Die Sonne von Shin Mazako von Akio21 ================================================================================ Der Heiratsantrag ----------------- Murata wusste, Wolfram würde nicht auf ihn hören. Hoffentlich ging das gut. Er stand auf, verabschiedete sich und schloss die Tür hinter sich. Diesmal war er froh, den Soldaten zu begegnen. Er wies sie an, bei seltsamen Geräuschen das Zimmer zu stürmen und Graf Wolfram zu retten. Dann machte er sich auf den Weg zurück zum Tempel. Endlich weg, dachte Wolfram, legte das Buch mit dem Ledereinband auf seinen Stuhl, und schob das andere schwere Möbelstück wieder beiseite. Trotzdem, vielleicht muss ich ihm noch mal klar machen, wer zu Yuri gehört, überlegte er weiter. Dann warf er einen letzten Blick auf den Schlafenden, setzte sich und begutachtete den Anzug, den er ins Auge gefasst hatte. Vor der Störung. Königsblau mit weißen Rüschen. Je länger er ihn ansah, desto besser gefiel er ihm. Hoffentlich gefällt er Yuri auch, dachte Wolfram versunken in den Anblick, als er leise Geräusche hörte. Ein Glück, Yuri wachte endlich auf. Yuri stützte sich mit den Vorderarmen auf das Kissen, seine langen, schwarzen Haare schienen noch länger und dunkler geworden zu sein. Seltsam, das musste Einbildung sein. „Yuri, hast du gut geschlafen?“ „Hm. Hm.“ Er gähnte, ohne sich die Hand vor den Mund zu halten. Wolfram lief zum Bett, umklammerte Yuris Handgelenk und rief: „Yuri, lernt man auf der Erde nicht, dass man sich beim Gähnen die Hand vor den Mund hält?“ Er sah Yuri ins Gesicht. Seine Katzenaugen fixierten ihn und Wolfram spürte, wie er rot wurde. Schnell ließ er Yuris Handgelenk los. „Also, was ich meine ist, natürlich steht es mir überhaupt nicht zu, dir ich meine euch, dem Dämonenkönig, irgendwie oder in irgendeiner Form zu kritisieren und“, Wolfram stotterte verzweifelt herum. Klatsch. Die Ohrfeige war so heftig gewesen, das Wolfram auf den Boden gefallen war. Er wagte es nicht, Yuri anzusehen. Oje, oh du lieber Shinou. Er hat – er hatte ihm wirklich und tatsächlich - Zögernd sah Wolfram auf. Yuri saß jetzt auf seinen Füßen und sah ihn immer noch so seltsam an, wie vorher. Shinou stand vor der Kugel, als Murata in die Halle rannte. Völlig außer Atem betrachtete er ebenfalls die Kugel. „Oh nein, das ist jetzt nicht wahr, oder? Du hast ZWEI Siegel gelöst? Bist du nicht mehr ganz bei Trost?“ „Oh doch, absolut. Auf dich kann ich mich nicht verlassen, wenn es um Yuri geht, habe ich Recht?“ Shinou sah ihn nicht an, als Murata ihn verwirrt anblickte. „Doch. Doch du kannst dich auf mich verlassen, ich versuche doch nur...“ Yuri zu retten, dachte er. Shinou hatte wohl doch Recht. Resigniert sah Murata wieder auf die Kugel. Wie Nebel war Yuris Seele jetzt. Der Nebel bewegte sich in der Kugel, Teile waren weiß, andere Teile grau und manche ziemlich dunkel. Immerhin, nicht völlig schwarz. Und der graue Nebel bedeutete wohl, das sich dort Dunkelheit und Licht vermischt hatten. „Ist – äh – es zu seltsamen Vorfällen gekommen? Bei seiner Seele?“ Oder besser gesagt bei beiden Seelen, schließlich waren es im Grunde zwei. Shinou schüttelte den Kopf. „Ich habe ein Siegel oben und eines unten gelöst. Das Ergebnis siehst du hier.“ Er sah verträumt gerade aus. „Es ist alles in bester Ordnung.“ Nein, gar nichts war in Ordnung. Wenn er oben und unten eines gelöst hatte, dann konnte es noch zu Schwierigkeiten kommen. Shinou krempelte die Ärmel hoch. „Moment mal, was hast du vor?“ fragte Murata alarmiert. „Na, die nächsten Siegel lösen, was sonst?“ gab der unbesorgt zurück. „Das darfst du nicht“, Muratas Stimme überschlug sich fast. So hatte Shinou ihn noch nicht erlebt. „Das ist zu früh, wir müssen abwarten.“ „Worauf?“ fragte ihn Shinou ahnungslos. „Du siehst doch selbst, dass alles in Ordnung ist.“ „Siehst du nicht die dunklen Stellen hier unten?“ Murata zeigte mit zitterten Fingern darauf. „Was passiert, wenn sie die hellen Stellen oben treffen? Wir wissen es nicht, oder?“ „Und siehst du die grauen Stellen, dort wo sich Licht und Dunkelheit in Frieden vereinigt haben?“ „Nein, nein“, Murata schüttelte energisch seinen Kopf. „Das bedeutet noch lange nicht, dass sich nicht genau jene Dunkelheit gegen das Licht stellen wird.“ Shinou spürte langsam Ärger in sich aufsteigen. Gerade als er den Mund aufmachen wollte, fuhr ihm Murata darüber. „Ja, ja es stimmt, ich mag Shibuya. Aber selbst wenn, ich weiß auch das wir alle sterben, wenn wir diese Kräfte nicht entfesseln. Auch er. Und trotzdem, trotzdem müssen wir vorsichtig sein, sonst geraten sie außer Kontrolle. Und noch etwas Shinou – wenn du es wärst, dessen Seele sich hier spiegelt, würde ich mich für dich genauso einsetzen wie für Shibuya.“ Shinou war einen Moment lang verblüfft aber dann lächelte er. „Verstehe.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)