A Song of Remedy and Attachment von abgemeldet (Another Game of Thrones) ================================================================================ Kapitel 12: Fall of a false King -------------------------------- Trotz dass Königsmund um den Verlust von Prinzessin Myrcella und Prinz Tommen trauerte, durften sie nicht außer Acht lassen, dass Stannis Baratheon, der selbsternannte König der Meeresenge, sich unaufhörlich mit seiner Flotte der Hauptstadt näherte. Sie waren zuletzt in der Nähe von Rosby gesichtet worden, was bedeutete, dass es sich nur noch um einige Tage handeln konnte, bis sie die Stadt erreichen würden. Cersei, die scheinbar ihre Trauer vergessen konnte, als diese Nachricht sie erreichte rief sofort wieder ihren Rat zusammen. Diesmal war es Rae nicht gestattet der Sitzung beizuwohnen. Wahrscheinlich war die Verbitterung der Königin schwerwiegender als Jaime gesagt hatte, als sie ihm von dem Gespräch zwischen seiner Schwester und ihr berichtet hatte. Er hatte gemeint, dass Cersei sich schon wieder beruhigen würde. Sie sollte ihr einfach nur Zeit lassen. Doch es wurde ohne sie ein Plan geschmiedet, woraufhin sich jeder Mann, der irgendwie in der Lage war eine Waffe zu benutzen, aufgerufen wurde sich eine Schlacht mit Stannis Baratheons Leuten zu liefern, sobald die Zeit dafür reif war. Auch wurden Joffreys Schiffe hinzugezogen, um dem Bruder Roberts schon in der Bucht des Blackwaters entgegenzutreten. Tyrions Plan dabei würde es sein, die Schiffe mit Wildfeuer zu beladen. Eine Substanz die hochexplosiv und stark brennbar war. So würden die Männer des Verräters nicht ihr blaues, sondern ihr grünes Wunder erleben! Rae hatte nicht viele Hoffnungen in diese Pläne, nachdem ihr Gatte sie darüber informiert hatte. Für sie war jetzt schon klar, dass es mehr Tote auf der Seite Joffreys als der des Gegners geben würde. Cersei und Tyrion handelten unüberlegt. Sie nahmen in Kauf ihre eigenen Männer zu opfern, nur um dem kleinen blonden, verwöhnten König den Hintern zu retten. Und das würde ihnen auch nicht viel nutzen, da Stannis mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht alle seine Leute auf einmal schicken würde, sondern selbst nach einer Niederlage noch genug Krieger haben würde, um einen erneuten Angriff auf Königsmund zu starten, was das Verderben aller bedeuten würde. Aber man wollte ihren Rat ja nicht hören. Nun saß sie auf Jaimes Bett, in dessen Gemächern, und sah einem neuen Knappen zu, wie er seinen Herrn einkleidete. Luna lag neben ihr auf den Laken und beobachtete den Jungen, wie er Jaime den schweren Harnisch anlegte. Gendry war ja mittlerweile selbst zum Ritter ernannt und nicht länger im Dienste des Lannisters. Die goldene Rüstung schimmerte jedes Mal, wenn er sich bewegte und die Sonnenstrahlen sie streiften. Er war so edel und wirkte dadurch noch galanter, als er es war. Und doch trieb es ihr Tränen in die Augen, wenn sie daran dachte, wozu er die Rüstung anlegte. „Ich will nicht, dass du gehst, Liebster.“, murmelte sie, als der Knappe fertig war und sich selbst einkleiden ging, da auch er mitkämpfen musste. Jaimes Hände legten sich seitlich auf ihren geschwollenen Bauch. Er spürte, wie kleine Füße sofort anfingen nach ihm zu treten. „Ich muss, Rae... Meine Ehre...“, versuchte er ihr klarzumachen, doch sie wollte von alledem nichts wissen. Empört drehte sie sich weg, um ihm ihre Tränen nicht zu zeigen. „Ehre? Das ist wohl alles, woran ihr Lannisters denkt! Ist dir deine Ehre wichtiger als ich... Als deine ungeborenen Kinder?“, fragte sie ihn mit zittriger, aufgeregter Stimme. Ein zerknirschter Gesichtsausdruck zierte sein so makelloses, für einen Mann wunderschönes, Gesicht. Er nahm ihre Hand und zwang sie so ihn anzublicken. Tränen rannen ihre, trotz der Sonne des Südens, weiße Wangen hinunter und fassungslose wasserblaue Augen bettelten ihn förmlich an, nicht zu gehen. Er schluckte und wusste zuerst nicht, wie er sie beschwichtigen könnte, wenn das überhaupt möglich war. Bei den Göttern! Er wusste doch, wie sie sich fühlte! „Rae, Liebste, du weißt genau, wie sehr ich dich liebe... Und wie sehr ich liebe, was du in dir trägst.“, flüsterte er ihr zu und beugte sich hinunter, um sie zu küssen. Der salzige Geschmack ihrer Tränen verdeckte die Süße ihres Kusses. Nachdem sie sich, nach etwa fünf Minuten, wieder voneinander gelöst hatten, sahen ihre Augen ihn immer noch bittend an und er konnte nicht anders, als sich von seiner eigenen Trauer überwältigen zu lassen. Sein Vater hatte ihn davor gewarnt, dass er, wenn er erst mal verheiratet war und sie schwanger sein würde, auch sein Sinn für Ehre verfliegen würde. Sobald sie ihn bettelnd mit ihren großen blassblauen Augen ansehen würde, würde er vergessen, dass er geschworen hatte jede Schlacht zu bestreiten, die es zu bestreiten gab. Sein ritterlicher Stolz würde schmelzen an ihren sorgenvollen Küssen und jede ihrer Blicke würde ihm einen stechenden Schmerz in der Brust verpassen. Und er würde dem größten Feind gegenüberstehen, den ein Krieger haben konnte. Die Liebe. Doch während seine Finger ihr schwarzes Haar durchkämmte und eine kleine Träne seine eigene Wange hinunterkullerte, wurde ihm bewusst, dass sein Vater falsch gelegen hatte. Liebe war keineswegs ein Feind im Krieg, sondern ein Verbündeter. Er würde seine Liebe für sie im Kampf gegen Stannis nutzen. Um zu überleben. Um zu gewinnen. „Ich werde gehen, Rae. Joffrey ist mein König und ich muss ihm gehorchen.“, erklärte er ihr und sie verließ ihn, schluchzend, und leise wie ein Schatten. Aber Rae würde nicht so einfach aufgeben. Wenn Jaime kämpfen musste, sollte er es auch tun. Die Wurzel allen Übels sollte sich dem stellen, was sie verursacht hatte. Sie fand ihn im Thronsaal, mit Cersei. Er schien sich mit seiner Mutter zu unterhalten. Die prachtvolle Krone auf seinem blassblonden Haar. Es war Rae erst nicht aufgefallen, doch Tyrion war auch dort, wenn er sich auch in Schweigen hüllte und sich erst erhob, als sie hineinstürmte. „My Lady Rae? Was macht Ihr hier? Solltet Ihr nicht bei meinem Bruder sein?“, fragte er, als er sie auf Cersei und ihrem Sprössling zusteuern sah. Sie vergeudete keine Zeit damit, dem Gnom Beachtung zu schenken, sondern ging auf Joffrey los. Sie hatte ihr Schwert gezogen, wurde allerdings von Ser Meryn Trant und zwei anderen Mitgliedern der Königsgarde gestoppt. Sie ließ widerwillig die Klinge sinken, da sie wahrscheinlich nicht mal eine Schwangere verschonen würden. „Ihr solltet an seiner Stelle sein! Was seid Ihr bloß für ein König, der seine Männer in den sicheren Tod schickt und selbst mit seinem royalen Hintern auf dem Thron sitzt und sich außer Gefahr sieht! Mein Bruder Robb sollte den eisernen Thron halten! Wenigstens kämpft er und sieht dem Tod entgegen, wie die Männer, die ihm dienen!“, brüllte sie wütend und versuchte sich an den Wachen vorbeizudrücken. Doch wie vermutet, hielten sie die junge Frau trotz ihrer Schwangerschaft grob zurück, sodass sich wahrscheinlich Blutergüsse an ihren Armen bilden würden. „Lady Lannister, lasst das Schwert fallen!“, verlangte Ser Meryn, aber er erntete für diese Forderung nur ein höhnisches Lachen. Sie richtete die Spitze an die Kehle des Mannes. Genau auf den Kehlkopf und drückte etwas zu. Sofort richteten sich die Schwerter der Garde auf ihren Bauch. Luna, die hinter ihr stand, knurrte finster und den Wachen schien bei dem Anblick der großen Bestie nicht ganz wohl zu sein. „Ihr wagt es mich zu befehligen, Ser Meryn? Ihr wisst anscheinend nicht mehr, mit wem Ihr sprecht... Ich bin...“, wollte sie sich über die Bewacher des Königs lustig machen, doch Cersei unterbrach sie. „Die Frau meines Zwillingsbruders... Eine Lannister durch den Bund der Ehe. Doch mein Sohn, der König, ist erst vierzehn, my Lady. Es ist noch nicht an der Zeit für ihn in eine Schlacht zu ziehen.“, erinnerte Cersei die junge Gemahlin ihres Bruders. Tyrion, der sich mittlerweile vom ersten Anflug der Schockierung erholt hatte, die sie mit dieser Aktion in ihm ausgelöst hatte, befahl der Garde sie loszulassen, was seine Schwester zu erzürnen schien. Doch sie sagte nichts weiter, denn Rae ließ ihr Schwert zurück in die Scheide gleiten, die an dem Gürtel befestigt war, der inzwischen beinahe nicht mehr um ihre Hüfte passte. Die Königin blitzte ihrem Bruder mit ihren grünen Augen an. War er etwa auf der Seite dieser Intrigantin? „Vierzehn oder nicht, liebste Schwester! Lady Rae hat Recht, Cersei. Er ist der König und sollte sich seinen Soldaten präsentieren und ihnen Zuversicht schenken. Wir alle wissen, dass Stannis ein Feind ist gegen den wir, ehrlich gesagt, nicht den Hauch einer Chance haben. Die meisten ehemaligen Bannermänner Renlys stehen hinter ihm. Und dazu noch Sturmende...“, warnte er sie. „Unsere Soldaten bestehen zum Großteil aus jungen Männern, die noch nie eine Schlacht bestritten haben. Uns fehlen Männer wie Jaime, die auch in der Unterzahl den Mut nicht verlieren. Wenn unsere Leute sehen, dass Joffrey an sie glaubt, werden sie durchhalten. Da bin ich mir sicher.“, fügte er hinzu, doch Cersei wollte von alle dem nichts hören. Es konnte nicht Tyrions Ernst sein, dass er Joffrey da hinausschicken wollte, nachdem, was mit Myrcella und Tommen passiert war. „Du willst den König doch nicht dieser Gefahr aussetzen. Sollte er fallen, wer soll dann den Thron halten?“, ertönte Jaimes Stimme hinter ihnen und alle Blicke richteten sich in Richtung des großen, goldblonden Lannisters. Er trug den weißen Umhang der Königsgarde. „Tommen und Myrcella sind leider nicht mehr unter uns, falls es dir aufgefallen ist, Bruder. Also gibt es keinen Nachfolger nach dem Geburtsrecht.“, meinte er und strich sich das Haar aus der Stirn. Rae und auch sein Bruder sahen ihn enttäuscht an. Sie hatten nicht damit gerechnet, dass Jaime ihnen in den Rücken fallen würde, wo er doch sonst immer mehr der riskante Typ war, als der fürsorgliche. Aber vielleicht war es ja wahr, dass die Ehe und das Vater werden einen Mann erweichen konnte. „Nein, Onkel Jaime... Onkel Tyrion und Lady Rae haben wirklich Recht mit dem, was sie sagen. Meine Männer brauchen mich. Ich will an eurer Seite kämpfen.“, mischte sich nun Joffrey ein und Cersei starrte ihren Sohn fassungslos an. „Joffrey, du...“, wollte sie ihm widersprechen, doch er unterband ihre Klage, in dem er eine Hand hob. „Du hast das weiche Herz einer Frau und Mutter, die ihren einzigen, noch verbliebenen, Sohn nicht auch verlieren möchte. Aber ich bin der König und das muss ich Stannis zeigen. Er soll vor Angst zittern, wenn er den gekrönten Hirsch der Baratheons und den Löwen der Lannisters erblickt.“, warf er ein und es war das erste Mal, dass Rae ihn für seine eigene Entscheidung bewunderte. In diesem Moment erkannte sie das Einzige, was er anscheinend von Roberts Wesen übernommen hatte. Auch wenn nicht das gleiche Blut mit dem einstigen König teilte. Und so sollte es sein. Zwei Tage später machte sich die kleine, aber dennoch nicht zu unterschätzende, Armee des Königs fertig für ihren Ausritt. Rae stand bei Jaime, während sein Knappe ihm seinen weißen Schimmel festhielt. Ein letztes Mal nahm sie seine große Hand und legte sie behutsam auf ihrem Bauch. Erneut standen ihr Tränen in den Augen und doch lächelte sie leicht. „Ich will, dass du daran denkst, wenn du Stannis den Kopf abtrennst.“, verlangte sie und er musste ebenfalls lachen. „Das werde ich, Geliebte. Und ich werde zu dir zurückkehren, das verspreche ich.“, schwor er und lehnte sich vor, um sie, hoffentlich nicht zum letzten Mal zu küssen. Sie schmeckte nach Tränen und nach der Liebe, die ihn vorantreiben würde, wenn er seinen Gegnern sein Schwert zeigen würde. „Du weißt, ich würde mit dir reiten, wenn ich könnte...“, wandte sie mutig ein, aber er hob ihr Kinn an und schüttelte den Kopf. „Dein Platz ist nun hier... Ich finde die Vorstellung schön, dass du es bist, die auf mich wartet.“ „Wenn du zu mir zurückkehrst, wird es nur einen Ort geben, an dem ich auf dich warten werde...“, wisperte sie in sein Ohr, als sich ihre Lippen trennten. Er lachte amüsiert, da er genau wusste, dass sie damit ihr Ehebett meinte. „Dann werde ich mich beeilen, damit du nicht allzu lang warten musst, süße Lady.“, witzelte er und sie küsste ihn erneut. „Ich liebe dich.“, gestand sie ihm und ihre Arme legten sich um seinen Hals. „Ich dich auch.“, entgegnete er, als er sich von ihr löste und schweren Herzens auf seinen Schimmel stieg. Rae bemerkte, dass Sansa, nicht weit von ihr und Jaime entfernt, gezwungen war, Joffreys Schwert zu küssen, was ihm Glück bringen sollte. Doch eigentlich wollte Sansa, dass Joffrey in der Schlacht umgebracht wurde. Er sollte vom Pferd stürzen oder von einer Lanze aufgespießt werden. Am Besten Stannis selbst würde sich um ihn kümmern. Der junge König würde in einem Einzelkampf keine Chance gegen einen erfahrenen Schlachtenführer wie Stannis Baratheon haben. Und dann wäre sie endlich von ihm befreit. Aber darauf konnte das Mädchen nur hoffen, denn der Mann ihrer Schwester, Ser Jaime, und der Gnom, Tyrion, würden die ganze Zeit über auf ihn achten. So hatte Cersei es ihnen aufgetragen. Und jeder wusste, dass, besonders, der Königsmörder ein ernstzunehmender, skrupelloser und hinterhältiger Gegner im Kampf sein konnte. Jaime liftete das Visier seines Helms und machte sich ein Bild von der Seeschlacht, die sich die Schiffe von Joffrey und Stannis lieferten. Es waren so viele, dass er nicht vermochte sie zu zählen. Von riesigen Kriegsschiffen, bis hin zu kleinen Kähnen. Doch man bemerkte sofort, dass die Galeeren der Gegner eindeutig die Oberhand hatten. Viele von Joffreys Kriegsschiffen waren eingepfercht oder bereits so zerstört, dass sie begangen zu sinken. Man hörte das Geschrei von verwundeten Männern, das Surren von Pfeilen, die von einem zum anderen Schiff geschossen wurden, und das zerbrechen von Holz, das gegen Holz prallte. Der Geruch von Schweiß, Blut und Angst lag in der Luft. Und plötzlich war es geschehen! Das Wildfeuer, dass in den Schiffen Joffreys gelagert war, war entfacht worden. Eine grüne Spur, wie Öl, auf dem Wasser, die sich in gelbrote Flammen verwandelte, die immer höher stiegen und den azuren Himmel in ein tödliches Licht hüllten. Hatten sie jetzt gewonnen? War nun die erste Schlacht geschlagen? Nein, denn das Kriegshorn warnte vor den Angriff an Land und die grünen Augen des Lannisters erhaschten einen Blick auf einige feindliche Kämpfer, die es geschafft hatten, sich rechtzeitig an Land zuschleppen. Voller Kampfeslust zog er sein Schwert und schwang es auffordernd, das Stahl in den Flammen des Wildfeuers blitzend, um den Ersten, der sich ihm näherte, den Kopf abzuschlagen. „Casterlystein! Lannister!“, rief er den anderen aufmunternd zu und ein hitziges Gefecht entfachte. „Königsmund! Joffrey!“, hörte man weitere Rufe. Doch so sehr er auch dem Fieber der Schlacht verfiel, so sehr der Geruch des Todes ihn verfolgte und der Blutdurst in ihm stieg. Im Hinterkopf behielt er immer die besorgten Worte seiner jungen, schwangeren Frau, die hoffte, vielleicht betete, dass er unbeschadet zu ihr zurückkehrte. Und so tanzte er auf seinem weißen Hengst durch die Reihen der Angreifer und wich jedem Schlag aus. Rae saß mit Cersei, Sansa und den anderen hochgeborenen Hofdamen in der Halle der Königin. Sie war nicht so groß, wie der Thronsaal und die Halle der Hand, aber dennoch bot sie genug Platz, um selbst den Bediensteten Schutz zu gewähren. Es wurde Musik gespielt und Essen und Wein dargeboten, um alle zu beruhigen und bei Laune zu halten, während draußen die Hölle auf Erden herrschte. Rae konnte darüber nur lachen. Was konnte diese verängstigten Frauen und Kinder noch beruhigen? „Ihr seht nicht gerade belustigt aus, my Lady Rae. Soll ich den Narren rufen lassen?“, erkundigte Cersei sich und nahm einen Schluck des süßen Weins. Sie trug heute ein weißes Gewand aus feinster Seide, dass sie unschuldiger wirken ließ, als sie war. Rae hingegen war in den Farben ihres Hauses, den Nachtblau der Forsyths, gekleidet. Ohne die Königin eines Blickes zu würdigen, antwortete sie, wobei sie scheinbar geistesabwesend Lunas Kopf streichelte. Hätte sie die Wölfin nur mit ihm geschickt, um die Soldaten zu unterstützen. „Ihr denkt, Ihr könntet diesen Menschen Hoffnung geben? Das ist lachhaft... Diese Frauen werden erst wieder aufhören können zu weinen und zu flehen, wenn sie ihre Männer und ihre Söhne wohlbehalten wieder in ihre Arme schließen können. Und auch ich, werde erst wieder lächeln können, wenn mein Gemahl wieder an meiner Seite ist. Aber bei den Göttern... Es ist unwahrscheinlich, dass auch nur die Hälfte von ihnen wieder heimkehrt.“, konfrontierte sie sie mit der Wahrheit und die etwa zehn Jahre ältere Frau blickte sie erbost an. „Was wisst Ihr schon davon jemanden Hoffnung zu machen? Ihr habt nicht mal mehr Untertanen, die ihr regieren könnt.“, warf sie ihr entgegen, was der werdenden Mutter dann doch ein Lächeln auf die roten Lippen zauberte. „Oh, Ihr habt wohl vergessen, dass es Euer Vater war, der mir mein Reich als Hochzeitsgeschenk zurückgegeben hat.“, erwiderte sie und für sie war damit die Diskussion beendet. Von draußen hörte man das Dröhnen der Krieghörner und das grelle Licht des aufflammenden Wildfeuers und dessen aufsteigender Rauch, war vom Weiten sichtbar. Was ging da nur vor sich? „Tyrion, gib auf Joffrey Acht!“, rief Jaime seinem kleinen Bruder zu und ritt auf eine Gruppe feindlicher Ritter zu, um sie niederzuschlagen, was ihm auch gelang. Seine Rüstung und auch das Fell seines schneeweißen Hengstes waren gesprenkelt vom Blut seiner Widersacher. Es sah aus, als hätte es rot auf sie niedergeregnet. Er selbst hatte bis jetzt allerdings keinen Kratzer abbekommen. Gerade, als er einen von Lord Celtigars Männern erschlug, hörte er Tyrion seinen Namen rufen und er wendete seinen Hengst, um zu mit anzusehen, dass sein Bruder und sein Neffe von einer Meute von Gegnern eingekreist worden waren. Die Pferde der Beiden stiegen verängstigt, das weiße in ihren Augen sichtbar. Joffrey schrie auf und versuchte einen Mann mit seinem Schwert abzuwehren, der ihn aus dem Sattel holen wollte, was ihm glücklicherweise auch gelang, und Tyrion hatte alle Hände voll damit zu tun nicht von seinem steigenden Fuchs zu fallen. Jaime versuchte sie noch zu erreichen, doch bevor er das Schwert erheben konnte, wurde sein Pferd von einer heranfliegenden Lanze getroffen und stürzte, einen Todesschrei von sich gebend, zu Boden. Das Geräusch des Aufpralls hörte sich beinahe so an, als ob seine Knochen zerbrachen. Aber es waren die Beine des Schimmels, deren Knochen splitterten. Das Pferd zappelte hektisch, die Hufe um sich schlagend, beim Versuch sich wieder aufzurichten. Jaime zückte seinen Dolch und durchtrennte die Kehle des, sich nur quälenden, Tieres und beendete somit sein Leben. Der Unterleib des Ritters wurde dabei von dem schweren Tier begraben und er konnte sich nicht rechtzeitig befreien, um zu verhindern, dass Joffrey vom Pferd geschleudert wurde und sich einem Gegner gegenüber sah, der ihm weitaus überlegen war. Ein blutverschmiertes Schwert senkte seine Klinge zwischen Brustharnisch und Armschiene nieder und verwundete den König an dieser Stelle. Der Aufschrei des Jungens hallte in Jaimes Ohren wieder und zwang ihn, sich zusammenzureißen, sein Schwert zu nehmen und sich mit Entschlossenheit auf Stannis Baratheons Männer zu stürzen. Er hatte Cersei versprochen Joffrey unbeschadet zurückzubringen und er würde nicht zulassen, dass sein Neffe vor seinen Augen abgeschlachtet wurde. Nicht, wenn er es verhindern konnte. Joffrey sank auf die Knie und der andere Soldat hätte ihn getötet, wenn Tyrion nicht dazwischen gegangen wäre. Er hatte es währenddessen geschafft seinen ungestümen Hengst zu kontrollieren und eilte dem König zu Hilfe, in dem er das Pferd zwischen die Beiden drängte. Auch Jaime erreichte das Szenario. Gemeinsam konnten sie Schlimmeres verhindern, doch die Gegner schienen einfach nicht weniger zu werden. Doch gerade, als sie dachten, alle Mühe sei vergeblich und das ihnen der Tod schon die Hand reichen würde, tauchten andere Ritter am Horizont auf. Sie erkannten die Banner der Häuser, deren Kämpfer nun Stannis Einhalt geboten. Das violette Einhorn auf silbernen Grund, des Hauses Brax. Das schwarzweiße Wildschwein auf brauner Flagge der Crakehalls und Lord Gawen Westerlings sechs weiße Muscheln auf sandigen Untergrund. Und noch viele mehr. Alles Häuser, die ihre Treue Tywin Lannister geschworen hatten. „Vater, Tyrion! Es ist unser Vater!“, jubelte Jaime und schnappte sich Joffreys Schlachtross, um den Männern Lord Tywins entgegenzureiten und sich ihnen im Kampf anzuschließen. Tyrion packte Joffrey und half ihm auf seinen eigenen Fuchs, was leichter gesagt war, als getan, da er selbst immer Hilfe beim Aufsteigen benötigte. Mit einem Klaps auf die Kruppe, ließ er den Hengst in Richtung Palast galoppieren und betete, dass der junge König schnell genug dort ankommen würde. Dann warf er sich selbst wieder in die Schlacht, die eine unerwartete Wendung angenommen hatte. „Der König ist zurück! Der König ist zurück!“, ertönte die Stimme eines aufgeregt heraneilenden Boten, der in den Saal der Königin huschte. Cersei erhob sich auf der Stelle und folgte ihm, auch Sansa und Rae wollten sehen, warum der Bote so einen entsetzten Gesichtsausdruck aufgesetzt hatte. Als sie in den Hof kamen, war Maester Pycelle bereits bei dem Jungen, der von zwei Rittern, die im Palast verblieben waren, von dem erschöpft schnaubenden Pferd heruntergeholt wurde. Sansa hielt sich die Hand vor dem Mund, als sie das ganze Blut sah, dass aus Joffreys Wunde quoll. Der König war wirklich schwer getroffen worden. Cerseis Wehruf hörte sich schrill in Raes Ohren an, als sie den Rittern und Maester Pycelle nachlief, damit der König sofort behandelt werden konnte. Rae, die sich mehr um Jaime sorgte, als um den verletzten Jungen, wandte sich an den Boten. „Was ist passiert? Geht es meinem Gemahlen gut?“, verlangte sie Auskunft, wobei ihre Stimme sich hysterisch anhörte, und der Bursche zuckte verschreckt zusammen. „Sie sind umzingelt worden. Einer der Schützen sagte mir, dass Tyrion Lannisters Hengst durchging und Ser Jaimes Pferd, von einer Lanze durchbohrt, stürzte, als sie den König angriffen. Aber jetzt soll Lord Tywin hinzugestoßen sein und es sieht so aus, als ob wir die Schlacht gewinnen würden.“, verriet er ihr. Jaimes Pferd war gestürzt? Hoffentlich ging es ihm gut. Sie wollte nicht, dass man ihr nichts als sein Schwert bringen würde. Nicht, wo sie ihm doch noch so viel von ihrer Liebe schenken wollte und er ihre ungeborenen Kinder noch nicht in den Armen gehalten hatte. Doch ihre Befürchtungen waren vollkommen umsonst. Jaime und Tyrion trabten am Abend, ihren Vater flankierend, in den Hof ein und berichtete davon, dass Stannis tot sei und die meisten seiner Männer nun dem Haus Lannister ihre Treue schwören würden. Rae war außer sich vor Freude, als sie ihn wieder in die Arme schließen konnte und übersäte auch Tyrion und Tywin, die ihr ihren Ehemann unverletzt zurückgebracht hatten, mit Küssen des Glücks. Doch Joffrey befand sich immer noch in einer äußerst kritischen Situation. Er hatte sehr viel Blut verloren und die Wunde hatte sich entzündet. Maester Pycelle hatte ihm Mohnmilch gegen die Schmerzen gegeben. Tywin und Tyrion standen Cersei bei, während Jaime sich um seine Frau kümmerte, oder eher anders rum. Er hatte ihr von der, mehr oder weniger, spektakulären Schlacht alles erzählt. Bis ins kleinste Detail. Auch, dass er versagt hatte, als Joffrey angegriffen wurde. „Wird er sterben müssen, Liebster? Ich meine, Joffrey?“, fragte sie ihn, während sie seinen verschwitzten und müden Körper mit warmem Wasser übergoss. Sie wünschte sich nichts sehnlicher als das, doch befürchtete sie die Folgen. Was würde Cersei tun, wenn nun auch noch ihr letztes Kind sterben würde? Wahrscheinlich würde sie, ähnlich wie Aerys Targaryen, dem Wahnsinn verfallen. Er saß vor ihr, in einer Wanne aus Gusseisen und seufzte, als das Wasser ihn umspülte. „Ich weiß es nicht, Rae. Aber ich hoffe es nicht... Immerhin ist er ein Lannister und hat die Sturheit seiner Mutter. Diese Wunde wird ihn nicht so leicht unterkriegen.“, erwiderte er und ließ sich von ihr Waschen. „Wenn er sterben würde... Wer würde dann König sein?“, harkte sie nach und sah nachdenklich auf das Badewasser, dass sich in Wellen kräuselte. Jaime sah sie verwundert an. Was interessierte sie das? „Nun... Cersei wäre wohl gezwungen einen neuen Mann zu heiraten und noch einmal Kinder mit diesem zu zeugen. Oder Vater besteigt den eisernen Thron...“, spekulierte er und sie bat die Götter für nichts inbrünstiger, als dass Tywin König werden würde. Das würde bedeuten, dass nach ihm Jaime regieren würde. Mit ihr als Königin an seiner Seite. Jedoch wurde sie aus diesen Gedanken gerissen, als er aufstand und sich ihr gegenüberstellte. Seine Hände wieder zärtlich an ihren Bauch und seine Lippen, die sich auf ihre pressten. Sie konnte nicht anders, als sich ihm hinzugeben und sie versanken in der Liebe zueinander. 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