweg. Ihre Babys brauchten sie und sie vermisste die Kleinen bereits sehr. In Winterfell zurück, veranlasste sie ihre Sachen packen zu lassen. Robb stellte ihr einige seiner Männer als Eskorte und gab ihr auch Dienstmädchen und Stalljungen mit. Als Tywin von dieser Nachricht erfahren hatte, hatte auch er ihr versprochen einige seiner Bediensteten zu opfern, damit sie nicht ganz allein auf der Eyrie sein würde. Und, obwohl sie es sich so ausgesucht hatte, fiel ihr der Abschied von Winterfell, dass über Jahre ihr Heim gewesen war und in dem sie sich sehr geborgen und willkommen gefühlt hatte, schwer. Doch es war an der Zeit ihre Pflichten zu erfüllen, als Wächterin des Ostens, als Forsyth und als Mutter. Immerhin würde all ihr Besitz einmal an ihre Kinder gehen. Trotzdem drückte sie jedes ihrer Geschwister und versprach ihnen zu Besuch zu kommen, sobald Mica und Leah laufen könnten. Auch von den Schattenwölfen wurde sie mit einem Heulen verabschiedet und Luna antwortete ihren Klagen der Wehmut. Sie konnte nicht wirklich verstehen, warum sie ihre Geschwister schon wieder verlassen musste, wo sie sich doch gerade erst wiedergefunden hatten. Doch als Rae nach ihr rief, folgte sie ihr gehorsam. Auf der Eyrie angekommen, der Besteigung sicherlich einen ganzen Tag gedauert hatte, atmete Rae die frische Bergluft ein, während sie auf ihrem Balkon stand. Ein Adler zog seine Kreise über ihrem Kopf und stieß einen schrillen Schrei aus, bevor er sich zu einem Sturzflug entschied. Vielleicht hatte er ein Kaninchen oder ein Wiesel entdeckt. Raes Gedanken glitten in ihre Kindheit ab, als sie selbst durch die Gänge der großen Burg gelaufen war und mit ihrem Kindermädchen fangen gespielt hatte. Sie erinnerte sich an den Gesang ihrer Mutter, wenn sie nicht hatte schlafen können und den Tag, an dem sie zum ersten Mal mit ihrem Vater in die Berge ausgeritten war. Hoffentlich würden ihre Kinder genauso schöne Erinnerungen an diesen Ort haben, wenn sie eines Tages in ihrem Alter waren. Und, obwohl Jaimes Tod, sie ihr ganzes Leben verfolgen würde, würde sie sagen können, dass ihr Leben voll von Liebe und Geborgenheit gewesen war. Denn es waren diese, die die Schatten der Trauer, der Hoffnungslosigkeit und der Angst überschatteten. Kapitel 15: Welcome to the Lion, Farewell to the Direwolf --------------------------------------------------------- Das alles geschah vor fünf Jahren und sie konnte sich immer noch an jedes einzelne Detail erinnern. Die Dämmerung brach heran, als sie sich in ihr Bett legte und zumindest für ein paar Stunden schlafen konnte. Doch ihre Augen öffneten sich, als ihre Dienstmagd die Vorhänge aufzog und die Fenster öffnete, um die Wintersonne hineinzulassen. Seit Jaimes Tod herrschte im ganzen Land, mehr oder weniger Winter. All die Jahre über. „Ist das nicht ein wunderschöner Tag, my Lady? Scheint so, als ob der Winter bald enden würde.“, meinte die Magd und Rae schenkte ihr ein Lächeln. Nach dem Frühstück mit ihren Kindern, entschied sie sich in den Bergen wandern zu gehen. Luna nahm sie ausnahmsweise nicht mit. Die Wölfin war nicht mehr die Jüngste und war besser in der Burg aufgehoben, wo sie mit Mica und Leah toben konnte. Sie liebte es allein in den Bergen zu spazieren, auch wenn es gefährlich sein konnte, da es immer noch einige der Bergclans gab, die schon den Arryns nicht wohlgesonnen waren. Doch sie ließ sich davon nicht einschüchtern. Immerhin hatte sie ihr Schwert dabei und auch sein. Tywin hatte darauf bestanden, dass sie Jaimes Schwert behielt, da er wusste, wie viel sie ihm bedeutet hatte und auch andersrum. So ging sie ihre bevorzugte Route ab und traf sogar auf einen Sprung von Rehen. Zwei Hirsche mit prächtigen Geweihen, ihre Ricken und ein paar Kitze. Sie suchten friedlich nach Gras, dass durch eine dünne Schneeschicht bedeckt wurde. In Winterfell war es jetzt sicher tiefster Winter, mit Schnee so hoch, dass die Pferde darin versinken würden. Wie gerne würde sie ihre Geschwister mal wieder besuchen. Doch das würde wohl noch warten müssen, bis der Winter wieder vorbei war. Als sie ihren Ausflug beendete und zur Eyrie zurückkehrte, kamen Leah und Mica ihr schon aufgeregt entgegen. „Mutter! Mutter! Onkel Tyrion hat uns einen Brief geschrieben!“, rief Mica und seine lannistergrünen Augen funkelten überglücklich. Auch Leahs blaue Saphiraugen strahlten. „Was hat er uns geschrieben?“, erkundigte sich das aufgeweckte Mädchen, deren blonde Locken ihr schönes rundes Gesicht umrahmten. Rae lächelte. Die Kinder lernten gerade erst zu lesen und konnten noch nicht viel verstehen, von dem, was Tyrion ihnen schrieb. Also las sie sich als erstes den Brief durch. Ihr Gesichtausdruck wechselte von Überraschung zu Schrecken, als sie die Zeilen, die ihr Schwager in seiner typische geschwungenen Schrift verfasst hatte, las. Sie schluckte und sah die Kinder an. „Wir müssen nach Casterlystein reiten, meine Lieblinge. Euer Großvater ist vorgestern verstorben. Er ist einfach eingeschlafen...“, klärte sie ihre Sprösslinge über den Tod Lord Tywins auf. Wahrscheinlich hatte sein Herz versagt. Die Kinder brachen sofort in Tränen aus und konnten das nicht glauben. Sie hatten ihren einzigen Großvater sehr lieb gewonnen. Tywin hatte sich immer rührend um sie gekümmert und war so oft vorbeigekommen, wie er nur konnte. Zu ihren fünften Namenstag, hatte er sogar jeden von ihnen ein wunderschönes, kleines Pony geschenkt. Leah ein weißes und Mica ein braunes. Außerdem hatte er Mica sein erstes Schwert überreicht und ihm einige Kniffe beigebracht. Für Leah hatte er ein hübsches Kleid aus roter Seide fertigen lassen und war mit ihr durch die große Halle der Eyrie getanzt. Nun war er also dahingeschieden. Was Rae allerdings wunderte, als sie anordnete Sachen zu packen und Pferde zu satteln, war, dass Tyrion kein Wort darüber verloren hatte, wann Mica zum neuen Lord über Casterlystein ernannt werden sollte. Das war eigenartig, denn normalerweise musste man solche Zeremonien immer sehr schnell über die Bühne bringen. Aber sie wollte sich darüber nicht weiter den Kopf zerbrechen. Sie mussten sich jetzt auf den Weg machen. Sie waren vier ganze Tage unterwegs. Mica und Leah waren ziemlich übereifrig gewesen und den größten Teil des Weges mit ihren Ponys galoppiert, während Rae sie auf ihrer blauen Stute, Nox, beobachtete. Sie lächelte jedes Mal, wenn sie ihnen zu sah. Wenn Jaime sie sehen könnte, würde es ihm wahrscheinlich genauso ergehen. Nun ritt sie, gefolgt von einem Großteil ihres Hofes, in Casterlystein ein. Es war wunderschön. Das letzte Mal war sie dort gewesen, als sie vier Jahre alt war und es hatte sich gar nichts verändert. Die Burg war immer noch beeindruckend groß und glänzte beinahe golden, die Sonne auf den hellbraunen Stein. Die Straßen so sauber, dass man hätte davon essen können. Und sie würde sich auf jeden Fall den Garten ansehen. Jaime hatte immer von dem Garten geschwärmt. Ob Robb wohl auch da sein würde? Seit seiner Hochzeit mit Jeyne Westerling und dem Friedenspakt mit den Lannistern, war er des Öfteren zu großen Anlässen erschienen. Und Rae sollte nicht enttäuscht werden. Als sie in den Hof einritt, entdeckte sie ihre Familie. Sie waren alle gekommen, sogar Sansa und Gendry. Tyrion trat ihr entgegen und begrüßte sie und die Kinder als Erstes. „Schön euch wiederzusehen.“, meinte er und sie erwiderte dies. Dann umarmte sie jeden einzelnen der Starks, wobei sie beinahe den Tränen nahe war. Sie durfte sich einrichten und ging dann mit den Kindern in den Garten, der tatsächlich wie das Paradies selbst aussah. Trotz des etwas kühleren, winterlichen, Wetters blühten einige Blumen und der Brunnen, der die Form eines Löwen hatte, spie Wasser. Bran und Rickon waren ebenfalls mit ihnen gekommen und jagten nun um die großen Bäume herum. Strubbel, Sommer, Luna und Grauwind immer hinter ihnen. Das Gebell der Wölfe und Lachen der Kinder hallte durch die schattigen Baumkronen. Es war sehr idyllisch hier. „My Lady? Rae? Würdet Ihr mir einen Moment Eurer Zeit schenken?“, erkundigte Tyrion sich bei ihr, der plötzlich neben ihr auftauchte. Sie erhob sich und nickte. Dann forderte er sie auf, mit ihr durch den Garten zu flanieren. „Es tut mir leid... Der Tod Eures Vaters.“, bedachte sie ihren Besuch, aber er winkte bloß ab. „Mein ehrenwerter Vater ist friedlich gestorben. Ohne Schmerzen. Obwohl ich befürchte, dass er es bevorzugt hätte im Kampf gegen irgendeinen mächtigen Feind zu sterben.“, witzelte er und beide mussten lachen. Ja, das hätte wesentlich besser zu dem stolzen Lord Tywin gepasst. Sie unterhielte sich noch eine Weile verschiedenen Krieger und Vater. Dann kam Rae auf das Thema zu sprechen, dass sie schon die ganze Zeit beschäftigte. „Wann wird mein Sohn zum neuen Lord ernannt?“, wollte sie wissen und er schmunzelte. „Nicht so eilig, my Lady. Zuerst möchte ich Euch und Euren Kindern ein Geschenk machen, dessen Wert ihr zu schätzen wissen werdet.“, offerierte er ihr und verlangte dann, dass sie ihre Kinder rief, um sie zu dem Saal zu führen in dem Lord Tywin verabschiedet werden würde. Sie traten gerade erst ein, da ertönte ein leises Winseln und Leahs begeisterter Aufschrei, ließ alle zusammenschrecken. „Die sind ja süß!“, quietschte das kleine Mädchen und hob einen goldfarbenen Hund auf. Nein, das war kein Hund. Es war ein Schattenwolf. Ein zweiter Welpe krabbelte auf Mica zu und leckte an seiner Hand, als er sie ihm reichte. Auch Luna beschnupperte die kleinen Bündel. „Dürfen wir die behalten, Onkel Tyrion?“, fragten beide Kinder aufgeregt und Tyrion nickte, zur Freude seines Neffen und seiner Nichte. „Ich werde meinen Lyanna nennen.“, erklärte Leah und drückte den pelzigen Welpen an sich. Sie liebte die Liebesgeschichte der Schwester Eddards und Robert Baratheons. Mica schien einen Moment zu überlegen und wusste dann, wie er seinen nennen würde. „Meiner soll Tywin heißen. Wie Großvater.“, warf er ein und Rae musste zugeben, dass der kleine Wolf dem Lannisterlord schon ähnelte, mit seinem goldenen Fell und den grünen Augen in denen sich Goldfragmente befanden. „Danke, Tyrion. Woher habt Ihr die Beiden?“, harkte sie dann nach und Tyrion grinste nur vor sich hin. Als eine andere Stimme im Raum erklang, wurde Raes Blick auf den Sarg gezogen, der in der Mitte stand. Ein Mann stand genau davor und schien auf Tywin hinabzublicken. Als er sich umdrehte und sie ihn erkannte, durchfuhr sie ein Gefühl von Geborgenheit. „Ich habe sie im Wolfswald gefunden. Bei der Jagd. Einer für jeden unserer Kinder, Liebste.“, berichtete der Mann mit dem blonden Haar und den smaragdgrünen Augen. Rae konnte ihren eigenen Augen nicht mehr trauen. Es war Jaime, der vor ihnen stand. Konnte das wahr sein? „Jaime?“, wollte sie ungläubig wissen, doch statt ihr zu antworten, öffnete er die Arme und sie musste weinen. Ihre Kinder sahen sie verstört an. Was war bloß mit ihrer Mutter los und wer war dieser Mann? „Warum weinst du, Mutter?“, war es Mica, der zuerst wieder die Worte fand. Sie schluchzte und wischte sich die Tränen weg. „Weil das euer Vater ist, Schatz.“, erwiderte sie und schon rannte sie auf ihn zu, um sich in seine Arme zu werfen. Er war es wirklich. Er sah nicht nur so aus, er roch auch so und als sie aufblickte, um ihn zu küssen, fühlte er sich auch genauso an. Das Einzige, was anders war, war der blonde Bart, der sein Kinn, seine Oberlippe und seine Wangen zierte. „Ich dachte, du wärest tot.“, brachte sie zwischen zwei Küssen hervor und er schien ein wenig überrumpelt, freute sich aber genauso, sie wieder in seinen Armen halten zu können. „Das war ich auch... fast. Es hat mehr als vier Jahre gedauert bis ich wieder vollkommen bei Kräften war.“, klärte er sie auf und strich mit beiden Händen über ihre Wangen. „Du bist immer noch so schön, wie damals.“, gestand er ihr und sie lachte, wobei sie allerdings auch nicht aufhörte zu weinen. „Aber warum hat mich niemand benachrichtigt?“, richtete sie sich an Tyrion, der unschuldig dreinblickte. „Wir waren selbst nicht sicher, ob mein Bruder es schaffen würde. Ich wollte dir unnötige Enttäuschungen ersparen.“, entschuldigte er sich bei ihr. Doch sie verzieh es ihm, denn sie war jetzt endlich wieder mit ihrem Liebsten vereint, von dem sie geglaubt hatte, sie würde ihn nie wiedersehen. „Ich verstehe ja, dass du mich vermisst hast, so wie ich mich nach dir gesehnt habe, meine süße Lady. Aber willst du mir nicht unsere Kinder vorstellen?“, fragte er sie nach tausend weiteren Küssen und sie errötete. Das hätte sie in ihrer Freude beinahe vergessen! Wie peinlich. Die Armen fragten sich wahrscheinlich schon, wann sie auch mal ihren Vater umarmen dürften. „Mica, Leah... Das ist euer Vater, Lord Jaime Lannister von Casterlystein, Schild von Lannisport und Wächter des Westens.“, stellte sie ihn vor und schob ihre Sprösslinge vor sich, damit Jaime sie selbst begutachten konnten. „Liebster... Unsere Kinder. Mica und Leah.“, wandte sie sich an ihn und die beiden Zwillinge machten große Augen, als sie den, für sie ja noch vollkommen fremden, Mann betrachteten. Ein strahlendes, vor Freude trauriges Lächeln bildete sich auf seinen schönen Lippen und er fasste nach Leahs Locken, die ihr bis zum Rücken reichten. „Du bist genauso wunderschön und liebreizend wie deine Mutter, kleine Lady. Ich bin mir sicher kein Lord, nicht mal der König, kann deinen Charme widerstehen.“, sprach er und sie kicherte verlegen, ihre Wangen vor Scham gerötet. Sie hatte dieselbe Grazie, die er an Rae entdeckte, und dieselben klugen, sanften Augen, die, je nachdem, wie das Licht hineinfiel, wie Eis wirkten. Dann blickte er auf Mica und legte seine große Hand auf seine kleine Schulter. Der Junge war sein Ebenbild. Blondes Lannisterhaar und klare, grüne Augen, die verwegen ihre Umgebung wahrnahmen, bereit für jede neue Herausforderung. „Und du wirst sicher mal ein mutiger, großer Ritter und sicher ein würdiger Nachfolger für mich.“, bemerkte er, als er den Jungen musterte. Die Kinder wussten nicht recht, was sie darauf erwidern sollten, doch ihr Anblick reichte ihm, um eine kleine Träne zu verlieren, die über seine Wange rollte. Mit seinen starken Armen drückte er beide an sich und begann zu schluchzen. Sie waren einfach perfekt. Und Rae hatte sich ganz allein um sie gekümmert. Fünf Jahre lang. Und sie hatte das so gut hinbekommen. Er war stolz und auch gleichzeitig beeindruckt von seiner tollen Frau. Denn vorstellen konnte es sich leibhaftig, wie schwer es für sie gewesen sein musste. Tyrion ließ die junge Familie allein. Sie würden wahrscheinlich sehr viel Zeit brauchen, um all die verlorene aufzuholen. Am Abend stand Jaime hinter ihr, seine Arme um ihre Taille gelegt. Sie blickten gemeinsam auf Leah und Mica, die friedlich und erschöpft in ihren Betten schlummerten. Die kleinen Schattenwölfe in ihren Armen, die ebenfalls schliefen. „Ein Junge und ein Mädchen... Zwillinge. Du hattest Recht, Rae.“, raunte er ihr zu und küsste zärtlich ihre Wange. „Ich sagte doch, dass eine Mutter weiß, was sie in ihren Bauch mit sich trägt.“, erinnerte sie ihn und ihre Lippen drückten sich auf seine Hand, die ihr Gesicht hielt. Sein Gesichtsausdruck spiegelte wieder, wie sehr sie ihm gefehlt hatte. „Es tut mir so leid, Geliebte. Ich habe dich allein gelassen... Die Geburt verpasst... Aber glaub mir, dass ich jeden Tag, den ich verletzt im Bett verbringen musste, an dich gedacht habe und diesen Tag herbeigewünscht habe.“, wisperte er und sie sah ihn gerührt an. Er wollte gerade noch etwas hinzufügen, da unterbrach sie ihn. „Es ist gut, Jaime... Du bist jetzt bei uns und du wirst es bleiben. Das ist alles, was jetzt noch zählt für mich.“, entgegnete sie und sie vereinten sich zu einen leidenschaftlichen Kuss. Er hob sie in seine kräftigen Arme und trug sie in sein eigenes Gemach, nicht weit von dem ihrer Kinder. Dort legte, oder eher warf, er sie stürmisch auf das Bett, sodass sie vergnügt aufschrie. „Ich hab dich so vermisst.“, flüsterte er an ihren Hals, während er diesen liebkoste. Ihre, mittlerweile nackten Körper schmiegten sich sehnsüchtig aneinander. Sie wollten sich gegenseitig zeigen, was sie missten und was sie brauchten. Ihre Hände glitten über seine Lenden und seinen breiten Rücken hinauf, in seinen Nacken. Er zog sie auf seinen Schoß und blickte ihr erhitzt in die Augen. Sie vereinten sich und er liebte sie in dieser Nacht heftiger, als er es je zuvor getan hatte. Haut rieb an Haut, Lippen trafen immer wieder auf Lippen. Hände, die einander festhielten und das Geräusch, dass seine Stöße machten, während sein Becken sich vor Kraft strotzend gegen ihre Leiste stieß. „Ich hoffe, dass ich dir noch mal ein Kind schenken kann. Und danach vielleicht noch eines...“, wünschte sie sich, als er neben ihr lag, den Kopf auf eine Hand aufgestützt. Seine freie Hand berührte ihren flachen Bauch und fuhr über die seidige Haut. Auch er wollte, dass sie noch einmal schwanger von ihm werden würde, damit er dieses Mal bei der Geburt dabei sein konnte. Sein kleines Kind in einer seiner großen Hände nehmen konnte und weinen konnte. Vor Freude. „Ich bin mir sicher, wenn wir so weiter machen, wird es nicht mehr lange dauern, bis meine Saat dich befruchtet.“, spekulierte er und küsste ihr Schlüsselbein. Sie musste amüsiert lachen. „Vielleicht... Aber bis dahin...“, murmelte sie an seine Lippen und neckte seine Mundwinkel, während ihre Hand an seine Erektion wanderte. Sein Aufstöhnen hallte in ihren Ohren wieder. Sie würden in dieser Nacht nur einen Teil nachholen können von dem, was sie miteinander verpasst haben, doch es war nichtsdestotrotz wundervoll ihn wieder in sich spüren zu können. Ihn zu verwöhnen und zu lieben, so wie es sein sollte. Sie würde ihn nie wieder verlassen, egal was passieren würde, egal wer es von ihr erwartete. Es würde niemanden mehr gelingen, sie zu trennen. Denn die Liebe zwischen ihnen, entflammte erneut und sie würde nie erlischen. Der nächste Tag brachte noch so einige Aufregung mit sich. Zuerst wurde Lord Tywin von seinen beiden Söhnen und seinem Bruder Ser Kevan zu Grabe gebracht und viele Reden wurden geschwungen. Und obwohl jeder um Lord Tywin trauerte, zumindest mehr oder weniger, freuten sich alle für Jaime und Rae, dass sie ihr Glück wiedergefunden hatten. Danach wurde Jaime zum neuen Lord erklärt und seine Frau zur Lady von Casterlystein. Alle Bannermänner und ihre Familien waren anwesend. Der Saal war prachtvoll geschmückt worden und fröhliche Musik ertönte. Es wurde getanzt und gelacht. Witze wurden sich erzählt und Mica und Leah tollten zwischen den Gästen mit ihren neuen Spielgefährten, den goldenen Schattenwölfen, herum. „Ich freu mich so für Euch, Rae.“, beglückwünschte Catelyn sie und umarmte die jüngere Frau. Rae lächelte ihr zu. „Vielen Dank, Cat. Nur muss ich jetzt wieder einen Kastellan finden, der die Eyrie für mich hält, solange Leah noch nicht verheiratet ist oder ich einen zweiten Sohn gebären werde und dieser zu einem Mann herangewachsen ist.“, bedachte sie und richtete sich plötzlich an Bran, der sie verwundert ansah. „Wie wäre es mit dir, süßer Bruder? Würdest du auf meine Burg aufpassen, Brandon Stark?“, fragte sie. Er konnte ihr zuerst vor Überraschung nicht antworten, nickte dann aber heftig und sie gaben sich einen kleinen Kuss. „Ich werde die Eyrie bewachen, Rae. Verlass dich auf mich.“, schwor er ihr und sie war sich sicher, dass er das gut hinbekommen würde, auch wenn er ein Krüppel war und seine Beine nicht mehr benutzen konnte. Er würde zu einen weisen Herrn über die Eyrie werden. Ein Teil ihrer Familie wandte sich den Feierlichkeiten zu und nur Robb stand noch vor ihr. Seine Hand griff nach ihrer und sie schmunzelte. „Ich bin glücklich, dich endlich wieder glücklich zu sehen, Rae. Hoffentlich werdet ihr zusammen alt werden können und noch viele Kinder großziehen können. Ich werde zu den Göttern dafür beten.“, säuselte er und sie berührte zart, wie eine Feder, sein Gesicht. „Dafür werde ich dich immer lieben, Bruder.“, verriet sie ihm, beugte sich vor und küsste seine Wangen. Er ließ sie wieder frei und sie trat auf Jaime zu, der sich mit einem lange befreundeten Lord unterhielt und Strategien austauschte. Als ihr schöner Gatte sich zu ihr umdrehte, das typische Funkeln in den hinreizenden Augen, und ihr Anblick ein Lächeln auf seine Lippen zauberte, fühlte sie, dass sie wieder zuhause war. Sie war wieder daheim. Seine Arme legten sich um sie und sie küssten sich liebevoll. Als Mica und Leah auf die Beiden zugerannt kamen, ging er vor ihnen auf die Knie, um sie besser umarmen zu können. Sein Mund drückte Küsse auf die kleinen Stirne und sie lachten aufgekratzt ihr süßes Kinderlachen. Robb beobachtete das Bild und konnte nicht anders, als eine Träne wegzudrücken. Zwar freute er sich für seine Schwester und selbst für Jaime, doch tat es ihm weh, sie gehen lassen zu müssen. Doch er wusste, dass es Jaime Lannister war, der sie verdiente, der ihnen gab, was sie brauchten und der sie mehr liebte, als er es je könnte. Auch wenn die schöne Lady Forsyth, die jetzt entgültig eine Lannister war, für immer einen besonderen Platz in seinen Herzen haben sollte. Epilog: New Start ----------------- Beinahe war ein Jahr vergangen, seitdem er sie wieder in seine Arme hatte schließen können. Lord Jaime Lannister stand auf seinem Balkon und blickte auf seine Stadt, Casterlystein, herab. Unten im Hof spielten Leah und Mica mit ihrem, mittlerweile schon ein ganzes Stück gewachsenen Schattenwölfen und Luna. Er lächelte, als er sah wie viel Spaß sie hatten. Irgendwann würde Mica sein Erbe antreten und seine Tochter würde die schönste Lady sein und Tausende Verehrer haben, die er natürlich zu erst einmal genau unter die Lupe nehmen würde. Und dann wäre da ja noch das dritte, noch ungeborene Kind. Er konnte kaum erwarten zu erfahren, was für ein Geschlecht es haben würde. Rae hatte ihm dazu nichts verraten, egal wie penetrant er darum gebeten, beinahe schon gebettelt, hatte. Gerade entschloss er sich, zu seinen Kindern hinunter zu gehen, da kam ein Bote keuchend in sein Zimmer gestürzt. Er brachte kaum ein Wort heraus, so sehr war der junge Mann außer Puste. „My Lord, Eure Frau... My Lady bekommt das Kind... Der Maester...“, stammelte er und konnte seine Nachricht nicht beenden, denn Jaime war schon auf den Weg zu ihr. Als er in das Gemach seiner Frau hineinplatzte, war die Geburt in vollen Gange. „Jaime!“, stieß sie zwischen zwei Wehen hervor und er eilte an ihre Seite. Behutsam hielt er ihre Hand, um ihr zu zeigen, dass sie das gemeinsam durchstehen würden und nach ungefähr zehn Minuten hatte sie es geschafft. Ein kleines blondes Bündel wurde ihr in die Arme gelegt. Es war ein Junge. Rae bemerkte natürlich wie sehr Jaime danach verlangte zum ersten Mal sein Kind in die Arme zu nehmen, weswegen sie es gerne an ihn weitergab. „Er ist wunderschön, Rae.“, brachte er hervor, während seine Augen kaum von dem Neugeborenen wichen. „Wie du, mein Liebster.“, gestand sie ihm und sie küssten sich, wobei sein Bart sie etwas kratzte. Alle seine Kinder hatten die Züge der Lannisters in sich und es würde wohl auch bei jedem weiteren darauf hinauslaufen. „Aber ich bin mir sicher, dass er deine Weisheit erhalten wird.“, raunte er ihr zu und legte ihr das Baby an die Brust. Mica und Leah wurden ebenfalls hineingelassen und staunten über das kleine Wunder, das nun ihr Geschwisterchen sein würde. Kaum konnten sie es erwarten, bis der Junge alt genug war, um mit ihnen zu spielen und auszureiten, doch da mussten sie wohl noch etwas abwarten. „Wie willst du ihn nennen?“, wollte Rae von ihrem Mann wissen und er überlegte eine Weile. Eine Antwort zu geben war nicht besonders einfach, aber er fühlte sich geehrt, dass sie ihm die Wahl ließ. „Nun... Er ist unser kleines Geschenk der Götter und irgendwann wird er der Lord der Eyrie werden. Der Wächter des Ostens...“, bedachte er. „Iain.“, meinte er schließlich und sie schenkte ihm ihr schönstes Lächeln. „Dann hoffen wir mal, dass du den Erwartungen deines Vaters gerecht wirst, Iain.“, scherzte sie und gab dem Knirps einen Kuss auf die Stirn. Jaime und sie waren das glücklichste Paar von allen. Zumindest empfanden sie es selbst so. Und hoffentlich würden sie das noch lange bleiben können. Denn immerhin hatten das Schicksal ihnen erlaubt einen Neustart zu wagen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)