Staffel 7 ~ Möge die Heilung beginnen von abgemeldet (Fiktive siebte Staffel von 'Grey's Anatomy') ================================================================================ Kapitel 15: III. Freundschaft und Abschied (Teil 2) --------------------------------------------------- Veränderungen kommen. Ob wir wollen oder nicht. Selbst wenn ich nicht gewillt bin mich diesen ganzen Neuerungen zu unterwerfen fechte ich wohl einen Kampf auf verlorenem Posten. ... Aber ich muss es wenigstens versuchen. Ihr kennt das doch sicher auch oder? Die Furcht vor Neuem? Davor, wie alles wird, wenn das Alte verschwindet. Das Gute. Mein Leben war perfekt und jetzt fürchte ich mich sehr vor den Neuerungen... (Meredith Grey) ~*~ III. Episode: Mutterschaft 15. Kapitel: Freundschaft und Abschied (Teil 2) Jackson stürzte in den Umkleideraum der Assistenzchirurgen und ließ sogleich seinen Blick schweifen. „Ist April noch da?? Oder ist sie schon weg....?“, fragte er vollkommen aus der Puste einen der Umstehenden, die allesamt zu ihm blickten. „Ich sitze hier...“, räusperte sich mit einem Mal eine junge Frau, die genau einen Meter von ihm, direkt in seinem Blickfeld hockte, und jetzt mit großen, fragenden Augen zu ihm hinüber sah. Jackson blinzelte irritiert. Er hatte sie gar nicht bewusst wahr genommen. Zu groß war seine Panik, dass sie bereits weg war, ohne das er die Chance genutzt hatte, ihr zu sagen, was er wirklich empfand. Gerade als er ansetzen wollte, ihr ein Geständnis zu machen, bemerkte er ihren offenen Spind. IHREN Spind oder wohl eher ihren leeren Spind. Jackson schluckte schwer, denn auf Aprils Schoss stand ein kleiner Pappkarton, den sie gerade einsortierte. Sofort ließ er seine Schultern hängen und setzte sich neben April. „Die letzten Minuten?“, fragte er leise nach. „Eigentlich hab ich schon Dienstschluss. Ich hab sogar schon mein Zeugnis von Webber. Ich sag ja immer, man muss nur ein wenig hinterher sein, dass macht er alles.“, grinste April flüchtig und blätterte erneut durch ein kleines schwarzes Buch. Eines ihrer zahlreichen Notizbücher. Sie warf einen Blick auf die letzte, beschriebene Seite. Mitten im Satz hatte sie geendet und dann waren da nur noch Blutspritzer. Es war jenes Buch, in das sie gerade geschrieben hatte, als sie über den toten Körper von Reed stolperte. Aprils Körper überzog bei dem Gedanken daran eine kleine Gänsehaut. Schnell klappte sie das Büchlein zu und warf es zu ihren anderen, persönlichen Gegenständen in die Kiste. Jackson strich sich über seine kurz rasierten Haare und zog einen kleinen Flunsch. „Ich nehme an, du willst nicht noch hier bleiben, für einen letzten, kleinen Nervenkitzel?“, fragte er und versuchte sich mit einem kleinen Lächeln, das allerdings scheiterte. Er konnte in Anbetracht der Situation nicht glücklich neben April sitzen und so tun, als ob ihn das alles nicht interessierte, denn das stimmte nicht. Er fühlte sich, als ob ihm ein Teil seiner selbst entrissen wurde. Etwas verschwand aus seinem Leben. Etwas von Bedeutung, aber erst jetzt, da der Abschied nahte, erkannte er, wie sehr er April wirklich brauchte. Sie schüttelte ihren Kopf und wackelte mit ihrer Nasenspitze. „Ich darf nicht mehr operieren. Ich arbeite hier ja offiziell nicht mehr und habe somit auch keine OP Erlaubnis. Für mich geht es jetzt in Richtung Allgemeinmedizin.“ Sie zwinkerte ihm zu und verschloss den Pappkarton, ehe sie sich erhob. Fein säuberlich hatte sie ihre Krankenhauskleidung gewaschen. Ordentlich gefaltet legte sie diese in ihren Spind, oben auf ihr Namensschild und das Stethoskop. Jackson schluckte schwer. „Magst du noch was trinken gehen? Bei Joe?“, versuchte er wenigstens noch ein bisschen Zeit mit April herauszuschlagen. Sie schüttelte ihren Kopf. „Ich muss morgen früh raus. Ich hab meine erste Vorlesung an der Uni...“ „Du studierst also wieder?“ „Nur ein Grundlehrgang, da ich mich ja bislang auf die Chirurgie konzentriert habe. Ein bisschen Auffrischung in Allgemeinmedizin wird mir also nicht schaden.“, erklärte sie mit einem Schulterzucken und klemmte sich den Karton unter den einen Arm, bevor sie sich noch mal zu Jackson umdrehte. „Jetzt guck nicht so wie sieben Tage Regenwetter! Du wirst sehen, du hast mich schneller vergessen, als du denkst.“, meinte sie entschieden. „Garantiert nicht.“, maulte Jackson und klang dabei wie ein kleiner Junge, dem gerade sein Eis auf den Boden gefallen war. April schüttelte leicht ihren Kopf. „Machs gut.“ Nur kurz winkte sie ihm und schon hatte sie sich umgedreht und verschwand aus dem Raum. Jackson starrte ihr nach. War das alles? War das der Abschied, dem er die ganze Zeit mit so einem mulmigen Gefühl entgegen gesehen hatte? ‚Machs gut...’? Ernsthaft??! Unfähig sich zu bewegen starrte er weiterhin auf die Tür, die gerade wieder ins Schloss fiel. Es dauerte eine ganze Weile, bis wieder Leben in den erstarrten Mann zurückkehrte und er eiligen Schrittes April folgte. „Du redest jetzt mit mir, hast du verstanden!“, keifte Meredith, die hinter ihrem Ehemann her lief. Er war gerade auf dem Weg von den Operationssälen in Richtung Aufnahmebereich. „Kannst du bitte nicht so schreien?“, bat er sie einmal eindringlich und seufzte dabei sichtlich genervt auf. Er hatte seine Gründe, warum er ihr in den letzten Tagen und Wochen ausgewichen war und er hatte kein Interesse daran, dass sich das jetzt im Moment änderte. Es war sicher nicht ganz fair für Meredith, aber er brauchte ein bisschen Abstand zu all den Dingen um sich über sein Leben im Klaren zu werden. Vor sechs Monaten war er fast gestorben und anstatt, dass sich etwas veränderte, lief alles nur noch im selben Trott. Nichts hatte sich verändert. Im Krankenhaus war noch immer alles so wie früher. Die Menschen kamen zum sterben hier her. Lebenserhaltene Maßnahmen wurden eingestellt und trauernde Angehörige blieben zurück. Derek wollte das nicht mehr mit erleben müssen, wie die Menschen starben und so haderte er nicht nur mit seinem Job, sondern auch mit seiner ganzen Daseinsberechtigung. Vielleicht war ein Jobwechsel das Richtige. Vielleicht auch einfach nur ein Umzug, wie damals nach der Sache mit Mark und Addison. Er konnte es nicht sagen. Noch nicht. Und bis es soweit war brauchte er Abstand zu seiner Frau, die aber kein Verständnis für ihn aufbringen wollte, sondern ihn dazu zwang, dass er sich um sie kümmerte. „Nein, ich werde garantiert nicht aufhören zu schreien. Nicht bis du endlich mit mir geredet hast, Derek. Ich kann nicht mehr und ich will auch nicht mehr. Wenn du die Scheidung willst, dann brauchst du einfach nur unseren Post-it zu zerreißen, aber hör auf damit mich so zu quälen!“, schrie sie ihn an. Immer mehr Augenpaare richteten sich auf die Beiden Streitenden, die gerade eine Treppe hinauf liefen. „Ich habe nie etwas von einer Scheidung gesagt.“, knurrte er leise. „Und jetzt beruhig dich erst Mal“ Meredith seufzte genervt auf. „Ich habe aber keine Lust mich zu beruhigen, Derek! Ich will Antworten und zwar jetzt. Du kannst nicht einfach von mir erwarten, dass ich so tu, als ob nichts ist. Du weichst mir aus, du lässt mich alleine und ich weiß nicht wieso. Ich weiß nicht, was ich dir getan habe!“ Von ihrer Fehlgeburt konnte er nichts wissen. Außer Hunt, Cristina, Jackson oder Kepner hatten geredet, aber das konnte sie sich nicht vorstellen. Nicht nachdem sich Derek sowieso von allen Menschen so zurückzog und eigentlich nur noch mit Mark ein sehr inniges Verhältnis pflegte. „Meredith.“, setzte er an und trat auf die selbe Stufe wie sie. „Du hast mir gar nichts getan, außer dass du nicht akzeptieren kannst, dass ich auch mal ein bisschen Abstand brauche. Ich bin gerade dabei mein Leben zu sortieren und ... ich brauche dich im Moment nicht.“ Seine Worte versetzten Meredith einen Stich. Entsetzt sah sie ihn an und schluckte einmal schwer. „Bitte versteh mich. Ich wurde angeschossen und kann nicht einfach so weitermachen. Ich kann nicht so tun, als ob nichts gewesen wäre, also gib mir etwas Zeit mich selber wieder zu finden, denn dabei kann mir nichts und niemand helfen.“, erklärte er ihr, als er den verletzten Ausdruck in ihren Zügen erkannte. Sofort bedauerte er, dass er sich zu so barschen Worten hatte hinreißen lassen. Meredith schürzte ihre Lippen. „Außer von Mark.“ “Mark ist mein bester Freund. Er kennt mich und... auch ich brauche jemanden zum Reden.“ „Aber wieso kann dieser jemand nicht ich sein?“, fragte sie trotzig und atmete einmal tief durch. Sie hatte ihre Hände zu Fäusten geballt und starrte ihm wütend entgegen. „Weil ich dich nicht mit all meinen Sorgen belasten möchte.“, sagte er ehrlich. „Na großartig. Wie gut, dass wir nie wirklich geheiratet haben, denn dann müsstest du dich ja an den Leitsatz ‚In guten, wie in schlechten Zeiten’ halten!“, keifte Meredith gereizt und machte augenblicklich kehrt. Dass er sie aus seinem Leben ausschloss tat weh. Sogar sehr weh und sie wusste sich kaum noch zu helfen. Mit tränenverschleierten Blick rannte sie die Stufen nach unten und die Eingangshalle entlang. Derek ließ seine Hände sinken und sah ihr noch nach. Was sollte er machen? Ihr folgen oder einmal seit er sie kannte an sich denken?? Er wusste es nicht und so verharrte er regungslos am oberen Absatz der Treppe, während Meredith so oft vor der offenen Konfrontation davon lief. Und noch jemand anderes rannte durch das Krankenhaus. Aber nicht etwa um von einer schlimmen Situation zu flüchten, nein, sondern um ein schönes Ereignis herbeizuführen! Jackson lief aus den Türen des Krankenhauses und konnte noch gerade rechtzeitig April um eine Ecke biegen sehen. „Warte! April!!“, rief er und sogleich blieb die junge Frau stehen. Etwas außer Atem kam er neben ihr zum stehen, holte tief Luft und betrachtete sie dann. „Ich versuch es jetzt ein allerletztes Mal und ganz gleich was du dann sagst, ich will ein Freund von dir sein und ich werde auch immer für dich da sein, aber ich kann das jetzt nicht unversucht lassen. Ich muss es einfach sagen.“, plapperte er zuerst vor sich hin, woraufhin April ihren Kopf ein wenig schief legte. „Bitte geh nicht. Lass mich hier nicht alleine.“, bat er sie eindringlich und legte seine Hände auf ihre Schulter. „Bitte...“, wiederholte er und fing mit seinem Blick den Ihrigen auf. Fest sah er ihr in die wunderschönen, schokoladenbraunen Augen. „Jacky...“ Er ignorierte diesmal, dass sie ihn so nannte, sondern trat noch ein kleines Stückchen näher an sie heran. „Bitte.“, flüsterte er nur. Der junge Mann legte so viel Wärme in sein eines Wort. Es hatte einen ganz besonderen Klang gerade, der April einen kleinen Schauer über den Rücken jagte. Schweigend betrachtete sie Jackson einen Moment, bevor sie zu Boden guckte und nur ganz leicht ihren Kopf schüttelte. Jackson schloss seine Augen und seufzte einmal schwer. „Dann sehen wir uns hoffentlich bald...“, brachte er zähneknirschend und mit den aufsteigenden Tränen kämpfen noch über seine Lippen. Diesmal nickte April ein bisschen. „Pass auf dich auf, Jackson.“, raunte sie ihm noch zu, bevor sie sich geschickt unter seinen Händen weg drehte und ihres Weges zog. Leicht hüpfend und immer in Eile wie so oft. Tief vergrub Jackson seine Hände in seinen Taschen. Bitter sah er ihr nach, beobachtete ihre wippenden Locken und ihr ganzes, strahlendes Wesen. Ein kleines Lächeln bildete sich auf seinen Lippen, doch es zeigte keinerlei Freude, sondern versuchte lediglich die kleine Träne des Abschieds auf seiner Wange wett zu machen. April verschwand aus seinem Blickfeld und noch einmal kniff er seine Augen zu, bevor er sich umdrehte und schwerfällig zum Krankenhaus zurück ging. „Nicht jetzt, bitte...“, murmelte er auf einmal, als er an Andrew Gallagher vorüber ging, der lässig an der Eingangstür lehnte und die kühle, klare Nachtluft genoss, die bereits jetzt schon nach Regen roch. Er nickte leicht und betrachtete den auserwählten Assistenzarzt, der mit hängenden Schultern und sichtlich niedergeschlagen an ihm vorbei ging. Kurz darauf verließ jemand anderes das Krankenhaus. „Sieh an die kleine, selbsternannte Kardiogöttin.“, lachte Andrew. Augenblicklich blieb Tamina stehen und funkelte ihn zornig an. „Sie machen sich wohl gerne lustig über mich.“ “Tja.... ich bin ihr Chef. Ich darf das.“, grinste er sie noch breit an, bevor er sich abwandte und den Weg nach drinnen suchte. Dieses Krankenhaus war besser als jede Seifenoper! So viel Drama und Parodie wie sich hier abspielte! Lexie und Arizona sahen sich an und schließlich wieder nach unten. Fassungslos und regungslos starrten sie auf das längliche Teil, das in Arizonas Händen lag. „Zwei Striche...“, murmelte die blonde Chirurgin leise. „Ähm ... das heißt ... schwanger ... oder?“, fragte Lexie nach und starrte auf dem Schwangerschaftstest mit den zwei rosa farbenen Streifen... ~*~ Man muss manchmal von einem Menschen fortgehen, um ihn zu finden, aber trotzdem ist ein Abschied immer so schrecklich schmerzhaft. Das schwerste am Abschied nehmen ist, dass man es jeden Tag aufs Neue tun muss! Jeden Tag werden wir aufs Neue mit der selben Wahrheit konfrontiert, das Leben hier ist vergänglich.  Ich wünschte, dass ich all diese schrecklichen Gefühle einfach auslöschen könnte, wie einen Fehler auf einem Blatt Papier. Gibt es keinen Radiergummi für Traurigkeit? Keinen Tintenkiller für Abschiede? Keinen TipEx für schlimme Stunden? Ich glaube uns bleibt gar nichts anderes übrig, als das Leben zu nehmen wie es ist, auch wenn ich darauf gerne verzichten könnte und die Welt lieber nach meinen eigenen Vorschriften gestalten würde. Ein weißes Blatt, auf das ich meine eigene Geschichte zeichne... es wäre perfekt. Aber wohl nur für mich und nicht für all jene, die auch in meiner perfekten Welt leben müssten. (Meredith Grey) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)