Das Gesicht im Wind von Arcturus (Wichtelgeschichte für Glimmer) ================================================================================ 21. Dezember 1978, 11 Uhr 30, Tromsø ------------------------------------ Eine Viertelstunde später hatte Remus Sirius‘ Temperament abgekühlt und die schwarze und weiße Gesichtsfarbe von dessen Fäusten entfernt, die daran kleben geblieben war, und Fenwick war endlich trocken. Mit einem Norweger, der sich nicht nur keiner Schuld bewusst, sondern auch die Ruhe in Person war, als Anführer durchquerten sie nun die Straßen einer der nördlichsten Städte Europas. Sie passierten alte Holzhäuser, etwas modernere Häuser, die entstanden waren, nachdem man den Bau von Holzhäusern in der Stadt verboten hatte, kleine Läden und die wohl seltsamste neugotische Kirche, die Remus je in seinem Leben gesehen hatte – und als ein an eigentlich allem interessierter Zauberer hatte Remus bereits einige Kirchen gesehen. Sie war nicht einmal besonders groß, aber dafür aus Holz und überraschend farbig, mit ihrer hellen Fassade, den weiß gerahmten, hohen Fenstern und den blauen Kontrasten, die sich an Pilastern und Giebeln genauso wiederfanden, wie am Turm. All das sahen sie unter einem Himmel, der nicht so dunkel war, wie Remus erwartet hatte. In Glasgow ging die Sonne zu dieser Zeit erst kurz vor neun auf. In Tromsø tat sie es von Ende November bis Mitte Januar gar nicht. Und dennoch war es hell. Nicht taghell, aber so hell wie während der Dämmerung. Dank der Beleuchtung durch Straßenlaternen und dem Licht aus den Häusern, die, wie das Dämmerlicht auch, vom Schnee reflektiert wurden, erschien der Mittag in Tromsø noch ein wenig heller. Søren indes führte sie durch die Stadt, ohne ihnen allzu viel Zeit zum Staunen zu lassen. Vor einem der unzähligen Cafés blieb er schließlich stehen. Um welches es sich genau handelte, konnte Remus nicht sagen, denn er konnte das norwegische Ladenschild nicht lesen, aber er glaubte nicht, dass es der Zufall war, der Søren gerade hierher trieb. Er sollte recht behalten, als der Mann sachte, halb durch seinen Ärmel verdeckt, mit dem Zauberstab gegen die Türklinke klopfte. Die Tür schwang auf und gab den Blick auf ein ganz normales Café frei. Ein ganz normales Café blieb es aber nur, bis sie es betreten hatten – denn statt in einem gemütlichen Raum mit vielen Holztischen, heimeliger Atmosphäre und einer freundlichen Kellnerin standen sie im Freien auf einer völlig anderen Straße. Als Remus einen Blick zurück warf, konnte er gerade noch dabei zusehen, wie die Tür des Cafés hinter ihnen zu schwang und den Blick auf den gleichen Raum verbarg, den er auch von der anderen Seite gesehen hatte. Irritiert blickte er zurück zu den Anderen – und verstand plötzlich, wo sie waren. Die Meisten der Menschen um sie her trugen Umhänge mit oder ohne Fell, mit überbordenden Verzierungen und spitzen Hüten und in allen Farben, die sich Remus vorstellen konnte. Andere zeigten sich in traditioneller Kleidung. Er konnte Besen sehen, Kessel und Eulen, die tief über den Besuchern der Einkaufsstraße flogen. Irgendwo jaulte ein Hund dreistimmig, ein kleines Orchester spielte auf recht eigenwilligen Instrumenten Weihnachtslieder und die Gerüche von würzigen Zutaten, dem Tierladen die Straße runter, Zimt und explodiertem Zaubertrank hingen in der Luft. Sein innerer Werwolf winselte ob des olfaktorischen Chaos, doch das war Remus egal. Er sog die Luft tief ein – ihm gefiel es hier. Dann waren sich Fenwick und Sirius plötzlich erschreckend einig in ihrem Tun. Beide erstarrten in ihrer Bewegung. Erst zwei Schritte weiter bemerkte Remus ihr Fehlen und blieb seinerseits irritiert stehen. Skeptisch drehte er sich zu ihnen um. Beide blickten geradeaus, zu einem Punkt hinter ihm, doch Remus konnte nichts ausmachen. Sir wirkten, als hätte ihnen jemand einen Erstarrungszauber in den Rücken gejagt. Statt die Stimme zu erheben, griff er nach seinem Zauberstab. Im Augenwinkel sah er, dass Søren seinen hellen Holzstab bereits in der Hand hatte. Doch er sah niemanden – und Søren vermutlich auch nicht. „Jungs?“, fragte er schließlich leise. Es war Sirius, in den als erster wieder Leben kam. Abrupt ballte er die Hände zu Fäusten. Sein Unterkiefer trat deutlich hervor, als er ihn vorschob. Dann griff Fenwick nach seinem Unterarm. Remus ahnte das Schlimmste – doch zu seiner Überraschung holte Sirius nicht mit der anderen Faust aus und schlug zu. „Sie wissen noch nicht, dass wir hier sind. Wir sollten sie nicht darauf hinweisen, Black. Überlass das dem Auroren in der Familie.“ Ohne den Blick von dem ominösen Punkt in Remus‘ Rücken abzuwenden und einander anzusehen, ohne den Mund überhaupt aufzumachen, stritten die beiden ein eisiges, unfreundliches, mit stummen Beleidigungen versehenes Schweigen. Remus war froh, dass sie diesen Konflikt nicht mit Fäusten und Zauberstäben austrugen. Nicht mitten in der Zaubererstraße von Tromsø. Seine Nackenhaare stellten sich auf. Plötzlich war er sich sicher, dass sie doch im nächsten Augenblick ihre Zauberstäbe ziehen würden. Aber dann war der Moment genauso plötzlich vorbei. Fenwick ließ Sirius los. Ohne einen Blick in Remus Richtung zu werfen, machte er drei Schritte vorwärts und blieb neben Søren stehen. „Bei dir.“ Remus wusste nicht, was „Bei dir“ bedeutete, doch er hatte keine Gelegenheit mehr, Fenwick zu fragen. Der war keine Sekunde später nämlich verschwunden, untergetaucht, verschmolzen mit dem Dämmerlicht der Polarnacht und den norwegischen Hexen und Zauberern in Weihnachtsstimmung. Schnee knirschte leise, als auch Sirius sich bewegte. Im Gegensatz zu Fenwick eilte er nicht kommentarlos davon. Stattdessen hob er schweigend den Arm und wies in die Richtung, in die er schon die ganze Zeit starrte, ohne dabei die Faust mehr als nötig zu lösen. Remus folgte seinem Blick erneut, doch er sah nur Menschen, ein paar Eulen und Weihnachtsdeko. Er blinzelte und sah genauer hin. Und dann verstand er. Weiter hinten führte die Straße zunächst in eine leichte Senke. Dann knickte sich nach rechts ab, sodass er ihr Ende nicht sehen konnte. Dafür stieg eine Nebenstraße aus der Senke hinauf, in der sich nur wenige Menschen herumtrieben. Und einer davon war großgewachsen und hatte lange, blonde Haare. Auf die Entfernung konnte er den ebenso blonden Bart, der bei reichen Reinblütern gerade Mode war, um sich vom Schlammblut-Pöbel, wie sie es nannten, abzugrenzen, nur erahnen. Natürlich konnte er sich auch irren. Aber Sirius witterte Lucius Malfoy auch noch drei Meilen gegen den Wind. Und Fenwick, der ausgebildete Auror, vermutlich ebenfalls. Er fluchte leise. Sirius fluchte neben ihm ein bisschen lauter. „Hat er uns gesehen?“, fragte Remus leise. „Glaube nicht. Wir sollten zusehen, dass wir verschwinden.“ „Und Fenwick?“ „Ist ein großes Moody-Kind. Der kommt allein klar oder sprengt die Todesser mit sich in die Luft. Nichts, wobei ich ihm helfen kann oder will. Gehen wir.“ Das mussten sie Søren nicht übersetzen. Remus konnte nicht einschätzen, wie gut das Englisch ihres norwegischen Reiseleiters war, aber egal, ob er sie verstanden hatte, oder nicht – die Situation hatte er begriffen. Er nickte ihnen zu und führte sie zügig in ein weiteres Café. Dieses Mal handelte es sich tatsächlich um eines. Warme Luft umfing sie als sie eintraten, genau wie Gelächter und eine ganze Portion Norwegisch, die Remus nicht verstand. Der Besitzer hatte im Raum großzügig Tische verteilt und die meisten davon waren besetzt. Zauberer aßen Snacks und tranken Tee und Kaffee, während dutzende Kerzen den Raum beleuchteten. Es wäre schwer geworden, einen Platz für vier Personen zu finden, doch Søren steuerte ohnehin keinen der Tische an. Er grüßte ein paar Leute, unter anderem eine Kellnerin, die ihnen ein warmes Lachen schenkte, und bahnte sich seinen Weg durch den Raum. Vor einem urigen Kamin blieben sie stehen. Auf dem Sims standen verschiedene Schnitzereien und Mitbringsel aus Frankreich, Italien und Asien – und eine große Schale voller Flohpulver. Remus ahnte richtig. Søren ließ ein paar Münzen, jede mit einem Loch in der Mitte, in den Kelch neben der Schale klimpern und reichte ihm dann ein kleines Pergament. Vorsichtig entfaltete Remus es und las die Adresse – Søren Landvik, Skibotn, was er, so ganz ohne Straßennamen, etwas seltsam fand –, dann reichte er es an Sirius weiter. Der wiederum verbrannte den Zettel sicherheitshalber im flackernden Feuer. Es war Søren, der als erster nach dem Flohpulver griff, es ins Feuer warf und verschwand. Und das war gut so – denn allein vom Lesen des Zettels hätte er den Ort und Sørens Namen nicht aussprechen können. So hatte er wenigstens die Chance, ihn noch einmal zu hören und es vielleicht richtig hinzubekommen. Er spürte Sirius skeptischen Blick und griff trotzdem nach dem Flohpulver. Hastig warf er es ins Feuer und trat hinterher, als die Flammen grün aufloderten. „Sören Landwik, Skybotn.“ Irgendetwas war daran definitiv nicht ganz richtig. Vielleicht das leuchtende Mädchengesicht, das er im Kerzenleuchter hinter Sirius sah. Doch dann verschluckte das Feuer ihn. Die Arme an die Seiten gepresst wirbelte Remus durch das norwegische Flohnetzwerk, das keinen Deut angenehmer war, als das britische. Kamine rauschten an ihm vorbei. Kurz sah er eine Katze, die ihn nicht sehr begeistert anfauchte, dann spuckte ihn ein anderer Kamin wieder aus. Eine andere Katze fauchte, als er, noch leicht taumelnd, ihren Stuhl umstieß, mit dem er versuchte sich zu bremsen. Eine helle Stimme lachte. Fast glaubte er, sie zu hören, doch als er aufblickte, sah er stattdessen in das Gesicht eines kleinen Mädchens. Ihre blonden Zöpfe hingen ihr sorgfältig geflochten über die Schultern, während in ihren Zahnreihen die beiden oberen Schneidezähne fehlten. Sie sagte etwas, das Remus nicht verstand. Eine andere Stimme antwortete ihr, dann reichte Søren ihm die Hand und half ihm zum zweiten Mal an diesem Tag auf. Aus dieser Perspektive sah die Welt schon ganz anders aus. Immerhin war damit eine Sechsjährige nicht mehr größer als er. Der Tisch, an dem eine Frau saß und sich nicht für ihn interessierte, weil sie damit beschäftigt war, Brei in und nicht neben ein zweites, jüngeres Kind zu bekommen, im Übrigen auch nicht. „Remus? Das ist meine Tochter Kjersti. Und das sind meine Frau Agnetha und mein Sohn Torleif.“ Agnetha beachtete ihn nun doch, indem sie ihn kurz, aber auf Englisch grüßte, Kjersti sagte „Hej“ und Torleif irgendetwas das wie „Madabu“ klang. Im nächsten Augenblick krachte Sirius durch den Kamin und tauchte den Raum in eine schwarze Aschewolke. Ein harscher Knall ließ Remus seine Suppe halb verschütten. Neben ihm schreckte Sirius ebenfalls auf – nur Søren blieb ruhig. Dann schlug die Haustür auf und wieder zu. In der Etage über ihnen fing Torleif an zu schreien. Benjy Fenwick stimmte in sein Theater mit ein paar nur halb unterdrückten Flüchen mit ein. „Vier! Es sind vier! Vielleicht mehr!“, verkündete er zwischen zwei derben Ausdrücken, die Remus nicht verstehen wollte. Er sah von seinem Platz am Küchentisch auf und beobachtete Benjy, wie dieser die Tür nicht sehr leise wieder schloss. Er marschierte am Kamin vorbei, schnappte sich einen Teller aus dem Regal, von dem er scheinbar ganz genau wusste, wo er ihn fand und setzte sich Sirius gegenüber. „Was sind vier? Lucius Malfoys?“, fragte Sirius. „Bitte sag mir, dass es keine vier Lucius Malfoys sind. Niemand kann so blöd sein und einen Vielsafttrank schlucken, in dem ein Haar von dem schwimmt. Geschweige denn vier!“ Fenwick verdrehte die Augen. Statt sofort zu antworten, nahm er sich Suppe aus dem Topf, den Agnetha ihnen freundlicherweise auf den Küchentisch gestellt hatte, nachdem Sirius‘ Aschewolke beseitigt worden war. Danach hatte sich die zweifache Mutter mit ihren Kindern in die obere Etage des Holzhauses begeben und so, wie es klang, wurde sie nach Fenwicks Auftritt dort oben auch gebraucht. Den aber interessierte das kein Stück. Stattdessen fluchte er erneut. „Todesser, du Trottel. Mitten in Tromsø. Nicht, dass ich sie hier hätte festnehmen können, selbst wenn ich Beweise hätte.“ „Welche Todesser?“, fragte Remus, bevor sich Sirius über die Beleidigung beschweren konnte – und Remus wusste, dass er genau das vorhatte. Dafür kannte er den großgewachsenen, dunkelhaarigen Schönling mit der großen Klappe und dem lockeren Zauberstab lang genug. Und er kannte auch seine Fluchkünste lang genug, um zu wissen, dass er kein ausgewachsenes Duell zwischen ihm und einem Auroren des britischen Zaubereiministeriums mitten in Agnetha Landviks Küche haben wollte. Bevor Fenwick antwortete, nahm er einen Löffel Suppe – und verteilte den Lammeintopf beim Reden beinahe. Remus zumindest wusste, dass es Lamm war, er schmeckte das. Bei Sirius, der scheinbar keine funktionierenden Geschmacksnerven besaß (sonst würde er sein Fleisch blutiger essen), und bei Fenwick, der vermutlich schlang wie eine Raupe Nimmersatt, war er sich nicht so sicher, beließ es aber dabei, darüber zu schweigen und Fenwicks Schmatzen zuzuhören. „Malfoy“, begann dieser und schluckte. „Wilkes, dieser rote Idiot. Rosier Junior, wenn ich Mums Teestunden richtig im Gedächtnis habe, heißt er Evan.“ Remus seufzte. Er kannte die drei. Malfoy sowieso, an dem kam man nicht vorbei, egal, wie sehr man es sich auch wünschte. Blieb nur zu hoffen, dass Vater Abraxas noch lange lebte, bevor sein verzogener Sohn Galleonen und Macht erbte. Wilkes war einer der Slytherin aus dem Jahrgang über ihm, die sich lieber Voldemort anschlossen, als ihren Abschluss zu machen. Und Rosier war ein Mistkerl aus seinem Jahrgang. Slytherin. Breit, blond und blöd, wie Sirius ihn gerne beschrieb. Noch dazu spielte er in der Hausmannschaft Quidditch. James hatte ihn gehasst. Aber das ließ einen offen. Bevor er fragen konnte, tat es Søren. „Der Vierte?“ Fenwick zuckte mit den Achseln. „Mum kennt ihn nicht, also kenne ich ihn auch nicht. Euer Alter. Nicht sonderlich groß, nicht sonderlich kräftig gebaut. Lange, schwarze Haare, bräuchten mal ne Wäsche. Die Nase ist genauso lang.“ Neben ihm stöhnte Sirius und vergrub das Gesicht in seiner freien Hand. Remus hätte es ihm gerne gleich getan, verzichtete aber darauf, um die anderen weiterhin sehen zu können. Nicht, dass er nicht auch gut genug hörte. „Ihr kennt ihn?“ Remus nickte. „Klingt nach Severus Snape. War in unserem Jahrgang, genau wie Rosier“, antwortete er. Unter dem Tisch gab er Sirius einen kleinen Tritt, damit der endlich wieder den Kopf hob. Seine Haare hingen mittlerweile halb in seiner Suppe. Doch der schreckte zwar auf, warf ihm aber keinen sonderlich dankbaren Blick zu. Remus funkelte zurück, bis Sirius klein bei gab. Statt weiter zu schmollen wandte er sich erneut an Fenwick. „Rosier ist kein Problem. Der ist gewalttätig, aber dumm. Snape ist eklig, nicht nur wegen den Haaren. Ass in Zaubertränke. Konnte schon in der ersten Klasse mehr Flüche, als die meisten älteren Schüler. Ich meine, gegen mich ist er trotzdem nicht angekommen–“ Remus hob die Augenbrauen und erinnerte sich an einen vierzehnjährigen Sirius, schwebend über der Toilette der Maulenden Myrte, die ihm seither überall hin gefolgt war. Um des lieben Friedens willen hielt er den Mund. „–aber er ist gefährlich. Gerade in Kombination mit der blonden Winselbacke. Malfoy sagt, Snape tut. Und wenn Malfoy nichts sagt, dann tut Snape trotzdem.“ Fenwick ertränkte seinen vermutlich aufkeimenden Frust in Suppe. Remus hatte recht – er schlang sein Essen hinunter, er aß es nicht. „Wundervoll“, murrte er zwischen zwei Löffeln. „Also zwei Probleme und zwei halbe. Wilkes ist nämlich auch nicht der Hellste. Gefährlich, wenn ein intelligenterer Todesser ihm sagt, was er tun soll, aber selbstständiges Denken ist nicht seine Stärke. Egal. Wir wissen jetzt zumindest: Der Rauschebart hat recht.“ „Die Todesser sind hier“, sprach Remus die Schlussfolgerung aus. Vornehmlich um zu vermeiden, dass Fenwick mehr Suppe über dem Tisch verteilte, als er es schon getan hatte. „Und wo vier sind, sind möglicherweise noch mehr. Das wird kein Spaziergang. Ich hoffe, du hast einen Plan.“ Benjy machte den Mund auf, um zu antworten. Dann zuckte er zusammen und funkelte Søren finster an. Der schaute mit hochgezogener Augenbraue zurück. Für einen Moment erschien es Remus, als würden die beiden ein stilles Duell ausfechten. Falls dem so war – war Søren der Sieger. Fenwick jedenfalls senkte abrupt seinen Kopf zurück über seinen Teller und aß weiter. Statt ihm war es Søren, der sich an Remus und Sirius wandte. „Er hat den Wegweiser“, erklärte er. „Ich habe den Transport. Wir wissen, wohin wir müssen. Wir wissen, wie wir dorthin kommen. Und wir sollten schnell dorthin kommen. Heute packen wir. Morgen fahren wir.“ Remus stockte und blickte aus einem mit hellen Vorhängen gerahmten Fenster. Dort wurde es langsam dunkler. Dieses Mal sah er kein durchsichtiges Mädchen und war dankbar dafür. „Es ist erst Mittag, oder? Das heißt, wir haben noch Zeit, um heute aufzubrechen, oder?“ „Ich nicht“, antwortete Søren nach einer kurzen Pause. „Ich habe Steine in Wege zu legen. Und Ben auch nicht. Denn Ben hat ein Problem, richtig?“ „Richtig“, ertönte eine Frauenstimme am oberen Ende der Treppe. Fenwick zuckte zusammen. Er schien nicht sonderlich glücklich darüber zu sein, die Stimme zu hören. Zumindest dem Blick nach zu urteilen, mit dem er in Richtung Treppe schielte. Erst jetzt fiel Remus auf, dass Torleif verstummt war. Als er Benjys Blick mit dem eigenen folgte, wusste er auch, warum – und auch er kam zu dem Schluss, dass Benjy ein Problem hatte. Bei diesem handelte es sich ziemlich sicher nicht um Kjersti, die oben an der Treppe stand, aber ihnen nur ein Zahnlückengrinsen schenkte. Es handelte sich auch nicht um Torleif, den sie stolz durch die Gegend trug. Aber möglicherweise war es die Frau neben ihr, die zwar ein anderes Kleid trug, und etwas dunklere Haare hatte, aber die gleiche Frisur, wie ihre Tochter. Fenwick schluckte hart und machte sich dann ziemlich klein. „Hej, Agnetha.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)