Verliebt in einen Vampir von xXSasukeUchihaXx (Zero x OC x Hanabusa) ================================================================================ Kapitel 1: Mireina Shizuka -------------------------- Laute und überhastete Schritte ertönten in der Dunkelheit der Nacht und hallten an den Wänden der engen Gasse wieder, während ebenso laute Atemgeräusche erklangen. Eine junge Frau, gerade erst das siebzehnte Lebensjahr erreicht, rannte um ihr Leben, blieb in einer weiteren Gasse stehen, um zu verschnaufen und stützte sich an der kalten Hausmauer ab. Schwarzes Haar, welches ihr bis zu den Schultern reichte, wirkte ungepflegt und roch unangenehm. Blaue Augen, müde und leicht gerötet, sahen sich um, betrachteten für einen kurzen Moment ihr zum Teil zerrissenes Kleid, während sie noch immer Luft holte. Eine lange Atempause wurde ihr allerdings nicht gewährt, hörte die leisen und auch langsamen Schritte ihres Verfolgers und setzte sich abermals in Bewegung. Keuchend blieb sie in der nächsten Gasse stehen, befühlte ihren Hals und betrachtete rasch ihre vom Blut verschmierten Hände. Am Hals besaß sie mehrere Bisswunden, deren Blutungen zwar aufgehört hatten, aber ihren Verfolger dennoch ihren genauen Aufenthaltsort verrieten. Wie lange war sie nun schon auf der Flucht? Tage? Eine Woche vielleicht? Die junge Frau wusste es nicht, rannte in die nächste Gasse und sah sich abermals um. Es musste doch einen Ort in der ihr fremden Stadt geben, wo sie sich eine Weile verstecken konnte, ohne von ihrem Verfolger gefunden zu werden. Die blauen Augen sahen sich suchend um, hatte sie ein offenes Gebiet erreicht, welches vermutlich wöchentlich als Marktplatz bezeichnet wurde. "Junges Fräulein" hörte sie ihren Verfolger belustigt rufen, weswegen sie sich erneut überhastet in Bewegung setzte und zu einem hohen Gebäude aufblickte. "Du entkommst mir nicht, junges Fräulein" ertönte wieder diese dunkle Stimme, trieb sie rasch die vielen Stufen hinauf, ehe sie vor einem verschlossenen Tor stand. Eine Sackgasse, dachte sie sich insgeheim und tastete sich an der hohen Mauer entlang, die vermutlich ungebetene Gäste fern halten sollte. "Ich will mehr von deinem köstlichen Blut" erklang die Stimme schon wesentlich lauter, trieb sie weiter, bis sie eine lange und dichte Rosenhecke entdeckte. Die junge Frau überlegte nicht lange, zwängte sich durch die Hecke und ignorierte die Schnittwunden, die sie durch die Dornen erhielt. Ihr Kleid blieb schließlich hängen, so fest, dass sie es sich über den Kopf ziehen musste und sich den restlichen Weg durch die Hecke kämpfte, bis sie ins Freie trat und nun erst sehen konnte, wie viele Gebäude es auf diesem Grundstück gab. Lange konnte sie sich jedoch nicht umsehen, lief auf das nächste Gebäude zu, öffnete die große Tür und schlüpfte hinein ins Warme. Das Mondlicht spendete ihr genügend Licht, damit sie sehen konnte und lief schwer atmend zur großen Treppe, die anscheinend in den ersten Stock führte. "Eine Schule?" fragte sie sich insgeheim und drehte ihren Kopf zur Seite. Einen langen Gang konnte sie erkennen, an deren beider Seiten Türen und worüber Schilder befestigt waren, die die jeweilige Klassenzuteilung aufführten. Ja, sie war offensichtlich unbefugt in eine Schule eingedrungen, aber vielleicht würde sie in diesem großen Gebäude einen ruhigen Platz finden, um für eine Weile zu schlafen. Das sie überhaupt noch lebte grenzte sowieso an ein Wunder. Währenddessen waren zwei Wächter auf dem Schulgelände und hielten nach möglichen Nachtschwärmern Ausschau, welche sich nicht an die Ausgangssperre halten wollten. Ein noch sehr junges Mädchen mit braunem Haar und ebenso braunen Augen, vielleicht erst sechzehn Jahre alt, lief neben einen jungen Mann her, vielleicht ein Jahr älter als das Mädchen, dessen violette Augen wachsam wirkten und dessen silbriges Haar leicht im Mondlicht schimmerte. "Es ist ungewöhnlich still, oder?" fragte das junge Mädchen, erntete von ihrem Begleiter einen verwunderten Blick und neigte ihren Kopf fragend. "Das du diese ungewöhnliche Stille bemerkt hast erstaunt mich, Yuuki" erwähnte ihr Begleiter, der sie fast zwei Köpfe überragte, neckisch und keuchte, als er einen festen Stoß in seiner rechten Seite spürte. "Was soll das heißen, Zero?" murrte das Mädchen, welche offensichtlich auf den Namen Yuuki hörte und begann zu schmollen. "Du träumst ständig, deswegen bemerkst du die Gefahren eher selten. Das soll es heißen" erklärte Zero seine Aussage, hätte nun vermutlich über ihren schmollenden Gesichtsausdruck gegrinst, wenn er nicht plötzlich einen ihm vertrauten Geruch und eine bedrohliche Präsenz wahrnehmen würde. Für einen kurzen Moment blieb er stehen, versuchte die Richtung zu bestimmen, aus welcher der Blutgeruch zu kommen schien und blickte schließlich zum Schulgebäude. Der Unterricht der Night Class hatte zwar noch nicht begonnen, aber die Tatsache, dass er Blut riechen konnte, beunruhigte ihn. "Ich träume überhaupt nicht und... Zero?" rechtfertigte sich die Braunhaarige, nicht ohne ein wenig um die Nase zu erröten und blickte ihrem Begleiter hinterher, der sich einfach überhastet in Bewegung gesetzt hatte. "Zero, wo willst du denn hin?" rief sie ihm nach, setzte sich ebenfalls in Bewegung und hastete ihm hinterher. Eine Antwort erhielt sie allerdings nicht, bemerkte aber, dass Zero zum Schulgebäude wollte und ahnte Schreckliches. Er suchte doch nicht etwa schon wieder Streit? Nach der Sache mit Hiou Shizuka wirkte das Verhältnis zwischen Kaname und Zero sehr angespannt, aber so oft sie ihren besten Freund auch nach dem Grund fragte, eine Antwort wollte er ihr anscheinend nicht geben. Zero stand inzwischen vor der Treppe im Schulgebäude, seine Bloody Rose in der Hand haltend und näherte sich der Tür, die neben der Treppe zu sehen war. Hinter dieser Tür wurden die Putzutensilien aufbewahrt, wenn er sich recht entsinnen konnte, schärfte abermals seine feinen Sinne und horchte in die Stille hinein. Ein leiser Laut, den er nur gedämpft wahrnehmen konnte, alarmierte ihn, weswegen er die Klinke betätigte, die Tür öffnete und in rote Augen blickte. Rote Augen, die nur einem Vampir gehören konnten. Er zögerte nicht lange, saugte der Vampir doch Blut von einer ihm unbekannten Frau aus, erhob seine Bloody Rose und traf direkt beim ersten Schuss den Kopf des Mannes, welcher nach nur wenigen Sekunden zu Staub zerfiel. "Zero..." hörte er die Stimme von Yuuki hinter sich, schien sie doch beunruhigt zu sein, weil ein Schuss gefallen war, doch Zero ignorierte sie vorerst, ging stattdessen in die Hocke und zog sich sein Jackett aus, welches er der jungen Frau, deren Gesicht er zu keines seiner weiblichen Mitschüler zuordnen konnte, um die Schultern legte. Sie nahm ihn nicht wahr, weinte verbittert und wirkte sehr erschöpft. "War das etwa...". "Ja, ein Level E. Yuuki, wir sollten Direktor Kurosu über diesen Vorfall verständigen" unterbrach Zero seine beste Freundin und betrachtete die Schnittwunden, die den Körper der unbekannten Frau übersähten. War sie vielleicht hierher geflohen? Möglicherweise, aber im Moment schien sie ihm keine Fragen beantworten zu können. Ja, zu sehr schien sie unter Schock zu stehen. "Ja, ich beeile mich" erwiderte Yuuki, eilte hinaus und lief auf direkten Wege zum Haupthaus. Die Frage, wie sich ein Level E auf das Schulgelände verirrt haben könnte, stellte sie sich schon, aber vielleicht hatte diese junge Frau etwas mit dem Level E zutun. Ja, der Vampir war ihr sicherlich gefolgt, um ihr Blut zu bekommen. Yuuki blieb stehen, sah zurück zum Schulgebäude und senkte ihren Kopf gen Boden. Hoffentlich verfiel Zero nicht seiner Gier nach Blut, er hatte zwar gestern Abend ein wenig Blut von ihr trinken dürfen, aber bei sichtlichen Wunden schien er sehr anfällig zu reagieren. "Kannst du aufstehen?" wollte Zero in Erfahrung bringen, bot ihr sogar seine Hand an, sofern sie Hilfe beim Aufstehen benötigte und zwang seine inneren Triebe weitgehend zur Ruhe. Eine Antwort erhielt er nicht, stattdessen sahen die blauen Augen zu ihm auf und wirkten ein wenig erleichtert. "Verrätst du mir deinen Namen?" versuchte Zero erneut sein Glück, ließ seine Hand sinken und bemühte sich zu einem schwachen Lächeln. Er konnte sich vorstellen, was für eine Angst sie verspürt haben musste und konnte ebenso ihre Verschwiegenheit verstehen. "Mireina Shizuka" wisperte die junge Frau, erhob ihre Hand und befühlte die Bisswunden an ihrem Hals. "Kiryuu Zero, ich bin Vertrauensschüler an dieser Schule. Du befindest dich in der Kurosu Academy" stellte er sich vor, ergriff ihre Hand und half ihr beim Aufstehen. Allerdings schien sie nicht aus eigener Kraft auf ihren Beinen stehen zu können, der Grund war der hohe Blutverlust, weswegen er ihren Arm umfasste und sie ein wenig stützte. Vorsichtig lief er mit ihr in die Eingangshalle zurück, ließ sie sich auf die unterste Stufe der Treppe setzen und knöpfte das Jackett etwas zu, um ihre Blöße zu bedecken. Schließlich trug sie nur noch ihre Unterwäsche und eine silberne Kette mit einem Medaillon um den Hals. Zero fühlte sich schon ein wenig unwohl, trug sie doch den gleichen Namen wie die Frau, die ihn in einen Vampir verwandelt hatte, aber die junge Frau, die nun das Medaillon öffnete und offensichtlich ein Bild betrachtete, konnte wohl kaum etwas für ihre Namensgebung. Schweigend beobachtete er, wie sich erneute Tränen in ihren Augen bildeten, die über ihre Wangen liefen und von ihrem Kinn tropften. Ihr musste etwas Schreckliches widerfahren sein, zumindest erahnte er es. "Was... Was war das für ein Mensch? Er hat... Er hat..." schluchzte Shizuka und umklammerte das Familienfoto, welches ihre Eltern, ihren kleinen Bruder und sie selbst zeigte. "Das war kein Mensch, sondern ein Vampir, der früher einmal ein Mensch gewesen ist" antwortete er ihr leise, verschränkte seine Arme vor der Brust und lehnte sich an das Geländer. Die blauen Augen sahen erschrocken zu ihm auf, versuchten eine Lüge in seinen violetten Seen zu erkennen, aber jene Lüge konnte sie nicht finden. Ein Vampir? Die ganze Zeit über war sie von einem Vampir verfolgt worden? Deswegen hatte er immerzu ihr Blut erwähnt und sie auch erneut gebissen. "Zero... Oh, guten Abend. Du bist aber keine meiner Schülerinnen" ertönte die Stimme von Kaien, der mit Yuuki zum Schulgebäude gelaufen war, um jenen Vorfall zu überprüfen. Shizuka senkte ihren Kopf wieder, biss sich auf die Unterlippe und schloss ihre Augen. Ein unterdrückter Schluchzer wich ihr lediglich über die Lippen, ehe sie kraftlos zur Seite fiel und in den Armen des Silberhaarigen landete, der ihren Sturz verhinderte. "Das arme Ding muss völlig erschöpft sein. Zero, trage sie zum Haupthaus und lege sie auf das Bett ins Gästezimmer. Ich werde die Polizei verständigen" erläuterte der Direktor und lächelte seine geliebte Tochter aufmunternd an. "Yuuki, du bekommst auch eine spezielle Aufgabe von mir. Morgen wirst du unserem Gast frische Kleidung kaufen, einverstanden?" fuhr Kaien fort und sah dem Silberhaarigen nach, welcher sich bereits mit der jungen Frau auf den Armen auf dem Weg zum Haupthaus machte. Zero betrachtete währenddessen das Bild im Medaillon, hegte eine vage Befürchtung und studierte das erschöpfte Gesicht von Shizuka. War ihre Familie vielleicht von diesem Level E getötet worden? Eine Vampirjägerin schien sie nicht zu sein, dafür war ihre erschrockene Reaktion auf die Tatsache, dass es Vampire gab, zu eindeutig gewesen. Nein, sie war ein gewöhnliches Mädchen, welches anscheinend das gleiche Leid erleben hatte müssen, wie er vor vier Jahren. Seufzend legte er Shizuka auf das Bett im Gästezimmer ab, verließ nur für einen kurzen Moment besagtes Zimmer und kehrte mit einem sauberen Hemd von ihm zurück. Das Jackett zog er ihr aus, ebenso die schmutzigen Schuhe, die er neben dem Bett abstellte und betrachtete noch einmal die zahlreichen Kratzer und die Bisswunden an ihrem Hals. Noch einmal verließ er das Zimmer, um Verbandszeug, einige Pflaster und ein feuchtes Tuch zu holen. Zuerst würde er wohl ihre Wunden behandeln müssen, bevor er ihr das Hemd anziehen konnte. "Mito, es tut mir so schrecklich leid" hauchte sie weinerlich, ehe ihr vereinzelte Tränen aus den Augenwinkeln liefen. "Mito?" fragte sich Zero, legte nun den gebrauchten Verband auf den Nachttisch ab und warf noch einmal einen Blick auf das Familienfoto. Mit Mito meinte sie sicherlich den kleinen Jungen, der ihr sehr ähnlich war. Vermutlich ihr kleiner Bruder, den sie beschützen hatte wollen, es aber aus einem ihm unbekannten Grund nicht geschafft hatte. Nach einigen Minuten, in denen er sich daran erinnerte, wie dieser tragische Verlust für ihn gewesen war, zog er ihr das Hemd über, knöpfte es zu und legte die Bettdecke über sie. "Zero, hat sie dir ihren Namen verraten? Ohne ihren Namen kann die Polizei ihre Familie nicht ausfindig machen" ertönte die Stimme von Kaien, der im Türrahmen stand und die bedrückte Miene des Silberhaarigen sehr wohl bemerkte. "Mireina Shizuka" erwiderte Zero, setzte sich auf den Stuhl, der neben dem Bett stand und betrachtete die schlafende Frau. Aus einem unerfindlichen Grund wollte er nun nicht einfach ins Jungenwohnheim zurückkehren. Nein, er konnte es irgendwie nicht, obwohl er die junge Frau überhaupt nicht kannte. "Zero..." murmelte Yuuki, trat an ihren besten Freund heran und legte ihre rechte Hand auf seine Schulter. "Aus diesem Grund hasse ich Vampire. Diese verdammten Monster" zischte Zero, während sich seine Finger in seinen Hosenbeinen verkrallten und er seine Wut mit aller Macht zu unterdrücken versuchte. Vampire waren in seinen Augen einfach selbstsüchtige Wesen, die keine Rücksicht auf Gefühle nahmen und ganze Familien zerstörten. Wie vermutlich auch bei Shizuka, welche so gerade eben ihr eigenes Leben hatte retten können. Kapitel 2: Das gleiche Schicksal -------------------------------- Die blauen Augen öffneten sich blinzelnd, brauchten eine Weile, um sich an die hellen Sonnenstrahlen zu gewöhnen, welche das ihr fremde Zimmer erhellten und sahen sich vorsichtig um. Schließlich drehte sich Shizuka auf den Rücken, drehte ihren Kopf und erblickte einen jungen Mann mit silbernem Haar schlafend auf einem Stuhl vor dem Bett sitzen, in dem sie lag. Hatte der junge Mann sie hierher gebracht? Shizuka wusste es nicht, setzte sich auf und betrachtete verwundert das weiße Hemd, welches sie trug. Auch zahlreiche Pflaster konnte sie nun auf ihren Armen erkennen, waren die Ärmel des Hemdes beim Schlafen offensichtlich verrutscht und ebenso trug sie einen Verband an ihrer linken Hand und an ihrem Hals. Erneut nahm sie den jungen Mann, der sich offensichtlich um ihre Verletzungen gekümmert hatte, in Augenschein, schlug die Bettdecke zur Seite und schwang ihre Beine aus dem Bett. Kraftlos erhob sie sich, brauchte einen kurzen Moment, um einen sicheren Halt zu finden und atmete mehrere Male tief durch. Schließlich, als sie sich sicher war, stehen zu können, ergriff sie die Bettdecke und legte sie dem Jungen vorsichtig über seine Schultern. Jedoch nicht vorsichtig genug, denn seine Augen öffneten sich, ehe ihr ein Revolver an den Kopf gehalten wurde und die junge Frau vor Schock erstarrte. "Entschuldige..." erhob Zero seine Stimme, ließ die Bloody Rose sinken und bemerkte nun erst die Bettdecke, die sie ihm über die Schultern gelegt hatte. "Wie fühlst du dich?" erkundigte er sich nach ihrem Befinden, betrachtete ihr Gesicht mit seinen violetten Augen und stellte erleichtert fest, dass sie nicht mehr so blass war, wie noch in der gestrigen Nacht. Eine Antwort erhielt er allerdings nicht von ihr, sie senkte lediglich ihren Kopf und schien sich an die gestrige Nacht zu erinnern, die ihr die Tränen in die Augen trieb. Schluchzend sank sie auf ihre Knie, umklammerte verzweifelt das Medaillon mit ihren Händen und schüttelte ihren Kopf. Die Tür öffnete sich, bevor Zero etwas hätte sagen können und der Direktor betrat das Gästezimmer mit einem silbernen Tablett, auf dem eine Schüssel mit einer köstlich riechenden Suppe stand. Besagtes Tablett stellte er auf dem Nachttisch ab, bat seine Tochter ebenfalls herein und forderte Zero auf, ihm in sein Büro zu folgen. Die Polizei hatte ihm erst keine Auskunft geben wollen, doch schließlich, nach einer langen Diskussion, hatte er in Erfahrungen bringen können, woher die junge Frau kam und wo ihre Eltern und ihr kleiner Bruder waren. "Yuuki, könntest du dich um Shizuka kümmern?" bat Kaien seine Tochter, welche stumm nickte und Zero dabei beobachtete, wie er Shizuka auf die Arme hob und zurück auf das Bett absetzte. Ebenso schweigend legte er ihr wieder die Bettdecke um die Schultern, sah ihr in die Augen und stieß einen wehleidigen Seufzer aus. "Du solltest die Suppe essen, um wieder zu Kräften zu kommen" riet er ihr wispernd, erhob seine linke Hand und strich ihr vereinzelte Tränen von ihren Wangen. Oh ja, er kannte ihre verzweifelten Gefühle sehr gut und nur aus diesem Grund war er die gesamte Nacht bei ihr geblieben, um auf sie zu achten. Erneut seufzte Zero, erhob sich wieder, um dem Direktor zu folgen und blickte verwundert zu Shizuka hinab, deren Hand seinen Ärmel ergriffen hatte, um ihn zum Bleiben zu bewegen. "Direktor, was hat die Polizei Ihnen genau gesagt?" fragte Zero, erhob seine Hände und bedeckte die Ohren der jungen Frau. Jede weitere Information über ihre Eltern würde sie nur noch mehr verletzen und weil sie ihn nicht gehen lassen wollte, anscheinend fühlte sie sich in seiner Gegenwart sicher, hatte er ihr doch in der gestrigen Nacht das Leben gerettet, würde er wohl oder übel bleiben müssen. "Ihre Eltern und ihr kleiner Bruder wurden vor drei Tagen tot aufgefunden. Die Polizei geht von einem Tötungsdelikt aus, wie erwartet und sie werden Shizuka noch befragen wollen. Ich konnte ihr allerdings genügend Zeit verschaffen, damit sie sich erholen kann" gab Kaien die Informationen preis, die er erhalten hatte und legte einen bedrückten Gesichtsausdruck auf. "Direktor?" fragte Yuuki beunruhigt, denn offensichtlich wusste ihr Adoptivvater noch etwas. "Weitere Verwandte konnte die Polizei nicht ausfindig machen. Vermutlich wird sie in einem Waisenhaus gebracht werden müssen, bis sie erwachsen ist und auf ihren eigenen Beinen stehen kann" teilte der Direktor seine Vermutung mit und blickte nun zu Zero, welcher seine Hände von ihren Ohren nahm und stattdessen die Schüssel mit der Suppe ergriff. Kaien konnte sich vorstellen, wie sich der Silberhaarige fühlte, teilte er doch das gleiche Schicksal mit ihr, auch wenn Shizuka nicht von einem reinblütigen Vampir gebissen worden war und demnach kein Level E werden würde. "Komm, Yuuki, wir gehen in die Stadt und kaufen unserem Gast vernünftige Kleider. Desweiteren befreie ich euch für die nächsten Tage vom Unterricht" lächelte der Direktor, schob seine Adoptivtochter aus dem Zimmer und blickte noch einmal zu Zero. "Ich überlasse Shizuka in deiner Obhut, Zero. Ich weiß, dass du dich gut um sie kümmern wirst" sagte er noch, bevor er die Tür ins Schloss zog und den Silberhaarigen mit der jungen Frau alleine ließ. Zero war sogar im Moment die einzige Person, die ihren Schmerz nachvollziehen konnte und Kaien wusste, dass er sich auf Zero verlassen konnte. Nach einigen Versuchen, Shizuka zu füttern, stellte Zero die Schüssel zurück auf das Tablett und blieb stumm auf der Bettkante sitzen, um ihr ein wenig Gesellschaft zu leisten. "Ich hätte mit meiner Familie sterben sollen" murmelte Shizuka leise, betrachtete erneut das Familienfoto und konnte einen verzweifelten Schluchzer nicht länger unterdrücken. "Mein Vater, er... Er wurde befördert und... Wir wollten doch nur seine Beförderung bei einem Essen im Restaurant feiern, aber..." fuhr Shizuka mit weinerlicher Stimme fort und konnte erneut die schlimmen Bilder vor ihrem geistigen Auge sehen. "Auf dem Heimweg wurde unsere Kutsche angehalten, die mein Vater extra gemietet hatte. Er wollte nur schauen, wieso wir halten, aber er... Er wurde einfach getötet und... Meine Mutter war sehr erschrocken, gab mir Mito und meinte, ich solle einfach nur laufen. Erst wollte ich nicht, aber sie hat mich angeschrien und dann... Dann bin ich mit Mito einfach nur noch gerannt" erzählte die junge Frau, wischte sich die Tränen aus den Augen und stieß abermals einen Schluchzer aus, während sie eine Hand auf ihrer linken Schulter spürte, die ihr Trost zu spenden versuchte. "Mein kleiner Bruder war doch erst fünf Jahre alt und... Wir kamen nicht weit, weil ich ihn nicht lange genug tragen konnte. Wir wollten nur eine kleine Pause machen und dann... Dann tauchte einer der Männer auf, biss mir in den Hals und raubte mir mein Blut. Ich konnte mich zwar befreien, aber mein kleiner Bruder, er... Der andere Mann hat ihn gefunden und ihn vor meinen Augen getötet" berichtete Shizuka und betrachtete ihre Hände, welche leicht zitterten und an denen sie noch immer das Blut ihrer Wunden zu sehen glaubte. "Mito würde noch leben, wenn ich nicht diese Pause gebraucht hätte. Was bin ich nur für eine große Schwester? Warum..." gab die junge Frau verzweifelt von sich, verstummte jedoch, als sich zwei Arme um sie legten und sie an eine starke Brust gezogen wurde. Weinend schloss Shizuka ihre Augen, verkrallte ihre Finger in dem weißen Hemd, welches er trug und lehnte ihre Stirn an seine Brust. "Ich verstehe, wie du dich fühlst" wisperte er ihr ins Ohr, fuhr mit seiner Hand immer wieder durch ihr Haar und schloss ebenfalls seine Augen. "Ich habe meine Eltern auf die gleiche tragische Weise verloren. Deine Verzweifelung und die Hilflosigkeit, nichts tun zu können, kenne ich" fuhr er ebenso leise fort und obwohl er sonst eigentlich nie über seine Vergangenheit sprechen mochte, seine Vergangenheit ging schließlich keiner Menschenseele etwas an, teilte er sich ihr mit, um ihr zu zeigen, dass sie mit dieser grausamen Erfahrungen nicht gänzlich alleine war. Aus diesem Grund hatte der Direktor auch ihm die Aufgabe übertragen, sich um Shizuka zu kümmern. Ja, weil er ihr Leid kannte und ihr ein wenig Beistand leisten konnte. "Du... Tut mir leid, aber mir ist dein Name entfallen" gestand Shizuka, löste sich von ihm und wischte sich die letzten Tränen aus ihren Augen. "Kiryuu Zero" wiederholte er seinen vollständigen Namen, strich ihr eine störende Haarsträhne hinter ihr linkes Ohr und sah ihr in die Augen. "Möchtest du ein Bad nehmen?" wollte er in Erfahrung bringen, war ihr Haar doch fettig und verklebt, während sie noch immer nach Blut roch. Nach süßem Blut, welches ihn ungewollt hungrig machte. Überhastet schüttelte er seinen Kopf, löste sich gänzlich von ihr und ließ seine Augenlider sinken. Unter keinen Umständen durfte Shizuka erfahren, dass auch er ein Vampir war, dem es hin und wieder nach Blut dürstete. "Ja, ein Bad wäre nicht schlecht" entgegnete sie ihm, nahm ihre Kette mit dem Medaillon ab und verstaute besagte Kette in der obersten Schublade des Nachttisches. "Zero, ich muss mich noch bei dir bedanken. Ohne deine Hilfe wäre ich sicherlich nicht mehr am Leben. Vielen Dank" murmelte sie, war es doch Zero gewesen, der ihr in der gestrigen Nacht geholfen und den Vampir erledigt hatte. Eine Antwort erhielt sie nicht, stattdessen machte sich Sorge in ihr breit, weil der Silberhaarige ungewöhnlich schnell atmete und Schmerzen in der Brust zu haben schien. "Was ist mit dir? Hast du Schmerzen?" fragte sie besorgt, ergriff seine freie Hand und erschrak, als er ihre Hand grob zur Seite schlug. Was hatte er denn? "Shizuka, du kannst das... Das Gästebadezimmer benutzen. Deine Verbände werde ich dir wechseln, wenn du... Wenn du fertig bist" keuchte er, erhob sich und deutete auf die Tür, die neben dem Nachttisch zu sehen war. "Warte..." rief sie, jedoch verließ Zero trotzdem das Zimmer, obwohl er ungewöhnlich blass um die Nase geworden war. Hoffentlich hatte er nichts Ernstes oder sich erkältet, nur weil er die ganze Nacht über bei ihr geblieben war. Den Gedanken an ihre getötete Familie weitgehend verdrängend erhob sie sich und betrat das Badezimmer, um ein ausgiebiges Bad zu nehmen. Eine Stunde später saß die junge Frau sauber und gepflegt an dem eingedeckten Esstisch und wartete auf den silberhaarigen Jungen, der ihr vor zehn Minuten neue Verbände angelegt hatte. Auf die Frage hin, wie es ihm ging, hatte er nur gemeint, dass sie sich keine Sorgen zu machen brauchte und einfach beim Esstisch auf ihn warten solle. Er hatte ihr ein neues Hemd von sich geliehen, Socken und eine Shorts, die ihm offensichtlich zu klein geworden war, weil diese Yuuki und der Direktor dieser Schule noch nicht zurück waren. Schritte ließen sie aus ihre Gedanken schrecken, ehe ein Teller mit Pfannenkuchen vor ihr auf dem Tisch gestellt wurde, mit Sirup übergossen und sehr lecker riechend. Zero setzte sich zu ihr an den Esstisch, begann ebenso stumm zu essen und begutachtete noch einmal ihren Aufzug. Sein Hemd war ihr viel zu groß, aber diese Tatsache schien sie persönlich nicht zu stören, ebenso die Tatsache, dass sie eine Shorts von ihm trug. "Hast du die Pfannenkuchen gemacht?" fragte sie, nahm Messer und Gabel zur Hand und probierte ein kleines Stück. Ihre Mutter hatte auch jeden Morgen Pfannenkuchen gemacht und ihr kleiner Bruder hatte jedes Mal die Schüssel mit dem Teig auslöffeln dürfen, den er anscheinend so sehr geliebt hatte. "Ja, ich koche sehr oft für Yuuki und für mich selbst" entgegnete Zero und quittierte ihren schmatzenden Laut damit, dass ihr der Pfannenkuchen schmeckte. "Bisher habe ich noch keinen Jungen kennen gelernt, der kochen kann" erklärte sie ihre Verwunderung, aß gemütlich den Pfannenkuchen und trank hin und wieder Orangensaft, den er ihr zuvor schon gebracht hatte. Allerdings verblasste ihr Lächeln nach nur wenigen Sekunden, erinnerte sie sich immer wieder an das leidvolle Erlebnis und senkte ihren Kopf. Erneute Tränen bildeten sich in ihren Augen, liefen über ihre Wangen und tropften von ihrem Kinn. "Shizuka..." wisperte Zero, legte sein Besteck neben seinen Teller ab und erhob sich, nur um sich direkt neben ihr auf den freien Stuhl zu setzen. Inzwischen hatte sich sein Gemüt wieder beruhigt, roch sie auch kaum noch nach Blut, welches sich mit dem Duschgel mischte. "Zero, muss ich... Muss ich in ein Waisenhaus?" fragte sie, wollte sie doch gar nicht in ein Waisenhaus, auch wenn sie nun keine Eltern mehr besaß, die sich um ihr Wohl kümmern konnten. Nein, sie würde einfach die Schule abbrechen, arbeiten gehen und sich eine eigene Wohnung suchen, auch wenn sie noch minderjährig war und demnach einen Vormund brauchte. "Vermutlich, diese Entscheidung werden die Behörden treffen. In den nächsten Tagen kannst du aber noch bei uns bleiben, um dich zu erholen, sagte jedenfalls der Direktor. Die Polizei wird dich auch noch befragen wollen" erklärte Zero, um sie vorerst zu beruhigen, nahm ihr Messer und Gabel aus den Händen und schnitt ein kleines Stück vom Pfannenkuchen ab, um sie zu füttern. Er erinnerte sich noch sehr gut an die erste Zeit beim Direktor und Yuuki, erinnerte sich, dass seine beste Freundin ihn auch gefüttert und sich in den ersten Tagen rührend um sein Wohlergehen gekümmert hatte. "Lebst du auch in einem Waisenhaus?" wollte Shizuka wissen, denn wenn er auch in einem Waisenhaus lebte, dann wollte sie dorthin, wo er lebte. Zwar kannte sie ihn noch nicht sehr lange, aber er teilte ihr Schicksal und wusste um ihr Leid. "Nein, ich lebe seit vier Jahren bei Direktor Kurosu. Yuuki übrigens auch, sie wurde von ihm adoptiert" erwiderte Zero, bemerkte sehr wohl den traurigen Ausdruck in ihren Augen und legte das Besteck ab, denn der Hunger schien ihr vergangen zu sein. Kein Wunder, sie sollte einfach in ein Heim und würde dort einige Jahre leben müssen. "Ach, wir haben euch schon gesucht. Wie geht es dir, Shizuka?" durchbrach Kaien die bedrückende Stille, doch eine Antwort erhielt er nicht. Stattdessen erhob sich Shizuka, verließ überhastet das Esszimmer und lief in ihr zugewiesenes Zimmer zurück. "Habe ich etwas Falsches gesagt?" fragte Kaien verwundert, neigte seinen Kopf fragend und trat mit Yuuki ein, stellte die Taschen mit neuen Kleidungsstücken auf einen der Stühle ab und wartete auf eine erklärende Antwort. In der Stadt hatte Yuuki gefragt, ob die Erinnerungen der jungen Frau gelöscht werden würden, um das Geheimnis um die Vampire zu wahren, aber der Direktor selbst hielt diese Idee für wenig sinnvoll. Schließlich würde sie noch einmal erfahren, dass ihre Eltern und ihr kleiner Bruder ermordet worden waren. "Nein, sie fürchtet sich nur vor dem Tag, an dem sie in ein Waisenhaus gebracht wird" berichtete Zero und warf einen prüfenden Blick in die Taschen. Yuuki und der Direktor hatten offensichtlich an das Nötigste gedacht und ihr etliche Kleidungsstücke gekauft. "Muss Shizuka denn unbedingt in ein Waisenhaus? Sie könnte doch auch bei uns leben und zur Kurosu Academy gehen" schlug Yuuki vor, denn ihre Schule war doch ein Internat. Nur in den Ferien durften die Schüler nach Hause fahren, um ihre Familien zu besuchen, ansonsten lebten die Schüler in zugewiesenen Wohnheimen, wie auch Zero und sie selbst. "Wenn ihr damit einverstanden seid? Zero, deine Zustimmung ist mir besonders wichtig, bevor ich die Behörden benachrichtige" erläuterte der Direktor und sah den Silberhaarigen lange und studierend an. Seine Miene wirkte ernst, denn auf Yuuki konnte er sich immer verlassen, aber bei Zero war er sich nicht immer sicher. "Wieso ist Ihnen meine Zustimmung besonders wichtig?" fragte Zero, erhob sich und ergriff die Taschen mit den Kleidungsstücken, um Shizuka besagte Taschen zu bringen. "Weil du die meiste Verantwortung für Shizuka übernehmen wirst. Sie musste das gleiche Leid erfahren und fühlt sich sicherlich mit dir verbunden, wenn du ihr von deiner Vergangenheit erzählen würdest. Erwähne aber nicht, dass du ein Vampir bist. Das arme Ding muss keinen weiteren Schock erleiden". "Was Sie nicht sagen, Direktor" murrte Zero, drängte sich an Kaien und Yuuki vorbei und blieb noch einmal auf dem Gang stehen. "Wie Sie bereits sagten, ich teile ihr Leid und werde aus diesem einfachen Grund die Verantwortung übernehmen. Dazu muss ich nicht aufgefordert werden" fügte er noch hinzu, ehe er seinen Weg fortsetzte. Ja, auch er fühlte sich mit Shizuka verbunden, auch wenn er sie kaum kannte. Dennoch würde er ihr helfen, um den Verlust ihrer Familie zu verarbeiten und um einen neuen Anfang zu beginnen. "Zero wird allmählich erwachsen, findest du nicht auch, Yuuki?" belächelte Kaien die Aussage des Silberhaarigen und setzte sich an den Esstisch, um sich einen der leckeren Pfannenkuchen auf einen Teller zu legen. Yuuki setzte sich zwar ebenfalls an den Esstisch, erwiderte jedoch kein einziges Wort, denn ihre Gedanken kreisten um Zero und den Vampir in ihm. Wie lange könnte er dieses Geheimnis vor Shizuka bewahren? Vielleicht sollte er von Anfang an ehrlich zu ihr sein, um ihr, sollte sie ihn mögen lernen, einen weitaus größeren Schock zu ersparen. Ja, Yuuki selbst hätte sich diese Ehrlichkeit gewünscht, aber sie kannte Zero gut genug, um zu wissen, dass er auch dieses Mal schweigen würde. Der Silberhaarige hatte inzwischen die Kleidungsstücke, die Yuuki und der Direktor ausgesucht und gekauft hatten, auf dem Bett ausgebreitet und wartete darauf, dass sich Shizuka etwas nach ihrem Geschmack aussuchte. "Möchtest du nicht vernünftige Kleider tragen?" fragte er, denn sie konnte sich doch unmöglich in seinem Hemd wohl fühlen. "Zero, gibt es viele Vampire auf der Welt?" entgegnete sie ihm fragend, hielt ihre Beine mit ihren Armen umklammert und legte nun ihre rechte Hand an ihren bandagierten Hals. Zero setzte sich zu ihr auf das Bett, überlegte eine Weile, ob er ihr erzählen sollte, was die Schüler aus der Night Class waren und dachte unweigerlich an sein eigenes Schicksal. Würde sie sich vor ihm fürchten, wenn er ihr die Wahrheit erzählen würde? Wäre er dann noch in der Lage, sich um Shizuka zu kümmern? "Ja, es gibt viele Vampire. Shizuka, wenn du bei uns bleibst, dafür wird sich unser Direktor einsetzen, muss ich dir etwas Wichtiges sagen" murmelte er schließlich und legte seine Hand auf das Brandmal an seinem Hals. Er musste ihr wenigstens sagen, dass die Schüler aus der Night Class Vampire waren, bevor sie eine schockierende Bekanntschaft mit besagten Vampiren machte. "Was ist das für ein Brandmal?" fragte sie, freute sie sich doch sehr über die Tatsache, dass sie möglicherweise bleiben durfte und umfasste sein Handgelenk, um noch einmal das Brandmal zu begutachten. "Schützt dieses Mal vor Vampiren?" folgte ihre nächste neugierige Frage, während Zero um seine Fassung kämpfte und seine Augen schließen musste, um den erwachten Blutdurst zu verbergen. Nach wie vor gierte er nach Blut und konnte noch immer ihren Blutgeruch wahrnehmen, obwohl sie doch gebadet hatte. Dieser süße Geruch brachte ihn dazu, sich unweigerlich über seine trocken gewordenen Lippen zu lecken. "Zero, du...". "Dieses Brandmal werde ich dir vielleicht irgendwann, wenn wir uns besser kennen, erklären. Höre mir zu und entscheide selbst, ob du wirklich bei uns bleiben willst" unterbrach er sie, umfasste ihr schmales Handgelenk und setzte sich an das Bettende, um eine gewisse Distanz zu ihr zu wahren. Seine beschleunigte Atmung beruhigte sich schließlich wieder und als er sich sicher war, dass der Blutdurst in seinen Augen verschwunden war, öffnete er seine Augen wieder und atmete noch einmal tief durch. Nein, er konnte und wollte ihr nicht sagen, dass er zu diesen Vampiren gehörte. Direktor Kurosu hatte recht, denn sie würde nur einen weiteren Schock erleiden und sich unwohl in seiner Gegenwart fühlen. "Die Kurosu Academy dient einem bestimmten Zweck, den ich zwar nicht unterstütze, aber keinen Einfluss auf die Entscheidungen unseres Direktors nehmen kann. Kurosu Kaien, unser Direktor und gleichzeitig eine Legende unter uns Vampirjägern" begann Zero und bemerkte sehr wohl den verwunderten Blick der jungen Frau. War sie etwa verwundert, weil ein Vampirjäger eine Schule leitete? "Bist du auch ein Vampirjäger? Deswegen trägst du auch diese Waffe bei dir, oder?" warf sie ein und betrachtete die Waffe, die er auf dem Nachttisch gelegt hatte. Ein Revolver, womit er Vampire töten konnte. "Ja, auch ich jage Vampire. Ich gehörte einer Vampirjägerfamilie an und wurde von Kindesbeinen an für diesen Job ausgebildet" erwiderte er ihr im sachlichen Ton, konnte die aufkeimende Bewunderung in ihren Augen erkennen und stieß einen leisen Seufzer aus. Ihre Bewunderung würde ein jähes Ende finden, wenn sie wüsste, dass er selbst ein Vampir war. Welch Ironie, ein Vampir, der ein Vampirjäger war. "Wie auch immer... Direktor Kurosu hatte vor einigen Jahren die glorreiche Idee, diese Schule zu gründen. Alles im allem sprach nichts gegen seine Idee, wenn er nicht diesen sinnlosen Plan verfolgen würde" fuhr Zero mit seiner eigentlichen Erzählung fort und legte seine rechte Hand an seine Stirn. Er konnte sich noch sehr gut erinnern, die Kurosu Academy hatte es noch nicht lange gegeben, als Kaien seine Idee erläutert hatte. Von Anfang an war Zero gegen diese Idee gewesen, aber auf ihn hatte der Direktor keine Rücksicht genommen. "Einen Plan?" fragte die junge Frau neugierig und betrachtete die Kleidungsstücke, die Zero auf dem Bett ausgebreitet hatte. Vielleicht sollte sie sich doch ein Kleid anziehen, doch zuerst würde sie dem Silberhaarigen zuhören, welcher seine Hand sinken ließ und ihr nun in die Augen blickte. "Den Plan, dass zwischen Menschen und Vampiren Frieden herrscht. In unserer Schule gibt es zwei Klassenunterteilungen. Die Day Class, die von Menschen besucht wird und die Night Class, die nur aus Vampiren besteht. Auf diese Art und Weise versucht unser Direktor ein friedliches Verhältnis zu schaffen" erklärte Zero und konnte deutlich die Angst in ihren Gliedern wahrnahmen. Verständlich, schließlich sollte sie an einem Ort leben, wo es nur so von Vampiren wimmelte. "Das... Das ist...". "Schwachsinn, ich weiß, aber Direktor Kurosu und auch Yuuki glauben an diesen falschen Frieden. Ich werde allerdings weiterhin wachsam sein und auf einen Vorfall warten, damit ich diese Bestien erledigen kann" unterbrach er sie und teilte ihr seine Meinung mit. Seine Augenbrauen hoben sich jedoch, als sie zu ihm an das Bettende krabbelte und seine Nähe suchte. Deutlich konnte er spüren, wie unwohl sie sich auf einmal fühlte und offensichtlich nicht wusste, was sie zu diesem Vorhaben sagen sollte. "Darf... Darf ich dich um einen Gefallen bitten?" fragte sie, ergriff sein Hemd mit ihren zittrigen Fingern und senkte ihren Kopf. "Wir kennen uns kaum, aber du scheinst mir eine vertrauenswürdige Person zu sein" ließ sie ihn wissen und schloss ihre blauen Augen. Eine Hand, die sich auf ihre Schulter legte, animierte Shizuka dazu, ihren Kopf zu heben und ihm wieder in die Augen zu sehen. "Zero, wenn ich bei euch wohnen bleiben darf, dann... Du wirst mich doch beschützen, oder? Ich... Ich fürchte mich und...". "Das ist meine Aufgabe, Shizuka. Ich werde dafür Sorge tragen, dass sich dir kein einziger Vampir nähert" unterbrach er sie, auch wenn er ihr einen wichtigen Teil verschwieg. Schließlich bat sie einen Vampir um Schutz vor anderen Vampiren. Keineswegs durfte sie je erfahren, dass er auch ein Vampir war, sonst würde dieses minimale Vertrauen, welches sie zu ihm gefasst hatte, wieder verschwinden. Kapitel 3: Der erste Schultag ----------------------------- "Wie geht es dir, Shizuka?" erkundigte sich der Direktor bei Shizuka, bot ihr ein frisch gebackenes Brötchen an und lächelte liebevoll. Nun war die junge Frau schon seit vier Tagen bei ihnen, schien sich inzwischen eingelebt zu haben und hatte auch schon mit der Polizei gesprochen. Ihre Version, wie ihre Familie getötet worden war, hatte ihn persönlich sehr erstaunt, denn sie hatte mit keinem Wort einen nach Blut gierenden Vampir erwähnt. Stattdessen hatte sie zwei Männer beschrieben, die es gar nicht gab, um die Anhörung so schnell wie möglich zu beenden. "Gut, vielen Dank, Direktor Kurosu" erwiderte Shizuka leicht lächelnd, nahm sich eines der noch warmen Brötchen und blickte sich suchend auf dem Tisch um. Wo war denn die Schokolade? "Suchst du die Schokolade?" ertönte eine Stimme neben ihr, ehe eine Hand mit besagten Glas mit der Schokolade vor ihren Augen erschien. Lächelnd nickte sie, nahm das Glas entgegen und richtete ihre Aufmerksamkeit auf den Silberhaarigen. In den letzten Nächten war er immer bei ihr im Zimmer geblieben, hatte über sie gewacht und wich ihr auch sonst nie von der Seite. Auf seinen Wunsch hin hatte sie die Polizei belogen, wobei die Polizei ihr sowieso keinen Glauben geschenkt hätte. Auch die Tatsache, dass sie von den Vampiren an dieser Schule wusste, sollte sie geheim halten, denn sonst würden ihre Erinnerungen möglicherweise gelöscht werden. Das 'Warum' hatte sie nicht gestellt, versuchte sich weitgehend natürlich zu verhalten und vertraute auf den Schutz, den Zero ihr jeden Tag gab. "Heute beginnt dein erster Schultag. Freust du dich schon? Ich habe natürlich veranlasst, dass du die gleiche Klasse wie Zero und Yuuki besuchen darfst" lächelte Kaien und holte die junge Frau aus ihren Gedanken, welche nun die Schuluniform musterte, die sie heute Morgen von Yuuki erhalten hatte. Yuuki war eine wirklich nette Person, lächelte immer und inzwischen hatte sie sich schon ein wenig mit ihr angefreundet. Jedoch hatte Shizuka auch oftmals das Gefühl, dass die Braunhaarige ein falsches Lächeln auflegte, um ihre eigentlichen Gefühle zu verbergen. "Na ja... Ich fürchte mich ein wenig" gestand Shizuka, würde sie doch neue Menschen kennen lernen und ein klassischer Neuling sein. Neulinge wurden in der Regel nicht sehr nett behandelt und sie fürchtete sich davor, wie ein Außenseiter behandelt zu werden. "Keine Sorge, die Schüler in unserer Klasse sind alle sehr nett. Nur unser Klassensprecher ist seltsam, aber vor ihm musst du dich nicht fürchten. Wenn du trotzdem Probleme hast, dann komm einfach zu Zero oder zu mir. Wir helfen dir, wenn wir können" lächelte Yuuki aufrichtig, war es doch meist die Aufgabe der Vertrauensschüler, neue Schüler zu integrieren und da zu sein, wenn es Probleme gab. "Das ist sehr nett, vielen Dank, Yuuki" entgegnete Shizuka, wollte gerade in ihr Schokoladenbrötchen beißen, als der Direktor auf die Uhr schaute und sie wissen ließ, dass sie sich allmählich auf dem Weg zum Schulgebäude machen mussten, weil der Unterricht bald beginnen würde. Seufzend erhob sich Zero, er schien keine Lust auf den kommenden Unterricht zu haben und schulterte seine Schultasche. Auch Yuuki erhob sich, hielt noch immer ihr halb verzehrtes Brötchen in der Hand, welches sie auf dem Weg verspeisen würde und schien auf sie zu warten. Schließlich erhob sich auch Shizuka, griff nach ihrer Tasche und atmete noch einmal tief durch. Hoffentlich entwickelte sich ihr erster Schultag nicht zu einem Desaster. Auf dem Weg zum Schulgebäude zupfte Shizuka immer wieder den Rock tiefer, der beim Laufen höher rutschte und fühlte sich sichtlich unwohl in ihrer Haut. Kleider und Röcke trug sie eigentlich nur zu besonderen Anlässen, aber die Schulordnung der Day Class besagte, dass jeder Schüler mit seiner Schuluniform zum Unterricht erscheinen musste. An der vorherigen Schule, die sie besucht hatte, hatte es zwar auch eine Schuluniform gegeben, aber der Rock war ihr bis zu den Knien gegangen und hatte bei weitem nicht soviel Haut gezeigt, wie es dieser Rock tat. "Was ist? Passt dir der Rock etwa nicht?" wollte Zero wissen, spürte er doch ihre derzeitige Unruhe und begutachtete ihre Beine. Zum größten Teil waren ihre Kratzer verheilt, allerdings trug sie noch einige Pflaster, vor allem an ihrer linken Hand und an ihrem Hals, um die Bisswunden zu verbergen. Inzwischen konnte er sich auch ohne Probleme in ihrer Nähe aufhalten, auch wenn er hin und wieder einen Anfall erlitt, aber jene Anfälle waren eher ein seltener Fall. "Der Rock ist für meinen Geschmack zu kurz. Beim Laufen rutscht er immer hoch und... Ich weiß auch nicht, ich möchte einfach nicht soviel Haut zeigen" erklärte die junge Frau ihr Problem, nahm seine Schultasche entgegen, die er ihr reichte und blieb mit ihm stehen. Wieso zog er sich sein Jackett aus? Verwundert, als er ihr sein Jackett reichte, sah sie zu ihm auf und neigte ihren Kopf fragend. "Binde dir mein Jackett um die Taille. Später, wenn der Unterricht vorbei ist, solltest du mit dem Direktor sprechen, wenn du dich wirklich dermaßen unwohl fühlst" erklärte er seine Handlung, nahm seine und auch ihre Schultasche entgegen und beobachtete, wie sie die Ärmel seines Jackettes ineinander verknotete und nun der Rock zum größten Teil von seinem Jackett bedeckt wurde und ihr bis zu den Kniekehlen reichte. "Fühlst du dich besser?" fragte er nach ihrem Befinden, beobachtete ihr zaghaftes Nicken und erhielt ein ebenso zaghaftes und auch schüchternes Lächeln. "Tut mir leid, ich...". "Wir müssen weiter, sonst kommen wir zu spät zum Unterricht" unterbrach er sie, reichte ihr ihre Schultasche zurück und setzte mit ihr den Weg zum Schulgebäude fort, vor dem Yuuki bereits auf ihre Ankunft wartete. In den letzten Tagen hatte sich Zero sehr häufig die Frage gestellt, ob Yuuki eifersüchtig auf Shizuka war, denn in den letzten Tagen hatte er jede freie Minute nur der jungen Frau gewidmet. Allerdings, Yuuki verhielt sich wie immer, schien sie keine Eifersucht zu empfinden, obwohl er es sich insgeheim ein wenig erhofft hatte. Yuuki war eben hoffnungslos in Kuran Kaname verliebt und an dieser Tatsache konnte er wohl oder übel nichts mehr ändern. Ja, seine beste Freundin blieb für ihn unerreichbar. Schüchtern betrat Shizuka mit Zero und Yuuki das Klassenzimmer, blieb neben dem Lehrerpult stehen und senkte ihren Kopf, weil sie etliche Blicke auf sich ruhen spürte. "Diese Schüler sind Menschen" redete sie sich ein, wich trotz dieser beruhigenden Tatsache einen Schritt zurück und stieß an einen Oberkörper. "Yagari-sensei wird dich der Klasse vorstellen" hörte sie die leise Stimme des Silberhaarigen hinter sich, spürte seine rechte Hand, die er auf ihre Schulter legte und schluckte unwillkürlich, als Zero mit dem Lehrer sprach und ihm in wenigen Worten erklärte, wer sie war. "Schüler, begrüßt eure neue Mitschülerin, Mireina Shizuka" erhob der Mann, den Zero zuvor Yagari-sensei genannt hatte, seine Stimme und urplötzlich ertönte leises Getuschel unter den Schülern. "Mitten im Schuljahr?" war die meist gestellte Frage und Shizuka wäre noch einen Schritt zurück gewichen, wenn Zero nicht hinter ihr stehen würde. "Du musst dich nicht fürchten" wisperte Zero ihr zu, legte nun seine noch freie Hand ebenfalls auf ihre Schulter und beugte sich ein Stück zu ihr hinab, war sie zwar ein wenig größer als Yuuki, aber dennoch überragte er sie einen ganzen Kopf. "Unsere Mitschüler sind Menschen" beruhigte er sie, übte leichten Druck mit seinen Händen aus und ignorierte die neugierigen Blicke seiner Mitschüler. "Möchtest du noch etwas zu deiner Person sagen?" wollte der Lehrer mit dem schwarzen Haar wissen, welcher eine Augenklappe am rechten Auge trug und irgendwie streng auf sie wirkte. Verneinend schüttelte sie ihren Kopf, schloss ihre blauen Augen und zwang sich allmählich zur Ruhe. Zero hatte recht, in dieser Klasse waren nur Menschen anwesend, die ihr nichts tun würden. "Gut, wie du meinst. Suche dir einen freien Platz aus, damit wir mit dem Unterricht beginnen können" erklärte er, ehe Zero der klaren Aufforderung folgte und sich zu seinem Platz begab. Eine ganze Sitzreihe gehörte ihm allein, weil sich seine Mitschüler vor ihm fürchteten. Kein Wunder, er gab sich auch meist mürrisch, aber es störte ihn auch nicht sonderlich, alleine zu sitzen. Somit hatte er wenigstens seine Ruhe. Auch Yuuki saß schon längst auf ihrem Platz, neben Sayori, ihrer besten Freundin und lauschte dem Getuschel ihrer Mitschüler. Neulinge mitten im Schuljahr zu integrieren war meist schwierig und wurden von der Klasse auch kaum akzeptiert, aber Yuuki wollte und konnte die tragische Wahrheit nicht aussprechen, auch wenn ihre Mitschüler die junge Frau mit diversen Gründen eher akzeptieren würden. Shizuka stieg vorsichtig die Stufen hinauf, blieb in der Sitzreihe stehen, in welcher Yuuki und ein blondhaariges Mädchen saßen und schluckte, als sie abermals dieses Getuschel hinter sich hörte. Ihre blauen Augen sahen schließlich zu Zero auf, saß er in der Sitzreihe hinter Yuuki, vollkommen allein und ihren Blick erwidernd. "Würdest du dich endlich setzen?" rief der Lehrer und jagte ihr somit einen Schrecken ein. Ihr Körper zitterte, ihre Atmung beschleunigte sich rapide und eine unnatürliche Blässe machte sich in ihrem Gesicht breit. "Die Neue ist seltsam, nicht wahr? Rührt sich kein Stück, obwohl Yagari-sensei mit dem Unterricht beginnen will" hörte sie ein Mädchen leise sagen, ehe mehrere Mädchen über ihr schüchternes und auch auffälliges Verhalten kicherten. Abermals senkte sie ihren Kopf, biss sich auf die Unterlippe und konnte den Tränen keinen Einhalt mehr gebieten. Stattdessen weinte sie stumm und heimlich für sich, hörte die erneute Aufforderung von Yagari-sensei, rührte sich aber immer noch keinen einzigen Zentimeter. Zero erhob sich schließlich, stieg die wenigen Stufen zu Shizuka hinab, deren Gefühle er als einzige Person wahrnehmen konnte und legte seine Arme schützend um sie. "Noch ein Wort und ich mache Hackfleisch aus euch" rief er laut genug und plötzlich verstummte die gesamte Klasse. Kein einziges Wort wurde mehr gesagt, nur der Lehrer forderte die neue Schülerin noch einmal auf, sich endlich auf einen freien Platz zu setzen. In der Pause würde er wohl mit Zero über dieses Mädchen sprechen müssen, denn natürlich war ihr Verhalten ungewöhnlich, weswegen sie zur Zielscheibe tratschenden Mitschülern wurde. "Wo möchtest du sitzen, Shizuka?" fragte Zero leise, fuhr mit seiner Hand durch ihr Haar und versuchte sie weitgehend zu beruhigen. Die Angst hatte ihr die Tränen in die Augen getrieben und nur deswegen hatte er seine Stimme erhoben, obwohl er sich sonst immer enthielt. Jedoch nahm er seine Aufgabe, sie zu beschützen, ernst genug und würde auch erneut seine Stimme erheben, sollten seine Mitschüler wieder einmal tuscheln. Ihre Finger verkrallten sich in seinem weißen Hemd, schienen ihn nicht mehr fort lassen zu wollen, weswegen er sie mit sanfter Gewalt zwei Stufen höher führte und auf den freien Stuhl neben seinen Platz deutete. Das erste Mal, dass er einen Sitznachbar duldete, denn eigentlich genoss er seine Ruhe, während er dem langweiligen Unterricht folgte. "Zero..." wisperte Shizuka nach zehn Minuten, starrte auf das Buch, aus dem ein Schüler einige Zeilen zu lesen begonnen hatte und blinzelte einige Male. "Wenn du mir nicht geholfen hättest, dann...". "Ich kann deine Ängste nachvollziehen und vielleicht war es noch etwas zu früh, dich mit zum Unterricht zu nehmen" unterbrach er sie ebenso leise, warf einen warnenden Blick zu einigen seiner Mitschülerinnen, welche immer wieder fragende Blicke zu ihnen hinauf warfen und sorgte mit seiner mürrischen Ausstrahlung für Ruhe. "Wieso sitzt du eigentlich allein?" fragte sie, schüttelte nun ihre trübseligen Gedanken ab und blickte zum Lehrer hinab, welcher etwas Wichtiges an die Tafel schrieb. "Jetzt sitzt du neben mir und das sollte reichen" entgegnete Zero, wich somit ihrer neugierigen Frage aus und schmunzelte über ihren unzufriedenen Gesichtsausdruck. Immer wieder stellte sie neugierige Fragen, auf die er jedoch nie so antwortete, wie sie es sich erhoffte. Nein, stattdessen ärgerte er sie mit seinen ausweichenden Antworten und amüsierte sich, wenn sie unzufrieden zu ihm aufblickte. "Die Neue sitzt freiwillig neben Kiryuu-kun. Ob sie ihn aus Kindertagen kennt?" hörte die junge Frau abermals das Getuschel vereinzelter Schüler und senkte ihren Kopf. War es denn ungewöhnlich, neben Zero zu sitzen? Er war doch immer sehr nett zu ihr und hatte in den letzten Tagen für ihr Wohlergehen gesorgt. "Ich verstehe das einfach nicht. Wieso starren mich die Mädchen so komisch an?" fragte sie sich insgeheim, spürte plötzlich eine Hand auf ihren Handrücken und hob ihren Kopf wieder. Ein zaghaftes Lächeln erschien auf ihren Lippen, schien Zero sie mit dieser Geste beruhigen zu wollen und nickte ihm dankbar zu, nur um sich nun auf den Unterricht zu konzentrieren. Sollten ihre Mitschüler doch reden und denken, was auch immer sie wollten. Ungefähr zwei Stunden später leutete es zur ersten großen Pause, die die junge Frau dazu nutzen hatte wollen, um endlich ihr Schokoladenbrötchen zu essen, welches sie sich heute Morgen noch rasch eingepackt hatte. Jedoch machten ihr ihre neuen Mitschüler einen Strich durch die Rechnung, belagerten sie regelrecht und stellten ihr Fragen. Fragen, woher sie kam, wie alt sie war, wieso sie auf diese Schule gewechselt war und ob sie Zero schon lange kannte. Fragen, die sie zum Teil nicht beantworten mochte, aber anscheinend musste sie auch keine der neugierigen Fragen beantworten, weil Yuuki die Schüler zu beruhigen versuchte. "Aber Yuuki...". "Ihr bedrängt unsere neue Mitschülerin. Gönnt ihr doch eine Pause" rief Yuuki ermahnend, lächelte Shizuka entschuldigend an, welche nun in aller Ruhe ihr Brötchen essen konnte und hinab zum Lehrerpult blickte. Zero unterhielt sich aber sehr lange mit Yagari-sensei, musste sie zugeben. "Verstehe... Eine Personenbeschreibung benötige ich trotzdem, sonst kann ich mir den Weg zum Vampirjägerverband sparen" erläuterte Yagari und blickte zur neuen Mitschülerin hinauf, deren Furcht vor der neuen Klasse verständlich geworden war. Ob es klug war, ihr die Erinnerungen an der Ermordung ihrer Familie zu lassen, stellte er natürlich in Frage, aber sein Schüler hatte ihm versichert, dass sie desen tragischen Vorfall verschweigen würde. "Ein Mann mit braunem, langen Haar, sagte sie. Er trug einen schwarzen Mantel und besonders auffällig soll das Muttermal unter dem linken Auge gewesen sein" erwiderte Zero, denn er hatte sich, als er die Personenbeschreibung von ihr erhalten hatte, in der Vorstadt umgesehen, aber besagten Mann nicht gefunden. Offensichtlich hatte sich der Level E von seinem Partner getrennt, um sich neue Opfer zu suchen. "Ich werde die Akten einsehen, vielleicht ist dieser Level E schon auf unserer Liste, aber Genaueres kann ich dir erst in einigen Tagen sagen" versprach der Schwarzhaarige, blickte nun wieder zu Zero, dessen Augen noch immer auf Shizuka ruhten und schmunzelte über dieses auffällige Interesse. "Du magst dieses Mädchen, nicht wahr, Zero?" fragte Yagari, bemerkte sehr wohl, wie sich sein Schüler ertappt fühlte und belächelte dessen kaum sichtbare Röte auf den Wangen. "Ich gebe dir einen guten Rat, wenn du auch weiterhin mit ihr befreundet bleiben und sie beschützen willst. Zeige ihr niemals deine Reißzähne" sagte Yagari noch, meinte er es doch nur gut mit Zero und verließ das Klassenzimmer, um die nächste Klasse zu unterrichten. Zero senkte seinen Kopf, vergrub seine Hände in den Hosentaschen und biss seine Zähne aufeinander. Ja, sein Meister hatte absolut recht, denn wenn Shizuka herausfinden würde, dass er ein Vampir war, würde sie ihm nicht mehr vertrauen und wahrscheinlich sogar die Kurosu Academy verlassen. Sie würde ihn einfach im Stich lassen, obwohl sie doch das gleiche Schicksal mit ihm teilte. Auch ihre Eltern und sogar ihr kleiner Bruder waren von Vampiren ermordet worden. Nur ein einziger Unterschied herrschte zwischen ihr und ihm. Sie war ein Mensch, ein noch sehr junges Mädchen, geblieben, während er die Bestie in sich immer wieder mit dem Blut seiner besten Freundin besänftigen musste. Zehn Minuten später ertönte erneut das Leuten der Schulglocke, die die nächsten beiden Stunden ankündigte. Sport, dachte sich Shizuka und nahm das weiße Shirt und die ebenso weiße Hose entgegen, die Yuuki extra für sie in die Sporttasche vorsorglich gepackt hatte. Lächelnd betrat sie die große Sporthalle, war sie eine der ersten Schüler und sah sich um. Diese Halle bot sehr viel Platz zum Turnen, für ein Hindernisrennen und für viele Spielereien, wie zum Beispiel Softball, weil die Decke dementsprechend hoch gebaut worden war. "Du hast dich noch nicht auf die Bank gesetzt?" ertönte eine vertraute Stimme hinter ihr, weswegen sie sich zu dem Jungen drehte, dessen Verwunderung sie deutlich an dessen Miene erkennen konnte. "Sport gehört zu meinen Lieblingsfächern. Ich hatte sogar einige Ballettstunden" erwiderte sie dem Jungen mit dem silbernen Haar, dessen Verwunderung noch ein wenig wuchs, als sie sich ihrer Schuhe entledigte und sich gekonnt auf ihre Zehenspitzen stellte. "Musik sagt mir auch zu. Mein Vater schenkte mir zu meinem dreizehnten Geburtstag Gesangsunterrichtstunden und meine damalige Lehrerin meinte, ich hätte durchaus Talent" erzählte sie, vollführte eine Pirourette und lächelte leicht, als Zero ihren fließenden Bewegungen folgte. Schließlich schlüpfte sie wieder in ihre Schuhe, war es doch anstrengend, nach so langer Zeit, auf ihren Zehenspitzen zu stehen und band sich ihre Schnürsenkel zu. "Deine Eltern hegten wohl hohe Erwartungen an dich" merkte Zero an, denn meistens waren die Eltern doch nur so spendabel, um ihre Kinder in eine bestimmte Richtung zu bewegen und weil sich besagte Eltern nicht ihre eigenen Träume und Wünsche erfüllen hatten können. "Nein, eigentlich nicht. Meine Eltern haben mich immer nach meiner Meinung gefragt. Ich hätte Klavier spielen können, aber das wollte ich nicht. Ich kann nämlich keine Noten lesen" erklärte sie ihm, denn ihre Eltern hatten ihr immer wieder die Möglichkeit gegeben, um ihre Stärken und Schwächen zu testen. Ja, ihre Eltern waren liebevoll gewesen und hatten ihr so viele Dinge ermöglicht, von denen andere Kinder in ihrem damaligen Alter nur hatten träumen können. Zero beugte sich zu ihr hinab, hatte er sie möglicherweise an glückliche Zeiten erinnert und strich ihr behutsam die Tränen von den Wangen. "Shizuka..." wisperte er ihr zu, wollte gerade seine Arme um ihren bebenden Körper legen, um sie zu trösten, als plötzlich ihre Klasse in die große Halle stürmte. Die meisten Mädchen setzten sich sofort auf die Bank, am Rande des Geschehens und wirkten wenig motiviert, während die Jungs bereits die Sporthalle unsicher machten und wie kleine Kinder tobten. Shizuka hatte sich inzwischen beruhigen können, blieb neben Zero stehen und betrachtete den wohl noch sehr jungen Sportlehrer, der nun ebenfalls die Sporthalle betrat. "Tokiya-sensei, er unterrichtet uns erst seit zwei Wochen" erklärte Zero leise, vergrub lässig seine Hände in den Hosentaschen der schwarzen Jogginghose und folgte den Worten, die der Lehrer sagte. "Zuerst beginnen wir mit einigen Dehnübungen. Dann, meine lieben Schüler, spielen wir Softball" rief Tokiya-sensei. Seine grünen Augen sahen in die Runde, bemerkte die Missgunst der meisten Mädchen, die sich offensichtlich nicht bewegen wollten und erblickte ein neues Gesicht. "Guten Morgen, du bist sicher die neue Schülerin. Freut mich, ich bin Tokiya Keito" stellte sich der Lehrer vor und strich sich eine Strähne seines braunen Haares hinter das linke Ohr. Shizuka wusste keine genaue Erwiderung, wich einen kleinen Schritt zurück und trat einer ihrer Mitschülerinnen auf dem Fuß. "Pass doch auf, Neue" wurde sie sofort angeschrien, doch noch bevor sie sich hätte entschuldigen können, schließlich hatte sie ihrer Mitschülerin nicht weh tun wollen, wurde sie grob zur Seite gestoßen. "Du besitzt keine Manieren, kann das sein? Wie unsere süße Yuuki, die sich immer wieder die Dreistigkeit erlaubt, der Night Class schöne Augen zu machen" höhnte ihre Mitschülerin und schien ihr und auch Yuuki nicht freundlich gesonnen zu sein, wobei sich die Braunhaarige lautstark zu wehren wusste. "Yuuki hat zwar gesagt, dass all unsere Mitschüler nett sind, aber wir hätten dir wohl doch von Mitsuki Ayame erzählen sollen. Ayame ist erst seit vier Monaten bei uns an der Kurosu Academy und ist mindestens genauso beliebt, wie es die Schüler aus der Night Class sind. Arrogant und sehr von sich selbst überzeugt" erwähnte Zero leise, hatte Shizuka noch auffangen können und blickte zu Ayame rüber, welche sich immer für etwas Besseres hielt. Shizuka folgte seinen Augen, hielt sich noch immer an dem weißen Shirt fest, welches Zero trug und musterte das Mädchen, von welcher sie eben zur Seite gestoßen worden war. Langes, lockiges, blondes Haar reichte ihr bis zum Po, blaue Augen strotzten nur so vor Selbstbewusstsein und ihre Körperhaltung verriet, dass sie sich in der Tat für etwas Besseres hielt. Allein ihre Gangart, ihr Hüftschwung beim Gehen, war der Beweis, zudem sie eine enge Hotpants trug, die ihre schmale Figur betonen sollte. Nach den Dehnübungen wurden Zero und auch Ayame dazu aufgefordert, zwei Teams für das anstehende Softballspiel zu bilden. "Eigentlich habe ich gar keine Lust auf Softball" nuschelte Yuuki bedrückt, war sie doch nicht wirklich die Beste in diesem Spiel. Zero würde sie doch nur wieder in sein Team wählen, weil sie sich schon so lange kannten und weil sie sonst übrig bleiben würde. "Gib einfach dein Bestes, Yuuki" ermutigte Sayori ihre beste Freundin lächelnd, blickte nun wieder zu den beiden Teamführern auf und wartete auf die ersten Wahlen. "Shizuka" rief Zero, wählte zum Erstaunen von Tokiya-sensei und seiner Mitschüler die neue Mitschülerin in sein Team und ignorierte die Blicke, die auf ihn lasteten. Shizuka wollte sich erheben, konnte es aber unter den gegebenen Umständen nicht und blieb schüchtern und auch mit einem unwohlen Gefühl in der Magengegend auf der Bank sitzen. Diese fragenden und auch neugierigen Blicke verunsicherten sie einfach. "Wie süß, ein verängstigtes Mauerblümchen" kicherte Ayame und stützte sich mit dem linken Ellenbogen bei Zero ab. "Zero-kun, mit der Neuen und Yuuki wirst du verlieren" grinste sie, geriet jedoch ins Straucheln, als der Silberhaarige einen Schritt zur Seite wich und sie somit seine Schulter nicht länger als Stütze missbrauchen konnte und legte seine linke Hand seufzend an seine Stirn. "Du solltest dich um deine eigene Auswahl kümmern. Außerdem interessiert es mich nicht, ob wir gewinnen oder verlieren" entgegnete er ihr, ließ seine Hand wieder sinken, trat auf die junge Frau zu, welche einfach zu schüchtern war und sich unwohl unter den zahlreichen Blicken fühlte und bot ihr seine rechte Hand an. Nur mit dieser Geste würde er Shizuka zum Aufstehen bewegen. "Ich... Ich kann nicht... Ich..." nuschelte Shizuka, erhob sich rasch von der Bank und flüchtete in die Umkleidekabine der Mädchen. Ayame grinste gehässig, hob ihre Hand, um sich ihren Mund halbwegs zu bedecken und kicherte belustigt. "Ein verängstigtes Mauerblümchen, wie ich bereits sagte. Sie sollte sich eine große Tüte Selbstbewusstsein kaufen, findet ihr nicht auch?" fragte sie ihre Mitschülerinnen, welche allesamt artig nickten, abgesehen von Yuuki und Sayori, die sich nicht mit ihr anfreunden würden und auch nicht ihrer Meinung zu sein schienen. "Mitsuki Ayame, du wirst dich umgehend beim Direktor melden und... Kiryuu Zero, wo willst du hin? Das Softballspiel...". "Yuuki wird das Team einteilen. Ich muss etwas Wichtiges erledigen" unterbrach Zero den noch sehr jungen Sportlehrer, der seiner Meinung nach schon wesentlich früher hätte einschreiten müssen. Allein der harte Seitenhieb von Ayame hätte ermahnt werden müssen, aber Tokiya-sensei traf wohl keinerlei Schuld. Nein, der junge Sportlehrer unterrichtete erst seit zwei Wochen und hatte derartige Erfahrungen noch nicht gemacht, um eben zu wissen, wann er eingreifen sollte und wann nicht. Wartend, Zero hatte sich nur schnell umgezogen, stand er nun schon seit zehn Minuten vor der Mädchenumkleide und wartete auf die junge Frau, welche offensichtlich keine Lust dazu verspürte, den weiteren Unterricht zu besuchen. War sie vielleicht schon gegangen? Nein, Mädchen brauchten immer eine Weile, bis sie sich umgezogen hatten oder hatte Shizuka nur ihre Schuluniform genommen und war in den geliehenen Turnsachen zum Haupthaus geeilt? Zero wusste es nicht und überlegte, ob er einen prüfenden Blick in die Mädchenumkleide werfen sollte, aber der Anstand, schließlich war er gut genug erzogen worden, um zu wissen, was er tun durfte und was nicht, hielt ihn zurück. Schließlich gab sich Zero doch einen leichten Ruck und öffnete die Tür einen minimalen Spalt breit. Tatsächlich saß Shizuka noch in der Mädchenumkleide, umgezogen und ihre Beine mit ihren Armen umklammernd. "Darf ich eintreten?" fragte er leise in die Stille hinein, konnte ihr zaghaftes Kopfnicken sehen und trat ein, schloss die Tür hinter sich und setzte sich zu ihr auf die Bank. Eine ganze Weile saß er einfach nur schweigsam neben ihr, betrachtete ihre geröteten Augen, hatte sie offensichtlich erneut geweint und dachte darüber nach, wie er ihr in ihrer Situation helfen könnte. Ihr verängstigtes Verhalten hatte doch seinen Grund und hatte überhaupt nichts mit ihrem Selbstbewusstsein zutun. "Du solltest besser zum Sportunterricht gehen" brach sie die Stille, senkte ihren Kopf auf ihre Knie und schniefte leise. "Yuuki und du... Ihr habt sowieso schon soviel vom Unterricht versäumt. Es ist also in Ordnung, wenn du wieder zum Unterricht gehst" fuhr sie fort und blickte zu der Hand auf, die ihr angeboten wurde. Sollte sie etwa mit ihm zum Sportunterricht kommen? Shizuka wusste nicht, ob sie sich noch einmal zurück in die Sporthalle trauen würde, nachdem sie überhastet geflüchtet war. Diese Ayame würde doch sicherlich über ihr Verhalten lachen und sie erneut wie ein Mauerblümchen behandeln. "Ich zeige dir meinen Lieblingsplatz und stelle dich einer guten Freundin von mir vor" entgegnete Zero und nun erst wurde seine Hand ergriffen, ehe er mit ihr die Mädchenumkleide verließ. "Aber der Unterricht...". "Ist nicht so wichtig. Ich schwänze häufig, wenn ich keine Lust habe" unterbrach er sie und lief mit ihr zu einem abgelegenen Weg, welcher offensichtlich zu einigen Ställen führte. Nun konnte Shizuka auch eine große Koppel erkennen, die ihr bei der Rundführung über das Schulgelände nicht wirklich aufgefallen zu sein schien. "Fürchtest du dich vor Pferden?" wollte Zero in Erfahrung bringen und blieb mit der jungen Frau vor einen der offenen Ställe stehen. Als sie verneinend ihren Kopf schüttelte und ihm somit seine Frage beantwortete betrat er den Stall und trat an eines der Pferde heran. Neugierig betrat auch Shizuka den Stall, legte ein zaghaftes Lächeln auf und beobachtete Zero aus dem Hintergrund. Ein weißes Pferd streichelte er sehr liebevoll, griff in seine Hosentasche und offenbarte Zuckerwürfel, die er wohl heute Morgen beim Frühstück eingesteckt hatte. "Du darfst Lilly auch streicheln, wenn du möchtest" murmelte Zero, denn Lilly wirkte ruhig, obwohl Shizuka den Stall betreten hatte. Yuuki mochte sie anscheinend nicht, aus welchen Gründen auch immer. "Hast du ihr diesen Namen gegeben?" fragte Shizuka, trat an Zero heran und streckte ihre rechte Hand aus. Tiere brauchten immer eine gewisse Zeit, um sich an eine Person gewöhnen zu können und um genügend Vertrauen zu fassen. Jedoch lächelte sie erleichtert, als sie von Lilly akzeptiert wurde und ihre Finger über ihr langes Gesicht gleiten lassen durfte. "Ja, ich habe sie aufwachsen sehen und durfte ihr, als sie geboren wurde, diesen Namen geben. Bei ihr finde ich Ruhe und kann mich entspannen" erklärte Zero und legte der jungen Frau, welche Gefallen an Lilly zu finden schien, einige Zuckerwürfel in die Handfläche, die sie Lilly zum Fressen geben durfte. Nickend und für diesen Moment glücklich wirkend ließ sich Shizuka aus der Hand fressen und teilte seine Meinung insgeheim. Tiere wirkten oftmals beruhigend, denn sie selbst hatte vor einigen Jahren noch eine Katze besessen, die sie auch immer beruhigen hatte können. Auch wenn sie traurig gewesen war und geweint hatte, aus welchen Gründen auch immer, war ihre Katze zu ihr gekommen und hatte sie mit ihrem beruhigenden Schnurren wieder aufgemuntert. "Dann reitest du sie sicherlich auch oft aus, oder?" erkundigte sich Shizuka und konnte kaum verbergen, dass sie ein wenig neidisch war. Er besaß schließlich in gewisser Hinsicht ein eigenes Pferd, wovon sie vor einigen Jahren immerzu geträumt hatte. Wahrscheinlich wünschte sich jedes junge Mädchen ein eigenes Pferd, zumindest hatte sie diesen Wunsch vor einigen Jahren mehrere Male geäußert, aber besagten Wunsch nicht erfüllt bekommen. "Ich würde, wenn ich mehr Zeit hätte. Meine Aufgabe als Wächter beginnt vor Sonnenuntergang und endet meist erst nach Mitternacht, wie du sicherlich schon bemerkt hast. In den letzten vier Tagen durfte ich meine Pflichten ein wenig vernachlässigen, aber heute Abend, sagte der Direktor, muss ich Yuuki wieder voll und ganz unterstützen" erwiderte Zero, waren die letzten Tage doch wie eine Art Urlaub gewesen, den er hatte genießen dürfen, jedoch würde besagter Urlaub heute Abend ein jähes Ende finden, wenn er die Schüler aus der Night Class wieder im Auge behalten musste. Seine Abwesenheit war sicherlich nicht unbemerkt geblieben, vor allem Kuran Kaname dürfte sich schon einige Gedanken um seinen Verbleib gemacht haben. "Du... Du magst Yuuki sehr, jedenfalls... Jedenfalls haben es mir deine Augen schon sehr oft verraten" murmelte Shizuka, blickte nun zu Zero auf, welcher seinen Kopf senkte, ihr den Rücken kehrte und seine Hände in den Hosentaschen vergrub. "Entschuldige, ich hätte...". "Es ist okay, Shizuka. Es ist okay" unterbrach er sie, denn offensichtlich waren nicht alle Mädchen so naiv, wie es Yuuki war. Nein, Shizuka schien sehr genau zu wissen, wie seine Gefühle für Yuuki aussahen. Augen waren das Tor zur Seele und auch er konnte durch Gesten, Mimiken und dem Verhaltensmuster erkennen, wie sich eine Person fühlte, wenn sie etwas verbarg oder wenn sie log. Dafür hatte er noch nie seine feinen Sinne gebraucht. "Zero, ich wollte...". "Yuuki ist schon sehr lange in einen Vampir verliebt" unterbrach er sie ein weiteres Mal, trat hinaus ins Freie und blickte zum blauen Himmel auf. "Sie wird niemals Augen für mich haben und obwohl ich tief in ihrer Schuld stehe und ihr unendlich dankbar bin... Sie ist diesem Vampir mit Haut und Haar verfallen und daran wird sich auch nichts mehr ändern" fuhr er leise fort, schloss seine Augen und bemerkte die zierlichen Arme, die ihn in eine tröstende Umarmung schlossen und spürte ihren Körper an seinen Rücken. "Das muss grausam für dich sein. Jeden Tag wirst du mit diesem Wissen konfrontiert, siehst wahrscheinlich auch noch ihren Schwarm am Abend und... Warum? Du bist doch ein..." erwiderte Shizuka, verstummte jedoch, als er sich zu ihr herum drehte und ihre Umarmung erwiderte. Deutlich spürte sie seinen warmen Atem neben ihrem linken Ohr, vergrub ihr Gesicht in seiner Halsbeuge und schloss nun ebenfalls ihre Augen. Ja, er war sehr nett, fürsorglich und in den letzten Tagen immer für sie da gewesen. Wieso wurden also seine Gefühle, die er für Yuuki hegte und welche für sie so offensichtlich waren, nicht erwidert? Ein Vampir war sicherlich eine weitaus schlechtere Partie. "Kannst du mir versprechen, dass du Yuuki kein einziges Wort sagen wirst?" fragte und bat er sie leise, denn er hatte die ganze Zeit über geschwiegen und wollte auch weiterhin schweigen. "Versprich es mir, Shizuka" wisperte er und nun erst nickte die junge Frau, die er im Moment liebevoll umarmte und bei ihr ein wenig Trost suchte. "Kann ich... Kann ich dich heute Abend begleiten?" fragte sie leise und obwohl sie sich unsagbar fürchtete, schließlich würde sie viele Vampire sehen, wollte sie ihn begleiten, um den Vampir zu sehen, in dem Yuuki verliebt war. "Keine Sorge, so lange du in meiner Nähe bist und ich werde wachsam sein, wird dich kein einziger Vampir anrühren" beruhigte er sie, konnte er doch ihre aufkeimende Angst spüren und würde sie beschützen. "Einverstanden, du darfst uns begleiten" willigte er schließlich ein, denn sie sollte sich selbst davon überzeugen, wie sehr die Schüler aus der Night Class von ihren weiblichen Mitschülerinnen angehimmelt und verehrt wurden. Ja, er würde ihr seinen schweren Job zeigen, den Yuuki in den letzten Tagen meist allein bewältigen hatte müssen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)