Last Despair 2 von Sky- (Die zweite L.A. Mordserie) ================================================================================ Epilog: Name ------------ Kazan hatte unglaubliches Glück gehabt. Er kam mit tiefen, aber nicht lebensgefährlichen Verletzungen davon und wachte in einem Krankenhausbett auf, da er das Bewusstsein verloren hatte. Erinnerungen an die letzten Momente vor seiner Ohnmacht hatte er nicht und man erzählte ihm, dass ein Japaner den Notarzt verständigt und erste Hilfe geleistet hatte. Dieser war aber kurz nach dem Eintreffen des Krankenwagens und der Polizei verschwunden, ebenso wie der Leichnam von Cypher Curse. Beyond Birthday wurde stundenlang operiert und überlebte den Kopfschuss nur sehr knapp. Dreieinhalb Wochen lag er im Koma und konnte danach eine ganze Zeit nicht mehr richtig laufen, weswegen er im Rollstuhl saß. Die erste Zeit war schwer gewesen, aber er hatte Angeline an seiner Seite, die sich liebevoll um ihn kümmerte. Sie übernahm sozusagen die Pflege und hatte sich auch ziemlich schnell von ihrer eigenen Verletzung erholt. Ihr war die Erleichterung, dass Beyond am Leben war, deutlich anzusehen und auch Kazan war froh darüber. Der Amok-Fall wurde (wie schon von Sadie James angekündigt) einfach zu den Akten gelegt. Warum Kazan in einem verlassenen Haus niedergestochen wurde, hinterfragte sie nicht. Sie schien aber zu ahnen, dass er den Fall inoffiziell zum Abschluss gebracht hatte und das war auch für sie ein Grund, gute Laune zu haben. Wenigstens konnte sie mit der guten Gewissheit in ihren wohl verdienten Urlaub gehen, dass sie trotz Einstellung des Falles nicht mehr von rätselhaften Amokläufen in der Zeitung lesen musste. Kazan hatte ähnliche Pläne. Da er eine Zeit lang krank geschrieben war, buchte er einen Flug nach Deutschland, wo Janice schon immer hin wollte. Es sollte eine Reise durch die größten Städte werden und selbst seine beiden Söhne waren begeistert. Ein paar Tage vor der Abreise kamen schließlich Beyond Birthday und Angeline Heaven zu Besuch. Obwohl Janice so ihre Vorurteile gegenüber Verbrechern (und insbesondere gegenüber Mördern) hatte, empfing sie die beiden recht herzlich. Immerhin hatten beide ihr Leben riskiert, um ihrem Mann zu helfen und Beyond hatte ihm immerhin das Leben gerettet. Dieser saß nach wie vor noch im Rollstuhl, nahm das aber mit Humor. „Wie lange müssen Sie noch im Rollstuhl sitzen?“ „Ich bin schon auf dem besten Weg“ erklärte er stolz und nahm dankend ein Glas Marmelade entgegen. Er konnte bereits seine Beine bewegen, allerdings noch nicht richtig laufen, doch der Arzt hatte ihm versichert, dass er bald wieder richtig laufen könne. Angeline ging in ihrer Rolle als „Pflegerin“ richtig auf und hatte mal wieder an ihrem Styling gewerkelt. Sie hatte nun dunkelrotes Haar, schwarzes Make-up sodass sie etwas Hexenartiges an sich hatte und hatte sich auf dem Rücken Engelsflügel tätowieren lassen. Auch sonst hatte sie einen neuen Haarschnitt und sah aus wie eine Mischung aus Gothic-Hexe und Kickboxerin. „Wir haben echt Glück, wenn man das Gesamtpaket betrachtet“, sagte sie schließlich und kaute auf einem Kaugummi herum. „Wir haben die Dreckskerle, die für die Amokläufe verantwortlich sind, in die Hölle geschickt, wir leben noch und unser unbekannter japanischer Freund hat mit seinem entwickelten Impfstoff eine Seuche verhindert.“ „Aber leider ist damit die Sache noch nicht vom Tisch“, entgegnete Kazan ernst. „Wer weiß, welche Projekte Dragonfly noch am Laufen hat und mit welchen Waffen sie als nächstes zuschlagen werden. Solange die noch da sind, wird es niemals Frieden geben.“ „Es wird niemals Frieden geben“, widersprach nun Beyond und löffelte gierig den letzten Rest aus dem Marmeladenglas und begann auf dem Silberlöffel herumzukauen. „Solange es Frieden gibt, wird es auch Zeiten des Krieges geben, das hat mir dieser Seimei gesagt. Alles folgt einem bestimmten Gleichgewicht, auch wenn wir glauben, dass das Negative das Gute überwiegt. Ein uralter Kreislauf von Schöpfung und Zerstörung, Leben und Tod.“ Damit hatte er wohl Recht, da musste jeder zustimmen. Ohne das eine konnte es das andere nicht geben. Trotzdem war es kein Grund für Kazan, jetzt einfach aufzuhören. Er glaubte ebenfalls nicht an eine friedliche perfekte Welt, ein so genanntes Utopia. Aber er glaubte daran, dass er Menschen helfen konnte und das genügte schon. „Ich frage mich“, sagte seine Frau schließlich „wer dieser Japaner war. Er ist wie eine Erscheinung gewesen und so schnell verschwunden, wie er aufgetaucht ist. Ohne ihn wären wir vielleicht tot und der Parasit würde sich noch weiter ausbreiten.“ „Tja, das werden wir wohl nie erfahren“, murmelte er etwas nachdenklich. „Aber er hat mir gezeigt, dass es doch so etwas wie einen Gott gibt, der uns für unsere guten Taten belohnt.“ „Was hat der Kerl mit Gott zu tun?“ „Keine Ahnung, aber er wirkt irgendwie auf mich, als wäre er nicht von dieser Welt aber gleichzeitig das Ganze. Klingt verrückt, ich weiß.“ „Ganz und gar nicht“, meinte Beyond schließlich und legte den Löffel beiseite. „Auch ich finde, dass er irgendeine seltsame Aura hat. Obwohl ich ihn noch nie gesehen hatte, beschlich mich irgendwie das Gefühl, als hätte er mich ein Leben lang von Geburt an begleitet. Wie er schon gesagt hat: Manchmal gibt es Dinge, die man nicht verstehen muss. Aber sein Name, der ist interessant.“ Mit einem Filzstift schrieb er den Namen des Japaners auf ein Blatt Papier. In romanischer Schrift und in japanischer. Das Ergebnis war, dass er die Antwort auf die Frage bekam, die ihn wegen Seimeis wahrer Identität beschäftigt hatte. Und als er die Antwort in Händen hielt, musste er lachen. „Was für seltsame Zufälle es doch in dieser Welt gibt.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)