Das Echo des Hasses von CDBonnie (All the good things and bad things that may be) ================================================================================ Kapitel 1: In Ketten -------------------- Unsanft landete sie auf den Holzbohlen, ihre Hand- und Fußgelenke waren von schweren Eisenmanschetten umschlossen. Sie konnte fühlen, dass ihre Haut darunter bereits wund wurde. Bei jeder Bewegung protestierte ihr Körper. Schnittwunden und blaue Flecken zierten ihre Gliedmaßen. Ihre Haare fielen ihr blutverschmiert ins Gesicht. Der Dreck auf ihrer Haut verband sich mit ihrem Schweiß, der ihr den Rücken runterlief. Der Schweiß brannte in ihren Wunden. dachte sie. Sie hob vorsichtig den Blick. Um sie standen viele Männer und starrten sie an. "Warum bringt ihr dieses Mädchen auf mein Schiff?" fragte eine ruhige, geschmeidige Stimme. Sie sah nach oben, direkt vor ihr. Ein Hühne von einem Mann saß auf einem Stuhl vor ihr. Seine harten Augen sahen sie abschätzend an. "Entschuldigt Käpt'n. Sie versuchte uns zu bestehlen." erklärte einer der Männer, der genau neben ihr stand und sie zusammen mit drei seiner Kumpanen gefangen hatte. "So so." fast schon amüsiert sah der Hühne sie jetzt an. er trug einen weißen Schnurrbart und sie musste ein Schmunzeln unterdrücken. langsam erhob er sich von seinem Stuhl und machte einen Schritt auf sie zu. Vor ihr ging er in die Knie und hob ihr Kinn mit einem seiner Finger an. "Nun Mädchen, hast du etwas dazu zu sagen?" fragte er freundlich. Was sollte sie machen? Sie konnte ihm wohl kaum erzählen, dass sie nur wiederhaben wollte, was man ihr entwendet hatte. Sie kniff die großen blauen Augen zusammen und spuckte ihn an. dachte sie. Alle umstehenden starrten sie entgeistert an. Wie konnte dieses Weibsbild es wagen den großen Whitebeard anzuspucken? Doch der Käpt'n begann nach kurzer Stille an dröhnend zu lachen. "Eine kleine Kämpferin, hmm? Was habt ihr bei ihr gefunden?" wollte er von seinen Männern wissen. Der Mann rechts neben ihr räusperte sich. "Einen Jutesack mit Klamotten, ein bisschen Geld, eine Teleschnecke und drei Dolche." zählte er ihre Habseligkeiten auf. Wieder wandte Whitebeard sich der jungen Frau zu seinen Füßen zu. "Wer bist du, Mädchen, dass du gleich drei Dolche brauchst?" "Man weiß ja schließlich nie, wann man sie für eine ungeplante Kastration braucht." fauchte sie ihn an. Wieder erklang sein dröhnendes Lachen. "Etwas gereizt, hmm?" "Ach was, ich liege gerne in Ketten auf einem Piratenschiff herum, weshalb sollte ich gereizt sein?" antwortete sie schnippisch. Keiner sagte etwas, offenbar warteten alle auf die Entscheidung des Käpt'ns. "Mädchen, du bist wirklich unterhaltsam." lächelte er. "Bringt sie erst einmal zum Hauptmast, ich überlege mir, was wir mit dieser kleinen, fauchenden Katze machen. "Und ich sollte es nicht sagen müssen, aber nur um es noch einmal deutlich zu machen. Haltet euch von ihr fern, sollte irgendwer ihr zu Nahe kommen, wird er es bereuen." Die zwei Männer neben ihr packten sie unsanft an den Armen und brachten sie zum größten der drei Maste. Dort wurden ihre Ketten an eisernen Ringen befestigt. Danach nahmen ihre "Begleiter" schnell einen Abstand von drei Schritt ein. Da hatte sie sich ja wieder schön in Schwierigkeiten gebracht. Jetzt saß sie angekettet auf einem fremden Piratenschiff, dessen Käpt'n sie unterhaltsam fand. doch das war einfacher gesagt als getan. Kapitel 2: Eine kurze Ruhe -------------------------- Sie war müde, sie fühlte sich elend und ihr Körper bestätigte ihr diesen Zustand jede Sekunde deutlicher. Es war definitiv ein Fehler gewesen, sich mit den Kerlen anzulegen. In Gedanken versuchte sie die schwarze Flagge über ihr einer Bande zuzuordnen. Sie hatte jetzt fast zwei Jahre auf dem Meer zugebracht, es war überlebensnotwenig die Jolly Roger Fahnen auseinander halten zu können. Sie sah wieder nach oben und erkannte, dass die Knochen des Totenschädels ungewöhnlich gekreuzt waren, sie lagen nicht auf der Seite, sie standen im Rechtenwinkel zueinander. Der Totenkopf war schmal und grinste unter einem weißen Bart. Sie schaute noch einmal hin, konnte das sein? Hatte sie gerade rchtig gesehen? stellte sie fest. und damit wahrscheinlich ihr Todesurteil unterschrieben. Müde schloss Nojiko die Augen und lehnte sich an den Mast. Sie ließ ihren Kopf auf ihre Knie sinken und bemitleidete sich selbst. Wie hatte sie nur in diese Situation geraten können? War es wirklich zu viel verlangt, dass sie einfach einen Tag ihre Ruhe hatte haben wollen? Einen einzigen Tag lang? Auf dem Deck entstand eine gewisse Unruhe, die von der Steuerboardseite auszugehen schien. Träge öffnete sie ihre Augen und drehte den Kopf auf ihren Knien, sodass sie in die Richtung sehen konnte. Viele standen dort und sahen über die Reling, als würde sie erwarten, dass gleich etwas geschah. Sie wartete. Was konnte sie auch anderes machen, wo sie doch angekettet war wie ein wildes Tier? fiel es ihr gerade ein, Seishin war ein großer, weißer Wolf, der sich ihr vor einiger Zeit angeschlossen hatte, es war unwahrscheinlich, dass er ebenfalls geschnappt worden war. Leise seufzte sie. Seishin könnte sie hier sicher herausholen, sofern er irgendwie ungesehen an Deck gelangen konnte. bemerkte sie. Ein riesiger, weißer Wolf fiel auf, egal wie unauffällig er sich verhielt. In die Gruppe an der Reling kam Bewegung, die Meisten traten ein, zwei Schritte zurück. Ein junger Mann setzte mit einem großen Satz über das Geländer und ließ seinen Jutesack fallen. Er begrüßte freundschaftlich die Männer, die sich um ihn versammelt hatten. Nojiko konnte von ihrer Position aus nicht viel erkennen, es schien ein junger Mann mit schwarzen, mittellangen Haaren zu sein. Er trug einen orangenen Hut und eine schwarze, halblange Baggypant. Derbe Stiefel komplettierten sein Outfit. Auf seinem Rücken konnte sie den tätowierten Jolly Roger der Whitebeard Piraten erkennen. Der Neuankömmling ließ den Blick über das Deck schweifen, kurz verharrten seine Augen auf ihr, dann richteten sie sich auf den großen Stuhl, der an Deck stand. Zielsicher strebte er auf den Sitz seines Käpt'ns zu und stellte sich aufrecht davor. Sie konnte nicht hören, was gesprochen wurde, doch der Blick des neuen, sowie der Whitebeards, richtete sich noch einmal kurz auf sie. Dann verschwand der Schwarzhaarige unter Deck. Nokiko schloss ihre Augen erneut. Sie wollte nicht die verstohlenen Blicke in ihre Richtung sehen. Sie würde einfach auf Whitebeards Entscheidung warten, etwas anderes blieb ihr Momentan ja auch nicht übrig. Sollte ihr geliebter, pelziger Freund auftauchen, änderte sich das, aber im Moment ergab sie sich ihrem Schicksal. Es wurde bereits Dunkel, als sie eine Bewegung ganz in ihrer Nähe spürte und die Augen öffnete. Neben ihr, nur ein paar Zentimeter entfernt, saß der junge Mann, der heute Nachmittag auf das Deck gesprungen war. Er schien sie nicht zu beachten, seinen Kopf hatte er an den Mast gelehnt, den Hut ins Gesicht gezogen. Nojiko wartete auf eine Aktion seinerseits, als nichts geschah, drehte sie ihren Kopf in die andere Richtung und schloss dann die Augen wieder. Kapitel 3: Rettung naht ----------------------- Es war schon fast schwarz um sie. In der Ferne konnte sie ein lautes Heulen hören, sie war sich sicher, dass es Seishin war. Ohne daran zu denken, dass sie eine Gefangene war, hob sie ihre Hände an den Mund und stieß ein lautes, durchdringendes Heulen aus. Der junge Mann neben ihr zuckte zusammen und sah sie überrascht an. Ein weiteres langgezogenes, fast schon jammerndes, Heulen war in der Ferne zu hören. Nojiko holte gerade tief Luft, um zu antworten, da ergriff ihr Nachbar ihre Hände und zog sie von ihrem Gesicht weg. "Was soll das denn werden, Kleines? Willst du uns deine Kumpane auf den Hals schicken?" fragte er mit einer ruhigen, festen Stimme. Sprachlos sah sie ihn an. "Finger weg!" zischte sie schließlich und versuchte ihm ihre Hände zu entziehen. Sein Griff war mindestens genauso fest wie die schweren Manschetten aus Eisen an ihren Handgelenken. Erneut konnte man das Heulen vernehmen, dieses Mal schon sehr viel Näher. Auf Nojikos Gesicht stahl sich ein unterdrücktes Lächeln, das der Typ neben ihr, dank der Dunkelheit, nicht sehen konnte. Die Männer an Deck wurden unruhig, die Quelle des Heulens kam näher und näher. Sie konnte sich vorstellen, wie Seishin sich langsam dem Schiff näherte. Inzwischen war er sehr Nah. Sie stieß wieder einen lang gezogenen Ton aus und wartete auf die Antwort ihres Gefährten. "Hast du wirklich geglaubt, ich bräuchte meine Hände, um ihn zu rufen, wenn er schon so nah ist?" fragte sie ihren Sitznachbarn spöttisch. Er schnippte einmal mit den Fingern und sein Zeigefinger wurde von einer Flamme eingehüllt. Ihre Augen weiteten sich kurz und er konnte Angst in ihnen aufblitzen sehen. "Kleines, du hälst jetzt brav den Mund, verstanden?" Jetzt, wo er ihr ins Gesicht sah und mit der Flamme als Lichtquelle konnte sie ihren Nachbarn erkennen. statt zu antworten, gab sie erneut ein Heulen von sich, allerdings in einer gänzlich anderen Tonlage. Ihr Heulen erstarb, als er ihr sowohl Mund als auch Nase mit seiner großen Hand zuhielt. Alle an Bord lauschten. Stille legte sich über das Schiff, nichts war zu hören. Dann erscholl noch einmal ein Heulen. Es war wieder weiter entfernt und klang gequält. Als es verklang lief es Nojiko kalt den Rücken runter. Ihre einzige Hoffnung war Seishins Auftauchen gewesen und nun hatte sie ihn zuürckgeschickt. Aber gegen Ace hätte der kämpferische Wolf gewiss keine Chance gehabt. Sie konnte sich genau vorstellen wie Seishin nun beleidigt davon trottete und sich eine Schlafplatz suchte. Sie vermisste ihn. Erst ein paar Stunden war sie von ihm getrennt, aber sie vermisste seine Gesellschaft. So schnell hatte sie sich an ihren pelzigen Beschützer gewöhnt und hatte die Wärme, die er ihr nachts gab, schätzen gelernt und nun hatte sie ihn fortgeschickt. Sie fühlte sich schrecklich einsam. Ace hatte sie beobachtet. Er als einziger an Deck hatte bemerkt, dass der Ton, den sie von sich gegeben hatte, anders geklungen hatte. Er hatte auch registriert, dass die letzte Antwort aus größerer Distanz gekommen war. Aufmerksam sah er sie an und löste seine Hand von ihrem Gesicht. "Warum hast du sie fortgeschickt?" fragte er misstrauisch."Ihn." berichtete sie ihn automatisch. "Ihn?" Sie nickte. "Also warum?" "Das geht dich nichts an." entgegenete sie gereizt. Ihre Rettung war nun wieder in weite Ferne gerückt. Das Licht an Deck wurde entzündet und sie konnte Whitebeard sehen, der auf seinem Stuhl platz nahm. Seufztend erhob Ace sich und ging hinüber. Kurz darauf traten zwei Männer an ihre Seite und machten die Ketten vom Mast los. Sie zogen Nojiko auf die Beine und schubsten sie grob in Richtung Heck. Ein paar Meter von Whitebeard entfernt warfen sie sie zu Boden. Kapitel 4: Whitebeards Erstaunen -------------------------------- Ausdruckslos schauten Whitebeard und sein Vize sie an. "Mädchen, ich schätz es nicht, wenn ich nachts geweckt werde und schon gar nicht, wenn ein angeblicher Angriff auf uns stattfinden soll." Nojiko hob leicht den Kopf, sonst zeigte sie keine Reaktion. "Willst du nicht etwas sagen?" Stumm blickte sie zu ihm auf. Der Hühne schien nicht mehr ganz so amüsiert, wie noch am Nachmittag. Sie bekam einen Schlag auf den Hinterkopf. "Sprich, wenn man es von dir verlangt." befahl ihr einer der Männer grob. Nojiko biss sich auf die Unterlippe und schwieg. "Wolltest du einen Angriff auf mein Schiff anführen?" wollte der Käpt'n wissen. Noch immer schwieg sie. Whitebeard atmete tief ein. "Mädchen, langsam verliere ich die Geduld." "Was interessiert mich deine Geduld?" schnappte sie. "Ich glaube nicht, dass sie uns angreifen wollte." mischte sich ein Anderer ein. Er trat von hinten an Whitebeard heran. Er hatte kurze, braune Haare und trug einen etwas dunkleren Kinnbart unterhalb seines Mundes. Freundlich lächelte er sie an. An der linken Schläfe hatte er eine lange Narbe. "Thatch, was denkst du, was sie vor hatte?" fragte der Hühne. "Ich glaube, sie wollte fliehen und wen immer sie gerufen hat, sollte ihr helfen. Die Frage ist also, weshalb hat ihr niemand geholfen?" lässig lehnte er sich an die Reling und lächelte Nojiko weiter an. Alle Blicke waren auf sie gerichtet. "Ruf ihn, Kleines. Wir sind vorbereitet." meinte Ace grinsend. "Oder hast du es dir anders überlegt und willst hier bleiben?" Schallendes Gelächter erhob sich. Unsicher sah sie sich um, doch alle schienen nur darauf zu warten, dass Jemand an Deck klettern würde. "Weshalb sollte ich ihn in Gefahr bringen, jetzt wo ihr wisst, dass er kommen würde? Meinst du, ich wäre so dämlich?" Wieder grinste Ace sie an. "Das reicht." die ruhige Stimme des Käpt'ns sorgte schnell für Ruhe. "Mädchen, wie heißt du?" "Geht dich nichts an." antwortete sie bissig. Fast schon resigniert seufzte Whitebeard. "Keiner hier wird dir etwas tun, wenn du willst, kannst du morgen Früh von Bord gehen, aber ich will jetzt wissen, wer du bist und was du in dieser Gegend zu suchen hattest." Widerwillig schob sie ihren Unterkiefer vor. Der Mann namens Thatch kam auf sie zu. "Hey hör mal, sag uns einfach wer du bist und dann kann deine Begleitung dich abholen. Einverstanden?" Nojiko verengte die Augen zu schmalen Schlitzen und sah ihn abschätzend an. Sie wollte nicht, dass diese Kerle mehr über sie erfuhren, andererseits, was konnte es schon groß schaden, wenn sie ihren Namen wussten? Wieder biss sie sich auf die Unterlippe. "Wenn ich euch meinen Namen sage, darf ich gehen?" fragte sie misstrauisch nach. "Ich bringe dich persönlich an Land." Nojiko war sich unsicher. Wieder sah sie zu dem Käpt'n auf, der interessiert verfolgte, was geschah. "Habe ich dein Wort?" richtete sie laut ihre Frage an Whitebeard. "Ich stehe zu seinem Wort. Beantworte meine Fragen und du darfst gehen." "Also noch einmal, Mädchen. Wie heißt du?" Nojiko suchte noch einmal nach einem anderen Ausweg, aber wenn sie ehrlich war, konnten diese Männer sie nicht nur ewig festhalten, sondern auch einfach beseitigen, wenn ihnen der Sinn danach stand. "Ich... Nojiko, mein Name ist Nojiko." erklärte sie dann zerknirscht. Gleich darauf erklang ein Heulen in der Nähe des Schiffs. Unruhig schauten sich die Männer um, während Nojiko das beobachtete, begann sie ihr zerschundenes Gesicht zu einem Lächeln zu verziehen. Whitebeard zog eine seiner Augenbrauen in die Höhe. "In Ordnung, Nojiko. Und was machst du in dieser Gegend?" "Das ist meine Sache." Die Lippen des Hühnen wurden zu einer schmalen Linie. "Darf ich gehen, wenn ich diese Frage beantworte?" fragte sie etwas unsicher, nachdem sie in das nun grimmige Gesicht des großen Mannes vor ihr gesehen hatte. Thatch nickte. "Um genau zu sein, ich bin auf der Durchreise. Ich wollte in die Stadt auf der anderen Seite der Insel. Nehmt ihr mir jetzt die Ketten ab?" Mit einer nachlässigen Handbewegung befahl der Hühne ihr die Fesseln abzunehmen. Sobald ihre Hände frei waren, legte sie sie an den Mund und gab ein markerschütterndes Heulen von sich. Ace sprang zu ihr und unterbrach wie zuvor ihren Ruf. Er stand hinter ihr, hatte einen Arm um sie gelegt, sodass ihre Arme fixiert waren und die andere Hand lag erneut über ihrem Gesicht. Hinter ihm erklang ein drohendes Knurren. Whitebeard schien milde überrascht, seine Männer schienen fast panisch. Ace drehte sich mit Nojiko langsam um und sah einem riesigen, weißen Wolf in seine silber glänzenden Augen. Nojiko konnte spüren wie er sich anspannte. "Das ist also dein Begleiter?" flüsterte er in ihr Ohr. Seishin machte einen Schritt auf Ace und Nojiko zu. Sein mächtiges Haupt ließ er sinken und fletschte seine Zähne. Ace machte einen Schritt zurück und zog sie mit sich. Langsam wurde Nojiko die Luft knapp, sie merkte, wie ihre Sicht zunehmend undeutlicher wurde und versuchte ihren Mund leicht zu öffnen. Der Wolf machte sich noch kleiner, jeden Muskel gespannt. Sein weißes Fell flackerte im Fackelschein rötlich. Mit ganzer Kraft biss Nojiko in Ace' Hand. Fluchend zog er seine Hand zurück und rieb sie an seiner Hose. "Nimm deine Drecksfinger von mir." knurrte Nojiko ihn an. "Und wer sagt mir, dass dein Freund sich dann nicht auf mich stürzt." flüsterte er ihr ins Ohr. Die meisten von Whitebeards Männern waren zu geschockt, um sich überhaupt zu bewegen. Der Käpt'n selbst schien zwar erstaunt, jedoch war er weit davon entfernt bewegungsunfähig zu sein. Gemächlich stand er von seinem Stuhl auf und näherte sich Ace, Nojiko und Seishin. "Lass mich endlich los, du Vollidiot!" fuhr sie Ace wieder an. "Wirklich interessant. Und ich dachte, die Kaiserwölfe hätten sich endgültig zurück gezogen." Seishin knurrte laut und grollend. "Ace lass das Mädchen gehen. Es sei denn, du möchtest von diesem herrlichen Tier in Stücke gerissen werden." stellte Whitebeard sachlich fest und ging neben Nojiko in die Knie. Verblüfft ließ Ace sie los und trat einen Schritt zurück. Sobald Ace den Griff gelockert hatte, tauchte Nojiko unter seinem Arm durch und stürzte auf Seishin zu. Sie schlang beide Arme um seinen Hals und vergrub ihr Gesicht in seinem flauschigen Fell. Kurzzeitig unterbrach der weiße Wolf sein Knurren, brummte zufrieden und wandte sich dann wieder zähnefletschend den Piraten zu. "Auch auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole. Das ist sehr interessant. Ein Kaiserwolf, der einen Menschen beschützt, das sieht man nicht alle Tage. Wie hast du das gemacht, kleines Mädchen?" Noch immer die Hände in seinem Fell vergraben, drehte sie sich dem Hühnen zu. "Was gemacht?" fragte sie irritiert. "Wie hast du einen Kaiserwolf, und noch dazu einen Alpha, an dich gebunden?" fragte Whitebeard neugierig. "Ich... Habe ich nicht. Er war auf einmal einfach da." völlig perplex hatte sie ohne nachzudenken geantwortet. Jetzt biss sie sich wieder auf die Unterlippe bis sie Blut schmeckte. Whitebeard lachte dröhnend auf. Seine Mannschaft starrte ihn an. Ace und Thatch traten etwas näher. Kapitel 5: Entscheidungen ------------------------- Seishin wich langsam zurück und Nojiko folgte ihm, eine Hand noch immer in seinem Fell vergraben. An der Reling blieb der Wolf stehen und Nojiko zog sich auf seinen Rücken. Mit einem riesigen Satz verließ Seishin das Schiff und landete leichtfüßig auf dem festen Untergrund der Insel. Mit großen Sprüngn entfernten sie sich. "Käpt'n, du lässt sie einfach gehen?" fragte Ace. "Ace du bist ein Narr. Wir hätten sie kaum aufhalten können, in dem Moment in dem dieser Wolf die MobbyDick betrat, war das Mädchen nicht mehr zu halten." Thatch und Ace schauten ihren Boss etwas ungläubig an. "Aber..." "Nichts aber, Thatch. Mit einem Kaiserwolf ist nicht zu spaßen und mit einem Alpha, der sein Rudel beschützt erst recht nicht." erklärte Whitebeard ruhig. "Trotzdem, ich möchte mehr über das Mädchen und ihren Begleiter erfahren, deshalb wirst du ihr folgen, Ace. Sei vorsichtig und lass dich nicht auf einen Kampf ein. Glaub mir, gegen den Wolf hast du nur eine geringe Chance." Ace murrte leise, während er auf die Tür zustapfte, die ihn unter Deck brachte. Als er wieder an Deck kam, saß Whitebeard schon wieder auf seinem Stuhl. "Ich habe noch etwas für dich, Ace. Es wäre wirkich gut, wenn du das erst noch erledigen könntest." er hielt seinem Vize einen Brief hin. "Kann das nicht ein Postvogel erledigen?" fragte er mürrisch. Doch der ernste Blick, der nun auf ihm ruhte, war Antwort genug. Er schnappte sich den Brief, warf seinen Jutesack über Bord und sprang hinterher. dachte er, als er auf seiner Nussschale landete. Er löste das Tau, das sein Boot mit der MobbyDick verband und setzte sein Boot mit Hilfe seiner Teufelskraft in Bewegung. Ein kurzer Blick auf den Umschlag hatte genügt und er wusste, in welche Richtung er musste. Wie zum Teufel sollte er den Brief überbringen und das zickige Mädchen im Auge behalten? Unfassbar, da hatte dieses Miststück ihn tatsächlich gebissen! Er atmete tief durch und beschleunigte sein Gefährt. Wenn er durch den Calmbelt fuhr könnte er sicher Zeit sparen und so änderte er den Kurs etwas ab und schoss durch die Dunkelheit. Nojiko kuschelte sich in das weiche Fell. Seishin hatte sie in ein kleines Waldstück gebracht und dort den Schutz eines Felsvorsprunges gesucht. Auf dem weichen Waldboden hatte er sich hingelegt und Nojiko war an seiner Seite herabgerutscht. Er hatte sich zusammengerollt und Nojiko lag an ihn angelehnt, seine buschige Rute hatte er um sie geschlungen. Sein Kopf lag neben ihren Beinen und sie kraulte Seishin gedankenverloren hinter seinen Ohren. Seine Augen waren fast vollständig geschlossen. "Danke Seishin." Ein silbriges Auge öffnete sich. "Gerne." antwortete ihr eine dunkle, kräftige Stimme. Als Seishin das erste Mal mit ihr gesprochen hatte, hätte Nojiko beinahe einen Herzinfakt bekommen. Und obwohl er nur selten und wenig sprach, verstand sie ihn immer. Sie hatte monatelang geübt sein Heulen auseinander zu halten und noch länger selbst diese Laute hervorzubringen. Lächelnd kuschelte sie sich in das Fell und schloss ihre Augen. Es war doch wirklich zu blöd, ihre Sachen waren allesamt noch auf dem Schiff, sie musste sie morgen dringend zurückholen. Während sie sich überlegte, wie sie am nächsten Tag ihre Sachen zurück bekommen sollte, umfing Dunkelheit sie und ihre Gedanken. Es dämmerte bereits der Morgen, als Ace den Calmbelt erreichte. Unbeirrt folgte er seinem Kurs und hielt auf den EastBlue zu. Nojiko wurde von Sonnenstrahlen geweckt. Ihr pelziges Bett hatte sich nicht geregt, sein Atem ging ruhig und gelichmäßig, wären seine Augen nicht offen gewesen, hätte man denken können, er schliefe noch. "Morgen." Der weiße Wolf gab ein leises Brummen zur Antowrt und begann sich zu regen. Nojiko stand auf und Seishin begann sich zu strecken. "Gibt es in der Nähe Wasser?" wollte sie von ihm wissen. Herzhaft gähnend trottete der Vierbeiner auf den Rand der Lichtung zu. Sie folgte ihm und kam nur wenige Meter weiter an einen kleinen Bachlauf. "Du bist der Beste." lobte sie ihn und kraulte ihn. Sie hockte sich ans Ufer und betrachtete ihr Spiegelbild im Wasser. Blut und Dreck hatten sich auf ihrer Haut vermischt. Mit ihren Händen schöpfte sie etwas von dem Wasser und wusch sich, so gut es ihr möglich war. Es dauerte recht lange den Dreck und das Blut abzuwaschen. Sie versuchte auch ihre Haare auszuwaschen, gab jedoch nach ein paar Minuten auf. Ihre Klamotten waren ebenfalls dreckig und blutverschmiert, einige Risse entblösten häßliche Schnittwunden. "Seishin, wir müssen noch einmal zurück." ein lautes, tiefes Knurren konnte sie mehr spüren als hören. "Ernsthaft, ich brauche meine Sachen." meinte sie eindringlich. "Ich gehe." erklang seine dunkle Stimme. Nojiko sah sich um. "Du kannst doch nicht alleine auf das Schiff gehen. Wie willst du meine Sachen bekommen?" Seishin setzte sich. "Ich gehe, du wartest." stellte er fest und verschwand im Wald. "Typisch Mann, macht wohl keinen Unterschied ob Mensch oder Tier." schimpfte sie. Doch der weiße Wolf war schon nicht mehr in Hörweite. Geschmeidig sprang er über Baumstämme und näherte sich mit jedem Sprung deutlich der Küste. Der Wald wurde lichter und Seishin wurde noch etwas schneller. Mit einem gewaltigen Sprung setzte er über das Wasser und landete auf dem Holzboden. Die Piraten reagierten schnell. Waffen wurden gezogen und der vermeindliche Feind eingekreist. Seishin ließ ein donnerndes Knurren aus seiner Kehle aufsteigen. Whitebeard beobachtete die Szene. "Was können wir für dich tun, Alpha?" fragte er ungerührt. Das Knurren erstarb und die silbernen Augen richteten sich auf den Käpt'n. Mit stolz erhobenen Kopf schritt Seishin auf ihn zu. wenigstens einer hier wusste, wie er sich zu verhalten hatte, wenn ein Alpha in der Nähe war, befand Seishin. Nur zwei Schritte vor dem Hühnen blieb er stehen. Die anderen Männer waren ihm vorsichtig gefolgt, die Waffen noch immer in ihren Händen, doch der Wolf ignorierte sie. Thatch, der neben seinem Boss stand, lächelte freundlich, wirkte jedoch ebenfalls etwas nervös. "Nojikos Sachen." verlangte Seishin knapp mit seiner dunklen Stimme. Die Piraten stuzten. "Ich hatte gehofft, sie würde mit dir kommen, um sie zu holen." entgegnete Whitebeard, der keineswegs überrascht war, dass der Wolf sprach. "Zu gefährlich." knurrte dieser. "Darf ich dir eine Frage stellen, bevor du ihre Sachen mitnimmst?" fragte Whitebeard höflich. "Das war bereits eine, du darfst aber eine weitere stellen." "Sehr freundlich." stellte der Hühne lächelnd fest. "Wie kommt es, dass ein junger Alpha sich diesem Mädchen angeschlossen hat?" Seishin knurrte leise. "Meine Angelegenheit." Whitebeards Augen blitzten vor Vergnügen. "Nojikos Sachen." wiederholte er seine Forderung. "Ja, sicher. Thatch, hole die Habseligkeiten des Mädchens. Meinst du wir könnten uns, während du wartest, noch etwas Unterhalten?" Seishin zog die Leftzen hoch. "Abgelehnt." Ein Schmunzeln umspielte Whitebeards Lippen. "In Ordnung, dann werde ich ein wenig reden und alle hören zu." meinte er gelassen. "Männer, ihr seht hier einen sogenannten Kaiserwolf. Inzwischen eine sehr seltene Lebensform. Wie ihr sehen könnt, sind sie sehr viel größer als ihre Artgenossen. Sie leben normalerweise in Rudeln und nur selten sieht man einen von ihnen allein herumstreifen. Meist sind diese Einzelgänger junge Alpharüden, die Erfahrungen sammeln wollen. Wie ihr bemerkt habt, können sie sprechen, wenn sie es wollen. Allerdings ist das eine Fähigkeit, die nur selten beobachtet wird. Mal überlegen, was weiß ich noch über diese Kreaturen. Richtig, sie sind stolz und normalerweise friedlich. Wenn sie kämpfen, dann bis zu ihrem Tod oder Sieg. Alphas haben noch andere individuelle Fähigkeiten, die sie im Kampf einsetzen. Ich sah einen, der seine Größe verdoppeln konnte, und einen anderen, der sich innerhalb von Sekundenbruchteilen mit einer undruchdringlichen Rüstung umschließen konnte." Seishin gab kurz ein leises Winseln von sich. "Ah, ein wunder Punkt, mein Freund? Diese Tiere sind höchst reizbar, wenn es um ihr Rudel geht und eine weitere wirklich beeindruckende Fähigkeit ist, dass sie von keinem Haki beeinflusst werden. Zuletzt muss ich sagen, dass ich noch nie einen weißen Kaiserwolf gesehen habe, ich wusste gar nicht, dass es eine solche Farbvariante gibt." Seishin hob seinen Kopf noch etwas höher, seine Rute peitschte durch die Luft und der Wind zerzauste sein langes Brust- und Kragenfell. Im selben Moment kam Thatch mit Nojikos Jutesack und ihren Dolchen zurück. Er legte die Sachen vor Seishin ab und zog sich wieder zurück. Sein Blick blieb die ganze Zeit auf den Wolf gereichtet. Seishin trat einen Schritt vor und nahm vorsichtig den Jutesack ins Maul, unschlüssig sah er auf die drei Dolche. Whitebeard hatte ihn nicht aus den Augen gelassen. "Probleme, Alpha?" schmunzelte er. Ein Grollen stieg in der Kehle des Wolfs auf. Er legte den Jutesack ab. "Ich komme bald wieder." stellte er fest und sprang von Bord. Kapitel 6: Erfolg? ------------------ Der Calmbelt lag hinter ihm. Ohne Pause war er die ganze Nacht und den Großteil des Vormittags hindurch gefahren. Müdigkeit macht sich bei ihm breit und so steuerte er gähnend die nächste Insel an. Kurz vor dem Ufer sprang er von seinem Gleiter ab. Das Wasser spritze um ihn herum auf und durchnässte seine Hose mit einem einzigen Ruck zog Ace seine Nussschale an den Strand. Er ging den Strand hinauf und lehnte sich an den ersten Baum, den er erreichte. Sobald er dort saß, den Hut tief ins Gesicht gezogen, schlief er auch schon ein. Es dauerte nicht lang und er wachte schweißgebadet auf. Über ihm grollte der Himmel. dachte Ace. In seinem Traum hatte nicht der Himmel dieses Geräusch von sich gegeben, sondern ein riesiger, weißer Wolf, der deutlich not amused war! Angst hatte er nicht vor dem Tier gestern gehabt, doch die Worte seines Käpt'ns spukten noch in seinem Kopf herum. *Ace lass das Mädchen gehen. Es sei denn, du möchtest von diesem herrlichen Tier in Stücke gerissen werden.* hallte es in seinem Kopf. Hatte Whitebeard das ernst gemeint? War der Wolf derart gefährlich? Ace lief ein Schauer über den Rücken. motivierte er sich selbst. Er schob das kleine Gefährt wieder ins Wasser und watete hinterher. Entschlossen sprang er auf und nahm erneut Fahrt auf. Gegen Nachmittag kam eine weitere Insel in Sicht und Ace wurde etwas langsamer. Er näherte sich dem Hafen und hielt nach dem Schiff des Empfängers Ausschau. Im letzten Winkel erkannte er schließlich das erhabene Schiff, das er suchte. Dem Himmel sei Dank, sonst hätte er ewig die Grand Line absuchen müssen. Ace lenkte seinen Gleiter in die Richtung und verteute es am nächsten Pfosten. Behände sprang er auf den Steg und marschierte auf das kleine Dorf zu. Die Dorfbewohner sahen ihn etwas misstrauisch an, waren aber nicht verängstigt, wie es auf vielen kleinen Inseln der Fall war. Sie hatten sich an den Besuch gewöhnt, der regelmäßig hier ausruhte und da Ace hier aufgewachsen war, dauerte es meist nur wenige Augenblicke, bis sich die Dorfbewohner entspannten. Zielstrebig stieß er die Tür zur Kneipe auf und betrat diese. Obwohl es noch reichlich früh war, saßen jede Menge Männer in der kleinen Bar. Alle Tische waren besetzt und der Geräuschpegel war enorm. Ace brauchte den Blick nicht einmal schweifen lassen, um den Gesuchten zu finden. Er stapfte einfach zu dem größten Tisch. Er saß immer an diesem Tisch, oder am Tresen. Es dauerte recht lange bis einige der Piraten ihn bemerkten und ihre Nachbarn anstießen. Ace trat an den großen Tisch und klopfte zur Begrüßung mit der Faust auf das Holz. "Hey, ich habe eine Nachricht für dich, Shanks." Als Ace auf den Tisch klopfte hatten sich die Köpfe der am Tisch sitzenden Männer ihm zugewandt. "Ace! Komm setzt dich, trink etwas!" rief der Rote begeistert. Er war ein Mann in den Mittleren Jahren, mit leuchtend roten Haaren, mehreren Narben und nur einem Arm. "Ich sagte, ich habe eine Nachricht für dich, ich habe keine Zeit mit euch zu saufen." erwiderte Ace. Obwohl es ihm wehtat, dass er nicht einmal Zeit für ein kühles Bier hatte. "Was will der Alte denn? Ich habe Urlaub, ich will nichts von seinen Problemen wissen." maulte Shanks. "Käpt'n, es wäre klüger, die Nachricht nicht zu ignorieren." meinte Ben Beckmann gelassen und entzündete eine schlanke Zigarrete. "Glaub mir Shanks, ich hatte nicht das Verlangen Kurier zu spielen." Er hielt ihm den Brief hin und wartete. Seuftzend griff der rote Shanks nach dem Umschlag und öffnete ihn. Es dauerte etwas, bis er den Brief gelesen hatte, dann ließ er das Blatt sinken und starrte auf den Tisch. Seine Crew Mitglieder, die am selben Tisch saßen, sahen ihn abwartend an. "Was steht denn drin?" wollte Ben Beckmann schließlich wissen. Er war Shanks Vize und hatte seine schwarzen, langen Haare zu einem einfachen Pferdeschwanz zusammengebunden. Wortlos reichte Shanks den Brief über den Tisch. Sein Steuermann las den Brief und sah Ace staunend an. "Ist das wahr?" fragte er. Ace zuckte mit den Schultern. "Woher soll ich das wissen, ich weiß ja nicht, was in dem Wisch steht." stellte er mürrisch fest. Es gefiel ihm nicht, dass Shanks angestrengt nachdachte und Ben ihn so forschend ansah. "In dem Brief steht, dass ein Mädchen bei euch an Bord war, die von einem Kaiserwolf beschützt wird." meldete sich Shanks erneut zu Wort. Sein Blick war noch immer auf den Tisch gerichtet. "Das ist einerseits sehr interessant, andererseits aber auch irgendwie erschreckend." stellte Ben fest. Ace schnaubte. "An diesem Miststück ist weder etwas interessantes, noch etwas erschreckendes." grummelte er vor sich hin und rieb sich seine Hand, in die Nojiko ihn gebissen hatte. Ben zog seine Augenbrauen in die Höhe und stieß den Rauch seiner Zigarette aus. "Miststück, hmm?" schmunzelte er. "Erzähl doch mal." Ben trat gegen einen freien Stuhl, der daraufhin etwas Abstand zum Tisch gewann. Ace ließ sich nun doch auf dem angebotenen Platz nieder. "Da gibt es nichts." Er gab dem Mädchen hinter der Theke ein Zeichen und bekam kurz darauf ein Bier von ihr gebracht. "Weshalb dann Miststück, du kannst sie ja kaum kennen, wo sie doch nur ein paar Stunden bei euch war. Das steht zumindest im Brief." Wieder grummelte Ace vor sich hin. "Ich brauche sie nicht kennen. Das Weibsbild hat es nicht nur gewagt mich zu beißen, sondern auch unseren Vater angespuckt. Einfach eine Frechheit." schimpfte Ace. Shanks dagegen lachte auf. "Wirklich? Das hätte ich gerne gesehen. Zeig mal wo sie dich gebissen hat, oder ist es ein Körperteil, dass du uns nicht zeigen kannst?" grinste der Rote. Ace' Augen verengten sich. "Sehr witzig. Es war meine Hand, wenn du es unbedingt wissen musst." antwortete er grimmig und trank einen großen Schluck des Bieres. "Schade, eine andere Stelle wäre uns lieber gewesen." lachte Yasopp, der blonde Scharfschütze. "Ihr seid einfach Pervers, aber wahrscheinlich kommt das mit dem Alter, wenn man keine Frau mehr zu sich ins Bett bekommt." fauchte Ace. "Da wird unser kleiner Whitebeard Kommandant aber böse, was?" stimmte Ben in das Lachen seines Kameraden ein. "Soll ich etwas ausrichten?" fragte Ace Shanks genervt. "Ja, ich komme bald mal vorbei und sehe mir die Kleine an." "Sie ist nicht mehr auf der MobbyDick." erinnerte Ace ihn. "Ja sicher. Aber ich wette, der Alte lässt sie nicht mehr aus den Augen." Shanks zwinkerte ihm zu. "Und meinst du, du schaffst noch ein Bier bevor du los musst?" Anstatt zu antworten, erhob der junge Mann sich und klopfte erneut mit der Faust auf den Tisch. "Bis zum nächsten Mal, Jungs." verabschiedete er sich und verließ die Bar ohne zu zahlen. Seishin legte erneut die Strecke zur Lichtung zurück. Er ärgerte sich über sich selbst, er hätte daran denken sollen, dass sie diese blöden Waffen normalerweise bei sich trug. Wie hatte er die den tragen wollen? Im Maul? Geschmeidig kam er auf der Lichtung zum stehen und sah sich nach Nojiko um. Sehen konnte er sie nicht, doch Ihr Geruch war sehr deutlich. Er folgte der Spur und fand sie auf einem Baum sitzend. Ein kurzes, klares Bellen machte sie auf ihn aufmerksam. Lächelnd sprang sie von ihrem Aussichtspunkt. "Hallo Seishin." dann stutzte sie. "Wo sind meine Sachen?" fragte sie misstrauisch. "Deine blöden Waffen." grummelte Seishin und machte sich etwas kleiner. Er wartete und Nojiko setzte sich auf seinen Rücken. "Weißt du, du musst aufhören mich durch die Gegend zu tragen." "Du bist zu langsam." tadelte er ihren Kommentar. "Ich bin nicht langsam." murmelte Nojiko. Ein letztes Mal, so hoffte der Wolf, lief er durch diesen Wald zu dem großen Schiff, das einem Wal ähnelte. Nojiko genoss es sich an das weiche Fell zu schmiegen und obwohl sie sich beschwert hatte, dass sie auch selber laufen könne, berauschte die Geschwindigkeit Seishins sie. Wie ein kleines Kind breitete sie beide Arme aus und jauchzte. Der Fahrtwind ließ ihre Haare flattern und ihr Tränen aus den Augenwinkeln laufen. Mit ihren Beinen umschloss sie fest den Körper unter ihr. Sie wollte nicht zurück auf dieses Schiff, aber selbst das konnte ihre Stimmung gerade nicht trüben. Wie schon in der Nacht dauerte es nicht lange, bis der große Wolf die Meilen zwischen der Lichtung und der Küste zurück gelegt hatte. Ohne abzubremsen sprang der Wolf auf die Küste zu, an der das Schiff geankert hatte. Als er mit einem lauten Kratzen seiner Krallen auf dem Deck landete, spannten sich seine Muskeln unter Nojiko deutlich an. Sie ließ sich von seinem Rücken gleiten und landete geschickt auf ihren Füßen. Seishin senkte den Kopf und verdeckte sie so teilweise vor den Piraten, die an Deck versammelt waren. Von der beschützerischen Geste des Wolfs erstaunt, kniff sie die Augen zusammen. "Wo sind meine Sachen?" fragte sie laut. Der Käpt'n des Schiffs begann zu lächeln. "Ah, da ist ja das Mädchen. Deine Sachen liegen hier vorn, dein Freund hatte wohl Probleme mit deinen Dolchen." Amüsiert beobachtete er, wie Nojiko einen Schritt nach vorn machte und von Seishin wieder gestoppt wurde. "Lass sie ihre Sachen holen, Alpha. Keiner wird sich ihr nähern." Seishin knurrte erneut, er traute diesem ausschließlich männlichen Rudel nicht. Doch der Alpha machte auf ihn einen guten Eindruck. Mit diesen widersprüchlichen Eindrücken kämpfte der junge Wolf. Es gefiel ihm nicht Nojiko diesem Rudel schutzlos auszuliefern. Er wandte den Kopf und sah Whitebeard in die Augen. Nojiko, deren Weg nun nicht mehr von ihm versperrt wurde ging energisch auf ihren Jutesack zu. Sie warf sich den Sack über die Schulter und hob die Dolche auf. Zwei steckte sie in Scheiden, die unter ihrem Oberteil versteckt waren, die dritte Klinge trug sie offen an ihrem Oberschenkel. Rückwärts gehend näherte sie sich wieder ihrem Begleiter. Seishin hatte den Blick nicht von Whitebeard abgewandt. Sie starrten sich gegenseitig in die Augen. Nojiko erreichte den Wolf und drehte sich dann um, sie ging hinüber zur Reling und sprang ohne etwas zu sagen von Bord. Seishin hob noch einmal sein Haupt, fletschte dann die Zähne, legte die Ohren an und bellte zwei Mal laut und kräftig. Dann sprang auch er vom Schiff und folgte der jungen Frau mit den violetten Haaren. Gleich hinter den ersten Bäumen wartete Nojiko auf den Wolf. Sie zog gerade die verdreckte Hose aus und kramte in ihrem Reisegepäck nach frischen Klamotten. Sie fischte eine kurze, schwarze Hose heraus und passend dazu ein ebenfalls schwarzes Tanktop. Nachdem sie sich umgezogen hatte, trat sie hinter dem Baum hervor und setzte sich auf die freie Fläche. Nachdenklich beobachtete sie das Schiff, das sie in einiger Entfernung sah. Seishin lag nicht weit von ihr. Seine Rute peitschte über den Boden und verriet seine innerliche Anspannung. "Seishin, warum bist du bei mir?" fragte Nojiko unvermittelt. Der Wolf hob den Kopf an. "Ernsthaft, ich meine, ich frage mich das schon seit dem ersten Tag, aber seit Whitebeard mich danach gefragt hat, habe ich das Gefühl, dass es wichtig ist." Seishin hatte de Kopf wieder auf seine Vorderbeine abgelegt. Wie er da so lag, sah er aus wie ein überdimensionaler Hund. "Meine Sache." antwortete seine dunkle Stimme schließlich. "Bitte." Sie beobachtete ihn. Er zog die Leftzen leicht hoch und entblöste so seine Reißzähne, dann grollte es in seiner Kehle. "Ich mag dich." meinte er schließlich, stand auf und trottete näher zu ihr. "Danke, ich mag dich auch." lächelte sie ihn an. Der Wind griff nach ihrer beider Haare und zerzauste sie. "Nojiko?" meinte er unsicher. "Hmm?" Sie hatte sich zurückfallen lassen und sah in den Himmel, am Rande ihres Blickfeldes konnte sie weiße Haarspitzen sehen. "Der Alpha war ganz in Ordnung." Nojiko stützte sich auf ihre Unterarme und sah ihn fragend an. "Es ist vollkommen normal, wenn ein junges Weibchen sich einem älteren Alpha anschließt." informierte er sie. Ungläubig klappte sie den Mund auf, nur um ihn wenige Augenblicke später wieder zu schließen. "Wie bitte?" "Ich verstehe das. Zumal er ein Alpha ist, der deiner Gattung entspricht." Nojiko war sprachlos. Dachte ihr liebster Freund, sie würde ihn für diesen alten Sack verlassen? Dass sie ihn wegschicken würde? "Seishin, mach dich nicht lächerlich. Whitebeard ist viel zu alt. Warum sollte ich mich ihm anschließen?" "Er ist ein starker Alpha." stellte Seishin sachlich fest. "Du auch." Sie streckte einen Arm aus und griff in sein Fell. "Du auch, mein Freund. Komm lass uns weitergehen." Nojiko stand bestimmt auf und klopfte sich die Erde ab. Dann warf sie sich den Seemannssack über die Schulter und marschierte auf die Straße zu. Seishin sprang auf und trottete neben ihr her. "Du bist langsam." beschwerte er sich. Lachend beschleunigte Nojiko ihre Schritte und vergrub ihre Hand in seinem Fell. Kapitel 7: Eine Unterstellung ----------------------------- Es dämmerte bereits wieder, als Ace den Calmbelt erreichte. Es war definitiv der kürzeste Weg und gefährlichste Weg. Hätte er ein Segelboot, wäre ihm dieser Weg sowieso nicht möglich gewesen. Sein Albtraum der letzten Nacht nagte wieder an ihm. Die Sterne erinnerten ihn sehr an diese silbernen Augen. Weshalb machte ihn dieser Wolf derartig nervös und aggressiv? Er flog quasi durch die Nacht und grübelte über diesen vermaledeiten Wolf nach. Erstaunlicherweise verlief auch dieses Mal die Fahrt durch den Calmbelt ereignislos. Durch das hohe Tempo bemerkte er nicht, dass ihm seit der letzten Insel, die er passiert hatte, ein kleines Schiff folgte. Der Wind, der in seinen Ohren rauschte, verschlang alle anderen Geräusche, der Sternenhimmel gab nicht viel Sicht, er hingegen leuchtete, dank seiner Teufelskräfte, wie ein Signalfeuer. Kurz bevor er den Calmbelt verließ, hielt er an und legte auf einer großen Felseninsel eine Pause ein. Als der Morgen graute streckte Ace sich ausgiebig und gähnte herzhaft. Aus seinem Reisegepäck fischte er sich ein paar Gebäckstücke. Während er sich das Gebäck in den Mund schob, beobachtete er den Himmel. Er beobachtete, wie sich rasch eine große Wolkenwand näherte. stellte er missmutig fest und schluckte das letzte Stückchen herunter. Er entfernte sich bereits von der Insel, als ihm das Schiff auffiel, das ihm folgte. Ace drosselte sein Tempo und ließ das fremde Schiff näher kommen. Es dauerte nicht allzu lange und er konnte erkennen, dass es sich um ein Piratenschiff handelte. Was machten die denn im Calmbelt? Er wartete noch etwas, doch das stellte sich als Fehler heraus. Nur wenige Zentimeter neben ihm landete ein langer Pfeil im Wasser. „Mist!“ Weitere Pfeile gingen in seinem Umfeld nieder. Ace ging vollständig n Flammen auf und näherte sich dem Schiff. „Was soll die Scheiße, spinnt ihr!“ schreit er die Mannschaft auf dem Schiff an. „Wir dulden hier niemanden, Feuerfaust.“ „Ich habe ja auch nicht vor hier zu bleiben, Hancock! Und jetzt sag deiner Mannschaft sie sollen mich in Ruhe lassen, ich habe keine Zeit um mit euch zu spielen.“ fauchte er. Die schwarzhaarige Frau lachte schallend „Weshalb sollte ich?“ fragte sie ihn mit einem verführerischen Lächeln. „Hancock, ich meine es ernst, lasst mich in Ruhe.“ Ace' Stimme war gefährlich leise. „Du bist ein Spielverderber, Portgas D. Ace.“ jammerte die schlanke Anführerin der Amazonen. Ace selbst ging erneut in Flammen auf und wollte gerade wenden, als sie ihn noch einmal ansprach. „Wusste ich doch, dass du Feuer und Flamme für mich bist.“ lachte sie. „Du bist nicht mein Typ, Boa.“ gab er beiläufig zurück und entfernte sich vom Schiff. Vor sich hin fluchend näherte er sich dem Übergang zur Grand Line. Überrascht stellte er nachts fest, dass die MobbyDick noch immer am Ufer der gleichen Sommerinsel vor Anker lag. Ace lenkte sein Gefährt auf die Steuerbordseite und befestigte es an einem der Taue. Lustlos sprang er nach oben ab und katapultierte sich an Deck. Die Fackeln waren nicht entzündet worden stellte er mürrisch fest, im Dunkeln konnte er nur wenige Crew-Mitglieder erkennen. „Hey Jungs, passt besser auf.“ Die Anderen zuckten merklich zusammen. „Wo kommst du denn her, Ace?“ „Von Steuerbord.“ gab er Auskunft. „Seid wachsamer.“ damit verschwand er unter Deck. Leise ging er an den Mannschaftskojen vorbei und näherte sich dem Raum des Käpt'ns. Vorsichtig klopfte er an und wartete auf eine Reaktion von Drinnen. Wenig später konnte er leise Bewegungen hinter der Tür wahrnehmen. Dann ging die Tür auf und Whitebeard stand im Durchgang. „Ah, Ace. Schon zurück?“ fragte er mit einem gütigen Lächeln. Offenbar hatte der Hüne schon geschlafen, denn er trug nur eine Hose. „Ich habe eine Abkürzung genommen.“ erklärte Ace schulterzuckend. „Du sollst doch nicht durch den Calmbelt fahren.“ tadelte Whitebeard schmunzelnd. „Mhmm. Wie auch immer,“ versucht Ace abzulenken. „Shanks meinte, er würde demnächst mal vorbeikommen. Und ich habe Boa Hancock auf dem Rückweg getroffen, Vater.“ teilt er seinem Käpt'n mit, der von allen an Bord mit Vater angesprochen wurde. Ace hasste es, das sein Käpt'n ihn oft als seinen Sohn ansprach, aber er hatte sich daran gewöhnt und irgendwie sah er den großen Mann wirklich als eine Art Vater. „Nun, ich dachte mir schon, dass der Rote hierher kommen würde. Was hat Hancock denn gesagt?“ „Nichts wichtiges. Du kennst sie ja.“ Ein kindliches Grinsen erschien auf Whitebeards Zügen. „Hm, ja. Na dann mach dich mal auf den Weg zu deinem Auftrag, mein Sohn.“ „Kann ich nicht eine Nacht ausruhen?“ maulte der Schwarzhaarige. „Je länger du wartest, desto schwieriger wird es sie wiederzufinden.“ stellte Whitebeard nüchtern fest. „Kann ja nicht so schwer sein einen riesigen, weißen Wolf zu finden.“ murmelt Ace. „Geh jetzt.“ Die Tür schloss sich wieder. „Je länger du wartest, desto schwieriger wird es sie wiederzufinden.“ wiederholte Ace frustriert. Missmutig ging er wieder den Gang entlang, dieses Mal jedoch achtete er nicht auf seine Lautstärke, sodass einige aufwachten und murrten. Auch Thatch war unter ihnen. Auf dem Deck holte er Ace ein. „Hey, wieder da?“ „Nein.“ „Wie jetzt?“ „Ich bin schon wieder weg, dieses Miststück und den Flohteppich suchen.“ murrte Ace. „Achso, kann ich dir irgendwie helfen?“ „Erschießt du mich?“ antwortete Ace sarkastisch. „Hmm, lieber nicht, ich will nicht von Vater gesteinigt werden, weil du das Mädchen nicht für ihn findest. Was glaubst du, weshalb er sich so für sie interessiert?“ „Was weiß ich denn?“ Das fehlte ihm gerade noch, dass Thatch ihn nach den Beweggründen Whitebeards fragte. „Weißt du, es gibt anscheinend einige, die der Ansicht sind, dass es nicht normal ist, wie sehr er sich für sie interessiert.“ „Wer?“ wollte Ace sofort wissen. „Ich weiß es nicht, ich weiß nur, dass dieses Gerücht umgeht.“ Ace ließ seinen Cowboyhut nach hinten fallen und kratzte sich am Hinterkopf. Konnte es wirklich sein, dass sein Käpt'n an dem Mädchen aus anderen Gründen als seiner Neugier interessiert war? Das konnte er sich nicht vorstellen. Oder vielleicht doch? Whitebeard war schließlich auch ein Mann und sicher gab es Frauen, die schlechter aussahen. Ace schüttelte den Kopf. „Thatch, kümmere dich um die Gerüchte. Ich muss mich auf den Weg machen, sonst rügt der Alte mich noch, weil ich meinen Auftrag nicht pflichtgemäß erfülle.“ Thatch nickte. „Alles klar, ich gehe dem Ganzen auf den Grund.“ Ace hatte schon die Reling auf der Steuerbordseite erreicht. „Thatch sorge dafür, dass Vater nichts davon mitbekommt.“ Ace balancierte die Planke entlang und verließ so mit leichtem Gepäck das Flaggschiff. Gemächlich schlenderte er auf den Wald zu. Was hatte die Zicke gesagt? Sie wäre auf der Durchreise zur Stadt auf der anderen Seite? Gut, dann würde er dort sein Glück als erstes versuchen. Kapitel 8: Männer -.- --------------------- Die Nacht hatte Nojiko bequem an Seishins Seite verbracht. Noch ein angenehmer Vorteil seiner Gesellschaft. Sie fror nachts nicht und blieb immer trocken, denn wenn es regnete schützte der Körper des Wolfs sie. Nun schritt sie alleine durch das Stadttor. Ein großer Wolf versetzte halt doch die meisten in Panik. Zielstrebig lief sie auf den Marktplatz zu, um dort Vorräte zu kaufen. Schwer bepackt trat sie eine gute Stunde später in eine Taverne, um dort zu Mittag zu essen. Einige der Tische waren belegt, doch Nojiko ließ sich am Tresen nieder und sah sich kurz um. Hauptsächlich saßen Arbeiter an den Tischen. Bei einem schlecht gelaunten Wirt bestellte sie eine Suppe mit Brot und lauschte den vielen Stimmen. Nur wenig später löffelte sie ihre Suppe, die ihr sogar schmeckte. Der Sitzplatz neben ihr wurde von einem Mann belegt. Er hatte schwarze Haare und trug einen sorgfältig gestutzten Bart. Seine gelben Augen musterten sie flüchtig. Ein großer Hut mit Feder ließ seine Augen in seinem Schatten fast verschwinden. Er trug einen rot-schwarzen Mantel, der geöffnet war, darunter war seine Brust nackt. Ein kleines Kreuz hing um seinen Hals. Auf seinem Rücken trug er ein riesiges Schwert. fragte sie sich und brach ein Stück von ihrem Brot ab. „Ein Bier.“ orderte der Mann neben ihr. meinte Nojiko, sagte aber nichts, ging sie ja eigentlich nichts an. „Ich möchte bitte zahlen.“ richtete sie an den grimmigen Wirt. „Das Essen der jungen Dame geht auf mich.“ meinte der Mann neben ihr schlicht. Überrascht drehte sie sich zu ihm um. „Vielen Dank.“ lächelte sie. „Keine Ursache. Einer gut aussehenden Frau zahlt man doch gerne das Essen.“ verblüfft sah sie ihn an. Er hatte sie doch kaum wahrgenommen. Erneut blieb ihr nichts anderes übrig, als sich zu bedanken. „Darf ich fragen, wie Ihr Name ist, wenn Sie mich schon einladen?“ „Mihawk Dulacre.“ Seine Stimme war kräftig und hatte einen weichen Unterton. „Freut mich, Nojiko.“ stellte sie sich selbst vor. Er nickte ihr kurz zu und widmete sich wieder seinem Bier. „Ich würde noch etwas bleiben, aber ich muss leider los. Vielen Dank noch einmal.“ verabschiedete sie sich von ihm. Sie sprang von ihrem Sitz herunter und schnappte sich ihre Tüten, dann verließ sie sowohl die Taverne, als auch die Stadt. Kurz hinter der Stadtmauer bog sie nach links vom Weg ab und schlug sich ein Stück durch das Unterholz. Seishin lag auf einem großen Felsen und sonnte sich. In seinem Brustfell waren Blutspuren zu sehen. Auch sein Kopf hatte einige rote Tupfen. Das war einer der unangenehmen Eigenschaften, doch sie hatte sich damit arrangiert. Sie konnte es sich schließlich nicht leisten den Wolf durchzufüttern und im Grunde machte es wohl keinen Unterschied, ob das Tier geschlachtet wurde oder er es selbst erlegte. „Hat es dir geschmeckt?“ fragte sie und erntete ein bestätigendes Brummen. Die silbernen Augen waren fest geschlossen. Sie verstaute die Inhalte der Tüten in ihrem Jutebeutel. „Wollen wir bald weiter?“ fragte sie. Keine Reaktion des Wolfs. „Gut also bleiben wir noch etwas.“ Sie seufzte und setzte sich zu dem Wolf. Geistesabwesend streichelte sie das weiche Fell. „Seishin?“ Ein leises Brummeln erklang. „Wo wollen wir eigentlich jetzt hin?“ Seine Ohren bewegten sich unruhig hin und her. „Sehen wir später.“ Etwas enttäuscht von der Antwort stand Nojiko erneut auf. Die kurze, schwarze Hose, die selbst im Stehen noch den Übergang zwischen Hintern und ihren Beinen nicht verdeckte, ließ sie über ihre Beine gleiten. Dann zog sie sich das Tanktop aus und legte sich ausgestreckt auf eine Decke, die sie neben Seishin ausgebreitet hatte. Gegen einen Mittagsschlaf war ja nichts einzuwenden. Nojiko war eingedöst und merkte nicht, dass sie beobachtete wurden. Selbst Seishin brauchte einen Augenblick bis er den Fremden Geruch wahrgenommen hatte. Seine Nase begann zu zucken und seine Ohren stellten sich auf. Leise konnte er Jemanden atmen hören. Ein wenig öffnete er seine Augen, doch sehen konnte er niemanden. Der Geruch wurde etwas schwächer, da der Wind drehte, doch der Atem des Fremden war deutlich für ihn zu hören. Vorsichtig hob er den Kopf und sah sich etwas um. Nojiko schlief noch. Vorsichtig erhob er sich und stieg über de schlafende Frau. Wer immer dort im Wald stand würde ihn erst besiegen müssen, bevor er an sie herankam. Doch nichts schien sich zu rühren. dachte sich der weiße Wolf. Er bellte zwei Mal kurz und laut. Nojiko richtete sich überrascht auf und schlug mit ihrem Kopf gegen sein Vorderbein. „Was ist los?“ fragte sie irritiert. Doch dann versuchte sie sich zu erinnern, wie sein Bellen geklungen hatte. Auffordernd, drohend. „Wer ist da?“ rief sie. Ein großer, schlanker Mann trat aus dem Schatten. „Wirklich praktisch so ein Begleiter.“ stellte Mihawk fest. Mit gezückten Dolchen hockte sie unter Seishin. Als sie den Mann erkannte, entspannte sie sich etwas. Allerdings nicht genügend, dass sie ihre Dolche wieder verstaute oder Seishin das Gefühl gab, das alles in Ordnung war. „Was machen Sie denn hier?“ „Ich habe mich nur gefragt, wohin eine hübsche Frau alleine verschwindet. Ich konnte ja nicht ahnen, dass Sie solch nette Begleitung haben.“ entspannt lehnte er sich an einen Baum und spielte mit einem Messer. Seishin trat noch einen Schritt vor, sodass Nojiko direkt unter seinem Bauch war. „Schade, dass eine solche hübsche Frau schon vergeben ist.“ stellt er lässig fest und schaut Seishin an. „Und Seishin, wie ist es so an der Seite eines Weibchens?“ Überrascht sah Nojiko nach oben, hatte jedoch vergessen, dass sie direkt unter dem Rüden kniete. „Gut.“ meinte er nur knurrend. Er trat etwas zur Seite und setzte sich dann. „Ihr kennt euch?“ fragte Nojiko verblüfft. Lächelnd trat Mihawk näher. „Ich bin ein Freund seines Vaters, das heißt natürlich nicht, dass der gute Seishin mich auch dulden muss, wenn ich mich seinem Rudel nähere.“ dabei sah er den jungen Wolf an und bewegte sich vorsichtig unter dessen wachsamen Blick. Von Seishins Verhalten beruhigt ließ sie ihre Dolche verschwinden. „Ah, du solltest nicht ganz so schnell deine Verteidigung sinken lassen. Auch der gute Seishin könnte Mal einen Fehler begehen.“ „Und Jemand, der mir etwas antun wollte, würde natürlich darauf hinweisen, dass es unklug ist, nicht wahr?“ Grinsend näherte er sich noch ein Stückchen. „Vermutlich nicht, aber das könnte auch Taktik sein. Seishin du solltest wirklich besser auf dein Rudel aufpassen, du hast fast eine Minute gebraucht, um mich zu bemerken. Im Notfall eine viel zu lange Zeitspanne.“ belehrte er die Beiden. Seishin knurrte daraufhin, bewegte sich jedoch nicht. Lässig setzte Mihawk sich im Schneidersitz auf den Boden und biss in einen Apfel, den er aus einer Manteltasche gezogen hatte. Nojiko starrte ihn an. Wie konnte dieser Kerl ihr erst folgen, sie dann wie ein kleines Kind behandeln und sich dann hier hinsetzten, als würde er hier Picknicken? Unverschämt, das fiel ihr dazu ein. Sie musste allerdings zugeben, dass er irgendwie Recht hatte, es war naiv gewesen die Dolche einzustecken. Trotzdem unverschämt, meinte sie. „Und was habt ihr vor?“ fragte Mihawk sie. Seishin beobachtete ihn weiter mit Argusaugen. „Was interessiert es Sie?“ fragte Nojiko abweisend. „Mich interessiert immer wo eine hübsche Frau hin will.“ meinte er verschmitzt lächelnd. „Außerdem was soll ich seinem Vater denn sagen, sollte ich ihn sehen? Ich habe Seishin gesehen, aber ich weiß nicht, wo er hin wollte? Keine schlaue Idee einen Kaiserwolf Alpharüden so etwas zu sagen, egal ob man im Rudel geduldet wird oder nicht.“ Nojiko hob eine Augenbraue und sah ihn skeptisch an. „Was kümmert mich Seishins Vater oder Ihr Wohlergehen?“ „Ah, ja eine junge Dame, die alleine reist, muss wohl etwas die Krallen ausfahren. Ich mag Raubtiere.“ Was sollte sie darauf sagen? War der Typ ein Irrer? Aber Seishin schien ihn nicht als allzu große Gefahr einzustufen. „Falls du nichts dagegen hast, Seishin, würde ich mich gerne einige Tage anschließen. Das wird bestimmt lustig.“ Der weiße Wolf gab ein leises Knurren von sich, senkte jedoch den Kopf, um zu zeigen, dass er einverstanden war. Mihawk fasste nun zum ersten Mal, seit er hinter dem Baum vorgetreten war, Nojiko in Auge und pfiff dann grinsend durch die Zähne. Nojikos Augen verengten sich und sie zog die Augenbrauen zusammen. Dann folgte sie seinem Blick und ihr fiel erst jetzt auf, dass sie sich nicht wieder angezogen hatte. Hektisch drehte sie sich um und zog sich das Tanktop über den Kopf, das nicht weit entfernt lag. Auch die Hose ergriff sie und stieg hinein. Das erwies sich jedoch als etwas schwieriger. Um die Hose über ihr Becken ziehen zu können, musste sie sich etwas winden. Frech grinsend beobachtete Mihawk, wie die junge Frau ihren Rücken durchdrückte und ihre Hüfte bewegte. Als sie sich umdrehte, sah sie ihn böse an. „Keinerlei Anstand.“ murmelte sie gerade laut genug, dass er sie noch verstehen konnte. Doch anstatt sich für sein Verhalten zu entschuldigen, grinste der Mann sie einfach noch breiter an. „Weshalb?“ fragte Seishin neugierig. Nojiko hatte keinerlei Probleme damit, dass der Wolf sie nackt sah, wieso auch, bei einem Hund hätte es sie auch nicht gestört, deshalb wusste der junge Wolf nicht, was Nojiko meinte. „Es ist unschicklich, wenn ein Mann eine Frau begafft, die keine Kleidung trägt.“ erklärte sie ihm. Sein großer Kopf drehte sich zu ihr. Ein erstaunter Laut entwich seiner Kehle. „Dann habe ich ebenfalls keinerlei Anstand?“ fragte er und legte den Kopf schief. „Nein, Seishin, bei dir ist das etwas anderes.“ Ihr war klar, dass er nicht verstehen würde, weshalb es etwas anderes war. „Hör mal, bei unserer Gattung ist es einfach nicht normal, dass ein Männchen ein unbekleidetes Weibchen ansieht. Da du nicht zu unserer Gattung gehörst, ist es bei dir anders.“ „Das finde ich aber nicht fair.“ murrte Mihawk. „Was du fair findest, geht mir am Arsch vorbei!“ keifte sie ihn an.“Uh, du musst ja nicht gleich ausfallend werden.“ seine Mundwinkel zuckten verräterisch. „Ach, leck mich doch am Arsch.“ schimpfte sie. Nur einen Augenblick später war er bei ihr. Sein Mund dicht an ihrem Ohr. Sie konnte sich nicht bewegen, sie hörte wie er einatmete. „Aber gerne.“ Sie stand da wie erstarrt. Seishin stand reglos und beobachtete die Szene. Doch der Wolf sah sie nur verwirrt an. Auf einmal fiel sie. Knapp über dem Boden wurde sie aufgefangen und sanft auf dem Boden abgelegt. Ihre Augen waren vor Schreck geweitet, Adrenalin pumpte durch ihren Körper. Mihawk war nur wenige Zentimeter über ihr. „Du solltest vorsichtig sein, bei dem, was du dir wünschst.“ flüsterte er ihr zu. Sie konnte seinen warmen Atem auf ihrer Haut spüren, seine Hand in ihrem Rücken. Noch bevor sie wusste, was genau sie tat, zog sie ihr Bein ruckartig an und rammte ihm so ihr Knie in seinen Unterleib. Mihawk stöhnte kurz auf, verzog aber keine Miene. Er blieb noch einen Moment in der Position über ihr, dann drehte er sich zur Seite und setzte sich neben sie. Erleichtert atmete sie aus. „Das tat weh.“ Sein gleichmütiger Tonfall brachte sie fast zur Raserei. Wütend richtete sie sich auf. „Wie bitte? Das sollte auch wehtun!“ giftete sie ihn an. Sie stand mit angespannten Muskeln auf. „Was fällt dir bitte ein? Was denkst du eigentlich, wer du bist?“ Sie schrie ihn an. Seishin legte wieder den Kopf schief. „Hat er wieder keinen Anstand?“ fragte er sichtlich interessiert. „Nein hat er nicht! In dem ganzen Mann steckt nicht ein einziger Funken Anstand!“ fauchte sie. „Darf ich auch nicht mit dir spielen oder ist das bei mir wieder anders.“ Mihawk lachte auf. „Genau, warum darf ich nicht spielen?“ fragte er sie amüsiert. Nojiko kochte. Das durfte doch nicht wahr sein. „Das war kein Spiel, du Arsch!“ Sie trat nach Mihawk, der sprang jedoch auf, und ihr Tritt ging ins Leere. „Ich mag Raubtiere.“ grinste er erneut. Frechheit! „Seishin, wir gehen!“ befahl Nojiko und schnappte sich ihr Gepäck. Wütend stapfte sie durch das Unterholz. Leise murrte sie weiter und ließ die Äste am Boden laut knacken. Sie war nicht weit gekommen, als Seishin neben ihr auftauchte. Unsicher sah er immer wieder zu ihr, gab aber keinen Laut von sich. Nojiko marschierte immer weiter in den Wald, war ihr doch egal, wo sie hin lief, sie hatte ja Seishin, der würde sie schon wieder zurück bringen. Starr schaute sie geradeaus, nahm ihre Umgebung kaum wahr. Plötzlich ging ihr Fuß ins Leere. Schreiend rutschte sie einen Abhang herunter. Ungefähr auf der Hälfte bekam sie einen Ast zu fassen und beendete so ihren Fall. „So eine Scheiße!“ fluchte sie laut. „Probleme?“ fragte Mihawk lächelnd. dachte Nojiko verstimmt. „Nein, lass mich in Ruhe.“ rief sie deshalb nach oben. Sie sah sich vorsichtig um und fand einen kleinen Vorsprung in ihrer Nähe. Sie stieß sich vom Untergrund hinter ihr ab und versuchte mit ihrem Fuß den Vorsprung zu erreichen. Knapp verfehlte sie ihn und fluchte erneut. Mit etwas mehr Kraft stieß sie sich erneut ab und konnte dieses Mal den Tritt erreichen. Als sie endlich darauf stand, sah sie sowohl nach oben als auch nach unten. Sie suchte nach kleinen Unebenheiten, mit deren Hilfe sie nach oben oder unten klettern konnte. Sie entschied sich für den Weg nach oben, da dies meist die einfachere Variante war. Mit ihren Händen tastete sie den Abhang ab und griff in kleinere Spalten oder Vorsprünge. Langsam kletterte sie wieder nach oben. Hätte sie doch bloß aufgepasst, dann hätte sie sich das ersparen können. Mihawk beobachtete ihre Bewegungen, dieses Mal jedoch völlig ohne Ausdruck im Gesicht. Seishin lief unruhig am Abhang hin und her und ließ Nojiko nicht aus den Augen. Als sie sich über die Kante zog, seufzte sie erleichtert auf. Ihr Tanktop hatte einen langen Riss an der Seite, ansonsten hatten ihre Sachen den Sturz gut überstanden. Einige Kratzer zierten nun ihre Arme, Seite und Beine. Sie spürte das Brennen, beachtete es aber nicht weiter. Sie erhob sich und drehte sich um. Ein kurzer Blick verriet ihr, dass der Abhang bei weitem nicht so tief war, wie sie gedacht hatte. Sie fuhr sich mit der Hand durch die Haare und zog ein Band aus ihrer Tasche womit sie ihre Haare nach hinten Band. Seishins Ohren lagen flach am Kopf an, als würde er erwarten, dass sie ihm die Schuld gab. Kopfschüttelnd machte sie sich wieder auf den Weg. Seishin und Mihawk ihr auf den Fersen. Nach fast zwei Stunden erreichte sie die Straße, die in die Stadt führte. Heute würde sie in einem Bett schlafen, sollten die blöden Kerle, die ihr folgten, doch sehen wo sie blieben. Was kümmerte es sie? Nojiko stürmte regelrecht in die Stadt. Seishin blieb außer Sichtweite der Stadtmauer und ließ ein klagendes Heulen hören. Sie war sauer, sollte er doch klagen. Mihawk folgte ihr. Eine wütende Frau hatte einfach etwas, befand er. „Was hast du jetzt vor?“ fragte er sie. „Ich gehe schlafen.“ antwortete sie gereizt. Sie betrat eine kleine Taverne, die auch Zimmer anbot. „Haben Sie ein Zimmer frei für diese Nacht?“ fragte sie eines der Serviermädchen. „Sicher.“ Das blonde Mädchen trat hinter den Tresen. „Nur diese Nacht?“ Zur Antwort nickte Nojiko nur. „Das macht zwanzig.“ Nojiko schob ihr das Geld über den Tresen und nahm den Schlüssel entgegen. Sie stieg eine knarzende Treppe hoch und öffnete eine wackelige Tür. Nojiko legte ihre Stirn in Falten, eine solche Tür würde niemanden abhalten. Sie biss die Zähne zusammen und ließ ihren Jutesack auf dem Bett liegen. Sie selbst trat an das kleine Fenster und schaute hinaus. Auf der Straße liefen ein paar Kinder und spielten fangen, eine alte Dame humpelte mit ihren Einkaufstaschen die Straße hinauf und zwei Soldaten ritten auf ihren Pferden vorbei und alle anderen Passanten mussten schnell ausweichen. Die Stadt war sauber und irgendwie gemütlich. Die Zeit bis zum Schlafengehen überbrückte sie mit einer Lektüre. Draußen war die Nacht hereingebrochen, Nojikos Augen brannten und so löschte sie die Öllampe und zog sich ihre Sachen aus. Ace erreichte das Stadttor mitten in der Nacht. Der Nachtwächter war offenbar nicht begeistert, dass er Zutritt verlangte. In einen langen Mantel gehüllt wartete Ace bis die Ausfalltür sich öffnete und trat hindurch. „Entschuldigt guter Mann.“ meinte er lässig zum Wächter und ging gemächlich die Straße runter. Die große Preisfrage war jetzt, wie er die Frau finden sollte. Sicherlich schlief sie gerade, doch ob sie innerhalb oder außerhalb der Stadt war, konnte er jetzt nicht herausfinden. Er litt unter Schlafmangel und das beste Mittel dagegen war seiner Meinung nach entweder Schlaf oder Alkohol. Er entschied sich für Letzteres. Ace steuerte die nächste Bar an. Es war dunkel und stickig, Viele Männer waren anwesend, keine einzige Frau hatte sich hierher verirrt. Es dämmerte bereits, als Ace wieder an die frische Luft kam. Deutlich angetrunken schleppte er sich zum nächsten Bäcker und frühstückte dort. Letzte Nacht hatte er eindeutig mehrmals das Heulen des verdammten Köters gehört. Sie waren also in der Nähe. Es war wohl unwahrscheinlich, dass der riesige Wolf sich in der Stadt zeigen würde, also war entweder nur sie hier oder Beide waren vor der Stadt. Schulterzuckend schob er sich das letzte Stück des Brots in den Mund und verließ den Laden. Nojiko dagegen wachte gerade erst auf. Schlaftrunken sah sie sich um und erstarrte. „Was machst du in meinem Zimmer?“ fragte sie misstrauisch. „Dich beobachten.“ Mihawks Stimme drückte Langeweile aus. „Verpiss dich!“ Seine Mundwinkel zuckten. „Ah, wieder die Krallen ausgefahren. Und das schon so früh am Morgen. Übrigens du bewegst dich beim Schlafen nicht einen Millimeter, das ist nicht normal.“ Sie schüttelte den Kopf. Sie sollte ihn raus werfen, er hatte hier nichts zu suchen. Sie wickelte sich die dünne Baumwolldecke um den Körper und stand auf. Sie hob den Arm und zeigte auf die Tür. „Raus.“ sagte sie leise aber bestimmt. Mihawk legte den Kopf etwas schief und sah sie ernst an. „Raus, sagte ich.“ Sie sah ihm fest in die Augen und wartete ab. Langsam erhob sich der Mann und ging zur Tür hinüber. „Schade.“ grinste er sie an, bevor er die Tür hinter sich schloss. Schnell zog sie sich etwas frisches an und packte dann die alten Sachen ein. Sie war kaum eine halbe Stunde wach und schon gereizt. Wo war ihre gute Laune und ihre Gelassenheit hin? Seit Whitebeards Männer sie geschnappt hatten, war sie nur noch gestresst. Sie atmete tief durch und verließ die Taverne. Sie verließ die Stadt, schlenderte den Weg entlang. Ihr Blick war auf das grüne Blätterdach gerichtet. Hinter den Bäumen konnte sie einen weißen Schatten erkennen, der ihr folgte. Ace stand am Stadttor, er hatte gesehen, dass das Mädchen die Stadt verlassen hatte, er wusste wo sie geschlafen hatte. Also machte er sich auf den Weg, um etwas über das kleine Miststück zu erfahren. Er ging in die kleine Taverne und sah sich dort ein wenig um. An der Bar entdeckte er ein bekanntes Gesicht. Er setzte sich neben den Mann mit dem großen Hut. „Morgen Falkenauge. Was machst du denn hier?“ „Feuerfaust. Lange nicht gesehen. Bin nur zufällig hier, bin einer netten, jungen Frau nachgelaufen.“ sprach er in seinen morgendlichen Kaffee. „Sehr interessant.“ grinste der Jüngere. „Und was machst du hier?“ wollte Mihawk von ihm wissen. „Auftrag. Ich soll Informationen sammeln.“ „Worüber?“ Mihawk drehte sich zu ihm um. „Eine Frau und ihren Begleiter.“ „Was will dein Käpt'n denn mit diesen Informationen? Ich dachte, er hat eine Freundin irgendwo auf einer kleinen Insel.“ Ace nickte. „Ich denke nicht, dass er so an ihr interessiert ist. Hat wohl eher mit ihrem Benehmen an Bord zu tun.“ „Verhalten an Bord?“ „Mhmm, sie wurde von ein paar Leuten überrascht und an Bord gebracht.Vater ließ sie etwas später gehen. Sie war patzig und unhöflich. Er hat sie freundlich gefragt und sie spuckt ihn an.“ „Hat ganz schön Mumm.“ stellte Mihawk fest. „Oder ist einfach unerzogen und dumm, aber der Boss war anscheinend fasziniert von ihr, deshalb darf ich jetzt etwas über sie und diesen räudigen Köter herausfinden.“ resigniert stütze Ace seine Stirn mit einer Hand ab. „Köter?“ Mihawk war hellhörig geworden. „Ja, sie hat so einen riesigen, weißen Wolf bei sich.“ Ace schüttelte den Kopf, um das Bild der silbernen Augen aus seinem Kopf zu verdrängen. „Sieht man nicht alle Tage.“ meinte der ältere Mann. „Nein. Sag mal, du hast nicht zufällig eine junge, schlanke Frau mit violetten, langen Haaren gesehen, oder?“ „Es könnte sein, dass solch eine Frau hier heraus spazierte. Bin mir aber nicht sicher.“ Ace nickte. Na dann musste er wohl Jemand anders fragen. Mihawk zahlte seinen Kaffee und stand von seinem Platz auf. „Also man sieht sich, Feuerfaust.“ Zur Antwort grummelte Ace. Wie sollte er etwas über die Frau herausfinden, vielleicht wäre es doch am Besten, wenn er diese Furie aufsuchte. Seishin hielt sich dezent im Hintergrund. Es war eine Lektion, die er schnell gelernt hatte, wenn ein Weibchen nicht gut gelaunt ist, sollte man sich fernhalten, allerdings nicht zu weit entfernt, denn es konnte ja trotzdem sein, dass sie Hilfe benötigte. Seine Ohren zuckten unruhig, seine Muskeln waren zum Zerreißen gespannt. Er konnte sie gerade so auf dem Weg ausmachen, hielt sich im Schatten und beobachtete, wie sie geistesabwesend dem Weg folgte. Es war dumm einem solch oft genutzten Weg zu folgen, fand Seishin. Feinde konnten einen gut sehen und die Beute verließ ihn sofort, wenn man darauf wandelte. Er konnte nicht verstehen, weshalb Nojiko dem breiten Pfad folgte, oft machte sie deshalb sogar Umwege. Immer wenn ein Fremder sich ihr näherte, weil er ebenfalls diesen dämlichen Weg benutzte, verspannte Seishin sich. Er hasste es, wenn sie diese Straßen benutzte, er konnte sich dort nicht sehen lassen und sie war schutzlos. Und obwohl sie immer behauptete, dass sie sich verteidigen konnte, hatte man ja gesehen, wie schnell dieses männliche Rudel sie gefangen hatte. Das große, helle Alpha des Rudels hatte ihn tief beeindruckt, allerdings konnte er wieder nicht verstehen, weshalb der Alpha zwei weitere, wenn auch jüngere, duldete. Denn so jung waren die beiden Alphas nicht mehr, sie konnten durchaus eine Gefahr darstellen. Andererseits war ihm auch noch nie ein Rudel begegnet, das nur aus Männchen bestand. Bei jungen Wölfen war das nicht unüblich, doch die Meisten in dem Rudel waren für einen solchen Zusammenschluss zu alt. Das Rudel des alten Alphas war stark, vielleicht sollte er sich dem Rudel anschließen und somit Nojiko dem Schutz des älteren Alpha unterstellen. An oberster Stelle stand immer der Schutz des Rudels und das war momentan eben Nojiko. Seishin trottete weiter durch den Wald. Um ihn herum zwitscherten Vögel, alle anderen Tiere waren vor ihm geflüchtet. Vor ihm stand plötzlich Mihawk an einen Baum gelehnt. Ein kurzes Zucken der Leftzen deutete an, dass Seishin nicht erfreut war. Er ging an dem Mann vorbei und verfolgte mit den Augen Nojiko. „Seishin, wachsam wie immer, hmm?“ Der junge Wolf zeigte keine Reaktion. „Jemand sucht nach euch.“ erzählte Mihawk unbeeindruckt von der Abfuhr. Seishins Ohren legten sich an, seine Augen fixierten den schwarzhaarigen Mann. Ein leises, bedrohliches Knurren war zu hören. „Wer?“ brachte er gerade so heraus. „Ein junger Mann, der für einen der vier Kaiser arbeitet.“ „Kaiser?“ hackte der weiße Wolf nach. „So nennen wir vier sehr mächtige Alphas.“ Seishin brummte. Vier mächtige Alphas, da gehört doch sicher der Alte von dem Schiff dazu. Vielleicht hatte er Männchen ausgeschickt, um das Weibchen in sein Rudel einzugliedern. Obwohl er eben noch daran gedacht hatte, dass es durchaus sinnvoll wäre Nojiko unter dessen Schutz zu stellen, fühlte er wie Aggressionen in ihm aufstiegen. Wie konnte dieser Alpha es wagen zu versuchen ihm sein Weibchen zu stehlen. Mihawk hatte das Verhalten des Wolfs angesehen und lächelte in sich hinein. Ace würde es sicher schwer haben, jetzt wo der Wolf nach ihm Ausschau hielt. „Ich werde deinem Weibchen ein wenig Gesellschaft leisten, falls du nichts dagegen hast.“ Seishin deutete ein Nicken an. Nojiko hätte sich beinahe zu Tode erschreckt, als Falkenauge direkt neben ihr auftauchte. „Meine Güte, wird man dich auch wieder los?“ fragte sie gereizt. „Sicher, wenn es mir langweilig wird, bin ich wieder weg. Momentan finde ich dich allerdings wirklich amüsant.“ Nojiko verdrehte die Augen. Das hatte ihr gerade noch gefehlt. Kapitel 9: Alles kämpft und einer ruht -------------------------------------- Ace traute seinen Augen kaum. Da hatte dieser miese Kerl ihn doch tatsächlich belogen. Ace war die Straße entlang geeilt, um die Frau einzuholen, und sah dann Falkenauge, der seelenruhig neben ihr her ging. Gut, dass er sich entschieden hatte, die Stadt zu verlassen. Das war sicher eine Information, die Whitebeard interessieren würde. Was hatte sie mit dem Schwertkämpfer zu tun? Er näherte sich vorsichtig. Nebenbei versuchte er den riesigen Wolf irgendwo zu entdecken. Ein so großes, strahlend weißes Tier konnte doch nicht schwer zu finden sein. Doch weder sah er es, noch konnte er es hören. Mit Abstand folgte er Falkenauge und der jungen Frau. dachte Ace sich. Es dauerte recht lange, bis er einen weißen Schatten im Wald ausmachte. Er lenkte seine Schritte etwas an den Rand der Straße und beobachtete weiter wie Falkenauge mit der Frau sprach. Falkenauge legte unauffällig seinen Arm um Nojikos Schulter, er hatte Ace schon längst entdeckt, zu Schade, dass er so schnell außerhalb der Stadt nach ihr gesucht hatte. Er hätte gerne noch etwas über das Mädchen erfahren. Doch Mihawk war sich sicher, dass das Schauspiel des kämpfenden Kaiserwolfs interessant werden würde. Das entschädigte schon fast dafür, dass Ace sie so früh gefunden hatte. Nojiko drehte leicht den Kopf und blickte auf den Arm auf ihrer Schulter. Missbilligend schnaubte sie und schüttelte den Arm ab. „Behalte deine Pfoten bei dir.“ knurrte sie ihren unwillkommenen Begleiter an. Mit einem Grinsen verfolgte Ace, wie Nojiko Falkenauge abblitzen ließ. In diesem Moment war sie ihm fast sympathisch, aber eben nur fast. Gemessenen Schrittes folgte er ihnen und versuchte gleichzeitig den Schatten im Wald im Auge zu behalten. Langsam wurde der Wald lichter. Die Bäume selbst wurden höher und das Unterholz ging in Gras und Moos über. Der weiße Wolf war nun deutlicher zu sehen, doch er vergrößerte den Abstand zur Straße, sodass Passanten ihn nicht bemerken würden. Ace jedoch behielt ihn im Blick. Es wurden immer weniger Menschen, die ihnen entgegen kamen, die meisten hatten an der letzten Kreuzung die Straße verlassen und eine andere Richtung eingeschlagen. Gerade lief ein kleiner Junge an ihm vorbei. Die blaue Hose war abgewetzt, das T-Shirt hatte Löcher und starrte vor Schmutz. Seine blonden Haare flatterten und seine blauen Augen blitzten. Doch der Schein trog. Hätte der Junge gelächelt oder gegrinst, hätte Ace ihn nicht weiter beachtet. Doch im Gesicht des Jungen stand die nackte Panik. Barfuß lief der Junge weiter, direkt auf Nojiko und Falkenauge zu. Er zwängte sich zwischen ihnen durch, rief eine undeutliche Entschuldigung und bog um die nächste Kurve. Nojiko und Falkenauge sahen ihm etwas ungläubig hinterher. Nojiko blieb nur einen Moment in dieser Starre, dann rannte sie los, sie ließ ihren Seesack einfach fallen und folgte dem Jungen. Ihre langen Beine überwanden beinahe spielend die Entfernung zu dem Blondschopf. Als sie ihn eingeholt hatte, verlangsamte sie ihr Tempo. „Wovor läufst du weg?“ fragte sie in einem Plauderton, der keinerlei Anstrengung verriet. Gehetzt warf der Junge ihr einen Blick zu. Seine Augen wurden schlagartig Teller groß und Nojiko konnte das leise Trommeln von Pfoten neben sich hören. Nur einen Augenblick später hörte sie eilige Schritte. Sie schaute über die Schulter und erkannte Mihawk, der ihr Gepäck trug und, zu ihrer Überraschung, Ace. „Wohin geht es so eilig?“ verlangte Mihawk zu wissen. Der blonde Junge versuchte unterdessen noch etwas schneller zu werden. „Ihr verschreckt den armen Jungen.“ warf Nojiko den drei männlichen Wesen vor, die zu ihnen aufgeschlossen hatten. Sie hatten schon eine ganz schöne Strecke hinter sich, als der Junge außer Atem kam. Schnaufend lief er weiter und wurde dabei langsamer. „Ich denke, es ist Zeit für eine Pause.“ stellte Nojiko fest und zwang den Blonden zum Anhalten. „Seishin, Wasser.“ der große Wolf folgte ohne zu zögern der Anweisung und zeigte Nojiko den schnellsten Weg zu einem Bach. Nojiko ergriff den Arm des etwa acht jährigen Jungen und zog ihn hinter sich her, Falkenauge und Ace folgten grinsend. Am Bach zwang Nojiko den Kleinsten in der Runde sich zu setzten und die Füße ins Wasser zu halten. „Trink etwas.“ befahl sie. Völlig erstaunt folgte der Junge ihrem Rat. Währenddessen marschierte sie zu Mihawk. „Meine Sachen.“ forderte sie und kramte kurz darauf in dem Sack herum. Sie beförderte ein altes T-Shirt und eine Salbe zu Tage und ging damit zurück zu dem Jungen. „Wie heißt du?“ fragte sie freundlich. „Amaru.“ mit großen, blauen Augen sah er sie an. „Gut, Amaru. Ich werde jetzt deine Füße und den Schnitt am rechten Arm mit der Salbe einreiben, in Ordnung?“ Stumm nickte er. Nojiko zog den Dolch an ihrem Oberschenkel aus dem Futteraal und zerschnitt das alte T-Shirt in Streifen. Dann begann sie vorsichtig die Salbe auf den Wunden Amarus zu verteilen und diese zu bandagieren. „Weshalb bist du weggerannt?“ Stumm sah er sie aus großen Augen an. Nojiko hob den Blick nicht von den Wunden, die sie gerade verband. Seishin, Mihawk und Ace beobachteten still Nojiko. Wenig später konnten Nojiko und Amaru hinter sich ein energisches Brummen hören. Als Nojiko sich umdrehte, hatte sich die Situation völlig geändert. Mihawk stand entspannt an einen Baum gelehnt, während Seishin und Ace sich gegenüberstanden. Seishin hatte die Ohren angelegt und drohte dem schwarzhaarigen Mann mit Knurren und seinen Reißzähnen. Er hatte sich in eine Position gebracht, aus der er jederzeit abspringen konnte. Ace dagegen stand breitbeinig auf dem Gras und schätzte jede Bewegung des Wolfs ab. Seine Hände hatten Feuer gefangen und langsam fraß sich das Feuer seine Unterarme entlang. „Könnt ihr euch nicht fünf Minuten benehmen?“ keifte Nojiko die Beiden an. „Ihr macht Amaru nur noch mehr Angst. Seishin, das ist nicht der richtige Augenblick.“ Keiner der Beiden achtete auf sie, doch ihre Stimme schien eine Art Startschuss gewesen zu sein. Denn sowohl Seishin als auch Ace sprangen nach vorne. Seishin schlug mit einer seiner mächtigen Pranken nach dem Mann, geschickt wich dieser aus und ging vollends in Flammen auf. Nur knapp tauchte er unter den Kiefern des Wolfs durch. Es war so knapp, dass sein Hut zwischen die Zähne kam und auch einige Haare durch die Zähne rutschten. Das laute aufeinander Klacken der Kiefer war grausig. Seishin schien völlig unbeeindruckt von Ace' Flammen. Erneut sprang er auf den jungen Mann zu. „Da bist du ja, du mieser Dieb!“ erklang eine schleimige Stimme von der Straße her. Nojiko wandte ihre Aufmerksamkeit von ihrem kämpfenden Freund zu dem dicken Mann, der mit einer dreckigen Schürze, schnaufend auf sie zu kam. Nein, nicht auf sie. Die tiefliegenden Schweinchenaugen hatten den Jungen fixiert, der sich hinter ihr versteckte. Nojiko zog zwei ihrer Dolche erneut und stellte sich sicherer hin. Ihre Augen verengten sich und ihr Mund wurde zu einer beeindruckend schmalen Linie. Ihre Muskeln spannten sich, während der Fettsack mit spärlichem Haarwuchs auf sie zu kam. Der Kampf zwischen Seishin und Ace ging unterdessen weiter. „Habt Ihr den Jungen derart zugerichtet?“ sie knirschte mit den Zähnen. „Und wenn schon, der Bastard hat mir zwei Brote geklaut.“ gab der Mann zurück. Wäre Nojiko ein Tier gewesen, hätte sie bestimmt de Zähne gefletscht und geknurrt, so blieb es bei einem wilden Blick. Der Verkäufer ging weiter auf sie zu. „Halt dich da raus, Weib! Das geht dich nichts an.“ Mihawk war tief beeindruckt, dass der Mann sowohl den ungewöhnlichen Kampf neben ihm, als auch Nojikos Kampfposition ignorierte. Vielleicht wurde dieser Tag interessanter, als er gedacht hatte. Einige Schritte vor Nojiko blieb der Mann stehen. Sein Blick musterte sie, offenbar kam er zu dem Schluss, dass ein Mädchen keine Gefahr darstellte und er seine Pause verlängern sollte. Anzüglich grinste er Nojiko an. Ein Schritt nach dem anderen kam er auf sie zu. Nojiko hatte den Eindruck, dass ihm jeden Moment der Speichel aus dem Mund laufen würde. Ein kalter Schauder lief ihr über den Rücken. Männer waren doch wirklich alle gleich. Hatte nicht Mihawk sie am Tag zuvor ähnlich angesehen? Der Dicke war noch gut zwei Armlängen von ihr entfernt, als der Kampfeslärm von Ace und Seishin abbrach. Offenbar hatten sie auch endlich bemerkt, dass sich etwas anderes ereignete. Mihawk sah interessiert von seinem Ruheplatz aus zu. Seishin wandte seinen Kopf seinem neuen Gegner zu und spannte sich an, Ace dagegen warf einen Blick zu Falkenauge und ließ dann seine Flammen ersterben, um ebenfalls interessiert zu beobachten. Noch bevor Seishin sich auf den Mann stürzten konnte, griff dieser nach Nojiko. Sie drehte sich elegant aus seiner Reichweite heraus und sprang dann dem verdutzten Mann leichtfüßig entgegen. Mit einem Dolch zielte sie auf seinen Intimbereich, während der andere an seine Kehle fuhr. Nur Millimeter vor den Zielpunkten hielt sie ihre Bewegung auf. Die Augen des Angreifers waren vor Schreck geweitet, seine Beine begangen leicht zu zittern. „Verzieh dich und wehe, du gehst noch einmal auf ein kleines Kind los.“ zischte Nojiko ihn gefährlich an. Der Dicke machte den Ansatz etwas zu sagen, doch Nojiko erhöhte den Druck des Dolches an seinen Genitalien etwas. Er keuchte auf und verließ rennend und stolpernd die Wiese. „Elender Feigling.“ murmelte Nojiko. „Wolltest du den armen Mann kastrieren?“ fragte Mihawk sie gleichmütig. „Und wenn schon, er hätte es verdient.“ entgegnete sie gereizt. Nojiko kam zu dem Schluss, dass Männer sie im allgemeinen zur Weißglut trieben, deshalb war sie seit Tagen wohl so gereizt. sagte sie sich innerlich auf, um sich wieder zu beruhigen. Sie schloss kurz die Augen und atmete tief durch. „Amaru ist alles in Ordnung?“ Nojiko drehte sich zu dem Jungen hinter ihr um. Der schüttelte etwas entgeistert den Kopf und sah an ihr vorbei. Als sie nachsah, weshalb Amaru so verängstigt aussah, erblickte sie Seishin, der in diesem Moment wieder nach Ace schnappte. Resigniert zuckte Nojiko mit den Schultern. Entschlossen ging sie auf die Beiden zu. Sie beobachtete kurz die Bewegungen der Kämpfenden und schritt dann schnell zwischen die Beiden. Jeder von ihnen stoppte abrupt und das keine Sekunde zu früh, denn Nojiko hatte ihre Dolche nicht in die Futteraale zurück geführt. Ein Dolch zeigte nun zwischen Ace' Augen, der andere auf Seishins Brust. Der zweite Dolch war schon ein Stück im Brustfell des Kaiserwolfs verschwunden. „Ihr macht dem Jungen Angst, tragt das später aus.“ befahl sie eisig. Mit einem tiefen Knurren machte Seishin seinem Ärger über die Unterbrechung Luft. Ace dagegen schien völlig ruhig, er betrachtete den Dolch, der auf ihn zielte und legte den Kopf etwas schief. „Hey Junge, dir tut keiner etwas, mach dir keine Sorgen.“ rief er grinsend. „Können wir jetzt weiter machen?“ Am liebsten hätte Nojiko ihm die Zähne ausgeschlagen, sodass sein Grinsen ihm vergehen würde. Zischend zog sie Luft ein. „Macht doch was ihr wollt. Hirnamputierte Affen.“ Sie drehte auf dem Absatz und marschierte auf Amaru zu, „Komm wir lassen die Vollidioten alleine.“ Sie nahm ihn an die Hand und ging mit langen Schritten auf die Straße zu. Ace hatte verblüfft zugesehen wie Nojiko den fetten Verkäufer beinahe die Kronjuwelen abschnitt und sich dann gelassen zu dem Kind umdrehte. Aus den Augenwinkeln nahm er die Bewegung des weißen Wolfs wahr. Er ließ sich zu Boden fallen und rollte nach rechts. Gerade noch rechtzeitig, denn die Kiefer klappten nur einen Meter über ihm gefährlich zu. Seinen Hut hatte er vorhin schon verloren, sodass sein Haar nun frei umher wehte. Einige Strähnen fielen ihm in die Augen und er wischte sie gedankenlos nach hinten. Der Wolf kam schon wieder auf ihn zu. Ace verstand nun, weshalb Whitebeard ihn gewarnt hatte. Der Wolf war schnell und kämpfte verbissen. Seine Pranken waren genauso tödlich wie sein Maul und sein pures Gewicht konnte ihn schon fast zerquetschen. Im Prinzip konnte Ace nur ausweichen, denn sollte ihn auch nur ein einziger Angriff des Tieres erwischen, wäre er am Ende, das verstand er sehr schnell. Fieberhaft überlegte er, wie er an den Wolf heran kommen sollte. Sein Gegner war schnell, wendig und hoch motiviert, außerdem schien ihm sein Feuer nichts auszumachen. Weshalb kämpfte der Wolf überhaupt gegen ihn? Hatte er auf dem Schiff solch einen schlechten Eindruck hinterlassen? Und warum griff Falkenauge nicht ein, das war ihm der Mistkerl eigentlich schuldig. Wo er gerade an den dachte, weshalb hatte der Wolf nichts gegen den anderen Mann? Er konzentrierte sich wieder auf den Kampf, als er Nojiko bemerkte, die genau vor ihm stand. Er stoppte abrupt ab und blickte genau auf die Spitze ihres Dolches. Wieder einmal schrie sie ihn an. Konnte diese Frau auch ganz normal sprechen? „Hey Junge, dir tut keiner etwas, mach dir keine Sorgen.“ rief er grinsend. „Können wir jetzt weiter machen?“ wandte er sich wieder an sie. Nojiko drehte sich um und packte den Jungen, dann ging sie. Erstaunt sahen Ace, Seishin und Mihawk ihr hinterher. Seishin knurrte ihn noch einmal an und sprang dann der jungen Frau hinterher. Falkenauge sah Ace gespannt an. „Und warum hast du mir nicht gesagt, dass du genau wusstest, wen ich meinte?“ blaffte Ace den Älteren an. Der zuckte mit den Schultern, „Darf man denn keinen Spaß mehr haben?“ Falkenauge schlenderte zu Nojikos Sachen und warf sich den Sack über die Schulter und ging ebenfalls in Richtung Straße. „Kommst du oder willst du da Wurzeln schlagen?“ Kapitel 10: Was nun? -------------------- Ace schüttelte den Kopf, vor ihm gingen Falkenauge und der weiße Wolf und davor lief Nojiko zusammen mit dem Jungen, den sie aufgegabelt hatte. Kurzzeitig hatte er sich gefreut, als seine Kameraden ihm erzählt hatten, dass eine Frau an Board war. Das war mal eine Abwechslung. Doch wie gesagt, die Freude war kurzzeitig, hübsch anzuschauen war sie ja, aber sobald sie den Mund aufmachte verflüchtigte sich dieser Eindruck schnell. Als sie ihn dann auch noch gebissen hatte, war das Fass übergelaufen. Er ließ sich selten aus der Ruhe bringen, doch seit er dieses Miststück getroffen hatte, fuhr er ständig aus seiner Haut. Normalerweise machten die Launen von Frauen ihm nichts aus, doch diese trieb ihn jedes Mal zu Weißglut, wenn sie den Mund öffnete. Amüsiert schaute Falkenauge über seine Schulter. Ace beobachtete mit düsterem Blick Nojiko. Leicht stieß er den Wolf mit dem weißen Pelz an und deutete mit dem Kopf nach Hinten. Seishin wandte seinen großen Kopf um und knurrte leise, als er Ace' Blick und den Ziel seines Blickes erkannte. Durch das Knurren aufgeschreckt sah Ace den Wolf an, neben Seishin lachte Mihawk. „Arsch.“ dachte Ace sich. Irgendwie missfiel es ihm, dass Falkenauge offenbar keinerlei Probleme mit dem Kaiserwolf hatte. Wie hatte er das geschafft? Ace seufzte und beschleunigte seine Schritte. Er schloss zügig zu Falkenauge und dem Wolf auf. Ein unterschwelliges Knurren erklang. „Hey, Falkenauge. Was machst du eigentlich hier in der Gegend? Du bist doch bestimmt nicht zufällig da, oder?“ Mihawk verlagerte das Gewicht von Nojikos Gepäck auf die andere Schulter. „Die Weltregierung schickt uns aus, wir sollen Informationen über die üblichen Verdächtigen sammeln. Du gehörst auch dazu, falls es dich interessiert. Es geht um neue Kopfgelder und so.“ Verstehend nickte Ace. Sein Blick wanderte wieder zu der Frau vor ihm. „Was ist mit ihr?“ fragte er und ignorierte Seishins lauter werdendes Knurren. „Die Weltregierung hat sie nicht auf dem Plan. Großer Fehler, wenn du mich fragst, aber ein großer Vorteil für sie.“ „Wirst du sie melden?“ Falkenauge sah ihn nachdenklich an. „Ich denke, ich könnte etwas Unterhaltung vertragen. Wenn die Marine hinter ihr her wäre, wäre das weitaus interessanter. Andererseits würde unser lieber Kuschelwolf hier mich sicherlich jagen, sollte ich sie melden.“ Er grinste Seishin an. „Warum sind Whitebeard, Shanks und du so vorsichtig mit dem Wolf?“ Er sah den weißen Wolf an. „Ich meine, er kämpft gut, aber kann er euch und mir so gefährlich werden?“ „Ace, bis jetzt hat Seishin nur mit dir gespielt. Er hat weder ernsthaft nach dir geschnappt noch seine Fähigkeit eingesetzt. Im übrigen, Seishin, was ist deine Fähigkeit?“ Seishin starrte stur geradeaus und ignorierte die Frage. Ace war nachdenklich geworden. Was konnte der Wolf wirklich? Mihawk amüsierte sich köstlich. Der Kaiserwolf und Ace würden seine Langeweile bestimmt etwas in Schach halten und das Mädchen... Nun ja, man würde sehen. Nojiko wanderte still neben dem Jungen her. Er hatte keine ihrer Fragen beantwortet. „Wo wohnst du denn? Solltest du nicht nach Hause gehen? Ich bringe dich hin, wenn du möchtest.“ Der Kleine schüttelte nur den Kopf. Resigniert schnaubte Nojiko. „Willst du, dass ich dich alleine lasse?“ Überrascht sah er auf und nickte dann. Abrupt hielt sie an und biss sich auf die Unterlippe. „In Ordnung.“ Sie warf ihm ein paar Münzen zu und ging dann schnellen Schrittes weiter. Verwundert sah Amaru ihr hinterher. Mihawk, Seishin und Ace gingen langsam an ihm vorbei. „Hast du sie verärgert?“ fragte Falkenauge den Jungen beiläufig. Erneut schüttelte Amaru den Kopf und ging dann in die andere Richtung davon. Ace und Mihawk sahen ihm hinterher, Seishin kümmerte der Welpe nicht, er trottete Nojiko nach. Ohne dass sie es bemerkt hätte, näherte sie sich wieder der MobbyDick. Sie ging um die nächste Ecke und sah das große Schiff vor sich. Nojiko zischte durch die Zähne und eine aufkommende Windböe zerzauste ihre Haare. Jetzt war sie wirklich genervt. Sie wich vom Weg ab und setzte sich ins Gras. Es war zum Haare raufen, nichts lief, wie sie wollte. Sie musste dringend von dieser vermaledeiten Insel. Sie hätte auf Genzo hören und zu Hause auf der Farm bleiben sollen. Neben ihr tauchte Seishin gefolgt von Mihawk und Ace auf. „Pause?“ fragte Mihawk grinsend und hielt ihr ihre Sachen hin. Gereizt sah sie nach oben. „Ich sage jetzt nicht, was mir auf der Zunge liegt, in Anbetracht dessen, wie du letztes Mal reagiert hast.“ Ein breites Grinsen legte sich auf sein Gesicht, während Ace sie mit hochgezogenen Augenbrauen beobachtete. Seishin hatte sich hinter ihr niedergelassen. „Darf man erfahren, wie er auf was reagiert hat?“ Ein Schmunzeln umspielte Ace' Lippen. „Er hat keinen Anstand.“ antwortete Seishin gelassen. Ein vernichtender Blick traf die drei männlichen Begleiter. „Wie kommt es eigentlich, dass ich jetzt noch zwei Kerle habe, die mir hinterher laufen?“ wollte sie eisig wissen. Kapitel 11: Sebstbeherrschung ----------------------------- Zum ersten Mal sah Ace Nojiko genauer an. Auf den Schiff war es dunkel gewesen und sonst hatte er meist nur ihre, zugegebenermaßen beeindruckende, Rückseite gesehen. Jetzt fiel ihm auf, dass sie nicht nur lange, violette Haare hatte, sondern auch strahlend blaue Augen und, was ihn verwunderte, Tattoos. Interessiert verfolgte er die Linien der sich unter ihrer Haut befindenden Farbe. „Willst du ein Foto?“ Nojiko sah ihn finster an. Ace hob seinen Blick, „Nicht nötig, ich habe ein gutes Gedächtnis.“ Ein leichtes Lächeln schob sich auf sein Gesicht. „Wird er nicht beschimpft?“ fragte Mihawk daraufhin. Nojiko drehte nur den Kopf in seine Richtung. „Er hat wenigstens einen winzigen Funken Anstand.“ wies sie ihn zurecht und Seishin grummelte. „Das sehe ich anders. Man klaut keine Rudelmitglieder, das gehört sich nicht.“ Verwirrt sah Ace ihn an. „Wer klaut wen?“ „Ich lasse mir mein Rudel nicht abspenstig machen, nicht von einem jungen Alpha, der nicht einmal eigenständig handelt.“ Seishin knurrte. Nojiko hatte mit halbem Ohr zugehört und zischte. „Das ist immer noch meine Entscheidung, Seishin.“ Mihawk amüsierte sich prächtig im Hintergrund. Nojiko hatte sich selten mit Seishin gestritten, doch das war die Höhe. Er hatte nicht über sie zu bestimmen. Sie schloss genervt die Augen und ließ sich nach hinten ins Gras fallen. Das war definitiv nicht ihre Woche. Ace dagegen grübelte noch immer über Nojikos und Seishins Bemerkungen nach. Als sie nach hinten fiel, hätte er beinahe die Hand nach ihr ausgestreckt, um sie aufzufangen. Innerlich über sich selber fluchend, ballte er die Faust. Um seine Gedanken zu ordnen nahm Ace sich etwas Zeit und spielte mit dem Feuer. Er ließ seinen rechten Zeigefinger immer wieder mit einem Schnippen in Feuer aufgehen und wieder erlöschen. Entnervt streckte Nojiko ihre Arme über ihrem Kopf aus, ihre Fingerspitzen berührten ganz leicht Ace' Finger, welcher gerade wieder in Flammen aufging. Mit einem spitzen Aufschrei zog Nojiko ihre Hand zurück. Ace saß kurz danach neben ihr, Seishin knurrte über ihm drohend und Mihawk hatte nur eine Augenbraue hochgezogen. „Vollidiot! Kannst du nicht woanders deinen Blödsinn machen?“ fauchte Nojiko Ace an. „Entschuldigt Euer Hoheit, ich wusste ja nicht, dass Sie Zuckungen haben.“ giftete er zurück. Über ihm begann Seishin zu flimmern, sein Fell wurde immer undeutlicher. Nojikos Augen weiteten sich. Sie wusste zwar um Seisin Fähigkeiten, hatte sie aber noch nicht gesehen, dass er jetzt so kurz davor stand seine Beherrschung zu verlieren, war auch für sie gefährlich. Ace schien die Veränderung nicht wahrzunehmen, doch Mihawk schob sich langsam näher an den Kaiserwolf heran. Ace missverstand Nojikos Reaktion. „So schlimm war es doch jetzt auch nicht.“ verteidigte er sich. „A-Ace.“ Nojiko hob langsam ihre Hand und zeigte hinter ihn. Während Ace sich noch drehte, verblassten Seishins Umrisse immer weiter. Es schien, als würde er sich in kleine Funken hüllen. Falkenauge ließ den jungen Alphawolf nicht aus den Augen. Als er noch etwa drei Schritt entfernt von den jungen Menschen und der momentanen Gefahr für sie war, zog er vorsichtig das lange Schwert von seinem Rücken und machte sich durch ein Brummen bemerkbar. Seishins riesiger Kopf drehte sich. Die Lefzen zuckten nach oben. „Seishin beruhige dich. Deinem Rudel geht es gut, nicht wahr, Nojiko?“ „Ja, mir geht es gut, Seishin!“ „Keiner hatte vor euch zu schaden, es war ein Versehen.“ Seishins Knurren wurde etwas leiser. „Seishin, was würde dein Vater sagen, wenn du wegen einer solchen Kleinigkeit die Beherrschung verlierst? Es geht ihr gut. Ich will nicht mit dir kämpfen, aber wenn du jetzt angreifst, werde ich es tun.“ Etwas leiser richtete Falkenauge sich an Nojiko. „Steh vorsichtig auf und geh hinter ihn, entferne dich soweit wie möglich von mir und Ace.“ Nojiko nickte und erhob sich vorsichtig. „Warum soll sie gehen, ist sie nicht unsere Versicherung?“ „Nein, Ace. Sie ist unser Todesurteil. Wir sind eine Bedrohung für sein Rudel, solange sie bei dir sitzt, sieht er dich im Besonderen als Bedrohung und jetzt halt die Klappe.“ zischte Mihawk. Seishins Gestalt löste sich weiter auf. Ace richtete sich auf und Mihawk umrundete den jungen Wolf vorsichtig. „Seishin, sieh, dein Rudel ist in Sicherheit. Dreh dich um, überzeuge dich selbst.“ Falkenauge stellte sich zwischen Seishin und Ace und drängte den jungen Mann rückwärts. Der Abstand vergrößerte sich unmerklich, doch der weiße Kaiserwolf nahm es wahr. Doch erkannte er darin keinen Rückzug, sondern eine Vorbereitung zu einem Angriff, sein Knurren wurde erneut lauter und die beiden Männer erstarrten. Seishin machte sich zum Sprung bereit. Der Funkenflug um ihn herum wurde stärker, seine Umrisse lösten sich weiter auf, seine silbernen Augen begannen zu leuchten. Falkenauge hob sein Schwert etwas an. „Ace mach dich bereit, sollte Seishin uns wirklich angreifen, wird es sehr unschön.“ Der kaum noch sichtbare Wolf machte einen Schritt auf die beiden Männer zu. Seine Kiefer klackten laut aufeinander. Von weiter weg erklang Nojikos Stimme. „Seishin! Hilfe!“ Ruckartig drehte der Wolf sich. Mihawk und Ace starrten in den Wald, wo Nojikos Stimme hergekommen war. Der große Wolf löste sich komplett auf und Ace und Falkenauge sahen auf den Ort, an dem er nur eine Sekunde zuvor noch gewesen war. „Interessante Fähigkeit.“ stellte Falkenauge fest. Nojiko war immer tiefer in den Wald gelaufen, als sie sicher war, dass Seishin sie gerade noch hören konnte, rief sie nach seiner Hilfe. Es dauerte nicht einmal fünf Sekunden und der Wolf stand flimmernd vor ihr. Erschrocken fiel sie nach hinten. „Erschrecke mich doch nicht so.“ murrte sie und klopfte sich die Hose ab, dann vergrub sie ihre Hände in seinem Fell. Langsam wurden Seishins Umrisse wieder schärfer. „Seishin, alles in Ordnung?“ ihre Stimme war unsicher. Ein tiefes Brummen erklang und sein Kopf klemmte sie fest zwischen seinem Unterkiefer und seiner Brust ein. „Seit wann bist du so dünnhäutig?“ „Mihawk und dieser junge Alpha machen mich etwas reizbar.“ sein tiefer Bariton ließ ihren Brustkorb vibrieren. „Reizbar.“ wiederholte sie mit einem Lächeln. Seine Augen glühten noch etwas, doch ansonsten sah Seishin wieder normal aus. „Lass uns zurück gehen. Ich möchte Salbe auf meine Fingerspitzen auftragen.“ Ein erneutes Brummen, dann wurde der Druck auf Nojikos Körper geringer. Langsam gingen sie durch den Wald. „Was denkst du, ist mit ihr passiert?“ fragte Ace den älteren Mann neben ihm. „Nichts.“ Ace sah ihn erstaunt an. „Sie ist schlau, sie hat ihn abgelenkt und uns damit gerettet. Ihr war bestimmt klar, dass er auf eine unmittelbare Gefahr reagieren und uns dafür in Ruhe lassen würde.“ Ace' Augen verengten sich. Kapitel 12: Eine unruhige Fahrt ------------------------------- Nojiko lief langsam hinter Seishin her. Unsicher peitschte seine Rute durch die Luft hinter ihnen. „Ich will nicht, dass die Beiden bei uns bleiben.“ hörte sie den tiefen Bariton. „Ich auch nicht. Also, wie werden wir sie wieder los?“ Ein tiefes Brummen erklang. „Ich kann Mihawk nicht wegschicken, diesen jungen Alpha dagegen schon.“ Erstaunt sah sie ihn an, doch sie bekam keinerlei Erklärung. „Seishin, kann ich dich etwas Fragen?“ Der große Kopf wandte sich ihr zu. „Warum bist du nicht bei deinen Artgenossen?“ Die silbernen Augen verengten sich. „Meine Sache.“ Es war seine Standard Antwort, wenn sie es wagte nach seiner Vergangenheit oder seinen Beweggründen zu fragen. Sie seufzte schwer. Einen kurzen Augenblick später traten die Beiden wieder aus dem Wald auf die freie Fläche. Die beiden Männer hatten es sich im Gras bequem gemacht und unterhielten sich. Nojiko lächelte Seishin an. „Wart mal ab.“ Fröhlich zwinkerte sie ihm zu und ging energisch auf die beiden Schwarzhaarigen zu. „Hey ihr Beiden, nur dass ihr es wisst, Seishin und ich reisen ab und wir legen keinerlei Wert auf eure Begleitung.“ Sie drehte sich bestimmt um und lief zu dem Wolf zurück, der sie gespannt beobachtete. Im Vorbeigehen griff sie nach ihrem Seesack. Gut gelaunt sprang sie auf den Rücken des Kaiserwolfs und ließ sich von ihm wegtragen. Ace und Falkenauge sahen sich überrumpelt an. „Da wir gerade so freundlich entlassen wurden, mache ich mich auf den Weg zu Vater. Man sieht sich.“ Ace grinste Falkenauge an, sprang auf und machte sich auf den Weg zur MobbyDick. Wenig später kletterte er über die Reling des gewaltigen Schiffs. Einige Männer grüßten ihn freundlich, als sie ihn erkannten. Zielstrebig wandte er sich zu dem riesigen Stuhl zu, auf dem Edward Newgate, genannt Whitebeard, saß. „Guten Tag mein Sohn, wie ist es dir ergangen?“ Ace' Augenbraue wanderte nach oben. „Ganz gut, warum?“ „Nur so ein Verdacht.“ schmunzelte der Hüne. „Ich habe ein paar Neuigkeiten über das Mädchen, allerdings nicht allzu viel, sie scheint nicht übermäßig kommunikativ zu sein.“ Whitebeard musterte den schwarzhaarigen Mann. „Vielleicht hätte ich jemand anderes schicken sollen, denn ich glaube eher, dass du der Unkommunikative bist.“ Thatch, der gerade an Deck gekommen war, grinste verräterisch. „Wie auch immer,“ überging Ace den Kommentar seines Käpt'ns. „sie kommt aus dem EastBlue, das habe ich an ihrer Aussprache gemerkt. Das sie Nojiko heißt, wusstest du ja schon. Sie ist irgendwo Mitte zwanzig und offenbar war sie früh auf sich selbst gestellt. Sie kann mit ihren Dolchen umgehen und hat ein ziemlich aufbrausendes Gemüt. Zu dem Wolf kann ich ein bisschen mehr sagen. Abgesehen von dem, was du natürlich schon wusstest, scheint seine Fähigkeit darin zu bestehen sich aufzulösen. Was genau passiert oder wie er das einsetzten kann, weiß ich nicht. Aber er scheint Falkenauge gut zu kennen, vielleicht solltest du den also nach dem Wolf fragen.“ Whitebeard hatte interessiert zugehört. „Hmm... Das ist nicht wirklich viel, obwohl es durchaus beeindruckend ist, dass du die Fähigkeit des Wolfs kennst und davon berichten kannst. Wo sind sie jetzt?“ „Was weiß ich, sie ist zusammen mit dem weißen Fellknäuel abgereist, denke ich.“ Das Gesicht des Käpt'ns verfinsterte sich. „Du solltest Informationen sammeln und sie nicht verscheuchen.“ grummelte er. Ace sah Whitebeard an. „Wir können froh sein, dass diese Zicke abhaut.“ nuschelte er. „Wie bitte?“ „Nichts, nichts.“ Thatch hatte jedoch genau verstanden. „Ace sagte, wir können froh sein, dass diese Zicke abhaut.“ wiederholte er und erntete einen vernichtenden Blick von seinem Freund. „Ace, du musst noch eine Menge lernen.“ erwiderte Whitebeard und schmunzelte erneut, auch Thatch grinste. „Mag sein.“ gab Ace zu und fühlte sich immer unwohler in seiner Haut. „Nun gut, da wir hier nichts mehr zu erledigen haben fahren wir zur nächsten Insel weiter.“ Der Käpt'n der MobbyDick erhob seine Stimme. „Fertig machen zum Ablegen!“ Auf dieses Kommando hin setzte rege Betriebsamkeit auf dem Schiff ein. Thatch winkte Ace zu sich und dieser folgte seinem Kumpel unter Deck. „Und was gibt es hier Neues?“ fragte er den älteren. „Ich habe mich umgehört, den Ursprung des Gerüchts konnte ich allerdings nicht ausmachen, aber ich habe es zumindest unterbunden. Wir müssen weiterhin aufpassen.“ Er legte einen Arm um Ace' Schultern. „Jetzt ruhe dich erst einmal aus. Ich wecke dich, wenn wir dich brauchen.“ Entspannt schlenderte Ace die Gänge im Innern entlang zu dem Zimmer in dem er schlief und arbeitete. „Ach Ace?“ rief Thatch ihm hinterher. Der drehte den Kopf. „Was ist mit deinem Hut passiert?“ Thatch grinste und ging um die nächste Ecke. Ace warf seine Sachen vor den Tisch. Sein Zimmer war nicht besonders groß. Auf dem Boden lag ein schlichter, roter Teppich und das Bullauge ließ nur wenig Licht hineinfallen. Der Schrank, der Tisch und der Stuhl waren einfache Holzmöbel. Das Bett jedoch war sein Lieblingsort. Es war riesig und es hing einer Hängematte gleich zwischen zwei Wänden wenig oberhalb des Bodens. Der Rahmen war mit schwarzem Leder bezogen und die Bettwäsche war aus feinster Baumwolle. Die Tagesdecke war aus schwerer Seide und zeigte am Kopfende die zwei Smilyes, die auch seinen Hut zierten, und am Fußende das Zeichen der Whitebeard Piraten. Nun ließ er sich einfach auf das Bett fallen und genoss das leichte Schwanken, das dadurch entstand. Instinktiv griff er nach seinem Hut und musste erneut feststellen, dass er den dringend ersetzen musste. Er zog sich die Reste seines Huts ins Gesicht und schloss die Augen. Nojiko dagegen schmiegte sich an das weiche Fell ihres Begleiters. Sicher trug er sie zu der kleinen Nussschale mit der die Beiden über das Meer reisten. Während sie das Boot zur Abreise fertig machte, rollte der Wolf sich im vorderen Teil zusammen. Nojiko löste die Taue und steuerte das kleine Gefährt auf die offene See hinaus. Der Logport wies ihr die Richtung und sie verlor sich etwas in ihren Gedanken. Was wusste sie schon über Seishin? Eigentlich wusste sie nur, dass er auf einmal aufgetaucht war und sie beschützte. Seine Fähigkeit, die sie heute zum ersten Mal gesehen hatte, war weit mehr, als einfache Teleportation, das hatte er ihr erzählt. Er konnte sich komplett auflösen und überall wieder auftauchen, doch er konnte auch seine Gegner auflösen und im Nichts verschwinden lassen. Sie verstand nicht, inwiefern das eine Fähigkeit war, die Angst einflößen konnte, aber dieses Flimmern und die Funken von heute Nachmittag fand sie doch sehr beeindruckend. Sie hatte so viele Fragen an den weißen Wolf, doch beantwortet hatte er nur die wenigsten, sie hing ihren Gedanken noch nach, als sich längst die Dunkelheit über sie gelegt hatte. Nojiko döste am Steuer. Seishin schnarchte. Der Wind und die Strömungen ließen das Boot in die Richtung der nächsten Insel fliegen. Mitten in der Nacht wurde es stürmischer, kaltes Seewasser schwapte in das Boot. Nojiko erwachte und hörte das Heulen des Windes. „Seishin, aufwachen!“ rief sie ihrem pelzigen Begleiter zu. Sein Fell hatte ihn vor der Feuchtigkeit geschützt. Nojiko holte das Segel ein. „Scheiße, wir segeln genau in den Sturm.“ fluchte Nojiko. „Seishin, passe gut auf dich auf.“ Sie setzte sich wieder ans Steuer und versuchte den Kurs zu bestimmen, doch die Strömungen waren so stark, dass sie nur gegen halten konnte. Wieso hatte sie nicht bemerkt, dass sich das Gewässer plötzlich verändert hatte? Mit ihrem ganzen Gewicht warf sie sich gegen das Ruder, das immer wieder versuchte auszubrechen. Ihre Kräfte ließen schnell nach, Seishin versuchte mit seinem Maul die Ruderstange zu erwischen, doch zerbrach er dabei nur das Steuer. Nojiko war völlig erschöpft, der Sturm wütete und die Wellen wurden immer höher. Das kleine Boot erklomm die nächste große Welle, überquerte den Kamm und stürzte in die Tiefe. Nojiko und Seishin wurden von einer Seite auf die andere geworfen. Müde und mit schmerzenden Gliedern richtete Nojiko sich auf. „Scheiße! Aufhören!“ schrie sie in die Nacht. Augenblicklich wurde es still um sie, der Sturm war verschwunden, die Wellen flauten ab. Nojiko starrte in den Himmel. Die Sterne strahlten über ihr und spiegelten sich im Wasser, das sich beruhigt hatte wieder. Der Mond leuchtete Hell und ließ Seishins Fell schimmern. Der junge Wolf hatte den Kopf schief gelegt und schaute Nojiko nachdenklich an. „Wie ist unser Kurs?“ fragte er beinahe beiläufig. Nojikos Blick huschte von den Sternen zum Logport. „Sieht - Erstaunlicherweise – gut aus.“ Sie setzte sich an das Steuer, welches nun nur noch halb so lang war. „Seishin, was war das gerade?“ Der Wolf öffnete sein Maul und ließ die Zunge zur Seite heraushängen. Sie interpretierte das als ein wölfisches Lachen. Missbilligend sah sie ihn an. „Probiere es doch aus, rufe den Sturm.“ schlug er ihr vor. „Den Sturm rufen? Wie soll das denn gehen?“ Wartend schaute Seishin sie aus seinen silbernen Augen an. „Das ist doch lächerlich.“ murrte sie. „Also gut.“ Sie stellte sich wieder hin. „Zu mir!“ Nichts regte sich. „Sturm komm auf!“ Noch immer bewegte sich die Luft keinen Millimeter. „Verdammte Scheiße! Warum stehe ich hier, das funktioniert doch sowieso nicht! Als ob der Wind auf mich hören würde, wenn ich Sturm rufe!“ Sie verfluchte sich selbst, dass sie es überhaupt probiert hatte. Plötzlich tobte um sie herum wieder der Sturm. Hysterisch lachte Nojiko. Na Klasse. „Aufhören!“ Der Sturm verebbte zu einem Windhauch. Eine steile Falte bildete sich zwischen ihren Augen. „Das ist ein Witz, oder? Seishin, lass den Blödsinn!“ Überrascht sah der junge Alpha sie an. „Ich habe nichts damit zu tun. Aber da du offenbar diese Fähigkeit hast, kann ich mich wohl wieder meinem Schlaf widmen, du hast dann ja alles unter Kontrolle, oder?“ Er rollte sich am Bug zusammen und legte eine Pfote über seine Schnauze. Kapitel 13: Schiffsbrüchig -------------------------- Nojiko saß nachdenklich am Heck des Boots. Die aufgehende Sonne tauchte das Wasser um sie herum und Seishin in rötliches Licht. Genervt schüttelte sie den Kopf, die ganze Nacht hatte sie über ihre angebliche Fähigkeit nachgedacht, doch schlauer war sie dadurch auch nicht geworden. Seishins Atmung änderte sich kaum merklich und kurz darauf konnte sie beobachten, wie der weiße Wolf seine Glieder streckte, immer darauf bedacht, das Boot nicht aus dem Gleichgewicht zu bringen. „Morgen.“ Nojikos Stimme war rau und leise. Der Wolf blickte sie aufmerksam an, kam zu dem Schluss, dass es an der Müdigkeit liegen musste und brummte freundlich zur Antwort. Vorsichtig erhob Nojiko sich und wühlte in ihrem Gepäck nach etwas Essbarem. „Seishin möchtest du etwas Trockenfleisch?“ Wenig begeistert sah er sie an und schüttelte den Kopf, dabei hatte er die Nase etwas kraus gezogen und entblöste seine obere Reihe Fangzähne, als würde ihn allein der Gedanke an Trockenfleisch anekeln. „Dann eben nicht.“ Nojiko nahm sich ein Stückchen von dem Brot und riss zusätzlich etwas vom Trockenfleisch ab. Seishin sah ihr beim Essen zu, machte aber keinerlei Anstalten selbst etwas zu fressen. „Wenn dir mein Essen nicht schmeckt, fange dir doch einen Fisch.“ grinste die junge Frau. „Weißt du was? Das mache ich.“ spottete er und sprang von Bord. Überrascht sah Nojiko ihrem Begleiter hinterher. „Das meinte ich doch nicht ernst.“ murmelte sie. Gespannt beobachtete sie die Wasseroberfläche. Es kam ihr wie eine Ewigkeit vor, bis ihr pelziger Freund die Oberfläche durchstieß. Mit einem riesigen Fisch im Maul paddelte er auf das kleine Boot zu. Nojikos Blick begleitete ihn und so entging es ihrer Aufmerksamkeit, dass sich von der anderen Seite langsam ein Schiff näherte. Seishin war nur noch ein paar Meter entfernt, als das Boot gefährlich schwankte. Nojiko hielt sich an den Seiten fest und bemerkte erst jetzt das große Schiff, das ihr Boot in wenigen Sekunden zu Kleinholz verarbeiten würde. Ohne weiter nachzudenken, sprang sie mit ihrem Seesack vom Boot und das keine Sekunde zu früh, hinter ihr konnte sie ein Knirschen hören und dann brach das Holz des kleinen Bootes und gab krachend der Gewalt des Schiffes nach. „Seishin!“ schrie sie, als sie wieder Luft bekam und schaute sich panisch um. Von ihrem weißen Begleiter war keine Spur zu sehen. Nojiko hatte Mühe sich über Wasser zu halten. Ihr Gepäck und ihre Kleidung hatte sich mit Wasser vollgesogen und zogen sie gnadenlos nach unten. Verzweifelt schwamm Nojiko zu den Überresten ihres Boots und klammerte sich an dem treibenden Holz fest. „Seishin!“ wiederholte sie und schwang ein Bein über das Holzstück, um sich darauf zusetzten. Da sie nun beide Hände frei hatte, legte sie sie an ihren Mund und stieß ein Heulen aus. Angestrengt lauschte sie. Es dauerte etwas, doch dann hörte sie leise eine Antwort. Ein jammerndes Heulen zerriss die Stille um Nojiko herum. Erleichtert atmete sie ein und gab ein anderes Signal von sich. Wieder musste sie etwas warten, dann erklang ein langer Laut, der seine Tonlage mehrmals änderte. Er schnippte einmal mit dem Finger und eine Stichflamme erhellte den Raum. Er musterte noch einmal die Frau mit den langen, violetten Haaren und kam zu dem Schluss, dass es vermutlich unerträglich werden würde, wenn sie am nächsten Tag erwachte. Um etwaigen Problemen vorzubeugen, klappte er die Decken wieder über sie und verließ kurz das Zimmer. Ace lief entspannt die Gänge entlang und blieb vor einer großen Holztür stehen. Er klopfte drei Mal an und wartete dann. Die ruhige Stimme Whitebeards antwortete. „Die Tür ist offen.“ Ace öffnete die Tür und trat ein. „Hey, Paps.“ „Warum bist du zu so später Stunde noch auf, mein Sohn.“ Ace verzog das Gesicht. „Das schiffbrüchige Mädchen ist krank. Erst hatte sie Fieber, jetzt zittert sie. Ich habe ihre Temperatur runter gekühlt und jetzt muss ich sie irgendwie wieder erhöhen, ich habe sie bereits in zwei Decken gehüllt.“ „Weshalb kümmerst du dich um sie?“ Ace sah den Hünen an. „Das...“ er betonte das Wort. „habe ich mich auch gefragt. Die Krankenschwestern unten meinten, ich würde das hinbekommen, aber ich wüsste gerne auf welcher Grundlage sie das festgestellt haben.“ säuerlich stapfte er durch das Zimmer. „Aber das erklärt noch immer nicht deinen Anwesenheit hier um diese Uhrzeit.“ „Richtig. Und zwar, da die zwei Decken nicht helfen, wollte ich deine Erlaubnis, mich der Frau zu nähern, ohne dass ich gleich kastriert werde.“ Whitebeard zog eine Augenbraue hoch. „Nun meine Erlaubnis hast du, solange du anständig bleibst. Was die Kastration angeht, dass solltest du vielleicht das Mädchen selbst fragen.“ grinste er. Ace verzog das Gesicht. „Wirklich aufbauend.“ grummelte er. „Wenn das alles ist?“ „Ja. Gute Nacht, Vater.“ Whitebeard grinste noch, als Ace gegangen war. Ace war nicht für seine Zurückhaltung bekannt. Ace dagegen wanderte zurück zu seinem eigenen Zimmer, in dem noch immer Nojiko lag. „Na dann los.“ sprach Ace zu sich selbst und zog sich seine Stiefel und seine Hose aus. Dann schlüpfte er selbst unter die Decken. Es dauerte nicht lange und er war ebenfalls eingeschlafen. Am nächsten Morgen wurde Ace durch Gekicher geweckt. Er schlug die Augen auf und sah Thatch ins Gesicht. Mies gelaunt fauchte Ace ihn an. „Was willst du und was gibt es zu kichern?“ Thatch schaute ihn nur vielsagend an. Ace folgte seinem Blick. Erstaunt stellte er fest, dass er eine Frau in seinen Armen hielt. Ein genauerer Blick sagte ihm, dass es sich um die nervende Kleine handelte, die er für Whitebeard verfolgt hatte und erst da fiel ihm ein, weshalb sie in seinem Bett war. „Thatch, halt einfach die Klappe.“ Ace schälte sich aus den Decken. „Seishin...“ murmelte Nojiko in dem Moment, als er ihr seine Körperwärme entzog. Thatchs Augenbrauen wanderten belustigt in die Höhe. Kapitel 15: Aufgewacht Prinzessin --------------------------------- Nojiko erwachte und sah sich in dem Zimmer um. Etwas Licht tauchte den Raum in Zwielicht. Sie erkannte eine rustikale Einrichtung. Ein Schrank, ein Tisch, ein Stuhl und ein Bett. Sie musste zugeben, dass das Bett fantastisch war. Es war groß und dadurch, dass es in der Luft hing, wurde das Schwanken des Schiffes ausgeglichen. Nojiko setzte sich auf, doch ihr wurde sofort schwindelig. Sie legte den Kopf auf ihre Knie und schloss kurz die Augen. Nachdem sie tief eingeatmete hatte, schwang sie ihre Beine aus dem Bett und stand auf. Sie fühlte sich matt und ausgelaugt. Nach dem letzten Tag wahrscheinlich kein Wunder, erinnerte Nojiko sich. Nahe dem Schrank sah sie ihren Seesack liegen und atmete erleichtert auf. Sie suchte sich frische Klamotten raus und zog sich um. Die junge Frau suchte nach ihren Schuhen und brauchte etwas länger als sonst, um die Schnüre zu schließen. Sie ging zu Tür und musste feststellen, dass diese erneut verschlossen worden war. Was dachten dies Piraten denn, was sie machen würde? Seishin saß derweil angekettet auf einem großen Schiff. Er hatte ein eisernes Halsband umgelegt bekommen und trug eine feste Lederschlaufe um seine Schnauze. Das Alphatier dieses Rudels sah auf ihn herab. „Hündchen, du bist unser neues Maskottchen.“ Seishin knurrte daraufhin. „Man könnte fast meinen, du verstehst, was man sagt.“ grinste der Mann mit der Mütze auf dem Kopf. Er war um die fünfzig Jahre, hatte graues Haar und einen Bart. Viele Falten lagen, dank der Mütze, im Schatten, doch Seishin konnte ein dickes Grinsen bei dem Mann sehen. Ein tiefes Knurren entfloh seiner Kehle. Doch der Mann mit dem weißen Umhang begann nur laut zu lachen. „Sei schön brav, Hündchen.“ „Sir?“ ein jüngerer Mann in weiß mit einem Cappi salutierte. „Sie wissen, dass dies nicht einfach ein Hündchen ist, oder?“ Das Gesicht des Älteren wurde ernst. „Hältst du mich für einen Einfaltspinsel? Natürlich weiß ich das. Aber was meinst du, wie Sengoku reagiert, wenn ich ihm sage, dass ich einen Kaiserwolf an Bord habe?“ Kekse essend verschwand der Mann unter Deck. Seishins Blick folgte ihm. Wieder einmal sah sich Seishin einer Eigenart der Menschen gegenüber, die er nicht verstand. Auf der MobbyDick saß Ace am Tisch in der Kantine. Er war mies gelaunt. Er hatte wenig geschlafen und Thatch grinste ihn die ganze Zeit an. Whitebeard setzte sich zu seinen Kommandanten und trank aus seinem Krug. „Wie geht es der Patientin, Ace?“ Alle Augen am Tisch wandten sich dem Schwarzhaarigen zu. „Besser, denke ich. Mir wäre trotzdem wohler, wenn Jozu sie auf die Krankenstation gebracht hätte.“ Ace Tonfall war etwas verbittert. „Du stellst dich doch sonst nicht so an.“ grinste Marco. Ace äffte ihn nach und ging dann aus der Kantine. „Wann erreichen wir die Insel?“ wollte er vom Steuermann wissen. „Morgen früh.“ Ace nickte und ging zum Bug des Schiffes, dort setzte er sich auf den riesigen hölzernen Kopf des Wales, den die MobbyDick darstellte. Aufgebracht hämmerte Nojiko gegen die Tür. Wie lange wollten sie sie noch eingesperrt lassen. „Hey! Lasst mich hier raus! Verdammt! Lasst mich raus!“ Wieder hämmerte sie mit beiden Fäusten gegen die Tür. „Ruhe!“ kam es von draußen. „Lasst mich raus!“ „Hör auf zu schreien, dann hole ich jemanden.“ Nojiko trat von der Tür weg. Wenn in ein paar Minuten keiner da war, würde sie wieder versuchen auf sich aufmerksam zu machen. Sie ließ sich auf das Bett fallen und schaukelte damit etwas hin und her. Es dauerte wirklich nicht lange und sie konnte das Schaben des Schlüssels hören. Ace kam durch die Tür. „Na ist unsere kleine Prinzessin aufgewacht?“ Nojikos Augen wurden zu schmalen Schlitzen. „Prinzessin?“ fragte sie sarkastisch nach. Ace setzte ein schiefes Grinsen auf. „Ja. Jetzt komm, die Krankenschwestern möchten dich bestimmt einmal durch checken.“ Er drehte sich um und ging ohne sich zu vergewissern, ob sie folgte. Nojiko beeilte sich ihn wieder einzuholen. Schnell hatte sie gemerkt, dass die Gänge ein einziges Labyrinth waren. „Jetzt warte doch einen Moment.“ fauchte sie. „Weshalb, du hast auch nicht auf mich gewartet.“ „Du warst da auch nicht auf meine Hilfe angewiesen oder hättest du sonst der Straße nicht folgen können?“ Nojiko verlängerte ihre Schritte noch einmal. Vorsichtig stieg sie hinter ihm die nächste Treppe hinab. „Wo gehen wir hin?“ „Zur Krankenstation, sagte ich doch.“ Ace zuckte mit den Schultern. Widerwillig folgte sie ihm noch tiefer in den Rumpf des Schiffes. Er stieß eine Tür auf und schob Nojiko herein. „Ich habe hier einen Patienten.“ seine Worte lockten sofort zwei hochgewachsene Frauen auf den Gang. „Ah Ace, ich nehme an, das ist die Schiffbrüchige, von der du letzte Nacht erzählt hast. Nojiko sah von der blonden Frau zu Ace, der gerade nickte. „Folgen Sie mir.“ die Stimme der Blonden war freundlich, aber bestimmt. „Dann werde ich ja nicht mehr gebraucht.“ Ace drehte sich schon um. „Das stimmt so nicht, Feuerfaust.“ die Krankenschwester lächelte ihn an. „Du kannst sie in einer halben Stunde wieder abholen und sie in die Kantine bringen.“ „Weshalb ich?“ fragte der junge Mann gereizt. „Weil Vater sagte, du bist für sie zuständig.“ das Lächeln der Blonden war fast schon arglistig. Ace knurrte und drehte sich zur Tür um. Nojiko wartete in dem Raum bis die blonde Frau eintrat. „Guten Morgen, ich bin Melly.“ „Nojiko.“ „Ich werde nur kurz schauen, ob alles in Ordnung ist. Einverstanden?“ Nojiko nickte leicht. Die Untersuchung war weder schlimm noch dauerte sie lange. Die Krankenschwester hörte mit geübten Handgriffen Herz und Lunge ab und widmete sich denn den Kratzern. Die ganze Zeit über erzählte sie fröhlich von der Crew an Bord und deren Eigenheiten. Nojiko hörte mit halben Ohr zu. Jetzt war sie schon wieder auf Whitebeards Schiff gelandet. Es war zum verrückt werden. Weshalb lief sie einem der vier Kaiser schon wieder über den Weg und viel wichtiger, war sie wieder eine Gefangene oder eher Gast? Gefangene, entschied nach kurzem Überlegen. Zwar hatte sie dieses Mal keine Ketten, doch man hatte sie eingeschlossen und offenbar durfte sie sich nur in Begleitung auf dem Schiff bewegen. „Etwas Essen und frische Luft wird dir gut tun.“ schloss Melly ihren Vortrag. „Ace wird dich sicher gleich abholen. Bleibe solange einfach hier sitzen.“ Die Blonde wuselte aus dem Raum. Nojiko blieb alleine in dem Raum zurück. Sie bleib einfach auf der Liege sitzen und lehnte sich an die Wand hinter ihr, ihren Kopf hatte sie in den Nacken gelegt und die Augen waren geschlossen. Ihre Lippen waren leicht geöffnet und sie zog kühle Luft durch sie hinein. Ace lehnte sich an den Türrahmen. So wie Nojiko da saß, könnte man sie fast für eine normale junge Frau halten. Sie sah so friedlich aus. Sein Blick wanderte über sie. Die Haare fielen ihr über die Schultern und ihr Brustkorb hob und senkte sich regelmäßig. Sie trug ein helles Top, dass kurz über ihrem Bauchnabel endete und ihre Brüste hervorhob. Ace unterdrückte ein Grinsen. Eine lange, enge Hose betonte ihre Beine und die Schuhe hatten mindestens acht Zentimeter hohe Absätze. Erneut wanderte sein Blick zu ihren Tattoos und fuhr die Linien nach. Erst dann räusperte er sich. Nojiko schlug die Augen auf, bewegte ihren Kopf in seine Richtung und schloss den Mund. „Können wir?“ Er beobachtete wie sie elegant von der Liege rutschte und sicher auf ihren Absätzen landete. Er drehte sich um und marschierte wieder voraus. Nojiko kam sich vor wie ein dressiertes Hündchen. Wieder lief sie dem Mann hinter her, der ihr vor kurzem noch den letzten Nerv geraubt hatte. Sie trat durch eine weitere Tür und ein großer Raum öffnete sich vor ihr. Viele lange Tische mit Sitzbänken waren hier aufgestellt worden. Der Raum hatte viele Fenster und war hell. Die einzige geschlossene Wand war die, durch die sie gerade getreten war und in die auch eine Theke eingelassen war. Ace trat an ebendiese und klopfte dreimal auf das Holz. „Habt ihr noch etwas zu essen?“ rief er und eine Schwungtür bewegte sich. Heraus kam ein stämmiger Mann mit einem dicken Bauch und einer Schürze. „Ace, du hattest schon Frühstück.“ Sie konnte sehen, wie dieser ein schiefes Grinsen aufsetzte. „Nicht für mich, für unseren Gast.“ Der Koch nahm Nojiko ins Visier und gleich fühlte sie sich deutlich unwohler. Dann verschwand der Mann wieder durch die Tür. Kurz darauf kam ein Junge und brachte einen Teller. Rührei, Speck und etwas Brot lagen darauf. Ace nahm den Teller und ging damit zu einem der Tische. „Beweg dich.“ herrschte er sie an, als sie wie angewurzelt beobachtete, was geschah. Nojiko ging langsam auf den Tisch zu und ließ sich gegenüber von Ace nieder. Immer darauf bedacht ihren Gegenüber nicht aus den Augen zu lassen begann sie zu essen. Die Hälfte des Tellers war geleert und Nojiko kämpfte bereits, als hinter ihr die Tür wieder aufging. Nojiko drehte sich um und ein riesiger Mann kam entspannt auf den Tisch zu. Gespannt sah sie ihn an. Er sah nicht gerade freundlich aus. „Guten Morgen, gut geschlafen?“ erkundigte er sich. Nojiko nickte nur und starrte ihn weiter an. Er setzte sich neben Ace und Nojikos Blick fiel wieder auf ihren Teller, der merkwürdigerweise deutlich leerer war. Sie sah auf und sah Ace gerade noch schlucken. „Was fällt dir ein? Das war mein Essen!“ ungläubig starrte sie ihn an. Ace begann zu grinsen. „Was denn, du hast doch nichts mehr gegessen.“ Nojikos Augen funkelten. „Ich war abgelenkt, du Spast! Das heißt nicht, dass ich keinen Hunger mehr habe!“ Sie hatte keinen mehr gehabt, doch rein aus Prinzip schlang sie nun den Rest herunter und blickte Ace auffordernd an. Kurz darauf hatte sie einen neuen Teller mit Eiern vor sich stehen. Sie konnte nicht mehr, sie wollte nichts mehr essen, doch sie aß weiter, einfach nur um dem unverschämten Mann vor ihr zu zeigen, dass sie sich nichts gefallen lassen würde. Dann war eben Feuerfaust Ace, na und? War ihr doch egal! Ace grinste in sich herein, Jozu saß neben ihm und musterte die Frau, die sich quälte, nur um Ace zu beweisen, dass sie sich durchsetzten konnte. Es machte ihm Spaß zu sehen, wie ihr das Schlucken immer schwerer fiel und sie immer länger brauchte um zu kauen. Kapitel 16: Hündchen -------------------- Nojiko trat, von Ace und Jozu begleitet, auf das Deck und sah sich um. Nichts hatte sich seit ihrem letzten Besuch verändert. Die riesigen Segel bauschten sich im Wind und ein Einzelnes knallte laut, als einer der Männer es neu ausrichtete. Ihr Blick schweifte über die Männer, die entweder geschäftig umher liefen oder sich unterhielten. Der Käpt'n saß auf dem riesigen Stuhl und einige Krankenschwestern wuselten um ihn herum. Ihre Mienen besorgt huschten sie um den Hünen und versuchten ihn zu überzeugen gesünder zu leben. Der Wind nahm deutlich zu und Nojiko peitschte ihr Haar, das sie zu einem Zopf gebunden hatte, über den Rücken und ins Gesicht. Sie versuchte die Strähnen aus ihrem Gesicht heraus zu halten und sah sich weiter um. Am Heck bemerkte sie eine Stelle, an der das Geländer eine kleine Ausbuchtung hatte. Entschlossen ging sie die Stufen zum Heck hoch und stellte sich genau dort hin, dann sah sie über die Reling und ein Grinsen stahl sich auf ihr Gesicht, als sie direkt darunter einen Vorsprung ausmachte. Vorsichtig sah sie sich um und entdeckte, dass Ace gerade erst die Treppe hoch kam. Lässig schwang sie ein Bein über die Reling. „Nein!“ Durch Ace Ruf aufgeschreckt, drehte sich die gesamte Mannschaft zu ihnen um, auch der Steuermann, der nur zwei Schritte von ihr entfernt stand. Nojiko unterdessen störte sich nicht daran und stieß sich mit dem anderen Bein ab. Ihre Hände ließen das Geländer los und sie landete sanft auf dem Vorsprung. Ace stürzte vorwärts. Er sprang an die Reling und stieß den Steuermann zur Seite. Nur einen Augenblick später landete Marco neben ihm. Sie sahen auf das Wasser. „Scheiße!“ fluchte Ace. „Das gibt Ärger.“ „Warum hast du auch nicht aufgepasst?“ erkundigte Marco sich. „Wer kann denn ahnen, dass sie einfach von Bord springt? Bin ich Babysitter, oder was?“ Auch Thatch trat nun zu ihnen, allerdings machte der einen recht gelassenen Eindruck. „Na wieder Ärger mit dem Mädchen?“ Ace warf ihm einen tödlichen Blick zu. Ein Kichern erklang. „Klappe, hör auf zu kichern.“ Ace war mehr als nur gereizt, eigentlich war er kurz davor die Beherrschung zu verlieren. Diese Ziege versaute ihm schon wieder den Tag. Marco und Thatch sahen ihn etwas irritiert an. „Wir haben gar nichts gemacht.“ Ace löste seinen Blick von Marco und sah Thatch an, der genauso ernst zurück schaute. Seine Mundwinkel zuckten allerdings verräterisch. „Möchtest du uns nicht aufklären was so lustig ist?“ meinte Ace angefressen. Das Grinsen seines Freundes wurde breiter. Dann trug der Wind ein glockenhelles Lachen zu den drei Männern. Unruhig sah Ace sich um, an seinen Schultern züngelten einige Flammen empor. Thatch dagegen schien nicht nach der Quelle zu suchen. Misstrauisch sah Ace ihn an. „Was?“ Am liebsten hätte er seinem Gegenüber eine gescheuert. Demonstrativ erhob Thatch einen Finger und deutete dann nach unten. Ace folgte der Anweisung und zu seiner Überraschung saß Nojiko dort und lachte ihn aus. Ungläubig sah er sie an. Sie lachte ihn tatsächlich aus! Nojiko amüsierte sich köstlich. Ace' Blick, als sie über die Reling sprang und dann seine Unterhaltung. Nojiko konnte das Lachen nicht länger unterdrücken, es war auch nicht gerade hilfreich, dass der Mann mit den braunen Haaren ihr ein Zeichen gab leise zu sein. Denn seine Mundwinkel zuckten immer wieder zu einem Lächeln. Sie musste einfach lachen. Kurz darauf sah Ace sie ungläubig an. Sein Mund stand offen und er sah ziemlich dämlich aus. „Bist du völlig wahnsinnig!?“ schrie er sie an. Ihr Lachen erstarb schlagartig. „Was ist los mit dir? Ich kann machen, was immer ich will! Mein Leben geht dich einen Scheißdreck an!“ schrie sie wütend zurück. Sie stand auf, streckte sich und bekam die Reling zu fassen, dann zog sie sich mit einem einzigen Ruck nach oben und verschwand fluchend unter Deck. Ziellos lief sie durch die Gänge. Seishin hatte nicht geruht. Wach hatte er alles beobachtet und gelauscht, ob er irgendetwas interessantes erfahren konnte. Doch er hatte nichts Neues erfahren. Einer der Männer kam ihm etwas zu Nahe, Seishin ließ ein tiefes Knurren hören. Erschrocken sprang der Mann zurück. Selbstzufrieden folgte Seishin die Bewegungen des Jungen. Es war früher Morgen und die Meisten an Bord schienen gerade erst aufzustehen. Der Wolf registrierte, wie immer mehr weiß gekleidete Männer an Deck kamen. Er kauerte sich etwas zusammen, als der Alpha aus der Tür kam und versuchte sich möglichst unauffällig zu verhalten. Der alte Mann ging sicheren Schrittes auf den jungen Wolf zu und betrachtete ihn. „Wie geht es dir heute, Hündchen?“ Seishin stieß ein dunkles Knurren aus. Was ging es den schon an, wie es ihm ging? Jeder Muskel war zum zerreißen gespannt, er würde bei der kleinsten Gelegenheit diesen Alpha in Stücke reißen. Einen Kaiserwolfalpha behandelte man nicht so und kam ungestraft davon. Amüsiert lachte der Käpt'n des Schiffes. „Braves Hündchen.“ Er tätschelte Seishins Kopf und ignorierte das drohende Grollen und die nach ihm schlagende Pranke. „Sir! Dahinten nähert sich das Schiff von...“ „Ja doch! Ich bin ja nicht blind.“ erwiderte der grauhaarige Mann genervt und biss in einen Doughnut. Die Mannschaft versammelte sich an der Backbordseite. Das andere Schiff drehte bei und es wurden schon die ersten Planken befestigt, da erging ein letzter Befehl. „Bringt das Hündchen unter Deck.“ Sofort eilten zwei Soldaten herbei und ergriffen die schweren Ketten. Seishins Blick folgte ihren Bewegungen schläfrig. Die Männer hatten die Ketten noch nicht vollständig gelöst, da sprang Seishin ruckartig auf und entriss den verdutzten Soldaten die schweren Ketten. Mit einer Vorderpfote zerfetzte er die Lederschlaufe, die seine Schnauze gefangen hielt und setzte dann mit einem einzigen Sprung zu dem grauhaarigen Alpha hinüber. Seishins Kiefer gaben ein knirschendes Geräusch von sich, als sie kraftvoll aufeinander schlugen. Seishin setzte gerade dazu an erneut den alten Alpha anzugreifen, als dieser ihm einen Arm um den Hals schlang. Seishin versuchte ihm wieder zu entkommen, doch der Mann hatte offenbar mehr Kraft als Seishin gedacht hatte und zu allem Überfluss hatte er selbst wenig Kraft. Er hatte seit zwei Tagen nichts gefressen und das Schwimmen und Tauchen hatte ihn zusätzlich geschwächt. Der weiße Wolf gab seiner Wut und Angst nach und spürte deutlich, wie sein Körper begann zu schwinden. Seine Sicht und sein Gehör schärften sich und er trat langsam in eine andere Welt ein. Ein riesiger Wald erstreckte sich vor ihm. Doch seine Augen und Ohren zeigten ihm weiterhin, was sich in der wirklichen Welt ereignete. Knurrend sprang er und der Wald verschwand, seine Pfoten trafen auf Widerstand und er riss den Alpha zu Boden. Er bemerkte einen weiteren Angreifer hinter sich und ließ von seiner Beute ab, um sich der neuen Bedrohung zu stellen. Wieder verschwand er und der Wald erschien vor ihm. Er drehte sich und beobachtete den Neuankömmling. Eine schlanke Frau mit langen, rosa Haaren war an Deck gekommen. Sie trug einen dunklen Anzug und einen ähnlichen Mantel, wie der Alpha des Schiffes. Eine Zigarette qualmte ruhig in ihrem Mundwinkel vor sich hin. Sie half gerade dem alten Aplha auf, als Seishin ihre Stimme vernahm. „Hina ist nicht erfreut. Was ist denn auf deinem Schiff los?“ „Das geht dich nichts an.“ grummelte der Alte. Seishin tauchte gerade wieder in der wirklichen Welt auf. Er musste diesem Alpha entkommen. „Hina macht das schon, Alter.“ „Ich bin nicht alt!“ brauste der Mann auf. Seishin hatte die Beiden beobachtet. Die Frau drehte sich ihm zu und, Seishin konnte es nicht glauben, fesselte ihn. Das Eisen schloss sich um seinen Körper. Ärgerlich und verzweifelt knurrte er und versuchte in den Wald zu entkommen, doch das Eisen ließ ihm nicht genügend Bewegungsfreiheit. Die Fesseln zwangen ihn schließlich in die Knie und noch immer knurrend lag er wenig später fast flach auf den Holzdielen. Unvorsichtig. Weibchen sollte man nicht unterschätzen. Er hätte den Rat seines Vaters mehr beherzigen sollen. Noch immer waren seine Sinne geschärft. Er versuchte langsam auszuatmen und dadurch etwas mehr Bewegungsfreiheit zu erlangen, nur ein paar Zentimeter und er könnte sich in den Wald zurückziehen. Das war natürlich keine Dauerlösung, er konnte dort nicht ohne Nahrung überleben, aber zumindest konnte er dort eine neue Strategie entwickeln. Nojiko öffnete wahllos die nächste Tür und fand sich in einem Lagerraum wieder. Auf dem Fußballen drehte sie sich und schlug die Tür wieder zu. Da entdeckte sie eine Treppe, die nach unten führte und sprang diese herab. Erleichtert stellte sie fest, dass sie nun auf der Krankenstation war. „Melly?“ rief sie daher in den leeren Gang. Eine Tür weiter hinten öffnete sich. „Ja? Oh du bist es. Gibt es Probleme?“ Nojiko lächelte. „Nein, ich wollte nur nicht mehr mit meinem idiotischen Aufpasser herumlaufen.“ Melly lächelte zurück. „Ja, Ace ist schon etwas schwierig. Lust auf einen Kaffee?“ Nojiko nickte und folgte der anderen Frau in einen großen Raum. Ein runder Tisch stand in der Mitte und einige Stühle waren ordentlich um diesen gestellt. Melly zog zwei Tassen aus einem Schrank und goss Kaffee ein. Sie bedeutete Nojiko sich ebenfalls zu setzten, während sie sich einen Stuhl zurück zog. „Und hast du dich schon eingelebt?“ Nojiko nippte an dem Kaffee und schüttelte dann leicht den Kopf. „Wieso sollte ich, auf der nächsten Insel mache ich mich wieder vom Acker.“ Melly grinste. „Sag mal, wo kann ich denn eigentlich schlafen, solange ich an Bord bin?“ Melly trank und begann dann mit einem Funkeln in den Augen zu sprechen. „Ich bin sicher, dass Ace' Bett groß genug ist.“ Nojiko hätte beinahe den Kaffee wieder ausgespuckt, den sie gerade in ihren Mund hatte fließen lassen. „W-Wie bitte?“ unsicher und vor allem eher geschockt sah sie die Krankenschwester an. „Ich soll in seinem Bett schlafen? Ist das ein Witz?“ Melly Mundwinkel zuckten. „Du hast doch schon darin geschlafen.“ stellte sie trocken fest. Ungläubig sah Nojiko sie an. „Aber ich denke, das Vater bereits ein anderes Zimmer für dich herrichten ließ.“ erklärte sie nach einer Kunstpause. Erleichtert atmete Nojiko auf. Kapitel 17: Launen ------------------ Ace starrte ihr hinterher. Dieses kleine Miststück. Vor lauter Wut ging sein rechter Arm in Flammen auf. Es passierte ihm selten, dass er seine Kräfte nicht vollständig unter Kontrolle hatte. dachte er. Er schloss die Augen, atmete tief ein und versuchte sich zu beruhigen. Die Flammen erstarben. Erst dann ging er ihr nach. Er ignorierte die dummen Sprüche seiner Freunde. Zähne knirschend lief er durch die Gänge unter Deck. Wo konnte sie schon sein? Sie kannte sich nicht aus. dachte er mit gewisser Selbstbefriedigung. Mit diesem Gedanken nahm seine Stimmung schlagartig wieder positive Werte an. Pfeifend streifte er durch die dunklen Gänge. Nojiko dagegen überlegte sich gerade, wie sie auf der nächsten Insel mit ihrer Suche nach Seishin beginnen sollte. Es würde sicher nicht leicht werden, aber sie würde ganz sicher nach ihm suchen. Seishin ließ gerade das letzte bisschen Luft aus seiner Lunge entweichen. Ruhig wartete er ab. Versuchte sich zu bewegen. Einen winzigen Augenblick später verschwammen seine Konturen und er trat in den Wald. Er lachte. dachte er. Sein Maul war geöffnet und seine Zunge hing zur Seite heraus. Einen Plan. Er brauchte einen Plan. Ace hatte sich auf den oberen Decks umgesehen, sie war nicht zu finden. Er stieg die nächste Treppe herab und öffnete die nächst beste Tür. Niemand. Er ging den Gang entlang und öffnete die Tür zum Aufenthaltsraum der Krankenschwestern und dort saß, völlig entspannt plaudernd, die kleine Ziege. „Melly.“ grüßte er knapp. „Ah, mein Wachhund.“ meinte Nojiko sarkastisch. Irgendwie störte das Wort ihn mehr als ihr Tonfall. Kein einziger Muskel regte sich in seinem Gesicht. „In dem Falle bist du dann wohl das Schäfchen.“ grinste er und beobachtete wie Melly aufstand und sich Kaffee nach schenkte. „Ich bin bestimmt kein Schäfchen und ganz bestimmt keines von deinen Schäfchen.“ blaffte sie. Melly unterdrückte sichtbar ein Lachen. Ace sah sie etwas erstaunt an. „Wer sagt denn so etwas?“ Sein Blick wanderte zu Melly, die den Kopf schüttelte. Eine Hand auf den Mund gelegt, um ein lautes Lachen zu unterdrücken. Zähne knirschend trat er auf Nojiko zu. „Komm jetzt, Vater will dich sehen.“ „Sag bloß der Mann, der es versäumt hat dir Manieren beizubringen, ist auch hier auf dem Schiff.“ Ace Mundwinkel zuckten. „Wir gehen zu Paps und danach zeige ich dir dein Quartier.“ Ohne nach zu sehen, ob sie folgte, verließ er den Raum und stieg die Treppen hinauf. Hinter sich vernahm er ein leises Grummeln und ein schiefes Grinsen schlich sich auf sein Gesicht. Wütend stapfte sie hinter ihm her. Schon wieder musste sie ihm wie ein kleines Hündchen folgen. Unwillig schnalzte sie mit der Zunge. Als sie auf dem Oberdeck ankamen, blinzelte sie. Es dauerte etwas bis ihre Augen sich an das Licht gewöhnt hatten. Ace hatte nicht gewartet, bis sie wieder richtig sehen konnte und stand bereits vor seinem Käpt'n. Widerwillig trat sie neben ihren Aufpasser und sah zu einem der mächtigsten Männer der Welt auf. Sie setzte einen nichtssagenden Gesichtsausdruck auf und wartete. „Guten Tag, Mädchen, wie geht es dir?“ Ihre Augen blitzten wütend auf, als er sie Mädchen nannte. „Besser als beim letzten Mal, danke der Nachfrage.“ antwortete sie trotzig. Amüsiert sah Whitebeard sie an. „Wo ist denn dein Begleiter?“ fragte er weiter. „Keine Ahnung.“ ihr Tonfall wurde patzig. Ging den doch auch nichts an, oder? Der Mann mit dem weißen Bart schmunzelte. „So so. Mädchen, ich denke, du solltest dich noch etwas ausruhen, wir sprechen noch einmal, bevor wir anlegen.“ Whitebeard wandte sich einer Krankenschwester zu, die ihm gerade einen Krug reichte. „Zeig unserem Gast ihr Zimmer, Ace.“ Ace pfiff nach ihr. Wahrscheinlich war sie zu lange mit Seishin zusammen gewesen, denn anstatt etwas zu sagen, knurrte sie ihn an. Während ihre Wut ob dieser Behandlung hochkochte, zogen dunkle Wolken rasch auf. Der Wind blies ihr die Haare ins Gesicht und ließ die Segel knallen. Whitebeard sah mit hochgezogenen Augenbrauen in den Himmel und schürzte die Lippen. Kräftiger Regen setzte ein und durchweichte alle an Deck innerhalb von Sekunden bis auf die Haut, das Holz wurde rutschig und ein paar Männer schlitterten gekonnt über das Wasser, um die Segel einzuholen. Die Wellen wurden höher und schlugen schließlich über die Reling des Schiffes. „Ich hoffe für dich,“ schrie sie Ace an. „dass dein Pfeifen nicht mir gegolten hat.“ Der Wind riss ihr die Worte vom Mund und trug sie fort. Ace sah zwar, dass sie etwas sagte, doch verstehen konnte er sie nicht. Kurzerhand packte er sie grob am Arm und schleifte sie nach Drinnen. Das Schiff knarrte und legte sich zur Seite, als die nächste Welle es traf. „Was war?“ rief er, da selbst hier das Tosen des Meeres eine Unterhaltung erschwerte. „Ich sagte, ich hoffe für dich, dass der Pfiff nicht mir galt.“ schnauzte sie ihn an. „Ich zeige dir dein Zimmer.“ er stapfte durch die nächste Tür und führte sie die einen weiteren Gang entlang, dann öffnete er eine Tür und ließ sie eintreten. „Dein Zimmer, zumindest bis Morgen.“ Damit drehte er sich um und lief zurück an Deck, um seinen Striker, die kleine Nussschale mit der er reiste, vor dem Unwetter zu retten. Nojiko sah sich um. Das Zimmer war spartanisch eingerichtet. Eine weitere Tür führte zu einem kleinen Badezimmer. Die einzigen Einrichtungsgegenstände waren ein schmales Bett, ein kleiner Tisch und ein robuster Stuhl. Ihr Seesack lag bereits neben dem Bett, immer noch vor Wut schäumend warf sie sich auf das Bett und starrte an die Holzdecke. Seishin beobachtete die beiden Alphas. Zwei Alphas gleichzeitig zu bekämpfen war gefährlich. Sein Vater hätte das vermutlich gekonnt, doch Seishin war unerfahren, das war schließlich der Grund, weshalb er nicht beim Rudel war. Er war wütend auf sich selbst und knurrte. Lange konnte er hier nicht mehr bleiben. Er nahm eine Bewegung eines Rudelmitgliedes wahr. „Vizeadmiral Garp, Sir, wir erreichen gleich den Hafen.“ Hafen. Nojiko hatte das Wort benutzt. Hafen, das bedeutete Land. Suchend drehte er sich und erkannte mit Genugtuung eine Klippe. Ohne darüber nachzudenken sprang er und landete leichtfüßig auf besagter Klippe. Rufe drangen vom Schiff zu ihm, doch er kümmerte sich nicht weiter darum, sondern verschwand abermals in seinen Wald. Von dort sah er sich die Umgebung um. Nicht weit von ihm befand sich ein echter Wald und so sprang er erneut und kam im Dickicht wieder zum Vorschein. Lässig sprang er durch das Unterholz und versuchte ein Gewässer aufzuspüren, um seinem Körper wieder Flüssigkeit zuzuführen. Langsam verrauchte Nojikos Wut und auch der Sturm flaute ab. Kapitel 18: Die Gemüter beruhigen sich -------------------------------------- Der kleine Bach zog sich gurgelnd durch den Wald, über eine Lichtung und sprudelte über kleine Felsen. Das klare Wasser war kalt und beherbergte viele kleine Fische. Verschreckt versteckten die silbrig glänzenden Fische sich, als ein großer Schatten des Jägers auf den Bachabschnitt fiel. Es waren keine Vögel zu hören, kein Wild war noch in der Nähe. Der Jäger, der den Wald betreten hatte, hatte alle in die Flucht geschlagen. Hätten die Fische die Möglichkeit gehabt, den Fluss zu verlassen, wären wohl auch sie geflohen. Die Sonne ging gerade unter und ließ den Wald im Zwielicht zurück. Erschöpft senkte der weiße Kaiserwolf den Kopf und trank. Die Fische interessierten ihn wenig. Er litt. Still und leise litt er. Seishin war nicht nur gefangen worden, obwohl er nun wieder frei war, hatte dies einen üblen Nachgeschmack, er hatte auch sein Rudel verloren. Wie sollte er jetzt Nojiko wieder finden? Für einen Alpha war diese Situation einfach inakzeptabel. Mit einem an sich selbst gerichteten Knurren trottete er von dem Fluss weg. Vorsichtig begannen die Fische wieder aus den Uferzonen zu kommen. Der Rüde dagegen zog sich in den Schatten des Waldes zurück und leckte sich seine seelischen Wunden. Ebenfalls erschöpft senkte Nojiko ihren Kopf auf ihre Knie. Sie saß auf dem schmalen Bett. Sie merkte, wie der Wellengang abnahm und auch ihre Atmung wurde ruhiger. Müde ließ sie sich nach hinten fallen, verschränkte die Arme hinter ihrem Kopf und starrte an die Decke. Sie musste dringend von den Piraten weg. Sie war nicht mehr sie selbst. Sie war einfach nicht so. Weder reizbar noch ungeduldig. Sie war nicht zickig und ganz bestimmt war sie nicht so arrogant, wie sie sich derzeit benahm. Nojiko wusste genau, wie sie war und wie andere sie beschreiben würden. Sie war das brave, nette Mädchen von nebenan. Sie war höflich, geduldig und hilfsbereit. Doch irgendwie brachte dieser Idiot mit den schwarzen Haaren und den Sommersprossen das schlimmste in ihr zum Vorschein. Bevor sie ihm begegnet war, war sie ganz sie selbst gewesen. In diesem Moment vermisste sie ihre Freunde und ihre Schwester. Ruckartig setzte sie sich auf. Was würde ihre Schwester jetzt nur sagen? Nojiko begann zu lächeln. Bestimmt würde sich Nami über sie lustig machen. Nami war immer die überstürzt handelnde der beiden gewesen, sicherlich würde sie sich totlachen, sollte sie die besonnene Nojiko auf dem Schiff Whitebeards und ihr Verhalten sehen. Nojiko seufzte. Ihr fehlte ihre Schwester. Das war einer der Gründe, weshalb sie es auf der kleinen Insel im EastBlue nicht mehr ausgehalten hatte. Die Gesellschaft von Seishin hatte ihre Einsamkeit verdrängt. Wieder sank Nojiko nach hinten und es dauerte nicht lange, bis sie eingeschlafen war. Ace fluchte. Seine Nussschale war gegen die Schiffswand geknallt. Missmutig zog er sein kleines Gefährt nach oben um sich den Schaden anzusehen. Der Seegang hatte sich beruhigt und auch die schwarzen Wolken hatten sich vom Himmel verzogen. Er knirschte mit den Zähnen und sah zur bereits untergehenden Sonne. Heute würde er die Reparatur bestimmt nicht mehr anfangen. Genervt beobachtete er das Treiben an Deck. Überall liefen hektisch Männer herum. Die Segel wurden wieder gesetzt, eines wurde repariert und das Deck wurde aufgeräumt. Als Ace beobachtete wie fleißig die Männer das Schiff wieder flott machten, schlich sich ein Grinsen auf sein Gesicht. Dies war der Grund, weshalb er in dieser Mannschaft war und weshalb er gerne für sie kämpfte. Es war noch nicht ganz dunkel, als die ersten Fässer mit Sake und Bier an Deck gebracht wurden. Die Mannschaft war gut gelaunt und eine kleine Feier war genau das Richtige. Ace stieß sich von der Reling ab und schlenderte auf das Grüppchen zu, das aus den anderen Kommandanten bestand. „Alles klar?“ fragte er und nahm einen Krug Bier entgegen. „Scheint so. Wo ist unser Gast?“ Marco sah Ace unschuldig an. „Unter Deck. Und beten wir, dass sie dort bleibt.“ murrte Ace und trank einen Schluck Bier. Diese Nacht wurde lang und fröhlich an Bord der MobbyDick. Nojiko erwachte früh. Durch das kleine Bullauge konnte sie den langsam heller werdenden Himmel sehen, von der Sonne war noch keine Spur zu erkennen. Die Sterne verblassten und kleine watteartige Wolken zogen langsam über dem Schiff hinweg. Schwungvoll kam Nojiko auf die Füße und griff nach ihren Schuhen, sie konnte sich nicht erinnern, sie ausgezogen zu haben. Kopfschüttelnd öffnete sie die Tür zum Gang. Es war totenstill. Es waren keine Schritte zu hören, keine Befehle, die gebrüllt wurden, kein Lachen oder schimpfen. Einfach nichts. Vorsichtig trat Nojiko aus dem Zimmer und ging den Gang entlang. Das Knirschen des Holzes war das einzige Geräusch, das auf ihre Ohren traf. Sie erkannte die Tür der Kantine und stieß sie auf. Die Bänke waren allesamt leer. Einsam stand der Chefkoch hinter der Theke, an der das Essen ausgegeben wurde. „Guten Morgen.“ Nojiko lächelte. „Morgen.“ „Kann ich Frühstück bekommen?“ Der große Mann winkte sie heran. „Natürlich, was willst du essen?“ Auf dem Deck der MobbyDick regten sich de ersten Männer. Hier und dort erklang ein Stöhnen, das den Alkoholkonsum des Urhebers und die daraus resultierenden Kopfschmerzen bezeugte. dachte der Käpt'n. Wie konnte diese starke Mannschaft sich von ein paar Fässern Alkohol außer Gefecht setzten lassen? Sollte die Marine jetzt kommen, würden sie über ihn lachen. Er schüttelte den Kopf. Mit einem nachsichtigen Lächeln auf den Lippen legte er zwei Finger an den Mund und ein gellender Pfiff verließ seine Lippen. Die Köpfe der meisten Männer, die auf, über und unter den Bänken lagen, ruckten hoch. Jene, die unter den Bänke lagen, bereuten diese Reaktion sofort. Nur vier Männer regten sich nicht und es war wenig überraschend für Whitebeard, dass es sich bei diesen Vieren um einige seiner Kommandanten handelte. Ace, Marco, Thatch und Jozu lagen ruhig schnarchend auf dem Deck und störten sich nicht an dem Lärm, der um sie herum losbrach. Drohend erklang schwer das Geräusch von Schritten. Doch die Männer rührten sich nicht. Hätten sie nicht geatmet, hätte man sie für tot halten können. Whitebeard stand zwischen ihnen, die restlichen Männer hatten einen großen Kreis gebildet, keiner wollte zu nah am Käpt'n und dem Grund seines Missfallens stehen, doch wollten sie wissen, wie es den vier Vorgesetzten ergehen würde. Fast zaghaft räusperte sich der Hüne. Noch immer war keine Reaktion zu erkennen. Er beugte sich runter und packte die Schlafenden unsanft. Thatch' Augenlider flatterten. „Scheiße!“ Zu spät. Thatch knallte zusammen mit den anderen drei Männern auf das Deck. „Guten Morgen.“ Whitebeard sah seine Kommandanten an. „Ich hoffe, ich störe nicht, aber wir legen bald an einer Insel an...“ seine Stimme schwoll an, schließlich schrie er. „und es wäre doch wirklich nett von euch, wenn ihr euch euren Aufgaben widmen würdet, anstatt hier zu faulenzen!“ Träge sah Ace zu Whitebeard auf. „Klar, wir kümmern uns nach dem Frühstück.“ „Für euch gibt es kein Frühstück!“ befahl Whitebeard und stapfte zu seinem Stuhl. „So ein Dreck.“ murmelte Ace und sah sich um. „Was glotzt ihr denn? Los, ihr habt Vater gehört, auf die Posten!“ Ungläubig hatte Nojiko zugesehen. Seishin erwachte bei Sonnenaufgang. Nur wenige Vögel sangen. Das Licht tanzte durch die Blätter und malte Muster auf den weichen Boden. Etwas schwerfällig streckte der Wolf sich und trottete zurück zum Bach. Ruhig plätscherte das Wasser über den Untergrund. Seishin genoss das kühle Gefühl an seiner Zunge. Hinter ihm war lautes Brechen von Zweigen zu hören. Kein Tier würde sich derart auffällig bewegen. Seishin sah sich suchend um. Weiß gekleidete Männer kamen durch den Wald. Der Wolf musste lachen. Hatten diese Welpen geglaubt sie könnten ihn so schnappen? Er zog sich in den Wald zurück und beobachtete die Männer. Kapitel 19: Sommerinsel ----------------------- Nojiko stand wenig später am Bug des Schiffes und genoss die frische Brise. Die Sonne wärmte ihr den Rücken und im Wasser konnte sie kurz den Schatten eines Fischschwarms ausmachen. Ihre Haare flatterten um ihr Gesicht und ein leises Lächeln schlich sich in ihre Züge. Sie hatte die Hände auf der Reling abgelegt und beugte sich weit nach vorne. Die Bugwelle der MobbyDick war gigantisch und zum ersten Mal bemerkte sie, wie riesig das Schiff wirklich war. nahm sie sich fest vor. „Land in Sicht!“ erscholl eine Stimme oberhalb des Decks. Lautes Jubeln setzte ein und kurz darauf war das Deck nicht nur durch die arbeitenden Männer gefüllt. Auch jene, die frei hatten, die Küchenmannschaft und die Krankenschwestern kamen und beobachteten, wie der kleine gelbliche Fleck am Horizont größer wurde. Fasziniert sah Nojiko den Männern zu, wie sie sich für das Ankern in der Nähe der Insel bereit machten. Die großen Segel wurden eingeholt, die kleineren gerafft und der Steuermann begann schon aus großer Distanz beizudrehen. Das große Schiff verlor an Fahrt und schwebte leicht auf den Strömungen dahin. Drei kräftige Männer betätigten riesige Kurbeln und nur wenige Meter von der Insel entfernt war das laute Platschen der Anker zu hören. Ruckartig kam das Schiff zum Stillstand, nachdem die Anker auf dem Meeresgrund halt gefunden hatten. Hektisches Treiben brach augenblicklich aus, nur der Käpt'n und Nojiko blieben, wo sie waren. Whitebeard zwinkerte ihr über das Deck hinweg kurz zu und erteilte dann einige Befehle. Langsam schlängelte Nojiko sich durch die Piraten an Deck und packte ihre wenigen Sachen. Endlich würde sie von den Piraten wegkommen. Gut gelaunt, ja fast schon hüpfend, kam sie wieder an Deck. Über ihre Schulter hatte sie ihren Seesack geworfen. Ungeduldig wartete sie bis die Planke ausgeschoben wurde. „Mädchen, kommst du noch einmal kurz?“ hörte sie die Stimme Whitebeards. Beinahe hätte sie gezischt. Sie unterdrückte den Impuls seine Bitte zu ignorieren und drehte sich um. Mit zwei Fingern winkte er sie heran. „Bevor du wieder deine Wege gehst, weißt du wo dein Beschützer ist?“ Nojiko schüttelte den Kopf und Whitebeard sah sie nachdenklich an. „Die GrandLine ist gefährlich für eine allein reisende Frau.“ „Bis jetzt hatte ich wenig Probleme und ich war schon lange unterwegs, bevor Seishin sich angeschlossen hat. Wenn man es genau nimmt, habe ich erst seitdem diese ganzen unerfreulichen Begegnungen.“ stellte sie klar. „Mir wäre trotzdem wohler, wenn du bei uns bleiben würdest, bis der Wolf wieder auftaucht.“ schrie Nojiko in Gedanken. „Das wird nicht nötig sein. Danke.“ Wieder musterte Whitebeard sie. Sein Blick blieb an dem Dolch an ihrer Hüfte hängen. Schließlich nickte er. „Ich werde dich zu nichts zwingen, Mädchen. Denk noch einmal darüber nach.“ Seishin floh nicht direkt. Nein, er lief nicht davon, kein Alpha würde davonlaufen. Es war ein taktischer Rückzug. Der weiße Wolf sprang schnell und sicher durch das Unterholz. Hinter sich konnte er die Verfolger – nein, nicht Verfolger, das würde doch eine Flucht implizieren – hören. Langsam wurde der Wald lichter, der Untergrund sandiger. Seishin mochte Sand nicht besonders. Er klebte zwischen den Zehen seiner Pfoten und ließ seine Haut jucken. Ein letzter Satz und er war aus dem Wald heraus. Vor ihm erstreckte sich eine Wüste. Es dauerte nur einen Moment und er konnte den Geruch schweißgebadeter Männer wahrnehmen. Angewidert zog er die Nase kraus und versuchte auf dem weichen Untergrund genügend Druck zu erzeugen, um weite Sprünge machen zu können. Ace atmete erleichtert auf. Eine Sommerinsel kam ihm gerade recht. Es war heiß und daher meist ruhig. Die kleine Zicke würde endlich von Bord gehen, sein Tag war fast perfekt, würde doch bloß etwas, nur eine kleine Kleinigkeit, seinen leeren Magen füllen. Er ignorierte das Grummeln und schritt die Planke entlang. Seine Stiefel gruben sich tief in den Sand des Strandes. Ace ging etwas zur Seite, um es den Anderen zu ermöglichen die Fässer und Bänke abzuladen. Seishin sprang über eine Sanddüne und sah Wasser. Wasser war nach Sand sein unliebster Untergrund. Offenbar war er wieder an einer Küste. Also keine Wüste, ein Strand. Er änderte seine Richtung und jagte weiter über den heißen Boden. Die zwei Menschenalphas mit den weißen Mänteln waren inzwischen ebenfalls zu ihren Rudeln gestoßen und waren schnell an deren Spitze gelangt. Seishin hätte dem alten Mann eine solche Geschwindigkeit gar nicht zugetraut. Hätte er gewusst, was es mit Fluchen auf sich hatte, hätte er es bestimmt versucht. Er folgte dem Wassersaum. Der Boden war hier kühler und härter. Er bog um eine Kurve und vor ihm ragte plötzlich das riesige Schiff des weißen Alphas auf. Noch während er den Kopf drehte, prallte Seishin auf einen Widerstand. Ace rappelte sich auf und sah sich nach dem um, was ihn umgehauen hatte. Weißes Haar umrahmte eine dunkle Nase und silbrige Augen, die ihn überrascht ansahen. Ace war sprachlos. Er folgte den Bewegungen des Wolfs, der sich gerade wieder aufrichtete und sich dann ruckartig umsah. Seine Ohren zuckten. Noch immer stumm vernahm er die Entschuldigung und sah den Wolf weg sprinten. Keine Sekunde später brach die Hölle los. „Marine!“ Von überall stürmten Soldaten auf den kleinen Strandabschnitt ein, die Piraten griffen zu den Waffen oder machten sich anderweitig für einen Kampf bereit. Ace war schon bei dem ersten weißen Zipfel, den er erhaschen konnte, in Flammen aufgegangen. Über sich konnte er die Flügelschläge von Marco dem blauen Phönix hören. Als die Soldaten das Schiff, die Mannschaft und den JollyRoger erkannten nahm ihr Enthusiasmus deutlich ab. Zögerlich kamen sie näher. Nur zwei schritten ganz entspannt auf die Piraten zu. Ace erkannte Hina und zu seiner Überraschung Garp. Zusammen mit den anderen Kommandanten, abgesehen von Thatch, ging er lässig, noch immer brennend auf die zwei Offiziere zu. „Na, alter Mann auf der Jagd?“ grinste er. Hina zog eine Augenbraue hoch, Garp fing ebenfalls an zu grinsen. „Ace! Dich habe ich lange nicht gesehen.“ Nojiko hatte gerade noch den weißen Schimmer gesehen, der von Seishin geblieben war. Eilig setzte sie einen Fuß vor den anderen und tänzelte die schmale Holzplanke zum Strand herunter. Als erstes sanken ihre Schuhe in den heißen Sand ein, leise fluchend zog sie die Schuhe aus und rannte dann in die Richtung, in die ihr pelziger Freund geflüchtet war. Es dauerte nicht lange und sie war außer Atem. Die Geschwindigkeit, die sie an den Tag legen musste, um nur annähernd in Hörweite des Wolfes zu bleiben, war schon anstrengend genug, die Hitze und der weiche Sand taten ihr übriges. Schweißgebadet hielt sie kurz an, legte die Hände an die Lippen und heulte. Sie atmete tief ein und versuchte ihre Atmung so zu beruhigen, gleichzeitig lauschte sie. Ganz weit entfernt meinte sie eine Antwort zu vernehmen, doch sicher war sie sich nicht. Einen Augenblick später war sie jedoch sicher, dass es keine gute Idee war, von einem Piratenschiff zu spazieren, wegzulaufen und dann auf sich aufmerksam zu machen. Ein Arm lag um ihren Oberkörper und drückte sie gegen eine eindeutig männliche Brust. Ihre Arme waren noch immer nach oben angewinkelt, sodass sie nicht an ihre Dolche kam. Es schien Nojiko, als wäre sie vom Pech verfolgt. Sie versuchte verzweifelt sich zu wehren. Sie trat nach dem Mann und versuchte ihn zu beißen und zu kratzen oder an ihren Dolch zu kommen. Vergebens. Als er den Druck erhöhte, schrie sie ihren Frust heraus. Hätte sie nur einen Moment nachgedacht, wäre ihr das erspart geblieben. Nojiko fluchte unflätig und trieb dem Mann hinter ihr, trotz dem sie ihn nicht sehen konnte, die Röte ins Gesicht. Ace war das Grinsen vergangen, wäre nur Garp da gewesen, wäre das eventuell eine lustige Runde geworden, doch Hina schien auf einen Kampf zu brennen und so brannte Ace lichterloh im Kampf gegen sie. Er rettete sich gerade mit einem Salto aus Hinas Reichweite, als Whitebeard am Strand auftauchte. Die Soldaten lagen sofort am Boden, Hina und Garp standen schwankend, ebenso wie die Kommandanten. Die neuen, unerfahrenen oder schwachen der Piraten lagen ebenfalls im heißen Sand. „Aber, aber. Vizeadmiral Garp, gibt es ein Problem?“ gelassen kam der Hüne näher. „Nicht das ich wüsste.“ grinste er. „Ich war nur auf der Suche nach meinem neuen Maskottchen und Hina hier wollte offenbar etwas Spaß haben.“ Nachsichtig lächelte Whitebeard die schlanke Frau an. „Ich würde es begrüßen, wenn wir es heute bei dem belassen könnten.“ Er wartete keine Antwort ab und schlenderte zu dem riesigen Sitz, der am Strand abgeladen worden war. Bevor er sich setzte drehte er sich noch einmal um. „Auch Garp, ich denke, du weißt, dass ein Kaiserwolf kein geeignetes Maskottchen ist, oder?“ Grinsend winkte Garp ab. „Ace, bis zum nächsten Mal.“ er schenkte dem schwarzhaarigen ein fröhliches Grinsen und schleifte Hina mit sich. Inzwischen hatte der Soldat seinen Griff um ihre Brust aufgegeben, er hatte ihr die Dolche abgenommen und zerrte sie Haaren hinter sich her. Nojiko wimmerte. Sie hatte Tränen in den Augen, doch sie stolperte weiter hinter ihrem Peiniger her. Insgeheim schwor sie sich, ihre Haare wieder zu kürzen und das bei der nächsten Gelegenheit! Kapitel 20: Kurzes Zwischenspiel -------------------------------- Ace schob seinen schwarzen Ersatzhut etwas nach hinten. Blaue Flammen landeten neben ihm. „Und, was hast du gefunden?“ fragte Ace ohne Marco anzusehen. „Der Wolf kommt zurück.“ Fragend wandte Ace den Kopf. „Wirklich?“ „Offenbar hat das Mädchen ihn gerufen, leider hat sie dabei etwas übersehen.“ genervt sah Ace ihn an. Was ging ihn die Zicke an? Er fragte trotzdem. „Und was?“ „Den Marinesoldaten, der sie mitgenommen hat.“ Marcos Stimme verriet nichts. Völlig emotionslos teilte er das mit. „Vielleicht solltest du das Vater sagen, der ist doch an dem Mädchen und deren Begleitung interessiert.“ Ace drehte sich und ging in Richtung Schiff. Er konnte den Blick seines Freundes in seinem Rücken spüren. Seishin war verwirrt. Er war sich sicher, dass Nojiko ihn von diesem Punkt gerufen hatte, er konnte sie riechen. Leider teilte sich die Spur. Eine führte ins Landesinnere, die andere am Strand entlang. Die ins Landesinnere war frischer, doch leider, überlagerte immer wieder der Geruch eines Unbekannten den ihren. Unschlüssig streifte er an dem Punkt hin und her. „Ace!“ Das hatte ihm gerade noch gefehlt. Ace schob den Hut auf seinem Kopf zurecht und stieß sich vom Mast und Boden ab. Gerade hatte er geträumt und es war ein wirklich schöner Traum gewesen. In seinem Bad war eine Frau gewesen, er hatte einen Blick durch die Tür auf sie erhaschen können. Eine tolle Figur, lange Haare und laszive Bewegungen. Er hatte sie singen hören, ihre helle Stimme wurde vom Rauschen des Wassers in der Dusche etwas gedämpft. Ace schloss noch einmal die Augen und rief sich das Bild der nackten Frau unter seiner Dusche in Erinnerung, dann schlenderte er über das Deck zum Strand. „Ja, Vater?“ Ace musste sich anstrengen nicht genervt zu klingen. „Wusstest du, dass das Mädchen von der Marine mitgenommen hat?“ „Marco erwähnte etwas in der Art.“ Ein missbilligendes Schnauben Whitebeards folgte. „Hol sie zurück. Und bring den Kaiserwolf auch gleich mit, bevor Garp ihn doch noch als Haustier ankettet.“ „Muss ich das machen? Kann nicht Thatch oder Marco das übernehmen?“ Whitebeard sagte nichts, sah ihn einfach nur an. Schließlich seufzte er und marschierte über den Strand. Nojiko war sauer. Wieder war sie an den Händen und Füßen gefesselt. Wieder schürfte das Eisen ihr die Haut auf. Und wieder saß sie auf einem Schiff fest. Wolken zogen auf und Regen setzte ein. Der Wind fuhr um sie, als wolle er sie trösten. Sie genoss dieses Gefühl und schloss die Augen. Es blitzte und kurz darauf donnerte es. Es fühlte sich an, als wäre ein alter freund bei ihr. Ein Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus. „Grins nicht so doof.“ Der grobschlächtige Mann, der sie hier her gebracht hatte, kam zu ihr und knallte ihr seine riesige Hand ins Gesicht. Nojikos Kopf flog zur Seite und sie knallte damit gegen die Wand. Zischend zog sie Luft ein. „Aua! Du riesen Rindvieh!“ Sie fing sich noch eine. Sie riss an den Fesseln und spürte wie das Eisen in ihre verheilte Haut schnitt. Ihre Wange begann zu pochen und anzuschwellen, ein roter Handabdruck zeichnete sich von ihrer sonnengebräunten Haut ab. Sie wünschte sich der Mann würde vom Blitz erschlagen und fast wurde ihr dieser Wunsch erfüllt. Der Blitz vertat sich nur um wenige Zentimeter und traf statt des brutalen Mannes ihre Eisenfesseln. Keine glückliche Fügung. Oder vielleicht doch? Der Blitz fuhr durch ihren Körper zu ihren Fingern und fast war ihr, als könnte sie seine Richtung lenken. Sie hob den Arm und zeigte anklagend auf den Mann vor ihr. Mit einem Finger bekam sie sein Bein zu spüren und der Blitz fuhr dem Mann in die Knochen. Ihr Körper kribbelte. Ace folgte den Spuren der Soldaten. Eine Steilküste schien sein Ziel zu werden. Er steuerte weiter darauf und auf das Unwetter zu. Der Schwarzhaarige machte lange Schritte. Ein Lagerfeuer zeigte ihm, wo er suchen musste. „Garp!“ er schrie aus einiger Entfernung und wartete. Er musste nicht lange warten und der große, alte Mann kam auf ihn zu. „Ace.“ lachte er. „Na Junge, alles klar?“ Ace nickte. „Sag mal, ihr habt nicht zufällig so eine Nervensäge von Frau gefangen?“ „Ah, hat es dir eine angetan?“ lachte Garp. Er seufzte. „Nein, die Zicke könnte, wenn es nach mir ginge in irgendeinem Kerker verrotten, aber ich soll nach ihr suchen. Angeblich hat einer deiner Männer sie mitgenommen?“ „Habt ihr sie entführt?“ „Nein, sie hatte Schiffbruch erlitten und wenn die Schwestern ihre Abschlussuntersuchung nicht machen können, werde ich vermutlich gefoltert.“ Er log, na und? Er war Pirat. Kapitel 21: Treffen auf Garps Schiff (Irgendwie zieht sich das -.-") -------------------------------------------------------------------- Nojikos Schädel pochte. Die Nacht war herein gebrochen und die einzige Lichtquelle war das Lagerfeuer an der Küste. Ihre Wut war in Verzweiflung umgeschlagen und der Sturm war abgeflaut. Ihre Hände waren taub und die Eisenfesseln hatten ihre Haut aufgescheuert. „Wir haben keine Frau gesehen, abgesehen von den Schwestern Whitebeards und unseren Soldaten.“ meinte Garp nachdenklich. „Mein Informant war sich sicher, dass es ein Marinesoldat war.“ Ace sah dem Mann, den er früher seinen Großvater nannte in die Augen. „Kannst du dich umhören?“ „Weshalb sollte ich? Wenn wir sie haben sollten, ist sie bei uns bestimmt besser dran.“ Ace unterdrückte ein Seufzen. Er war ja der selben Meinung, aber Befehl war Befehl. „Wir haben nicht vor, sie bei uns zu behalten. Wir wollten sie Morgen früh gehen lassen.“ Garp sah ihn abschätzend an. „Ich sehe trotzdem keinen Grund, weshalb ich dir diesen Gefallen tun sollte.“ „Ich schicke dir eine Ansichtskarte und Kekse von meinem nächsten Stopp.“ grinste Ace. Schallend lachte Garp los. „Ansichtskarte und Kekse? Wie wäre das? Ich gebe euch das Mädchen, sofern ihr es wirklich Morgen frei lasst und zu nichts zwingt und du stellst dich dafür in meinen Dienst?“ „Ich soll bei der Marine anheuern? Nicht sehr wahrscheinlich.“ „Woher soll ich eigentlich wissen, dass ihr die Frau gehen lasst und ihr nichts tut.“ „Ich gebe dir mein Wort. Wir werden, abgesehen von der ärztlichen Untersuchung, nichts gegen ihren Willen mit ihr machen, sollte einer mein Wort brechen, stelle ich mich und du kannst meinen Arsch höchst persönlich nach ImpelDown bringen.“ „Ich weiß nicht, das Angebot ist verlockend, aber wenn ich es mir recht überlege, könnte ich dich jetzt übers Knie legen und dich wegbringen. Dein Angebot ist also etwas gering.“ „Reicht dir mein Wort nicht?“ „Oh, ich weiß, dass du zu deinem Wort stehst. Das habe ich dir schließlich eingeprügelt, aber die anderen in der Mannschaft? Ich gehe allerdings davon aus, dass Edward seine Leute im Griff hat und das wäre sicher nicht sein Stil, oder?“ „Das hörte sich jetzt fast so an, als wärst du froh, dass ich wenigstens zu Whitebeard gehöre und nicht zu einer anderen Mannschaft.“ „Wenigstens weiß der Alte, was sich gehört.“ „Da wir diese Grundsatzdiskussion jetzt nicht erörtern sollten, wie steht es mit meinem Angebot?“ „Abgelehnt.“ Ace knirschte mit den Zähnen. Einen Augenblick später flog sein Kopf zur Seite. „Lass das. Das ruiniert deine Zähne.“ Am liebsten hätte er dem Grauhaarigen eine gescheuert, stattdessen ballte er seine Hand zur Faust und schwieg. „Ich nehme die Ansichtskarte, die Kekse und zusätzlich dein Wort.“ Garp ging. Seishin lag im Gebüsch. Sein Fell war voller Zweige und Blätter. Widerwillig beobachtete er den jungen Alpha des alten Alphas und den Alpha im weißen Mantel, welcher ihn gefangen hatte. Zum zweiten Mal in wenigen Tagen fühlte Nojiko sich hundeelend. Sie hatte es aufgegeben gegen die Fesseln zu kämpfen. War die Marine nicht eigentlich Freund statt Feind? Ein freudloses Lachen entrang sich ihr. „Das interessiert mich nicht. Ich sagte, zeig sie mir.“ „Ja, Sir.“ In ihrem Blickfeld tauchten zwei Männer auf, ihr Häscher und offenbar sein Vorgesetzter. Der grauhaarige Mann ging vor ihr in die Hocke. „Guten Abend.“ freundlich lächelte er sie an. Nojiko sah ihn misstrauisch an. „Jetzt wüsste ich gerne, wer du bist und warum Ace an dir interessiert ist.“ „Als ob es den interessieren würde.“ schnaubte sie. Garp zog eine Augenbraue hoch. „Der Idiot soll sich bloß fernhalten.“ „Das ist keine Antwort auf meine Fragen.“ Nojiko biss sich auf die Unterlippe. Mit großen Augen sah sie zu ihm auf und ließ den Kopf wieder fallen. „Es geht Sie nichts an. Weder wer ich bin, noch was Ace will.“ „Da irrst du, meine Liebe. Zumindest der zweite Punkt geht mich etwas an. Es geht mich durchaus etwas an, wenn ein Pirat die Herausgabe einer jungen Frau fordert. Und in diesem Bezug geht mich auch deine Identität etwas an.“ Nojiko hob den Kopf wieder und ließ ihn etwas zur Seite fallen, um den Mann zu mustern. Unbeugsam, stark und streng sah der Marineoffizier ihr in die Augen. Nojiko knurrte leise. „Pass auf Liebes, es ist doch so. Ich bin Marineoffizier, wenn mir der Sinn danach steht, könnte ich dich mitnehmen. Ich bezweifle allerdings, dass du damit einverstanden wärst. Was willst du?“ „Seit wann interessiert es Jemanden, was ich will.“ meinte Nojiko leise. „Ich will einfach meine Freiheit.“ fügte sie lauter hinzu. Vorsichtig robbte Seishin näher. Natürlich könnte er in den Wald verschwinden und von dort belauschen, was geschah, doch irgendwie fand er es nicht fair. Nojikos Geruch konnte er nicht wahrnehmen, dafür waren zu viele verschwitzte Menschen zwischen ihm und seiner Beute. Langsam näherte er sich dem Schiff. Seine Ohren zuckten wild hin und her, seine Nase fing jede noch so kleine Geruchsnote auf. Aggressiv duckte er sich und sprang leichtfüßig an Deck. Mühsam unterdrückte er das Knurren, das in seiner Kehle kratzte. Lautlos fletschte er die Zähne und schlich auf die zwei Männer zu, die mit dem Rücken zu ihm standen. „Liebes, machen wir es anders. Wir lassen die Frage, wer du bist beiseite und klären, weshalb die Feuerfaust unten am Waldrand steht. In Ordnung?“ „Whitebeard sagte ich könne gehen.“ „Ace sagte das auch.“ Nojiko sah durch halb geschlossene Augen zu Garp hoch. „Ich hätte mich zu Hause weiter langweilen sollen.“ nuschelte sie. Seishin schlich näher. Nojikos Augen schweiften kurz und erblickten den weißen, bedrohlichen Schatten, der sich näher schob. Ihr Mundwinkel zuckte kurz. „Ich würde wetten, dass Puma D. Ace nicht wirklich an meinem Schicksal interessiert ist, sein Käpt'n ist vielmehr von meiner Begleitung fasziniert.“ „Deine Begleitung?“ Nojiko nickte und gleichzeitig dröhnte ein tiefes Knurren über das Deck und den Strand. Seishin drohte. Die Männer schwangen zu ihm herum und sahen ihn erstaunt an. „Mein Maskottchen!“ rief der alte Alpha glücklich aus. Unzählige Männer stürmten auf das Schiff zu und kletterten an Deck. „Übergebt sie mir.“ Garp lachte. „Ah, jetzt verstehe ich die Faszination Whitebeards.“ Seishins Knurren ging kurz in ein Fauchen über. Der graue Alpha war ihm nicht geheuer. Am Rande seines Sichtfeldes nahm er das weibliche Alphatier wahr. „Übergebt sie mir.“ Seishins Worte waren durch das bedrohliche Knurren kaum zu verstehen. „Das ist wirklich eine bemerkenswerte Situation. Whitebeard schickt Ace ein Mädchen abzuholen, ein Kaiserwolf meldet Anspruch an und jetzt ist die Frage, Liebes, wer du bist auf einmal wieder höchst interessant für mich.“ Nojikos Augen verengten sich und sie presste die Lippen fest aufeinander, sodass nur noch ein dünner Strich zu erkennen war. „Feuerfaust Ace ist hier?“ Hina sah sich um. „Warum hast du ihn nicht gleich festgesetzt?“ „Ich denke nicht, dass ich mich vor dir rechtfertigen muss und außerdem hatten wir heute schon eine Auseinandersetzung mit Whitebeard. Hast du dich ihm gewachsen gefühlt?“ „Das hat nichts damit zu tun.“ „Das hat eine Menge damit zu tun. Hina, wenn wir Portgas D. Ace jetzt festnehmen, kommt Whitebeard einfach über die Insel marschiert und zerstört unsere hübschen Schiffe.“ Ein Aufschlagen von Holz ließ Hina und Garp innehalten. „Vizeadmiral, wir haben Besuch.“ Garp verdrehte die Augen. „Ach was, wirklich? Wie kommen solche höchst intelligenten Leute in meine Crew?“ Ace beobachtete den weißen Flohteppich, der auf das Schiff zu schlich und die anschließende Unruhe. „Nach dieser Aktion fahre ich auf eine nette kleine Insel und mache Urlaub.“ Nojiko wartete und suchte Seishins Blick. Die silbrigen Augen gaben ihr trotz der Angriffslust, die darin blitzte, Sicherheit. Ihre Atmung wurde ruhiger. „Eine kleine Party?“ selbstsicher kam eine hochgewachsene Gestalt auf die beiden Marine Kommandanten zu. „Guten Abend Seishin.“ Mihawk lächelte dem noch immer knurrenden Wolf zu. „Und dein kleines Mädchen ist auch da.“ „Was willst du?“ Garp schien wenig begeistert von Falkenauges Auftauchen. „Ich bringe nur einen Bericht vorbei, ich habe dein Schiff gesehen und dachte, du könntest ihn für mich abgeben, dann kann ich mich weiter meinen Angelegenheiten widmen.“ Noch immer sah Falkenauge ihn selbstsicher mit seinen gelben Augen an. „Meine Güte, gib her und ver...“ Nur Seishins Knurren war noch zu hören. Überrascht sahen die Soldaten zum Vizeadmiral. „Macht euch keine Sorgen, er wacht gleich wieder auf.“ Falkenauge zückte ein paar Blätter aus seinem Umhang und steckte sie dem schlafenden in die Hand. „Na, ich werde dann mal wieder. Nojiko, wenn du und Seishin mal die Nase voll davon haben solltet gefangen und mehr oder weniger verfolgt zu werden, solltet ihr euch ruhiger verhalten.“ „Danke für den Tipp.“ antwortete Nojiko sarkastisch. „Ich laufe also demnächst ohne das Schild über meinen Kopf herum.“ „Das wird besser sein.“ freundlich nickte er ihr zu und ging. „Vollidiot.“ „...piss dich.“ „Er ist schon weg.“ klärte Hina den etwas verblüfft dreinschauenden Garp auf. Kapitel 22: Alphas ------------------ Seishins Aufmerksamkeit war noch immer auf die Offiziere gerichtet. „Übergebt sie mir, ich kläre das mit dem großen, weißen Alpha.“ „Ich fürchte ich kann nicht zustimmen, Wolf. “ „Das interessiert mich nicht.“ Seishins Worte waren noch nicht verklungen, da war er schon verschwunden. „Passt auf!“ Garps Befehl kam schon zu spät. Seishin war hinter Nojiko wieder aufgetaucht und hatte ihre Fesseln gepackt. Mit einem Ruck seines kräftigen Kopfes zerriss er die Ketten. Nojiko griff in sein Fell und wurde mit ihm in den Wald gezogen. Staunend sah Nojiko sich um. Das weiche Grün und die goldenen Lichtreflexe ließen diesen Wald idyllisch wirken. Wäre Seishin nicht so unruhig, hätte sie sich hier wirklich wohl gefühlt. Sie sah sich um und konnte das Deck sehen. „Wir müssen weiter.“ Seishin legte sich auf den Boden und wartete, dass Nojiko auf seinen Rücken kletterte. „Ich kann selbst laufen.“ brummte sie. „Hier nicht. Zu gefährlich.“ Er sprang so energisch los, dass die junge Frau fast wieder von seinem Rücken gefallen wäre. „Warum reisen wir nicht immer so?“ fragte sie nach einiger Zeit. Rechts konnte sie die Landschaft der wirklichen Welt verschwommen wahrnehmen. „Es kostet mich viel Kraft und du bist hier nicht sicher.“ Nojiko kuschelte sich an das Fell. „Bist du hier sicher?“ „Ja. Ich darf nicht zu lange bleiben.“ „Warum?“ Sie hörte, wie der Wolf das Maul öffnete und zu hecheln begann. „Es gibt keine Beute, kein Wasser. Es kostet Kraft.“ Nojiko sammelte einige Blätter aus seinem strahlenden Fell. Die Lichtreflexe ließen es golden und silbern schimmern. Die Schatten malten graue Muster auf ihre Haut und sein samtiges Fell. „Wohin gehen wir?“ „Zum Alpha.“ Nojiko wollte gerade nachfragen, als sie einen kalten Hauch spürte und die Mittagssonne sie blendete. Verwirrt sah sie sich um. Sie war auf einer großen Lichtung. Ein Felsen ragte über ihr auf und ein Wasserfall stürzte in einen kleinen See, der einen Fluss speiste. Die Bäume waren mindestens doppelt so groß, wie ein normaler Baum. Mit offenem Mund sah Nojiko sich um. Sie drehte sich und entdeckte einen braunen Wolf, der sie beobachtete. Seishin bellte, für Nojiko klang es nach einer Warnung. Wölfe kamen aus dem Wald, hinter dem Wasserfall hervor und um den Felsen herum. Ein fast schwarzer Wolf kam gemessenen Schrittes mit erhobenen Kopf auf sie zu. Hier und dort schimmerte sein Fell silbern, seine Augen waren golden. Die Schulterhöhe des Wolfes war auf Seishins Kopfhöhe und seine Ganze Ausstrahlung schrie, Anführer! Gefährlich! Krieger! Nojikos Griff in Seishins Fell verstärkte sich. Ein wohliges Brummen ließ ihre Angst etwas schwinden. Seishin senkte den Kopf, seine Nase berührte fast den Boden. Der Rudelführer kam direkt vor ihnen zum Stehen. Er beobachtete die Unterwürfige Haltung des jungen Alpharüden und heftete dann den Blick auf Nojiko. Nojiko war wie versteinert. Sie wollte den Blick senken, konnte aber keinen Muskel bewegen. Sie war eingeschüchtert, nein, sie war verängstigt. Die Reißzähne des Wolfs waren länger als ihre Finger, der Blick schien bereits tödlich zu sein. Die Präsenz erschlug sie förmlich. Starr vor Angst sah sie ihn an und als er den Blick abwandte, schien es ihr fast, als wäre er belustigt. „Du kommst zurück?“ Die Stimme des großen Alphas war noch etwas dunkler als Seishins, doch war sie auch voll tönender und ließ deutlich die Erfahrung erkennen. „Entschuldige, dass ich nicht auf normalem Wege und auf angebrachte Weise kam.“ Seishin presste seinen Körper gegen den Boden, als würde er einen Schlag erwarten. Ein Schulterzucken bedeutete Nojiko abzusteigen. „Du bist kein Teil des Rudels mehr.“ Wenn möglich drückte sich der weiße Wolf noch etwas tiefer in den Dreck. Der Alpha des Rudels ging steif um den jungen Wolf herum. „Was willst du, dass du es wagst hier her zu kommen und dass du einen Menschen bei dir hast?“ Noch immer auf den Boden gepresst, winselte Seishin. Nojiko stand reglos vor Angst neben ihrem pelzigen Freund. „Ich brauche Rat.“ „Du bist ein Alpha!“ donnerte es und Seishin wurde mit einem einzigen Ruck an seinem Nackenfell hochgehoben und über die Lichtung geschleudert. Erschrocken stieß Nojiko einen spitzen Schrei aus. Sie sah zu Seishin, der sich mühsam aufrappelte und rannte auf den schwarzen Wolf zu. Jetzt, wo sie nicht mehr auf Seishin saß, war er sogar noch größer, als sie gedacht hatte. Sie stellte sich zwischen ihn und Seishin. „Lasst ihn! Er sucht Hilfe!“ schrie sie. Das Knurren, das folgte, war ohrenbetäubend. Nojiko wich einen Schritt zurück. „Du wagst es dich einzumischen, Mensch? Halte dich heraus und sei froh, dass du noch am Leben bist. Hätte einer meiner Krieger dich mitgebracht, wärst du bereist tot.“ drohend bleckte der Alpha die Zähne. „Nein!“ Seishins Ruf ließ Nojiko herum wirbeln. Zwei Wölfe, der eine grau, der andere rostrot hatten sich ihr genähert und schienen nur auf ein Zeichen ihres Alphas zu warten sie anzugreifen. Seishin begann zu glühen. „Du wagst es?“ Jetzt war der schwarze Alpha sichtlich verstimmt. Die Gesichtmuskulatur wurde nach hinten gezogen und ließ den Wolf noch bedrohlicher wirken, die Ohren waren aufgestellt und auf den weißen Wolf gerichtet. Nojiko konnte die Bewegung nicht sehen, plötzlich stand Seishin zwischen ihr und dem Alpha. Er hatte eine verteidigende Position eingenommen und knurrte drohend. „Lass sie in Ruhe.“ warnte er und die zwei Wölfe hinter ihm zogen sich etwas zurück. Der große Alpha entspannt sich wieder etwas. „Dann nimm sie an die Leine, wie die Menschen so schön sagen.“ Seishins Knurren erstarb und er nahm wieder eine unterwürfige Haltung ein. Nojiko hätte ihn am liebsten angeschrien, doch wollte sie ihn nicht in Schwierigkeiten bringen. Sie begnügte sich vorerst mit ihrer Position als Beobachterin. „Bitte, ich brauche deinen Rat.“ winselnd drückte Seishin sich zu Boden. „Du solltest keine Hilfe benötigen.“ hart klangen die Wort nach. „Ich brauche sie dennoch. Drei andere Alphas haben inzwischen mein Rudel für sich beansprucht. Der Falke kreuzt ständig meinen Weg. Die Alphas sind stark, stärker als sie sein dürften. Ein Kampf ist unausweichlich will ich meine Position behaupten, doch bringe ich dadurch dieses Rudel ebenfalls in Gefahr.“ Die Ohren des schwarzen Alphas zuckten. Langsam kam er auf Nojiko zu und umrundete sie, dann schnüffelte er kurz an ihr. „Was suchst du? Schutz? Hilfe im Kampf?“ „Weder noch. Nur einen Rat. Sollte ich kämpfen oder sollte ich mich zurückziehen.“ „Sind die Aplhas ihresgleichen?“ „Ja.“ Seishins Winseln erstarb langsam, seine Haltung wurde etwas weniger demütig. „Du hättest gar nicht erst gehen sollen.“ knurrte der dunkle Wolf. Dann drehte er sich und ging zu dem Felsen. Seishin sprang auf und packte Nojikos Arm. Schnellen Schrittes zog er Nojiko hinter sich her und folgte dem großen Wolf, der in einer Höhle verschwand. Die Höhle war trocken und, durch ein Loch in der Decke, hell. Nojiko hatte festgestellt, dass Seishin groß war, die meisten Wölfe hier waren ein Stück kleiner als er, nur der dunkle Alpha schien größer zu sein. Im Innern der Höhle lag ein Wolf, der sich bei ihrem Eintreten erhob. Das Fell glänzte in der Sonne wie frisch poliertes Mahagoni, die Statur war etwas schmaler, doch war der Wolf ebenso groß wie Seishin. Die dunklen Augen richteten sich zuerst auf den Alpha, dann auf Seishin und schließlich auf Nojiko. „Seishin.“ Die Stimme des mahagonifarbenen Wolfs war weich und samtig. Nojiko wusste sofort, dass sie einen weiblichen Wolf vor sich hatte. Wieder drückte Seishin sich an den Boden. Langsam fand Nojiko das etwas lächerlich. „Mutter.“ Nojiko wusste nicht, was sie mehr aus der Bahn warf, die Bezeichnung selbst oder die Tatsache, dass der dunkle Alpha demnach Seishins Vater sein musste und ihn trotzdem so harsch behandelte. „Ich verstehe, weshalb du das Mädchen dein Rudel nennst.“ begann der dunkle Wolf und setzte sich. „Trotzdem solltest du daran denken, dass die Alphas ihresgleichen einen höheren Anspruch auf sie haben. Du solltest sie einem von ihnen übergeben und dann fragen, ob du geduldest wirst.“ „Mein Anspruch ist älter.“ knurrte Seishin. „Ihr Anspruch beruht auf mehr als der Zeit.“ konterte der Alpha. „Du wolltest meinen Rat, den hast du bekommen.“ „Seishin, du kommst hier her ohne Erlaubnis zurück, sei froh dass dein Vater dich anhört.“ Nojiko kochte vor Wut. „Wie könnt ihr es wagen euren Sohn so zu behandeln? Er hat nichts falsch gemacht! Er ist unerfahren und sucht Rat, das ist doch wohl ganz normal! Und wer hat überhaupt gesagt, dass ich nicht selbst entscheiden kann wo ich wann und mit wem hingehe?“ Nojiko hätte noch weiter geschrien, doch von hinten wurde sie umgestoßen und weißes Fell begrub sie. Sie versuchte sich von dem Gewicht zu befreien. „Lass sie aufstehen.“ Das Gewicht verschwand. Nojiko drehte sich und gab Seishin einen Schlag auf die Nase. „Mach das nicht noch einmal!“ Der dunkle Wolf war wieder näher gekommen. Seine Augen waren etwas verengt, seine Ohren zuckten aufgeregt und seine Nase blähte sich. Nur ein paar Zentimeter vor Nojiko blieb er stehen. Wieder roch er an ihr.Das Maul öffnete sich ein Stück und Nojiko konnte gerade die Reißzähne erkennen, als der Wolf sie in den Arm biss. Reflexartig schlug sie den riesigen Alpha auf die Nase. Der Wolf hatte schon wieder losgelassen und leckte sich über die Nase. „Biest.“ knurrte er. Nojikos Unterkiefer fiel nach unten. „Wie bitte? Soll ich es mir etwa gefallen lassen, wenn ich gebissen werde?“ „Von einem ausgewachsenen Alpha? Ja.“ die Zunge fiel zur Seite heraus und dieses Mal war Nojiko sich sicher, dass der Wolf grinste. Ace war sauer. Nicht nur, dass Garp das Mädchen hatte entkommen lassen, jetzt musste er das auch noch Whitebeard beibringen. Er stapfte zurück zum Schiff und fluchte leise vor sich hin. An der Küste wurde er allerdings erneut überrascht. Neben der MobbyDick ankerte ein zweites Piratenschiff, welches nicht zur Whitebeard-Flotte gehörte. Als er näher kam, erkannte er die RedForce. „Na super.“ stöhnte Ace. „Ich brauche dringend eine Auszeit.“ Nojiko sah den Wolf wütend an. Blut floss ihr Handgelenk herunter und tropfte von ihren Fingern. „Du solltest sie wirklich abgeben. Was willst du mit einem menschlichen Alpha Weibchen?“ Neugierig sah Seishin seine Mutter an. „Ich brauche ihr Blut nicht kosten, es ist offensichtlich. Dass dein Vater es überprüfte ist reine Formsache.“ Kapitel 23: Alles auf Anfang ---------------------------- Ace ertrug den enttäuschten Blick Whitebeards. „...und dann waren sie beide verschwunden.“ schloss er seinen kurzen Bericht. Sowohl Shanks als auch Whiebeard hatten ihm gespannt gelauscht. „Die große Frage ist, wo sind sie hin?“ meinte Shanks gelassen. Das Mondlicht hatte sich einen Weg durch die Wolkendecke gesucht und schien matt auf die kleine Versammlung an Deck der MobbyDick. Die meisten Piraten feierten am Strand. „Zu schade.“ stellte auch Thatch fest. „Endlich hatten wir Jemanden gefunden, der Ace aus der Reserve lockt.“ Ein tödlicher Blick traf den Braunhaarigen. „Sehr witzig. Ich gehe schlafen.“ Ace streckte sich und ging. Er ließ sich auf sein Bett sinken und warf seinen Hut auf den Tisch. Die Stiefel streifte er ab und nur einen Augenblick später schlief er auf dem hängenden Bett. Seishin wurde zu Boden gedrückt. Wäre es nicht sein Vater und hätte er nicht den Instinkt sich ihm zu unterwerfen, Seishin wäre aufgesprungen und hätte gekämpft. Seine Mutter hatte sich Nojiko geschnappt und war mit ihr verschwunden. Er wurde daran gehindert ihr zu folgen. Ein leises Knurren machte sich in seinem Brustkorb breit. „Benimm dich, Welpe.“ Die Warnung seines Vaters war ernst gemeint. Er gehörte nicht mehr zum Rudel, konnte froh sein, dass er geduldet wurde. Wenigstens sahen die anderen Rudelmitglieder seine Demütigung nicht. Es hatte an seinem Stolz gekratzt, dass er sich seinem Vater unterwürfig hatte zeigen müssen, diese erzwungene Position war noch einmal schlimmer. Ein Alpha ließ sich nicht zwingen. Ein Alpha war niemals unterwürfig. Seishin spannte die Muskeln an und entwand sich seinem Vater. Mit gefletschten Zähnen machte er einen Sprung zurück. „Jetzt erinnerst du dich wieder an dein Erbe?“ spottete sein Vater. „Du solltest das Weibchen gehen lassen, sie wird dir nichts als Ärger bringen und am Ende wird sie dein Rudel verlassen. Bring sie zu einem der Alphas, einer wird doch sicher geeignet sein und komm zurück. Unterwerfe dich meinem Befehl und wenn du alt genug bist, übernimmst du das Kommando über die Krieger.“ „Ich lasse sie nicht einfach zurück. Nojiko ist Teil meines Rudels. Momentan ist sie mein Rudel.“ „Falsch, sie ist eine Alpha, sie wird immer ihren eigenen Weg wählen.“ Nojiko wurde gnadenlos mitgeschleift. Das mahagohnifarbene Fell der Wölfin verklebte bereits durch Nojikos Blut. „Lass mich los!“ fauchte sie. Die Zähne lösten sich aus ihrem Fleisch. „Stell dich nicht so an.“ die Stimme der Wölfin war scharf. „Was soll ich hier?“ „Lernen. Wir haben lange gekämpft, wir haben uns von der Welt zurückgezogen, doch wir haben nie aufgehört zu kämpfen. Sieh dich um.“ Nojiko tat wie ihr geheißen. An der Wand lehnten Waffen. Nojiko betrachtete sie näher. Wozu brauchten Wölfe Waffen? „Dies sind Errungenschaften aus diesen Kämpfen. Seishin hat dich gewählt, lerne zu kämpfen. Such dir eine Waffe aus.“ ungläubig sah Nojiko die schlanke Wölfin an. Mit der Nase schob diese Nojiko zu den Waffen. „Such dir eine aus.“ forderte sie erneut. Nojiko ließ den Blick über das Metall schweifen. Klingen in allen möglichen Ausführungen. Eine geschwungene Klinge erregte Nojikos Aufmerksamkeit. Der mit hellem Leder umwickelte Griff, der nur Platz für eine Hand ließ stand auf dem Boden. Die Klinge sah aus wie eine Sense. Die innere Seite war scharf geschliffen, die äußere Seite hielt die Klinge und war reich verziert. Nojiko hob die Sensenklinge. Trotz der dicken, verzierten Seite war die Klinge erstaunlich leicht. „Wie kämpfe ich hiermit?“ fragte sie Seishins Mutter. „Woher soll ich das wissen. Ich bin ein Wolf.“ Nojiko fluchte innerlich. Ace reckte sich ausgiebig. Er hatte wunderbar geschlafen. Das Schiff knarzte und schaukelte leicht. Ace sprang aus dem Bett und ging in sein Bad. Er duschte kalt und schnappte sich dann seine Sachen, als letztes schlüpfte er in die Stiefel und setzte sich den schwarzen Hut auf. An Deck herrschte gespenstige Stille. Keine schnarchenden Männer, keine arbeitenden Männer. Niemand war zu sehen. Ace balancierte über die Planke und sah ein Schlachtfeld vor sich. Also nicht direkt ein Schlachtfeld. Ein Kampf hatte nicht stattgefunden. Obwohl vielleicht doch. Wer konnte das schon so genau sagen? Von den Männern, die hier lagen, vermutlich keiner. Ace schlängelte sich durch die schlafenden Männer und versuchte dabei auch den Essensresten und den leeren Flaschen auszuweichen. Er kratzte sich unbewusst an der Stirn und stieg über Jozu. Er schnappte sich eine halb volle Flasche und lehnte sich ein Stückchen weiter an einen Baum. Mit den Zähnen zog er den Korken und ließ den Alkohol durch seine Kehle rinnen. Mit einem schiefen Grinsen, beobachtete er wenig später seine Kameraden, die stöhnend und fluchend erwachten. Es dauerte noch eine ganze Weile bis Bewegung in die Männer kam. Doch schließlich standen fast alle von ihnen und begannen etwas mürrisch das Chaos aufzuräumen. Marco kam wenig später zu ihm und hielt Ace eine volle Flasche Whiskey hin. „Morgen.“ Ace grinste noch immer. Mitte des Vormittags gesellten sich auch die Leute von Shanks zu den Anderen. Ace wurde es langsam müde sich über seine unter Kopfschmerzen leidenden Kameraden zu beobachten und so beschloss er den Alten nach ein paar freien Tagen zu fragen. „Morgen, Paps.“ „Es freut mich, dass du wieder strahlst.“ „Deshalb bin ich hier. Ich würde gerne meinem Bruder einen Besuch abstatten.“ Whitebeard wurde nachdenklich. „Ich schätze, du hast es dir verdient. Bleibe bitte nicht zu lange weg.“ Wenig später schoss Ace mit seinem Jutesack auf seinem Gleiter über die GrandLine. Nojiko konnte kaum glauben, was sie sah. Sie war zusammen mit Venetic, Seishins Mutter, aus dem Gang gekommen. Seishin prallte gerade gegen eine der Felsenwände. Blut färbte sein weißes Fell dunkel. Ein steingrauer Wolf stand, ebenfalls blutend, ihm gegenüber. Venetic heulte auf, der graue Wolf wirbelte herum und Seishin kam unsicher auf die Beine. „Predsol.“ knurrte Venetic. „Raus aus meiner Höhle!“ Der graue Wolf hatte nicht einmal die Zeit zu zwinkern. Die Wölfin war über ihm und packte ihn am Nacken. Sie riss mit ihren Krallen an dem Fleisch des grauen Wolfs und schmetterte ihn neben dem Eingang gegen die Wand. „Er ist ein Verräter.“ die blauen Augen des Grauen glühten. „Er ist ein Alpha!“ belehrte sie ihn. Seishin näherte sich wieder seinem Widersacher. „Es ist nichts, was man erlernen kann. Man ist ein Alpha oder eben nicht.“ Seishin schien bei diesen Worten zu wachsen. Nojiko schaute gebannt zu den Wölfen. Hinter ihr kratzten Krallen über den harten Boden. Der dunkle Alpha betrat die Halle. Sein Grollen ließ den Fels erzittern. „Predsol, geh.“ Keine Aufforderung, stellte Nojiko fest. Ein Befehl. „Seishin, nimm dein Rudel und triff deine Entscheidung.“ Seishin senkte die Schnauze und bezeugte so seinen Respekt. Er stieß ein leises Heulen aus und Nojiko ging zu ihrem Freund. Sie griff in sein Fell und fand sich augenblicklich in dem freundlich wirkenden Wald wieder. Kapitel 24: Warum entscheidet jeder über mich? ---------------------------------------------- Schwer atmend ließ Seishin sich auf den Untergrund fallen. Der warme Sand verfing sich dabei in seinem Fell. Die Reise durch den so trügerisch schönen Wald hatte ihn viel Kraft gekostet. Jetzt wollte er einfach hier liegen bleiben und sich etwas ausruhen. Nojiko saß ebenfalls im warmen Sand. Die Begegnung mit dem Wolfsrudel hatte sie durcheinander gebracht. Der raue Umgangston hatte sie erstaunt. Sie grub ihre Zehen in den weichen Sand und blickte auf das Meer hinaus. „Seishin?“ fragte sie leise. Ein Brummen bezeugte, dass er sie gehört hatte. „Wirst du mich verlassen und zurück gehen?“ Der schwere, weiße Kopf hob sich etwas und die silbernen Augen fixierten sie. „Nein.“ Offenbar war für ihn dieses Thema damit erledigt. Der Wolf ließ den Kopf wieder auf seine Vorderpfoten sinken. Nojiko musterte ihn noch kurz und ließ sich dann nach hinten in den Sand fallen. Sie genoss die Wärme der Sonne und den Geruch nach Salzwasser. Das Geräusch der Brandung drang unaufhaltsam an ihre Ohren. Die junge Frau mit den violetten Haaren schloss die Augen. Nach einiger Zeit setzte sie sich wieder auf. Sie griff nach der Klinge, die sie von Venetic bekommen hatte und fuhr mit dem Finger über die scharf geschliffene Seite. Ein wehmütiges Lächeln zeichnete sich auf ihrem Gesicht ab. dachte sie und zog ihre langen Haare nach vorn. Mit einem einzigen Schnitt, als würde sie Butter mit einem warmen Messerschneiden, glitt die Klinge durch ihre Haare und kürzte sie beträchtlich. Die längsten Strähnen gingen ihr nur noch bis zum Kinn. Wild standen die Strähnen ab und flogen im Wind, welcher über das Meer fegte. Nojiko stand auf und hob ihre Hand mit den abgeschnittenen Haaren. Wie auf Kommando frischten die Böen auf und rissen ihr die Haare aus der Hand. Anderthalb Tage war Ace schon unterwegs. Er hatte sich nur wenige kurze Pausen gegönnt und war hinweisen auf den Verbleib seines Bruders und seiner Crew gefolgt. Jetzt kam er auf eine Winterinsel zu und in der Bucht lag tatsächlich das Schiff der Strohhutpiraten. Mit einem breiten Grinsen im Gesicht, verlangsamte er sein Gefährt und ließ sich an die Bordwand treiben. Auf dem Schiff schien es vollkommen still zu sein. Ace hangelte sich an der Wand empor und setzte sich auf die Reling. Niemand zu sehen. Nachdenklich schob er seinen Hut etwas zurück. Vielleicht waren sie unterwegs? Aber warum war niemand zurück geblieben, um das Schiff zu bewachen? Die Antwort erübrigte sich sogleich. Lautes Scheppern war aus dem Innern zu vernehmen. Ace sprang auf das Deck und ging in langen schritten zur Tür in Richtung Küche. Lautes Geschrei und weiteres Klirren ließen ihn auf eine Auseinandersetzung tippen. Der Schwarzhaarige öffnete die Tür und blieb im Türrahmen stehen. Chaos herrschte vor ihm. Nami, die Navigatorin, und Nico Robin saßen entspannt am Tisch und aßen ihr Mittagsmenü. Der Lügenjunge, wie Ace Lysopp nannte, saß unterhalb des Tisches, der kleine Elch, welcher als Schiffsarzt diente, hockte direkt daneben. Luffy, Zorro und Sanji schrien sich gegenseitig an und warfen mit Sachen um sich, wobei Luffy es vermied mit Essen zu werfen. Franky, der Schiffszimmermann lehnte auf dem Tisch und beobachtete die Szene, während das Skelett Brook offenbar versuchte alle zu beruhigen. Überall lag zersplittertes Geschirr, Essen und ein, zwei zerbrochene Stühle herum. Entspannt lehnte Ace sich an den Türrahmen und verschränkte die Arme. Ein solches Schauspiel ließ er sich natürlich nicht entgehen. Aus dem Kontext des Geschreis entnahm er, dass Zorro offenbar das Essen nicht zugesagt hatte, oder er zumindest so den Koch provoziert hatte. Luffy hatte, so schien es, bereits fast alles alleine gegessen und den anderen wenig übrig gelassen und so waren der Käpt'n, sein Vize und der Koch aneinander geraten. Nojiko konnte nicht mehr still liegen bleiben. Sie stand auf und klopfte sich den Sand von ihren Sachen. „Seishin, wollen wir weiter?“ Ein Brummen ließ ihren Körper vibrieren und der weiße Wolf erhob sich. „Ich muss jagen, am Besten wartest du solange. Danach haben wir noch ein paar Stunden vor uns.“ Sie nickte und sah den Wolf die Küste entlang schlendern. Gedankenverloren fuhr sie mit einem Finger ihr Tattoo an den Schlüsselbeinen nach und schaute wieder auf das Meer hinaus. Von hier sah es harmlos aus. Sanft und ruhig schlugen die Wellen gleichmäßig an den Strand und ließen kaum Strömung erkennen. Die leichte Brise wurde kurz stärker und ließ den Sand wie kleine Nadeln gegen ihre Beine peitschen. Sie könnte Seishin bitten, sie nach Hause zu bringen. Sie könnte zurück, wenn sie wollte. Ihre blauen Augen wanderten zum Horizont. Sie verwarf den Gedanken nach Hause zu gehen. Sie würde sich nur wieder langweilen. Nojiko musste nicht lange warten. Als Seishin wieder kam war sein Fell mit Blutspritzern gesprenkelt und seine Nase tief rot. Er wirkte wieder deutlich kraftvoller und wacher. „Luffy, schau mal!“ Robins Stimme beendete den Streit. Sie zeigte Richtung Tür, in der Ace noch immer lehnte. Nur einen Augenblick zuvor hatte die Frau ihn entdeckt. Einen weiteren Augenblick später schoss sein kleiner Bruder auf ihn zu und warf Ace so wieder an Deck.“Ace!“ „Luffy, du Idiot.“ schimpfte dieser. Das versprach ein amüsanter Urlaub zu werden. Nojiko hielt sich an Seishins Fell fest. Mit gewaltigen Sprüngen bewegte er sich durch den farbenfrohen Wald, der ewig in einem herrlichen Frühlingsvormittag gefangen schien. Der Frau mit den nun deutlich kürzeren Haaren kam es vor, als verginge die Zeit nicht. Doch nach einer halben Ewigkeit machte ihr Begleiter, beziehungsweise ihr momentanes Reittier, einen letztes Sprung und sie kamen auf einer Wiese zum Stillstand. „Wo...“ „In der Nähe von dem weißen Alpha.“ Nojiko grummelte etwas vor sich hin. „Na toll.“ „Du hast kein Boot mehr.“ Das trug nicht zu ihrer guten Laune bei. „Am Besten reist du mit dem Alpha, ich werde fragen, ob ich bleiben darf, bis du wieder gehst.“ „Super, werde ich eigentlich von irgendwem gefragt, was ich möchte?“ Seishin trabte über die Wiese und auf den Strand zu. Nojiko hatte Mühe an seiner Seite zu bleiben, genauer gesagt, nicht zu weit zurück zu fallen. Seishin hatte wohl doch Recht, sie war zu langsam, zumindest aus seiner Sicht. Einige Meter vom Strand entfernt ankerten zwei Schiffe. Drei Tage später streckte Nojiko sich in ihrem Zimmer auf der MobbyDick. Whitebeard hatte weder etwas gegen ihre Anwesenheit noch gegen Seishins gehabt. Nojiko hatte ein größeres Zimmer bekommen, in dem auch der Kaiserwolf Platz hatte. Haruta half ihr bei dem Training mit der neuen Klinge. Täglich drei bis vier Stunden scheuchte die kleine Braunhaarige Nojiko über das Deck, zwischen den arbeitenden Männern durch. Whitebeard hatte den Befehl gegeben abzulegen. Die RedForce folgte in einigem Abstand. Kapitel 25: Informationen ------------------------- Ace genoss die Tage bei seinem Bruder. Sie feierten, machten Späße und aßen. Was konnte schöner sein? Die Stimmung war ausgelassen und selbst das Nörgeln von Nami konnte er mit einem Lachen herunter schlucken. Allerdings kam er nicht umhin, ihre Nörgeleien mit der Zicke zu vergleichen, die zeitweise auf der MobbyDick gewesen war. Am Abend bevor er wieder abreisen wollte, rutschte ihm ebendies heraus. Nami beanstandete gerade seine Tischmanieren und seinen Alkoholkonsum, als er lachend einen weiteren Schluck Bier zu sich nahm und „Du erinnerst mich gerade stark an Nojiko.“ meinte. Nami sah ihn entgeistert an. „Nojiko?“ „Nur Jemand, den ich vor einiger Zeit kennengelernt habe. Eine ganz schöne Zicke.“ „Nojiko ist keine Zicke.“ Jetzt sah Ace die Jüngere nachdenklich an. „Und das weißt du, weil?“ „Sie meine Schwester ist.“ Trotzig reckte Nami das Kinn. „Klar, weil es ja auf der ganzen Welt nur eine Frau mit diesem Namen gibt.“ grinste Ace. „Groß, blaue Augen, violette Haare, Tattoos am Arm und auf den Schlüsselbeinen.“ Ace ging in Gedanken die Merkmale durch, die Nami ihm nannte. Und er kam nicht umhin zu bemerken, dass es sich Möglicherweise um die selbe Person handelte. Mit einen Zischen nickte er. „Sie ist keine Zicke!“ fauchte Nami erneut. „Vielleicht hast du sie nur zu lange nicht gesehen? Ich habe sie vor ein paar Tagen gesehen und glaube mir, sie war ziemlich zickig.“ „Vermutlich deine eigene Schuld.“ Ungläubig schaute Ace sie an und zeigte mit dem Finger auf sich selbst, „Ich? Ich habe ihr nichts getan.“ Nami legte den Kopf schief und sah ihn von unten her missbilligend an. „Vielleicht habe ich sie manchmal provoziert.“ lenkte er schließlich ein. Nojiko und Seishin schliefen friedlich, als der Alarm ausgelöst wurde. Schwere Stiefel trampelten an ihrer Kajüte vorbei. Sie schlug die Decke zurück und stieg in ihre neuen Sachen. Ein kurzes, dunkelblaues Top, eine schwarze, weite Hose mit vielen Taschen, ein violetter Gürtel, schwarze Lederhalbhandschuhe und schwarze Lederstiefel, die einen winzigen Absatz hatten. Sie hatte die Tür kaum geöffnet, da sprang Seishin schon an ihr vorbei. Sie griff nach der Sensenklinge, die neben der Tür hing und stürmte ihm hinterher. An Deck herrschte chaotische Disziplin. Nojiko konnte keinen Plan in den Handlungen sehen und doch schien jeder genau zu wissen was zu tun war und wo er sein sollte. „Nojiko, komm zu mir Mädchen.“ Whitebeards Stimme hallte über die vielen anderen Geräusche hinweg. Knurrend ging sie zu dem riesigen Stuhl. Seishin gesellte sich zu ihr. „Heute wirst du nicht kämpfen, Mädchen. Schließlich hast du dich noch nicht für das Piratenleben entschieden und wir wollen der Marine doch keinen Grund geben, dass sie das annehmen.“ lächelte er. „Warum greift die Marine an?“ „Aus Spaß an der Freud.“ erklang eine raue Stimme hinter ihr. Nojiko wirbelte herum, die Klinge vor sich her schwingend. „Vorsichtig.“ Ein Mann mit roten Haaren und einigen Narben fing den Schlag lachend ab. Seishin stand zähnefletschend neben Nojiko. Sein Knurren grollte über das Deck und ließ selbst die Piraten kurz hinüber sehen. „Du bist also das Mädchen, das mit dem Kaiserwolf reist. Ich bin Shanks.“ Nojiko überlegte kurz. Ging die Steckbriefe im Kopf durch. mit zusammengekniffenen Augen musterte sie ihn und jetzt fiel ihr auch auf, dass er nur einen Arm hatte. „Was machst du auf diesem Schiff?“ fragte sie gleichermaßen neugierig wie wütend. „Der Alte hat mich eingeladen den Kampf anzuschauen. Und du bist?“ „Nicht erfreut.“ Whitebeard saß schmunzelnd hinter ihr. Auch Shanks begann zu grinsen. „Gut dann anders. Mein Name ist Shanks, freut mich dich kennenzulernen.“ er grinste sie an, als würde er mit einem neuen Spielzeug spielen. „Mein Name geht dich nichts an, auf Wiedersehen.“ Nojiko drehte sich zu Whitebeard um. „Da ich nicht mitmachen soll, kann ich ja sicher wieder gehen.“ stellte sie fest. „Mir wäre es lieber, du würdest hier bleiben, wo ich für deinen Schutz sorgen kann.“ Seine Miene wurde ernst. Missmutig ließ Nojiko sich neben den Stuhl fallen und spielte mit der Klinge herum. Das Marineschiff kam näher, doch niemanden schien es zu stören, dass die Kugeln neben dem Schiff einschlugen und es damit sachte zum schwanken brachten. Shanks stellte sich neben Nojiko und ignorierte den Wolf, der hinter ihr knurrend sein Missfallen kund tat. „Kleine, du solltest freundlicher sein. Whitebeard schätzt es, wenn seine Crew freundlich ist.“ die raue Stimme von Shanks ließ sie aufblicken. „Ich bin freundlich, nur halte ich es nicht für nötig, jedem meinen Namen und meine Herkunft zu nennen.“ „Ich bin ja wohl nicht Jeder.“ „Für mich, bist du ein Unbekannter. Kopfgeld und Titel hin oder her.“ Nojiko fuhr fort die Klinge über den Boden gleiten zu lassen und ignorierte, dass inzwischen Marinesoldaten an Board gekommen waren. „Außerdem bin ich kein Mitglied der Whitebeard Crew, ich bin nur zu Gast.“ Whitebeards Blick galt dem Kampf, seine Aufmerksamkeit jedoch Shanks und Nojiko. Der Rothaarige musterte die junge Frau. „Ich kann verstehen, warum Ace sich deinetwegen die Haare rauft.“ Überrascht sah Nojiko ihn an. „Der Arme ist ja so verwirrt.“ lachte er. Sie wandte sich wieder ab und ließ die Klinge kreisen. Entspannt sah Shanks dem Kampf zu. Hin und wieder kommentierte er einen Angriff oder ein Manöver. Nojiko juckte es in den Fingern ihre neuen Fähigkeiten auszuprobieren und eben dies brachte sie auf eine Idee. Sie begann zu lächeln, was weder Shanks noch Whitebeard verborgen blieb. „Sturm.“ sagte sie leise aber bestimmt. Plötzlich wurde es dunkel um sie. Wolken zogen sich zusammen, es donnerte und grollte. Blitze zuckten über den Himmel und erhellten die Szenerie. Nojiko zeigte mit der Klinge auf das Marineschiff. Wie auf Befehl schlug ein Blitz in dem Holz ein. Selbst überrascht weiteten sich Nojikos Augen etwas. überlegte sie. Momentan war der Sturm für keine der beiden Seiten nützlich. Nojiko versuchte sich auf die Marinesoldaten zu konzentrieren. Schlagartig wurden diese nicht mehr vom Sturm, der tobte, beeinflusst. Die junge Frau bemerkte den Fehler und konzentrierte sich auf die Piraten, die etwas erstaunt waren, den Kampf jedoch sofort wieder aufnahmen. „Na wenn sie deine Schwester ist, dann ist mir auch klar, warum sie so zickig zu mir ist. Das liegt wohl in der Familie.“ lachte Ace. „Es liegt wohl eher in der Familie, dass die D.'s Idioten sind.“ Ace tat kurz als hätte die Bemerkung ihn getroffen. „Ruffy, deine Navigatorin sagt, wir wären nervig!“ rief er und sein kleiner Bruder begann zu lachen. „Nervig ist kein Ausdruck. Ihr seid Naturkatastrophen.“ meinte Zorro langsam. Ein leerer Bierkrug traf Ace an der Stirn. Nojiko sah gespannt zu, wie die Soldaten gegen Piraten und Wind gleichzeitig kämpften. „Wirklich nett, so eine Fähigkeit.“ kommentierte Shanks und riss Nojiko aus ihrer Konzentration. Sofort ergriff der Wind alle an Bord wieder. „Aufhören!“ Die Sonne brach durch die Wolken und tauchte alles in ein goldenes Licht. Das Holz glänzte nass und der Sturm wurde zu einem lauen Lüftchen. Die Marine zog sich zurück. Der Kommandant des Schiffes hatte sie zurückgerufen, aber bei dem Sturm hatten seine Männer ihn nicht verstanden. Gleichmütig stand Nojiko auf. „Ich hole mir einen Kaffee.“ Seishin trottete hinter ihr her und schüttelte sein nasses Fell. Ace rieb sich die Stirn. „Man Sanji, das tat weh.“ jammerte er und hob einen vollen Krug an seine Lippen. „Sollte es auch. Lass Namilein in Ruhe.“ Ace beschloss dem Rat zu folgen und gesellte sich lieber zu Ruffy und Robin. Kapitel 26: Zusammenkunft ------------------------- Ace schoss auf seinem kleinen Gefährt über das Meer. Es würde etwas dauern, bis er das Flagschiff gefunden hätte, denn er war sich sicher, dass sie bereist wieder auf See waren. Lachend genoss er den Rausch der Geschwindigkeit und das Wasser, das ihm immer wieder ins Gesicht spritzte. Entspannt saß Nojiko an einem der Fenster und trank Kaffee. Neben ihr lag Seishin auf dem Boden und hatte die Augen halb geschlossen. „Wie lange sollten wir bleiben?“ fragte sie den weißen Wolf. „Solange du willst.“ Keine hilfreiche Antwort, befand Nojiko und nippte an der Tasse. „Danke für die Hilfe, aber wir hätten es auch so geschafft.“ Nojiko sah auf. „Mir war langweilig.“ Thatch und Marco sahen auf sie herunter. Beide hatten ein paar Kratzer, die von Marco verblassten bereits.“Weißt du, du würdest wirklich gut hier her passen.“ Marco lächelte sie an. „Ich denke nicht, ich bin keine Piratin.“ „Und trotzdem hast du heute, wenn auch indirekt, gegen die Marine gekämpft.“ „Ich habe mich für die Gastfreundschaft bedankt, das ist alles. Ich habe nichts gegen die Marine. Meine Ziehmutter war Marinesoldatin.“ Thatch sah Nojiko nachdenklich an. „Überlege es dir. Vater hätte sicher nichts dagegen.“ Nojiko sah den beiden Männern hinterher, als sie die Kombüse verließen. Zwei Tage später saß Nojiko auf dem Vorsprung am Heck des Schiffs, auf welchem sie gesessen hatte, als Ace auf sie aufpassen hatte sollen. Seishin trottete über das Deck und sonnte sich. Nachdenklich sah Nojiko auf das Meer. Sie war losgezogen um Abenteuer zu erleben. Wo könnte sie besser und sicherer Abenteuer erleben, als bei einer starken Piratenbande? Sie sah auf das unruhige Wasser hinaus. „Land in Sicht!“ Der Ruf schreckte Nojiko auf. Sie streckte sich und zog sich über die Reling. Die meisten Männer waren zum Bug geeilt. Es sah nach einer Herbstinsel aus. Die Bäume schwankten leicht im Wind und die Wellen schlugen rhythmisch an die Küste. Lächelnd ging sie zu den Männern, die sich nun um ihren Käpt'n scharrten. „Nun denn, Kinder. Wir werden Vorräte an Bord nehmen und Ausrüstung kaufen. Ich bitte darum, dass dies zu erst erledigt wird. Danach könnt ihr meinetwegen eure obligatorische Feier veranstalten.“ „Aye!“ Gut gelaunt machten die Männer sich bereit für das Anlegemanöver. Routiniert kam jeder seiner Aufgabe nach und einmal mehr kam sich Nojiko nutzlos vor. Ace merkte auf, als die Herbstinsel in Sicht kam. Neben dem riesigen Schiff seines Käpt'ns lag ein zweites, welches ihm sehr bekannt war. Mit einem schiefen Grinsen näherte er sich und warf seinen Seesack über die Bordwand. Er zog den Gleiter an Land und gesellte sich dann fröhlich zu dem feiernden Männern. Die MobbyDick zu finden, war nicht schwer gewesen. Er war von der vorherigen Insel einfach weiter gefahren und war so recht schnell auf den neuen Ankerplatz gestoßen. Nojiko hob den Bierkrug an ihre Lippen und lauschte der Unterhaltung. Shanks saß hinter ihr und spielte sozusagen ihre Rückenlehne. Marco, Thatch und Beckmann saßen ebenfalls in der Runde. Seishin lag an Deck und beobachtete die Gegend von seinem erhöhten Standpunkt aus. Nojiko fand es erstaunlich, wie schnell sie sich an die Gegenwart der Piraten gewöhnt hatte. Shanks und seine Männer waren ebensolche Kindsköpfe, wie die Strohhutbande. Vermutlich war das der Grund weshalb sie sich so wohl fühlte. Beckmann beendete eine lustige Geschichte und die Runde brach in Lachen aus. „Was ist so lustig?“ Nojiko hörte die bekannte Stimme und drehte sich. Hinter Shanks stand Ace. Thatch grinste Marco kurz an und sie schienen eine nonverbale Unterhaltung zu führen. „Ich habe gerade erzählt, wie Shanks betrunken einen Streit mit Dragon begonnen hat.“ Ace' Grinsen wurde breiter. Mit einem vollen Bierkrug setzte er sich zwischen Beckmann und Marco. Ace sah sich den Rest der Gruppe an und stockte. Die violetten Harre ließen keinen Zweifel, auch wenn sie ein ganzes Stückchen kürzer waren. Nojiko saß an Shanks gelehnt in der Runde. Fragend sah er Marco und Thatch an. „Später.“ meinte der Mann mit den braunen Haaren. „Na, wo ist dein Schoßhündchen?“ meinte Ace in einem freundlichen Plauderton. Nojiko sah ihn abschätzend an. „Ich dachte, du wärst der Wachhund.“ lächelnd beobachtete sie ihn. Die Herausforderung nahm er gerne an. „Sagt das Schäfchen.“ „Ace, wie war dein Urlaub?“ fragte Shanks, um die Unterhaltung der Beiden zu beenden. „Ganz angenehm. Ich habe interessante Sachen erfahren.“ „Wie zum Beispiel?“ Thatch sah ihn über sein Bier hinweg an. Ace lächelte etwas hinterhältig, ließ aber seine Augen auf Nojiko fixiert. „Zum Beispiel, dass unser kleines Schäfchen hier eine Waise ist.“ Er beobachtete, wie ihre Augenbrauen sich zusammen zogen. „Sie wurde danach von einer Soldatin aufgenommen und auf einer Orangenplantage großgezogen. Die Insel fiel unter die Herrschaft eines Fischmenschen, bis Strohhut Ruffy ihn besiegte.“ Nojikos Blick wurde misstrauisch. „Ihre Ziehschwester segelt mit dem Strohhut.“ Grinsend beobachtete er ihre verwirrte Miene. „Woher weißt du das?“ „Soll das heißen, er hat Recht?“ Shanks sah sie etwas erstaunt an. Die junge Frau nickte nur. „Ich habe so meine Quellen.“ Thatch schnaubte. „Klar, du hast gerade einige Tage bei besagtem Strohhut verbracht. Kein Kunststück, dass du das herausgefunden hast, wenn ihre Ziehschwester auf dem Schiff ist.“ Kapitel 27: 2:1 oder schon 3:1 ------------------------------ Nojiko stand an einer Steilküste in der Nähe der Schiffe und schaute in den Sternenhimmel. Um sie war es dunkel, hinter sich hörte sie die Piraten feiern, unter ihr schlugen die Wellen an die Felsen. Der Wind verursachte ihr eine leichte Gänsehaut. Zufrieden sah sie zu Seishin, der noch immer an Deck lag und sie nicht aus den Augen ließ. „Kalt?“ Ruckartig drehte Nojiko sich und zog gleichzeitig ihre Klinge. „Oh, du bist es.“ Nojiko erkannte Ace und ließ die Waffe sinken. Ace kam näher. „Was machst du noch hier?“ fragte er nach kurzem Schweigen. „Ich weiß es nicht genau.“ gab sie schließlich zu. „Ich habe mein zu Hause verlassen um etwas zu erleben. Ich frage mich, ob ich genug erlebt habe oder ob ich noch weiter reisen möchte.“ Sie zitterte leicht. Ace trat noch ein Stück näher. „Weißt du, als Nami hörte, dass ich dich getroffen habe und das nicht im Eastblue war sie, sagen wir mal, überrascht. Sie meinte, du wärst eine ruhige Person, auch wenn ich das bezweifle, und sie konnte sich nicht vorstellen, dass du alleine über die GrandLine reist.“ Seine Stimme war nachdenklich und sein Blick musterte die Frau vor ihm. Sie hatte sich wieder von ihm abgewandt und sah auf das dunkle Meer, das nahtlos in den Himmel überging. „Ja, ich kann mir vorstellen, wie sie reagiert hat.“ Er konnte förmlich hören, wie sie lächelte. „Du liebst deine Schwester, oder?“ Das Aufblitzen von weißer Haut sagte ihm, dass sie nickte. Er schnippte mit einem Finger und beleuchtete so die Szenerie etwas. Sie trug ein schwarzes Top und eine schwarze, knielange Hose. Schwerlich genug, um sie bei diesem Wetter warm zu halten. Er rollte mit den Augen und schüttelte seinen Kopf. Dann schlüpfte er aus dem blauen Hemd, dass er sich bei der Ankunft auf der kälteren Insel angezogen hatte, und legte es ihr um. „Danke, wird dir jetzt nicht kalt?“ Ein verschmitztes Lächeln ließ ihn wie einen kleinen Jungen wirken, der gerade einen Streich gespielt hatte. Er drehte seine Hand und sie ging in Flammen auf. „Ich schätze, ich kann mich ganz gut warm halten.“ „Ich hätte nicht gedacht, dass du auch ernsthaft und normal reden kannst.“ hob sie an, nachdem er eine Weile einfach hinter ihr gestanden hatte. Sie zog das wärmende Hemd enger um sich und genoss die Wärme, die er abstrahlte. dachte sie. „Du wärst überrascht, was ich alles kann.“ „Ich bin sicher, dass ich das wäre, wenn es sich dabei um normale Verhaltensweisen handelt.“ forderte sie ihn heraus. „Hey, wer von uns ist einfach auf einen kleinen, wackeligen Vorsprung gesprungen und hätte dabei ins Meer fallen können? Wer von uns ist in Begleitung eines riesigen Wolfes?“ „Und wer von uns ist ausgerastet, weil ich scheinbar von Bord gesprungen bin und ist der, der in Flammen aufgeht. Wer von uns isst, als wäre jede Mahlzeit seine letzte?“ Ace lachte leise. „Okay, eins zu null für dich. Vorerst.“ Nojiko streckte sich etwas. „Das ist nur der Beginn einer demütigenden Niederlage für dich.“ grinste sie und ging zum Schiff. „Gute Nacht.“ Seishin erhob sich lautlos und folgte ihr in ihr Zimmer. „Was wollte der Alpha?“ fragte er leise brummend. „Nichts. Nur eine unbedeutende Unterhaltung. Schlaf gut.“ Sie stieg ins Bett und der weiße Wolf rollte sich auf dem weichen Teppich zusammen. Am Morgen klopfte es an der Tür. Seishins Kopf hob sich und seine Ohren stellten sich auf. Ein leises Knurren sollte den Mann auf der anderen Seite warnen. „Wer da?“ seine tiefe Stimme vibrierte in seinem Brustkorb. „Morgen Wölfchen. Der Käpt'n würde Nojiko gerne sehen.“ Seishin erkannte Ace' Geruch und Stimme. Er trottete zum Bett und stupste Nojiko an. Sie zog die Decke etwas fester um sich. Seishin legte den Kopf schief und wiederholte sein Vorgehen. „Aufwachen.“ brummte er. Der heiße Atem des Wolfes schlug ihr ins Gesicht.Widerwillig öffnete sie die Augen. „Was ist?“ „Der schwarze Alpha steht vor der Tür.“ Es dauerte einen Moment bis Nojiko begriff, dass er Ace meinte. „Komme.“ rief sie. Sie war noch nicht ganz aus dem Bett gestiegen, als die Tür sich öffnete. Erstarrt sah sie den grinsenden Mann an. Doch als sie seinen musternden Blick bemerkte, der ihren Körper runter und wieder hoch fuhr, bückte sie sich und warf mit einem ihrer Schuhe nach ihm. „Bist du bescheuert? Du kannst doch nicht einfach hier rein kommen!“ fauchte sie. „Stell dich nicht so an.“ grinste er und rieb sich die Brust, wo der Schuh ihn getroffen hatte. Sie schnappte sich ihre Sachen und beeilte sich sie anzuziehen. Seishin war ihr keine große Hilfe, wenn es um solche Dinge ging. Wutschnaubend ging sie hinter ihrem 'Wachhund' her. „Mein Aufenthalt auf dem Schiff war deutlich angenehmer, als du nicht da warst.“ fauchte sie und starrte auf seinen Rücken. „Ich würde sagen, es steht eins zu eins. Schließlich habe ich dich halbnackt gesehen.“ Ace sah sie kurz an. „Von wegen! Dann steht es zwei zu eins, denn du rennst ständig halbnackt herum, ich muss dich also ständig so sehen.“ „Es muss ja eine wahre Strafe für dich sein mich anzusehen.“ grinste er, als er sich wieder zu ihr umsah. Nojiko funkelte ihn an. „Ja, Strafe trifft es ganz gut.“ lächelte sie. „Die meisten Frauen sehen das anders.“ „Ich bin halt nicht die Meisten.“ „Was braucht es denn, um dich in Wallung zu bringen? Einen alten, fetten Kerl?“ Ace drehte sich und sah sie abwartend an. „Wie wäre es mit Manieren? Bei dir wohl hoffnungslos.“ Nojiko schob sich an ihm vorbei und ging den Gang weiter entlang, sein Lachen ignorierte sie. Der Rest des Tages verlief ruhig. Nojiko ging mit Thatch und Beckmann einkaufen und erstand einen Mantel, welcher schwarzblau war und ihr bis zu den Knöcheln reichte. Ihr pelziger Begleiter sonnte sich an Deck und schien es zu genießen, nicht allzu wachsam sein zu müssen. Gegen Abend saß Nojiko am Lagerfeuer und nahm das Essen entgegen, dass der Koch ihr hin hielt. Stumm aß sie und beobachtete das Treiben. Die Piraten hatten längst begonnen wieder zu feiern, die ersten machten schon schlapp und dabei war die Sonne noch nicht einmal ansatzweise untergegangen. Nojiko gesellte sich zu der lustigen Runde, bei der sie schon am Abend zuvor gesessen hatte. Shanks zwinkerte ihr fröhlich zu und Thatch machte ihr etwas Platz. Ace dagegen sah sie etwas misstrauisch an. „Und hast du dich schon entschieden, ob du jetzt Piratin wirst?“ fragte der Rothaarige gut gelaunt. „Ich denke nicht, dass ich eine Piratin bin, das überlasse ich meiner Schwester.“ dachte Ace. „Deine Schwester hat auch die richtige Einstellung.“ grinste er. „Ach, sie findet dich auch unmöglich?“ fragte sie zurück. Ein Raunen ging durch die Gruppe. Unglaublich. Sie forderte ihn erneut heraus. Seine Gesichtsmuskeln sprangen in sein schiefes Grinsen. „Dazu kann ich nichts sagen. Aber sie ist deutlich umgänglicher.“ „Feuerfaust, Nojiko ist doch ganz umgänglich.“ Beckmann war sichtlich amüsiert. „Wenn sie schläft, ja.“ „Kann ja nicht jeder so Feuer und Flamme für jeden Blödsinn sein.“ lächelte Nojiko. „Kann ja nicht jeder mit einem wandelnden Stofftier herumgehen.“ „Oh, hättest du gerne ein Stofftier? Hättest du doch etwas gesagt, ich hätte dir eines vom Markt mitgebracht.“ „Sehr witzig, Miss Ich-schneide-mir-die-Haare-ab,-dann-erkennt-mich-keiner-mehr.“ „Es ging bei meiner Frisurveränderung keineswegs darum, dass man mich nicht erkennen sollte. Ich wollte nur nicht noch einmal an den Haaren Kilometer weit gezerrt werden.“ „Eine Runde Mitleid.“ grinste er. Die langen Haare hatten ihm besser gefallen, aber das würde er ganz bestimmt nicht zugeben. Sie schlang den langen Umhang um sich und verhüllte so ihre schlanke Gestalt. „Dein Mitleid, Mr. Ich-habe-nur-Blödsinn-im-Kopf-und-halte-mich-für-Gottes-Geschenk-an-die-Frauen, brauche ich nun wirklich nicht.“ Nojiko hatte ihre Schüssel geleert und ging. „Jetzt hast du sie verscheucht.“ beschwerte Shanks sich. „Wenn dir so viel an ihrer Gesellschaft liegt geh ihr doch nach.“ grinste Ace. Als der Ältere wirklich aufstand und in die Richtung ging, wurde sein Grinsen jedoch deutlich schmaler und verschwand schließlich ganz. Kapitel 28: Die Punkteaufholjagd beginnt ---------------------------------------- Die nächsten zwei Tage verliefen ähnlich. Nojiko lachte in der Gesellschaft der Piraten und regte sich über Ace auf. Sie begann harmlose Streits und gewann sie meist. Was die Punkte anging, musste sie zugeben, war Ace wirklich fair. Am Abend des dritten Tages führte sie mit beachtlichen neun zu zwei Punkten. Shanks und seine Männer verfolgten das Geschehen ebenso amüsiert wie Whitebrads Crew. Seishin beobachtete Nojiko genau, da aber keine Gefahr zu bestehen schien, griff er nicht ein.Am vierten Tag nachdem Shanks ihr hinterher gegangen war, saß Nojiko entspannt auf der Reling und schaute zu, wie die Männer den Strand aufräumten. Sie pendelte mit den Beinen und dachte an nichts. „So allein?“ Beinahe wäre sie ins Wasser gefallen. Grimmig sah sie sich um. „Ich genieße die Ruhe.“ erwiderte sie gelassen. „Weißt du, du solltest lernen etwas weniger ernst zu sein. Hab einfach ein bisschen Spaß.“ Shanks setzte sich neben sie und blickte auf den Strand. „Spaß ist ein Luxus, den sich nicht jeder leisten kann.“ Nojikos Stimme war bitter. „Mag sein, aber was hindert dich im Moment diesem Luxus zu frönen?“ Nojiko dachte nach, doch ihr fiel keine Antwort ein. Was hinderte sie? Nichts, wenn sie ehrlich war. „Die Macht der Gewohnheit, schätze ich.“ „Dann solltest du deine Gewohnheiten ändern.“ Shanks lächelte und sprang vom Schiff runter ins Wasser, dann ging er gemächlich zum Strand. „Gewohnheiten ändern, als ob das so leicht wäre.“ murmelte Nojiko. Ace ging mit einem Krug Bier zu Shanks rüber. „Na, was gab es zu besprechen?“ fragte er grinsend, obwohl ihm nicht danach zu mute war. „Neugierig?“ fragte Shanks zurück und musterte den jungen Mann. „Immer.“ er zwinkerte dem Älteren zu. „Ich war nur der Meinung, dass sie nicht alles so ernst nehmen sollte.“ Ace warf noch einmal einen Blick zum Schiff. Die lila Haare wehten ihr ins Gesicht. Er sollte vielleicht das Punktekonto etwas ausgleichen. Nojiko war stolz auf sich. Den ganzen Tag hatte sie sich nicht einmal mit Ace gestritten. Sie hatte seine Kommentare einfach an sich abprallen lassen, nicht einmal reagiert. Es war ihre Meisterleistung. Wobei, sie hatte den Großteil des Tages mit Seishin verbracht, was ihr den Chaoten mit den Sommersprossen ebenfalls etwas vom Leib gehalten hatte. Der Tag war ungewöhnlich warm für eine Herbstinsel gewesen. Nojiko lag im Bikini am Strand und genoss die warmen Sonnenstrahlen auf ihrer Haut. Langsam wurde es dunkler und somit auch wieder kühler. Etwas kitzelte an ihrer Nase. Sie lächelte. „Lass das Seishin.“ Ace grinste. Er nahm sich Zeit mit der Antwort und musterte die Frau eingehend. „Sehe ich wie ein weißes Fellknäuel aus?“ Nojiko öffnete die Augen und richtete sich abrupt auf. „Was willst du?“ „Nichts. Mir war nur langweilig.“ Sie sah ihn abschätzig an. „Na dann geh und such dir Jemand anderes zum Spielen.“ „Bissig wie immer, hmm?“ „Aber nicht doch, ich bin doch kein Wolf.“ grinste sie und zeigte dabei ihre Zähne, als würde sie die Zähne fletschen. „Sieht gefährlich aus.“ kommentierte er. Die Sonne ging vollständig unter und das rote Licht verblasste. „Ich geh dann.“ meinte Nojiko und stand auf. Sie schnappte sich das Handtuch, auf dem sie gelegen hatte und legte es sich um die Schultern. Ace sah ihr kurz nach, dann schloss er zu ihr auf. „Prinzessin, warum die Flucht?“ „Von wegen Flucht. Mir wird lediglich kalt, deshalb gehe ich und ziehe mir etwas wärmeres an.“ „Ich könnte dir einheizen.“ grinste er. „Danke, ich verzichte.“ Genervt verdrehte Nojiko die Augen, so dämliche Sprüche konnten nur von Männern kommen. Sie stieg die Planke hoch und ging zügig über das Deck. Ihren Begleiter ignorierte sie so gut sie konnte. Sie öffnete schwungvoll die Holztür, die unter Deck führte. „Sag mal, Wachhund, gibt es einen Grund, dass du mir hinterher rennst?“ „Nicht wirklich. Mir ist einfach langweilig und es schien mir eine nette Beschäftigung dich zu reizen.“ Sein Grinsen ließ ihre Wut hochkochen. Sie knurrte und ging mit langen Schritten den Gang entlang. Kurz bevor sie ihre Zimmertür öffnete sprach er sie wieder an. „Weißt du, Prinzessin. Ich wollte etwas ausprobieren, um meinen Punktestand etwas aufzubessern.“ Sie drehte sich und sah ihn lächelnd an. „Und wie, furchtlose Feuerfaust, wolltest du das machen?“ Das Grinsen auf seinem Gesicht gefiel ihr nicht, das Blitzen in seinen Augen erst recht nicht. Sie rechnete mit einem bissigem Kommentar. Stattdessen wurde sie gegen die Wand gedrückt. Sie schnappte nach Luft.Wurde aber kurz darauf dabei gehindert. Seine schmalen Lippen lagen auf ihren und sie vergaß vor Schreck sogar sich zu wehren. Im nächsten Moment trat er einen Schritt zurück. „Das waren doch mindestens zwei Punkte.“ grinste er. „Das war noch nicht einmal einen halben Punkt wert.“ „Autsch.“ Er zwinkerte ihr zu,. Als sie durch die Tür verschwand. Er fand, es stand jetzt zumindest nur noch neun zu drei für sie. Kapitel 29: Vernünftig sein --------------------------- „Unverschämter Kerl.“ murmelte Nojiko. Auf das Abendessen verzichtete sie. Reglos lag sie auf ihrem Bett und starrte an die Decke. Doch schlafen konnte sie nicht. Sie seufzte und drehte sich auf den Bauch. Ace stand am Bug und spielte mit einer Münze herum. „So so, nicht einmal ein halber Punkt, hmm?“ murmelte er. „Wollen wir doch mal sehen, wie wir Litte-Miss etwas aus der Bahn werfen können.“ „Was machst du hier, Ace?“ Thatch kam langsam auf ihn zu. „Nichts, ich genieße nur die Nacht.“ „Was denn, wirst du zum Romantiker?“ Ace lachte. „Wohl kaum. Das ist doch dein Job.“ Thatch stellte sich neben seinen Freund. „Na, Machos haben wir genügend.“ grinste er. „Willst du sagen, ich wäre ein Macho?“ Ace sah Thatch an und hätte beinahe die Münze fallen lassen. „Lass uns zusammenfassen, ein Macho ist offensiv, aggressiv, draufgängerisch, unhöflich, überheblich und herablassend und glänzt durch Imponiergehabe. Er pflegt Rituale des Kräftemessens, zum Beispiel Armdrücken und ist übermäßig sexuell aktiv. Außerdem machen Machos frauenfeindliche Sprüche wie: Man muss Frauen nicht widersprechen, das erledigen sie selbst. Ja, ich denke, ich bezeichne dich als Macho, Ace. Du bist quasi ein Aushängemacho.“ Ace starrte den Braunhaarigen an. Sprachlos. „Erstens bin ich nicht unhöflich, Zweitens mache ich keine frauenfeindlichen Sprüche.“ brachte er schließlich hervor. „Vielleicht nicht frauenfeindlich, aber deine Anmachsprüche sind nicht viel besser.“ „Ich brauche keine Sprüche.“ verteidigte Ace sich. „Beweise es.“ Thatch sah Ace herausfordernd an. „Wie sollte ich es denn beweisen? Soll ich in die Bar der Stadt gehen? Ich wette, es dauert keine fünf Minuten und...“ „Nein.“ unterbrach Thatch und grinste fies. „Du hast fünf Tage Zeit um dir Nojiko zur Freundin zu machen und ich meine nicht, dass du sie ins Bett kriegen sollst. Rein platonisch.“ „Das ist nicht fair, sie kann mich nicht leiden.“ „Stimmt nicht, sie kann dein Verhalten nicht leiden. Änderst du dein Verhalten, erlebst du vielleicht eine Überraschung.“ Ace sah ihn missbilligend an. „Ist das eine Wette?“ „Ah, da kommt wieder der Macho in dir hervor. Nein. Nur ein Versuch, es gibt nichts zu gewinnen. Kein Wettkampf.“ Ace überlegte und nickte schließlich. „Du wirst schon sehen.“ meinte er und ging. „Nein, Ace. Du wirst sehen.“ grinste Thatch und ging ebenfalls in sein Zimmer. Nojiko war müde. Blass und unmotiviert saß sie am Frühstückstisch. Das Kinn in in eine Hand gestützt, den kleinen und den Ringfinger abgeknickt die restlichen an ihrer Wange bis über die Schläfe ausgestreckt. Ihre Augen waren halb geschlossen. Ein Fuß hatte sie auf der Bank unter sich gebracht und ihr Knie war am Tisch abgestützt. Mit der anderen Hand drehte sie ihre leere Kaffeetasse. Ihr Blick, auf die Tasse fixiert, war vollkommen ruhig. „Morgen Prinzessin.“ grüßte Ace. Sie hob nur ihre Hand von der Tasse um zu zeigen, dass sie anwesend war. „Schlecht geschlafen?“ Nojiko kippte ihren Kopf in ihrer Hand etwas zur Seite und sah ihn matt an. „Gibt es einen Grund dafür?“ Sie schloss die Augen und schüttelte sachte den Kopf. Er musste nicht wissen, dass er der Grund war, weshalb sie fast gar nicht geschlafen hatte. Der Kerl hatte sie einfach geküsst, was dachte er denn, weshalb sie erst kurz vor Sonnenaufgang eingeschlafen war. Sie hörte das Geräusch von Flüssigkeit, die in ein Tongefäß geschüttet wurde. Sie öffnete das linke Auge halb und konnte ein Lächeln nicht unterdrücken. Ihre Kaffeetasse wurde aufgefüllt. „Danke.“ murmelte sie. „Kein Problem.“ Ihre Augenlider hoben sich ruckartig und ihr Blick fixierte Ace, der die Kaffeekanne in der Hand hielt. Nojikos Augenbrauen zogen sich zusammen und sie legte den Kopf schräg. „Wurdest du in irgendeiner Weise ermahnt?“ „Nein.“ Sie musterte ihn und biss sich auf die Unterlippe. „Warum bist du auf einmal so normal?“ „Man kann ja nicht immer Feuer und Flamme für jeden Blödsinn sein.“ grinste er und setzte sich wieder. Ace musterte die junge Frau, die völlig kraftlos wirkte. „Der Kaffee tut dir bestimmt gut.“ meinte er und begann zu frühstücken. „Für heute schon etwas geplant?“ fragte er und beobachtete, wie sie an dem Kaffee nippte. Sie schüttelte den Kopf und ihre Haare flogen in der Luft herum. Er unterdrückte den Impuls zu grinsen und nach ihren Haaren zu greifen. „Gibt es einen Grund für deine Frage?“ Fast hätte er sie nicht gehört. „Nein, ich wollte in die Stadt.“ Sie nippte noch einmal an der Tasse. „Willst du dir ein Stofftier kaufen?“ neckte sie, doch trotzdem fand er Nojikos Antwort weniger intensiv als sonst. „Vielleicht lache ich mir einen riesigen Löwen an.“ gab er ruhig zurück. Innerlich wiederholte er sein Mantra. „Mein Löwe könnte dann mit deinem Wolf spielen.“ lächelte er. Kurz blitzten ihre Zähne auf, so kurz, dass Ace sich nicht sicher war, ob sie tatsächlich gelächelt hatte. „Seishin ist nicht mein Wolf. Er ist sein eigener Herr.“ erklärte sie ruhig und hielt ihrem gegenüber die Tasse hin, damit er sie erneut auffüllen konnte. Gehorsam reagierte Ace. „Ich schätze, niemand befiehlt einem Kaiserwolf etwas, hmm?“ Nojiko nickte. fragte sie sich und musterte den Mann mit den Sommersprossen. Sie fuhr sich mit der Zunge über die trockenen Lippen. „Weißt du was?“ begann sie und ihre Finger an ihrer Schläfe klappte sie ebenfalls ein. „Ich komme mit in die Stadt.“ Sein erstaunter Gesichtsausdruck hätte sie beinahe zum Lachen gebracht. „Ich könnte noch ein paar Sachen gebrauchen.“ Ace nickte. dachte er. „Kein Problem.“ sagte er. Kapitel 30: FrauxMarkt+Mann=Packesel ------------------------------------ Am liebsten hätte Ace laut geflucht. Nojiko und Seishin liefen neben ihm her in Richtung Stadt. Nojiko verhielt sich, als wolle sie ihn provozieren. Sie schäkerte doch tatsächlich mit ihm. Ace war kurz davor sich die Haare zu raufen. Hätte er den Hut nicht aufgehabt, hätte er es vermutlich längst getan. Nojiko beobachtete Ace aus den Augenwinkeln. Eine Hand hatte sie in Seishins seidigem Fell vergraben. Sie seufzte. Bis jetzt hatte er sich ausnehmend höflich verhalten, musste sie zugeben. Er antwortete zwar teilweise frech, übertrat aber die unsichtbare Linie nicht, die die Bemerkungen beleidigend wirken lassen könnten. Er neckte sie ebenso, wie sie ihn. Nojiko knurrte leise und überlegte, was sie als nächstes versuchen könnte. Sein neues Verhalten machte sie nervös, irgendetwas musste diesen Wandel hervorgerufen haben. Sie sah, wie er den Hut etwas tiefer ins Gesicht zog. Nojiko lächelte. Sie löste ihre Hand aus Seishins Fell und ignorierte seinen Protest. Einen Arm schlang sie um Ace' Hüfte, mit der anderen Hand nahm sie seinen Hut und setzte ihn sich auf. „Und was hast du in der Stadt vor?“ fragte sie grinsend. Ace blieb abrupt stehen. Sah erst sie, dann ihre Hand an seiner Hüfte und schließlich seinen Hut an. Er schluckte schwer und setzte sich wieder in Bewegung. Die erwartete scharfe Bemerkung blieb erneut aus. „Ich werde mich nur ein wenig umsehen.“ Kurz vor der Stadt verließ der weiße Wolf die Beiden. Er legte sich in der Nähe im Unterholz nieder und döste. Noch immer mit Ace' Hut genoss Nojiko den Markt. Sie blieb an den Ständen stehen und sah sich die Waren genau an. Die junge Frau liebte diese bunte Welt. Ace' Gesichtsausdruck nach bereute er, dass er sie mitgenommen hatte, Nojiko schmunzelte. „Hey Ace!“ rief sie. „Was hältst du hier von?“ Sie hielt eine schwarze, kurze Hose hoch, deren Saum umgekrempelt war. „Was fragst du mich?“ erwiderte er mürrisch, kam aber trotzdem näher. „Weil du der Einzige in der Nähe bist, den ich kenne.“ Er rollte mit den Augen. „Komme ich nachher noch dazu ein Bier zu trinken?“ fragte er etwas missmutig und Nojiko schenkte ihm ein strahlendes Lächeln. „Vielleicht.“ „Also was ist jetzt mit der Hose?“ „Nett.“ Nojiko spitzte die Lippen. „Nett? Nett ist scheiße.“ Jetzt lächelte Ace. Nojiko murmelte etwas und entschied sich trotzdem für die Hose. Passend dazu erstand sie ein paar Stände weiter ein schwarzes Tanktop mit ornamentierten Vogel Design in orange. Nojiko drückte ihm die Taschen in die Hand und ging mit großen Schritten zum nächsten Stand. Zwei Stunden später trug er fünf weitere Taschen voller Einkäufe. Er stapfte weiter. „Ich glaube ich habe alles.“ lächelte sie. „Na endlich.“ seufzte Ace und steuerte ohne auf sie zu warten auf eine Kneipe am Marktplatz zu. „Ein großes Bier.“ bestellte er und ließ sich auf einen Hocker fallen. Die Einkäufe hatte er auf den Boden gestellt. „Ein bisschen früh, meinst du nicht?“ Nojiko hatte ihre Augenbrauen missbilligend in die Höhe gezogen. „Wenn du mich fragst, viel zu spät, Prinzessin.“ meinte er und nahm den Krug entgegen. „Nenne mich nicht Prinzessin, Wachhund.“ zischte sie. „Natürlich, Schäfchen.“ Sie knurrte. Ace grinste und genehmigte sich einen großen Schluck seines Bieres. Nojiko unterdrückte einen weiteren bissigen Kommentar und setzte sich neben ihn. Sie setzte den Hut ab und legte ihn auf die Theke. „Du kaufst nichts?“ fragte sie nach kurzer Stille. „Ich wollte einfach etwas Abstand.“ gähnte Ace. „Mit anderen Worten, der Wachhund hat sich vor seinen Pflichten gedrückt.“ Ace warf ihr einen kurzen Blick zu. „Bezweckt deine Aussage etwas?“ „Nein.“ Ace nahm sich seinen Hut und hängte ihn sich um den Hals. Ein paar Münzen fielen auf den Tresen und er verließ die Bar. Nojiko hastete mit ihren Taschen hinterher. „Hey, warte!“ „Hast du Angst dich zu verlaufen?“ fragte Ace sie und marschierte einfach weiter. Hinter sich konnte er ihre Absätze auf dem harten Boden hören. Er hörte sie murmeln. „Hast du etwas zu sagen, Prinzessin?“ „Aber nicht doch.“ fauchte sie. Ace' Mundwinkel zuckten kurz. „Wie stehen eigentlich die Punkte? Neun zu drei?“ fragte er und drehte dabei seinen Kopf so, dass er sie sehen konnte. Sie lächelte und drückte ihm die Einkäufe in die Hand. „Jetzt zehn zu drei.“ flüsterte sie in sein Ohr und verschwand schnell in Richtung Schiff. Ace atmete tief durch. Er könnte die Taschen einfach zurücklassen. Vermutlich keine gute Idee. Nojiko traf kurz hinter der Stadt auf Seishin. „Keine neuen Sachen?“ fragte er mit seiner dunklen Stimme. „Ace trägt sie.“ Pfeifend ging sie die Straße entlang. „Der schwarze Alpha ist ruhiger.“ Sie nickte. „Seishin, was hältst du von unserer derzeitigen Situation?“ Der große Kopf wandte sich ihr zu. „Nicht viel. Als Gast ist deine Position im Rudel nicht sicher. Solange der Alpha dich duldet wird dir nichts geschehen, aber er könnte jederzeit seine Meinung ändern.“ „Seishin, dies ist kein Wolfsrudel.“ „Die Dynamik bleibt dieselbe.“ Nojiko schüttelte den Kopf. „Du meinst also, ich sollte mich entscheiden, ob ich bleiben will oder nicht? Was wird aus dir, wenn ich bleibe?“ „Ich bleibe.“ Nojiko fuhr sich durch ihre Haare und biss sich auf die Unterlippe. „Ich schätze ich entscheide mich Ende der Woche.“ Langsam aber sicher wurde Ace verrückt. Am Vormittag hatte er sich beschwert, weil die Zicke da gewesen war, jetzt fehlte ihm die Gesellschaft. Er musste zugeben, die Kleine sah gut aus und sicher hatte er schon daran gedacht, wie es wäre, wenn sie erneut in seinem Bett läge. In sofern hatten sowohl Thatch und Marco als auch Melly Recht, wenn sie ihm unterstellten, dass er sich einer Frau fast nie ohne Hintergedanken näherte. Doch in diesem Moment fehlte ihm eher das Flachsen, das sie auf dem Hinweg an den Tag gelegt hatte. Er sah gerade noch, wie sie ein paar hundert Meter mit diesem Kuschelwolf um die nächste Biegung verschwand und beschleunigte seine Schritte. Er musste dringend sein Punktekonto erhöhen und dieser Abend wäre bestimmt eine passende Gelegenheit. Kapitel 31: Wein ---------------- Nojiko saß gelassen an der Reling und starrte auf das Wasser. Was würde sie dafür geben zu wissen, was sie tun sollte. Mit einem Seufzer ließ sie den Rest ihres Brotes in die Tiefe fallen. Bleiben oder Gehen? Sie konnte sich nicht entscheiden. Die Gesellschaft der Piraten war lustig, sie fühlte sich wohl, aber sie konnte es Seishin unmöglich zumuten längere Zeit auf diesem Schiff zu bleiben. Wie würde er sagen? - In dem Revier eines anderen Alphas. Unsicher ließ sie ihre Beine baumeln und legte ihren Kopf an einen der Pfosten. „Wie wäre es mit einem Wein?“ Neben ihr ließ sich die junge Krankenschwester Melly nieder. Zwei Gläser in der Hand. „Fantastisch.“ Nojiko nahm ihr ein Glas ab und nippte. „Warum bist du nicht bei den Anderen unten am Strand?“ fragte sie. „Ich dachte, ich bringe meiner neuen Freundin einen Schluck Alkohol, damit sie, wenn wir an den Strand gehen, bereits betrunken ist und nicht merkt, wie dämlich sich alle anderen verhalten.“ grinste Melly. Nojiko sah den Wein misstrauisch an. „Aha.“ Doch auch auf ihrem Gesicht breitete sich ein Lächeln aus. „Na dann, werde ich wohl meiner neuen Freundin den Gefallen tun und mich haltlos betrinken.“ Ace beobachtete Melly und die kleine Zicke. Zum ersten Mal, seit er Pirat geworden war, trank er nicht viel. Obwohl es schon nach Mitternacht war, nippte er noch immer an seinem ersten Bier. „Und schon Erfolge zu verbuchen?“ meinte Thatch ruhig. „Kommt darauf an. Ihr Punktekonto ist erneut angestiegen.“ grummelte er. „Ace, scheiß auf die Punkte.“ „Nein, das sorgt für einen gewissen Kick.“ Thatch seufzte. „Du bist ein hoffnungsloser Fall.“ „Mag sein.“ Als Nojiko erwachte, sah sie zuerst das weiße Fell ihres geliebten Begleiters. Er lag an der Tür und schlief. Nojiko reckte sich und erstarrte. Sie konnte ganz eindeutig eine Berührung spüren. Vorsichtig drehte sie den Kopf. Neben ihr, einen Arm um sie gelegt, lag Ace. Sie biss sich auf die Unterlippe, um nicht aufzuschreien. Was um Himmels Willen, hatte er in ihrem... Moment. Was um Himmels Willen hatte sie in seinem Bett zu suchen?! Sie versuchte behutsam seine Hand von ihrer Hüfte zu entfernen. „Morgen, Prinzessin.“ Wieder erstarrte sie. „Morgen.“ unsicher drehte sie sich ihm wieder zu. Ace nahm seine Hand von ihrer Hüfte und kratzte sich am Hinterkopf. „Gut geschlafen?“ „Mhm.“ Ace grinste. „Na dann, würde es dir etwas ausmachen, wenn du wieder in deinen Raum umziehst?“ Beinahe wäre Nojiko der Unterkiefer herunter gefallen. „Was mache ich hier überhaupt?“ „Das ist eine längere Geschichte.“ „Ich bin ganz Ohr.“ meinte sie und setzte sich auf. Sie ignorierte sein Grinsen. „Ich glaube es fing damit an, dass du beschlossen hattest Mellys Rat zu befolgen und dich zu betrinken.“ Nojiko strich sich mit einer Hand übers Gesicht. A/N:Urlaub beendet, kurzer Cliffhänger zum Einstieg. Kapitel 32: Flashback, fröhliche Nacht -------------------------------------- Lachend kamen Melly und Nojiko die Planke herunter getaumelt. „Guten Abend, Ladys.“ grölte Marco und und ließ eine nach der anderen in die Luft fliegen, bevor er sie wieder auffing. „Solltest du das noch einmal machen, warne mich vorher.“ schnappte Nojiko und schenkte dem großen Mann dennoch ein Lächeln. Eine halbe Stunde später saßen die beiden Frauen um eines der Feuer und spielten ein Trinkspiel. Reichlich betrunken begannen sie sogar eine Runde Strippoker, bis Thatch die Runde unterbrach. Etwas beleidigt sahen die jungen Frauen sich um. „Wahrheit oder Pflicht.“ vergnügt klatschte Melly in die Hände. „Ich mag das Spiel nicht.“ quengelte Nojiko. „Da muss ich immer irgendetwas peinliches machen.“ „Dann wähle halt Wahrheit. Komm, wir suchen uns Mitspieler.“ Kurz darauf saßen Nojiko, Melly, Marco und Ace, alle sehr beeinträchtigt, und Thatch, vollkommen nüchtern, auf Bänken. „Wisst ihr wie das Spiel funktioniert?“ fragte Melly mit sichtlichen Schwierigkeiten nach. Alle nickten. „Wunderbar, ich fange an.“ Sie drehte sich einmal im Kreis und zeigte auf Marco. „Wahrheit oder Pflicht?“ Marco grinste dümmlich. „Pflicht.“ Melly dachte nach und biss sich auf die Unterlippe. „Du musst zu Shanks gehen und ihm sein Bier vor der Nase wegtrinken.“ Sichtlich stolz auf ihren Einfall ließ Melly sich wieder zu Boden fallen. Fünf Minuten später kam Marco mit einer großen Beule am Kopf und Bierschaum am Mund wieder. Er drehte sich und zeigte auf Nojiko. „Wahrheit oder Pflicht?“ Nojiko schloss die Augen. Keines fand sie eine gute Idee. „Wahrheit.“ entschied sie schließlich. „Warum sind deine Haare nur noch kinnlang?“ Bevor Nojiko antworten konnte, wurde Marco schon beschimpft. „Du hättest alles fragen können und du fragst nach ihrer Frisur?“ beschwerten sich die Anderen. „Ich habe sie abgeschnitten, weil es praktischer ist.“ Nojiko war sehr zufrieden mit der Frage. Sie drehte sich. Ihr Finger kam bei Thatch zum Stehen. „Wahrheit oder Pflicht?“ „Ich bin Pirat, Pflicht.“ „Du musst...“ Nojiko sah sich um und begann fies zu grinsen. „den restlichen Abend mit Melly verbringen und die ganze Nacht auf sie aufpassen. Schließlich bist du der einzig Nüchterne hier.“ „Das zahle ich dir heim.“ meinte Thatch nicht ganz ernst. „Kannst du nicht, ich werde nämlich nicht Pflicht wählen.“ lallte die junge Frau gut gelaunt. Thatch stand auf und drehte sich, er zeigte auf Ace. Der ahnte schlimmes. „Dreh dich besser weiter.“ knurrte er. Thatch lächelte. „Wahrheit oder Pflicht?“ „Ich bin ein Mann der Tat.“ Thatch fing an zu grinsen und ließ sich neben Melly nieder. „Ace, Kumpel, da ich das Vergnügen habe auf unsere Krankenschwester hier aufzupassen, werde ich nun verfügen, dass du selbiges bei unserem Gast machst.“ Ace stöhnte auf und ließ sein Gesicht in seinen Händen verschwinden. „Warum bestrafst du mich für ihre Sünden?“ „Weil es sie ebenso bestraft wie dich.“ Mitternacht war längst vorbei. Thatch und Ace standen kopfschüttelnd und fassungslos im Zimmer. Auf Ace' Bett hüpften die beiden Frauen und sangen aus leibeskräften ein Piratenlied. Das aufgehängte Bett schaukelte bedrohlich, doch die Freundinnen bemerkten es nicht. „Und jetzt?“ „Du könntest dein Zimmer für heute Nacht aufgeben.“ meinte Thatch ungläubig. „Von wegen.“ schnaubte Ace. Nojiko ließ sich fallen und prallte wieder hoch, sodass sie auf ihren Füßen hätte landen können. Hätte. Sie zog Melly mit sich und beide lachten hysterisch. „Hey Ace, hat dir mal jemand gesagt, dass das ein echt wahnsinnig tolles Bett ist?“ nuschelte Melly und schloss die Augen. „Genau Ace, hat dir mal jemand gesagt, dass dein Zimmer echt cool ist?“ fügte Nojiko hinzu und streckte sich auf dem Bett aus. Ace schloss die Augen. Hatte er nicht am Nachmittag noch gedacht, dass er die Frau mit den violetten Haaren in seinem Bett haben wollte? Er schüttelte den Kopf um den Gedanken zu verdrängen. „Ich habe Durst.“ beschwerte Melly sich plötzlich und riss ihn aus seinem Gedankengang. Gepriesen sei der Durst der Krankenschwester. „Dann lasst uns noch etwas trinken gehen.“ grinste er. Wenig später saßen die vier wieder an einem der Feuer und tranken schweigend Bier. „Mir ist langweilig.“ Nojiko sah sich suchend um. Die meisten Piraten lagen schnarchend am Boden. „Was machen wir als nächstes?“ „Ins Bett gehen?“ schlug Thatch vor und wurde von den Frauen dafür mit einem Ellenbogen in beiden Seiten belohnt. „Ich könnte etwas Musik spielen?“ Dieser Vorschlag fand Anklang bei den Frauen. Thatch spielte fröhliche Melodien und bald schon begannen die Frauen zu tanzen.In zu guter Stimmung um Protest zuzulassen, zogen sie Ace mit sich. Thatch spielte ein anderes Stück und völlig betrunken und lachend tanzten Nojiko und Ace dazu. Melly klatschte den Rhythmus. Als das Stück zu ende ging, ließ Ace Nojiko ganz klassisch nach hinten fallen und ihr Lachen war über den gesamten Strand zu hören. „Ich bin müde.“ gähnte Melly nach einiger Zeit. „Ich weiß den perfekten Ort.“ grinste Nojiko und zog die in weiß gekleidete Frau mit sich. Ace hob eine Augenbraue in die Höhe. „Thatch, ich glaube, wir sollten uns diesen Ort ansehen.“ Der andere nickte bestätigend und sie folgten den Frauen unter Deck. In seinem Zimmer fand er die beiden jungen Frauen schlafend auf seinem Bett, der Kaiserwolf lag vor seinem Schreibtisch, ebenfalls schlafend. „Na toll. Und wo soll ich schlafen?“ fragte Ace niemand besonderen. „Wie wäre es, ich bringe Melly in ihr Zimmer und du bringst die anderen zwei dorthin, wo sie hingehören?“ „Danke, ich darf mich also mit dem riesen Kuscheltier herumschlagen.“ Ace nickte dennoch. Thatch hob die Krankenschwester mühelos hoch und verließ das Zimmer. „Ich hasse Wahrheit oder Pflicht.“ murmelte Ace und wollte Nojiko hochheben. Das Knurren hinter ihm ließ ihn inne halten. „Ich will sie nur in ihr Zimmer bringen.“ sagte er leise. „Sie schläft, sie sollte nicht aufwachen, lass sie liegen.“ die dunkle Stimme des Wolfs bescherte Ace eine Gänsehaut. „Und wo soll ich schlafen?“ „Bett groß.“ meinte der Wolf und schloss die Augen. „Benimm dich.“ knurrte er noch. „Tja und so bist du in meinem Zimmer gelandet, Prinzessin. Ich würde sagen, mein Punktestand hat sich deutlich erhöht.“ Nojiko sah ihn skeptisch an. „Na meinetwegen.“ Kapitel 33: Anstrengend ----------------------- Nojiko saß im heißen Sand und genoss die Wärme der Sonne auf ihrer Haut. Ihre Haut schimmerte golden. Ihre blauen Augen waren auf die Möwen über ihr gerichtet. Der Morgen war ein schock gewesen, dazu kamen diese furchtbaren Kopfschmerzen. Im Moment fühlte sie sich nicht in der Lage etwas anderes zu tun, als hier zu liegen und in den Himmel zu starren. Sie schloss kurz die Augen. Ein Schatten fiel über sie, verwirrt öffneten sich die blauen Augen wieder. „Ich dachte, du würdest vielleicht einen Kaffee und etwas Wasser wollen, Prinzessin.“ grinsend hielt Ace ihr eine große Tasse entgegen, eine Flasche Wasser hielt er in der anderen Hand. „Danke.“ Misstrauisch nahm sie die Tasse und nippte an dem dunklem Gebräu. Sie konnte nichts ungewöhnliches feststellen. Nojiko setzte sich auf und ignorierte den interessierten Blick ihres Kellners. Nojiko trank den Kaffee in Ruhe aus und nahm dann das Wasser entgegen. „Warum bist du auf einmal so nett?“ fragte Nojiko, nachdem sie vom Wasser getrunken hatte. „Soll das heißen, ich bin sonst nicht nett?“ „Ich würde es anders ausdrücken, aber ja, das trifft den Punkt ganz gut.“ Ace sah sie gespielt betroffen an. Doch als sein Grinsen wieder auf seinem Gesicht erschien beschlich Nojiko eine Vorahnung. Bevor sie sich wehren konnte, hatte Ace sie hoch gehoben und marschierte auf das Meer zu. „Lass mich sofort runter! Lass mich runter, habe ich gesagt!“ protestierte Nojiko. Ace stand bis zu den Knien im Wasser als er ihrem Wunsch nachkam. Mit einem spitzen Schrei fiel Nojiko ins Wasser und tauchte prustend wieder auf. „Das wirst du bereuen, Puma D. Ace. Bitter bereuen.“ fauchte sie. Der Himmel wurde dunkel und ein kräftiger Wind wehte Nojikos nasse Haare in ihr Gesicht. „Das war doch nur ein Spaß!“ rechtfertigte Ace sich. Sie stapfte aus dem Wasser und dabei an Ace vorbei. „Dieser Vollidiot. Wie kann man nur so... Argh, dämlicher Kerl.“ murmelnd stieg Nojiko die Planke hoch, die an Deck führte. Sobald sie das Deck betrat war Seishin an ihrer Seite. „Du warst baden?“ Sie warf ihm einen wütenden Blick zu und marschierte auf die einzige Tür an Deck zu. Ace starrte ihr hinterher. „War doch nur ein Scherz.“ murmelte er erneut. „Meine Güte, Frauen sind wirklich anstrengend.“ „Tag zwei ist fast um, Ace.“ grinste Thatch, als Ace an ihm vorbei ging. „Sieht nicht gut für dich aus.“ „Ja, ja. Halt die Klappe.“ Nojiko trocknete sich ab und warf sich auf das große Bett. Sie dachte kurz nach und entschied sich dann, dass sie Gesellschaft brauchte. Sie sprang in einer fließenden Bewegung vom Bett und suchte nach einem weiten Oberteil. Sie fand ein blaues Hemd und warf es sich um. „Ich gehe Melly besuchen.“ teilte sie Seishin mit und verließ zügig ihr Zimmer. Sie kam in den Korridor, in dem die Krankenschwestern arbeiteten. „Melly?“ rief sie und wartete. Aus einer Tür weit hinten schob sich der Kopf der Gerufenen. „Ich komme gleich, setzte doch schon einmal Kaffee auf.“ Die Tür schloss sich wieder und Nojiko ging auf den Aufenthaltsraum zu. Angespannt saß Nojiko auf einem der Stühle. „'Nabend.“ lächelte Melly. „Wie war dein Morgen?“ Nojiko kniff die Augen leicht zusammen. „Schmerzhaft.“ Melly lächelte noch immer. „Ja, ich mag den Kater auch nicht.“ Melly schenkte sich ebenfalls einen Kaffee ein. „Warum so angespannt.“ „Ich bin nur wütend, das ist alles.“ seufzte Nojiko und nippte an ihrem Kaffee. „Habt ihr Zucker?“ Melly nickte und griff nach hinten. „Weshalb bist du wütend?“ Nojiko warf einen Zuckerwürfel in ihr Getränk und starrte missmutig hinein. „Ace hat meinen Nachmittag ruiniert.“ meinte sie schließlich. Melly hob nur eine Augenbraue. „Ich war am Strand und ich muss sagen, erst dachte ich, er hätte sich geändert. Ich meine, Gestern waren wir einkaufen und er hat sich normal verhalten, und dann hat er mir einen Kaffee und Wasser gebracht.“ „Ist doch nett.“ „Fand ich auch.“ Melly runzelte die Stirn, „Wo ist dann das Problem?“ „Ich habe meinen Kaffee getrunken und dann hat er mich ins Wasser geworfen.“ endete Nojiko. Melly biss sich auf die Unterlippe. „Wenn du es wagst jetzt zu lachen, dann bekommst den Rest meines Kaffees ins Gesicht.“ warnte Nojiko. Sie beobachtete, wie Melly tief durchatmete und sich sichtlich zusammen riss. „Weißt du, er ist ein Kerl, Kerle machen so einen Blödsinn.“ brachte sie schließlich hervor. Nojiko machte eine hilflose Geste. „Ist es denn zu viel verlangt, wenn ich erwarte, dass ein Mann sich ab und an mal zusammen reißt?“ Melly dachte kurz nach und Nojiko nippte an ihrem abgekühlten Heißgetränk. „Hat er gestern.“ Widerwillig musste Nojiko zustimmen. Seishin war zurück ans Deck gegangen und genoss die Restwärme der Sonne. „Wir legen ab!“ Seishins Ohren zuckten und er drehte seinen riesigen Kopf zum Alpha des Schiffs. Wie üblich saß er in seinem Stuhl. Nachdem der dritte Mann über Seishin fluchte, weil er mitten an Deck stand, beschloss er zum Alpha zu gehen. „Guten Abend, Seishin.“ Der weiße Wolf brummte nur kurz. „Genießt du deinen Aufenthalt?“ „Es ist gut, sich nicht immer sorgen zu müssen.“ meinte der Wolf knapp. „Du und Nojiko, ihr könnt gerne bleiben.“ Die silbernen Augen fixierten den großen Mann. Doch der Wolf schwieg. „Weißt du, ich empfinde es ebenfalls als angenehm, Nicht dass es uns an Aufregung gemangelt hätte, aber es ist doch etwas anderes, wenn der Grund eine weibliche Person ist.“ Seishins Knurren war auch für die restlichen Piraten nicht zu überhören. Whitebeard lachte. Als Ace Nojiko wiedersah, kam sie gerade die Treppe hoch. Sein Grinsen wuchs, als er erkannte, was sie trug. Das blaue Hemd, dass er ihr bei seiner Ankunft auf der Herbstinsel gegeben hatte. Sie sah auf und ihre Blicke kreuzten sich kurz. Bevor er etwas sagen konnte, verschwand sie in ihr Zimmer. Noch immer grinsend verließ Ace das Innere des Schiffs wieder. Thatch und Marco beaufsichtigten das Ablegen, er gesellte sich zu ihnen. „Na wieder eine Abfuhr bekommen?“ witzelte Marco. Ace' Grinsen wurde noch eine Spur breiter. „Rate mal, wer in meinem Hemd durch die Gegend läuft?“ „Klar.“ Ace konnte sehen, dass seine Freunde ihm nicht glaubten und er wurde schlagartig ernst. „Wirklich, ihr könnt es ja überprüfen.“ Die anderen Männer nickten und rührten sich nicht vom Fleck. Am nächsten Morgen wachte Nojiko entspannt auf. Schläfrig sah sie sich um. Ihr Kissen hatte sie fest im Griff und das einzige Kleidungsstück, das sie trug, war das blaue Hemd, dass sie am Abend zuvor angezogen hatte. Ihre Decke hatte sie größtenteils vom Bett befördert und kurz genoss sie das Schaukeln des Schiffs. Ohne zu klopfen wurde die Tür geöffnet und wieder geschlossen. Jemand setzte sich zu ihr. „Nojiko.“ das Flüstern ihres Namens erreichte ihre Ohren. Doch ihre Glieder fühlten sich so schwer an, dass sie sich nicht rührte. „Nojiko.“ In normaler Lautstärke wurde ihr Name wiederholt. Wieder regte sie sich nicht. „Nojiko!“ Der Ruf ließ sie beinahe zusammen zucken. „Ich habe dich schon beim ersten Mal gehört.“ murmelte sie in ihr Kissen. „Warum hast du dann nicht geantwortet?“ Nojiko streckte sich. „Ich hatte gehofft, du gehst wieder, wenn ich mich nicht bemerkbar mache.“ Die Antwort gefiel Ace. Die Sicht die sich ihm bot, sagte ihm jedoch noch mehr zu. Während Nojiko sich streckte, konnte er nicht nur ihre schlanken Arme und ihren Nacken bewundern, sondern auch einen Teil ihres Hinterns, weil das Hemd dabei hoch rutschte. „Wenn du nicht bald aufstehst, bekommst du kein Frühstück mehr.“ In diesem Moment wünschte er sich, sie würde einfach liegen bleiben. Seine Augen fuhren von ihrem Nacken, den schmalen Rücken runter über den teils entblösten Hintern, die Beine entlang, bis diese von der Decke verdeckt wurden. Ace unterdrückte ein Seufzen und schob die Gedanken, die ihm in den Sinn kamen zur Seite. „Ich stehe gleich auf, noch fünf Minuten.“ gähnte Nojiko und kuschelte sich noch einmal an ihr Kissen. „Gut, aber sag hinterher nicht, dass ich dich nicht gewarnt habe.“ Es kostete Ace eine ganze Menge Selbstbeherrschung aufzustehen und zu gehen. Als Nojiko in die Kantine kam, erkannte Ace sie kaum. Sie trug eine enge, helle Jeans mit einem weißen Gürtel, dessen Ende lässig herunter hing. Ihr enges Top war in einem dunklem Lila und ging gerade einmal bis zu ihrem Rippenbogen. Nur ihre Schultern wurden von den Ärmeln verdeckt. In großen Buchstaben stand 'Bring mich zum Schnurren' auf ihrer Brust. Ihre Unterarme waren von hellen Stulpen bedeckt, die mit einem Band in der selben Farbe wie ihr Top, umwickelt waren. Ihre Hände waren von den Stulpen ebenfalls halb versteckt. Ihre kurzen Haare standen in alle Richtungen ab und betonten das schmale Gesicht. Mit den Daumen in den Hosentaschen sah sie eher wie ein Teenager aus, der gegen die Eltern rebellierte. Sie lächelte entspannt und ging auf den Koch zu. Ace beobachtete sie mit zusammengekniffenen Augen. Er konnte jede ihrer Bewegungen anhand ihrer Bauchmuskeln beobachten und folgte kurz der Bewegung ihrer Hüfte. „... ist das in Ordnung, Ace?“ Ace blinzelte. „Ja?“ Seine Freunde missverstanden seine Reaktion als Einverständniserklärung. „Gut dann sehen wir uns in einer halben Stunde.“ Die anderen standen auf. „Was?“ fragte Ace nach, doch keiner schien darauf zu reagieren. Kapitel 34: verdrehtes Mantra ----------------------------- Nojiko besorgte sich etwas zu essen und ließ sich auf einer Bank nieder. „Morgen.“ meinte sie kurz und begann zu essen. „Haben wir uns heute Morgen nicht schon gesehen?“ fragte Ace nach. „Du vielleicht, ich hatte die Augen zu.“ lächelnd nippte sie an der Milch und leckte sich dann den Milchbart von der Oberlippe. Sie Biss von ihrem Brötchen ab. „Gibt es schon eine Information, wann wir irgendwo anlegen?“ fragte Nojiko nachdem sie geschluckt hatte. „Wieso, willst du endlich verschwinden?“ Sie konnte förmlich sehen, wie er sich innerlich selbst zurechtwies. Nojiko gähnte und ignorierte den Kommentar. „Also?“ fragte sie nach, bevor sie wieder in ihr Brötchen biss. „Noch nichts bekannt.“ dachte Nojiko. Mit verschränkten Armen saß er der jungen Frau gegenüber. Er versuchte krampfhaft sich auf etwas anderes zu konzentrieren, als das, was er früher am Morgen gesehen hatte. Er ließ seinen Blick kurz schweifen und als er wieder zu ihr sah, leckte sie sich gerade wieder Milch von der Lippe. Seine Augen folgten der Bewegung. Dann schloss er die Augen und atmete tief durch. wiederholte er gedanklich. Ace atmete noch einmal tief durch. „Ich muss dann los, ich bin den anderen verabredet.“ Ace ging. Nojiko sah ihm kurz nach. Achselzuckend aß sie ihr Brötchen auf. Lächelnd kam sie an Deck und leckte sich die Finger ab. „Morgen.“ sagte sie halblaut. Einige nickten ihr zu. Nojiko fand Seishin in der Nähe von Whitebeard und schlenderte dort hin. „Guten Morgen, Mädchen. Hast du gut geschlafen?“ „Wie ein Stein. Wo warst du, Seishin?“ Nojiko setzte sich auf den Rücken des weißen Kaiserwolfs und lehnte sich nach vorne, bis sie bequem auf ihren gefalteten Armen ihren Kopf ablegen konnte. Ihre Beine baumelten an seinen Seiten herunter. Mehr als ein Brummen bekam sie nicht als Antwort. Nojiko verdrehte die Augen. „Gut, geht mich auch nichts an.“ murmelte sie. Nojiko ließ ihren Blick über das Deck wandern. Da Seishin offenbar nicht mir ihr reden wollte, ließ sie sich von seinem Rücken rutschen. Sie fixierte Haruta, die Kommandantin war erst am Vortag wieder an Bord gekommen. Mit langen Schritten steuerte sie auf die kleine Frau zu. „Haruta, hast du gerade viel zu tun?“ Die Frau mit den braunen Haaren schüttelte den Kopf. „Warum?“ „Wir könnten trainieren?“ fragte Nojiko hoffnungsvoll. Haruta musterte sie kurz. „Meinetwegen.“ Wenig später stand Nojiko mit ihrer geschwungenen Klinge an Deck. „Wir fangen mit den einfachen Bewegungen an.“ erklärte Haruta und Nojiko begann die Bewegungen der anderen Frau nachzuahmen. Ace saß zusammen mit Marco, Thatch und Jozu an Deck und spielte Karten. Er hatte schon zwei Spiele verloren. „Alter, Ace! Konzentriere dich.“ motzte Marco, der mit ihm ein Team bildete. „'Tschuldigung, bin noch nicht ganz wach.“ Mit hochgezogenen Augenbrauen sahen sich die anderen Männer an. „Mhm.“ Ace sah von seinen Karten auf und sah Nojiko mit ihrer Waffe üben. Die gleichmäßigen, langsamen Bewegungen, das Strecken und zusammenziehen der Muskeln fingen seinen Blick ein, wie eine Maus, die einer Katze in die Falle gegangen war. „Ace!“ Der Angesprochene zuckte zusammen. Vielsagend schauten die anderen auf den Kartenstapel und Ace legte eine Karte ab. Marco folgte seinem Blick und schmunzelte. Thatch und Jozu sahen ihn fragend an und drehten sich dann um. Die Männer beobachteten kurz und grinsten sich dann an. „Alles in Ordnung, Ace?“ Das Kartenspiel war vergessen. „Hmm, ja. Warum fragst du Jozu?“ Der zuckte nur mit den Schultern. „Du wirkst heute irgendwie abgelenkt.“ meinte Thatch. Ace suchte nach einer Ausrede, er konnte ihnen ja wohl kaum erzählen, was er seit heute Morgen für Fantasien hatte. „Was hältst du davon, wenn wir auf der nächsten Insel in eine Bar gehen und einen Abend so richtig ausschweifend gestalten?“ schlug Marco vor. „Genau, mit Bier und Frauen.“ Misstrauisch sah Ace seine Freunde an. Für seinen Geschmack war ihr Grinsen eine Nummer zu breit und der Vorschlag schien ihm irgendwie suspekt. „Ich muss noch etwas erledigen.“ meinte er deswegen und stand auf. „Och Ace, was hast du denn zu tun?“ neckend sahen die anderen ihm nach. Er hatte nichts zu tun, doch die Blicke wollte er nicht ertragen. Er ging in sein Zimmer und warf sich auf das Bett. Er nahm den Hut ab und starrte an die Decke. Seine Arme waren ausgebreitet und in der linken Hand hielt er noch immer den Hut. Er schloss die Augen und sah die junge Frau vor sich, wie sie im Bett lag, mit seinem Hemd an. Er wollte sein Mantra wiederholen, doch es kam stattdessen „Nojiko ist heiß und sie ist eine verdammte Zicke.“ aus seinem Mund. Nojiko war schweißgebadet. Sie schaute sich kurz um und sah Thatch, Marco und Jozu lachen. Mit gerunzelter Stirn ging sie auf die Männer zu. „Wollte Ace nicht etwas mit euch machen?“ fragte sie. „Wir haben ihn wohl vergrauelt.“ grinste Marco. „Warum fragst du?“ Nojiko zuckte mit den Schultern. „Habe mich nur gewundert. Was ist mit ihm los?“ Nojiko biss sich auf die Zunge. Unglaublich, dass ihr das rausgerutscht war. Jetzt sahen die Männer sie an, als würde sie etwas von Ace wollen. Nojiko verdrehte die Augen. „Vergesst es. Ich gehe duschen.“ Nach der Dusche stand Nojiko unschlüssig in ihrem Zimmer. Sie brauchte dringend etwas zu tun, um sich den Rest des Tages zu vertreiben. Ihr fiel nichts dazu ein. Wenn die anderen tage auf See ebenso langweilig werden würden, sollte sie sich überlegen, ob sie auf der nächsten Insel nicht von Bord ging.Sie atmete geräuschvoll aus und band die kurzen Haare so gut es ging zusammen. Dann schlüpfte sie in eine schwarze Hose mit zahlreichen Taschen und Reißverschlüssen und eine tief ausgeschnittene, anliegende, kurze, rote Weste, die sie mit ein paar Knöpfen schloss. Ohne Plan ging sie wieder an Deck und setzte sich am Bug auf die Reling. Ace hatte einen Entschluss gefasst. Er sollte sich mit Nojiko anfreunden? Das konnte nicht so schwer sein. Wenn er sich mit ihrem Kuschelwolf gut stellte, dann würde sie das sicher berücksichtigen. Drum ging er an Deck und suchte nach dem weißen Fellknäuel. Er fand in in der nähe Whitebeards und ließ sich einfach zu dessen Füßen nieder. „Guten Tag, mein Sohn.“ „Tach Paps.“ Whitebeard musterte Ace kurz. „Alles in Ordnung?“ Ace nickte und schob seinen Hut mit dem Zeigefinger etwas zurück. „Sicher.“ Whitebeard hob eine Augenbraue, sagte aber nichts. „Und Wölfchen, alles klar?“ Seishins Augen öffneten sich langsam und ein tiefes Knurren war zu hören. „Okay, anders. Wie geht es dir auf unserem Schiffchen, Seishin, oh großer Kaiserwolf?“ Die silbernen Augen blinzelten. Ace blies die Backen auf. „Ich versuche nur freundlich zu sein.“ murmelte er. „Es geht mir gut auf dem Schiff des großen Alphas.“ hörte Ace die dunkle Stimme schließlich. „Ah, das Kuscheltier spricht also doch noch.“ grinste er über seinen Erfolg. „Wie kommt es, dass du mit Nojiko unterwegs bist?“ „Meine Sache.“ Ace sah ihn interessiert an. „Wortkarg und verschlossen.“ kommentierte er. Eine halbe Stunde später war Ace in ein tiefes Gespräch über Falkenauge mit dem Kaiserwolf verstrickt. Nojiko öffnete die blauen Augen. Sie hatte es sich auf dem riesigen Kopf der Galionsfigur bequem gemacht. Die Sonne begann unter zu gehen, offenbar hatte sie den restlichen Tag einfach verschlafen. Sie sah sich um und entdeckte Seishin in der nähe des Hauptmastes. Gähnend sprang sie auf und ging auf ihren Begleiter zu. „Und dann sagte sie, 'Leck mich doch am Arsch.' und bevor ich fragen konnte, was sie damit meint, hat Mihawk ein Spiel begonnen. Nojiko fand das Spiel aber nicht lustig.“ „Ein Spiel?“ „Das war kein Spiel, Seishin.“ Nojiko ließ sich neben ihm in den Schneidersitz sinken und lehnte sich an den Wolf an. Das seiden weiche Fell ließ sie wohlig seufzten. „Kein Spiel?“ Nojiko sah Ace unnachgiebig an. „Nein.“ Der unverschämte Kerl begann doch tatsächlich zu grinsen. „Was hat Falkenauge denn gemacht?“ „Das geht dich nichts an.“ „Gut dann frage ich Seishin nachher noch einmal.“ Innerlich fauchte Nojiko. „Genau frag den Wolf.“ meinte sie stattdessen trocken. „Also Seishin?“ Die Ohren des Wolfes zuckten. Er konnte deutlich riechen, dass Nojiko nicht gut gelaunt war. Anstatt zu antworten stand der Wolf auf. „Ich habe Hunger.“ Nojiko kippte nach hinten weg, als Seishins Körper sie plötzlich nicht mehr stützte. Eine große Hand in ihrem Rücken beendete ihren Fall. Kurz genoss sie die Wärme, die von der Hand ausging, dann beugte sie sich vor. „Danke.“ Ein knappes Nicken war die Antwort. Eine unangenehme Pause entstand. „Ich gehe dann mal zum Essen.“ Nojiko stützte sich vom Boden ab und folgte dem Wolf. Kapitel 35: Tag 5 bricht an --------------------------- Gelangweilt klopften Nojikos Nägel auf die Holzplatte vor ihr. Ihr Kopf war ebenfalls auf dem Holz abgelegt, sie beobachtete die Bewegung ihrer Finger und änderte den Rhythmus. Den vorangegangenen Tag hatte sie in ihrem Bett verbracht und war nur zum Essen herausgekommen, jetzt saß sie in der Kantine und lauschte desinteressiert den Gesprächen der Piraten an ihrem Tisch. Ihre Augen waren halb geschlossen und die linke Hand lag an einem Glas Wasser. „Prinzessin, schlecht geschlafen?“ Nojiko hob nicht einmal den Kopf. „Nein.“ „Tag fünf, Ace.“ hörte sie Thatch sagen. „Ja, ja.“ Nojiko gähnte. „Tag fünf?“ fragte sie wenig interessiert nach. „Nur ein kleines Spiel.“ antwortete Thatch. „Mhm.“ Nojikos Kopf hob sich. „Sagt mal, gibt es heute irgendetwas interessantes zu tun?“ Sie legte den Kopf in den Nacken und trank von ihrem Wasser, bevor sie mit den Fingern wieder auf den Tisch trommelte. „Das kommt darauf an. Marco geht auf Erkundung und ich verabschiede mich heute Abend für ein paar Tage. Ace, Jozu und Haruta bleiben. Wenn du heute etwas erleben willst, könntest du ins Krähennest gehen, da hast du wenigstens etwas zu tun.“ Thatch lächelte. „Ace ist heute auch im Krähennest, Vater hat ihn gestern dazu verdonnert, weil er geschlafen hat, anstatt zu helfen.“ Ace verdrehte die Augen. „Und wie kommt man da hoch?“ „Über die Takelage?“ erwiderte Ace. „Danke, das war mir auch schon klar. Ich habe aber keine Taue gesehen, die direkt dorthin führen.“ Nojiko sah Ace von unten her an und schüttelte leicht den Kopf. „Ace sei doch ein Gentleman und bring Nojiko nach oben.“ „Ich dachte, du hättest gesagt, ich wäre kein Gentleman, Thatch.“ schnappte Ace. „Stimmt, aber auch als Macho könntest du einmal so tun als ob.“ Nojiko verkniff sich ein Lachen und ließ ihren Kopf wieder nach unten sinken, bis ihr Kinn auf ihrer Hand lag. „Also Wachhund, kannst du schauspielern?“ „Das wirst du schon sehen, Schäfchen.“ Nojiko streckte ihm die Zunge raus. „Wie erwachsen.“ kommentierte Ace trocken. „Ich weiß.“ Die junge Frau streckte ihm noch einmal die Zunge raus. Ace schloss kurz die Augen und schluckte. Genau das, was er jetzt nicht gebrauchen konnte. Den ganzen Tag mit der Zicke. Den letzten Tag hatte er sich erfolgreich abgelenkt, doch heute war er in die Kantine gekommen und hatte sie am Tisch kauern sehen. Am liebsten hätte er sie hoch gehoben und ins Bett gemacht, wobei ihm sein Bett bei dem Gedanken besser gefallen hatte, als ihres. Er schüttelte den Kopf und versuchte den Gedanken wieder loszuwerden. „Ich zeig dir den Weg.“ Ace stand auf. „Am Besten nimmst du dir was wärmeres mit. Da oben zieht es.“ „Da oben zieht es.“ konnte er sie ihn nachäffen hören, als sie aus der Kantine verschwand. Das würde ein lustiger Tag werden. Innerlich stöhnte er auf und sah dann seinen sogenannten Freund böse an. „Ich wollte nur, dass du eine Chance hast, die Abmachung einzuhalten. Außerdem...“ Nach kurzer Stille fragte Ace nach. „Was?“ „Vergiss es.“ „Thatch, was?“ Der Mann mit den braunen Haaren winkte ab. „Nicht so wichtig, mir ist nur etwas von Vorgestern eingefallen.“ Mit zusammengezogenen Augenbrauen starrte Ace den Anderen noch kurz an. „Ich hole dann meinen Mantel.“ In einen dicken Pullover und Stiefel gekleidet kam Nojiko aus ihrem Zimmer. „So besser?“ Ace musterte sie kurz. „Hast du keine Jacke?“ Genervt sah sie ihn an. „Sicher.“ Sie drehte auf dem Absatz und weil Ace gerade die Tür für sie öffnen wollte, schlugen ihm ihre kurzen Haare ins Gesicht. „Danke.“ murmelte er und rieb sich die Augen. Grinsend und mit einer Jacke über dem Arm kam sie wieder. „Wie gut bist du im klettern?“ „Keine Ahnung, nicht besonders, denke ich.“ Er ließ seinen Blick einmal an ihr entlang wandern. Er sollte sich dringend auf andere Gedanken bringen. „Am einfachsten ist, wenn ich dich hinbringe.“ seufzte er. „Hinbringen?“ „Ich trage dich, Schäfchen.“ Sie lächelte ihn zuckersüß an. „Vom Wachhund zum Packesel.“ dachte er. Ace verdrehte die Augen und bedeutete ihr hinter ihn zu treten. Er klopfte sich auf die Schulter und unterdrückte die Bilder die in seinem Kopf spukten, sobald er ihre Beine um seine Taille spürte. Nojiko lachte. Wann hatte sie sich zum letzten Mal so kindlich gefühlt? Es machte ihr Spaß nicht an Konsequenzen und Verantwortung zu denken, vielleicht war das Piratenleben doch etwas für sie? Einen Arm schlang sie um seinen Hals, mit dem Anderen griff sie in seine Haare. „Na los, treues Ross!“ lachte sie. Nur um dann nach Luft zu schnappen, als Ace nach oben sprang, nach einem Tau griff und sie Beide hochzog. Geschickt balancierte er auf dem dicken Seil bis zum nächsten Mast und kletterte von dort weiter nach oben. Ihr Griff wurde mit jedem Meter, den sie an Höhe gewannen, fester. Ace verließ die Taue und balancierte die Rah des Hauptsegels entlang. Er streckte sich nach oben und versuchte, trotz des Arms um seinen Hals an den Boden des Ausgucks zu kommen. Er warf einen Blick nach unten und entschied sich etwas zu riskieren. Er sprang von der Rah nach oben und griff nach dem Holz. Nojiko stieß einen spitzen Schrei aus. „Bist du wahnsinnig?“ keuchte sie, als er an einer Hand an dem Boden des Krähennests hing. Ace zog sie Beide hoch und setzte Nojiko ab. Grinsend sah er sie an. „Ist doch alles gut gegangen.“ Sie schnaubte. Kapitel 36: Ein ganz normaler Tag --------------------------------- Schmollend saß sie auf dem Holzboden des Ausgucks. Sie strich sich ihre Haare zurück und sah sich wachsam um. Abgesehen davon, dass der sture Mann mit ihr hier oben war, war der Ausblick einfach atemberaubend, auch wenn es außer Wasser nichts zu sehen gab. Sie beobachtete die sanften Bewegungen der Wellen und konnte ein Lächeln nicht unterdrücken. Von oben sahen die Männer an Deck winzig aus, selbst Whitebeard und Seishin wirkten nur noch normal groß. Mit einem Seufzen stand sie auf und setzte sich an die Kante, ihr Beine baumelten in der Luft. „Und was machen wir jetzt?“ fragte sie leise. Sie erwartete nicht wirklich eine Antwort. „Wir suchen nach Anzeichen für eine Insel oder anderen Schiffen.“ Ace setzte sich etwa zwei Schritt entfernt von ihr hin. Der Vormittag verlief ruhig. Sie sprachen wenig und hingen ihren eigenen Gedanken nach. Beide hatte kein Interesse an einem Gespräch. Gegen Mittag wurde Ace unruhig. „Ich habe Hunger, willst du auch etwas?“ fragte er schließlich und stand auf. Nojiko nickte, reagierte aber sonst nicht. Beinahe wäre sie von der Plattform gefallen, als neben ihr ein lautes Krachen erklang. Eine Schüssel mit dampfender Suppe und ein riesiges Stück Steak waren in Schüsseln neben ihr. Nojiko blinzelte. Und obwohl sie ihn am Liebsten angeschrien hätte, weil er sie so erschreckt hatte, brachte sie nur ein leises „Danke.“ zustande. Ace nickte ihr zu und begann zu essen. Doch es dauerte nur eine kurze Zeit und die Beiden begannen zu reden. Unwichtige Worte, die nur die Stille überbrücken sollten, führten zu einer hitzigen Diskussion. „Was soll das denn heißen? Meinst du etwa, dass ich nicht in der Lage wäre, mich zu verteidigen?“ schrie Nojiko Ace schließlich an. „Du musstest dich nie verteidigen. Ich bin mir sicher, dass alle immer nur zu erfreut waren, deine Kämpfe auszufechten!“ Nojiko runzelte die Stirn, „Du hast gar keine Ahnung.“ meinte sie kalt und ging an ihm vorbei, dabei gab sie ihm einen Schubs. Ace, der damit nicht gerechnet hatte, brauchte einen Augenblick zu lange um sein Gleichgewicht wiederzuerlangen und fiel von der kleinen Plattform. Völlig geschockt sah Nojiko auf die Stelle, an der Ace eben noch gestanden hatte. „ACE!“ Sie stürzte zum Rand der Plattform und sah ihn an Deck liegen. dachte sie und suchte nach einem Weg, den sie nehmen konnte. Sie hangelte sich langsam abwärts und fluchte die ganze Zeit. Ace lag an Deck und sah in den Himmel. Hatte diese Frau ihn gerade aus dem Krähennest geworfen? Ungläubig blieb er liegen. Einige von der Mannschaft sammelten sich um ihn, beschlossen aber, als sie sahen, dass er atmete, dass sie nicht in der Nähe sein wollten, wenn er wieder aufstand. Ace sah einfach nach oben und ihm stockte besagter Atem, als er sah, wie Nojiko sich von der Plattform auf die Rah fallen ließ und beinahe ebenfalls abstürzte. Er zuckte sogar zusammen, als sie mit einer Hand abrutschte und nur mühsam wieder in Balance kam. Als sie schließlich auf dem Deck landete, sie war die letzten zwei Meter gesprungen, rannte sie außer Atem und mit panischen Augen auf ihn zu. „Ace!“ Schlitternd kam sie zum Stehen und kniete sich neben ihn. Ace' Augen wanderten langsam zu ihrem Gesicht. „Du hast mich runter geworfen.“ murmelte er. Dann kam die Erkenntnis in seinem Bewusstsein an. „Du hast mich aus dem Krähennest geworfen! Hast du sie noch alle?“ Er richtete sich so schnell auf, dass ihre Köpfe zusammen schlugen. Ace ignorierte den Schmerz und packte Nojiko fest am Oberarm. „Spinnst du?“ fuhr er sie an. Schuld blitzte in ihren blauen Augen auf. „Ich...“ „Pass beim nächsten Mal besser auf, was du machst, du hast Glück, dass ich nicht so einfach umzubringen bin. Dämliche Frau.“ Er verbiss sich einen weiteren Kommentar. „Wie war das? Hättest du nicht angefangen, wäre es gar nicht dazu gekommen!“ fauchte sie ihn an. „Ach jetzt bin ich Schuld, dass du dich nicht unter Kontrolle hast?“ „Ich habe mich unter Kontrolle, ansonsten würdest du längst auf dem Meeresgrund liegen.“ zischte sie. Was fiel dem ein, arroganter Kerl. Nojiko fuhr sich durch die Haare und erhob sich energisch. Wutschnaubend stapfte sie in ihr Zimmer. Also wirklich, da hatte sie sich Sorgen gemacht, dass er verletzt war und dann... Argh. Ihr Herz klopfte noch immer wild gegen ihren Brustkorb und jetzt, da sich ihre Sorge in Wut verwandelte wäre sie froh gewesen, wenn ihm wenigstens ein bisschen passiert wäre. „Vollidiot.“ murmelte sie. Ace stand vor der Tür. Er konnte hören, dass sie etwas sagte, doch was genau, blieb ihm verborgen. War er zu hart gewesen? Sicherlich hatte sie ihn nicht herunter schubsen wollen, nur aus ihrem Weg oder? Er knirschte mit den Zähnen. Er konnte sich genau vorstellen, was Thatch sagen würde, Sei ein Mann und entschuldige dich. Nicht dass irgendwer bezweifeln würde, dass er ein Mann war, aber... Egal. Er atmete tief ein. Dies war seine letzte Chance die Wette, die keine wirkliche Wette war, wenn er es recht bedachte, zu gewinnen. Er hielt die Luft an und klopfte. Die Geräusche verstummten. Er konnte nackte Füße auf Holz hören und stellte sich vor, wie sie hinter der Tür stand und überlegte, ob sie öffnen sollte. Mit einem schiefen Grinsen öffnete er die Tür schwungvoll. „Autsch!“ Er hatte Recht gehabt. Nojiko hüpfte hinter der Tür auf einem Fuß und rieb sich gleichzeitig die Stirn. Wusste sie, wie niedlich das aussah? „Ace, raus hier!“ blaffte sie. „Ich schätze, Prinzessin, wir sind quitt.“ meinte er stattdessen und ließ sich auf ihrem Bett nieder. Wütend funkelte sie ihn an und humpelte ebenfalls zum Bett. „Was willst du?“ Sie rieb sich ihre nackten Füße, die der Tür wohl im Weg gewesen waren. „Ich wollte mich entschuldigen, dass ich dich so angefahren habe.“ Er schob seinen Hut zurück. „Also, entschuldige, ich bin sicher, du wolltest nicht, dass ich falle.“ Nojiko sah ihn mit großen Augen an. „Nein.“ erwiderte sie kühl. So gerne hätte er sie gepackt, geschüttelt und ihr gesagt, sie solle sich einfach einmal gehen lassen. Ace verdrehte die Augen. „Möchtest du auch etwas sagen?“ fragte er stattdessen milde. Nojiko wusste, dass er eine Entschuldigung erwartete. Aber sie war noch wütend auf ihn. Sie stöhnte innerlich auf. Sie hatte sich nicht gerade vorbildlich verhalten und deshalb würde er seine Entschuldigung bekommen, aber... „Entschuldige, ich hätte besser aufpassen sollen.“ murmelte sie und mit einem breiten Grinsen fügte sie ein „Wachhund.“ hinzu. Sie beobachtete, wie er wütend die Augenbrauen zusammen zog und seine Augen sich verengten. Oh ja, das brachte ihn auf die Palme. Unschuldig sah sie ihn an und wartete auf eine Reaktion und wurde enttäuscht. „Na dann, bis später.“ Ace verließ den Raum und Nojiko fand es nicht nur merkwürdig, dass er nicht auf ihren Kommentar angesprungen war, sondern auch schade. Kapitel 37: Leugnen ändert nichts --------------------------------- Ace lag auf seinem Bett und brachte es mit einem Bein zum Schaukeln. Wachhund. Das Wort störte ihn, wenn sie es zu ihm sagte. Und noch schlimmer, sie wusste es. Mit einem Seufzen richtete er sich auf.Heute war einfach nicht sein Tag. Eigentlich war die ganze Woche schon nicht sein Tag. Er verdrehte die Augen und stieß sich ab. Die Ketten, an denen das Bett aufgehängt war, quietschten fröhlich. Na und, dann hatte er die Wette verloren, was kümmerte es ihn? Genau, gar nicht. Okay, vielleicht ein bisschen. Aber nur, weil er gerne gewann. Ace schüttelte den Kopf. Wem machte er etwas vor? Außer ihm war keiner im Raum, erst Recht nicht in seinem Kopf. Es ärgerte ihn, dass er Nojiko nicht einfach um den Finger wickeln konnte. Auf der anderen Seite... Er grinste. Er war Pirat und schreckte vor keiner Herausforderung zurück. Entschlossen ging Ace wieder in Richtung des Zimmers in dem Nojiko wohnte. Einer Eingebung folgend drehte er auf dem Absatz. Die Krankenschwester könnte zu einer Verbündeten werden. Lächelnd stieg er die Treppen runter. Nojiko lag auf ihrem Bett und starrte an die Decke. Vielleicht hätte sie sich das letzte Wort verkneifen sollen. Vielleicht hätte sie sich einfach entschuldigen sollen und dann ein anderes Thema ansprechen? Die Situation war irgendwie festgefahren, egal wie sehr sie sich bemühte, schlussendlich verfiel sie in das alte Muster und versuchte Ace zu reizen. Sie verdrehte die Augen. Wie gerne würde sie sich mit ihrer Schwester unterhalten. Ace hielt eine der Krankenschwestern an. „Wo ist Melly?“ Die schwarzhaarige Frau zeigte auf eine Tür und eilte weiter. Ace klopfte und öffnete. „Melly?“ Die Frau lehnte sich über einen braunhaarigen Mann, der einen hässlichen Schnitt auf dem Rippenbogen hatte. Sie sah kurz hoch. „Moment Feuerfaust.“ Ace lehnte sich in den Türrahmen und beobachtete, wie Melly die Wunde nähte und dann verband. „Was willst du?“ Der verletzte Pirat verließ die Krankenstation. „Ich brauche deine Hilfe.“ „Du brauchst noch ganz andere Hilfe.“ meinte sie kühl. „Ja ja. Kannst du die schnippischen Bemerkungen auf ein Minimum zurückfahren?“ Die Blonde lächelte. „Also Ace, wobei brauchst du meine Hilfe?“ „Mit Nojiko.“ Ace wartete den Lachanfall der Krankenschwester ab. „Warum soll ich dir helfen, sie in dein Bett zu zerren?“ „Das brauchst du nicht, wie ihr Beide festgestellt habt, ist mein Bett einfach cool.“ grinste er. „Aber ich will sie nicht in mein Bett zerren, ich will, dass wir auf freundschaftlicher Basis miteinander umgehen können.“ „Du willst mir erzählen, dass du Nojiko nicht deinen Eroberungen hinzufügen willst?“ skeptisch sah Melly ihn an. „Nun, zumindest nicht jetzt. Ich meine nicht, dass ich nicht darüber nachgedacht hätte, aber ich halte mich dann doch an die Anordnungen von Paps.“ Mellys Blick wurde hart. „Pass auf Feuerfaust, wenn du Nojiko als Freundin, also platonisch, gewinnen willst, meinetwegen. Wenn du sie deiner langen Reihe von Kerben in deinen nicht vorhandenen Bettpfosten hinzufügen willst, bekommst du es mit mir zu tun, verstanden?“ Ace überlegte kurz. „Und wenn ich weder das eine noch das andere will?“ „Was willst du?“ Ace blieb stumm, die Lippen fest aufeinander gepresst. „Oooh.“ Sie sah ihn mit großen Augen an. „Portgas D. Ace verliebt?“ „Nein! Ich... Ich bin nicht verliebt.“ Melly grinste. „Oh doch, das bist du, du kannst es leugnen, aber dadurch ändert sich nichts an der Tatsache.“ Kapitel 38: Bitte leck mich am Arsch ------------------------------------ Zwei Tage waren ruhig vergangen. Nojiko war die meiste Zeit in ihrem Zimmer geblieben. Seishin an ihrer Seite und Bücher zu ihrer Gesellschaft. Ace hatte einen Abstecher zu einer Insel gemacht, die unter dem Schutz seines Kapitäns stand, um dort nach dem Rechten gesehen. Knarrend kam das große Schiff zum Stillstand, als die Anker sich in den Meeresgrund gruben. Nojikos blaue Augen wanderten über das Ufer, dass nur wenige Meter entfernt war. Hohe rot, goldene Bäume schoben sich fast bis an die Klippe heran. Die bunten Blätter bildeten einen Baldachin, der hoch genug war, dass Whitebeard darunter stehen konnte. Der weiche Waldboden war mit grünem Moos bewachsen und vereinzelt lagen die bunten Blätter, als sollten sie das dunkle Grün schmücken. Nojiko lehnte sich über die Reling und sah lächelnd die friedliche Landschaft an. Leise hörte sie die Wellen gegen die Klippe prallen und die fröhlichen Vogelstimmen, die sich aus den Blätterdach wanden. Jetzt und hier könnte sie alles vergessen, was sie gelernt und geplant hatte. Sie könnte alles klarer sehen, wenn... Ja, wenn sie nicht in diesem Moment in ihren Gedanken unterbrochen worden wäre. Sie unterdrückte ein Seufzen und drehte sich um, um in die grinsenden Gesichter von Thatch und Ace zu sehen. „Ja?“ „Können wir uns deinen Schoßwolf ausleihen?“ Nojiko hob die Augenbrauen an. „Erstens, wofür? Zweitens, Seishin entscheidet für sich selbst.“ „Erstens, geht dich nichts an. Zweitens, wunderbar.“ Mit gerunzelter Stirn sah sie den Männern nach. Schließlich schüttelte sie den Kopf. Wenn die beiden Männer Seishin zu etwas überreden wollten, was er nicht sinnvoll fand, würden sie ihr blaues Wunder erleben. Die Planken wurde vom Schiff zur Klippe geschoben und die ersten Mannschaftsmitglieder begannen alles für die abendliche Feier auszuladen. Mit einem Lächeln nahm sie einen Korb, der auf dem Haufen zum Ausladen lag, und ging die Planke herunter auf die Herbstinsel. Seishin beobachtete wie Nojiko das Schiff verließ. Sein Kopf lag auf seinen Vorderpfoten. „Seishin!“ Die Stimme des schwarzen Alphas ließ ihn den Kopf drehen. Mit einem kurzen Brummen bestätigte er, dass er ihn gehört hatte und beobachtete wieder Nojiko. Ace und Thatch setzten sich zu ihm. „Was hältst du davon, wenn wir eine Überraschung für deine Rudelgefährtin planen?“ Seishins silberne Augen richteten sich auf die Männer. „Bringt es sie in Gefahr?“ fragte er ruhig. Thatch schüttelte den Kopf. „Dann kümmert es mich nicht.“ brummte der Wolf. Ace' Arm legte sich um seinen Hals. „Nein, Kumpel. Du sollst uns helfen.“ Der große Kopf schüttelte sich. „Nein.“ „Wie nein?“ fragte Ace. „Nein, ich werde nicht helfen.“ Thatch und Ace sahen sich nachdenklich an. „Komm schon. Wir besorgen dir auch ein schönes, großes Wildschwein.“ „Hör dir erst an, was wir planen.“ fügte Thatch hinzu. Nojiko saß zusammen mit Melly und ein paar anderen Krankenschwestern um ein kleines Feuer. Die Männer hatten zwei kleine Baumstämme dort platziert, sodass sie entspannt die Füße baumeln lassen konnten. Etwas gelangweilt hörte sie dem Gespräch zu. „Vermisst du Jemanden?“ fragte Melly und lächelte unschuldig. „Wen sollte ich vermissen? Ich habe Seishin heute Morgen erst gesehen.“ unruhig wippte Nojiko mit dem Fuß. „Oh, ich dachte auch nicht an ein Tier.“ „Seishin als Tier zu bezeichnen, erscheint mir falsch.“ kommentierte sie irritiert. „Meine Güte, Nojiko. Du weißt, was ich meine. Vermisst du nicht vielleicht eine bestimmte Person in deiner Nähe?“ Oh ja, Nojiko konnte sich vorstellen, was Melly hören wollte und wenn sie ehrlich war, hatte die Krankenschwester recht, aber zugeben würde sie es niemals! „Ich vermisse meine Schwester.“ mit einem traurigen Lächeln sah sie die blonde Frau an. „Aber dich hier zu haben, ist fast genauso gut.“ fügte Nojiko hinzu. Melly murmelte etwas und sah die junge Frau neben sich etwas genervt an. „Ich spreche weder von dem Wolf, noch deiner Familie. Sondern bestimmten Personen auf unserem Schiff.“ Nojiko tat, als müsse sie überlegen. „Ich weiß nicht, von wem du sprichst.“ Grummelnd nickte Melly und Nojiko verkniff sich ein Grinsen. Die Dämmerung setzte langsam ein, als ein inzwischen brauner Seishin aus dem Wald kam. Innerlich knurrte er. Der Dreck in seinem Fell behagte ihm nicht. Seine Nase zuckte kurz und er schlich auf die Gruppe von Frauen zu, bei denen auch Nojiko saß. Seinen Körper an den Boden gepresst, robbte er lautlos vorwärts. Nojiko biss gerade von einem Brötchen ab, als ein dunkler Schatten sich auf sie stürzte. Mit einem spitzen Schrei stoben die Frauen auseinander. Nojiko wirbelte herum und wollte ihren Teller nach dem Angreifer werfen, doch ihr Handgelenk wurde gepackt. „Na na, du willst doch Seishin nicht mit einem Teller angreifen.“ „Er hätte es nicht besser verdient für den Schreck, den er uns eingejagt hat.“ zischte sie, die Zähne fest zusammengebissen. „Vielleicht solltest du ihn waschen?“ Ace' Grinsen ging ihr jetzt schon auf die Nerven. Mit zusammengekniffenen Augen sah sie ihn an. „Das ist doch bestimmt deine Schuld, oder?“ „Aber, aber Prinzessin. Was kann ich dafür, wenn er im Dreck spielt?“ „Leck mich am Arsch!“ schnauzte sie. „Was sind denn das für Manieren?“ schmunzelte Whitebeard, der mit der restlichen Mannschaft zusah. Ihr wutentbrannter Blick huschte von Ace zum Kapitän. „Bitte leck mich am Arsch!“ fuhr sie dann Ace an und drehte auf dem Absatz. Ace klopfte an die geschlossene Tür. Sie wurde aufgerissen und eine verärgerte Nojiko sah ihn an. „Was willst du?“ blaffte sie. „Du hast mich eingeladen.“ grinste er und drückte sich an ihr vorbei ins Zimmer. Kapitel 39: "Raus!" "Sonst was?" -------------------------------- Nojiko starrte den schwarzhaarigen Piraten mit den Sommersprossen an, der es sich auf ihrem Bett bequem machte. „Was?!“ „Bitte leck mich am Arsch, das waren deine Worte.“ Ace sah sie unschuldig an. Wie ein kleiner Junge, der einen Keks von seiner Mutter erbetteln wollte. Nojikos Wut wich der Überraschung. Sie stand noch immer an der geöffneten Tür. „Dir ist aber schon klar, dass ich das nicht wörtlich gemeint hatte, oder?“ Das durfte doch nicht wahr sein. So blöde konnte der Kerl doch gar nicht sein. „Ah, weißt du, das hatte ich mir gedacht, aber…“ „Da gibt es kein aber.“ Unterbrach sie ihn. Ace schüttelte den Kopf. „Aber ich war der Meinung, dass ich mein Punktekonto ein wenig aufbessern könnte.“ Nojikos Griff um das Holz der Tür wurde stärker, bis schließlich ihre Fingerknöchel weiß wurden. „Raus!“ Ihre Stimme zitterte. Die gesamte Wut auf diesen unverschämten Kerl war zurückgekehrt und floss heiß durch ihren Körper. „Prinzessin.“ Ace stand langsam von ihrem Bett auf. Seine Augen auf sie fixiert. Er konnte das gefährliche Schimmern in ihren Augen erkennen. Er hatte schon oft dieses Glitzern bei ihr gesehen. Es war ein untrügliches Zeichen dafür, dass sie nicht einfach nur wütend, sondern fast blind vor Wut war. Ace unterdrückte ein Grinsen. Bedachten Schrittes näherte er sich ihr wieder. Er wollte, dass sie wütend war, aber er musste verhindern, dass sie unkontrolliert nach allen Seiten um sich schlug. Langsam, vorsichtig. „Prinzessin.“ Seine Stimme war fast nicht mehr zu hören. Als er vor ihr stand, beobachtete er sie einen Moment. Sein Mantra hatte er längst aufgegeben. Nojiko starrte Ace noch immer wütend an. Wie konnte er es wagen. Er stand so dicht vor ihr, dass sie seine Sommersprossen hätte zählen können, doch weit genug, dass sich ihre Körper nicht zufällig berühren konnten. Er streckte einen Arm aus und löste sanft ihre Hand von der Tür. Mit einem Stoß seinerseits schloss sich der Durchgang. „Ich wiederhole mich ungern. Raus!“ Und zum allerersten Mal sah sie keinen Hinweis auf ein Lächeln oder Grinsen in seinem Gesicht. Seine gesamte Haltung strahlte eine Ruhe und Kraft aus, die sie ihm niemals zugetraut hätte. „Ich glaube nicht. Nein.“ Seine Stimme, ebenso ruhig. Ihr lief es kalt den Rücken runter. Sie konnte sich vorstellen, wie diese dunklen Augen, entschlossen, wie sie jetzt schauten, Gegner in Angst und Schrecken versetzen konnten und das einzige, was sie davon abhielt zurückzutreten und nachzugeben, war die Tatsache, dass sie sich sicher war, nichts von ihm fürchten zu müssen. So sehr sie sich auch bekämpften, ernsthaft würde er ihr nicht wehtun. Sie stand reglos vor ihm und starrte in das völlig ernste Gesicht. „Wenn du jetzt nicht gehst, werfe ich dich eigenhändig raus.“ Und schon während sie das sagte, wurde ihr bewusst, dass sie ihn nicht rausschmeißen konnte. Er war nicht nur entschlossen nicht zu gehen, aus welchem Grund auch immer, er war außerdem auch überlegen. Und es machte sie beinahe wahnsinnig, als sie erkannte, dass ihm das durchaus bewusst war. Sie sah ihm an, dass er die leere Drohung erkannt hatte. Er wartete einfach. Reagierte nicht auf ihre Worte. Er konnte sehen, als die Erkenntnis sich in ihrem Gehirn festsetzte. Am liebsten hätte er siegessicher gelächelt. Er unterdrückte den Impuls und wartete noch einen Moment. Aus den unergründlichen blauen Augen sah sie ihn an, den Kopf leicht zurückgelegt, damit sie ihn ansehen konnte. Ace musterte die junge Frau, die ihn inzwischen fast nächtlich in seinen Träumen heimsuchte. Die gebräunte Haut schimmerte seidig in dem gelblichen Licht. Die kurzen Haare standen wild in alle Richtungen ab. Der Mund war wütend zusammengekniffen und ihr ganzer Körper war zum Zerreißen gespannt. „Du solltest nicht immer alles so ernst nehmen, Prinzessin.“ Ihre Augen wurden etwas schmaler. „Du solltest nicht immer alles so leicht nehmen.“ Erwiderte sie bissig. „Fletschst du wieder die Zähne, Schäfchen?“ Er amüsierte sich über sie. Sie konnte es an seiner Stimme hören. Langsam wurde sie sich der Wärme bewusst, die sein Körper ständig abzustrahlen schien. Sie wich einen Schritt zurück, doch er folgte ohne zu zögern. Doch anstatt stehen zu bleiben, trieb er sie einen weiteren Schritt zurück. Als Nojiko sich wieder etwas entfernen wollte stieß sie gegen die Tür. „Ein letztes Mal. Raus aus meinem Zimmer.“ „Sonst was?“ Sie hasste es, dass er sich seiner so sicher sein konnte, dass sie ihm nichts entgegen setzten konnte. Wo war Seishin, wenn sie ihn brauchte? Wo all die anderen, die ihr angeblich immer helfen wollten? Nojiko knirschte mit den Zähnen. Ace beobachtete jede ihrer Bewegungen, jede Regung in ihrem Gesicht, jede Veränderung in ihren Augen. Er war schließlich nicht Kommandant der zweiten Flotte geworden, weil er ein lustiger Typ war. Er unterschätzte seine Gegner nicht und er verlor nicht gerne. Sein Ehrgeiz trieb ihn an und sein Instinkt hatte ihm unzählige Male das Leben gerettet. Er sah ihr dabei zu, wie sie nach einer Fluchtmöglichkeit suchte. Kapitel 40: Unruhe ------------------ „Portgas D. Ace, ich sage es zum allerletzten Mal. Raus aus meinem Zimmer.“ Sie starrte ihn an. In die kohlschwarzen Augen. Ace rührte sich keinen Millimeter. „Das muss ich mir überlegen.“ meinte er schließlich. „Nein.“ „Nein?“ „Ja, genau.“ Fassungslos sah Nojiko ihn an. „Nein…“ flüsterte sie noch einmal. „Was wolltest du nochmal machen, falls ich nicht gehe?“ spottete er und Nojiko verzog ärgerlich das Gesicht. Ace grinste sie wissend an. Wie sie dieses Grinsen hasste. Wie sie es hasste, dass er das wusste. Überrascht schrie sie auf, als ihr der Boden unter den Füßen weggerissen wurde. Sie strampelte und fuchtelte mit den Armen, aber Ace ließ sie nicht runter. Er hatte sie über die Schulter geworfen. „Lass mich runter, Ace!“ „Sag mir, was sonst passiert.“ Am liebsten wäre sie ihm an die Gurgel gesprungen. Momentan völlig unmöglich. Ihre Wut verrauchte. Nojiko konnte nicht umhin festzustellen, wie lächerlich sie aussehen musste. Über die Schulter von einem Mann geworfen, als wäre sie ein kleines, ungezogenes Kind. Lachend wehrte sie sich erneut. „Lass mich runter!“ „Ich wüsste nicht…“ „Unterbrechen wir etwas?“ Nojiko und Ace verstummten augenblicklich. Ace drehte sich. In der Tür standen Thatch und Melly mit Kaffee- und Teetassen. „Ich hätte etwas anderes erwartet.“ murmelte Melly und starrte Ace finster an. Thatch zog eine Augenbraue hoch. Ace setzte Nojiko ab, seine Hand verweilte aber an ihrer Taille. Auffällig schob sie seine Hand fort. Ganz toll, jetzt würde es heißen, sie hätte etwas mit Feuerfaust Ace und alle würden sie so merkwürdig ansehen. „Weißt du Ace, ich war auch mal in deinem Alter, aber ich habe wenigstens die Tür abgeschlossen.“ Thatch sah seinen Freund tadelnd an. Nojiko warf frustriert die Hände in die Höhe. „Melly, Kaffee. Unten bei dir?“ Ohne auf eine Antwort zu warten stapfte sie an Thatch und Melly vorbei runter zur Krankenstation. „Platonisch, hmm?“ Melly warf Ace einen skeptischen Blick zu und folgte der jungen Frau, die das Zimmer fluchtartig verlassen hatte. Ace sah Thatch missmutig an. „Danke für den Tipp, Mann.“ Er verdrehte die Augen. „Aber du verstehst das völlig falsch.“ Thatch wartete einfach. „Ich wollte Nojiko nur ärgern.“ Thatch schüttelte lediglich den Kopf und ging. Ärgerlich blieb Ace zurück. Hatten die zwei auftauchen müssen? Klar, bei seinem Glück in letzter Zeit. Er verdrehte die Augen und verließ ebenfalls Nojikos Zimmer. Die Holztür fiel krachend zu. Verdammt. Sein Hut hing ihm um den Hals und bevor er ihn aufsetzte, fuhr er sich fahrig durch die Haare. Während er die Gänge entlangstapfte, überlegte er, was er wirklich wollte. Wollte er sie ärgern, weil er wusste, dass es sie wütend machen würde? Er knirschte unbewusst mit den Zähnen. Seishin hob den noch immer braunen Kopf, als Ace auf das Deck kam. Etwas störte ihn an dem Alpha, aber er konnte nicht benennen was genau. Der Kaiserwolf gähnte und beobachtete, wie Ace ruhelos hin und her ging. Und dann fiel ihm auf, was ihn störte. Es waren weder der abwesende Blick, noch die angespannten Bewegungen. Es war der Geruch. Der schwarze Alpha roch nach Nojiko. Seishin knurrte unbewusst. Nojiko saß währenddessen bereits im Aufenthaltsraum der Krankenschwestern. Eine dampfende Tasse in der einen, einen Keks in der anderen Hand. Melly saß ihr gegenüber. „Sag mal…“ „Vergiss es!“ knurrte Nojiko fast ebenso tief, wie Seishin an Deck. Melly seufzte. „Das ihr auch beide so stur sein müsst.“ murmelte sie. „Wie war das? Ich habe dich nicht richtig verstanden.“ murrte Nojiko wieder. „Meine Güte, No. Er mag dich.“ Nojiko verdrehte die Augen. „Er mag es zumindest mich auf die Palme zu bringen.“ Melly zog ihre feinen Augenbrauen hoch. „Ach? Auf welche denn?“ „Was du schon wieder denkst.“ Nojiko musste trotzdem grinsen. Seishin wurde langsam unruhig. Er hatte Nojiko weder an Deck noch in ihrer Kabine oder der Kantine finden können. Ungeduldig wartete er an der Treppe, die zur Krankenstation führte. Er durfte nicht dorthin. Dass er sein Rudel nicht finden konnte, Ace nach ihr roch und so unruhig war, konnte nur bedeuten, dass ihr etwas zugestoßen war, oder? Der Kaiserwolf legte den Kopf schief. Oder der schwarze Alpha hatte ihr etwas angetan. Unwillkürlich vibrierte der Körper Seishins unter einem tiefen Knurren. Und schließlich reichte es ihm mit der Warterei. Ein klagendes Heulen ließ alle in ihrer Arbeit innehalten. Es zerriss die Luft und ebnete sich seinen Weg durch das Holz des gigantischen Schiffes. Es hallte durch die Gänge und drang in jede Ritze. Nojikos Nackenhaare stellten sich auf. Seishin machte sich Sorgen, sie hörte es. Melly sah gebannt nach oben. Die junge Frau mit den kurzen, violetten Haaren legte vorsichtig die Hände an ihren Mund. Ihre Augen fixierten ebenso die Decke wie die ihrer blonden Freundin. Nojiko gab einen langen, ruhigen Ton von sich. Nicht so kraftvoll wie Seishins Heulen, aber deutlich hörbar für fast jeden auf dem Schiff. Wieder erstarrten alle. Ace lauschte. Die Signale ähnlich jenen, die er in der ersten Nacht gehört hatte, als er diese kleine, sexy Zicke kennengelernt hatte. Ein drittes Heulen ließ das Holz leicht vibrieren, nun eindeutig wieder die Stimme des Wolfes. Was würde Ace nicht geben, um zu verstehen, was Nojiko mit ihrem Schoßhund kommunizierte. Was würde er nicht geben um zu wissen, was in diesem – zu seinem Leidwesen äußerst hübschen – Kopf vor sich ging. Und was würde er nicht geben um Thatch und Melly ins Meer zu schmeißen. An der Treppe legte Seishin sich zufrieden nieder. In der Krankenstation saß Nojiko schmunzelnd mit Melly beim Kaffeetrinken. An Deck tiegerte ein frustrierter Pirat, namens Ace Feuerfaust, umher. Kapitel 41: Frauen Gespräche ---------------------------- Seishins Nase zuckte und der weiße Kaiserwolf sah auf. Seit er nach Nojiko gesucht hatte, war einige Zeit vergangen und da er sie in Sicherheit wusste, lag er inzwischen an Deck in der Nachmittagssonne. Der Wind hatte Gischt über das Deck gedrückt und einige Salzklumpen hatten sich in seinem Fell festgesetzt. Doch zu dem Geruch des Salzes war ein anderer gekommen. Den Schweiß der Männchen um ihn herum nahm er kaum noch wahr, aber irgendetwas hatte sich geändert. Ruhig und geschmeidig kam der riesige Wolf auf die Beine. Er drehte den mächtigen Kopf hin und her und suchte nach einer Veränderung. Nichts war zu sehen. Unwillkürlich stellten sich seine Haare im Nacken und am Rücken auf und ein leises, aber dröhnendes Knurren war zu hören. Um ihn herum erstarrte das Rudel des weißen Alphas und sah ihn besorgt an. Seishin sah sich noch einmal um und erkannte keine Veränderung. Sein Gefühl sagte ihm, dass etwas nicht stimmte. Er musste nur herausfinden was. „Das ist doch nicht dein Ernst! Die haben dich damals einfach entführt?“ Nojiko setzte sich auf. Zusammen mit Melly lag sie auf deren Bett und unterhielt sich. „Naja, entführt ist vielleicht das falsche Wort, aber ich wäre niemals an Bord gekommen, wenn sie mir nicht einen medizinischen Notfall vorgegaukelt und dann einfach abgelegt hätten.“ Nojiko hob eine Augenbraue an. „Ich glaube, das erfüllt den Tatbestand hinreichend.“ Melly schürzte die Lippen, sagte aber nichts dazu. „Wie auch immer, warum bist du auf dem Schiff geblieben?“ Nojiko ließ sich wieder zurück fallen und starrte an die Decke. „Vater ist krank und braucht Betreuung und ich habe die Jungs gern, ich konnte nicht einfach wieder gehen und jetzt will ich es auch nicht mehr.“ Nojiko nickte. „Es hat schon etwas dieses Leben auf dem Meer.“ murmelte sie. „Und die Männer auch.“ Nojikos Kopf wirbelte zu ihrer Freundin. „Wie bitte?“ Sie sah Melly die Augen verdrehen. „Ach komm. Die Männer hier an Bord, zumindest die Meisten sind echte Hingucker und das hat durchaus seinen Reiz.“ „Deshalb arbeitest du wohl auf der Krankenstation, hmm? Damit du sie halbnackt sehen kannst?“ grinste Nojiko und schnippte Melly gegen die Schulter. „Das verbitte ich mir!“ fuhr Melly gekünstelt auf. „Für die jährliche Hauptuntersuchung müssen sie sich ganz ausziehen.“ Nojiko schüttelte den Kopf. „Welchen würdest du denn nicht nur zur Hauptuntersuchung gern mal nackt sehen?“ fragte die junge Frau mit den violetten Haaren nach einer kurzen Pause. „Ah... Das ist eine schwierige Frage. Lass mich überlegen und während ich nachdenke, kannst du mir deine Antwort auf die Frage geben.“ Sie starrte weiter an die Decke, wollte sie Ace wirklich ganz nackt sehen oder reichte es ihr den nervtötenden Mann halbnackt jeden Tag zu sehen? „Und?“ Nojiko schüttelte den Kopf. „Ich bin mir nicht sicher.“ Ein kurzer Blick zu der blonden Frau genügte um festzustellen, dass diese mit der Antwort unzufrieden war. „Aber ich schätze, Ace wäre... Ach vergiss es, der Idiot raubt mir jetzt schon die Nerven, wer weiß wie viel schlimmer er dann werden würde.“ Melly grinste Nojiko an. „Ja, Feuerfaust erwähnte, dass ihr euch nicht so gut versteht.“ „Was heißt nicht so gut verstehen? Er ist unausstehlich.“ Im Krähennest musste Ace niesen und setzte dabei beinahe das Großsegel in Brand. „Schön, er ist ein Macho. Aber er kann auch anders.“ Nojiko seufzte schwer. „Sicher, aber eine Minute normaler Mensch gegen wochenlanges Machogehabe ist kaum erwähnenswert.“ „Du musst Ace einfach besser kennenlernen.“ „Noch besser? Du machst mir Angst.“ „Glaub mir, Ace ist ein Arsch, keine Frage, aber er kämpft um die die ihm wichtig sind.“ Nojiko blieb einen Augenblick still. „Mag sein.“ Beide Frauen sahen an die Edcke und versanken in ihre eigenen Gedanken. „Sag mal, du hast die Frage gar nicht beantwortet.“ fiel Nojiko auf einmal auf. Melly lächelte. „Ablenkungsmanöver nicht erfolgreich, hmm?“ Nojiko schüttelte den Kopf. „Fein, also auch wenn Ace und Marco sicherlich den besseren Körperbau haben, würde ich Thatch in meinen privaten Räumen bevorzugen. Ich mag die ruhigen Kerle lieber. Du weißt schon, stille Wasser und so...“ Melly zwinkerte ihr zu und Nojiko grinste zurück. Kapitel 42: Blöde Idee ---------------------- Drei Tage später waren alle froh, als der Ausguck 'Land in Sicht' verkündete. Seishin hatte den Ruf gerade erst gehört, da flimmerte er bereits und stand einen Wimpernschlag später am Ufer. Auf dem regennassen Boden fiel er auf den Bauch und wälzte sich einmal, dann trabte er neben den Schiff her, bis die schweren Anker ratterten und mit einem Glucksen und einer Wasserfontäne ins Wasser tauchten. Noch während die Sonne unterging, wurde eine Planke ans Land herausgeschoben. Ace sah die Crew ein Lager an der Küste aufschlagen. Zwei Feuer brannten schon und die ersten Bäume fielen den Piraten als Sitzgelegenheiten zum Opfer. Nojiko kam mit Melly erst langsam an Deck, als die meisten Piraten schon auf der Insel das erste Fass Bier austranken. „Anschließen oder verkriechen?“ fragte Nojiko und sah auf den Haufen Männer, der ziemlich laut sang, stritt oder sprach. Sie konnte bei dem Anblick ein Lächeln nicht unterdrücken. „Anschließen.“ sagten sie gleichzeitig und stiegen die Planke zum Land runter. In den letzten Wochen hatte Nojiko sich an die Crew gewöhnt. Sie setzte sich zu einer Gruppe, nahm einen Krug Bier entgegen und nippte daran. Sie hatte sich angewöhnt langsam zu trinken, damit man ihren Krug nicht nachfüllte und sie nicht die Ereignisse ihres ersten Trinkgelages wiederholte. Melly schenkte ihr nach einiger Zeit nach und grinste sie mit einem leicht errötendem Gesicht an. Nojiko nahm ein paar Schlucke des bitteren Gebräus und lachte über den ein oder anderen Witz der Männer um sie herum. Tatsächlich bemerkte sie erst viel zu spät, dass sie völlig betrunken war. Genau genommen, als sie aufwachte und nicht in ihrem eigenen Zimmer war. Ihr erster Gedanke galt der Person neben ihr. Sie warf einen schnellen Blick über die Schulter und entdeckte Melly. Der zweite Gedanke galt ihrem schmerzenden Kopf. Widerwillig stand sie auf, wartete bis der Boden sich nicht mehr wie ein bockendes Pferd unter ihren Füßen bewegte und ging zum Bad, um sich kaltes Wasser ins Gesicht zu spritzen. Als sie zurückkam sah sie sich um. Das war weder ihr, noch Mellys Zimmer. Mit gerunzelter Stirn ging sie zur Tür und sah in den Gang hinaus. Keiner war zu sehen. Mit einem weiter kurzen Blick auf die schlafende Frau, schlich Nojiko aus dem Zimmer und den Gang entlang. Die dritte Tür links war die Kantine, im Geiste überlegte sie, wer in dem Zimmer wohnte, in dem sie aufgewacht war. Das Ergebnis war wenig berauschend. Leise schlich sie über die Holzdielen und zurück in das Zimmer. „Melly...“ flüsterte sie und rüttelte ihre Freundin an der Schulter. „Melly, wach auf. Wir haben ein Problem!“ Die blonde Krankenschwester rührte sich. „Melly, wir müssen hier raus!“ zischte Nojiko. „Was? Wo?“ Die Augen der blonden Frau wurden so groß wie Untertassen. schoss es Nojiko durch den Kopf. „Wollt ihr mir erklären, was ihr in meinem Schlafzimmer macht?“ Die freundliche Stimme, war erstaunlich leise. Nojiko drehte sich entschuldigend lächelnd um. „Morgen Käpt'n.“ Seine weißen Augenbrauen waren hochgezogen und er schmunzelte. „Guten Morgen, Nojiko.“ Unsicher sahen die Frauen sich an. „Ähm... Wir...“ „Habt zu viel getrunken?“ bot Whitebeard an. Beide Frauen nickten langsam. „Ich würde empfehlen, dass mein Bett nächstes Mal nicht eure Ausnüchterungsstätte wird.“ „Natürlich!“ „Gut.“ Noch immer lächelte er. „Dann raus hier!“ schrie er so laut, dass sie zusammenzuckten und sich die Ohren mit den Händen abdeckten. Einen Moment später schossen sie aus dem Zimmer, um die nächste Ecke bis in Nojikos Zimmer. „Mist.“ murmelte Nojiko. „Ja, letzte Nacht sah das nach so einer guten Idee aus.“ meinte Melly und gähnte. „Sag mal, wer hat nochmal...“ Die Freundinnen sahen sich an. Gleichzeitig verengten sie die Augen. „Ace!“ knurrten sie und drehten sich wieder zur Tür. An Deck wachte Ace gerade auf, schob den Hut aus seinem Gesicht und musste niesen. Er wackelte mit der Nase, streckte sich und kam mit einem Satz auf die Füße. Sein Weg führte ihn die Planke runter an Land, wo die Reste von Lagerfeuer und Essen zu finden waren. Am Lagerfeuer lag Seishin und öffnete nur ein Auge, als Ace an ihm vorbei ging. Der Kommandant Whitebeards hatte sich ein Stück Schinken zum Ziel erkoren und steuerte darauf zu. Er griff danach, als ihn etwas am Hinterkopf traf. Knurrend, weil das seine Kopfschmerzen vervielfältigte, drehte er sich und sah Nojiko und ihre Freundin an der Reling stehen. Er biss die Zähne zusammen. Wie ging nochmal sein Mantra? Nojiko ist nicht heiß, sondern eine Zicke? Abgesehen davon, dass sie ihn wütend an funkelte, konnte er dieses Mantra nicht einfach unterschreiben. Ihre Haare waren ein bisschen länger geworden und schlugen ihr ins Gesicht, die blauen Augen blitzten wütend und ihre verschränkten Arme hoben ihre Brust an. Bei dem Tanktop, dass sie trug, konnte Ace sich durchaus vorstellen, dass sie jeden Moment herausfallen würden. Der Wind presste die knielange Hose gegen ihre Beine, ja es hatte durchaus etwas, dass es windig war. Ace rieb sich abwesend die Stelle, an der ihn der Schuh getroffen hatte, bückte sich schließlich und hob ihn auf. Mit dem Blick auf Nojiko gerichtet, stakste er zurück zum Schiff. „Was ist dein Problem?“ rief er, sobald er sicher war, dass sie ihn hören konnte. „Du!“ Sie schwieg kurz. „Und deine dummen Ideen.“ Oh ja, Ace erinnerte sich an seine Idee der letzten Nacht und ein Grinsen schlich sich auf seine Gesichtszüge. Ihre Augen wurden ein wenig dunkler und blitzten gefährlich und wenn Ace ehrlich zu sich selbst war, fand er eine wütende Nojiko noch heißer, als sonst. Um sie herum frischte der Wind auf und heulte sein einsames Lied. Nojiko ignorierte die Wolken, die von ihrer Wut über den Himmel getrieben wurden. „Du Arsch!“ Das Objekt ihrer Wut setzte gerade einen Fuß auf die Planke. „Oh bitte, ihr hättet meine Idee nicht befolgen müssen.“ grinste er. „Was hat Paps gesagt?“ Nojiko versteifte sich bei dem Gedanken daran, wie er sie hinaus geworfen hatte. „Wir sollen uns nächstes Mal einen anderen Ort zum Ausnüchtern suchen.“ murmelte Melly. „Das ist enttäuschend.“ „Für wen?“ schnaubte Nojiko. Ace zuckte mit den Schultern. „Wie auch immer,“ er hielt ihr den Schuh hin. „ich will frühstücken. Bis später.“ Nojiko ballte die Fäuste. Warum hatte sie noch mal gesagt, dass sie sich bei Ace mehr vorstellen könne? Richtig, sie hatte den Gedanken verworfen. Ein netter Körper war eben nicht alles. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)