Gegen jede Regel von LisaEgoismus ================================================================================ Kapitel 1: Von Tussen und der großen Liebe ------------------------------------------ Haareraufend und echt sauer stopfte ich sämtliche Sachen in die Umzugskartons. Ich hatte gewusst, dass dieser Tag kam, aber ehrlich gesagt, wäre ich davor weggerannt, wenn es möglich gewesen wäre. Dieser eine Tag damals hatte mich komplett aus meinem bisherigen Leben gerissen. ~~~~~~~ Seufzend ließ ich mich in mein Bett fallen. Mein Leben musste doch gerade echt meinen, mich zu diskriminieren. Nicht nur, dass mir die misslungene Matheklausur missfiel, nein, auch meine werte Freundin –pardon, Exfreundin- musste meinen, heute Schluss zu machen, mit einer total verfahrenen Ausrede versteht sich. Es lag ja nicht an mir, sondern an ihr. Sie liebte mich einfach nicht mehr genug. Ach so, ja, ist klar. Ich hatte ihr kein Wort geglaubt. Und ihr Gerede davon, dass wir doch Freunde bleiben könnten, ignorierte ich gekonnt, was sie wiederrum als eine Zustimmung meinerseits sah. Fakt war, dieser Tag war nicht meiner. Und von Beziehungen und der gleichen würde ich jetzt auch erst mal den Riechkolben voll haben. Mein Sinn stand mir voll und ganz danach, einfach wo anders noch einmal von vorn anzufangen. Schließlich war ich mit Laura fast zwei Jahre zusammen. „Schatz!“, wollte man einmal im Leben seine Ruhe haben, kam die Mutter reingestürmt, „Ich habe von Laura’s Eltern erfahren, was passiert ist! Warum?!“ Meine Mam klang fast aufgelöster und verzweifelter als ich. Kein Wunder. Unsere Familien kannten sich schon eine Ewigkeit und beide waren der festen Meinung, Laura und ich sollten gemeinsam die Zukunft bestreiten. Und jetzt so was. Na Gott sei Dank lag die Schuld der gescheiterten Beziehung nicht bei mir. Als ich meiner Mam keine Antwort gab, seufzte sie: „Ich kann mir vorstellen, wie schwer dich das mitnimmt. Wir reden mit Laura noch einmal. Vielleicht können wir sie umstimmen.“ Kopfschüttelnd richtete ich mich auf und sah meine Mam leicht säuerlich an: „Wenn sie nicht will, will sie nicht!“ Jetzt nahm ich dieses Frauenzimmer auch noch in Schutz. Oh Gott, Vinc, wie tief warst du nur gesunken! Damit ich nicht gar so als Opfer da stand, redete ich weiter: „Aber wir haben uns eh auseinander gelebt. Das hat eh nicht mehr wirklich gepasst.“ Das war noch nicht einmal gelogen. Sie war nach wie vor dieses brave, schüchterne, unauffällige Mädchen, das an Gott glaubte. Und ich, ja ich…, ich hatte mich in letzter Zeit immer mehr verändert. Sehr zum Leidwesen meiner Eltern, die auch streng gläubig waren. Dieses brave Getue passte nicht zu mir. Das war nicht ich. Zudem verglich ich Gott mit dem Weihnachtsmann. Eine Zeit lang glaubte man daran, bis man einsah, wie schwachsinnig das Alles eigentlich war. Mutter kräuselte ihre Stirn: „Vielleicht liegt es an dir? Ich mein, du könntest wirklich mal wieder zum Frisör gehen…und dieses Metall im Gesicht. Das ist doch nicht mehr schön.“ Ich verdrehte genervt die Augen. Bei jeder Gelegenheit machte sie mir klar, dass sie mit meiner Optik nicht klar kam. Immer noch recht verzweifelt setzte sie sich neben mir aufs Bett: „Du hast dich so verändert. Man erkennt dich gar nicht wieder. Vielleicht sind deine Freunde nicht der richtige Umgang, hm?“ Mit meinen Freunden meinte sie Josè, Julian, Yannik und noch ein paar andre Spacken. Wir hatten uns vor etwa einem Jahr auf einem Konzert kennen gelernt, beziehungsweise hatte ich sie kennen gelernt. Sie kannten sich bereits alle. Die waren echt toll und manchmal echt meine einzige Rettung. Seufzend stand ich auf und blickte zu Mam: „Ich geh‘ jetzt zu ihnen.“ Sie seufzte ebenso, gab aber sämtlichen Widerstand auf: „Sei zum Abendessen bitte wieder da.“ Ich blickte noch kurz in den Spiegel, um festzustellen, dass ich grässlich aussah, machte mir daraus aber keine weitere Platte. „Heeey! Vinc, altes Haus!“, ich wurde bereits jubelnd und grölend von Yannik empfangen, als ich auf dem Skaterpark eintraf. Grinsend näherte ich mich ihnen und wuschelte mir nochmals kurz durch die Haare. Kaum angekommen, klopfte Yannik mir auf den Rücken: „Hab gehört, zwischen dir und deiner komischen Tusse isses aus?!“ Yannik war schon einer. Ohne Worte. Selbst mit Worten konnte man ihn kaum beschreiben. Ich nickte: „Ja. Sie hat Schluss gemacht.“ Und schon hatte ich die gesamte Aufmerksamkeit auf mir. José und Julian gesellten sich ebenfalls zu uns, obwohl sie gerade mit dem Board beschäftigt waren. „Erzähl!“, Yannik sah mich gespannt an und grinste, „Wolltest du sie etwa küssen und warst ihr zu aufdringlich?“ Ich musste ebenso schmunzeln. Laura war wirklich komisch, oder einfach nur durch und durch gläubig. Mehr als ein Zungenkuss ging in der ganzen Zeit nicht. Aber zugegeben: Es war okay. Ich hatte auch nicht groß das Bedürfnis nach mehr, zudem respektierte ich ihre Grenzen. So wurde es mir immer beigebracht. Bis ich eben vor circa einem Jahr auf diese Chaoten hier stieß, und ich anfing zu „rebellieren“ –um es mal mit den Worten meiner Eltern auszudrücken-. Ich ließ mich auf den trockenen Asphalt sinken: „Sie hat mich nicht mehr geliebt. Also keine Ahnung. Wir passen halt nicht mehr zusammen.“ „Alter, das hast du ja mal zeitig gerallt!“, Yannik ließ sich ebenso neben mir sinken, „Sei froh, dass du die los bist. Jetzt kannst du dir mal richtige Mädels suchen, alte Jungfrau, du!“ „Man!“, ich schmollte ihn von der Seite an. Er musste doch nicht ständig darauf rumreiten! Julian schmunzelte: „Er hebt sich halt für die große Liebe auf!“ „Ach Schatz, sei nicht schon wieder so kitschig!“, José wuschelte Julian durch die Haare, ehe er mich angrinste, „Hab jetzt endlich Spaß, Junge!“ Ich grinste beide ebenso an, da Julian sich bezüglich der Haare bei José rächte. Die beiden führten eine glücklichere Beziehung als Laura und ich es je taten, und dabei waren sie beide männlich. Aber wie gesagt, so schlimm fand ich es mit Laura nun auch nicht. Die Anderen waren immer der Meinung, ich war eingesperrt und unglücklich. Nur das mit ihr war eben so vertraut. Ich würde es eher als eine freundschaftliche Beziehung deuten. Da ich mir Liebe an sich anders vorstelle. „Hey! Kopf hoch!“, Yannik klopfte mir nochmals auf die Schulter, „Ich nehm‘ dich mit auf ‘ne Party. Da lernst du mal paar Schnecken kennen!“ Wieder grinste ich nur. Ich wusste gar nicht, wie ich auf die Idee kam, Yannik als meinen besten Freund zu bezeichnen. Gerade den… „Echt, Vinc! Die Alte war doch eh voll die Hässlette!“, der und seine Aussprache. „Du glaubst auch nicht an die Liebe, was?“, ich musterte ihn skeptisch von der Seite. Grundsätzlich war ich schon der Meinung, es gab so etwas wie „die große Liebe“. Er zuckte mit den Schultern: „Keine Ahnung. Bis jetzt ist sie mir noch nicht über den Weg gelaufen.“ „Vielleicht liegt es ja an deiner Art“, immer noch musterte ich ihn skeptisch. Er sah nicht schlecht aus, aber wenn er manchmal diese Anflüge von Hopper-Sprache hatte, wurde er komisch. „Die Liebe muss mich so akzeptieren wie ich bin. Oder sie erzieht mich eben um.“, ja, auch ein Yannik konnte sentimental, fast schon kitschig, werden. Ich lächelte: „Wie wahr.“ Die Zeit verging recht schnell und leider Gottes musste ich wieder nach Hause. Vater wurde immer richtig sauer, wenn ich nicht pünktlich war. Zu Hause angekommen, saßen bereits alle bei Tisch. Mam, Vater und Maria, meine kleine Schwester. „Schön dass der Älteste auch mal kommt!“, Vater sah mich bereits ungeduldig an, „Da kann ich euch die Neuigkeit ja überbringen.“ Oh, hatte Gott zu ihm gesprochen? Haha, lustig war ich wieder. Gespannt blickten wir ihn an. Er räusperte sich, nahm ein Schluck Wasser und sah uns eindringlich an: „Wir werden umziehen müssen. Man hat mir auf Arbeit ein neues Angebot gemacht. Da ich dort gut und besser verdiene, habe ich zugesagt. Ich zwei Wochen ist der Umzug.“ Bäm. Einfach so stellte er uns vor vollendete Tatsachen. Mam, Maria und ich sahen uns erschrocken an. Meine Mutter war die Erste, die nach einigem Schlucken zu Worten fand: „Warum hast du uns nicht vorher gefragt, wie wir dazu stehen? Das ist so eine Umstellung…“ Vater winkte jedoch ab: „Ich weiß, was das Beste für uns ist.“ Dann griff er nach Maria’s und Mutters Hand. Er wollte mit dem Abendgebet beginnen. Ich konnte jedoch bloß den Kopf schütteln, verließ die Runde und flüchtete in mein Zimmer. ~~~~~~~ Und heute war es so weit. Der große Umzug stand an. Wir würden unser gemütliches Häuschen gegen eine Stadtwohnung tauschen. Von dem kleinen Örtchen Eisenach Nach Hannover . Als ich meinen Freunden davon erzählt hatte, war das Geheule groß. Der kleine Julian verbrauchte gefühlte tausend Taschentücher. José kam gar nicht mit trösten, streicheln, küssen und knuddeln hinterher. Und Yannik, der stammelte immer wieder bloß “Scheiße!“ vor sich hin. Kaum zu glauben, dass ich ihnen in der kurzen Zeit so ans Herz gewachsen war. Und mein Herz brach es. Kaum hatte ich so gute Freunde gefunden, wurde ich ihnen wieder entrissen. Danke Welt!!! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)