Last Despair 2 von Sky- (Die zweite L.A. Mordserie) ================================================================================ Kapitel 5: Parasit ------------------ Im Krankenhaus herrschte Hochbetrieb und ein ziemliches Chaos. Erst nach einem ewigen hin und her konnten sie zu dem Neurochirurgen, der sich von seiner Art nicht viel von Anthony und Dr. Crimson unterschied. Allerdings war er nicht so aalglatt wie ein Parlamentsbürokrat, es war eher eine verborgene Dunkelheit. Sein Haar war schwarz wie die Nacht, ordentlich frisiert und er trug eine Brille. Auch er war recht jung und schien sein Handwerk mehr als gut zu verstehen. Wie jeder im Krankenhaus trug er einen Ärztekittel und ließ die ganze Zeit einen Kugelschreiber zwischen seinen Fingern umherspielen. Er war sehr geschickt mit den Händen. Auch an seinem Kittel trug er eine Libellenbrosche. Die gleiche wie bei der Sprechstundenhilfe und Dr. Crimson. Immer noch ein Zufall? Wer weiß, aber das war jetzt nebensächlich. Jetzt galt es erst einmal, die Amokläufe zu bearbeiten und Dr. Collins war der nächste Anhaltspunkt. „Wir würden gerne wissen, ob diese Personen hier operiert werden sollten und welche bereits durchgeführt wurden.“ Kazan reichte die Liste der Amokläufer, die sich der Chirurg nur halbherzig ansah und beinahe achtlos beiseite warf. „Sie standen tatsächlich auf meiner Liste und sie sollten allesamt operiert werden. Ich hatte mit ihnen Besprechungstermine für die Operation durchgeführt, um sie über Folgen und Risiken aufzuklären. Da haben sie sich relativ normal verhalten. Sie hatten lediglich die typischen Symptome einer Subarachnoidalblutung, aber so verändert haben sie sich wohl kurz vor dem Amoklauf. Auch ich habe da so meine Theorien entwickelt, sie aber größtenteils wieder verworfen. Dazu stimmen die Verhaltensweisen viel zu sehr überein.“ Genau die gleichen Bedenken wie Kazan sie hatte. Anthony nickte bedächtig und dachte diesen Gedanken weiter. „Dann müssen wir also etwas suchen, was exakt den gleichen Verlauf zufolge hat. Das Problem ist, dass sowohl Krankheiten und Psychosen zwar verallgemeinert ähnlich sind, sich aber je nach Person unterscheiden.“ Ja genau, das war das größte Hindernis in diesem Bild. Es musste eine Krankheit oder irgendetwas anderes geben, was exakt den gleichen Verlauf voraussetzte und es nicht die minimalsten Abweichungen gab. „Gibt es irgendetwas, das in dieses Schema passen könnte?“ „Das ist eine gute Frage. Das Gehirn ist anfällig und es können manchmal die simpelsten Dinge sein, die Unvorstellbares auslösen können. Ich hatte einen kleinen Jungen als Patienten der glaubte Geister zu sehen. Zunächst wollte ich ihn in psychiatrische Behandlung geben, da habe ich ihn untersucht und feststellen können, dass er ein siamnesischer Zwilling war. Der Zwilling hat sich nicht weitergebildet und blieb in seinem Kopf und durch den Gehirndruck hatte er Halluzinationen. Scheinbare Wut- und Tobsuchtsanfälle sowie auffälliges Verhalten können durch Krämpfe im Gehirn ausgelöst werden.“ Anthony nickte und grinste. „Wenn es also nichts ist, was vom eigenen Körper aus verursacht wird, muss es eine Fremdeinwirkung sein.“ Kazan wurde übel als er das hörte. Fremdeinwirkung? Sollte das etwa heißen, dass irgendetwas von Außerhalb dafür verantwortlich war, dass diese Menschen zu Mördern wurden? Aber… wo hatte er das schon mal gehört? Anthony sah Kazan aus dem Augenwinkel an und half ihm auf die Sprünge. „Gab es nicht so einen billigen drittklassigen Film über Pflanzen, oder so?“ Aber ja doch, das war der Film „The Happening.“ In diesem hatten unzählige Menschen plötzlich ein seltsames Verhalten an den Tag gelegt und Selbstmord begangen. Es stellte sich heraus, dass die Bäume ihre Saat im Winde verwehen ließen und die Sporen sich in den Gehirnen der Menschen einnisteten und sie fernsteuerten. Nein, unmöglich… So etwas gab es auf keinen Fall. Das war doch bloßer Hollywoodmüll und nicht das wahre Leben. Kazan taumelte einen Schritt zurück und alles drehte sich um ihn. Ein wenig benommen konnte er schon wieder diesen seltsamen Geruch wahrnehmen, den er schon zuvor in Anthonys Haus gerochen hatte. Auch hier umgab er ihn wie einen erdrückenden unsichtbaren Schleier, der Klaustrophobie auslöste. Wie konnte das sein? Warum war er auch hier? Dr. Collins drehte sich mit seinem Drehstuhl herum und holte ein Buch aus einem Regal heraus. „Ich glaube, wir haben unsere Antwort: Parasiten.“ „Wie bitte? Parasiten?“ Der Neurochirurg schlug eine Seite auf, in der ein Eintrag stand. „Zum Beispiel Toxoplasmose! Ein weit verbreiteter Parasit, dessen Hauptwirt Katzen sind. Um an seinen Lieblingswirt zu gelangen, nistet sich dieser Parasit bei Mäusen ein, deren natürliche Feinde Katzen sind. Sie verlieren ihre Angst und der Evolutionsbiologe Jaroslav Flegr hat erkannt, dass sogar bei Menschen die Risikobereitschaft drastisch zugenommen hat. Bei Männern steigt bei einer Infizierung der Testosteronspiegel deutlich an und die Gefahr eines Autounfalls war danach zweieinhalb Mal so hoch.“ „Und welcher Parasit könnte sein Opfer noch stärker beeinflussen?“ Wortlos ging Dr. Collins zu einem Schrank und holte eine Art Reagenzglas heraus, das er fest verschlossen und mit einer Codierung versehen hatte. Darin lag eine Ameise und aus ihr war etwas herausgewachsen. Er reichte es Anthony und Kazan, die sich das genauer ansahen. Wenn Kazans Augen ihn nicht täuschten, dann sah das nach einem fadenartigen Gewächs aus. „Das ist ein Ophiocordyceps unilateralis. Ein parasitärer Pilz, der noch relativ unbekannt und deswegen noch nicht gänzlich erforscht ist. Man findet ihnhauptsächlich im Regenwald und seine Lieblingsbeute ist die Rossameise. Er haftet sich an das Exoskelett der Ameise und anschließend dringt eine Hyphe ins Gehirn des Tieres ein und übernimmt sozusagen die Steuerung. In Brasilien konnte der Insektenforscher David Hughes beobachten, wie infizierte Ameisen sich vom Baum herabließen und sich an die Unterseite eines Blattes festbissen. Dann starben sie dort. Zu 98% handelte jede infizierte Ameise exakt auf die gleiche Weise und suchten sich ihr Ziel nach bestimmten Kriterien aus: Pflanzenteile in 25cm Höhe bei 95% Luftfeuchtigkeit und 25 bis 30 Grad Celsius. Es gibt aber auch die Variante, dass die infizierte Ameise in die Höhe klettert und dort stirbt. Aus ihrem toten Körper bricht der Pilz schließlich hervor und verteilt dort seine Sporen.“ Das war es, dachte Kazan und spürte auf der einen Seite Zufriedenheit, weil er endlich vorankam, aber auf der anderen Seite fühlte er auch tiefes Entsetzen. Wie konnte nur so ein kleiner Parasit solch einen katastrophalen Schaden anrichten? Und nicht auszudenken, wenn er sich so rasant verbreiten würde. Das hätte ein furchtbares Massaker zu Folge. Doch er konnte sich schnell wieder sammeln und versuchte einen kühlen Kopf zu bewahren. „Also sucht dieser Pilz sich einen menschlichen Wirt und zwingt ihn, einen gut besuchten Ort aufzusuchen und dort ein Massaker anzurichten. Dann steigen sie auf ein hohes Gebäude, um sich selbst in die Luft zu jagen. Aber warum? Warum zwingt der Pilz seinen Wirt dazu, sich selbst zu zerstören? Das macht doch keinen Sinn. Normalerweise ist es doch das Ziel des Parasiten, sich zu verbreiten. Warum also handelt dieser anders?" „Gehen wir mal davon aus, es handelt sich um eine Art Mutation. Dann bliebe zu klären warum er sich selbst zerstört.“ „Tja, das ist eine gute Frage“, bestätigte Anthony und nickte. „Ein natürlicher Parasit ist sozusagen „programmiert“ darauf, sich weiter zu verbreiten.“ Dem FBI Special Agent entging nicht, dass sein Partner ihn erwartungsvoll ansah und schwieg. Allmählich bekam er den Eindruck, dass dieser schwarz gekleidete Typ längst über all das hier Bescheid wusste und ihm mit scheinbar zufällig gewählten Worten auf die Sprünge half. Was genau spielte dieser Kerl eigentlich für ein Spiel? Das musste er unbedingt herausfinden, koste es was es wolle. Aber solange er nicht genau wusste, wer Anthony überhaupt war, musste er dieses Spiel mitspielen. Er ahnte schon, dass er auf Beyond Birthdays Angebot noch mal zurückkommen würde. „Das bedeutet also, es war nicht die Natur, die den Parasiten diese neuen Eigenschaften gegeben hat, sondern der Mensch?“ Ein bedrücktes Schweigen trat ein. Jeder hätte mit so viel gerechnet, aber dass ein Parasit so etwas anrichten konnte, das wäre niemandem im Traum eingefallen. Aber das würde alles, wirklich alles erklären. Die Infizierten verhielten sich bis kurz vor dem Anschlag normal, weil der Parasit noch nicht ihr Nervensystem übernommen hatte. Als er das tat, klagten die Betroffenen über Kopfschmerzen und wurden schon fast zu Zombies, möchte man sagen. Der Verlauf ähnelte dem eines infizierten Insekts: Sie suchten sich einen Ort aus, von dem sich aus die Parasitären Sporen gut verbreiten konnten, nämlich das Dach. Der Wind war dort stärker als am Boden und die Reichweite war entscheidend größer. Hier entschied der Pilz noch rein vegetativ. Aber dann wurde er durch eine Umprogrammierung gezwungen, sich selbst mitsamt dem Infizierten zu zerstören. Etwa um Beweise zu vernichten? Aber wozu hatte er überhaupt diesen Pilz verändert? Man konnte doch nicht wissen, ob er überhaupt bei einem Menschen funktionierte geschweige denn, welche Veränderungen eintraten. Wenn ein Mensch hinter der Mutation steckte und theoretisch diesen Parasiten neu programmieren konnte, um jemanden eine gewisse Zeit fernzusteuern, warum ließ er so viele Menschen sterben und dann noch auf so eine Weise? Ganz einfach: weil er niemals auffliegen würde. Wer käme schon auf den Gedanken, dass ein Amokläufer von einem Hirnparasiten ferngesteuert wurde und keinen eigenen Willen mehr besaß? Niemand außer Kazan. Solange sich die vermeintlichen Amokläufer allesamt selbst in die Luft sprengten, konnte verhindert werden, dass man dem unbekannten Strippenzieher auf die Schliche kam. Man würde alles mögliche vermuten, aber einen Parasiten niemals! Jetzt da Kazan jetzt die Wahrheit der Amokläufer wusste, galt es nun, dem Spuk ein Ende zu machen. „Gibt es Heilmethoden gegen diesen Parasiten?“ „Nein“, antwortete Dr. Collins mit gespieltem Bedauern. „Leider ist es sowieso sehr schwierig, Impfungen gegen solche Parasiten zu entwickeln und in diesem Falle erst recht. Der Pilz ist noch nicht vollständig erforscht und…“ „Dann werden Sie jetzt mehr als vorher Grund dazu haben, ein Heilmittel in der Giftküche zusammenzupanschen. Hier stehen hunderte wenn nicht tausende Menschenleben auf dem Spiel.“ Doch es kam keine Reaktion von dem Chirurgen und das regte den FBI Agent auf. Diese verdammte desinteressierte Art war unerträglich für ihn und er fragte sich, ob es diesem Menschen völlig egal war. Dann aber beruhigte er sich wieder. Wahrscheinlich waren Ärzte und Chirurgen im Krankenhaus aufgrund so vieler Krankheiten und Todesfälle derart abgestumpft, das sie eine gewisse emotionale Gleichgültigkeit entwickelt hatten, um selbst nicht als psychisches Wrack zu enden. Dann aber meinte Dr. Collins schließlich „Ich werde sehen, was ich tun kann. Zunächst einmal müssen wir mehr über die genauen Vorgänge und Substanzen des Pilzes in Erfahrung bringen und das kann eine lange Zeit in Anspruch nehmen. Ich werde mich mit Kollegen der Biologie- und Evolutionsforschung in Verbindung setzen und dafür sorgen, dass sich baldmöglich eine Therapiemöglichkeit findet. Was aber wichtig ist: Wer Kontakt mit einem Infizierten hat oder in Reichweite der Sporen ist, muss sich gründlich waschen. Er kann allein schon über Hautkontakt in den Körper eindringen, durch Mund, Nase, Ohren und sogar durch Augen. Da sich aber die Wirte selbst zerstören, bleibt ein Infektionsrisiko noch relativ gering, trotzdem kann es aber passieren, dass Sporen freigesetzt werden. Tragen Sie deshalb besser einen Schutzanzug, einen Mundschutz und eine Schutzbrille, um sich vor einer Infektion zu schützen! Diese Maßnahmen dürften die Infektionsgefahr maßgeblich senken!“ Kazan bedankte sich für die Informationen und ging. Das war wirklich viel für heute, aber jetzt hatte er einen riesigen Sprung nach vorne gemacht. Jetzt hatte er endlich das, was er gesucht hatte. All diese Amokläufer hatten sich mit Sporen des Ophiocordyceps unilateralis infiziert und wurden quasi ferngesteuert. Und er hatte eine dunkle Ahnung, wo sie sich angesteckt haben konnten. In der Nähe der Tatorte waren sie niemals gewesen, aber dafür hatten sie alle denselben Ort aufgesucht und sich dort wahrscheinlich infiziert: Entweder die Praxis von Dr. Crimson, oder hier im Krankenhaus. Kazan rief Sadie an und bat sie, die Seuchenschutzbehörde zu informieren. „Spannen Sie mich nicht auf die Folter, was haben Sie herausgefunden?“ „Ich habe noch keine festen Beweise, aber der Verdacht liegt nahe, dass es sich hier um einen hochinfektiösen Parasiten handelt, der das zentrale Nervensystem befällt und somit die Kontrolle über seinen Wirt übernehmen kann.“ „Haben Sie zu viele Science Fiction Filme gesehen?“ Kazan erklärte mit Engelsgeduld, was die beiden Mediziner ihm berichtet hatten und ging dabei besonders auf die auffälligen Verhaltensweisen ein. Sadie hörte aufmerksam zu und versprach schließlich, alles sofort in die Wege zu leiten. „Und was haben Sie als nächstes vor?“ „Den Verantwortlichen zu finden. Wenn es sich tatsächlich um eine mutierte Form handelt, die aus irgendeinem Labor stammt, dann müssen wir herausfinden, wo die Wespen ihr Nest haben.“ „Dann trödeln Sie nicht herum, sondern setzen Sie ihren faulen Hintern in Bewegung!“ Nachdem sie das Krankenhaus verlassen hatten, versprach Anthony sämtliche Adressen herauszusuchen, wo an Parasiten geforscht wurde, während sich Kazan in der Zwischenzeit noch mal in der Praxis von Dr. Crimson umsehen wollte. Somit trennten sich vorläufig ihre Wege und der FBI Agent zündete sich erst einmal eine Zigarette an. Jetzt galt es, die nächsten Schritte genau durchzuplanen. Für ihn standen folgende Sachen fest: 1. Dieser Pilz war nicht bloß ein Parasit, sondern eine Art neue Kriegswaffe, 2. Die beiden Ärzte, oder zumindest Dr. Collins steckte da bis zum Hals mit drin und 3. war mit Anthony auch irgendetwas im Busch. Er hatte nicht all die Jahre Mörder, Sexualstraftäter, Drogendealer und andere Sorten Kriminelle dingfest gemacht, nur um sich jetzt hinters Licht führen zu lassen. Ihm war nämlich entscheidend aufgefallen, dass etwas an Anthony sich verändert hatte und das war nicht die Sache mit der Maus. Nein, das war etwas ganz anderes: Er trug nämlich kein Hörgerät im linken Ohr. Normalerweise trug ein Mensch doch stets und ständig so etwas, wenn er schlecht hören konnte, da gab es keine Ausnahmen und wenn ein Hörgerät in Reparatur war, dann bekam man ein Ersatzgerät zur Verfügung gestellt. Es war kein Zufall, dass Anthony heute sein Hörgerät nicht trug, da steckte viel mehr dahinter und länger ließ er sich nicht verarschen. Ihn direkt darauf ansprechen, das wollte er lieber vermeiden. Das würde nur zufolge haben, dass sein dubioser Partner diesen Fehler ausbessern würde und dann hatte er keinen Beweis mehr, dass der Kerl etwas zu verbergen hatte. Egal was es mit diesem Verschwinden des Hörgeräts auf sich hatte, er kam schon noch dahinter. Und was noch auffiel war dieses unheimliche Leuchten im Auge, was Kazan zwar nicht gesehen, aber dafür gespürt hatte. Es war nicht mehr im linken sondern im rechten Auge. Warum, warum war das so? Als erstes wollte Kazan einen Besuch bei Dr. Crimson machen und fuhr mit dem nächsten Taxi hin. Er gab dem Fahrer ein kleines Trinkgeld, stieg aus und wurde direkt von einem Wolkenbruch überrascht. Es goss wie aus Kübeln und binnen weniger Minuten war er nass bis auf die Knochen. Da er nicht einmal einen Regenschirm dabei hatte, stellte er sich unter das Dach einer Boutique und beobachtete, wie die Menschen alle vor dem Unwetter flüchteten. Wie ein riesiger Ameisenhaufen, dachte er und musste wieder an das Gespräch mit Dr. Collins denken. Ein insektentötender Parasitenpilz wird zu einem Parasiten, der Menschen zwingt, andere Menschen zu töten. War das etwa ein Hinweis auf den Verantwortlichen? Jemand, der in anderen Menschen nichts Weiteres als Ungeziefer sah? Wieder hatte er Anthony vor Augen, wie er die Maus mit dem Skalpell tötete. Wie waren seine Worte noch gleich? „Nichts hasse ich mehr als Ungeziefer, das sich so schnell verbreitet. Einfach widerlich.“ Gab es einen Menschen, der auch so über seinesgleichen dachte? Oder waren es nur wieder irgendwelche sinnlosen Kriegswaffen, nur um noch mehr Leid über diese Welt zu schicken? Kazan war schon immer der Meinung gewesen, dass Kriege völlig egoistisch und selbstsüchtig waren. Egal mit welch edlen Motiven man versuchte, durch solch ein Mittel irgendetwas zu bewegen, letztendlich starben dabei immer Unschuldige. Die Amerikaner waren in seinen Augen nur ein streitlustiges Völkchen, das ständig seine Kriegsstärke beweisen musste, genauso wie all die anderen Länder. Was für eine verkehrte Welt. Alles musste immer durch Angst und Gewalt gelöst werden. Warum konnte es nicht eine friedlichere Welt geben? Der Regen wollte nicht aufhören und da der 41-jährige keine Lust hatte hier Wurzeln zu schlagen, kaufte er sich einen Regenschirm und machte sich auf den Weg zu Dr. Crimsons Praxis. Als er an eine Kreuzung ankam und auf die andere Straßenseite gehen wollte, da rasten zwei Feuerwehrwagen und ein Krankenwagen mit lauten Sirenen vorbei. Sie fuhren in die Richtung der Praxis. Ein böser Verdacht stieg in ihm hoch und er begann zu rennen. Konnte es etwa sein, dass… Es war, als wäre die Hölle ausgebrochen. Die Fenster explodierten und eine Feuersäule schoss auf die Straße. Während die Feuerwehrleute versuchten, ins Haus zu kommen und Überlebende zu suchen, begann man mit den Löschvorgängen. Das konnte doch nicht sein… das war doch nur ein schlechter Witz. Die Leichen konnten nur mit Mühe geborgen werden und leider waren sie bis zur Unkenntlichkeit verbrannt. Mit Zahnabdrücken hätte man sie ja vielleicht noch identifizieren können, aber die herunterstürzenden Trümmer hatten ihnen die Schädel zermalmt. Alles, was man nur noch fand, waren Überreste. Kazan stand kurz vor einem Wutausbruch, dass man ihm in die Parade gefahren war. Der Brand war kein Zufall gewesen, jemand wollte Spuren beseitigen und dazu mussten Zeugen aus dem Weg geräumt werden. Anscheinend war er jemandem auf den Pelz gerückt, der das überhaupt nicht leiden konnte und langsam nervös wurde. Aus diesem Grund hatte er die Praxis niedergebrannt. „Weiß man schon was die Ursache war?“ „Wahrscheinlich eine Gasexplosion“, vermutete der Feuerwehrmeister Roy Duncan und wischte sich mit einem Taschentuch über das Gesicht. „Selbst wenn alles niedergebrannt ist, kann man noch Spuren von Benzin oder anderen brennbaren Flüssigkeiten erkennen, aber hier war es offensichtlich Gas. Mit einem Male hat es wie Zunder gebrannt und zwei Passanten kamen mit Brandverletzungen ins Krankenhaus.“ „Wie viele Opfer?“ „Bis jetzt nur zwei, aber wir suchen noch weiter.“ Zwei Opfer: Die Sprechstundenhilfe und Dr. Crimson. Sie beide hatten diese seltsame Libellenbrosche getragen und waren gestorben. Man hat sie so getötet, dass man sie nicht identifizieren konnte. Gab es da vielleicht einen bestimmten Grund dahinter? Man hätte sie auch einfach erschießen können, aber der Täter wollte mit allen Mitteln verhindern, dass es die Sprechstundenhilfe und der Arzt waren… oder es nicht waren? Nein, das war nun völlig aus der Luft gegriffen. Oder… vielleicht doch nicht? Um seine Theorie beweisen zu können, musste Kazan Beweise bringen und sich nicht immer nur auf Vermutungen stützen. Somit kam er keinen Schritt weiter. Aber fest stand, dass jemand unbedingt eine Identifizierung verhindern wollte, wenn er die beiden tötete. Dann musste er auch hinter Dr. Collins her sein! Kazan reagierte sofort und rief beim FBI an um den Arzt in den Zeugenschutz zu holen, da ernsthaft das Leben des Mannes in Gefahr bestand und er ein wichtiger Zeuge war. Sadie klang am Telefon jedoch auf einmal ganz anders und hatte nicht mehr diesen strengen und militärischen Ton drauf wie sonst auch immer. „Kazan, kommen Sie sofort in mein Büro!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)