Geschenke unter Palmen von Calafinwe (FanFiction Adventskalender 2011) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- „HILFE!!“ Schnelle Füße wirbelten Sand auf und hinterließen ungenaue Krater. Die Sonne knallte vom Himmel, nur hier und da spendete ein kleines Wölkchen Schatten. Eilig trugen ihn seine Beine den Strand entlang, immer weiter auf der Flucht vor der wütenden Meute. Ab und zu zischten in Gift getauchte Pfeile an ihm vorbei, doch sie alle verfehlten ihr Ziel. Der Mann drehte sich kurz um und sah, dass seine Verfolger weiter zu ihm aufgeholt hatten. Wenn er sich nicht bald etwas einfallen ließ, war alles umsonst gewesen. Captain Jack Sparrow lief noch einige Meter und schlug dann einen Haken Richtung Urwald. Einladende Palmen mit saftiggrünen Blättern erwarteten ihn, doch die Bäume verlangsamten auch beträchtlich sein Tempo. Der Pirat wusste, dass er es hier irgendwo finden würde und es seinen Schlüssel zur Auffindung der Black Pearl darstellte. Wildes Gebrüll tönte hinter ihm, für Jack das Zeichen, sich schleunigst etwas zu überlegen. Doch die Suche nach einem Ausweg wurde ihm abgenommen, denn vor ihm lichtete sich plötzlich der Wald und er hörte das Tosen eines Wasserfalls. Ohne zu überlegen sprang Jack von der dem Waldsaum folgenden Klippe und stürzte etwa zehn Meter tief. Der Aufprall auf dem Wasser war hart, doch der erfahrene Seemann schüttelte die darauf folgende Orientierungslosigkeit schnell ab und kraulte nach oben. Wieder an der Oberfläche, schwamm er zum anderen Ufer. „Ihr werdet den Tag nie vergessen, an dem ihr Captain Jack Sparrow um ein Haar geschnappt hättet...“, murmelte er vor sich hin. Von dem Geschrei der kannibalischen Ureinwohner war nichts mehr zu hören und so ging der Pirat davon aus, sie endlich abgeschüttelt zu haben. Über einen Felsen am Ufer kletterte er an Land und wrang sich die tropfend nasse Kleidung aus. Dann blickte er kurz gen Himmel, um den Stand der Sonne zu prüfen. Doch letztendlich wusste der Mann nicht, in welcher Richtung sein Ziel lag. Diese Insel hatte er noch nie betreten. Zögerliches Benehmen hatte ihn aber noch nie weit gebracht und so marschierte er los, dem Lauf des Flusses folgend. ~ Sie saß auf der großen Wurzel, die in den Fluss hineinragte und fischte Algen aus dem Wasser. Schatten tanzten aufgeregt auf der Wasseroberfläche und Vögel zwitscherten in den Bäumen. Wieder einmal war es ein sonniger Tag auf der tropischen Insel und wie jeden Nachmittag war Tia Dalma unterwegs, um Pflanzen, Kiesel und sonstiges für ihre Hexenküche zu sammeln. Die schokoladenhäutige Frau zupfte noch ein paar Blätter ab, legte sie in ihren Tragebeutel und kletterte dann vorsichtig ans Ufer zurück. Sie streckte sich einmal ausgiebig, denn die gebückte Arbeit hatte ihren Rücken steif werden lassen. Dann überprüfte Tia Dalma kurz den Stand der Sonne und beschloss, wieder zu ihrer Hütte zurückzukehren. Sie kannte den Weg und hätte ihn notfalls auch blind laufen können. Direkt am Flussufer war ein fast undurchdringliches Dickicht, danach folgte ein lichter Palmenhain und an einem Seitenarm des Flusses lag ihre Hütte. Die Strecke war nicht weit. Doch Tia Dalma wurde immer langsamer, je weiter sie kam. Etwas war anders als sonst. Sie spürte die Anwesenheit eines Menschen. ~ Jack Sparrow hatte es endlich gefunden. Morsch aussehende Bretter formten eine kleine Hütte, die am Flussufer stand. Schnell war er die wenigen Stufen hinauf gestiegen und hatte die Tür geöffnet, die ein lautes Quietschen von sich gab. Alle Vögel verstummten für einen kurzen Moment, doch der Pirat bemerkte ansonsten nichts Auffälliges und huschte ins Gebäude. Er zog seine Mundwinkel zu einem Lächeln nach oben, doch dann bemerkte er die Unordnung in der Hütte. Zahlreiche Regale boten Platz für große Gläser mit den absonderlichsten Inhalten. Trübe Augäpfel, deren Herkunft Jack gar nicht genauer wissen wollte, blickten ihm von einem von der Decke hängenden Behälter entgegen. Dagegen sah das Glas mit dreckigem Sand auf dem Tisch vollkommen langweilig aus. „Das wird wohl schwieriger als gedacht...“, murmelte er und überlegte, wo er mit seiner Suche anfangen sollte. Links führte eine Tür in einen weiteren Raum und das Lächeln des Piraten versiegte ganz, als er die Treppe entdeckte, die in ein Obergeschoss zu führen schien. „Von außen sah das gar nicht so groß aus...“ Abschätzig drehte er eine Runde um den Tisch, um sich einen ersten Überblick zu verschaffen und entschied dann, mit seiner Suche im Nebenraum zu beginnen. Als er das Zimmer betrat, fiel ihm sofort das große Bett rechts auf. „Hier schläft die alte Schreckschraube wohl... Doch wo hat sie ihn versteckt?“ Jack ging vor dem Bett auf die Knie und schaute darunter. Wider Erwarten war dort nicht mehr als eine Kolonie Wollmäuse beherbergt. Also ein Versteckpunkt weniger, den er inspizieren musste. Der Pirat richtete sich wieder auf und ließ seinen Blick dann erneut schweifen. „Taranteln auf dem Bett? Also bei aller Liebe...“ Auf der anderen Seite des Raums war ebenfalls ein Regal und der Mann beschloss, dort einfach mal alles umzuwühlen. Eingetrocknete Frösche lagerten hier neben einer zähen grauen Masse, von der sich Jack schnell abwandte. „Das hat sie also auch hier...“ Während er noch so durch das Regal tastete und viele der Glasbehälter bereits auf den Tisch daneben gestellt hatte, betrat eine kleine Gestalt die Hütte. Lautlos schlich sie zum Schlafzimmer und stellte sich in den Türrahmen. „WAS MACHST DU DA?!“, fragte sie zornig. Jack Sparrow wirbelte herum und fegte dabei die eingetrockneten Frösche vom Tisch. Sein Gegenüber war für ihn nicht leicht zu erkennen, da es in der Hütte nicht gerade hell war. „Du bist es...?“, fragte er leise. Tia Dalma machte einen Schritt in den Raum hinein. Erst jetzt sah der Pirat, dass sie ein kleines Messer in der Hand hielt. Er wich zurück, stand aber jetzt bereits am Fenster. „Ich hab mich nur umgesehen.“, antwortete er lapidar. Seine Kontrahentin war anders, als er sie sich vorgestellt hatte. Einen ganzen Kopf kleiner als er mit schokoladenfarbener Haut. Wie bei ihm baumelten Dreadlocks von ihrem Kopf und ihre Zähne waren schlecht. Jack gab sich einen Ruck. „Madame, es tut mir außerordentlich leid, in Ihre ... Behausung eingedrungen zu sein...“ Mit den Worten schritt er auf Tia Dalma zu, als wäre ihr Messer keine Bedrohung für ihn. Und der Versuch wirkte. Sie ließ ihre Waffe sinken und schaute den Piraten perplex an. „Was willst du?“, fragte sie nochmals und nahm den Eindringling dann genauer in Augenschein. Wie die meisten Piraten trug er abgetragene Kleidung. Sein Hemd war am Ärmel etwas zerrissen und die Schnalle des Gürtels hielt diesen eher schlecht als recht zusammen. Die Hose war soweit in Ordnung, steckte aber in ziemlich dreckigen Stiefeln. Tia Dalmas Blick hatte sich aber auf etwas auf dem Kopf des Piraten geheftet. Seine Mähne wurde von einem roten Kopftuch zurückgehalten und darüber lugte ein Haarkettchen hervor. Jack schien ihren Blick bemerkt zu haben, denn beiläufig tippte er sich kurz an das silberne Münzchen, das am Ende der Kette befestigt war. „... Kompass ausleihen könnte.“, beendete der Pirat den Satz. „Den sollst du haben, aber vorher musst du etwas für mich tun.“, antwortete Tia Dalma. ~ „Das hätte ich nicht von dir gedacht...“, meinte Jack leise. Die Frau neben ihm wälzte sich herum und sah im lange in die Augen, ohne etwas zu sagen. Grillen zirpten in der lauen Nacht und eine Brise strich durch die Zweige. „Ihr Männer seid doch alle gleich!“, blaffte Tia Dalma. Sie griff sich das Kissen und schlug damit nach Jack, doch der ließ sich rückwärts aus dem Bett rollen. „Hey!?“, meinte er erschrocken. Die Sachen des Mannes lagen verstreut auf dem Boden. Er schnappte sich seine Hose und versuchte, sie schnell anzuziehen. „Was soll das denn jetzt?“, fragte Jack, während er seine restlichen Habseligkeiten einsammelte. Seine Kontrahentin war aus dem Bett geklettert und hatte einen kleinen Gegenstand in die Hand genommen. Der Pirat zog eine Augenbraue nach oben, als er bemerkte, dass sie sich wohl heimlich angezogen haben musste. „Nimm ihn und verschwinde!“ Jack ließ sich nicht zweimal bitten, schlüpfte schnell in sein Hemd, legte die restlichen Gurte an und griff nach dem Kompass. Er verbeugte sich tief vor Tia Dalma. „Ich werde dein Geschenk wie meinen Augapfel hüten!“, versprach er. Sie folgte ihm bis zur Zwischentür. Als er am anderen Ende des Vorzimmers angekommen war, räusperte sie sich kurz. „Gib auf dich acht, der Kompass ist weniger wertvoll!“, sagte sie, als er sich kurz zu ihr umgedreht hatte. Jack ging rückwärts die Tür hinaus und vergas die Treppenstufen, die zu der Behausung hinaufgeführt hatten. Er fiel zwei Meter tief auf den Boden und sah Sterne tanzend zwischen den Palmenblättern. „Ich muss wirklich mehr auf mich aufpassen...“, murmelte er. FIN Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)