Nur Dein von Traumschreiberin ================================================================================ Kapitel 4: Irrungen und Wirrungen --------------------------------- Disclaimer: siehe Kapitel 1 Kapitel 4: Irrungen und Wirrungen Robin hielt es nicht länger aus, im Unterschlupf auf Marian's Rückkehr zu warten, deshalb folgte er dem Rat seiner Cousine und machte sich auf den Weg, um sie zu suchen. Alles in ihm schrie förmlich danach, ihr endlich seine Gefühle zu gestehen, ganz gleich wie unangenehm es für ihn werden mochte. Wenn er ihr immer nur auswich und kein Wagnis einzugehen bereit war, würde er auch niemals etwas gewinnen. In banger und zugleich freudiger Erwartung lief der junge Mann durch die Wälder, bis ihn plötzlich ein Lachen innehalten ließ, das ihm nur allzu bekannt vorkam. Wie es schien, war er seinem Glück zum Greifen nah. Jedenfalls hätte er diese Stimme unter Tausenden wiedererkannt! Als er sich jedoch in die Richtung wandte, aus der das Lachen gekommen war, erstarrte er und auch sein Herz setzte einen Schlag aus. Tatsächlich stand Marian ein gutes Stück weit von ihm entfernt - zusammen mit einem fremden Mann! Einen Moment lang blieb er regungslos stehen und nahm den Anblick, der sich ihm bot, in sich auf. Der Fremde war eindeutig von adeliger Herkunft und sah, wie Robin sich widerwillig eingestehen musste, sehr gut aus. Neben seinen kostbaren Kleidern und seinem edlen Pferd verriet auch sein Gebahren deutlich seine vornehme Abstammung. Am meisten missfiel Robin jedoch, wie vertraut die Beiden miteinander umgingen. Fast schien es, als würden sie sich schon ein Leben lang kennen. Vor allem Marian schien sich bestens zu unterhalten, denn sie strahlte ihr Gegenüber ganz unverhohlen an und lachte immer wieder hell auf. Nach einer Weile umarmte sie den Unbekannten sogar und küsste ihn auf die Wange. Das war zuviel! Allein diese kleine Geste der Zuneigung mitansehen zu müssen schmerzte Robin so sehr, dass er sich regelrecht krank fühlte. Umbarmherzig hallten die Worte der Erkenntnis in seinem Kopf wider: Winniefred hatte sich getäuscht. Außer Freundschaft empfand Marian rein gar nichts für ihn. Warum sollte sie sonst einen anderen Mann küssen? Der Anblick der Beiden ließ Traurigkeit und Zorn zugleich in ihm aufsteigen. Er liebte Marian so sehr, würde einfach alles für sie tun und sie warf sich dem erstbesten Schönling an den Hals! Nur weil er reich war! Für einen Augenblick war Robin ernstlich versucht, zwischen die Beiden zu stürmen und sie zur Rede zu stellen. Aber was hätte er davon? Mit einer derartigen Reaktion würde er sich doch nur zum Narren machen. Als er ihren Anblick nicht länger ertragen konnte, wandte der junge Mann sich ab und lief tiefer in den Wald hinein, immer noch von quälenden Gedanken verfolgt. Wer war dieser Fremde? Woher kannte Marian ihn? Mit einem Mal nistete sich ein besonders schmerzhafter Gedanke in einem verborgenen Winkel seines Herzens ein und ließ sich nicht mehr daraus vertreiben. So lange er Marian kannte, hatte er sich niemals Gedanken darüber gemacht, ob sie ihr Herz längst an einen anderen Mann verloren hatte, bevor sie einander begegnet waren. War dieser Fremde ihr Geliebter? Oder sogar ihr Verlobter? Immerhin kannte er Marian gut genug, um zu wissen, dass sie niemals so vertraut mit einem ihr unbekannten Mann umgehen würde. Es wäre auch eine mögliche Erklärung dafür, dass sie am Morgen so abweisend zu ihm gewesen war. Eifersucht schnitt Robin wie ein glühendes Messer durch die Brust, als er sich vorstellte, wie ein anderer Mann ihr blondes Haar zerzauste, ihr vollen, anmutig geschwungenen Lippen küsste und ihren wunderschönen Körper berührte. Die unstillbare Sehnsucht quälte ihn so sehr, dass er am liebsten laut geschrien hätte. Wie konnte das Leben nur so grausam sein? Als Marian sich schließlich auf den Heimweg machte, war es bereits Abend geworden. Sie hatte sich wirklich gefreut, ihren Bruder wiederzusehen und das lange Gespräch mit ihm hatte ihr neuen Mut gegeben. Die Geschwister hatten den ganzen Tag zusammen auf der Lichtung verbracht und Mark hatte noch manchen Zweifel beschwichtigen müssen, bis ihr die neue Zuversicht ganz ungetrübt aus den Augen strahlte. Er hatte ihr wieder Hoffnung gemacht, dass ihre Liebe vielleicht doch nicht so einseitig war, wie sie immer gedacht hatte und sie ermutigt, Robin ihre Gefühle offen zu zeigen. Kurz bevor sie sich voneinander verabschiedet hatten, hatte Mark ihr noch erzählt, dass er für einige Tage in der Stadt bleiben würde, bevor er nach Schloss Lancaster zurückkehrte. Marian war froh, ihn in den nächsten Tagen noch öfter sehen zu können. Sie waren so lange getrennt gewesen! Wenn ihr Bruder mit seiner Überzeugung wirklich Recht behielt, vielleicht konnte sie ihm Robin dann sogar vorstellen... Auf einmal spürte die junge Frau, wie sich ein wohlig-warmes Gefühl in ihrem Bauch ausbreitete und jede Faser ihres Seins erfüllte. Sie sehnte sich unendlich danach, Robin nah zu sein, in seinen Armen zu liegen und seine Wärme zu spüren. Wenn er ihr nur die Abfuhr, die sie ihm am Morgen gegeben hatte, nicht allzu übel nahm! Sie hatte ihn doch nicht verletzen wollen, im Gegenteil, sie wollte sogar sehr gerne nur mit ihm allein durch die Wälder streifen. Als sie sich vorstellte, wie er ihre Hand liebevoll in seiner halten, wie sie erste Küsse und Zärtlichkeiten austauschen würden, bekam sie eine unerklärliche Gänsehaut am ganzen Körper und ihr Herz machte wiederum einen übermütigen Sprung in ihrer Brust. Noch niemals zuvor war Marian so verliebt gewesen. Dabei hatte es durchaus eine Zeit gegeben, in der sie sich eingebildet hatte, Cleo's Bruder Gilbert zu lieben. Seine leidenschaftliche Hingabe und seine wilde Entschlossenheit, sie mit seinem Leben zu beschützen, hatten sie zutiefst gerührt und sie hatte seine Tapferkeit aufrichtig bewundert. An dieser Bewunderung hatte sich nichts geändert und sie schätzte Gilbert nach wie vor als einen vertrauten Freund, doch ihre Liebe gehörte allein Robin. Marian konnte nicht sagen, wann sie ihr Herz an ihn verloren hatte, doch in der Zeit, die sie zusammen im Sherwood Forest verbracht hatten, hatte sich zwischen ihnen eine tiefe Freundschaft entwickelt. Ohne ihr Zutun klangen Mark's Worte in ihr nach und sie musste daran denken, wie sehr Robin immer um ihr Wohlergehen besorgt gewesen war. War sie ihm wirklich so wichtig? Sie würde es unter allen Umständen herausfinden! Von neuer Zuversicht und einem zarten Glücksgefühl getragen, trat Marian durch das kleine Tor, das zu ihrem Versteck führte. Einen Moment blieb sie stehen und schaute sich suchend um, bis sie gleich darauf Robin entdeckte, der bei seinen Cousins am Tisch saß. Sein bloßer Anblick jagte ihr wohlige Schauer durch den Körper und sie spürte, wie ihr die Knie weich wurden. So schön dieses Gefühl auch war, wurde die junge Frau dennoch mit einem Schlag wieder unsicher. Mark hatte ihr geraten, Robin ihre Gefühle zu zeigen, aber gerade das war leichter gesagt als getan. Schließlich konnte sie ihm nicht einfach um den Hals fallen und ihn küssen, so verlockend die Vorstellung auch sein mochte. Wie konnte sie ihn wissen lassen, wie sie für ihn empfand, ohne ihn zu bedrängen? In dieser Hinsicht war Marian ratlos. Ein Liebesbeweis vor aller Augen wäre Robin sicher nicht recht. Sie musste auf den richtigen Moment warten, wenn es ihr auch schwerfiel. Nach einer Weile fasste sie sich ein Herz und ging auf noch immer unsicheren Beinen zu den Anderen, die gerade beim Abendessen saßen. Als sie sich zu ihnen gesellte, und Robin verstohlen von der Seite anschaute, sah sie verwundert, wie ernst, nahezu finster er vor sich hinstarrte. Auch sein Essen, das vor ihm auf dem Tisch stand, hatte er, im Gegensatz zu Will und den Mädchen, noch nicht angerührt. Sein merkwürdiges Verhalten jagte Marian fast ein wenig Angst ein. Warum lächelte er sie nicht an, wie er es sonst immer getan hatte? Was hatte ihn so sehr mitgenommen, dass er nichts um sich herum mehr wahrnahm? Es tat der jungen Frau im Herzen weh, ihn in dieser Verfassung zu sehen und sie wünschte sich nichts sehnlicher, als ihm helfen zu können. Beinha ohne dass es ihr bewusst wurde, streckte sie ihre Hand nach der des jungen Mannes aus, die auf der hölzernen Tischplatte lag, während die Andere seinen Kopf stützte. Alles in ihr sehnte sich danach, ihn zu berühren, das Lächeln in sein Gesicht zurückkehren zu lassen. Wen kümmerte es schon, dass Will, Winniefred und Barbara ihnen gegenübersaßen? Sie würden ohnehin bald alles erfahren. "Marian?" Winniefred's Stimme riss die junge Frau abrupt aus ihren Gedanken und ließ sie in der Bewegung innehalten. "Du bist heute Abend spät zurückgekommen. Wir haben uns schon Sorgen um dich gemacht. Will wollte sich sogar auf den Weg machen, um nach dir zu suchen." Bei diesen Worten spürte Marian erneut einen schmerzhaften Stich der Enttäuschung in ihrer Brust. Nicht Robin, sondern Will war es gewesen, der nach ihr hatte suchen wollen. Einmal mehr begann sie, an den Worten ihres Bruders zu zweifeln. Wenn Robin sie lieben würde, hätte er sich doch Sorgen um sie gemacht. "Ihr braucht euch meinetwegen nicht zu ängstigen", wehrte sie mit einem Lächeln ab, mit dem sie ihren Kummer zu verbergen hoffte. "Was sollte mir denn zugestoßen sein? Seit Lord Alwine fort ist, haben wir nichts mehr zu befürchten. Ich war nur in den Wäldern unterwegs und habe die Zeit vergessen." "Das wundert mich nicht!" fuhr Robin in diesem Moment auf und als er sich ihr zuwandte, erschrak Marian angesichts der lodernden Wut in seinen Augen. "Schließlich hattest du vornehme Geselllschaft! Ich bin mehr als überrascht, dass du uns überhaupt mit deiner Anwesenheit beehrst!" Die schneidende Kälte in seiner Stimme ließ die junge Frau heftig zusammenfahren, doch in ihrem Blick stand aufrichtige Verwirrung. "Robin, wovon sprichst du? Ich..." "Du brauchst es nicht erst abzustreiten!" fiel er ihr aufgebracht ins Wort. "Ich selbst habe dich heute mit einem jungen Mann gesehen! Seine Gegenwart war dir auf jeden Fall sehr angenehm, sonst hättest du ihn wohl kaum geküsst! Wie konntest du mir nur so etwas antun? Warum bist du nicht gleich mit ihm fortgegangen?" Während Marian ihn fassungslos anstarrte und zu keiner Antwort fähig war, sprang Robin auf, lief hinein und schlug die Tür mit einem lauten Krachen hinter sich zu. Fortsetzung folgt... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)