A Song of Remedy and Attachment von abgemeldet (Another Game of Thrones) ================================================================================ Kapitel 13: Rain of Rebellion ----------------------------- Der Vollmond stand hoch am Himmel und es waren tausend kleiner Sterne am Firmament zusehen. Rae, mittlerweile im achten Monat ihrer Schwangerschaft, rappelte sich auf und zog sich etwas an. Ihr Blick fiel, über ihre Schulter, auf Jaime, der friedlich schlief. Ein Lächeln bildete sich auf ihren Lippen. Sie musste leise sein, um ihn nicht zu wecken. Luna hob sofort den Kopf, als sie das seichte Rascheln der Kleider ihrer Herrin hörte. Die junge Frau wies die Wölfin an ihr zu folgen und, die Türe leise hinter sich schließend, schlich sie auf den Gang und steuerte sofort das Gemach von Arya an, die hoffentlich ausnahmsweise mal in ihrem Bett lag, anstatt immer des Nachts über die Gänge zu streunen und Katzen oder ähnliches zu jagen. Und sie hatte Glück. Die jüngste Tochter Eddards lag unter ihre Decke gekuschelt in ihrem Bett und man hörte nur die leisen Atemgeräusche. Behutsam weckte sie ihre Schwester. „Rae? Was ist denn los? Warum bist du wach?“, murmelte das dunkelhaarige Mädchen fragend und blinzelte sie müde aus verschlafenen Augen an. „Arya, hör mir gut zu. Du musst dich anziehen und ein paar Kleider einpacken. Nur das Wichtigste. Keinen unnötigen Ballast.“, wies sie die Jüngere an und ging, ohne ihr weiteres zu erklären, zu Sansa rüber, der sie dasselbe sagen wollte. Doch als sie das Mädchen weckte, machten beide eine erschreckende Entdeckung. Die weißen Laken und selbst die Matratze des Mädchens waren voller Blut. Zuerst dachte Rae, sie wäre verletzt, doch als sie bemerkte, dass das Blut nur zwischen ihren Beinen war, wusste sie, was los war. „Den Göttern sei Dank, dass Joffrey schwerverletzt ist.“, brachte sie erleichtert hervor und half Sansa sich zu säubern. „Deine erste Blutung, Sansa. Jetzt bist du eine Frau.“, beglückwünschte sie dann die Rothaarige mit einem Lächeln. „Ich dachte irgendwie, es wäre anders. Nicht so blutig.“, erwiderte sie nur mit erschrockenem Tonfall und zog sich wieder an. „Das ganze Leben einer Frau besteht daraus für einen Mann zu bluten, süße Schwester. Wir bluten, wenn wir bereit sind ein Kind zu empfangen und wir bluten, wenn wir es gebären, Liebes.“, klärte sie sie auf und lachte amüsiert. Hatte sie gedacht, dass es angenehm sein würde? Wie ein heißes Bad in Rosenöl? Dann gingen sie gemeinsam zu Arya, um diese abzuholen. Rae führte die Mädchen, so unauffällig wie es ging, zu den Stallungen und sattelte Ignis, der vollkommen überrascht war von dem nächtlichen Besuch. Er schnaubte, als er bemerkte, dass es nicht Rae war, die sich in den Sattel schwang. „Lasst Ignis einfach die Zügel. Er findet schon nach Hause. Reitet am besten die ganze Nacht und versteckt euch tagsüber, um Rast zu machen. Ich weiß nicht, wie viele Lannistertruppen draußen unterwegs sind.“, riet sie ihnen und streichelte noch einmal das feuerrote Fell ihres Hengstes. „Warum kannst du nicht mitkommen?“, nölte Arya, als Rae sie hinter Sansa auf die Kruppe des Pferdes setzte. Sie streichelte über die Wange des Mädchens. „Mein Platz ist bei Jaime, Kleines. Und in meiner momentanen Situation bin ich nicht in der Lage so lange zu reiten. Aber keine Sorge, wir sehen uns wieder. Das verspreche ich.“, schwor sie ihnen und gab dann dem Pferd einen kräftigen Klaps, sodass es einen Satz nach vorne machte und im rasenden Tempo durch das Tor galoppierte. Einen Moment blickte sie den Beiden nach. Hoffentlich würden sie es schaffen und Robb damit das Zeichen geben, dass er den Angriff auf Königsmund wagen konnte. Am Morgen spazierte sie allein, und sichtlich erschöpft, durch den Palast. Sie war, nachdem sie Arya und Sansa weggeschickt hatte, zurück zu Jaime ins Bett gegangen. Doch kurze Zeit später wurden Beide zu Cersei gerufen, die herausgefunden hatte, dass die Mädchen auf Raes roten Hengst geflohen waren. Rae hatte so getan, als ob sie geschlafen hätte und von nichts wüsste. Jaime, der nicht mitbekommen hatte, dass sie für einige Zeit weggewesen war, hatte unwissentlich für sie gelogen. Daraufhin hatte die Königin es dabei belassen, da es sie augenblicklich sowieso nicht sehr interessierte, und war zu Joffrey zurückgekehrt. Seit er vom Schlachtfeld zurück gekommen war, war sie nie für längere Zeit von seiner Seite gewichen und man konnte, an ihren eingefallenen, rotunterlaufenen Augen erkennen, dass sie nicht sehr viel geschlafen hatte in letzter Zeit. Am liebsten würde Rae ihr irgendetwas sagen, aber so langsam wusste sie auch nicht mehr, was man einer verzweifelten Mutter sagen konnte. Vor allem, weil Cersei ihr Mitgefühl so oder so nicht angenommen hätte. Während der Abwesenheit der Regentin hatte die Hand, deren Amt nun wieder Tywin Lannister übernommen hatte, alle Befehlsmacht. „My Lady. Wie geht es Euch, Kind? Verzeiht, aber Ihr seht furchtbar aus.“, grüßte nun dieser die junge Gemahlin seines Sohnes und gab ihr einen langen Handkuss. Sie verneigte sich, so gut es eben ging, vor dem stattlichen Mann. „Nein, Ihr könnt ruhig ehrlich mit mir sein. Und ich weiß es ja selbst... Ein wenig Schlaf könnte mir wirklich nicht schaden, my Lord.“, bestätigte sie seine Beobachtung. Flankiert wurde er von Tyrion, der neben der großen Gestalt seines Vaters noch kleinwüchsiger wirkte, als er es überhaupt schon war. „Ihr solltet Euch ausruhen, Lady Rae. Denkt an Euren Nachwuchs.“, erinnerte Tyrion sie und sie lächelte. „Liebster Ser, wir sprechen hier von Jaimes Kindern. Und den starken Lannistern kann nichts anhaben. Aber Ihr habt Recht. Ich werde Euren Rat befolgen und mich schonen.“, bedachte sie seine Worte und auch der Gnom schmunzelte. Tywins Hand legte sich sanft auf die Wölbung ihres Bauches. „Ich traure immer noch um Myrcella und Tommen, genau wie meine Tochter. Doch ich freue mich trotzdem darauf, wenn Jaime mir meine Enkel präsentiert.“, offenbarte er ihr und er zuckte etwas, als ein Fuß nach ihm trat. Rae konnte das goldene Funkeln in seinen blassgrünen Augen sehen. Als er erfahren hatte, dass sie Zwillinge erwarten würde, hatte man ihm die Freude sogar durch ein Lächeln ansehen können, was ziemlich viel war, für einen so emotionskühlen Mann wie ihn. „Danke, my Lord.“, entgegnete sie und er verließ sie. Nur Tyrion blieb bei ihr und ließ ihr den Vortritt, als sie entschieden ihren Weg gemeinsam fortzuführen. Sie gingen nebeneinander her. Luna tollte vor ihnen von einer Nische zur anderen und jagte kleinen Mäusen hinterher, die sich in Spalten versteckten. „Wie geht es dem König? Cersei hat mir verboten ihn zu besuchen.“, erkundigte sie sich nach einiger Zeit des Schweigens. Der jüngere Bruder ihres Mannes räusperte sich und sah sie dann von unten an. „Es wird von Tag zu Tag schlimmer. Er wird wohl sterben, my Lady.“, antwortete er bedrückt und Rae schluckte. „Ist es nicht das, was Ihr euch gewünscht habt?“, harkte er nach, als er ihre Reaktion bemerkte. Sie schüttelte energisch den Kopf. „Ihr wisst, dass ich ihn für das, was er Ned Stark angetan hat, hasse. Aber einen Tod wie diesen... Qualvoll für ihn, wie auch für Cersei... Das wünsche ich nicht mal meinen ärgsten Feinden.“, verteidigte sie sich und er nickte andächtig. „Ich werde, schon sehr bald, auch eine Mutter sein und ich will es nicht wagen, mir vorzustellen wie sehr es Eure Schwester zerreißen muss... Jetzt, wo auch ihr letztes Kind dem Tode geweiht ist.“, murmelte sie und eine kleine Träne rollte ihre Wange hinunter. Nun konnte sie sich wirklich vorstellen, wie Catelyn Stark sich gefühlt haben musste, als Rickon und Bran, durch Theons Überfall auf Winterfell, in Gefahr gewesen waren und Arya und Sansa, ohne Aussicht auf Heimkehr, hier in Königsmund gefangen gehalten wurden. Tyrion traute sich nicht, noch etwas darauf zu erwidern, also ließ er es bleiben. Es dauerte nur zwei Tage, da läuteten die Glocken der großen, prachtvollen Türme in der Hauptstadt und zwar alle. Es war eine traurige Musik, denn heute Morgen hatte der König seinen letzten Atemzug getan und war in den Armen Cerseis zu den Göttern entglitten. Der Hof trug schwarz und es schien, als ob an diesem Tag niemand lachen würde. Nicht mal die Vögel sangen ihre gewohnten Melodien in den schattenspendenden Baumkronen. Selbst das Wetter änderte sich. Der Sonnenschein wich grauen Wolken und es begann in Strömen zu regnen, als man Joffrey beerdigte. Luna heulte auf, als der Septon mit seinem Gebet geendet hatte, so als wollte sie selbst noch etwas sagen. Allen Anwesenden jagte das Geräusch einen Schauer den Rücken hinunter. Während Tywin seine Tochter in den Armen hielt und versuchte ihr Trost zu spenden, drückte Rae sich an Jaime. Sie hoffte, dass sie nicht auch eines Tages eines ihrer Kinder zu Grabe tragen musste. Nach der Beerdigung ging Rae zum Gemach der Königin, obwohl Jaime ihr davon abgeraten hatte. Nun folgte er ihr besorgt, um notfalls eingreifen zu können, falls es zwischen den Frauen zu einem Streit kommen würde. Auch Gendry war dabei, um ihn zu unterstützen. „Was wollt ihr hier?!“, war das Einzige, was Cersei für den Besuch übrig hatte, als dieser eintrat. Die werdende Mutter ging auf die blonde Frau zu und kniete sich vor sie, um ihre Hand zu berühren. Zum Erstaunen aller, zog sie sie nicht zurück, sondern erschrak nur für eine Sekunde. „Majestät, meine Königin... Cersei... Ich kann Euch nicht sagen, wie sehr es mir leid tut. Euer Sohn war noch viel zu jung... Seine Regentschaft hätte nicht so früh enden dürfen.“, versuchte sie ihr Trost zu spenden, doch bei diesen Worten wurde Cerseis Blick sofort wieder ernster und vor allem zorniger. Sie schlug Raes Hand weg und erhob sich ruckartig. „Das Ihr es immer noch wagt!“, schrie sie wütend und warf ihren Stuhl um. Dann ging sie auf die jüngere Frau los und zog sie an den Haaren hoch. „Ich sollte diejenige sein, die an Eurer Stelle ist... Glücklich mit Jaime und seine Kinder in meinem Leib. Ihr solltet sehen, wie Eure Euch grausam genommen werden! Und Ihr solltet in tiefer Trauer um sie versinken.“, zischte sie und schubste sie, sodass Rae hinfiel. Sie konnte gerade noch ihre Hände schützend vor ihren Bauch legen und verhindern, dass sie nicht genau mit diesem auf den Boden aufprallte. Ein schmerzvolles Keuchen entwich ihr und sie hatte Not nach Luft zu schnappen. Jaime reichte das. Er konnte seine Schwester verstehen, doch das Alles gab ihr sicherlich nicht das Recht, so mit seiner Ehefrau umzuspringen und dabei das Leben seiner Kinder aufs Spiel zu setzen. „Gendry, bring sie hinaus.“, befahl er seinen ehemaligen Knappen, der der Schwangeren schnell aufhalf und sie hinausführte, auch wenn diese sich davor sträubte ihren Mann allein zu lassen. Jaime schloss die Zimmertür hinter ihnen. Mit erzürntem Gesichtsausdruck ging er nun auf Cersei los, die im ersten Moment nicht realisierte, was sie erwartete. Mit einer Hand schleuderte er sie auf ihr Bett und setzte sich über sie, um mit der anderen zuzuschlagen. Sie schrie auf vor Schmerz, doch das interessierte ihn nicht. Flehend bat sie ihn aufzuhören und versuchte ihr Gesicht zu schützen, doch er hörte ihr nicht zu. Noch zweimal schlug er sie, um dann ihren schlanken Hals zu umfassen und zuzudrücken. „J... Jaime, lass mich... los!“, verlangte sie stammelnd, als sie bemerkte, dass seine Hände sich um ihre Kehle schlossen. Furcht stieg in ihr auf und sie erinnerte sich an die Prophezeiung. Sie hatte alle ihre Kinder vor ihr sterben sehen und nun war es ihr jüngerer Bruder, der sie, in ihrer ganzen Trauer, erwürgte. Nur handelte es sich um ihren Zwilling, Jaime, und nicht um den missgebildeten Tyrion. „Du denkst, dass du so einfach davon kommst, wie, Cersei? Aber keiner, nicht mal du, fasst meine Frau an, ohne von mir dafür bestraft zu werden!“, knurrte er und war in eine Art Wahn verfallen. Seine grünen Augen waren weit aufgerissen und glänzten diabolisch, während sein Gesicht zu einer Fratze des Hasses verzogen war. Er konnte seine Kräfte nicht mehr zügeln und drückte noch fester und noch fester. Bis nur noch ein Röcheln zu hören war und wenig später nicht mal mehr das. Mit nun etwas sanfteren Gesichtsausdruck ließ er von ihr ab. Sie rührte sich nicht mehr. Erschrocken wich er zurück und fiel beinahe vom Bett hinunter. Nein. Er hatte sie getötet. Seine eigene Schwester. Rae, die sich Sorgen darüber machte, was Jaime Cersei vielleicht angetan haben könnte, tigerte unruhig in ihrem Zimmer auf und ab. „My Lady, Ihr solltet Euch beruhigen.“, riet Gendry ihr und sie sah den dunkelhaarigen, jungen Mann fassungslos an. Er war genau wie Robert! Die Ruhe selbst. „Erteile mir keinen Rat, Gendry. Auch wenn du jetzt Ser bist. Wenn ich mir Sorgen machen will, dann tue ich dies auch... Außerdem...“, wollte sie ihn gerade zurechtweisen, da ertönte ein Kriegshorn. „Robb Stark kommt! Der Wolf greift Königsmund an!“, rief eine Männerstimme über den Hof und man konnte andere, verängstige Stimmen hören. Einige schrieen aus Angst, andere um Befehle zu erteilen. Gendry und Rae sahen sich überrascht an. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass Robb so schnell bei ihnen sein würde und das der Angriff so unerwartet über sie hereinbrechen würde. „Folgt mir, my Lady. Ich bringe Euch in Sicherheit.“, forderte der junge Ritter sie auf und zog sein Schwert, als sie ihre Gemächer verließen. Auf den Gängen hörte man Hilferufe von Frauen, die bereits von den Männern Robb Starks überrumpelt wurden und nun von ihnen vergewaltigt werden würden. Das Geräusch von Stahl auf Stahl ertönte, als sie sich in Richtung Saal der Königin bewegten und hallte in Raes Ohren wieder. Sie hatten beinahe den Saal erreicht, in dem schon einige der hohen Ladys auf Rettung warteten, da erblickte sie Jaime, der sich durch eine Reihe von Angreifern kämpfte. Er war nicht in seiner Rüstung, was hieß, dass er vorher keine Zeit gehabt hatte sich zu rüsten, da er sich mit Cersei auseinandergesetzt hatte. Rae wollte nicht daran denken, was er ihr getan hatte, da die Königin auch nicht in ihrem Saal aufzufinden war. Also beschloss Rae ihrem Bewacher zu entfliehen und rannte, ihr eigenes Schwert in der Hand, hinunter, um ihrem Mann beizustehen. „My Lady, nicht!“, rief Gendry ihr nach und ihm blieb nichts anderes übrig, als ihr nachzulaufen. Würde er zulassen, dass ihr etwas passierte, würde Jaime Lannister ihn persönlich köpfen. Doch er musste zugeben, dass die junge Frau sich auch ganz gut selbst verteidigen konnte, als sie sich durch eine Reihe aus drei Soldaten schlug. Blut besudelte ihre schöne Gestalt und ließ sie wie eine verführerische, aber tödliche, Märchengestalt wirken. Entschlossen kämpfte er sich, Seite an Seite mit ihr, durch die Mauern der Starkmänner, die nicht genau wussten, warum Rae Forsyth sie angriff und sich auch nicht sehr dagegen wehrten. „Jaime!“, schrie sie, als sie beinahe bei ihm war und er drehte sich ihr zu. Mit entsetztem Blick musste er feststellen, dass er sich nicht geirrt hatte, als er ihre Stimme gehört hatte. „Rae, was machst du hier?! Bleib weg!“, forderte er sie auf, doch sie gehorchte nicht, sondern kämpfte sich weiter voran. Luna bewegte sich wie ein monströser Schatten zwischen ihr und den feindlichen Soldaten und sprang jedem an die Kehle, der es wagte sie hinterrücks anzugreifen. Jaime, der ihr am liebsten zu Hilfe geeilt wäre, stand mit einem Mal einen ganz anderen Gegner gegenüber. Robb Stark. Er saß auf einen grauen, eisenfarbenen Hengst, der vor dem blonden Lannister stieg, sein Schwert hoch erhoben. Grauwind, seine graue Bestie von einem Wolf wich nicht von seiner Seite. Blut tropfte aus dem Maul des Tieres. „Endlich sehen wir uns wieder, Lannister.“, begrüßte er ihn und sprang von dem Pferd, um sich, mit dem Schwert voran, gegen ihn zu werfen. Jaime wehrte ihn ab. „Stark! Ich hätte nicht gedacht, dass Ihr es bis hierher schafft.“, raunte er dem jüngeren Kriegsherrn zu und drückte ihn von sich. „Ihr habt immer noch meine Schwester, Ser. Ich will sie nur wieder nach Hause bringen.“, entgegnete er und sie trafen erneut mit funkensprühenden Klingen aufeinander. Als Robb ein erneutes Mal ausholte, war es urplötzlich Rae, die sich zwischen die beiden Männer geworfen hatte und seine Attacke mit ihrer Klinge abgewehrt hatte. „Schwester?!“, stieß er hervor und sah sie verblüfft an. „Mein Zuhause ist nun hier. Bei meinem Mann, Robb!“, gestand sie ihm und er bemerkte, wie stark ihr Bauch angeschwollen war. Vorsichtig ließ er sein Schwert sinken, Jaime Lannister dabei immer im Blick. „Das ist nicht dein Ernst, du Verräterin!“, fauchte er enttäuscht und wollte gerade auch auf sie losgehen, da stieß Jaime sie zur Seite, sodass sie im Gras hinter dem blonden Ritter landete und erschrocken aufschrie, während sie den Blick abwandte. Doch es war nicht Robb, der von dem Langschwert des Lannisters getroffen wurde, sondern einer seiner eigenen Leute. Ein weißer Umhang war gesprenkelt von Blut, als Jaime die Klinge aus dem Leib eines Mitglieds der königlichen Garde zog und der Mann röchelnd zu Boden fiel. Robb und auch Rae konnten nicht wirklich fassen, was gerade passiert war. „Was? Warum habt Ihr...?“, fragte er konsterniert, die blauen Augen weit geöffnet. Schmunzelnd hielt sich der ältere Mann an dem jungen König des Nordens fest. „Sie liebt Euch... Ihr seid ihr Bruder, Stark. Ich beschütze Euch. Um ihretwillen.“, brachte er hervor. Etwas Blut quoll aus seinem Mund, sein Kinn hinunter. Erst jetzt fiel ihrem Bruder und auch Rae auf, dass Jaime verletzt war. Die Klinge seines Gegners hatte auch ihn nicht verfehlt. Eine große Wunde klaffte zwischen seiner linken Schulter und seiner Brust. Tränen in ihren schönen blassen Augen, eilte sie auf ihre Beine und umfasste das Gesicht ihres Mannes. „Jaime! Nein, bitte!“, bettelte sie leidvoll und angsterfüllt die Götter an. Er griff nach ihrem Haar und küsste eine schwarze Locke, dann beugte er sich vor und gab ihr einen Kuss. Sie schmeckte sein Blut und bangte. Hoffentlich würde dies nicht ihr Letzter sein. „Bringt sie fort von hier, König des Nordens.“, bat er dann Robb und der nickte nur. Er sah nun, wie viel sie ihm bedeutete, wenn er lieber von ihr getrennt war, als sie hier sterben zu sehen. Rae, die nicht weg wollte, begann zu protestieren. „Nein! Nein, Jaime! Ich werde nirgendwo hingehen!“, kreischte sie hysterisch, doch es war bereits zu spät. Robb hatte Ser Rodrik Cassel, den Lehrer für Strategie und Kampf auf Winterfell, herangewinkt und hob sie nun auf dessen kleinen braunen Wallach. „Bringt sie weg hier!“, befahl er ihm und der alte Ritter, mit dem ergrauten, vollen Schnurrbart, trat seinem Pferd die Fersen in die Flanken, um es in einen schnellen Galopp zu zwingen. Rae schimpfte und versuchte abzusteigen, doch der Mann hielt sie stur fest. Das Einzige, was sie noch von ihrem Geliebten erhaschen konnte, war, wie er, trotz der schweren Verletzung sein Schwert hob und seinen Angreifern die Stirn bot. Sich nahezu in ihre Schwerter warf. Dann trübten ihre Tränen ihren, sonst so klaren, Blick. Die Schlacht war so schnell vorbei, wie sie begonnen hatte. Rae saß in Lady Catelyn Starks Zelt, vor den Mauern von Königsmund und hatte ihre Emotionen bereits wieder unter Kontrolle. Drei Stunden lang hatte sie geweint, geschrieen und verlangt zu ihrem Mann zu dürfen, doch ihre Ziehmutter war hartnäckig gewesen, obwohl sie den Schmerz der schwangeren Frau verstehen konnte. Nun saß sie auf einem Feldbett, strich mit einer Hand über Lunas schwarzes, glänzendes Fell und mit der anderen über ihren prallen Babybauch. „Die Lannisters haben Königsmund aufgeben und werden sich uns anschließen. Es wird einen Friedensvertrag geben.“, erklang Robbs dunkle Stimme, als er das Zelt betrat. Sie wandte sich zu ihm um und sah ihn hoffnungsvoll an. „Jaime... Ist er...?“, wollte sie wissen und hatte sich schon erhoben, doch der Gesichtsausdruck ihres Bruders sagte ihr mehr, als tausend seiner Worte. Er holte das Schwert des Mannes unter seinen grauen Umhang hervor, den sie am meisten liebte und von dem sie nun wusste, dass sie ihn für immer verloren hatte, und legte es auf eine Truhe. Mit starrem Blick betrachtete sie die blutverschmierte Klinge. „Er hat tapfer an meiner Seite gekämpft, Rae. Hat mir mehrmals das Leben gerettet. Du hattest Recht... Er ist kein Verräter, kein Königsmörder. Er ist ein Held.“, wollte er ihr tröstende Worte spenden, doch sie schüttelte nur abwehrend den Kopf. Nein! Es durfte nicht stimmen! Jaime durfte nicht tot sein! Nicht er! „Du lügst! Das kann nicht wahr sein!“, rebellierte sie gegen diese Nachricht, aber in Robbs Augen lag keine Lüge. Nur Trauer. Schluchzend ging sie auf die Knie und begann bitterlich zu weinen. „Nein! Nein!“, stieß sie keuchend zwischen ihrem Schluchzen hervor. Warum er? Warum mussten die Götter ihr ihren Ehemann nehmen, wo sie doch gerade erst ihren Liebesschwur vor ihnen gesprochen hatten? Als sie auf einmal aufhörte zu weinen, wusste Robb sofort, dass das nichts Gutes bedeuten konnte und war sofort zur Stelle, als sie einen Dolch zog und versuchte ihn auf sich selbst zu richten. „Lass mich, Robb! Ich will so nicht weiterleben!“, beschwerte sie sich lautstark und versuchte sich die Klinge aus valyrischen Stahl in den Leib zu rammen. „Rae, das ist Irrsinn! Dadurch wird es nicht besser!“, versuchte er sie zu beschwichtigen, was ihm nicht gelang. „Nein, wenn auch ich sterbe, bin ich wenigstens bei ihm!“, warf sie ihm entgegen. Catelyn stürzte plötzlich hinein. Sie hatte ihre Worte deutlich mitbekommen, da sie nicht weit von dem Zelt entfernt gewesen war. Mit voller Wucht holte sie aus und schlug ihr Mündel mitten ins Gesicht, sodass der jungen Frau der Dolch aus den Händen glitt. Robb ließ sie los, sodass sie nach vorne taumelte, sich die schmerzende Wange haltend. Trotzig sah sie Catelyn an, die allerdings mit sanften Augen auf sie blickte. „Robb, lass uns allein. Bitte.“, forderte sie ihren ältesten Sohn auf und er verließ, wenn auch nur widerwillig, das Zelt. „Was denkst du dir dabei, Kind?! Denkst du, dass du irgendetwas erreichst, wenn du dich umbringst?“, schimpfte sie und packte die Schwangere, um sie zu dem Bett zurückzuführen. Rae weinte mittlerweile wieder. „Er ist tot, Cat. Mein geliebter Jaime ist tot.“, brachte sie mit zittriger Stimme hervor. Die beschützenden Arme der rothaarigen Tullytochter schlossen sich um sie, wie es damals immer gewesen war, als Rae noch ein kleines Mädchen gewesen war. „Ich weiß, Liebes. Ich weiß...“, sprach sie beruhigend auf das Mündel ein und strich über das pechschwarze Haar. Auch ihr Schmerz, um Neds Tod, stieg wieder in ihr auf, wo sie die junge Frau um Jaime Lannister trauern sah. Sie konnte verstehen, was in ihr vorging, denn auch sie hatte ihren Geliebten verloren. „Aber denk nach, Rae. Du musst stark sein, denn du erwartest seinen Ehesegen. Die Saat, die er dir schenkte, trägst du in dir und sie ist beinahe reif. Du bist jetzt die Einzige, die sein Erbe beschützen kann.“, erinnerte Lady Stark sie und diese Worte gaben ihr, zumindest, für den Moment einen gewissen Trost, auch wenn sie wusste, dass dieser Verlust so große Wunden hinterlassen hatte, dass diese unmöglich heilen würden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)