Abschied von RuffysKreationen ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Ruffy hatte es geschafft. Sir Crocodile war besiegt und Alabasta gerettet. Unsere Kämpfe waren hart und unsere Wunden tief. Doch es waren nicht die körperlichen Schmerzen, die mir die Kräfte raubten. Sobald Ruffy aufwachte, würden wir Alabasta verlassen…und damit Vivi. Dieser Gedanke ließ mich nicht los. Wir waren nur so kurz zusammen gewesen und nun hieß es, für eine lange Zeit Abschied zu nehmen. Man hörte in ganz Arbana Hämmer klopfen, alles war mit dem Wiederaufbau beschäftigt. Lysop und der Kochlöffel waren oft in der Stadt unterwegs und sicherten den Proviant für die Weiterreise. Nami war verdächtig oft mit Kobra in Gespräche vertieft. Sie wollte sich bestimmt eine Belohnung sichern. Geldgieriges Weib…meine angeblichen Schulden war ich ja nun los. Vivi und Chopper kümmerten sich um Ruffy, der noch immer schlief. Er hatte Fieber bekommen. Ein Kampf gegen einen Samurai der Meere war hart, das musste ich selbst schon feststellen. Jedes Mal, wenn ich an den Kampf zurückdachte, brannte die Narbe auf meinem Oberkörper…aber ich würde ihn schon bald besiegen. Es würde dann auch endlich aufhören, hoffte ich. Chopper war zuversichtlich, dass Ruffy bald wieder fit sein würde. „Ihn haut so schnell nichts um“, stimmte ich ihm zu. Vivi lächelte bei meiner Aussage. Ich war froh, dass sie wieder glücklich war. Die letzten Tage war sie so angespannt wegen des bevorstehenden Kampfes gewesen. Nun war sie sorglos, diesmal war es nicht gespielt. Es machte mir zu schaffen, ihr so nah zu sein…und doch so fern zu sein. Niemand wusste, was passiert war, als wir auf der Insel gestrandet waren. Seit unserer Rettung hatten wir nur wenige Worte gewechselt. Die Rettung Alabastas stand im Vordergrund, so konnte ich meine Gefühle für sie verdrängen, aber nun… „Ich kümmere mich schon um Ruffy“, sagte Chopper und grinste Vivi an. Sie nickte, warf mir einen kurzen Blick zu und verließ den Raum. Ich fühlte mich erleichtert, aber warum? Schon seltsam. „Ich geh mal spazieren“, murmelte ich nach einer Weile und ging aus dem Zimmer. Ich hatte ja nichts zu tun. Ich hörte, wie Chopper mir hinterher rief, ich sollte mich nicht verlaufen. Nervig sowas. Der Palast war ziemlich groß. Hier ein Gang, dort ein Gang, überall Türen. Ein echtes Labyrinth. Ich ging die Treppe hinunter, als mir plötzlich eine königliche Wache entgegenkam. „Folge mir, Zorro“, flüsterte der Mann und eilte die Treppe hinauf. Was hatte der denn? Ich folgte ihm. Er bog in einen langen Flur ein. Ein langer Teppich lag auf dem Boden. Wozu brauchte man denn einen so langen Staubfänger? Könige hatten wirklich zu viel Geld. Oje, schon wieder nur seltsame Gedanken. Die Wache blieb am Ende des Flures vor einer Tür stehen. Ich ging zu ihm und er klopfte an. Mein Herz sprang mir fast aus der Brust, als Vivi die Tür öffnete. Sie sah mich freudestrahlend an und ich spürte, wie auch in mir große Freude aufkam. „Danke, du kannst zurück auf deinen Posten gehen. Aber kein Wort zu den anderen“, sagte Vivi zur Wache. „Sehr wohl, Prinzessin“, sagte er leise, verbeugte sich leicht und eilte den Flur entlang. Ich sah ihn überrascht hinterher. „Nun komm schon rein!“ Vivi zog mich in das Zimmer. Ziemlich groß. Gegenüber von der Tür stand ein großes Bett, links war eine Schrankwand, rechts ein großes Fenster, ein Tisch und zwei Stühle. Vivi schloss die Tür ab und fiel mir um den Hals. Ich drückte sie fest an mich. Endlich waren wir wieder zusammen, allein. „Ich habe es nicht mehr ausgehalten“, sagte sie und presste ihren Kopf an meine Schulter. Sie weinte. Vor Freude? Mein Herz raste, so wie damals. „Endlich bist du wieder bei mir“, sagte ich und strich ihr durch das Haar. Sie trug es offen, wie ich es liebte. Vivi schluchzte. Die letzten Tage waren eine große Belastung für sie, ihre Gedanken und Gefühle schienen noch immer ziemlich durcheinander zu sein. Sie sah zu mir auf. Ihre Augen waren gerötet, doch sie lächelte. Dieses herzerwärmende Lächeln würde ich vermissen. „Wie geht’s es dir? Was machen deine Wunden?“, fragte sie mich etwas besorgt. „Sind nur ein paar Kratzer. Halb so schlimm“, antwortete ich. Natürlich waren es keine Kratzer, wenn man bedenkt, dass ich fast zerfetzt worden wäre. Dieser Eisenfuzzi war ein ziemlich harter Gegner und Chopper hatte mich schon fast in eine Mumie verwandelt. Naja, aber das störte mich nicht. Was mich störte, war der nahende Abschied. „Was ist?“, fragte Vivi besorgt. Ich seufzte. Musste das alles wirklich sein? Warum war das Leben so ungerecht? „Sobald Ruffy wieder fit ist, werden wir Alabasta verlassen“, sagte ich. Ich konnte sie bei diesen Worten nicht ansehen. Es tat weh, das zu sagen. Ich wollte sie nicht verlassen. Vivi ließ mich traurig los und ging zum Bett. Mit einem Seufzer setzte sie sich und schaute nur noch auf den Boden. Für sie war es auch nicht leicht. Ich wusste nicht, was ich jetzt tun sollte. Der Gedanke, von ihr getrennt zu sein, gefiel mir genauso wenig. Wir schwiegen. Je länger wir zusammen sein würden, erhöhte nur den Schmerz der Trennung. Nach einer Weile sah sie auf. „Komm bitte her“, sagte sie und klopfte neben sich auf das Bett. Ich ging zu ihr und setzte mich neben sie. „Ich verdanke euch so viel“, begann sie und schaute mir tief in die Augen. „Ihr habt mich zurück nach Alabasta gebracht und mein Land gerettet. Ich hätte niemals gedacht, so tolle Freunde zu finden.“ Tränen sammelten sich in ihren Augen. „Es tut so weh…“, schluchzte sie und ich nahm sie in den Arm. „Das ist kein Abschied für immer“, erklärte ich, in der Hoffnung, sie aufzumuntern. „Ich habe dir doch versprochen, dass ich wiederkomme. Ich halte meine Versprechen.“ Selbst für mich klangen diese Worte leer. Es war alles voller Zweifel. Wer wusste schon, wie lange wir unterwegs sein würden. Wie viele Jahre vergehen würden. Ob Vivi mich dann noch lieben würde. Ob ich diese Reise überhaupt überleben würde. Der letzte Gedanke machte mir Angst. Ich hatte mir ein Ziel gesetzt. Ich hatte bereits die Chance, mein Ziel zu erreichen, doch ich wäre dabei fast draufgegangen. Plötzlich hatte der furchteinflößende "Piratenjäger" selbst Angst. Schon wieder fühlte ich mich fremd. Warum machte ich mir solche Sorgen? Ich hatte nie Angst vor dem Tod. Wenn er kommen würde, war ich eben nicht weiter gekommen. War es wegen Vivi? Vivi’s Lippen, die meine berührten, rissen mich aus meinen Gedanken. Ich erwiderte den Kuss. Von mir aus konnte die Zeit stillstehen, damit dieser schöne Augenblick nicht verging. Vivi’s Arme legten sich um meinen Hals. Wir würden uns nie wieder loslassen wollen, für immer zusammen bleiben… Es klopfte an der Tür und die Stimme der Wache erklang leise: „In einer Stunde ist das Abendessen angerichtet, Prinzessin!“ Vivi ließ mich los. „Zorro, ist es schlimm für dich, wenn ich hierbleibe?“, fragte sie. Was meinte sie damit? Hatte sie etwa ernsthaft darüber nachgedacht, Piratin zu werden? Ich musste wohl ziemlich verwirrt ausgesehen haben, jedenfalls fing sie an zu lachen. Das Mädel konnte sich aber auch nicht entscheiden, was sie fühlte. „Warum lachst du jetzt schon wieder?“, fragte ich sie genervt. „Du bist eine Prinzessin und gehörst in deinen Palast. Wieso sollte es mich wundern, dass du hierbleiben willst? Ich kann das akzeptieren. Nun hör schon auf zu lachen!“ Ich spürte, wie mir das Blut in den Kopf schoss. Vivi lachte weiter und schien auch nicht aufhören zu wollen. Langsam beruhigte sie sich doch. „Bist du endlich fertig?“, fragte ich, ohne sie anzusehen. Das hatte sie davon. „Ach, komm schon! Du hättest deinen Gesichtsausdruck sehen sollen!“, kicherte sie. Auch wenn sie sich über mich lustig machte, war ich froh, dass sie wieder lachen konnte und nicht mehr weinte. Mir entglitt ein Lächeln. Ich stand auf und streckte ihr meine Hand entgegen. „Erlaubt ihr mir, ein letztes Mal mit euch zu tanzen, Prinzessin?“ Vivi sah etwas überrascht aus, doch sie nahm mein Angebot an. Alle Sorgen waren wie vergessen. Nach dem Tanz saß sie auf meinem Schoß und hatte ihre Arme um mich geschlungen. „Was glaubst du, wie lange ihr unterwegs sein werdet?“, fragt Vivi. „Es wird sicherlich einige Jahre dauern…“, antwortete ich, ohne meine Enttäuschung darüber zu offenbaren. Konnte ich überhaupt so lange ohne sie leben? Wie würde es ihr damit gehen? Es klopfte erneut an der Tür und die Stimme der wache erklang: Noch zehn Minuten, Prinzessin. Euer Vater sucht euch bereits!“ „Ist ja gut!“, rief Vivi genervt und ich musste mir das Lachen verkneifen. Mit dieser Reaktion hatte ich nicht gerechnet. Ich hörte die Schritte der Wache, die sich schnell entfernten. Er hatte wohl auch nicht mit dieser Reaktion gerechnet und vor Schreck das Weite gesucht. Vivi seufzte und lächelte mich an. „Darf ich auch einen Wunsch äußern?“, fragte sie augenzwinkernd. Ich nickte verwirrt. Was kam jetzt? „Erlaubt ihr mir, euch noch ein letztes Mal zu küssen, Meister Zorro?“, fragte sie und wartete erst gar nicht auf eine Antwort. Das war mir Recht. Ein letzter Kuss, bevor es Lebewohl hieß. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)