Mikado von Hotepneith (Von Verwechslungen, Irrtümern und sonstigen Fehlern) ================================================================================ Kapitel 17: Strategien ---------------------- Erst auf den zweiten Blick erkannte der kleine Flohgeist erleichtert, dass sich die riesige dämonische Katze vor ihm wieder verkleinerte. Und jetzt erst bemerkte er den Brief, den sie vor ihm niederlegte. „Das...das ist für mich?“ Wer wählte denn solch eine erschreckende Methode, ihm, dem engsten Mitarbeiter des Kaisers etwas mitzuteilen? Für so etwas gab es doch Amtswege oder...? Moment. Dann war etwas mehr als Wichtiges darin. Er nahm den Brief, so gut er konnte: „Nein, der ist mir zu schwer. Nimm ihn wieder – und dann komm mit in mein Zimmer.“ Nur kurz darauf half ihm Toutousai, wenn auch mit schrägem Blick auf die erneut riesengroße Kirara, den Brief aufzurollen. „Absender ist Sango...die Tochter des Anführers der Dämonenjäger. Daher also du,“ meinte Myouga mit einem Seitenblick auf die Katze: „Nun, es scheint wirklich bedeutsam zu sein, wenn sie so zu mir kommt. Ich habe sie mal kennengelernt, ein nettes junges Ding. Und das mit den Dämonenjägern, schrecklich, so ein Massaker. Sie und noch wer sind also entkommen.“ Myouga hüpfte die Zeilen entlang. Sein alter Freund hörte nur Satzfetzen: „Naraku, das Ungeheuer, Flucht...Hakudoshi...eiwei.“ Endlich sah der Flohgeist auf: „Bleib hier, Kirara. Ich muss noch einmal zum Kaiser. Nein, ich werde ihm erst einmal nichts davon erzählen. Das würde meinem Ruf schaden, ungeprüfte Dinge zu melden. Ich gehe dann aber mit dir zu deiner Herrin und höre mir an, was sie sonst noch zu sagen hat, sich aber nicht zu schreiben traute. Es gibt noch ganz andere Probleme im Reich. - Toutousai, du wartest auch hier.“ „Hm,“ brummte der Schmied. Als ob er irgendwohin hätte gehen können, mit laufender Fahndung. Myouga war schon so hektisch und nervös genug. Nicht, dass ihm selbst diese Neuerung gefiel. Diese Art der Mitteilung war ungewöhnlich – und bedeutete im Rahmen allen Ungewohnten in der letzten Zeit, dass etwas wirklich schief lief. Der Taishou erwartete seinen engsten Berater bereits in Rüstung, ein großes Schwert auf dem Rücken. Myouga hütete sich, dem auch nur zu nahe zu kommen. Er wusste zwar, dass ein anderer kleiner Geist dieses bewachte, aber er legte keinen Wert darauf zu testen, wie fähig Saya war. Seiner Meinung nach war dieser ebenso zerstreut wie Toutousai, wenn nicht mehr – und das wollte schon etwas heißen. Er sprang stattdessen lieber auf das Schreibpult: „Herr?“ „Ich breche unverzüglich mit zwei Divisionen nach Nakamura auf. Die zweihundert Dämonenkrieger aus Shiroi werden soeben mit Boten zurückgerufen, die ebenso sehen werden, dass sie Sesshoumaru finden. - Pass gut auf, hier. Irgendetwas ist unter meiner und Sesshoumarus Nase passiert. Das ärgert mich, stimmt mich aber auch besorgt. Jemand hat sich alle Mühe gegeben uns zu täuschen. Und wäre ich nicht aus meiner selbstgewählten Isolation zurückgekommen, stünde mein Sohn nun allein da – genauer, er wäre allein in Shiroi und niemand könnte das Heer führen.“ „Ja, Herr. Nicht auszudenken. - Äh, wie weit gehen meine Vollmachten?“ erkundigte sich der kleine Flohgeist in Anbetracht der Tatsache, dass ihm Sangos Brief und dessen Form der Übermittlung schon Kopfzerbrechen bereitete. „Du kannst tun, was du willst – außer es widerspricht meinen oder Sesshoumarus Anweisungen.“ Mit einem leichten Lächeln zu seinem winzigen Berater fuhr der Inu no Taishou fort: „Ich bin sicher, du wirst nach bestem Wissen dafür sorgen, dass ich hier noch eine Hauptstadt habe, wenn ich zurückkehre. Inzwischen werde ich mich möglicherweise erneut auf dem Schlachtfeld beweisen müssen, falls Kato und noch wer tatsächlich eine Rebellion geplant haben. Wenn dem so sein sollte, könnte ich sie unvorbereitet ertappen, ehe sie genug Männer und Waffen zur Verfügung haben und Ort und Zeit aussuchen können.“ „Es bleiben noch Dämonenkrieger hier?“ „Die Palastwache, denn die Elitetruppen nehme ich mit. Übrigens habe ich auch die Division unter General Komino aus dem Norden nach Nakamura befohlen. Es wird allerdings dauern, bis er dort ist.“ „Ihr könnt Euch auf mich verlassen, oyakata-sama.“ Oh, ja, und wie. Denn falls Sango wirklich neue Informationen hatte, sei es über das Ungeheuer von Teien oder auch irgendwelche Ränke von Naraku, den sie ja in dem kurzen Brief auch erwähnt hatte, so könnte daran das Reich hängen. Aber davon sollte er noch nichts sagen. Der Herr hatte genug um die Ohren. „Falls ich etwas erfahre,“ meinte er dann doch: „Soll ich Kouga zu Euch schicken?“ „Kouga ist bereits in Nakamura und überprüft dort die Lage. Du wirst ohne Zweifel jemand anderen finden.“ „Ja. Das übliche Codewort?“ Es war ein gewisser Code vereinbart, damit ein Bote nicht durch die Hierarchie gereicht wurde, ehe er den Kaiser erreichte, sondern gleich zu ihm geleitet wurde. „Ja. Ich hoffe jedoch, dass es nicht nötig sein wird.“ Das bezweifelte Myouga: „Ich wünsche Euch viel Glück.“ „Danke, dann...hier.“ Er deutete auf eine zusammengerollte Urkunde: „Deine Vollmacht. Ich denke, du lässt sie lieber holen.“ „Ja, danke.“ Natürlich war diese zu riesig für einen Flohgeist. Mit einer Verneigung verließ Myouga das Arbeitszimmer des Mikado, der ebenfalls unverzüglich ging. Ein Blick aus dem Fenster verriet dem Ratgeber, dass die Divisionen bereits zum gut Teil wohl abmarschbereit waren. Jedenfalls erkannte er jenseits der Stadtmauer eine Ansammlung von Dämonenenergien. Der Herr nahm die Sache sehr ernst – und das war wohl auch nur zu nötig. Er kehrte in sein Zimmer zurück. Kirara hatte sich unterdessen wieder in eine nette kleine Katze verwandelt, sehr zur Beruhigung des alten Schmiedes, der erleichtert aufsah. „Und, was nun?“ „Der Herr bricht auf. Hoffentlich irrt er sich nicht und die Rebellion soll tatsächlich in Nakamura stattfinden. - Also, Kirara, dann komm. Gehen wir zu deiner Herrin.“ Der kleine Flohgeist sprang ohne weiteres auf den Rücken der Katze: „Aber paß auf. Mich darf keiner sehen. Wir wissen nicht, was sonst hier noch los ist.“ Mit einem Maunzen bestätigte Kirara diese Einschätzung. So saß Myouga nur eine halbe Stunde später auf dem Tisch im Zimmer einer einfachen Gastwirtschaft. „Sango, Miroku und Shippou,“ sagte er zur Begrüßung: „Ich vermute, dass ihr wirklich wichtige Neuigkeiten habt, wenn ihr mich so herholt.“ „Oh ja. Ich danke Euch,“ meinte Sango höflich: „Dass Ihr als erster Berater des Mikado Eure Zeit für uns opfert. Wir fürchten, dass unsere Erlebnisse in den letzten Wochen wirklich wichtig sind, für das gesamte Reich.“ „Ihr erwähntet etwas von Naraku und dem Ungeheuer von Teien.“ „Ja, Miroku und ich reisten nach Teien....“ Sie berichtete von den seltsamen Todesurteilen gegen sie, ihrer Überraschung, als sie in dem Ungeheuer einen Halbdämon erkannten. Myouga stutzte: „Halbdämonen sind nicht sehr häufig“, sagte er. Da war doch neulich erst einer erwähnt worden... „Aber nun gut, weiter.“ Sango erzählte, wie Kagome zu ihnen gekommen war, ihrem Ausbruch und ihrer Flucht aus Teien. „Das erklärt die Berichte, dass ein Inu gami Menschen gerettet hat, nicht wahr?“ fragte der Flohgeist: „Das war das Ungeheuer, also, eigentlich der Halbdämon. Aber wieso Hundegott?“ „Nun ja, er ist ein halber Hundedämon.“ Myouga wurde eiskalt. Ja, das hatte Toutousai erwähnt, er aber vor Aufregung überhört – oder eher, nicht die Schlussfolgerung daraus gezogen. Das tat er nun – mit verheerendem Ergebnis: „Teien. Ein halber Hundedämon.....Oh ihr Götter...Was wisst ihr noch über diesen Inu Yasha?“ „Naja, er sagte, er sei eigentlich ein echter Prinz, seine Mutter war eine Prinzessin von Teien.“ „Meine Ahnung, meine Ahnung! - Weiter!“ „Als er in dem Wald saß, hat ihn niemand besucht, außer einem Flohgeist namens Miki. Kennt Ihr ihn?“ „Miki? Ja, er war mein Cousin.“ Und der Herr hatte Miki zu Izayoi befohlen, als sie noch beisammen waren. Nach deren Verscheiden musste sich der um ihren Sohn gekümmert haben, bis er selbst starb. Nur der Tod hätte Miki daran hindern können, seinen Auftrag nicht weiter zu erfüllen. Das bedeutete, konnte nur bedeuten.... Um Himmels Willen: „Und er hat nun Tessaiga?“ „Ja, aber woher wisst Ihr das..?“ Miroku meldete sich zum ersten Mal. „Der Shogun und Inu Yasha trafen aufeinander.“ „Äh, ja...“ dehnte Sango: „Und Sesshoumaru, ich meine, der Shogun behauptete, dies sei sein Schwert. Da Inu Yasha es nicht herausgeben wollte, kam es zum Kampf. Wir waren zwar nicht dabei, aber als wir ihn dann fanden, war Sesshoumaru verschwunden und Inu Yasha geblendet. Da kam der Schmied vorbei und erklärte, dass Inu Yasha die Windnarbe gefunden hatte, und eben, dass sein Gegner der Shogun gewesen sei.“ „Der Junge kann inzwischen wieder sehen?“ „Ja, dieses Gift hielt wohl nicht lange vor. Ich vermute, Ihr habt von dem Zwischenfall durch den Shogun gehört. War er...war der Mikado sehr zornig?“ „Das kann man so nennen.“ Und seine Laune würde kaum besser werden, wüsste er, was tatsächlich vorgefallen war: „Toutousai und Sesshoumaru haben beide Recht gehabt. Toutousai, weil Tessaiga wohl in der Tat für Inu Yasha geschmiedet wurde, und Sesshoumaru, weil er es für sich beanspruchte.“ „Müssen wir das gerade verstehen?“ erkundigte sich Sango: „Wem gehört denn nun Tessaiga?“ „Inu Yasha.“ Myouga seufzte: „Aber erzählt weiter. Ich erkläre euch, wenn ich alles weiß.“ „Ja, natürlich, Berater.“ Die Dämonenjägerin fuhr fort zu berichten, wie sie zu Shippou gekommen waren, was im Zauberwald geschehen war, Hakudoshis Tod, und der Überfall auf ihr Dorf. Als sie endete, starrten alle Drei den kleinen Berater an, der sichtlich nachdachte, sogar Schweißperlen auf der Stirn hatte. Tatsächlich rasten Myougas Gedanken nur so. Er hatte kaum Zweifel daran, dass das Hundebaby, wie Toutousai den Halbdämon genannt hatte, in der Tat der Sohn von Izayoi und dem Inu no Taishou war, der zweite, wenn auch uneheliche, Sohn des Kaisers. Das bedeutete, dass sein alter Freund Tessaiga vollkommen zu Recht diesem ausgehändigt hatte. Das bedeutete allerdings auch, das im Moment sich sowohl Sesshoumaru als auch Inu Yasha in Shiroi befanden – und beide Tessaiga besitzen wollten. Der Flohgeist zweifelte nicht daran, dass der Shogun keinerlei Gewissensbisse haben würde einen halben Dämon umzubringen, ja, er vermutete sogar, dass dieser kaum seine Meinung ändern würde, erführe er, dass es sich um seinen Halbbruder handelt. Nur ein direkter Befehl seines Vaters könnte ihn davon abhalten. So weit, so schlecht. Schickte er selbst nun einen Boten hinter dem Mikado und dem Heer mit, war nicht zu sagen, wie dieser auf die Neuigkeit reagierte. Der Herr neigte manchmal zu Impulsivität. Drehte er aber ab, so bestand die Möglichkeit, dass die Rebellion Erfolg hatte. Der unbekannte Sohn oder das Reich. Und was sollte er als armer kleiner Flohgeist nun machen? Eines war ihm jetzt klar: Kato mochte der Rebellenführer sein, aber der Geist dahinter dürfte Naraku sein. Nun gut. Es war nicht sicher, dass sich die Halbbrüder trafen, schon gar nicht, ehe er selbst mit Inu Yasha geredet hatte. Die Boten, die den Shogun in kaiserlichem Auftrag suchten, sollten Sesshoumaru doch schon gefunden haben und dieser auf dem Weg zu seinem Vater sein. Am besten wäre vermutlich, wenn er Toutousai mitnehmen würde. Den kannte das Hundebaby und würde ihm doch wohl zuhören. Immerhin war er, Myouga, im Moment der Regent und konnte die Fahndung aufheben, ja, einen Geleitbrief ausstellen. Dann müsste er Inu Yasha nur noch dazu bringen mit zur Hauptstadt zu gehen und ihn dem hoffentlich doch wohl siegreichen Herrn vorstellen. Ja, das war eine gute Idee. Er sah auf: „Ich muss noch einmal kurz in den Palast, etwas erledigen. Dann treffe ich euch vor den Mauern von Machi. Kennt ihr die Weggabelung, wo die große Heeresstraße nach Süden von der nach Westen abzweigt? Ja? Gut. Dort wartet auf mich und...einen Freund.“ „Danke, dass Ihr unsere Besorgnisse so ernst nehmt,“ erwiderte Sango höflich, während Miroku durchatmete: „Dann vermutet Ihr auch, dass Fürst Naraku...?“ „Es sieht verdächtig aus, ja. Und wie ihr gesehen habt, ist vor wenigen Stunden der Herr mit dem Heer aufgebrochen. Es gibt eine Rebellion in Nakamura, vielleicht.“ „Nakamura? Das ist Fürst Kato. Ist er nicht mit dem Inu no Taishou verwandt?“ fragte Sango. „Ja.“ Myouga seufzte: „Nun, ja, verschwägert. Und Naraku will seine Kinder mit den seinen verheiraten. - Alles weitere erzähle ich euch unterwegs. Wir werden selbst mit Kirara doch drei Tage bis nach Shiroi brauchen.“ In Hanabira, der Hauptstadt der bergigen Provinz Nakamura, betrat Fürst Kato mit finsterer Miene sein Arbeitszimmer. Naraku, der ihn erwartete, hob die Augenbrauen. „Ärger, Teuerster?“ „Ich erhielt soeben den Bericht, dass Kouga, der Leiter des kaiserlichen Nachrichtendienstes in der Stadt gesehen wurde.“ Der Fürst von Teien legte die Fingerspitzen aneinander: „Und?“ „Und? Das bedeutet, dass der Inu no Taishou mir gegenüber misstrauisch geworden ist.“ „Natürlich. Habt Ihr etwa erwartet, dass der Mikado schläft? Nachdem er seine ominöse Krankheit besiegt hat, ist er wieder voll da. Und dass er kein Narr ist, sollte Euch bereits die Tatsache bewiesen haben, dass er eben Kaiser wurde und es blieb. Leider. Sesshoumaru allein wäre der leichtere Fall.“ „In der Tat. Was soll ich denn nur machen?“ Naraku zuckte mit einem feinen Lächeln die Schultern: „Ich habe bereits dafür gesorgt, dass Fürstin Teikken und Prinzessin Abi zum Berg von Marano kommen werden. Ihr wollt Mikado werden, teurer Kato. Also entscheidet. Ich werde nach Machi zurückkehren und die dortigen Heiratsvorbereitungen für meine Kinder in Angriff nehmen.“ „Und ganz unauffällig sein, klar.“ Aber Fürst Kato war bewusst, dass sein Verbündeter recht hatte. Er wollte Mikado werden, da wäre es nur zu dumm einen gleichwertigen Partner zu haben. Gut, wenn Naraku um seinen Platz wusste. „Ich werde meine Frau anweisen, hier die Hochzeiten weiter voranzubringen. Und ich werde mein Heer zusammenrufen, das offizielle und das geheime.“ Naraku hob etwas die Hand: „Verschont mich mit diesen Einzelheiten, mein lieber Kato. Bedenkt, was ich nicht weiß, kann ich auch nicht verraten.“ „Natürlich, natürlich.“ Ja, er würde das Heer zusammenrufen und in Eilmärschen in Richtung kaiserliche Hauptstadt ziehen. Natürlich waren einige Krieger und auch der Shogun noch in Shiroi, also würden dem Mikado höchstens die zwei Divisionen zur Verfügung stehen, die stets bei der Hauptstadt stationiert waren. Dennoch: Naraku hatte Recht. Der Inu no Taishou war kein Idiot – und besaß so gute Spione wie nur wer. Überdies war er ein exzellenter Stratege. Nun, er sollte rasche Vögel aussenden, die ihm besser verrieten, ob sich der Kaiser samt den Eliteeinheiten nicht schon peinlicherweise auf dem Weg nach Nakamura befanden. Wenn ja, musste er ihnen eine Falle legen....Fürst Kato sah auf: „Dann geht, mein teurer Naraku. Ich bitte Euch, mich zu entschuldigen. Ich habe noch einiges vor mir.“ „Natürlich.“ Der Fürst von Teien lächelte etwas. Siegte Kato, wäre er über seine Abkömmlinge der nächster Agnat am Thron. Siegte der Taishou, so musste er eben einen neuen Plan machen und konnte seine Hände in Unschuld waschen. Am Abend dieses Tages erfuhr Fürst Kato, dass in der Tat sich zwei Divisionen in der Nachbarprovinz befanden. Sein Leiter des Informationsnetzes neigte den Kopf. „Was tun sie da?“ entfuhr es dem Fürsten. „Sie sollen dort üben.“ „Manöver? Und der Mikado selbst ist dabei?“ „Ohne Zweifel, anscheinend jedoch nicht der Shogun.“ „Nicht oder noch nicht?“ Der Fürst stand auf. „Zeige mir auf einer Karte, wo sie genau sind.“ Während der Dämon gehorchte, dachte Kato nach. Er war in allerlei Kriegszügen beteiligt gewesen und kannte die Vorgehensweise des Inu no Taishou recht gut. Manöver? Dass er nicht lachte. Es wäre mehr als Zufall gewesen, fänden diese zu diesem Zeitpunkt genau an der sogenannten Pforte statt, dem breiten, niedrigen Tal, das den besten Einfall in das Bergland von Nakamura ermöglichte. Hm. Wollte der Taishou von dort aus näher nach Hanabira vorstoßen, so musste er durch einige Täler. Um aber ein derart kriegerisches Vorgehen auch vor den anderen Provinzfürsten rechtfertigen zu können, bräuchte er den Nachweis, dass er, Kato, Hochverrat begangen hatte. Allerdings verlegte er ihm so den Weg in die Reichshauptstadt Machi. Nicht schlecht ausgedacht. Und dieser Kouga, im Zweifel auch andere Spione des Kaisers, waren hier. Brachten sie dem Taishou Nachricht, dass es mehr Krieger besaß hatte als er dürfte, würde dieser ohne Zweifel zum Angriff übergehen. Er müsste dann.... Der Finger Katos glitt über die Karte. Ja. Der Taishou, wie auch sein dämlicher Sohn, neigten dazu, immer direkt auf ihr Ziel zuzusteuern. Und dabei müsste er auf dem Weg nach Hanabira durch das Kaidan no tani, das Tal der Stufen. Das bildete einen netten Kessel, mit steilen Bergen drumherum und einer Ebene dazwischen. Ließ er seine Krieger nun die Steilhänge besetzen, so waren sie in der besseren Position. Und das Heer des Mikado befand sich zwischen ihnen. Der Zugang zu dem Kaidan no tani in Richtung auf Hanabira konnte er bereits zuvor blockieren lassen, den Rückweg mussten dann eben Baustämme und Steine abschneiden, sobald die Truppen des Mikado in die Falle gegangen waren. Entweder gab es dann ein Massaker oder aber der Kaiser musste sich ergeben. Auf jeden Fall war damit er, Kato, der Sieger und der neue Mikado. Dann müsste er nur noch zusehen, dass er Sesshoumaru in die Finger bekam und...nun ja. Erst einmal musste er seine Krieger zusammenrufen und die Falle vorbereiten. Der Inu no Taishou sah auf, als er Kouga erkannte, der herangestürmt gekommen war – in seinem neuen, überaus schnellen Tempo - , sich nun aber eilig vor dem Mikado niederkniete. „Dein Bericht?“ „Fürst Kato hat in Hanabira nur die erlaubte Anzahl an Kriegern stationiert, oyakata-sama,“ berichtete der Leiter des Nachrichtendienstes: „Allerdings erwähnten mehrere Dämonen meinen Leuten gegenüber, dass sie bereits der dritte, ja, vierte Ausbildungsjahrgang in den letzten Wochen sind. Was nur bedeutet, dass Fürst Kato zumindest rasch ausgebildete Einheiten zur Verfügung hat, mehr, als ihm zusteht.“ „Rasch ausgebildet. Nun, das sei dahingestellt. Jeder Dämon, nahezu jeder Dämon, kann mit dem Schwert umgehen.“ Der Mikado dachte nach. Er selbst hatte zwei Divisionen, fünfhundert erfahrene Dämonenkrieger, seine Eliteeinheiten. Zweihundert standen unter dem Befehl des Generals Komino und würden von Norden her in zwei Tagen in Nakamura eintreffen. Fürst Kato standen eigentlich nur hundert Mann zu, Dämonen und Menschen. Selbst, wenn er nun dreihundert oder vierhundert hatte, selbst fünfhundert besaß, so konnten höchstens hundert auch kriegserfahren sein, hatten wohl auch mit Sesshoumaru an dem Sieg über die Invasoren teilgenommen. Dennoch war das ein Fast- Gleichstand, ehe Komino eintraf. Es sei denn, er selbst würde das Höllenschwert einsetzen, was er zugegeben nur im Notfall tun würde. Auch für den Herrn aller Hunde war das stets ein erhebliches Risiko. „Die Karte von Nakamura!“ befahl er. Als sie ihm gereicht wurde, rollte er sie auf. Sie befanden sich an der Pforte von Nakamura, dem besten Einfallstor in diese Provinz. Der Weg zur Hauptstadt Hanabira führte über Berge und durch Täler. Es wäre leicht dort einen Hinterhalt zu legen. Sollte er dieses Risiko eingehen? Kato war kriegserfahren, das wusste er, und hatte an verschiedenen Lagebesprechungen teilgenommen. Aber er war auch ungestüm und voreilig....Wusste er überhaupt schon davon, dass er selbst und die Krieger hier formell Manöver hielten? Ja, beschloss der Taishou. Kato war voreilig, aber nicht dumm. „Ich brauche den schnellsten Boten, der hier ist.“ Nur kurz darauf kniete ein Falkendämon vor dem Mikado nieder. „Du kennst General Komino. Er kommt von Norden, aus der Provinz Tsurara in direkter südlicher Richtung auf Nakamura zu. Siehe hier auf die Karte und bringe ihm folgende Nachricht von mir: er soll weiterhin direkt nach Nakamura gehen. Wir werden uns hier treffen. Und er soll aufmerksam sein. Kato hat bis zu fünfhundert Mann unter Waffen. Nicht, dass er in eine Falle läuft.“ Falls es dem Provinzfürsten gelang, Komino in einen Hinterhalt zu locken und anschließend ihn selbst, oder auch andersherum, wäre die Lage fatal. Zumindest, bis auch Sesshoumaru und die Krieger aus Shiroi hier wären. Dennoch....Hm. „Fliege.“ Nur Sekunden später hob ein Wanderfalke in seiner wahren Gestalt ab und jagte mit hastigen Flügelschlägen aufwärts, ehe er sich der Thermik überließ. „Wir brechen auf,“ befahl der Mikado: „Und ich brauche den Leiter der militärischen Aufklärung. Sofort.“ ** Im nächsten Kapitel treffen sich lauter gute alte Bekannte..... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)