Sekirei Eine neue Phase von Shizukami (Sekirei) ================================================================================ Kapitel 5: Kapitel 5 Festival der Gefühle ----------------------------------------- Kapitel 5 Festival der Gefühle Einsamkeit. Trauer. Leid. Lange war es her, dass sie diese Gefühle in solch hoher Konzentration verspürte, auch wenn sie immer allgegenwärtig waren. Alles war dunkel. Shizuka verspürte keinen Boden unter ihren Füßen. Sie schien in einem Vakuum zu schweben. Für philosophische Fragen über ihre Existenz hatte sie jedoch keine Zeit. Urplötzlich verschlang sie ein Wirbel aus Wasser, der Shizuka vollkommen wehrlos umher schleuderte. Sie konnte nichts sehen. Das Wasser brannte in den Augen, und drang in ihre Lungen ein. Doch ertrinken konnte sie nicht, Anzeichen eines schlimmen Traums. Das Wasser machte auch keinerlei Geräusche, es war weiterhin vollkommen Still im wilden Gewässer, das der Sekirei deutlich machte, wie unnütz ihr Gewicht in dieser Welt war. Die ohrenbetäubende Stille war es jedoch, was Shizuka an ihrer Situation nicht aushielt. Sie hörte weder ihr eigenes Schreien, noch würde irgendjemand wissen, dass sie existierte. Dem Horror wurde erst ein Ende gemacht, als sie etwas auffing. Shizuka wurde ohne Vorwarnung aus der Wildwasserfahrt gerissen, und befand sich plötzlich in den Armen von... wer war das? Sie konnte sein Gesicht nicht ausmachen. Sie verspürte eine ihr nicht unbekannte Geborgenheit, aber konnte nicht sagen, von wem sie ausgehen konnte. Um genau zu sein hatte Shizuka dieses Gefühl vollkommen vergessen. Genießen konnte sie es jedoch nicht. Erschrocken saß Shizuka auf. Sie lag in einem Bett. Ihrem Bett, dass sie in der Maison Izumo gemietet hatte. Niemand war bei ihr, doch hatte sie das Gefühl, dass jemand sich um sie gekümmert haben musste, sonst wäre sie wahrscheinlich nicht in ihrem Zimmer aufgewacht. Ein leerer Stuhl stand an ihrem Bett. Shizuka hatte anscheinend einen Aufpasser. Ob dieser überdrüssig zu warten war, oder sich die Beine vertrat, wusste sie nicht, doch sie war erleichtert, alleine erwachen zu dürfen, um ihre Gedanken in aller Ruhe sortieren zu können. Shizuka hatte mit Tsukiumi gekämpft. Es ging um Homura. Shizuka spürte vom ersten Tag an, dass diese Sekirei ihm nahe stand, und sie daher als Störfaktor verstand. Niemand sprach es aus, doch war immer eine seltsame Atmosphäre im Raum, wenn Shizuka und Tsukiumi im selben Raum waren. Es war keine Feindseligkeit zu spüren, sondern eine Mischung aus Sorge und Wut. Shizuka erinnert sich an ihren Traum. Es war die Wut des Wassers zu spüren gewesen. Sie erinnerte sich weiter zurück. An den Kampf gegen die Wassersekirei. Shizuka öffnete mit ihren Attacken ihre Seele, und das galt auch für ihre Gegnerin. Nachdem das Adrenalin des Kampfes schwand, konnte Shizuka den ernsten Gesichtsausdruck Tsukiumis bewerten, den sie bemerkte. Es war ein Funken Mitgefühl zu spüren gewesen, ein Zeichen dafür, dass alle Beteiligten Fraktionen im Grunde über die Situation selbst frustriert waren, und am liebsten in der Lage gewesen wären, etwas dagegen zu tun. Stattdessen konnte man sich nur gegenseitig anfauchen, und – im Falle von Wasser und Licht – sich gegenseitig bekämpfen und der Wut durch Handlungen Luft lassen. Shizuka sank in ihr Kopfkissen, und zerbrach sich den Kopf. Was, wenn der Haussegen nun vollkommen schief hing? „Wenn du dir Sorgen um Tsukiumi machst, hör sofort auf damit. Unter Sekirei ist es vollkommen normal, dass sowas mal auf dem Weg zum Bäcker passiert. Wenn du dich überhaupt Sekirei nennen willst.“ Shizuka schreckte auf, aber war viel zu überrascht, um zu reagieren. Stumm lauschte sie der ernsten, belehrenden Stimme. Sie schien vom Hausgang zu kommen, und den Schrittgeräuschen zu urteilen, entfernte sich die Quelle der Worte direkt wieder. „War das nicht...“ flüsterte Shizuka in ihr Kopfkissen. Sie konnte keine klaren Gedanken mehr fassen. Shizuka entschied sich, das Bett zu verlassen und auf die Suche nach Nahrung zu machen. Das Frühstück hatte sie sicher verpasst. Sie warf einen Blick aus dem Fenster und erschrak beim Anblick der späten Nachmittagssonne. Das Mittagessen hatte sie auch verpasst. „Hoffentlich macht die Hausherrin eine Ausnahme für mich“, sprach das Mädchen zu sich selbst. Sie war im Begriff, in ihre Hausschuhe zu schlüpfen, als ihr auffiel, dass sie gar nicht mehr ihre Ausgeh-klamotten trug. Jemand schien sie in ihren Schlafanzug gesteckt zu haben, einem dunkelblauen Pyjama mit ganz vielen, kleinen Katzen verziert. Ausgelegt wurde ihr auch bereits etwas passenderes, um sich vor den anderen Bewohnern zu zeigen. Auf dem Nachttisch lag ihr Sport- und Trainingsanzug bereit. Shizuka wunderte sich, aber entschied sich, mitzuspielen. Wahrscheinlich hatte Miya sich um sie gekümmert und noch etwas vor. Kurze Zeit später bewegte sich die Sekirei in die Küche hinunter. Sie trug nun eine kurze, schwarze Hose, darüber ein ärmelloses, pinkes Sportoberteil. Eine Stimme ließ sie kurz erschrecken: „Guten Nachmittag, Shizuka. Freut mich, dass du wieder auf den Beinen bist. Wenn es dir wieder gut geht, komm nach dem Essen bitte in den Hintergarten, wenn du so lieb bist.“ „Ja, das mach ich. Danke, für das Essen, und alles, Miya-san.“ Shizuka klang ein wenig zurückhaltend. Die Situation verwirrte sie ein wenig, vor allem, da das Haus so ungewohnt still war. Außer Miya, die bis gerade eben noch im Esszimmer saß, und sich nun mit ihrem gewohnt-warmen Lächeln im Gesicht nach draussen begab, war sonst niemand zu sehen oder zu hören. Auf dem Tisch stand ein Teller mit Reis und Gemüse. Das Gericht war schneller verspeist als es Shizuka lieb war. Es war nicht viel, doch es füllte fürs erste den Magen. Ein Blick auf die Uhr verriet, dass die übrigen Hausbewohner ihren Pflichten nachgingen. Was bedeutete, dass zwar einige Sekirei gerade einkaufen gegangen sein sollten, aber einige andere auch nun das Haus hätten putzen müssen. Shizuka beschwerte sich nicht über die Ruhe, auch wenn es sie kurz an ihren Traum erinnerte. Sie schauderte kurz bei dem Gedanken, ihre Zeit jemals wieder in einem einsamen Zimmer fristen zu müssen. Sie bemerkte, dass die Zeit im Labor ihr Angstzustände bescherten, wann immer sie zu Bett ging, oder alleine aufwachte. Eine Tatsache, für die sie die letzten Tage, bei dem ganzen Stress um Homura keine Zeit hatte, zu beachten. Vielleicht war dies ein Grund, größer als ihr Hunger, wieso sie im trostlosen, einsamen Esszimmer so schnell ihre Ration verschlang, und zielstrebig zum Hintergarten hinausmarschierte, wo sie weiterer Sozialkontakt erwartete. Draussen erwartete sie die Hausherrin bereits. Der Garten bot sehr viel Platz für Aktivitäten, und für heute war eine ganz besondere geplant. „Ah, da bist du ja.“ Freundlich wie immer sprach Miya zu ihrem Gast. „Ich hoffe, es hat dir geschmeckt. Ich erkläre dir jetzt, was wir hier tun werden.“ Nun fiel Shizuka der Stock auf, den Miya bei sich trug. Locker hielt sie ihn in ihrer dominanten, rechten Hand. „Ich möchte, dass du mich angreifst.“ „...wie bitte?“ rutschte es Shizuka heraus. „Du hast mich schon richtig verstanden.“ Miya lächelte weiterhin freundlich wie eine Mutter. „Ich will sehen, was sich verbessern lässt, also nur zu. Es macht mir nichts aus, wenn du sofort alles gibst.“ Shizuka zuckte mit den Schultern. Die Ablenkung tat ihr zur Abwechslung gut, weshalb sie sich auf das Sparring einließ. Doch kannte sie Miyas Stärke nicht. Wäre es richtig, sofort loszulegen und ihre Sekireikräfte einzusetzen? Shizuka trat einen Schritt nach vorne. Sie wusste nicht, was sie erwartete. Einen weiteren Schritt. Der dritte war ein schneller Sprung. Shizuka spürte urplötzlich einen dumpfen Schlag auf ihrem Kopf. Nicht zu stark, doch der Schreck ließ sie stolpern und nach vorne hin umfallen. Erst danach, als sie am Boden lag, realisierte sie, dass ihr Gegner längst nicht mehr vor ihr stand. Die Licht-sekirei richtete sich auf, und konnte ihre Vermutung bestätigen. Miya stand an Shizukas Ausgangspunkt. Sie konnte sich hinter ihren Rücken schleichen, ohne dass Shizuka etwas bemerkte. Da stand sie nun, den Stock in beiden Händen haltend, fast wie eine Lehrerin mit ihrem Zeigestock. Shizuka wurde aus ihrer vollkommen verwirrten Gedankenwelt von ihren Worten gerissen: „Ein bisschen langsam, Shizuka. Würde es dir etwas ausmachen, dich etwas schneller zu bewegen? Das würde uns viel Zeit sparen.“ „B-bist du dir sicher, Miya-san? Wenn ich mit meinen Sekireikräften kämpfe, kann ich sehr schnell sein. Und ich weiß nicht, ob ich es so gut regulieren kann...“ „Ach, das macht nichts. Ich kann mich auch noch etwas schneller bewegen. Und dafür trainieren wir ja. Damit du lernst, mit deiner Kraft umzugehen.“ „Okay, Miya-san. Also, jetzt fange ich an, wenn es genehm ist.“ „Ich bitte darum.“ Shizuka konzentrierte sich auf ihre Kräfte. Es war zwar Sommer, doch im späten Nachmittag stand die Sonne ungünstig, sodass jeder sofort gesehen hätte, wie ihre Fußsohlen begannen, zu leuchten. Diesmal wurden keine Schritte gemacht. Shizuka verschwand sofort von Ort und Stelle. Es war nur ein kurzer Augenblick, da würde sie Kontakt mit Miya machen. Doch da, wo Shizuka hinsprang, und einen Tritt platzierte, war keine Miya mehr. Shizuka nahm so viel Schwung, dass sie sich noch einige Male im Kreis drehte, bevor sie schwindelig auf die Knie ging. „E-e-e-e-e-entschuldige, Miya-san. Ich br...brauche kurz einen Mo-mo-moment...“ Um Shizuka drehte sich alles, und sie nahm nur ein unschuldiges Kichern wahr. Verständlich, bei dem Bild, das die Hausherrin wohl gerade geboten bekam. Ein Paar neugieriger Augen beobachtete die beiden. Aus einem Fenster heraus musterte Homura die beiden trainierenden. Er konnte Miya schon immer mit seinen Augen folgen, er beobachtete sie schon immer, wenn sie die Jungen trainierte, aufzog, sich um sie sorgte, wie um ihre eigenen Kinder. Ihr heutiges Opfer war Shizuka. Sie schien auf ihre Geschwindigkeit stolz zu sein, doch bewegte sie sich langsamer als Miya. Eine erbärmliche Spezialfähigkeit, wenn sie von jemanden auf ihrem eigenen Gebiet geschlagen werden konnte, von Typen, die sich gar nicht auf Geschwindigkeit spezialisierten. Sie schien auch gar keine Kontrolle über ihre Bewegungen zu haben. Der Beobachter schüttelte den Kopf, und schlug sich die Hand vor sein Gesicht, als sie mit voller Kraft eine Mülltonne wegtrat, die auf der Straße landete, wofür sie von Miya mehrere Strafschläge auf den Kopf erhielt. „Sie kämpft nicht annähernd auf dem Level, als sie gestern mit mir kämpfe.“ Die Flammensekirei drehte sich zur Seite und erblickte Tsukiumi. Er war für einen Moment so in den Kampf vertieft, dass er gar nicht bemerkte, wie sie sich zu ihm gesellte, und den Kampf ebenfalls beobachtete. Während Shizuka von Miya dazu genötigt wurde, den, nun auf der Straße verteilten Abfall zusammenzukehren, und die Mülltonne wieder aufzustellen, nutzte die Sekirei des Wassers die Pause, um Homura aus seiner Trance zu erwecken. Er sagte nichts, worauf sie weiterhin das Wort ergriff: „Was starrst du mich denn so an? Ich wollte ihr nur zusehen, so wie du dich dazu entschieden hast, ihr beizuwohnen.“ „Ich weiß nicht, was du meinst“ bellte Homura ihr entgegen. „Ach, hör mir doch auf“. Tsukiumi musste sich beherrschen, nicht loszuschreien, doch ihre Stimme erhob sich merklich. „Was hier passiert, ist wie die Sache mit Minato gewesen. Manchmal ist es falsch, darüber nachzudenken, denn das Schicksal geht seinen Weg, und wer gegen den Schicksalsstrom schwimmt, wird ertrinken.“ Homura versuchte, etwas zu sagen, doch sprach Tsukiumi weiter. „Du hast doch gelernt, es zu akzeptieren, dachte ich. Dass wir Sekirei so sind. Und wir am stärksten sind, wenn wir nach unserem Herzen handeln. Jedenfalls habe ich dir das Rückgrat zugetraut.“ Sie drehte sich um, und ihr Kleid flatterte im Wind ihrer eigenen Wut. Sie schloss die Tür und ließ Homura zurück, der mit einem Auge dem Training zugewandt war, aber gleichzeitig gedankenverloren ins Leere blickte. „Aber... mein Herz gehört doch Minato...“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)