Harmodios und Aristogeiton von halfJack (Die Tyrannenmörder) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Nach historischer Überlieferung von Thukydides. Harmodios und Aristogeiton Schweigt nicht mehr still, apollinische Schwestern, Dem Wandeln des Urvaters zum Trotz, der das Gestern Als Titan der Zeit zwar langsam, doch stetig umkreiste, Und entlockt euer tragisches Lied dem musischen Geiste. Klio gab zaghaft den Kuss Melpomene, Daraus sich ein Pfeil löst von zwiefacher Sehne, Musagetes spannte ihn hier, dort spannt' ihn zum Sieg Der Schaumgeborenen Sohn, das Kind aus Liebe und Krieg. Gefahrlos durchbohrt vom gesandten Geschoss Ward Aristogeiton, der Bürgerschaft Spross, Um auf ähnliche Wunde im Liebsten zu hoffen, So war jener Harmodios gleichfalls getroffen. Keine Last für den Staat wäre hieraus entsprungen, Hätte nicht Hipparchos mit dem Bunde gerungen, In selber Art innig für den Jüngling entbrannt, Doch wies dieser ihn ab mit eiskalter Hand. Nach des alten Tyrannen Peisistratos Tod Erhielt der ältre Sohn Hippias die Herrschaft aus Not. Im Ursprung zwar sollte Hipparchos einstehen, Statt seiner lenkt fortan dies Band das Geschehen. Nicht Gedanke an Polis, an Zukunft, an Recht War bedächtiger Richter dem gesamten Geflecht, Worüber beim Gastmahl Historien sangen, Sondern Eifersucht, Hass sowie Angst und Verlangen. Harmodios nämlich wuchs aus Anträgen Drang, Welchen Hipparchos übte aus blutshohem Rang. Griff er niemals zum Mittel brutaler Gewalt, Trotzt er dennoch der Abkehr des Jünglings im Halt. Darob aber sprach Harmodios schließlich Von dieser Last, und sein Liebhaber ließ sich Wegen eigener niedriger Stellung erzürnen, Sodass sie beschlossen, die Tyrannis zu stürmen. Derweil Hipparchos, der Sohn des Tyrannen, Erdachte sich Pläne, die Schmach zu verbannen, Denn jetzo, sprach er, heiß der Zorn ihn entfache, Drum vollzog an Harmodios' Schwester er Rache. Er ließ nach ihr schicken zur Prozession, Allwo Körbe zu tragen war ehrbarer Lohn, Doch sobald sie erschien, jagte man sie hinfort, Mit den Worten: Sie sei niemals würdig dem Ort! Solche Demütigung traf Harmodios mit Härte, Auch Aristogeitons Entschlossenheit währte. Erst sollten die großen Panathenäen tagen, Dann wollten gemeinsam den Umsturz sie wagen. Nicht Gedanke an Polis, an Zukunft, an Recht War bedächtiger Richter dem gesamten Geflecht, Um fortan des Staates Geschicke zu lenken. Solches kam aus der liebenden Männer Ränken. Mit anderen Tätern, deren Zahl nur gering, Unter die Menge mit eisernen Waffen man ging, Zur Festlichkeit ein jeder Speer und Schild bei sich trug, So merkte wohl niemand der Verschworenen Lug. Hippias ordnete auf dem Kerameikos Die Folge der Truppen im festlichen Tross. Der schöne Harmodios und Aristogeiton Näherten sich mit tödlichen Dolchen ihm schon. Sie konnten jedoch mit einem der Ihren ihn sehen, Er schien wie vertraut im Gespräche zu stehen. Sie erschraken und glaubten sogleich sich verraten, Was folgt, war die Wandlung ihrer schrecklichen Taten. Noch wollten zumindest sie jenen bezwingen, Dessentwegen als Hauptgrund sie dies Wagnis eingingen, Um für all dessen Schmähungen Rache zu üben, Stürmten gleich sie voran, durch das Tor nach hinüben! Am Leokoreion schließlich trafen sie jenen: Der Verächter Hipparchos schien sich sicher zu wähnen, Bis die beiden Verräter nun mit Wut und mit Waffen Hervorstürzten, ihn aus dem Leben zu raffen. Nicht Gedanke an Polis, an Zukunft, an Recht War bedächtiger Richter dem gesamten Geflecht, Denn der Faden des Schicksals war geflochten aus Zorn, Dem Einen war Eifer, Stolz dem Andern der Born. Also starb er, der Bruder des strengen Tyrannen, Wohl nahm er aus Ingrimm und Liebe von dannen Harmodios, welcher ihm einst stahl das Herz, Und mit ihm ließ fahren er den irdischen Schmerz. Kaum mehr als ein Knabe war der von beiden Umgarnte Und starb doch den Tod, vor dem keiner ihn warnte. Während Aristogeiton eine Flucht erst gelang, Blieb umsonst, dass mit Hippias' Wachen er rang. Denn als dieser es hörte, schickt' er nicht seine Truppen, Sondern wollte rasch im Volke die Verräter entpuppen. Eilends lief zur bewaffneten Prozession der Tyrann Und getäuscht unbefangen er zu sprechen begann: Hört mich an, ihr getreuen, marschierenden Recken! Legt hernieder die Waffen, um die Glieder zu strecken, Alsdann bezieht Stellung dort am Platz meiner Wahl, Also sprach er, und die Männer taten, was er befahl. Bedachtsam sah Hippias die Herausgabe der Waffen, Sein Gefolge wies er an, diese gänzlich wegzuschaffen, Wen für schuldig er hielt und mit Dolche noch traf, Ward vom furchtsamen Tyrannen mit dem Tode bestraft. Nicht Gedanke an Polis, an Zukunft, an Recht War bedächtiger Richter dem gesamten Geflecht. Der Erzähler schließt endlich: Jede Flamme erlischt. Von Natur aus ist Hoffen verschwenderisch. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)